18.10.1977:
Die DKP-Hochschulgruppe Essen gibt vermutlich heute ihren "Kommunist" heraus, in der sie sich u.a. mit der Neutronenbombe und der Oktoberrevolution in der SU befasst.
Im Leitartikel heißt es u. a. zur RAF:
"TERROR IN DER BRD-TERRORISMUS IM DIENST DER REAKTION.
Seit Wochen wird die Bevölkerung unseres Landes in Atem gehalten. Seit der Schleyer-Entführung (am 5.9.1977, d.Vf.) treten alle anderen politischen Ereignisse in den Hintergrund. Nach der Entführung der Lufthansa-Maschine (am 13.10.1977, d.Vf.) erreicht die von allen Massenmedien geschürte Terroristenhysterie einen neuen Höhepunkt. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die reaktionären Kräfte in diesem Land die terroristischen Anschläge nutzen, um mit ihren politischen Gegnern abzurechnen und ihr autoritäres Herrschaftskonzept durchzudrücken. Da wird nicht allein versucht, die DKP und andere Leute mit dem Terrorismus in Verbindung zu bringen. Die Scharfmacher von rechts nutzen die angebliche Gunst der Stunde und setzen immer mehr Sozialdemokraten, Liberale und Christen wie den Schriftsteller Heinrich Böll, Rinser oder den Bischof Scharf auf die politische Anklagebank. In Springers WELT schreckt Prof. P.R. Hofstätter nicht davor zurück, den verstorbenen Bundespräsidenten Gustav Heinemann mit seiner 'rosaroten Euphorie' für die Entwicklung des Terrors mit verantwortlich zu machen.
Dass die Hochschulen in diese antidemokratische Kampagne einbezogen werden, versteht sich fast von selbst. Strauß: 'Mit Tinte und vom Katheder sind genauso viele Verbrechen und Anschläge begangen worden, wie später auf der Straße.' Der rechtsradikale 'Bund Freiheit der Wissenschaft' (BFdW, d. Vf.) bezeichnet in einer Hetzschrift die Hochschulen als Geburts- und Brutstätten des Terrorismus und veröffentlicht im Stile der McCarthy-Ära eine Liste von Hochschullehrern, die als Sympathisanten des Terrors diffamiert werden.
Und Filbinger sieht sich in seiner Absicht bestätigt, die demokratischen Organe der Studenten zu zerschlagen: 'Jetzt muss die verfasste Studentenschaft an den Hochschulen abgeschafft werden, nur so ist ein Stück Sympathisantensumpf im Vorfeld des Terrorismus trockenzulegen.' So wird unter dem Vorwand der Terroristen- und Sympathisantenjagd ein Kesseltreiben gegen jedes kritische und fortschrittliche Handeln entfesselt. Die DKP hat mit aller Schärfe das Kölner Attentat und die Flugzeugentführung verurteilt. Der Terrorismus hat nichts, aber auch gar nichts mit der kommunistischen- und Arbeiterbewegung zu tun. Terror und Mordanschläge gehören vielmehr zum politischen Arsenal kapitalistischer Herrschaftsmethoden.
Erinnert sei nur an die Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy (am 22.11.1963, d. Vf.) an den Mord an Martin Luther King (am 4. 4.1968, d. Vf.), an die Blutspur des CIA in Chile, an die bekanntgewordenen Mordpläne des US-Geheimdienstes an Fidel Castro. Gerade diejenigen, die vorgeben, diesen Staat vor dem Terrorismus mit allen Mitteln verteidigen zu müssen, haben nach eigenen Angaben die besten und freundschaftlichsten Beziehungen zu Terrorregimen wie Chile und Südafrika (RSA-Azania, d. Vf.).
Die CDU/CSU, die äußerste Rechte, will jetzt die Weichen im Lande noch weiter nach rechts stellen. Unverhohlene Demagogie, brutaler Zynismus und eine an Deutlichkeit nichts offenlassende Sprache zeigen, wer aus den Attentaten polizeistaatliches Kapital schlagen will. Inzwischen geht es nicht mehr um die Abrechnung mit den Abenteurern, die der fortschrittlichen Bewegung zutiefst fremd sind. Inzwischen stehen wir vor der Frage: Führt der Weg direkt in den Polizei- und Notstandsstaat? Ein gewaltiger Anschlag auf die Verfassung, auf das gesamte innenpolitische und gesellschaftliche Leben in unserem Lande ist geplant.
Für alle Demokraten stellt sich dadurch verstärkt die Frage der Verteidigung der demokratischen Grundrechte und Freiheiten. Es geht um Meinungs-, Demonstrations-, Versammlungs- und Redefreiheit. Es geht um den Bestand der bürgerlichen Demokratie in der Bundesrepublik. In dieser Situation müssen alle, ganz gleich welcher Weltanschauung sie anhängen, alle, die den Grundsätzen der Demokratie verpflichtet sind, zusammenstehen, zusammengehen, gemeinsam handeln. An unseren Hochschulen gibt es dazu schon gute Ansätze."
Weitere Artikel der Ausgabe sind:
Artikel der Ausgabe sind:
- "Terror in der BRD. Terrorismus im Dienst der _Reaktion"
- "Kein Punktsieg für Kröll"
- "Warum ich Mitglied der SDKP wurde"
- "Kanzlers antidemokratische Bäume wachsen nicht in den Himmel"
- "Neutronenbombe. Die Waffe, die nur Leben zerstört"
- "60 Jahre große sozialistische Oktoberrevolution"
Q: Kommunist. Zeitung der DKP-Hochschulgruppe Essen, Essen, 18. Oktober 1977.