Roter Metall Arbeiter - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger, Winkhaus der KPD/ML, Jg. 2, Nr. 6, o. J. (1971)

30.04.1971:
Die Nr. 6 des 'Roten Metall Arbeiters' - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger und Winkhaus Münster der KPD/ML-ZB (vgl. 12.4.1971, 10.5.1971) erscheint mit 12 Seiten DIN A 5 unter Verantwortung von M. Schulte, Bochum:"
HERAUS ZUM ROTEN 1. Mai
DEMONSTRATION DER KPD/ML IN DORTMUND
Abfahrt des Busses in Münster: 7 Uhr 45, Gummi-Bhf.

DAS 7% LOHNDIKTAT WIRD DURCHGESETZT
1. MAI 1971: KAMPF DEM LOHNDIKTAT!

In den letzten Wochen haben es vor allem die Kollegen von Hamel erfahren müssen: Sehen die Unternehmer ihre Profite in Gefahr, werden wir Arbeiter noch mehr getreten - Kürzung der Akkordzeiten, Verschärfung von Antreiberei und Arbeitshetze.

Bei Winkhaus wurden ältere und sog. 'überflüssige' Kollegen entlassen. Neue Lohnsysteme sollen die Kollegen noch intensiver ausquetschen.

BERGBAU: DER NEUESTE VERRAT!

Die Krisenangriffe im Betrieb sind den Kapitalisten aber nicht genug: Schiller hat sein Lohndiktat im Auftrag der Kapitalistenklasse nun auch im Bergbau (BETR - vgl. 20.4.1971, d.Vf.) durchgesetzt. Wie vorher beim Öffentlichen Dienst (ÖD, d.Vf.) und in der Bauindustrie (BSE-Bereich, d.Vf.). 7, 3% - das ist der neueste Verrat. Das angesichts der steigenden Preise! Nun soll uns auch noch das Recht genommen werden, uns gegen Preiswucher und Lohndiktat mit Lohnkämpfen und Streiks zu wehren. Schiller drohte offen 'Maßnahmen' an: Streiks zur Erzwingung von Lohnerhöhungen, die über die amtlichen 'Leitlinien' hinausgehen, sollen für gesetzwidrig erklärt werden. Durch Zwangsschlichtung soll das Lohndiktat durchgesetzt werden. Die Kapitalistenklasse insgesamt will also auf dem Rücken der ganzen Arbeiterklasse ihre Profite heil durch die Krise bringen, sie womöglich noch vergößern.

Dafür setzt sie ihre ganze Staatsmacht gegen die Arbeiterklasse in Bewegung. Dieser Schlag gegen alle Arbeiter gemeinsam wird im Auftrag der Monopole von der SPD-Regierung geführt. Die kann das zur Zeit am besten machen, da sie durch die rechten Gewerkschaftsführer und ihr ganzes soziales Gerede noch viele Kollegen von uns täuschen und vom Kampf abhalten kann.

Die rechten Gewerkschaftsführer entlarven sich aber von Tag zu Tag mehr als Handlanger bei dieser arbeiterfeindlichen Politik…

Mit dem neuen Leistungsbewertungssystem für Zeitlöhner (siehe Roter Metallarbeiter Nr. 4 (vgl. März 1971, d.Vf.)) haben sie den Kapitalisten ein Mittel in die Hand gegeben, die 11% Lohnerhöhung vom Herbst durch größere Arbeitshetze wieder aus uns rauszuschlagen. Jetzt setzen sie auf breiter Front Schillers Lohndiktat durch!!

Die KPD/ML hat immer betont: Wir können egeint und organisiert die übelsten Auswirkungen der Krise auf unsere Lage bekämpfen! Doch immer wieder wird die Kapitalistenklasse versuchen, uns mit Lohnraub, Entlassungen und Verschärfung der Arbeitshetze zu drohen und ihre Staatsmacht gegen uns einzusetzen. Darum können wir konsequent unsere Lage nur verändern, wenn wir die kapitalistische Staatsmacht zerschlagen und einen Staat der Arbeiter und Bauern aufbauen.

Auch reicht es nicht, wenn wir über die Angriffe im Betrieb von Kollege zu Kollege unsere Meinung sagen. Damit allein ändern wir die Situation nicht.

Ihr wißt: Die KPD/ML und ihre Betriebsgruppen bei Hamel, Jäger und Winkhaus sind noch jung. Darum:

STÄRKT DIE KPD/ML!
ORGANISIERT EUCH IN DEN BETRIEBSGRUPPEN HAMEL, JÄGER, WINKHAUS DER KPD/ML!

Demonstrieren wir am 1. Mai in Dortmund für die gemeinsamen Interessen aller Arbeiter - gegen Lohnraub und Lohndiktat!!"

Der zweite Artikel berichtet über:"
WUCHEREI BEI 'SOZIAL'-MIETEN!

Viele Kolleginnen und Kollegen mußten es am eigenen Leib erfahren: Vor drei Wochen kündigten verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften in Münster eine drastische Erhöhung der Mieten an! Mietsteigerungen für 'Sozial'- Wohnungen.

WAS STECKT DAHINTER?

Erstens: War für die Gesellschaften die Fünf-Jahresfrist abgelaufen, wo sie sich an einen festgelegten Niedrigwert für 'Sozial'-Mieten halten müssen. Das sind Wohnungen, die aus unseren Steuergeldern finanziert werden.

Zweitens: Haben die Regierungen fast aller Länder Westdeutschlands (außer Bremen) die Mietsobergrenzen im 'sozialen' Wohnungsbau kräftig heraufgetrieben. Bei einer 80 qm Wohnung ergeben sich dadurch 'Sozial'mieten von 216-368 DM im Monat.

SPD-FÜHRER: DIE ÜBELSTEN LOHNRÄUBER!

In NRW wurde die Obergrenze um 30 Pfg. auf 3, 50 DM/qm heraufgeschraubt!

Das sind also die 'inneren Reformen', die uns die Regierung Kühn vor den Wahlen versprochen hat!

Nicht nur, daß uns der SPD-'Sozial'minister Figgen in der letzten Lohnrunde (MTR, d. Vf.) unsere 15% Forderung auf 11% heruntergeschlichtet hat, auch bei den Preisen - vorher bei Milch, Post und Bahn, jetzt bei den Mieten - betätigen sich die rechten SPD-Führer als die übelsten Lohnräuber im Dienste des Kapitals.

WIE STEHT ES MIT DER CDU/CSU?

Doch wie steht es mit der CDU, die sich jetzt als der Anwalt des kleinen Mannes aufspielen will, um aus der arbeiterfeindlichen Politik der SPD-Führer Kapital zu schlagen? Wie steht es mit den 'Sozial'-Mieten in den CDU/CSU-regierten Ländern?

In Bayern wurde die Obergrenze um 60-80 Pfg. erhöht! In Rheinland-Pfalz um 45 Pfg., im Saarland um 70-90 Pfg., in Schleswig-Holstein um 50-80 Pfg. Das sind also die Taten der CDU.

LASSEN WIR UNS VON DER DEMAGOGIE DER CDU-FÜHRER NICHT VERWIRREN!

Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen bei Hamel wie in den anderen Betrieben waren mit Recht sehr entrüstet über den neuen Mietwucher!! Aber was bringt es ein, wenn wir eine Woche lang meckern und uns dann in unser Schicksal fügen?? Nicht meckern und resignieren - sondern kämpfen. - Mit der KPD/ML, die konsequent die Interessen der Arbeiter und Werktätigen vertritt."

Aufgefordert wird:"
Kritisiert unsere Zeitung, damit sie besser wird! Schickt Berichte, damit sie aktueller wird!
Sie soll zu einem Kampfmittel im Betrieb werden!
Kontaktadresse: 44 Münster, Gertrudenstr.22"

Im nächsten Artikel heißt es:"
1. Mai 1930: KAMPFDEMONSTRATION DER MÜNSTERISCHEN ARBEITER

Auch in Münster gab es zum 1. Mai Arbeiterdemonstrationen. Auch in Münster wurden am 1. Mai, wenn die Arbeiter in aller Welt ihre vereinte Stärke und Kampfkraft demonstrierten, die gemeinsamen Forderungen aller Arbeiter dem Unternehmer-Staat entgegengesetzt.

Vom Jahre 1906 an wurde in Münster am 1. Mai gestreikt. Damals war der 1. Mai noch kein gesetzlicher Feiertag. Die münsterischen Arbeiter aber blieben an diesem Tage aus ihren Betrieben weg und hielten stattdessen eine gemeinsame Kundgebung ab. Doch seit dem 1. Weltkrieg waren die SPD- und Gewerkschaftsführer ins Lager der Kapitalisten übergelaufen. Auch in Münster erwiesen sie dem Kapitalismus gute Dienste. Sie taten sich besonders darin hervor, kämpferische Mai-Demonstrationen zu verhindern.

In Berlin ließ der SPD-Innenminister Zörgiebel die Arbeiterdemonstrationen verbieten. Als trotzdem Tausende von Arbeitern auf die Straße gingen, ließ er das Feuer eröffnen. 33 Arbeiter wurden brutal erschossen.

ROTE FAHNEN IN DEN STRASSEN MÜNSTERS…

Es war die Kommunistische Partei, die gegen alle Drohungen die Kampftradition des 1. Mai aufrechterhielt. In Münster veranstaltete die Ortsgruppe der KPD 1930 auf dem Hindenburgplatz eine mächtige Kundgebung: Als in der großen Krise 1930 überall die Löhne gekürzt und Kollegen auf die Straße gesetzt wurden. Dann zog ein geschlossener Demonstrationszug von 1 000 Arbeitern durch die Straßen von Münster zum Gasthof Schleuse. Viele hatten rote Fahnen und Transparente mitgenommen, eine Musikkapelle spielte Arbeiterlieder. Die Internationale, das Kampflied der Arbeiter der ganzen Welt, wurde gesungen.

Gegen alle Versuche der SPD- und Gewerkschaftsführer die einheitliche Front der Arbeiter in Münster aufzuspalten und den 1. Mai an die Kapitalistenklasse zu verraten, hatte sich die gemeinsame Aktion von sozialdemokratischen, christlichen und kommunistischen Kollegen durchgesetzt. Sie war eine großartige Demonstration der münsterischen Arbeiter gegen die Angriffe der reaktionären Brüning-Regierung gegen die Abwälzung der Krise auf die Rücken der Arbeiter, gegen die heraufziehende Gefahr des Faschismus und des Krieges.

KOLLEGEN! STELLEN WIR ZUM 1. Mai 1971 DIE ARBEITERIENHEIT HER GEGEN DIE KRISENANGRIFFE DER SPD-REGIERUNG! GEGEN ALLE VERSUCHE, DIE GESCHLOSSENE FRONT AUFZUSPALTEN!!!

ES LEBE DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!

FAHRT MIT ZUR DEMONSTRATION DER KPD/ML NACH DORTMUND

ABFAHRT DES BUSSES 7 UHR 45
ORT: BREMER PLATZ (GUMMIBHF.)

BEGINN IN DORTMUND: 9 UHR 45
SCHLUSS: 12 UHR"

Der KJVD befaßt sich auf seinen Jugendseiten mit der Maiveranstaltung des DGB (vgl. 30.4.1971) und mit dem antifaschistischen Kampf (vgl. 3.4.1971).

Angekündigt wird für heute, Freitag nachmittag, der Verkauf der 'Roten Fahne' (RF) Nr. 8 (vgl. 26.4.1971).
Quelle: Roter Metall Arbeiter Nr. 6, Münster o. J. (1971)

Muenster_ZB018

Muenster_ZB020

Muenster_ZB021

Muenster_ZB022

Muenster_ZB023

Muenster_ZB019

Muenster_ZB024