Chile

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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Darstellungen zur örtlichen bzw. regionalen Chilesolidarität sind in einer Linkliste verzeichnet.

Dieser Länderbeitrag zu Chile beinhaltet neben den Hinweisen zur Historie des Landes vor allem die Frage des friedlich gewaltsamen Übergangs von einer als ausbeuterisch angesehenen Gesellschaft in eine gern ausbeutungsfreie Gesellschaft. Unterstützend für alle jene, die noch in der Schule, also noch im klassenmäßigen Denken befangen, ist hier die Strategie der Volksfront zwecks Überwindung kleinerer Klassengegensätze als probat, aber offenbar von Dimitroff nicht so gedacht, zu nennen. Hierauf wird bereits einleitend verwiesen (vgl. 25.7.1935).

Plakat der Liga gegen den Imperialismus u. a.: Tod dem Faschismus in Chile (1974)
Plakat der Liga gegen den Imperialismus u. a., 1974

Im Hintergrund der hier dargestellten Geschichte Chiles steht stets die Frage der Waffen und wer sie kontrolliert. Was konnte Allende überhaupt machen ohne diese, selbst, hätte er gewollt? Die Armee stand sicherlich nicht auf seiner Seite.

In dieser wie immer unvollständigen Darstellung tritt zunächst die RKP Chiles als China-freundliche Kraft auf (vgl. Apr. 1969), sie bleibt bis zum Ende dieses Textes der wesentliche Bezugspunkt für die orthodoxen Fraktionen der ML-Bewegung. Der Verlauf der Auseinandersetzungen in Chile wird von der KPD/ML-ZB zeitnah geschildert (vgl. 6.7.1970) wobei die KPD/ML-ZB sich von vornherein kritisch zu dem angestrebten friedlichen Weg zum Sozialismus äußert (vgl. 6.9.1970), aber weiterhin kontinuierlich aus Chile (vgl. 1.10.1970, 3.10.1970, 10.10.1970) berichtet und zwar wohl in der bundesdeutschen und Westberliner Linken ungeschlagen aktuell, während der weitere Verlauf hier teils aus späteren Quellen erschlossen wird (vgl. 22.10.1970, 24.10.1970, 29.10.1970, 3.11.1970).

Die KPD/ML-ZB gibt sich erneut kritisch, glaubt nicht an einen Erfolg der Unidad Popular (vgl. Dez. 1970), wofür nicht zuletzt auch die USA Sorge zu tragen scheinen (vgl. Jan. 1971), deren Interessen bedroht scheinen (vgl. 1.1.1971), wohingegen die VR China die Allenderegierung umgehend anerkennt (vgl. 5.1.1971). Während auf Allende ein erstes Attentat erfolgt (vgl. 16.1.1971), gibt dieser sich in der deutschen Frage offenbar noch ebenso diplomatisch zurückhaltend wie beim Vorantreiben der Revolution (vgl. 25.1.1971). Die zeitnahe Berichterstattung wird von der KPD/ML-ZB fortgesetzt und schildert den Wahlerfolg der Volksfront (vgl. 4.4.1971).

In der KPD/ML-ZK dagegen muss die Einschätzung Allendes erst noch erarbeitet werden (vgl. Juni 1971), die KPD greift wenig später bereits die DKP mit Verweis auf Chile als 'illusionäre Reformisten' an (vgl. 7.10.1971), zieht die Lehren des Legalismus (vgl. 5.2.1972), während die Trotzkisten sich an Castro orientieren (vgl. 15.12.1971, 15.2.1972) bzw. den Vergleich mit Bolivien (vgl. Jan. 1972) ziehen.

Ebenfalls kritisch äußert sich wiederholt die GIM (vgl. Okt. 1970, Sept. 1971), die bereits Bezug auf den MIR nimmt (vgl. 27.3.1972).

Die UP scheint sich nun trotz der Nationalisierung der Kupferminen (vgl. 16.7.1971) nach rechts zu entwickeln (vgl. 16.1.1972, 19.2.1972), die KPD/ML-ZK besinnt sich auf die RKP Chile (vgl. 28.2.1972), während die lambertistischen Trotzkisten über ihre befreundete chilenische Gruppe (vgl. 1.4.1972) berichten, sieht die KPD anhand Kubas bereits den Sozialimperialismus auch in Chile drohen (vgl. 26.6.1972), die Anhänger der Sowjetunion in der BRD in Gestalt des MSB Spartakus aber gegen sich kritisch (vgl. Aug. 1972, Dez. 1972), während Spartacus BL bereits das Scheitern Allendes prophezeit (vgl. Aug. 1972, Dez. 1972).

In Chile selbst dagegen droht offenbar eher ein Bürgerkrieg (vgl. 10.9.1972) bzw. ein faschistischer Putsch (vgl. 14.9.1972), wobei sich die Fuhrunternehmer und Kleinhändler bald als kraftvolles Instrument imperialistischer Interessen zu erweisen scheinen (vgl. 12.10.1972), wobei aber die Ablösung der Regierung Allende in Chile selbst auch von den Christdemokraten bzw. der gesamten bürgerlichen Opposition betrieben wird (vgl. 16.10.1972, 18.10.1972, 19.10.1972), die sich offenbar auch im Besitz von Waffen befinden (vgl. 22.10.1972), dergestalt ihren Forderungen Gewicht verleihend (vgl. 23.10.1972, 3.11.1972), während europäische Hafenarbeiter sich solidarisch mit Chiles Regierung zeigen (vgl. 16.10.1972, 17.10.1972, 21.1.1973).

Sowohl der KB als auch die KPD (vgl. Nov. 1972, 21.2.1973) und auch die GIM bzw. ihre RKJ (vgl. Okt. 1972, Nov. 1972, Dez. 1972) äußern sich nun kritisch zu den Chancen des chilenischen Konzepts, die KP Chiles protestiert noch mit gegen den damals gerade in Guatemala wütenden Terror (vgl. 10.12.1972), bald darauf aber wird die chilenische Linke selber Objekt der internationalen Solidarität (vgl. 25.1.1973), auch des MSB Spartakus (vgl. Feb. 1973).

Zunächst aber erringt die Volksfront einen weiteren Wahlerfolg, allerdings mit nur einer Minderheit der Stimmen (vgl. März 1973, 4.3.1973). Die KPD übt bereits heftige Kritik am chilenischen Weg (vgl. 12.3.1973), während in Chile der Einfluss des Militärs offenbar vorerst zurückgedrängt wird (vgl. 23.3.1973, 27.3.1973) und die Arbeiterschaft weiterhin für ihre Forderungen kämpft, auch bei den Niederlassungen deutscher Konzerne (vgl. 19.5.1973), und sich in einem Stadium der Doppelherrschaft befindet (vgl. 1.5.1973).

Der Linken scheinen die Interessen der USA und des ITT-Konzerns geschildert, mächtiger als die Polizei bzw. die deutsche Justiz erlauben würde, erachtet diese doch Putschversuche wie sie sich nun in Chile ereignen (vgl. 21.6.1973, 29.6.1973, 11.7.1973, Aug. 1973) üblicherweise als illegal.

Chile wird nun zum wichtigen Thema der linken Presse und Publizistik, wie hier von der KPD/ML dokumentiert (vgl. 30.6.1973, 14.7.1973), spitzt sich doch die Lage dort weiterhin zu (vgl. 3.8.1973, 9.8.1973, 23.8.1973, 28.8.1973), wobei die Politik Allendes bei den bundesdeutschen Linksradikalen auf wenig Anklang stößt (vgl. 3.9.1973).

Der Militärputsch, von dem die USA vermutlich frühzeitig informiert waren (vgl. 8.9.1973, 11.9.1973), führt umgehend zum linken Protest (vgl. Sept. 1973, 12.9.1973, 14.9.1973), wobei die radikale Linke die Befürworter des friedlichen Weges zum Sozialismus, mit denen es zunächst gemeinsame Aktionen gibt, als Mitschuldige anklagen (vgl. Sept. 1973, 14.9.1973) und die DKP zunächst isoliert zu sein scheint, zumindest unter den Südamerikanern (vgl. 15.9.1973) und auch auf der zentralen Demonstration (vgl. 19.9.1973, 22.9.1973).

Während zahlreiche Protestmärsche und Kundgebungen an vielen Orten stattfinden, ist der KBW bemüht, den Überblick zu bewahren (vgl. 12.9.1973, 13.9.1973, 17.9.1973, 18.9.1973, 19.9.1973, 21.9.1973).

Die linke Propaganda zielt nun immer wieder auch auf die deutschen Kapitalinteressen in Chile ab (vgl. 19.9.1973, 21.9.1973, Okt. 1973), es erscheinen aber auch erste Berichte aus Chile selbst (vgl. 24.9.1973, 1.10.1973, 10.10.1973) und es gründen sich die ersten Chilekomitees. Auch die Haltung der DDR zu Chile wird von den Chinafreunden angegriffen (vgl. 26.9.1973, 10.10.1973, 13.10.1973), wobei auch die Angegriffenen die Antwort nicht schuldig bleiben, und sich auf der Konferenz in Helsinki vereinen (vgl. 29.9.1973, Nov. 1973).

Eine bundesweite Demonstration wird 1973 von der radikalen Linken noch nicht organisiert (vgl. 27.9.1973), innerhalb des KBW werden weiter die Lehren aus Chile gezogen und verallgemeinert (vgl. 13.10.1973), und aus Chile Berichte vom Widerstand wiedergegeben. Enthüllt wird auch die enge Kumpanei der deutschen Botschaft mit den chilenischen Mörderbanden während sich in der Bundesrepublik die überall entstehenden Chilekomitees langsam koordinieren (vgl. 15.10.1973). Spendensammlungen werden, zunächst relativ fraktionsübergreifend, von der AELA München koordiniert, zumindest für verschiedene linksradikale Fraktionen (vgl. 15.10.1973, 5.11.1974, 5.12.1974).

Nachdem die Truppen der USA aus Vietnam fast vertrieben sind, wird nun Chile als neues Kriegsprojekt der USA betrachtet (vgl. 16.10.1973), nur dass es in Chile lediglich zum Massaker an nicht bzw. kaum Bewaffneten kommt, es also nicht des Eingriffs US-amerikanischer Truppen bedarf, sondern die einheimischen Schlächter die Situation allein zu kontrollieren vermögen.

Kritik an Revisionisten und KBW im Roten Morgen (1973)
Bild vergrößern Kritik an Revisionisten und KBW im Roten Morgen (1973)

Vertreter der CDU fühlen sich offenbar auch in den chilenischen KZs durchaus wohl, ist es dort doch bei sonnigem Wetter offenbar angenehm für die Ehrengäste, während die dort Eingekerkerten dies anders gesehen haben dürften (vgl. 17.10.1973).

Es geht nun offenbar darum, das internationale Ansehen der Junta aufzuwerten, woran sich auch die bundesdeutsche Presse intensiv beteiligt. Andere Auffassungen scheinen die Metallgewerkschafter zu vertreten, sie zeigen keinerlei Verständnis für Massenmord und Massaker, verweisen vielmehr auf die Parallelen bei den Einsatzlagen der Bundeswehr, die sie offenbar in der Hand ähnlich blutrünstiger Befehlshaber wie die chilenische Armee wähnen (vgl. 25.10.1973), während das chilenische Vorbild offenbar bereits in anderen Ländern wie Griechenland Schule macht (vgl. 4.11.1973).

Es kommt nun auch zu militanten Protesten in Europa gegen einen der mutmaßlichen Drahtzieher des Putsches, den ITT-Konzern (vgl. 6.11.1973, 1.12.1973), während sich Eduardo Frei in Hamburg bei den bundesdeutschen Christdemokraten auf deren Parteitag präsentiert (vgl. 17.11.1973). Später wird gar behauptet, die CDU hätte den Putsch mit finanziert (vgl. 7.10.1973).

Auf der Demonstration in Mailand kommt es offenbar zum Konflikt zwischen der KP Italiens und den radikalen Linken (vgl. 18.11.1973). Es entwickelt sich insgesamt eine recht tiefgehende und auch bundesweit flächendeckende Spaltung der Chilesolidaritätsbewegung in die Anhänger des friedlich vorgehenden und dann blutig erstickten Weges und die Apologeten revolutionärer Militanz, sei diese nun als Volkskrieg bzw. Akt des Voluntarismus oder proletarisch-bolschewistische Revolution näher umschrieben.

Vermutlich eher belanglos für die Opfer des Putsches bleiben zunächst beide Strömungen, außer als moralisch-politische Instanz und natürlich für die endlich in der Bundesrepublik eintreffenden überlebenden Flüchtlinge, da Vorbereitungen für deren Unterstützung getroffen werden (vgl. 22.12.1973).

Chile ist Anfang des Jahres 1974 zum Synonym für Massenmord geworden (vgl. 4.1.1974), die Solidaritätsarbeit wird mittlerweile international organisiert (vgl. 5.1.1974, 6.1.1974, 19.1.1974, 24.1.1974, 16.3.1974), aber auch durch Kader in den höchsten Gewerkschaftsgremien (vgl. 28.1.1974).

Der KB lässt damals neben dem MIR auch noch die MAPU zu Wort kommen (vgl. Dez. 1974), in der GIM wird Selbstkritik geübt (vgl. 15.12.1973) und der Spartacusbund engagiert sich ebenfalls (vgl. Jan. 1974, Feb. 1974, 20.4.1974) und kritisiert den KBW (vgl. März 1974).

Obwohl wohl alle Gruppen der Linken ihre Solidarität mit den Opfern des Putsches in Chile zum Ausdruck zu bringen versuchen (vgl. Apr. 1974), sind die zahlreichen Komitees unterschieden in jene von DKP, Jusos und befreundeten Organisationen, die das Antiimperialistische Solidaritätskomitee für Afrika, Asien und Lateinamerika (vgl. 22.1.1974) unterstützen, sowie die linksradikalen Chile-Komitees, in denen fast allein GIM (vgl. 5.1.1974, 2.2.1974, 1.3.1974) und KBW agieren, wobei der KBW dank Masse bzw. ca. zwanzig mal mehr Mitgliedern und Anhängern als die sich nun massiv engagierende GIM (vgl. 20.4.1974, 16.5.1974, 18.5.1974, 23.5.1974, 30.5.1974, 7.6.1974), sich vermutlich in der Vorherrschaft wähnt (vgl. 18.3.1974), sich so auch auf der internationalen Ebene als entscheidende Kraft zu präsentieren vermag, die trotzig auf den tiefen theoretischen Erkenntnissen der chilenischen Erfahrung beharrend (vgl. 17.4.1974) dem vermutlich als mehr oder minder trotzkistisch eingeschätzten Kongress fernbleiben kann (vgl. 24.4.1974), den vor allem das Sozialistische Büro (SBü) organisierte, und sich nur örtlich an den Protesten beteiligt (vgl. 27.4.1974).

Flugblatt der Orstgruppen von KPD, Liga und RH zu Chile (Dortmund, April 1974
Bild vergrößern Flugblatt, Dortmund 1974

An der Entlarvung des parlamentarischen Wegs beteiligt sich nun auch die cliffyistische SAG (vgl. Mai 1974). Während sich immer noch neue Solidaritätsgruppen gründen treten auch bereits die ersten Flüchtlinge bzw. Organisationsvertreter auf den linken Kundgebungen auf, wobei sich der KBW im Verein mit der KPD durch eine bestimmte Affinität zur MAPU auszeichnet (vgl. 1.5.1974, 29.6.1974), während andere Gruppen allein auf den MIR setzen, der nun in der Bundesrepublik auftritt (vgl. Mai 1974, 1.5.1974) und vom KB unterstützt wird (vgl. Juni 1974, Juli 1974), bzw. wie die KPD/ML auf die RKP (vgl. 5.1.1974, 17.8.1974).

Die Teilnahme der chilenischen Mannschaft an der Weltmeisterschaft im Herrenfußball bietet erneuten Anlass zu Aktionen und Aufklärungsversuchen der äußersten Linken, nicht zuletzt der bundesweit nach Berlin mobilisierenden GIM (vgl. 13.6.1974, 18.6.1974, 21.6.1974) nicht zuletzt über die Kompromissbereitschaft der Moskautreuen DDR mit dem chilenischen Mörderregime (vgl. 26.6.1974), da die SPD die Junta gar offen zu befürworten scheint (vgl. 12.6.1974), während es der Linken eher darum geht, den chilenischen Flüchtlingen in der Bundesrepublik (vgl. 22.6.1974) ein Leben, und möglichst gar noch ein menschenwürdiges zu ermöglichen.

Begonnen wird Ende Juni auch mit der Vorbereitung der Aktionen zum ersten Jahrestag des Putsches (vgl. 24.6.1974).

Während sich die Sozialdemokraten und Sozialisten in Paris versammeln (vgl. 6.7.1974) bereiten die linksradikalen Chilekomitees in Deutschland die bundesweite Protestaktion zum ersten Jahrestag des Putsches vor (vgl. 27.7.1974, Aug. 1974), der KB spaltet das Ganze und verweigert sich 'sektiererisch' (M. Steffen), vermutlich nicht zuletzt um seine damals noch geringe Masse an Mitgliedern zu verbergen. Der KABD und seine Freunde verweigern sich ebenso, wie stets und vermutlich nicht unwesentlich aus denselben Motiven heraus, einer bundesweiten Aktion (vgl. Sept. 1974).

Die GIM hat zwar eine Schwestersektion in Chile, bezieht sich aber ebenfalls weit öfter auf den MIR, rückt sie doch vermutlich die trotzkistische Propaganda zugunsten einer größeren Massenwirksamkeit ihrer Politik in den Hintergrund, was dem Spartacusbund natürlich missfällt (vgl. 13.7.1974).

Nur wenige Gruppen der link(sradikal)en Bewegung sind es, die zum bundesweiten Marsch auf Frankfurt mobilisieren (vgl. 27.8.1974), die KPD beteiligt sich mit ihrem Tross immerhin mittels eines revolutionären Blocks (vgl. 28.8.1974), lehnt sie doch den Göttinger Aufruf als zu kompromisslerisch ab.

Die cliffyistische SAG dagegen ist, wie immer, durchaus bündnisfreundlich (vgl. 1.9.1974), örtlich beteiligt sich auch der KB an den Protesten zum Jahrestags des terroristischen Militärputsches in Chile bzw. organisiert diese, während der damals noch weit überlegene KBW im Verein mit den Chilekomitees (vgl. 24.8.1974, 7.9.1974) und der GIM (vgl. Aug. 1974, 7.8.1974, 5.9.1974, 11.9.1974) lieber Sonderzüge nach Frankfurt und damit eine beeindruckende bundesweite Beteiligung aus vielen Orten der Bundesrepublik organisiert (vgl. 4.9.1974).

Zur Vorbereitung der zentralen Zusammenkunft findet in vielen Städten eine Chilewoche statt (vgl. 7.9.1974, 9.9.1974, 11.9.1974), die mit der bundesweiten Demonstration in Frankfurt endet. Die KPD/ML verweigert u.a. mit dem Verweis auf die GIM die Teilnahme (vgl. 7.9.1974, 21.9.1974).

Auch die IG Metall zeigt sich auf ihrem Gewerkschaftstag solidarisch (vgl. 15.9.1974), ebenso wie die Internationale Transportarbeiter Föderation (ITF - vgl. 18.9.1974).

Die zu Hause gebliebenen studentischen Anhänger des KABD versuchen sich nun in akademischen Unterscheidungen hinsichtlich des US-Engagements in Chile bzw. - Vietnam (vgl. 21.9.1974) was kaum zu überzeugen vermag, vermochte sich die Bewegung in Vietnam doch immerhin auf ein regulär bewaffnetes Staatswesen zu stützen statt nur auf einige Dutzend Basiskomitees mit irgendwo zufällig erbeuteten Handwaffen.

Im Herbst 1974 gehen sowohl die Chile-Solidarität als auch die Debatte über die Art und Weise, wie diese zu leisten sei, weiter. Dabei kritisiert sowohl die KPD die KPD/ML, als sich auch der Spartacusbund der auf die Chile-Solidarität zentrierten Zusammenarbeit mit der GIM verweigert (vgl. Okt. 1974, 28.10.1974) und die Freunde des KABD den Göttinger Aufruf (vgl. Okt. 1974).

Die GIM engagiert sich nun massiv in der Chile-Solidarität (vgl. 1.10.1974, 9.10.1974, 23.10.1974, 1.11.1974, 7.11.1974, 16.12.1974, 19.3.1975) und entfacht in den Chile-Komitees eine Plattformdiskussion (vgl. 6.11.1974, 9.11.1974, 23.11.1974) vor allem gegen den KBW, der seine Fraktion organisiert (vgl. 21.10.1974). Die Chile-Komitees selbst geben, wenn auch nicht allzu häufig, eine bundesweite Zeitung heraus (vgl. 16.3.1975, 3.9.1975, 20.4.1976, 1.9.1976, 1.1.1977, 11.9.1977).

Auch die KPD berichtet weiter wiederholt aus Chile (vgl. 2.10.1974, 9.10.1974, 27.11.1974), während die cliffyistische SAG nicht nur weitere Ergänzungen zum aktuellen Marxismus-Leninismus publiziert, sondern auch den Protest mit organisiert (vgl. 1.2.1975).

Selbst die DKP findet starke Worte (vgl. 3.3.1975), während sich der KB zwar verhalten hoffnungsfroh gibt (vgl. 25.3.1975), aber damit im Kontext der übermütigen ML-Bewegung, als zögerlicher und ängstlicher Akteur gilt.

Plakat des KB u. a. zu einer Chile_Veranstaltung am 18.4.1975 in der TU Berlin
Plakat, 1975

Während sowohl Spendensammlungen (vgl. Apr. 1975) als auch Solidaritätsaktionen jeweils nach Fraktionszugehörigkeit fortgeführt werden (vgl. 18.3.1975, 2.4.1975, 4.4.1975, 7.4.1975), nicht zuletzt im Rahmen einer Chile-Solidaritätswoche mit MIR-Vertretern (vgl. 5.4.1975), die in Deutschland erst dank der Unterstützung der Frankfurter Spontis den 'El Rebelde en la Clandestinidad' (vgl. Sept. 1974, Okt. 1974, Dez. 1974) und dann ihre 'Nachrichten vom Widerstand' (vgl. Apr. 1975, Juni 1975, Aug. 1975, Sept. 1975) sowie verschiedene Broschüren (vgl. Apr. 1974, Mai 1974, Okt. 1974) herausgaben, bundesweit aber mit dem KB zusammenarbeiteten.

Die Entwicklung in Portugal führt nun endgültig zum Eklat innerhalb der Linksradikalen, wobei nicht zuletzt die vor allem in Frankfurt ansässigen ML Deutschlands mit ihren Positionen Aufsehen erregen (vgl. 20.4.1975). Der KBW dagegen reiht die Chilekomitees in sein Solidaritätsspektrum ein und mobilisiert gemeinsam mit diesen gar Christen für die Chilesolidarität (vgl. 26.6.1975).

Auch andere Gruppen aber bemühen sich um die Solidarität mit den Opfern des faschistischen Terrors (vgl. 5.7.1975, 26.7.1975, Sept. 1975).

Die bundesweite Demonstration in Essen scheint nicht besonders erfolgreich gewesen zu sein (vgl. 18.9.1975), die Aufmerksamkeit der Linken hatte sich längst von Chile abgewandt, welches nur noch als mahnendes Beispiel zu dienen vermag, aber nicht mehr als revolutionäre Hoffnung (vgl. 21.9.1975), was auch der in der Chilesolidaritätsbewegung offenbar mittlerweile isolierte KBW nun einräumt (vgl. 2.10.1975). Die KPD dagegen klagt die Sowjetunion der Kumpanei mit den Putschisten an (vgl. 1.10.1975).

Während der MSB Spartakus noch Milch für Chiles Kinder beschaffen will (vgl. Nov. 1975) liefert die VR China offenbar lieber Waffen an die chilenische Junta (vgl. 28.10.1975, 22.12.1975), was für die stramm chinatreuen Gruppen wie den KBW, aber auch die KPD zu Argumentationsschwierigkeiten führt, so dass sich die DKP, die damals verstärkt die Auseinandersetzung mit dem KBW suchte, als Siegerin des ideologischen Kampfes fühlt, aber auch die GIM (vgl. 13.11.1975).

Die KPD verweist zwar wiederholt auf die ebenfalls existenten Beziehungen der Ostblockländer mit Chile (vgl. 6.1.1976, 24.3.1976), vermag aber damit vermutlich nicht zu überzeugen, entsinnt sich dann der RKP als Bruderpartei (vgl. 8.9.1976).

Zum Jahrestag des Putsches in Chile werden erneut Protestaktionen durchgeführt, wobei es vermutlich zu Auseinandersetzungen zwischen dem KBW und dem KB sowie anderen Kräften kommt (vgl. 6.9.1976). Der KB sieht nun die Chilefrage als eine der Ursachen für die Spaltung des KBW (vgl. 4.10.1976).

Zu Kontroversen kommt es offenbar auch innerhalb der linksradikalen Solidaritätsbewegung, in der der KB nun bundesweit initiativ tätig wird (vgl. 17.1.1977), sich dann auch im Verein mit den chilenischen Organisationen aufs internationale Parkett wagt (vgl. 29.1.1977).

Die KPD/ML ist immer noch mit der RKP befreundet (vgl. 5.2.1977, 30.3.1977, 25.4.1977, 16.5.1977), die DKP solidarisiert sich vor allem mit Luis Corvalan von der KP Chiles (vgl. 8.12.1976). Auch der KB sieht nun die Ursachen seiner Krise u.a. in der Enttäuschung über die Entwicklung in Chile (vgl. Juni 1978). Anlässlich des Zerwürfnis der VR China mit Albanien prangert gar die KPD/ML nun die chinesische Kollaboration mit den chilenischen Faschisten an (vgl. 7.7.1978). Auch die RKP Chile kritisiert die KP Chinas (vgl. Apr. 1979, Aug. 1979).

Der KB ist weiterhin mit dem MIR befreundet (vgl. 11.6.1979, 4.1.1980), die Gruppen um GDS dagegen haben nicht nur eine befreundete exilchilenische Gruppe, sondern greifen auch die RKP Chile an, als die wohl wichtigste Gruppe der neuen Blockbildung der Maoisten (vgl. Okt. 1980, Juni 1981), aus der später die RIM hervorgeht.

Die chilenischen Gruppen bleiben auch in den folgenden Jahren in der Bundesrepublik aktiv (vgl. 10.10.1981, Mai 1984).

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Letzte Änderung: 13.10.2021