Duisburg: Der Tod von Günter Routhier - Daten bis Ende Sept. 1974

Juni 1974:
Bei Cassella Frankfurt gibt die KPD/ML ihren 'Roten Kessel' Nr. 6 (vgl. März 1974, 31.3.1976) heraus. Beigeheftet ist das zentrale Flugblatt der KPD/ML: "Das ist brutaler, barbarischer, heimtückischer Mord!" zum Tod von Günter Routhier in Duisburg.
Quellen: Der rote Kessel Nr. 6, Frankfurt Juni 1974; KPD/ML: Das ist brutaler, barbarischer, heimtückischer Mord!, Dortmund o. J. (1974)

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05.06.1974:
Im Arbeitsgericht (AG) Duisburg findet ein Prozeß des bei Mannesmann (MM) Huckingen entlassenen Hanfried Brenner (KPD/ML) statt. Bei einem Polizeieinsatz zur Räumung des Saales wird Günter Routhier zunächst lebensgefährlich verletzt und in der Folge in die Uniklinik Essen gebracht (vgl. 12.6.1974).

Dazu erscheint auch eine Stellungnahme der Polizei (vgl. 25.7.1974).

Der KBW (vgl. 26.6.1974) berichtet auf der Titelseite seiner 'KVZ' in einem Artikel "Polizeimord an Günter Routhier." Darin beschuldigt er die Polizei, Routhier während einer Arbeitsgerichtsverhandlung in Duisburg (in dieser Verhandlung wurde der Einspruch von Hanfried Brenner, Mitglied der KPD/ML gegen seine Entlassung, verhandelt) "zusammengeschlagen und die Treppe des Gerichts hinuntergeworfen" zu haben.

Berichtet wird durch die KPD/ML (vgl. 15.6.1974) und in:
- Berlin durch den Landesverband der RH der KPD (vgl. 22.11.1974);
- NRW durch das KPD-RK gemeinsam mit der RH e.V. (vgl. 15.7.1976), in Bielefeld durch die KPD (vgl. 26.5.1975), in Bochum durch die Kommunistische Gruppe (KGB - vgl. Okt. 1975), in Bonn durch KPD, KJV, KOV, KSV und LgdI (vgl. 18.10.1974), durch den SpB (vgl. 22.10.1974), durch SpB, KSG und KBW-SyG (vgl. 23.10.1974) sowie durch das Komitee Schluß mit den Polizeiübergriffen (vgl. 16.9.1974), in Dortmund durch die Ortsleitung (OL) des KOV der KPD (vgl. 22.7.1974, 13.11.1974), die OL der KPD (vgl. 28.3.1975), durch das KJVD-RK NRW (vgl. 9.9.1976), durch den KJV der KPD an den Städtischen Kliniken (ÖTV-Bereich - vgl. 15.7.1974) sowie die Ortsgruppe (OG) der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 10.11.1974, 11.11.1974, 15.11.1974) und in Duisburg durch die OL der KPD und KSV (vgl. 24.10.1975) sowie den Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier (vgl. 25.7.1974).
- Schleswig-Holstein durch den KB / Gruppe Kiel (vgl. Aug. 1974).
Q: Metaller Nr. 4, Kiel Aug. 1974, S. 17; N.N. <KOV-OL Dortmund>: Neues Berufsverbot droht!, Dortmund o. J. (Juli 1974) S.2;Rote Hilfe Prozessinformation zum Bäcker-, Mahler- und Meinhof-Prozeß Nr. 4, Berlin o. J. (1974), S. 5;RH e.V.-OG Dortmund: Holger Meins - im Gefängnis ermordet!, Dortmund o. J. (Nov. 1974), S. 2;RH e.V.-OG Dortmund: Verhindert weitere Morde an politischen Gefangenen! Version A und B, Dortmund o. J. (Nov. 1974), S. 2;KOV-OL Dortmund: Holger Meins im Gefängnis ermordet!, Dortmund o. J. (13.11.1974), S. 1;Rote Fahne Nr. 25, Dortmund 19.6.1974;Roter Morgen Nr. 24, Dortmund 15.6.1974, S. 6;RHD-ZL: Rote Hilfe Schafft Rote Hilfe gegen den Justizterror!, Dortmund o. J. (Nov. 1976), S. 1;Rote Spritze Sonderdruck, Dortmund 15.7.1974, zitiert nach Komitee gegen politische Disziplinierung an den Städtischen Kliniken Dortmund: Dokumentation, Dortmund Juli 1974, S. 22;KJVD-RK NRW: Am 14.9. erneut Staatsschutzprozeß in Dortmund: Freispruch für Ruth Haase!, Dortmund 9.9.1976, S. 1;KPD-Büro Bielefeld: Wen schützt die Polizei?, Bielefeld o. J. (Mai 1975), S. 1;KPD-OL Dortmund: Die antifaschistischen Kämpfer sind unvergessen!, Dortmund o. J. (März 1975), S. 2;KPD-OL Duisburg, KSV: Freispruch für Prof. H. Domdey!, Duisburg o. J. (Okt. 1975), S. 1;KPD-RK-NRW, RH e.V.: Freispruch für Thomas Luczak!, Dortmund o. J. (15.7.1976), S. 2;Kommunistische Volkszeitung Nr. 13, Mannheim 26.6.1974, S. 1;Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o. J. (1974), S. 1ff;KPD, KSV, KOV, KJV, LgdI: Der Prozeß gegen die sieben Antifaschisten und Kommunisten darf nicht stattfinden!, Bonn o. J. (18.10.1974), S. 2;SpB-OG Bonn: Schluß mit der politischen Unterdrückung! Schluß mit dem Hirohito-Prozeß!, Bonn o. J. (22.10.1974), S. 1;SpB, KSG, KBW-SyG Bonn: Steckhan muß Farbe bekennen!, Bonn o. J. (23.10.1974), S. 2;Komitee Schluß mit den Polizeiübergriffen: Dokumentation Schluß mit den Polizeiübergriffen!, Bonn o. J. (Sept. 1974), S. 3;Bochumer Arbeiterzeitung Nr. 15, Bochum Okt. 1975, S. 12

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12.06.1974:
Der Duisburger 'Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier' (vgl. 5.6.1974, 13.6.1974) berichtet, daß Günter Routhier heute ins Krankenhaus eingeliefert wird. Laut der Polizei geschieht dies erst morgen.
Q: Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o.J. (1974), S. 1 und 3

13.06.1974:
Die Polizei Duisburg (vgl. 25.7.1974) berichtet von Günter Routhier (vgl. 12.6.1974, 14.6.1974):"
Am 13.6.1974, also nach acht Tagen, suchte Routhier das Krankenhaus auf. Ob er sich in dieser Zwischenzeit Verletzungen zugezogen hat, wird z.Z. von der Staatsanwaltschaft ermittelt." Laut anderen Quellen geschah dies bereits gestern.
Q: Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o.J. (1974), S. 1 und 3

14.06.1974:
Die Polizei Duisburg (vgl. 25.7.1974) berichtet von Günter Routhier (vgl. 13.6.1974, 18.6.1974):"
Routhier wurde am 14.6.1974 zur Essener Universitätsklinik verlegt".
Q: Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o. J. (1974), S. 1

17.06.1974:
Die KPD/ML berichtet aus Duisburg dass Günter Routhier, mit dem sich die ESG Bochum und die OGML Griechenland solidarisierten, in die KPD/ML aufgenommen worden sei.
Q: Roter Morgen Nr. 25, Dortmund 22.6.1974, S. 2

18.06.1974:
In der Uniklinik Essen stirbt, laut KB, "der 45jährige Genosse Günter Routhier, Sympathisant der KPD/ML, an den Folgen von Verletzungen, die er am 5. Juni während eines Polizeieinsatzes erlitten hatte, als er an einem Arbeitsgerichtsprozeß als Zuschauer teilnahm" (vgl. 24.6.1974).

Berichtet wird auch in:
- NRW in Bochum durch die Kommunistische Gruppe Bochum (KGB - vgl. Juli 1974), in Dortmund durch die Ortsleitung (OL) des KOV der KPD (vgl. 13.11.1974), durch die OG der RH e.V. der KPD (vgl. 10.11.1974, 11.11.1974, 15.11.1974, 8.3.1976, 24.1.1977) und durch die OL der KPD (vgl. 31.1.1975, 28.3.1975), in Duisburg durch die OL der KPD (vgl. 16.6.1975), das Komitee gegen die Routhier-Prozesse (vgl. 9.6.1975, 16.6.1975), die Polizei (vgl. 25.7.1974) und den der KPD nahestehenden Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier (vgl.

Wegen der Bezeichnung der Tötung Routhiers als Mord kommt es in der Folge zu einer Vielzahl von Prozessen, u.a. in:
- Berlin durch die KPD bei Daimler-Benz (vgl. 15.8.1974).
- NRW in Dortmund (vgl. 27.10.1976, 3.11.1976), in Duisburg gegen Hanfried Brenner (vgl. 19.9.1975, 28.10.1975), Horst Domdey (vgl. 29.10.1975), Pit Routhier (vgl. 20.6.1975) und Marion Sienkiewicz (vgl. 10.6.1975, 24.6.1975) sowie gegen Jens Scheer und G. Schneider (vgl. 31.1.1977) und in Münster gegen Christian Sigrist (vgl. 17.2.1976).
Q: Arbeiterkampf Nr. 46, Hamburg 2.7.1974, S. 26f; Bochumer Arbeiterzeitung Nr. 6 und 7, Bochum Juli 1974 bzw. Okt. 1974, S. 2 bzw. S. 11;Rote Fahne Nr. 25, Dortmund 19.6.1974;KPD/ML-OG Dortmund: Freiheit für den Genossen Peter Schulte!, Dortmund o. J. (Okt. 1976), S. 2;RHD-ZL: Rote Hilfe Schafft Rote Hilfe gegen den Justizterror!, Dortmund o. J. (Nov. 1976), S. 1;KOV-OL Dortmund: Holger Meins im Gefängnis ermordet!, Dortmund o. J. (13.11.1974), S. 1;KPD-OL Dortmund: Die antifaschistischen Kämpfer sind unvergessen!, Dortmund o. J. (März 1975), S. 2;KPD-OL Dortmund: Mordanschlag auf Rüsselsheimer Opel-Arbeiter und kommunistischen Betriebsrat der Vulkan-Werft-Bremen!, Dortmund o. J. (31.1.1975), S. 1;KPD-OL Duisburg, KSV: Freispruch für Prof. H. Domdey!, Duisburg o. J. (Okt. 1975), S. 1;KPD-RK NRW: Fünf Jahre Radikalenerlaß, Dortmund o. J. (Jan. 1977), S. 1f;Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Daimler Benz Westberlin Nr. 9, Berlin 15.8.1974, S. 1;Komitee gegen die Routhier-Prozesse: Vor einem Jahr wurde Günter Routhier von der Polizei ermordet! Version A und B, Duisburg o. J. (Juni 1975);RH e.V.-OG Dortmund: Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Rechtsanwälte!, Dortmund o. J. (Jan. 1977), S. 1;RH e.V.-OG Dortmund: Kämpft mit der Roten Hilfe gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes!, Dortmund o. J. (März 1976), S. 1;RH e.V.-OG Dortmund: Holger Meins - im Gefängnis ermordet!, Dortmund o. J. (Nov. 1974), S. 2;RH e.V.-OG Dortmund: Verhindert weitere Morde an politischen Gefangenen! Version A und B, Dortmund o. J. (Nov. 1974), S. 2;Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o. J. (1974), S. 1;Frankfurter Informationsdienst Nr. 113, Frankfurt **.*.1976, S. 8

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19.06.1974:
In Frankfurt führt der KSV der KPD, laut KPD/ML, eine Veranstaltung durch, in der er sich gegen die 'Ermordung' Günter Routhiers bzw. die Verfolgung der KPD/ML deswegen ausspricht.
Q: Roter Morgen Nr. 28, Dortmund 13.7.1974, S. 6

19.06.1974:
Die KPD/ML veröffentlicht in Dortmund die Pressemitteilung "Günter Routhier ist tot. Er starb an den folgen des brutalen Polizeieinsatzes am 5. Juni im Arbeitsgericht Duisburg" zum Tod von Günter Routhier (vgl. 18.6.1974).
Q: KPD/ML: Pressemitteilung Günter Routhier ist tot. Er starb an den folgen des brutalen Polizeieinsatzes am 5. Juni im Arbeitsgericht Duisburg, Dortmund 19.6.1974

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20.06.1974:
In der Mensa der Uni Kiel wird eine Sendung des Mensafunk (vgl. 24.6.1974) verbreitet mit dem Thema Günter Routhier.
Q: Mensafunk Sendemanuskript, O. O. (Kiel) 20.6.1974, S. 2

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21.06.1974:
In Marburg führt die Rote Hilfe, laut und mit KPD/ML, eine Veranstaltung durch, in der sie sich gegen die 'Ermordung' Günter Routhiers bzw. die Verfolgung der KPD/ML deswegen ausspricht.
Q: Roter Morgen Nr. 28, Dortmund 13.7.1974, S. 6

21.06.1974:
In Münster geben KJV, KOV und KSV das Flugblatt "Kampf der politischen Unterdrückung und dem Polizeiterror!" heraus, das berichtet von den zwei Entlassungen bei Armstrong, der Entlassung der kommunistischen Krankenschwester Ute an der Uni-Augenklinik, dem kommunistischen Oberschüler Elmar Beiers, über dessen landesweites Ausbildungsverbot heute verhandelt wird, vom Prozeß gegen Otto Wiese wegen Benutzung eines Megaphons am 1. Mai 1973 und vom Tod von Günter Routhier in Duisburg (vgl. 18.6.1974).

Aufgerufen wird zur Demonstration um 17 Uhr ab Marienplatz und zur Beerdigung von Günter Routhier in Duisburg (vgl. 24.6.1974).
Q: KJV, KOV, KSV: Kampf der politischen Unterdrückung und dem Polizeiterror!, Münster o. J. (21.6.1974)

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21.06.1974:
In Warendorf findet die Verhandlung über die einstweilige Verfügung statt, mit der Elmar Beiers seine Zulassung zum Unterricht und zur Reifeprüfung erwirken möchte. Dies wird abgelehnt.

Mobilisiert wurde vom KOV der KPD, der auch später berichtet (vgl. Juli 1974), mit einem Flugblatt seiner Regionalleitung NRW: "Der Fall Elmar Beiers vor Gericht", in dem auch von Günter Routhier berichtet wird.
Q: KOV-Regionalleitung NRW: Der Fall Elmar Beiers vor Gericht, Dortmund o. J. (1974); KOV-RL NRW: Elmar Beiers muss Schüler bleiben!, Dortmund o. J. (1974)

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22.06.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr. 25 (vgl. 15.6.1974, 26.6.1974) heraus unter der Kopfzeile "Günter Routhier muss gerächt werden!" mit einem Bild von ihm und dem Leitartikel "'Wenn ich sterbe, sagt ihnen die Wahrheit: Die Polizei hat mich erschlagen!".

Weitere Artikel sind:
- "Mordanschlag auch medizinisch einwandfrei erwiesen" zu Routhier;
- "Peter Routhier, der Sohn von Günter Routhier berichtet über den Polizeieinsatz";
- "Genossen sprechen mit Frau Routhier: 'sagt Genosse Routhier!'".

Von der ESG Bochum wird die Routhier-Resolution dokumentiert, aus Dortmund zeigt ein Bild die Parolen "Rache für G. Routhier" und "Nieder mit dem Polizeiterror".
Q: Roter Morgen Nr. 25, Dortmund 22.6.1974, S. 1f und 7

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24.06.1974:
In Duisburg beteiligen sich, laut und mit KPD, 3 000 am Trauermarsch für den von der Polizei 'ermordeten' Günter Routhier (vgl. 18.6.1974), u.a. auch von Borsig Berlin (IGM-Bereich). Die Polizei geht gegen die Trauernden vor. Es kommt zu Festnahmen, laut Komitee gegen die Routhier-Prozesse Duisburg (vgl. 9.6.1975), von insgesamt 185 Personen. Laut Spartacusbund (vgl. Aug. 1974) demonstrieren etwa 3 000, über 100 Flugblattverteiler werden festgenommen.

In ihrem Jubiläumsband "1968/69 bis 1978/79. Zehn Jahre KPD/ML" schreibt das ZK der KPD/ML im Rückblick auf die Ereignisse von 1974, vor allem über heute:"
Am 5. Juni findet in Duisburg ein Arbeitsgerichtsprozeß statt. Verhandelt wird die Klage des entlassenen Mannesmann-Arbeiters Hanfried Brenner, Mitglied der KPD/ML, gegen die Mannesmann-Hüttenwerke AG. Als der Genosse Hanfried die Rolle des Arbeitsgerichts entlarvt, stürzen sich Polizisten auf die Zuschauer und schlagen auf sie ein. Sie fallen auch über den Genossen Günter Routhier her, einen 45 Jahre alten Familienvater: Schläge prasseln, er stürzt zwischen die Stuhlreihen, sie reißen ihn hoch, wieder schlagen sie auf ihn ein. Sie stoßen ihn die Treppe hinunter. Der Kopf schlägt auf die Stufen, er verliert die Besinnung. Erneute Mißhandlungen im Polizeipräsidium: an den Füßen gepackt wird er eine Treppe hochgeschleift, wieder schlägt der Kopf auf die Stufen. Günter Routhier - der Bluter ist, was die Polizei wußte - überlebt diese Mißhandlungen nur wenige Tage. Seine letzten Worte: 'Wenn ich diese Verletzungen überlebe, dann will ich noch besser mit der Partei kämpfen. - Wenn ich sterbe, sagt ihnen die Wahrheit: Die Polizei hat mich erschlagen!'

Und die Partei sagt die Wahrheit. Doch die herrschende Klasse fürchtet die Wahrheit. Siebenmal wird in der Folge der 'Rote Morgen' beschlagnahmt. Am 24. Juni sammeln sich in Duisburg 5.000 Genossen und Freunde, um dem Genossen Günter Routhier die letzte Ehre zu erweisen, um ihn in einem Trauerzug schweigend zu Grabe zu tragen. Doch das Unfaßbare, das Unglaubliche geschieht. Der Haß der herrschenden Klasse, der Kapitalisten, auf diesen Kämpfer der Arbeiterklasse, auf seine Partei, die KPD/ML, macht selbst vor dem Tod des Genossen nicht halt. Was selbst die faschistischen Machthaber von Staaten wie Chile nicht wagen, hier geschieht es: die kapitalistischen Bürgerkriegstruppen knüppeln den Trauerzug zu Ehren des Toten zusammen:

Mit Rufen wie 'Ihr Schweine!' stürzen sich die Polizisten auf den Trauerzug und schlagen wie wild drauflos. Die Mutter, deren Sohn sie bereits erschlagen haben, muß bei seiner Beerdigung sogar noch um ihren Enkel bangen. Und sie versuchen nicht nur die Fahnen der Partei zu zerreißen, sondern sie reißen auch die Kränze zu Boden, trampeln mit wutverzerrten Gesichtern darauf herum und zerren an den Kranzschärpen. Einer von ihnen schwenkt eine rote Kranzschleife in der Luft, wie eine Trophäe.

Trotz Knüppeleinsatz und Abriegelung der Straßen rings um das Friedhofsgelände kann die Polizei nicht verhindern, daß Tausende auf den Friedhof gelangen, um dem Genossen Günter das letzte Geleit zum Grabe zu geben. Hier hält der Genosse Ernst Aust die Trauerrede, die mit den Worten endet: 'Günter Routhier, während wir nun die Fahnen senken, um von dir Abschied zu nehmen, schwören wir dir, unserem Genossen: Nie werden wir dich vergessen. Dein Tod wird nicht ungesühnt bleiben. Er war nicht umsonst. Tausende und aber Tausende neue Kämpfer werden auferstehen, um den Kampf fortzusetzen, in dem du gefallen bist. Den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, für Frieden und Freiheit, für ein glückliches Leben unseres Volkes in einem vereinten, unabhängigen, sozialistischen Deutschland.'

Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Als die Trauergäste den Friedhof verlassen, beginnt in ganz Duisburg, das die aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammengezogene Polizei in ein Heerlager verwandelt hat, eine Hexenjagd, eine Jagd auf alles 'was schwarz gekleidet' ist. Polizisten stürmen Lokale, in denen sie Teilnehmer am Trauerzug vermuten. Die Bevölkerung schützt die Genossen. Bis in die Nacht hinein fahren Panzerspähwagen, fahren Streifenwagen mit heulenden Sirenen durch die Stadt. Kontrollen an allen Ausfallstraßen, Festnahmen, Verhaftungen.

Die Partei wendet sich in einem Extrablatt des 'Roten Morgens', 'Ihr Terror macht vor dem Grab nicht halt!', an die Öffentlichkeit. Eine breite Welle der Solidarität setzt ein. Aber auch eine Welle von Entstellungen, Lügen und Verfolgungen seitens der Bourgeoisie, die mit allen Mitteln, mit über hundert Geldstrafen und Prozessen verhindern möchte, daß die Vorgänge um den Tod des Genossen Günter Routhier bekannt werden."

Berichtet wird auch durch den KJV (vgl. 26.6.1974), durch die Rote Hilfe e. V. (vgl. 19.11.1976) und in:
- NRW in Dortmund durch die OG der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 8.3.1976, 24.1.1977) und in Duisburg durch die Ortsleitung (OL) der KPD und den KSV (vgl. 24.10.1975) sowie durch den der KPD nahestehenden Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier (vgl. 25.7.1974).
- Schleswig-Holstein durch den KB / Gruppe Kiel (vgl. Aug. 1974).
Q: Metaller Nr. 4, Kiel Aug. 1974, .17; Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o. J. (1974), S. 4;Rote Fahne Nr. 26 und 5, Dortmund 26.6.1974 bzw. 5.2.1975, S. 1 und 3 bzw. S.2;KPD-OL Duisburg, KSV: Freispruch für Prof. H. Domdey!, Duisburg o. J. (Okt. 1975), S. 1;Kämpfende Jugend Nr. 12, Dortmund 26.6.1974, S. 3;Komitee gegen die Routhier-Prozesse: Vor einem Jahr wurde Günter Routhier von der Polizei ermordet! Version A und B, Duisburg o. J. (Juni 1975), S. 1;RH e.V.: Weg mit dem faschistischen Polizeigesetz!, Berlin o. J. (1976), S. 11;RH e.V.-OG Dortmund: Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Rechtsanwälte!, Dortmund o. J. (Jan. 1977), S. 1;RH e.V.-OG Dortmund: Kämpft mit der Roten Hilfe gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes!, Dortmund o. J. (März 1976), S. 1;Spartacus Nr. 7, Essen Aug. 1974, S. 1 und 10

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24.06.1974:
In Duisburg wird vermutlich in dieser Woche, laut und mit KPD, ein Untersuchungsausschuß zum Polizeimord an Günter Routhier gegründet (vgl. 25.7.1974).
Q: Rote Fahne Nr. 27, Dortmund 3.7.1974, S. 2

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24.06.1974:
In der Aachener Innenstadt führen KPD und KPD/ML, laut KPD, vermutlich in dieser Woche einen Infostand zum Polizeimord an Günter Routhier in Duisburg (vgl. 5.6.1974) durch, der von der Polizei angegriffen wird. Es kommt zu Festnahmen.
Q: Rote Fahne Nr. 27, Dortmund 3.7.1974, S. 2

25.06.1974:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW gibt seinen Rundbrief Nr. 42 (vgl. 10.6.1974, 3.7.1974) heraus mit dem Abschnitt "Tod von Günter Routhier".
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief Nr. 42, Mannheim 25.6.1974, S. 2

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26.06.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (vgl. 22.6.1974, 29.6.1974) vermutlich Mitte dieser Woche als Extrablatt "Die Polizei hat ihn erschlagen! Ihr Terror macht vor dem Grab nicht halt!" heraus unter der Kopfzeile "5000 am Grab des Genossen Günter Routhier!" am 24.6.1974 in Duisburg.

Dokumentiert wird die "Trauerrede am Grab gehalten von Ernst Aust, Vorsitzender der KPD/ML".
Q: Roter Morgen Extrablatt Die Polizei hat ihn erschlagen! Ihr Terror macht vor dem Grab nicht halt!, Dortmund Juni 1974

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26.06.1974:
In der Duisburger Innenstadt führt die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD eine Kundgebung gegen den 'Polizeimord' an Günter Routhier (vgl. 5.6.1974) durch.
Q: Rote Fahne Nr. 27, Dortmund 3.7.1974, S. 2

27.06.1974:
In der Mensa der Uni Kiel wird eine Sendung des Mensafunk (vgl. 24.6.1974, 8.7.1974) verbreitet mit dem Thema Beerdigung von Günter Routhier in Duisburg.
Q: Mensafunk Sendemanuskript, O. O. (Kiel) 27.6.1974, S. 7f

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29.06.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 26 (vgl. 26.6.1974, 6.7.1974) heraus mit der Traueranzeige für Günter Routhier und dem Leitartikel "Trauerzug zu Ehren des Genossen Routhier von Polizeiknüppeln zerschlagen!".

Weitere Artikel sind:
- "Rede des Genossen Ernst am Grabe des Genossen Günter Routhier" von Ernst Aust;
- "Der Mord an Genossen Günter soll vertuscht werden",
- "Tod dem Faschismus! Auszüge aus der Rede des 1. Vorsitzenden unserer Partei, des Genossen Ernst Aust" bei der Beerdigung von Günter Routhier;
- "Tausende gaben Genossen Routhier das letzte Geleit!";
- "Augenzeugen berichten" von Beerdigung Routhiers".

Über Routhier-Solidarität wird berichtet von PCE/ML und ihrem Jugendverband, FRAP Spanien, OSO Spanien, Organisation Griechischer ML (OGML); dem Iranischen Studentenverein (ISV) Iserlohn / Bochum / Dortmund und Münster; von der provisorischen Zentralen Leitung der Roten Hilfe (RH), vom Neuen Arbeitervelrag (NAV) Berlin, vom Rotfrontverlag Kiel, von der Gesellschaft zur Verbreitung des wissenschaftlichen Sozialismus (GEWISO) Hamburg, von 'Der Funke' Aachen, von der ESG Bochum, vom Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK) Bochum und Münster, von einer Versammlung gewerkschaftsoppositioneller Kollegen von AG Weser, Bremer Vulkan und VFW Fokker in Bremen, durch die LgdI Ortsgruppe Bochum, durch die Angeklagten im Grundgesetz-Prozeß in Kiel, vom Teach-In des KSB/ML an der PH Kiel am 21.6.1974, von der VV der FHS Sozialwesen Kiel und der VV der Uni Kiel, vom Plenum für freie politische Betätigung an der PH Berlin und dem Wahlfachaktiv Biologie an der PH Berlin, von Abteilung Philologie der RUB Bochum und vom AjLE Kiel.
Q: Roter Morgen Nr. 26, Dortmund 29.6.1974

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29.06.1974:
In Duisburg sind heute, laut Roter Hilfe (RH) e.V. Ortsgruppe (OG) Dortmund der KPD (vgl. 8.3.1976, 24.1.1977) im Rahmen der Routhier-Auseinandersetzungen der Rechtsanwalt Wolfgang "Schmid und ein Gerichtsreferendar während ihrer Berufsausübung vor dem Polizeipräsidium festgenommen und fünf Stunden festgehalten worden."

An anderer Stelle berichtet die selbe OG:"
Am 29.6.1974 wurden Rechtsanwalt Schmid und ein Gerichtsreferendar vor dem Polizeipräsidium in Duisburg ohne Grund festgenommen, als sie sich dort einfanden, um die Rechte von Mandanten wahrzunehmen, die nach der Auflösung einer Kundgebung durch die Polizei in den Polizeigewahrsam gebracht worden waren."

Dagegen geben die beiden Dortmunder Rechtsanwälte Schmid und Hugo Brentzel eine Presseerklärung heraus, wegen der es zu Prozessen (vgl. 17.3.1976, 28.1.1977) kommt.

Laut KJV der KPD (vgl. 10.7.1974) agitierten zunächst ca. 15 Genossen und riefen dann die Rechtsanwälte zu Hilfe.
Berichtet wird auch durch den KB / Gruppe Kiel (vgl. Aug. 1974).
Q: Kämpfende Jugend Nr. 13, Dortmund 10.7.1974, S. 3; Metaller Nr. 4, Kiel Aug. 1974, S. 17;RH e.V.-OG Dortmund: Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Rechtsanwälte!, Dortmund o. J. (Jan. 1977), S. 1;RH e.V.-OG Dortmund: Kämpft mit der Roten Hilfe gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes!, Dortmund o. J. (März 1976), S. 1

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Juli 1974:
Bei Borsig Berlin gibt die KPD/ML ihren 'Borsighammer' (vgl. Okt. 1973, 1.9.1977) vermutlich im Juli heraus mit dem Leitartikel "Verbreitet die Wahrheit! Die Polizei hat Günter Routhier ermordet!" mit den Abschnitten:
- "Die Ermordung von Günter ist kein Einzelfall!";
- "Nieder mit dem Polizeiterror!".
Q: Borsighammer Verbreitet die Wahrheit! Die Polizei hat Günter Routhier ermordet!, Berlin o. J. (1974), S. 1ff

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Juli 1974:
Vermutlich Anfang Juli gibt die regionale Leitung Nordrhein-Westfalen des KOV der KPD die Broschüre "Elmar Beiers muss Schüler bleiben!" heraus, in der von dessen Prozeß in Warendorf (vgl. 21.6.1974), aber auch vom Tode Günter Routhiers in Duisburg (vgl. 18.6.1974) und der Verfolgung derjenigen, die dies als Mord bezeichnen, bundesweit, aber auch aus Duisburg und Warendorf berichtet wird.
Q: KOV-RL NRW: Elmar Beiers muss Schüler bleiben!, Dortmund o. J. (1974), S. 11f

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Juli 1974:
Vermutlich im Sommer 1974 erscheint in Aachen die Nr. 3 von 'Der Funke' mit den Artikeln "Brutaler Polizeimord an G. Routhier", über die Ereignisse am 5. Juni 1974 in Duisburg und den Polizeieinsatz gegen G. Routhier und "Trauerzug von der Polizei in faschistischer Weise zusammengeschlagen", über den Trauerzug am 24.6.1974 in Duisburg.
Q: Der Funke Nr. 3, Aachen 1974, S. 2ff und 9

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01.07.1974:
Der Spartacusbund (SpB) gibt sein 'Spartacus' Nr. 6 (vgl. 1.6.1974, Aug. 1974) heraus mit dem Artikel "Arbeitermord in Duisburg: Klassensolidarität gegen Polizeiterror!" zu Günter Routhier.
Q: Spartacus Nr. 6, Essen 1.7.1974, S. 14

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03.07.1974:
In der Nr. 27 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 26.6.1974, 10.7.1974) berichtet die KPD, der KBW habe zu Günter Routhier nichts unternommen.
Q: Rote Fahne Nr. 27, Dortmund 3.7.1974, S. 2

03.07.1974:
Der AStA der Uni Kiel gibt sein 'AStA-Extra' (vgl. 26.6.1974, 4.7.1974) heraus mit dem Artikel "Polizeimord an Günter Routhier" aus der 'KVZ' mit der Resolution des KSB/ML, die am 2.7.1974 von der VV verabschiedet wurde.
Q: AStA-Extra Vollversammlung beschließt Aktionstage, Kiel 3.7.1974, S. 2

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04.07.1974:
Auch in einem Kieler Buchladen werden, laut KB / Gruppe Kiel (vgl. Aug. 1974), Veröffentlichungen über Günter Routhier beschlagnahmt.
Q: Metaller Nr. 4, Kiel Aug. 1974, S. 17

05.07.1974:
Bei Klöckner Bremen gibt die Zelle des KBW vermutlich Ende dieser Woche ihren 'Der Zunderbrecher' Nr. 7 (vgl. 5.6.1974, 29.7.1974) heraus mit dem Artikel "Polizeimord an Günter Routhier" aus der 'KVZ' vom 26.6.1974.
Q: Der Zunderbrecher Nr. 7, Bremen 1974, S. 3

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06.07.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 27 (vgl. 29.6.1974, 13.7.1974) heraus mit dem Leitartikel "Hetzlügen und Terror können die Wahrheit nicht unterdrücken: Es ist die Polizei, die mordet" zum Bericht der Tagesschau vom 24.6.1974 über die Beerdigung von Günter Routhier.

Weitere Artikel sind:
- "Roter Morgen beschlagnahmt!" wegen der Routhier-Berichte in Augsburg, Essen, München und Selb.

In einer Beilage sind Solidaritätsadressen zum Tod von Günter Routhier enthalten u.a. aus: Baden-Württemberg vom RMLK Mannheim-Neckarstadt.
Q: Roter Morgen Nr. 27, Dortmund 6.7.1974, S. 1f und Beilage

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07.07.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt ihren 'Der Querschläger' Nr. 4 (vgl. 27.5.1974, 4.8.1974) als Zeitung für die Kollegen der Kasernen heraus mit dem Artikel "Arbeiter von Polizei erschlagen" zu Günter Routhier in Duisburg.
Q: Der Querschläger Nr. 4, Hamburg 7.7.1974, S. 4f

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08.07.1974:
In der Mensa der Uni Kiel wird eine Sendung des Mensafunk (vgl. 27.6.1974) verbreitet mit dem Thema Razzien gegen Publikationen zu Günter Routhier.
Q: Mensafunk Sendemanuskript, O. O. (Kiel) 8.7.1974, S. 4

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08.07.1974:
In Aachen findet vermutlich in dieser Woche, laut KPD, ein Prozeß gegen Thomas Luczak von der Ortsleitung (OL) der KPD statt, weil er einen Mord an Günter Routhier in Duisburg (vgl. 5.6.1974) behauptet hatte. Dagegen bildet sich ein Solidaritätskomitee, vermutlich u.a. aus KPD und KPD/ML, welches vermutlich ebenfalls in dieser Woche eine Kundgebung in der Innenstadt mit rund 50 Personen durchführt (vgl. 15.7.1974).
Q: Rote Fahne Nr. 29, Dortmund 17.7.1974, S. 2

08.07.1974:
Die Ortsgruppe Münster der Liga gegen den Imperialismus (LgdI) der KPD gibt in dieser Woche das Flugblatt "Schluss mit dem Polizeiterror" zu Günter Routhier und dem Polizeiüberfall auf Flugblattverteiler und Zeitungsverkäufer am 6.7.1974 heraus.
Q: LgdI-OG Münster: Schluss mit dem Polizeiterror, Köln o. J. (1974)

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09.07.1974:
In Aachen gibt die Sozialistische Hochschulgruppe (SHG) Initiative der GIM ihre 'Was tun an der Hochschule' Nr. 3 (vgl. 27.5.1974) heraus mit dem Artikel "Innere Sicherheit - 'zum Wohle des Bürgers…'" mit einem Kasten "Der Fall Routhier".
Q: Was tun an der Hochschule Nr. 3, Aachen 9.7.1974, S. 7

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10.07.1974:
In der Nr. 28 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 3.7.1974, 17.7.1974) berichtet die KPD von der Pressezensur anläßlich der 'Polizeimorde', u.a. an Günter Routhier in Duisburg (vgl. 5.6.1974), sowie vom bundesweiten 'Polizeiterror' gegen alle, die dagegen protestieren.

Aus Duisburg wird berichtet vom 'Polizeiterror' gegen alle, die gegen den 'Polizeimord' an Günter Routhier protestieren. Geworben wird für die "Dokumentation zum Fall Günter Routhier".
Q: Rote Fahne Nr. 28, Dortmund 10.7.1974

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10.07.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 26.6.1974, 10.7.1974) Nr. 14 heraus, in der sich u.a. mit Günter Routhier befaßt.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 14, Mannheim 10.7.1974, S. 8

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12.07.1974:
Bei Mannesmann Duisburg-Huckingen gibt die KPD/ML ihren 'Röhrenkieker' (vgl. 31.5.1974, Okt. 1974) vermutlich Ende dieser Woche heraus mit dem Leitartikel "Genosse Günter, wir werden Dich rächen - den Staat Deiner Mörder für immer zerbrechen!", ein "Dokumentarischer Bericht über die Ermordung von Günter Routhier" mit den Abschnitten:
- "'Wenn ich sterbe, sagt dem Volk die Wahrheit: Die Polizei hat mich erschlagen!'";
- "Peter Routhier, der Sohn von Günter Routhier berichtet über den Polizeieinsatz:";
- "Genossen sprechen mit Frau Routhier: 'sagt GENOSSE Routhier!'";
- "Günter berichtet seiner Frau als er aus dem Polizeipräsidium entlassen ist:";
- "Mordanschlag - auch medizinisch einwandfrei erwiesen";
- "Günter Routhier ist tot, Polizei und Staatsanwaltschaft versucht seine Ermordung zu vertuschen";
- "Der Terror des Ausbeuterstaates und seiner Bürgerkriegstruppen macht selbst vor dem Grab nicht halt!" zur Beerdigung am 24.6.1974;
- "Auszug der Gradrede des 1. Vorsitzenden der KPD/ML, dem Genossen Ernst Aust"; sowie
- "Vermächtnis unseres Genossen Günter Routhier".

Weitere Artikel sind:
- "Die D'K'P-Revisionisten stehen auf der Seite der Mörder!" zur DKP;
- "Polizeiterror und Unterdrückung kann den Kampf der KPD/ML nicht aufhalten!" zum fehlgeschlagenen Polizeieinsatz wegen der Verteilung von Flugblättern zu Günter Routhier vor den Toren 1 und 2 bei Mannesmann Huckingen und dem Tor der ATH in Schwelgern am 9.7.1974;
- "Polizeimord in England" zu Kevin Gately, der in London am 15.6.1974 starb; sowie
- "Aufruf zur Demonstration. Kampf dem reaktionären Ausländergesetz! Zentrale Demonstration in Köln" am 13.7.1974.
Q: Der Röhrenkieker Genosse Günter, wir werden Dich rächen - den Staat Deiner Mörder für immer zerbrechen!, Duisburg Juli 1974

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13.07.1974:
Laut KPD beteiligen sich in Köln ca. 2 000 an der bundesweiten Türkeidemonstration der ATÖF. Die Polizei greift Transparente zum 'Polizeimord' an Günter Routhier in Duisburg (vgl. 5.6.1974) an.

Laut KBW (vgl. 24.7.1974) nehmen ca. 2 500 Menschen an einer durch eine Aktionseinheit von ATÖF (türkischer Studentenverband), KPD und anderen initiierten zentralen Demonstration gegen die Ausländerverfolgung teil. Zu dieser Demonstration in Köln hatte der KBW nicht aufgerufen, "weil er es für falsch hält, das Kampfmittel der zentralen Demonstration routinemäßig und beliebig einzusetzen und es dadurch zu zerschleißen". In Köln selbst beteiligte sich jedoch die OG des KBW mit einem Block von ca.300 Teilnehmern an der Demonstration.

Laut KPD/ML kommt es in Köln Mitte Juli zu einer Protestdemonstration von 4 000 deutschen und ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern gegen die Tötung des türkischen, evtl. auch kurdischen, Antifaschisten Neset Danis in Norderstedt bei Hamburg und dem KPD/ML-Genossen Günter Routhier in Duisburg sowie die Verhaftung von türkischen und spanischen Patrioten, die seit Wochen im Gefängnis sitzen und mit der Abschiebung in ihre vom Faschismus beherrschten Länder bedroht werden.

Aufgerufen wurde von der KPD/ML auch bei Mannesmann Huckingen.
Q: Der Röhrenkieker Genosse Günter, wir werden Dich rächen - den Staat Deiner Mörder für immer zerbrechen!, Duisburg Juli 1974, S. 10; KBW-ZK-StA: Rundbrief Nr. 43, Mannheim 3.7.1974, S. 1f;ZK der KPD/ML (Hg.): 1968/69 bis 1978/79. Zehn Jahre KPD/ML. 10 Jahre Kampf für ein vereintes, unabhängiges, sozialistisches Deutschland, Dortmund 1979, S. 153;Kommunistische Volkszeitung Nr. 15, Mannheim 24.7.1974, S. 11;Rote Fahne Nr. 29, Dortmund 17.7.1974, S. 1 und 7

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13.07.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 28 (vgl. 6.7.1974, 20.7.1974) heraus mit dem Leitartikel "Weil der Rote Morgen die Wahrheit schrieb: Beschlagnahmt!" zu Günter Routhier.

Weitere Artikel sind:
- "Polizeiterror soll Mord vertuschen: Angst vor der Empörung der Massen" zu Routhier, worin es auch heißt: "In Bielefeld wird ein Genosse der Liga gegen den Imperialismus so schwer geschlagen, daß ihm ein Trommelfell platzt. Anschließend wird ihm mitgeteilt, er sei irrtümlich festgenommen worden."

Aus Baden-Württemberg wird berichtet aus Heidenheim über die DKP bzw. die Routhiersolidarität in "Revisionisten fordern verschärfte politische Unterdrückung".

Solidarisch mit der KPD/ML und gegen den 'Mord' an Günter Routhier erklärten sich aus:
- Baden-Württemberg die neugegründete Rote Hilfe Böblingen/Sindelfingen, die eigene OG Freiburg und die DSFG Freiburg.
- Hessen der KSV in Frankfurt (vgl. 19.6.1974) und die Rote Hilfe in Marburg (vgl. 21.6.1974).
- Schleswig-Holstein sieben Soldaten der 2. Kompanie des Heimatschutzkommandos Putlos bei Oldenburg/Ostholstein
Q: Roter Morgen Nr. 28, Dortmund 13.7.1974, S. 1, 4, 6 und 8

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15.07.1974:
Die Zelle des KJV der KPD an den Städtischen Kliniken Dortmund gibt einen Sonderdruck ihrer 'Roten Spritze' heraus, in dem sie berichtet von einem Flugblatt (vgl. 9.7.1974) der dortigen ÖTV-Jugendgruppe (vgl. 17.6.1974, 10.7.1974) und den auf der heutigen Jugendgruppensitzung deswegen geplanten Ausschlüssen:"
Letztlich wird man den Kollegen vorwerfen, sie seien Kommunisten. Doch wäre dies ein Verbrechen? Auch wenn einige von ihnen vielleicht Kommunisten sind, was haben sie Schlimmes getan? Haben sie sich dafür eingesetzt, daß die Kollegen weniger Geld bekommen? NEIN! Sie haben in der letzten Tarifrunde für 185 DM mehr gekämpft. Daß die Kollegen letzlich weniger bekommen haben, war die Schuld der Gewerkschaftsführung. Haben sich diese Kollegen etwa dafür eingesetzt, daß andere aus der Jugendgruppe oder aus der Gewerkschaft ausgeschlossen werden? NEIN! Sie kämpfen gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüssse (UVB, d. Vf.), die die Kreisverwaltung durchsetzen will. Haben diese Kollegen etwa versucht, die Kollegen zu spalten? NEIN! Sie haben versucht Kollegen im Kampf gegen zu hohe Preise zusammenzuschließen und nicht eine Aktion zu boykottieren und Verwirrung anzurichten.

HABEN DIESE LEUTE ETWA EINEN ARBEITER ERMORDET?

NEIN! Das hat die SPD-Polizei in Duisburg getan (Günter Routhier (vgl. 5.6.1974, d. Vf.)), und die SPD versucht es jetzt zu vertuschen, und Herr Kluncker hat sicher nichts dagegen, vielmehr hat die Gewerkschaftsführung in dieser Sache keine Finger krumm gemacht.

Die Kollegen haben nichts anderes getan, als gegen die Ausbeutung zu kämpfen, gegen Lohnraub, Arbeitshetze und Unterdrückung und haben versucht, das Programm der Jugendgruppe und seine Forderungen in die Praxis umzusetzen. Die Kollegen haben nichts anderes getan, als zu sagen, daß sich unsere Situation letztlich erst verbessern wird, wenn wir gemeinsam gegen dieses System kämpfen, für eine bessere Gesellschaft, für den Sozialismus. Doch dies will die Gewerkschaftsführung nicht hören. Sie reden lieber auf Jugendgruppensitzungen fortschrittlich daher, um dann in den Gremien gegen die Kollegen zu hetzen.

ABER WIR KÖNNEN SICHER SEIN, DASS SIE VON DEN KOLLEGEN NOCH EINE LEKTION ERTEILT BEKOMMEN!

KOMMT ZUR ÖTV-JUGENDGRUPPE
MONTAGS 17 UHR JUGENDRAUM 9. STOCK
KANTINE IM STADTHAUS"
Q: Rote Spritze Sonderdruck, Dortmund 15.7.1974, zitiert nach Komitee gegen politische Disziplinierung an den Städtischen Kliniken Dortmund: Dokumentation, Dortmund Juli 1974, S. 22

15.07.1974:
In Aachen wird, laut KPD, vermutlich in dieser Woche eine Kundgebung gegen die Günter Routhier Prozesse (vgl. 8.7.1974) von der Polizei überfallen.
Q: Rote Fahne Nr. 30, Dortmund 24.7.1974, S. 2

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16.07.1974:
Bei DTW Berlin gibt die KPD die Nr. 20 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 22.5.1974, 14.8.1974) heraus. Eingegangen wird u.a. auf den 'Mord' an Günter Routhier.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe DeTeWe Nr.20, o.O. (Berlin) 16.7.1974, S. 6f

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20.07.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 29 (vgl. 13.7.1974, 27.7.1974) heraus mit den Artikeln:
- "Tausende demonstrierten in Köln: Kampf den reaktionären Ausländergesetzen!" zum 13.7.1974 mit Bildern von Neset Danis und Günter Routhier;
- "Tribunal zum Mord an Genossen Günter: Wir klagen an!" zu Günter Routhier;
- "Ein alter albanischer Genosse sagte: 'Genosse Günter ist ein Held.'" zu Günter Routhier.

Ihre Solidarität wegen Günter Routhier erklärten aus:
- Baden-Württemberg die GDCF Karlsruhe
- Hessen das revolutionäre Komitee Soldatenfaust (Wetzlar).
Q: Roter Morgen Nr. 29, Dortmund 20.7.1974, S. 1 und 7f

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22.07.1974:
Vermutlich die Ortsleitung (OL) Dortmund des KOV der KPD gibt in dieser Woche ein Flugblatt heraus, in dem unter der Überschrift "Neues Berufsverbot droht!" zunächst berichtet wird von Helga Hirsch am Kantgymnasium in Wickede (vgl. 15.7.1974) und gefragt wird:"
WARUM WOLLEN DIE SCHÜLER BEI LEHRERN WIE FRAU HIRSCH LERNEN?

Warum sprechen Lehrer, die sagen: Sehen sie, wie brutal Geßler ist, läßt einen Vater einen Apfel vom Kopf eines Kindes schießen, nicht von der Brutalität heute: Arbeitermord in Dortmund an dem 17jährigen Dobhardt (vgl. 21.8.1973, d. Vf.), Arbeitermord in Duisburg an dem kranken Routhier (vgl. 5.6.1974, d. Vf.), Arbeitermord am Wochenende in Mannheim (vgl. 17.7.1974, d. Vf.). Die wievielten? Wer zählt das noch?

So ist die Schule! Abstrakt, oder wenn es 1 000 Jahre her ist, kann man den Schülern Freiheitskämpfe, Demokratie, Widerstand gegen Unterdrückung zumuten. Aber was um uns rum passiert, gehört nicht zum Unterricht."
Q: N.N. [KOV-OL Dortmund]: Neues Berufsverbot droht!, Dortmund o. J. (Juli 1974)

22.07.1974:
In Duisburg besuchen, laut KPD, vermutlich in dieser Woche 200 eine Günter Routhier Veranstaltung von Rote Hilfe (RH) e.V. und KPD.
Q: Rote Fahne Nr. 31, Dortmund 31.7.1974, S. 2

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24.07.1974:
In der Nr. 30 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 17.7.1974, 31.7.1974) berichtet die KPD aus München von der Zensur wegen dem 'Polizeimord' an Günter Routhier.
Q: Rote Fahne Nr. 30, Dortmund 24.7.1974, S. 2

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24.07.1974:
In Duisburg wollen, laut KPD, vermutlich u.a. KPD und KPD/ML ein Polizeiterrortribunal anläßlich des 'Polizeimordes' an Günter Routhier (vgl. 5.6.1974) durchführen. Die DKP lehne die Solidarität ab.
Q: Rote Fahne Nr. 29, Dortmund 17.7.1974, S. 2

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25.07.1974:
Zur heutigen 'Rheinischen Post' (RP - die als Teil-Faksimile nachgedruckt wird) lag uns der folgende Text ohne presserechtlich Verantwortlichen mit vier Seiten DIN A 4 vor, der vermutlich aus dem Umfeld der KPD stammt:"
GEGENERKLÄRUNG

des Untersuchungsausschusses zum Mord an Günter Routhier zur Presseerklärung der Duisburger Polizei

Diese am Donnerstag, den 25.Juli 1974 in der 'Rheinischen Post' abgedruckte Presseerklärung der Duisburger Polizei darf so, wie sie hier vorliegt, nicht unwidersprochen bleiben:
'DIE ERMITTLUNGEN GEHEN WEITER
POLIZEI NIMMT ZUM FALL ROUTHIER STELLUNG

Zum Tode von Günter Routhier bittet die Polizei um die Veröffentlichung folgender Darstellung:
Die Agitation der KPD/ML (Kommunistische Partei Deutschland Marxisten-Leninisten) gegen den Staat und insbesondere gegen die Duisburger Polizei hat derartige Formen angenommen, daß man nur noch von einer teuflischen Volksvertretung sprechen kann. Im Interesse einer objektiven Meinungsbildung hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, die Tatsachen und Hintergründe des Todes des Günter Routhier zu erfahren.

Die KPD/ML hat sich die Zerstörung unseres Staates zum Ziele gesetzt. Im Rahmen dieser staats- und gesellschaftsfeindlichen Zielsetzungen will sie u.a. auch die Justiz lahmlegen. Am 5.6.1974 fand vor dem Arbeitsgericht Duisburg eine Verhandlung gegen ein Mitglied der KPD/ML statt. Schon Tage vorher hatten Angehörige der KPD/ML durch intensive Flugblattverteilung angekündigt, daß sie die Gerichtsverhandlung 'umfunktionieren' wollten.

Als das Gericht wegen massiver Störungen der anwesenden KPD/ML nicht mehr in der Lage war, die Urteilsbegründung zu verkünden und sich zurückzog, sangen die Angehörigen der KPD/ML mit erhobenen Fäusten die 'Internationale', öffneten die Fenster des Gerichtssaales und führten aus dem Gerichtsraum heraus eine Protest-Kundgebung durch. Über Lautverstärker beschimpften sie die Bundesrepublik Deutschland in übelster Weise und agitierten in ketzerischer Form gegen das Urteil und die 'Klassenjustiz'.

In dieser Situation waren die zum Schutze des Gerichts anwesenden Polizeibeamten nach dem Legalitätsprinzip verpflichtet, gegen die Störer zur Unterbindung weiterer strafbarer Handlungen und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung einzuschreiten.

Bei dem Einschreiten entwickelten sich erhebliche Widerstandshandlungen, wobei die Polizei weder Schußwaffen noch Schlagstöcke eingesetzt, sondern lediglich körperliche Gewalt angewendet hat. Insgesamt mußten sieben festgenommene Personen dem Polizeipräsidium zugeführt werden. Unter ihnen Routhier.

Nach dem Hinweis aus den Reihen der KPD/ML, Routhier sei 'Bluter' hat die Polizei Routhier sofort ärztlich untersuchen lassen. Bei ihm wurden keine auf Gewalteinwirkung zurückführende Verletzungen festgestellt, er klagte lediglich über Schmerzen im Schultergelenk. Noch am gleichen Nachmittag wurde Routhier aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Seinen Heimweg trat er ohne fremde Hilfe an.

Am 13.6.1974, also nach acht Tagen, suchte Routhier das Krankenhaus auf. Ob er sich in dieser Zwischenzeit Verletzungen zugezogen hat, wird z.Z. von der Staatsanwaltschaft ermittelt. Routhier wurde am 14.6.1974 zur Essener Universitätsklinik verlegt, wo er am 18.6.1974 verstarb. Die angeordnete gerichtsmedizinische Obduktion durch das Institut in Essen wird noch um eine feingewebliche Untersuchung erweitert. Das gesamte Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung steht z.Zt. noch aus.

Es gehört zur Natur des Rechtsstaates, daß in einem solchen Falle seitens der Staatsanwaltschaft ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet wird. Und ebenso selbstverständlich ist es, daß gegen alle Personen, die in irgendeiner Form mit Routhier zu tun gehabt haben, ermittelt wird, einschließlich der Polizeibeamten.

Während z.Z. die KPD/ML versucht, in Flugschriften, Pamphleten und Demonstrationn durch unwahre und die Polizei diskriminierende Behauptungen ihren Genossen Routhier zum 'Märtyrer' aufzubauen, ist die an die rechtsstaatlichen Prinzipien gebundene Polizei aus Gründen der objektiven Durchführung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gehalten, in der Öffentlichkeit Zurückhaltung zu üben und das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten.'

Zunächst ist bemerkenswert, daß außer der 'Rheinischen Post' offensichtlich keine andere Zeitung im Duisburger Raum bereit war, diese Erklärung abzudrucken. Aber auch die RP weist den Artikel 'Die Ermittlungen gehen weiter' ausdücklich als Darstellung der Polizei aus. Das scheint uns nicht ganz zufällig: Wir glauben nämlich, daß den verantwortlichen Redakteuren - trotz ihrer bisherigen Einseitigkeit der Berichterstattung oder gar des Unterdrückens von Informationen in diesem Fall - der Zynismus der Polizeierklärung auffiel und daß sie deshalb auf einen Abdruck verzichteten.

Die Polizei 'begründet' ihr Vorgehen im Fall Günter Routhier mit der angeblichen Verfassungsfeindlichkeit der KPD/ML.

Abgesehen davon, daß es nicht die Aufgabe eines Beamten der Polizei ist, eine Partei als verfassungsfeindlich darzustellen, weil dafür immerhin das Bundesverfassungsgericht (BVG, d. Vf.) zuständig ist, hat kein Polizeibeamter das Recht, einen Menschen, der seinen Protest gegen ein Gerichtsurteil offenbekundet, totzuschlagen.

Wichtig ist noch darauf hinzuweisen, daß die KPD/ML nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtes Köln AZ 4 L 505/69) ausdrücklich als eine nach dem Grundgesetz (GG, d. Vf.) Artikel 21 privilegierte politische Partei bezeichnet wurde.

Im Grundgesetz steht:
'Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit' (Art. 2, Abs. 2)

Wenn man die Presseerklärung der Polizei als den Ausdruck der Richtlinien der polizeilichen Tätigkeit nimmt und es in Zukunft jedem EINZELNEN POLIZEIBEAMTEN überlassen bleibt, Organisationen oder Parteien das verfassungsfeindlich darzustellen und deren Mitglieder bei freier Meinungsäußerung (nach Artikel 5 des Grundgesetzes das Recht eines JEDEN Bürgers) einfach totschlagen kann, dann wäre dieses Grundgesetz nicht mehr als ein Fetzen Papier ohne Wert. Das bisherige Vorgehen der Polizei im Falle Routhier hat bewiesen, daß die Polizei offensichtlich ihre eigenen Maximen setzt und letztlich bestimmt, was in der BRD Recht ist und was nicht. Wer fühlt sich da nicht an vergangene Zeiten erinnert!

Wir können jedenfalls nichts verfassungsfeindliches dabei finden, wenn Parteien und Organisationen das Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen und offen bekunden, was sie richtig und nicht richtig finden. Aber gerade an diesem Punkt scheint die Polizei bestimmt Auswahlkriterien zu haben: In letzter Zeit hat sich eine Gruppe Faschisten breitgemacht, 'Die abendländische Legion', gegen die die Polizei NICHTS unternimmt. Im Gegenteil, ein Stand dieser Faschisten wurde am Hamborner Altmarkt von der Polizei gegen empörte Bürger geschützt. Ja, in dieser Gruppe sind sogar Personen organisiert, die von unseren Steuergeldern im Morian-Stift ausgebildet werden. Liegt das auch an der Geistesverwandschaft mit der Duisburger Polizei?

Wir alle kennen die Rechtspraktiken der Nationalfaschisten unter Hitler und müssen deshalb immer bestrebt sein, schon die kleinsten Ansätze zum Faschismus entschieden zu bekämpfen.

Des weiteren schreibt die Polizei in ihrer Erklärung:
'Bei dem Einschreiten entwickelten sich erhebliche Widerstandshandlungen, wobei die Polizei weder Schußwaffen noch Schlagstöcke einsetzte, sondern lediglich körperliche Gewalt angewendet hat.'

Allerdings wandte die Polizei 'NUR KÖRPERLICHE GEWALT' an, nur in Form von Karate. Was es heißt, sich mit einem Karatekämpfer auseinandersetzen zu müssen, braucht ja wohl kaum erklärt zu werden. Zwar ist es richtig, daß die Polizei nur körperliche Gewalt angewandt hat, aber immerhin hat diese 'körperliche Gewalt' ausgereicht, Günter Routhier totzuschlagen. Die Tatsache, daß Günter Routhier und auch sein Sohn immer wieder schrien, daß er Bluter sei, wurde von der Polizei gar nicht zur Kenntnis genommen, vielmehr waren die Antworten:

'Wer Bluter ist, bestimmen wir!'
'Märchenstunde ist morgen!'

Die im Polizeipräsidium vorgenommene ärztliche Untersuchung wurde unter Nichtbeachtung des Blutergusses sehr lasch durchgeführt, Günter Routhier in die Ausnüchterungszelle gesperrt und schließlich einfach ohne Hilfe nach hause geschickt.

Wenn die Duisburger Polizei heute unterschwellig in ihrer Presseerklärung zu verstehen gibt, daß Routhier UNTER UMSTÄNDEN nicht von ihr, sondern in der Zeit zwischen der Entlassung aus dem Polizeigewahrsam und seiner Einlieferung ins Krankenhaus am 12.6.1974 (und nicht, wie die Polizei meint am 14.6.) verletzt worden sei, so wendet sie hier eine Methode an, die man in diversen Strafprozessen als die Methode des 'großen Unbekannten' bezeichnet. Allerdings führt diese Methode in den meisten Fällen nicht zum Ziel. Es steht offenkundig fest, daß Günter Routhier von Polizeibeamten mit Karateschlägen lebensgefährlich verletzt worden ist. In dem Moment, wo Routhier ausrief, daß er Bluter sei, mußte die Polizei wissen, daß sie, schlägt sie weiter, das Opfer tötet. VON DIESEM MOMENT AN HANDELTEN DIE POLIZEIBEAMTEN VORSÄTZLICH.

Diese Tatsache erhärtet sich noch dadurch, daß Routhier die Treppe heruntergeworfen wurde, mit dem Kopf gegen die Wand schlug usw.

Jeder einigermaßen objektiv denkende Mensch wird daran erkennen, daß der Tatbestand 'Mord' keine Fiktion, sondern Tatsache ist. Die Polizei sollte also keine Klimmzüge nach dem 'großen Unbekannten' machen, sondern den Mörder in ihren eigenen Reihen suchen. Oder hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus?

Wenn die Polizei in ihrer Presseerklärung weiter feststellt, daß die KPD/ML Günter Routhier zum 'Märtyrer' aufbauen würde, so spielt das in diesem Zusammenhang keine Rolle, weil auch das kein Grund ist, Menschen totzuschlagen.

Weiterhin steht in dem Artikel, daß die Polizei 'aus Gründen der objektiven Durchführung der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gehalten (ist), in der Öffentlichkeit Zurückhaltung zu üben und das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten.'

In Kenntnis der tatsächlichen Hintergründe des Mordes und der Aktionen seitens der Polizei hinterher kann man doch nur annehmen, daß das Urteil der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bereits vorweg genommen wird.

Oder ist es 'objektiv', wenn z.B. bei der Obduktion der Leiche von Routhier zwar Beamte der politischen Polizei ((K14, d. Vf.) u.a. Herr Viefer) anwesend waren, die an dem Einsatz im Gerichtssaal beteiligt waren, aber medizinisch kompetente Personen, wie die Ärztin von G. Routhier und die Medizin-Studenten des Klinikums, nicht zugelassen wurden?

Begründung: Bei der Hausärztin läge EIN INTERESSE vor.

Ist es 'objektiv', wenn die Öffentlichkeit über die Hintergründe der Tötung von G. Routhier nichts erfahren soll? Es häufen sich immer mehr die Meldungen, daß jegliche Aufklärung in der Öffentlichkeit verboten wird.

Ist es 'objektiv', wenn in allen Städten in NRW, wo Informationsstände und Flugblätter (und nicht nur von der KPD/ML) eingesetzt werden, diese beschlagnahmt oder von vornherein verboten, Flugblattverteiler festgenommen werden usw.?

Wenn sich die Polizei auf die 'rechtsstaatlichen Prinzipien' beruft, so hat sie diese durch die Tötung von G. Routhier, durch das Verbot der Trauerfeier (vgl. 24.6.1974, d. Vf.) und durch das Verbot aller Aufklärungsaktionen verlassen. Ebenso, wie sie sich die Funktion eines Bundesverfassungsgerichtes anmaßt, so maßt sie sich auch die Funktion einer Zensurbehörde an, obwohl das nach dem Grundgesetz Art. 5 verboten ist.

In diesem Zusammenhang möchten wir allerdings unsere Bestürzung bekunden, wenn man die Haltung der Presse sieht. Sie, die sich selbst als frei bezeichnet, hat sich widerspruchslos der vom Landesinnenminister verhängten Nachrichtensperre gebeugt und unbesehen Darstellungen abgedruckt, die von den Staatsorganen über Aktivitäten linker Gruppen herausgegeben werden.

Wir, der Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier, wenden uns an alle demokratisch gesinnten Menschen, sich gegen diese Maßnahmen der Polizei auszusprechen.

Wir appellieren an demokratisch gesinnte Journalisten, die Nachrichtensperre zu durchbrechen.

Wir wenden uns an demokratische Juristen mit uns dafür zu sorgen, daß die Mörder von G. Routhier bestraft werden.

Wir wenden uns an die Gewerkschafter, gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit aufzutreten.

Wir rufen die Geistlichen auf, in der Tradition des Widerstandes von Christen gegen Unrecht jeder Art, gegen solche Methoden aufzutreten.

Wir, der Untersuchungsausschuß, das möchten wir hiermit klar feststellen, sind weder von der KPD/ML beauftragt, noch sympathisieren wir mit ihr. Wir meinen aber, daß dies vollkommen unerheblich ist. Jeder Demokrat in diesem Staat muß sich gegen Methoden wenden, die einen Abbau der demokratischen Rechte beinhalten."
Q: Untersuchungsausschuß zum Mord an Günter Routhier: Gegenerklärung zur Presseerklärung der Duisburger Polizei, O. O. (Duisburg) o. J. (1974)

27.07.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 30 (vgl. 20.7.1974, 3.8.1974) heraus. Von Rotraud Routhier kommt ein Leserbrief. Aus Mülheim wird berichtet in "Arbeitsgerichtsprozess gegen Mannesmann - Kampf den Mördern von Genossen Günter" über eine Entlassung wegen der Solidarität mit Routhier. Aus unbekanntem Ort kommt der Bericht "Siemens-Arbeiterinnen empört über Mord an Genossen Günter Routhier", aus dem IGM OJA Recklinghausen wird berichtet in "IGM: D'K'P und SDAJ verhindern Protestresolution zum Mord an Genossen Günter Routhier", vom ÖTV-Arbeitskreis junge Gewerkschafter Neuß kommt eine Solidaritätsadresse mit Routhier.

In "Parteibroschüren beschlagnahmt" wird unter Bezugnahme auf Routhier berichtet aus München im letzten Herbst, wo ein Stand gegen die Verschleppung von Werner Lukas von der Polizei überfallen wurde. In "Autowerkzeug las 'Waffen'" wird berichtet aus Duisburg von der Beerdigung Routhiers.
Q: Roter Morgen Nr. 30, Dortmund 27.7.1974, S. 2f und 7

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29.07.1974:
Vermutlich Ende Juli erscheint die 'Befreiung' - anarchistische Zeitung (vgl. 31.5.1974, Sept. 1974) Nr. 6 mit den Artikel "Mannesmann-Arbeiter von Polizei erschlagen!" zu Günter Routhier, von Rote Hilfe / Schwarzkreuz Köln.
Q: Befreiung Nr. 6, Köln 1974, S. 5

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01.08.1974:
Die Berliner Betriebszelle Siemens-Gartenfeld der KPD/ML gibt die Nr. 8 ihres 'Roten Gartenfelders' heraus, der u.a. Berichte über Günter Routhier enthält.
Q: Der Rote Gartenfelder Nr. 8, Berlin 1.8.1974

03.08.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 31 (vgl. 27.7.1974, 10.8.1974) heraus mit dem Artikel "Genosse Schubert, Verleger des Roten Morgen: 'Was im Roten Morgen steht, sind Tatsachen, die Paragraphen nicht aus der Welt schaffen können.'" zur Beschlagnahme der Nummern 25 und 26 und des Extrablatts zu Routhier.
"In 'Härtere Gangart'" wird die Stellungnahme des Arbeiterbundes (AB) zu Günter Routhier kritisiert. Von der PCE/ML erscheint eine Solidaritätsadresse zu Routhier.
Q: Roter Morgen Nr. 31, Dortmund 3.8.1974, S. 2, 4 und 7

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06.08.1974:
In Heidenheim führt die KPD/ML eine Trauerfeier für Günter Routhier durch.
Q: Roter Morgen Nr. 44, Dortmund 2.11.1974, S. 6

08.08.1974:
Bei Cassella Frankfurt gibt die KPD/ML ihren 'Roten Kessel' Nr. 7 (vgl. Juni 1974, 4.10.1974) für August heraus mit einer Traueranzeige für Günter Routhier.
Q: Der rote Kessel Nr. 7, Frankfurt Aug. 1974, S. 3

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08.08.1974:
Die Staatsanwaltschaft Dortmund verfasst ein Schreiben zum Ermittlungsverfahren gegen Michael Banos, presserechtlich Verantwortlicher der Roten Hilfe (RH), mit dem sie diesen davon in Kenntnis setzt, er stehe in Verdacht nach §§ 90a, 185, 200 und 73 wegen Beschimpfung der Bundesrepublik in Tateinheit mit öffentlicher Beleidigung, weil er vom 'Polizeimord' an Günter Routhier sprach.
Q: Rote Hilfe Nr. 26, Dortmund o. J. (Sept. 1974), S. 8

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10.08.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 32 (vgl. 3.8.1974, 17.8.1974) heraus. In "Hände weg vom Roten Morgen!" wird berichtet von der bundesweiten Beschlagnahme der Nummern 30 und 31 wegen der Artikel zu Routhier und Remiszko.

In "Schulkampf: Kapitalistische Schulen sind Klassenschulen" wird berichtet vom Streik an der Goethe Grundschule Herten und dem Abriss der Hauptschule Kielstraße in Dortmund sowie über drohende und vollzogene Berufsverbote bzw. Strafversetzungen in Dortmund und Duisburg wegen der Routhier Solidarität und aus Dortmund vom Haus Voß-Prozeß.
Q: Roter Morgen Nr. 32, Dortmund 10.8.1974, S. 1, 4 und 7

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28.08.1974:
Der KOV der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr. 6 (vgl. 11.6.1974, 25.9.1974) heraus. Aus Duisburg wird in "Polizei ermordet Arbeiter. 'Märchenstunde ist morgen!'" berichtet von Günter Routhier.
Q: Schulkampf Nr. 6, Dortmund 28.8.1974, S. 7

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September 1974:
Von der provisorischen zentralen Leitung der RH herausgegeben erscheint vermutlich im September die 'Rote Hilfe' Zeitung Nr. 26 (vgl. Juli 1974, Nov. 1974). Im Artikel "Freiheit für die revolutionäre Agitation und Propaganda!" werden Auszüge aus der Erklärung von Gernot Schubert, Verantwortlicher des 'Roten Morgen' der KPD/ML abgedruckt, die sich richten: "An den Staatsanwalt Greiser (Dortmund) und die Richter Weiß (Dortmund), Rosenmüller (Duisburg) u.a." und sich auf den Strafbefehl für Günter Routhier-Artikel bezieht.
Q: Rote Hilfe Nr.26, Dortmund o. J. (Sept. 1974), S. 9

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September 1974:
Der Spartacusbund (SpB) gibt sein 'Spartacus' Nr. 8 (vgl. Aug. 1974, Okt. 1974) heraus mit einem Leserbrief zu Günter Routhier.
Q: Spartacus Nr. 8, Essen Sept. 1974, S. 12

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02.09.1974:
In Dortmund wird, laut und gegen KPD, vermutlich in dieser Woche ein Strafbefehl gegen Christian Semler wegen der Bezeichnung der Tötung von Günter Routhier als Mord verfügt.
Q: Rote Fahne Nr. 37, Dortmund 11.9.1974, S. 2

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14.09.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 37 (vgl. 7.9.1974, 21.9.1974) heraus. Zu Günter Routhier kommt aus ungenanntem Ort, vermutlich Hamburg, eine Solidaritätsadresse.
Q: Roter Morgen Nr. 37, Dortmund 14.9.1974, S. 7

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16.09.1974:
Das Bonner Komitee "Schluß mit den Polizeiübergriffen" gibt vermutlich in dieser Woche seine Dokumentation "Schluß mit den Polizeiübergriffen!" heraus. Enthalten ist die folgende:"
VORBEMERKUNG

Da gab und da gibt es den Fall Caspari.

Ein Möbelhändler wird zusammengeschlagen, ein Polizeibeamter schlägt wie wild zu und dafür bekommt der Kaufmann eine Anzeige wegen Körperverletzung, Nötigung…

Da gibt ein Polizeipräsident Botschen während einer Pressekonferenz sehr merkwürdige Erklärungen ab:

Caspari habe sich verletzt, weil er mit dem Kopf vor den Oberschenkel des Polizisten gelaufen sei… (Es versteht eben nicht jeder, wie damals der alte Römer, seine Hände in Unschuld zu waschen).

Und dann melden sich andere Betroffene, Opfer von Polizeiwillkür. Caspari ist kein Einzelfall mehr, kein Ausrutscher, den man schon hätte unter den Tisch fegen können.

Reden wir gar nicht von all denen, die uns auf der Straße, in der Kneipe berichteten, wie sie oder Bekannte von Polizeischlägen und -tritten mißhandelt wurden, ohne vorher etwas angestellt zu haben, ohne Widerstand zu leisten.

Sie aber bitten darum, nicht genannt zu werden und ihre Begründung ist einfach: Sie haben Angst.

Nur: damit rechnet die Polizeiführung. Sie möchte die Vereinzelung, das Schweigen aus Furcht vor Repressionen.

Diese erste Dokumentation soll eine Schrift der Anklage sein, nicht gegen einen beliebigen Polizeibeamten, den man dann kurzerhand zur Bereitschaftspolizei versetzt, wie im Fall P., sondern wir klagen gegen die POLIZEIFÜHRUNGSSPITZEN.

Es sind die Schlägereien auf der Wache, von denen die leitenden Stellen wissen, es sind die brutalen Einsätze gegen Demonstranten, wie 1971 (vgl. 12.10.1971, d. Vf.) während des Tenno-Besuchs in Bonn, die wie hier vom Polizeivizepräsidenten Steckhan geleitet werden.

Und: Bonn ist eben kein Einzelfall.

In vielen Städten fragen Werktätige, Hausfrauen, Studenten nach den Gründen des Todes von H.J. Remizko, in Mannheim im Juli (vgl. 17.7.1974, d. Vf.)durch Polizeischüsse tödlich verletzt, von Erich Dobhardt, im Juli 1973 (vgl. 21.8.1973, d. Vf.) in Dortmund 'auf der Flucht' erschossen, von Neset Danis, am 21.5. in Hamburg (vgl. Norderstedt - 5.5.1974, d. Vf.) umgekommen, von Günter Routhier, im Juni 1974 (vgl. 5.6.1974, d. Vf.) in Duisburg durch Polizeimißhandlung tödlich verletzt… und vielen anderen Zwischenfällen, Überfällen - die Zeitungen berichteten fast täglich Neues.

Und wer darüber schreiben will, wer danach fragt, wie es dazu kam, wer Hintergründe erfahren will, der lebt gefährlich:

Denn der wagt es, die Allmacht Staatsgewalt anzugreifen.

Und gerade darum geben wir diese Dokumentation heraus!

Diese Dokumentation soll ein Anfang sein. Indem wir bewußt einen ersten Bericht über den Gefangenenaufstand mitaufgenommen haben, weisen wir darauf hin, daß es uns um den Angriff gegen POLIZEISTAATSmethoden geht, der sich nicht allein an einer Schlägerei festmacht, der auch NICHT NUR den Angriff gegen die Verdrehungen der Gefängnisleitung meint, sondern der systematisch darauf ausgerichtet ist, die Aus- und Aufrüstung der Polizei, des Bundesgrenzschutzes (BGS, d. Vf.), der mobilen Einsatzkommandos (MEK, d. Vf.) als eine Entwicklung zu benennen, gegen die wir uns zur Wehr setzen müssen. Und daran werden wir weiterarbeiten.

Wer mit uns diskutieren möchte, wer mitarbeiten will, der soll am Mittwoch, den 25.September in die Gaststätte Tondorf, Dreieck/Nähe Friedensplatz kommen. Wir wollen dort um 20 Uhr eine Sitzung des Komitees durchführen."
Q: Komitee Schluß mit den Polizeiübergriffen: Dokumentation Schluß mit den Polizeiübergriffen!, Bonn o. J. (Sept. 1974)