GIM Hochschul-Info, Jg. 1, Nr. 4, 12. Dez. 1977

29.10.1977:
In der GIM tagt die ZK-Hochschulkommission. Im Protokoll heißt es u.a.:"
Heidelberg: AStA tut so gut wie nichts. So mußte durch eine Unterschriftensammlung eine Uni-VV einberufen werden. Durch Abwiegelung des AStA kamen nur 500-600 Leute. Auf der daraufhin eine Woche später stattfindenden nächsten VV kamen dann 1200 Studenten. Dort wurde die Urabstimmung beschlossen. Der AStA ist aufgefordert, sich an der Mobilisierung zur Demo in Stuttgart zu beteiligen, was er aber so gut wie nicht macht, mit der Begründung, es gäbe Wichtigeres (Repression, Suspendierung von Prof. Brückner). Am 2.11. werden auf einer Uni-VV die weiteren Schritte beschlossen. Es ist recht unwahrscheinlich, daß die Urabstimmung erfolgreich ist.

Freiburg: Die Aktionseinheit für den Streik hat Auftrieb durch die Mitarbeit aller Fachschaftsräte und Basisgruppen bekommen. 1200 Studenten waren bei der Uni-VV, auf der die Urabstimmung für einen Streik beschlossen wurde. Gleichzeitig führt jetzt der GEW-AStA zusammen mit dem RCDS eine Gegenabstimmung auf Grundlage eines Beschlusses des Studentenrates für 'Hochschultage' durch. Das Quorum (33 %) wird auf kein en fall erreicht werden. Allerdings konnten teile des LHV für eine Mitarbeit im Streikrat gewonnen werden.

Konstanz: Uni-VV mit 900 Studenten beschließt Urabstimmung über Streik. Nach Intervention des KBW wird ein extrem hohes Quorum festgesetzt (50 % Beteiligung, 75 % für Streik). Das Quorum ist erfüllt worden.

Nürnberg: Auf der Landesastenkonferenz ist ein 1-wöchiger Streik beschlossen. GIM lehnt es ab, heute von Streik zu sprechen. Es soll auf jeden Fall mit mindestens einem Bus nach Stuttgart gefahren werden.

Frankfurt: Die laue Situation an der Uni wird durch die Kungelei um die AStA-Bildung noch verschärft. Da die Jusos angesprungen sind, wird es jetzt wahrscheinlichen einen Sponti-Minderheitsasta geben. Sonst ist auch nicht viel an der Uni passiert.

Saarbrücken: Im SS 77 haben GIM und MSB zusammen eine Urabstimmung gegen das HRG durchgeführt. Die Beteiligung lag unter 25%; auch der MSB zog nicht so recht mit. Jetzt im WS sieht es nicht berauschend aus.

Köln: Bis jetzt ist noch nicht viel gelaufen. Am Tag zuvor fand eine breitunterstützte Veranstaltung zu Göttingen und BA-WÜ statt, die allerdings mit 80 Leuten recht mager besucht war. Man versucht, nach Stuttgart zu mobilisieren.

Göttingen: Zur Zeit herrscht allgemeine Rat- und Perspektivlosigkeit. Man befindet sich voll in der Defensive, Aktionslosungen ziehen nicht mehr. Von Streik kann man überhaupt nicht reden. Wichtigste Aufgabe jetzt ist es, durch inhaltliche Aufklärungsarbeit langsam wieder Einrüche zu erzielen.

Hamburg: Bis jetzt wurde über Bawü kaum, über Göttingen überhaupt nicht informiert. Auf der nächsten Uni-VV will der MSB seine DGH resolutionsmäßig beschließen lassen. Urabstimmungstext wird MSB-Sektierertum bestätigen. GIM plant Schwerpunkt 'Verteidigung demokratischer Rechte'

Berlin: Situation an der TU ist sehr mau. An der FU ist ein Streik möglich, je nach der Situation im Bundesgebiet. An der PH könnte ein Streik möglich sein; der AStA soll dort aufgelöst werden. VV mit 700 Leuten hat Urabstimmung für Streik beschlossen.

Speziell zu Baden-Württemberg ist zu sagen, daß schätzungsweise 1/3 aus dem Streik ausscheren wird. Vor allem an den großen Unis ist die Situation schlecht. An den Fachhochschulen und kleineren Unis dagegen ist die Streikbereitschaft vorhanden."
Q: GIM: Hochschul-Info Nr. 4, O. O. 12.12.1977, S. 2f

26.11.1977:
In der GIM tagt die ZK-Hochschulkommission. Im Protokoll heißt es u.a. zum HRG-Streik:"
Der Anlaß der geplanten ASTA-Auflösung in Baden-Württemberg hat nicht zu erwarteter Streikbewegung geführt. Die Unis, die gestreikt haben, brachen schnell ab, Heidelberg u. Freiburg beteiligten sich z. B. nicht. Einige Fachhochschulen streikten länger eine Woche, insgesamt haben FHS härter als Unis gestreikt, so die FHS Konstanz mit einer Streikwoche nach 10.11.! Demonstration am 9.11. in Stuttgart war Höhepunkt der Bewegung. 40.000. Allerdings Schwierigkeiten, die richtigen Parolen zu finden, was bei Teilen gewisse Perspektivlosigkeit im Kampf gegen HRG ausdrückt (…). Demo hatte für viele Unis Alibifunktion, danach nichts weiter zu machen (Konstanz). Aus Konstanz waren 20% der Studenten in Stuttgart, große Kontingente aus Tübingen (kein Streik, eine Woche Unruhe mit Warnstreiks). In Göttingen Solidaritätsdemo mit 6000. NRW, HH, Bremen hat Solidarität nicht geklappt, KB hat in HH für Anti-Repressionsdemo 3 Tage später mobilisiert.
Westberlin Solidaritätsdemo mit 5000, breit mobilisiert vom AStA-PH, Maos, USTA, ADS haben sich geweigert zu mobilisieren, liefe alles auf Repression hinaus, Gefahr öffentlicher RAF-Sympathie.

Frankfurt: volle VV, Reihe politischer Veranstaltungen. Mo Uni-VV über Streikbeschluß, UA läuft, MSB tritt z. ersten Mal seit 73 auf. GIM: kein Streik, inhaltliche Arbeit. UA-Quorum: 30% d. eingeschr. Stud. StuPa selbst aufgelöst, Juso-Vorstand verbietet HS-Gruppe Bündnis mit Spontis, Neuwahlen Dez., versuchen (wir) linke Bündnisliste, Erfolg fraglich. Zu Stuttgart-Demo praktisch niemand.

Darmstadt: evtl. streikt die ev. FHS ab 28.11. Beteiligung an UA 75%, davon 68% für Streik. Andere FHS ausgeblutet vom SS, Aktionstage. TH UA mit 57,5% Beteiligung, davon für Streik 64%, Quorum nicht erreicht.

Aachen: An Uni 3 UA, eine gegen Terrorismus, für Aktionstage, Ergebnisse noch nicht da. Zweite LHG-Aktionstage (RCDS, Fachschaften), dritte JUSO / SHB / MSB / Basisgr. für 14 Tage-Streik.

Marburg: Am 23. auf Uni-VV 14gägigen Streik beschlossen, kaum Kampfbereitschaft.

NRW: kein genauer Überblick., LAK schickt keine Berichte seit 2 Wochen.

Köln: FHS wird streiken, PH unbefristet. Uni UA gelaufen, Quoren wahrscheinlich erfüllt, LAK-Aufruf für 14 Tage (GO-Mehrheit), VV gut besucht 1500. GO'ler intervenieren massiv, 30 Leute auf VV-Rednerliste. Streikbereitschaft da, DGH viel Wind, wenig dahinter. GIM interveniert mit Aktionseinheit 'Kritische Hochschule' aus SB, GIM, Ableger 'Neue Rheinische Zeitung'. Intervenieren während Aktionen gemeinsam, vorher Absprachen. GIM: Streik ja, aber legitimiert durch entsprechende Mobilisierung, hohe Quoren etc. (40%), permanente VV-Kontrolle.
Voraussichtlich keine bemerkenswerten Aktionen, außer FHS.

Westberlin: FU-VV empfiehlt unbefristeten Streik ab 21. Resolution USTA, KSV, GIM 80% Mehrheit gegen ADS/Juso. Ab Montag die meisten FB im Streik, außer Medizin, Jura fraglich. Mobilisierung noch nicht groß genug. Allgemeine Streikmüdigkeit. TU streiken einige FB unbefristet. PH mit starker Mobilisierung unbefristet ab 28. FHSS, EFHSS ebenfalls ab 28., TFH ab 25., Zweiter Bildungsweg noch unklar, noch VVs. FH Wirtschaft läuft UA. Evtl. Streik ab 28. GO-Konzepte bis auf wenige FBs abgefahren. Senator Glotz auf kombinierter Taktik (flexibel in Diskussionen / hart in Drohbriefen) versucht mit Versprechen der liberalen Umsetzung des HRG die Spitzen geschickt abzubrechen, intelligenter als vorher Senator Löffler.

Göttingen: Auseinanderklaffen Potential und Perspektive. Auswirkung GIM als einzige gegen Streik, unterstützen trotzdem UA, benutzen um auf FB-Ebene Kräfteverhältnisse zu verändern. KB mit politischem Wechselband: erst UA für pol. Mandat d. AStA, dann für Flächenstreik, schließlich auf voller VV relativ spontaner Streikbeschluß, vorher UA.

Bayern: evtl. schafft MSB in München Streikbeschluß auf VDS-Resolution, Würzburg evtl. auch, hängt von Fachschaftsinis ab. Gesamt keine große Perspektive.

Nürnberg: FHS-Streik auf GO-Perspektive. Uni wahrscheinlich nichts, höchstens WISO, sonst Quoren nicht erreicht. GIM per Fachschaftsini als einzige gegen Streik. Schon jetzt allg. Gefühl der Niederlage.

Saarbrücken: SS bereits UA über Streik gegen LHG, Quorum damals nicht erreicht. Gelungen nicht veröffentlichten Referentenentwurf im Ministerium zu fotokopieren. Auch die Fachschaften sollen abgeschafft werden, Ordnungsrecht hält sich Minister offen. Große Mobilisierung, VV zum ersten Mal beschlußfähig mit 1000, UA beschlossen, 45,7% Beteiligung, davon 78,1% für Streik befristet 1 Woche. GIM für Streik aufgetreten, obwohl diese Mobilisierung nicht erwartet. PH UA 43,8% Beteiligung, davon 87% für Streik, FHS erst gegen Streik, überlegen es sich noch mal. Musik-HS Quorum knapp verfehlt, trotzdem Streik. Streikkonzept wesentlich DGH. GIM-Flugi gegen DGH auf Unverständnis gestoßen, alle sehen in DGH nur Gegenveranstaltungen, reformistisches Konzept MSB nicht klar herauskristallisiert. Fachschaftsrat Physik (GIM) drei Veranstaltungen: 1. AKW und Stad d. Bewegung, 2. Pol. Gef. im Iran (mit pers. Stud.), 3. Pol. Gefangene in Bulgarien (mit Amnesty Int.)"

Zu den GEW-Studentengruppen heißt es:"
Köln: GEW-Stud.gruppe neu entstanden, Linie ähnlich 23 Thesen des DGB, generelle Fristerrichtung mit einigen Abweichungen.

Erlangen: keine eigene Stud.Gruppe, sondern GEW-HS-Gruppe, in der Studenten gleichberechtigt. Linie: normale GEW-Positionen, versuchen konkrete Konflikte aufzugreifen, z.B. Konkordats-Lehrstuhl. Für GIM keine pol. Schwierigkeiten, nur personell, eine Gen. besucht unregelmäßig Versammlungen.

Konstanz: keine GEW an der HS.

Göttingen: GEW-Ausschuß für Stud. gegründet, vor a. MSB. DKP dominierte GEW-Ortsleitung. Im letzten Jahr mitgearbeitet ohne viel Effekt.

Freiburg: GEW mit formal 250 Mitgl., auf VVs 20-30. Vorstand aus Juso + Unabhängigen, arbeiten in Fachschaftsgremien und AStA, Stamokap und GO kein Einfluß, SPD-dominiert.

Westberlin: KHG-Vorstand abgewählt, jetzt Unorg., Einflußmöglichkeiten gegeben, Personalschwäche, kaum Mitarbeit."

Berichtet wird auch vom Treffen der Basisgruppenfraktion in Marburg und von der Arbeit zur Jugendarbeitslosigkeit.
Q: GIM: Hochschul-Info Nr. 4, O. O. 12.12.1977, S. 4ff

12.12.1977:
In der GIM erscheint das 'Hochschul-Info' Nr. 4 (vgl. 15.10.1977, 30.1.1978) mit den Texten:
- "Protokoll der Sitzung der ZK-Hochschulkommission vom 29.10.77";
- "Protokoll der ZK-Hochschulkommission vom 26.11.77";
- ein Rundbrief an die Ortsleitungen und Hochschulzellen zu einer Iran-Kampagne;
- eine Aufforderung zur Mitarbeit an der 'was tun';
- Auszüge aus der Broschüre "Probleme der Studentenbewegung" der LCR Frankreich;
- ein Rundbrief zur Jugendarbeitslosigkeit; sowie
- einige Artikel zur Jugendarbeitslosigkeit, u.a. von Hanns Brauser.
Q: GIM: Hochschul-Info Nr. 4, O. O. 12.12.1977

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