Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 7, Nr. 4, April 1979

April 1979:
Die Nr. 4 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Europäisches Währungssystem errichtet. Einige Daten zur Konkurrenzlage der westeuropäischen Imperialisten"
- "Frankreich braucht Stahl. Mit dem neuen Stahlmonopol um Weltmarktanteile"
- "Britische Metallarbeiter in einem schweren Lohnkampf"
- "BRD-Imperialisten, beste Europäer im Kapitalexport"
- "Die Rolle der sozialimperialistischen Sowjetunion für den Ausbruch des Weltkrieges. Bemerkungen zur internationalen Lage"
- "Grauzonendebatte'. In welchen Allianzen kann der BRD-Imperialismus das größte Geschäft machen?"
- "Ist der RGW zu knacken? Hindernisse beseitigt, Märkte erobert, Stützpunkte geschaffen. Die Zukunft ist offen"
- "Befreiungskampf des koreanischen Volkes. Den USA-Imperialismus vertreiben und dem Sozialimperialismus keinen Fußbreit Boden zugestehen"
- "Frontverhärtung" vor UNCTAD V"
- "Den Imperialisten wird es ungemütlich Dritte Welt hat ihren wirtschaftlichen Zusammenschluss verstärkt"
- "Kolonialistischer Landraub Verwandlung der Bauern Zimbabwes in billigste Lohnarbeiter/Löhne und Lohnsummenverteilung in Zimbabwe"
- "Weltarbeitsmarkt und Internationale Arbeitsteilung Länder der Dritten Welt setzen den Imperialisten Schranken"
- "Entwicklung der Löhne und Gehälter und der Beamtenbesoldung bei der Post"
- "Faschismus und zionistischer Kolonialstaat. Mittel der Sicherung der Herrschaft der Bourgeoisie und der imperialistischen Expansion"
- "Abu ljad: 'Heimat oder Tod Der Freiheitskampf der Palästinenser'- Besprechung"
- "Ein neuer Einstein tut uns not"
- "Die DDR und das 'nationale Erbe'. Preußens Befreiungskriege gegen Napoleon in DDR-Schulbüchern"
- "Geschichte der Lohnabzüge I. Zur Geschichte der Lohnsteuern"

Eingangs heißt es u. a. zur alternativen Kleinproduktion und zu Oskar Negt: "Alternatives sprießt ins Kraut und wird von der Bourgeoisie auch liebevoll beäugt, gepflegt, vorgestellt und propagiert. Sicher hat es vom 'Spiegel' schon mal einen Report über Landkommunen gegeben. Man erinnert sich dunkel. Auf jeden Fall weiß man, dass man in dieser oder jener Illustrierten Bilder gesehen hat und gelesen hat, dass irgendwelche sich vom Großstadtleben abgewandt hätten und auf dem Land Heimstatt genommen hätten. Es soll sogar produziert werden. Aber erst recht in den großen Städten selber gibt es viel Alternatives. Dass der 'Spiegel darüber reportiert hat, ist sicher; denn es ist erst zwei oder drei Wochen her und der Report erschien rechtzeitig vor den Berliner Landtagswahlen.

Der Kapitalismus überwindet die Kleinproduktion und vernichtet sie, aber er bringt Kleinproduktion auch immer wieder neu hervor. Der Handwerker geht bankrott und wird in die Fabrik getrieben, der Bauer vor allem wird von Grund und Boden und Arbeitsinstrument getrennt, wird in die Stadt getrieben und muss unter das Joch der kapitalistischen Fabrik. Mit dem Familienleben des Handwerkers oder Bauern mit häuslicher Küche und manchem Hausgemachtem ist es vorbei. Mit der Vernichtung des Bauern und Handwerkers ist aber nicht die Kleinproduktion vernichtet, es entsteht zum Beispiel die Würstelbude.

Die Arbeiter und Angestellten, auch der Student und Schüler brauchen Autos für das alltägliche Leben; denn es ist so zersplittert, dass ohne Auto kaum auszukommen ist. Das Auto stammt zwar von irgendeinem Mammutkonzern, aber reparieren tut er's nicht, und wenn er oder sein kapitalistischer Vertragsreparateur das Auto doch reparieren, wird's teuer. Die Durchfallquoten an der Universität sind hoch und die industrielle Reservearmee groß. Was Wunder, dass sich neue Kleinwerkstätten bilden, die sich in den Lücken der kapitalistischen Großproduktion ansiedeln?

Früher oder später kommt jede Kleinproduktion in Konkurrenz mit großem Kapital und unter Vernichtungsdruck, aber ebenso wahr ist, dass sich auch immer wieder Lücken bieten, die die Kleinproduktion schließt, bis sie dann aufgesogen wird. Alles nicht so schwer verständlich, aber warum alternativ? … 'Befreiung der Arbeit' war die Losung von Karl Marx. Allerlei marxistische Lehrer, Sozialarbeiter und, wie könnten sie fehlen, Professoren haben dies Ziel auf alternative Lebens- und Arbeitsformen heruntergebracht. Das nährt seinen Mann und dem einen oder anderen mags erleichtern, Politiker zu werden. Soweit die Sache bei Lohnabhängigen verfängt, liegt's daran, dass ihnen der Kapitalismus, unter dessen Knute sich die Kooperation und Großproduktion entwickelt, die gesellschaftliche Produktion so verleidet hat, dass sie unter Nachhilfe einiger Professoren, Großproduzenten nur dann, wenn sie andere für sich arbeiten lassen, ausgerechnet den Boden verlassen wollen, von dem aus allein sie sich befreien können: durch die Revolution der Produktionsverhältnisse, die die Arbeit desto mehr zur Qual machen, je mehr sie zu einfacher Arbeit gemacht wird.

Die Arbeit der Professoren, die die Revolution erst in den revolutionären Prozess umwandeln und diesen dann als alternative Lebensform verpuppen, ist zwar nicht qualvoll, aber halt auch nicht einfach. Einer dieser Professoren, schon lange als legaler Marxist tätig, ist der Professor Negt aus Frankfurt, der in Hannover einen Lehrstuhl hat. Aus seiner Werkstatt ist jetzt ein neues Werk auf den Markt gekommen: 'Zur Dialektik der Übergangsperiode in Westeuropa. Leio Bassos Konzeption der revolutionären Transformation'. Erschienen ist der Aufsatz in 'Probleme des Klasenkampfes'. Er stellt eine Art philosophisches Manifest dar, um die dünne Programmatik der Alternativen Liste Westberlin und anderswo philosophisch aufzumotzen. Wir wollen gleich vorweg sagen, dass dem Oskar sein Lehrstuhl dabei das wichtigste ist, denn wenn er den nicht aus revolutionärem Auftrag besetzt, dann besetzt ihn ein Rechter … Sicher kommt es 'nicht nur darauf an', dass die Professoren am Tage lehren und forschen, sagt Oskar. Gut, er kann sichs einrichten. Aber forschen sollte er wenigstens und an den Wahlspruch, der über mancher Universität steht …

Negts Marxforschungen gehören mehr in den Bereich der Medizin und stellen sich die Aufgabe, der sich schon Legionen von Professoren unterzogen haben: Wie kann man den Marx posthum kastrieren und zwar so, daß die Studenten denken, er hätte als Kastrat gelebt, gehandelt und geschrieben … Oskar scheut keine Mühe, um nachzuweisen, daß Marx ganz falsch liegt mit seiner Selbsteinschätzung … Man soll Negt für keinen Idealisten halten. Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Negt hat mit dem Übergang schon lange begonnen, bevor er jetzt wiedermal die marxistische Denkweise erneuerte. Erst wurde er Professor und dann erkannte er, dass eine "f'ür die europäischen Verhältnisse, ja die einzelnen Länder spezifizierte Theorie des revolutionären Prozesses nötig' ist. Die hat er jetzt. Wie der Übergang von Oskar zum Professor nur über den Staat geht, so soll der Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus auf keinen Fall über die Zerschlagung des Staates gehen. Wo bliebe da sonst der Professor und seine Republik der Arbeit? Es ist klar, der Mann hat ein vitales Interesse. Das kann man ihm lassen. Aber wieviele teilen dieses Interesse? Vielleicht noch die paar Besitzer von alternativen Kneipen. Die anderen bleiben die Beschissenen …"

Geworben wird für den Buchvertrieb Hager, u. a. für: "Kampf um das Programm der Revolution in Deutschland. Der Weg der KPD", für die "KVZ", "Der Kampf des Volkes von Azania gegen die Kolonialherrschaft", für "Revolutionäre Romane und Erzählungen", u.a. für Lu Hsün: "Einige Erzählungen", für Wolfang Langhoff: "die Moorsoldaten".
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 7, Nr. 4, Frankfurt/M., April 1979.

KBW_KuK_1979_04_01

KBW_KuK_1979_04_02

KBW_KuK_1979_04_03

KBW_KuK_1979_04_04

KBW_KuK_1979_04_05

KBW_KuK_1979_04_06

KBW_KuK_1979_04_07

KBW_KuK_1979_04_08

KBW_KuK_1979_04_09

KBW_KuK_1979_04_10

KBW_KuK_1979_04_11

KBW_KuK_1979_04_12

KBW_KuK_1979_04_13

KBW_KuK_1979_04_14

KBW_KuK_1979_04_15

KBW_KuK_1979_04_16

KBW_KuK_1979_04_17

KBW_KuK_1979_04_18

KBW_KuK_1979_04_19

KBW_KuK_1979_04_20

KBW_KuK_1979_04_21

KBW_KuK_1979_04_22

KBW_KuK_1979_04_23

KBW_KuK_1979_04_24

KBW_KuK_1979_04_25

KBW_KuK_1979_04_26

KBW_KuK_1979_04_27

KBW_KuK_1979_04_28

KBW_KuK_1979_04_29

KBW_KuK_1979_04_30

KBW_KuK_1979_04_31

KBW_KuK_1979_04_32

KBW_KuK_1979_04_33

KBW_KuK_1979_04_34

KBW_KuK_1979_04_35

KBW_KuK_1979_04_36