Juli 1971:
Die Nr. 7 des 'Roten Morgens' der KPD/ML-ZK (vgl. Juni 1971, Aug. 1971) berichtet ausführlich von der Chemietarifrunde (CTR) der CPK.
Aus Bayern wird berichtet von der Chemietarifrunde (CTR) in Wassertrüdingen, von Osram Augsburg und der Kemptener Maschinenfabrik.
Aus Berlin wird auch eine Rote Garde (RG) Zelle Schering erwähnt.
Aus Hamburg wird berichtet von der Chemietarifrunde (CTR) bei den Schwarzkopfwerken, wo man selbst ein Flugblatt verteilte.
Aus Hessen wird berichtet von der Chemietarifrunde (CTR) bei Kalle Wiesbaden.
Aus Niedersachsen wird auf die Nr. 4 der 'Hamelner Arbeiterzeitung' (vgl. 20.5.1971), der Ortszeitung der DKP, eingegangen, die sich mit der KPD/ML-ZK befaßte.
Aus NRW wird berichtet von der Chemietarifrunde (CTR) bei Rütgers Duisburg-Meiderich, aus Köln (vgl. 4.6.1971) und Homberg (vgl. 3.6.1971). Die Rote Garde (RG) Wuppertal beschäftigt sich u.a. mit der Berufsschule Elberfeld. Eingegangen wird auch auf die Thyssenhütte (ATH) Duisburg.
Spenden gingen u.a. ein aus:
- Baden-Württemberg von den Ortsgruppen Freiburg, Lörrach, Mannheim und Offenburg und dem KSB/ML Freiburg;
- Bayern vom Stützpunkt Augsburg, den Roten Garden (RG) Ingolstadt und Kempten;
- Berlin vom eigenen Landesverband und dem KSB/MML an der FU;
- Bremen vom eigenen Stützpunkt;
- Hamburg vom KSB/ML;
- Hessen von der Ortsgruppe Gießen, dem Metallbezirk Ost der Ortsgruppe Frankfurt sowie aus Oberliederbach und Pohlheim;
- Niedersachsen vom eigenen Landesverband;
- NRW von der Roten Garde (RG) Bielefeld, dem KSB/ML Detmold sowie aus Bonn und Niederschelderhütte;
- Schleswig-Holstein von der MLHO Kiel.
Es erscheint Teil I der Artikelserie "Zum Kampf zweier Linien in der Gewerkschaftsfrage" (vgl. Aug. 1971). U.a. wird ausgeführt:"
Neben dem Klassengegner, der Monopolbourgeoisie, ihren Staatsorganen und ihrer Presse, starten die Revisionisten aller Schattierungen gerade in letzter Zeit konzentrierte Angriffe auf die KPD/ML. Der Schreck ist den Führern der DKP angesichts der zunehmenden Verankerung unserer Partei in den Massen, der wachsenden Zahl unserer Betriebszeitungen, unserer Erfolge zum diesjährigen 1. Mai in die Knochen gefahren. Sie erkennen, daß immer mehr fortschrittliche Menschen den Verrat der Revisionisten begreifen und sich der KPD/ML zuwenden. … Welcher Methoden bedienen sich die DKP-Führer und ihre neorevisionistischen Handlanger in anderen Organisationen im Kampf gegen unsere Partei? … So entblöden sie sich nicht u.a. zu behaupten:
1. Wir wollen heute und jetzt den bewaffneten Aufstand
2. Wir seien gegen Gewerkschaften. … Die Absicht ihrer Behauptungen zielt darauf hin uns vor der Arbeiterklasse als 'linke' Sektierer, als Spinner abzuqualifizieren. Da sie selbst aber in ihren offiziellen Organen zu einer offenen ideologischen Auseinandersetzung zu feige oder nicht fähig sind, überlassen die die 'Drecksarbeit' arbeitsteilig sogenannten 'linken' oder sich auch marxistisch-leninistisch tarnenden Organisationen wie beispielweise dem Hamburger SALZ und KAB (Sozialistisches Arbeiter- und Lehrlings-Zentrum und dem Kommunistischen Arbeiterbund). Diese neorevisionistischen Organisationen erstellten im April dieses Jahres eine Broschüre 'Was sind die Super-Linken und wie schaden sie der Sache des Proletariats?', die den DKP-Führern anscheinend so gut gefiel, daß sie sie jetzt als 'Schulungsmaterial im Kampf gegen die Linkssektierer' an ihre Funktionäre im ganzen Land verschickten. … Wie gehen nun die Herren Revisionisten und ihre SALZ-Ableger in ihrer Broschüre gegen die KPD/ML vor? Indem sie Sätze aus Verlautbarungen unserer Partei (Roter Morgen, Betriebszeitungen etc.) sinnentstellend aus dem Zusammenhang reißen oder interpretieren. Dabei kommen sie dann z.B. in der Gewerkschaftsfrage … zu dem Schluß: 'Die KPD/ML erzählt aber den Arbeitern das alte Kapitalistenmärchen, daß es auch ohne Gewerkschaften geht, und eigentlich sogar noch besser als mit Gewerkschaften'. … Worin bestehen die Unterschiede zwischen unserer Auffassung zur Gewerkschaftsfrage und der der Revisionisten der DKP und all den anderen neorevisionistischen Gruppen und Grüppchen? Einmal in der Einschätzung der Rolle des heutigen Gewerkschafsapparates, seiner Stellung in der kapitalistischen Gesellschaft. Zum anderen daraus resultierend, in der einzuschlagenen Strategie und Taktik der revolutionären Partei des Proletariats. … Für sie sind Gewerkschaften immer noch Klassenkampforganisationen der Arbeiter mit dem einzigen Fehler, daß sich einige reformistische Führer in sie hineinverirrt haben oder von den Kapitalisten hineingeschickt wurden. … Aus dieser Auffassung ergibt sich für sie … die einzuschlagende Strategie und Taktik in der Gewerkschaftsfrage: 'Es kommt darauf an, die Gewerkschaften stark zu machen, die Kampfkraft der Gewerkschaften dadurch zu erhöhen, daß möglichst viele Arbeiter in die Gewerkschaften eintreten und dort aktiv für die unmittelbaren Lebensinteressen des Proletariats arbeiten. … So bestätigt sich in Bezug auf die DKP, was Ernst Thälmann schon im Jahre 1929 über die Politik der Rechtsabweichler schrieb: 'Der Kampf zwischen Reformismus und Kommunismus erfährt seine besondere Verschärfung, weil er gleichzeitig ein Kampf gegen den Dreibund Unternehmertum, Staatsgewalt und reformistischer Gewerkschaftsbürokratie ist. Indem die Rechten sich bald nur auf den Kampf innerhalb des Rahmens der Gewerkschaften, innerhalb des Gewerkschaftslegalismus beschränken wollen, leugnen sie auch den Charakter der jetzigen Kämpfe. Sie können sich nicht als Anhänger der Schwanztheorie die Aufgabe der Organisierung der neuen revolutionären Welle stellen. Sie stellen noch immer die Frage der Eroberung der Gewerkschaften als Eroberung des Gewerkschaftsapparates.' …
Genau das aber tun auch die neorevisionistischen Führer des SALZ, des KAB und ähnlicher Organisationen, indem sie die Losung ausgeben: 'Macht die Gewerkschaften wieder zu Kampforganisationen der Arbeiterklasse'. … Nicht konkrete Analyse einer konkreten Situation, sondern die Partei als Gratisbeilage zur Gewerkschaft mit dem Auftrag, die ökonomischen Kämpfe des Proletariats zu fördern. Das aber hat mit Marxismus-Leninismus nicht das Geringste, um so mehr aber mit blankem Ökonomismus zu tun. Bezogen auf die heutigen DGB-Gewerkschaften, die ja gerade die Aufgabe haben, den ökonomischen Kampf der Arbeiter zu hemmen, ist das bewußter Verrat an der Arbeiterklasse. Zwar können wir hier im Rahmen des ROTEN MORGEN keine ausführliche Analyse der heutigen Gewerkschaft leisten, soviel aber steht fest, daß heute die Verschmelzung des Gewerkschaftsapparates und des staatlichen Machtapparates viel weiter fortgeschritten ist als in den späten 20er Jahren und daß sich in ihm die sozialfaschistischen Tendenzen verstärken. … Bereits kurz nach Kriegsende begannen die Westalliierten damit, die Gewerkschaften nach ihren Vorstellungen wiederaufzubauen. … Nach 1945 waren die reformistischen Gewerkschaftsführer von Anfang an am Aufbau der Staatsmacht beteiligt. Bis heute legten und legen sie ein eindeutiges Bekenntnis zum kapitalistischen Staat ab. … Eine stärkere Integration des Gewerkschaftsapparates mit der Staatsmacht findet aber erst - analog zur Entwicklung der Jahre 1928/1929: Beginn der Weltwirtschaftskrise - seit dem Jahre 1966/67, dem in Erscheinungtreten der ersten härteren zyklischen Krise statt. 'Konzertierte Aktion', 'Sozialpolitische Gesprächsrunde', 'Lohnleitlinien' usw. werden zur festen Einrichtung des aufeinander abgestimmten Handelns von Unternehmern, Regierung und Gewerkschaftsbürokratie. … Neben dem Verwachsen der Gewerkschaftsbürokratie mit der Staatsmacht findet im staatsmonopolistischen Kapitalismus auch ein Verwachsen dieses Apparates direkt mit dem Industrie- und Finanzkapital statt. … Wer angesichts dieser Tatsachen, angesichts der ständig fortschreitenden Verschmelzung der DGB-Bürokratie mit dem Staatsapparat und dem Industrie- und Finanzkapital davon spricht, man könne diesen Apparat durch Abwahl erobern, belügt die Arbeiterklasse genauso wie wenn er behauptet, man könne den Sturz der Bourgeoisie über den Weg der Wahlen herbeiführen. Er ist ein Revisionist, objektiv ein Verräter an den Interessen der Arbeiter."
Von der Redaktionssitzung für diese Nummer berichtet der Landespresseverantwortliche NRW (vgl. Juni 1971, Aug. 1971):"
CHEMIE-KAMPF. Von mir geschrieben bis zum schwarzen Strich auf S.2. Artikel lagen dazu bei der Sitzung nicht vor. Ich wurde verpflichtet, ihn zu schreiben, da das ZBGK seinem Anspruch mal wieder nicht Genüge geleistet hatte. Der Artikel löste Kontroversen aus, weil er nicht auf dem Boden der 2-Wege-Theorie stand. Andererseits wurde er als Einheit mit dem folgenden, später von G (Köln) gelieferten Artikel KAMPF DEM LOHNPREIS-DIKTAT betrachtet und insbesondere von SW als ökonomistisch angegriffen.
WAS KOSTET EIN ARBEITERVER(T)RÄTER?. Von E und W (Wk) verfaßt, wurde zwar der Redaktion vorgelegt, aber nicht diskutiert.
BOURGEOISIE ERLAUBT DKP - DKP FORDERT VERBOT DER KPD/ML. Von D der Redaktion vorgelegt und verabschiedet.
AUS BETRIEB UND GEWERKSCHAFT. Artikel STREIKS BEI SACHTLEBEN von der OG Duisburg. WERKSBERUFSSCHULE BEI SCHERING. Wurde von der Redaktion trotz Einwand, er gehört in ROTGARDIST, angenommen, da 1. dessen Erscheinen ungesichert war, 2. nicht einsichtig, wieso im ZO keine Jugendfragen behandelt werden sollten. Ich übte Selbstkritik, daß ich keinen Artikel über die Bafög-Demonstration in Dortmund mitgebracht hatte. Allmählich dämmert die Erkenntnis, daß sich der RM zu einem Gewerkschaftsblatt zurückentwickelt hat.
ZUM KAMPF ZWEIER LINIEN IN DER GEWERKSCHAFTSFRAGE. Von E verfaßt, löste Kontroversen mit J (Wb) aus, die nur IGO für richtig hielt. Die Diskussion mit J (Wb) sollte noch verstärkt zum Austrag kommen, als es um die 1. Mai-Berichte und ihre Haltung zu den SW-Kritiken ging. Sie stand noch auf der Westberliner rechtsopportunistischen Linie hinsichtlich des Bündnisses mit der KPD/AO. Mein Einwand gegen den Artikel war, daß er nicht ausdrücklich zur RF/Bochum (KPD/ML-ZB, d.Vf.) Stellung nahm. Inhaltlich fand ich an den Thesen nichts auszusetzen. Der Artikel wurde gegen die Stimme von J (Wb) verabschiedet.
GRUSSBOTSCHAFT ZUM 50. JAHRESTAG DER KP CHINAS. Laut Auskunft von E von GSch verfaßt. Wegen seines schwülstigen Stils und seiner Inhaltsleere wurde er von uns abgelehnt, jedoch keine eindeutige Aussage darüber getroffen, ob er im RM erscheinen sollte. E war für das Erscheinen mit dem Hinweis darauf, daß er sonst nur in der PR steht, was ich nicht für schlimm hielt.
NIEDER MIT DEM USA-IMPERIALISMUS. Von J (WB) vorgelegt, wurde von mir wegen mangelnder Berücksichtigung der Rolle der SU-Imperialisten kritisiert. Ein erster Teil sollte veröffentlicht werden, während der Rest erneut zur Überarbeitung zurückgegeben wurde. Er kam ohne ersichtliche Veränderung in 8/71, ohne noch einmal von der Redaktion kontrolliert worden zu sein.
URBS ODER EIN SIEG DES KOMMUNISMUS AN DER KULTURFRONT. Verfaßt von der RG-Verantwortlichen NRW, wurde in der vorliegenden Form verabschiedet, wobei ich Einwendungen gegen den Gebrauch bestimmter Fremdwörter (Multi-Media-Inszenierung) machte, jedoch wegen der Turbulenzen der Sitzung nicht mehr dazu kam, Korrekturen vorzunehmen.
Der Rahmen, den die Redaktion zu Beginn des Jahres sich für ihre Arbeit gesteckt hatte, hatte sich längst als ungenügend erwiesen. So wurde von mir bemängelt, daß z.B. über die Vorgänge in Westeuropa nichts im RM zu lesen war. Ich hielt eine Auswertung unserer Bruderorgane für unbedingt erforderlich. Handwerklerisch hatte ich auf eigene Faust seinerzeit den Renault-Artikel übersetzt.
Wegen des Vorwurfs der Koexistenz mehrerer Linien und der Kritiken an der 1. Mai-Berichterstattung, beschloß die Redaktion, die nächste Sitzung auf 4 Tage auszudehnen, da die Behandlung der ideologischen Widersprüche in der Redaktion mit der Arbeit für die jeweils anliegenden Nummer zeitlich derart kollidierte, daß keines von beiden gelingen konnte. Die Unterdrückung von ideologischen Widersprüchen in der Redaktion erschien mir bis dahin als aus der Not geboren und angesichts der Verhältnisse, unter denen wir zu arbeiten hatten, unvermeidlich. Da ich z.B. Schwierigkeiten mit dem Reformismus/Sozialfaschismus-Begriff hatte, wurde ich beauftragt, dazu einen Artikel anzufertigen, der dann diskutiert werden könnte. Die daran anschließenden Untersuchungen brachten es mit sich, daß sich mein Standpunkt zur 2-Wege-Theorie völlig wandelte. Der Drehpunkt war die Erkenntnis, daß der Reformismus unter verschärften Klassenkampfbedingungen durchgehalten notwendigerweise in den Sozialfaschismus einmündete, dieser jedoch Stück für Stück sich zum Faschismus wandeln mußte. Einen friedlichen Weg des Imperialismus auch nur für eine zeitlang konnte es von dieser Logik her nicht geben."
Verkauft werden soll dieser RM u.a. in:
- Bayern vor Betrieben in München (vgl. Juli 1971) und in Würzburg im IGM-Bereich (vgl. 12.7.1971), u.a. bei Noell-Salzgitter (vgl. 12.7.1971).
Q: KPD/ML-ZK-LPV NRW: Bericht des LPV NRW (K) und RM-Redkoll-Mitglied über seine Tätigkeit im RM-Redkoll von Dezember 1970 bis November 1971, o.O. o.J., S. 7f; Roter Morgen Nr. 7, Hamburg Juli 1971;KPD/ML-ZK-OG München: Was kostet ein Arbeiterver(t)räter!, München o.J. (Juli 1971), S. 1f;KPD/ML-ZK-OG Würzburg: Dreieinigkeit erzwingt Lohnstop, Würzburg o.J. (Juli 1971), S. 2;KPD/ML-ZK-OG Würzburg-RBG Noell/Salzgitter: Generalprobe für die Metalltarifrunde, Würzburg o.J. (Juli 1971), S. 2