Hannover: "Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des Kommunistischen Bundes Westdeutschland - Ortsgruppe Hannover"

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 26.9.2022

"Der Anspitzer" war die "Zeitung der Zelle Landesverwaltung des Kommunistischen Bundes Westdeutschland - Ortsgruppe Hannover" und nicht zu verwechseln mit gleichlautenden Zeitungen (etwa: "Anspitzer - Zeitung der Betriebszelle TU Braunschweig" des KBW oder "Roter Anspitzers" der MLSG Neustadt).

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Februar 1974:
Die Nr. 1 der Zeitung "Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des Kommunistischen Bundes Westdeutschland - Ortsgruppe Hannover" erscheint.

Berichtet wird u. a. über die laufenden Tarifauseinandersetzungen im ÖTV-Bereich, über die gleitende Arbeitszeit in der niedersächsischen Landesverwaltung, über die kapitalistische Krise, die Ölkrise.

Im Artikel "Was will der Anspitzer?" wird u. a. ausgeführt: "Der 'Anspitzer' ist die Zeitung der Zelle Landesverwaltung des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW)-Ortsgruppe Hannover. Er ist neben der 'Kommune' (Zelle Stadtverwaltung) und dem 'Schrittmacher' (Aufbauzelle Medizinische Hochschule) die dritte Zeitung der Ortsgruppe im Bereich des öffentlichen Dienstes.

Auch bei uns in der Landesverwaltung nimmt die Arbeitsbelastung ständig zu. Rationalisierungsmaßnahmen und miese Tarifabschlüsse, die in keinem Verhältnis zu den steigenden Preisen stehen, berühren die unmittelbaren Interessen fast aller Kollegen. Wir wollen im 'Anspitzer' Vorschläge machen, (…) wenn es darum geht, auf unserem Rücken Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen durchzuführen, die angeblich im 'gesamtgesellschaftlichen Interesse' liegen. In der ÖTV-Tarifrunde fordert die Bundesregierung von den Kollegen im öffentlichen Dienst wieder ein besonders "stabilitätsgerechtes" Verhalten. Schließlich könnten ja die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst richtungweisend sein für die Tarifkämpfe, die in anderen Bereichen folgen.

Wir werden uns im 'Anspitzer' nicht auf den Bereich des Öffentlichen Dienstes beschränken, sondern ebenso Dinge aufzeigen, die für das kapitalistische System überhaupt kennzeichnend sind, so z.B. die Vernichtung von Lebensmitteln bei ständig steigenden Lebensmittelpreisen oder das jahrelange Leerstehen von zu teuren Wohnungen (siehe hierzu den Artikel über die Krise). Dem setzen wir die sozialistische Gesellschaft entgegen, in der planvoll und vernünftig nach den Bedürfnissen der Menschen, produziert wird. (…)

Wir versuchen es zu vermeiden, aus den Betrieben, Verwaltungen und Gewerkschaften herausgeworfen zu werden. Unser Ziel ist es, mit den. Kollegen zusammen den einheitlichen Kampf um unsere gemeinsamen Interessen zu führen. Darum werden wir in den Verwaltungen so verdeckt wie nötig und bei den Kollegen so offen wie möglich auftreten. Aus diesem Grunde werden auch Verteiler und Verkäufer unserer Zeitungen und Flugblätter nicht aus den Behörden der Landesverwaltung stammen.

Es ist uns bewusst, dass wir die Anerkennung und das Vertrauen des Volkes nur durch eine langwierige und gewissenhafte Arbeit erringen können, das wir nicht nur an unseren Grundsatzerklärungen, sondern an unserer Haltung und unserem Auftreten in den täglichen Auseinandersetzungen in den Verwaltungen und Betrieben und in den Klassenkämpfen in Westdeutschland gemessen werden.

Nur dadurch wird es uns auch gelingen, die fortschrittlichen Kollegen aus allen Teilen Volkes - auch aus der Verwaltung -für die Errichtung des Sozialismus zu gewinnen und die Voraussetzungen für die Neugründung der der selbständigen Partei der Arbeiterklasse und der übrigen Lohnabhängigen, der Kommunistischen Partei Westdeutschland, zu schaffen".

Inhalt:
- Vertrauen auf die eigene Kraft. Den Tarifkampf selbständig führen
- Die Lohngrenze liegt 1974 bei 10-11%
- Was will der Anspitzer?
- Gleitende Arbeitszeit - Jetzt auch bei uns?
- Was ist los mit der Wirtschaft? Die Kapitalisten versuchen, ihre Krise auf Kosten der Arbeiter, der übrigen Lohnabhängigen und der Völker zu bewältigen

Parolen zur Krisenentwicklung sind u. a. "Entschlossen den Lohnkampf führen!", "Schluss mit den betrieblichen Sparmaßnahmen auf unsere Kosten!", "Auch in der Krise entschlossen den Lohnkampf führen!"

Geworben wird für die KVZ und "Das politische Buch" in Hannover.
Quelle: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Nr. 1, Hannover, Februar 1974.

14.02.1974:
Es erscheint ein Extra der Zeitung "Der Anspitzers" des KBW zur ÖTV-Tarifrunde mit der Schlagzeile: "Ein fairer Kompromiss (Kluncker)? Nein, ein fauler Kompromiss!" Gefordert wird eine "Urabstimmung" und "Nein zu 11% oder 170 DM!" Zudem: "Kein Abschluss unter Bremerhaven, kein Abschluss unter 185,- DM und 500,- DM Urlaubsgeld!"
Berichtet wird von einem Streik in der Landesverwaltung am 12./13.2.
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Extra, Hannover, 14. Februar 1974.

April 1974:
Die Nr. 2 der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "UJZ Oststadt/List mit Polizeigewalt geräumt."
Inhalt:
- UJZ Oststadt/List mit Polizeigewalt geräumt
- Weg mit dem besonderen Dienstrecht
- Verzögerte Besetzung freier Stellen
- Urlaubsgeld
- Versorgungsverwaltung: "Feststellungen" eines ÖTV-Vorstandes
- Zur Wohnungssituation in Hannover
- Was heißt Sozialismus?
- Für den Sieg der revolutionären Volksmacht in Kambodscha!
- Unterstützung der amerikanischen Aggression gegen das kambodschanische Volk durch die Bundesregierung
- Regierungspräsident Karlsruhe verbietet Spendensammlung. Die internationale Solidarität soll illegalisiert werden
- Der § 218 muss fallen!
- Bundestag beschließt jetzt drastische Diätenerhöhung

Berichtet wird u. a. über die Räumung des UJZ Oststadt/List, über den öffentlichen Dienst, über eine ÖTV-Jugendkonferenz am 27.3. in Hannover, über eine weitere ÖTV-Mitgliederversammlung, wo gefordert wurde, Verhandlung über ein Urlaubsgeld aufzunehmen: "500,- DM für alle!" Berichtet wird weiter über die Wohnungssituation in Hannover, über die Frage "Was ist Sozialismus?", über Kambodscha und die BRD, die die "amerikanische Aggression" unterstützen würde. Berichtet wird noch über den § 218, der "fallen muss!" Geworben wird für die "KVZ". In Hannover konstituiert sich ein Indochina-Komitee. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, "materielle und politischer Solidarität zu üben".
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Nr. 2, Hannover, April 1974.

25.04.1974:
Eine "Sonderausgabe" der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "Arbeiter, Angestellte und Beamte in der Landesverwaltung: Heraus zum 1. Mai in Hannover!"
Inhalt:
- "Arbeiter, Angestellte und Beamte in der Landesverwaltung: Heraus zum 1. Mai in Hannover
- 1. Mai: Kampftag der internationalen Arbeiterklasse. Aufruf des Zentralkomitees des Kommunistischen Bundes Westdeutschland

Berichtet wird u. a. über den 1, Mai, über den Aufruf des ZK des KBW zum 1. Mai, der veröffentlicht wird. Aufgerufen wird zur Veranstaltung des KBW in Hannover-Linden am 26.4., zur Kundgebung des DGB am 1. Mai, zur Demonstration des KBW. Parolen zum 1. Mai sind u. a.: "Für kampfstarke Einheitsgewerkschaften!", "Weg mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen!", "Gegen ein besonders Dienstrecht für Arbeiter, Angestellte und Beamte im öffentlichen Dienst!", "Für uneingeschränkte Organisations- und Versammlungsfreiheit und für das uneingeschränkte Streikrecht!", "Vorwärts im Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes!", "Vorwärts im Kampf für den Sieg des Sozialismus!"
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Sonderausgabe, Hannover, 25. April 1974.

Juli 1974:
Die Nr. 3 der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "Wo bleibt das Urlaubsgeld?"
Inhalt:
- "Wo bleibt das Urlaubsgeld?"
- ÖTV-Kreisvorstand: Keine Kreismitgliederversammlung
- Niedersachsen: Solange die bürgerlichen Parteien gewinnen, verliert das Volk!
- Die Kommunalwahlen in der DDR
- Der 1. Mai in Hannover. Gestärktes Kampfbewusstsein
- Verfahren gegen Regierungsrätin Linder. Grund: Flugblatt verteilt
- Oman-Dhofar
- Fußballmeisterschaft: Die Gewinner stehen schon fest

Berichtet wird u. a. über die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst und über das Urlaubsgeld, über die Wahl in Niedersachsen, die Kommunalwahlen in der DDR, über den 1. Mai in Hannover und über eine eigene Demonstration des KBW, an der "400 Menschen teilnahmen". Parole: "Vorwärts im Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes!", "Vorwärts im Kampf für den Sieg des Sozialismus!"
Berichtet wird noch von der Veranstaltung des Palästina-Oman-Komitees Hannover, das vom 22.-28.6. eine "Solidaritätswoche zur Unterstützung des Befreiungskampfes des Volkes von Oman-Dhofar veranstaltete". Geworben wird für die "KVZ".
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Nr. 3, Hannover, Juli 1974.

September 1974:
Ein Extra der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "Chile - Ein Jahr Militärjunta - Solidarität mit dem Widerstand".
Inhalt:
- Chile - Ein Jahr Militärjunta - Solidarität mit dem Widerstand
-- Die Situation bei der Übernahme der Regierung durch Allende und das Programm der Unidad Popular
-- Die Offensive der Reaktion
-- Das Wachsen der Volksbewegung
-- Die drei größten Haie
-- Und aus der BRD
-- Dresdener Bank: Seit langer Zeit erhofft
-- Farbwerke Hoechst: Glänzend ausgeführt
-- Gemetzel an Tausenden Arbeitern
-- Sadistische Orgien
-- Der Widerstand des Volkes wächst
-- Was hat denn das mit uns zu tun?

Aufgerufen wird zu Veranstaltungen der Aktionseinheit am 10.9. in Linden, am 11.9.: Kundgebung und Demonstration, am 14.9.: Nationale Demo in Frankfurt/M. Am 17./18.9. soll noch eine Blutspendenaktion für Chile stattfinden.
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Extra, Hannover, September 1974.

November 1974:
Die Nr. 4 der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "Zur Tarifrunde im öffentlichen Dienst: Nicht irremachen lassen!"
Inhalt:
- Zur Tarifrunde im öffentlichen Dienst: Nicht irre machen lassen!
- Arbeitsämter sind überlastet. Unterstützung oft erst nach vielen Wochen
- 64 Millionen DM durch verzögerte Besetzung freier Stellen
- Seit über 30 Monaten bezahlten Urlaub
- Sparsamkeit - Parlamente ausgenommen
- Regierungspräsident: Änderung der Kassenstunden in der Regierungshauptkasse-Eine Verbesserung?
- Gleitende Arbeitszeit jetzt doch im Landessozialamt
- 40 Stunden Woche: Weitere Verschärfung der Arbeitshetze!
- Über die Schwierigkeit, eine Verfügung zu schreiben
- Personalversammlung im Landesversorgungsamt
- Gleiches Kindergeld für alle Ausländer und Deutschen!
- 25 Jahre Volksrepublik China
- Zurücknahme der Tariferhöhung bei Strom und Gas!

Berichtet wird u. a. über die Tarifrunde im öffentlichen Dienst, über Arbeitsämter, über gleitende Arbeitszeit, über die 40-Stunden-Woche, die VR China und Erhöhungen bei Strom und Gas. Zum öffentlichen Dienst wird eine "Kreismitgliederversammlung zur Tarifrunde" gefordert. Zur 40-Stunden-Woche: Hier wird eine Arbeitszeitverkürzung auf "7 Stunden an 5 Wochentagen" gefordert.
Geworben wird für die "KVZ", die ab November zur "Wochenzeitung" werde.
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Nr. 4, Hannover, November 1974.

01.12.1974:
Ein Extra der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "Der Putsch in der großen 'Tarifkommission wird die Lohnbewegung nicht brechen!"
Inhalt:
- Der Putsch in der großen 'Tarifkommission wird die Lohnbewegung nicht brechen!
- Die Lage in Hannover
- Delegiertenkonferenz am 21.11. in Hannover
- Die Gewerkschaft ist notwendig!

Berichtet wird u. a. über die Tarifkommission, die "der Hauptvorstand vor drei Wochen ins Spiel brachte. (…) Die Forderung lautet: 50,- DM für jeden, 6%, 300,- DM Urlaubsgeld und 50,- DM für jedes Kind". Man müsse festhalten: "Jeder Abschluss unter 200,- DM bedeutet Lohnraub!" Forderungen aus der ÖTV-Kreisverwaltungen würden aber u. a. lauten: "200,- DM Festbetrag, mindestens 100,- DM Festbetrag für Auszubildende, 300,- DM, plus 50,- DM für jedes Kind Urlaubsgeld". Berichtet wird noch über eine Delegiertenkonferenz am 21.11. in Hannover. Geworben wird für die "KVZ".
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Extra, Hannover, 1. Dezember 1974.

März 1975:
Die Nr. 6 der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW erscheint mit der Schlagzeile: "Tarifrunde: Minusabschluss".
Inhalt:
- Tarifrunde: Minusabschluss
- Neues Mieterschutzgesetz - nur Verschlechterungen
- Die Schulmisere wird immer deutlicher!
- Für sofortige Einstellung!
- Resolution
- Widerstand gegen Fahrpreiserhöhungen wächst!
- Darum: Keine Fahrpreiserhöhungen! Keine Zonentarife!
- Die Vorrechte sind nicht umsonst da

Berichtet wird u. a. über die Tarifrunde und den ungenügenden Abschluss von "6% Lohn- und Gehaltserhöhung, 13 Monate Laufzeit. 100,- DM einmaliger Zuschlag, Inkrafttreten der Eingruppierungsverträge am 1. Dezember 1975". Gefeiert sei er als "Abschluss der Vernunft". Dazu meint der "Anspitzer": "Die Tarifrunde 74/75 hat für uns nichts gebracht. Die öffentlichen Arbeitgeber konnten ihre Ziele durchsetzen. Jetzt kommt es darauf an, weitere Maßnahmen gegen die Verschlechterung und Entrechtung im öffentlichen Dienst zurückweisen". Berichtet wird noch über das neue Mieterschutzgesetz, über die Schulmisere und über die Hannoveraner Fahrpreiserhöhungen. Veröffentlicht wird eine Resolution zur Nichteinstellung des Lehrers Reinhard T., der aufgrund des "Radikalenerlasses" überprüft werde. Parolen sind: "Sofortige Einstellung aller Lehrerkandidaten!", "Weg mit dem Berufsverbot!", "Weg mit dem Ministerpräsidentenerlass!" Geworben wird für die "KVZ".
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Nr. 6, Hannover, März 1975.

November 1975:
Die Nr. 10 der Zeitung "Der Anspitzer" des KBW Der "Anspitzer" erscheint mit der Schlagzeile: "Einstellungsstopp! Beförderungssperre! Die Landesregierung greift an. Wehren wir uns!"
Inhalt:
- Einstellungsstopp! Beförderungssperre!
-- In welcher Situation treffen uns diese Maßnahmen?
-- Auswirkungen des Stellungs- und Beförderungsstopps!
-- Was ist zu tun?

Berichtet wird u. a. über die Landesregierungsbeschlüsse, etwa Planstellenbesetzungen, frei werdenden Stellen, die nicht wiederbesetzt werden. Aufgerufen wird dazu, den "Widerstand zu organisieren". Parolen sind: "Kein Einstellungsstopp für die Besetzung aller freien Stellen!", "Keine Beförderungssperre!" Geworben wird für die KVZ.
Q: Der Anspitzer - Zeitung der Zelle Landesverwaltung des KBW-OG Hannover, Nr. 10, Hannover, November 1975.

Letzte Änderung: 26.09.2022