Was tun, Jg. 4, Nr. 7, August 1971

17.07.1971:
Die RKJ der GIM berichtet:"
Lehrlingszentren-Konferenz in Düsseldorf
GEWERKSCHAFTSBÜROKRATIE CONTRA LEHRLINGSBEWEGUNG

Am 17. Juli fand in Düsseldorf die regionale Konferenz der gewerkschaftlichen Lehrlingszentren (Jour fix) statt. Circa 80 Delegierte vertraten die Lehrlingszentren Nordrhein-Westfalens. Den größten Raum der Diskussion nahm die Lesung des Betriebsverfassungsgesetzes im Bundestag ein (…). Die Vertreter des Bundesjugendausschusses (BJA) des DGB erklärten, daß der BJA den Sternmarsch gegen die 2. Lesung des Gesetzes am 19./20. September ablehnt, 'weil keine Aktivitäten von unten gekommen seien.' Zwar wurde diese Haltung des BJA in einer Resolution der Konferenz mehrheitlich verurteilt, jedoch kam es hierbei zur Konfrontation zwischen der von der SDAJ unterstützten Gewerkschaftsjugendbürokratie und den Vertretern der revolutionären Organisationen RKJ und Spartacus (KJO Spartacus,d.Vf.), die für die Zukunft der Lehrlingszentren einiges erwarten läßt.

Klar stellte sich das Bestreben der Gewerkschaftsbürokratie heraus, die Lehrlingszentren zu unterdrücken. Offenkundig befürwortet der BJA, zumindest ein Teil von ihm, die Einstellung der Lehrlingszentren, weil den Bürokraten die Struktur dieser Zentren nicht paßt, in ihnen 'nur wenig Gewerkschaftsmitglieder rekrutiert würden'. Dafür aber die 'linken Gruppen' umso wirksamer wären. Es scheint, daß der LJA Nord des DGB, wo sich das bisher bedeutendste LZ befindet, der Hamburger Jour Fix, von dem diese Bewegung ausgeht, auf jeden Fall die Lehrlingszentren ausschließen will.

In die gleiche Richtung zielen Anträge von IG Metall-Verwaltungsstellen an den Gewerkschaftstag, die aus dem Ruhrgebiet (Duisburg, Gelsenkirchen, Ennepetal) kommen, in denen unter dem Deckmantel des 'Kampfes gegen den Radikalismus von rechts und links' unverhüllt das Verbot revolutionärer Organisationen (in Duisburg speziell der KPD/ML) durch den bürgerlichen Staat, und der Hinauswurf von 'Kommunisten, Maoisten und Trotzkisten' aus der Gewerkschaft gefordert wird. Gegen den Widerstand der SPD- und DKP/SDAJ-Kollegen wurde auf der Konferenz von RKJ, Spartacus, ihren Sympathisanten und anderen Linken mit knapper Mehrheit eine Resolution angenommen, die diese Bestrebungen verurteilt.

Zum einen hat sich auf dieser Konferenz gezeigt, daß die Rechtsstalinisten - bedauerlicherweise - selbst bei den reaktionärsten Maßnahmen der Bürokratie die Rolle ihres 'linken Flankenschutzes' zu spielen bereit sind. Zum anderen haben die Manöver der Bürokratie die Richtigkeit unserer Analyse der Lehrlingszentren als einem Kristallisationspunkt innergewerkschaftlicher Opposition bestätigt.

Die Repressalien der Bürokratie gegen die Lehrlingszentren bedeuten auf jeden Fall die innergewerkschaftliche Repression der Lehrlingsbewegung. Unabhängig wie die einzelne Gruppe zu dem Wert der politischen Arbeit in den LZ steht, ist es jetzt die Aufgabe der gesamten Linken, DIE LEHRLINGSZENTREN GEGEN DEN ANGRIFF DER BÜROKRATIE ZU VERTEIDIGEN und in den Lehrlingszentren den Widerstand gegen ihre Liquidierung zu organisieren."
Q: Was tun Nr. 7, Mannheim Aug. 1971, S. 4

22.07.1971:
Die RKJ der GIM berichtet:"
ZU DEN ZWISCHENFÄLLEN VOR DAIMLER-BENZ MANNHEIM

Als am 22.Juli die KPD/ML ('rote Linie' ZB-Bochum) wie schon öfter vor Daimler-Benz ihre 'Rote Fahne' verkaufen wollte, geschah folgendes: ein Trupp von etwa 15 Vertrauensleuten marschierte an, schlug ihren Stand zusammen und warf ihn auf einen vorbeikommenden Lastwagen. Ein solches Vorkommnis ist für Daimler-Benz neu. Immerhin verteilen hier schon seit Jahr und Tag die verschiedensten linken Gruppen ihr Material, ohne daß es zu Zusammenstößen gekommen wäre. Die Hintergründe sind klar: Die Mehrzahl der Vertrauensleute gehörte der SPD-Betriebsgruppe an, die seit letztem Herbst versucht, beim Benz den Linken das Wasser abzugraben. Einige Kollegen der DKP ließen es sich jedoch nicht nehmen, bei Repressalien gegen eine kommunistische Gruppe wieder einmal ihre Loyalität zur Bürokratie unter Beweis zu stellen und machten mit.

Daß es beim Benz kaum Proteste gegen diese Art Vorgehen gab, mögen sich die Maoisten selbst zugute schreiben. Spätestens jetzt müßten sie merken, daß sie mit ihren wirklichkeitsfernen Schimpfkanonaden den Bürokraten Vorwände liefern, um gegen die Linken insgesamt vorzugehen: antikommunistische Elemente nutzten die Situation intensiv, um den Geschehen innerbetrieblich die 'richtige Drehung' zu geben. Gegenüber all diesen Bestrebungen müssen wir eine eindeutige Haltung beziehen und das RECHT DER MAOISTEN VERTEIDIGEN, ungehindert ihr Material zu vertreiben. Es geht dabei nicht nur um die paar Maoisten, die mit ihren Polterparolen nur Gelächter ernten. Es geht gegen jede wirkliche Opposition! Man schert die verschiedenen linken Gruppen über einen Kamm und benutzt die Dummheiten der einen als Vorwand für die Gewalt gegen alle. Schließlich steht eine Lohnbewegung vor der Tür. Da brauchen die Bürokraten 'freie Hände' und ein Informationsmonopol. Entsprechend bereiten sie die Stimmung im Betrieb vor. Sie haben im Herbst 1970 eben gelernt."
Q: Was tun Nr. 7, Mannheim Aug. 1971, S. 4

August 1971:
Die RKJ der GIM gibt ihre 'Was Tun' (WT) Nr. 7 (vgl. Juni 1971, Sept. 1971) heraus mit einem Titelbild von Mao Tse-tung als Puzzle mit der Parole "Die chinesische Revolution ist zu wichtig, um sie den Maoisten zu überlassen" sowie dem "Editorial. Mao auf Moskaus Spuren" zum angekündigten Nixonbesuch in Peking. Enthalten ist auch ein Bild von Henry Kissinger mit Tschou En-Lai.

Weitere Artikel sind:
- "Lehrlingszentren-Konferenz in Düsseldorf. Gewerkschaftsbürokratie contra Lehrlingsbewegung" zur Konferenz für NRW (vgl. 17.7.1971);
- "Zu den Zwischenfällen vor Daimler-Benz Mannheim" (vgl. 22.7.1971);
- "Der Polizeifeldzug gegen die RAF-Gruppe gilt der gesamten Linken! Politischer Mord in Hamburg" zu Petra Schelm, wobei sich ein Kasten "Zum Verhalten des Spartacus während des Aktionsbündnisses" zur KJO äußert;
- "Aktion Nulltarif contra Fahrpreiserhöhungen" mit den Berichten "Rote-Punkt-Aktion in Esslingen" und "Hamburg: Kampf gegen Tariferhöhung der HVV", wobei sich der Abschnitt "Die neue Ordnungsmacht" der SDAJ bzw. der Demonstration am 16.6.1971 widmet;
- "Zur Situation vor der IG Metall-Tarifbewegung" zur Metalltarifrunde (MTR), wobei berichtet wird von Hoesch MFD Dortmund ("Hoesch-Arbeiter fordern 15 %") und aus dem IGM Bezirk Köln;
- "Die Stärke, die die Chemiearbeiter im Kampf beweisen haben, wird von der IG Chemie am Verhandlungstisch verspielt" zur Chemietarifrunde (CTR);
- das RKJ-Flugblatt "Zur Lohnbewegung der IG-Chemie: Lehren aus einem verschenkten Sieg" zur Chemietarifrunde (CTR);
- "Zum Kampf der Chemiearbeiter in Nordrhein" zur Chemietarifrunde (CTR) mit Berichten von Clouth Köln, wo ausländische Arbeiter den Streikbruch verweigerten, und von Glanzstoff Oberbruch bei Aachen, wo Studenten der RWTH, vermittelt durch den AStA, als Streikbrecher arbeiteten. Berichtet wird auch: "bei den Chemischen Werken Hüls (CWH) in Marl gelang es der RKJ, die als einzige Gruppe auch bei den Lehrlingen intervenierte, durch ihre Agitation vor dem Lehrlingseingang und in der Lehrlingskantine zu erreichen, daß sich 40 Lehrlinge dem Streik ihrer älteren Kollegen anschlossen, zum Streikkomitee gingen und sich in die Streikliste eintrugen. Ein wichtiger praktischer Schritt im Kampf für das Streikrecht der Lehrlinge!";
- "Zum Treffen der Lambertisten in Essen: Arbeiterdemokratie nicht gefragt" (vgl. 3.7.1971);
- "Solidarität mit den Sudanesischen Kommunisten!";
- "Am Beispiel des Speyer-Kolleg. Die Krise des Zweiten Bildungsweges… …und die Antwort der RKJ. Arbeiter und Studierende im Kampf gegen die Kultusbürokratie" zum ZBW;
- "Frankreich: Die Repression verschärft sich" zum Prozeß gegen die 'Rouge';
- "Neue Terrorwelle gegen die Unity Movement in Südafrika", wozu Einheitsfront-Demonstrationen organisiert werden sollen;
- "CSSR-Teach-In in Berlin" am 8.7.1971, von dem dokumentiert wird der Beitrag "Sibylle Plogstedt: Solidarität mit den Revolutionären in den sog. Volksdemokratien";
- "Die Zukunft von Bangla Desh und West-Bengalen" bzw. Pakistan;
- "Redaktionelle Anmerkung: In Ostbengalen ist eine N.L.F. entstanden" zur National Liberation Front (NLF);
- "Bolivien vor der Explosion"; sowie
- "Clydeside Occupied!" zu UCS in Glasgow in Großbritannien.
Q: Was tun Nr. 7, Mannheim Aug. 1971

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