Frauenlöhne und Leichtlohngruppen im Jahr 1973

15.01.1973:
Bei Siemens Bremen gibt der KB Bremen (KBB) vermutlich Anfang dieser Woche seinen 'Kern' Nr. 8 (vgl. 18.12.1972, 26.2.1973) heraus mit dem Artikel "Was Männer nicht können" zu den Frauen bzw. den Leichtlohngruppen.
Q: Der Kern Nr. 8, Bremen o.J. (1973), S. 6f

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23.01.1973:
In Aachen und Aldenhoven gibt die Zelle Philips der KPD die Nr. 12 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 18.12.1972, Feb. 1973) heraus. Ein Brief eines Kollegen befasst sich u.a. mit dem Akkordsystem in der Mechanischen Werkstatt und der Frauenarbeit in Halle N bzw. den Leichtlohngruppen.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Philips Nr. 12, Aachen 23.1.1973, S. 6f

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23.02.1973:
Die KPD berichtet:"
Der erzreaktionäre CDU-BR Zugowski von Henkel (CPK-Bereich in Düsseldorf, d.Vf.) vertrat auf der Tarifkommissionssitzung am 23.2. im DGB-Bundesvorstand eisern eine prozentuale Forderung, um damit die Spaltung zwischen den einzelnen Lohngruppen und Arbeitern und Angestellten zu festigen."
Q: Rote Fahne Nr. 14, Dortmund 4.4.1973, S. 4

23.03.1973:
Bei Krone Berlin findet, laut 'Gewerkschaftern bei Krone', eine Betriebsversammlung (BV) statt.

Morgens wird ein Flugblatt "Stop Huber, Heide und Konsorten! Weniger Arbeit - Mehr Geld!" verteilt worden, welches mit 'Einige Kolleginnen und Kollegen der KRONE GmbH' unterzeichnet ist. Heide ist der Betriebsratsvorsitzende und Huber der Geschäftsführer. In dem Flugblatt wird von der letzten Betriebsversammlung 1972 berichtet, nach der ein Kollege entlassen wurde, der dort geredet hatte. Allerdings müsse Krone ihm, wegen einer Arbeitsgerichtsklage, bereits seit 4 Monaten seinen Lohn weiterbezahlen. Ein anderer sei in das Werk Wittenau versetzt worden. Dieser klage ebenfalls. Um auf der heutigen Betriebsversammlung derartige Repressionen wirkungslos zu machen wird dazu aufgefordert, daß viele sprechen sollen, z.B. zum "Extrabeschiss mit der Lohnabrechnung und über den zu erwartenden Lohnraub durch Akkorderhöhungen". IGM und Betriebsrat sollen endlich Stellung beziehen zu den Forderungen "Keine Akkorderhöhungen mehr! Weg mit den 'Frauen' Lohngruppen!"
Q: Internationale Marxistische Diskussion Arbeitspapiere Nr. 13, Berlin 1973

28.03.1973:
Die KPD befaßt sich heute mit der KPD/ML-ZK:"
ZUM 'BÜNDNISANGEBOT' DER KPD/ML-ROTER MORGEN: KLARE FRONTEN!

1. Seit ihrer Gründung im Februar 1970 hat unsere Partei am 1.Mai, dem internationalen Kampftag des Proletariats, die Frage der revolutionären Einheit der Arbeiterklasse ins Zentrum gestellt. Die von Jahr zu Jahr wachsende Zahl der Teilnehmer an den Mai-Demonstrationen der Partei zeigt, daß die KPD den Zusammenschluß der Werktätigen auch praktisch, im Kampf voranzutreiben in der Lage war.

Ihre Hauptlosungen lauteten:

am 1. Mai 1970 in Westberlin:
Gleicher Lohn für deutsche und ausländische Arbeiter! Gleicher Lohn für Männer und Frauen! Gleicher Lohn für Westberliner und westdeutsche Arbeiter!"
Q: Rote Fahne Nr. 13, Dortmund 28.3.1973, S. 7

April 1973:
Die DKP Lüneburg gibt erstmals ihre Betriebszeitung 'Hammer und Amboß' (vgl. 23.4.1973) heraus mit dem Artikel:"
DIE FRAU - MENSCH ZWEITER KLASSE?

Trotz 'Gleichberechtigung' der Frauen ist es den Arbeitnehmerverbänden - sprich Gewerkschaften - nicht gelungen, namentlich in Industriebetrieben und im Einzelhandel (Kaufhäuser usw.) (HBV-Bereich, d.Vf.) die unzähligen Lohngruppen fortzubringen. Betriebsräte - wenn mehrere Perioden im Amt - lassen sich leider häufig von den Bossen mißbrauchen.

Während in den sozialistischen Ländern nach dem Prinzip 'gleiche Arbeit, gleicher Lohn' verfahren wird, gibt es in der sogenannten freien und demokratischen BRD extra 'untere' Lohngruppen, die den Frauen vorbehalten sind. Zum Beispiel:
Lohngruppe V gleich Facharbeiter
Lohngruppe IV gleich Angelernte Arbeiter
Lohngruppe III gleich Ungelernte Arbeiter
Lohngruppe II gleich Angelernte Arbeiterin
Lohngruppe I gleich Ungelernte Arbeiterin

Zwischen den Gruppen V - I besteht oft ein Lohnunterschied von 1 DM pro Stunde! Nun, bei 170 Stunden im Monatsdurchschnitt weiß jede Arbeitnehmerin, wie sie eingestuft ist - als Mensch 2. Klasse.

Auch vermißt man den Ausdruck 'Facharbeiterin' in den einzelnen Tarifen. Im Einzelhandel, vor allem in den Kaufhäusern und kaufmännischen Berufen ist der Lohndifferenzbetrag pro Monat noch größer. In der DDR ist diese Frage durch die Herstellung der völligen Gleichberechtigung der Frau längst gelöst! Bei uns in der BRD aber kann nur der gemeinsame Kampf der Arbeiter und die Stärkung der gewerkschaftlichen Kampfkraft diese enormen Lohnunterschiede beseitigen!

Die SPD-Regierung unternimmt in dieser Beziehung allerdings nichts, sondern belastet den kleinen Mann durch neue Steuererhöhungen (z.B. Mineralölsteuer) sowie staatlich geduldete Preissteigerungen. Nur die Arbeiterpartei, die DKP, eht den Bossen wirklich an den Kragen. In unserem Kampfprogramm fordern wir eine sofortige höhere Besteuerung der Großkonzerne (Anhebung des Steuersatzes von 53 auf 80 Prozent), verbunden mit einem Preisstop sowie eine drastische Einschränkung der Rüstungsausgaben um jährlich 15 Prozent zunächst bis zur Hälfte. Unmißverständlich gesagt: Nur wer dem Großkapital etwas nimmt, kann den Arbeitern etwas geben!"
Q: Hammer und Amboß Nr. 1, Lüneburg Apr. 1973, S. 4

23.04.1973:
In Berlin gibt der Maiausschuss '73 vermutlich in dieser Woche seine 'Mai-Zeitung' Nr. 3 (vgl. 3.3.1973) heraus mit dem Artikel "Schwerstarbeit für Leichtlohn" zu den Frauen.
Q: Maiausschuss '73: Mai-Zeitung Nr. 3, Berlin Apr. 1973, S. 2

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29.04.1973:
Die Sozialistische Arbeitsgemeinschaft (SAG) Alsfeld gibt spätestens heute oder morgen die auf Mai datierte Nr. 6 ihres 'Roten Oberhess' (RO) (vgl. März 1973, 9.7.1973) - Lehrlings- und Jungarbeiter-Zeitung der SAG heraus. In "Kangol-Teka Knochenmühle" wird für die weiblichen Beschäftigten dieser Autoteile-Firma die Abschaffung der Leichtlohngruppen und, ebenfalls für die Frauen, gleicher Lohn gefordert.
Q: Der Rote Oberhess Nr. 6, Alsfeld Mai 1973, S. 7f

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01.05.1973:
Die 'Peking Rundschau' berichtet, daß "50 000 Werktätige in München an einer Versammlung auf dem Königsplatz teilnahmen. Sie trugen rote Banner und Plakate mit den Losungen wie 'Gegen Lohnraub, Preissteigerungen und politische Unterdrückung!', 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit von Männern, Frauen, Lehrlingen und ausländischen Arbeitern!'.
Q: Peking Rundschau Nr. 19, Peking 15.5.1973, S. 19

07.06.1973:
Bei Pierburg Neuß findet, laut AB, ab heute ein zweitägiger Streik von 500 Beschäftigten für eine Teuerungszulage (TZL) von 1 DM statt.

Laut dem Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) Neuß der KPD streiken heute und morgen bei Pierburg bis zu 1 000 meist ausländische Frauen.

Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet (vgl. 6.8.1973):"
Schon an Pfingsten hatten die Kollegen bei PIERBURG zwei Tage ergebnislos gestreikt, um eine Höhereinstufung von 2 400 Kollegen (davon 1 700 Ausländerinnen) zu erzwingen. Diese Kollegen waren trotz Akkordarbeit am Band, mit Zustimmung der örtlichen Gewerkschaftsführung und des Betriebsrats, in Leichtlohngruppe 2 eingestuft und durften bisher für einen Hungerlohn von 4, 70 (brutto) schuften, was für viele trotz Überstunden nur 600 Mark netto monatlich einbrachte.

Gleichen Lohn für gleiche Arbeit gab es bei PIERBURG auch nicht, stattdessen spalterische Lohnunterschiede zwischen deutschen und ausländischen, männlichen und weiblichen Kollegen. Besonders ausländische Kolleginnen wurden von der Geschäftsleitung und ihren Handlangern wie Straßenmädchen behandelt."

Die 'Wir wollen alles' (WWA - 25.6.1973) berichtet, dass der Streik von den ausländischen Frauen einer Abteilung ausgeht, die durchs Werk demonstrieren, woraufhin dann 400 der 1 500 Ausländerinnen streiken. Morgen endet der Ausstand.
Q: Wir wollen alles Nr. 5, Gaiganz Juni 1973; Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 15;Rote Fahne Nr. 25, Dortmund 20.6.1973;Roter Aufmucker Nr. 28, München Juli 1973;Roter Weichensteller Nr. 10, München Juli 1973;Roter Widerdruck Nr. 24, München Juli 1973

05.07.1973:
Die Kommunistische Arbeitergruppe (KAG) Göttingen gibt ihre Branchenzeitung 'Der Metaller' Nr. 5 (vgl. 12.6.1973, 2.10.1973) für Juni/Juli heraus mit dem Artikel "Weg mit Leichtlohngruppen!" zu Dr. Kern, wo eine Betriebsausgabe des 'Metallers' erschien (vgl. 12.6.1973).
Q: Der Metaller Nr. 5, Göttingen 5.7.1973, S. 6

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13.08.1973:
In Neuß beginnt, laut SAG, ein Streik bei Pierburg (vgl. 14.8.1973), der bis zum 17.8.1973 dauert. Laut KABD streiken 2 000.
Laut KFR in Dortmund streiken ca. 2 000 Arbeiter für den Wegfall der Lohngruppe 2.
Laut RFO Saarland gehen die Aktionen der 3 400 (vor allem Ausländerinnen) noch über den 17.8.1973 hinaus (vgl. 20.8.1973).

Laut KPD beginnen 2 000, meist Ausländerinnen u.a. aus Griechenland, Jugoslawien und der Türkei einen 'wilden' Streik für eine Teuerungszulage (TZL) von 1 DM und den Wegfall der (Frauen-) Lohngruppe 2. In den Streik greifen u.a. die Politische Polizei und die Ausländerpolizei ein.
Der Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) Neuß der KPD gibt u.a. ein Flugblatt "Solidarität mit den Streikenden von Pierburg" heraus, welches laut RFFK, in der Innenstadt und vor einem Industriegroßbetrieb, vermutlich International Harvester (IHC) Neuß verteilt wird.

Bei Pierburg gibt die KPD u.a. einen 'Rote Fahne' Sonderdruck "Der Streik muß weitergehen" heraus.

Die Jusos der SPD, die laut KPD, auch die IG Metall (IGM) Jugendgruppe Neuß kontrollieren, rufen gegen den RFFK die Polizei. Gegen den RFFK habe sich auch die KPD/ML betätigt.

Die DKP gibt bei Pierburg eine Betriebszeitung heraus.

Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet (vgl. 6.8.1973, 16.8.1973):"
Die PIERBURG-Kapitalisten (Jahresumsatz 120 Millionen DM, 75% aller in der Autoindustrie gebrauchten Vergaser und Benzinpumpen) hatten durch ständige Steigerung der Arbeitshetze (Erhöhung der Bandgeschwindigkeiten) und Zwang zu Überstunden, sowie OHNE Einsatz von neuen Maschinen seit 1969 die Produktion verdoppelt! Obwohl sie spätestens seit Pfingsten wußten, daß die Kollegen sauer waren, hatten sie doch nicht mit deren Härte gerechnet."

Der AB OG Passau berichtet bei Kühbacher (HBV-Bereich - vgl. 20.8.1973):"
Im Autogerätewerk PIERBURG in Neuß erstreikten sich die Kollegen 53 bis 65 Pfg. mehr je Stunde."

Die KPD/ML (vgl. 25.6.1973) berichtet von den anderen Neußer Betrieben Ehrenreich, Solex und Daimler, von Pierburg über Griechen, Italiener, Jugoslawen und Türken sowie über die dort tätige Rote Garde(RG) und daß in der Streikleitung von Anfang an Kommunisten, d.h. der KPD/ML eng verbundene Menschen, gesessen hätten.

Die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet von Band und Werkzeugbau, sowie dass von den 3 400 Beschäftigten ca. 2 800 Frauen sind, davon wiederum 80 % Ausländerinnen, aus Griechenland, Italien, Jugoslawien, Spanien und der Türkei. Nachdem heute vier Frauen festgenommen wurden, hätten sich 500 bis zum Feierabend vor dem Tor versammelt, um 1 DM mehr und den Fortfall der Lohngruppe 2 zu fordern.

Vom Streik bzw. Polizeieinsatz berichten auch der KBW (vgl. 12.9.1973) sowie der RJVD des KABD (vgl. Sept. 1973) und in:
- Berlin durch die Betriebsgruppe Krone (vgl. Okt. 1973).
- Bremen durch die ADL (vgl. Sept. 1973).
- NRW in Bochum durch die KPD bei Opel (vgl. 10.8.1973), in Bonn SpB, KSG und die KBW-SyG (vgl. 23.10.1974), in Dortmund die RH der KPD/ML (vgl. 16.11.1973).
- in Schleswig-Holstein der KB in Kiel (vgl. Okt. 1973).
Q: Metaller Nr. 5, Kiel Okt. 1973, S. 2 und 8; ADL-Info Nr. 5, Bremen Sept. 1973, S. 7f;RH Dortmund: Aufruf der Roten Hilfe Dortmund an alle Freunde, Kollegen und Genossen in Westdeutschland: Verteidigt die revolutionäre Organisations- und Meinungsfreiheit, Dortmund 16.11.1973, S. 1;Kommunistische Arbeiterpresse Opel, Bochum 10.8.1973, S. 6;Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 15f;Kommunistische Volkszeitung Nr. 2, Mannheim 12.9.1973, S. 5;Rebell Nr. 9, Tübingen Sept. 1973, S. 5;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Rote Fahne Nr. 33 und 34, Dortmund 15.8.1973 bzw. 22.8.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973, S. 2;Klassenkampf Nr. 27, Frankfurt Sept. 1973;Klassenkampf - Klasna Borba - Sinif Mucadelisi, Berlin Okt. 1973, S. 1ff;Rote Fahne Nr. 9, Tübingen Sept. 1973;Rote Fahne - Röchling, Völklingen Sept. 1973;Roter Morgen Nr. 33, Dortmund 25.8.1973;Rote Optik Nr. 23, München Aug. 1973;Roter Frischdienst Nr. 13/14, Passau Juli/Aug. 1973, S. 3;Der Motor Nr. 9, München Aug. 1973;Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973;SpB, KSG, KBW-SyG Bonn: Steckhan muß Farbe bekennen!, Bonn o.J. (23.10.1974), S. 2

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17.08.1973:
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet von Pierburg Neuß (vgl. 16.8.1973, 20.8.1973):"
In einer Woche Streik erkämpften sich die 3 500 Kollegen der Neuesser Autogerätefabrik PIERBURG (unter Beteiligung von Bosch im Familienbesitz) eine Teuerungszulage (TZL, d.Vf.) von 65 PFENNIG (für die bisherige Lohngruppe 2) bzw. 53 PFENNIG (für die anderen Lohngruppen) und die ABSCHAFFUNG DER LOHNGRUPPE 2.

Weder massiver Polizeieinsatz (mehrere Kollegen wurden wahllos verhaftet, eine griechische IGM-Vertrauensfrau brutal zusammengeschlagen) noch Überredungskünste der PIERBURG-Kapitalisten und Lügenmärchen in der bürgerlichen Presse konnten die Entschlossenheit und Solidarität der Kollegen erschüttern.

Ihre Ausgangsforderungen: '1 DM MEHR FÜR ALLE, WEG MIT DER LOHNGRUPPE 2' waren die Antwort auf lächerliche 200 Mark, die Betriebsrat und Geschäftsleitung in der Vorwoche ausgehandelt hatten. …

Erst das zweite Angebot vom Freitag, den 17.8. (…), ausgehandelt von Geschäftsleitung, Arbeitgeberverband, IGM-Führern ('Der Streik ist illegal') und Betriebsrat, war für die Streikenden ein vorläufig annehmbarer Teilerfolg.

Die PIERBURG-Kapitalisten mußten auch deswegen zurückstecken, weil bei Andauern des Streiks zahlreiche westdeutsche Autofirmen ihre Produktion hätten drosseln müssen. Und das ließen die Bosse der Auto-Konzerne nicht zu."

Die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet vom Streik bei Pierburg Neuß (vgl. 16.8.1973), dass heute die Abschaffung der Frauenlohngruppe 2 (Frauenleichtlohngruppe II), sowie für deren ehemalige Angehörige eine Lohnerhöhung von 65 Pfennig, und für die Lohngruppen 3 bis 10 von je 53 Pfennig erkämpft werden konnte. Auch die drei Streiktage wurden bezahlt. Über den Streik selbst heißt es in der 'WWA' u.a.:"
Diese Männe (sic!), IGM-Dolmetscher, KP Griechenland und griechischer Kulturkreis Düsseldorf bestimmten den Verlauf".
Q: Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973; Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 15

20.08.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint ein vermutlich zentrales Flugblatt der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD:"
ROTE HILFE
SOLIDARITÄT MIT DEN STREIKENDEN - UNTERSTÜTZT DIE GELDSAMMLUNGEN!

- Politische Disziplinierung
- Polizeieinsätze
sind die Antwort der Kapitalisten auf 50 000 streikende Arbeiter.

Die Forderungen der Arbeiter sind:
- Teuerungszulage (TZL, d.Vf.)
- Weg mit der Lohngruppe 2
- mehr Urlaubszeit
- Weg mit der Samstagsarbeit"
Q: RH e.V.: Rote Hilfe Solidarität mit den Streikenden - Unterstützt die Geldsammlungen!, Dortmund o.J. (1973)

24.08.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW richtet einen "Rundbrief an die Ortsgruppen (befreundeten Organisationen zur Kenntnis)" (vgl. 16.8.1973, 31.8.1973):"
Genossen,
über die Streikbewegung in NRW haben wir bis jetzt nur diejenigen Informationen, die aus der bürgerlichen Presse zu entnehmen waren. … Insgesamt bestätigt die Streikwelle unsere ZK-Thesen. Bemerkenswert ist, daß bei aller Unterschiedlichkeit der Forderungshöhe und obwohl nach wie vor häufig auch betriebsspezifische Forderungen eine Rolle spielen (z.B. die Lohngruppeneinstufung in Neuss (bei Pierburg - IGM-Bereich, d.Vf.)) sich als einheitliche Parole überall das Schlagwort vom Teuerungszuschlag (TZL, d.Vf.) durchsetzt. In unsere Agitation sollten wir es unbedingt aufnehmen."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, o.O. 24.8.1973

24.08.1973:
Bei Philips Aachen fordern die Kollegen, laut KFR in Dortmund, eine Teuerungszulage (TZL) von 200 DM und 60 Pfg. mehr pro Stunde.
Bei Valvo Aachen wird auch laut KB gestreikt. Die KPD/ML (vgl. 8.9.1973) berichtet über die Rote Hilfe (RH) Aachen, über die eigene RG, die in der Streikleitung vertretene KPD sowie von Philips Glühlampenwerk, von Granus und von Valvo.

Laut KPD beginnt nachts um 1 Uhr 30 ein Streik für eine Teuerungszulage (TZL) von 60 Pfennig und 200 DM Zulage sowie den Wegfall der unteren Lohngruppen (vgl. 23.8.1973).

Die Zelle der KPD gibt vermutlich noch heute einen einseitigen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP) (vgl. 23.8.1973) unter der Schlagzeile "Streik!" heraus.

In den nächsten Tagen folgen zumindest noch ein KAP-Sonderdruck "Valvo: Die Streikfront steht!" und ein 'Rote Fahne' Sonderdruck, der unter der Schlagzeile "Polizeiterror, Entlassungen, Ausweisungen" zur KPD-Veranstaltung nach Dortmund aufruft (vgl. 1.9.1973).

Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet (vgl. 25.8.1973):"
STREIK BEI VALVO

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag schmiß die Nachtschicht bei Valvo die Klamotten hin. Seit Monaten forderten die Kollegen die Abschaffung der Samstagsschicht, den Wegfall der Lohngruppe 2 und eine Teuerungszulage von 150 DM, und immer hat man sie hingehalten. Jetzt hatten die Kollegen es wirklich satt: 'Wir lassen uns nicht verschaukeln!' 'Ohne den Streik tut sich hier überhaupt nichts!' meinten Kollegen. - Man war sich schnell einig. Ohne lange Vorbereitungen stand die Streikfront bei Valvo. Die Kollegen machten eine Unterschriftensammlung für den Streik und überreichten sie um 1 Uhr dem Meister. Einige arbeiteten noch eine kurze Zeit weiter, damit in der laufenden Produktion nichts kaputtging. Dann setzte sich ein Zug von ca. 350 Kolleginnen und Kollegen durch die drei Philipswerke in Bewegung. Nur drei Mann blieben bei Valvo als Streikbrecher zurück.

Auf einer Streikversammlung in der Kantine wurde eine Streikleitung gewählt, in der neben ausländischen und deutschen Kollegen zwei Vertrauensleute (der IGM, d.Vf.) sind. Sie sollen den Streik organisieren und die Interessen der Kollegen gegenüber der Geschäftsleitung vertreten. Die Forderungen der
Kollegen sind:
- 200 DM Teuerungszulage
- 60 Pfg. mehr Stundenlohn für alle
- Wegfall der Lohngruppe 2
- Wegfall der Samstagsschicht
- Bessere Bezahlung der Auszubildenden
- Bezahlung der Streiktage
- Weg mit den Entlassungsdrohungen
- Weg mit den Hausverboten

Mehrere Frauen wurden zuerst am Mitmachen gehindert, indem sie man sie nicht in ihre Umkleidekabinen ließ. Gemeinsam setzten sie sich aber schnell gegen diesen üblen Trick durch, und niemand konnte sie mehr aufhalten.

Gegen 3 Uhr morgens kam das erste Angebot von oben. 150 DM Teuerungszulage und VIELLEICHT 3% mehr Lohn. Aber die Streikenden lehnten das Almosen ab. Und sie hatten recht: schon am Mittag wurde das Angebot wieder zurückgezogen. Valvo-Boß Oertel: 'Unsere Zentrale in Hamburg hat sich alle Schritte vorbehalten. Wir haben noch viele Werke im Bundesgebiet. Alle müssen gleichbehandelt werden.' Dabei ist bekannt, daß Philips Aachen das einzige Werk im Konzern ist, wo noch drei bzw. vier (Granus) Schichten gefahren werden. Und da reden die von gleicher Behandlung. Alle drei Schichten am Freitag haben den Streik fortgeführt. Die Nachtschicht fuhr nach einer Streikversammlung vor dem Betriebstor fast vollständig wieder nach Hause. Die Kollegen ließen sich nicht weichkloppen, weder durch die Polizei noch durch die Spaltungsmanöver der Geschäftsleitung. Sie hatte versucht, sechs Mann, die ihrer Meinung nach für den Streik verantwortlich sind, zu entlassen, mußte die Entlassungen aber durch die Ablehnung des Betriebsrats in Hausverbote umändern. Deswegen werden die Streikversammlungen nicht mehr auf dem Werksgelände abgehalten, sondern vor den Toren. An der Geschlossenheit
der Streikfront hat das nichts geändert. Dagegen kamen auch Betriebsratsvorsitzender Maanen und der 1.IGM-Bevollmächtigte Bieth nicht an.

Sie sahen ihre Aufgabe nur darin, die Kollegen zu beruhigen. Was heißt denn hier beruhigen? Beruhigen kann man die Kollegen jetzt nur noch, wenn man ihre Forderungen erfüllt."
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 1 und 4; Rote Fahne Nr. 35, Dortmund 29.8.1973;Roter Morgen Nr. 35, Dortmund 8.9.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Der Metallarbeiter Nr. 12, Hamburg 14.11.1973;Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973, S. 2

25.08.1973:
Bei Ford Köln beginnt, laut KPD, ab heute Nachmittag in der Y-Halle (Endmontage) der Streik (vgl. 24.8.1973, 26.8.1973). Laut KPD wird eine Teuerungszulage (TZL) von 1 DM, der Wegfall der unteren Lohngruppen und die Rücknahme von 300 Entlassungen gefordert.

Der KBW habe sich in seiner Betriebszeitung 'Zur Sache' nicht für Streik sondern für eine Unterschriftensammlung ausgesprochen, um Druck auf den Betriebsrat auszuüben. Er habe im weiteren Verlauf zwar bei Felten und Guillaume (F+G) und dem Chemiebetrieb Clouth mit einem einzigen Flugblatt agitiert, sei aber beim Streik nicht anwesend gewesen.

Vertreten sind bei Ford auch die KPD/ML, die DKP, die KP Italiens (KPI bzw. PCI) und die operaistische Gruppe Arbeiterkampf Köln.

Die Zelle Ford Köln der KPD/ML gibt zumindest ein Flugblatt unter Verantwortung von W. Kerzmann heraus.
Für die KPD tritt das Mitglied ihres KJV, Frank Kühne, auf.
Vom Streik berichtet auch der AB bei BMW, dass dieser sich für die Kontrolle der Arbeiter über den Akkord eingesetzt habe.

Für die 'Wir wollen alles' (WWA - vgl. 12.9.1973) berichtet der Arbeiterkampf (AK) Köln, dass heute u.a. in der W-Halle und der FK-Halle bzw. dem Preßwerk gearbeitet wird.
Q: Wir wollen alles Nr. 7/8, Gaiganz Aug./Sept. 1973; Rote Fahne Nr. 35 und 40, Dortmund 29.8.1973 bzw. 3.10.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Der Motor Nr. 10, München Sept. 1973, S. 2

27.08.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche das Flugblatt der Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD bezüglich der Streiks für Teuerungszulagen (TZL) mit der landesweiten:"
EINLADUNG ZUR GROSSVERANSTALTUNG DER KPD ZU DEN STREIKKÄMPFEN!

Arbeiter und Werktätige Dortmunds!
70 000 Metallarbeiter haben in den letzten Wochen und Tagen aktiv im Streik gestanden. In der vordersten Reihe standen die 40 000 Automobilarbeiter von Ford und Opel. Gegen den Widerstand der Gewerkschaftsführung und gegen das Monopolkapital forderten die Metaller: höhere Stundenlöhne, Schluß mit der Ausbeutung durch Überstunden und Samstagsschichten, weg mit den Hungerlohngruppen 2 und 3. …"
Q: KPD-OL Dortmund: Einladung zur Großveranstaltung der KPD zu den Streikkämpfen, Dortmund o. J. (1973)

27.08.1973:
Eine gemeinsame Extraausgabe der Dortmunder Betriebszeitungen 'Roter Hoesch-Arbeiter' (vgl. Aug. 1973, 18.9.1973) und 'Roter Kumpel' (vgl. 23.7.1973, 12.9.1973) erscheint:"
METALLER GEHEN NACH VORN

Wenn heute in den Metallbetrieben der selbständige Lohnkampf beginnt, muß er fortgeführt werden als gewerkschaftlicher Kampf für die Bezirke und das ganze Land. Es müssen Forderungen wie z.B. die 300 DM bis Jahresende der Opelarbeiter oder die 100 DM pro Monat der Varta Kollegen oder die 50 Pfennig pro Stunde von Rheinstahl Brackwede vereinheitlicht werden, damit sich alle Arbeiter hinter sie stellen können und die Gewerkschaftsführung gezwungen werden, den Kampf zur Durchsetzung dieser Forderungen zu organisieren. Auch Frauen, die arbeiten müssen, weil's zu Hause nicht reicht, streiken für Teuerungszuschläge und kämpfen erfolgreich unter den Leitsätzen:
MÄNNER UND FRAUEN - GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!
DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!"
Q: Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973

27.08.1973:
Morgen berichtet die KG Aachen:"
VALVO: DER STREIK GEHT WEITER!

Montag Mittag marschierte ein Zug von mehreren Hundert Kollegen vom Philips-Haupttor zum Streiklokal. Mitgeführt wurden Transparente mit den Hauptforderungen.

Unter der Führung der Streikleitung von ausländischen und deutschen Arbeitern begann die Diskussion über die Streiksituation. Es wurden zuerst Solidaritätsadressen von spanischen Arbeitern, der DKP, SDAJ, KPD, später auch von der Kommunistischen Gruppe Aachen und einem Antiinflationskomitee verlesen, die alle mit großem Beifall aufgenommen wurden. Auch die Spenden von DKP, KPD und Kommunistischer Gruppe Aachen wurden begeistert begrüßt.

Dann begann die Beratung über die Streikforderungen, die folgendermaßen entschieden wurde:
- Kein Kollege darf entlassen werden, darf versetzt werden oder sonstigen Repressalien ausgesetzt werden. Dazu muß eine schriftliche Erklärung der Geschäftsleitung vorliegen. Diese Forderung ist eine Grundbedingung der Wiederaufnahme der Arbeit.
- 60 Pfennig pro Stunde mehr für alle. Dazu liegt bisher kein Angebot der Geschäftsleitung vor. Eine Lohnerhöhung pro Stunde, die selbstverständlich nicht mit der nächsten Tariferhöhung abgegolten werden darf, bleibt eine weitere unverzichtbare Grundforderung. Die Verhandlungen der deutschen Kollegen über eine Prämienvereinbarung haben damit nichts zu tun und können damit nicht verrechnet werden.
- Abschaffung der Samstagsschichten. Hier waren die Kollegen mit dem Angebot der Geschäftsleitung einverstanden. Allerdings soll diese Regelung möglichst bald in Kraft treten, nicht erst ab 1.Januar.
- Volle Bezahlung der Streikzeit. Das Angebot der Geschäftsleitung: 50%-Bezahlung der Streikzeit wurde zurückgewiesen.
- Abschaffung der Leichtlohngruppe 2. Das Angebot der Geschäftsleitung, die Sachlage zu überprüfen und eventuell Bruttolohnerhöhungen zuzugestehen, war unannehmbar.
- Das Pauschalangebot der Geschäftsleitung von 280 DM wird angenommen, kann aber die Forderung nach Lohnerhöhung pro Stunde niemals ersetzen. Die Erhöhung des Stundenlohns bleibt Hauptforderung, dafür wird weiter gestreikt."
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3 und Sdr.druck, Aachen Juli/Aug. 1973 bzw. 28.8.1973, S. 4 bzw. S.1f

31.08.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW richtet einen "Rundbrief an die Ortsgruppen (befreundeten Organisationen zur Kenntnis)" (vgl. 24.8.1973, 11.9.1973):"
Genossen, die Einschätzung der Lage in den wirtschaftlichen Kämpfen, wie sie in den Thesen des ZK vom Juli (vgl. 7.7.1973, d.Vf.) gegeben wurde, hat sich im Wesentlichen bestätigt. … 5. Wenn Tarifverhandlungen stattfinden, so ist damit zu rechnen, daß die IGM in einigen Bereichen versuchen wird, die Manteltariffragen (MTV, d.Vf.) mit dem Lohnkampf zu verbinden. Das ist an sich nicht unvernünftig, wird aber mit Sicherheit von der IGM-Führung benutzt werden, um bei den Lohnforderungen etwas nachlassen zu können. Wir müssen dabei klarstellen, daß im Zentrum die Reallohnerhöhung gegenwärtig zu stehen hat. Sollten die Manteltariffragen auftauchen, so werden wir vernünftige Forderungen selbstverständlich unterstützen, wie z.B. der Kündigungsschutz für ältere Kollegen. Gleichzeitig werden wir die Gelegenheit nutzen, um unsere Programmforderungen nach Verkürzung des Arbeitstages, Verlängerung des Urlaubs und Abschaffung der Akkordsysteme zu propagieren als die entscheidenden Manteltariffragen. Dabei darf jedoch nicht aus den Augen verloren werden, daß nicht darum gegenwärtig der Kampf geführt werden wird, sondern diese Forderungen momentan nur auf der propagandistischen Ebene eine Rolle spielen.

6. Ähnliches gilt für die Forderung nach Streichung der beiden unteren Lohngruppen, die in einigen Streiks eine Rolle gespielt hat. Auch sie kann aufgegriffen werden, zentral bleibt aber die Forderung nach linearer Erhöhung der Löhne und Gehälter."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 31.8.1973

04.09.1973:
Bei Nordmende Bremen gibt der KBW seine 'Antenne' Nr. 21 (vgl. 26.8.1973, 17.9.1973) heraus mit dem Artikel "Wie der Kampf der werktätigen Frauen bei Mende zu führen ist", wobei eingetreten wird "Für Abschaffung der Leichtlohngruppen".
Q: Die Antenne Nr. 21, Bremen 4.9.1973, S. 4ff

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02.11.1973:
Die Nr. 9 der 'Solidarität' - Informationsblatt der GIM erscheint bei Stahlbetrieben in Bochum, Dortmund und Hagen (vgl. 22.10.1973, 29.11.1973) mit dem Leitartikel "Tarifbewegung 1973/74: Kampf um Leistungen, die nicht durch Preistreiberei und Verschärfung der Arbeitshetze abgebaut werden können. Gleitende Lohnskala und menschenwürdige Arbeitsplätze!", in dem zur STR ausgeführt wird:"
Forderungen, die nicht so ohne weiteres durch Preistreiberei und Arbeitshetze abbaubar sind, und daher einen Schutzwall für den sozialen Besitzstand der Kollegen bilden, müssen sein:

1.) Wegfall der unteren Lohngruppen.
Die unteren Lohngruppen (Leichtlohngruppen) reichen sowieso nur zum nötigsten, daher werden diese niedrigen Einkommen von den hohen Preissteigerungsraten naturgemäß am härtesten betroffen. Deshalb müssen, um das minimale Lebensniveau der Kollegen zu garantieren, die unteren Lohngruppen weg."
Q: Solidarität Nr. 9, Dortmund 2.11.1973

12.11.1973:
Der KBW (vgl. 22.11.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche von der MTR:"
Göttingen: Die Diskussion um die richtigen Forderungen für die kommende Metalltarifrunde hat in Göttigen bereits erste konkrete Beschlüsse gebracht. Die Vertrauensleutekörper bei Feinprüf und Zeiss fordern 240 DM linear, für alle Arbeiter und Angestellte gleich, 80 DM für alle Auszubildenden und eine Klausel, die die Kündigung des Tarifvertrages nach einer bestimmten Preissteigerung möglich macht.

Zusätzlich zu diesem Paket stellten die Zeiss-Kollegen noch die Forderung nach Wegfall der Leichtlohngruppen auf. Unser nächster Schritt muß die Durchsetzung einer Vertrauensleutevollversammlung der IGM auf Ortsebene sein, um die Forderungen aller Göttinger Belegschaften zusammenzufassen und zu vereinheitlichen. Die dort festgelegten Forderungen müssen verbindlicher Auftrag für die 4 Göttinger Tarifkommissionsmitglieder werden."

Diesen Artikel zitiert auch in:
- NRW in Dortmund im IGM-Bereich die Zelle Hoesch des KBW (vgl. 28.11.1973).
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 7, Mannheim 22.11.1973; Roter Hoesch Arbeiter Nr. 7, Dortmund 28.11.1973, S. 2

21.11.1973:
Vermutlich findet die IGM-Vertreterversammlung Lüneburg statt, von der die 'Lüneburger Landeszeitung', laut DKP, so berichtet:"
Lüneburg. Löhne und Gehälter, die um 'eine doppelstellige Zahl' steigen. 50 Prozent statt 30 Prozent Urlaubsgeld. Mehr Urlaub und Abschaffung der Leichtlohngruppen, die besonders Frauen benachteiligen. Für diese Forderungen haben sich die Delegierten der Vertreterversammlung der IG Metall, Verwaltungsstelle Lüneburg, ausgesprochen. Im Mittelpunkt stand der Bericht vom Geschäftsführer Helmut Muhsmann zur Tarifsituation.

Muhsmann: 'Die maßvolle, stabilitätsgerechte Haltung der IG Metall ist nicht honoriert worden. Sie wurde mit einer Preis- und Gewinnexplosion beantwortet.'"
Q: Hammer und Amboß Nr. 4, Lüneburg Dez. 1973, S. 2

27.11.1973:
Es erscheint die Göttinger Betriebszeitung (GBZ) Nr. 49 (vgl. 26.11.1973, 11.12.1973). Zum Artikel "Metalltarifrunde: Trotz Oelkrise konsequenter Lohnkampf" zur MTR in Niedersachsen (vgl. 30.11.1973) und deren Vorbereitung in Göttingen (vgl. 27.11.1973) erscheint ein Kasten:"
In den Göttinger Betrieben haben unseres Wissen bisher gefordert:
- VL Feinprüf: 240 Mark für alle, 80 Mark für Lehrlinge
- VL Isco und Sartorius: 150 Mark für alle, 100 Mark für Lehrlinge
- Alcan: 15%
- VL Zeiss: 240 Mark für alle; 80 Mark für Lehrlinge.
Die Forderungen bezüglich der Laufzeit liegen meist bei 9 Monaten.
Zusätzlich wurde des öfteren die Abschaffung der unteren Lohngruppen gefordert."
Q: Göttinger Betriebszeitung Nr. 49, Göttingen 27.11.1973

28.11.1973:
In der IG Metall (IGM) Göttingen findet eine Vertrauensleutekonferenz (VLK) statt, auf der Forderungen für die Metalltarifrunde aufgestellt werden, wobei laut KHG und KSB Göttingen (vgl. 12.12.1973) einstimmig eine neunmonatige Laufzeit, eine Erhöhung der Leistungszulage und eine Abschaffung der Leichtlohngruppen beschlossen wird.

Obwohl bei Dr. Kern, Feinprüf und Zeiss 240 DM mehr für Arbeiter und Angestellte beschlossen worden war, wurde aber keine klare Lohnforderung aufgestellt.
Q: Gemeinsamer Kampf Nr. 14 / Roter Kurs Nr. 4, Göttingen 12.12.1973, S. 12; Kommunistische Volkszeitung Nr. 8, Mannheim 5.12.1973