28.02.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr. 5 (vgl. 14.2.1972, 13.3.1972) berichtet u.a. über die Bauerndemonstrationen in Weiding, München, Ostfriesland und Flensburg. Das Wohnungselend wird anhand der Schlichthäuser in den Gießener Vierteln Margarethenhütte, Eulenkopfsiedlung und Gummiinsel dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Hausbesetzungen in Hamburg, Bremen und Frankfurt eingegangen. Erwähnt wird auch der Rote Garde Prozeß in München. Außer auf den Streik der Studenten aller Hochschulen in Madrid in Spanien wird auch berichtet vom Streik bei Babcock im französischen St. Nazaire (1 000 Beschäftigte), von der RKP Chile, einem Grußtelegramm der KP Schweiz/ML (KPS/ML), von der MLKP Kolumbien und der MLPÖ.
Im Artikel "Für die Einheit aller revolutionären Kommunisten in der KPD/ML!" wird ausgeführt:"
In Nr. 3 der Roten Fahne (Bochum) vom 7. 2. 1972 erschien ein Artikel unter der Überschrift 'Es lebe die Einheit der Maxisten-Leninisten', in dem in vollen Wortlaut eine Erklärung (Offener Brief) einiger ehemaliger Genossen des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen unserer Partei abgedruckt wurde. Wir haben den gleichen Brief erhalten und ihn im vollen Wortlaut in unserem internen Organ 'Parteiaufbau' und dem Organ unserer Massenorganisationen 'Die proletarische Linie' veröffentlicht, und unseren Mitgliedern, Kandidaten und Mitgliedern der Massenorganisationen zur Diskussion unterbreitet. … Dennoch läßt sich zur Veröffentlichung des 'Offenen Briefes' und dem Vorwort der Polit-Abteilung beim Zentralbüro der KPD/ML (der Gruppe Rote Fahne Bochum) (KPD/ML-ZB, d.Vf.) schon jetzt einiges sagen. Die 'Polit-Abteilung' schreibt: 'Wir drucken den Offenen Brief deshalb ab, weil wir der Ansicht sind, daß alle ehrlichen Bemühungen um die Einheit der Marxisten-Leninisten in Westdeutschland unterstützt werden müssen und unsere Partei ihre eigenen Fehler nur korrigieren kann, wenn sie die ideologische Diskussion in der marxistisch-leninistischen Bewegung fördert und sich aktiv daran beteiligt'. Das ist neu. Vor einem Jahr als wir im ROTEN MORGEN schrieben: 'Genossinnen und Genossen der anderen marxistisch-leninistischen Gruppen und Organisationen, laßt uns gemeinsam in sachlicher und prinzipienfester Diskussion den schädlichen Zustand des Zirkelunwesens … überwinden. … Stellen wir als ersten Schritt jede unsachliche, prinzipienlose Polemik gegeneinander ein. Beginnen wir die Diskussion um noch zu klärende Fragen mit dem Ziel der Einheit. … Damals war eure Anwort die 'Sumpfbroschüre'. Eine berechtigte Kritik an unserem Zwei-Wege-Artikel, allerdings in Form eines unsachlichen Angriffs mit selbst einer Reihe von Fehlern. Wem habt ihr damit genutzt? Niemandem. Ihr habt denjenigen, die die revisionistischen Positionen des Zwei-Wege-Artikels vertraten, die Gelegenheit gegeben, sich hinter den Fehlern und der Unsachlichkeit eurer Kritik zu verbergen, und denjenigen Genossen, die von Anfang an Bedenken gegen die Zwei-Wege-Theorie hatten, wurde dadurch die Korrektur der revisionistischen Fehler dieses Artikels erschwert. Oder war es nur Taktik? Sollte die Sumpf-Broschüre nur die Widersprüche in den Reihen unserer Partei verschärfen. Dazu hättte es dieser Broschüre nicht bedurft. Sie mußten sich zwangsläufig verschärfen, da der Vorrang des ideologischen Aufbaus der Partei nicht beachtet worden war. Dadurch, daß der bewußt geführte Kampf zweier Linien nicht genügend stattfand, sondern sich weitgehend spontan entwickelte. Dadurch, daß die ideologische Abgrenzung der Partei zu anderen Gruppen und Organisationen, die sich auf den Marxismus-Leninismus und die Maotsetungideen berufen, also auch zu euch, stark vernachlässigt wurde. … Und wir wollen doch nicht annehmen, daß ihr, nachdem wir die zeitweilig bei einigen Genossen von uns bestehende Tendenz zu einer prinzipienlosen Vereinigung korrigiert haben, euren damals vertretenen korrekten Standpunkt verlassen wollt. Dieser Eindruck drängt sich allerding auf, wenn man weiß, daß der Genosse Klaus D., der für den 'Offenen Brief' verantwortlich zeichnet, einer der stärksten Befürworter dieser Art von Vereinigung war. Was allerdings auf den Genossen G. A., der auch zu dem Kreis der Genossen gehört, die den Brief herausgegeben haben, nicht zutrifft. Schließlich gehört er zu den drei Verfassern der mit recht kritisierten Plattform des ersten ZK der KPD/ML. Keinesfalls dürfen wir zu der dringend erforderlichen Einheit aller Marxisten-Leninisten in der KPD/ML nach dem Motto kommen: Wir streichen ein bißchen ab, ihr streicht ein bißchen ab, schließlich haben wir ja alle beide Fehler gemacht. Nein, ein solches Vorgehen wäre weder vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus korrekt, noch würde es zur Einheit der Marxisten-Leninisten auf einer prinzipiellen Basis führen. Dazu bedarf es der scharfen Zurückweisung aller falschen Standpunkte und Abweichungen vom Marxismus-Leninismus und den Maotsetungideen. Dazu gehört offene, schonungslose Kritik und Selbstkritik. Wir sind bereit diese Selbstkritik zu leisten und haben bereits in der Selbstkritik unseres ersten Zentralkomitees damit begonnen. … Deshalb ist es uns auch schlicht unverständlich, wenn die Verfasser des 'Offenen Briefes' behaupten, daß es bisher 'kein Indiz für eine Zurücknahme' der im Artikel 'Bauen wir eine starke bolschewistische Partei auf' enthaltenen Fehler gibt. Wissen sie doch, daß nicht nur dieser Artikel, sondern auch die Plattform, der Zwei-Wege-Artikel und andere Abweichungen einer schonungslosen Selbstkritik unterzogen werden. Warum diese Unwahrheiten? Genauso unwahr ist es auch, wenn die Polit-Abteilung beim ZB in ihrem Vorwort zum 'Offenen Brief' erklärt: 'Um den Genossen Ernst Aust hat sich außer dem gesamten Technischen Apparat der KPD/ML (Roter Morgen) nur noch Bayern und ein Teil des Westberliner Landesverbandes der KPD/ML (Roter Morgen) gesammelt. Diese Gruppe ist der Ansicht, daß zwar verschiedene Fehler in der Politik der KPD/ML (Roter Morgen) gemacht worden sind, daß es aber keinen Anlaß dazu gibt, etwa die Grundlagen der Spaltung der KPD/ML Anfang 1970 zu überprüfen und Selbstkritik zu üben. Genossen, wer hat euch diesen Bären aufgebunden, wer hat euch erzählt, daß wir die Grundlagen der Spaltung von 1970 nicht erneut überprüfen und unsere Fehler … selbstkritisch und kritisch überprüfen. Wie kommt ihr zu der Auffassung, die KPD/ML bestünde nur noch aus dem Technischen Apparat, Bayern und einem Teil des Landesverbandes Westberlin? Was heißt hier Teil? Wenn eine Handvoll Liquidatoren, ein Bruchteil der Genossen des Landesverbandes hinausgesäubert wird, dann sprecht ihr davon, daß der Landesverband Westberlin nur noch aus einem Teil bestünde. Ähnlich war es im Landesverband Wasserkante, nur daß hier die Minderheit von Genossen, die sich aus rechtsopportunistischen Gründen von der Partei absonderte, etwas größer war. Und was die anderen Landesverbände betrifft, so schreitet die Reorganisation recht zügig voran, so hat der Landesverband Südwest schon wieder eine gewählte Leitung. Nur der Landesverband Nordrhein-Westfalen, wo ihr am stärksten seid, wurde durch die Liquidatoren weitgehend liquidiert. Was soll diese Art von Argumentation? Der Kampf um die Herstellung der Einheit der Marxisten-Leninisten … ist der Kampf um die korrekte proletarische Linie. Aber wie steht es bei euch mit dieser Linie? Habt ihr eure Organisation vorrangig aufgebaut? Wie steht es bei euch zum Beispiel mit dem bewußt geführten Kampf zweier Linien, dessen Grundlage in einer kommunistischen Partei der demokratische Zentralismus ist? Wie sieht es bei euch mit der Verwirklichung des Prinzips des demokratischen Zentralismus aus? … Warum dürfen eure Mitglieder nur nach Genehmigung durch das ZB eine Leitung wählen? Warum habt ihr kurz nach der Spaltung den Passus des Statuts außer Kraft gesetzt, nachdem ein Drittel der Mitglieder die Einberufung eines außerordentlichen Parteitags verlangen kann? … Warum werden bei euch … nicht die Klassiker des Marxismus-Leninismus geschult? Warum beschränkt ihr euch in der Schulung eurer Parteimitglieder auf Sekundär-Literatur. … Wißt ihr nicht, daß dies eine revisionistische Praxis ist? … Es gibt noch viele Fragen. Wir werden demnächst ausführlich zu euren ideologischen und politischen Aussagen Stellung nehmen. Wenn es im 'Offenen Brief' heißt, daß angeblich ein führender Vertreter unserer Partei gesagt habe, daß die 'KPD/ML' (Rote Fahne) 'eine durch und durch revisionistische Organisation' sei, so können wir dem - wenigstens was die Linie des Bolschewik und einiger von euch veröffentlichter Broschüren betrifft - nicht unbedingt widersprechen. … Wenn wir in den geplanten Abgrenzungsartikeln unserer Partei zur 'KPD/ML (Rote Fahne)', zum 'KAB', zur 'KPD/AO' und anderen euch an die erste Stelle gesetzt haben, so heißt das keineswegs, daß die revisionistischen bzw. neorevisionistischen Abweichungen bei den anderen Organisationen geringer sind. … Beginnen wir mit der sachlich geführten, ideologischen Auseinandersetzung. … Zuerst die Abgrenzung, dann die Diskussion - ausgehend vom derzeitigen Stand der Klassenkämpfe und von den Erfordernissen zur Vorbereitung der sozialistischen Rvolution - um die Lösung der vor uns stehenden Aufgaben, das ist der Weg zur Erreichung der Einheit aller revolutionären Kommunisten in der KPD/ML."
Q: Roter Morgen Nr. 5, Hamburg 28.2.1972