Dezember 1977:
Die Nr. 12 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Sicherheitspolitik und Hegemoniebestrebungen des BRD-Imperialismus in Europa"
- "Bundesanstalt für Arbeit Zwangsanstalt für Lohndrückerei und Lohnraub"
- "Uns langt 's, uns langt 's, allmählich ganz dicke hier! (H. Böll). Zum Russell-Tribunal"
- "Bertrand Russell, ein würdiger Schutzpatron des modernen Opportunismus"
- "Der Kampf der Supermächte um das Horn von Afrika und die Revolution in Äthiopien und Eritrea"
- "Interview mit Andemichael Kahasi, Mitglied des ZK der Volksbefreiungsfront von Eritrea (EPLF)"
- "Die Konkurrenzbedingungen in der Stahl- und Metallindustrie und die Bedingungen für den Lohnkampf"
- "Daimler-Benz, ein Goldesel für Aktionäre?"
- "Projekt DOMINIG- Computer als "Kostendämpfungsmaschine" im Krankenhaus"
- "Die Annexion des nördlichen Mexiko im 19. Jahrhundert. Zur Geschichte der USA als Kolonialmacht"
-"Das Schlangenei' von Ingmar Bergmann. Filmkritik"
- "Das System der Lohnabzüge-Spaltkeil gegen den Lohnkampf"
Eingangs wird zum industriellen Wachstum Stellung bezogen, wozu es u. a. heißt: "Die Phase eines scheinbar grenzenlosen Wachstums ist vorbei. Die Phase ist vorbei, da jedermann sogar zweistellige Lohn-, und Rentenzuwächse für selbstverständlich hielt. Es ist keineswegs mehr selbstverständlich, dass sich unsere Schiffe oder unser Stahl wie warme Semmeln auf dem Weltmarkt verkaufen lassen. Übrigens hat sich der Verteilungskampf in der Welt seit 1973 nicht nur zwischen Nord und Süd verschärft. Gleichwohl müssen wir insbesondere wegen des Nord-Süd-Gefälles bereit sein, für den Ausgleich in der Welt in Zukunft höhere Opfer zu bringen'. (Helmut Schmidt auf dem Parteitag der SPD in Hamburg) Kurzum: So geht's nicht mehr weiter, es muss endlich was passieren, größere Dinge als bisher müssen gedreht werden, es muss eine Räuberei großen Stils eingeleitet werden, dann könnte es weiter und wieder richtig laufen.
Die Räuberei großen Stils, die die westdeutsche Kapitalistenklasse eingeleitet hat, muss sie ideologisch verbrämen, muss theoretische Konstruktionen bauen. Schmidt schlägt sich mit dem alten Kant eine Brücke, um einen Zustand des 'ewigen und dauerhaften Friedens' zu kennzeichnen, dessen Erhalt große und 'höhere Opfer' erfordert von der westdeutschen Arbeiterklasse und den unterdrückten Völkern.
Kant hat schon im 18. Jahrhundert den 'ewigen Frieden' heraufdämmern sehen … Die Morgenröte des 'ewigen Friedens' dämmert mit dem Aufkommen der Bourgeoisie herauf, da ist der Frieden dann, wenn eine 'Rechtsverletzung an einem Platz der Erde von allen gefühlt wird: Nun, der 'ewige Frieden' ist da, die 'Rechtsverletzung' des Volkes von Zimbabwe, das sich im bewaffneten Befreiungskampf erhebt, spüren alle, alle imperialistischen Mächte. Schmidt sieht das auch ganz klar: 'Wichtig bleibt unsere enge Zusammenarbeit mit den anderen Staaten Europas, dem Westen insgesamt …, unseren Nachbarstaaten … Die Länder der dritten Welt sind uns gleichberechtigte Partner', Und: 'Wir haben in der jüngsten Bewährungsprobe eine wichtige Erfahrung gemacht. Im Angesicht einer Bedrohung sind die Bürger in der Bundesrepublik …, in der Welt, näher zusammengerückt und haben die Fähigkeit zur Solidarität bewiesen'. Woraus für den Herrn Bundeskanzler unbezweifelbar folgt: 'Die Staaten der Welt sind schon sehr viel enger zusammengewachsen, als den Menschen bewußt ist, nicht rechtlich, wohl aber faktisch. In Wirklichkeit ist es mit der Souveränität, mit der Unabhängigkeit der meisten Staaten nicht mehr weit her. In Wirklichkeit leben wir schon lange in zunehmender wechselseitiger Abhängigkeit voneinander, sogar die beiden Weltmächte'.
Man spürt förmlich schon, wie nahe die westdeutsche Kapitalistenklasse an die Rohstofflager herangerückt ist, ihr läuft schon der Geifer im Maul zusammen, wie nahe sie den Nachbarn Italien mit Milliardenkrediten an sich gedrückt hat. Nachdem also jetzt die 'Bürger in der Welt', sprich Weltbürger, ganz nahe zusammengerückt sind, übervoll mit innerlicher Solidarität, gibt es keine Souveränität mehr der Staaten, keine nationale Unabhängigkeit der Völker, das ist alles überflüssiger Ballast, der 'ewige Frieden' ist eingekehrt. Zusammengerückt hat Schmidt jetzt alle, aber so wird die Räuberei großen Stils noch nicht laufen können, denn die theoretische Konstruktion hat an dieser Stelle noch einen Haken: denn so, wie die westdeutsche Kapitalistenklasse mit dem Schlachtruf des 'ewigen Friedens' auf den Lippen in fremde Länder einfallen könnte, so könnten ja auch die anderen Nachbarn und Partner in ihren Machtbereich einfallen, auch unter dem Kreuz des 'ewigen Friedens".
Geworben wird für den Buchvertrieb Hager. U. a. ist dort erschienen: "Was Hände gebaut, können Hände auch zerbrechen. Bauernlieder aus sechs Jahrhunderten", für "China im Aufbau". Der Ausgabe liegt die "Special Edition" der "KuK" bei: "Documents of the 4th regular Conference of Delegates of Kommunistischer Bund Westdeutschland (Communist League West Gernmany)".
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 5, Nr. 12, Frankfurt/M., Dezember 1977.