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Milchpreiserhöhungen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 3.10.2008

Die erste der, in dieser wie immer unvollständigen Darstellung, erwähnten Milchpreiserhöhungen dient offenbar der Außerparlamentarischen Opposition als Ansatzpunkt, auch wenn hier nur der Wille zur Aktion, aber nicht die Umsetzung erschlossen werden kann (vgl. 1.10.1968).

Eine staatliche Begrenzung der Milchpreise und anderer Preise wird sodann von der KPD/ML-ZB als Betrugsmanöver der schwedischen Sozialdemokratie entlarvt (vgl. 28.8.1970), die Forderungen des deutschen Bauernverbandes nach höheren Milchpreisen aber auch abgelehnt (vgl. 31.8.1970), diene dies doch sowieso allein den Molkereien und nicht den Milchbauern (vgl. Okt. 1970, 24.10.1970), auch wenn diese sich offenbar energisch für die Milchpreiserhöhung einsetzen (vgl. 2.11.1970).

Die Bundesregierung beschließt nun die Erhöhung (vgl. 7.11.1970, 11.11.1970, 18.1.1971, Feb. 1971), dadurch ebenfalls eine Erhöhung der Lebenshaltungskosten mit verursachend (vgl. Jan. 1971) und den Reallohn absenkend, was in diversen Betriebszeitungen angegriffen wird (vgl. 22.1.1971, 25.3.1971).

Milchpreissteigerungen im Verein mit Erhöhungen anderer Lebensmittelpreise gibt es auch in den USA (vgl. Dez. 1970) sowie in Polen (vgl. 12.12.1970), wo sie eine Protestwelle bewirken.

Die DKP berichtet lieber von der bundesdeutschen Milchpreiserhöhung (vgl. 1.2.1971), bald kommen erneute und weitere verwandte Preissteigerungen hinzu (vgl. Apr. 1971, 16.1971), wobei sich Proteste bevorzugt an den Fahrpreiserhöhungen entzünden (vgl. 1.4.1971).

Für Westberlin fallen dann auch noch die Senatssubventionen fort (vgl. 10.7.1971), was auch dort mit zum Aufruf zum Fahrpreisprotest führt (vgl. 2.8.1971).

In Dortmund (vgl. 9.8.1971), aber auch in Baden-Württemberg (vgl. 15.11.1971) dienen die Preissteigerungen der KPD zur Vorbereitung auf die Metalltarifrunde 1971, besonders anschaulich schildern die Beschäftigten des Bochumer Einkaufszentrums Ruhrpark die Entwicklung (vgl. Sept. 1971).

Der Milchpreis dient auch als Argument gegen die Niedriglohngruppen (vgl. 3.1.1972), von den Siemenswerken in Berlin-Gartenfeld allerdings wird hier nur auszugsweise auf eine Kantinenpreiserhöhung Bezug genommen, da diese zwar auch den Milchpreis umfasst (vgl. 1.2.1972), aber doch nur indirekt zum Thema gehört.

Bald aber ist auch der bundesweite Milchpreis wieder Gegenstand der Auseinandersetzung, wobei sowohl KPD/ML-ZK (vgl. 14.2.1972) als auch BKA Freiburg (vgl. 23.2.1972) und die mittelständischen DKP-Freunde (vgl. Juli 1972) sich auf die Seite der Milchbauern schlagen.

Auch für die Metalltarifrunde 1972/73 dienen die Milchpreise wiederum als Ansporn (vgl. 11.12.1972, 15.12.1972), wenig später dann zur Bekräftigung der Notwendigkeit einer Teuerungszulage (TZL – 4.6.1973), wobei wir alle Beispiele den Dortmunder KBW-Vorläufern des KBW verdanken, die dann auch den wirkungslosen Konsumentenboykott des DGB anprangern (vgl. Juli 1973, 23.7.1973), die Höhe der Milchpreissteigerungen enthüllend (vgl. 1.9.1973), was aber auch die KPD tut (vgl. 25.10.1973), während Dortmunder Jusos (vgl. 24.12.1973) und die GIM im Ruhrgebiet (vgl. 28.1.1974) den Hintergrund beleuchten und sich der vorläufige Abschluss dieser Darstellung den Milchpreisen und der Milchversorgung in Chile nach dem Militärputsch widmet (vgl. 10.6.1974, 22.9.1975).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.10.1968:
Laut 'apo press' München finden in München Sitzungen der Basisgruppen der APO statt (vgl. 25.9.1968, 9.10.1968).
Das Treffen der Basisgruppe Ost ist von der Diskussion der Erhöhung des Milchpreises bestimmt:"
Die Erhöhung des Milchpreises will die Gruppe politisieren und, möglichst in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, die Bevölkerung aufrufen, nur noch soviel Milch als unbedingt nötig zu kaufen ... Beim nächsten Treffen will sich die Gruppe mit der Wahlalternative und der Erhöhung des Milchpreises beschäftigen."
=apo press Nr.19,München 7.10.1968,S.10

28.08.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet aus Schweden (vgl. 1.7.1970):"
BETRUGSVERSUCH DER SOZIALDEMOKRATIE

Preisstopp in Schweden

Am 28. August hat die schwedische Regierung einen Preisstopp für bestimmte Lebensmittel (Getreide- und Milchprodukte, Fleisch, Wurst und Margarine) erlassen, 3 Wochen vor den Reichstagswahlen. Dieser Preisstopp ist ein übles Wahlbetrugsmanöver der schwedischen Sozialdemokratie gegenüber der Arbeiterklasse. Noch im März hat die SP-Regierung im Reichstag strikt einen Preisstopp abgelehnt:
'Die Erfahrungen zeigen, daß ein allgemeiner Preis- und Lohnstop, auch von temporärer Natur, ernste negative Konsequenzen für die Volkswirtschaft haben kann', hieß es damals. Jetzt, nachdem die Lebensmittelpreise allein seit dem 1.Juli um 5 - 6% heraufgesetzt worden sind, und die Unurhe in der Bevölkerung wächst, zieht die Regierung ein verstaubtes Gesetz von 1956 aus der Schublade, das ihr erlaubt, im Fall 'bedeutender Gefahr für ernste Steigerungen der allgemeinen Preislagen im Reich' eine Preiskontrolle einzuführen.
Ein ernsthafter Versuch, die Politik der wirtschaftlichen Expansion durch ständige durch eine (das kapitalistische System genausowenig sanierende) Preisstoppolitik zu ersetzen, ist das nicht einmal: der Preisstopp wurde verkündet, nachdem die Bauern und Händler die Preise heraufgesetzt hatten. ... Sollte die staatliche Überprüfung jetzt ergeben, daß im Handel und in den Meiereien in den letzten Monaten die außertariflichen Löhne gestiegen sind, wird die Regierung auch die Preissteigerungen akzeptieren. Der Preisstop berührt im übrigen nicht im geringsten das Industriekapital - ein weiteres Beispiel für die demagogischen Manöver der schwedischen Sozialdemokratie.
FAZ 29.8., Rhein. Merkur 4.9."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.31,Bochum 9.9.1970,S.11

31.08.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
KAPITALISTISCHE LANDWIRTSCHAFT

Die Kapitalisten in der Landwirtschaft drängen auf höhere Preise: Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV,d.Vf.), Freiherr Heeremann, hat in einem Brief an Ertl eine Erhöhung der Trinkmilchpreise um 4 Pfg./l verlangt: Der gegenwärtige Festpreis für Milch soll durch einen Mindestpreis ersetzt werden. Heeremann, der auch für die anderen Agrarprodukte Preiserhöhungen bis zu 10% fordert, droht der SPD/FDP-Regierung mit der 'außerordentlichen Unruhe in der deutschen Landwirtschaft' und will ein Gespräch mit Brandt über die Preisentwicklung führen: Dabei wird er die SPD-Regierung zu Maßnahmen zugunsten des Agrarkapitals drängen. Tatsächlich bedroht sind aber nicht die Großbauern wie Heeremann, die am meisten von den Subventionen der Bundesregierung profitieren und den Konkurrenzdruck der EWG-Importe auch eher durch Rationalisierung und Automatisierung auffangen können, sondern die Klein- und Mittelbauern, von denen immer mehr ihren Betrieb aufgeben müssen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.31,Bochum 9.9.1970,S.7f

Oktober 1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet von den Lebenshaltungskosten:"
Im August und September hatte Schiller getönt: 'Die Preiswelle ist gebrochen'. Er wollte die Arbeiterklasse in Sicherheit wiegen und die SPD vor der Empörung der Arbeiterklasse bewahren. Von Mitte September bis Mitte Oktober hat sich der Index der Lebenshaltungskosten um 0,5% erhöht auf 124,7 (1962: 100). Im Oktober ist die Lebenshaltung gegenüber dem Oktober vorigen Jahres um 4% höher. ... Auch die Milchpreise sollen zum Vorteil der Molkereien, nicht der Bauern, um vier Pfennig je Liter (plus 6%) angehoben werden."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.49,Bochum 11.11.1970,S.4

24.10.1970:
Die Nr.44 des 'KND' (vgl. 21.10.1970, 26.10.1970) der KPD/ML-ZB erscheint.
Zur Milchpreiserhöhung wird u.a. betont:"
Um die Empörung unter den Bauern nicht zu groß werden zu lassen, ist die SPD-Regierung gezwungen, ihnen in Teilbereichen Zugeständnisse zu machen. So hat schon Ertl die Forderung des Bauernverbandes nach Erhöhung des Milchpreises nicht ganz zurückgewiesen, da 1970 (?, d.Vf.) nicht mehr der Aufwertungsausgleich an die Bauern gezahlt wird (1970: einmalige Zahlung von 920 Mio. DM) und sich damit die Lage der weiter verschlechtert. Auch der nordrhein-westfälische Landwirtschaftsminister Deneke hat jetzt erklärt, daß der alte Milchpreis nicht mehr zu halten sei; da Milchwirtschaft vorwiegend von den Klein- und Mittelbauern betrieben wird (während sich die Großbauern auf die höhere Profite abwerfende Bullenmast spezialisieren), würde ein großer Teil der Bauern von einer Milchpreiserhöhung betroffen. Denekes Rechnung zeigt jedoch, daß er keineswegs nur die Lage der Bauern verbessern will: Er wies darauf hin, daß seit der letzten Milchpreiserhöhung 1967 die Produktionskosten in der Molkereistufe um 2,8 Pfennig pro Liter gestiegen seien. Eine Erhöhung der Verbraucherpreise um 4 Pf. wird also die Spanne zwischen 'Erzeuger-' und 'Verbraucherpreisen' weiter vergrößern, ohne wesentliche Verbesserungen der Lage der Bauern. Das landwirtschaftliche Großkapital hat inzwischen seine Zusammenarbeit mit der Monopolbourgeoisie neu bekräftigt: auf einer Agrarjournalistentagung erklärten Freiherr Heeremann vom Bauernverband und der BdI-Geschäftsführer Neef weitgehende Übereinstimmung in Grundsatzfragen der Wirtschafts- und Agrarpolitik: Als gemeinsame Interessen der Großbauern und des Monopolkapitals wurden hervorgehoben die Abwehr von 'Kommunalisierung von Grund und Boden' und Vergesellschaftung von Produktionsmitteln und der Kampf gegen die paritätische Mitbestimmung."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.44,Bochum 24.10.1970

02.11.1970:
In Hamburg demonstrieren, laut KPD/ML-ZB, 10 000 Bauern aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen unter Transparenten wie "'Nicht länger Knechte der Gesellschaft', 'Bauern 1980 ? gleich ausgerottet ! Bauern lernt von El Fatah'.
In einer Ansprache stellte der CDU-Vorsitzende des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Klinker, ein Reihe von Forderungen auf und kündigte weitere Protestaktionen der Bauern an. Alle Forderungen bezogen sich auf eine unmittelbare Verbesserung der ökonomischen Lage der Bauern, nicht auf die politische Lage: 'Anhebung der Agrarpreise um 15%, Erhöhung des Trinkmilchpreises um 4 Pfennig, Sofortmaßnahmen gegen den Preisverfall bei Eiern, Geflügel und Obst, Erhöhung des Altersgeldes auf 300 DM monatlich'. Diese gewaltige Demonstration ist ein neues Zeichen für die wachsende Empörung der Bauern über die ständige Verschlechterung ihrer Lage."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.48,Bochum 7.11.1970,S.7

07.11.1970:
Die Nr.48 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 4.11.1970, 11.11.1970) erscheint. er Bauernproteste wird berichtet aus Hamburg (vgl. 2.11.1970). Diese seien nur zu berechtigt:"
Von dem immer stärkeren Vordringen kapitalistischer Produktionsweisen in der Landwirtschaft (Geflügelproduktion!) bedroht und unter dem Druck kapitalistischer Verarbeitungsbetriebe (z.B. Molkereien, die die Profite einstreichen), müssen immer mehr Bauern ihren Betrieb zu Gunsten der landwirtschaftlichen Großbetriebe und des Monopolkapitals in der Industrie (billige Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft!) aufgeben. Die SPD-Regierung treibt durch den Ertl-Plan diesen Angriff auf die Lage der Bauern voran: Die nach dem von der Bundesregierung im Grünen Plan 1970 vorgesehene 'Wertschöpfung der Landwirtschaft' 1980 wird dann nur noch für den Lebensunterhalt von rund 1 Mio. Bauern und landwirtschaftlichen Arbeitern ausreichen: Heute sind noch ca. 2,2 Mio. in der Landwirtschaft beschäftigt
...
Die Bundesregierung hat inzwischen bezüglich der Trinkmilchpreise scheinbare Zugeständnisse gemacht: Ab 1.1.1970 sollen die Trinkmilchpreise um durchschnittlich 3 - 4 Pfennig pro Liter erhöht werden. Bei näherer Betrachtung erweist sich jedoch dieses 'Zugeständnis' an die Bauern als Geschenk an die kapitalistischen Milchverarbeitungskonzerne: Nach Auskunft des Bundesernährungsministeriums soll durch Änderung des Preissystems den Kostensteigerungen der Molkereien Rechnung getragen werden (Kostensteigerungen seit 1963 für die Molkereien: 2,4 Pfg. pro Liter lose und 4,6 für verpackte Milch): Jetzt soll ein Mindestpreis für Milch ab Molkerei festgelegt werden, der 3 - 4 Pfennig über dem gegenwärtigen Milchpreis liegen soll."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.48,Bochum 7.11.1970

11.11.1970:
Im Bundestag findet, laut KPD/ML-ZB, eine Debatte über die Lage der Bauern und die Forderungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) (vgl. 10.11.1970) nach einer Erhöhung der landwirtschaftlichen Preise um 10% statt.
Die KPD/ML-ZB berichtet u.a.:"
Zynisch wies Schiller darauf hin, daß im letzten Jahr mit staatlicher Hilfe in den 'strukturschwachen Gebieten' 44 000 Arbeitsplätze geschaffen worden seien, damit werden den Bauern, 'die ausscheiden wollten', eine neue Erwerbsquelle geboten. Mit dieser Erklärung will er den Bauern ihre Auslieferung an das Monopolkapital auch noch als soziale Leistung der Regierung andrehen. So bleibt als einziges 'Zugeständnis' der Regierung an die Bauern die Erhöhung der Trinkmilchpreise, mit der sich sowohl Schiller als auch Ertl einverstanden erklärt haben. Genau von dieser Maßnahme haben aber die Bauern überhaupt nichts, sondern die Molkereien, die Preiserhöhung einstreichen und die Regierung, die sich hier eine Senkung der Subventionskosten erwartet: auf Grund ihrer weitgehenden Monopolisierung können die Molkereien die Milchpreise nach der Freigabe durch die Regierung stark erhöhen; das, hofft die SPD-Regierung, wird für die Molkereien ein Anreiz sein, wieder mehr Milch als Trinkmilch abzugeben anstatt zu Käse und Butter weiterzuverarbeiten; für Käse und Butter müssen aber nach den EWG-Bestimmungen Subventionen bezahlt werden."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.51,Bochum 18.11.1970,S.4f

Dezember 1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dem Dezember:"
KRISE IN DEN USA

Die Arbeitslosigkeit ist in den USA in der letzten Zeit enorm angestiegen; sie betrifft schon weite Teile der Werktätigen bis hinein in die höheren Angestellten. ... Zusätzlich aber verschlechtert sich die Lage der Werktätigen dadurch, daß die Kapitalisten ständig die Preise weiter in die Höhe treiben: Preise für Milchprodukte, Brot, Kaffee und Fleisch sind im letzten Jahr um 20 - 40% gestiegen. Heizöl soll diesen Winter 10 bis 20% teurer werden. Die Verschärfung der sozialen Krise hat zur wachsenden Kampfbereitschaft der amerikanischen Arbeiterklasse geführt".
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.59 und3,Bochum 16.12.1970 bzw. 13.1.1971,S.10 bzw. S.6

12.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet aus Polen (vgl. 7.12.1970, 14.12.1970):"
Am Wochenende hatte die polnische Regierung sehr starke Preiserhöhungen für die wichtigsten Lebensbedarfsgüter bekanntgegeben. ...

Die Preiserhöhungen des letzten Wochenendes geben auch einen deutlichen Hinweis auf die beginnenden kapitalistischen Krisen: Erhöht wurden die Preise für die wichtigsten Lebensmittel, für Baumaterialien (um 28%) und für Koks (20%).

Fleisch wird um 17,6% teurer, Schmalz um 33%, der billigste Käse um 25%, Mehl um 16%, Milch um 8%, Salzheringe, die billigsten Fische, um 20%, Marmelade um 36% und Malzkaffee um 92%.

Die Preiserhöhung für landwirtschaftliche Güter weist auf die ständige Verschlechterung der Lage in der Landwirtschaft hin, die nicht nur mit den Mißernten der letzten zwei Jahre zu erklären ist, sondern mit der kapitalistischen Entwicklung: 85% der landwirtschaftlichen Betriebe in Polen sind noch Privatbetriebe, 13% Staatsgüter und 2% Genossenschaften (über den jeweiligen Anteil an der Nutzfläche wird hier leider nichts gesagt,d.Vf.). Auch die starke Abhängigkeit Polens von der sozialimperialistischen Sowjetunion (SU,d.Vf.) muß dabei berücksichtigt werden."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.60,Bochum 19.12.1970,S.1ff

Januar 1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
LEBENSHALTUNGSKOSTEN

Um 1,3% stiegen die Lebenshaltungskosten (eines 4-Personen Arbeiterhaushaltes) zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar in NRW: Nahrungsmittel um 1,5% Kleidung um 1,1%, Mieten um 0,6%, Gas und Brennstoffe um 0,8%.
In dieser Berechnung sind natürlich noch nicht enthalten die im Januar erfolgten Gebührenerhöhungen der Gemeinden, die die Miete hochtreiben, die Milchpreiserhöhungen (vgl. 1.2.1971,d.Vf.) und die Wasserverteuerung.

Schiller hatte für das gesamte Jahr 1971 eine Steigerung der Lebenshaltungskosten um 4% vorausgesagt."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.11,Bochum 10.2.1971,S.3

04.01.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche aus den USA, die wirtschaftliche und politische Lage der Arbeiterklasse verschlechtere sich zunehmend:"
In den USA stiegen die Preise für Milch, Kaffee, Brot und Fleisch 1970 um 20 - 40%. Die Krise in den USA erstreckt sich auf alle drei Eckpfeiler der 'sozialen Marktwirtschaft': Die Sicherheit der Arbeitsplätze, Wachstum der Produktion und die Geldwertstabilität."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.3,Bochum 13.1.1971,S.6f

18.01.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
MILCHPREISE SOLLEN STEIGEN

Die Preise für Trinkmilch werden ab 1. Februar um 10 - 12% steigen. Dies teilte am Montag, den 18.1. ein Sprecher des Verbandes Großstädtischer Milchversorgungsbetriebe e.V. mit.

Die Steigerung des Milchpreises kommt dadurch zustande, daß durch eine Verordnung der SPD/FDP-Bundesregierung die bisherigen Festpreise der Molkerei-Konzerne aufgehoben worden sind. Mit den neuen Mindestpreisen können die Molkereikonzerne von der Bevölkerung 10% mehr verlangen.

Durch die 'Reform' der SPD-Regierung kann die Bevölkerung also wieder mal mehr blechen.

Und Schiller will sich auch noch an die Spitze des Protestes gegen die Preiserhöhung stellen: Er ließ einen Tag nach der Bekanntgabe der zu erwartenden Preiserhöhungen verkünden, 'es bleibe zu prüfen, ob diese Ankündigung nicht als Verstoß gegen das Kartellgesetz zu werten sei.' Mit der Freigabe der Milch-Preise sei 'eine unterschiedliche Preisentwicklung zu erwarten'. Schiller forderte die Verbraucher auf, künftig beim Einkauf von Milch genauer als bisher auf die Preise zu achten und das günstigere Angebot zu wählen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.6,Bochum 23.1.1971,S.8

22.01.1971:
'Die Presse' - Zeitung der Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB Nr.1 erscheint in Bochum (vgl. 27.10.1970, Feb. 1971) mit dem Leitartikel:"
DAS NEUE PUNKTESYSTEM FÜR ZEITLÖHNER: HINTERHÄLTIGER SPALTUNGSVERSUCH!
...
SPD-Finanzminister Möller (vgl. 18.1.1971,d.Vf.) kündigte an, daß die Zurückzahlung der 10%-Lohnraubsteuer mit den Tarifforderungen zu verbinden. In der Konzertierten Aktion der SPD-Regierung, der Gewerkschaftsführer und der Kapitalisten wurde in 'Lohnleitlinien' (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) beschlossen, daß die Arbeiter in diesem Jahr höchstens 7% mehr bekommen sollen. Jetzt soll auch noch die 10%-Lohnraubsteuer in den Tarifforderungen verrechnet werden.

Die KPD/ML hat zu Recht von Anfang an die sofortige Zurückzahlung dieser Steuer gefordert. Doch wir blechen weiter.

Dazu kommen jetzt noch massive Preiserhöhungen für Post und Bahn und zum Beispiel 10%-Erhöhung des Milchpreises."
=Die Presse Nr.1,Bochum 22.1.1971

Februar 1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. März 1971) berichtet u.a.:"
SPD-FÜHRER - DIE BESTEN HELFER DER KAPITALISTEN
...
Aber die SPD-Führer halten nicht nur die Löhne für die Kapitalisten niedrig. Sie geben ihnen freie Fahrt für Preiserhöhungen und machen selbst tüchtig mit:

- Sie haben die Preisbindung für die Molkereien aufgehoben. Jetzt verkaufen die Molkerei-Monopole ihre Milch um rund 10 Pfg. teurer (vgl. 1.2.1971,d.Vf.)."
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.3,Bochum März 1971,S.2

Februar 1971:
Laut KPD/ML-ZB kommt es zur Erhöhung folgender administrativer Preise (vgl. Jan. 1971, März 1971):"
FEBRUAR: Heraufsetzung des TRINKMILCHPREISES um ca. 10%. Erhöhung des Preises für Branntkalk um 17%, Anlaufen der Steigerung der GÜTERTARIFE der Bundesbahn, der Binnenschiffahrt und der Güterverkehrstarife mit Sätzen bis zu 20%."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.30,Bochum 21.4.1971,S.6

01.02.1971:
Die DKP berichtet bei Hoesch Dortmund von der heutigen Milchpreiserhöhung:"
WER DEN KONZERNEN NICHTS NIMMT, DER KANN DEN KLEINEN NICHTS GEBEN!
MONOPOLDIKTAT - AUCH FÜR DIE BAUERN!

Neben allen anderen Preiserhöhungen werden uns nun auch noch die Milchpreise drücken. Kollege, wußtest Du schon, daß von der enormen Milchpreiserhöhung von 0,09 DM je Liter der Bauern nur 0,02 DM je Liter bekommt?

Kein Wunder, daß er da aufmuckt.

Der Bauer ist ebenso ein Opfer der Monopolpolitik wie der Arbeiter und der Kleingewerbetreibende. So wird er in die Arme der NPD und der CDU/CSU getrieben, die auf gar keinen Fall bäuerliche Interessen vertreten.

Der Bauer ist der natürliche Verbündete der Arbeiter, ihm gehört unsere Solidarität im Kampf gegen die Monopole."

Die KPD/ML-ZB berichtet ebenfalls, u.a. von der Ankündigung der Erhöhung (vgl. 18.1.1971) und:"
SCHILLER: MILCHPREISERHÖHUNGEN ZUGUNSTEN DER MOLKEREIMONOPOLE

Ab 1. Februar ist die Milch teurer.

Die SPD-Regierung hat die Mindestabgabepreise für die Molkereien heraufgesetzt (also von den Molkereien an den Großhandel), für lose Milch von bisher 43 auf 46 Pfennig, für abgepackte Milch von 50,6 auf 55,4 Pfg. pro Liter.

Diese Erhöhung soll die 'Kostenentwicklung bei den Molkerein' auffangen (die Bauern haben also auch von dieser Erhöhung nichts).

Darüberhinaus hat die SPD-Regierung die Festpreise für Trinkmilch ganz aufgehoben (nach oben hin) - die Molkereien dürfen also nicht weniger als den festgesetzten Mindestpreis verlangen, aber sie dürfen darüber hinausgehen (was bisher nicht möglich war):

Die Südmilch AG, eines der großen Molkereimonopole, hat ihren Händlern inzwischen schon eine Erhöhung von 13 Pfennig empfohlen.

Der Bevölkerung, die die hohen Preise zahlen muß, wird weisgemacht: Jetzt bestimmt 'kritisches Kaufen' den Trinkmilchpreis (Schillers Empfehlung).

Was für ein billiger Betrug dieses Märchen von der Preisfestsetzung durch die freie Konkurrenz und die Aufmerksamkeit der Käufer ist, ergibt sich allein daraus, daß die großen Molkereibetriebe (wie die Südmilch AG) eine Monopolstellung haben und es eine 'Konkurrenz' überhaupt nicht gibt. Schiller hat zwar den Molkereien mit dem Kartellamt gedroht (...), aber für die Machtlosigkeit des Kartellamtes gegenüber gemeinsamen Preiserhöhungen der westdeutschen Monopolkonzerne gibt es inzwischen genügend Beispiele (zuletzt wurde der Einspruch des Kartellamtes gegen eine gemeinsame Preiserhöhung der Chemiekonzerne bei Terrfarben gerichtlich aufgehoben).

Die Bundesregierung gibt als tatsächlichen Grund für die Milchpreisfreigabe denn auch die Monopolstellung der Molkereien an: Wenn die Milchabgabe für die Molkereien nicht mehr genug Profit abwirft, werden sie ohne weiteres auf die Produktion von Butter und Magermilchpulver ausweichen, die durch EWG-Interventionspreise abgesichert sind. Die Bundesregierung ist also 'gezwungen', den Molkereien eine beliebig hohe Preisfestsetzung zu erlauben, damit überhaupt die Versorgung mit Trinkmilch noch gewährleistet ist:

Die SPD-Regierung unterstützt die Nahrungsmittelmonopole auf Kosten der Bevölkerung, die diese Preise zahlen muß und auf Kosten der Bauern, die von der Preiserhöhung der Molkereien keinen Pfennig mehr haben.

Und soviel kostet die Milch jetzt:

In Bayern (nach Aussagen des Berufsverbandes des Bayrischen Milchhandels) 65 statt 58 Pfg., Schlauchbeutel 78 statt 68. In Hamburg durchschnittlich 77 Pfennig (BILD 3.2.), in Frankfurt (in Hessen,d.Vf.) verlangte ein Einzelhändler sogar 98 Pfennig für einen Liter abgepackte Milch (BILD)."

Berichtet wird auch durch den KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. März 1971).
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.3,Bochum März 1971,S.2;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.6 und 10,Bochum 23.1.1971 bzw. 6.2.1971,S.8 bzw. S.1f;
Heisse Eisen Unternehmerseite Arbeiterseite,Dortmund o.J. (1971),S.4


15.02.1971:
Es erscheint die Nr.3 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 1.2.1971, 1.3.1971) u.a. mit dem Artikel "Milchpreiserhöhung: Molkereiprofit – Bauernruin".
=Rote Fahne Nr.3,Bochum 15.2.1971

März 1971:
Der BKA Freiburg gibt die Nr.7 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 1.2.1971, 31.3.1971) heraus. Im Leitartikel "Preiserhöhung und Lohnleitlinien: Angriffe auf die Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse" heißt es:"
In den letzten Wochen rollte auf die Arbeiter und Angestellten eine Preislawine zu, die eine beträchtliche Einschränkung unseres Lebensniveaus bedeutet. Anfang Februar stiegen die Preise für Brötchen um 10%, die Milch wurde um 12 Pfg. je Liter teurer, die Preise für Eier, Milchprodukte, Obst, Gemüse, Margarine stiegen; ebenso wurde das Glas Bier um 5 bis 10 Pfg. teurer."
=Klassenkampf Nr.7,Freiburg März 1971

25.03.1971:
Von BASF Ludwigshafen berichtet die OG Mannheim der KPD/ML-ZK:"
DIE ARBEITER VON C 13 FORDERN:
- 1 DM MEHR PRO STUNDE
- MINDESTNETTOLOHN 900 DM

Die Aniliner überlassen den Lohnkampf nicht länger den Gewerkschaftsbonzen. Sie stellen ihre eigenen Forderungen (zur CTR,d.Vf.) auf. Die Arbeiter von C 13 haben auf ihrer Betriebsversammlung am 25.3. ohne Gegenstimme folgende Resolution verabschiedet und sie an alle Vertrauensleute der BASF geschickt:
'RESOLUTION
...
Und wenn die Kapitalisten uns vorjammern: 'die erhöhten Lohnkosten müßten durch Preissteigerungen aufgefangen werden', dann können wir nur fragen: Glaubt einer von euch, daß die Kapitalisten nicht die Preise hochtreiben wie sie können, egal ob wir viel oder wenig fordern? Die BASF-Herrn haben im letzten Oktober die Farbenpreise um 12% erhöht (vgl. 19.10.1970,d.Vf.), im November die Preise für Hochdruck-Polyäthylen und im Januar für Polystyrol um 8 - 10% und für Nitrophoska-Volldünger um durchschnittlich 5% (wo war die Lohnerhöhung?). Die Milch ist teurer geworden, der Brotpreis steigt, die KFZ-Steuern sind höher geworden usw. usw. Die einzige Antwort auf diese Preistreiberei ist ein harter Lohnkampf."
=Der rote Funken Extra,Ludwigshafen 1.4.1971,S.1f

April 1971:
Laut KPD/ML-ZB kommt es zur Erhöhung folgender administrativer Preise (vgl. März 1971, Juli 1971):"
APRIL: Steigerung des Preises für SCHNITTKÄSE aus Drittländern. Ebenso in Verbindung mit EWG-Regelungen höhere Preise für MILCHERZEUGNISSE."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.30,Bochum 21.4.1971,S.6

01.04.1971:
Die KPD/ML-ZK Bochum gibt ein Flugblatt heraus, das vermutlich u.a. bei Krupp Bochumer Verein (BV) im IGM-Bereich sowie an einem Infostand auf dem Springerplatz verteilt wird:"
KOLLEGE, GREIF EIN!

Der Funke von Dortmund hat gezündet! Seit zwei Wochen werden in der Bochumer Innenstadt aus Protest gegen die unverschämten Fahrpreiserhöhungen der BOGESTRA die Schienen blockiert.
...
WARUM MÜSSEN DIE ÄLTEREN KOLLEGEN EINGREIFEN?

Weil es sich bei den Fahrpreiserhöhungen nicht nur um eine einmalige Maßnahme handelt, die z.B. nur die Lehrlinge angeht, die fast ein Drittel ihrer 'Ausbildungsbeihilfe' für die neuen Fahrpreise ausgeben müssen, sondern nur um ein Glied in einer ununterbrochenen Kette von arbeiterfeindlichen und volksfeindlichen Maßnahmen der Kapitalistenklasse und ihrer SPD-Regierung. Nicht nur die Fahrpreise steigen, sondern eine ganze Welle von Preissteigerungen bei Bahn, Post, Bad, Taxi, Milch, Eier, Brot, Textilien usw. usf. Und jetzt wollen uns die Herren von der SPD auch noch eine Limonadensteuer und Umweltverschmutzungssteuer aufbrummen. Wir sollen doppelt ausgenommen werden, für die Profite der großen Konzerne, die ihre Abwässer und Abgase in den Rhein kippen. Zur gleichen Zeit erleben die Kollegen in den Betrieben immer mehr am eigenen Leib: Überstunden, Sonderschichten werden gestrichen, Kurzarbeit eingeführt, Entlassungen vorgenommen, kurz und bündig:

MIT PREISERHÖHUNG FÄNGT ES AN - BALD SIND WIEDER ENTLASSUNGEN DRAN"
=KPD/ML-ZK-OG Bochum:Kollege, greif ein!,Bochum o.J. (1.4.1971)

30.04.1971:
Die Nr.6 des 'Roten Metall Arbeiters' - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus Münster der KPD/ML-ZB (vgl. 12.4.1971, 10.5.1971) erscheint.
Der zweite Artikel berichtet über:"
WUCHEREI BEI 'SOZIAL'-MIETEN!
...
SPD-FÜHRER: DIE ÜBELSTEN LOHNRÄUBER!

In NRW wurde die Obergrenze um 30 Pfg. auf 3,50 DM/qm heraufgeschraubt!

Das sind also die 'inneren Reformen', die uns die Regierung Kühn vor den Wahlen versprochen hat!

Nicht nur, daß uns der SPD-'Sozial'minister Figgen in der letzten Lohnrunde (MTR,d.Vf.) unsere 15% Forderung auf 11% heruntergeschlichtet hat, auch bei den Preisen - vorher bei Milch, Post und Bahn, jetzt bei den Mieten - betätigen sich die rechten SPD-Führer als die übelsten Lohnräuber im Dienste des Kapitals."
=Roter Metall Arbeiter Nr.6,Münster o.J. (30.4.1971)

01.06.1971:
Die DKP Dortmund gibt vermutlich Anfang des Monats ihre 'DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch' für Juni (vgl. Feb. 1971, 14.6.1971) heraus. Im letzten Artikel heißt es u.a.:"
STEIGENDE PREISE - GEFÄHRDETE ARBEITSPLÄTZE

In den letzten Wochen zogen die Preise bei vielen Artikel weiter an. Vor allem Milch und Brot als Grundnahrungsmittel sind da zu nennen. Wie immer am Wochenende möchte Mutter die 14-tägige Rechnung am Milchauto begleichen. Ob in Hombruch oder Brünninghausen, in Renninghausen oder Barop, es gibt eine böse Überraschung: Statt 14 x 65 Pfennige im April werden 14 x 75 Pfennige im Mai kassiert. Der Milchmann, der unzufriedene Worte hinnehmen muß, resigniert: Das höre ich heute schon zum -zigsten Mal."
=DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch,Dortmund Juni 1971

10.07.1971:
Die KPD (vgl. 13.8.1971) berichtet in Berlin im CPK-Bereich bei Schering (vgl. 2.8.1971):"
Am 10.Juli beschloß der Senat einen Katalog von 'Einsparungen', die 300 Mio. betragen und im kommenden Jahr zusätzlich von den westberliner Werktätigen bezahlt werden sollen.
...
- Der Senat streicht die Frachthilfe für Milch. Folge: Die Milch wird schon wieder teurer.
- Der Senat streicht die Frachthilfe für Kohle. Folge: Die Kohle wird noch teurer."
=Rote Fahne Nr.23,Berlin 13.8.1971,S.9

02.08.1971:
Die KPD (vgl. 13.8.1971) fragt mit Hilfe einer vermutlich in dieser Woche erscheinenden 'Kommunistischen Arbeiterpresse Schering' (KAP - vgl. Apr. 1971, 15.9.1971) über die CTR der CPK:"
WAS HAT UNS DIE TARIFRUNDE TATSÄCHLICH GEBRACHT?
...
KAMPF GEGEN DIE PREISTREIBEREI

Unsere Lohnerhöhung hat gerade erst stattgefunden. Aber schon jetzt fragen sich viele Kollegen, wie lange diese Erhöhung wohl vorhalten wird und wann sie von ihrem Lohn effektiv weniger kaufen können als vor dieser Tarifrunde. Denn schon im Mai betrug die durchschnittliche Erhöhung der Lebenshaltungskosten in der Bundesrepublik 5%, in Nordrheinwestfalen sogar 6,5%. Und täglich werden neue Preiserhöhungen angekündigt. Die Postgebühren haben sich gerade erhöht und die KFZ-Versicherungsprämien. Brot wurde in den vergangenen Wochen bis zu 12% teurer. Die Milchpreise erhöhen sich in diesen Tagen. Preiserhöhungen für Rind- und Schweinefleisch sind für den Herbst abgekündigt (vgl. S8.*.1971,d.Vf.). Ebenso Steigerungen für viele andere Lebensmittel.
...
Kolleginnen und Kollegen, schließen wir uns zusammen mit allen Werktätigen Westberlins unter der gemeinsamen Losung:
DEN KAMPF GEGEN DIE PREISTREIBEREI VERBINDEN MIT DEM KAMPF UM HÖHERE LÖHNE!
und unter der gemeinsamen Forderung:
KEINE TARIFERHÖHUNG BEI BEWAG, GASAG UND BVG!"
=Rote Fahne Nr.23,Berlin 13.8.1971,S.8f

09.08.1971:
Die KPD gibt vermutlich in dieser Woche ihre erste 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) bei Hoesch Dortmund (vgl. 6.9.1971) heraus. Im Leitartikel heißt es zur MTR der IGM:"
BEREITEN WIR UNS AUF DIE KOMMENDE METALL-TARIFRUNDE VOR!
...
Seit dem letzten Tarifabschluß sind die Lebenshaltungskosten stärker gestiegen als je zuvor. Die durchschnittliche Steigerungsrate in NRW liegt bei 6,5%. Gerade die Preise für Massenkonsumgüter steigen unverhältnismäßig: die Kohlepreise wurden innerhalb von zwei Monaten um 9%, Milch, Butter und Käse um 9,8%, Brot und Backwaren um 9,6%, Frischobst um 9,8% verteuert. Die Preise im Nahverkehr des Ruhrgebiets stiegen um 30%. Erhöhung der Strompreise, der KFZ-Versicherung, der Benzinpreise, der Postgebühren, sowie für Fleisch- und Wurstwaren sind bereits angekündigt. Die Mieten steigen schon seit langem ins Unermeßliche."
=Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.1,Dortmund Aug. 1971

September 1971:
Das 'Ruhr-Park Info', Betriebszeitung der Roten Ruhr-Park Gruppe (RRG) der KPD/ML-ZK, Nr.8 erscheint in Bochum (vgl. Apr. 1971). Im Leitartikel heißt es zur MTR der IGM:"
GEGEN LOHNDIKTAT UND LOHNRAUB!
...
Während der Arbeitszeit Verkäuferin oder Kassiererin, in den Pausen und an den freien Tagen Kundin. Deutlicher läßt sich der Anstieg der Lebenshaltungskosten kaum erfahren.

Und so sieht es an der Preisfront aus:"
Es folgen Piktogramme, die folgende Preiserhöhungen darstellen: Kaffee 40%, Mieten 10 - 50%, Post 35%, Eisenbahn 12%, Brot 10%, Milch 12% und Bier 10%. Weiter heißt es:"
Daß davon einige Erhöhungen längst 'überholt' sind, kann jeder selbst am besten beurteilen. So wurden ab 1.September verschiedene Postgebühren ein weiteres Mal erhöht, z.B.: Postkarten um 25%, von 20 auf 25 Pfg., Paketzustellgebühren um 33 1/3%, von 60 auf 80 Pfg., Eilzustellungen von 1 auf 2 DM usw.

In der Grafik ebenfalls nicht vermerkt sind die Preiserhöhungen für Elektrizität, Kohle, Wasser, Autos, einige Textilien, Schuhe und seit ein paar Tagen in Bochum, die Brötchen (von 10 auf 12 Pfg.).

Offiziell wird der Anstieg der Lebenshaltungskosten mit etwas über 5% angegeben. Die französische bürgerliche Zeitung 'Le Monde' nannte dagegen 10% für die BRD. Also wird's mal wieder in der Mitte liegen, wofür auch die Inflationsrate von 7% spricht."
=Ruhr Park Info Nr.8,Bochum Sept. 1971

15.11.1971:
Die KPD (vgl. 19.11.1971) berichtet von der MTR in Nordbaden-Nordwürttemberg (vgl. 2.11.1971) u.a.:"
Die Kommunistische Jugend, eine kommunistische Gruppe im Raum Stuttgart, die die Linie der KPD unterstützt, hat diese Vorgehensweise in ihrem 4. Sonderdruck zur Metalltarifrunde treffend gekennzeichnet:
Kolleginnen und Kollegen,
warum sagen wir Kommunisten: DER VORSCHLAG DER SCHLICHTUNGSSTELLE IST NICHTS ANDERES ALS EIN PROFIT-ANGEBOT DER IG-METALL-FÜHRUNG AN DIE METALLKAPITALISTEN,

IST NICHTS ANDERES ALS EIN DIREKTER ANGRIFF AUF DIE LEBENSINTERESSEN DER METALLARBEITER?

Die meisten Kollegen haben bereits in den vergangenen zwölf Monaten andauernd Überstunden arbeiten müssen, um mit den ständig steigenden Preisen für Miete, Brot, Milch usw. noch Schritt halten zu können."
=Rote Fahne Nr.30,Berlin 19.11.1971,S.1f

03.01.1972:
Bei Hoesch Dortmund gibt die KPD vermutlich Anfang dieser Woche die Nr.8 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 17.12.1971, 10.1.1972) heraus. Eine Arbeiterkorrespondenz fordert:"
KAMPF DEM LOHNRAUB UND PREISTREIBEREI

Nach der hohen Inflationsrate 1971 wird auf uns eine weitere Geldentwertung zukommen. Die Preise werden weiter steigen. So haben wir eine Preissteigerung von ca. 6% zu erwarten.
...
Um eine Verbesserung unserer Lebensbedingungen zu schaffen, und um noch ein menschenwürdiges Dasein zu haben, muß ich allen Gewerkschaftsführern sagen, daß ihre elenden Versuche auf den Betriebsversammlungen vollkommen sinnlos sind, uns die 75 Pfg. Forderung auszutreiben, indem sie noch frech behaupten, unsere Forderung sei spalterisch. Unsere Forderung würde eine tatsächliche Verbesserung unserer Lebenslage bedeuten, und was das wichtigste ist, die unteren Lohngruppen würden nicht benachteiligt werden, diese Forderung vereinigt uns Arbeiter und davor haben die Arbeiterverräter und die Kapitalisten Angst. Seit wann muß ein Kollege, der in einer niedrigen Lohngruppe ist, weniger Miete, Gas, Strom zahlen? Brot, Milch, alles ist für ihn ebenso teuer."
=Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.8,Dortmund Jan. 1972

01.02.1972:
In den Siemens-Werken in Berlin-Gartenfeld wird, laut KPD/ML-ZB, in den durch die Fremdfirma Picknick-Schulze betriebenen Kantinen der Milchpreis um 5 Pfennig erhöht, wogegen im Hausgerätewerk eine Unterschriftensammlung begonnen wird (vgl. 2.2.1972).
=Der Rote Gartenfelder Extrablatt,Berlin 3.2.1972

14.02.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr.4 (vgl. 31.1.1972, 28.2.1972) der KPD/ML-ZK berichtet u.a. von den Bauern der Landkreise Mühldorf, Altötting und Traunstein, die die Alpenmilch Molkerei beliefern.
=Roter Morgen Nr.4,Hamburg 14.2.1972

23.02.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' Nr.18 (vgl. 18.2.1972, 2.3.1972) heraus. Auf der Titelseite beginnt der Artikel:"
DIE LAGE DER BAUERN IM KAPITALISMUS
...
Kollegen, nicht nur die Bauern und die zahlreichen Kollegen, die noch nebenbei eine Landwirtschaft betreiben, sondern alle Werktätigen stehen heute vor den Fragen: Wie kommt es, daß trotz enormer Investitionen (über 4 Milliarden DM jährlich!) und dadurch erhöhter Menge von Agrarprodukten das Einkommen der Bauern sich im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen der Werktätigen immer mehr verschlechtert? Im vergangenen Jahr haben die Bauern sogar eine Einkommensverminderung von 11% hinnehmen müssen (lt. 'Grünem Bericht')!

- Wie kommt es, daß trotz immer rationellerer landwirtschaftlicherer Produktion für uns die Lebensmittelpreise ständig rasant ansteigen? 1971 z.B. bei Milch um 15%, bei Brot, Obst, Eiern um etwa 10%!"
=Klassenkampf Nr.18 und 21,Freiburg 23.2.1972 bzw. 17.5.1972,S.1ff bzw. S.10

Juli 1972:
Für den der DKP nahestehenden 'Mittelstandskurier' (vgl. 14.8.1972) berichtet Wilhelm Stranger vermutlich aus dem Juli:"
BAUERN, HANDWERKER UND KONZERNE
...
Anders verhalten sich die Industriekapitäne, wenn die Bauern als Verkäufer ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse auftreten. Alsdann heißt es: 'Bauer liefere billig, in guter Qualität und in einheitlichen großen Posten.' So steht es in vielen Verträgen, die den Bauern und ihren Erzeugergemeinschaften von jenen Industrieunternehmen vorgeschrieben werden, die im BDI vereint sind und Gemeinsamkeiten mit dem ländlichen und gewerblichen Mittelstand vortäuschen. Den bayrischen Milchbauern z.B. im Gebiet Mühldorf/Inn war von der Allgäuer Alpenmilch AG die Abnahme der Milch zu einem 'angemessenen Milchpreis' vertraglich zugesichert. Als die 7 000 milchliefernden Bauern auf diese Zusage der Allgäuer Alpenmilch AG (eine Tochtergesellschaft der Nestle AG) verwiesen und einen Erzeugerpreis von 46 Dpf ohne Mehrwertsteure für den Liter Milch mit 3,7 Prozent Fettgehalt für angemessen hielten, da war es mit der Gemeinsamkeit aus. Die Alpenmilch AG, die Tochtergesellschaft des zweitgrößten Nahrungsmittelkonzerns der Welt, sträubte sich zu zahlen. Sie lehnte es ab, mit den Bauern zu verhandeln. Aber in der von DBV, BDI und ZDH gemeinsam unterzeichneten Erklärung heißt es: 'miteinander verhandeln, um gegensätzliche Interessen abzuklären.' Schöne Worte!

Die Praxis lehrte die Bauern, daß sie handeln mußten, um zu ihrem Recht zu kommen. Sie schlossen sich zusammen und bildeten die 'Aktion gerechter Milchpreis'. Über 2 000 Bauern demonstrierten mit ihren Traktoren vor dem Werk der Allgäuer Alpenmilch AG in Weiding (vgl. **.*.1972,d.Vf.) und vor dem Verwaltungsgebäude des Unternehmens in München (vgl. **.*.1972,d.Vf.). Rund 5 000 Bauern beteiligten an einer Protestkundgebung (vgl. **.*.1972,d.Vf.), um ihren berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Geschlossenheit der Bauern prägte ihre Aktionen. Ihre Solidarität miteinander un ich entschiedener Wille, der Konzernwillkür gemeinsam zu begegnen, brachte ihnen den verdienten Erfolg und die Niederlage der Allgäuer Alpenmilch AG. Sie war gezwungen, den Bauern 43 Dpf als zunächst angemessenen Milchpreis an Stelle von 36 Dpf zu zahlen (vgl. **.*.1972,d.Vf.). Nicht anders wird es in Zukunft sein, wenn die Bauern sich durch das Geschwätz von Gemeinsamkeiten mit den Industriekonzernen nicht übertölpeln lassen."
=Mittelstandskurier H.4,Köln Juli/Aug. 1972,S.8

11.12.1972:
Vermutlich in dieser Woche erscheint von den Marxisten-Leninisten (ML) Castrop-Rauxel, den ML Dortmund, den ML Hagen und der Proletarischen Linken (PL) Hamm ein Flugblatt zur Metalltarifrunde (MTR) der IGM:"
RESOLUTION ZUR METALLTARIFRUNDE: GEGEN STABILITÄTSPAKT UND KONZERTIERTE AKTION DEN KLASSENBEWUSSTEN GEWERKSCHAFTLICHEN KAMPF!
...
Bei den Tarifverhandlungen 1971 kam es in der Eisen- und Metallindustrie zu Abschlüssen um 7,5%. Das Wirtschaftsministerium hatte für 1972 Preissteigerungen um 4% vorausgesagt. Die Gewerkschaftsführung schien mit Recht behaupten zu können, daß damit eine Steigerung des Realeinkommens erreicht worden wäre. Doch die wirkliche Entwicklung seitdem beweist das Gegenteil. Erst einmal ging für viele Kollegen 1 - 2% von den 7,5% verloren, weil man durch den erhöhten Bruttolohn in eine andere Steuerstufe kam; das hieß weniger Zuschüsse für Kinder, Mieten usw. auf der einen Seite und höhere Steuern und Abgaben für Krankenversicherung, Rente, Gewerkschaft usw. auf der anderen.

Aber dann ging es erst richtig los. Obwohl die 7.5% genau den Stabilitätsrichtlinien der SPD-Regierung entsprachen, stiegen die Preise, besonders für die Konsumgüter des täglichen Bedarfs immer schneller, kam die Inflation ins Rennen. Hier einige Beispiele:

Milch 7,5%, Schweinefleisch 8,2%, Brot 9,7%, Rindfleisch 20,5%, Kartoffeln 38,2%, Zigaretten und Glasbier wurden erheblich teurer. Dazu stiegen die Preise für Miete, Strom und Nahverkehrsmittel, bzw. wurden kurz vorher stark angehoben. Von einer Steigerung des Realeinkommens, auf die SPD-Führung und Gewerkschaftsbürokratie gern stolz verweisen, kann also keine Rede sein. Vielmehr mußte man in den letzten Wochen in offiziellen Statistiken zugeben, daß die Preissteigerungsrate 7% überschritten hat, in Rundfunksendungen spricht man schon von 7,9%. Es ist also offensichtlich, daß sich unser Lebensstandard während der letzten Monate verschlechtert hat. Darüber kann auch kein Weihnachtsgeld hinwegtäuschen."
Verteilt wird dieses Flugblatt, nach eigenen Angaben, u.a. bei Hoesch Dortmund (vgl. 11.12.1972).
=ML Castrop-Rauxel, ML Dortmund, ML Hagen, PL Hamm:Resolution zur Metalltarifrunde: Gegen Stabilitätspakt und Konzertierte Aktion den klassenbewußten gewerkschaftlichen Kampf,Dortmund o.J. (1972);
Klassenkampf und Programm Nr.2,Dortmund Feb. 1973,S.48


15.12.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 18.12.1972) berichten vermutlich Ende dieser Woche von der MTR:"
METALLTARIFRUNDE: EINIGKEIT MACHT STARK

Die Tarifkommissionen haben getagt, die Vorschläge der IGM stehen im Durchschnitt bei 11%. Bei uns in NRW haben für die Eisen- und Stahlindustrie die ersten Verhandlungen stattgefunden, die Kapitalisten wollen die Metaller mit 5,6% abspeisen. Sind das Alternativen? Reichen die von der Gewerkschaftsführung verlangten 60 Pfg. oder man muß froh sein, daß nicht noch ein schlechterer Kompromiß herauskommt? Wir meinen, die Höhe der Forderungen hängt nicht allein von den Lebensbedingungen der Arbeiterklasse ab, sondern auch von ihrem Kampfwillen! Wie sieht's bei beiden aus?

Der verschärfte Druck auf die Lebensbedingungen der werktätigen Bevölkerung hat in den letzten Monaten mehr und mehr zugenommen: Preissteigerungen von Lebensmitteln (von 7,5% Milch bis 45,8% Kartoffeln), der Verkehrsmittel, der Mieten und all der Waren des normalen Verbrauchs hören nicht auf. Während die Bundesregierung vor der letzten MTR 4% Preissteigerung 'versprach', wurden es bis jetzt für einen vierköpfigen Arbeiterhaushalt tatsächlich schon zwischen 7 und 8%."
=Die Rote Front Nr.5,Dortmund Dez. 1972,S.1f und 4f

04.06.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche erstmals eine Ausgabe von 'Die Rote Front aktuell' – Aktuelle Informationen für die Hoesch-Kollegen (vgl. 25.5.1973; 9.6.1973):"
NACHSCHLAG UND STRUKTURELLE LOHNVERBESSERUNG – BERUHIGUNGSPILLE FÜR KAMPFBEREITE STAHLARBEITER
...
Die Arbeiter und Angestellten spüren es am eigenen Leib. 8% Preissteigerungen im März 1973 gegenüber 1972. Dazu kommt der mit dem Nominalzuwachs steigende Steueranteil, der wiederum 2-3% der Lohnerhöhung wegfrißt. Die Erhöhung der Rentenversicherung wird sich ebenfalls durch 0,8% im Geldbeutel bemerkbar machen. Die Preissteigerungen bei den Lebenshaltungskosten betrugen von März 1972 bis März 1973 z. B. bei Kartoffeln 55,6%, Fisch 23,8%, Fleisch 15,1%, Obst 16,5%, Käse 4,4%, Milch 4%, Brot 9% und Gemüse 14,3%! Dafür sind Segeljachten und Pelze, die preismäßig viel stärker ins Gewicht fallen, billiger geworden. Die offiziellen Statistiken werfen natürlich alles in einen Topf und stellen dann fest: Preissteigerungsrate: 8-10%! Bloß, was nützen einer Arbeiterfamilie die Verbilligungen bei Pelzen und Segeljachten. So traurig die Wahrheit ist, von den beiden Tarifabschlüssen bleibt uns ein Minus von 4%! Wirklich ein 'guter Kompromiß!'."
=Die Rote Front (aktuell): Nachschlag und strukturelle Lohnverbesserung - Beruhigungspille für kampfbereite Stahlarbeiter, Dortmund,o. J. (1973).

Juli 1973:
Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. Aug. 1973) berichtet das Kommunistische Kollektiv der KFR des KBW (vgl. Aug. 1973) vermutlich aus dem Juli:"
KAMPF GEGEN PREISSTEIGERUNGEN: FLEISCHBOYKOTT
...
WAS NÜTZT EIN SOLCHER HUNGERSTREIK? STELLT SICH EIN SOLCHER LEBENSMITTELBOYKOTT ALS ALTERNATIVE ZUM LOHNKAMPF?

Das sind hierbei die wichtigen Fragen. Beide Fragen sind ungeheuer wichtig zum Ausgang der Aktion. Kurzfristig kann eine solche Aktion Erfolge bringen, wie z. B. der Milchboykott. Beim Milchboykott senkten die Milchhändler die Milchpreise. Längerfristig wird es kaum Erfolg haben, da die kleinen Einzelhändler oft selber arm dran sind und auch leben müssen. Der Kampf muß also gegen die Lebensmittelkonzerne gehen! Und das heißt HUNGERSTREIK! Das ein solcher Streik unmöglich ist, ist klar. Als kurzfristiges Mittel, um gegen Händler vorzugehen, die Horrorpreise nehmen und sich auf Kosten der Kollegen bereichern wollen, ist ein solcher Boykott wohl richtig; als Mittel gegen die allseitige Teuerung wird ein solcher Boykott undurchführbar; denn das hieße, daß man einige Tage in Hungerstreik tritt. Das ist für uns Werktätige nicht möglich."
=Roter Hoesch Arbeiter Nr.1,Dortmund Aug. 1973

23.07.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn der dritten Juli-Woche die Nr.1 des 'Roten Hansa-Kumpel' (vgl. 12.9.1973) - Zeitung des kommunistischen Kollektivs Zeche und Kokerei Hansa, in der es u.a. heißt:"
GEGEN LOHNRAUBABSCHLUß UND PREISSTEIGERUNGEN MUß DER SELBSTÄNDIGE GEWERKSCHAFTLICHE KAMPF ORGANISIERT WERDEN

Die 9,6% gleichen für die meisten Lohngruppen die Preissteigerungen von durchschnittlich 11% nicht aus. Dabei gehen von den 9,6% noch 2-2,5% durch Steuerprogression und Sozialabgaben verloren. 13 Monate, von Juli 1973 bis August 1974, sollen die Löhne nun feststehen. Und eines ist sicher: die Preise und Profite werden weiterhin munter hochgetrieben von den Kapitalisten. Die Situation ist jetzt bereits nach diesem Abschluß schlecht und wird sich durch die Preissteigerungen in den nächsten Monaten weiter verschlechtern. Gegen die besonders hohen Lebensmittelpreise hilft auch kein Fleisch-, Milch- und Eierboykott, denn wovon sollen wir schließlich unsere Arbeitskraft wiederherstellen, wenn kein nahrhaftes und kräftiges Essen auf den Tisch kommt. Die Arbeiter können nicht auf einen Teil ihrer Existenzmittel verzichten, sie müssen, um ihr Leben ausreichend zu sichern, ständig um ihren Existenzlohn kämpfen."
=Roter Hansa Kumpel Nr.1,Dortmund Juli 1973

01.09.1973:
Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 18.9. 1973) berichtet das Kommunistische Kollektiv der KFR des KBW:"
FLEISCHBOYKOTT DES DGB
...
Hier die prozentuale Veränderung der Preise im August 1973 gegenüber:

Nahrungsmittel/Getränke:

Juli 1973 August 1972
...
Vollmilch in Tüten + 0,2 + 5,6"
=Roter Hoesch Arbeiter Nr.2,Dortmund 18.9.1973,S.4

12.09.1973:
In Dortmund erscheint erstmals ein 'Roter Kumpel' (vgl. 27.8.1973, 3.10.1973) durch die KFR und das Kommunistische Kollektiv Zeche Hansa, der bisher 'Roter Hansa Kumpel' hieß und von dem kommunistischen Kollektiv Zeche und Kokerei Hansa herausgegeben wurde. Der Leitartikel führt u.a. aus:"
ENERGIEPROGRAMM - KEINE HILFE FÜR DIE KUMPEL!
...
Wenn Stillegungen drohen und wir um unsere Arbeitsplätze fürchten müssen, müssen wir dann auf den Lohnkampf verzichten? Bei Hansa wurde ein neuer Schildausbau begonnen, um so eine Tagesförderung der Zeche von 2 000 To. zu sichern. Es wird schwer gearbeitet und die Fleisch- und Milchpreise steigen für den Kumpel genau so wie für alle anderen Arbeiterhaushalte. Nicht die Profitlage der Kapitalisten und ihres Staates, sondern unser eigenes Portemonnaie muß uns sagen, wann der Lohnkampf geführt werden muß."
=Roter Kumpel,Dortmund 12.9.1973

25.10.1973:
Die Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD gibt frühestens heute ihre 'Kommunistische Presse für die Arbeiter und Werktätigen Dortmunds' - Zeitung der Ortsleitung Dortmund der KPD heraus:"
DEMONSTRATION GEGEN LOHNRAUB, ARBEITSHETZE UND TEUERUNG AM 3.11. 12 UHR NORDMARKT

Lohnraub, Arbeitshetze und Teuerung bestimmen das Leben von Millionen Arbeitern und Werktätigen in der Bundesrepublik. Millionen Arbeiter und Werktätige wählten im vergangenen Jahr Willy Brandt, in der Hoffnung auf Reformen, auf Verbesserung ihrer Lebenslage.
...
Die Preissteigerungen von Januar bis September:
Kartoffeln 28%
Eier 8%
Brot 17%
Fleisch 31%
Milch 35%
Kohlen 13%"
=Kommunistische Presse für die Arbeiter und Werktätigen Dortmunds o.Nr.,Dortmund o.J. (Okt. 1973)

24.12.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) berichtet Manfred Zöllmer vermutlich spätestens aus dieser Woche:"
NEUER SUBVENTIONSBERICHT DER REGIERUNG: MILLIONEN FÜR DIE KONZERNE

Berichte der Bundesministerien finden auch bei politisch engagierten Leuten meistens nicht allzugroße Beachtung. So geschah es auch mit dem vierten Subventionsbericht, den die Bundesregierung noch rechtzeitig zum Jahreswechsel herausgab. Hier lohnt es sich jedoch, einmal genauer hinzusehen und zu verfolgen, welchen Weg unsere Steuergroschen nun eigentlich nehmen. Die Subventionen, also Zuschüsse von Bund und Ländern machten 1973 etwa 18,6 Milliarden Mark aus. Ein ganz erheblicher Betrag also. Dieser Posten umfaßt nur die Finanzhilfen, Steuervergünstigungen sind darin nicht enthalten. Ein erhebliches Stück dieses Kuchens erhält die deutsche Landwirtschaft, insgesamt 3,7 Milliarden. Darunter auch erhebliche 'Prämien für die Schlachtung von Kühen und die Nichtvermarktung von Milch und Milcherzeugnissen', sowie für die Rodung von Obstbäumen. Wahrscheinlich würden Millionen Menschen in den Hungergebieten der Erde kein Verständnis dafür aufbringen, daß allein für die Vernichtung von Obstbäumen 25 Millionen Mark ausgegeben worden sind."
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1974,S.12

28.01.1974:
Für Stahlbetriebe in Bochum, Dortmund und Hagen geben die drei Ortsgruppen der GIM ihre 'Solidarität' Nr.11 (vgl. 11.12.1973, Feb. 1974) heraus. Ein Artikel berichtet über:"
'ERDÖLKRISE' UND POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG

Ob zur Zeit die Milchpreise steigen oder der Staat Demonstrationen verbietet - für alles muß die 'Ölkrise' herhalten! In tausendfacher Ausführung kann man dazu das Gejammere der Industrie vernehmen: Wir haben kein Öl mehr, also müssen wir Betriebe schließen, kurzarbeiten lassen und natürlich auch die Preise erhöhen."
=Solidarität Nr.11,Dortmund 28.1.1974

10.06.1974:
Die KPD Ortsleitung (OL) Dortmund und die OG Dortmund der LgdI geben vermutlich Anfang dieser Woche ein Flugblatt zur Fußball-WM heraus:"
DURCH DIE FUSSBALLWELTMEISTERSCHAFT SOLL DIE FASCHISTISCHE CHILENISCHE JUNTA ALS LEGITIME REGIERUNG ANERKANNT WERDEN
...
Mit Hilfe der USA-Imperialisten wird in Chile durch die faschistische Junta ein unvorstellbarer Terror auf die Bevölkerung ausgeübt. 30 000 fortschrittliche Menschen wurden auf bestialische Weise umgebracht. Heute, fast ein Jahr nach dem Militärputsch, sitzen noch immer mehrere 10 000 Menschen in KZ's und müssen grausamste Folterungen über sich ergehen lassen. Die Bevölkerung hat mit einer Inflation ungeahnten Ausmaßes zu kämpfen: Die Inflationsrate beträgt etwa 500%. Die Brotpreise stiegen von 6,4 Esc. auf 134 Esc., die Milchpreise von 3,5 Esc. auf 60 Esc. und eine Buskarte von 1,5 auf 30 Esc. Der Durchschnittslohn eines Arbeiters beträgt 12 000 Esc., was ihn unter den gegebenen Umständen gerade vor dem Verhungern rettet."
=KPD-OL Dortmund, LgdI-OG Dortmund:Durch die Fußballweltmeisterschaft soll die faschistische chilenische Junta als legitime Regierung anerkannt werden,Dortmund o.J. (Juni 1974)

22.09.1975:
Der MSB Spartakus Kiel der DKP berichtet vermutlich aus dieser Woche von der Chile Solidarität (vgl. Dez. 1975):"
Die von den Norddeutschen Chile-Solidarität-Komitees initiierte Kampagne 'Milch für Chiles Kinder' findet in allen Bevölkerungskreisen starkes Echo. Seit Ende September laufen die Aktionen zur Unterstützung der von den 3 internationalen Gewerkschaftsverbänden WGB (Weltgewerkschaftsbund,d.Vf.), IBFG (Internationaler Bund Freier Gewerkschaften,d.Vf.) und CGB (Christlicher Gewerkschaftsbund,d.Vf.) beschlossenen Hilfesendung 'Ein Schiff zu Weihnachten für die Chilenischen Kinder'."
=Uni aktuell,Kiel o.J. (1975),S.6

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