ID, Jg. 2., Nr. 49, Frankfurt/M., 25. August 1974
25.08.1974:
Es erscheint die Nr. 49 des "ID - Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten" in Frankfurt/M.
Inhalt:
INLAND
- "Hausmitteilung"
- "Freiburg: Gefängnisdirektor Haas organisiert Reaktionäre gegen fortschrittliche Knastarbeiter"
- "West-Berlin: Razzien in den Haftzellen politischer Gefangener"
- "Polizei verweigert Hilfe"
- "Frankfurt: Unterbliebenes aus der FAZ"
- "Frankfurt: FVV-Automatenenteignungsaktion: Das Fahrgeld kommt vom Volk und kehrt zum Volk zurück"
- "Frankfurt: Räumungstermin für das besetzte Haus Corneliusstraße 24"
- "Frankfurt: Anklageschrift gegen Hausbesetzer wird seit Monaten von der Staatsanwaltschaft zurückgehalten"
- "Opladen: Unabhängiges JZ geschlossen"
- "Gerastetten: Dokumentation des JZ-Kreisverbandes Rems-Murr erschienen"
- "Oberursel: Hilfsaktion für Mitglieder verfolgter irischer Familien"
- "Oberursel/Dublin: Ausbruch von Mitgliedern der IRA"
- "Wiesbaden: Streik bei Dyckerhoff"
- "Göttingen: Phywe: Kurzarbeit und Kurzeinstellungen. Erst heuern, dann feuern"
- "Frankfurt: Hohe Frauenarbeitslosigkeit"
- "Frankfurt: Chile-Aktionswoche"
- "Frankfurt: Unterstützen wir den Kampf in Chile"
AUSLAND
- "Santiago: Der Widerstand in Chile lebt weiter"
- "Cordoba: Revolutionäre Arbeiterunion greift die Zusammenarbeitspolitik der offiziellen Gewerkschaft an"
- "Lordstown: Streik schon in der 6. Woche"
- "Claremore: Krankenhäuser in Oklahoma sterilisieren Hunderte von Indianderfrauen"
- "Lissabon: Portugiesisch er Maoist verhaftet"
- "Rom: Polizeiterror nach Milchpreiskampagne"
- "Persien: Neue Verhaftungen und Todesurteile in Persien"
- "Reggio Emilia: Neues Kindergeldprämiengesetz: Erniedrigend und repressiv für Frauen"
DOKUMENTATION
- "Dokument 1: Gefängnisunruhen in Frankreich"
In der "Hausmitteilung" wird über eine Münchener Initiative, die den "Sozialistischen Nachrichtendienst" herausgeben, berichtet. Dazu führt der ID aus: "Seit ca. 1 Jahr existiert eine Initiative, deren Konzeption der des ID gleicht. (…) Die Geschichte seiner Beziehungen zum ID: Im Mai dieses Jahres abonnierte die Gruppe den ID, der unter vielem anderen Bestandteil des Archivs werden soll, und schickte uns eine kurze Notiz über die Existenz des 'SND', ohne auf ihre Konzeption einzugehen. Unser Versuch, Kontakt aufzunehmen, scheiterten aber zunächst. (…) Mitte Juli erhielten wir die erste 0-Nummer des 'SND', ein erster unmittelbarer Kontakt kam bald darauf zustande: Auf unsere Initiative kamen die Münchener zu einem Koordinationsgespräch nach Frankfurt.
Nach dem Gespräch schien den Münchenern klar zu sein, dass es Kräftevergeudung sei, ein Konkurrenzverhältnis aufzubauen, ganz abgesehen von den ökonomischen Auswirkungen. Wir hatten uns mit der Vereinbarung getrennt, dass die sich im Wesentlichen dem Aufbau ihres Archivs widmen wollten, bis zwischen beiden Gruppen größere Klarheit über eine Zusammenarbeit besteht. In dieser Hinsicht konnten wir auf dem ersten Treffen keine konkreten Vorstellungen entwickeln und schlugen den Münchenern aber vor, dass sie den Aufbau ihres Archivs als zentralen Bestandteil ihrer Konzeption ausgeben, einen internationalen Dossierdienst zu machen. (…)
Diese Ideen haben wir uns in dieser Sitzung nicht erst aus den Fingern gesogen, wir hatten sie schon öfters diskutiert, und ihre Realisierung war bisher lediglich an mangelnder Arbeitskapazität gescheitert. Nach wie vor erscheint uns eine solche Arbeit notwendiger Bestandteil als Background von brauchbaren Nachrichten. Wir vereinbarten uns in nächster Zeit häufiger zu treffen. Eine Woche später erhielten wir zu unserem großen Erstaunen die zweite 0-Nummer des 'SND'.
In der Ankündigung wurde erklärt, dass der 'SND' ab Oktober wöchentlich erscheint. Es gab keinen Hinweis darauf, dass ein Gespräch mit uns überhaupt stattgefunden hatte. Einige Tage später fiel uns, bei einer anderen Gruppe das Konzeptionspapier des 'SND' vom Mai in die Hand, welches sie an die verschiedensten Gruppen, aber nicht an uns geschickt hatten. Ein mit uns befreundeter Genosse, der ein SND-Wohnkollektiv eine Woche später in München besuchte, berichtete, dass sich die SNDler nach dem Gespräch mit uns 'vor den Karren gespannt', 'für dumm verkauft', oder sonst wie untergebuttert vorkamen. (…) Wir betrachten diesen Konflikt nicht als Privatangelegenheit, sondern meinen, dass die Leute, die am ID (bzw. am 'SND') als Träger von Informationen interessiert sind, dazu was sagen sollten. Den 'SND' fordern wir auf, öffentlich zu dem Sachverhalt Stellung zu beziehen."
Berichtet wird u. a. über Razzien in West-Berliner Gefängnissen. Die Verteidiger von Mohnhaupt u. a. haben die Aussetzung der Verfahren beantragt. Berichtet wird weiter über eine Automatenenteignungsaktion in Frankfurt/M., über einen Räumungstermin für das besetzte Haus in der Corneliusstraße. Dazu wird eine "Presseerklärung" veröffentlicht. Weiter wird berichtet über die Schließung des JZ in Opladen, über eine Doku des JZ Kreisverbandes Rems-Murr über die Situationen der JZ im Kreis. In Frankfurt/M. fand eine DK der Westdeutschen Chile-Komitees statt, die zu einer Chile-Woche vom 9.9.-14.9. aufrufen. Zum Abschluss soll eine Demo durchgeführt werden.
Aus dem Ausland wird über die Verhaftung José Sanches, Herausgeber der maoistischen Zeitung "Volkskampf" berichtet. In einem Studien-Zentrum in Italien soll ein Anarchismus-Archiv aufgebaut werden.
Im "Dokument 1" wird über Gefängnisunruhen in Frankreich berichtet. Veröffentlicht wird noch der Anhang: "Fragen zum ID".
Q: ID, Jg. 2., Nr. 49, Frankfurt/M., 25. August 1974.