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Rote Fahne, 1. Jg., Juli 1970

Juli 1970:
Die KPD/ML-ZB bringt erstmals die „Rote Fahne - Zentralorgan der KPD/ML“ heraus. Diese erscheint in dem derzeit wohl größten Format aller bundesdeutschen ML-Zeitungen, wird aber nach wenigen Nummern wieder auf ein normales DIN-A3-Format verkleinert. Der Erscheinungsrhythmus ist vierzehntäglich.

Im Artikel „Die Partei erstarkt. Zentralbüro der KPD/ML geschaffen“ wird die Konstituierung des ZB am 1.7.1970 bekanntgegeben.

Ausgeführt wird: „Die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten ist die einzige Partei in Deutschland, die kompromisslos die Interessen der Arbeiterklasse vertritt. Zwischen sich und der reformistischen DKP/KPD (bzw. SEW in Westberlin) hat sie einen klaren Trennungsstrich gezogen: die DKP/KPD/SEW kämpft lediglich für Reformen innerhalb des kapitalistischen Ausbeutungs- und Unterdrückungssystems (und das oft noch nicht einmal konsequent!). Damit wird sie zum Arzt am Krankenlager des Kapitalismus.

Die KPD/ML kämpft nicht nur für Reformen, die die Lage der Arbeiterklasse verbessern, sondern vor allem für die endgültige Beseitigung des gesamten kapitalistischen Systems. Andererseits grenzt sich die KPD/ML aber auch gegen die ultralinken Gruppierungen ab, die eine abenteuerliche und sektiererische Politik betreiben. All diese opportunistischen Kräfte versuchen die Arbeiterbewegung aufzuhalten oder zurückzuzerren. Ihre Politik läuft den Interessen aller Werktätigen zuwider, wenn sie sich auch mit Worten auf Seiten der Arbeiterklasse stehen und ständig Lippenbekenntnisse für den Kommunismus abgeben. In Wirklichkeit haben sie die kommunistische Lehre, den Marxismus-Leninismus völlig verfälscht …“

Die Partei erstarkt

Unter dem Einfluss der kleinbürgerlichen Studentenbewegung hatte sich innerhalb der KPD/ML eine Fraktion gebildet, die versucht hat, die KPD/ML zu einer kleinbürgerlichen Studentenpartei zu machen. Sie wollte die Entwicklung der KPD/ML zu einer wirklichen Partei der Arbeiterklasse aufhalten, sie in eine ‘philosophische Schule‘ verwandeln. Während die proletarischen Revolutionäre an ihrer Vorstellung von der Partei des Kampfes festhielten, gingen die kleinbürgerlichen Kräfte (Studenten und Intellektuelle) mit ihrem Konzept hausieren, dass die Partei hauptsächlich ‘theoretisch‘ arbeitet. Obwohl diese kleinbürgerlichen Kräfte niemals die Mehrheit der Parteimitglieder auf der Grundlage ihrer bei der Studentenbewegung entliehenen Theorien vereinigen konnte, ist es ihnen dennoch gelungen, die wichtigsten Zentralstellen der KPD/ML zu besetzen: Das Zentralkomitee und das Zentralorgan. Sie haben das Zentralkomitee in ein bürgerliches Zentrum verwandelt, das Zentralorgan zu ihrer Haus- und Hofpostille gemacht. Damit standen die proletarischen Revolutionäre vor der Aufgabe, die kleinbürgerlichen Elemente innerhalb der Partei völlig zu isolieren und eine neue proletarische Zentralstelle der Partei zu schaffen.

Am ersten Juli wurde das Zentralbüro der KPD/ML geschaffen. Das Zentralbüro ist das proletarische Zentrum der Partei. Die erste Nummer des neuen Zentralorgans (Rote Fahne) liegt bereits vor. Sie wird vom Zentralbüro der KPD/ML herausgegeben. Überall entstehen Betriebsgruppen und Betriebszellen der Partei, auf allen Ebenen wird die Propagandaarbeit noch mehr verstärkt. Doch ohne eine zentrale Leitung kann man keine einheitliche Agitprop-Arbeit machen. Ohne einheitliche Agitation und Propaganda, ohne Massenarbeit ist der Aufbau der Partei unmöglich. Eine einheitliche Partei kann man nur auf der Grundlage einheitlicher Ansichten aufbauen. Ohne die Einheit der Ansichten der Parteimitglieder kann man keine wirkliche organisatorische Einheit herstellen. Um diese Einheit des Willens und des Handelns aller Mitglieder der Partei herzustellen, braucht man ein starkes Zentrum, was innerhalb und außerhalb der Partei Autorität besitzt. Ohne das ist es unmöglich, eine wirkliche einheitliche Partei aufzubauen, wie sie die Arbeiterklasse im Kampf benötigt. Es könnte höchstens eine formlose, ideologisch verwirrte Organisation entstehen, die den Namen Partei nicht verdient.

Die KPD/ML zu einer einheitlichen Kommunistischen Partei zu machen, die der bewusste und organisierte Vortrupp der Arbeiterklasse ist, das ist die Aufgabe des ZB. Das Zentralbüro der KPD/ML schafft die ideologischen, politischen und organisatorischen Voraussetzungen für den 1. Parteitag der KPD/ML. Das ZB baut die Partei auf nationaler Ebene von oben nach unten auf und leitet die gesamte praktisch-revolutionäre Tätigkeit der Partei. Das Zentralbüro kämpft für die Einheit der gesamten marxistisch-leninistischen Bewegung und führt damit verbunden einen scharfen ideologischen Kampf gegen alle ‘links‘- und rechtsopportunistischen Strömungen innerhalb und außerhalb der Partei.

Das Zentralbüro baut die Partei auf nationaler Ebene von oben nach unten auf und leitet die gesamte praktisch-revolutionäre Tätigkeit der Partei.

Das sind zusammengefasst die Aufgaben des Zentralbüros. Seine Aufgaben sind schwer, aber davon, wie es versteht, die Aufgaben zu lösen, wird es abhängen, welchen Charakter die Partei annimmt, wie schnell der Aufbau voranschreitet.“

Das Zentralbüro hat seinen Sitz in der Bochumer Bongardstraße und wechselt später in die Goldhammerstraße.

Weitere Artikel sind:
„SPD-Regierung bittet zur Kasse - Kampf dem Lohnraub!"
Ausgeführt wird: „10% höhere Steuern sollen die Arbeiter für die Profite der Kapitalisten zahlen. Das ist eine völlig arbeiterfeindliche Politik der SPD-Regierung … Die Hintergründe der Lohnraubpolitik der SPD-Regierung: Wem es bisher noch nicht klar war, dem ist es jetzt ganz klar geworden: Die Führung der SPD macht in jeder Beziehung die Politik des Großkapitals… Dieser unverschämte Lohnraub der SPD-Führer, diese 10%ige Medizin für den Kapitalismus wird die Krise nicht abschaffen sondern verschärfen.“

Im Artikel „Die Quittung für den SPD-Lohnraub: Tarifkämpfe“ heißt es:
„Die sozialdemokratischen und die rechten Gewerkschaftsführer sind regelrechte Agenten der Kapitalistenklasse in der Arbeiterklasse. Die SPD-Regierung kürzt die Löhne, sie betreibt Lohnraub … Das vordringliche ist aber, der Lohnraubpolitik der SPD-Regierung einen entscheidenden Schlag zu versetzen und durch Kampf eine wesentliche Erhöhung der Löhne zu erreichen. Eine Lohnerhöhung, die mindestens bei 20% liegt, denn man muss ja zu der Lohnkürzung, Preis- und Mieterhöhungen dazurechnen. Aber es ist wichtig, von dieser Politik der SPD noch mehr zu lernen: Unser Kampf, der Kampf von 6 Millionen Arbeitern, muss sich richten gegen alle, die die Interessen der Arbeiterklasse verraten.“

Zudem befinden sich in der Ausgabe die Artikel:
- Klassenkämpfe in Irland
- Das kambodschanische Volk: Von Sieg zu Sieg
- CSU-Parteitag - Sammlungsbewegung zur Rettung des Vaterlandes
- Abrüstung
- NATO gegen die Arbeiter
- Der friedliche Weg zur Eroberung der DDR
- Ein schmutziges Geschäft
- Noch weniger Wohnungen - noch höhere Mieten.

Außerdem enthält die Ausgabe eine Anzeige für den Jugendverband der KPD/ML-ZB, den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD).

Für die Ausgabe zeichnet Peter Weinfurth verantwortlich. Zudem finden sich hier Berichte aus NRW von Mannesmann und Ford Köln.
Quelle: Rote Fahne, Nr. 1, Bochum, Juli 1970.

Rote Fahne, 1. Jg., Juli 1970, Seite 1 oben
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Rote Fahne, 1. Jg., Juli 1970, Seite 4 oben
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