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Rote Fahne, 3. Jg., 21.8.1972, Nr. 17

21.08.1972:
Die Nr. 17/1972 der „Rote Fahne - Zentralorgan der KPD/ML“ erscheint mit dem zentralen Artikel: „Wahlvorbereitungen. Bonn: Wahlabsprachen und KPD-Verbot.”

Ausgeführt wird u. a.: „Die Retter der Nation haben in Wahrheit nichts anderes zu bieten, als ein Brandt und ein Scheel auch. Ihr Ausweg aus dieser wirklich erschütterten und bankrotten Kapitalistenordnung, aus der Krise des Bonner Staates, ist kein anderer als der der SPD-Führer … Zu kurzsichtig ist das Theater von Barzel, der zu Beginn des Wahlkampfes als ‘Retter der Nation’ dastehen will. Auch sie werden, wie SPD - Schmidt, die fehlenden 54 Milliarden DM für die Bonner Kriegskassen durch Erhöhung der Steuern der Werktätigen herauszupressen versuchen, denn auch sie werden die ungeheure Aufrüstung der SPD-Regierung weiterführen … Es bestätigt sich also auch an den Wahlvorbereitungen, was das Zentralbüro der KPD/ML in seinem Rahmenplan zu den Neuwahlen feststellte: ‘Im Mittelpunkt des Notstandskurses werden zunehmend die Verbotsvorbereitungen gegen die KPD/ML stehen, weil die Verbindung von wissenschaftlichem Sozialismus und spontaner Arbeiterbewegung die größte Gefahr für die Monopolherren darstellt. Die Neuwahlen werden Notstandswahlen sein.”

Über die Vorbereitung des Roten Antikriegstages (RAKT) heißt es, dass „bisher nur zwischen der Roten Garde und dem KJVD Verhandlungen aufgenommen wurden. Trotz verschiedener politischer Differenzen wird zwischen beiden Organisationen mit dem klaren Willen zur Einheit für den Kampf in München verhandelt. Die RJ/ML hat sich trotz zweifacher Aufforderung nicht gemeldet … Während die RJ - Führer sich bisher nicht gemeldet haben, haben sich die Führer der KPD/AO den Gipfel des Spaltertums geleistet … (Sie) lehnten wegen zu großer politischer Differenzen ab … Zur gleichen Zeit als an den KJV ein Bündnisangebot gemacht wurde, erhielt auch das nationale Vietnamkomitee einen Brief. Dieses Komitee ist von der KPD/AO ins Leben gerufen worden. Das nationale Vietnamkomitee rührte sich überhaupt nicht. Plötzlich am 11. 8. erschien in der Zeitung der KPD/AO ein Artikel, dass das Vietnamkomitee in München am 26. 8. eine zentrale Demonstration durchführt, alle anderen Organisationen werden aufgefordert, sich dieser Demonstration anzuschließen. Die Bundesleitung des KJVD ist der Auffassung, dass die Führer der KPD/AO hier einen weiteren Beweis ihres Spaltertums liefern.”

Im Artikel: „Revolutionärer Parlamentarismus. Die Taktik unserer Partei zu den Neuwahlen” heißt es: „Aber kann die Arbeiterklasse durch Wahlen zum Sozialismus kommen? Nach dem Kriege hatte die französische Kommunistische Partei nicht nur die Mehrheit der Arbeiterklasse hinter sich, nicht nur eine Gewerkschaft mit 6 Millionen Mitgliedern aufgebaut, sie ging auch aus den Wahlen 1946 als stärkste Partei hervor. Sie war es ja, die an der Spitze des heldenhaften Kampfes gegen die faschistischen Besatzer und die französische Reaktion gestanden hatte. Sie bildete mit den Sozialdemokraten und Antifaschisten eine Regierung. Da sie aber sich nicht mehr auf die Waffen des Volkes stützen konnte, die dem Volk durch die amerikanischen Imperialisten und die nationalen Verräter aus der Hand geschlagen worden waren, vertrieben die Diener des US-Imperialismus und der französischen Reaktion die Kommunisten aus der Regierung, sperrten sie ein und änderten das Wahlgesetz.

Durch diese Änderung verlor die KPF bei den nächsten Wahlen 79 Mandate. 1956 erhielt die KPF 150 Sitze. Wieder änderten die Reaktionäre das französische Wahlgesetz und die KPF erhielt bei den nächsten Wahlen 140 Sitze weniger. Dieses Beispiel zeigt doch sehr deutlich, wie Recht Lenin hatte, als er sagte: ‘Nur Schufte und Einfaltspinsel können glauben, das Proletariat müsse durch Abstimmung, die unter dem Druck der Bourgeoisie, unter dem Joch der Lohnsklaverei vor sich gehen, die Mehrheit erobern und könne erst dann die Macht ergreifen. Das ist der Gipfel der Borniertheit oder der Heuchelei, das hieße den Klassenkampf und die Revolution durch Abstimmung unter Beibehaltung der alten Gesellschaftsordnung, unter der alten Staatsmacht, ersetzen.’ …

Obwohl wir Kommunisten das Parlament und die Wahlen als Betrugsinstrument entlarven und schonungslos diejenigen bekämpfen, die ihren ‘parlamentarischen‘, ‘friedlichen’ und ‘demokratischen’ Weg zum Sozialismus anpreisen, obwohl wir wissen, dass die Krupps und Thyssen mit Waffengewalt ihre ‘Paradiese’ verteidigen werden, sind wir für die Beteiligung an Wahlen und am Parlament. Wir lehnen es nur dann ab, daran teilzunehmen, wenn die Volksmassen unter der Führung der Arbeiterklasse bereit sind, den Bonner Staat im bewaffneten Aufstand hinwegzufegen.

Heute ist aber eine solche Situation noch nicht vorhanden … Unsere Partei wird im selben Sinne Parlamentsarbeit machen wie Liebknecht und die KPD Ernst Thälmanns. Weil eben die breitesten Massen zwar fühlen, dass das Bonner Schieberparlament ein Betrugsinstrument ist, sich aber noch nicht von ihm abgewandt haben, müssen die Kommunisten auch den Kampf im Parlament führen. Die Hauptaufgabe ist dabei die Entlarvung des Bonner Parlaments als Instrument der Krupps und Thyssen, um die Massen zu betrügen. Das Parlament muss als Tribüne des Klassenkampfes benutzt werden. Die Bonner Parteien werden sich so weiter entlarven und der Kampf der Massen wird noch erbitterter. Die Kommunisten werden z. B. im Parlament fordern: ‘Nieder mit dem Lohndiktat‘, ‘Freiheit für die Marxisten-Leninisten, …, ‘Weg mit den Notstandsgesetzen’ … und ähnliche Forderungen der Massen stellen, nicht als Bitten, sondern als Kampfansage an das Bonner Parlament. Der Kampf der Massen leitet den Kampf im Parlament und nie umgekehrt. Der Parlamentarismus in seiner revolutionären Form ist eine wichtige Form des Kampfes und die Kommunisten dürfen darauf nicht verzichten. Sie dürfen auch dann nicht darauf verzichten, wenn der Bonner Staat mit Gewalt versucht, die Kommunisten aus dem Parlament fernzuhalten. Sie haben Angst vor der Stimme der Massen im Parlament.

Deshalb gibt es die Wahlbeschränkungen, die 5-Prozent-Klausel und auch das KPD-Verbot soll die Kommunisten, die Führer des Kampfes der Arbeiterklasse für die Diktatur des Proletariats auch aus dem Parlament vertreiben. Wir müssen für die Aufhebung dieser unfreien Wahlen, gegen den Terror der Krupps und Thyssen, Kommunisten und Demokraten mobilisieren. Auch im Parlament müssen die Volksmassen ihre Stimme erheben können. Wir meinen also, dass sich die Partei an den Wahlen beteiligen sollte und dass sie überprüfen muss, wie sie es tut. Das hängt davon ab, wie groß ihre Kräfte sind und wie sie es versteht, die Kräfte der Marxisten-Leninisten zusammenzufassen …

Unabhängig davon, ob wir in der Lage sein werden, eigene Kandidaten aufzustellen, haben wir aber im Wahlkampf große Aufgaben. Es ist in allererster Linie notwendig, dem Programm des Notstands, der Aufrüstung und der Revanchepolitik unser Programm des Sozialismus und Friedens, des Arbeiter- und Bauernstaates entgegenzuhalten. Wir müssen gegen die Bonner ‘Demokratie’ das lebendige Bild des Sozialismus und der Diktatur des Proletariats stellen. Die zweite Aufgabe ist es, entsprechend den Forderungen der Massen ein konkretes Programm des Kampfes für die wirtschaftlichen und politischen Rechte der Volksmassen aufzustellen. Gegen Lohndiktat, Lohnraub, Sklavengesetze im Betrieb, KPD-Verbot, Kriegsvorbereitungen und Revanchepolitik müssen wir konkrete Forderungen formulieren. Die dritte Aufgabe ist es, den Charakter des Bonner Schieberparlaments und seiner Parteien einschließlich der revisionistischen DKP ständig zu entlarven.

Das sind große Aufgaben, und sie sind nur zu erfüllen, wenn alle wirklichen Marxisten-Leninisten sie gemeinsam lösen. Gelingt uns hier aber ein Durchbruch, dann ist das ein großer Sieg, der den Kampf im Betrieb und auf der Straße beflügeln wird. Es ist notwendig, mit großer Energie an die Lösung dieser Aufgabe zu gehen. Die Arbeiterklasse muss auch hier eine wirklich marxistisch-leninistische Partei als Führer und Leiter des parlamentarischen Kampfes haben.”

Im Artikel: „Erst Klarheit - dann Einheit! Zum II. ordentlichen Parteitag des Roten Morgen” wird zur KPD/ML-ZK u. a. ausgeführt: „Die Gruppe Roter Morgen hat ihren II. ordentlichen Parteitag abgeschlossen. Dieser Parteitag hat auch auf politischem Gebiet dem Liquidatorentum eine weitere Niederlage beigebracht. So räumte der Parteitag mit der ‘Zwei-Wege-Theorie’ auf und orientierte den politischen Kampf auf den Kampf gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik. Auch organisatorisch wurden Beschlüsse zur Bolschewisierung gefasst, die dem Liquidatorentum auch auf dieser Ebene den Boden entziehen. Diese Entwicklung muss unsere Partei sehr begrüßen. Sie ist ein Beitrag zum Kampf um die Einheit der Marxisten-Leninisten.

Was auf diesem Parteitag allerdings versäumt wurde - soweit das aus den vorliegenden Veröffentlichungen hervorgeht - das war die Analyse der ideologischen Ursachen für das Aufkommen der ‘Zwei-Wege-Theorie’ und auch anderer Fehler. Es reicht nicht, darauf hinzuweisen, dass die kleinbürgerlichen Einflüsse in der Gruppe Roter Morgen stark sind.

Diese Fehler sind nichts anderes als der Ausdruck eines tief verwurzelten ‘linken’ Revisionismus in der Gruppe Roter Morgen, der längst nicht überwunden ist. Obwohl wir also die Annäherung im politischen Kampf begrüßen, und die Selbstkritik in der Frage der liquidatorischen Plattform des ZK, die 1970 zur Spaltung der Partei führte, positiv bewerten, meinen wir, dass es notwendig ist, die Differenzen zwischen unseren beiden Organisationen noch einmal mit aller Schärfe zu skizzieren …

Unsere Partei sieht den Weg zur Einheit der Marxisten-Leninisten in der KPD/ML nach wie vor im gemeinsamen politischen Kampf und in einer prinzipienfesten und offenen ideologischen Auseinandersetzung … Die KPD/ML wurde 1968/69 gegründet als eine wirkliche Kampfansage an den Bonner Staat und seine sozialdemokratischen und revisionistischen Handlanger. Der organisatorischen Abgrenzung vom modernen Revisionismus der KPD/DKP war die ideologische vorausgegangen. Aber schon bei der Gründung der Partei wurde sichtbar, dass die ideologische Einheit der Partei noch nicht fest war, dass die kleinbürgerliche Studentenbewegung ihre Schwankungen bis in die Reihen der Partei hineintrug. Aber auch der moderne Revisionismus drang in die Reihen der Partei ein.

So bildeten sich langsam drei Strömungen in der Partei heraus: Eine kleinbürgerlich-linksrevisionistische, eine neo-revisionistische und eine bolschewistische. Da in der Partei der ideologische Parteiaufbau, der Kampf zweier Linien kaum entwickelt war, musste die Partei schweren Schaden erleiden, wenn ihre Einheit auf die Probe gestellt würde … Das Sektierertum - das als Echo auf den modernen Revisionismus besonders stark war - und die Einflüsse des modernen Revisionismus waren die Hindernisse bei den Versuchen, wissenschaftlichen Sozialismus und spontane Arbeiterbewegung miteinander zu verbinden. Das Haupthindernis war der ‘linke’ Revisionismus in der Partei.

Das ZK und der Rote Morgen gerieten zusehends in die Hände dieser ‘linken’ Revisionisten. Im Frühjahr 1970 erschien im 'Roten Morgen', dem damaligen Zentralorgan der Partei, der Artikel ‘Bauen wir eine starke bolschewistische Partei’ auf, in dem unverhohlen die Führung der Arbeiterklasse durch die Intelligenz gefordert wurde … Das war eine durch und durch liquidatorische Plattform, die auf den energischen Widerstand der bolschewistischen Kräfte in Partei und Jugendverband stieß. Das waren nicht nur falsche Ansichten, sondern sie liquidierten in der Tat Partei und Jugendverband. Sie standen direkt der Notwendigkeit entgegen, sich mit der spontanen Arbeiterbewegung zu verbinden, aktiv den Sozialismus in sie hineinzutragen und so Programm und Taktik weiterentwickeln zu können. Besonders die Genossen der Roten Garde, des KJVD, erkannten am eigenen Leib, welche Konsequenzen diese offensichtliche Leugnung der Hegemonie des Proletariats für die Entwicklung der Partei haben musste.

Sie bedeutete nichts anderes, als die sowie schon schwachen Verbindungen zur Arbeiterklasse durchzuschneiden und so die ‘links‘-revisionistischen Theorien zur Linie der Partei zu machen … Gegen diesen Unsinn im Gewand des Kampfes gegen den modernen Revisionismus traten die Bolschewisten unter der Losung ‘Die Arbeiterklasse muss in allem die Führung innehaben’ auf und verteidigten in Ideologie und Praxis den proletarischen Charakter der Partei. Für die Erarbeitung des Programms gaben sie die richtige Antwort, dass sich das Programm in den Stürmen und Wogen des Klassenkampfes entwickelt … Aber auch die ideologischen Grundlagen wurden gegen die ‘links‘-revisionistischen Angriffe verteidigt … Alles Geschrei gegen den ‘Dogmatismus‘, das dann die ‘Plattform des ZK der KPD/ML’ erhob, richtete sich nur darauf, eine gründliche Revision des Marxismus-Leninismus und der Maotsetungideen vorzunehmen. Zu diesem Zweck wurden die Partei und der Jugendverband zu Volkshochschulen gemacht, in zahllose Kommissionen und Komitees für die Klassenanalyse umgewandelt. Die Partei sollte sich in Studierzirkel und verschiedene Zentren auflösen und als einheitliche Partei, deren ganze Aktivität auf die Arbeiterklasse gerichtet ist und die in die spontane Bewegung den wissenschaftlichen Sozialismus … trägt, aufhören zu bestehen.

Und in der Tat: dieser Plan ist ja in der Entwicklung der Gruppe Roter Morgen mit ihren vier Zentren, der Zentralen Ökonomie-Kommission (die die Zwei-Wege-Theorie ausarbeitet), der Zentralen Betriebs- und Gewerkschaftskommission (die neben schweren rechten Fehlern das DGB-Kapital als besondere ‘Fraktion’ des westdeutschen Monopolkapitals erfand), dem Roten Morgen (der die Abweichungen ‘paritätisch’ verarbeitete und eineinhalb Jahre in der Arbeiterbewegung verbreitete) und schließlich dem ZK (das die Interessen der Landesfürsten, der unabhängigen Königreiche auf einen Nenner bringen sollte und nicht konnte), - dieser Plan ist so Fleisch und Blut des ‘linken’ Revisionismus geworden …

Aber schon zur Zeit der Spaltung der Partei durch das ZK wurde die Linie ‘Die Intelligenz muss in allem die Führung innehaben’ durch administrative Maßnahmen verwirklicht. Zuerst wurde die organisatorische Selbständigkeit bei gleichzeitiger politischer Unterordnung unter die Partei als Prinzip des Verhältnisses von Partei und Jugendverband aufgehoben. Die Hauptaufgabe des Jugendverbandes sollte es sein, die Partei bei ihren Forschungen zu unterstützen … Die liquidatorische Fraktion im ZK war aber nicht daran interessiert, wirklich die Hegemonie des Proletariats durch die Partei zu verwirklichen. Das zeigte sich auch in der Gewerkschaftsfrage, wo zu dieser Zeit propagiert wurde, die Gewerkschaften zu zerschlagen und nicht in ihnen zu arbeiten, um sie zu erobern. Auch hier vertraten die Bolschewisten eine richtige Linie der kommunistischen Arbeit in den Gewerkschaften … Es ist völlig lächerlich, wenn heute besonders kluge Leute diese Tatsachen in ihr Gegenteil umlügen wollen.

Das ZK hat durch die Aufforderung, sich diesen Ansichten zu unterwerfen, durch den Boykott der ideologischen Diskussion, durch den Ausschluss ganzer Landesverbände aus Partei und Jugendverband die Partei und den Jugendverband gespalten und trägt die Verantwortung dafür. Auch die Tatsache, dass nicht nur Weinfurth und Dickhut fraktionistische Methoden im Kampf angewandt haben, ist kein Gegenbeweis.

Wenn der demokratische Zentralismus liquidiert wird, wenn der Kampf zweier Linien unterdrückt wird, dann entsteht Fraktionismus, es sei denn, die bolschewistischen Kräfte verzichten auf den ideologischen Kampf … Wenn heute die Gruppe ‘Roter Morgen’ sich von der liquidatorischen Mehrheit ihrer Organisation getrennt hat, dann ist das - lässt man den Klassenstandpunkt außer acht - Fraktionismus. Die weitere Entwicklung der KPD/ML - und unsere Partei ist die einzige Organisation, die berechtigt ist, diesen Namen zu tragen, weil sie eine wirkliche marxistisch-leninistische Politik betreibt, dem Volke dient - hat vollauf die Richtigkeit des Kampfes bestätigt, wenn wir auch keineswegs verschweigen, dass die Partei schwere rechtsopportunistische Fehler gemacht hat, die aber im Kampf gegen Dickhut und Weinfurth überwunden werden konnten …

Heute stellt das ZK in seiner Selbstkritik fest, dass die damaligen Fehler die Liquidatoren begünstigt haben … Auch hier wird nach der Methode ‘Haltet den Dieb’ zu schreien verfahren. Das ist Betrug und Fortsetzung der Spalterpolitik. Ebenso unehrlich ist die Selbstkritik zur Zwei-Wege-Theorie, die ja ein Produkt der Spaltung war. Unsere Partei hat diese Theorie vollständig widerlegt … Der ‘linke’ Revisionismus, der eine kleinbürgerliche Variante des modernen Revisionismus ist, ist längst nicht überwunden. Ging es bei der Spaltung der Partei 1970 um die Frage der Hegemonie des Proletariats und der Verbindung von wissenschaftlichem Sozialismus und spontaner Arbeiterbewegung, so geht es heute bei allen Differenzen, die bestehen, um diese Frage ebenfalls … Unsere ‘Kämpfer’ gegen den modernen Revisionismus versteigen sich sogar zu der Behauptung, dass moderner Revisionismus und Sozialdemokratismus qualitativ verschieden seien.

Wer führt hier eigentlich einen richtigen Kampf gegen den modernen Revisionismus? Etwa derjenige, der ‘qualitative Unterschiede’ zwischen modernem Revisionismus und Sozialdemokratismus konstruiert und gleichzeitig als Beispiele die Propaganda für die ‘Mitbestimmung’ und den ‘friedlichen Übergang zum Sozialismus’ anführt, oder unsere Partei, die von der qualitativen Gleichheit von modernem Revisionismus und Sozialdemokratismus ausgeht und den Sozialdemokratismus als die soziale Hauptstütze des Bonner Staates bekämpft? Der ‘Rote Morgen’ leitet auch hier die Arbeiterklasse in die Irre und tarnt das mit dem ‘Kampf gegen den modernen Revisionismus‘. Wir müssen aber festhalten, dass bis auf Behauptungen der ‘Rote Morgen’ jeglichen wissenschaftlichen Beweis für seine Theorie von der sozialen Hauptstütze Revisionismus in Westdeutschland schuldig geblieben ist …

Aber der Rote Morgen geht noch weiter bei seiner Revision der Erfahrungen der Arbeiterbewegung. Er diffamiert die antifaschistisch-demokratische Revolution als Strategie der Verzichts auf den Sozialismus … Warum greift der Rote Morgen unsere Partei an und nicht Stalin, der nicht von einer sozialistischen, sondern einer demokratischen, friedliebenden DDR sprach? Der ‘Rote Morgen’ verzichtet auch hier auf konkrete Untersuchungen und betet lieber ‘links‘-revisionistische Theorien der KPD/AO nach. Auch hier entwaffnet der ‘Rote Morgen’ das Proletariat und drischt nur Phrasen. Unsere Partei wird aber um eine richtige Linie des Kampfes für demokratische Rechte ringen, ohne einen Augenblick aufzuhören, den Kampf für den Sozialismus und die Diktatur des Proletariats einzustellen, denn sie sind schließlich das Ziel der Arbeiterklasse.

Unser Kampf für Demokratie will nicht ‘die Macht der Monopole Schritt für Schritt zurückdrängen‘, sondern bessere Kampfbedingungen für die Arbeiterklasse schaffen und Formen für das Herankommen an die Diktatur des Proletariats entwickeln. Wir haben die Differenzen nun aufgezeigt. Es sind tiefgehende Differenzen. Wir müssen aber auch die Gemeinsamkeiten sehen, die die Grundlage einer Einheit im politischen Kampf und einer ideologischen Auseinandersetzung sind.

Beide Organisationen wollen den Sozialismus und Kommunismus durch die Diktatur des Proletariats errichten. Beide Organisationen sehen, dass nur der bewaffnete Sturz des Imperialismus Rettung bringt. Beide Organisationen versuchen, den Marxismus-Leninismus und die Maotsetungideen auf die westdeutsche Wirklichkeit anzuwenden. Beide Organisationen stehen auf dem Boden der Großen Polemik und der Lehren der Großen Proletarischen Kulturrevolution. Schließlich führen wir auch einen gemeinsamen Kampf gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik … Vertreter des Zentralbüros der KPD/ML haben Vertretern des Zentralkomitees der Gruppe ‘Roter Morgen’ mündlich folgenden Vorschlag unterbreitet, wie wir ihn hier wiederholen und noch anderen Organisationen machen: Die KPD/ML schlägt vor, in ihrem theoretischen Organ ‘Bolschewik’ oder an anderer Stelle eine öffentliche Diskussion über das Programm der westdeutschen Revolution zu führen. Jede Organisation soll sich verpflichten, allen Mitgliedern alle Standpunkte bekannt zu machen und gemeinsam Veranstaltungen zu dieser Frage durchzuführen. Dabei sollten folgende Fragen diskutiert werden:

1. Was sind die Besonderheiten des westdeutschen Imperialismus, warum ist er besonders reaktionär, militaristisch und revanchistisch? Welche historischen Ursachen hat das?

2. Was heißt heute konkret ‘revolutionäre Flut‘? Durch welche internationale Lage und westdeutsche Lage kann man auch für Westdeutschland von der Haupttendenz Revolution sprechen? Wie groß ist heute die Gefahr von Faschismus und Krieg?

3. Wie müssen wir heute in Westdeutschland demokratischen und sozialistischen Kampf verbinden? Wie kommen wir in Westdeutschland an die Diktatur des Proletariats und den Sozialismus heran? Was lehren uns hier die historischen Erfahrungen?

4. Wie stehen die verschiedenen Klassen und Schichten des Volkes zur Revolution in Westdeutschland.

5. Welche politische Partei ist die soziale Hauptstütze des westdeutschen Imperialismus?

6. Die Fragen des Parteiaufbaus und der Spaltung der Partei 1970.

Es ist unbedingt erforderlich, dass der gemeinsame politische Kampf begleitet wird von einer tiefgehenden ideologischen Auseinandersetzung um das Programm … Vorwärts zur Einheit der Marxisten-Leninisten in der KPD/ML! Es lebe der Marxismus-Leninismus und die Maostetungideen! Es lebe die Diktatur des Proletariats!”

In der Rubrik: „Der Kampf in den Betrieben“ wird berichtet aus Bochum, vom Bochumer Verein und dem Streik der Stahlwerker für „eine Hitzezulage“. Ihr Kampf, so die „Rote Fahne“ sei ein Beispiel für die „Einheitsfront“ unter den Arbeitern. Gestreikt wurde auch bei Hoesch, der HOAG, Klöckner und Rheinstahl. Auch aus Duisburg wird berichtet von Mannesmann - Huckingen.

Aus Bochum wird von Opel noch berichtet, dass es „seit den letzten Betriebsratswahlen im Frühjahr dieses Jahres … bei Opel Bochum einen marxistisch-leninistischen Betriebsrat, der Mitglied der Gruppe oppositioneller Gewerkschafter und einer von 5 Betriebsräten der Liste 2 ist, gibt. Sein Name: Wolfgang Schaumberg. Er ist der Ansicht, dass die KPD/ML diejenige Kraft ist, deren politische Grundlinie die konsequente Leitung des Kampfes der Arbeiterklasse und der Belegschaft bei Opel garantiert. Die Betriebsgruppe der KPD/ML bei Opel unterstützt die Arbeit Wolfgang Schaumbergs voll und ganz”.

Berichtet wird über die Bochumer Demonstration gegen das KPD-Verbot (am 17.8.1972, d. Verf. ) und die Berliner Demonstration gegen die Nazis (am 13.8.1972).

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- Es lebe die deutsch-albanische Freundschaft! Erster Reisebericht von Mitgliedern und Sympathisanten der KPD/ML
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- Neue Offensive: In Vietnam: Sicherung befreiter Gebiete - Basis für den strategischen Sieg
- Gemeinsame Erklärung des ZK der KPD/ML (Roter Morgen) und der Bundesleitung des KJVD, Jugendorganisation der KPD/ML (Rote Fahne).
Q: Rote Fahne, Nr. 17, Bochum, 21.8.1972.

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Rote Fahne, 3. Jg., 21.8.1972, Nr. 17, Seite 8

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Rote Fahne, 3. Jg., 21.8.1972, Nr. 17, Seite 13

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Rote Fahne, 3. Jg., 21.8.1972, Nr. 17, Beilage, Seite 1

Rote Fahne, 3. Jg., 21.8.1972, Nr. 17, Beilage, Seite 2


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