Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 4, Nr. 7, November 1976

November 1976:
Die Nr. 7 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Editorial. Aufgeschreckte Reaktion"
- "Wahlen zum 8. Bundestag. Wenig komfortables Ergebnis für die Bourgeoisie"
- "Seerechtskonferenz-Der Kampf um die Weltmeere"
- "Imperialistische Konkurrenz, wirtschaftlicher Kampf und proletarischer Internationalismus"
- "Untersuchungen zum Prämienlohnsystem bei Thyssen-Henschel/Kassel und Thyssen-Henrichshütte/Hattingen Prämienlohnsystem-Quelle von Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei"
- "Politischer Bericht des Zentralen Komitee des Kommunistischen Bundes Westdeutschland an die 3. o. Delegiertenkonferenz"
- "Resolution des Kongresses der Kommunistischen Hochschulgruppen und Kommunistischen Studentenbünde am 9./10. Oktober 1976"
- "BAFÖG: Gesetz zur Zwangseintreibung von Lohn und zur imperialistischen Unterdrückung der Studentenmassen"
- "Kapitalistische Rationalisierung in der Sowjetunion"

Einleitend heiß es u. a. im Editorial zu Mehnert, zu Cohn-Bendit und Frankfurter Spontis: "Da sind sie sich einig, die großen Bourgeois und die kleinen Bourgeois: Arbeit? Pfui!
Der Professor Klaus Mehnert am 29. Oktober in 'Bild' über die Diktatur des Proletariats: 'Die Umerziehungspraktiken sind grausam. Die höchsten Funktionäre müssen in primitive Lehmhütten ziehen, Jauchegruben leeren, Schweine füttern, Unkraut jäten-und das zwölf Stunden am Tag.' Was für die Bauern auf der ganzen Welt und den Großteil der Bevölkerung der Länder der Dritten Welt alltägliches Leben ist, bedeutet für den Professor tiefste Erniedrigung. Es jagt ihm tiefen Schrecken ein. Die Schweine hüten! Die 'höchsten Funktionäre'!

Klaus Mehnert ist eine anerkannte Gestalt in der bürgerlichen Gesellschaft. Andere sind das nicht, und dennoch sind sie in diesem Punkt mit dem bürgerlichen Professor ganz einer Meinung. Es handelt sich um die Jungfilmer, Schriftsteller, Buchhändler und sonstigen Macker der Sponti-Szene, sekundiert von den Sozialistischen Büro-Theoretikern in Offenbach und diversen Kommissionen für die Klatschspalten eines Hamburger Nachrichtenmagazins. Der Gegenstand, der diesen breiten Bogen der Einheit zum Vorschein gebracht hat: In unserer letzten Ausgabe haben wir das Buch von Daniel Cohn-Bendit 'Der große Basar' besprochen und festgestellt, dass es sich dabei um ein Loblied auf die Faulheit handelt.

Man sagt: Getroffene Hunde bellen. Die Sponti-Szene, die gemeint war, und diejenigen, die sich auch getroffen fühlten, haben es nur zu einem aufgeschreckten, wehleidigen Winseln gebracht. Die richtige These über die Gestalt Cohn- Bendit und sein literarisches Machwerk wurde peinlich umschifft. Dass Cohn-Bendit ein Faulenzer und Schmarotzer ist, kann damit als akzeptiert gelten. Die Feststellung dieser Tatsache kann die Akteure der Szene offensichtlich nicht überraschen. Was getroffen hat, war die Folgerung, daß man solches Treiben nicht ungestraft treibt. Es war die Vorhersage: Klar ist aber auch, daß die Arbeiterklasse sich solche Gestalten merken wird. Cohn-Bendits größter Wunsch ist es, der Tour de France mit dem Motorrad hinterher zu fahren, und sein zweitgrößter Wunsch ist es, nach der Revolution Sportreporter zu werden'. Nun, die Revolution wird da anderer Meinung sein. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder er wird von der Arbeiterklasse eine nützliche Arbeit zugewiesen bekommen, etwa in einer Fischmehlfabrik in Cuxhaven, oder er wird während der Revolution durch die Massen an den nächsten Baum befördert …

Die Hauptberuflichen der Berliner Szene unter Saarbach haben eigens ein Flugblatt gemacht, um den Aufsatz zu propagieren. Sie haben sich aber nicht recht getraut und deshalb diese Flugschrift mit dem Namen des KBW versehen. Beleidigt lassen sie sich in dem Flugblatt vorhalten: 'Die denken wohl, Arbeit in Kinderläden, linken Buchläden, Handwerkskollektiven etc. sei Arbeit'. Man beachte, an was diese Kämpfer zuerst denken: Kinderläden, linke Buchhandlungen, Handwerkskollektive. Was ist dann die Arbeit einer Kindergärtnerin in einem rechten Kindergarten, eines Buchhändlers in einer rechten Buchhandlung, die Arbeit eines Arbeiters, der seine Arbeitskraft den rechten Opel-Kapitalisten verkaufen muss? Diese Leute sind wie der Frosch im Brunnen, der über seinen Sumpf nicht mehr hinaussieht. Ungefähr zwanzig Millionen Menschen müssen in der BRD ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten und ihren Staat verkaufen, ein gutes Dutzend wird seinen Lebensunterhalt aus dem linken Milieu ziehen können. Dieser Leute Sorge ist, daß sie ihre Stellung, ihre Parasitenexistenz verlieren könnten.

Aufgeschreckt wurden auch die Filmemacher der 'Pupille' in Frankfurt. Sie können ihren Zorn 'gar nicht laut genug werden lassen .. . auf die dämlichen Hasstiraden des KaBeWe-Schreiberlings, der einen Genossen entweder in eine Fischmehlfabrik stecken oder ihn am nächsten Baum - am besten einer richtigen deutschen Eiche hängen sehen will.' Um ihren Zorn abzureagieren und als 'Denkanstoß' zeigen sie einen Film. 'Der Film behandelt ein Grundrecht, das bei der Erklärung der Menschenrechte vergessen wurde: das Recht auf Faulheit'. Es geht den Szenemachern nicht um den Fortschritt der Gesellschaft, um die Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft, die die grundlegende Triebkraft über alle Gesellschaftsformationen ist. Es geht um ihr individuelles Recht, zu faulenzen …

Die Frankfurter Spontis haben sich bei ihrem Auftritt in die Kostümierung einer Delegation Cuxhavener Fischmehlarbeiter begeben, die 'eine Kostprobe unseres Klassenbewußtseins' überbringen wollten. Aus Fischmehl mag das Hirn einiger Sponti-Häuptlinge bestehen, das Bewußtsein der Arbeiterklasse ist aus anderem Material. Auf dem Pfingstfest des 'Sozialistischen Büro' hat Cohn-Bendit im Zelt von 'Kampf gegen die Arbeit als generell Zerstörendes' gefaselt. Die Fischmehlaktion sollte die öffentliche Manifestation darstellen, dass diese Salon-Sozialisten in der Tat nichts als größere Strafe empfinden denn arbeiten zu müssen, z.B. in einer Fischmehlfabrik. In der Rezension von Cohn-Bendits Memoiren zu Lebenszeiten war vermutet worden, daß die Revolution Leuten seines Schlages nur zwei Alternativen läßt. Das ist nicht bezweifelt worden. Die erste wurde als unerträglich empfunden. Soll bloß die zweite bleiben? Oder glauben Cohn-Bendit und Freunde doch, dass die siegreiche Arbeiterklasse sie auf Händen trägt?"

Geworben wird für "Programm und Statut des Kommunistischen Bundes Westdeutschland", für "Meeresforschung. Rücksichtslose Ausbeutung der Meere und wissenschaftliche Erkenntnisse, die die Regierung nicht tolerieren kann", für die "Arbeitshefte" erhältlich im Buchvertrieb Hager.
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 4, Nr. 7, Mannheim, November 1976.

KBW_KuK_1976_07_01

KBW_KuK_1976_07_02

KBW_KuK_1976_07_03

KBW_KuK_1976_07_04

KBW_KuK_1976_07_05

KBW_KuK_1976_07_06

KBW_KuK_1976_07_07

KBW_KuK_1976_07_08

KBW_KuK_1976_07_09

KBW_KuK_1976_07_10

KBW_KuK_1976_07_11

KBW_KuK_1976_07_12

KBW_KuK_1976_07_13

KBW_KuK_1976_07_14

KBW_KuK_1976_07_15

KBW_KuK_1976_07_16

KBW_KuK_1976_07_17

KBW_KuK_1976_07_18

KBW_KuK_1976_07_19

KBW_KuK_1976_07_20

KBW_KuK_1976_07_21

KBW_KuK_1976_07_22

KBW_KuK_1976_07_23

KBW_KuK_1976_07_24

KBW_KuK_1976_07_25

KBW_KuK_1976_07_26