Rote Presse-Korrespondenz, 2. Jg., Nr. 69 (19.6.1970)

19.06.1970:
Die Nr. 69 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Zur Lage im Nahen Osten
- Streik bei AEG-Telefunken
- Die Demonstration im Wedding gegen das Handgranatengesetz
- Statut der Roten Zelle Medizin
- Stellungnahme der KOSOMED
- Zur Entführung des Agenten des BRD-Imperialismus von Holleben durch die brasilianischen Revolutionäre.

Der Artikel „Zur Lage im Nahen Osten“ ist vom „Sozialistischen Palästinakomitee.“ inleitend wird festgehalten: „In der RPK Nr. 67 wurde die politische Plattform des Sozialistischen Palästinakomitees abgedruckt. Diese Plattform soll dazu dienen, eine erneute Diskussion über das Palästinaproblem und den Nahen Osten unter den verschiedenen linken Organisationen in der BRD und Westberlin einzuleiten. Der vorliegende Artikel beschränkt sich auf eine Analyse der Ereignisse im Nahostraum in den letzten Monaten. Wir haben, im Lauf der nächsten Monate verschiedene theoretische Beiträge zu liefern, die sich insbesondere mit der sozio-ökonomischen Struktur von Ländern wie Ägypten oder dem Irak, sowie der Rolle des sozialistischen Lagers in den arabischen Staaten befassen sollen.

Mit der Niederlage der arabischen Armeen gegen Israel im Sommer 1967 wurde der Boden vorbereitet für den Durchbruch des schon seit 1965 bestehenden palästinensischen Widerstandes zu einer von den Massen getragenen Bewegung. Entstehung und vor allem Festigung dieser gegen den zionistischen Staat Israel gerichteten Bewegung ist als Hauptfaktor für die sich seitdem vollziehende Entwicklung im Nahostraum anzusehen.

Deren politische Dynamik wird heute in erster Linie durch die Aktivität des palästinensischen Widerstandes bestimmt: eine Aktivität, die sich durch die besonderen Bedingungen, unter denen das palästinensische Volk seinen Kampf führt, entweder vertrieben oder unter fremder Besatzung lebend - notgedrungen auf Teile der arabischen Welt ausgedehnt hat. Diese Tatsache stellt den palästinensischen Kampf unmittelbar vor eine doppelte Aufgabe: Auf der einen Seite den Kampf gegen den zionistischen Staat zu führen, auf der anderen sich innerhalb der an Israel grenzenden arabischen Staaten strategische Positionen zu schaffen, die diesen Kampf überhaupt erst einmal möglich machen. B ist die Schaffung dieser strategischen Positionen, die dem palästinensischen Kampf eine über die Grenzen Palästinas hinausgehende Bedeutung geben, und die die Möglichkeit einer sozialen Umwälzung weiter Teile des arabischen Nahostraums auf die Tagesordnung gestellt haben. Seit Beendigung des 6-Tage-Krieges von 1967 sind es vor allem zwei arabische Länder, die unter dem Druck der palästinensischen Revolution vor einer unmittelbaren sozialen Umwälzung stehen: Jordanien und der Libanon.“

Im „Statut“ der „Rotzmed“ wird erklärt: „Sie wird durch Arbeit in den medizinischen Institutionen, besonders in Krankenhäusern, die Untersuchungsarbeit DER marxistisch-leninistischen Organisation unterstützen, deren Linie sich im proletarischen Kampf als schöpferische Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die Bedingungen des westdeutschen Imperialismus erweist.“ Die Statutengebung ist nicht ohne die Auseinandersetzung mit der ML Medizin-Fakultät und Rotzfraktion zu verstehen (weitere Arbeit an den Hochschulen, der Mediziner usw.). Der Kristallisationspunkt ist jedoch die verschiedenartige Auffassung in der Organisationsfrage (bolschewistische oder spontaneistische Linie). Im Laufe dieser Auseinandersetzung kommt es zu einer Abspaltung auf Linie der PL/PI, die sich Kollektiv sozialistischer Mediziner (KOSOMED) nennt.

In der „Stellungnahme der KOSOMED“ wird die „Präambel des Programms der Rotzmed“ kritisiert. Sie ein „Musterbeispiel einer falschen Selbstkritik“. Sie ermögliche es, „sich durch Unterschlagung der gemachten Fehler eine Entstehungslegende zuzulegen“. Dazu wird auf den „Medizinerstreik“ aus dem November 1969 verwiesen, in der es keine Fraktion leisten konnte, „die politischen Hintergründe der Misere der medizinischen Ausbildung konkret zu benennen“. Offenbar habe sich der Streit zwischen einer „bolschewistischen AO-Linie und einer menschewistisch-ökonomistisch-spontaneistische PEI-Linie“ weiter zugespitzt, die sich nun „zugunsten der AO-Linie“ entwickelt habe.

Die „KOSOMED“ kritisiert weiter die „falsche Konzeption der Rotzmed“ im Verhältnis „von Kaderorganisation und Massenorganisation“ und erklärt, dass die AO versuche ihre „Konzepte … in fast allen Roten Zellen durchzusetzen“, was darauf hinauslaufe, den „Führungsanspruch innerhalb der Rotzmed“ durchzusetzen.

Zur Entführung des deutschen Botschafters Ehrenfried von Holleben (12. Juni 1970) in Rio de Janeiro von der Guerilla „Vanguarda Popular Revolucionaria“ (VPR) unter der Führung von Carlos Lamarca wird ein Artikel des „Komitees zur Unterstützung der brasilianischen Revolution“ veröffentlicht. Von Holleben wurde später gegen die „Freilassung von 41 inhaftierten Oppositionellen“ freigelassen.

Reklame wird in der Ausgabe gemacht für:
- Buchhandlung Karin Röhrbein (West-Berlin)
- „Al-Djabha - Die Front“ des „Sozialistischen Palästina Komitees Heidelberg“ und des „Sozialistischen Palästina Komitee Westberlin“.

Im „Kollektiven Kreuzberger Buchladen“ ist u. a. erhältlich:
- Mao-Werke
- Revolutionäre Kunst am Beispiel der modernen Peking-Oper.
Q: Rote Presse-Korrespondenz Nr.69, West-Berlin, 19.6.1970.

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