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Antimilitarismus in Bielefeld

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 28.11.2006


Es wurde nur wenig örtliches Material von der arg bruchstückhaften Sammlung des APO-Archivs ausgewertet. Zunächst ist vermutlich vor allem die DKP in der Friedensbewegung mit Hilfe verschiedener, nicht unbedingt immer eng, befreundeter Organisationen (vgl. 18.1.1969, 1.2.1970, 12.2.1970, 25.4.1970, 28.1.1972) aktiv, wobei für die Ziele auch akademische Unterstützer akquiriert werden können (vgl. Sept. 1971, 14.2.1972).

Zum Antikriegstag 1972 (AKT) predigt nicht nur der Bielefelder Studentenpfarrer am sowjetischen Gräberfeld in Stukenbrock, während die örtlichen Marxisten-Leninisten – vermutlich vom marxistisch-leninistischen Kampfbund Ostwestfalen (MLKB) - ihr Heil und ihren Seelenfrieden vermutlich nicht in pfäffischen Predigten, sondern in Prügeleien mit der Polizei zu suchen scheinen (vgl. 2.9.1972).

Später agitiert das KPD-Büro Bielefeld antimilitaristisch gegen die Werbung der Bundeswehr für die Bielefelder Binnengewässermarine (25.3.1974), und bedingt antimilitaristisch in der Solidarität mit Klaus Öllerer, der in Lüneburg wegen Wehrkraftzersetzung vor Gericht steht, aber entschieden gegen die Bekämpfung streikender Arbeiter durch die Bundeswehr (vgl. Apr. 1975). Die KPD/ML berichtet bescheiden von der britischen Armee aus Bielefeld (vgl. 15.6.1974).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

18.01.1969:  Laut 'apo press' München findet in Offenbach eine Sitzung des Zentralen Ausschusses der Kampagne für Demokratie und Abrüstung (KfDA) statt, "in deren Mittelpunkt die politische und organisatorische Vorbereitung der Ostermarschdemonstration 1969 stand. Größere Aktionen und Veranstaltungen sind u.a. geplant in Bielefeld ... Um Mitarbeit als unterstützende Organisation haben sich die SDAJ und der Sozialistische Bund beim ZA der Kampagne beworben".
=apo press Nr.3,München 28.1.1969,S.5

01.02.1970:  In Bielefeld will die DFU, laut DKP, ihr Ostwestfälisches Forum im Alten Gasthaus in der Detmolder Str.87 durchführen.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.5,Düsseldorf 29.1.1970

12.02.1970:  Die DKP gibt die Nr.7 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 5.2.1970, 19.2.1970). Berichtet wird u.a. über die DFU Bielefeld.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.7,Essen 12.2.1970

25.04.1970:  Die DKP gibt die Nr.17 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 18.4.1970, 2.5.1970). Veranstaltungen werden u.a. angekündigt von der DFU Bielefeld.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.17,Essen 25.4.1970

September 1970:  Vermutlich Ende August oder Anfang September wird, laut DKP, folgende Einladung für eine KSZE verfaßt und für diese um Unterschrift gebeten:"
In der internationalen öffentlichen Diskussion ist der Gedanke einer Konferenz über Fragen der Festigung der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ins Zentrum der Aufmerksamkeit getreten....Folgende Persönlichkeiten haben die Anregung unterschrieben. Die Angaben über Beruf und Funktion dienen lediglich der Information.
...
Prof. Dr. Andreas Dress - Professor für Mathematik an der Universität Bielefeld"
=Unsere Zeit Nr.38,Essen 19.9.1970,S.5

28.01.1972:  In NRW schreibt Christine Cesar von der Geschäftsführung der Kampagne für Demokratie und Abrüstung (KfDA) in einem Brief von zwei Seiten DIN A 4:" Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!

Sicherlich haben Sie bereits in den vergangenen Wochen den Aufruf zur 'Frühjahrskampagne 1972' für Abrüstung, Sicherheit und internationale Solidarität (vgl. Jan. 1972,d.Vf.) erhalten und ihn bereits unterzeichnet. Dieser Aufruf hat in über Städten der Bundesrepublik örtliche Initiativen hervorgerufen. So werden u.a. in NRW die Städte Essen, Bielefeld, Düsseldorf und Hamm kulturelle Auftaktveranstaltungen zur Frühjahrskampagne 1972 durchführen."
=Kampagne für Demokratie und Abrüstung-Geschäftsführung-Christine Cesar:Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!,Essen 28.1.1972

14.02.1972:  In NRW erscheint vermutlich Mitte Februar das folgende Flugblatt unterzeichnet von einer Reihe von Gruppen und Personen:"
AUFRUF ZUR 'FRÜHJAHRSKAMPAGNE 1972 FÜR ABRÜSTUNG, SICHERHEIT UND INTERNATIONALE SOLIDARITÄT'"
Unterschrieben ist dieser Aufruf hier ("Die Angabe der Funktionen dient nur zur Information") u.a. aus Bielefeld von Klaus Peter Henning, Student; Helmut Steinkamp, Rechtsanwalt und vom AStA der PH Bielefeld.
=KfDA-Büro NRW:Aufruf zur 'Frühjahrskampagne 1972 für Abrüstung, Sicherheit und internationale Solidarität',o.O. (Essen) o.J. (1972)

02.09.1972:  In München beteiligen sich, laut KPD/ML-ZK, 6 000 an einer Roten Antikriegstag (RAKT) bzw. Anti-Olympiadedemonstration (vgl. 1.9.1972).
Laut KPD/ML-ZB nahmen auch MLer aus Bielefeld teil.
=Rote Fahne Nr.18,Bochum 2.9.1972,Beilage

02.09.1972:  Zur Friedenskundgebung am sowjetischen Gräberfeld in Stukenbrock lag uns vom Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock lag uns ein Aufruf vor des ARBEITSKREIS BLUMEN FÜR STUKENBROCK, für den u.a. unterzeichnen Elfriede Haug, Angestellte, Bielefeld und Hans-Jochen Schwabedissen, Studentenpfarrer, Bielefeld.
=Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock:Aufruf zum Antikriegstag 1972,o.O. o.J. (1972)

25.03.1974:  In der Bielefelder Innenstadt verteilt die KPD, nach eigenen Angaben, vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt gegen die Patenschaft der Stadt für den "Zerstörer 5" der Bundeswehr, wobei sie sowohl durch normale als auch politische Polizei angegriffen wird.
=Rote Fahne Nr.14,Dortmund 3.4.1974

15.06.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.24 (vgl. 8.6.1974, 22.6.1974) heraus und berichtet über die Britische Armee in Bielefeld.
=Roter Morgen Nr.24,Dortmund 15.6.1974

20.10.1974:  In Bielefeld will der KJV der KPD eine Veranstaltung mit Klaus Öllerer gegen dessen Wehrkraftzersetzungsprozeß durchführen.
=Rote Fahne Nr.41,Dortmund 9.10.1974

April 1975:  Das KPD-Büro Bielefeld gibt vermutlich im Frühjahr 1975 das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, heraus:"
Mit der heutigen Militärshow und der Polizeishow am letzten Samstag versucht die SPD/FDP-Regierung ihre Unterdrückungsinstrumente bei der Bevölkerung anzubiedern. Mit Erbsensuppe und Blasmusik soll über die wirklichen Aufgaben der Bundeswehr hinweggetäuscht werden. Durch das folgende Beispiel wollen wir eine der Aufgaben der Bundeswehr verdeutlichen:

'RÖMERKASTELL' im Raum Treysa, durchgeführt von der 2.Jägerdivision. Lageschilderung: Bei Henschel in Kassel wurde wild gestreikt. 'Rote Banden' würden den Betrieb besetzen, nachdem weder Betriebsleitung noch Gewerkschaften (gemeint sind die Gewerkschaftsbonzen) die Arbeiter hätten beruhigen können. Vor dem Gießener 'Scharnhorstlager' (Munitionslager) würde die Polizei nicht mehr mit 'Demonstranten' fertig. Die Bundeswehr würde eingesetzt.

Zusammen mit den zahlreichen ähnlichen Manövern und Übungen im ganzen Bundesgebiet bewiest dies:

DIE BUNDESWEHR IST EIN UNTERNEHMERHEER ZUR UNTERDRÜCKUNG DER ARBEITERKLASSE UND DES GANZEN VOLKES. SIE IST EIN UNTERDRÜCKUNGSINSTRUMENT NACH INNEN!

Mancher Kollege wird sicher die Frage stellen: Brauchen wir die Bundeswehr nicht als Schutz vor dem Osten?

Dem halten wir entgegen:
Kann eine Armee, die immer die Interessen der Bourgeoisie vertreten hat, auf einmal die Interessen des Volkes und der Arbeiterklasse vertreten? Natürlich nicht! Der Bourgeoisie in der BRD geht es nicht um eine nationale Unabhängigkeit, sondern es kommt ihnen darauf an ihre Fabriken und ihre Profite zu sichern, egal wieviele Arbeiter ihr Leben an der Front verlieren. Eine nationale Unabhängigkeit, d.h. die Unabhängigkeit von den beiden Supermächten ist aber notwendig, denn nur mit ihr wird eines Tages die Befreiung vom Ausbeutersystem gelingen. Dies haben uns die Völker Vietnams und Kambodschas in den letzten Monaten gezeigt. Die Schmidt-Regierung gibt jedoch dem USA-Imperialismus freie Hand in der BRD. Genau der USA-Imperialismus ist es, der mit dem sowjetischen Sozialimperialismus (SU,d.Vf.) um neue Machtstellungen in der Welt kämpft. Und ausgerechnet jetzt, wo er in Indochina eine Faust auf den Kopf gekriegt hat, wird er seine Machtstellungen, besonders die in Europa, ausbauen. Das zeigt das Wettrüsten der Supermächte in der ganzen Welt. Mit dem Bekenntnis zum USA-Imperialismus bekennt sich die BRD-Regierung nicht nur zu einem der mächtigsten Unterdrücker der Welt, sondern wendet sich auch gegen die Völker der Dritten Welt in Afrika und Indochina, die sich gerade von ihm befreit haben.

KRIEG DEM IMPERIALISTISCHEN KRIEGE!

FÜR EIN UNABHÄNGIGES, VEREINIGTES, SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!"
=KPD-Büro Bielefeld:Mit der heutigen Militärshow...,Bielefeld o.J. (1975)

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