Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 7, Nr. 10, Oktober 1979

Oktober 1979:
Die Nr. 10 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Die Intensivierung des Getreideanbaus trägt im Imperialismus zur Ruinierung der Kleinbauern bei"
- "Landwirtschaft, das grüne Erdöl Frankreichs"
- "Neue Gesetze: Bauernlegen und Bodenkonzentration"
- "Rekordernte in den USA-Missernte in der Sowjetunion"
- "Die US-Imperialisten schwingen die Weizenwaffe"
- "Die VR China hat ihre Planziele für die Sommerernte übertroffen"
- "Der Aufbau eines afrikanischen Gewerkschaftsbundes im Kampf gegen imperialistische Ausbeutung und Einmischung"
- "Die Arbeiterklasse Algeriens, treibende Kraft beim Sturz des Kolonialismus Revisionismus hindert sie führende Kraft zu werden"
- "In Nigeria entsteht ein modernes Industrieproletariat Der Hauptfeind ist immer noch der Imperialismus"
- "Tansania: Koalitionsrechte im nationalen Aufbau Nützlich für das Bündnis mit den Bauemmassen"
- "Kenia, 12. Dezember 1963. Befreiung vom Kolonialismus Ngugi wa Thiongo: Freiheit mit gesenktem Kopf"
- "Vorwärtsverteidigung und Territorialarmee. Weißbuch 1979 des Kriegsministeriums"
- "Panzer Leopard, MRCA Tornado. Hohe Profite durch Rüstungsproduktion. Die übrige Industrie deshalb nicht weniger aggressiv"
- "Verteidigung ohne Schlacht. Buchbesprechung"
- "Mit Vielgötterei gegen Gottsuchertum Paul Feyerabends "Erkenntnis für freie Menschen"
- "Imperialistische Ausrichtung der Forschung, wissenschaftstheoretisch begründet"
- "Systemtheorie: Die Bourgeoisie als Selbstzweck"
- "Koalitionsrecht und Bezahlung I und II"

Eingangs wird zu Kampuche und Vietnam Stellung bezogen, wozu es u. a. heißt: "Das Vorgehen der vietnamesischen Expansionisten gegen das kampucheanische Volk ist äußerst grausam. Tatsächlich führen die vietnamesischen Expansionisten einen Rassenkrieg, um nicht nur das kampucheanische Volk zu unterdrücken, sondern um Kampuchea von Kampuchea-nern zu säubern und dieses fruchtbare Land mit Vietnamesen zu besiedeln. Wenn sie stets behaupten, das kampucheanische Volk sei in den letzten Jahren um 3 Mio. dezimiert worden, dann handelt es sich bloß um propagandistische Absicherung des Völkermords, den sie durchführen.

Auf drei Mio. Tote soll man sich gefasst machen, wenn die Aggressoren die Dossiers öffnen. 7,8 Mio. Einwohner hatte Kampuchea bei Beginn der Aggression. Höchstens 4,8 Mio. wollen die Aggressoren übriglassen. Keinen anderen Sinn haben ihre absurden Zahlenangaben. Wie Hitler verfolgen die Hanoier Machthaber eine Politik des 'Lebensraumes'. Natürlich ist das Ziel dabei nur die Bereicherung der in Vietnam herrschenden Klasse, die sich aus Elementen der Grundherrenklasse, der bürokratischen Kapitalisten und aus Kompradoren des Sozialimperialismus zusammensetzt. Auf dem 4. Parteitag der KP Vietnams, wo diese Clique ihre Herrschaft vollends besiegelte, haben sie beschlossen, bei ihrer Bereicherung weiter den Schwerpunkt auf die Industrie zu legen. Bald aber merkten sie, dass die Industrialisierung nicht vorankommen kann, wenn die Landwirtschaft kein ausreichendes Mehrprodukt abwirft. Sie schauten nach einem Ausweg. Als schamlose Ausbeuter und Unterdrücker der Bauern konnten sie den Ausweg nicht in der Entwicklung der Landwirtschaft suchen, sondern schauten sich nach zusätzlichem Land um …

Der Schritt von dieser Politik der Zwangsbesiedelung zur Aggression gegen das fruchtbare und wiederaufgebaute Kampuchea, um es der Siedlungspolitik der Hanoier Machthaber zu unterwerfen, war offensichtlich sehr klein. Sowieso gab es eine traditionelle vietnamesische Expansions- und Siedlungspolitik, an die die Hanoier Machthaber einfach anknüpfen. Aus der Beschreibung des sozialimperialistischen Beraters geht auch sehr gut hervor, daß diese Politik der Zwangsbesiedelung und der Eroberung nicht aus dem Erbe des Imperialismus und Kolonialismus hervorgeht, sondern die eigene Frucht der Aufbaukonzeption der vietnamesischen Revisionisten ist. Sie haben die existierende Landwirtschaft vernichtet, eine gewaltige industrielle Reservearmee produziert, die sie in der Industrie nicht profitabel ausbeuten können und die sie jetzt in Zwangsbesiedelungsmaßnah-men, Eroberungspolitik und in Kolonialabenteuer werfen. Volk ohne Raum, das ist die chauvinistische Devise der Hanoier Machthaber, womit sie das von ihnen produzierte Elend in Aggressionspotential gegen Kampuchea und die übrigen Nachbarländer umwandeln wollen. Die Maßnahmen, die die Hanoier Machthaber in den besetzten Gebieten Kampucheas durchführen, zeigen, dass mit dem Aggressionskrieg hundsgewöhnlicher Siedlerkolonialismus verfolgt wird, einschließlich Landnahme, Vernichtung des unterworfenen Volkes und Versklavung des Restes. Bereits jetzt haben die Hanoier Machthaber damit begonnen, 200.000 vietnamesische Familien im Osten Kampucheas anzusiedeln. Im Rahmen des ,.vietnamesisch-kampucheanischen Freundschaftspaktes", den sie unter Zwischenschaltung ihrer Marionetten mit sich selber geschlossen haben, arbeiten sie jetzt die gesetzlichen Maßnahmen aus, um Kampuchea in großem Maßstab der vietnamesischen Siedlungspolitik zu unterziehen. Das Gesetz soll folgende Klauseln enthalten:
- alle brachliegenden Reisfelder und Ländereien werden eingezogen,
- alle Besitzer von Land und Reisfeldern sollen einen Teil ihres Landes und ihrer Reisfelder an vietnamesische Siedler, an die Familien von vietnamesischen Soldaten und Verwaltungsangestellten abgeben. Dagegen soll Einspruch nicht möglich sein,
- Vietnamesische Soldaten und Beamte, die an der Front zu Invaliden werden, haben das Recht, überall in Kampuchea Land zu erwerben und ein Haus zu errichten. Die Marionettenregierung muß für ihre Bedürfnisse aufkommen.

Das Gesetz wird durch die Hohe Behörde vorbereitet, der Le Duc Tho vorsteht. Für brachliegende Felder haben die Aggressionen bereits reichlich gesorgt. Aus einer weiteren Information des Democratic Kampuchea News Bulletin geht hervor, dass sich die vietnamesischen Aggressoren zielstrebig die Fischgründe des Tonle Sap aneignen. Durch einen Kooperationsvertrag mit den Marionetten haben sie sich bereits den Arm der großen Seen angeeignet, der den Tonle Sap mit dem Mekong verbindet. Am 11. bis 13. September tagte dann im Siem Reap Hotel eine 'Konferenz über die Fischerei in den großen Seen'. Dort wurde beschlossen, vietnamesische Fischer und Fischereinebenbetriebe anzusiedeln. Die erste Ansiedlung soll 5000 Familien umfassen. Es wurde beschlossen, die Besatzungsmächte zu verstärken, um die Siedler zu schützen und die Kampucheaner am Fischen zu hindern. Damit verfolgen die Aggressoren drei Ziele: sie eignen sich die großen Seen für sich selber an, sie können neue vietnamesische Siedler beischaffen und sie hungern das kampucheanische Volk aus.

Niemals hatten die vietnamesischen Revisionisten auf das Ziel verzichtet, sich Kampuchea einzuverleiben. Während des Krieges gegen den US-Imperialismus haben sie diesen Traum genährt und nach der Befreiung Kampucheas haben sie von Anfang an an diesem Plan gearbeitet. Wie sonst wäre zu erklären, daß der vietnamesische Botschafter in der Bundesrepublik kurz nach Beginn der neuen Aggression und gleich nach der Installierung des Marionettenregimes in Phnom Penh der Zeitung der westdeutschen Revisionisten, der UZ, versichern konnte: 'Der Revolutionäre Volksrat ist die erste Regierung Kampucheas, die aus dem Volk entstand und für das Volk arbeitet. Sie ist der rechtmäßige Vertreter des kampucheanischen Volkes. Damit sind jetzt die Voraussetzungen geschaffen, daß die drei Länder der indochinesischen Halbinsel im Interesse und zum Nutzen des jeweiligen Volkes beim Aufbau zusammenarbeiten.' (UZ, 12.1.79) So was schafft freie Hand. Offener konnte der vietnamesische Botschafter nicht aussprechen, daß die Zusammenarbeit mit der Königlichen Regierung der Nationalen Front während des Befreiungskrieges gegen den US-Imperialismus wie die Zusammenarbeit mit der Regierung des Demokratischen Kampuchea von Anfang an keinen anderen Zweck verfolgte, als sie durch eine Marionettenregierung zu ersetzen, die den Weg freimacht für die Einverleibung Kampucheas in die vietnamesischen Großmachtpläne der Hanoier Machthaber. Aber die vietnamesische Politik des 'Volk ohne Raum' wird scheitern, denn Kampuchea ist kein Raum ohne Volk …"

Geworben wird für den Buchvertrieb Hager, u. a. für die "KVZ" und für die Schrift: "Solange es Imperialismus gibt, gibt es Krieg", für Marx: "Das Kapital" und für: Friedrich Engels: "Anti-Dühring".
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 7, Nr. 10, Frankfurt/M., Oktober 1979.

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