Oberhausen
Teil 5: Der KABD in Oberhausen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, September 2010

Zunächst soll festgehalten werden, dass mit dem Umzug des "schwäbischen" KABD ins Ruhrgebiet keineswegs das "Herz des Proletariats" berührt wurde. Von Ausnahmen abgesehen (etwa der Sieben-Tage-Streik bei Krupp-Rheinhausen in Duisburg 1987, den die MLPD wohl über ein BR-Mitglied aktiv mit organisieren konnte), brachte die Gruppe wenig zustande.

Mit der Konstituierung einiger BG im Ruhrgebiet, die in sog. "Zielbetrieben" aufgebaut werden sollten, sorgte die Gruppe wohl nur bei den Geschäftsleitungen der Unternehmen für Aufmerksamkeit, vor deren Toren er seine Zeitungen und Flugblätter verteilte.

Ab 1975, in der Zeit, in der die sog. "Arbeiteroffensive" begründet worden war, eine Offensive einer Gruppe ohne Arbeiter, erstellte der KABD ellenlange Untersuchungsberichte über die Arbeit einzelner BG. Meist waren von den zentralen Leitungen des Bundes im Schrifttum eine Reihe von "Abweichungen" festgestellt worden, die sogleich in den verschiedenen Gremien zur Sprache gebracht wurden, u. a. von der Landesleitung (LL) NRW. Dort wurde auch über "größere Schwierigkeiten" bei der "Verankerung im Zielbetrieb", über eine "ökonomistische Agitation" und über grundsätzliche Schwächen in der "OL-Tätigkeit" gesprochen. Genannt wurde u. a. die OG bzw. BG Oberhausen (vgl. 11. Mai 1976).

Das sog. "Jacob-Liquidatorentum", das aus der heutigen Sicht als Korsett der Ideologie der MLPD bezeichnet werden kann und zum Selbstläufer mit System avancierte, stellte sich in der Zeit von 1976 bis weit über 1985 als Scheinblüte heraus. Der Dauerbrenner der Verurteilung und Geißelung der "Liquidatoren" jeglicher Couleur gehörte mit zu den seltensten Vorstellungen, die die ML-Bewegung je durchlebte. Womöglich wusste die Mehrheit der Mitglieder gar nicht, was denn verurteilt werden sollte. Jedenfalls war auch das Unterstützungskollektiv Oberhausen-Essen gerne bereit, wie aus einer ZKK-Mitteilung zu entnehmen war, dem "Liquidatorentum" eine Abfuhr zu erteilen (vgl. 21. Juni 1976).

In der Zwischenzeit gab die OG Oberhausen des KABD bei TNO eine eigene BZ heraus, die sie "Auf Draht" nannte (vgl. September 1976; Juni 1978; 31. Januar 1979).

In "Lernen und kämpfen" wurde die OG Oberhausen des KABD bzw. des dortigen Stützpunkts erwähnt (vgl. August 1976; Dezember 1976; Oktober 1978).

Laut "Lernen und kämpfen" wurde in Oberhausen ein Maikomitee initiiert (vgl. 1. Mai 1978).

11. Mai 1976: Von der LL NRW des KABD wird der "Untersuchungsbericht über das Jahr 1975 vom 2. bis 3. ZDT" vorgelegt: "Im ersten Halbjahr 1975 war unsere Agitation geprägt von ökonomistischen Tendenzen und nicht verbunden mit einer Propagandatätigkeit ... In den Gruppen Aachen, Duisburg, Oberhausen und Herford sowie in allen Stützpunkten ist die Verankerung im Zielbetrieb die größte Schwierigkeit ... In allen OG's machte sich eine ökonomistische Agitation in den schriftlichen Materialien zur B. u. G.-Arbeit breit, d.h. dass ökonomistische Tendenzen auch in der mündlichen Agitation vorhanden waren ... Die OG Herford wurde von der Stilllegung eines Zielbetriebes z. B. völlig überrascht. Die Genossen waren nicht in der Lage zu reagieren ...

Im LV wird die ideologisch-politische Auseinandersetzung nicht konsequent und offensiv geführt. Es hat sich die Haltung breit gemacht: erst dann die Auseinandersetzung führen, wenn sich Gruppen an uns wenden. Es ist eine politische Notwendigkeit, die Auseinandersetzung von der grundsätzlichen Seite her zu führen ... Es herrschte eine allgemeine Schwäche in der OL-Tätigkeit. Ein Grund dafür ist die Unklarheit über die Aufgaben, die Verantwortungsbereiche der OL. Es ist nicht allumfassend klar, wo die OL den Schwerpunkt setzen muss, auf was es beim Abfassen der Berichte ankommt ...

Mit einem Satz kann man sagen, dass es weder von der ZL noch von der LL eine systematische und kontinuierliche Anleitung und Kontrolle der Kaderentwicklung gab."
Q: KABD-LL NRW: Untersuchungsbericht über das Jahr 1975 vom 2. bis 3. LDT, o.O. 11.5.1976.

21. Juni 1976: Im KABD erscheint die "ZKK Mitteilung" Nr. 29. Danach wird das "Jacob-Liquidatorentum" von folgenden OG verurteilt:

Q: KABD-ZKK: Mitteilung Nr. 29,o.O. 21.6.1976.

August 1976: Die Nr. 8 von "Lernen und kämpfen" des KABD geht u. a. auch auf die OG Oberhausen ein.
Q: Lernen und kämpfen Nr.8,o.O. Aug. 1976

September 1976: Innerhalb des KABD erscheint "Lernen und kämpfen" Nr. 9. Dort wird auch die BZ der BG des KABD bei TNO-Oberhausen "Auf Draht" erwähnt.
Q: Lernen und kämpfen Nr. 9, o.O. September 1976.

Dezember 1976: Innerhalb des KABD erscheint die Nr.12 von "Lernen und kämpfen". Dort heiße es u. a.: "Der RJVD ist das Reservoir für den Nachwuchs der Partei. Das ist in der Vergangenheit so ausgelegt worden, dass die aktiven Jugendgenossen ohne Rücksicht auf Verluste aus dem RJVD abgezogen wurden". Erwähnt werden noch diverse Einheiten der Organisation, u. a. die Zelle Reisholz der OG Düsseldorf, die OG Oberhausen, die Betriebszeitung 'Rote Fanfare' bei Bosch Stuttgart-Feuerbach und aus Berlin die Gillette Betriebszeitung, die den Titel 'Betriebszeitung - für den organisierten Kampf in den Betrieben' trägt, wobei man sich beim Layout der Göttinger Betriebszeitung (GBZ) bedient hat. Verantwortlich zeichnet Fritz Meyer in Berlin-Kreuzberg.
Q: Lernen und kämpfen Nr.12, o.O. Dezember 1976.

1. Mai 1978: Der KABD hat bis zum Juli Kenntnis von 17 Maikomitees, die von ihm initiiert oder mit Teilnahme bedacht wurden. Hierbei handele es sich in Baden-Württemberg um 5 Komitees in Sindelfingen (Daimler mit 25 Unorganisierten, Metall Sindelfingen und Metall Weil der Stadt mit zus. 50 Unorganisierten, Druck und ÖTV), 3 in Kirchheim und je eines in Pforzheim, Freiburg, Reutlingen und Göppingen, in NRW um Komitees in Leverkusen, Hagen (mit 25 Unorganisierten und Verankerung in der DGB Jugend) und Oberhausen sowie in Niedersachsen in Hannover und in Berlin (aus ÖTV, IGM und DruPa).
Q: Lernen und kämpfen Nr. 7, o.O. Juli 1978.

Juni 1978: In Oberhausen gibt der KABD bei Thyssen Niederrhein die Nr. 5 des 4. Jahrgangs von "Auf Draht" heraus.
Q: Lernen und kämpfen Nr.10, o.O. Okt. 1978

Oktober 1978: Innerhalb des KABD erscheint "Lernen und kämpfen" (LUK) Nr.10. Neben Berichten der OG Oberhausen von Thyssen Niederrhein und über die Chinaveranstaltungen in Bielefeld und der OGs Duisburg und Düsseldorf in NRW wird auch noch eine Juristengruppe des KABD erwähnt.
Q: Lernen und kämpfen Nr. 10, o.O. Oktober 1978.

31. Januar 1979: Vom Betriebs- und Gewerkschaftsverantwortlichen der Zentralen Leitung (ZL) des KABD wird der "Auswertungsbericht der Stahltarifrunde 1978/79" vorgelegt. Es wird u. a. erklärt: "Einen gewissen Einfluss übt die RGO aus bei Hoesch durch RGO-Betriebsräte, in anderen Betrieben durch Vertrauensleute oder funktionslose Kollegen ... Laut RGO-Informationen gibt es Betriebsgruppen bei Hoesch-Dortmund; Thyssen-Duisburg; Mannesmann-Duisburg; Krupp-Bochum, weiterhin seien RGO Kollegen bei der Henrichshütte-Hattingen und bei Böhler-Düsseldorf tätig ... Eine Ausnahme bildet die Gruppe 'Revier', eine Duisburger Absplitterung des Sozialistischen Büros. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von Intellektuellen, die mit Betriebsräten von Mannesmann-Huckingen zusammenarbeitet. Die Informationsblätter dieser Gruppe kamen bei den Stahlarbeitern gut an. Insbesondere, weil sie über andere Betriebe informierten ... Diese Gruppe ist politisch-ideologisch nicht vereinheitlicht ... organisatorisch wird ein unverbindliches Rezept verfolgt. KABD-Genossen wurden gebeten, in der Redaktion der Zeitung 'Revier' mitzuarbeiten."

Der KABD arbeitet während der Stahltarifrunde in NRW in den Betrieben:

Eine weitere Betriebszeitung erschien während des Streiks bei Böhler Düsseldorf, die 'Stahlhart'. Flugblätter wurden auch vor den Betrieben Hoesch Dortmund, Krupp Bochum, Mannesmann Düsseldorf und Krupp Hohenlimburg verteilt. In 7 Stahlbetrieben sollen Mitglieder des KABD arbeiten. "In die Streikführung wurde direkt durch einige Aktionen von unseren Genossen eingegriffen."
Q: KABD-ZL-Betriebs-und Gewerkschaftsverantwortlicher: Auswertungsbericht der Stahltarifrunde 78/79,o.O.,S.27ff.




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