Rote Presse-Korrespondenz, 4. Jg., Nr. 157, 3.3.1972

03.03.1972:
Die Nr. 157 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Brandt-Reise in den Iran - Eine noble Friedenstat!
- Das Kommunique von Shanghai - Dokument der revolutionären Taktik der VR China
- Gemeinsame Erklärung der EL-Tajmoi EL-Thorie EL-Iraki FI AL - Manita (TTIA) und der Liga gegen den Imperialismus
- Zur Frage der Aktionseinheit mit den verschiedenen politischen Organisationen im Kampf gegen die BVG-Fahrpreiserhöhungen in Westberlin.

Im Artikel „Zur Frage der Aktionseinheit mit den verschiedenen politischen Organisationen im Kampf gegen die BVG-Fahrpreiserhöhungen in Westberlin“ wird eingangs ausgeführt: „In Westberlin hat die KPD nach wochenlanger Vorbereitung der unmittelbaren Aktivitäten gegen die Fahrpreiserhöhungen bei der BVG zu einer Kampfdemonstration aufgerufen, an der sich etwa 3000 Genossen und Kollegen beteiligten. Mit dieser Demonstration sollten die nächsten Schritte der Mobilisierung eingeleitet werden. Im Verlauf der Demonstration zeigte sich, dass sich viele Kollegen mit dem Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen solidarisch erklärten und bereit waren, sich an den Kampfaktionen der von der KPD gegründeten Kampfkomitees zu beteiligen. Während der Demonstration wurden zahlreiche Plaketten und Agitationsbroschüren verkauft, viele Kollegen und Passanten trugen sich in die Unterschriftenlisten gegen die Fahrpreiserhöhungen ein.

Der Weg der Demonstration durch eines der Westberliner Arbeiterviertel zeigte, dass gerade unter den proletarischen Massen die Empörung über die staatlich organisierte Preistreiberei des Westberliner SPD-Senats besonders groß ist. Viele Kollegen steckten sich die Kampfplaketten an und reihten sich in den Zug ein. Durch den hohen organisatorischen Einfluss, den die Kampfkomitees gewonnen haben, und die organisierte Beteiligung der Schüler und Studenten am Abwehrkampf der Arbeiterklasse in Schüler- und Studentenaktivs zeichnete sich die Demonstration durch eine große Einheitlichkeit aus.

Diese Einheitlichkeit konnte nur erreicht werden im konsequenten Kampf zweier Linien im Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen. Dass auch in dieser Phase des Kampfes zwei Demonstrationen stattfanden, brachte - wie im letzten Jahr am 1. Mai - mit aller Klarheit zum Ausdruck, wo im ideologischen Kampf gegen Opportunismus und Revisionismus die Wasserscheide liegt: Der zweiten Demonstration, die von den Jusos und den Gefolgsleuten der Gewerkschaftsspitze angeführt wurde, schlossen sich alle politischen Organisationen Westberlins außer den verschiedenen KPD/MLs (‚Roter Morgen‘ und ‚Neue Einheit‘ traten nirgends in Erscheinung) ohne jegliche gemeinsame Plattform über die durchzuführenden Kampfschritte und die Ziele im Kampf gegen die Fahrpreiserhöhung an(SEW, Spartacus (Trotzkisten), GIM, spontaneistische Gruppen, MLHs, ADSen, Falken, Naturfreunde und Pfadfinder).

Als ein Erfolg des ideologischen Kampfes der KPD hier in Westberlin ist zu betrachten, dass keine der politischen Organisationen versucht, sich an die Nachfolger einer Rote-Punkt- Politik anzuhängen, deren jämmerliche Ansätze unter der Anleitung des ‚Extra-Dienstes‘ mit der Parole: ‚Wir warnen den Senat‘ - ‚100 000 Rote Punkte können sofort gedruckt werden‘ wie vom Tisch gefegt sind. Für oder gegen Nulltarif, diese Frage mussten alle Organisationen beantworten. Kampf gegen die Staatsillusionen oder Umverteilungspolitik! Das waren die ideologischen Fragen, die auf dem Tisch lagen.

Auf einer Großveranstaltung der KPD am Abend vor der Demonstration legte eine Genossin der KPD noch einmal in einer kämpferischen Rede, die wir nachstehend abdrucken, dar, unter welchen Prinzipien die KPD im Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen die Aktionseinheit mit anderen sich marxistisch-leninistisch nennenden Organisationen anstrebte. Wie in der Rede ausgeführt, verfolgt die KPD die Linie, sich ganz entschieden gegen das Einheitsgeschrei der Opportunisten aller Schattierungen zu stellen. Die Antwort auf die Frage, wie die Einheit zu erkämpfen ist, muss darauf eingehen, welche Anstrengungen nach dem Prinzip der Einheit von Untersuchen und Organisieren zur Massenmobilisierung angewandt wurden.

Mit der Gründung von fünf Kampfkomitees, die sich zusammengeschlossen haben auf der Grundlage einer politischen Plattform gegen die Fahrpreiserhöhungen, und mit der Aufnahme einer konsequenten gewerkschaftlichen Fraktionsarbeit im Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen sind die wesentlichen organisatorischen Hebel geschaffen. Die Arbeit unter den Schülern und Studenten durch den KSV wurde in der letzten Nummer der RPK beschrieben.

Die Grundlinie für die politische Anleitung der Kampfkomitees war für die KPD von Anfang an, alle zum Kampf entschlossenen Kollegen zusammenzuschließen, damit sie durch ihre praktische Arbeit und ihren Einsatz tatsächlich immer mehr neue Kollegen für diesen Kampf gewinnen. Gerade die konsequente Ausrichtung auf die praktische Arbeit und auf die Vorbereitung des Kampfes war in den Kampfkomitees in den Arbeitervierteln Westberlins der entscheidende Hebel für die Vereinheitlichung und für den festen Zusammenschluss der Mitglieder der Komitees.

Nicht Hinterherhinken hinter den Kollegen, denen es zu mühevoll war, fast jeden Tag U-Bahn-Agitation und Flugblattverteilen mitzumachen. Nicht Hinterhertraben hinter solchen Kollegen, die noch meinten: Hauptsache, man ist gegen die Fahrpreiserhöhungen. Nein! Immer wieder: Wer ist der Gegner in diesem Kampf! Wie müssen wir die Massen mobilisieren? Unter welchen Losungen und mit welchen Forderungen? Das war der Weg zur Einheit, das war der Weg zur Geschlossenheit. Dieses Ergebnis der Arbeit der KPD in den Kampfkomitees wird nur verständlich, wenn man gleichzeitig die richtige Anleitung der Genossen der KPD bei ihrer Arbeit in diesen Komitees betrachtet. Gerade die Anwendung des demokratischen Zentralismus und die konkreten Untersuchungen über die Meinungen der Massen, die Zusammenfassung der richtigen Meinungen und die Korrektur der falschen Auffassungen waren wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Genossen der Partei in den Komitees. Nur so ist es gelungen, die Linie der KPD auf die konkreten Bedingungen anzuwenden und die auftretenden Widersprüche zu überwinden.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 157, West-Berlin, 3.3.1972.

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