Universität Heidelberg - Materialien und Hinweise April bis Juni 1970

April 1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt vermutlich im Frühjahr ihre 'Arbeitsblätter' Nr. 3 (vgl. Juni 1969, 1.6.1970) heraus mit einer "Diskussionsgrundlage zum Wissenschaftsbegriff" mit den Abschnitten:
- "1. Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik als Schlüsselproblem";
- "2. Positivismus";
- "3. Wissenschaftsverständnis der Neuen Linken";
- "4. Kritik des positivistischen Wissenschaftsverständnisses";
- "5. Kritik des Wissenschaftsverständnisses der Neuen Linken";
- "6. Für ein neues Wissenschaftsverständnis".
Q: HDSU Arbeitsblätter Nr. 3, Heidelberg o. J. (1970)

10.04.1970:
Der örtliche Ausschuß Heidelberg der KfDA gibt ein Flugblatt heraus, das zur Vietnam-Veranstaltung am 15.4.1970 mit dem Film "Piloten im Pyjama" im großen Saal der Stadtbücherei einlädt.
Q: KfdA: Der 15. April 1970…, Heidelberg 10.4.1970

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15.04.1970:
'Rotes Forum' - Organ des SDS-Heidelberg Nr. 2 (vgl. 2.2.1970, 3.6.1970) erscheint mit einem Titelbild zum 100. Geburtstag von Lenin.

Enthalten sind die Artikel:
- "Wider das Gründungsfieber" zur Gründung der KPD/AO in Berlin. Dieser wirft die Redaktion "Stabilisierung des Zirkelwesens" vor und erklärt, daß "das Zirkelwesen nicht durch Namensänderung überwunden" werden kann. Davon berichtet auch C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972);
- "Die Aufgaben der revolutionären Jugend. Erster Brief" von Lenin;
- "Revolutionäre Intelligenz und Arbeiterbewegung in der Frühphase der Parteibildung. Ein Grundproblem des Marxismus-Leninismus" von Joscha Schmierer;
- "Die Einschätzung der Mitbestimmung in 'Imperialismus heute' und 'Kritik der Mitbestimmung'" von Völker Müller;
- "Hochschule und Kapital", auf der Grundlage eines Referats auf der SDS-Mitgliederversammlung vom 16.2.1970, von Herbert Breger;
- "Beitrag auf dem teach-in zur Entlassung Kommers" zu dessen Berufsverbot in Wertheim, wozu dokumentiert wird der "Entlassungsbescheid des Studienreferendars Kommer"; sowie
- "Zur Politik Israels in den besetzten arabischen Gebieten" von Wolf Schluchter.
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S.49; Rotes Forum Nr. 2, Heidelberg 15.4.1970

17.04.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt ihre 'Pro-Contra' Nr. 2 (vgl. 12.2.1970, 8.5.1970) heraus zum Thema "Zur sozialen Lage der Studenten" mit dem Inhalt:
- "Dokumentation zur Frage der Abschaffung der Studiengebühren" zu der AStA die Argumente aus der Pro-Contra' Nr. 1 übernommen habe, u.a. mit dem Brief des AStA vom 1.4.1970;
- "Warum wollen Sie eigentlich die Studiengebühren bezahlen ?????";
- "Reformbedürftigkeit der studentischen Krankenversicherung" zur DSKV;
- - "Privilegierung als Bumerang";
- - "SKV - Relikt ständischer Privilegierung";
- - "Sozialversicherung als Reformvorschlag";
- - "Gretchenfrage Finanzierung";
- - "Kurzfristige Perspektiven";
- "Modellvorschlag zur Ausbildungsförderung" zu Honnef bzw. später BAFöG;
- - "I Grundzüge";
- - "II Finanzierung";
- - "Begründung".
Q: Pro-Contra Nr. 2, Heidelberg 17.4.1970

20.04.1970:
An der Uni Heidelberg gibt die Basisgruppe Philosophie vermutlich Anfang dieser Woche das Flugblatt "Heimliche Kumpanei der internationalen Reaktion" zu Griechenland heraus. Aufgerufen wird zur antiimperialistischen Demonstration am 22.4.1970.
Q: BG Philosophie: Heimliche Kumpanei der internationalen Reaktion, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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22.04.1970:
In Heidelberg findet eine Vietnam-Demonstration des SDS statt. Als diese am Amerikahaus vorbeikommt, entzündet sich dort, nach einem Bericht des Innenministeriums Baden-Württemberg, in einem Bücherregal eine Nebelkerze mit Zeitzünder und verursacht einen Schaden von 300 bis 400 DM.
Aufgerufen wurde auch durch Basisgruppe Philosophie (vgl. 20.4.1970) und die Jusos Heidelberg.
Q: Innenministerium Baden-Württemberg: Verfügung: Verbot und Auflösung der Hochschulgruppe Heidelberg des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, Stuttgart 24.6.1970, zitiert nach: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 10, Bochum 29.6.1970; BG Philosophie: Heimliche Kumpanei der internationalen Reaktion, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970), S. 2;Münchner Studentenzeitung Nr. 6, München 27.5.1970, S. 5

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23.04.1970:
An der Universität Heidelberg geben die studentischen Vertreter in der Fakultätskonferenz Chemie das Flugblatt "Es lebe Frau Professor Beeke - dreimal hoch !!!" heraus zur Kriegsforschung für die US-Airforce, die durch die Basisgruppe Nat.-Math. aufgedeckt wurde, die als keine Reaktion erfolgte, am 5.2.1970, "als ein großer Teil, darunter Hopoko-Höpfner nicht anwesend war", der Fachschaft eine Resolution unterjubelte, die von den Zeitungen aufgegriffen wurde, so dass der Dekan im Großen Senat (GS) am 12.2.1970 eine Ehrenerklärung für Frau Beeke erfolglos eine Ehrenerklärung verabschieden lassen wollte. Darauf erfolgte wieder nichts, außer durch die HoPoKo-Vertreter im GS.
Q: Universität Heidelberg - Fakultätskonferenz Chemie - stud. Vertreter: Fakultätskonferenz Chemie, O. O. (Heidelberg) 23.4.1970

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26.04.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) ein Flugblatt heraus mit seinem Antrag zur morgigen Sitzung des großen Senats (GS) zu den Studienplänen.
Q: HoPoKo: Das Hopoko hat für die…, O. O. (Heidelberg) 26.4.1970

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27.04.1970:
An der Universität Heidelberg tagt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) mit 22 Mitgliedern, 8 Gästen und der Tagesordnung:
- "1. Politische Debatte über Grundsatzfragen";
- "2. Pläne für die Semesterarbeit";
- "3. Wahl eines Exekutivausschusses (EA)";
- "4. Flugblatt mit Selbstvorstellung des Hopoko";
- "5. Organisationsdebatte".
Q: HoPoKo: Protokoll vom 27.4.1970, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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29.04.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) und deren Vertreter in der juristischen Fachschaft geben vermutlich Mitte dieser Woche das Flugblatt "Halbwahrheiten sind auch Lügen - Erwiderung zum Flugblatt der BG Jura vom 27. April 1970" heraus zur Teilnahme am Hearing des Kultusministeriums.
Q: HDSU: Halbwahrheiten sind auch Lügen - Erwiderung zum Flugblatt der BG Jura vom 27. April 1970, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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Mai 1970:
Die Fachschaft des Dolmetscherinstituts (DI) der Universität Heidelberg gibt die Nr. 8 von 'Babylon' - Zeitung für Übersetzer und Dolmetscher (vgl. Nov. 1969, Juni 1970) mit einer am DI, aber auch am Auslands- und Dolmetscherinstitut (ADI) Germersheim und dem Institut für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD) der Universität Saarbrücken verteilten Auflage von 2 000 Stück und dem Leitartikel "8 Semester für die 'Elite'. 6 Semester für das 'Fussvolk'. Nein!" heraus.

Weitere Artikel sind:
- "Propädeutikumskampagne" von der Institutsgruppe Heidelberg;
- "Neue Personalpolitik" am DI Heidelberg, wozu auch eine "Letzte Meldung" über eine heimliche Einstellung erscheint;
- "Boykottiert das Amerikahaus, den kulturimperialistischen Ableger des verbrecherischen US-Kapitals!" von der Institutsgruppe Heidelberg;
- "Landeskunde. Tupamaros - Neue Strategie. Die Situation in Uruguay" von Manfred Trzenschiok; sowie
- "Fachgruppenklüngel" von der Institutsgruppe Heidelberg.

Bekanntgegeben werden die Ergebnisse der Studentenparlamentswahlen, bei denen in die DI-Fachschaft Birgitta Meier von der Institutsgruppe mit 230 Stimmen, Wolfgang v. Wechseler von der HDSU mit 204 und Manfred Trzenschiok von der Institutsgruppe mit 198 Stimmen gewählt wurden.

Aufgerufen wird zur Vollversammlung des DI am 26.5.1970 um 19 Uhr, eingeladen zu den Sitzungen der Institutsgruppe und zum Arbeitskreis der Institutsgruppe zu Grundlagen der marxistischen Theorie.
Q: Babylon Nr. 8, Heidelberg Mai 1970

Mai 1970:
Im SDS Heidelberg wird vermutlich im Mai ein "Diskussionsbeitrag zur Hochschulpolitik" verfasst, der sich gliedert in die Abschnitte:
- "Die Entwicklung in Heidelberg";
- "Die Hamburger Linie" zu 'ZAS' Nr. 11 und 14;
- "Die Tübinger 'Linie'" zum 'Roten Pfeil' Nr. 6 vom April 1970;
- "Die Linie der KPD/AO (nach: RPK Nr. 63, 1.5.70)"; sowie
- "Der berufsspezifische Ansatz", wobei auch auf die Verwertungskampagne der Mat-Nat-BG eingegangen wird.
Q: N. N.: Diskussionsbeitrag zur Hochschulpolitik, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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06.05.1970:
In Heidelberg führt der SDS Heidelberg eine Demonstration durch, die von Joscha Schmierer angemeldet wurde, und, nach einem Bericht des Innenministeriums Baden-Württemberg, u.a. darin bestand Steine und Metallstücke gegen das Amerikahaus und das Kaufhaus Horten zu schleudern, was einen Schaden von ca. 3 000 DM verursacht haben soll. Laut DKP geht es um Kambodscha.
Q: Unsere Zeit Nr. 21, Düsseldorf 23.5.1970,; Innenministerium Baden-Württemberg: Verfügung: Verbot und Auflösung der Hochschulgruppe Heidelberg des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, Stuttgart 24.6.1970, zitiert nach: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 10, Bochum 29.6.1970

06.05.1970:
In Heidelberg geben SDS, AUSS, AStA und SAALA das Flugblatt "US-Imperialismus - Weltfeind Nummer eins!" zu Indochina heraus, wobei außer auf Vietnam, Laos und Kambodscha auch auf das US-Hauptquartier in Heidelberg eingegangen wird. Berichtet wird: "In Heidelberg sind derzeit Offiziere stationiert, die für die Morde in My Lay (Song My) verantwortlich sind!".
Q: SDS, AUSS, AStA, SAALA: US-Imperialismus - Weltfeind Nummer eins!, O. O. (Heidelberg) 6.5.1970

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08.05.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt ihre 'Pro-Contra' Nr. 3 (vgl. 17.4.1970, 22.6.1970) heraus mit dem Inhalt:
- "Studiengebühren abgeschafft - rückwirkend für das SS 70! Prüfungsgebühren abgeschafft - ab 1. Jan. 1971 !!";
- "Bericht über den 'Ausschuß zur Reform des juristischen Studiums' und Dokumentation" von der Fachschaft Jura und studentischen Gremienmitgliedern;
- - "Beschlüsse des Ausschusses der Justizministerkonferenz zur Reform der Juristenausbildung";
- - - "A. Prüfungsgrundsätze";
- - - "B. Zulassungsvoraussetzungen";
- - - "C. Prüfungsfächer";
- - - "D. Prüfungsleistungen";
- - ein Artikel aus der 'FR' über die Uni Gießen;
- - "Kurzprotokoll über die Sitzung des Studienreformausschusses am 19. März 1970 von 15 bis 19 Uhr";
- - ein Brief von Professor Laufs an die Mitglieder des Studienreformausschusses vom 7.4.1970;
- "Der Formallegalismus der Grundordnung oder Ist der Antrag Steinhausen ein Stück Selbstverständnis des Großen Senats?";
- - "1) Der verschlungene Weg des Antrags Steinhausen";
- - "2) Interpretation des Antrags Steinhausen";
- - "3) Die Interpretation des studentischen Gegenantrags";
- - Anträge von Steinhausen u. a. im Großen Senat am 27.4.1970 und 11.5.1970;
- - "Was ist Gewalt? Zum Karlsruher Urteil gegen Demonstranten" von Richard Schmidt, aus 'Die Zeit' vom 15.8.1969;
- "GO-Splitter aufgelesen von unserem Fachgruppenmitglied Gerhard Wittemann (FG Anatomie)";
- "Zum Konflikt um das Vermögen der juristischen Fakultät - Bericht aus der Fakultätskonferenz vom 27.5.70";
- "Aktive Öffentlichkeit jetzt auch in der jur. Fak. Konferenz !!";
- "Hochschulgesetz von Baden-Württemberg verfassungswidrig?".
Q: Pro-Contra Nr. 3, Heidelberg 8.5.1970

25.05.1970:
In Heidelberg findet eine Veranstaltung mit dem Journalisten Thilo Koch statt, zu deren Durchführung die Polizei Hiebwaffen und Wasserwerfer einsetzt, da die Gegendemonstranten, unter denen sich auch Mitglieder des SDS Heidelberg befunden haben sollen, Steine auf das Amerikahaus und die Polizei werfen und sich zum Teil mit Holzknüppeln ausgerüstet hatten.
Q: Innenministerium Baden-Württemberg: Verfügung: Verbot und Auflösung der Hochschulgruppe Heidelberg des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, Stuttgart 24.6.1970, zitiert nach: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 10, Bochum 29.6.1970; Rote Kommentare Die betriebsnahe Tarifpolitik der I. G. Chemie ist vorläufig am Ende - die Chemie-Arbeiter sind's nicht, Heidelberg 10.6.1970, S. 8

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25.05.1970:
An der Universität Heidelberg gibt die Institutsgruppe Anglistik das 'Anglisten-Info' heraus mit dem Leitartikel "Zur Schliessung des Amerikahauses", was am 6.5.1970 von 2 000 Demonstranten gefordert worden sei. Im Amerikahaus sei keine Literatur der BPP vorhanden.

Weitere Artikel sind:
- "Zum PS 'Soul on Ice'" zu dem Buch von Eldridge Cleaver von der Black Panther Party (BPP);
- "Die Anarchie des Herrn Nixon" zu den erschossenen Schwarzen in Augusta, Georgia und an der Universität von Mississippi, wobei auch auf die Strategie der BPP eingegangen wird; sowie
- "Statistiken zur sozialen Lage in den USA".

Eingeladen wird zum Marx-Arbeitskreis für Anglisten und Naturwissenschaftler und zu den Sitzungen der Institutsgruppe.
Q: Anglisten-Info, O. O. (Heidelberg) 25.5.1970

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Juni 1970:
Vermutlich im Juni wird, laut AStA Uni Frankfurt (vgl. 14.6.1971), eine Antwort der Uni-Spitze Heidelberg auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den dortigen Rektor verfaßt, "die eingeleitet wurde, weil dieser eine Teilnahme an einer Cocktailparty der US-Armee - mit dem Hinweis auf die Ausweitung des Vietnamkrieges und die grundlose Erschießung von Demonstranten gegen diesen Krieg (in den USA - vgl. 4.5.1970, d.Vf.) - abgelehnt hat."

In den in Hessen veröffentlichten Auszügen heißt es:"
THEORIE DER UNPOLITISCHEN UNIVERSITÄT

Die herrschende Meinung steht auf dem Standpunkt, daß Wissenschaft und Gesellschaft und damit Politik von einander zu trennen sind, daß Wissenschaft unpolitisch, weil zweck- und wertfrei sei, die Universität daher, auch ihrer ganzen traditionellen Konzeption nach, unpolitisch sei. Die Universität habe keine politische Aufgabe und dürfe auch keine haben. Diese These wird historisch u.a. mit den Erfahrungen des Dritten Reichs belegt, die die Schädlichkeit der Politisierung der Universitäten deutlich gezeigt hätten. Die herrschende These geht davon aus, daß die deutsche Universität vor und nach dem Dritten Reich unpolitisch gewesen sei. Sie ist falsch und ihre Übernahme hat eine bestimmte, genau anzugebende Funktion: sie ist eine Ideologie, die die geschichtliche Wirklichkeit der deutschen Universität verdeckt.

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER UNPOLITISCHEN UNIVERSITÄT

Die unpolitische Konzeption der deutschen Universität hat ihre Wurzeln in der Zeit der Gründung der neuen deutschen Universität zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Das humanistische Bildungsideal dieser Zeit 'Bildung durch Wissenschaft' implizierte zwar grundsätzlich die vernünftige Anleitung von Praxis durch Wissenschaft und damit auch den gesellschaftlichen und politischen Charakter von Wissenschaft. Zwei Umstände sorgten jedoch dafür, daß dieser Gedanke nicht praktisch werden konnte. Die Produktionsweisen jener Zeit waren vorindustriell und erschienen ebenso wie die auf ihnen beruhenden gesellschaftlichen Verhältnisse wissenschaftlicher Durchdringung und Anleitung unzugänglich. Somit reduzierte sich das Theorie-Praxis-Verständnis jener Zeit darauf, daß die Theorie die Lebenshaltung der mit Theorie befaßten Menschen selbst prägt, ihnen aus dem Verständnis des Kosmos im ganzen auch Normen für das eigene Verhalten erschließt und so durch die Handlungen der Gebildeten hindurch positive Gestalt annimmt.

Zum zweiten kam nach der Restauration des Feudalstaates und der vorläufigen Niederlage des Bürgertums trotz der festzustellenden Diskrepanz zwischen der theoretisch vorstellbaren vernünftigen gesellschaftlichen Praxis und dem historisch vorfindbaren feudalen und zu jener Zeit rückständigen preußischen Staat zwischen Staat und Wissenschaft ein Kompromiß zustande, bei dem die Universität das Zugeständnis einer partiellen Autonomie mit einer Abstinenz in politischen Angelegenheiten erkaufte. Die Distanz zum preußischen Staat wurde zur Distanz gegenüber der konkreten Geschichte und zur Bedingung von Wissenschaft überhaupt erhoben und die Konkretion als prinzipiell irrational deklariert.

Aus dieser folgenschweren Selbstbeschränkung der Wissenschaft aufgrund der historischen Gegebenheiten ist die Rolle der Universität in der zweiten Jahrhunderthälfte zu erklären. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der vollen Entfaltung der Produktivkräfte im Kapitalismus die materiellen Bedingungen für eine von Menschen vernünftig gestaltete Wirklichkeit bestanden, auf die gerade die durch die Universität vermittelte wissenschaftliche Bildung hätte zielen müssen, stand eine der aufklärerischen Tendenzen längst verlustig gegangene Wissenschaft der konkreten Geschichte ratlos gegenüber. Durch eine falsch verstandene, nämlich unkritische Autonomie und Distanz gegenüber Politik und Gesellschaft gerieten Wissenschaft und die Wissenschaft Treibenden de facto in völlige Abhängigkeit von den beherrschenden Gruppen in der Gesellschaft. So wundert es nicht, daß die Universität speziell die Disziplin der Rechtsphilosophie, der Gesellschaft ihre Ideologien lieferte, deren eine etwa Kaufmanns These vom siegreichen Krieg als dem über die Richtigkeit von Recht entscheidenden sozialen Ideal ist.

UNPOLITISCHE UNIVERSITÄT UND DRITTES REICH

Wenn Karl Jaspers sagt, die deutsche Universität habe 1933 ihre Würde verloren, dann kann das leicht im Sinne derer mißverstanden werden, die meinen, die Politik sei 1933 von außen her in die Universität eingebrochen, und damit die Notwendigkeit der Fernhaltung der Politik von der Universität begründen wollen, oder derer, die meinen, daß das Versagen der Universität gegenüber dem Nazi-Regime auf die moralische Schwäche einzelner zurückzuführen sei. Die Betrachtung der Geschichte der Universität seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führt zur Widerlegung beider Theorien. Der kollektive Verlust der Würde im Dritten Reich war wohlvorbereitet.

DIE POLITISCHE UNIVERSITÄT BIS 1933

Es gibt eine lange Tradition deutscher Universitäten und Professoren, die unter der herrschenden Strömung entsprechend reaktionäre Positionen einnahmen. Aus der erdrückenden Fülle der Beispiele sollen einige zitiert werden. So erklärte 1895 Prof. Dippe:
'Die Wissenschaft der Sozialdemokratie ist eine Afterwissenschaft, weil sie der logisch scharfen Kritik nirgends standhalten kann. Die sozialistischen Bestrebungen eines Teils der Studentenschaft bedeuten der deutschen Studentenschaft gegenüber geradezu einen Schlag ins Gesicht.'

Sozialdemokratische Gesinnung wurde für mit der Stellung des akademischen Lehrers unvereinbar erklärt. Die Professorenschaft war in ihrer Überzahl patriotisch, nationalistisch, imperialistisch.

Dies fand 1914 seinen kollektiven Ausdruck. Der PROREKTOR Eberhard Gotthein zürnte in Heidelberg über die unglaubliche Frivolität, mit der Deutschland der Krieg aufgezwungen worden sei.

Der Berliner REKTOR Max Planck erklärte in der Berliner Aula: 'Nach Erschöpfung beispielloser Langmut hat Deutschland das Schwert gezogen gegen die Brutstätten schleichender Hinterhältigkeit.'

Der AKADEMISCHE SENAT der Universität Freiburg stellte fest: 'Die Feinde ringsum gieren nicht bloß danach, unser staatliches und wirtschaftliches Sein zu vernichten, es ist auch auf die Eigenart unserer Kultur, auf unseren Anteil am Geistesleben der Menschheit abgesehen; ja, unsere sittliche Führung soll vor aller Welt verlästert, unsere Ehre in den Staub gezogen werden.'

Im Oktober 1914 unterzeichneten 3 016 Wissenschaftler die 'Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reichs', die u.a. folgende Stelle enthält: 'Unser Glaube ist, daß für die ganze Kultur Europas das Heil an dem Siege hängt, den der deutsche Militarismus erkämpfen wird, die Manneszucht, die Treue, der Opfermut des einträchtigen deutschen Volkes.'

352 Hochschullehrer forderten 1915 in der sog. 'Seeberg-Adresse' an den Reichskanzler eine Erweiterung des Deutschen Reiches bis Boulogne und Belfort, bis zum Peipus-See und der Dnjepr-Mündung sowie den unbeschränkten U-Boot-Krieg. Berliner Professoren erklärten 1919 unter Führung ihres REKTORS Wilamowitz-Moellendorf: 'Wir haben das Schwert nicht in die Hand genommen, um zu erobern; nun wir haben es ziehen müssen, wollen, können und dürfen wir es nicht in die Scheide stecken, ohne einen Frieden gesichert zu haben, den auch die Feinde zu halten gezwungen sind. Der ist aber nicht zu erlangen ohne Mehrung unsere Macht, Ausdehnung des Bereichs, in dem unser Wille über Krieg und Frieden entscheidet. Dazu bedarf es sicherer Bürgschaften, realer Garantien.'

Nach Kriegsende formierte sich der universitäre Widerstand gegen die neue demokratische Ordnung. Der Berliner REKTOR Seeberg erklärte: 'Wirksame Kraft hat das Neue bisher wesentlich nur in der Form der Negation gezeigt. Der negativen Macht steht eine ungeheure positive Ohnmacht zur Seite. Es ist Auflösung, aber keine Integration.'

Prof. Roethe bezeichnete 1918 in einer Vorlesung den Frieden als eine Katastrophe, die nur einem von Juden und Sozialdemokraten verletzten Volke zustoßen könne. Der Erlanger REKTOR Preuß erklärte 1923 in seinem Rektoratsbericht: 'Ja, wir wollen zurück - zurück vor dem letzten Schritt zu Abgrund und Chaos, rückwärts zur alten Höhe, rückwärts zu ewigen Anfängen, rückwärts zu Gott dem Herrn, der Eisen wachsen ließ und auf den Sternen waltend sitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit.'

Prof. Wundt forderte den ständischen Führerstaat. Bei seiner Inauguration als Berliner REKTOR erklärte Prof. Eduard Meyer im November 1919, daß Herrschaft der Majorität Zerreißung des Volkes in Parteien bedeutete, die nur Sonderziele verfolgten; wahrhaft unabhängig sei nur eine Regierung mit monarchischer Spitze.

Der Kölner Historiker Prof. Spahn erklärte 1921 in seiner REKTORATSREDE: 'Auch eine Niederlage vermag nichts daran zu ändern, daß diese Ströme heiligen, unversehrten und unverbrauchten jugendlichen Blutes die deutsche Erde mit frischen Kräften erfüllen, durch die sie unsere Anstrengung wird tragen und aufs höchste steigern können, wenn uns die Stunde der neuen Erhebung und dann des Greifens unmittelbar ans Ziel schlägt.'

Der Berliner SENAT erteilte 1920 Prof. Nicolai, der der USPD nahestand und als Pazifist gegen den sog. vaterländischen Kampf Stellung bezogen hatte, wegen seiner politischen Überzeugungen eine Rüge und weigerte sich, ihn gegen die Attacken deutschnationaler Studenten, die seine Antrittsvorlesung verhindern wollten, zu schützen.

1925 beschloß der Deutsche AKADEMIKERTAG einstimmig: 'Der Überfremdung der deutschen Hochschulen durch jüdische Lehrkräfte und Studierende ist ein Riegel vorzuschieben.'

Prof. Gehlen führte aus: 'Volkstum und Rasse sind die vorgegebenen Konstanten zu einem erstaunlich weiten Bereich der Daseinsbezüge und Entschlußmöglichkeiten des einzelnen.'

Martin Heidegger legte am 27.5.1933 in seiner Freiburger REKTORATSANTRITTSREDE ein Treuebekenntnis zum Nationalsozialismus ab. Die Nobelpreisträger Lenard und Stark verkündeten eine 'deutsche Physik'. Im Oktober 1933 gaben 1 000 Hochschullehrer, darunter die Berliner, Göttinger und Freiburger REKTOREN, ein 'Bekenntnis der Professoren zu Adolf Hitler und dem Nationalsozialistischen Staat' ab.

Die These, daß die beschämende Rolle von Wissenschaft und Universität im Dritten Reich gerade die Gefahren einer politisierten Universität erwiesen habe, basiert auf einer Fehldarstellung und -interpretation der Geschichte, die notwendig zu falschen Folgerungen führen müssen. Diese These geht davon aus, daß 1933 die Politik von außen in die Universität eingebrochen sei. Richtig ist vielmehr, daß die politische Haltung, die zahlreiche ihrer Organe und Mitglieder vorher eingenommen hatten, es leicht erklärlich macht, daß auch die Universität für die Zwecke der Barbarei mißbraucht werden konnte. Die lange Geschichte politischer Erklärungen von Professoren, Rektoren und Universitätsgremien seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis hin zum Nationalsozialismus, die jeweils durchaus repräsentativ für die Universität im ganzen waren, belegt dies eindrücklich. In der Universität selbst waren Rassismus, Antiparlamentarismus und Reaktion zu Hause und fanden auch nach außen ständig Ausdruck.

DIE POLITISCHE NACHKRIEGSUNIVERSITÄT IN DER BRD

Insofern zog die deutsche Nachkriegsuniversität mit ihrer Forderung, die Universität aus der Politik herauszuhalten, wiederum die falsche Konsequenz. Denn auch jetzt wurde die Theorie der unpolitischen deutschen Universität ebenso wie im 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer Ideologie, die die eindeutig politische Wirklichkeit der Universität zu verdecken suchte.

Auch die Universitätsgeschichte der fünfziger und sechziger Jahre ist alles andere als unpolitisch. Aber sie war eben wieder einmal in einer ganz bestimmten Weise politisch, weshalb niemand an den Manifestationen dieser politischen Universität Anstoß nahm, weder Professoren noch staatliche Instanzen. Die Geschichte der Feiern zum Tag der Deutschen Einheit ist die Geschichte der politischen Nachkriegsuniversität.

Schon die Geschichte der Heidelberger Feiern enthält eine große Anzahl politischer Erklärungen von Rektoren, Professoren und Studentenvertretern, die durchaus repräsentativ für die westdeutschen Universitäten sind. Am 16. Juni 1960 'widmete MAGNIFIZENZ Prof. Dr. Hahn (dieser Stimmung) ein Wort, als er nach den Fackelzügen zum Universitätsplatz vom 'Schatten der gescheiterten Gipfelkonferenz' und von der 'tiefen Enttäuschung der Völker' sprach. Aber er rief das deutsche Volk auf, auch nach der heilsamen Befreiung von Illusionen den Willen zur Wiedervereinigung nicht aufzugeben. Neben dem auf lange Zeit versperrten Weg über Verhandlungen der Großmächte sah er die verheißungsvolle 'Woge der Forderung nach Befreiung der unfreien Völker', die nicht nur die Völker Asiens und Afrikas, sondern auch Europas befreien könne. Diese Bewegung, die sich bald gegen den 'wahren Imperialismus und wahren Kolonialismus' unserer Zeit, gegen den schon ideologisch erstarrenden Kommunismus wende, werde uns auch davor bewahren, im kleinen nationalistischen Rahmen die Wiedervereinigung zu erstreben…'

REKTOR Prof. Hahn hatte auch schon am 17. Juni 1959 bei einer Feier das Schlußwort gesprochen, ebenso wie ein weiteres Jahr zuvor sein Vorgänger Prof. Reicke.

REKTOR Prof. Köthe sagte am 16. Juni 1961 u.a.: 'Am Vorabend dieses Tages erheben wir die Stimme vor aller Welt, daß wir die Freiheit für die ostdeutschen Landsleute fordern…' 1963: 'Auf dem Universitätsplatz, der von Hunderten von Fackeln hell erleuchtet war, sprach der REKTOR der Universität Prof. Dr. Ernst die Schlußworte'; Prof. Dr. Conze, DEKAN der Philosophischen Fakultät: 'Den Zorn der Unruhe bewahren!'

1964: 'Vor der Universität wandte sich REKTOR Prof. Lindemann an die akademische Jugend und die Bürger Heidelbergs. Durch ihre Teilnahme an der Feier, so erklärte er, bekundeten sie einmütig die im Herzen verankerte Überzeugung von der Einheit unserer Nation. Man verneige sich in Ehrfurcht vor den Opfern des 17. Juni und wolle die Verbindung der Hände und Herzen halten.'

Aber Heidelbergs Professoren und Universitätsspitzen nahmen nicht etwa nur zu innenpolitischen oder innerdeutschen Anlässen politisch Stellung. 1956 nahm der damalige Heidelberger REKTOR Prof. Randerath die Ereignisse in Ungarn zum Anlaß und erklärte nach einem Fackelzug vor einer Versammlung von 6 000 Menschen auf dem Universitätsplatz: 'Wir haben in den letzten Wochen mit Stolz vernommen, daß überall dort, wo die Freiheit unterdrückt wird, die Studenten sich aufgelehnt haben und für die Freiheit kämpfen. Die Heidelberger Studenten haben nun zu dieser Demonstration aufgerufen, und auch wir, ihre Lehrer, sind diesem Ruf gefolgt. Wer hätte wohl mehr das Recht, für die Freiheit und die Freiheit des Geistes zu sprechen als die Studenten dieser Universität, über deren Pforte steht: Dem lebendigen Geist. Ungarn ist für uns zum Symbol geworden, daß wir auch unsere deutschen Landsleute in der Zone nicht vergessen und daß wir auch in der Zukunft für die Freiheit kämpfen werden. Dem lebendigen Geist - DIESEN GEIST ZU WECKEN UND WACHZUHALTEN, IST UNSERE AUFGABE, daß endlich wieder Friede sein möge, und Freiheit, wo sie unterdrückt wird.'

Die wiedergegebenen Zitate sind Dokumente des Konformismus, die eben deswegen nirgendwo zum Anlaß für eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen Inanspruchnahme eines nichtbestehenden politischen Mandats genommen wurden. Diese Erklärungen, die nichtsdestoweniger eindeutig politische Stellungnahmen sind, entsprachen zu ihrer Zeit völlig der herrschenden Strömung; in der weitgehend einheitlichen und konformistischen öffentlichen Meinung der Ära des Kalten Krieges wurde von niemandem das Problem des politischen Mandats der Hochschule, des Rektors oder der Studentenschaft aufgeworfen.

DIE POLITISCHE BEDEUTUNG DES JURISTISCHEN BEGRIFFS 'POLITISCHES MANDAT DER STUDENTENSCHAFT'

Der Zeitpunkt des Auftretens von der herrschenden Linie abweichender politischer Stellungnahmen oder Aktionen war denn auch folgerichtig der Zeitpunkt, in dem das Schlagwort des 'politischen Mandats' auftauchte und als Instrument gegen mißliebige nonkonformistische Stellungnahmen von Organen der Studentenschaft und der Universität benutzt wurde.

Bezüglich der Universitätsorgane tauchte das Problem erst vor kurzem auf, was sich daraus erklärt, daß es noch nicht sehr lange Universitätsspitzen gibt, die von der herrschenden Linie abweichende politische Standpunkte vertreten.

Auf der Ebene der Studentenschaft hat das Problem des politischen Mandats schon eine wesentlich längere Geschichte. Stellungnahmen der Studentenschaft zum 17. Juni, zur Stellung Westberlins, zur Politik der Sowjetunion, zum Aufstand in Ungarn wurden nie beanstandet, obwohl nicht bezweifelt werden kann, daß es sich dabei um die Wahrnehmung eines politischen Mandats handelte.

So wurden 1962 an der Freien Universität Berlin Sammlungen für DDR-Studenten genehmigt, solche für algerische Studenten aber verboten. Der AStA der Universität Köln erhielt 1960 vom Rektor einen Verweis, weil er eine Demonstration gegen die Rassentrennungspolitik der südafrikanischen Regierung (Azania,d.Vf.) organisiert hatte.

Im Wintersemester 1958/59 erhob der Berliner Rektor Einspruch, als dem Konvent der Freien Universität Berlin (FUB - vgl. **.**. 1958,d.Vf.) ein Antrag vorlag, der eine Unterschriftensammlung gegen nationalsozialistische Ärzte und Juristen befürwortete.

In Heidelberg befürwortete 1960 (vgl. **.**.1960,d.Vf.) der damalige Rektor Prof. Hahn ein Vertriebsverbot der Zeitschrift 'Konkret' mit dem 'Platzmangel in den Mensa-Räumen'. Die Zeitschrift hatte zuvor zwei scharfe Angriffe gegen das Bundesverteidigungsministerium und ehemalige Wehrmachtsgenerale in der Bundeswehr veröffentlicht. Prof Hahn wandte sich dagegen, 'daß eine Zeitschrift, die nicht einigermaßen objektiv berichte, unseren Staat als korrupt und renazifiziert und das Ansehen unserer Demokratie als fragwürdig darstelle, in der Mensa ausgelegt wird. Die Universität sei auch EIN POLITISCH VERANTWORTLICHES GREMIUM und dafür habe er EIN ZEICHEN AUFRICHTEN WOLLEN.'

Der Senat billigte das Verhalten des Rektors. Man könnte aus der Begründung des heutigen Kultusministers schließen, daß er die Universität für politisch hält, aber sie sollte wohl nur unter ganz bestimmten Vorzeichen politisch sein.

In Hamburg kam es 1964/65 zu Kontroversen, als die Universitätsverwaltung mehrfach Plakate einzog, die Seminare und Vorträge über die DDR ankündigten. Zugrunde lag ein vertraulich gebliebener Senatsbeschluß, der Plakate im Universitätsbereich verbot, die die Bezeichnung DDR ohne Zusätze gebrauchten. Zur Begründung erklärte der Rektor, 'die zur politischen Neutralität verpflichtete Universität müsse sich an die übliche Sprachregelung halten.' Eine Bitte des AStA (vgl. **.**.196*,d.Vf.) an den Senat, den Beschluß aufzuheben, wies der Senat mit der Erläuterung ab, 'daß die Verwendung der Bezeichnung 'DDR' auf Plakaten, die im Universitätsbereich aufgehängt werden sollten, nicht völlig verboten sei, sondern nur dann, wenn es an geeigneter Relativierung fehle.'

Es zeigt sich deutlich, wie die Stellungnahme für den Status quo mit 'politischer Neutralität' verwechselt wird, die es nicht geben kann.

1967 (vgl. **.**.1967,d.Vf.) wurde ein offener Brief des Konvents der Freien Universität Berlin beanstandet, in dem dieser an die Besatzungsbehörden der Allierten appellierte, eine Notstandsregelung des Abgeordnetenhauses für Berlin zu verhindern. Prof. Eschenburg, der sich gegen die Zulässigkeit des Briefes wandte, sah die Gefahr, daß das politische Mandat 'in Händen radikaler Studentengruppen zu einem gefährlichen politischen Instrument werden könnte.'

Hier kommt der wahre Grund des 'juristischen; Kampfes gegen das politische Mandat klar zum Ausdruck. 'Ideologisch mit dem unpolitischen Selbstverständnis der Hochschule begründet', schreibt Adam, 'und mit JURISTISCHEN Erwägungen umkleidet, wird gerade nach POLITISCHEN Gesichtspunkten über die Zweckmäßigkeit einer studentischen Betätigung von oben verfügt'.

Der Hochschulrechtler Thieme drückt das so aus: 'Erlaubt ist, was der Regierung gerade paßt. Die Studenten dürfen daher ihre Stimme erheben, wenn die Sowjetrussen Ungarn besetzen und sie dürfen es nicht, wenn die Engländer, Franzosen und Israelis Ägypten angreifen.'

Das scheint die Motivation und die Realität des Begriffs 'Politisches Mandat der Studentenschaft' zu sein POLITISCH IN DIESEM SINNE und damit unzulässig sind anscheinend nach der herrschenden Meinung Stellungnahmen immer erst da, wenn sie kritisch gegenüber dem status quo werden.

INTERDEPENDENZ VON WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT HEUTE

Die unkritische Übertragung des neu-humanistischen Bildungsideals auf die heutige Universität ist aber aus einem anderen Grund schlechthin ausgeschlossen. In der Beziehung von Wissenschaft und Gesellschaft ist durch den Siegeszug der exakten Wissenschaften, die technische Umsetzung der Forschungsprozesse und ihre ökonomische Verwertung inzwischen ein ganz entscheidender Wandel eingetreten. Auf Grund dieses Wandels sind die Wissenschaft und damit die Universität mit der Produktion und der Verwaltung in der Industriegesellschaft zu einem Komplex engster Interdependenz verbunden. Der faktische Zusammenhang von Gesellschaft und Wissenschaft hat die Tendenz zu einer Verwissenschaftlichung aller gesellschaftlichen Lebensäußerungen und zu einer Vergesellschaftung der wissenschaftlichen Lehr- und Forschungsprozesse.

Die historisch-hermeneutischen Wissenschaften erfüllen die Aufgabe, die kulturelle Überlieferung zu übermitteln, zu interpretieren und fortzubilden. Sie können sich, wie streng positivistisch ihre Verfahrensweisen auch sein mögen, kaum dem Zwang entziehen, wirkende Traditionen nicht nur zu erforschen, sondern, indem sie sie erforschen, entweder kontinuierlich weiterzugeben oder kritisch zu verändern. Dadurch nimmt die Wissenschaft Einfluß auf das handlungssteuernde Selbstverständnis der Studenten wie der Öffentlichkeit.

Die empirisch-analytischen Naturwissenschaften geben einerseits das Modell einer wertfreien Wissenschaft ab, sie repräsentieren aber andererseits den Typus des technisch verwertbaren Wissens. Die Wissenschaft ist zur entscheidenden Produktivkraft geworden. Die Möglichkeit des barbarischen Mißbrauchs der Ergebnisse der Wissenschaft und deren Verwendung gegen die Menschheit erzwingt nicht nur den politisch-moralischen Protest der Wissenschaftler, sie macht den Wissenschaftler vielmehr mitverantwortlich für den Fortgang der Entwicklung der Gesellschaft. Also muß der Verwendungszusammenhang des technisch verwertbaren Wissens an der Universität selbst thematisiert werden. Auch in der Dimension der Bedingungs- und Verwertungszusammenhänge muß auf der rationalen Aufklärung gesellschaftlicher Zusammenhänge insistiert werden. Die Alternative ist die, die Brecht seinen Galileo Galilei formulieren läßt: 'Wie es nun steht, ist das Höchste, was man erhoffen kann, ein Geschlecht erfinderischer Zwerge, die für alles gemietet werden können.'

Bei den Gesellschaftswissenschaften, deren Gegenstand gerade die Gesellschaft und deren Gestaltung ist, liegt die gesellschaftliche und damit politische Funktion am offensten zu Tage.

POLITISCHER CHARAKTER DER UNIVERSITÄT UND IHRER ORGANE

Aus all dem ergibt sich, daß jedes Mitglied der Universität zwangsläufig politisch handelt und bei jeder wissenschaftlichen Arbeit politische Verantwortung trägt, auch wenn es sich dieses Umstandes im Einzelfall nicht bewußt wird. Es kann sich daher gar nicht um die Frage handeln, ob die Wissenschaft und die Wissenschaftler politisch oder nicht politisch sind; sie sind politisch, fraglich ist allein, welche Richtung sie einnehmen, ob sie sich der totalen Funktionalisierung durch die herrschenden Gruppen und Interessen in dieser Gesellschaft unterwerfen, wie es in der bisherigen Geschichte überwiegend der Fall war, oder sich hierzu kritisch mit emanzipatorischer Tendenz verhalten und ihren Beitrag zur Befreiung des Menschen von natürlichen und überflüssigen gesellschaftlichen Zwängen leisten. Wenn aber die einzelnen Teile der Universität eine klare politische Dimension haben, kann die Universität als Ganzes, und damit ihre Organe, nicht unpolitisch sein."
Q: AStA Uni Frankfurt: AStA-Materialien zum Politischen Mandat, Frankfurt o.J. (Juni 1971), S. 1ff

Juni 1970:
Die Fachschaft des Dolmetscherinstituts (DI) der Universität Heidelberg gibt die Nr. 9 von 'babylon' - Zeitung für Übersetzer und Dolmetscher (vgl. Mai 1970, Juni 1971) mit einer am DI, aber auch am Auslands- und Dolmetscherinstitut (ADI) Germersheim und dem Institut für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD) der Universität Saarbrücken verteilten Auflage von 2 000 Stück und dem Leitartikel "Politische Landeskunde - warum?" von der Institutsgruppe des DI heraus.

Weitere Artikel sind:
- "Kritik an Paepckes Übersetzungen" von der Studiengemeinschaft deutscher Linguisten (SDL) mit einer Stellungnahme der Institutsgruppe Heidelberg dazu;
- "Landeskunde: Zum britischen Imperialismus"; sowie
- "Bericht aus dem Haushaltsausschuß" am DI Heidelberg.

Berichtet wird mit Hilfe der 'RNZ' von der Vollversammlung des DI am 26.5.1970, eingeladen zu den Sitzungen der Institutsgruppe Heidelberg.

Aufgerufen wird: "Verstärkt die Institutsgruppe! Venceremos!"
Q: babylon Nr. 9, Heidelberg Juni 1970

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Juni 1970:
Die Basisgruppe Pharmazie Berlin gibt vermutlich im Sommer ihr 'Pharm-Info' Nr. 1 (vgl. Dez. 1970) heraus. Kontaktadressen werden bekanntgegeben von den Basisgruppen Pharmazie Berlin und Hamburg, der Pharma-Gruppe Heidelberg, der Pharma-Gruppe Kiel und vom Projektbereich Medizin Mainz.
Q: Pharm-Info Nr. 1, Berlin o. J. (1970), S. 16

01.06.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt ihre 'Arbeitsblätter' Nr. 4 (vgl. Apr. 1970) in einer Auflage von 4 000 Stück heraus mit dem "Reformmodell für das Juristische Studium", das sich gliedert in die Abschnitte:
- "Vorbemerkungen zum Anspruch dieses Arbeitsblattes" von der Juristischen Fachschaft und der HDSU vom Mai 1970;
- "Teil A - Grundzüge";
- - "I Aufgabenstellung des juristischen Studiums";
- - "II Lehr- und Lernmethoden";
- - "III Intensivkurse";
- - "IV Leistungsbewertung";
- - "V Gliederung des Studiums";
- - - "1. Grundstudium";
- - - "2. Hauptstudium";
- - - "3. Graduiertenstudium";
- - "VI Neuordnung der Lehrkörperstruktur";
- "Teil B";
- - "I Aufbau und Gestaltung des Grundstudiums";
- - "II Aufbau und Gestaltung des Hauptstudiums";
- - "III Aufbau und Gestaltung des Graduiertenstudiums".
Q: HDSU Arbeitsblätter Nr. 4, Heidelberg 1.6.1970

02.06.1970:
Die KHG Heidelberg (vgl. 2.11.1975) berichtet:"
Am 2.6.70 statten ca. 30 Unbekannte dem Hygiene-Institut des Klinikums Mannheim, das der Uni Heidelberg angeschlossen ist, einen Besuch ab, um sich die Forschungsakten des dort tätigen Privatdozenten Dr. Urbaschek auszuleihen." Diese wurden der Fachschaft Medizin übergeben und belegten einen Forschungsauftrag der Bundeswehr zum Thema "Aufklärung der Pathogenese des septischen Schocks der Verbrennungskrankheit sowie der Strahlenkrankheit".
Q: KHG: Gelderverschwendung. Vetternwirtschaft. Korruption. Am Beispiel der Universität Heidelberg, Heidelberg Nov. 1975, S. 26f

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03.06.1970:
Das 'Rote Forum' - Organ des SDS Heidelberg Nr. 3 (vgl. 15.4.1970, 27.6.1970) erscheint mit den Beiträgen:
- Fritz Kramer: "Über den Sozialismus in China und Russland und die Marxsche Theorie der Geschichte";
- Eliah Löbel: Die Eskalation innerhalb der israelischen Gesellschaft";
- "Zur politischen Entwicklung Griechenlands";
- Eduardo Ferreira: "Cabora Bassa oder der Imperialismus in den portugiesischen Kolonien"; sowie
- Richard Vahrenkamp: "Systematische Gesichtspunkte zur Technik und technischen Intelligenz im Kapitalismus".

Enthalten ist eine Übersicht über den Inhalt der bisherigen Ausgaben des 'Roten Forum'.
Q: Rotes Forum Nr. 3, Heidelberg 3.6.1970

05.06.1970:
In Heidelberg erscheint, herausgegeben von der Fachschaft Theologie (linke Fraktion) und der Basisgruppe Theologie, die Nr. 4 / Sommersemester 1970 des 'Theologen-Info' (vgl. 7.7.1970, 18.1.1971). Die Ausgabe beschäftigt sich mit der politischen Zensur "durch Seminarangestellte".
Q: Theologen-Info Nr. 4 SS, Heidelberg 5.6.1970

08.06.1970:
Die DKP berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
REKTOREN WEISEN US-ARMY ZURÜCK

Mit einem offenen Brief antwortete der Rektor der Heidelberger Universität, Prof. Dr. Rolf Rendtorff auf eine Einladung des Oberkommandierenden der USA-Truppen in Europa: 'In einer Zeit, in der der gegen den Willen der Mehrheit des vietnamesischen Volkes geführte Krieg ausgeweitet wird, und während in den Vereinigten Staaten Studenten erschossen werden, sehen wir uns außerstande, uns bei 'Cocktails, Tanz, Unterhaltung und kaltem Buffet' mit denen zu vergnügen, die für diese Gewalt mit die Verantwortung tragen.'"
Q: Unsere Zeit Nr. 25, Essen 20.6.1970, S. 5

08.06.1970:
Im SDS Heidelberg wurde von Jürgen Sendler, Dieter Hildebrandt, Jochen Noth, Joscha Schmierer und Gerd Steffens ein "Vorschlag für die SDS-MV vom 8.6.70" verfasst unter dem Titel "Den demokratischen Kampf entschlossen fortsetzen und die Perspektive des festen Bündnisses mit der Arbeiterklasse ins Auge fassen. Erklärung des SDS zu den Studentenparlamentswahlen".
Festgestellt wird:"
Die Studenten stehen vor folgender Alternative: Entweder sich der Demokratie- und Wissenschaftsfeindlichkeit der herrschenden Klasse zu unterwerfen oder den Kampf gegen die herrschende Klasse aufzunehmen. Dieser Kampf treibt sie notwendig auf die Seite der Arbeiterklasse, der Verzicht auf ihn aber treibt sie in die Unterwürfigkeit bewusster Lakaien der herrschenden Klasse."
Q: Sendler, J. et al: Vorschlag für die SDS-MV vom 8.6.70, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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11.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) das Flugblatt "Wie die Basisgruppe verhindert, daß der Senat die Kriegsforschung verurteilt" heraus zum Go-In von Projektgruppe Medizin und Basisgruppe nat.-math. in die Sitzung des Großen Senats (GS) am 9.6.1970 bzw. zur Kriegsforschung am Klinikum Mannheim.

Eingeladen wird zur eigenen Mitgliederversammlung am 16.6.1970.
Q: HoPoKo: Wie die Basisgruppe verhindert, daß der Senat die Kriegsforschung verurteilt, O. O. (Heidelberg) 11.6.1970

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15.06.1970:
Im SDS Heidelberg wird von Dieter Hildebrandt, Jochen Noth, Joscha Schmierer, Jürgen Sendler und Gerd Steffens "Stellungnahme von 5 Mitgliedern des ZA aus Anlaß seiner Neuwahl" verfasst, in der u.a. auf die Debatte mit Becker und Mangold über die 1. Mai-Parolen eingegangen wird.

Die Auseinandersetzung um die politische Linie müsse aufgenommen werden und sei Voraussetzung für eine Reorganisation des SDS. Man werde nicht die Mehrheit anstreben und nur ein oder zwei Kandidaten zum ZA aufstellen.
Q: Hildebrandt, D. et al: Stellungnahme von 5 Mitgliedern des ZA aus Anlaß seiner Neuwahl, O. O. (Heidelberg) 15.6.1970

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18.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) das Flugblatt "'Deutsche seid wachsam'" heraus zum Offenen Brief des Rektors mit der Ablehnung der Einladung durch den US- und NATO-General Polk.

Eingeladen wird zur eigenen Mitgliederversammlung am 23.6.1970.
Q: HoPoKo: 'Deutsche seid wachsam', O. O. (Heidelberg) 18.6.1970

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18.06.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) und die juristische Fachschaft geben das Flugblatt "Und wieder einmal Augenwischerei… (Zur Wahlplattform der Basisgruppe)" heraus zur BG Jura.
Q: HDSU: Und wieder einmal Augenwischerei… (Zur Wahlplattform der Basisgruppe), Heidelberg 18.6.1970

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18.06.1970:
Die Vertreter der Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) in der juristischen Fakultät geben das Flugblatt "Bericht über die ao. Sitzung der juristischen Fak.-Konferenz vom 15. Juni 1970" heraus mit dem Aufruf zur VV am 22.6.1970.
Q: HDSU - Jur Fak: Bericht über die ao. Sitzung der juristischen Fak.-Konferenz vom 15. Juni 1970, O. O. (Heidelberg) 18.6.1970

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19.06.1970:
In Heidelberg findet, nach einem Bericht des Innenministeriums Baden-Württemberg, eine internationale Konferenz über Entwicklungshilfepolitik statt, an der u.a. der Weltbankpräsident und US-Verteidigungsminister Robert Mc Namara teilnimmt. Die, laut Innenministerium, 600 Gegendemonstranten teilen sich nach kurzer Zeit in zwei Gruppen und versuchen Zugang zur Konferenz zu erlangen. Ihre Teilnahme an der Konferenz wird aber trotz Einsatzes von Schlagwerkzeugen, Eisenstangen, Latten, Steinen und Farbbeuteln durch die Polizei verhindert, wobei auch das Bewerfen der Polizei mit 'faustgroßen Steinen aus den Fenstern eines Universitätsgebäudes heraus' nicht weiterhilft. Auch die Verteilung von weiteren Schlagwerkzeugen und Eiern bei einem Teach In auf dem Uniplatz läßt die verhinderten Entwicklungshelfer des SDS nicht zum Zuge kommen. Vielleicht liegt hierin der Grund dafür, daß zuguterletzt auch noch das Heidelberger Polizeidienstgebäude sieben Scheiben eingeworfen bekommt. Diese Aktion scheint den direkten Anlaß für das Verbot des SDS Heidelberg am 24.6.1970 und weitere Repressalien (vgl. 29.9.1970, 2.2.1972, 31.5.1973) geboten zu haben.

Laut KPD/AO demonstriert der lokale SDS gegen die Entwicklungshilfekonferenz mit Mc Namara, wo u.a. über den Cabora Bassa Staudamm in Mozambique geredet wird, dessen Bau der SDS Heidelberg ebenso wie die KPD/AO ablehnt.

Für die DKP berichtet Friedrich Pospiech:"
DIE POLIZEI GRIFF AN

BÜRGERKRIEGSPRAKTIKEN GEGEN HEIDELBERGER STUDENTEN

Die Straßenschlacht zwischen Polizei und Studenten anläßlich des 'Entwicklungshilfe'-Kongresses am 19. Juni in Heidelberg hat die baden-württembergische Landesregierung zu einer Sondersitzung veranlaßt. Ergebnis: Die Landesregierung sei nicht gewillt, gewalttätige Angriffe auf die Polizei hinzunehmen. CDU-Ministerpräsident Filbinger und SPD-Justizminister Schieler kündigten drohend an, die neuen Bestimmungen des Strafgesetzbuches, die Haftungsbestimmungen des Zivilrechts und des Polizeikostenersatzes würden 'auf die festgestellten Rädelsführer und Demonstranten zügig, konsequent und unnachsichtig' angewandt. (Zu diesem Zeitpunkt war auch das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970, d.Vf.) beschlossen, aber noch nicht bekanntgegeben worden.)

Was heißt denn 'gewalttätige Angriffe auf die Polizei'? Fest steht , und dafür gibt es mehr als genug Augenzeugen: Die Gewaltanwendung ging von der Polizei aus. In dem Augenblick, als die rund 1 000 Demonstranten in die Straße zum 'Europäischen Hof' einbogen, in dem die Entwicklungshilfe-Manager mit dem ehemaligen US-Kriegsminister und jetzigen Weltbank Präsidenten McNamara speisten, begann die Gewaltanwendung, es folgte der Angriff von fünf Hundertschaften Polizei mit Wasserwerfern, Gummiknüppeln und Tränengas. So wurde die Straßenschlacht heraufbeschworen.

Die Landesregierung hat sich - wie stets - uneingeschränkt hinter die Bürgerkriegspraktiken ihrer Polizei gestellt. Ministerpräsident Filbinger und seine SPD-Minister Krause und Schwarz ließen sich bei der Betrachtung von Steinen, Latten und Eisenstangen, den 'Waffen' der Studenten fotografieren. Kein Wort davon, daß die Studenten zu solchen 'Waffen' erst in Abwehr der Polizeiattacken griffen, die vom AStA der Uni Heidelberg als 'völlig unverantwortlicher Terror' charakterisiert wurden.

Von der Berichterstattung in der bürgerlichen Presse ganz in den Hintergrund gedrängt, wurden die Ziele der vom AStA und dem SDS der Uni Heidelberg angesetzten Demonstration. Es ging um die Solidarität mit den Völkern der dritten Welt. Der Protest galt dem Vietnam-Kriegs-Exponenten McNamara ebenso, wie der 'Entwicklungshilfe'-Konferenz, die in Flugblättern der Demonstranten mit Recht als Zusammenkunft 'führender internationaler Vertreter des Kapitals' bezeichnet wurde, um 'neue Pläne zur effektiveren Ausbeutung der unterdrückten Völker' zu entwickeln. Der Protest galt insbesondere auch der Beteiligung von fünf bundesdeutschen Konzernen am Bau des Cabora-Bassa-Staudamms in Mozambique, die der Festigung der portugiesischen Kolonialherrschaft dient und sich gegen die Befreiungsbewegung in diesem Gebiet richtet.

Gegen diese Solidaritätsdemonstration ging die Polizei zum Angriff über."

Später kommt es zum Prozeß (vgl. 12.1.1972).
Q: Unsere Zeit Nr. 27, Essen 4.7.1970, S. 5; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 10, Bochum 29.6.1970;Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr. 5, Berlin 30.6.1970;Arbeiter-Zeitung Nr. 1, Mannheim Jan. 1972, S. 5;Innenministerium Baden-Württemberg: Verfügung: Verbot und Auflösung der Hochschulgruppe Heidelberg des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, Stuttgart 24.6.1970, zitiert nach: Kommentar zu den Tarifverhandlungen - Ausgabe Heidelberg Nr. 3, Heidelberg 29.9.1970;Rote Kommentare Kurzarbeit bei der Schnellpresse, Heidelberg 25.6.1970, S. 6ff

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19.06.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) an der juristischen Fakultät gibt das Flugblatt "Und noch einmal zur ausserordentlichen Fak.-Konferenz oder der Fall Duckwitz" heraus zur BG Jura.
Q: HDSU - Jur Fak: Und noch einmal zur ausserordentlichen Fak.-Konferenz oder der Fall Duckwitz, O. O. (Heidelberg) 19.6.1970

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22.06.1970:
Der AStA der Universität Heidelberg veröffentlicht am 21.6.1970 eine Presseerklärung zu den Äußerungen von Zundel und Polizei zur Cabora-Bassa-Demonstration vom 19.6.1970.

Aufgerufen wird zur Unterstützung der Rechtshilfe.

Verbreitet wird diese Presseerklärung u.a. auf einem Flugblatt der Projektgruppe Schneider an der Jur. Fak.: "Schneider in der Phalanx der prügelnden Bullen! Er schlägt verletzte Studentin im Seminar zusammen!", in dem zum Besuch seiner Veranstaltung am 22.6.1970 um 16 Uhr aufgerufen wird.
Q: Projektgruppe Schneider: Schneider in der Phalanx der prügelnden Bullen! Er schlägt verletzte Studentin im Seminar zusammen!, O. O. (Heidelberg) O. J. (1970)

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22.06.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt das Flugblatt "Bislang übt er das grosse Schweigen, jetzt muß er schnell Erfolge zeigen - Zur Sozialpolitik des AStA Hildebrandt" heraus zum AStA-Sonderinfo vom 18.6.1970.
Q: HDSU: Bislang übt er das grosse Schweigen, jetzt muß er schnell Erfolge zeigen - Zur Sozialpolitik des AStA Hildebrandt, Heidelberg 22.6.1970

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22.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) das Flugblatt "Knüppel und Steine" heraus zum "faschistischen" Aufruf des Oberbürgermeisters Zundel bzw. zur Cabora-Bassa-Demonstration, wobei auch auf Gerüchte aus Kreisen der nat.-math.-Basisgruppe über Einsatztips für die Polizei durch Hoepfner eingegangen wird.

Eingeladen wird zur eigenen Mitgliederversammlung am 23.6.1970.
Q: HoPoKo: Knüppel und Steine, O. O. (Heidelberg) 22.6.1970

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22.06.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt ihre 'Pro-Contra' Nr. 4 (vgl. 8.5.1970, 30.11.1970) mit einer fehlenden Seite 8 und einer doppelt gedruckten Seite 9 heraus mit der Schlagzeile "Wählen!" und dem Inhalt:
- "Wahlen zum 33. STP und GO-Politik";
- "Rechenschaftsbericht der Juristischen Fachschaft", die von der HDSU gestellt wird, vom 18.6.1970;
- - "I. Allgemeines";
- - "II. Studienreform";
- - "III. die beabsichtigte JAO-Änderung und der erwartete Referentenentwurf";
- - "IV. Öffentlichkeitsarbeit in den Gremien der Fakultät";
- - "V. Erste Versuche zur Koordination der Reformbemühungen der Fachschaften und Fakultätenvertreter auf Landesebene" zum treffen am 17.6.1970;
- - "VI. Vollversammlung und Kandidatenvorstellung für die Wahlen zum 33. StP";
- "Die Antipluralisten - eine Analyse und Absage".

Vorgestellt werden die eigenen Kandidaten für das 33. Studentenparlament (StP).
Q: Pro-Contra Nr. 4, Heidelberg 22.6.1970 [Fragment]

24.06.1970:
Das baden-württembergische Innenministerium in Stuttgart erläßt eine "Verfügung: Verbot und Auflösung der Hochschulgruppe Heidelberg des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes", worin es heißt, diese Gruppe "ist als Vereinigung, deren Zwecke und Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen und die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richten, nach Art.9 Abs.2 des Grundgesetzes verboten." Das Vermögen wird beschlagnahmt und auch Ersatzorganisationen dürfen nicht gegründet werden.
Als Begründung werden herangezogen die Demonstration vom 19.6.1970 gegen den Besuch des Weltbankpräsidenten und US-Verteidigungsminister Robert Mc Namara, ein Anschlag gegen das Heidelberger Amerikahaus am 22.4.1970 mit 1 (in Worten einer) Nebelkerze während dort eine SDS-Demonstration vorbeizog (ohne daß ein direkter Zusammenhang mit der Demonstration auch nur behauptet wird), ein weiterer Angriff auf die selbe Einrichtung und das Kaufhaus Horten am 6.5.1970, die Behinderung einer Veranstaltung mit dem 'Journalisten Thilo Koch' am 25.5.1970 und eine ganze Anzahl weiterer Aktionen aus den Jahren 1968 und 1969.

Als Beweise gegen den SDS Heidelberg werden Äußerungen des Berliners Jürgen Horlemann in Berlin am 15.11.1969 herangezogen, der damals die restlose Zerschlagung des Staatsapparates durch die revolutionäre Arbeiterklasse gefordert haben soll. Hiervon haben sich die Heidelberger scheinbar, wie vermutlich von vielen Äußerungen anderer Personen auch, nicht ausdrücklich genug distanziert. Inkriminierende Aussagen von HEIDELBERGER SDSlern scheint der unterzeichnende Ministerialdirigent Dr. Kienle auf die Schnelle nicht mehr gefunden zu haben, was aber den Erfolg dieses Unternehmens nicht zu schmälern scheint, können doch immerhin die 'rechtswidrigen Kampagnen gegen die Hochschulen, die "Klassenjustiz", den Parlamentarismus und … gegen die 'Kriegsforschung'"
(Verteilung der Hochkomma so wie im Original, d.V.) als Beleg dafür herangezogen werden, daß "der SDS seine Anschauungen MIT UNGESETZLICHEN MITTELN DURCH EINE REVOLUTION durchzusetzen trachtet."

Insgesamt besteht die Verbotsverfügung aus einem Teil, der sich auf das Bekenntnis des SDS Heidelberg zum revolutionären Marxismus bezieht, was die eigentliche Grundlage für das Verbot zu sein scheint, und einem anderen Teil der durch die hastige Durchsicht der Polizeiakten nach dem Schlagwort 'SDS' entstanden sein dürfte.

Da die Ausarbeitung offenbar in größter Eile verfaßt wurde und nicht unbedingt stichhaltig ist, wird weiter verfügt: "Einer Anfechtungsklage gegen diese Verfügung mußte im öffentlichen Interesse die aufschiebende Wirkung versagt werden".

Die KPD/ML-ZB meint:"
Das Verbot des Heidelberger SDS muß gesehen werden als ein erster Angriff auf die sozialistischen und kommunistischen Organisationen der BRD. Das Verbot wird besonders damit begründet, daß er auch unter der Führung der revolutionären Arbeiterklasse den Staatsapparat restlos zerschlagen will, um auf den Trümmern der alten Gesellschaft den Sozialismus aufzubauen. Wenn auch mit dem Heidelberger SDS nicht die Organisation der Arbeiterklasse getroffen wurde, so besteht doch gerade für die Organisationen der Arbeiterklasse als nächste die Gefahr verboten zu werden".

Berichtet wird auch in einem uns unbekannten und nur als Fragment vorliegendem Schriftstück, durch die GIM (vgl. 19.8.1970) und die KPD (vgl. 3.5.1972) und in:
- Baden-Württemberg durch die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 26.1.1972) sowie durch die ML-Gruppen an der Uni Tübingen (vgl. 18.8.1970).
Q: Arbeiter-Zeitung Nr. 1, Mannheim/Heidelberg Jan. 1972, S. 1 und 5; Innenministerium Baden-Württemberg: Verfügung: Verbot und Auflösung der Hochschulgruppe Heidelberg des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, Stuttgart 24.6.1970;Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr. 5, Berlin 30.6.1970, S. 4ff;Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 11, Bochum 2.7.1970, S. *;Langguth, Gerd: Die Protestbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1968-1976, Köln 1976, S. 166;SDS-Gruppe Hannover: Info Nr. 10/11, Hannover 1970, S. 1ff;Unser Zünder Nr. 7, Stuttgart Juli 1970;Roter Giesserei Arbeiter Nr. 2, Essen Juli 1970;Roter Morgen Nr. 7, Hamburg Aug. 1970, S. 7;Roter Pfeil Nr. 9, Tübingen 18.8.1970, S. 16ff;Rote Fahne Nr. 42, Dortmund 3.5.1972, S. 4;Was tun Nr. 13, Mannheim 1970, S. 8ff

N. N.: ?, O. O. O. J., S. 3f
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24.06.1970:
An der Universität Heidelberg erscheint das Flugblatt von Faupel, Hoepfner (HoPoKo) und Knoke: "Anstelle einer Polemik oder Die Linken melden sich. Eine Antwort auf 'Liberalität und Klasseninstinkt'" zu einem Artikel im 'Roten Forum' des SDS.

Aufgerufen wird zur Sitzung des Studentenparlaments um 20 Uhr.
Q: Faupel, Hoepfner, Knoke: Anstelle einer Polemik oder Die Linken melden sich. Eine Antwort auf 'Liberalität und Klasseninstinkt', O. O. (Heidelberg) 24.6.1970

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24.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) das Flugblatt "Wie Schettler Studienplätze an die Bundeswehr verschachert" heraus zur Medizinischen Fakultät.
Q: HoPoKo: Wie Schettler Studienplätze an die Bundeswehr verschachert, O. O. (Heidelberg) 24.6.1970

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25.06.1970:
Die DKP berichtet vom gestrigen Verbot des SDS Heidelberg:"
POLIZEIWILLKÜR IN HEIDELBERG

Das Innenministerium Baden-Württemberg hat den SDS Heidelberg und sämtliche Nachfolgeorganisationen verboten. Am 25. Juni waren Kripo und Bereitschaftspolizei in die Universität Heidelberg eingedrungen. Akten des SDS und des AStA wurden beschlagnahmt. Am selben Tag wählten 2 000 Studenten auf einer Protestveranstaltung in der Aula das 'Aktionskomitee 25. Juni'.

Zur Zeit der Polizeiaktion in der Universität, von der Rektor Professor Dr. Rendtorff nicht unterrichtet wurde, waren in Heidelberg zahlreiche Hundertschaften Bereitschaftspolizei einschließlich Schützenpanzerwagen zusammengezogen.

Das Verbot des SDS Heidelberg stützt sich auf die Straßenschlacht vom 19. Juni, bei der allerdings die Gewalt eindeutig von der Polizei ausging (…).

Die Heidelberger Studentenschaft protestiert einhellig gegen die Polizeimaßnahmen des Innenministers Krause (SPD). An der Universität treffen zahlreiche Solidaritätsadressen ein. Sprecher der Studentenschaft und die DKP-Gebietsvorsitzende Hilde Wagner sprachen sich für gemeinsame Aktionen aller demokratischen Rechtskräfte gegen den Rechtskurs aus.

Dem 18köpfigen 'Aktionskomitee 25. Juni' gehören neben offiziellen Sprechern der Studentenschaft die DKP-Gebietsvorsitzende Hilde Wagner und Professor Krickeberg an.

Das Komitee rief zu einer großen Demonstration in Heidelberg gegen die Rechtsgefahr auf (vgl. 30.6.1970, d.Vf.). Ein Appell fordert alle Studenten, alle Demokraten in der Bundesrepublik auf, Solidarität zu üben."

Berichtet wird auch in einem "Gedächtnisprotokoll über das Eindringen der Kriminalpolizei in den AStA".
Q: I. H. / U. M: Gedächtnisprotokoll über das Eindringen der Kriminalpolizei in den AStA, O. O. (Heidelberg) 25.6.1970; Unsere Zeit Nr. 27, Essen 4.7.1970, S. 1

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25.06.1970:
An der Universität Heidelberg erscheint das Flugblatt "Der SDS ist verboten!". Aufgerufen wird zur Demonstration am 30.6.1970.
Q: N. N.: Der SDS ist verboten!, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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25.06.1970:
Die Heidelberger Demokratische Studentenunion (HDSU) gibt ein Flugblatt heraus zur Verhinderung der Vorlesung von Prof. Schneider durch die BG Jura am 24.6.1970 mit dem Aufruf zum Teach-in zum Fall Schneider am Abend.
Q: HDSU: Die Basisgruppe Jura hat…, Heidelberg 25.6.1970

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25.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) das Flugblatt "'Das HoPoKo hockt in sinnlosen Gremien herum' - z. B. im Großen Senat" heraus zur Grundordnung und zum NC.

Enthalten ist auch eine:"
Letzte Meldung

Um 10 Uhr hat die Heidelberger Kripo die Räume des AStA zur Hausdurchsuchung besetzt. Das geschieht, um entweder nachträglich zum bereits bestehenden oder für das unmittelbar bevorstehende Verbot des SDS Material zu sammeln. Wir werden in keiner weise zulassen, daß dem SDS das Recht des freien Zusammenschlusses in irgend einer Weise beschnitten wird. Bei aller Differenz wissen wir uns solidarisch mit dem Kampf des SDS gegen den Faschismus.
Alle sind zur Demonstration aufgerufen."

Eingeladen wird zur eigenen Mitgliederversammlung am 26.6.1970.
Q: HoPoKo: 'Das HoPoKo hockt in sinnlosen Gremien herum' - z. B. im Großen Senat, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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25.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) ein Flugblatt zum SDS-Verbot heraus, in dem es einleitend u. a, heißt: "Die demokratischen Studenten Heidelbergs werden sich mit Nachdruck gegen die Unterdrückung der Organisations- und Demonstrationsfreiheit wehren."

Abschließend heißt es:"
Wir rufen die Mitglieder der Universität und alle Heidelberger Bürger auf, die gemeinsamen Aktionen der Studenten zur Durchbrechung des Verbots zu unterstützen.
Den Rektor fordern wir auf, den Großen Senat zum baldmöglichsten Termin einzuberufen."
Q: HoPoKo: Das HoPoKo stellt zum Verbot…, O. O. (Heidelberg) 25.6.1970

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26.06.1970:
Der AStA der Universität Heidelberg gibt das Flugblatt "Wie ist das Verbot des Heidelberger SDS einzuschätzen und wie sollte man sich gegen diesen neuen Abschlag wehren" heraus.
Q: AStA: Wie ist das Verbot des Heidelberger SDS einzuschätzen und wie sollte man sich gegen diesen neuen Abschlag wehren, Heidelberg 26.6.1970

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26.06.1970:
An der Universität Heidelberg gibt das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) das Flugblatt "Entlarvt Krause's Machtlosigkeit durch Gewaltlosigkeit!" zum Heidelberger Polizeipräsidenten bzw. zum SDS-Verbot heraus mit dem Aufruf zur Demonstration am 30.6.1970 und zur eigenen Mitgliederversammlung um 20 Uhr.
Q: HoPoKo: Entlarvt Krause's Machtlosigkeit durch Gewaltlosigkeit!, O. O. (Heidelberg) 26.6.1970

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26.06.1970:
Die Basisgruppe Jura Heidelberg gibt das Flugblatt "Zur rechtlichen Situation der Genossen und Sympathisanten nach dem SDS-Verbot" heraus. Aufgerufen wird zur Demonstration am 30.6.1970.
Q: BG Jura: Zur rechtlichen Situation der Genossen und Sympathisanten nach dem SDS-Verbot, Heidelberg 26.6.1970

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26.06.1970:
Die Basisgruppe Jura Heidelberg gibt das Flugblatt "Resolution des Teach-Ins zur Schliessung der Jur. Fak. vom 25.6." heraus zur Einstellung des Lehrbetriebs und dem SDS-Verbot. Aufgerufen wird zur Demonstration am 30.6.1970.
Q: BG Jura: Resolution des Teach-Ins zur Schliessung der Jur. Fak. vom 25.6., O. O. (Heidelberg) 26.6.1970

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26.06.1970:
Das HoPoKo an der Universität Heidelberg gibt das Flugblatt "Entlarvt Krause's Machtlosigkeit durch Gewaltlosigkeit!" zum SDS-Verbot heraus.
Q: HoPoKo: Entlarvt Krause's Machtlosigkeit durch Gewaltlosigkeit!, Heidelberg 26.6.1970

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26.06.1970:
Der SHB Heidelberg veröffentlicht laut einer handschriftlichen Datierung heute das Flugblatt "Die Sozialfaschisten der SPD als Hort der Reaktion" zum SDS-Verbot, wozu es heißt: "Wir solidarisieren uns mit den Genossen vom SDS".
Q: SHB: Die Sozialfaschisten der SPD als Hort der Reaktion, Heidelberg o. J. (1970)

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26.06.1970:
In Heidelberg veröffentlicht laut einer handschriftlichen Datierung heute die ESG ihre "Presseerklärung zu den Vorfällen am 25. Juni 1970" zum SDS-Verbot.
Q: ESG: Presseerklärung zu den Vorfällen am 25. Juni 1970, Heidelberg o. J. (1970)

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26.06.1970:
Die Rote Hilfe (RH) Westberlin veröffentlicht vermutlich Ende dieser Woche die Broschüre "Imperialismus, Sozialdemokratie, Terror, Militanz. Zur Konterrevolution in Westberlin". Enthalten sind auch die Abschnitte "SDS-Heidelberg verboten! Die westdeutschen Monopole versuchen mit allen Mitteln, ihre imperialistische Expansion zu sichern" und "Resolution vom heutigen Teach-In in Heidelberg".
Q: Rote Hilfe: Imperialismus, Sozialdemokratie, Terror, Militanz. Zur Konterrevolution in Westberlin, Berlin Juni 1970, S. 11f

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27.06.1970:
In Heidelberg erscheint laut einer handschriftlichen Datierung heute das Flugblatt des Aktionskomitee 25. Juni: "Wesemann verurteilt" zum Prozeß wegen der Cabora-Bassa-Demonstration.
Q: Aktionskomitee 25. Juni: Wesemann verurteilt, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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27.06.1970:
Das 'Rote Forum', zuvor Organ des SDS Heidelberg und daher von dessen Verbot ebenfalls betroffen, erscheint durch die Frankfurter 'Sozialistische Correspondenz' (SC) mit einer Nr. 4 (vgl. 3.6.1970, 12.10.1970) in einer Auflage von 6 000 Stück mit dem Aufruf zur Demonstration am 30.6.1970 und den Beiträgen zum Verbot des Heidelberger SDS:
- "Die Politik des Heidelberger SDS und die Reaktion der Herrschenden (Von einem Heidelberger Genossen); sowie die Dokumentation:
- "Verfügung des Innenministeriums Baden-Württemberg (Wortlaut);
- "Resolution des Heidelberger teach-ins v. 25.6.70";
- "Der SDS ist verboten! (Betriebsflugblatt v. 25.6.70)";
- "Die Situation nach dem Verbot (Flugblatt v. 28.6.70)";
- "Zur juristischen Einschätzung des SDS-Verbots (AStA-Info v 28.6.70).
Q: Rotes Forum / Sozialistische Correspondenz Nr. 4, Frankfurt 27.6.1970

27.06.1970:
Der AStA der Universität Heidelberg gibt das Flugblatt "Wer jetzt nicht merkt, wohin der Karren läuft, wird bald selbst unter die Räder kommen" heraus, das zur Demonstration gegen das SDS-Verbot am 30.6.1970 aufruft.
Q: AStA: Wer jetzt nicht merkt, wohin der Karren läuft, wird bald selbst unter die Räder kommen, Heidelberg 27.6.1970

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29.06.1970:
In Heidelberg erscheint vermutlich Anfang dieser Woche ein Flugblatt mit Solidaritätstelegrammen gegen das SDS-Verbot von KPD/AO Berlin, Rotzök Berlin, Solidarische Aktion 3. Welt Göttingen, AStA Tübingen, SDS/ML Bochum, AStA RUB Bochum, Rotzjur, Rotzmath, Redaktion BSZ, Fachschaft Jura und Fachschaft Mathematik Bochum, von "MLHO, Kommunistische Organisation der Kieler Roten Zellen", AStA Uni München, AStA TH München, AStA Akademie München, AStA PH Esslingen, SDS Göttingen, Aktionsgruppe Göttinger Lehrlinge (AGL), SHB Göttingen, Spartakus AMS Göttingen, DKP-Hochschulgruppe Göttingen, AStA TH München und Technologie, AStA Uni Mainz, Zentraler Fachschaftsrat und Studentisches Streikkomitee Mainz sowie vom Stadtjugendring (SJR) Heidelberg, der zur Demonstration am 30.6.1970 aufruft.
Q: N. N.: Solidaritätstelegramme, O. O. (Heidelberg) 27.6.1970

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29.06.1970:
Die SAALA Heidelberg gibt, laut einer handschriftlichen Datierung heute, ein Flugblatt mit ihrer "Stellungnahme zum SDS-Verbot" heraus.
Q: SAALA: Stellungnahme zum SDS-Verbot, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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29.06.1970:
Der Erweiterte Vorstand des Stadtjugendring (SJR) Heidelberg verfasst eine "Stellungnahme zum SDS-Verbot", in der er sich davon und von der Durchsuchung der Räume des AStA distanziert.
Q: SJR: Stellungnahme zum SDS-Verbot, Heidelberg 29.6.1970

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29.06.1970:
Der DKP-Gebietsvorstand Heidelberg gibt, laut einer handschriftlichen Datierung heute, das Flugblatt "Warum wurde der SDS verboten?" heraus, das zur Demonstration am 30.6.1970 aufruft.

Auf der Rückseite finden sich Stellungnahmen von "Heidelberger Kommunisten zum SDS-Verbot".
Q: DKP: Warum wurde der SDS verboten?, Heidelberg o. J. (1970)

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29.06.1970:
An der Uni Heidelberg wird für die Vollversammlung der Math-Nat Fakultät ein Resolutionsentwurf gegen das SDS-Verbot als Flugblatt vorgelegt, der auch zur Demonstration am 30.6.1970 aufruft. Auf der Rückseite des finden sich die Wahlergebnisse zum 33. Studentenparlament an der Math-/Nat.-Fakultät, bei denen die Basisgruppe siegreich war.

Ein weiterer Resolutionsentwurf zum SDS-Verbot wird, laut einer handschriftlichen Notiz, nicht vorgetragen
Q: Krickeberg, K. et al.: Resolutionsentwurf, O. O. (Heidelberg) 29.6.1970; N. N.: Die VV der nat.-math. Studenten vom 29.6.70 möge folge Resolution beschließen, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970)

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29.06.1970:
In Heidelberg gibt der AStA der Universität ein 'Sonder-Info' - Nachrichten für die Studenten der Uni Heidelberg heraus mit dem Leitartikel "Weg mit dem SDS-Verbot".

Weitere Artikel sind:
- "Angesichts verzweifelter versuche die Demonstration zu verhindern…";
- "Wie es Zundel als Kreispolizeibehörde mit der Wahrheit hält", der aufruft zum teach-In um 20 Uhr und zur Demonstration am 30.6.1970;
- "Das Verbot des SDS in Heidelberg - Verfügung des Innenministeriums im Wortlaut", mit der Ankündigung von Demonstrationen am 30.6.1970 u.a. in Berlin, Frankfurt, Marburg, Bonn, Freiburg, Göttingen, München, Tübingen, Mannheim und Karlsruhe;
- "Zur juristischen Einschätzung des SDS-Verbots";
- "Eindeutiger Sieg der Linken - Zu den Wahlen zum 33. Studentenparlament"; sowie
- "Fotografen, und wie man sich dagegen wehrt…".
Q: AStA Uni: Sonder-Info, Heidelberg 29.6.1970

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29.06.1970:
Das Hochschulpolitische Kollektiv (HoPoKo) an der Universität Heidelberg gibt das Flugblatt "An die Heidelberger Bevölkerung mit der Bitte, sich ein kritisches Urteil zu bilden" zum SDS-Verbot heraus mit dem Aufruf zur Demonstration am 30.6.1970.

Aufgefordert wird: "Entlarvt Krause's Machtlosigkeit durch Gewaltlosigkeit!"
Q: HoPoKo: An die Heidelberger Bevölkerung mit der Bitte, sich ein kritisches Urteil zu bilden, O. O. (Heidelberg) 29.6.1970

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29.06.1970:
Der AStA der TH München gibt vermutlich erst in dieser Woche die 'Information' - Studentenzeitschrift der Technischen Hochschule München und Außenstelle Weihenstephan - Nr. 2/3 für Mai / Juni heraus. Beigelegt ist ein Blatt "Verbot des SDS Heidelberg".
Q: AStA TH: Information Nr. 2/3, München Mai / Juni 1970, Beilage

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29.06.1970:
Der SDS Göttingen berichtet aus Clausthal von der Demonstration (vgl. 1.7.1970) gegen das Verbot des SDS Heidelberg:"
Zwei Tage zuvor, auf dem teach-in am Montagabend, wo die Demonstration mehrheitlich beschlossen wurde, sprachen ein Vertreter des SDS Göttingen und ein Genosse des Aktionskomitees Sozialistischer Internationalismus (AKSI)."
Q: Roter Kurs Nr. 5, Göttingen 7.7.1970, S. 4

30.06.1970:
IKD (T) und Spartacus - KJO geben das Flugblatt "SDS-Verbot in Heidelberg - die Bourgeoisie rüstet sich für eine Verschärfung des Klassenkampfes" heraus mit Kontaktanschriften in Berlin, Frankfurt, Köln, Kiel und Oldenburg.
Q: IKD (T) / Spartacus - KJO: SDS-Verbot in Heidelberg - die Bourgeoisie rüstet sich für eine Verschärfung des Klassenkampfes, Berlin O. J. (1970)

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30.06.1970:
Der AStA der Uni Heidelberg gibt das Flugblatt "Gegen die Machenschaften der Stadt- und Staatsbürokratie - die bewußte Solidarität der Massen!" zur Demonstration gegen das SDS-Verbot um 17 Uhr heraus.
Q: AStA: Gegen die Machenschaften der Stadt- und Staatsbürokratie - die bewußte Solidarität der Massen!, Heidelberg 30.6.1970

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30.06.1970:
In Heidelberg folgen, laut DKP, 10 000 Heidelberg dem Aufruf des Komitee '25. Juni' zu einer Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970):"
Auf der Abschlußkundgebung rief unter anderem der DKP-Bezirksvorsitzende Ebert zum gemeinsamen demokratischen antifaschistischen Kampf auf."

Aufgerufen wurde auch durch ein Flugblatt des AStA der Uni, "Gegen wen ist das SDS-Verbot gerichtet?"

Gegen das Verbot des SDS Heidelberg kommt es heute bundesweit zu Demonstrationen. Außer in Heidelberg selbst wird auch (zum Teil nur vermutlich heute) demonstriert in:
- Bayern in München;
- Berlin und Hamburg;
- Hessen in Frankfurt;
- Niedersachsen in Braunschweig, Clausthal-Zellerfeld, Göttingen und Hannover;
- NRW in Bochum;
- Rheinland-Pfalz in Mainz.

Für die DKP berichtet Friedrich Pospiech:"
SOLIDARISCH MIT STUDENTEN HEIDELBERGS
AKTIVE HILFE DER DKP - ARBEITERDELEGATIONEN AUS MANNHEIM - BETRIEBSRÄTE GEGEN SDS-VERBOT

Mit diesem Ausmaß des Protestes gegen das Verbot der Heidelberger SDS-Gruppe hatte die Landesregierung Baden-Württembergs nicht gerechnet: Außer dem großen Protestmarsch in Heidelberg kam es im ganzen Bundesgebiet zu Solidaritätsdemonstrationen von Studenten, Schülern und Arbeitern. So u.a. in Stuttgart, Tübingen, Mannheim, Karlsruhe, Frankfurt, Marburg, Bonn, Freiburg, Göttingen, Saarbrücken, Kiel, Hannover und München. Mannheimer Arbeiter demonstrierten in Heidelberg. Betriebsräte aus Mannheim forderten die Aufhebung des SDS-Verbots.

In Heidelberg selbst waren dem Aufruf des 'Aktionskomitees 25. Juni' zur Protestdemonstration 10 000 Studenten und Schüler, aber auch Gruppen von Arbeitern gefolgt. Eine solche Demonstration hatte Heidelberg noch nicht erlebt. Ein mehr als drei Kilometer langer Zug bewegte sich vom Universitätsplatz durch die Straßen der Stadt.

Gleich zu Beginn der Demonstration war auf dem Universitätsplatz eine Arbeiterdelegation aus Mannheimer Großbetrieben mit starkem Beifall empfangen worden. An der Spitze demonstrierten sie unter den Losungen: 'Mannheimer Arbeiter verurteilen Polizeiterror' und 'Mannheimer Arbeiter fordern: Krause zurücktreten!'

Zahlreiche Organisationen und Gruppen, darunter die Evangelische Studentengemeinde (ESG, d.Vf.), die Jungsozialisten (Jusos der SPD, d.Vf.), die SDAJ und die DKP, brachten auf Transparenten ihren Protest gegen das SDS-Verbot zum Ausdruck. So konnte man lesen: 'KPD- und SDS-Verbot sind aller Demokraten Tod.' Immer wieder erklangen Sprechchöre: 'Zundel und Krause sind sehr fleißig, für ein neues 33ig', 'Freiheit für den SDS, Freiheit für die KPD'.

Es war eine eindrucksvolle und disziplinierte Demonstration, die von der großen Mehrzahl der Passanten entsprechend gewertet wurde. Die Rechnung der Scharfmacher in Polizei und Regierung ging nicht auf. Weder ließen sich die Demonstranten durch das massierte Polizeiaufgebot provozieren, noch kam in der Bevölkerung eine Pogromstimmung auf.

Die im 'Aktionskomitee 25. Juni' von der nordbadischen Gebietsvorsitzenden Hilde Wagner vertretene DKP trug durch ihre Aktivitäten wesentlich dazu bei, den Versuchen der bürgerlichen Presse, in der Arbeiterschaft eine Pogromstimmung gegen die Studenten zu entfachen, entgegenzuwirken. In speziellen Flugblättern an die Betriebsarbeiter und an die Bevölkerung sowie in einem offenen Brief an alle Mitglieder der Heidelberger SPD wurde überzeugend dargelegt, daß sich die Verbotsmaßnahme gegen den SDS Heidelberg gegen alle demokratischen und sozialistischen Kräfte richtet.

Die DKP rief die Arbeiter zur Unterstützung der Demonstration und zur 'gemeinsamen Aktion aller Demokraten gegen die Eskalation einer reaktionären Innenpolitik auf, die mit den Notstandsgesetzen (NSG, d.Vf.) und schon vorher mit dem KPD-Verbot eingeleitet wurde und mit dem SDS-Verbot fortgesetzt wird'.

Die Abschlußkundgebung der Heidelberger Demonstration brachte nochmals die volle Breite der Solidarität und des Protestes zum Ausdruck. Schon vor Beginn der Demonstration war der Eingang zahlreicher Solidaritätsadressen aus praktisch allen Hochschulen der Bundesrepublik, der Protest des Bundesausschusses der Jungsozialisten (Jusos der SPD, d.Vf.) und der Jungsozialisten Hessen-Süd gegen das SDS-Verbot bekanntgegeben worden.

Starker, anhaltender Beifall begleitete die Verlesung eines Solidaritätstelegramms Max Reimanns, der die Forderung nach Aufhebung des SDS-Verbots mit der nach Aufhebung des KPD-Verbots verband.

Großen Beifall löste die Mitteilung Walter Eberts aus, Vorsitzender des DKP Bezirks Baden und Mitglied des Parteivorstandes der DKP, daß 28 Betriebsräte aus Mannheimer Großbetrieben, darunter der stellvertretende Bezirksvorsitzende der DKP, darunter allein elf von Daimler-Benz (IGM-Bereich, d.Vf.), unterschriftlich die Aufhebung des SDS-Verbots und den Rücktritt des Innenministers Krause gefordert haben. Er versicherte, daß die Deutsche Kommunistische Partei ihre Mitglieder und Funktionäre dazu aufruft, weitere Aktivitäten zur Aufhebung des Verbots zu entwickeln. Der Aufbau einer geschlossenen Gegenkraft gegen die Rechtsentwicklung sei das dringendste Gebot der Stunde. Demgegenüber müßten alle ideologischen Meinungsverschiedenheiten zurückstehen. Walter Ebert betonte, die DKP werde alles in ihren Kräften Stehende tun, an der Schaffung dieser Einheitsfront mitzuwirken."

Hilde Wagner von der DKP äußert sich so:"
HEIDELBERG ERFOLGE

Als marxistische Arbeiterpartei ist die DKP die einigende Kraft bei der Verteidigung demokratischer Rechte. Das hat uns bestimmt, entschieden gegen den Polizeiüberfall auf die Demonstration am 19. Juni und gegen das Verbot des Heidelberger SDS zu protestieren.

Hinter uns liegen Tage, in denen Arbeiter und Studenten Seite an Seite gestanden haben, Flugblätter verteilten, in den überfüllten Straßen der Heidelberger Innenstadt diskutierten. Der starke Beifall für die Ausführungen der Kommunisten im Studenten-Teach-in (vgl. 25.6.1970, d.Vf.) und auf der Kundgebung der Zehntausend am 30. Juni galt der Politik unserer Partei.

Das bedeutet natürlich nicht, daß jetzt linke Studenten und Kommunisten ein Herz und eine Seele sind und daß damit alle Meinungsverschiedenheiten über Fragen des politischen Kampfes überwunden sind. Aber es ist ein Vertrauensverhältnis für kommende Aktionen und Diskussionen entstanden. Aktionen, die der Verteidigung der demokratischen Rechte aller - der Studenten wie der Arbeiter - dienen, Diskussionen, die unsere Theorie, unsere Analyse der gegenwärtigen Lage, wie sie durch die VI. Tagung des Parteivorstandes (PV - vgl. 30.5.1970, d.Vf.) vollzogen wurde, und unsere Bildungs- und Hochschulpolitik betreffen.

Bildungs- und das Hochschulprogramm der DKP gehen aus von den Interessen der Arbeiterklasse und aller Schichten, die vom Monopolkapital unterdrückt werden. Sie formulieren die Rechte aller Arbeitenden auf eine moderne Bildungs- und Berufsausbildung (?, d.Vf.). Sie setzen als einzige unter den vorliegenden bildungspolitischen Konzeptionen der herrschenden Ideologie an Schulen, Berufsschulen und Hochschulen die Forderung entgegen: Schluß mit revanchistischer Vernebelung der Köpfe, Raum für antifaschistische, demokratische Ideen, für marxistische Auffassungen in Klassen und Hörsälen, Diskussionsfreiheit für Schüler und Studenten.

In Heidelberg wird unsere Partei in den kommenden Wochen jede Aktion unterstützen, die sich die Aufhebung des SDS-Verbots zum Ziel setzt und als selbständige Kraft an der Universität und in den Betrieben auftritt.

Wir haben uns über die vielen Stimmen aus der Studentenschaft gefreut, die klar zum Ausdruck brachten: Ihr Kommunisten habt eine Veränderung bei den Heidelberger Arbeitern in ihrem Verhältnis zu uns erreicht. Und einige Studenten sagen uns auch klipp und klar: Ihr habt recht, wenn ihr von der Arbeiterklasse als der Hauptkraft im Kampf um demokratische Erneuerung sprecht.

Deshalb erhielt Walter Ebert, Bezirksvorsitzender der DKP in Baden, auf der Kundgebung der Zehntausend auch so starken Beifall, als er darüber berichtete, daß in ganz kurzer Zeit bis zur Kundgebung 28 Betriebsräte aus Mannheimer Großbetrieben, darunter zwei Betriebsratsvorsitzende, gegen das SDS-Verbot mit ihrer Unterschrift protestierten.

Der begeisterte Empfang, den die Studenten der Mannheimer Arbeiterdelegation auf der Demonstration bereiteten, zeigt uns, daß während der Aktionen der letzten Tage die von der herrschenden Klasse bewußt geschürten Ressentiments zwischen Studenten und Arbeitern abgebaut werden konnten."

Berichtet wird auch in Niedersachsen durch den SDS Göttingen (vgl. 7.7.1970).
Q: AStA Uni: Info Nr. 111, Heidelberg 8.7.1970, S. 1f; Unsere Zeit Nr. 28, Essen 11.7.1970, S. 2 und 4;Kommunist Nr. 2, Hamburg Juli 1970, S. 8;Rote Fahne Sonderdruck zum Verbot des SDS Heidelberg und Nr. 6, Berlin o.J. bzw. Juli 1970;Kommunist Nr. 2, Hamburg Juli 1970, S. 8;Einheit Kritik Einheit Nr. 1, Hamburg Juli 1970, S. *;Erklärung der Sozialistischen Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz und des Arbeitskreis Lehrlinge (AKL) zum Verbot des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) Heidelberg, Mainz 30.6.1970;KJVD-Unikollektiv Bochum: Verbot des SDS-Heidelberg: vorbereitender Schlag gegen die revolutionäre Organisation des Proletariats!, Bochum o.J. (29.6.1970);Aktionskomitee 25.Juni aller linker Gruppen: Donnerstag, 25.6., …, Bochum o.J. (30.6.1970);Aktionskomitee 25. Juni aller linker Gruppen: Verbot des SDS Heidelberg - illegaler Übergriff der Staatsmacht, Bochum o.J. (30.6.1970);AStA: Gegen wen ist das SDS-Verbot gerichtet?, O. O. (Heidelberg) o. J. (1970);Zündkerze Sdr.Nr. SDS Heidelberg verboten, Bochum o.J. (30.6.1970);Rote Zelle Nr. 1, Bochum Nov. 1970, S. 4;Rotes Blatt München Nr. 11, München 29.6.1970, S. *;Roter Kurs Nr. 5, Göttingen 7.7.1970, S. 1ff;Roter Panther Nr. 1, Frankfurt Sept. 1970, S. *;Internationale Arbeiterkorrespondenz Nr. 31, Frankfurt Okt. 1970, S. 16ff;SDS-Gruppe Hannover: Info Nr. 10/11, Hannover 1970, S. *;DKP Informationen Nr. 11, Hannover 10.7.1970, S. 1;KPD/ML-ZK-OG, RG München: Der Kommunismus läßt sich nicht verbieten, München o.J. (Juni 1970), S. 2;KPD/ML-ZK-OG, RG München: Erfolgreiche Demonstration, München o.J. (Juli 1970), S. 1

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30.06.1970:
Die RKJ Mannheim der GIM gibt das Flugblatt "Solidarität mit dem Heidelberger SDS!" heraus, das zur Demonstration um 17 Uhr in Heidelberg und am 1.7.1970 in Mannheim aufruft.
Q: RKJ: Solidarität mit dem Heidelberger SDS!, O. O. (Mannheim) o. J. (1970)

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30.06.1970:
In München soll heute, laut 'Rotem Blatt', eine Demonstration und ein Teach-In im Hörsaal 201 gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970) stattfinden (vgl. 13.7.1970). Aufgerufen wurde durch die Arbeiterbasisgruppen (ABG), die Roten Zellen an der Universität und die Rote Schülerfront (RSF) mit einem Flugblatt "Der Kommunismus lässt sich nicht verbieten" (vgl. 6.7.1970).

Durch die OG München der KPD/ML-ZK und die Rote Garde (RG - vgl. 25.6.1970) wurde aufgerufen zur Demonstration um 17 Uhr ab Geschwister-Scholl-Platz auf der Route Hofgarten, Christoph-/Liebigstr., Trift/Thierschstr., Rosenheimerstr., Preysingstr., Metzstr., Weißenburgerpl., Franziskanerstr., Maria Hilf, Falkenstr., Edlingerpl., Sommerstr., Freibadstr., Giesingerberg, Ichostr., Deisenhoferpl.

Anschließend (vgl. 6.7.1970) berichten die KPD/ML-ZK OG München und die RG:"
ERFOLGREICHE DEMONSTRATION

Zehntausende von Arbeitern und anderen Werktätigen, Lehrlinge, Studenten und Schüler sind letzten Dienstag in Westdeutschland und Westberlin den Parolen und Aufrufen der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten und anderer revolutionärer Organisationen in den einzelnen Städten gefolgt.

In München demonstrierten rund 2 000 Menschen durch Lehel, Haidhausen, Au, Giesing. Tausende von Arbeitern standen am Straßenrand oder in den Fenstern, als der Demonstrationszug vorbeikam. Viele von ihnen äußerten ihre Zustimmung, einige sogar reihten sich unter den revolutionären Parolen in den Zug ein.

UMFASSENDE VERSAMMLUNGS-, ORGANISATIONS- UND DEMONSTRATIONSFREIHEIT FÜR DIE ARBEITERKLASSE IM BETRIEB UND AUF DER STRASSE!
ALLE MACHT IN DIESEM STAAT FÜR DAS PROLETARIAT!
AUCH KEIN SDS-VERBOT MACHT DEN KOMMUNISMUS TOT!
LASST EUCH DAS NICHT BIETEN: IMMER HÖHRE MIETEN!
und andere mehr.

Sie alle haben ihre Einheit und Entschlossenheit dem Verbot des SDS Heidelberg entgegengestellt."

Auch die ABG, die RSF und die Roten Zellen berichten anschließend mit einem Flugblatt "Erfolgreiche Demonstration" von heute (vgl. 6.7.1970).
Q: KPD/ML-ZK-OG, RG München: Der Kommunismus läßt sich nicht verbieten, München o.J. (Juni 1970), S. 1f; ABG, RSF, Rote Zellen: Erfolgreiche Demonstration, München o.J. (Juli 1970)KPD/ML-ZK-OG, RG München: Erfolgreiche Demonstration, München o.J. (Juli 1970), S. 1;Rotes Blatt Nr.11, München 29.6.1970, S. 1;ABG, Rote Zellen, RSF: Der Kommunismus lässt sich nicht verbieten, München o. J. (1970)

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30.06.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO bei AEG-Telefunken die Nr. 5 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 18.6.1970, 15.7.1970) heraus, die sich auch mit dem Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 19.6.1970, 24.6.1970), den man mit den Roten Zellen Westberlin weitgehend gleichsetzt auch noch mit Cabora Bassa in Mosambik befaßt, weshalb ja der SDS Heidelberg u.a. verboten wurde.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr. 5, Berlin 30.6.1970, S. 4ff

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30.06.1970:
In Berlin gibt die Betriebsgruppe Siemens der PEI ein Flugblatt zum Verbot des SDS Heidelberg heraus, das zur heutigen Demonstration aufruft.
Q: Betriebsgruppe Siemens: Heidelberg - Sozialistische Organisation verboten, Berlin o. J. (30.6.1970)

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30.06.1970:
In Berlin geben IKD (T) und Spartacus - KJO das bundesweite Flugblatt "SDS-Verbot in Heidelberg - die Bourgeoisie rüstet sich für eine Verschärfung des Klassenkampfes" mit einem Stempelaufdruck heraus, der zur Demonstration um 18 Uhr ab Südstern aufruft.
Q: IKD (T) / Spartacus - KJO: SDS-Verbot in Heidelberg - die Bourgeoisie rüstet sich für eine Verschärfung des Klassenkampfes, Berlin O. J. (1970)

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30.06.1970:
In Berlin gibt der Zentralrat der Roten Zellen das Flugblatt "Kampf der Illegalisierung sozialistischer u. kommunistischer Organisationen!" heraus, das zur Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg um 18 Uhr ab Südstern aufruft.
Q: Zentralrat der Roten Zellen: Kampf der Illegalisierung sozialistischer u. kommunistischer Organisationen!, O. O. (Berlin) o. J. (1970)

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30.06.1970:
In Berlin beteiligen sich, laut KPD/AO, 5 000 Personen an einer Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970), zu der u.a. die KPD/AO und Rote Zellen aufriefen. Die KPD/AO gab dazu einen Sonderdruck ihrer 'Roten Fahne' (RF) heraus.
Q: Rote Fahne Sonderdruck zum Verbot des SDS Heidelberg und Nr. 6, Berlin o.J. bzw. Juli 1970

30.06.1970:
Die heutige 'RPK' Nr. 71 berichtet vom Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970) und ruft zur der heutigen Demonstration dagegen auf.
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 71, Berlin 30.6.1970

30.06.1970:
An der Frankfurter Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970) beteiligen sich, nach eigenen Angaben, auch die Roten Panther (RP).
Q: Roter Panther Nr.1,Frankfurt Sept. 1970

30.06.1970:
Die Internationale Arbeiterkorrespondenz (IAK) berichtet aus Frankfurt:"
SPD ARBEITNEHMERFORUM (vgl. Juli 1970,d.Vf.)

In Hessen hat die SPD in Vorbereitung der Landtagswahlen im Herbst (vgl. 8.11.1970,d.Vf.) ein sog. 'Arbeitnehmerforum' am 30.6.1970 organisiert. Dort bot die SPD Betriebsfunktionären an, über Löhne, Preise und Mieten zu diskutieren. … Zur gleichen Zeit demonstrierten in den Straßen Frankfurts zweitausend Jugendliche gegen das Verbot des Heidelberger SDS (vgl. 24.6.1970,d.Vf.). OB Möller hatte am Vortag im Unterbezirk der SPD einen Beschluß durchgesetzt, der die Rücknahme des SDS Verbots und den Rücktritt des SPD Innenministers Krauses fordert. Durch unser Eingreifen gelang es einen Teil der Demonstranten zu überzeugen, daß es notwendig sei zum Arbeitnehmerforum zu ziehen, um die Forderungen der Jugend mit denen der Arbeiter zu verbinden und - um von der SPD Frankfurt Konsequenzen aus ihren Beschlüssen zu verlangen. Das Erscheinen der jugendlichen Demonstranten, sowie ihr ungeschicktes Auftreten unterbrach für einen Moment die Diskussion. Möller versprach zwar eine Diskussion mit den Demonstranten, aber zur gleichen Zeit spielte er die Betriebsfunktionäre und die Jugendlichen gegeneinander aus, indem er demagogisch davon sprach, die Mehrheit lasse sich von einer Minderheit nicht unter Druck setzen. Die Lage für die Bürokraten war gerettet und sie verließen fluchtartig das Podium."
Q: Internationale Arbeiterkorrespondenz Nr. 31 und 33, Frankfurt Juli 1970 bzw. Okt. 1970, S. 16ff bzw. S. 3f

30.06.1970:
In Braunschweig findet, laut DKP, vermutlich heute eine Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg in Baden-Württemberg (vgl. 24.6.1970) statt.
Q: DKP Informationen Nr. 11, Hannover 10.7.1970, S. 1

30.06.1970:
In Clausthal-Zellerfeld findet, laut DKP, vermutlich heute eine Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg in Baden-Württemberg (vgl.
24.6.1970) statt.
Q: DKP Informationen Nr. 11, Hannover 10.7.1970, S. 1

30.06.1970:
In Göttingen findet, laut DKP, vermutlich heute eine Demonstration gegen das Verbot des SDS Heidelberg in Baden-Württemberg (vgl. 24.6.1970) statt:"
FÜR AUFHEBUNG DES VERBOTS DES SDS UND DER KPD!

3 000 demonstrierten in Göttingen …

In Göttingen führten alle progressiven Organisationen eine gemeinsame Protestaktion gegen das Verbot der Hochschulgruppe des SDS in Heidelberg durch. An einer Demonstration durch die Straßen der Stadt beteiligten sich fast 3 000 Studenten, Lehrlinge und Schüler. …

Zu einer Solidaritätsaktion riefen in einem gemeinsamen Flugblatt 11 Jugend- und Studentengruppen, darunter der AStA der Georgia Augusta (Uni,d.Vf.), die Hochschulgruppe der DKP, die SDAJ, der SDS, Spartakus AMS, der SHB, Politikon und andere.

In dem gemeinsamen Flugblatt heißt es unter anderem: 'Die westdeutsche Linke hat ihre Erfahrungen mit dem KPD-Verbot. Auch dieses Verbot traf nur scheinbar diese eine Organisation. Es stellte alle organisierte politische Arbeit von Sozialisten und Kommunisten unter permanente Verbotsdrohung. Solange nicht die Aufhebung des KPD-Verbots erkämpft ist, werden Sozialisten in der BRD 'Verhaftete auf Urlaub' sein.

Deshalb demonstrieren heute alle Demokraten und Sozialisten unter folgenden Parolen: Gegen das Verbot des SDS Heidelberg. Wir fordern die Absetzung des Heidelberger OB (Oberbürgermeister,d.Vf.) Zundel und des baden-württembergischen Innenministers Krause. Gegen das Verbot der KPD. Für die Solidarität aller Demokraten und Sozialisten im Kampf gegen Reaktion und Imperialismus.'

Auf der Kundgebung auf dem Marktplatz in Göttingen sprach neben Vertretern des SDS, des Spartakus AMS, des SHB auch das Bezirksvorstandsmitglied der DKP und Funktionär der Hochschulgruppe der DKP, Ullrich Piepkorn."
Q: DKP Informationen Nr. 11, Hannover 10.7.1970, S. 1

30.06.1970:
In Hannover mobilisieren SDS und die Asten von TU und PH mit einem gemeinsamen Flugblatt zu den Aktionen gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970). Eine Demonstration soll heute ab Opernplatz, ein Teach In im Lichthof der TU und im Audimax der PH stattfinden. Dies meldet auch die DKP.
Q: SDS-Gruppe Hannover: Info Nr. 10/11, Hannover 1970; DKP Informationen Nr. 11,Hannover 10.7.1970, S. 1

30.06.1970:
Die MLHO Kiel gibt vermutlich heute ein Flugblatt zum Verbot des SDS Heidelberg heraus, welches zur Kundgebung der MLHO um 16 Uhr auf dem Rathausplatz aufruft.
Q: MLHO: ohne Titel,o. O. (Kiel) o. J. (1970)

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30.06.1970:
Bei Opel Bochum erscheint eine Sondernummer der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK (vgl. 10.6.1970, 20.7.1970) mit zwei Seiten DIN A 4:"
SDS HEIDELBERG VERBOTEN

Kollegen!
Der SDS Heidelberg ist verboten worden. Polizei drang in seine Zentrale und verwüstete die Räume. Kasse und Akten ließ sie mitgehen.

Anlaß für das von der großen Koalition Baden-Württembergs von langer Hand vorbereitete Verbot war eine Demonstration gegen die Anwesenheit solcher Leute wie Mc Namara (früher US-'Verteidigungs'-Minister, hauptverantwortlich für die technische Durchführung des US-Kriegs in Vietnam, heute Weltbankpräsident, als welcher er ebenso tüchtig in die eigene Tasche wirtschaftet) und Eppler (Bundesminister für Entwicklungs'hilfe').

Diese Herrschaften berieten sich darüber, wie sie mit gemeinsamen 'Entwicklungshilfe'-Projekten die Völker der Dritten Welt noch besser ausplündern können. Im Mittelpunkt dieser Beratungen stand der Bau des Cabora-Bassa-Staudamms in der portugiesischen Kolonie Mosambik, mit dessen Hilfe die weiße Kolonialherrschaft dort verlängert werden soll.

Während die schwedische Regierung unter dem Druck der empörten Bevölkerung ihre Beteiligung daran aufkündigte, reicht es der westdeutschen Bourgeoisie nicht mehr, ihren Gegner die Schuld für kaputte Autos usw. anzuhängen, weil ihr das nicht mehr geglaubt wird. Sie weiß sich nur noch durch Polizeieinsatz zu helfen.

Denn die Profite solcher Konzerne wie Siemens, die an dem Vorhaben beteiligt sind, sind zu wichtig, als daß man da moralische Bedenken gelten lassen kann.

Vielleicht erinnern sich einige von Euch noch daran, wie vor rund zwei Jahren das Entwicklungs'hilfe'ministerium auf dem Husemannplatz versucht hat, den Bochumer Einwohnern Sand in die Augen zu streuen (vgl. **.*.1968,d.Vf.). Der Bochumer SDS hatte damals für alle Anwesenden überzeugend dieses schmutzige Spiel aufgedeckt, so daß sich die Herren von CDU und SPD ständig in Widersprüche verwickelten und der Lüge überführt werden konnten.

So etwas wurde jetzt in Heidelberg zum Beweis für Verfassungsfeindschaft erklärt.

Mancher von Euch wird sich noch an 1933 erinnern, wo die Klassenkampforganisationen der Arbeiter, besonders die KPD, durch die mit Krupp- und Thyssen-Geldern an die Macht gekommenen Nazis liquidiert wurden.

Den Kapitalisten ist die zunehmende Unruhe unter den Arbeitern seit den Septemberstreiks in die Knochen gefahren. Sie haben Angst, daß bei der nächsten Krise (Winter 1971) viele Kollegen organisiert gegen die Entlassungswelle, die Herabsetzung der Löhne und die Abschaffung der wenigen
Schutzrechte, die wir noch haben, vorgehen könnten. In manchen Betrieben haben sie für diesen Fall schon bewaffneten Werkschutz.

So wie sie durch ihre Handlanger in den Regierungen heute eine sozialistische Studentenorganisation verbieten, so können sie morgen versuchen, die erstarkende Arbeiterpartei KPD/ML und ihre Betriebsgruppen zu verbieten, weil sie ihnen zu gefährlich wird.

Insofern ist der Angriff auf den SDS auch ein Angriff auf die Arbeiterklasse. Wir sind fest davon überzeugt, daß den Angriffen der Kapitalisten wirksam auf die Dauer nur unter der Führung durch die Arbeiterklasse und ihre Partei KPD/ML entgegengearbeitet werden kann

WIR RUFEN DAHER DIE KOLLEGEN AUF, SOLIDARITÄT MIT DEN STUDENTEN DES SDS-HEIDELBERG ZU BEWEISEN!

SOLIDARITÄTSDEMONSTRATION HEUTE UM 17 UHR AUF DEM HUSEMANNPLATZ".
Q: Zündkerze Sdr.Nr. SDS-Heidelberg verboten, Bochum o.J. (30.6.1970)

30.06.1970:
Zur heutigen Demonstration in Bochum gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970) um 17 Uhr ab Husemannplatz verteilte das Aktionskomitee 25. Juni aller linken Gruppen an der Ruhruni (RUB) vorher das folgende Flugblatt von einer Seite DIN A 4 ohne Impressum:"
AKTIONSKOMITEE 25.JUNI ALLER LINKEN GRUPPEN

Donnerstag, 25.6., morgens:

25 Mannschaftswagen der Polizei, darunter mindestens ein gepanzertes Fahrzeug, fahren an der Uni Heidelberg auf.

Um 10 Uhr dringen bewaffnete Polizeitrupps in die AStA-Räume ein. Zuerst wird der Raum des SDS 'ausgehoben', die Kasse wird beschlagnahmt. Anschließend werden die AStA-Räume auf den Kopf gestellt: Akten, darunter wichtige Prozeßunterlagen der Fachschaften, Infos und die Zeitschrift 'Rotes Forum' werden mitgenommen.

DAS BADEN-WÜRTTEMERGISCHE LANDESKABINETT (CDU/SPD) HAT DEN SDS-HEIDELBERG VERBOTEN!

Anlaß des Verbots war eine große vom SDS-Heidelberg und anderen linken Gruppen organisierte Demonstration gegen eine Tagung von Experten der imperialistischen 'Entwicklungshilfe' und ihren Hauptexponenten Mc Namara (Vietnam-Kriegsverbrecher, jetzt Weltbankpräsident).

Reaktion der Heidelberger Studenten gegen das SDS-Verbot und die Polizeiaktion gegen den AStA:

Auf einem teach-in wird von 4 000 Studenten die Polizeiaktion schärfstens verurteilt und die Aufhebung des SDS-Verbots gefordert. Ein Aktionskomitee 25.Juni wird gewählt.

Das teach-in fordert alle demokratischen und sozialistischen Kräfte in der BRD und Westberlin auf, am Dienstag, dem 30.6., Solidaritätsdemonstrationen durchzuführen.

Die Heidelberger Studenten demonstrieren heute um 17 Uhr gegen das SDS-Verbot. Gleichzeitig finden in der ganzen BRD Solidaritätsdemonstrationen statt.

Auch in Bochum haben ALLE LINKEN GRUPPEN ein Aktionskomitee 25.Juni gebildet: Das Aktionskomitee ruft auf zu einer

SOLIDARITÄTSDEMONSTRATION GEGEN DAS VERBOT DES SDS-HEIDELBERG heute: 17 Uhr, Husemannplatz

Alle sozialistischen Studenten müssen erkennen, daß das Verbot des SDS-Heidelberg sich nicht nur gegen den SDS richtete, sondern ein Testfall ist für die Zerschlagung aller demokratischen und sozialistischen Organisationen und insbesondere der Organisationen der Arbeiterklasse. Darauf hat sich die Bourgeoisie durch die Notstandsgesetze (NSG, d.Vf.), durch Genschers Formierung des Werkschutzes zu einem politischen Überwachungstrupp und durch das Berliner 'Handgranatengesetz' (vgl. **.*.1970,d.Vf.) vorbereitet. Wir rufen deshalb auf zum Kampf für die Aufhebung des SDS-Verbots und für die Aufhebung des KPD-Verbots."

Im Aktionskomitees vertreten sind:
- AStA der RUB,
- Junge Garde (JG) der IAK,
- Unikollektiv des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD) der KPD/ML-ZB,
- Liberaler Studentenbund Deutschlands (LSD),
- Rote Zelle Rechtswissenschaft,
- Rote Zelle Mathematik,
- Rote Zelle Theologie,
- SDS/ML der KPD/ML-ZK,
- Sozialdemokratischer Hochschulbund (SHB),
- Spartakus-Assoziation Marxistischer Studenten (AMS) der DKP.

Aufgerufen wurde auch vom Unikollektiv des KJVD der KPD/ML-ZB an der RUB (vgl. 29.6.1970). Durch die KPD/ML-ZK wurde heute auch im IGM-Bereich bei Opel aufgerufen.

Vermutlich während der Demonstration verbreitet das Aktionskomitee 25.Juni das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 ohne Impressum:"
VERBOT DES SDS - ILLEGALER ÜBERGFIFF DER STAATSMACHT

Letzten Donnerstag, 25.Juni, beschloß die baden-württembergische Landesregierung durch den SPD-Innenminister Krause, den SDS Heidelberg zu verbieten. Daraufhin erschienen etwa 75 Polizisten im Haus der Studentenvertretung, die zwar vom SDS gestellt wird, aber als öffentlich-rechtliche Institution gar nicht vom SDS-Verbot betroffen sein kann. Ohne Hausdurchsuchungsbefehl, ohne eine Erlaubnis des Rektors, der das Hausrecht hat und ohne sich um die Proteste der anwesenden AStA-Mitglieder zu kümmern, zertrümmerten sie Schränke und Aktenregale, durchwühlten sämtliche Büroräume, selbst den des Studentenreisedienstes und beschlagnahmten alles, was nicht niet- und nagelfest war.

'Begründet' wurde diese rechtswidrige Terroraktion damit, daß der Heidelberger SDS 'die revolutionäre Umgestaltung der derzeitigen politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik anstrebe, und zwar mit gewaltsamen Mitteln.' Anlaß für diese Nazi-Methoden im Umgang mit linker Opposition war eine am 19.Juni vom SDS organisierte Demonstration mit 1 300 Teilnehmern. Sie richtete sich gegen eine sogenannte internationale Konferenz zur Entwicklungshilfe, auf der einflußreiche Vertreter des US- und westeuropäischen Imperialismus zusammentrafen (u.a. der ehemalige US-Kriegsminister und jetzige Weltbankpräsident Mc Namara und der bundesdeutsche Kolonialminister Eppler, SPD).

Ziel der Demonstration war es, die Öffentlichkeit über die Beteiligung westdeutscher Großkonzerne (AEG, Siemens, Voith, Hochtief Essen und Hoesch Dortmund) am Staudamm-Projekt Cabora Bassa in der portugiesischen Kolonie Mozambique aufzuklären. Dieser Staudamm hat einzig und allein die Funktion, die barbarische Herrschaft der portugiesischen Kolonialisten zu festigen. Das Geld, das die portugiesischen Räuber benötigen, um ihre Ausrottungsfeldzüge gegen die afrikanische Bevölkerung weiterhin finanzieren zu können, können sie aus dem Verkauf von Energie an die rassistische südafrikanische Republik (Azania,d.Vf.) ziehen. Weiterhin erlaubt ihnen der entstehende Stausee die Ansiedlung von Wehrdörfern in bislang 'schwer kontrollierbaren' Gebieten, wo 'weiße Herrenmenschen' das erreichen sollen, was weder US-amerikanischer Napalm noch bundesdeutsche Bomben bislang vermochten: die Niederhaltung der um ihre Befreiung kämpfenden afrikanischen Bevölkerung.

Unter der Losung: 'Keine Beteiligung an Cabora Bassa' ist es schwedischen und italienischen Oppositionsgruppen gelungen, ihre Regierungen zu zwingen, bereits zugesagte Beteiligungen an diesem Staudamm-Projekt wieder zurückzunehmen. In Westdeutschland dagegen wurde der erste Versuch, die deutsche Beteiligung anzuprangern, mit einer wilden Prügelorgie durch die SPD-gelenkte Polizei beantwortet. Die Heidelberger Demonstration, die einen völlig friedlichen Charakter getragen hatte (die Demonstranten hatten weder Schutzhelme noch Regenmäntel dabei), wurde mit äußerster Brutalität zusammengeknüppelt, wobei Wasserwerfer und Tränengaskanonen eingesetzt wurden.

Wir demonstrieren hier gegen jeden Versuch, die demokratische und sozialistische Opposition durch Verbote und Polizeieinsätze für kriminell zu erklären. Bei dem Verbot des Heidelberger SDS handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Es ist vielmehr in einer Reihe zu sehen mit dem KPD-Verbot, den Notstandsgesetzen, der kürzlichen Verabschiedung des Handgranatengesetzes in Westberlin und den Aktivitäten des 'Werkschutzes' in Großbetrieben, der zunehmend mit den Spitzelmethoden der politischen Polizei (K14,d.Vf.) arbeitet.

SOLIDARITÄT MIT DEM VERBOTENEN SDS HEIDELBERG
AUFHEBUNG DES SDS VERBOTES
SCHLUSS MIT DEM POLIZEIETROOR VON CDU U N D SPD
AUFHEBUNG DES KPFD VERBOTES
BEKÄMPFT FASCHISTISCHE TENDENZEN IN DER BRD
BRD ENTWICKLIUNGSHILFE GLEICH AUSBEUTUNG DER 3. WELT
KAMPF DER BRD BETEILIGUNG AM CABORA-BASSA-PROJEKT
KAMPF DER IMPERIALISTISCHEN ALLIANZ BRD-SÜDAFRIKA"
Q: KJVD-Unikollektiv Bochum: Verbot des SDS-Heidelberg: vorbereitender Schlag gegen die revolutionäre Organisation des Proletariats!, Bochum o.J. (29.6.1970); Aktionskomitee 25. Juni aller linker Gruppen: Donnerstag, 25.6.,…, Bochum o. J. (30.6.1970);Aktionskomitee 25. Juni aller linker Gruppen: Verbot des SDS Heidelberg - illegaler Übergriff der Staatsmacht, Bochum o.J. (30.6.1970);Zündkerze Sdr.Nr. SDS Heidelberg verboten, Bochum o.J. (30.6.1970);Rote Zelle Nr. 1, Bochum Nov. 1970, S. 4

30.06.1970:
In Mainz wurde eine "Erklärung der Sozialistischen Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz und des Arbeitskreis Lehrlinge (AKL) zum Verbot des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) Heidelberg" (vgl. 24.6.1970) verbreitet die auf die heutige Demonstration zu dem selben Anlaß hinweist.
Q: Erklärung der Sozialistischen Arbeiterbasisgruppe (SABG) Mainz und des Arbeitskreis Lehrlinge (AKL) zum Verbot des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) Heidelberg, Mainz 30.6.1970