04.11.1971:
An der Universität Göttingen gibt die Rote Zelle Lehramtskandidaten (ROTZLEHR) die Nr. 9 ihrer 'Rotzlehr-Zeitung'(vgl. 18.10.1971, 25.11.1971) - Göttinger Zeitung für Lehrerstudenten - heraus mit dem eigenen Politische Bericht, in dem auf die eigene Gründung durch die Basisgruppen, Anglistik, Germanistik und Romanistik sowie die Basisgruppen Schulen vor rund zwei Jahren als syndikalistische Massenorganisation, kurz nach der Bildung der Berliner Roten Zellen eingegangen wird. Durch die Basisgruppen seien anfangs an der Rotzlehr beteiligt gewesen die SDS-Schulprojektgruppe, aus der sich der KSB abspaltete, Sympathisanten der Zeitschrift 'Politikon', KPD/ML-Mitglieder (vermutlich KPD/ML-ZK, d.Vf.), eine Anglistengruppe, die sich dann dem Spartakus (AMS bzw. MSB) anschloss und der SHB. Vor dem jüngst erfolgten Austritt des SDS aus der Rotzlehr waren nur noch SDS und die KSB-Sektion Lehrerausbildung als Mehrheitsfraktion in der Rotzlehr vertreten. Nun wolle der KSB das Statut abschaffen, um klarzustellen, dass Mitarbeit in der Rotzlehr keine Parteinahme für den KSB und gegen Spartakus, SHB oder SLS wäre. Die Schulsektion der Rotzlehr sei aufgelöst worden, zuvor aber erarbeitete ihre Arbeitsgruppen, die der SDS wegen Akademismus boykottierte, eine Stellungnahme zum Bremer Modell der Lehrerausbildung, auf der dann das antikapitalistische Studium der Rotzlehr aufbaute, welches sich nicht nur in den Stammfächern Germanistik, Romanistik und Geschichte, sondern auch in Anglistik und Geographie sowie bald Mathematik / Physik in Projekten äußere. Der Austritt des SDS und deren Gründung einer konkurrierenden Massenorganisation, womit vermutlich die SLS gemeint ist, aus der Rotzlehr sei "Eine Schwächung des demokratischen Kampfes an der Hochschule" bzw. an der Phil. Fak. Der SDS wird des Seminarmarxismus geziehen.
Verbreitet wird der Aufruf der PEF Türkei (vgl. 10.11.1971, 11.11.1971).
Berichtet wird: "Drittelparitätischer GA bei den Germanisten!", auch aus der Germanistik wird zu den 'Roten Blättern' des Spartakus Nr. 9, die die Gründung der Basisgruppe Germanistik bekanntgab, gefragt "Ein rotes Fäustchen?", wobei auch auf die Basisgruppe Anglistik und die dortigen Spartakisten Bezug genommen wird. Ein Artikel behandelt die "Lehrplankonferenz im Deutschen Seminar". Dokumentiert wird: "Bürgerlich-akademische Wissenschaft und Lehrerbildung. Rede der Rotzlehr auf dem Teach-In für die Studienanfänger", die sich u.a. mit den Richtlinien des Kultusministers für den Unterricht an Gymnasien befasst und das antikapitalistische Studium fordert.
In "Über liquidatorisches Verhalten gegenüber der Studentenbewegung" wird der SHB/SDS-AStA kritisiert, aus Bremen werden die Ergebnisse der ersten StuPa-Wahlen bekanntgegeben. In "Die Bourgeoisie erinnert sich schöner Zeiten" wird eine Rezension einer Monographie über Goebbels im 'Göttinger Tageblatt' behandelt.
Geschildert wird die "Reaktion im Historischen Seminar", mit dem BFdW bzw. dem Lehrstuhl Amerikanistik im Fachbereich Anglistik befasst sich der Beitrag "Göttinger Bündler berichten:", berichtet wird "Deutsches Seminar: Die Reaktion marschiert".
Aus der Romanistik heißt es "Romanisches Seminar: Die Weiterführung des Kampfes", die Rotzlehr äußert sich aber auch "Zur Lehrplankonferenz", dokumentiert wird auch ein "Gutachten Stackelbergs", veröffentlicht eine Korrespondenz aus Stackelbergs Hauptseminar und auch einige Meldungen behandeln Stackelberg. Thematisiert wird auch das Latinum für das Lehramt an Gymnasien und Realschulen sowie "Altfranzösisch: wie eine gezündete Handgranate".
Eingeladen wird zur Ökonomie-Grundschulung des KSB, geworben für den 'Roten Kurs'. Aufgerufen wird zum Eintritt in die GEW.
Q: Rotzlehr-Zeitung Nr. 9, Göttingen 4.11.1971