Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 8, Nr. 1, Januar 1980

Januar 1980:
Die Nr. 1 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Die Entwicklung der Büroarbeit. Rasche Ausdehnung und umso schärfere Rationalisierung"
- "Erfassbare Daten im öffentlichen Dienst. Weites Feld für Rationalisierung"
- "Büroarbeit in immer größerem Umfang körperliche Arbeit mit hoher Anspannung von Nerven und Hirn"
- "Die gewerkschaftliche Organisierung der Angestellten"
- "Nach schweren Rückschlägen führt die argentinische Arbeiterklasse erneut hartnäckige und große Kämpfe Zu den Grundlagen des Peronismus"
- "Für Land und nationale Befreiung. Die Kämpfe der indianischen Bauernmassen in Peru haben eine lange Tradition"
- "Im Wiederaufbau die Unabhängigkeit bewahren. Nicaragua nach dem Sturz des Samoza-Regimes"
- "Jorge Amadol: Das Land der goldenen Früchte"
- "Debatte über die Entwicklungsetappen der Gesellschaft in der VR China"
- "China modernisiert seine Landwirtschaft Anhebung der Ankaufs- und Endverkaufspreise"
- "Nahverkehrspolitik unter der Regie des Kapitals: Schlecht und teuer für die Massen"
- "Münchner Verkehrsverbund: 'Rationalisierungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Stabilitätspolitik' durch Fahrpreiserhöhung"
- "Theorie der geistigen Entwicklung des Kindes von Piaget und ihre Anwendung"
- "Geschichte der Physik 1: Von Thales bis Ptolemäus"
- "Balzac: Glanz und Elend der Kurtisanen"
- "Koalitionsrecht und Bezahlung (Schluss)"

Einleitend heißt zum 100. Geburtstag von Stalin und Äußerungen von Mao dazu u. a.: "Die heutige sozialimperialistische Sowjetunion ist aus dem Kampf gegen die sozialistische Sowjetunion hervorgegangen, wie die sozialistische Sowjetunion aus dem Kampf gegen das imperialistische Zarenreich hervorgegangen ist. Den Kampf der Arbeiterklasse gegen Zarismus und Imperialismus, den Kampf für den Sozialismus haben Lenin und Stalin geführt. Den Kampf für die Restauration des Kapitalismus und die Umwandlung der sozialistischen Sowjetunion in eine sozialimperialistische Macht führten Leute wie Chrustschow und Breschnew. Aus Anlass des 100. Geburtstages des Genossen Stalin veröffentlichen wir zwei Äußerungen Mao Ze-dongs von 1957, die ein ungewohntes Licht werfen auf solche nicht immer leicht zu verstehenden Übergänge wie Revolution und Konterrevolution und damit auch Hinweise geben auf einige Aspekte des Kampfes für die Revolution und gegen die Konterrevolution.

'Ich möchte einige Worte über den XX. Parteitag der KPdSU sagen. Ich meine, da sind zwei .Schwerter': Das eine ist Lenin, das andere Stalin. Das Schwert Stalin haben die Russen jetzt aus der Hand gelegt. Gomulka und einige Leute in Ungarn haben es aufgehoben, um einen Streich gegen die Sowjetunion zu führen und gegen den sogenannten Stalinismus Front zu machen. Die kommunistischen Parteien vieler europäischer Länder kritisieren die Sowjetunion ebenfalls, Togliatti ist ihr Anführer. Und auch die Imperialisten benützen es, um Leute zu erschlagen, Dulles zum Beispiel hat es eine Zeitlang geschwungen. Dieses Schwert wurde nicht verliehen, es wurde aus dem Fenster geworfen. Wir in China haben es nicht weggeworfen. Erstens nehmen wir Stalin in Schutz, zweitens kritisieren wir zugleich seine Fehler; deshalb haben wir den Artikel .Über die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats' geschrieben. Im Unterschied zu einigen Leuten, die Stalin verunglimpfen und in Grund und Boden verdammen, handeln wir in Übereinstimmung mit den objektiven Tatsachen.

Und das Schwert Lenin, ist es nicht ebenfalls von einigen sowjetischen Führern gewissermaßen beiseite gelegt worden? Ich meine, das ist in beträchtlichem Maße geschehen. Hat die Oktoberrevolution noch Gültigkeit? Kann sie weiterhin als Vorbild für alle Länder dienen? Im Bericht von Chrustschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU heißt es, dass es möglich sei, die politische Macht auf dem parlamentarischen Weg zu ergreifen. Das wurde bedeuten, es sei nicht länger notwendig, dass alle Länder von der Oktoberrevolution lernen. Ist dieses Tor einmal geöffnet, dann hat man den Leninismus im Grunde schon über Bord geworfen.

Die Lehren des Leninismus haben den Marxismus weiterentwickelt …im Hinblick
auf den Materialismus und die Dialektik … auf dem Feld der Theorie und Taktik der Revolution, insbesondere hinsichtlich der Fragen des Klassenkampfes, der Diktatur des Proletariats und der politischen Partei des Proletariats. Und dann sind da noch Lenins Lehren zum sozialistischen Aufbau …

Wenn man die negativen Dinge nicht studiert, kann man sie auch nicht widerlegen. Weder Marx noch Engels noch Lenin handelten so. Sie lernten und studierten unermüdlich alle möglichen Dinge, Zeitgenössisches und Historisches, und lehrten andere dasselbe zu tun. Die drei Bestandteile des Marxismus sind aus dem Studium solcher bürgerlichen Dinge, der klassischen deutschen Philosophie, der klassischen englischen politischen Ökonomie und des französischen utopischen Sozialismus, und aus dem Kampf mit ihnen erwachsen. In dieser Hinsicht war Stalin nicht so gut. Zum Beispiel bezeichnete man zu seiner Zeit die klassische deutsche idealistische Philosophie als eine Reaktion der deutschen Aristokratie auf die französische Revolution. Diese Einschätzung negiert die klassische deutsche idealistische Philosophie in Bausch und Bogen. Stalin negierte die deutsche Militärwissenschaft, er sagte, sie habe keinen Wert mehr und Clausewitz' Bücher brauche man nicht mehr lesen, weil die Deutschen doch besiegt worden seien.

Stalin war stark in Metaphysik befangen, und er lehrte viele, sich der Metaphysik hinzugeben. In der Geschichte der KPdSU (B), Kurzer Lehrgang, sagt er, dass die marxistische dialektische Methode durch vier Grundzüge charakterisiert wird. In Punkt a) spricht er vom Zusammenhang der Dinge derart, als ob die Dinge, welche sie auch immer seien, ohne jeden Grund miteinander zusammenhingen. Welche Dinge hängen denn eigentlich miteinander zusammen? Die zwei gegensätzlichen Seiten einer Erscheinung. Jedes Phänomen hat zwei Seiten, die in Gegensatz zueinander stehen. In Punkt d) spricht er von den inneren Widersprüchen der Dinge.

Dabei behandelt er nur den Kampf der Gegensätze, ohne auf ihre Einheit einzugehen. Dem Grundgesetz der Dialektik zufolge, dem Gesetz der Einheit der Gegensätze, liegen die zwei gegensätzlichen Seiten im Kampf miteinander und bilden zugleich eine Einheit, schließen einander aus und hängen zugleich zusammen, und unter bestimmten Bedingungen verwandeln sie sich ineinander … Stalins Standpunkt findet sich indem in der Sowjetunion zusammengestellten 'Kleinen philosophischen Wörterbuch' … Stalin war unfähig, den Zusammenhang zwischen dem Kampf und der Einheit der Gegensätze zu sehen.

Manche Leute in der Sowjetunion sind so metaphysisch und so erstarrt in ihrem Denken, dass sie meinen, ein Ding sei entweder so oder so, und die Einheit der Gegensätze nicht anerkennen. Daher machen sie in der Politik Fehler. Wir halten an der Auffassung von der Einheit der Gegensätze fest und schlagen die Politik. Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern!"

Geworben wird für Bücher aus dem Buchvertrieb Hager, u. a. Stalin: "Über die Grundlagen des Leninismus", für die "Quellenhefte" (u. a. "Revolutionen sind der Motor der Geschichte").
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, 8. Jg., Nr. 1, Frankfurt/M., Januar 1980.

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