Dezember 1976:
Vom Kommunistischen Bund Österreichs (KBÖ) erscheint die Nr. 3 des theoretischen Organs 'Kommunist' (vgl. Aug. 1976, Feb. 1977).
Inhalt:
- "Stellungnahme zur Programmatik der 'Roten Fahne' (II. Teil)"
- "Die palästinensische und arabische Revolution und die Aufgaben der österreichischen Kommunisten"
- "Der antifaschistische Partisanenkampf in Oberösterreich und die Fälschungen der Revisionisten am Buch des Genossen Sepp Plieseis"
- "Der Kampf um die Arena war ein Schritt vorwärts"
Berichtet wird über die Besetzung der Gebäude des Auslandsschlachthofes in St. Marx vom 26.6.-6.10.1976, die als "eine der größten Massenbewegungen in den letzten Jahren" bezeichnet wird. Dazu wird u. a. ausgeführt: "Der Kampf um die Arena war ein Schritt vorwärts. Der Kampf um die Arena war eine der größten Massenbewegungen in den letzten Jahren. Unsere Organisation war am Kampf maßgeblich beteiligt und hat selbst eine Reihe wichtiger positiver Erfahrungen gesammelt, aber auch Fehler gemacht. Es gab in der Organisation einen heftigen Meinungskampf über Richtig und Falsch, es wurde Kritik und Selbstkritik geübt. (…)
Vom 26.6. bis 6.10. 1976 hielten die größten Teils jugendlichen Besetzer die Gebäude des Auslandsschlachthofes in St. Marx besetzt. Mit dieser Besetzung kämpften sie gemeinsam mit tausenden Menschen in Wien und über Wien hinaus für folgende Forderungen:
-Kein Abbruch des Schlachthofgeländes!
-Ganzjähriges Jugend-Kultur-und Kommunikationszentrum Arena!
-Selbstverwaltung!
-Bezahlung aller Kosten durch die Gemeinde Wien!
Am 6.10.1976 wurde von der Arena-Vollversammlung beschlossen, die Besetzung abzubrechen. Es war nicht gelungen, im Kampf um die Forderungen gegen die Gemeinde einen Sieg zu erringen. Kurz nach Beendigung der Besetzung ließ die Gemeinde die Gebäude auf dem Auslandsschlachthof schleifen und das Arena-Gelände in Schutt legen. Tausende Menschen waren am Kampf um die Forderungen in verschiedenster Form beteiligt. Tausende Menschen in ganz Österreich verfolgten mit regem Interesse den Kampf um die Arena. Die Bedeutung der Lehren, die aus dieser massiven Bewegung um die Lösung verschiedener Probleme, vor allem der Freizeitprobleme vornehmlich der Jugendlichen zu ziehen sind, sind groß. Der Kampf um die Forderungen war eine Bestätigung der Ansicht des Kommunistischen Bundes Österreichs, dass die Selbständigkeit der Massen im Denken und Handeln wächst.
Die Vorgeschichte des Kampfs um die Arena beginnt lange vor dem 26.6. 1976. (…)
In den letzten Jähren verschärften sich die Widersprüche zwischen den Jugendlichen und den bestehenden Verhältnissen. Auf der Grundlage dieser verschärften Widersprüche haben in letzter Zeit die Bewegungen der Jugendlichen um die Lösung politischer, sozialer, und wirtschaftlicher Probleme zugenommen. So gab es die Bewegungen in der Ausbildungsfrage, zum Existenzlohn für Lehrlinge und gegen das Bundesheer. So gab es eben den Kampf um die Arena zur Lösung vorwiegend der Freizeitprobleme. Auf der Grundlage der Verschärfung der Widersprüche zwischen den Jugendlichen und den bestehenden Verhältnissen ist das Anliegen der Jugendlichen nach Jugendzentren in Selbstverwaltung groß. Nach Jugendzentren, in denen sie ihre, im Gegensatz zu den bestehenden Verhältnissen stehenden selbständigen Vorstellungen verwirklichen können. Das ist der Grund dafür, warum die Jugendlichen für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in der Großfeldsiedlung gekämpft haben.
Der Grund dafür, dass Jugendliche in Simmering vor über einem Jahr ein Abbruchhaus besetzten und ebenfalls um ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung kämpften. Genauso war das der Grund, warum in anderen Städten Österreichs die Jugendlichen um selbstverwaltete Jugendzentren kämpften. Das war und bleibt der Grund, daß immer wieder Bewegungen um solche selbstverwaltete Jugend-, Kultur- und Kommunikationszentren aufflammen werden. Vorwiegend andere Interessen als die Jugendlichen hatte ein Großteil der Kulturschaffenden, die am Kampf um die Arena teilnahmen. Architekten fanden hauptsächlich die Gebäude als Kulturdenkmäler erhaltenswert. Dichter, Schauspieler, Schriftsteller, Musiker usw. hatten Interesse an einer Gegenkultur.
Von Anfang an gab es den Kampf zwischen zwei Linien in der Arenabewegung
Die eine Linie war die, im Kampf um die Forderungen politische Bewegungsfreiheit zur Lösung bestimmter Probleme - hauptsächlich. der Freizeitprobleme - zu schaffen.
Die andere Linie war die der Unterordnung unter die Gemeinde in der Form, egal auf welchem Gelände, egal in welchem Gebäude eine bürgerliche Gegenkultur zu etablieren und den Jugendlichen aufzuzwängen".
Quelle: Kommunist. Theoretisches Organ des Kommunistischen Bundes Österreichs, Jg. 1, Nr. 3, Wien, Dezember 1976.