Februar 1979:
Die Nr. 2 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Die westdeutsche Finanzbourgeoisie kämpft mit dem US-Monopol auf dem Eurokapitalmarkt"
- "Frei von jenen Gedanken an Teilen und Herrschen …' US-imperialistische Stellungnahmen zur europäischen Integration"
- "BRD-Imperialisten: Vielseitige Manövriermöglichkeiten in der Südafrika-Politik schaffen" Erdöl und ansonsten Wüste? Die arabischen OPEC-Staaten sind Ursprungsländer des Getreideanbaus und der Viehzucht"
- "Interview mit dem Pressesprecher der OPEC in Wien, M. Zaheri"
- "Britische Kolonialpolitik: Zerschlagung des indischen Gemeinwesens über die Zerstörung der Bewässerungsanlagen"
- "Die blutige Tradition der USA-Imperialisten im Iran"
- "Der Appetit kommt beim Essen. Aber oft sind die Augen größer als der Magen. Die Politik der Sozialimperialisten in Südostasien"
- "Die Lage der Stahlarbeiter in der CSSR "
- "Wer wird uns die Freiheit bringen, wenn wir nicht selbst um sie kämpfen? Erfolgreicher Befreiungskampf der Völker Jugoslawiens unter der Führung der Kommunistischen Partei 1941-1945"
- "Die ersten Kämpfe um die Verkürzung des Arbeitstages im öffentlichen Dienst"
- "Knight Wegenstein und die Verlängerung der Arbeitszeit für Lehrer"
- "Minister Schmudes Wunscharbeiter: mobil, fromm und billig"
- "Europawahlkampf der französischen Revisionisten: 'Neues Europa unter Frankreichs Vorherrschaft"
- "Das 'Europa der Völker' der italienischen Revisionisten"
- " … alles das zeugt von dem unbeugsamen Widerstandsgeist des chinesischen Volkes …" Besprechung 'Serie der Geschichte des modernen China"
- "Einführung Mehrwertsteuer 1968"
- "Botho Strauß und die Westberliner Schaubühne. Ein Kulturgespann
der herrschenden Klasse"
- "Gesamtlohnsumme und Verteilung (IV)"
Einleitend wird zu Kampuchea Stellung und einigen Auffassungen der Linken Stellung bezogen, wozu es u. a. heißt: "Von allen Seiten war der ideologische und politische Boden bereitet, auf dem die westdeutsche und Westberliner 'Linke', ob sie sich nun marxistisch-leninistisch nennt oder nicht, ihre Kniefälle vor der Bourgeoisie machen konnte: Seit 1970 und erst recht seit 1975 nach dem Sieg der kampucheanischen Revolution gießen Imperialisten und Sozialimperialisten ihre Dreckkübel über den Befreiungskampf Kampucheas aus. Bald reihte sich die vietnamesische Regierung in diesen Chor ein, um an dem Lügennetz mitzuweben, hinter dem sie die Aggression auf das Demokratische Kampuchea verbergen wollte. Sobald diese Aggression offenkundig wurde, meldete sich die Partei der Arbeit zu Wort, um mitzuteilen, dass in Wirklichkeit die Volksrepublik China einen Krieg zwischen Kampuchea und Vietnam schüren wolle …
Die Lage lud zur Kapitulation vor Imperialismus und Sozialimperialismus ein.
Das 'LG des KB' aus Hamburg vollzog seinen Kniefall unter Triumphgeheul. 'Mit dem Fall von Phnom Penh am 7. Januar scheint das Ende des kambodschanischen Pol-Pot-Regimes besiegelt. Der Zusammenbruch des Regimes innerhalb weniger Tage zeigt, wie morsch die Herrschaft des Regimes bereits war und wie stark der Widerstand im Inneren war, der von der CNUFNS organisiert wurde, die nun die neue Regierung in Phnom Penh stellt'.
Oft findet man die Quelle der ganzen Klugheit dieses LG im benachbarten Hamburger 'Spiegel'. Aber diesmal findet sich im 'Spiegel' viel mehr Klugheit. Die dortigen Redakteure haben im Roten Buch nachgelesen und herausgefunden, dass sich die Regierung des Demokratischen Kampuchea 'getreu Maos Lehre vom revolutionären Volkskrieg' verhält …. Das Hamburger LG hat alles vergessen, was es sich früher mal einzuprägen versuchte, als es sich noch mit 'Maoismus' großtat.
Jedenfalls sind in Asien Regierungen noch nie dadurch gestürzt worden, dass sie sich von der Stadt auf das Land zurückzogen, sondern stets wurden sie vom Land her in der Stadt eingekreist und schließlich gestürzt. Das LG legt großen Wert auf den 'Widerstand im Innern'. Wie konnte es bloß dazu kommen, dass dieser Widerstand jetzt in den Städten sitzt und die Regierung sich dorthin begeben hat, wo die Volksmassen sind: aufs Land? …
Der 'Arbeiterkampf' hat die sowjetisch-vietnamesische Invasion begrüßt, 'weil damit mit einem Regime Schluss ist, das den Sozialismus in aller Welt diskreditiert hat'. Mit dem 'Regime' ist nicht 'Schluss'. Mal sehen, wie lange sich das Hamburger LG hält.
Alles über den Volkskrieg hat auch der "Rote Morgen" vergessen. Seitdem er die Maotsetungideen als Ursachen all seiner Übel über Bord geworfen hat, kann er endlich offen wie ein kleinbürgerliches Vereinsblatt berichten. Wir können es nicht nachfühlen, aber die Erleichterung muß wirklich groß sein. An der thailändischen Grenze haben sich sämtliche Südostasien-Korrespondenten versammelt, um die fliehenden Truppen des Demokratischen Kampuchea auf die Platte zu bannen. Eingestandenermaßen kamen sie nicht zum Schuss.
Der 'Rote Morgen' aber weiß am 19. Januar: 'Ein großer Teil der kambodschanischen Truppen ist in den letzten Tagen nach Thailand geflohen.' Die Kollegen des 'Roten Morgen' an der Grenze des Demokratischen Kampuchea zu Thailand berichten allerdings, daß diese nach wie vor von Truppen des Demokratischen Kampuchea gehalten wird und dass keine kampffähigen Teile des kampucheanischen Volkes das Land verlassen haben. Aber der 'Rote Morgen' weiß noch mehr: 'Auch ein großer Teil der Funktionäre der kambodschanischen Regierung und der zivilen und militärischen Berater aus China hat sich ins Nachbarland abgesetzt.' Über das "Schicksal des kambodschanischen Parteichefs herrschte beim 'Roten Morgen' allerdings … noch 'Unklarheit' …
Gingen das Hamburger LG und der 'Rote Morgen' krachend in die Knie, so sank die KPD, wie es ihre Art ist, mehr dahin. 'Menschenrechtsverletzung', 'Massaker', 'Steinzeit Kommunismus', das sind nach Meinung des Fahnenjunkers W.J. 'Begriffe, die auch die Linke zur Charakterisierung der kampucheanischen Revolution verwendet'. Dieser 'Linken' muss man natürlich entgegenkommen. Das tut man am besten, indem man sich auf den Standpunkt des gebildeten Europäers stellt, der Verständnis für den zurückgebliebenen asiatischen Bauern entwickelt, den die KPK nicht zügeln konnte, weil es ihr an Kadern fehlte …
Die Hetze gegen die kampucheanische Revolution entspringt nicht aus dem tatsächlichen Verlauf dieser Revolution selber, sondern aus den Absichten der Hetzer. Die wichtigste Tatsache der kampucheanischen Revolution ist, dass sie innerhalb kurzer Zeit das Ernährungs- und Bekleidungsproblem der Massen lösen konnte. Die Hetze hat dadurch nicht abgenommen. Im Gegenteil. Sie hatte auf das Versagen der Revolution gesetzt. Enttäuschte Hetze wird um so wilder, je weniger Basis sie hat. Das ist der Vorgang. Die kampucheanische Revolution hat gezeigt, was die Volksmassen können. Das macht sie dem Philister verhasst. Die 'neue Linke', auf die die KPD statt auf die Arbeiterbewegung und die revolutionäre Bewegung der Volksmassen setzt, ist ein Haufen von solchen Philister …"
Geworben wird für Bücher und Schriften aus dem Buchvertrieb Hager, u. a. für Mao: "Gedichte", "China im Bild", "Gedenken an den Ministerpräsidenten Tschou En-lai", Ein Jahr Demokratisches Kampuchea", für die "KVZ", für Engels: "Anti Dührung".
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 7, Nr. 2, Frankfurt/M., Februar 1979.