Kommunistischer Nachrichtendienst der KPD/ML und des KJVD, Jg. 1, Nr. 53, 25. Nov. 1970 [fehlt]

25.11.1970:
Die Nr. 53 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 21.11.1970, 28.11.1970) erscheint. Es zeichnet erstmals Michael Schulte, der bisher nur Inhaber des Bankkontos war, verantwortlich, und nicht mehr Peter Weinfurth wie seit Anbeginn. Der Umfang liegt allerdings noch bei den gewohnten 12 Seiten DIN A 5.

Im Leitartikel "Brenner: 'Arbeitsplätze gesichert' - Die Lügen der SPD-Regierung und der rechten Gewerkschaftsführer aufdecken!" wird u.a. gesagt:"
Die sozialdemokratischen Bundesminister und ihre Handlanger in der Gewerkschaftsführung wollen die Arbeiterklasse schwächen. Sie wollen sie über den Beginn der zyklischen Krise hinwegtäuschen, damit die Kapitalisten leichtes Spiel mit der Arbeiterklasse haben. Besonders tun sich hierbei mal wieder IGM-Brenner und SPD-Schiller hervor."
Schiller tat dies in Nürnberg (vgl. 20.11.1970). Fortgefahren wird so:"
Die SPD-Bonzen wissen natürlich auch, daß gerade in den Großbetrieben die Erbitterung der Arbeiter über den ständigen Lohnraub und über die Verschlechterung der Lage am größten ist. Deshalb muß sie vor allem hier versuchen, ihren sinkenden Einfluß zu retten. So wurden jetzt bei Hoesch in Dortmund und bei Krupp in Bochum Handzettel der SPD verteilt. Auf diesen versuchte die SPD über ihre inflationäre Politik, die die Lage der Arbeiterklasse und der gesamten werktätigen Bevölkerung insgesamt ständig verschlechtert hinwegzutäuschen. Auf den Handzetteln waren Karikaturen mit folgendem Inhalt abgedruckt: (Adenauer, Erhard und Brandt halten je ein Schild mit der Höhe des US-Dollarkurses: bei Adenauer war 1 Dollar gleich 4, 20 DM, bei Erhard 4 DM, bei Brandt 3, 65 DM. Darunter wird gefragt: sieht so eine Inflation aus?, d.Vf.)

Die Betriebszelle der KPD/ML bei Krupp in Bochum entlarvte diese Demagogie ganz kurz und bündig. Sie setzte folgende Karikatur dagegen: (Die Zeichnung ist wesentlich gleich geblieben, nur daß das Grinsen von Brandt zu einem mißgestimmten Mund mit herabgezogenen Winkeln gerann, die Aufschrift der Schilder lautet nun 1 Kg Brot gleich 0, 51 DM bzw. 1, 20 DM bzw. 1, 51 DM. Dazu kommt ein Text: So sieht eine Inflation aus, der durch Hinzufügen eines 'so' und Durchstreichen des bisherigen 'so' erstellt wurde, d.Vf.)

'Die Arbeiter wollen keine Dollars kaufen, sondern sie müssen die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel, Mieten und Kohle bezahlen.' Dann sieht die ganze Geschichte nämlich anders aus.

Um ihre Politik gegen die Arbeiterklasse durchsetzen zu können, brauchen die SPD-Bonzen jedoch die Gewerkschaftsführer auf allen Ebenen, die ihre Politik schützen sollen, sowie die Arbeiterverräter der D'K'P (DKP, d.Vf.).

Gleichzeitig mit Schiller tönte Brenner, daß die Sicherheit der Arbeitsplätze auch im nächsten Jahr nicht gefährdet ist. In Bezug auf die SPD-Regierung meinte er auf einer Belegschaftsversammlung bei Krupp in Essen, daß sich 'die Bundesregierung die Aufgabe gestellt hat, unter allen Umständen die Vollbeschäftigung zu sichern'. Das wirtschaftswissenschaftliche Institut der Gewerkschaften (WWI) stößt in das gleiche Horn: Zwar meint es, die Gefahr steigender Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr sei nicht zu leugnen. Doch dies sei nur der Fall, wenn die Bundesregierung ihre jetzige Kreditpolitik beibehalte. Um die Arbeitsplätze zu sichern, sei nur eine Änderung der Kreditpolitik notwendig. Dies sei jetzt die Aufgabe der SPD-Regierung.

Und die D'K'P schweigt sich in ihrer 'UZ' zu den Entlassungen fast völlig aus. Sie erwähnt sie fast gar nicht. Sie kann vor allem den Zusammenhang mit der SPD und den IGM-Führern nicht aufdecken, weil sie voll und ganz damit beschäftigt ist, die SPD in Schutz zu nehmen gegen die angeblich kurz bevorstehende faschistische Machtübernahme. In dieser Situation wird sie voll zur Verräterin auch an den wirtschaftlichen Tagesinteressen der Arbeiterklasse, weil sie ständig die SPD schützen muß, damit diese den Moskauer Vertrag auch gegen die Übermacht des 'Rechtskartells' ratifizieren kann, worauf die Clique in der SU ja angewiesen ist."

Breiten Raum in diesem 'KND' nehmen in der Rubrik 'Die Angriffe der Kapitalisten abwehren' Berichte über Kurzarbeit und Entlassungen ein:"
Die Krise erfaßt … auch schon zunehmend die Konsumgüterindustrie; vor allem sind hiervon die Zulieferer der Autoindustrie betroffen, die ihre Läger räumt".

Berichtet wird über derartige Vorfälle:
- aus Baden-Württemberg:"
Die Kienzle-Uhrenfabriken in Schwenningen haben ihren 3 000 Arbeitern einen unbezahlten 'Werksurlaub' über Weihnachten und Neujahr 'angeboten', 'um auf diese Weise personalpolitische Konsequenzen zu vermeiden'. Als Grund werden von der Geschäftsleitung u.a. der Rückgang der Aufträge aus der Autoindustrie genannt (Tachos)."

"Die Salamander AG hat für 1 200 Arbeiter in Faurndau bei Göppingen Kurzarbeit eingeführt. Das Werk soll für zwei Wochen geschlossen werden. Im Stammwerk Kornwestheim hat die Belegschaft von 1 200 Beschäftigten bereits in den letzten 14 Tagen kurzgearbeitet."

- aus Niedersachsen von Conti Hannover (vgl. 20.11.1970) und:"
Bei AEG Telefunken in Celle werden 47 Kollegen entlassen, knapp unter der Meldegrenze von 50.

Bei Blaupunkt werden in Hildesheim und Osterode 800 Arbeiter im Dezember kurzarbeiten; davon werden 400 eine Woche lang nicht arbeiten, die anderen 400 sogar zwei Wochen lang."

- aus NRW von Standard-Metall Werl (vgl. 19.11.1970), Gebrüder Denk Hemden Duisburg (vgl. Nov. 1970), Hoesch Dortmund, wo zum ersten Mal seit Jahren über Weihnachten nicht gearbeitet werden soll und Überstunden und Sonderschichten gestrichen wurden, und von Krupp Bochumer Verein, wo es neben einem Bericht über Umsetzungen (vgl. 1.11.1970) weiter heißt:"
Aber die Krupp-Herren haben sich noch andere Methoden ausgedacht, um ihre Kosten zu senken: Sie hängten in mehreren Werken Listen aus, mit den Namen der Kollegen, die einen Unfall hatten. Weil sie die Arbeitshetze ständig verschärfen, passieren natürlich mehr Unfälle. Und diese Unfälle benutzen die Kapitalisten dann zum Vorwand, um Arbeiter zu entlassen. Die BV-Arbeiter wehrten sich aber erfolgreich gegen diese Machenschaften: Die Listen wurden beseitigt."

"Im Werk Bochum der Standard-Elektrik-Lorenz AG (SEL), in dem Farbfernsehgeräte der Marken Schaub-Lorenz und Graetz montiert werden, mußte die Belegschaft zwei Tage Zwangsurlaub einlegen." Noch einen Tag zuvor habe SEL im 'Handelsblatt' verkündet: 'Produktionskürzungen sind nicht geplant'.

"Bei Blaupunkt in Herne wird es keine Kurzarbeit geben, nachdem die Kollegen dort über die Ankündigung sehr empört waren und der Betriebsrat gezwungen war, mit den Kapitalisten zu verhandeln, um den 'Betriebsfrieden' aufrecht zu erhalten."

Über die Farbfernsehindustrie, der eine Reihe der o.g. Beispiele entstammen, heißt es:"
In der Farbfernsehindustrie versuchen die Kapitalisten und ihre Handlanger Kurzarbeit und Entlassungen als 'punktuelle Ereignisse', die die Konjunktur nicht beträfen, zu verharmlosen. Sie verschweigen, daß es sich um eine echte Überproduktionskrise handelt, wie sie typisch für den Kapitalismus ist: Die Kapitalisten mußten bei dem neuen Produkt Farbfernseher große Überkapazitäten schaffen, um durch die produzierten Mengen die durchschnittlichen Kosten zu senken und die neuen Kapazitäten auszulasten, damit sich die Produktion überhaupt lohnte. Wegen des guten Absatzes im Vorjahr rechneten sie mit einem Absatz von 800 000 Geräten in diesem Jahr, haben aber bisher nur 600 000 erreicht. Während also im Frühjahr die Arbeitszeit in diesen Betrieben ständig verlängert wurde (viele Überstunden), um die Profite der Kapitalisten in die Höhe zu treiben und die Kapazitäten bis zum letzten auszunutzen, müssen die Arbeiter nun zu Hause bleiben und mit einem noch geringeren Lohn auskommen".

Über den Streik der 500 Arbeiter der Landnebenbetriebe der Hochseefischereibetriebe Nordsee, Hanseatische und Nordstern in Bremerhaven, der z.T. schon seit dem 23.10.1970 andauere, wird berichtet, daß die Arbeiter nunmehr eine einheitliche Lohnerhöhung auf 6, 56 DM erkämpft hätten:"
Entscheidend für den Streikerfolg war die geschlossene Solidarität der Arbeiter anderer Werksbetriebe, die keinen Fischdampfer der bestreikten Betriebe abfertigten."

Berichtet wird über die Beratungen zwischen FDP und SPD über das neue Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 24.11.1970).

In der Rubrik 'Kampf den rechten Gewerkschaftsführern' wird aus Rheinland-Pfalz berichtet (vgl. 20.11.1970) und in "Neues reaktionäres Bündnis von DGB und Finanzkapital" über Video sowie Privat- und Kabelfernsehen:"
Das Kassettenfernsehen, das den Kapitalisten sehr hohe Profite verspricht, lockt jetzt auch den DGB!

Das Bundesvorstandsmitglied Stephan gab bekannt, daß der DGB jetzt auch in dieses Geschäft einsteigen wolle.

Noch vor einem Jahr hatte der DGB-Bundesvorstand auf dem 8. Bundeskongreß im Antrag 448 gefordert, daß 'die neuen technischen Entwicklungen im Fernsehen … frei von wirtschaftlichen Interessen' betrieben werden müssen. Schon damals hatte er diesen Antrag lau formuliert und einen weitergehenden Antrag (453: 'neue Techniken nicht für kommerzielle Interessen und zur weiteren Stärkung der Pressemonopole nützen') nur als Material überweisen
lassen.

Inzwischen zeigte sich jedoch, daß das Kassettenfernsehen sehr üppige Profite bringen würde. Daher hat der frühere 2. Postgewerkschaftsvorsitzende Gscheidle als Vertreter von Postminister Leber vor einigen Wochen erklärt, daß die SPD-Regierung nicht auf jeden Fall gegen ein privates Fernsehen sei: Die mit dieser Regierung eng verflochtenen DGB-Führer wollen jetzt auch ihre eigenen Profite machen: sie erklären jetzt, daß sie zwar immer noch gegen ein privates Fernsehen seien, 'sollte aber ein kommerzielles Fernsehen durch Hintertüren auf den Markt kommen, würden die Gewerkschaften nicht untätig zusehen, sondern sich auch in dieses Geschäft einschalten.'

Die Gewerkschaftsunternehmen haben auch schon damit begonnen: die 'Neue Heimat' installiert in Neubaugebieten schon Vorrichtungen für das Kabelfernsehen, um rechtzeitig die großen Profite mitnehmen zu können.

Auch an diesem Beispiel zeigt sich wieder, daß die DGB-Führer und ihre 'gemeinwirtschaftlichen' Unternehmen eng mit der arbeiterfeindlichen SPD-Regierung verbündet sind und aus Profitgier sogar mit den reaktionärsten Monopolen (bisher größter Förderer des Kassettenfernsehens: Springer) ein festes Bündnis eingehen. Die DGB-Führer: Verbündete und Profitkonkurrenten von Axel Springer."

In der Rubrik "Die faschistische Gefahr beachten" erscheinen zwei Artikel. In "Faschistische Anschläge auf Gewerkschaftshaus" heißt es:"
Die Terroranschläge der faschistischen Organisation der Aktion Widerstand (AW, d.Vf.), der Europäischen Befreiungsfront (EBF, d.Vf.) und anderer sind Anschläge gegen die Arbeiterklasse und ihre Organisationen". Berichtet wird von solchen aus NRW aus Düsseldorf (vgl. 9.11.1970) und Krefeld (vgl. 9.11.1970):"
Die DKP setzt auch in Beantwortung dieser neuen Anschläge ihre falsche Theorie von der unmittelbaren Gefährdung der Demokratie in diesem Land fort: Als Antwort auf die Ereignisse von Würzburg und die faschistischen Drohungen von Strauß hat sie bei der Bundesanwaltschaft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Strauß wegen Hochverrats beantragt (Der Antrag wurde im übrigen inzwischen von der Bundesanwaltschaft abgelehnt) und wieder die SPD und die Gewerkschaftsführer aufgefordert, gemeinsam gegen die 'Vilshofener Front' vorzugehen."

In "Polizei läßt faschistischen Attentäter laufen" heißt es:"
Erst haben sich SPD-Senat und Polizei in Westberlin und die bürgerliche Presse nach Kräften bemüht, den faschistischen Mordschützen Weil als geistig verwirrten Einzeltäter darzustellen, (jetzt, d.Vf.) hat die Polizei mit Flucht und Wiedereinfangen eine zusätzliche Schmierenkomödie geliefert:
Aus dem Hergang der Flucht geht recht klar hervor, daß sie geplant war und daß die Polizei sie zumindest 'begünstigt' hat: Ein unbewaffneter Polizist kurz vor der Pensionsgrenze als einziger Begleiter, eine angebliche Fahrzeit von 45 Minuten für eine Strecke von normal 15; die Polizisten, die ihn auf der Flucht erkennen, verlieren unter fadenscheinigen Begründungen wieder seine Spur, usw.. Der 'Berliner Extradienst' vom 21.11. gibt dazu bekannt, daß Weil Mitglied des 'Deutschen Jugendbundes' ist, der der faschistischen 'Europäischen Front' nahesteht (DJB-Vorsitzender und Chef der Eur. Front, Blatzheim, der ehemalige NPD-Vorsitzende von Duisburg, ist übrigens seit der Festnahme Weils verschwunden), also bestimmt kein Einzeltäter! Der Extradienst beweist dazu anhand von Dokumenten, daß die Flucht vorbereitet war und Weil Kontakt zu seinen 'Hintermännern' gehabt hat. Sicher ist, daß große Teile der Westberliner Polizei auf Seiten der sozialfaschistischen Regierung stehen und bereit sind, die offen faschistischen Organisationen zu unterstützen. Sicher ist auch, daß eine solche Flucht den Sozialfaschisten im Moment nicht ins Konzept paßt - so wurde Weil ja auch nach 30 Stunden Jagd von 1 000 Polizisten wieder eingefangen: Denn die Westberliner Sozialfaschisten müssen sich den Schein der demokratischen Rechtsstaatlichkeit bei der Verfolgung eines einzelnen Rechten geben, um die Verfolgung der Linken erfolgreich legitimieren zu können."

Eingegangen wird auch noch auf den "Fall Geldner" (vgl. 16.11.1970):"
Nach den ersten 'Enthüllungen' des FDP-Abgeordneten Geldner über die 'Einkauf'praktiken der CSU-Faschisten beginnen alle Parteien und die bürgerliche Presse dazu, sich gegenseitig ihre schmutzigen Geschäfte an den Kopf zu werfen; und jedes einzelne Beispiel, jede Enthüllung und jedes Dementi, ist ein neues Beispiel für die Verrottung des bürgerlichen Parlamentarismus: Zu Geldners 'Beratungsvertrag' mit dem NLA-Fabrikanten Beyer wurde bekannt, daß Geldner sehr wohl bereits in Erfüllung seines Vertrags seine Beziehungen ausgenutzt hat: So soll er Beyer 'Zugang' zu Ertl und dessen Staatssekretär Griesau verschafft haben. Griesau hat diese Kontakte dementiert, aber sogar die FAZ hat sofort an ähnliche 'Beratungs'fälle erinnert - z.B. an die Geschäftsverbindungen des CSU-Vorsitzenden des Bundestagsverteidigungsausschusses, Zimmermann, der seit 1960 Aufsichtsratsvorsitzender und Anteilseigner (25%!) der Baugesellschaft 'Bayerische Union' war (1967 Millionenkonkurs), deren Aufträge hauptsächlich 'Wohnungen für Bundeswehrbedienstete und sonstige Bundesbeamte betrafen …' Geldner soll im übrigen auch Geld angeboten worden seien von Mohn (Bertelsmann) und Bentz (Melitta); auch diese beiden Herrn haben das natürlich dementiert. Und die FDP, die sich lauthals empört, hat mit genau denselben Angeboten ihrerseits versucht, die Herren Zoglmann und Starke an die FDP zu binden: Zoglmann wurde ein Posten als Staatssekretär im Bundesinnenministerium angeboten, Starke der Vorstandsvorsitz der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW, d.Vf.), mit einem Jahresgehalt von 160 000 DM!"

In "KFZ-Prämienerhöhung" heißt es:"
Die KFZ-Versicherungen haben massive Beitragserhöhungen durchgesetzt. Das Bundesamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin hat den Wünschen der Versicherungsgesellschaften Rechnung getragen. Die Erhöhungen werden sich vor allem auf die Lage der Arbeiterklasse, die in den Großstädten ihr Auto angemeldet hat, auswirken. NRW z.B. ist als ganzes Land zum 'grünen Gebiet' erklärt worden und gehört damit zum schadensreichen Gebiet. Die Einwohner der Großstädte kommen damit in die höchsten Tarifgruppen. Die Erhöhungen betragen durchschnittlich 30%. Seit 1961 haben die Versicherungsgesellschaften laufend die Beiträge erhöht:
- 1961 um 12, 4%,
- 1965 um 6, 8%,
- 1967 um 12, 5% für Großstädter und um 7, 5% für Landbewohner,
- 1969 um 5, 0% für Großstädter und um 2, 5% für Landbewohner.
Die jüngste Erhöhung wird also die höchste seit Jahren sein. Die Versicherer begründen die Erhöhungen mit der gestiegenen Schadenshäufigkeit, die durch das Verkehrschaos in den Großstädten verursacht ist. Auch verlangen die Kapitalisten der Reparaturwerkstätten und die kleinen Reparaturbetriebe ihnen höhere Preise ab, die sie soch einfach weitergeben können. Für einen Wagen mit 35 - 40 PS muß man in Zukunft in einer Großstadt statt 330 351 DM bezahlen. Für einen Wagen mit 41 - 45 PS statt 364 DM jetzt 419 DM, für einen Wagen mit 46 - 55 jetzt 476 statt364 DM. Dieser Beitrag ist jedoch nur berechnet für die Fahrer, die bei der Versicherung schon ein Jahr lang unfallfrei fahren. Die Anfänger müssen noch 50% mehr bezahlen. Erst nach 5 Jahren, bisher nach drei, soll der Schadensfreiheitsrabatt 50% betragen."

Eingegangen wird auch auf die Entwicklung bei Fusionen (vgl. 17.11.1970) und Konkursen (vgl. Sept. 1970).

Aus NRW wird berichtet von Rokal Nettetal (IGM-Bereich - vgl. 16.11.1970).

Von der internationalen Ebene wird von der Reise von Helmut Schmidt (SPD) nach Großbritannien im Interesse der USA bzw. der NATO berichtet (vgl. 19.11.1970).

Aus Vietnam wird von erneuten Bombardierungen Nordvietnams durch die USA berichtet:"
Mit der Begründung, zwei ihrer Aufklärungsflugzeuge seien über Nordvietnam abgeschossen worden, nahmen die US-Imperialisten die Bombardierungen Nordvietnams wieder auf. Sie warfen über dichtbesiedelten Gebieten um Hanoi Bomben ab. US-Verteidigungsminister Laird hat diesen Terroranschlag auf die Zivilbevölkerung Nordvietnams inzwischen bestätigt. Er sagte, solche 'zeitlich begrenzten Schutzreaktionen' seien auch schon früher vorgekommen.

Aus Hanoi wird berichtet, die US-Imperialisten haben Bomben im Bereich der Hafenstadt Haiphong, in den Provinzen Ha Tay, Quang Minh, Hao Binh, Ha Tingh und Quang Binh abgeworfen. Die US-Imperialisten drohten selbst mit weiteren massiven Einsätzen, für den Fall, daß ihre Aufklärungsflugzeuge weiterhin angegriffen würden. Nach ihrer Ansicht sei es ein 'stillschweigendes' Abkommen, daß ihnen das 'Recht' gäbe, Aufklärungsflüge zu unternehmen. Dieses Einvernehmen sei bei der Beendigung der Bombenflüge auf Nordvietnam zustandegekommen (1968). Die US-Aggressoren haben in Paris erklären lassen, sie würden 'alle notwendigen Maßnahmen' zum Schutz ihrer Aufklärungsflugzeuge und ihrer Besatzung ergreifen. Die Regierung in Hanoi antwortete auf diese neuerlichen Verbrechen der US-Imperialisten mit der Ankündigung, noch härter gegen die Invasoren vorzugehen. … Während die US-Imperialisten ihre Aggression weiterhin verstärken, wachsen die Schwierigkeiten mit ihren eigenen Soldaten in Vietnam. Die Fälle häufen sich, in denen die Soldaten zu Rauschgift greifen, um dem Krieg zu 'entkommen'. Die Zahl der Soldaten, die an einer Überdosis gestorben sind, hat sich mehr als verdoppelt. In den Monaten dieses Jahres waren es 25 Fälle. Weitere 684 Todesfälle konnten nicht eindeutig nachgewiesen werden. Aus dem US-Kriegsministerium verlautet, daß Haschisch bereits zur Standardausrüstung der US-Soldaten gehört."
Berichtet wird auch aus dem Innern der USA (vgl. 17.11.1970) und von deren Eingreifen im Nahen Osten (vgl. 19.11.1970).

Auch aus Syrien wird berichtet:"
Zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und linken Studenten ist es anläßlich von Demonstrationen gegen den Putsch des General Assad in Syrien gekommen. Assad hatte, nachdem sich ein Kongreß der Baath-Partei weigerte, seinen bereits verübten Staatsstreich nachträglich zu legalisieren, die Macht auch innerhalb der Partei übernommen. Nach Berichten westlicher Zeitungen sind mehrere Gewerkschaftsführer verhaftet worden. Im Norden Syriens haben Truppen Assads die Stadt Jabeh umstellt. Straßensperren wurden errichtet und Verkehrsbeschränkungen verfügt. Teile der Al-Saika-Partisanenorganisation, in der neben Palästinaflüchtlingen, die in Syrien lebten, auch Syrer kämpfen, sind von Regierungstruppen in Konzentrationslagern festgehalten worden."

Eingegangen wird auch auf die Debatte der UNO über die V.R. China (vgl. 20.11.1970).

Über Italien heißt es:"
Die italienische Arbeiterklasse wehrt sich zunehmend gegen die sich ständig verschärfende Ausbeutung durch die Konzernherren: In der kautschukverarbeitenden Industrie folgten einem landesweiten vierstündigen Streik je Schicht zweistündige Arbeitsniederlegungen. Anschließend veranstalteten die Arbeiter Versammlungen, auf denen ein 24-stündiger Streik auf Landesebene und mehrere Protestdemonstrationen beschlossen wurden. Gefordert werden: Höherer Lohn, die 40-Stunden-Woche, die Verlängerung des Urlaubs, höhere Entlohnung der Nachtarbeit, Anerkennung der Gewerkschaftsrechte in den Betrieben, Gleichstellung der Arbeiter und Angestellten bei Erkrankung und Unfällen. Auch bei Alfa Romeo halten die kurzfristigen Streiks an. Seit Wochen legen die Arbeiter täglich für einige Stunden die Arbeit nieder (s. KND 41), ebenso im größten Privatunternehmen der italienischen Stahlindustrie, den Falck-Werken. Die Arbeiter in der Autobianchi-Fabrik (Fiatgruppe) lassen bei jedem 5. Fahrzeug bestimmte Teile weg. Als die Unternehmensleitung daraufhin 180 Arbeiter entließ, wurden die Kampfmaßnahmen verstärkt fortgesetzt. Diese Kämpfe der italienischen Arbeiterklasse sind die Reaktion auf ihre sich ständig verschlechternde Lage: Die drei führenden Gewerkschaftsorganisationen gaben jetzt bekannt, daß die Zahl der Arbeitslosen bereits über 2, 5 Mio. beträgt, nicht nur eine Million, wie die offizielle Statistik behauptet."

Aus Österreich wird berichtet vom Streik bei Bauknecht (vgl. 12.11.1970), aus Bolivien vom Gewerkschaftskongreß (vgl. 15.11.1970).
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 53, Bochum 25.11.1970