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Vom Marxistisch-leninistischen Kampfbund (MLKB) Ostwestfalen können hier vorerst nur sehr wenige Informationen erschlossen werden.
Der MLKB Ostwestfalen entstand aus der Auflösung der KPD/ML-Roter Morgen bzw. KPD/ML-ZK auf ihrem außerordentlichen Parteitag im November 1971 (vgl. Jan. 1972) und beteiligt sich im Herbst 1972 am Regionalen Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (vgl. 23.10.1972).
Noch vor Jahresende aber schließen sich offenbar einige Mitglieder des MLKB wieder der KPD/ML-ZK an (vgl. 9.12.1972, 20.12.1972), während andere sich der KPD und ihrer Liga gegen den Imperialismus (LgdI) zuwenden (vgl. 31.3.1973).
Zu dieser Fraktion zählt offenbar auch das bekannteste MLKB-Mitglied, Bernd Dewe, gegen den ein §90a-Prozess stattfindet (vgl. 11.2.1974) wegen eines Flugblatts des MLKB das an den Carl-Severing Berufsschulen Bielefeld verteilt wurde.
Aus der Dokumentation zu diesem Prozess geht hervor, dass der MLKB offenbar nicht auf Ostwestfalen beschränkt war, sondern auch über eine Sektion in Bochum verfügte, ohne dass uns von dieser bisher weitere Aktivitäten bekanntgeworden wären.
Januar 1972:
Anfang des Jahres trennt sich, laut KPD, ein ML Kampfbund (MLKB) Ostwestfalen von der KPD/ML-ZK.
Quelle: Rote Fahne Nr.5,Dortmund 31.1.1973
23.10.1972:
In NRW erscheint vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum:"
REGIONALER KOORDINATIONSAUSSCHUSS RUFT AUF:
DEUTSCHE ARBEITER - AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!
Am 8. Oktober demonstrierten in Dortmund über 10 000 deutsche und ausländische Arbeiter, Studenten und andere fortschrittliche Menschen aus ganz Westdeutschland gegen das reaktionäre Ausländergesetz (vgl. S1.*.1972, d.Vf.) und die politische Unterdrückung. Sie demonstrierten gegen ein Gesetz, das die in unserem Land lebenden und arbeitenden Ausländer der grundlegendsten politischen Rechte berauben soll, gegen ein Gesetz, dessen Verschärfung einmütig von SPD, FDP und CDU/CSU beschlossen wurde. Wer künftig gegen die griechischen, spanischen oder türkischen Faschisten kämpft, wer für die wirtschaftlichen und politischen Forderungen seiner Kollegen eintritt, wer sich mit zwei anderen ausländischen Kollegen zu einer politischen Diskussion versammelt und nicht vorher bei der Polizei um Erlaubnis gefragt hat, der kann nach dem Ausländergesetz ausgewiesen werden.
Dagegen demonstrierten die 10 000 in Dortmund. Diese Demonstration war nicht der Abschluß, sondern der Auftakt des weiteren Kampfes. Wie berechtigt und notwendig ein verstärkter Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung ist, zeigen neben den brutalen Ausweisungen vieler arabischer Arbeiter und Studenten und den Verboten ihrer gewerkschaftlichen Organisationen GUPA und GUPS (vgl. 3.10.1972,d.Vf.) die jüngsten Ereignisse bei Opel Bochum" (IGM-Bereich - vgl. 14.10.1972, 23.10.1972). Aufgerufen wird zur landesweiten Veranstaltung in Düsseldorf (vgl. 28.10.1972) gegen einen Prozess gegen griechische Antifaschisten (vgl. 1.11.1970):"
Kollegen! Hausfrauen! Jugendliche!
Diese Unterdrückungsmaßnahmen gegen ausländische Kollegen, die gegen Faschismus und für ihre wirtschaftlichen und politischen Forderungen kämpfen, diese Unterdrückungsmaßnahmen gegen deutsche Gewerkschafter, die für die Interessen ihrer Kollegen kämpfen - diese Angriffe gehen jeden etwas an. Einzig und allein die Kapitalisten haben ein Interesse an solchen Unterdrückungsmaßnahmen!
Unterstützt den gerechten Kampf der griechischen, spanischen, türkischen und anderen Antifaschisten!
Unterstützt die Komitees gegen die reaktionären Ausländergesetze und politische Unterdrückung!
Unterstützt den gerechten Kampf der Gewerkschaftsopposition bei Opel und in anderen Betrieben!
KAMPF DEM REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZ UND DER POLITISCHEN UNTERDRÜCKUNG!
TOD DEM FASCHISMUS IN GRIECHENLAND, SPANIEN UND DER TÜRKEI!"
Das Flugblatt wird herausgegeben vom Regionalen Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung, in dem u.a. mitarbeiten:
AStA Ruhruni Bochum (RUB), SAG Bochum, KPD/ML-ZB), ML Dortmund, ML Duisburg, ML Hagen, ML Krefeld, MLKB Ostwestfalen, PL Hamm, Rote Zellen Münster, Sozialistische Abteilungsgruppen (SAG) Bochum und die Organisation Griechischer Marxisten-Leninisten (OGML).
Verbreitet wird dieses Flugblatt u.a. in:
- Dortmund durch die KPD/ML-ZB bei Hoesch Phoenix (IGM-Bereich - vgl. 25.10.1972).
Q: Regionaler Koordinationsausschuß zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze und die politische Unterdrückung (NRW):Deutsche Arbeiter - ausländische Arbeiter - eine Kampffront!,Bochum o.J. (Okt. 1972)
09.12.1972:
Heute findet eine Versammlung statt, von der uns vorliegt das folgende, dreiseitige, auf "Dortmund, im Januar 1973" datierte:"
Protokoll der Beratung zur MTR in Dortmund
Durch Rundbrief vom 12.12.1972 (?,d.Vf.) waren folgende Gruppen eingeladen worden:
- Marxisten-Leninisten Bochum,
- Marxisten-Leninisten Aachen,
- Marxisten-Leninisten Duisburg,
- Marxistisch-leninistischer Kampfbund (MLKB,d.Vf.) Ostwestfalen,
- Marxisten-Leninisten Hagen,
- Marxisten-Leninisten Castrop,
- Proletarische Linke (PL,d.Vf.) Hamm,
- Rote Zellen Münster,
- Kommunistische Gruppe Köln (KGK,d.Vf.),
- Kommunistischer Bund Osnabrück (KBO,d.Vf.),
- Kommunistischer Jugendverband Deutschlands/Ortsgruppe Dortmund (KJVD der KPD/ML-ZB,d.Vf.),
- Marxisten-Leninisten Dortmund.
An der Beratung nahmen folgende Gruppen teil:
- Marxisten-Leninisten Bochum,
- Marxisten-Leninisten Hagen,
- Marxisten-Leninisten Castrop,
- Proletarische Linke Hamm,
- Rote Zellen Münster,
- Kommunistische Gruppe Köln,
- Kommunistischer Bund Osnabrück,
- Rote Zelle Dortmund,
- Marxisten-Leninisten Dortmund.
Vorbemerkung:
Aufgrund der Einladung an den Kommunistischen Bund Ostwestfalen erschienen von dort Genossen, die mittlerweile in der Gruppe KPD/ML RM (KPD/ML-ZK,d.Vf.) organisiert sind. Die für die organisatorische Durchführung der Beratung verantwortlichen Genossen der ML DO übten daraufhin Selbstkritik, daß sie nicht sorgfältig genug die politische Entwicklung innerhalb des KB/OW verfolgt hatten, sodaß Mitglieder einer Organisation auf der Beratung auftauchen konnten, die man bewußt nicht eingeladen hatte.
In der sofort durchgeführten Geschäftsordnungsdiskussion und Abstimmung wurden die Genossen der Gruppe KPD/ML RM mit folgender Begründung ausgeschlossen:
1. Die hier anwesenden kommunistischen Gruppen wiederholen ihre Entschlossenheit, nicht mit der Gruppe KPD/ML RM zusammenzuarbeiten, bevor ihre Führung Selbstkritik geübt hat wegen ihrer spalterischen und putschistischen Handlungen auf der nationalen Demonstration gegen die reaktionären Ausländergesetze in Dortmund im Oktober 1972 (vgl. 8.10.1972,d.Vf.).
2. Nach allen bisherigen Erfahrungen versucht die Gruppe KPD/ML RM solidarische Beratungen zwischen selbstständigen kommunistischen Organisationen zu sabotieren, indem sie kommunistische Organisationen als revisionistisch und konterrevolutionär beschimpft, die nicht bereit sind, sich bedingungslos ihrer linkssektiererischen Gewerkschaftslinie unterzuordnen. (Letzter Höhepunkt: Gründung und Propagierung einer sogenannten nationalen Gewerkschaftsopposition (GO,d.Vf.), die politisch isoliert der oppositionellen Bewegung innerhalb der Gewerkschaften gegenübergestellt wird).
Abstimmungsergebnis: 5 'raus', 0 'bleiben', 4 Enthaltungen."
Q: KB Osnabrück-Orgabteilung:An BKA, KBB, KBG, KB Wob, KG/NRF und Sekretariat zur MTR,Osnabrück 13.12.1972; KB Osnabrück-X.:An die Kommunique-Organisationen, Sekretariat zur MTR und Programmkommission,Osnabrück o.J. (März 1973),S.1;N.N.:Protokoll der Beratung zur MTR in Dortmund,Dortmund Jan. 1973
20.12.1972:
Der ehemalige Marxistisch-Leninistische Kampfbund (MLKB) Ostwestfalen verfaßt, laut KPD/ML-ZK, eine Erklärung:"
Der 'Marxistisch-Leninistische Kampfbund/Ostwestfalen' hat sich mit überwiegender Mehrheit der … KPD/ML, untergeordnet und seinen Spalterzirkel aufgelöst." Die KPD/ML-ZK nämlich habe gekämpft, während "wir die Praxis einstellten und keine Betriebszeitungen mehr herausgaben". Die KPD/ML-ZK meldet: "Über 100 neue Genossen aus Bielefeld sind zu uns gestoßen". Vermutlich aber kommen die neuen Mitglieder auch aus weiteren Orten der Gegend.
Q: Roter Morgen Nr.2,Hamburg 20.1.1973,S.7
31.01.1973:
Die KPD gibt in der Nr.5 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 24.1.1973, 7.2.1973) die Gründung des Rote Fahne Freundeskreises (RFFK) Bielefeld/Herford bekannt, der aus einer Fraktion des ML Kampfbund (MLKB) Ostwestfalen entstanden sei. Dieser habe sich Anfang 1972 von der KPD/ML-ZK getrennt und als lokaler Zirkel konstituiert. Inzwischen sei eine Fraktion zur KPD/ML-ZK zurückgekehrt, während der Rest den RFFK gegründet habe.
Q: Rote Fahne Nr.5,Dortmund 31.1.1973
11.02.1974:
In Dortmund wird Bernd Dewe vom MLKB Ostwestfalen (vgl. 25.1.1974) zu zwei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Dazu wird auch eine "Erklärung von einigen Mitgliedern der Bochumer Sektion des ehemaligen Maxistisch-leninistischen Kampfbundes Ostwestfalen (MLKB)" verfasst.
Q: 2 Monate Gefängnis Gefängnis auf 2 Jahre Bewährung wegen: 'Verächtlichmachung des 'Staates' – 90a Dokumentation des Gesinnungsprozesses gegen Bernd Dewe, Bielefeld o. J. (1974),S. 64f
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