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Januar 1977:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 1 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Dez. 1976, Feb. 1977) heraus. Berichtet wird von den Vorbereitungen zu, „2. Werner Seelenbinder Sportfest“. Dort heißt es u. a. : „Ostern 1977 findet in Frankfurt zum zweiten Mal das Werner-Seelenbinder-Sportfest statt. Es macht das Vorbild des großen deutschen Arbeitersportlers und antifaschistischen Kämpfers Werner Seelenbinder, mehrfacher deutscher Meister im Schwergewichtsringen, wieder lebendig. Er wurde 1944 von den Hitler-Faschisten in der Haft ermordet. „Sein Kampf - unser Vorbild!“.Dass das Sportfest in diesem Jahr und auch in Zukunft vorbereiten wird, fordert alle interessierten Sportler zur Teilnahme an den Vorbereitungen und zur Mitgliedschaft im Komitee auf …“
Der Gründungskern des Komitees schlägt vor: „Wir, das Werner-Seelenbinder-Sportfest-Komitee e.V., sind aktive und ehemalige Leistungssportler und Arbeitersportler. Wir rufen alle Sportler und Sportinteressierten in der BRD und Westberlin auf: Nehmt teil am Werner-Seelenbinder-Sportfest Ostern 1977 in Frankfurt! Nutzen wir dieses Sportfest als Forum zur Diskussion über den bürgerlichen Leistungssport in Ost und West und für den Arbeitersport!… Vorwärts zum Werner-Seelenbinder Sportfest Ostern 1977! Während der Arbeitersport in der Geschichte immer dafür eingetreten ist möglichst breite Teile der Arbeiter und Volksmassen an Körperkultur und Sport teilnehmen zu lassen; durch Solidarität und Freundschaft aller Sportler die internationale Solidarität und Völkerfreundschaft zu stärken; für den Frieden und gegen den Krieg
einzutreten; den Zusammenschluss im Sport dafür zu nutzen, die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter und Volksmassen zu erkämpfen und nicht zuletzt der körperlichen Zerrüttung durch die kapitalistische Fabrikarbeit entgegenzutreten, endete der kapitalistische Sport immer in Militarismus und wurde von den Herrschenden für ihre Politik und ihre Kriegspläne genutzt …
Etwas über ein halbes Jahr ist es nun her, dass wir die Olympischen Spiele im Fernsehen oder in den Zeitungen verfolgen konnten … Allen voran die beiden Supermächte Sowjetunion und USA wollten den Völkern der Welt beweisen, wie stark und mächtig sie sind, wollten durch ihren Sport den Völkern ihre Vormachtstellung in der Welt demonstrieren. Dafür züchten sie in unmenschlicher Weise Sportler heran, die nur noch durch Sauerstoff und Bluttransfusionen, durch Aufputschmittel neuester Art Sport treiben und Rekorde erzielen können. Doch den Schleier des friedlichen Wettstreits im Sport, den Schleier der Freundschaft der Völker, den sich Sowjetunion und USA umhängen, um ihre Hegemoniebestrebungen in der Welt zu verdecken, zerrissen die afrikanischen Völker. Der Standpunkt der 29 afrikanischen und arabischen Staaten, nicht an der Olympiade teilzunehmen, wenn Rassistenregimes oder Staaten, die mit ihnen Sportkontakte pflegen, zugelassen werden und damit dem Rassismus Tür und Tor geöffnet wird, war Ausdruck der wahren internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft …
Ihren zutiefst reaktionären Charakter konnte die Sowjetunion nicht verschleiern. Ein russischer Sportler, der nicht mehr in die UdSSR zurückfahren wollte, veranlasste diese Supermacht zu Drohungen, die Olympischen Spiele zu verlassen. Für die Moskauer „Friedensolympiade“ 1980 kündigte die Sowjetunion schon in Montreal an, das s sie nur ausgewählte Journalisten einreisen lassen werde, die „positiv" berichten. Nur der Protest der Mehrheit der teilnehmenden Staaten veranlasste sie, dies förmlich wieder zurückzunehmen, um den Schein des „Friedenscharakters" zu wahren. Sind dies Vorzeichen einer neuen Hitler-Olympiade, die den Völkern Scheuklappen aufsetzen soll, um ähnlich wie 1936 über den faschistischen Charakter und die Kriegsabsichten Hitlerdeutschlands hinwegzutäuschen?
Wir sind der Ansicht, dass das Eintreten für Frieden und Völkerfreundschaft nicht nur eine allgemeine Frage ist, sondern dass die Frage, wer die Friedensfeinde, wer die Kriegstreiber sind, immer eine konkrete Antwort verlangt. Wenn wir Sportler für den Frieden und Völkerfreundschaft eintreten, dann dürfen wir unsere Augen nicht davor verschließen, dass heute die beiden Supermächte Sowjetunion und USA sich waffenstarrend in der Welt und besonders in Europa gegenüberstehen, ihre Rivalität um die Weltherrschaft erhöht ständig die Kriegsgefahr. Die heutige Sowjetunion gleicht Hitlerdeutschland … Gegen den Willen der Supermächte fordert die Dritte Welt die Aufnahme der Volksrepublik China in alle internationalen Sportverbände, was ihr immer noch verwehrt wird. Von dieser Solidarität der Völker und Länder der Dritten Welt können wir lernen, sie müssen wir unterstützen … Das Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee setzt sich dafür ein:
- Für die internationale Sporteinheit gegen die Supermächte
- Für die Aufnahme der Volksrepublik China in die internationalen Sportverbände
- Für den Abbruch aller Sportbeziehungen und Isolierung der rassistischen südafrikanischen Staaten …
Wir, das Werner-Seelenbinder-Sportfestkomitee sind gegen den bürgerlichen Profisport in der BRD … Insbesondere wenden wir uns gegen den völlig militarisierten Sport in der DDR und den Staatsamateurismus … Wir sind der Auffassung, dass alle demokratischen Sportler eintreten müssen für ein unabhängiges, vereintes, demokratisches und friedliebendes Deutschland, wie es die Deutschen Sportverbände nach dem 2. Weltkrieg getan haben. Wir sind der Auffassung, dass so der Sport einen großen Beitrag zum Kampf gegen die Kriegsgefahr von Seiten der beiden Supermächte leisten wird.
Das Interesse des deutschen Volkes liegt in der Entfaltung der Körperkultur zur allseitigen Erziehung des Menschen und vollständigen Beherrschung seines Körpers. Unser Sport, der Arbeitersport, ist geleitet von dem Prinzip: Erst Freundschaft, dann Wettkampf. Dieses Prinzip ermöglicht uns, in solidarischem Zusammenhalt ohne Konkurrenz und Spaltung Höchstleistungen zu erbringen. Gegen die Zerrüttung unserer Gesundheit durch die kapitalistische Fabrikarbeit setzen wir den Arbeitersport, um unseren Körper zu stählen, um für unsere politischen und wirtschaftlichen Rechte als Arbeitersportler zu kämpfen, um die soziale Demontage und den Raubbau an unserem Körper zu bekämpfen.
Unser Sport dient der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft. Wir stehen in einer Reihe mit den Völkern der Dritten Welt, die den Sport als wichtiges Mittel zur Herstellung der Einheit und Freundschaft und damit ihren Kampf von Unabhängigkeit verstehen.“
Von Jens Scheer erscheint der AKW-Artikel: "Gehen ohne KKW's die Lichter aus?", wozu es auch ein Bild von Brokdorf gibt.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 1, Köln Jan. 1977
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