Kommunistischer Nachrichtendienst der KPD/ML und des KJVD, Jg. 3, Nr. 18, 5. März 1972

05.03.1972:
Die Nr. 18 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 1.3.1972, 8.3.1972) erscheint unter der Titelüberschrift "Bonner Parteien beraten über Kampf gegen politischen Radikalismus". Danach sollen auf einem Treffen der drei Bundestags-Fraktionen "nächste Schritte gegen die revolutionären Kräfte und alle demokratischen Kräfte in der BRD und Westberlin" beraten werden.

In Baden-Württemberg versuche "der imperialistische Staat mit seiner Klassenjustiz die Arbeit der KPD/ML und des KJVD zu behindern. Innerhalb von wenigen Wochen wurde auf dem Weg von einstweiligen Verfügungen gegen drei Zeitungen der Partei und des KJVD vorgegangen".
Dies geschah im IGM-Bereich bei Bosch Stuttgart (vgl. Dez. 1971, Feb. 1972), Voith Heidenheim (vgl. Feb. 1972) und Burkhardt und Weber Reutlingen (vgl. Feb. 1972).

Aus Bayern wird berichtet aus München vom Hugo Lanz Prozeß gegen die KPD/ML-ZK (vgl. 5.3.1972) sowie über Bauernaktionen in München und Nürnberg.

Aus Berlin berichtet die eigene Betriebsgruppe NCR (IGM-Bereich) über zwei politische Entlassungen (vgl. 21.2.1972).

Aus Bremen wird berichtet über die Auseinandersetzung zwischen KPD/ML-ZB und IGM (vgl. Feb. 1972) bei Klöckner.

Aus Hessen berichtet die eigene Betriebsgruppe Buderus Wetzlar (IGM-Bereich) über die Bauern.

Aus NRW wird berichtet über die Ruhrkohle AG (RAG - IGBE-Bereich) sowie aus dem Bezirk Nordrhein der IG Chemie (CPK) u.a. über Lehrlinge.

Im Artikel der Politabteilung der KPD/ML-ZB "Für die Einheit der marxistisch-leninistischen Bewegung. Noch einmal zur Zwei-Wege-Theorie" wird zu dieser Theorie der KPD/ML-ZK gesagt:"
Die 'Zwei-Wege des westdeutschen Imperialismus' - erfunden im Roten Morgen 11/1970 (vgl. Nov. 1970, d.Vf.) und in der folgenden Zeit scharf attackiert und glücklos verteidigt - spukt noch immer durch die Köpfe einiger Genossen der ehemaligen Gruppe Roter Morgen. Die einen, die Dortmunder Liquidatoren, wissen nicht recht, warum die 'Zwei Wege' falsch sind, die anderen, der Rote Morgen, können sich noch immer nicht entscheiden, den Revisionismus beim Namen zu nennen. der Grundfehler dieser Theorie ist, daß sie nicht auf dem Standpunkt der Arbeiterklasse und der proletarischen Diktatur steht. Der Rote Morgen (RM) 11/70 ergeht sich in Mutmaßungen und Hellseherei über mögliche Entwicklungen der Bonner Politik. In aller Länge und Breite werden 'zwei Wege' zusammengezimmert, die für den westdeutschen Imperialismus angeblich 'mögliche langfristige Alternativen' darstellen: einmal im Alleingang gegen die amerikanisch-sowjetische Allianz; das andere mal Unterwerfung unter die Allianz und friedliche Einigung mit der DDR-Regierung über die Bildung einer gemeinsamen Konföderation. Damit werden die wirklichen 'zwei Wege' oder 'zwei Alternativen', die vor der Arbeiterklasse und den Werktätigen Westdeutschlands und Westberlins stehen, geleugnet: Entweder der Weg der Reaktion, des Militarismus und des Revanchismus, des Krieges, - oder der Weg der Revolution, des Sozialismus und des Friedens. Entweder die Revolution verhindert den Krieg oder der Krieg bringt die Revolution hervor …

Anzunehmen, der westdeutsche Imperialismus könne schalten und walten wie er wolle, er könne sich seine 'langfristigen möglichen Alternativen' aussuchen, - bedeutet, auf dem Standpunkt der Ewigkeit und der Unerschütterlichkeit der Herrschaft der Todfeinde der Werktätigen zu stehen; das bedeutet, auf dem Standpunkt der Ohnmacht und der immerwährenden Knechtschaft der Volksmassen zu stehen. Es gibt keine Theorie, die dem Proletariat und seiner geschichtlichen Mission als Totengräber des Kapitalismus feindlicher gesinnt ist. Worin besteht die Gefährlichkeit der 'Zwei-Wege-Theorie'? Diese 'Zwei Wege' schließen mit Notwendigkeit die Theorie vom kleineren Übel der SPD ein: Wenn der Weg der CDU/CSU zum Krieg führt, der Weg der SPD aber zum Frieden, so ist die SPD-Regierung das kleinere Übel … Die zwei Wege stiften also Verwirrung über die Rolle und Bedeutung der SPD-Regierung: Sie ist kein 'kleineres Übel', sondern unter den heutigen politischen Verhältnissen das größte Übel überhaupt. Sie bleibt nur deswegen zuweilen hinter den Forderungen der offenen Reaktion zurück, weil eben mehr an Anschlägen auf die wirtschaftlichen und politischen Errungenschaften des werktätigen Volkes und mehr an Gefährdung des Friedens in Europa gegenwärtig noch nicht durchgesetzt werden kann. Die SPD-Regierung und die Sozialdemokratie insgesamt ist der Wegbereiter und Steigbügelhalter der Faschisten. Die SPD-Regierung tut die realistisch kleineren Schritte, damit die offene Reaktion zukünftig große tun kann. Die 'Zwei Wege' stiften Verwirrung über die Absichten des westdeutschen Revanchismus. Sie leugnen gerade die Tatsache, daß der westdeutsche Militarismus und Revanchismus eine Gefahr für den Frieden in Europa ist. Die 'Zwei Wege' stiften Verwirrung über das Bündnis Bonn-Washington. Denn sie gehen nicht davon aus, daß Bonn ein lebendiges Interesse an diesem Bündnis hat und es zum Zwecke seiner revanchistischen Pläne in Europa einsetzt. Stattdessen ist es entsprechend den 'Zwei Wegen' freie Entscheidung jeder Regierung, dem einen oder dem anderen zu folgen, mit der NATO und ohne NATO, mit den USA oder ohne die USA.

Die 'Zwei Wege' stiften Verwirrung über das Bündnis Bonn-Moskau. Denn der Rote Morgen spricht von 'Anerkennung der Grenzen' und 'Verzicht auf Weltmachtpläne'. Dabei hat doch gerade die Sowjetunion den westdeutschen Kriegstreibern ein internationales Leumundszeugnis ausgestellt und ihnen zum Ausbau ihrer Großmachtstellung verholfen.

Beim Roten Morgen aber geht es sowohl mit als auch ohne das Bündnis mit den Sozialimperialisten, mit Eroberung oder ohne Eroberung der DDR, wie es beliebt. Diese 'Zwei-Wege' Theorie ist darüberhinaus ein Nachbeten der revisionistischen Propaganda und eine Unterstützung der konterrevolutionären Sozialdemokratie … Darum ist die 'Zwei-Wege-Theorie' eine durch und durch revisionistische, konterrevolutionäre Theorie, die man nur schärfstens verurteilen kann und mit Stumpf und Stiel ausrotten muß. Sie ist ein Schlag gegen den Kampf des westdeutschen Volkes zur Vernichtung des aggressiven westdeutschen Militarismus, zur Ausrottung des Revanchismus auf deutschem Boden. Sie gibt dem deutschen Volk in seinem Kampf für die Erhaltung des Friedens in Europa und für die Niederschlagung der Bonner Kriegsbrandstifter falsche, gefährliche Perspektiven. Sie schlägt dem Kampf für die Wahrung der Souveränität der Deutschen Demokratischen Republik (DDR, d.Vf.) und für die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen erbarmungslos ins Gesicht. Damit aber stellt sie sich dem proletarischen Internationalismus entgegen, dem Bündnis der Arbeiter und Revolutionäre Westdeutschlands mit der revolutionären Bewegung sowohl in Westeuropa als auch in der DDR und den anderen Ländern Osteuropas

… Genosse Aust hat letztlich eine 'Selbstkritik des 1. ZK der KPD/ML' abgegeben. Hier heißt es zur 'Zwei-Wege-Theorie': Es handelt 'sich ja nur um einen Diskussionsvorschlag', in dem 'auch korrekte Untersuchungen über den westdeutschen Imperialismus enthalten' sind. Im Zwei-Wege-Artikel werden 'die Widersprüche zwischen verschiedenen Fraktionen der westdeutschen Monopolbourgeoisie überbewertet'. Er enthält 'zweideutige Formulierungen, die eine revisionistische Auslegung ermöglichen, bzw. versteckte revisionistische Abweichungen' …

Der Rote Morgen beweist hier seine Verliebtheit in sanfte und niedliche Formulierungen: Anstatt die sozialdemokratische und revisionistische Natur dieser Theorie zu entlarven, und zwar wirklich endlich einmal nach fast anderthalb Jahren schonungslos zu entlarven, - stattdessen wird endlos herumgeredet … Der Rote Morgen ist im Begriff, zur bloßen Scharlatanerie, zur politischen Gauklerei und Hochstapelei herabzusinken. Er ist im Begriff, nicht nur 'Zwei Wege in den Sumpf des Opportunismus' zu gehen, sondern in diesem Sumpf unterzugehen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 18, Bochum 5.3.1972

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