Oberhausen
Teil 3: Chemische Industrie (Ruhrchemie AG) und Stromerzeuger (STEAG)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, September 2010

Die Geschichte der "Ruhrchemie AG Oberhausen", als "Kohlechemie Aktiengesellschaft" in Essen gegründet, reicht bis ins Jahr 1927 zurück. 1928 erfolgte die Umbenennung in "Ruhrchemie AG". Später wurden im Holtener-Bruch in Oberhausen die ersten Patente entwickelt, Verfahren und Produkte vorgestellt. Zunächst wurde um 1913 Steinkohle veredelt (Kohleverflüssigung), dann mit der Oxosynthese (nach Otto Roelen) Aldehyde, Alkohole und Säuren entwickelt, kurz Metallorganische Katalyse. Später kam noch die Metallorganische Zweiphasenkatalyse und die Benzinsynthese (Katalyse) hinzu. Die Beweggründe für die "Ruhrchemie" waren wohl in der Konkurrenz zur IG Farben in Frankfurt/Hoechst zu sehen. In der wechselvollen Geschichte sollen hier ca. 1.300 Mitarbeiter beschäftigt gewesen sein.

Der Chemie-Bereich war zu Beginn der 1970er Jahre für die K-Gruppen zunächst noch ein weißes Feld. Da die Chemie-Tarifrunden die ersten im Jahr waren, kamen sie nicht daran vorbei, ihnen eine größere Aufmerksamkeit zu widmen. Deren Vorreiterrolle im "Verrat an den Kollegen" war dann Anlass genug, sich intensiver mit den Chemie-Betrieben zu beschäftigen.

Im Ruhrgebiet hatte das Zentralbüro mit der "Roten Analyse" (für die "Chemischen Werke Hüls") eine erste Betriebszeitung herausgegeben (vgl. Jürgen Schröder: Marl: Chemische Werke Hüls (CWH)). Weitere sollten, von verschiedenen Gruppen herausgegeben, folgen (etwa: für BASF: "Rote Kolonne", Betriebszeitung der KPD/ML; "Die Arbeiterstimme" der BG des Sozialistischen Arbeiter- und Lehrlingszentrums für die Norddeutsche Affinerie AG usw.). Später gaben, etwa die KPD oder der KBW, für eine Reihe von Chemiebetrieben eigene BZ heraus oder berichteten über diese in den Zentralorganen (so über Bayer Leverkusen, Hoechst, Casella u.a.).

1970-1977

Die KPD/ML-ZB berichtete in ihrem "KND" über die Chemische Fabrik Holten, die zum Jahresende 1970 geschlossen werden sollte. Nicht uninteressant war dabei, dass die Ruhrchemie, wie der "KND" meinte, an Holten eine Aktienmehrheit von 29% hatte (vgl. 2. Dezember 1970; 31. Dezember 1970).

Die Lage bei der Ruhrchemie, so der "KND" weiter, verschlechterte sich ständig, stets griffen dort die "kapitalistischen Rationalisierungsmaßnahmen" (vgl. 8. Februar 1971; 17. Februar 1971). Eine ähnliche Position nahm auch die "KAZ" des AB ein. Das SALZ sollte dort eine Betriebsgruppe gehabt haben (vgl. 9. März 1971).

Über das STEAG-Kraftwerk in Oberhausen berichtete die "Rote Fahne" der KPD (vgl. 1. Januar 1977).

Im Mai 1977 fand bei der Ruhrchemie ein Warnstreik statt (vgl. Mai 1977).

2. Dezember 1970: Die Nr. 55 des "KND" der KPD/ML-ZB berichtet aus NRW von der Chemischen Fabrik Holten in Oberhausen.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 55, Bochum 2.12.1970.

31. Dezember 1970: Ende des Jahres wird in Oberhausen, laut KPD/ML-ZB, die Chemische Fabrik Holten, an der die Ruhrchemie zu 29% beteiligt ist, geschlossen: "Die Ruhrchemie und die anderen beteiligten Unternehmen haben angekündigt, dass sie die Arbeiter in ihre Werke übernehmen wollen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 55, Bochum 2.12.1970,S.5.

8. Februar 1971: Die KPD/ML-ZB Oberhausen berichtet vermutlich aus dieser Woche: "In den Betrieben der Chemieindustrie verschlechtern die kapitalistischen Rationalisierungsmaßnahmen jetzt bereits die Lage der Arbeiter. Neben Bayer, BASF, Hoechst, CWH (in Marl, d. Vf.), Boehringer und Kalle Wiesbaden (in Hessen, d. Vf.) gibt es jetzt auch bei der Ruhrchemie Oberhausen totalen Überstunden- und Einstellungsstop. Bei der Ruhrchemie arbeiten etwa 3.000 Arbeiter und Angestellte. Jeweils ein Drittel der Aktionen gehören Hoag und Mannesmann (MM. d. Vf.) Die Ruhrchemie ist Großproduzent von Hostalen und Alkoholen/Aldehyden mit einem Weltmarktanteil von 10%."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 13, Bochum 17.2.1971,S.7.

17. Februar 1971: Die KPD/ML-ZB gibt ihren "KND" Nr. 13. heraus. Eingegangen wird auch auf die Chemieindustrie (CPK-Bereich). Berichtet wird von der Ruhrchemie Oberhausen.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 13, Bochum 17.2.1971.

9. März 1971: Vor dem oder am 9.3.1971 gibt das SALZ Hamburg die Nr. 2 seiner "Kommunistischen Arbeiter Zeitung" (KAZ) heraus. Eingegangen wird auf die Ruhrchemie Oberhausen. Danach habe das SALZ dort eine Betriebsgruppe. So schreibt die "KAZ": "Wie wir von Genossen aus Betriebsgruppen der jeweiligen Betriebe erfahren haben ..."
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr. 2, Hamburg März 1971.

1. Januar 1977: Die "Rote Fahne" der KPD berichtet in ihrer Nr. 3 vom STEAG Kraftwerke Oberhausen und Recklinghausen.
Q: Rote Fahne Nr.3,Köln 19.1.1977.

Mai 1977: Vermutlich im Mai findet, laut AB, in dem Chemiebetrieb Ruhrchemie Oberhausen ein Warnstreik statt.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.112,München 14.5.1977.




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