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Februar 1977:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 2 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Jan. 1977, März 1977) heraus. Berichtet wird vom Werner Seelenbinder-Sportfestkomitee (vgl. 8.1.1977). Die Ausgabe enthält auch den Hinweis, dass der ASV Solidarität Westberlin in diesen Wochen damit beginnt, das Werner-Seelenbinder Sportfest vorzubereiten.
„Im Februar wird der ASV u. a. eine zentrale Kundgebung durchführen, auf der neue Menschen für die Ziele der Arbeitersportbewegung gewonnen werden sollen. Im März wird der ASV zur Hebung des sportlichen Niveaus ein Arbeitersportfest mit Ausscheidungswettkämpfen für Ostern in Frankfurt veranstalten.“
Das „Werner-Seelenbinder-Sportfest-Komitee setzt sich ein: Für die internationale Sporteinheit gegen die Supermächte! Für die Aufnahme der Volksrepublik China in die internationalen Sportverbände! Für den Abbruch aller Sportbeziehungen und Isolierung der rassistischen südafrikanischen Staaten! Es lebe die internationale Solidarität und Völkerfreundschaft! Wir, das Werner - Seelenbinder - Sportfest-Komitee sind gegen den bürgerlichen Profisport in der BRD. Insbesondere wenden wir uns gegen den völlig militarisierten Sport in der DDR und deren „Staatsamateurismus“.
Wir sind der Auffassung, dass alle demokratischen Sportler eintreten müssen für ein unabhängiges, vereintes, demokratisches und friedliebendes Deutschland, wie es die Deutschen Sportverbände nach dem 2. Weltkrieg getan haben. Wir sind der Auffassung, dass so der Sport einen großen Beitrag zum Kampf gegen die Kriegsgefahr von Seiten der beiden Supermächte leisten wird. Das Interesse des deutschen Volkes liegt in der Entfaltung der Körperkultur zur allseitigen Erziehung des Menschen und vollständigen Beherrschung seines Körpers. Unser Sport, der Arbeitersport, ist geleitet von dem Prinzip: Erst Freundschaft, dann Wettkampf. Dieses Prinzip ermöglicht uns, in solidarischem Zusammenhalt ohne Konkurrenz und Spaltung Höchstleistungen zu erbringen.
Gegen die Zerrüttung unserer Gesundheit durch die kapitalistische Fabrikarbeit setzen wir den Arbeitersport, um unseren Körper zu stählen, um für unsere politischen und wirtschaftlichen Rechte als Arbeitersportler zu kämpfen, um die soziale Demontage und den Raubbau an unserem Körper zu bekämpfen. Unser Sport dient der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft. Wir stehen in einer Reihe mit den Völkern der Dritten Welt, die den Sport als ein wichtiges Mittel zur Herstellung ihrer Einheit und Freundschaft und damit ihren Kampf von Unabhängigkeit verstehen.“
In einem Brief des ASV-Vorstandes an das KJVD-ZK wird die Marschroute festgehalten: „1. Kampf der politischen Unterdrückung …2. Kampf gegen das Hegemoniebestreben beider Supermächte, insbesondere der UdSSR.“
Und: „Wann findet es statt? Ostern 1977 vom Freitag, 16. April (Anreisetag) bis zum Montag, 19. April (Abreisetag).
Wie sieht das Programm aus? Freitag, 16.4.: Begrüßung aller Teilnehmer im Zeltlager des KJVD, Einweisung und Beisammensein am Lagerfeuer; Samstag, 17.4.: 1. Wettkampftag, Frühsport, Mannschaftswettkämpfe, Waldlauf, Einzelwettbewerbe. 19.00 Uhr Großveranstaltung des KJVD mit umfangreichem Kulturprogramm. Sonntag, 18.4.: 2. Wettkampftag, Frühsport, Mannschaftswettkämpfe, 18.00 Uhr Arbeitsgruppen zur Diskussion des proletarischen Sports und zur Auswertung des Sportlagers. Anschließend Film über die Sportbewegung der 20er und 30er Jahre. Anschließend Tanz und Zusammensein.
Montag, 19.4.: Frühsport, Gemeinsamer Abschluss, Mittagessen, Abreise und Abbau des Zeltlagers.
Wer kann mitmachen? Jede Fußball-, Handball- und Volleyball-Mannschaft, egal ob im DSB, Kneipenmannschaften oder extra zusammengestellte Mannschaften. Jeder Jugendliche, der sich an den Einzelwettbewerben der Leichtathletik beteiligen will. Jeder Arbeiterjugendliche, der nur so am Jugendlager teilnehmen will und sich für die Entwicklung des proletarischen Massensports interessiert. Jeder erwachsene Arbeiter oder Werktage, der unser Sportlager unterstützen will! Was ist mit Unterbringung und Ähnlichem? Nach dem Vorbild der Ferienlager wird ein Zeltlager organisiert, wo für Mahlzeiten gesorgt wird. Wer ein Zelt mitbringen kann, soll das unbedingt tun. Preis: ca. 50 bis 80 DM.
Anmeldung: Jede Mannschaft und jeder Jugendliche, der teilnehmen möchte, sollte sich möglichst schnell anmelden und nähere Informationen anfordern.
Adresse: ZK des KJVD, 5 Köln 30, Widdersdofer Str. 190.“
Zur DKP-SDAJ und deren Sportpolitik wird ausgeführt:„
Eigentlich doch kein Unterschied, könnte man glauben. Denn, auch, wenn man sich ihre Sportfeste ansieht, auf denen der „elan-Pokal" ausgespielt wird - auch sie haben scheinbar keinen anderen Charakter als der übliche bürgerliche Rummel. Auf der anderen Seite finden sich dann Stellungnahmen, die dem „unpolitischen Sport“ eine Absage erteilen. Hermann Gautier, stellvertretender DKP-Vorsitzender, erklärte auf einem Sporttreffen der Revisionisten 1971, es gehe der DKP darum, dass der Sport ‘, nicht für die Interessen des Großkapitals missbraucht wird“. Sie können nicht umhin, zuzugeben, dass auch der- Sport wie jede andere Erscheinung in der Klassengesellschaft Klassencharakter trägt, dass der bürgerliche Sport dem „Großkapital“ dient. Das war schon immer so, und erst recht im Imperialismus, wo sich die Monopolbourgeoisie durch ihren Staat alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens verstärkt unterwirft. Das zeigt sich daran, dass der Sport in allen imperialistischen Ländern zu einer Quelle riesiger Profite geworden ist, aber auch daran, dass er der ideologischen Beeinflussung, der nationalistischen Propaganda, der Militarisierung und der imperialistischen Aggression dient. Gerade die Lüge vom unpolitischen Sport soll das verbergen.
Als die sozialdemokratischen Führer 1946 verkündeten, eine Arbeitersportbewegung sei nunmehr überflüssig geworden, weil „in einem wirklich demokratischen Staat, kein Anlass zu einer klassenmäßigen Scheidung im Sport vorliegt“ - da war dies nichts anderes als die verhüllte Absichtserklärung, den Sport voll und ganz in den Dienst der Bourgeoisie zu stellen. Die Arbeiterklasse sollte zugleich daran gehindert werden, zu erkennen, welche wichtige Waffe ihre selbständige Organisierung im Sport ist - mit dem Ziel, den Sport ihren Klasseninteressen unterzuordnen, ihn als Waffe für ihren wirtschaftlichen und politischen Kampf zu nutzen, den bürgerlichen Sport zu bekämpfen. Nichts anderes machen die modernen Revisionisten, wenn sie, besonders an die Jugend gewandt, propagieren, „den Sport“ von den Interessen der Bourgeoisie und ihres Staates zu trennen.
Das ist nichts als eine Neuauflage der Theorie vom „klassenneutralen Sport“, die sie mit demselben Ziel ausgraben wie alle anderen Reaktionäre: Um die Massen an den bürgerlichen Sportbetrieb zu fesseln, die Notwendigkeit der selbständigen Organisierung im Sport vergessen zu machen, und sich der Bourgeoisie als diejenigen mit den wirkungsvollsten Konzepten zur Ausrichtung anzudienen. Sie verteidigen sowohl den bürgerlichen Spitzen- als auch den Breitensport. Oder dient der von Zuwendungen der Kapitalisten und ihrem Staat abhängige, die Konkurrenz und Spaltung vertiefende, der politischen Kontrolle reaktionärer Sportfunktionäre unterliegende „Breitensport“ in der BRD der Arbeiterklasse? Und was bedeutet es anderes als die Verteidigung des bürgerlichen Spitzen- und Leistungssports, wenn die DKP fordert, dass verstärkt zentrale und regionale Leistungszentren durch den Bund einzurichten sind, um möglichst allen Hochleistungssportlern ausreichende Trainingsbedingungen zu gewähren, wie es in den „Sportpolitischen Leitsätzen“ heißt? Wem soll das sonst dienen als dem bürgerlichen Sport betrieb in der BRD? Das liegt voll und ganz auf der Linie der „antimonopolistischen Demokratie“ der DKP/SDAJ: Mit der Lüge, der imperialistische Staat könne für die Arbeiterklasse und die Werktätigen „umfunktioniert“ werden - wenn nur die richtigen Leute am Drücker sind - versuchen sie selbst, an der Unterdrückung und Knebelung der Volksmassen teilzuhaben, mit dem Ziel, eine faschistische Diktatur a la Sowjetunion und DDR zu errichten …“
Zur Militarisierung des Sportbetriebs in der DDR heißt es: „Und über den Charakter des „Breitensports“ in der DDR gibt die halbmilitärische Zwangsorganisation „Gesellschaft für Sport und Technik“ Auskunft: Er dient der „Vermittlung militärpolitischer und militärtechnischer Kenntnisse und der unmittelbaren physischen Vorbereitung auf den Wehrdienst.“ Besser kann man die Militarisierung des Sportbetriebs in der DDR nicht charakterisieren! Der Breitensport dient den Kriegsvorbereitungen und dem Militarismus, damit die DDR-Truppen wie 1968 bei ihrem Überfall im Rahmen der Warschauer Pakt-Truppen auf die CSSR jederzeit schlagkräftig sind.
Das ist nichts anderes als bürgerlicher Sportbetrieb auf die Spitze getrieben. Dem bürgerlichen Sportbetrieb in der BRD und der Militarisierung des faschistischen Sportbetriebs in der DDR muss der Kampf angesagt werden, und die DKP/ SDAJ-Revisionisten als Verteidiger des kapitalistischen Sportbetriebs in Ost und West entlarvt und bekämpft werden. Der Kampf um eine demokratische Sportbewegung, um die Wiederaufrichtung der Arbeitersportbewegung muss gegen die modernen Revisionisten von DKP/ SDAJ geführt werden!
„Den Kampf um eine antimonopolistische Demokratie zu führen, heißt für uns Kommunisten auch, den Kampf um die Demokratisierung des Sports in der Bundesrepublik aufzunehmen“, so schreibt die „ZU“ und die SDAJ bläst ins gleiche Horn: „Sport ist ein Grundrecht der Jugend“. Doch was verbirgt sich hinter der „antimonopolistischen Demokratie“ anderes als der Plan, einen Staat zu errichten, wie er heute bereits in der Sowjetunion und der DDR existiert - eine sozialfaschistische Diktatur. Nicht die Verräter am Kommunismus, die Agenturen Breschnews, die DKP/ SDAJ, stehen heute in der Tradition der revolutionären Arbeiter- und Volkssportbewegung. Es ist an uns, das Banner der revolutionären Arbeitersportbewegung heute gegen die modernen Revisionisten wieder zu erheben …!“
Im Artikel „DFB Boss - Faschistenfreund“ wird ausgeführt:"
Unter der Schlagzeile „Zeit der Magenkrämpfe wegen der WM 78 für Neuberger vorbei“, berichtete die FAZ über die Vorbereitungen zu den Fußballweltmeisterschaften 1978 in Argentinien. DFB-Präsident Neuberger, der von seinen ersten Besuchen aus Rio de la Plata zurückkehrte, informierte die Frankfurter Presse unter dem Motto: „Argentinien ist auf dem besten Weg, eine gute Fußball-Weltmeisterschaft auszurichten“. Was macht den Sportreaktionär Neuberger so zufrieden und warum sind seine Magenkrämpfe vorbei? Die Wende in der Vorbereitung wurde nach Meinung Neubergers nach dem Sturz der Staatspräsidentin Isabel Peron eingeleitet, sprich: Durch die Errichtung der faschistischen Militärjunta. Eine Kommission dieser Junta übernimmt direkt die Verantwortung für Finanzierung, Organisation und Sicherheit.
Die Zeitpläne für die Umbauten und Neubauten der Stadien würden mit gesteigertem Tempo vorangetrieben und das nach dem Sturz von Isabel Peron erlassene Streikverbot verschaffe zusätzliche Garantien. Und in der Tat laufen die Vorbereitungen für die WM 78 in vollem Gange. Bei den sportlichen Ereignissen in Argentinien wird bereits jetzt der Bürgerkrieg geprobt und eingespielt, wie die faschistische argentinische Militärjunta die Spiele sicherzustellen glaubt: Bei einem Autorennen wurden 6 mit schweren und leichten Maschinengewehren und -pistolen ausgerüstete Polizei- und Armeeketten um die Rennstrecke gezogen, wie freudig der ADAC-Funktionär Hanstein vor der bundesdeutschen Fernsehkamera zu berichten wusste. Mehr Maschinenpistolen als Kugelschreiber seien an der Rennstrecke gewesen, um angeblich das Stadion vor Anschlägen der Guerilleros zu schützen.
Mögen Reaktionäre wie Neuberger oder Hanstein der Überzeugung sein, „dass nach menschlichem Ermessen kaum noch etwas schief gehen könne“ (FR) in der Vorbereitung der WM 78 durch die argentinischen Faschisten - die internationale Sporteinheit, die sich gegen Faschismus und Krieg richtet, unterstützt die Kämpfe der argentinischen Volksmassen und ihrer marxistisch-leninistischen Partei. Das Händeschütteln der Sportreaktionäre in aller Welt kann und wird die internationale Solidarität nicht verhindern können.“
Berichtet wird vom AKW Brokdorf (vgl. 19.2.1977), vorgestellt der Film von Nina Gladitz "Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv!" zum AKW Wyhl.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 2, Köln Feb. 1977
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