Kommunismus und Klassenkampf; Jg. 8, Nr. 2, Februar 1980

Februar 1980:
Die Nr. 2 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Wirkung der Rohölpreise auf Löhne und Preise"
- "Unterschiedliche Rolle des Islam im Kampf für die Unabhängigkeit-Iran Afghanistan und Türkei"
- "Kampf der Supermächte um die Aufteilung des südchinesischen Meeres-Die Deminex bohrt auf beiden Seiten"
- "Öl aus Venezuela. Scharf auf die Beherrschung sind beide Supermächte"
- "Bleibende Freundschaft' und "vielseitige Beziehungen'. Die indischen Kompradoren überlassen Indien der Rivalität der Supermächte"
- "Die indische Armee ganz in der Tradition der alten Kolonialarmee"
- "Die KP Indiens ist ein Trumpf der SU im Kampf um die Vorherrschaft auf dem indischen Subkontinent"
- "Hilfestellung für den Kolonialismus. Britische Sozialdemokraten und der Aufbau der indischen Gewerkschaften"
- "SU: Wachstum des Konsumtionsfonds bei sich verengender Reproduktion. Das sowjetische 'Produktivitätsdilemma"
- "Vietnam Kriegswirtschaft. Hunger und wachsende Abhängigkeit von der SU. Daten zur wirtschaftlichen Lage"
- "Mehrwertrate und Profitrate"
- "Aktiengesellschaften und Aktienrecht"
- "Vermögenssteuer in der BRD -Gesetzeslage"
- "Laßt hundert Blumen blühen!' Literatur in der VR China seit der Zerschlagung der Viererbande"
- "Geschichte der Physik II: Mittelalter. Die Voraussetzungen für einen großen Aufschwung der Wissenschaft werden geschaffen"
- "Balzac: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang"
- "Dokumentation Kernprojekte Militär"

Eingangs wird u. a. zur "Arbeiterbewegung in Europa" Stellung bezogen, wozu es u. a. heißt: "Die Arbeiterbewegung in Europa, aber auch in den USA, ist im letzten Jahrzehnt bedeutend erstarkt und hat der Bourgeoisie große Kämpfe geliefert. Man soll nicht übersehen, dass zum Beispiel der Streik der westdeutschen Stahlarbeiter im letzten Jahr über mehrere Wochen hinweg eine ganz anderer Kampffähigkeit und Interesseneinheit voraussetzte als alles was Grüne, Alternative und Bunte je durch kurzfristiges Zusammenströmen oder parlamentarische Sammlung zustandegebracht haben und je zustande-bringen werden. Obwohl die Arbeiterbewegung im letzten Jahrzehnt erstarkt ist, befindet sie sich immer noch in einer Phase der Neuformierung der Kräfte. Nicht nur, dass in den imperialistischen Ländern keine revolutionäre Situation herrscht, sondern erst heranreift: die Arbeiterklasse wäre gegenwärtig auch noch nicht in der Lage, eine revolutionäre Situation wirksam zu nutzen. Letzteres ist das gefährlichste Element der gegenwärtigen Situation.

Es gibt zwar eine 'Linke', die sich lang und breit über die Zurückgebliebenheit der Arbeiterbewegung ausläßt und die Bewegungen in der Mittelklasse maßlos überschätzt, das Problem der Revolutionäre ist aber keineswegs die Zurückgebliebenheit der Arbeiterbewegung, sondern ihre eigene. Nach wie vor sind die Anforderungen, die die Arbeiterbewegung an die Revolutionäre stellt, höher als der Nutzen, den die Revolutionäre bisher der Arbeiterbewegung bringen. Die Neuordnung der Kräfte der Arbeiterbewegung ist auch deshalb so schwierig und langwierig, weil die 'Linke' und das, was sich in der 'Linken' während der letzten Jahre so alles revolutionär nannte, ziemlich kläglich versagt hat. Die Kenntnisse und das Wissen, die die Arbeiterbewegung braucht, liegen nicht in Büchern und Seminaren aufbereitet herum. Die theoretischen Kampfaufgaben der Arbeiterbewegung sind nicht durch die Entdeckung dieses oder jenes Buches, durch keine Bloch- oder Gramsci-Renaissance zu lösen, sondern nur durch selbständige Untersuchung der Tatsachen und der wesentlichen Verhältnisse, die den Erscheinungen der gegenwärtigen Entwicklung zugrundeliegen …

Die Arbeiterbewegung ist hinter der objektiven Entwicklung der großen Widersprüche in der Welt hinterher, aber das heißt nun wirklich nicht, dass die 'Linke' der Arbeiterbewegung voraus sei. Jede der Gewerkschaftszeitungen ist für die Arbeiterbewegung unvergleichlich nützlicher als alle Seitenfüller der Roten Fahne, des Arbeiterkampfes und der taz zusammengenommen. Übrigens ist die Gewerkschaftspresse auch viel interessanter, weil sie viel mehr Gespür für die wirkliche Bewegung entwickelt als jene Zeitkritiker, die wie antike Priester die Zukunft aus den Innereien ablesen wollen. Aber die antiken Priester untersuchten wenigstens nicht ihre eigenen Innereien.

Woher kommt es, dass in allen wichtigen Fragen diese 'Linke' so herzlich wenig zu sagen hat? Die großen praktischen Fragen gehen an ihr vorbei. Wenn sie in den letzten Jahren etwas mitbekommen hat, dann ist es gerade, dass die Bundesregierung Kernkraftwerke baut und ein Energieprogramm hat, in dem Kernkraftwerke eine Rolle spielen. Auch, dass es Berufsverbot gibt, hat die 'Linke' mitbekommen, was kein Verdienst ist, sondern sich kaum vermeiden ließ. Auch Fragen, die gestellt werden, werden so gestellt, dass die Antwort mit den praktischen Aufgaben nichts zu tun hat. Seit Jahren schwätzt die KPD vom Hauptfeind, der Sowjetunion, herum …

Die große Auseinandersetzung zwischen den Arbeitern und den Kapitalisten über den Wert der Arbeitskraft konzentriert sich auf die Mindestforderungen, die die Gewerkschaften in diesem Jahr endlich aufgestellt haben. Es ist wirklich schwieriger, dass sich Millionen Lohnabhängige auf eine schlagkräftige Forderung als dass sich einige Betroffene über die Frage einigen, ob die KPD jetzt aufgelöst werden soll oder nicht. Daß sich diese Millionen geeinigt haben und sich an einem elementaren Punkt den Kapitalisten grundsätzlich entgegenstellen, findet bei dieser 'Linken' weder Würdigung noch Unterstützung. Was Wunder, dass ihre diversen Krisendebatten so abgründig langweilig sind. Sie enthalten nicht mehr Wirklichkeit als die Kamingespräche von ein paar Dutzend Wohngemeinschaften die Woche über …"

Geworben wird für den Buchvertrieb Hager, u. a. für Huang Xingbo: "Holzschnitte", für Chung Chih: "An Outline of Chinese Geography", "Springtime for Sports in China", für Lu Hsün: "Morgenblüten abends gepflückt" und "Lu Hsün: "Einige Erzählungen".
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf; 8. Jg., Nr. 2, Frankfurt/M., Februar 1980.

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