KJVD: Kämpfende Jugend, Jg. 5, Nr. 5, Mai 1976

Mai 1976:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 5 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Apr. 1976, Juni 1976) heraus und führt zum „Sport in China“ aus: Dort werden die Jungendlichen in der „Volksrepublik China und Albanien dazu erzogen …, den Sport als Mittel ihrer eigenen Stählung für die Aufgaben im sozialistischen Aufbau, im Klassenkampf und in Wehrhaftigkeit gegen den Krieg zu begreifen … Und proletarische Wehrhaftigkeit im Sozialismus- das heißt in erster Linie, auch im Sport den Klassenkampf als Hauptkettenglied zu ergreifen und allzeit bereit zu sein, den Klassenkampf politisch, ideologisch und auch mit dem Einsatz des eigenen Körpers zu bekämpfen. In dieser Gesellschaft, wenn die Arbeiterklasse die Macht hat, ist der Sport befreit, weil die Gesellschaft insgesamt von der Ausbeuterklasse befreit ist. Im Sozialismus werden Sport, Freizeit und Vergnügen für das werktätige Volk zum ersten Mal nicht zum „Ausgleich“, der sie über ihre miserable materielle Situation von Ausbeutung und Unterdrückung hinwegtäuschen soll. Nein, Im Sozialismus, wird all dies zum Teil des umfassenden Prinzips, das alle Bereiche der Gesellschaft umfasst:
Dem Volke dienen! …"

Berichtet wird vom „Werner-Seelenbinder Sportfest“ in Köln. Ausgeführt wird u. a.: „Aus der ganzen Bundesrepublik und aus Westberlin kamen sie angereist, um Sport zu machen. Sie wussten, dass sie nicht eines dieser, mit großem finanziellem Aufwand durchgeführten Sportereignisse der Bourgeoisie erwartete, auch kein Kapitalist hatte seine Gönnerlaune gezeigt. Was sie vorfanden, waren mittelmäßige bis schlechte Fußballplätze, keine Anlagen für Leichtathletik, nur die Halle war in Ordnung. Die Stadt Köln als Eigentümerin hätte auch das noch am liebsten nicht gegeben. Die zu diesem Sportfest kamen, waren angetreten, ihren Teil zum Wiederaufbau der Arbeitersportbewegung zu leisten. Einer Arbeitersportbewegung, die Freundschaft an erste und Wettbewerb an zweite Stelle setzt. Die gegen die Militarisierung des Sports in der Sowjetunion und der DDR, gegen Krise und Krieg kämpft.

Dem Aufruf des ZK des KJVD waren 26 Fußballmannschaften, 6 Handballmannschaften, 16 Volleyballmannschaften, 100 Leichtathleten, 30 Tischtennisspieler, Judo- Kämpfer, Ringer gefolgt, darüber hinaus beteiligten sich noch viele an dem großen Volkslauf. „So 400 bis 500 werden kommen“, dachte das Vorbereitungskomitee, als es die Planung machte. Doch was sich schon in den Tagen davor anbahnte, wurde am Freitag zur absoluten Klarheit. 800 warteten darauf, an den Start gehen zu dürfen. Und die meisten warteten natürlich auch darauf, einen Schlafplatz, Essen und alles andere Notwendige zu bekommen. Um es kurz zu machen, auch wenn der eine oder andere auch etwas länger warten musste oder auch nicht ganz so weich schlief, alles regelte sich und keiner ließ sich die gute Stimmung versaun. Auch das Wetter stand auf der Seite des Arbeitersports, keine Wolke ließ sich an den drei Tagen blicken, und das Thermometer kletterte auf über 20 Grad. Die zwei Tage des Sportfestes waren übervoll mit den verschiedensten Aktivitäten. Schon am Freitagabend fand die Begrüßung der Teilnehmer und die Aufteilung auf die Quartiere statt. Am Sonnabendmorgen versammelten sich über 800 zur Eröffnungsdemonstration durch die Kölner Südstadt. Der Umzug fand viel Sympathie bei der Bevölkerung …

Für sie war es ein ungewöhnlicher Anlass für eine Demonstration. Besondere Beachtung fand auch der Musikzug „Rotes Signal" der KPD aus Westberlin. Viel Staub wirbelte die Demonstration auf, als sie den Vorplatz der Bezirkssportanlage Süd erreichte. Nach dem kräftigen Eintopf begannen die Wettkämpfe. Überall sprang, rannte und spielte es. Die Halle, die drei Fußballplätze und die anderen Wettkampfplätze waren ohne Unterbrechung in Betrieb. Viele Kölner besuchten die Wettkämpfe, sie waren auf Grund der überall in Köln geklebten Plakate gekommen. Andere wurden auch von den roten Fahnen und Transparenten auf dem Sportplatz angezogen.

Am Samstagabend trafen sich die Teilnehmer zu einer Veranstaltung, auf der Vertreter von Vereinen, Einzelsportler und ein Mitglied des Vorbereitungskomitees sprachen. Nachdem auch den ganzen Sonntag Wettkämpfe stattgefunden hatten, traf man sich am Abend zur großen Festveranstaltung. Kulturbeiträge füllten den größten Teil der Veranstaltung. Höhepunkt des Abends war die große Siegerehrung, enttäuscht, wenn er nicht unter den Ausgezeichneten war. Freundschaft, Solidarität und die Begeisterung über dieses gelungene Arbeitersportfest sorgten für eine enorme Stimmung im Saal. Man war sich einig: Im nächsten Jahr ist man wieder dabei beim 2. Werner-Seelenbinder Sportfest.“

Und zu Werner Seelenbinder heißt es: „Der kommunistische Arbeitersportler Werner Seelenbinder kämpfte in der KPD Ernst Thälmanns für den Sozialismus. Als sechsfacher Deutscher Meister als Halbschwergewichts-Ringer übernahm er im illegalen Kampf gegen die Nazi-Faschisten wichtige Aufgaben im In- und Ausland. 1944 wurde er von den Nazi-Faschisten ermordet. Sein Kampf ist unser Vorbild.“

Der Artikel: „Freundschaft an erster, Wettkampf an zweiter Stelle“, führt u. a. aus: „Revolutionäre Sporteinheit - das heißt auch Freundschaft mit den Völkern der Dritten Welt. Viele umjubelter Teilnehmer war die Mannschaft der Föderation Iranischer Studenten aus Köln. Sie traten an im Fußball, im Volleyball und ergriffen am Sonntagnachmittag die Initiative zu einem kurzen Ringkampf-Turnier in der Halle.

Die Genossen des FIS erwarben sich in kurzer Zeit die Sympathie durch ihren kämpferischen Einsatz, ihren guten sportlichen Einsatz besonders im Volleyball, durch ihr solidarisches Einspringen überall wo Not am Mann war oder ein Mann gebraucht wurde. Sie trugen wesentlich zum Gelingen des Sportfestes bei. Auf der Abschlusskundgebung konnten sie unter dem Jubel der Anwesenden bei der Siegerehrung den Werner-Seelenbinder Wanderpokal im Volleyball entgegennehmen …, ein Ausdruck der internationalen Solidarität, des Zusammenschlusses der roten Sportler mit den Völkern der Dritten Welt.

Die meisten Teilnehmer am Werner-Seelenbinder-Sportfest waren Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Aber es war ein besonderer Erfolg des Sportfestes, dass eine wirkliche Verbindung zwischen ganz Jungen, Jugendlichen und alten Sportlern hergestellt wurde, jeder vom anderen lernte. Aus der ganzen BRD und Westberlin waren Kinder mitgekommen, die an allen Disziplinen teilnahmen, z. T. auch gegen körperlich überlegene Mannschaften, wie z. B. im Fußball, antreten mussten und sich trotzdem erfolgreich durchsetzen. Die alten Arbeitersportler, zum Teil eigens nach Köln angereist, zum Teil durch die Demonstration auf Sportfest aufmerksam geworden, gaben ihre Erfahrungen an die jüngeren weiter. Auf der Diskussionsveranstaltung am Sonnabend, berichtete ein alter Genosse aus der „Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit“ vom Kampf der Arbeitersportler gegen die SPD-Polizei und die Nazi-Faschisten, und ein Genosse aus Köln illustrierte das mit einem Foto aus der Weimarer Zeit …“

Meinungsverschiedenheiten soll es „über die Frage gemischte Mannschaften“ gegeben haben. „Das Organisationskomitee wollte diese gemischten Mannschaften nicht zulassen; denn es argumentierte: Männer unterliegen im Kapitalismus ungleichen Bedingungen, darum kann man wirkliche Gleichheit nur dadurch herstellen, dass man ungleiche Bedingungen schafft, unter denen jeder seine Fähigkeiten dann voll entfalten kann. Denn nicht die formale Gleichheit, die tatsächlich gar nicht existiert, stellt den festen Zusammenschluss im Kampf her, sondern die Klarheit über das gemeinsame Kampfziel. Darum geht es auch im Sport. Männer und Frauen unter ungleichen Bedingungen starten zu lassen. Das Organisationskomitee konnte sich nicht durchsetzen. Es traten in beiden Disziplinen gemischte Mannschaften an und im Volleyball wurde ein besonderer Preis für den Sieger der gemischten Mannschaften ausgesetzt, den sich die Mannschaft aus Solingen holte.“

Ein Höhepunkt des Sportfestes, so die Ausgabe, sei ein „Volkslauf … über 2.000 Meter rund um den Kölner Vorgebirgspark“ gewesen. „Diese Veranstaltung war deshalb auch von besonderer Bedeutung, weil sie, wie auch die verschiedenen Male unter breiter Beteiligung durchgeführte Massengymnastik, ein wichtiges Element der proletarischen Körper- und Ertüchtigung verwirklichte: Proletarischer Sport heißt nicht in erster Linie Glanzleistungen einiger weniger, sondern körperliche Ertüchtigung für den Klassenkampf.“

Auf der Abschlussveranstaltung am, 18.4. sprach Bernd Ziesemer zur „reaktionären Ausrichtung des Sports in der BRD“. Scharf griff er „die Militarisierung des Sports in der DDR und der Sowjetunion“ an, „die zum Ziel hat, besonders die Arbeiterjugend dieser sozialfaschistisch beherrschten Länder auf einen Angriffskrieg gegen Westeuropa vorzubereiten …“

Unser Verband (gemeint ist der KJVD, d. Vf.) steht an der Seite unserer Partei in den nächsten Wochen und Monaten vor wichtigen Kampfaufgaben, besonders im Kampf dafür, die umfassende Offensive der DKP/SEW überall frontal fortzusetzen … Heute, wo wir unser Sportfest beenden, steht der proletarische Sport im Mittelpunkt. Aber für uns gibt es kein Nur-Sportlertum und die Diskussionen, die wir an den drei Tagen unseres Sportfestes überall beobachten konnten, machen uns zuversichtlich, dass diejenigen Kollegen und Freunde, die sich heute gemeinsam zu Sport, Kultur und politische Diskussion zusammengefunden haben, auch morgen an unserer Seite stehen werden …“

Die Endspiele im Fußball haben gewonnen: 1. Preis des „Werner-Seelenbinder-Pokals“: Arbeitersportverein Solidarität Westberlin-Wedding. 2. Preis: Die Rubel-Münze der sozialistischen Sowjetunion - Mannschaft der KPD und des KJVD Frankfurt.

Im Handball ging der „Werner Seelenbinder Pokal“ an die Mannschaft des KJVD und des KSB Bremen (1. Preis), der 2. Preis an: Die Rubel Münze der sozialistischen Sowjetunion- Mannschaft des KJVD Hamburg.
Quellen: Kämpfende Jugend Nr. 5, Köln Mai 1976; Rote Fahne Nr.20,Köln 19.5.1976

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