Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter bei Opel/Bochum:
"Standorte" (1991-1992)
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 26.9.2020
Hier können leider nur wenige Ausgaben der Zeitung "Standorte" der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" bei Opel/Bochum vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzung. Die GOG war seit 1972 mit Erfolgen bei diversen Betriebsratswahlen bei Opel Bochum bis ca. 2010 aktiv.
Die Themen der "Standorte" lassen sich im Wesentlichen in zwei Kategorien einteilen:
1. Betriebliche Artikel (regional und überregional)
2. Artikel mit gesellschaftlichen und politischen Bezügen
Zu 1: Berichte zum Prämienlohn bei Opel, zu diversen Betriebsvereinbarungen (etwa Gruppenarbeit), über das "Daewoo-Werk" in Süd-Korea (Nr. 2), zur Einführung der 4 Tage-Woche bei Peugot (Poissy/Frankreich), zur "Gruppenarbeit bei GM in Zaragoza (Spanien) und zu Nissan (Japan) (Nr. 3). Die "Unternehmenskultur" bei Opel und die "neue Streitkultur" in der IG Metall (Vertrauensleutekörper und Betriebsrat) sind das Motto der Nummer 4. Die Frage nach dem "Organisationsgrad" bei Opel wird mit der Frage nach einem "neuen Bewusstsein" verknüpft (Nr. 4). Aktive Solidarität wird gegen den rechten Terror eingefordert. Dies würde für Opel gelten (Nr. 5). In der Nummer 6 wird nach dem "Schlüssel der Produktionssteigerung" gefragt. Die Gewerkschaftsausschlüsse bei Opel haben seit den 1970er Jahren eine lange Tradition und seien eine "unendliche Geschichte"(Nr. 6). Dass die "unfähigen Manager" die Ursache für Krisen, Misswirtschaft und Entlassungen seien, ist zwar nicht neu, kann aber immer mal wieder zur Sprache kommen (Nr. 6). So ist das dann auch das Thema der Nr. 7: Produktionssteigerung und Arbeitsplatzvernichtung = das gleiche Paar Schuhe. Verschiedene Arbeitszeitmodelle in Südkorea, Japan und in Deutschland sind auch ein Thema der Nummer 7. Die "Blauhelme", der DGB-Chef Meyer und ein Antrag auf Absetzung von seinem Posten würden von der IG Medien verlangt (Nr. 8). Über Gewerkschaften und die Arbeitszeitregelung bei Renault in Frankreich und GM in den USA wird ausführlich in der Nummer 8 berichtet. Die GOG erklärt in den "Standorten" ihren Standpunkt zu den Gewerkschaftsausschlüssen ihrer Mitglieder mit einem "Offenen Brief" (Nr. 8).
Zu 2: Es erscheinen Artikel zur Ex-DDR, zum Golfkrieg und der sog. "Militärsteuerverweigerung" (Nr. 2), zu Fehlzeiten durch Krankheit in deutschen Unternehmen und zur Kohl-Regierung (Nr. 3). Mit "Liverpool-Impressionen" setzt die Ausgabe 4 ihre Berichte über allgemeinpolitische Themen fort. Ausländerhatz und die Asylantenfrage ist das übergreifende Thema der Ausgabe 5, die mit einer Kritik an der "Bild-Zeitung" verknüpft wird. Die "Freie Marktwirtschaft" und eine Rezension des Buches "Der Kollaps der Modernisierung" von Robert Kurz verweisen auf den globalen Zusammenhang der kapitalistischen Verteilungsmechanismen und das System der sog. "freien Märkte" (Nr. 5 und Nr. 8). Der Streik bei Renault in Frankreich endet mit dem Aufruf zu einer "internationalen Arbeitersolidarität". (Nr. 5) Es geht aber auch um die sog. "schlanke Produktion" in der japanischen Autoindustrie und um die Frage, was "Verbesserungsvorschläge" bei GM in Kanada erreichen können (Nr. 6). Und wiederum ist auch die dortige "Gruppenarbeit" ein wichtiges Thema (Nr. 6). Die "Flammen über Los Angeles" und Unruhen in der Stadt werden u. a. als "dramatische Zuspitzung sozialer Verteilungskämpfe" interpretiert.
Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen
- GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 2, Bochum, April 1991
- GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 3, Bochum, Juni 1991
- GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 4, Bochum, September 1991
- GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 5, Bochum, Dezember 1991
- GOG: Standorte, Bochum, 2. Jg., Nr. 6, Bochum, März 1992
- GOG: Standorte, Bochum, 2. Jg., Nr. 7, Bochum, Juli 1992
- GOG: Standorte, Bochum, 2. Jg., Nr. 8, Bochum, November 1992
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
April 1991:
Es erscheint die Nr. 2 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Was passiert mit der EX-DDR?"
- "Nun, was tun?"
- "Veranstaltungsreihe im Bahnhof Langendeer"
- "Leserbrief: Militärsteuerverweigerung"
- "Neues aus Korea"
- "Überstunden verweigert"
- "Die Belegschaft wurde nicht gefragt"
- "Zur Betriebsvereinbarung 179 Gruppenarbeit"
- "R. J.: Eiszeit"
Berichtet wird u. a. über die "EX-DDR" und deren wirtschaftlichen Ausverkauf, weiter über eine Veranstaltungsreihe im Bahnhof Langendreer mit Elmar Altvater am 3.5.1991 und 4.5.1991, übergreifend zum Thema: "Die politische Linke zwischen '3. Welt-Solidarität' und 'Gewerkschaftskampf in den Metropolen?" Berichtet wird noch über "General Motors" und dem Korea-Werk Daewoo, weiter über die Deutsche Airbus in Bremen, wo Überstunden verweigert wurden, über "Gruppenarbeit-Prämienlohn-MTM-System" und Betriebsvereinbarungen. Der Artikel dazu: "Was nicht funktioniert hat: Innergewerkschaftliche Demokratie. Die Belegschaft wurde nicht gefragt". Ein weiterer Artikel befasst sich mit der "Gruppenarbeit". Artikel: "Das waren die Ziele der IGM-Vertrauensleute- und Betriebsräte, zusammengefasst in den 12 Eckpunkten der IGM".
Quelle: GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 2, Bochum, April 1991.
Juni 1991:
Es erscheint die Nr. 3 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Deutschland = KRANKLand"
- "Opel Arbeitsdirektor Dr. Schlotfeld auf der letzten Belegschaftsversammlung: 'Geringere Fehlzeiten durch Krankheit würden die Arbeitsplätze in Bochum sicherer machen!' Logisch, oder?"
- "In Frankreich, in den Peugeotwerken in Poissy wird die 4-Tage-Woche eingeführt"
- "R.K.: Leserbrief: Der eingebildete Kranke"
- "Korea Mai 1991'"
- "Kritische Zeilen aus Spanien zur Gruppenarbeit"
- "KVP: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess"
- "Ihr feiert zuviel krank! Ihr seid zu faul"
- "Dereguliert sollen wir werden"
- "Bericht eines Kollegen von Nissan (Japan)"
- "R.J.: Die neue Unternehmenskultur"
Berichtet wird u. a. über den Krankenstand in Deutschland, über die letzte Belegschaftsversammlung und die Aussagen vom Arbeitsdirektor zu Fehlschichten, über die Einführung einer 4-Tage-Woche "in den Peugeotwerken in Poissy". Berichtet wird noch über Gruppenarbeit bei GM in Zaragoza (Spanien). Weiter wird berichtet über die Zustimmung des Betriebsrates Ende März zur "Gruppenarbeit".. Berichtet wird noch von der Automobilarbeiterkonferenz in Barcelona vom 10.-13.4.
Q: GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 3, Bochum, Juni 1991.
September 1991:
Es erscheint die Nr. 4 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/ Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Neue Unternehmenskultur bei Opel-Neue Streikkultur in der IGM?"
- "Zur IG Metall-Entwicklung bei Opel. Ein paar ketzerische Gedanken"
- "Liverpool-Impressionen"
- "Pfiffe gegen Breuer! Beifall für Breuer!"
- "Rund um die Westfalenhalle"
- "Dereguliert sollen wir werden!"
- "Gleichheit, in welche Richtung?"
- "Wir brauchen ein neues Bewusstsein!
- "Platz da für den ASTRA!"
- "R.J.: Urlaubstraum"
Berichtet wird u. a. über die "neue Streitkultur in der IG Metall" und die "neue Unternehmenskultur der Manager", über die wiedergewählte Vertrauenskörperleitung bei Opel und die Verluste der IG Metall bei der letzten BR-Wahl. Zur Opel-Opposition wird erklärt, dass sie "mehr denn je auf kritische Beteiligung und Einmischung möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen angewiesen sind". Berichtet wird weiter über Eindrücke einer "Bildungsurlaubswoche Bochumer Kolleginnen und Kollegen, die vom 20.4.-27.4. Liverpool und das GM Werk Ellesmere Port" besuchten. Berichtet wird noch über den Organisationsgrad bei Opel und erklärt, "dass die Mehrheit aus sogenannten Karteileichen besteht". Zum "Bewusstsein" heißt es noch. "In der nächsten Zeit werden sich die Arbeitsbedingungen im Zeitalter des Konkurrenz-Wahnsinns weiter verschärfen, und diese ständigen Angriffe des Kapitals werden wir nur mit einer wirklich starken Gewerkschaft durchstehen können. Das aber setzt voraus, dass wir uns alle als Bestandteil der Gewerkschaften begreifen und endlich wieder erkennen, dass wir bei auftretenden Konflikten auch Positionen beziehen müssen, die sich sehr wohl auch gegen falsche Beschlüsse der Gewerkschaftsführung in und außerhalb des Betriebes richten sollten".
Q: GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 4, Bochum, September 1991.
Dezember 1991:
Es erscheint die Nr. 5 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Leserbrief eines türkischen Kollegen aus dem Presswerk: Nichts Neues in Deutschland"
- "Tatsache"
- "BILD, die Meinungsmacher"
- "Freie Marktwirtschaft in den USA"
- "Realsozialistische Marktwirtschaft ist kaputt-Soziale Marktwirtschaft macht kaputt. Gegen die Illusion vom Sieg des Westens"
- "IG Metall fordert: Widerstand gegen rechten Terror!"
- "Gewerkschafter gegen Ausländerfeindlichkeit und gleichzeitig gegen die Japaner?"
- "Ursachen für Hungertod und Massenflucht"
- "Streik bei Renault/Cleon in Frankreich"
- "R. J.: Der deutsche Biedermann"
Berichtet wird u. a. über Türken in Deutschland, über die "BILD" und ihr Feindbild (Ausländer), über die freie Marktwirtschaft und die Finanzmetropole der USA. Berichtet wird noch über das Buch von Robert Kurz: "Der Kollaps der Modernisierung", das in 14 Thesen vorgestellt wird. Berichtet wird weiter über die IG Metall, die an verschiedenen Orten "Widerstand gegen rechten Terror" einfordert, sowie über einen Streik bei Renault/Cleon in Frankreich wo man 23 Tage streikte.
Q: GOG: Standorte, Bochum, 1. Jg., Nr. 5, Bochum, Dezember 1991.
März 1992:
Es erscheint die Nr. 6 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/ Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Stell dir vor man macht KVP und keiner macht mit!!!"
- "Gewerkschaftsausschlussverfahren - eine unendliche Geschichte. Volle Unterwerfung"
- "Schlanke Produktion-wie in Japan heißt auch: Schwache Gewerkschaft-wie in Japan!"
- "Gruppenarbeit im General Motors-Werk CAMI in Ontario/Kanada: Gewerkschaft warnt: Vorsicht bei Verbesserungsvorschlägen!!!"
- "Schützt die Gruppenarbeit wirklich unsere Gesundheit?"
- "Ein Stück Lebensqualität"
- "Sind unfähige Manager die Ursache für Krisen und Massenentlassungen?"
- "Monitor macht nachdenklich"
- "R.J.: In diesem unserem Lande!"
Berichtet wird u. a. über den "Kontinuierlichen (ständigen) Verbesserungsprozess". Opel würde damit "eine systematische Vorgehensweise zum erkennen und beseitigen von Verschwendung" meinen, auf gut Deutsch 'Schlüssel zur Produktionssteigerung", über Gewerkschaftsausschlussverfahren, die der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Bochum gegen Kollegen eingeleitet hat. Berichtet wird noch über Gruppenarbeit bei GM in Ontario/Kanada, über GM in den USA und die Entlassung von Beschäftigten.
Q: GOG: Standorte, Bochum, 2. Jg., Nr. 6, Bochum, März 1992.
Juli 1992:
Es erscheint die Nr. 7 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Was ist bloß bei Opel los? Spitzengewinne! Gleichzeitig massive Arbeitsplatzvernichtung?"
- "Flammen über Los Angeles!"
- "Das ausländische Mädchen und der IWF"
- "Geschäftsleitung und Betriebsrat: Hand in Hand!!!"
- "Modelle: Südkorea, Japan, Eisenach und Rastatt. Aber für wen???"
- "R. J.: Respekt.
Berichtet wird u. a. über die Situation bei Opel, über "Spitzengewinne und Arbeitsplatzvernichtung". Eingespart werden sollen in Bochum "1992 auf jeden Fall 138 Millionen DM an Kosten". Gleichzeitig sollen "sozialverträglich" Arbeitsplätze abgebaut werden, was die "Standorte" als "Augenwischerei" interpretiert. Berichtet wird noch über die Situation in Los Angeles. Der Artikel: "Das ausländische Mädchen und der IWF", will "ein wenig über die Hintergründe" erklären. Berichtet wird noch über Arbeitszeitregelung, Kündigungsschutz, Urlaubstage, soziale Absicherung in Südkorea, Japan und Deutschland.
Q: GOG: Standorte, Bochum, 2. Jg., Nr. 7, Bochum, Juli 1992.
November 1992:
Es erscheint die Nr. 8 der "Standorte", herausgegeben von der "Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter" (GOG) bei Opel/Bochum.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Der DGB-Chef und die Blauhelme"
- "Falscher Prophet"
- "Betroffenheit?"
- "Renault-Autowerk in Douai/Frankreich"
- "Offener Brief"
- "Die Unabdingbarkeits-Erklärung"
- "Paulchen Schleicher (BR Vorsitzender in Kaiserslautern) schlägt wieder zu"
- "Firmenticket für die OPEL-Belegschaft! Öffentliche Verkehrsmittel statt PKW! Und was wird aus den Arbeitsplätzen?"
- "Sozialismus tot? Ein paar Gedanken zur Zeit!"
- "Bildungsurlaub ab 1993 übertragbar?"
- R.J.: Probleme?"
Berichtet wird u. a. über den DGB-Chef Meyer wegen "dessen Zustimmung zu militärischen Einsätzen der Bundeswehr für die UNO". Die IG Medien habe auf ihrem Gewerkschaftstag seine Abberufung gefordert. Berichtet wird noch über Ausländer und Asylbewerber und den "Hass des Mobs". Weiter über das Renault-Werk in Douai/Frankreich, wo es um eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit geht. In einem "Offenen Brief" wehren sich Mitglieder der GOG dagegen, dass sie gewerkschaftsfeindlich seien und erklären u. a.: "Bekannterweise haben wir in der Vergangenheit immer die Notwendigkeit einer starken, kämpferischen Gewerkschaft gerade in der heutigen Zeit betont und niemals dazu aufgerufen, die IGM zu verlassen". Zur Betreibung eines Teils der OV der IGM in Bochum, die "Standorte" einzustellen, meint man: "Auch hier versuchten wir deutlich zu machen, dass in keiner Ausgabe dieser Zeitung in einem Artikel antigewerkschaftliche Positionen vertreten wurden, sondern dass nur Kritiken an bestimmten gewerkschaftlichen oder politischen Positionen artikuliert wurden". Dazu wird ein sog. Revers, eine "Unabdingbarkeits-Erklärung" veröffentlicht. Im Artikel "Sozialismus tot? wird über eine "alternative Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung" reflektiert.
Q: GOG: Standorte, Bochum, 2. Jg., Nr. 8, Bochum, November 1992.
Letzte Änderung: 26.09.2020