Kommunistischer Nachrichtendienst der KPD/ML und des KJVD, Jg. 2, Nr. 77, 9. Okt. 1971
09.10.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr. 77 (vgl. 6.10.1971, 13.10.1971) mit dem Leitartikel "IGM-Bonzen und Kapitalisten - Einig gegen Metaller" heraus. Danach gibt es im Falle von Warnstreiks in der Metalltarifrunde (MTR) Vereinbarungen zwischen Betriebsräten und Metallkapitalisten (Weiterarbeiten von Schichten im Streikfalle, Entlassungen wegen zu viel krankfeiern etc.) die zeigen, "daß die Gewerkschaftsführer als Handlanger der Sozialdemokratie in diesem Jahr ganz offen das Lohndiktat durchsetzen müssen".
Aus Baden-Württemberg wird berichtet von Daimler-Benz Stuttgart, Jugendlichen bei der Bundeswehr in Schwäbisch Hall und den ZB und KJVD Betriebsgruppen bei Daimler-Benz Mannheim.
Aus Hamburg wird berichtet von HDW, aus Hessen aus Alsfeld, aus Rheinland-Pfalz von der DGB Jugend Bad Kreuznach und aus NRW von Jugendlichen in Leverkusen, Rheinstahl Gladbeck (400 Besch.) und von SSW Hagen, was in einem Klöckner-Artikel geschieht, in dem nicht nur die eigenen Betriebsgruppen Bremen ('Roter Metall Arbeiter') und Hagen ('Roter Stahlkocher') behandelt werden, sondern auch das Werk Georgsmarienhütte.
Es erscheint auch die Erklärung des KJ-Inform, der Bundesleitung des KJVD der KPD/ML-ZB: "Gegen die Spalter der Kommunistischen Arbeiterbewegung - KPD führt Arbeiterjugend in die Irre". Der Erklärung zufolge steht in der Metalltarifrunde "der Arbeiterklasse und ihrer Jugend eine einheitliche Front von der Sozialdemokratie über die Revisionisten bis hin zu der Reaktion in der CDU/CSU gegenüber, die sich unter dem Banner des Chauvinismus, der Verschärfung des imperialistischen und reaktionären Kurses gegen die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen zusammenraufen wird". Weiter heißt es:"
In dieser Situation haben alle wahrhaften Marxisten-Leninisten die Aufgabe, der Arbeiterklasse und ihrer Jugend zu zeigen, daß sich der Hauptstoß des Kampfes gegen die Sozialdemokratie richten muß, daß der Kampf in der Metalltarifrunde in erster Linie ein politischer Kampf gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung sein muß, daß dieser Kampf nur ohne und gegen die sozialdemokratischen Führer im Vertrauen auf die eigene Kraft geführt werden kann. Eine wahrhaft kommunistische Jugendpolitik muß darauf abzielen, die Arbeiterjugend in diesen Kampf der gesamten Klasse einzureihen, sie muß darauf ausgerichtet sein, im Kampf gegen die Sozialdemokratie die Einheit der Arbeiterklasse und ihrer Jugend herzustellen. Aus diesem Grund muß die Hauptlosung der Arbeiterjugend lauten:
Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung!
Gegen die Verrätereien der SPD-Regierung!
Arbeiter, Jungarbeiter und Lehrlinge in einer Kampffront!
Die wirtschaftlichen Forderungen, die die Arbeiterjugend aufstellen muß, müssen der Herstellung dieser Einheit gegen die sozialdemokratischen Spalter dienen, sie müssen gegen die Versuche gerichtet sein, die Arbeiterjugend abzuspalten von ihrer Klasse. Dem dient die Forderung nach der Bindung der Lehrlingslöhne an die Facharbeiterlöhne, da sie die Einreihung der Lehrlinge in die Lohnkämpfe der ganzen Klasse fördert, da sie sich gegen die Versuche der Sozialdemokratie richtet, die Arbeiterjugend von der ganzen Klasse zu trennen. Des weiteren müssen sich die wirtschaftlichen Forderungen auch gegen die Versuche richten, die Lehrlinge untereinander zu spalten. Gemäß diesen Prinzipien stellt der KJVD die Forderung auf:
60% des Facharbeiterecklohnes für die Zeit der Ausbildung!
Die wirtschaftlichen Forderungen der Arbeiterjugend müssen weiterhin gegen die besonders scharfe Ausplünderung der Arbeiterjugend im Imperialismus gerichtet sein, mit deren Hilfe die Kapitalisten die Arbeiterjugend als Lohndrücker gegen die gesamte Klasse einsetzen. Deshalb die Forderung:
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
…
Aus diesem Grund propagiert der KJVD die Forderung:
Für die Arbeit in der Produktion 100% des Effektivlohnes!
Diese politischen Losungen und die wirtschaftlichen Forderungen rufen die Wut der Vertreter aller sozialdemokratischen Schattierungen hervor. Ihr einziges Ziel ist, die sich schnell entwickelnde Kampfbereitschaft der Arbeiterjugend zu knebeln, sie versuchen die Arbeiterjugend vom politischen Kampf gegen den imperialistischen Kurs der SPD-Regierung, gegen das Lohndiktat abzuhalten, sie versuchen, durch spalterische wirtschaftliche Forderungen den Kampf in die falsche Richtung zu leiten, sie versuchen durch die Ideologie, daß die Ausbildung das 'besondere' an der Lage der Lehrlinge ist, sie von der Klasse fernzuhalten. Ob sie diese Bemühungen der Sozialdemokratie unterstützten, oder ob sie ihnen standhaft entgegentreten, daran sondert sich auch die Spreu vom Weizen jetzt in der Metalltarifrunde in der marxistisch-leninistischen Jugendbewegung in Westdeutschland und in Westberlin. Auf breiter Ebene sind inzwischen zahlreiche Zirkel und Gruppen dazu übergegangen, den Kampf der Arbeiterjugend in der Metalltarifrunde auf einen rein gewerkschaftlichen Kampf zu reduzieren, die Arbeiterjugend vom politischen Kampf gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung abzulenken und wirtschaftliche Forderungen wie z.B. die 500 DM Forderung (Zirkelblock, KPD/AO usw.) zu propagieren, die die Arbeiterjugend von ihrer Klasse trennen, die die Bemühungen der Sozialdemokratie aller Schattierungen stützen. Ein Beispiel hierfür liefert die KPD/AO. Inzwischen haben sie ihre Spaltertätigkeit auch unter der Arbeiterjugend im Ruhrgebiet ausgedehnt. Sehen wir uns mal an, welchen Weg sie der Arbeiterjugend in der MTR zeigen. Unter der Losung: 'Einheitlicher Existenzlohn für alle Lehrlinge - Heute 500 DM. Der Kampf der Lehrlinge muß zugleich der Kampf des gesamten Proletariats sein' verschweigen sie, daß der Kampf in der MTR ein politischer Kampf gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung sein muß. … Um ihren ökonomischen Kampf gegen die Kapitalisten nicht allzu offensichtlich werden zu lassen, führen sie einen Kampf gegen die IGM-Führer. … Folgerichtig wendet sich die AO nicht an die gesamte Arbeiterjugend. In Westberlin rief sie zu einer 'Veranstaltung aller in der IGM organisieren Jugendlichen' auf, wo ihre Forderungen zur MTR diskutiert werden sollten. Dort setzen sie den gewaltigen Anstrengungen der Sozialdemokratie zur Knebelung der Arbeiterklasse und ihrer Jugend, der Spalterpolitik der Sozialdemokratie die Forderung 'Einheitlicher Existenzlohn' mit weiteren Forderungen wie 'Qualifizierte Ausbildung für alle Jugendlichen, Abschaffung der unteren Lohngruppen, Abschaffung des Altersgruppenschlüssels, Streikrecht für Lehrlinge' entgegen und behaupten, daß dies ein klares Kampfprogramm für die Arbeiterjugend sei. Daß die Einheit der Arbeiterjugend mit der ganzen Klasse gegen die Sozialdemokratie erkämpft werden muß, daß verschweigen sie. Aber auch die Forderung nach 500 DM für alle ist eine Forderung, die der Sozialdemokratie in die Hände arbeitet, die die Versuche der Sozialdemokratie, die Arbeiterjugend von ihrer Klasse zu trennen, unterstützt. Ganz deutlich zeigt dies auch die Begründung für diese Forderung, die voll auf der sozialdemokratischen Linie liegt, daß das besondere an den Lehrlingen im Kapitalismus die Ausbildung ist und nicht die besondere Unterdrückung und Ausbeutung. Mit dieser Forderung gehen vor allem die 'linken' sozialdemokratischen Führer hausieren, um die wachsende Kampfbereitschaft der Arbeiterjugend in die falsche Richtung zu lenken. Diese Forderung zielt nicht auf die Einheit mit den älteren Kollegen, denn dann würden sie die Bindung an die Facharbeiterlöhne fordern, sondern auf weitere Spaltung. Gleichzeitig wirft die KPD/AO hiermit auch die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit über Bord. Sie versucht dies geschickt zu tarnen, indem sie behauptet: 'Außerdem fordern wir damit die Entlohnung der vielen Hilfsarbeiter und produktiven Tätigkeiten, zu denen überall die Lehrlinge als billige Arbeitskräfte herangezogen werden'. Die Wahrheit aber ist, daß die 500 DM Forderung gegen die Forderung gleicher Lohn für gleiche Arbeit gerichtet ist, daß sie die Bemühungen der Bourgeoisie, die Arbeiterjugend als Spalter und Lohndrücker einzusetzen, unterstützt. Wir können jetzt deutlich sehen: Die KPD/AO führt die Arbeiterjugend nicht gegen den Hauptfeind der ganzen Klasse, die Sozialdemokratie, sie will sie nicht in den politischen Kampf gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung führen, sondern die Kämpfe auf die rein gewerkschaftliche Stufe zurückzerren, die sie längst zu verlassen beginnen, sie stellt wirtschaftliche Forderungen auf, die die Versuche der Sozialdemokratie, die Arbeiterjugend von ihrer Klasse zu trennen, unterstützt. Damit versinkt sie immer mehr in den Sumpf des Opportunismus und Revisionismus. … Der KJVD dagegen zeigt der Arbeiterjugend beharrlich, daß die Arbeiterjugend zusammen mit der ganzen Klasse nur erfolgreich kämpfen kann, wenn sie mit den richtigen politischen Losungen kämpft und wirtschaftliche Forderungen stellt, die der Einheit dienen, daß dieser Kampf um die Einheit ein politischer Kampf gegen die Sozialdemokratie ist."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 77, Bochum 9.10.1971