Arbeiterkampf, Jg. 6, Nr. 90, 4.10.1976
04.10.1976:
Der KB gibt seinen 'Arbeiterkampf' (AK) Nr. 90 (vgl. 20.9.1976, 18.10.1976) heraus.
Berichtet wird vom Kongreß der äthiopischen Studenten (vgl. 25.9.1976) und einer Veranstaltung in Griechenland (vgl. 27.9.1976).
Aus Baden-Württemberg wird berichtet von Chile-Veranstaltungen in Freiburg (vgl. 3.9.1976, 10.9.1976).
Aus Bremen wird berichtet von Anschlägen auf Linke (vgl. Jan. 1975, 19.3.1975), u.a. im IGM-Bereich (vgl. Jan. 1975).
Aus Hamburg wird berichtet von Anschlägen auf Linke (vgl. Apr. 1975), den Beziehungen der KPD/ML zu Faschisten (vgl. Aug. 1976) und einer Strafverteidigerveranstaltung (vgl. 28.9.1976).
Aus Hessen wird berichtet vom Brand beim BDJ Darmstadt (vgl. 14.2.1975).
Aus Schleswig-Holstein wird berichtet vom Kampf gegen die Rechten im KBW Kiel (vgl. 23.9.1976).
Der Artikel "KBW: Wo gehobelt wird, fallen Späne!" beschäftigt sich u.a. mit der Funktionserhebung der 'KVZ' Redakteure B.B., W.M. und E.R. und deren Vorgeschichte (vgl. 18.10.1975, 10.1.1976, 27.3.1976). Der KB formuliert u.a.:"
Der genannte W. M. ist Wilfried Maier, der bisherige Chefredakteur der KVZ, eine der führenden Personen bei der Gründung des KBW, davor Chef des KB Bremen (eine der Vorläuferorganisationen des KBW). Maiers Nachfolger als Chefredakteur der KVZ wurde H. J. Hager. Er ist u.a. der Verfasser einer ungeheuerlichen Geschichtsfälschung über den angolanischen Befreiungskampf … und liefert wohl die beste Gewähr für die skrupellose Durchsetzung jeder gewünschten Dummheit und Lüge der KVZ. Der mit Maier zusammen abgesetzte B. B. ist Burkhardt Braunbehrens, ebenfalls einer der KBW-Gründer und davor eine wichtige Figur im Heidelberger SDS. Er galt im KBW lange Zeit als Mann der Kleinarbeit … und rechte Hand von Schmierer. E. R. (Eddi Riethmüller, d.Vf.) schließlich ist der frühere Chef des Freiburger BKA (Bund Kommunistischer Arbeiter), davor führend im Freiburger SDS, gleichfalls einer der Mitbegründer des KBW. Es gilt als sein Verdienst, die Linie des KBW, d.h. speziell den abenteuerlichen Schmierer-Kurs im BKA durchgesetzt zu haben. W. M., B. B. und E. R. waren im übrigen alle drei als Delegierte ihrer Gruppen auf der '2. Hamburger Konferenz', Ende September 1971 (vgl. 25.9.1971, d.Vf.) - einem Versuch, anläßlich der Metall-Tarifrunde '71 die damals bestehenden örtlichen kommunistischen Gruppen, zu einer näheren Zusammenarbeit zu bringen … Daß jetzt andere - Figuren wie Hager, Fochler etc. - dem Genossen Maier die Schippe aus der Hand genommen haben und ihn selbst zu Grabe getragen haben, ist nicht ohne melancholische Ironie … Daß jedoch plötzlich in einer Zeitung zu lesen steht, sie sei im ganzen letzten halben Jahr oder noch länger das 'Hauptquartier' einer 'rechten Strömung' gewesen, ohne daß es in diesem halben Jahr entsprechende Auseinandersetzungen in der Zeitung selbst gegeben hätte, stellt der gesamten Führung der betreffenden Organisation das politisch-ideologische Armutszeugnis aus! … Hinter dem 'Kampf zweier Linien' im KBW stecken unserer bisherigen Einschätzung nach vor allem zwei Hauptpunkte:
1. Der Versuch, einer bisher insgesamt eher kleinbürgerlich-liberalen, rechtsopportunistischen Organisation einen 'ML'-Kurs aufzuzwingen - beispielsweise die konterrevolutionären, nur durch krasse Geschichtsfälschung abgestützten Thesen des KBW zu Angola; der Kurs der Anbiederung an die KPD/ML und die schmierersche These von der marxistisch-leninistischen Bewegung (bestehend aus KBW, KABD, KPD und KPD/ML); inzwischen auch die Durchsetzung bestimmter konterrevolutionärer Positionen zu Chile (Kampf gegen die Forderung nach Boykott der Junta etc.).
2. Der für die Mitglieder und Sympathisanten des KBW immer mehr spürbare Widerspruch zwischen dem tatsächlichen Rückgang des KBW einerseits und den vom ZK verordneten Thesen andererseits, in denen stets vom Aufschwung und einer ausgezeichneten Situation die Rede ist …
Drittens spricht vieles dafür, die jüngsten massenhaften Säuberungen und richtigen Maßnahmen zur rechten Zeit beim KBW genau in diesem Zusammenhang einer kurz bevorstehenden Selbsterhebung des KBW zur Partei zu sehen, für die als Etappenziel die Bundestagswahl ja schon seit dem Frühjahr feststeht …
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung in der Erklärung der KVZ zur Absetzung von W. M., B. B. und E. R., wo es heißt der Genosse Maier sei 'seit Gründung des KBW der Hauptvertreter der rechten Strömung in der Organisation' und er habe 'die Auffassungen, die in den berüchtigten Thesen ihren Niederschlag gefunden haben, niemals wirklich korrigiert' … Diese 'Thesen' erschienen als Beilage zur Mai/Juni Nummer 1973 der 'Wahrheit', Zeitung des KB Bremen, kurz vor der Gründungskonferenz des KBW, die Anfang Juni stattfand. Auf der KBW Gründungskonferenz wurden die 'Thesen' des KB Bremen mehrheitlich abgelehnt und das neue KBW-ZK wurde beauftragt … 'den Kampf um die Durchsetzung der richtigen Linie in der Bremer Ortsgruppe … zu führen'."
Dem Artikel "Ein Blick in die gute Stube des KBW" zufolge bekam die Redaktion des 'AK' verschiedene Rechenschaftsberichte der Ortsleitung (OL) Hamburg des KBW zugespielt, in denen es u.a. heißt:"
Die Kräfte, die wir in verschiedenen Bewegungen gewonnen haben, werden zahlenmäßig kompensiert durch Mitglieder, die wir verloren haben. Der Zellenaufbau ist kaum vorangekommen. Die Notwendigkeit des Kampfes um den Parteiaufbau als Instrument der Führung der Massen zur proletarischen Revolution ist schließlich der OL und der Ortsorganisation aus dem Blickfeld geraten."
Weiter heißt es:"
Die OG Hamburg, die zahlenmäßig eine der stärksten Ortsgruppen des KBW ist, hatte laut RB im Berichtszeitraum … einen geringfügigen Anstieg der Mitgliederzahl von 105 auf 110 zu verzeichnen. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesen Zahlen ein realer Rückgang, da laut Bericht 16 Mitglieder austraten oder ausgeschlossen wurden … Wie es in Wirklichkeit mit der sozialen Zusammensetzung und der 'Verankerung im Proletariat' bei der OG Hamburg des KBW steht, zeigen anschaulich die weiteren Angaben … Danach besteht die OG aus 19 Zellen. Davon sind zwei Zellen in den KBW-Massenorganisationen SSG und GUV. Von den übrigen sind: neun Stadtteilzellen, drei Zellen im Öffentlichen Dienst, fünf Zellen in Industriebetrieben. Pech für den KBW: Die Postzelle ist ausgetreten … und eine Krankenhauszelle mußte mangels Masse dicht gemacht werden."
Q: Arbeiterkampf, Jg. 6, Nr. 90, Hamburg, 4.10.1976