Was tun, Jg. 5, Nr. 7/8, 1972

01.07.1972:
Die GIM und RKJ berichten unter der Überschrift "Kampf für die Aktionseinheit gegen die Repression" in zwei Teilen von DKP bzw. KPD/ML-ZB. Die lokalen Leitungen der RKJ und der GIM Mannheim verfassen zuerst eine "Stellungnahme von GIM / RKJ zu dem Mannheimer Aktionsbündnis GEGEN DEN BONNER NOTSTANDSKURS", in der es heißt:"
In Mannheim hat sich in den letzten Wochen ein Aktionsbündnis gegen den Bonner Notstandskurs, gegen die generalisierte Tendenz staatlicher Repression, die heute die Linke treffen soll, um morgen umso leichter die Arbeiterklasse treffen zu können, gebildet. In diesem Aktionsbündnis arbeiten die KG und die KHG (NRF), KPD/ML und KJVD (KPD/ML-ZB,d.Vf.), KAB/ML und RJ/ML, GIM und RKJ und der Republikanische Club zusammen. Mit der Demonstration am 1. Juli gegen den Bonner Notstandskurs mit rund 1 000 Teilnehmern hat dies Aktionsbündnis seine praktische Effektivität und politische Relevanz bereits bewiesen. Wir sehen in diesem Bündnis einen großen Fortschritt, weil es einen ERSTEN KONKRETEN SCHRITT zur breiten Aktionseinheit gegen die staatliche Repression darstellt, die wir schon seit langem als einzige Möglichkeit wirksamer Selbstverteidigung der fortschrittlichen Kräfte gegen ihre reale Bedrohung propagieren.

ABER DIES AKTIONSBÜNDNIS REICHT NICHT AUS. Es umfaßt weder den gesamten Kreis der von der gegenwärtigen Repressionswelle bedrohten Organisationen noch die gesamte Stärke der Linken, die sich gemeinsam zur Wehr setzen muß. Die Verantwortung hierfür fällt überwiegend auf die DKP und die mit ihr befreundeten Organisationen wie SDAJ und MSB Spartakus, die sich trotz mehrfacher Einladung und Aufforderung geweigert haben, an dem Aktionsbündnis teilzunehmen. Aber bei dieser Feststellung können wir uns nicht beruhigen - weil es uns in der gegenwärtigen Situation nichts nützt, 'Sündenböcke' zu finden. Wir müssen KONKRET versuchen, einen Weg zu finden, der ein gemeinsames handeln möglich macht. Dazu gehört im Rahmen des Bündnisses der Verzicht auf gegenseitige Diffamierung in der Öffentlichkeit.

Wir müssen den Genossen der DKP, SDAJ und MSB sagen, daß sie mit ihrer gegenwärtigen ablehnenden Haltung eine schwere Verantwortung auf sich nehmen. Die Tradition der deutschen KP in der Bestimmung ihrer Bündnispolitik ist nicht die beste. Schon mehr als einmal hat die deutsche Arbeiterklasse schwerwiegende Fehler auf diesem Gebiet teuer bezahlt! (erinnert sei nur an die Theorie der Stalin und Thälmann von 1929-32, die SPD sei 'sozialfaschistisch') Wir fragen diese Genossen, ob sie es für einen Zufall halten, daß sie als DKP wiederzugelassen wurden, als 1968 die neue Linke Bewegung auf dem Höhepunkt ihrer Stärke war. Wir fragen sie, ob sie im Ernst meinen, daß ihre Legalität nicht bedroht sei, wenn die Line auf die zunehmende staatliche Repression nur mit Zersplitterung antworten kann. Wir fragen sie, ob sie ihre neue Legalität dauerhaft behaupten können ohne den Kampf um die Aufhebung des KPD-Verbots von 1956, das als latente Drohung nach wie vor über der ganzen Linken schwebt, oder meinen sie, daß es ihre ureigenste exklusive Parteiangelegenheit sei, diesen Kampf zu führen oder nicht zu führen.

Wir meinen, daß die Genossen dieser Organisationen nicht blind genug sind, um diese Zusammenhänge nicht zu begreifen.
FINDEN WIR UNS JETZT ZUR AKTIONSEINHEIT GEGEN DIE ANGRIFFE DES STAATSAPPARATS ZUSAMMEN, BEVOR UNS IN GENSCHERS VORBEUGEHAFT AUF DEN GEFÄNGNISHÖFEN ZUSAMMENFINDEN!"
Q: Was tun Nr. 7/8, Mannheim 1972, S. 9

August 1972:
Vermutlich im August gibt die RKJ der GIM die Nr. 7/8 ihrer 'Was Tun' (WT- vgl. 3.6.1972, Okt. 1972) heraus mit einem Titelbild "One in the dock! All out the docks" zum Hafenarbeiterstreik in Großbritannien und den Artikeln "Generalprobe für den Generalstreik", "Weg mit dem Industrial Relation Act und nichts weniger" und "Der Streik befreite die Docker!".

Weitere Artikel sind:
- "Den falschen Schuh angezogen" zu einem Brief des Vorstands der CSU;
- "Die Schillerkrise der SPD";
- "Zum Tarifabschluß im Ruhrbergbau. Lohnstop nach politischer Schlichtung" zur BETR;
- "Nachlese zum 9. DGB-Kongreß in Berlin. Radikalisierung des DGB oder der bürgerlichen Presse?" (vgl. 25.6.1972);
- "Stellungnahme von GIM / RKJ zu dem Mannheimer Aktionsbündnis GEGEN DEN BONNER NOTSTANDSKURS" (vgl. 1.7.1972);
- "Stellungnahme der Leitung der KPD/ML (Rote Fahne) zu dem Mannheimer Aktionsbündnis" aus der 'Roten Fahne' vom 10.7.1972;
- "Das Ausländergesetz - Knebelung der Arbeiterklasse";
- "Klassenjustiz in voller Aktion" zum Urteil gegen Werner Hoppe (RAF) in Hamburg;
- "Presserklärung zum Prozess Mandel gegen die BRD" wegen dem Einreiseverbot vom 28.2.1972, von GIM, RKJ und dem Komitee zur Aufhebung des Einreiseverbots gegen Ernest Mandel;
- "Arbeiterkontrolle. Von den Sofortforderungen zur sozialistischen Revolution";
- "Joseph Hansen: Nixons Gipfelpolitik und die Bombardierung von Vietnam. Verteidigt die vietnamesische Revolution";
- "Was der Kreml den Vietnamesen verweigert";
- "Die Waffen des Zeus" zu den B-52-Bombern der US Air Force;
- "Presseerklärung der nordvietnamesischen Delegation in Paris vom 23. Juni";
- "Ernest Mandel. Die Mansholt-Bombe - 'Die große Furcht vor dem Jahr 2 000'" zum Club of Rome; sowie
- "Ernest Mandel: Ökologie und Klassenkampf" zum Umweltschutz.

Berichtet wird über die KPD/ML-ZB:"
WELCHE SORGEN SICH DIE KPD/ML (ROTE FAHNE) UM VIETNAM MACHT

Kürzlich verteilte diejenige KPD/ML, deren Zentralorgan eine der diversen 'Rote Fahne' ist, bei einer Indochina-Demonstration im Südwesten, ein Flugblatt an die Bevölkerung, das wert ist, festgehalten zu werden…

Angesichts des gerade erreichten Höhepunkts der US-Eskalation mit der Verminung der Häfen, Bombardierung von Hanoi und Haiphong, Pulverisierung der Landschaft und den Angriffen auf die Deiche, angesichts der völlig unadäquaten und viel zu geringen Reaktion der westdeutschen Linken auf diese Ereignisse, angesichts der zunehmenden Sympathie in den Betrieben mit dem heroischen Widerstand der Vietnamesen, angesichts dieser zugespitzten und entscheidenden Situation traf diese 'Partei der Arbeiterklasse' natürlich genau den Nagel auf den Kopf, indem sie das Flugblatt überschrieb: 'Solidarität mit Vietnam heißt vor allem Klassenkampf im eigenen Land.' Bekanntlich besteht bei der deutschen Arbeiterklasse ja immer die Gefahr, daß sie sich so sehr in die internationale Solidarität verrennt, daß sie darüber ihre eigenen Interessen vergißt…

Um die Vietnamesen steht es zwar schlimm, aber letztlich kann nichts schiefgehen: 'Seit Wochen bombardieren die US-Aggressoren die lebenswichtigen Deiche so, daß sie mit Beginn der Regenzeit zusammenbrechen müssen (da steht tatsächlich MÜSSEN!). Die US-Völkermordstrategen rechnen mit MILLIONEN von Toten und hoffen dadurch die Kampfmoral des vietnamesischen Volkes untergraben zu können. Aber der Wille des Volkes, für seine Befreiung zu kämpfen, kann nicht ausgerottet werden, weil das vietnamesische Volk nicht ausgerottet werden kann.' Die Deiche MÜSSEN brechen, es gibt Millionen Tote (15 von 20 Mio. Nordvietnamesen leben in dem auf Deichschutz angewiesenen Delta), aber das vietnamesische Volk erhebt sich von der irdischen Last seiner Körper und erringt als reine Inkarnation des Willens den Sieg im Volkskrieg. Tja, da bleibt ja für uns als Aufgabe eigentlich nur noch: 'Klassenkampf im eigenen Land.'

'Diesen Kampf (der Vietnamesen;Red.) unterstützt die VR China vorbehaltlos. Denn die VR China unterstützt den Kampf ALLER (im Original unterstrichen!) Länder um Unabhängigkeit, aller Nationen um Befreiung und aller Völker für die Revolution.' Wir möchten konkretisieren: so den Kampf der Bengalen um Unabhängigkeit, den Kampf der Kameruner und Eritreer um Befreiung und den Kampf der Ceylonesen für die Revolution. 'Deshalb will die VR China durch Waffenlieferungen und andere Hilfe keinen Einfluß nehmen', und um nicht in den Geruch des Bösen zu kommen, hält sie sich mit Waffenlieferungen für Vietnam bescheiden zurück, und damit andere nicht durch Waffenlieferungen Einfluß nehmen, behindert sie ab und zu mal etwas den Nachschub aus der Sowjetunion.

Denn die will mit ihren Waffenlieferungen an Vietnam nur schaden: 'Hierfür ist den SU-Imperialisten jedes Komplott mit den US-Imperialisten recht. Zusammen wollen sie den Vormarsch des Volkes bei der Befreiung des Landes zunichte machen … und die Verjagung der US-Aggressoren verhindern.' Die Vietnamesen kämpfen also einen erbitterten Zwei-Fronten-Krieg gegen die beiden mächtigsten Militärmächte der Welt. Offensichtlich sind die Russen arg schwach in Geographie, denn ihre Waffenlieferungen landen immer bei den Befreiungsstreitkräften.

'Die heutigen SU-Führer … raufen sich mit dem US-Imperialismus um Einflußgebiete in der Welt, sie stiften Unruhe und Krieg.' Ganz logisch, denn ohne die sowjetischen Waffenlieferungen an Vietnam wären die Amis sicher schon fertig mit der Arbeit und in Vietnam würde Ruhe und Frieden herrschen. Denn der Kreml ist doch nicht schwach in Geographie, er rauft sich vielmehr mit seinem Komplottpartner, den USA, um Einflußgebiete und die Vietnamesen, in deren Land die Rauferei stattfindet, müssens ausbaden. Bei solcher Argumentation kann man natürlich nicht dahinterkommen, daß die entscheidende Kritik an der Sowjetführung darin liegt, daß sie ZU WENIG und NICHT DIE MODERNSTEN Waffen liefert…

Aber kein Grund zur Sorge, die Tage dieser sauberen Herrschaften im Kreml scheinen gezählt; denn: 'Diese Politik wird immer mehr von den Völkern durchschaut. Als die SU-Imperialisten die indischen Reaktionäre zum Überfall auf Pakistan anstifteten, da standen die SU-Führer und ihre engsten Lakaien in Osteuropa völlig isoliert da: In der UNO stimmten 104 Völker für die Verurteilung des Überfalls, auf der anderen Seite der Barrikade (!! so steht's da !!) standen die SU und 10 ihrer engsten Lakaien.' Wen das nicht vom Stuhl haut, dem ist nicht zu helfen. Die Barrikade, Symbol der unversöhnlichen Klassenschranke, zieht sich also zwischen der UdSSR und ihren 'engsten Lakaien' einerseits und den 104 Völkern, die die Politik der SU-Führer durchschaut haben, andererseits - den USA, der VR China und allen anderen.

Die US-Imperialisten sind offensichtlich gegenüber den SU-Imperialisten die weniger schlimmen, denn sie lassen sich wenigstens in der UNO durch ihr Volk vertreten. Und während sich das Volk der VR China und das Volk der USA auf den Barrikaden der UNO gegen die Kremlherren verbünden, stoppen in Vietnam SU-Imperialisten und US-Imperialisten 'zusammen den Vormarsch des Volkes zur Befreiung des Landes.'

DIE GENOSSEN DER KPD/ML (ROTE FAHNE) SOLLEN ENDLICH DAFÜR SORGEN, DASS IHRE LEITUNG IHRE MITTLERWEILE SCHLICHT KONTERREVOLUTIONÄRE LINIE ZUM INDOCHINAKRIEG REVIDIERT ODER DEN LADEN VERLASSEN!"

Geworben wird für die 'Was tun' Sondernummer "Metallstreik 1971", für das 'Vietnam-Info' und für 'Freies Irland'.
Q: Was tun Nr. 7/8, Mannheim 1972

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