Pädagogische Hochschule Ruhr in Dortmund

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 25.9.2009

Von der Pädagogischen Hochschule (PH) Dortmund bzw. den Dortmunder Abteilungen der PH Ruhr (vgl. Nov. 1969) werden hier, in dieser wie immer unvollständigen Darstellung dank der Geschichtswerkstatt Dortmund zahlreiche Dokumente erschlossen, vor allem die 'Dortmunder Studentenzeitung' (DOS) des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der PH Dortmund. In den Spalten der 'DOS' werden allgemeinpolitische Themen wie die politische Disziplinierung (vgl. 7.4.1933, 25.9.1950, 16.10.1950, 26.1.1972) und internationale Geschehnisse (vgl. 21.4.1967, 22.1.1969, 6.9.1970) behandelt, aber auch Fragen der studentischen Selbstverwaltung (vgl. 2.2.1966, 30.5.1968, Okt. 1970) und des Studiums (vgl. 20.3.1969, Dez. 1970) sowie der Unterrichtsinhalte (vgl. Sept. 1971).

Die Gründung der Roten Zelle Pädagogik (vgl. Nov. 1970) und das Auftreten des KSB/ML der KPD/ML-ZK (vgl. 17.12.1970) führen zu heftiger Polemik seitens des AStAs analog einer Frankfurter Vorlage (vgl. 27.11.1970, Jan. 1971). Der KSB/ML bleibt die Antwort nicht schuldig (vgl. 25.1.1971, 1.2.1971), ist aber dann wie die anderen Gruppen auch bald zunächst vor allem mit dem Fahrpreiskampf befasst (vgl. 1.3.1971, 3.3.1971, 22.3.1971, 1.4.1971).

Auch der KSV der KPD baut nun eine Zelle an der PH Dortmund auf (vgl. Juli 1971) und propagiert das 'Sozialistische Studium' sowie seine zahlreichen Treffen (vgl. 1.11.1971, 4.11.1971, 9.11.1971, 10.11.1971, 16.11.1971, Jan. 1972, 3.2.1972), während die Studentenschaft sich aktiviert (vgl. 8.11.1971) und der AStA sich verstärkt publizistisch äußert (vgl. 18.11.1971, 24.11.1971).

Neben den AStA-Gruppen GEW-AG, PGH und SHB (vgl. 22.12.1971) sind auch der RCDS der CDU und auch der MSB Spartakus der DKP an der PH Dortmund aktiv (vgl. 29.11.1971, 1.12.1971, 15.12.1971, 19.1.1972).

Aus den 'AStA-Informationen' erwächst nun die teils umfangreiche 'DOS' (vgl. 1.12.1971, 8.12.1971, 15.12.1971, 19.1.1972, 26.1.1972, 2.2.1972, 7.2.1972).

Zum Konflikt kommt es aufgrund der Begabtensonderprüfung (vgl. Dez. 1971, 27.1.1972, 9.2.1972), aber noch nicht um das Tutorenprogramm 8vgl. 21.12.1971).

Zu den Wahlen zur Studentenkonferenz (SK – vgl. 8.2.1972) kandidiert auch der KSV (vgl. 31.1.1972), nicht aber der SHB (vgl. 1.2.1972).

Den AStA stellen nun wiederum ESG und GEW mit der PGH und informieren die Studienanfänger (vgl. 17.4.1972), befassen sich auch mit der Kritik des KSV (vgl. Apr. 1972, 2.5.1972), der sich seinerseits in der Maimobilisierung (vgl. 19.4.1972) und der Sympathisantenschulung (vgl. 24.4.1972, 26.4.1972) ergeht.

Der AStA gibt weiterhin die 'DOS' heraus (vgl. 12.6.1972, 26.6.1972), beteiligt sich auch jahrelang an der Solidarität mit Klaus Dillmann (vgl. 15.6.1972, 22.6.1972, 11.10.1972, 24.1.1973, 27.8.1973, 14.1.1974).

Internationalismus wurde an der PH jenseits der Spalten der 'DOS' bereits u.a. durch die Aktion Spanienhilfe (vgl. 6.12.1971) betrieben, nun beginnt der KSV mit seiner Vietnamkampagne (vgl. 26.6.1972) und vor allem das Ausländergesetz wird u.a. vom AStA, der GEW-AG und dem PGH angegriffen (vgl. 1.10.1965, Sept. 1972, 12.10.1972).

Unter den Assistenten der PH gibt es Freunde des Sozialistischen Büros (vgl. 14.10.1972).

Der AStA veröffentlicht weiter seine 'DOS' (vgl. 16.10.1972, 23.10.1972, 13.11.1972), verweigert sich aber offenbar der Solidarität mit Andres Lara von Opel Bochum (vgl. 17.10.1972, 21.10.1972), wie der KSV beklagt (vgl. 15.11.1972).

Studierende der PH greifen auch in den Bundestagswahlkampf ein und protestieren gegen F. J. Strauß (vgl. 23.10.1972, 29.10.1972).

Der Umzug der PH vom Rheinlanddamm an den Vogelpothsweg (vgl. 18.11.1971, 26.6.1972, 23.10.1972, 25.10.1972, 2.11.1972) ebenso wie die nun einsetzenden Fernsehvorlesungen und die Einschränkung der politischen Entfaltungsmöglichkeiten der Studierenden bieten auch dem KSV Anlass zur Agitation, er versucht sich an der Organisierung des Widerstands (vgl. 13.11.1972, 15.11.1972, 16.11.1972), aber auch in der Solidarität gegen das Berufsverbot für Hannes Heer (vgl. 17.11.1972, 30.11.1972).

Von der Dortmunder Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr war bisher nur wenig zu vernehmen (vgl. 17.1.1972), nun aber wird auch dort eine Gruppe aktiv (vgl. 19.6.1972, 27.6.1972, 24.10.1972, 31.10.1972, 2.11.1972, 7.11.1972, 13.11.1972), die Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr zieht ebenfalls um, und zwar in den PH-Altbau an der Kreuzstraße (vgl. 6.12.1972, 18.12.1972).

Zum Problem wird aufgrund des Umzugs die Frage der Mensa (vgl. 16.11.1972, 21.11.1972, 4.12.1972), aber auch die Tutoren organisieren sich nun (vgl. 21.11.1972), sollen sie doch die Fernsehvorlesungen unnötig machen (vgl. 22.11.1972).

Die Zelle PH Dortmund des KSV versucht sich weiterhin in der Organisierung der Studentenschaft, wähnt sich bereits als heimliche Studentenvertretung, die die Funktionen des AStAs besser ausführt als dieser selbst (vgl. 23.11.1972, 29.11.1972), wozu natürlich auch eine eigene Zeitung gehört (vgl. 27.11.1973), die allerdings keineswegs so häufig oder mit dem selben Umfang erscheint wie die 'DOS' des AStAs (vgl. 27.11.1972, 1.12.1972, 1.12.1972, 11.12.1972, 15.12.1972).

Zum Tutorenprogrammengagiert sich nun auch der Sozialliberale Hochschulverband (SLH), bleibt dabei sachlich-konstruktiv (vgl. 27.11.1972), verweigert sich aber offenbar im Verein mit dem RCDS der Forderung nach einer Großbaracke (vgl. 6.12.1972). Der SLH kandidiert auch zum Satzungskonvent, sich wieder als konsequent und konstruktiv darstellend (vgl. Jan. 1973). Diese Selbstdarstellungen aber werden dann offenbar durch eine zweiteilige "DSU/SLH-Dokumentation" (vgl. 22.1.1973, 29.1.1973) des PGH in Frage gestellt, der SLH wird vom PGH als Gegner der Studentenbewegung angesehen.

Der PGH, über dessen politische Präferenzen bisher wenig bekannt wurde, außer einer Erwähnung Heidelberger Kritik am KSV (vgl. 2.5.1972), führt nun Kapitalschulungen durch (vgl. 30.11.1972), bekennt sich also als marxistisch, bleibt aber in seinen Veröffentlichungen zunächst rein sachlich (vgl. 14.12.1972). Der vom PGH dominierte AStA allerdings berichtet wiederum detailliert aus Heidelberg (vgl. 15.12.1972) und der PGH kritisiert nun gar den KSV (vgl. 18.12.1972).

Die 'DOS' wird nun wieder um 'AStA-Infos' ergänzt, die zum Warnstreik für den Bau der Großbaracke aufrufen (vgl. 4.12.1972). Der KSV kündet vom vorläufigen teilweisen Erfolg des Kampfes (vgl. 6.12.1972), verstärkt aber auch die Vietnamsolidarität (vgl. 11.12.1972, 14.12.1972), die vom RCDS persifliert (vgl. 22.12.1972) und von einer Arbeitsgruppe durch Fakten untermauert (vgl. Jan. 1973) und vom AStA mitgetragen wird (vgl. 15.1.1973, 18.1.1973), während an der PH zugleich auch die Palästinasolidarität organisiert wird (vgl. 14.12.1972).

In der Fachgruppe Psychologie kommt es nun zum Konflikt über die Klausuren (vgl. 29.11.1972, 6.12.1972, 7.12.1972), auch das Tutorenprogramm ist noch nicht zufriedenstellend geregelt (vgl. 13.12.1972), wird nun auch seitens der Professoren erörtert (vgl. 16.12.1972), aber auch der KSV agitiert weiter (vgl. 18.12.1972). Auf der Vollversammlung (vgl. 20.12.1972) kommt es dann zum Zerwürfnis der Gruppen PGH (vgl. 10.1.1973) und GEW-AG über die Tutorenfrage (vgl. 22.12.1972), so daß nun auch die GEW-AG eigene Veröffentlichungen herausgibt (vgl. 8.1.1973, 22.1.1973), auch zum Ausländergesetz.

Vom KSB/ML war hier wenig die Rede. Er ist aber an der PH präsent (vgl. 24.4.1972, 13.11.1972) und versucht sich nun ebenfalls an der Organisierung von Kämpfen (vgl. 8.1.1973, 10.1.1973), steht doch ein Streik gegen die Prüfungsordnung an (vgl. 24.1.1973), den der PGH aber zunächst durch einen Aktionstag ersetzen (vgl. 18.1.1973, 22.1.1973) und sich auch nicht an den landesweiten Aktionen des KSV (vgl. 26.1.1973) beteiligen möchte.

Im Vorfeld der Wahlen für die Studentenkonferenz (SK – vgl. 10.1.1973, 7.2.1973)) kommt es zu vielfältigen Veröffentlichungen der verschiedenen politischen Hochschulgruppen, zu denen nun auch die GIM zählt (vgl. 18.1.1973), die als Liste zur Verteidigung der Verfassten Studentenschaft (LVVS – vgl. 29.1.1973, 30.1.1973, 31.1.1973, 5.2.1973) antritt, aber auch die GEW-AG (vgl. 29.1.1973, 5.2.1973), der MSB Spartakus der DKP (vgl. 29.1.1973, 5.2.1973), der RCDS der CDU (vgl. 5.2.1973), der PGH, der die GIM wiederholt als Triebkraft der LVVS entlarvt (vgl. 1.2.1973), dabei ihre Kader als Karrieristen anprangernd (vgl. 5.2.1973), und auch der KSV (vgl. 1.2.1973, 5.2.1973, 6.2.1973).

Kurz vor der Wahl findet der Warnstreik gegen die verschärfte Prüfungsordnung dann doch statt (vgl. 1.2.1973), das Tutorenprogramm aber bleibt umstritten (vgl. 5.2.1973, 6.2.1973).

Die GEW-AG übernimmt den AStA (vgl. 7.2.1973) im Verein mit PGH und Mitgliedern der GIM und publiziert die 'DOS' (vgl. 12.2.1973, 9.4.1973), der KSV betreibt weiterhin Vietnamsolidarität (vgl. 9.2.1973), aber auch Fachschaftspolitik (vgl. 7.2.1973, 14.2.1973), während der PGH sich mit den Vorläufern des KBW auseinandersetzt (vgl. März 1973).

Auch für die PH Ruhr steht nun der Numerus Clausus (NC – vgl. 18.12.1972, März 1973) an, was vom SLH abgelehnt wird (vgl. Apr. 1973), aber auch vom KSV (vgl. 3.4.1973, 11.4.1973, 18.4.1973) und vom AStA (vgl. 9.4.1973). Es bildet sich auch ein NC-Ausschuß (vgl. 23.4.1973, 30.4.1973).

Dem Protest des KSV gegen den 'Polizeiterror' am 1.Mai 1973 schließen sich zunächst nur wenige an (vgl. 2.5.1973), auch die Fachbereichswahlen und die Wahlen zum Gesamthochschulrat (GHR) scheinen wenig Interesse hervorzurufen (vgl. 3.5.1973), auch wenn der KSV sich darum bemüht, dieses zu wecken (vgl. 4.5.1973, 9.5.1973). Die Zelle des KSV publiziert weiterhin ihre Zeitung (vgl. 7.5.1973, 4.6.1973), die Prüfungsordnung anprangernd und organisiert auch die Solidarität mit Rolf Strojec (vgl. 8.5.1973, 9.5.1973).

Der Protest gegen die Polizeieinsätze am 1. Mai wird breiter (vgl. 21.5.1973) und auch vom AStA getragen, der ebenfalls gegen die Prüfungsordnung protestiert (vgl. 18.6.1973) und weiterhin seine 'DOS' herausgibt (vgl. 21.5.1973, 27.6.1973).

Gestreikt wird von den Beschäftigten des Studentenwerks, wobei der MSB Spartakus den Streikbruch zu organisieren scheint (vgl. 28.6.1973).

Der AStA informiert in der 'DOS' die Studienanfänger, u.a. über die politischen Studentengruppen (vgl. 8.10.1973, 17.10.1973, 22.10.1973, 31.10.1973), engagiert sich zu sozialen Fragen der Studentenschaft, aber auch in der Chile-Solidarität sowie in der Solidarität mit Griechenland (vgl. 4.11.1973) sowie dem Iran (vgl. 17.12.1973).

Der AStA protestiert sowohl gegen den Paper-Erlass (vgl. 23.11.1972, 7.11.1973) als auch im Verein mit der Studentenschaft gegen das Studentenwerksgesetz (StWG) bzw. Studentenschaftsgesetz (vgl. 12.11.1973, 22.11.1973, 28.11.1973), gegen die karteimäßige Erfassung der Studenten (vgl. 12.12.1973) und die Klassenschule (vgl. 17.12.1973).

Unterstützt wird vom AStA auch die Hausbesetzung im Erich-Dobhardt-Haus (vgl. 22.11.1973, 5.12.1973), abgelehnt werden die politischen Überprüfungen und Disziplinierungen, die am Berliner Beispiel geschildert werden (vgl. Jan. 1974, 21.1.1974). Dagegen kämpft auch der KSV an der PH Dortmund (vgl. 9.1.1974). Die KPD/ML oder die Rote Hilfe Dortmund verfügt offenbar immer noch über eine PH-Gruppe (vgl. 14.1.1974), aber auch eine DKP-Hochschulgruppe Dortmund tritt nun auf (vgl. 23.1.1974).

Der KSV bleibt an der PH mit einer Zelle präsent (vgl. 24.5.1974, 19.6.1974, 24.7.1974, 12.7.1975), der AStA scheint weiterhin nicht 'gewerkschaftlich orientiert' (vgl. 8.3.1975), dafür aber gewerkschaftlich organisiert zu sein, denn zumindest in der Heilpädagogik trägt die GEW-AG einen großen Sieg davon (vgl. 4.7.1975).

Zwischen den moskautreuen Kräften der DKP und des MSB sowie dem KSV und der KPD kommt es auch an der PH zu scharfen Polemiken u.a. über Berufsverbote (vgl. Feb. 1976, 15.11.1976), wie sie auch gegen PH-Absolventen erfolgen (vgl. Juni 1975).

Als wichtigste Kraft in der Studentenschaft erweisen sich mittlerweile die Jusos der SPD, die Studenten der PH Dortmund solidarisieren sich zwar offenbar mit den K-Gruppen gegen deren Verbot (vgl. 15.11.1977), wählen sie aber meist nicht (vgl. 3.2.1977, Jan. 1979).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

07.04.1933:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.10.1973) berichtet über einen Vorläufer der bundesdeutschen Berufsverbote (BV), das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von 1933. In dem Gesetz heißt es: 'Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, können aus dem Dienst entlassen werden. Zu entlassen sind auch Beamte, die sich in Zukunft im marxistischen (kommunistischen oder sozialdemokratischen) Sinne betätigen'."
Quelle: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Okt. 1973),S.49

25.09.1950:
Heute wird, laut AStA der PH Dortmund (vgl. 15.12.1971), durch die Landesregierung NRW folgendes Dokument verfaßt (vgl. 16.10.1950):"
A. INNENMINISTERIUM
II. PERSONALANGELEGENHEITEN

POLITISCHE BETÄTIGUNG VON ANGEHÖRIGEN DES ÖFFENTLICHEN DIENSTES GEGEN DIE DEMOKRATISCHE GRUNDORDNUNG

Beschluß der Landesregierung vom 25.9.1950

In Übereinstimmung mit dem Beschluß der Bundesregierung vom 19.September 1950 beschließt die Landesregierung folgendes:

Beamte und alle übrigen Bediensteten des Landes, der Gemeinden und der Gemeindeverbände verletzen ihre Treuepflicht gegenüber der Bundesrepublik und gegenüber dem Land durch die Unterstützung von Organisationen, die die freiheitliche demokratische Grundordnung untergraben. Zu diesen Organisationen gehören insbesondere:

1. Die Kommunistische Partei Deutschlands mit allen ihren Unterorganisationen.
2. Die Sozialistische Aktion.
3. Die Freie Deutsche Jugend (FDJ).
4. Die Vereinigung der Sowjet-Freunde.
5. Die Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion.
6. Der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands.
7. Der Gesamtdeutsche Arbeitskreis für Land und Forstwirtschaft.
8. Das Komitee der Kämpfer für den Frieden.
9. Das Komitee der Jungen Friedenskämpfer.
10. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN).
11. Die Sozialistische Reichspartei.
12. Die sogenannte 'Schwarze Front' (Otto-Strasser-Bewegung).
13. Die 'Nationale Front' (Dachorganisation).

Als Unterstützung derartiger Organisationen gilt auch die Mitgliedschaft in ihnen. Der Innenminister wird beauftragt, die zur Durchführung dieses Beschlusses erforderliche Maßnahmen in die Wege zu leiten."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.5,Dortmund 15.12.1971,S.6

16.10.1950:
Heute wird, laut AStA der PH Dortmund (vgl. 15.12.1971), durch den Innenminister NRW folgendes Dokument verfaßt (vgl. 25.9.1950):"
POLITISCHE BETÄTIGUNG VON ANGEHÖRIGEN DES ÖFFENTLICHEN DIENSTES GEGEN DIE DEMOKRATISCHE GRUNDORDNUNG

RUNDERLAß DES INNENMINISTERS VOM 16.10.1950

Die Landesregierung hat in Übereinstimmung mit dem Beschluß der Bundesregierung vom 19.September 1950 festgestellt, daß die in ihrem Beschluß vom 25.September 1950 unter Ziffer 1 bis 13 genannten Vereinigungen und Organisationen deren Aufzählung nicht als erschöpfend anzusehen ist, die freiheitlich demokratische Grundordnung untergraben und zerstören. Infolgedessen ist es mit der den Angehörigen des öffentlchen Dienstes dem Lande gegenüber obliegenden besonderen Treuepflicht unvereinbar, die Tätigkeit dieser Organisationen in irgendeiner Form zu unterstützen. Erwiesen ist, daß die genannten Vereinigungen und Organisationen unter einem meist harmlosen Deckmantel wissenschaftlicher, sozialer und kultureller Aufgaben das Ziel verfolgen, die verfassungsmäßige Ordnung zu zerstören.

Jede Betätigung von Angehörigen des öffentlichen Dienstes innerhalb oder für eine derartige Vereinigung oder Organisation ist daher in Zukunft als aktive Beteiligung an Angriffen gegen die verfassungsmäßige Ordnung anzusehen.

Nicht die Gesinnung des einzelnen, sondern die Betätigung dieser Gesinnung zur Zerstörung der verfassungsmäßigen Ordnung macht die nachfolgenden Maßnahmen zum Schutz des Landes erforderlich.

Daher wird angeordnet:
1. Für Fälle, die VOR der Verkündigung des Beschlusses der Landesregierung vom 25.September und dieses Erlasses liegen:

a.) Bei Beamten haben die Dienstvorgesetzten nach pflichtgemäßem Ermessen zu prüfen, ob die Betätigung des Beamten in der Vergangenheit im oben erwähnten verfassungsfeindlichen Sinne derart war, daß ein Dienstordnungsverfahren mit dem Ziel der Entlassung oder einer anderen Dienstordnungsmaßnahme einzuleiten ist, oder ob eine sonstige Dienstordnungsmaßnahme genügt.

Bei Ruhestandsbeamten ist zu prüfen, ob ein Dienstordnungsverfahren mit dem Ziel der Aberkennung oder der Kürzung des Ruhegehaltes einzuleiten ist.

b.) Bei Beamten auf Widerruf ist entsprechend zu prüfen, ob der Widerruf auszusprechen ist."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.5,Dortmund 15.12.1971,S.6

01.10.1965:
Die GEW-AG an der PH Dortmund berichtet vom Ausländergesetz (vgl. 28.4.1965):"
Seit dem 1.10.1965 gilt in der BRD und in Westberlin das neue Ausländergesetz. Es löste die bis dahin geltende Ausländerpolizeiverordnung (APVO) vom 22.8.1938 ab. In der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Ausländergesetzes heißt es: 'Ausländer genießen alle Grudnrechte mit AUSNAHME der Grundrechte der Versammlungsfreiheit (Art. 8, GG), der Vereinsfreiheit (Art. 9, Abs. 1 GG), der Freizügigkeit (Art. 11, GG), der freien Wahl von Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte (Art. 12, Abs. 1 GG), sowie des Schutzes vor Auslieferung an das Ausland (Art. 16, Abs. 2 GG).'

AUSLÄNDER GENIESSEN ALSO ALLE GRUNDRECHTE MIT AUSNAHME FAST ALLER
GRUNDGESETZE!

Soweit die Verwaltungsvorschrift (eine sog. kann-Bestimmung).

In Paragraph 10 hat dieses neue Ausländergesetz dann ein breites Spektrum von Ausweisungsgründen geschaffen: von der 'Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung' (FDGO)' über 'die Gefährdung der öffentlichen Sittlichkeit' bis hin zur 'Beeinträchtigung erheblicher Belange der BRD'."
Q: GEW-AG:Politische Disziplinierung in der BRD,o.O. (Dortmund) o.J. (1973),S.1

02.02.1966:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.4.1972) berichtet:"
Im Rahmen der studentischen Selbstverwaltung hat sich die Studentenschaft an der PH Ruhr, Abt. Dortmund mit der Satzung vom 3.2.1966 vier Organe geschaffen, die eine wirksame Interessenvertretung der Studentenschaft ermöglichen sollen.

Die Studentenvollversammlung (SV) ist das OBERSTE Organ aller Studenten, in der JEDER Student Sitz und Stimme hat. Die SV nimmt insbesondere folgende Aufgaben wahr:

a) sie berät die Studentenkonferenz (SK),
b) sie wählt die Mitglieder des Ältestenrates,
c) sie entscheidet über Satzungs- und Wahlordnungsänderungen und
d) sie wählt neuerdings die studentischen Vertreter der Grundwissenschaften in die Fächergruppenversammlung.

SK - Studentenkonferenz

Die Studentenkonferenz (SK) ist das BESCHLUSSFASSENDE Organ der Studentenschaft.

Der SK, die in unmittelbarer, geheimer, gleicher und freier Wahl gewählt wird, gehören 26 stimmberechtigte Mitglieder an.

Zwanzig Mitglieder ziehen über die Listenwahl in die SK ein, während 6 Mitglieder von den Fächergruppen entsandt werden.

Eine beratende Funktion haben AStA-Mitglieder, der Dekan und Ausschußmitglieder (z.B. Kassenprüfungsausschuß).

Zu den bedeutsamsten Aufgaben der SK gehört die Wahl des AStA-Vorsitzenden, seines Stellvertreters, des Finanzreferenten und die Bestätigung des vorgeschlagenen AStA-Referenten. Die SK gibt Empfehlungen für das Semesterprogramm und beschließt über dieses: sie berät und verabschiedet den vom AStA vorgelegten Haushaltsplan; nimmt die Rechenschaftsberichte entgegen und entlastet nach Anhören des Haushaltsausschusses den scheidenden AStA.

Die SK tagt GRUNDSÄTZLICH ÖFFENTLICH und kann mit einfacher Mehrheit der ÖFFENTLICHKEIT DAS REDERECHT einräumen."

Später (vgl. 16.10.1972) übernimmt der AStA den obigen Text und ergänzt ihn um einen Passus über den:"
ÄLTESTENRAT

Der Ältestenrat ist das SCHIEDSORGAN der Studentenschaft.

Er besteht aus fünf Mitgliedern, die bereits ein Amt in der studentischen Selbstverwaltung innegehabt haben sollten.

Der Ältestenrat entscheidet in Satzungs- und Wahlordnungsfragen, die strittig sind. Er nimmt Anfechtungen von Wahlen entgegen.

Mitglieder des ÄR sollten das 21.Lebensjahr abgeschlossen haben."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr., Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Apr. 1972), o.J. (1972) bzw. o.J. (Okt. 1973),S.3, S.21f bzw. S.24f

21.04.1967:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) berichtet aus Griechenland (vgl. Apr. 1972) vom heutigen Militärputsch.
Q: DOS Nr.25,Dortmund 5.12.1973,S.10

30.05.1968:
An der PH Ruhr Abteilung Dortmund wird eine studentische Wahlordnung verabschiedet.
Q: DOS Nr.18,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.8

22.01.1969:
Laut einer Sondernummer der 'PH-AStA-Informationen' des AStA der PH Dortmund soll eine Latein-Amerika-Woche in Dortmund beginnen, die bis zum 24.1.1969 dauern soll und offensichtlich im Zusammenhang mit den Filmvorführungen der Bochumer Internationalismusgruppe (vgl. **.**.196*) steht.

Die Zeitung enthält auf ihren 23 Seiten DIN A 4 u.a. eine Chronik zu 'Lateinamerikanische Annalen', einen Aufsatz von Hans Magnus Enzensberger: 'Berliner Gemeinplätze', einen Bericht über: 'Lateinamerika – Revolutionäre Situation', weiter einen Aufsatz von Rene Mayarga: 'Über die Notwendigkeit der revolutionären Gewalt in Amerika', einen Zeitungsartikel aus 'Die Zeit': 'Der Kleinbürger als Baron. Die lateinamerikanische Gesellschaft und das Schreckgespenst Che Guevara' sowie Besprechungen des Filmes 'La hora die los hornos' (Argentinien 1966/67).
Q: PH AStA Informationen Lateinamerika Sondernummer,o.O. (Dortmund) o.J. (1969)

20.03.1969:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 16.10.1972) berichtet:"
Am 20.März 1969 beschloß die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) eine Rahmenordnung für die Diplom-Prüfung in Erziehungswissenschaft.

STUDIENGANG

Das erziehungswissenschaftliche Diplom-Studium erstreckt sich nach dieser Rahmenordnung auf acht Semester, in denen der Student Erziehungswissenschaft als Hauptfach belegt. Dazu kommen Psychologie oder Soziologie in der Vordiplomphase (1.-4.Semester) und - gegeneinander ausgewechselt – Soziologie oder Psychologie in der Haupt-Diplom-Phase (5.-8.Semester)."
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.12

April 1969:
Erstmals erscheint der 'Revolutionäre Weg' (RW) - Probleme des Marxismus-Leninismus - Theoretisches Organ der KPD/ML (vgl. Juli 1969). Kritisiert wird der 'RW' u.a. auch von den Asten der Uni Frankfurt (vgl. 27.11.1970) und der PH Dortmund (vgl. Jan. 1971).
Q: Revolutionärer Weg Nr.1 und 4,o.O. bzw. Tübingen 1969 bzw. 1973; AStA der PH Ruhr,Abteilung Dortmund:In Sachen gegen Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten,Dortmund o.J. (1970/1971),S.8f

November 1969:
Die DKP berichtet vermutlich aus dem November über die PH Ruhr:"
BESSERE BILDUNG FÜR LEHRER

Wenn die Schule die 'Schule der Nation' sei und bleiben soll, müsse die Pädagogische Hochschule im Zentrum des Bildungswesens stehen, erklärte der bisherige Direktor der Pädagogischen Hochschule Ruhr, Prof. Dr. Hubert Glaser (40), bei der Amtseinführung des neuen Rektors, Prof. Dr. Rudolf Schridde (42), in Hagen.

Die völlig unterschiedliche Stellung und Organisation der pädagogischen Hochschulen in den einzelnen Bundesländern hat nach Ansicht von Glaser bisher aber verhindert, daß die Pädagogischen Hochschulen den ihnen im Bildungsgefüge zustehenden Platz einnehmen konnten.

An der PH Ruhr mit den Abteilungen in Duisburg, Essen, Dortmund, Hagen und Hamm haben sich im Wintersemester 6 308 Studierende eingeschrieben. Das sind rund 1 000 mehr als im Sommersemester."
Q: Unsere Zeit NRW Nr.35,Essen 27.11.1969,S.19

06.09.1970:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.10.1973) berichtet aus Chile (vgl. 22.10.1970) vom 4.9.1970:"
Die Präsidentschaftswahlen ergeben einen 4% Vorsprung für den Kandidaten der Unidad Popular (Volksfront) Salvador Allende."

An anderer Stelle erläutert der AStA:"
Die UP stellt ein relativ heterogenes Bündnis verschiedener linker Gruppierungen dar, der Bewegung der vereinten Volksaktion (MAPU), einer Abspaltung der Christdemokraten; der Aktion Popular Independente (API), der Radikalenpartei und als wichtigster Träger die Sozialistische Partei unter Allende und die Kommunistische Partei Chile's."
Q: DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973,S.3 und 7f

Oktober 1970:
An der PH Dortmund finden die Wahlen zur Studentenkonferenz (SK) statt, in deren Folge W. Buß vom RCDS der CDU zum stellvertretenden Studentensprecher im Fach Wirtschafslehre gewählt wird.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.3,Dortmund 1.12.1971,S.3

November 1970:
Laut dem AStA der PH Ruhr, Abteilung Dortmund, konstituiert sich vermutlich im November an der Pädagogischen Hochschule in Dortmund die Rote Zelle Pädagogik (Rotzpäd - vgl. Jan. 1971).
Q: AStA der PH Ruhr,Abteilung Dortmund:In Sachen gegen Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten,Dortmund o.J. (1970/1971),S.1

27.11.1970:
Der AStA der Uni Frankfurt gibt den 'Diskus' Nr.3 (vgl. **.**.1970, **.**.197*) heraus.
Enthalten ist u.a. ein Artikel gegen die ML-Gruppen, der auch vom AStA der PH Dortmund überarbeitet und nachgedruckt wird (vgl. Jan. 1971).
Q: AStA der PH Ruhr,Abteilung Dortmund:In Sachen gegen Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten,Dortmund o.J. (1970/1971); KSB/ML Dortmund:Zur Polemik des AStA,o.O. (Dortmund) o.J. (1971)

Dezember 1970:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 31.10.1973) berichtet über Rahmenlehrpläne (RLP - vgl. 1971):"
Zur Einrichtung der Gesamtschulen in NRW wurde im Dezember 1970 bis zum März 1972 von der Forschungsgruppe zur wissenschaftlichen Begleitung des Gesamtschulversuchs NRW der RLP für das 5. und 6.Schuljahr und dessen Ergänzung für das 7.-10. Schuljahr (in Anlehnung an die hessischen Rahmenrichtlinien (RRL,d.Vf.)) erarbeitet."
Q: DOS Nr.23,Dortmund 31.10.1973,S.4

17.12.1970:
An der Pädagogischen Hochschule (PH) in Dortmund wird vermutlich heute ein "Aufruf zur antifaschistischen Demonstration - Nieder mit dem Franco-Faschismus! Nieder mit den Sozialfaschisten" verteilt. Das Flugblatt ruft dazu auf, am 19. 12. 1970 in Bochum unter den Parolen:
- Vorwärts im Kampf gegen den Faschismus!
- Vorwärts im Kampf gegen den Sozialfaschismus!
- Stärkt die Einheit der deutschen und spanischen Arbeiterklasse!
- Proletarier aller Länder und unterdrückter Väölker vereinigt euch!
zu demonstrieren.
Der Aufruf ist unterzeichnet von KPD/ML-ZK, Rote Garde (RG), Rote Betriebsgruppen (RBG) der KPD/ML-ZK und dem KSB/ML Gründungskomitee Dortmund.
Q: KPD/ML-ZK, RG, RBG, KSB/ML:Aufruf zur antifaschistischen Demonstration - Nieder mit dem Franco-Faschismus,Dortmund o.J. (1970)

Januar 1971:
Vermutlich konstituiert sich spätestens im Januar an der Abteilung Dortmund der PH Ruhr der KSB/ML der KPD/ML-ZK (vgl. Nov. 1970, 25.1.1971). Der AStA der Abteilung Dortmund gibt aus diesem Anlaß, vermutlich noch im Januar, eine Broschüre mit 12 Seiten DIN A 5 sowie einem Hochglanzeinband unter Verantwortung von Peter Wahl und Heribert Baumann heraus, die sich wesentlich auf Frankfurter Vorlagen stützt:"
IN SACHEN GEGEN KOMMUNISTISCHER STUDENTENBUND/MAXRISTEN-LENINISTEN

1. Rote Zelle Pädagogik

Seit November 1970 hat die PH Ruhr, Abteilung Dortmund, nun auch ihre Revolution; eine seltsame Revolution unter seltsamen Stalinisten. Angefangen hat es mit der Gründung einer Roten Zelle Pädagogik. Harter Kern der Roten Zelle war eine Studentengruppe, die sich durch marxistische Studien das Wissen aneignen wollte, das nach eigenen Angaben notwendig ist, um auch ihren Teil zur Revolutionierung der Gesellschaft beizutragen - wer hätte das gedacht. Eine kluge Erkenntnis, denn wer wird schon einen Säugling ins Feuer schicken?

Doch das änderte sich schnell. Unter der theoretischen und praktischen Führung der Bochumer stalinistischen Altfunktionäre Dillmann, Henrichs und Lehrke, die seit dem WS 1970/1971 an der PH immatrikuliert sind, ('Nach 16 -20 Semester Bochumer Revolution, wollen wir hier jetzt schnell ein Examen ablegen', Henrichs) ging die Rote Zelle umgehend in den Kommunistischen Studentenbund/Marxisten-Leninisten (KSB/ML) auf.

2. KSB/ML - Karikatur des Marxismus-Leninismus

Daß auf dem politischen Hintergrund, der die Nachkriegsentwicklung in der BRD kennzeichnet, bei einzelnen Trümmern der antiautoritären Protestbewegung dogmatisch-sektiererische Tendenzen auf fruchtbaren Boden fielen, besonders in den Reihen der Roten Zellen und der Evangelischen Studentengruppe (Evangelische Studentengemeinde - ESG,d.Vf.), wird nicht verwundern, wenn man sich den klassenmäßigen Charakter dieser von Studenten und Schülern getragenen Bewegung vergegenwärtigt. Die Aporien der antiautoritären Ideologie und Praxis allenfalls unbewußt ahnend, nicht aber rationale begreifend, war man im Lager der Roten Zelle und der ESG sehr schnell bereit, es einmal mit anderen Methoden zu versuchen. Nach dem Motto 'le marxisme-leninisme, c'est moi!' präsentieren sich der heutigen Studentenschaft diverse Sekten wie:

KPD/ML Rote Garde (RG der KPD/ML-ZK,d.Vf.), KPD/ML KJVD (KJVD der KPD/ML-ZB, d.Vf.), KPD/AO, Kommunistischer Arbeiterbund KAB/ML-RJ/ML-Rote Linie, KAB/ML-RJ/ML-Schwarze Linie (Rote und Schwarze Linie wird unseres Wissens sonst lediglich als Bezeichnung für die KPD/ML-ZB bzw. KPD/ML-ZK, nicht aber für den KAB/ML verwandt,d.Vf.); dazu kommen noch ein Dutzend regional begrenzter Gruppen wie an der Dortmunder PH der KSB/ML (tatsächlich ist der KSB/ML durchaus überregional tätig,d.Vf.), die sich zum Teil auf das heftigste bekämpfen, obwohl die tatsächlichen Unterschiede nur in Nuancen bestehen. Die prinzipielle Identität in Theorie und Praxis läßt es deshalb als gerechtfertigt erscheinen, sie gewissermaßen 'über einen Kamm zu scheren', obwohl das schwächste Glied der KSB/ML, eine Karikatur des Marxismus-Leninismus und zwar eine recht komische ist.

Beginnt man eine Phänomenologie des Sektierertums, bei einem weniger wichtigen Aspekt, wie etwa dem Selbstverständnis des KSB/ML, so fällt einem als erstes die grenzenlose Selbstüberschätzung ins Auge. ('Der KSB/ML ist die Studentenmassenorganisation…') Bar jeglicher realistischen Selbsteinschätzung wird in den Verlautbarungen des KSB/ML permanent die jeweils eigene Organisation zur führenden Kraft der Arbeiterbewegung hochstilisiert.

('Es gibt nur eine revolutionäre Partei des Proletariats, die KPD/ML', KSB/ML) ('Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den anderen Arbeiterparteien', Marx, Kommunistisches Manifest)

3. Selbstverständnis

Man findet kaum eine Ausgabe einer ML-Zeitung, oder eines KSB/ML-Flugblattes, in dem nicht größenwahnsinnigste Erfolgsmeldungen von 'kühnen Massenaktionen', von schweren Kämpfen, in denen dem Feind 'empfindliche Schläge' versetzt wurden, die Rede ist. Gewiß ist die Politik immer mit einem mehr oder minder großen Maß an Zweckoptimismus verbunden, wenn man aber behauptet: 'Überall im Bundesgebiet und Westberlin traten zum diesjährigen 1.Mai die KPD/ML und ihre Jugendorganisation, die Rote Garde, mit kraftvollen Demonstrationen, denen Zehntausende folgten, in Erscheinung' ('Roter Morgen' Nr.6, Juni 1970), so ist das bereits akute Paranoia. Der praktisch natürlich in keiner Weise einlösbare Anspruch auf die alleinige Führung impliziert die Diffamierung aller anderen Fraktionen der Linken als konterrevolutionär, bürgerlich, sozialfaschistisch etc. etc. Da offenbar alle realen Anhaltspunkte, die das dargestellte Selbstverständnis rechtfertigen könnten, fehlen, ist die ständige Wiederholung, daß nichts weißer wäscht als die 'ML-Organisation' KSB, nur als Versuch zu verstehen, eine Identitätsfindung durch Autosuggestion bewerkstelligen zu wollen. Bei Studenten mit schwach ausgebautem Realitätssinn, insbesondere bei ESG-Mitgliedern und Jüngeren ohne politische Erfahrung, anscheinend ein probates Mittel, um die 'korrekte Linie' zu festigen.

4. Die ideologischen Grundfehler

Die Basis auf der der KSB/ML seine Existenz überhaupt zu legitimieren versucht, ist sein sogenannter 'Antirevisionismus'. Unter dieser Flagge, unter der bereits Cohn-Bendit segelte, läuft eine Ideologie, die wesentlich in der Negation der Politik besteht, wie sie von der UdSSR (SU,d.Vf.), deren Verbündeten und den kommunistischen Parteien in den kapitalistischen Ländern verfolgt wird. Die Kritik des 'Antirevisionismus' läßt sich hauptsächlich an folgenden neuralgischen Punkten festmachen:

A) Einschätzung des sozialen Systems in der UdSSR ('Restauration des Kapitalismus', 'sowjetischer Faschismus')

B) Koexistenzpolitik der UdSSR ('Kollaboration mit dem US-Imperialismus')

C) Die Politik der UdSSR gegenüber den sozialistischen Staaten, Entwicklungsländern und den nationalen Befreiungsbewegungen ('Sozialfaschismus')

Auffallend ist zunächst, daß im Gegensatz zu anderen viel diskutierten Themen innerhalb der 'Neuen Linken' (z.B. Emanzipationsdebatte, Strategiedebatte, Organisationsdebatte, Stalinismusdebatte, Klassenanalyse) und dem, was darauf folgte, die 'Revisionismusfrage' bisher noch nicht angegangen wurde. Der KSB/ML hat davon überhaupt noch nichts diskutiert. Gleichwohl sind sich in einem stillen Einvernehmen alle ML-Fraktionen über diesen Punkt weitgehend einig, ohne jedoch eine entsprechende Analyse und Diskussion in Gang gebracht zu haben. Das sollte Verdacht erregen, gibt doch sogar die KPD/ML-Rote Garde in einem Vorwort zu dem unlängst erschienenen Raubdruck von 'Imperialismus heute' (DDR, Dietz-Verlag) offen zu, daß eine Kritik des 'modernen Revisionismus' noch zu leisten sei (selbstverständlich ist das nur unter der Führung der KPD/ML möglich).

In den Veröffentlichungen der ML-Gruppen ist dann auch nie eine systematische und zusammenhängende Darlegung über 'Revisionismuskritik' zu finden, schon gar nicht beim KSB/ML, der nicht einmal weiß, was 'Antirevisionismus' ist (Frage eines Kommillitonen an die KSB-Genossin Pawlak, PH, anläßlich der FG-Wahlen in Englisch: 'Wie wirst Du den antirevisionistischen Kampf im Fach Englisch führen?' Antwort: 'Ich werde alles Revisionistische im Fach Englisch abschaffen.') Die trotzdem immer wieder massiv auftretenden Vorwürfe gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der UdSSR sind ein eklektizistisches Konglomerat aus bürgerlicher Konvergenztheorie, Fetzen aus der Bürokratisierungstheorie Trotzkis aus Stalins Zeiten und vulgärmarxistisch getarnten anarchistischen Argumentationen bis hin zu eindeutig antikommunistischen Vorurteilen. Begriffe wie 'Kapitalismus', 'Neue Großbourgeoisie', 'Sozialimperialismus' etc. werden aus dem theoretischen Kontext, in dem sie allein sinnvoll sind, nämlich der politischen Ökonomie herausgenommen und willkürlich als pejorative Etikettierungen für unbegriffene Sachverhalte benutzt. Es werden einfach x-beliebige Sachen und Themen aneinandergereiht, ohne deren logischen Status, ihre Stellung im theoretischen Rahmen einer materialistischen Theorie anzugehen ('…der Praxis von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung…', 'Staatsbürokratie, Imperialismus, Faschismus, Revisionismus, Opportunismus, Karrierismus… etc.' KSB/ML)

Aus diesem methodologischem Sumpf kann folglich nur Dreck geschleudert werden. Ein zusammenhängendes Bild der UdSSR, das sich auf Fakten und nicht auf feuilletonistisches Geplauder von Neckermann-Reisenden stützt, gibt es nicht; Primärliteratur aus der UdSSR ist kaum bekannt; zitiert wird aus dritter und vierter Hand, wobei Hauptquellen Propaganda-Blättchen chinesischen Ursprungs, 'Volkswirt' und allenfalls noch ein wenig Baran/Sweezy und Che Guevara sind. Vermutungen, unbewiesene Behauptungen, mitunter offene Lügen sind Grundlage eines von keiner Sachkenntnis getrübten Bildes der UdSSR. Von wissenschaftlichem Sozialismus keine Spur. Und trotzdem tönt der KSB/ML immer noch: 'Es gibt nur einen kommunistischen Weg, nämlich den Weg auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus,…'

Bei der Beurteilung der sowjetischen Globalstrategie werden zur Begründung der Vorwürfe hin und wieder Fakten angeführt, die den 'Verrat' der UdSSR an der Weltrevolution beweisen sollen (Standardbeispiele sind u.a.: Waffenlieferungen an den Iran, friedliche Lösung des Nahostkonflikts, Atomwaffensperrvertrag, deutsch-sowjetischer Vertrag u.a. mehr).

Abgesehen davon, daß andere Fakten unterschlagen werden (Unterstützung von Vietnam, Kuba, Frelimo (Mosambik,d.Vf.), Al Fatah (Palästina,d.Vf.) etc.) und eindeutige Stellungnahmen der Betroffenen, etwa Ho Chi Minh, Cabral, Castro, nicht zur Kenntnis genommen werden, zeigt sich an der darauf aufbauenden Argumentation das bestimmende Strukturmerkmal linkssektiererischen Denkens, auf das Lenin bereits in seiner Schrift über den Linksradikalismus, bezüglich der Einschätzung der Arbeit in bürgerlichen Parlamenten, hinwies. Lukacs formuliert es folgendermaßen: 'Für das Sektierertum ist gerade die - man könnte sagen prinzipielle - Ausschaltung aller Vermittlungskategorien bezeichnend. Die Verwirklichung der allgemeinen, der letzten Prinzipien ist für das Sektierertum nicht das Ergebnis einer gesellschaftlich-geschichtlichen Entwicklung, in welcher ununterbrochen Formwandlungen, Funktionswechsel vor sich gehen, in welchen ständig neue Vermittlungen entstehen und die alten ihre Gültigkeit verlieren, mehr oder weniger wesentliche Modifikationen erleiden usw. Das Sektierertum verknüpft - überall und immer die letzten - und darum notwendig abstrakten - Prinzipien der Bewegung unmittelbar mit den einzelnen Aktionen, will diese aus jenen unmittelbar 'ableiten'. Indem zwischen Prinzip, Strategie und Taktik alle dialektischen Vermittlungen ausgeschaltet werden, entstehen hohle und abstrakte Deduktionen, höchstens, wenn doch an die Wirklichkeit erinnert wird, bloße Analogieschlüsse.' (Georg Lukacs, Marxismus und Stalinismus, Reinbek b. Hamburg, S.196/197)

Die Kritik an den kommunistischen Parteien beruht ebenfalls, wenn nicht auf Ignoranz, weitgehend auf diesem methodischen Grundfehler: zwischen Theorie und Praxis wird ein simpler mechanischer Zusammenhang konstruiert, der den komplizierten, in sich widersprüchlichen Vermittlungsprozeß vernachlässigt.

Im Licht dieser Tatsachen fällt der gesamte bombastische 'Antirevisionismus' zusammen.

5. Revolutionäre Phrase als Theorieersatz

An die Stelle fehlender Theorie tritt ersatzweise die revolutionäre Phrase. An die Stelle revolutionärer Inhalte tritt ein Jargon, dessen verdinglichte Begriffsklötze zu einem Popanz aufgetürmt werden, der sich in beliebiger Zahl immer wieder für die gleichen monotonen Artikel reproduzieren läßt. Die gesamte ML-Literatur, insbesondere die Flugblätter des KSB/ML haben den großen Vorteil, daß man nur jeweils die Überschriften zu lesen braucht, der Rest wird die Überschrift nur mit verschiedenen Formlen gebetsmühlenartig variieren. Wenn man seinem Gegner aber immer nur Bannflüche entgegenschleudert, ihn nur mit negativen Attributen belegt, ohne dies zu begründen, ('…Mauschelpolitiker Schaumann und dann der Karrierepolitiker Baumann…') dokumentiert man eindringlich die eigene Unfähigkeit zu einer stringenten Beweisführung. Marx kennzeichnet die undifferenzierte, 'grobianische' Sprache treffend, wenn er schreibt: 'Platt, großprahlend, bramabasierend, thrasonisch, prätentiös - derb im Angriff, gegen fremde Derbheit hysterisch empfindsam, das Schwert mit ungeheurer Kraftvergeudung schwingend und weit ausholend, um es flach niederfallen zu lassen; nur um die Sache bekümmert, stets an der Sache vorbeistreifend,… plebejische Form für spießbürgerlichen Inhalt; ringend mit der Schriftsprache, um ihr einen sozusagen rein körperlichen Charakter zu geben;… ebenso in dogmatische bornierte Begriffe festgebannt, als allem Begreifen gegenüber appellierend an eine kleinliche Praxis; tobend gegen die Reaktion, reagierend gegen den Fortschritt; in der Unfähigkeit, den Gegner lächerlich zu schildern, ihn lächerlich scheltend durch eine ganze Stufenleiter von Tönen hindurch.' (Karl Marx, Die moralisierende Kritik und die kritisierende Moral, MEW Bd. 4, S.331/332)

Sprache und Denken stehen in einem wechselseitigen Konstitutionszusammenhang, Sprachkritik ist also Ideologiekritik, die Sprache des KSB-Sektierertums reflektiert dessen Bewußtsein.

6. Traditionalismus

Wenn das Selbstbewußtsein der studentischen Protestbewegung sich vergleichsweise historisch voraussetzungslos begriff, kaum Geschichtsbewußtsein besaß, so entsteht doch langsam die Einsicht, daß die Studentenrevolte keineswegs etwas so grundsätzlich Neues war, wie die 'Neue Linke' damals glaubte. Nachdem man einmal angefangen hatte, die Geschichte von Emanzipationsbewegungen im Allgemeinen und die der Arbeiterbewegung im Besonderen aufzuarbeiten, stellte man fest, daß man offensichtlich in einer historischen Kontinuität steht, daß wesentliche Momente von Theorie und Praxis der Antiautoritären schon immer Bestandteil bestimmter Fraktionen der Linken waren (z.B. GEW-Hochschulgruppe, SHB). Führen diese Einsichten dazu, daß man die historischen Erfahrungen kritisch verarbeitet, so kann sich ein gewisses Traditionsbewußtsein nur positiv auswirken. Es ginge auch noch an, daß Bezeichnungen für Organisationen, Zeitungen etc. aus der Arbeiterbewegung der zwanziger Jahre übernommen werden (die KPD/ML-KJVD tut dies sehr ausgeprägt). Es ist allerdings ein trauriger Fall von Dogmatismus, wenn Genossen des KSB/ML Stalins Sozialfaschismustheorie bis in Details der Sprachprodukte hinein aufgreifen, um dann die SPD des Jahres 1971 zum Hauptfeind zu deklarieren und großspurig eine 'Entlarvungskampagne gegen die Sozialfaschisten im AStA und der SPD' im Foyer der PH anzukurbeln. Um Stalins Thesen, bereits Ende der zwanziger Jahre sowohl theoretisch falsch als auch praktisch von katastrophalen Folgen, heute unvermittelt zur zentralen Frage der Praxis zu machen, bedarf eines tumben Gemüts, dem Grundkategorien der marxistisch-leninistischen Theorie fremd sein müssen.

Ein ähnlich unkritisches Verhältnis zu bestimmten, wenig ruhmreichen Erscheinungen in der Geschichte der Arbeiterbewegung als auch ein Indiz für eine fundamentale methodologische Schwäche zeigt sich in der scholastischen 'Zitatologie'. Nicht die konkrete Analyse der konkreten Situation mit den Prinzipien des Marxismus-Leninismus, sondern interpretatorische Klimmzüge an den Texten der Klassiker werden zur Ausgangsbasis von Theorie und Praxis, Theorie wird zu Exegese, MEW zur Rezeptsammlung für pseudorevolutionäre Garköche. Man nehmen: drei Leninzitate, dann die doppelte Portion Mao Tse-tungideen, würze dies mit ein paar Stalinworten; zur Verfeinerung kann man auch ein Marxzitat hinzugeben, kräftig umrühren, fertig ist ein theoretisches Organ a la 'Revolutionärer Weg' (RW,d.Vf.). So besteht die 'Revisionismuskritik' der Nr.1 des 'Revolutionären Weges' (vgl. Apr. 1969,d.Vf.) zum Beispiel aus 95% Zitaten. Man begibt sich damit nicht auf den revolutionären Weg, sondern allenfalls auf die schiefe Bahn der Metaphysik.

7. Wirkung

Versucht man die Wirkung des KSB/ML einzuschätzen, so läßt sich bisher feststellen, daß vor allem Studenten aus APO-Resten als Sympathisanten und Mitglieder ansprechbar sind. Erwachsene Arbeiter konnten die Parolen vom Volkskrieg und die in der aktuellen Situation falsche Forderung nach der Diktatur des Proletariats nicht hinterm Ofen hervorlocken. ('Die KPD/ML ist die Vorhut der Arbeiterklasse', KSB/ML) Wenn die jüngsten Streiks auf das Konto von organisierten Arbeitern gehen sollten, dann auf das von DKP und linken SPD-Betriebsräten. Dort wo ML-Gruppen nachträglich die Führung usurpieren wollten, konnten diese Betriebsräte die Superlinken manchmal nur im letzten Moment vor Prügel retten (Sommer 1970 bei Opel in Bochum). Das mag als Indiz dafür gelten, mit welch seltenem Geschick es den Linkssektierern gelingt, die von ihnen so oft strapazierte Massenlinie zu verfehlen. Stellenweise gefährlich für kommunistische Politik kann der KSB/ML allerdings dann werden, wenn sein vulgärer 'Antirevisionismus', seine irrationale antisowjetische Haltung das Haupthindernis für revolutionäre Politik, den seit Goebbels sogar in der Arbeiterschaft verwurzelten Antikommunismus, nicht abbaut, sondern verstärkt. Es kommt einer Kamikaze-Taktik gleich, wenn man z.B. anläßlich der Moskauer Verträge davon spricht, daß 'die neue Bourgeoisie in Moskau und Pankow wie wahnwitzig die Interessen des Proletariats verraten.' Wem nützt es, wenn antikommunistische Ressentiments mit dem Hinweis, mit 'Ulbricht und Konsorten' habe man nichts zu tun, ausgenützt und nicht abgebaut werden?

8. Innerorganisatorische Praxis

Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Unfähigkeit, kommunistische Praxis nach außen zu entfalten, stehen die Gepflogenheiten des 'Parteilebens'. Hervorstehendes Merkmal ist die allgemein verbreitete Freude an der Jagd auf 'innere Feinde'. So gibt es nirgendwo so viele 'Trotzkisten, Erzrenegaten und versteckte Kollaborateure' wie gerade in den Reihen der ML-Gruppen. Die Verschwörer- und Agententheorien und in deren Gefolge Ausschlüsse und Spaltungen gehören zum täglichen Brot, ja oft werden sie zur Hauptbeschäftigung (der Genosse Manfred Krüger wurde vom KSB/ML der PH wegen 'trotzkistischer Umtriebe' ausgeschlossen).

Die schönste Blüte trieb unlängst der Verfolgungswahn in der KPD/ML-KJVD, als sie den Häuptling einer Fraktion (Gerd Flatow,d.Vf.) wegen 'Wirtschaftsspionage an der Volksrepublik China' aus der Partei hinaussäuberte, nachdem sie ihm selbstverständlich vorher 'wuchtige Schläge' versetzt hatte.

Die Ursachen für solche Praktiken liegen auf der Hand. Die permanente Frustration durch Mißerfolge und angespanntes Betriebsklima veranlassen dazu, die Schuld an Fehlschlägen auf Sündenböcke zu projizieren, die nicht hundertprozentig angepaßt sind; politisch rationalisiert als Kampf gegen Opportunismus und Abweichungen enthebt dieses Verfahren die Gruppe der Aufgabe, die Ursachen möglicherweise im eigenen ideologischen Konzept zu suchen. Hinzu kommt, daß durch Anpassungsdruck an das Normensystem und die Phraseologie gerade Karrieristen sehr schnell an höhere Pöstchen kommen, die diese dann zur Austragung persönlicher Rivalitäten ausnutzen, was z.B. ganz offensichtlich bei der Spaltung der KPD/ML in Hamburger und Bochumer Linie der Fall war. Als hervorragendes Beispiel für solchen Mißbrauch von Führungspositionen sei hier der Beschluß eines 'Frankfurter Führungsgremiums' genannt, der vorsah, die Mädchen in der betreffenden Organisation allein den Aktivisten zum Nießbrauch zu überlassen, da aufgrund der besonderen politischen Aufgaben von Aktivisten diese keine Zeit für Brautschau außerhalb der Organisation hätten. 'Trotzkistische Spalterelemente' behaupten jedoch, daß ein Häuptling durch diese Maßnahme seine sexuellen Probleme zu lösen gedachte.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß ein erheblicher Teil der innerorganisatorischen Aktivitäten eindeutig den Charakter von Ersatzhandlungen trägt, nichts weiter als Geschäftshuberei in politisch völlig bedeutungslosen Komitees, auf Konferenzen in den Funktionen eines phantomgleichen Apparates, dessen Funktionieren zum Selbstzweck gemacht wird, da er sonst zu nichts nütze ist. Politische Diskussionen finden kaum statt, gegen Kommunikation mit anderen Gruppen dichtet die Sektiererpsyche sich ab.

Die Inszenierung der Revolutionsgroteske 'Kampf zweier Linien mit ständig wechselnden Darstellern, gewichtig tuenden Mauscheleien hinter den Kulissen, genauso aufgeführt wie Klein-Fritzchen sie sich vorstellt; löst vielleicht individualpsychologischeSchwierigkeiten einzelner Funktionäre, paralysiert aber umso mehr politische Energien von ernsthaften Gruppen, die gutgläubig Veränderungen erwarten. Wenn aber demokratischer Zentralismus und Organisationsdisziplin nicht inhaltlich bezogen werden auf die tatsächliche politische Situation, sondern zu einem abstrakten Regelsystem erstarren, das nicht mehr vermittelt ist mit den realisierbaren politischen Inhalten, dann bestehen nur sehr schwache Chancen, daß politische Energien sich entfalten können. Dagegen gedeihen beim KSB/ML in dem letzlich entpolitisierten Klima von ritualisierter Selbstkritik, pseudorevolutionärer Askese und Disziplin, die sich politischen Inhalten gegenüber verselbständigt haben, umso besser Irrationalismus (so etwa, wenn vor Veranstaltungen Kampflieder gesungen werden müssen, um revolutionäre Begeisterung und Arbeitseifer zu entfachen), Personenkult (um Mao und Stalin), Proletkult, Theorienfeindlichkeit und dergleichen Kinderkrankheiten mehr.

'Studiert die Marxengelsideen und wendet sie kühn, allseitig und schöpferisch an!' (KSB/ML)

Die Diagnose ist eindeutig: Linksradikalismus als höchstes Stadium des Antikommunismus. Die Therapie? Der Patient lese für den Anfang täglich nach jeder Mahlzeit eine Stunde lang in den Werken von Marx, Engels und Lenin, was die Papiertigernatur des Linksradikalismus des KSB/ML als solche entlarven wird. Für Unheilbare, die den KSB/ML wählen, ist der politische Exitus unabwendbar.

Entnommen und überarbeitet aus 'Diskus', Nr.3, Jahrgang 20, 27.11.1970"
Q: AStA der PH Ruhr,Abteilung Dortmund:In Sachen gegen Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten,Dortmund o.J. (1970/1971); KSB/ML Dortmund:Zur Polemik des AStA,o.O. (Dortmund) o.J. (1971),S.1

13.01.1971:
Der AStA der PH Dortmund berichtet am 7.2.1972 über den Aktionskreis Kritischer Kindergarten (AKK) Dortmund und dessen Zusammenarbeit mit der PH:"
Die Zusammenarbeit drückte sich nicht zuletzt in dem einstimmigen Beschluß der Abteilungskonferenz vom 13.1.1971 aus, dem AKK die Räume der Ostdeutschen Forschungsstelle im ehemaligen Rektoratsgebäude zur Verfügung zu stellen.

Die Ausführung dieses Beschlusses scheiterte bisher an der allgemeinen Raumnot der PH."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.9,Dortmund o.J. (1972),S.6

25.01.1971:
Vermutlich in dieser Woche erscheint das Flugblatt des KSB/ML der KPD/ML-ZK an der PH Dortmund "Zur Polemik des AStA". Es enthält eine Antwort auf die Broschüre des AStA der PH Dortmund "In Sachen gegen Kommunistischen Studentenbund Marxisten-Leninisten", die uns leider noch nicht vorlag. Danach ist der AStA unfähig, "auf die Kritik des KSB/ML-Abteilungskollektivs zu antworten".
Weiter meint man:"
Das Machwerk wurde massenhaft unter den Studenten verteilt, um einer befürchteten Wahlkampfschlappe der Hensels und Baumanns vorzubeugen. Offensichtlich können diese Gremienpolitiker ihr AStA-Königreich nur vor den Studenten sichern, indem sie solche üblen Machwerke und Lügentiraden über die Studenten ausgießen. Der KSB/ML ist der Meinung, daß man die Studenten nicht belügen darf, und druckt deshalb den Originalartikel ab, aus dem Heribert Baumann 'seine Analyse' zusammengeklaut hat. Der Artikel, eine allgemeine Polemik gegen antirevisionistische Gruppen, erschien Mitte November 1970 in Frankfurt, in dem SHB und Spartakus-nahen (MSB Spartakus der DKP,d.Vf.) 'Diskus' Nr.3 (vgl. 27.11.1970,d.Vf.). Seine pauschale Argumentation kritisiert alles Mögliche, nur nicht den KSB/ML: Das Konglomerat antirevisionistischer Gruppen wird nicht analysiert, die KPD/ML inhaltlich nicht kritisiert. Das schwachsinnige Baumann-Plagiat entlarvt sich endgültig, wenn man darauf hinweist, daß es den KSB/ML-Dortmund erst seit zwei Monaten nach Erscheinen dieses Artikels gibt".
Aufgerufen wird auch dazu, zu einem Teach-in des KSB/ML am 1.2.1971 im Foyer der PH zu erscheinen.
Q: KSB/ML Dortmund:Zur Polemik des AStA,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1971)

01.02.1971:
Spätestens heute erscheint ein weiteres Flugblatt des KSB/ML Dortmund der KPD/ML-ZK zur Auseinandersetzung mit dem AStA der PH (vgl. 25.1.1971), "Kommt alle zum Teach-in über die AStA-Drucksache: in Sachen gegen KSB/ML", welches heute im Foyer der PH stattfinden soll. Ausgeführt wird noch einmal:"
Die 'Überarbeitung' des 'discus'-Geferkels seitens des 'Marxisten-Leninisten' und 'Altstalinisten' Baumann (Ich war Mitglied und bin jetzt Sympathisant der KPD/ML in Frankfurt) enthielt denn auch nichts als ein paar Lügen und Unterstellungen sowie die freundliche Tatsache, daß an Stellen, wo der 'discus' verschiedene ML-Gruppen benennt, häufig schlicht KSB/ML steht. So einfach war das für den Baumann-AStA: Eins, zwei, drei, fertig war das Ei. Zu diesem Werk, das nicht ihr 'eigenes' ist, werden sie sich jetzt äußern müssen. Angesichts so kostspieligen Aufwands (wieviel mag den Baumann-Klüngel sein Feind KSB/ML wohl gekostet haben?) stellen wir an den AStA Baumann-Hensel die Forderung: Spuckt aus, was ihr von uns zu sagen habt! Sagt es uns vor allen Studenten! Nicht nur Pamphlete verteilen, sondern auch öffentlich vertreten".
Q: KSB/ML Dortmund:Kommt alle zum Teach-in über die AStA-Drucksache: In Sachen gegen KSB/ML,o.O. (Dortmund) o.J. (1971)

01.03.1971:
Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Dortmund gegen Klaus Dillmann (vgl. 12.3.1971) kommt es von heute bis zum 6.4.1971 in Dortmund "vorwiegend in der Innenstadt zu Demonstrationen und Aktionen aus Anlaß der Fahrpreiserhöhungen der Stadtwerke Dortmund, die mit Ausnahme der Sonntage fast täglich zu mehrstündigen gezielten Blockierungen des Straßenbahnverkehrs und teilweise auch des Omnibusverkehrs geführt haben. Eine besonders aktive Rolle hat dabei die KPD/ML (KPD/ML-ZK,d.Vf.) gespielt. Ihre Mitglieder und Anhänger haben sich fast ständig und in besonders auffälliger Weise, u.a. durch Mitführen von Transparenten und roten Fahnen sowie unter Benutzung von Megaphonen, an den Aktionen und insbesondere auch an den Blockierungen der öffentlichen Verkehrsmittel beteiligt. Die Polizei ist gegen die Blockierung vom ersten Tag an eingeschritten, um den Insassen der blockierten Fahrzeuge die Weiterfahrt zu ermöglichen und die Personalien der Täter festzustellen. Dabei und bei anderer Gelegenheit sind täglich bis zu 70 und insgesamt annähernd 500 Personen vorläufig festgenommen und nach Feststellung ihrer Personalien, Fertigung eines Lichtbildes zu Beweissicherungszwecken und ggf. Anhörung zur Sache wieder entlassen worden … Der bislang unbestrafte und zur Tatzeit 31 Jahre alte Angeschuldigte, der an der Pädagogischen Hochschule (PH,d.Vf.) Dortmund studiert, hat sich nach den Beobachtungen der Polizei fast regelmäßig und als Rädelsführer der KPD/ML-Gruppe an den Demonstrationen und insbesondere auch an den Blockierungen des Straßenbahnverkehrs in der Innenstadt beteiligt. Allerdings ist es der Polizei nur zum Teil gelungen, die Beweise zu sichern und des Angeschuldigten habhaft zu werden, weil es sich um ein weitgehend turbulentes Geschehen gehandelt hat und der Angeschuldigte es - wie allgemein die Rädelsführer - verstanden hat, sich durch rechtzeitige Flucht von den Schienen dem Zugriff der herannahenden Polizei zu entziehen".
Q: Staatsanwaltschaft Dortmund:Anklageschrift gegen Klaus Peter Dillmann,Dortmund 2.6.1971,S.4f

03.03.1971:
Laut dem Dortmunder 14. Kommissariat "versammeln sich vor der Reinoldikirche in Dortmund etwa 70 Personen, die Transparente und Plakate mitführten, die sich gegen die Fahrpreiserhöhungen richteten."

Laut 'Westfälischer Rundschau' haben sich auch die SDAJ der DKP, die Schülermitverantwortung (SMV) und der AStA der Pädagogischen Hochschule (PH) "in die Auseinandersetzungen eingeschaltet. Die Roten Garden (RG der KPD/ML-ZK) zogen unter Transparenten der kommunistischen Ahnherren von Marx bis Mao auf die Straße. Ein DKP-Mitglied: 'Die nutzen diesen Streit doch nur zu Fraktionskämpfen'".
Q: Westfälische Rundschau-Lokalteil Dortmund,Dortmund 4.3.1971; Polizei Dortmund-14. Kommissariat:Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhungen der Dortmunder Stadtwerke AG und Durchführung von Rote Punkt-Aktionen in Dortmund,Dortmund 11.3.1971,S.4

22.03.1971:
Ein Extrablatt der 'Roten Westfalenwalze' der Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD/ML-ZB (vgl. 19.3.1971, 30.3.1971) erscheint:"
GEGEN DEN SPD-ANGRIFF - KAMPF IM BETRIEB!

Noch ein Wort zu den D'K'P-Führern (DKP,d.Vf.):
Anstatt sich unseren Forderungen anzuschließen, den Kampf in den Betrieben zu organisieren, rufen sie zu Kundgebungen auf nach Feierabend, an denen von uns nur wenige teilnehmen können und deren Aussicht auf Erfolg sehr gering ist. Sie verleumden im letzten 'Heißen Eisen' (lag uns bisher leider nicht vor, d.Vf*) die KPD/ML und den KJVD. Dabei müssen sie zu üblen Tricks greifen, indem sie uns mit einem Studentengrüppchen aus Bochum und von der PH (die sich KPD/ML und Rote Garde nennen) (KPD/ML-ZK und RG,d.Vf.) gleichsetzen wollen."
Q: Die Rote Westfalenwalze Extrablatt,Dortmund 22.3.1971

01.04.1971:
In Dortmund riefen Aktion Roter Punkt (ARP) und KPD/ML-ZB u.a. bei Hoesch (vgl. 30.3.1971, 31.3.1971) zu einem Sternmarsch in die Dortmunder Innenstadt gegen die Fahrpreiserhöhungen (vgl. 31.3.1971, 2.4.1971) auf.
Laut 'Westfälischer Rundschau' war es so: Einem Aufruf des Aktionskomitees Roter Punkt "folgten insgesamt nicht mehr als 200, meist jugendliche Betriebsangehörige". Gegen Mittag formierte sich ein Demonstrationszug von "etwa 70 Besuchern des Sozialpädagogischen Seminars und der Pädagogischen Hochschule" (SPS bzw. PH,d.Vf.).
Q: Westfälische Rundschau-Lokalteil Dortmund,Dortmund 2.4.1971

15.06.1971:
An der PH Dortmund findet für das Fach Wirtschaftslehre eine Studentenversammlung (SV) statt, auf der u.a. Rolf Kluge Flugblätter zur Antwort auf die Fragen des RCDS der CDU an ihn in seiner Eigenschaft als Studentensprecher im Fach Wirtschaftslehre verbreitet.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.3,Dortmund 1.12.1971,S.4

Juli 1971:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 2.5.1972) bzw. der Projektbereich Gesamthochschule (PGH) der ESG berichten vermutlich spätestens aus dem Juli über den KSV der KPD:"
Ende des Sommersemesters 1971 versucht der KSV (Berlin-West) seine Arbeit im Ruhrgebiet aufzunehmen. Schwerpunkte sind die RU Bochum (RUB,d.Vf.) und die PH Dortmund. In Dortmund sucht der KSV erste Kontakte mit dem PGH. In mehreren Diskussionsrunden werden inhaltliche Auseinandersetzungen geführt."

Im selben Artikel wird allerdings danach der Semesterbeginn als Anfang der Kontakte genannt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.11,Dortmund o.J. (Mai 1972),S.5f

September 1971:
In der 'Betrifft Erziehung' (B:E - vgl. ***.1971, ***.1971) erscheint von Inge Sollwedel der Artikel "Das Bild der Frau in deutschen Lesebüchern".

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 15.12.1971) verbreitet dazu folgenden Text:"
1969 untersuchte Inge Sollwedel das Frauenbild in den Lesebüchern der hessischen Grund- und Hauptschulen. Ich finde, das Ergebnis ist interessant für die Studentenschaft (nicht nur für Studentinnen); deshalb hier eine kurze Zusammenfassung des Aufsatzes.

1. Die gesellschaftliche Rolle der Frau

Die Frauen werden repräsentiert als Muttergestalt, die in außerhäuslichen Bereichen wie Arbeitswelt, Kunst, Technik usw. nicht auftreten.

2. Patriarchale Familienstrukturen

Der Vater ist oberste Familieninstanz, er vermittelt den Zugang zur Außenwelt; die Mütter treten lediglich Kindern gegenüber einflußreich auf, ihr Bild bleibt auf den Einheitsbrei hausfraulich-mütterlicher Betätigung beschränkt, etwa nach dem Muster: 'Papa Hase hielt strenges Regiment unter seinen Kindern und Mama Hase sorgte dafür, daß alle hungrigen Mäuler gestopft wurden.' (Deutsches Lesebuch 2. Schuljahr, Frankfurt 1969, 4. Auflage).

3. Familie als Isolationsmechanismus

Die Familienwelt des Lesebuchs ist hell und harmonisch bis zur Verfälschung! Toleranz und Mut zu Konflikten gibt es nicht. Der Lebensbereich der Frau ist eine geschlossene Wertwelt, von allen anderen Bezügen streng abgegrenzt. Mit solchen Vorbildern sind die Schülerinnen auch weiterhin auf die Mystifizierung ihrer Mütterlichkeit angewiesen, weil ihnen andere Betätigungsmöglichkeiten verschlossen bleiben (Beispiel: 'Sie sprach nicht viel, dafür war sie unermüdlich tätig. Sie schmorte herrliche Rouladen, bereitete erlesenste Gemüse zu, buk riesenhafte Mengen Kuchen, wusch unsere Wäsche, bügelte unsere Hosen. Ab und zu horchte sie auf unsere Gespräche, still, kaum einmal unterbrechend. Aber sie entnahm ihnen, was draußen vorging und überlegte, wie sie ihre Festung absichern könnte.', Welt im Wort, 7-8. Schuljahr, Hannover 1964).

4. Beruf

Die weiblichen Berufe liegen vorwiegend im Sozialbereich. Außerdem trennt das Lesebuch ganz wirklichkeitsfremd die Lebensbereiche Beruf und Familie. Dort, wo sie sich überschneiden, wird negativ gewertet. ('Mama, das Schlüsselkind tut mir so leid, weil es keinen Papa und keine Geschwister hat, und niemand ihm aufmacht, wenn es nach Hause kommt. Findest du nicht, daß ich für es beten soll?', Geschichten, Berichte, Gedichte, 3. Schuljahr, Frankfurt 1968).

Das herabgedrückte Selbstverständnis der Mädchen gipfelt in der ermutigend gemeinten Bemerkung: 'Aber sie ist kein kleines Mädchen. Sie ist fast so gut wie ein Junge.' (Deutsches Lesebuch, 5. Schuljahr, 1. Auflage, Frankfurt 1968).

Die heutige Fachdidaktik sieht im Lesebuch ein 'Instrument für den Deutschunterricht, in dessen Mittelpunkt deutsche Sprache und Literatur stehen.' Was sich als fachdidaktisch legitimiert gibt, entlarvt sich dabei eindeutig als Instrument zur Stabilisierung überkommener gesellschaftlicher Strukturen!"
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.5,Dortmund 15.12.1971,S.3f

01.11.1971:
An der Ruhruniversität Bochum (RUB) und der PH Dortmund geben die Zellen PH Dortmund und Philologie, Medizin und Naturwissenschaften RUB des KSV der KPD vermutlich erst in dieser Woche ihre Broschüre 'Erkämpft das Sozialistische Studium' heraus, die auf 32 Seiten das Programm des Sozialistischen Studiums enthält.

In einem beigelegten Zettel wird auf die Verzögerung durch Schwierigkeiten beim Druck verwiesen, weswegen die angekündigten Veranstaltungen um eine Woche verschoben werden, und aufgerufen, die Broschüre "massenhaft" zu lesen.

Eingeladen wird zur Semesteranfangsveranstaltung an der RUB (vgl. 3.11.1971) und in einer weiteren Einlage zu einer ebensolchen Veranstaltung an der PH Dortmund (vgl. 9.11.1971), hingewiesen wird auf die Bücher- und Zeitschriftenstände jeweils montags und mittwochs an der Mensa der RUB und im Foyer der PH Dortmund.

Agitationskollektive in den Hochschulseminaren sollen eingerichtet werden von den Zellen:
- Philologie (Germanistik) RUB im Seminar "Literatur der beiden deutschen Staaten nach 1945" von Klussmann;
- Medizin RUB in der Vorlesung "Der Arzt. Eine Einführung in die Medizin für Anfänger" von Fritze;
- Naturwissenschaften RUB in "Theoretische Physik";
- PH Dortmund - Arbeitsgruppe Erziehungswissenschaft im Seminar "Schüler und Lehrer in der Schule von Morgen" von Baer (vgl. 4.11.1971).

Arbeitsgruppen des KSV werden angekündigt von den RUB-Zellen Philogie (vgl. 11.11.1971), Medizin (vgl. 11.11.1971) und Naturwissenschaften (vgl. 11.11.1971) sowie von der Zelle PH Dortmund im Fach Deutsch (vgl. 10.11.1971).

Einleitend heißt es u.a.:"
DAS SOZIALISTISCHE STUDIUM
BESTANDTEIL KOMMUNISTISCHER BÜNDNISPOLITIK

2. Warum organisieren sich die fortschrittlichen Studenten im Sozialistischen Studium?

Die Situation an den Universitäten ist gegenwärtig gekennzeichnet durch verschärfte Aufnahmebedingungen, Einführung der Regelstudienzeit, Reglementierung der Studienordnung und Verschulung der Ausbildungsgänge. Die SPD-Regierung hat diese Maßnahmen eingeführt und propagiert sie als die längst fällige Reform der Hochschulausbildung. Was haben die Studenten, gerade an der 'Reformuniversität' Bochum, von den Maßnahmen der sozialdemokratischen Regierung erhofft?

Sie haben geglaubt, das Studium würde inhaltlich verändert dahin, die objektiven Gesetzmäßigkeiten des gesellschaftlichen Lebens erkennen zu können, sich ein Wissen aneignen zu können, das allen Unterdrückten und Ausgebeuteten zugute kommt und nicht nur der Profitgier der Monopolbourgeoisie, wenn die SPD-Regierung in ihrer Begründung zum HRG schreibt: 'Durch die Berücksichtigung der Berufswelt bei der Studien- und Prüfungsreform ist sicherzustellen, daß die Studenten die für ihren beruflichen Werdegang notwendige qualifizierte Ausbildung erhalten.'In der Realität der Vorlesungen und Seminare erfahren sie direkt, was die SPD-Regierung, die Dienerin der Monopole, meint, wenn sie von Reformen spricht: Reduzierung der Ausbildung auf den Erwerb bloßer technischer Fähigkeiten und Methoden, die für das Kapital in dem jeweiligen Bereich notwendig sind.

Die Bougeoisie kann die Hoffnungen der Studenten niemals erfüllen, denn alle Reformvorschläge im Kapitalismus finden ihre Grenzen dort, wo das Klasseninteresse der Bourgeoisie, die Aufrechterhaltung des Privateigentums an Produktionsmitteln, berührt wird.

Für die Studenten treten damit die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaftsordnung schärfer und erfahrbar zu Tage. Die offensichtliche Unterordnung der wissenschaftlichen Disziplinen unter die Zwecksetzung des kapitalistischen Profits zerstört den Schein der 'Autonomie der Wissenschaft', an deren immanente Fortschrittlichkeit die Studenten so viele illusionäre Hoffnungen knüpften. Sie geraten in Widerspruch zur herrschenden Klasse, die nicht in der Lage ist, ein Studium zu organisieren, das dem Wunsch nach einer gesellschaftlich nützlichen Ausbildung gerecht wird.

An diesem entscheidenden Widerspruch knüpft das Sozialistische Studium an. Denn die Studenten fordern von ihren Dozenten Antwort darauf, welche Gesetzmäßigkeit zum Beispiel dahinter steht, daß immer Arbeiterkinder die sogenannten unbegabten Kinder sind, wie man diese scheinbare Gesetzmäßigkeit durchbrechen kann, warum die Medizin, die selbst den notwendigen Zusammenhang zwischen Vorbeugen und Heilen anerkennt, nicht in der Lage ist, Krankheit, bevor sie mit ihrem somatischen Endstadium in Erscheinung tritt, zu erkennen und ein umfassendes System der Prophylaxe zu entwickeln. Die bürgerlichen Wissenschaftler müssen diese Antwort schuldig bleiben, denn die Unfähigkeit der Methode der bürgerlichen Wissenschaft, die zwar Einzelaspekte beschreiben, aber nicht in beziehung miteinander stellen kann, ist selbst Teil ihrer Funktion; unlösbare Fragen werden als ewig unlösbar dargestellt, als Beweis für die Unabänderlichkeit und ewige Herrschaft der bestehenden Verhältnisse. Die gesetzmäßigkeiten der bürgerlichen Gesellschaft kann die bürgerliche Wissenschaft niemals durchschauen. Dem stellen wir im Sozialistischen Studium die Methode des historischen und dialektischen Materialismus entgegen, die Methode des wissenschaftlichen Sozialismus, die allein in der Lage ist alle gesellschaftlichen Bereiche in ihren bewegungszusammenhang zu stellen, die darstellen kann, daß die Geschichte selbst eine Geschichte hat und sich weiterentwickeln wird, und die aufzeigen kann, daß die Arbeiterklasse die treibende Kraft in dieser Entwicklung ist ohne deren politische und ökonomische Kämpfe es seit der Entfaltung des Kapitalismus nie einen gesellschaftlichen Fortschritt gegeben hätte."

Eingeladen wird auch zu Meetings des KSV:"
Als weiteren Bestandteil seiner Arbeit unter den Studenten wird der KSV an der RUB und der PH Dortmund in diesem Semester beginnen Meetings zu veranstalten. Die Meetings sollen Studenten, die am Sozialistischen Studium und der Sympathisantenschulung noch nicht teilnehmen, aber dennoch an der Diskussion wichtiger politischer Fragen der aktuellen Politik, insbesondere der Hochschulpolitik, und an der Auseinandersetzung mit anderen Organisationen interessiert sind, die Gelegenheit geben, die Diskussion solcher Fragen mit Genossen des KSV zu führen. Um den politischen Klärungsprozeß dieser Studenten zu fördern und die Möglichkeit intensiver Mitarbeit abzustecken, wird der KSV in den Meetings zu allen Fragen und Kritikpunkten Stellung nehmen.
Die Themen der Meetings sind:
- Wie führt der KSV den Kampf gegen die reaktionär-bürokratische Hochschulreform?
- Die Programmatische Erklärung der KPD, die richtige Einschätzung der Etappe der Klassenkämpfe und der daraus resultierenden, notwendigen Schritte.
- Revisionismus und Kampf zweier Linien im Weltmaßstab und ihr Ausdruck in der BRD und Westberlin: die Politik der DKP, des MSB Spartakus, der SEW.
- Wie führt der KSV den antiimperialistischen Kampf und warum unterstützt er die Liga gegen den Imperialismus (LgdI,d.Vf.).
- Trotzki und der Trotzkismus, eine kleinbürgerlich konterrevolutionäre Richtung auf dem Boden Arbeiterbewegung.
- Die Auseinandersetzung mit anderen Gruppen und Organisationen (KSB/ML (der KPD/ML-ZK,d.Vf.), SAG etc.), die den Anspruch haben Bündnispolitik unter den Studenten zu betreiben."

Vorträge sollen durchgeführt werden zu den Themen:
- Die Funktion des Deutschunterrichts;
- Die konterrvolutionäre Anwendung technischer und naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse;
- Das Verhältnis von Politik, Ökonomie und Literatur;
- Die Funktion der Sozialmedizin.

Eingeladen wird auch zur Sympathisantenschulung an RUB (vgl. 17.11.1971) und PH Dortmund (vgl. 16.11.1971) und zu einer aktuellen Schulung. Aus der 'RPK' wird ein Bericht über die Kampagne der LgdI gegen den Besuch des japanischen Kaisers Hirohito übernommen.
Q: KSV:Erkämpft das Sozialistische Studium - Ruhruniversität Bochum/PH Dortmund WS 71/72,o.O. o.J. (1971)

04.11.1971:
Die Zelle PH Dortmund des KSV der KPD will heute ein erstes Treffen der an ihrem Agitationskollektiv im Seminar "Schüler und Lehrer in der Schule von Morgen" von Baer Interessierten durchführen, welches er zusammen mit dem Mitglied von AStA und MSB Spartakus der DKP, Böller durchführe.

Zur PH allgemein wird u.a. gesagt:"
Der Kampf gegen die bürgerliche Lehrerausbildung ist Teil des Kampfs des KSV gegen die kapitalistische Ausbildung.
Dieser Kampf wird nur dann in der richtigen Weise geführt werden, wenn den Studenten klar gemacht wird, daß die Misere ihrer Ausbildungssituation in direktem Zusammenhang zu den katastrophalen Zuständen an den Grund- und Hauptschulen steht, wenn klar gemacht wird, daß die miserable Ausbildungssituation der Studenten bedingt ist durch das Interesse der Kapitalistenklasse an der maßlosen Ausbeutung und Unterdrückung des Proletariats.

Was ist nun die Funktion der Grund- und Hauptschulen im Kapitalismus?An den Grundschulen werden indern elementare Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt: Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber die Kinder werden nicht alle in der gleichen Weise qualifiziert. An den Grundschulen findet die Auslese statt, die die 'begabten' von den 'unbegabten' Kindern trennt, und damit die Entscheidungen darüber trifft, welche Berufschancen die Kinder später haben werden.

Die Kinder, die von der bürgerlichen Klassenschule als 'unbegabt' abgestempelt werden und als weitere Perspektive ihrer Ausbildung den Besuch der Hauptschule vor sich haben, stammen in ihrer großen Mehrheit aus der Arbeiterklasse. Die weitere Ausbildung dieser Kinder und Jugendlichen an den Hauptschulen umfaßt die gerade notwendigsten Qualifikationen und die Vermittlung bestimmter, zur Aufrechterhaltung der bürgerlichen Klassenherrschaft notwendiger Verhaltensweisen und Eigenschaften - wie 'Anpassungsfähigkeit', 'Flexibilität' und 'Mobilität'.

Sie umfaßt gerade soviel Qualifikationen wie sie zur Wahrnehmung untergeordneter Teilfunktionen in den Fabriken notwendig sind, und gerade solche Fähigkeiten, wie sie notwendig sind, um die proletarischen Kinder und Jugendlichen ideologisch bei der Stange zu halten. Diese Erziehung zu 'Flexibilität', 'Mobilität' und 'Anpassungsfähigkeit' ist eben gerade nicht als Höherqualifizierung zu begreifen, vielmehr soll dadurch gewährleistet werden, daß die proletarischen Kinder und Jugendlichen sich später im Betrieb schneller an Erhöhungen der Bandgeschwindigkeiten, besser an den öfteren Wechsel des Arbeitsplatzes und die damit einhergehenden Lohngruppenrückstufungen gewöhnen sollen, daß sie sich in Zeiten der Krise 'flexibel' auf Kurzarbeit und Massenentlassungen einstellen können.

Eine Funktion der Hauptschule ist es also, für den ständigen Nachschub billiger und arbeitswilliger Arbeitskräfte zu sorgen. Wenn wir so das Interesse der Bourgeoisie an den Grund- und Hauptschulen gesehen haben, können wir die Frage, warum so wenig finanzielle Mittel für die Grund- und Hauptschulen bereitgestellt werden, warum ein eklatanter Lehrermangel herrscht, leicht beantworten. …

Die Hauptschule hat aber noch eine andere Funktion als die Abrichtung der proletarischen Kinder und Jugendlichen zu billigen und 'anpassungsfähigen' Arbeitskräften. So beweist sich die Hauptschule auch als hervorragendes Mittel zur Spaltung der Arbeiterklasse; denn sie spaltet - z.B. durch das Zensurensystem, durch Sitzenbleiben - die Kinder und Jugendlichen aus der Arbeiterklasse, trennt so einen kleineren Teil von den übrigen ab, dem es ermöglicht ist, nach Schulabschluß eine Lehre zu beginnen. Dem anderen, größeren Teil ist es nach Schulabschluß mit schlechten Zeugnissen schwer möglich, eine Lehrstelle zu bekommen. In der Regel üben sie später die Funktion eines Hilfsarbeiters oder bestenfalls angelernten Arbeiters aus.

Aber wie sieht es in diesem Zusammenhang mit der von der SPD mit viel schönem Wortgeklingel begleiteten 'Bildungsreform' und der integrierten Gesamtschule aus? Hebt die Gesamtschule die Spaltung der Arbeiterklasse auf?

Die SPD behauptet im Bildungsbericht von 1970:
'Der Verfassungsgrundsatz der Chancengleichheit muß durch eine intensive und individuelle Förderung aller Lernenden in allen Stufen des Bildungssystems verwirklicht werden. Bildung soll den Menschen befähigen, sein Leben selbstzu gestalten. Sie soll durch Lernen und Erleben demokratischer Werte eine dauerhafte Grundlage für freiheitliches Zusammenleben schaffen und Freude an selbständig-schöpferischer Arbeit wecken.'

Aber die Gesamtschule bewirkt gerade mit leistungsdifferenziertem Unterricht ein neues, schärferes System der Auslese und Spaltung. Im leistungsdifferenzierten Unterricht sollen die 'Leistungsschwachen' schneller erkannt werden, um dann erbarmungslos herausgedrückt zu werden. So hilft die Gesamtschule, Geld einzusparen, es soll kein Groschen zuviel für die Ausbildung der 'Unbegabten' ausgegeben werden.

Die soziale Demagogie der SPD liegt darin, daß sie behauptet, mit diesem System 'soziale Gerechtigkeit' und 'Chancengleichheit' zu erreichen.

Was nützt es aber den Proletarierkindern, wenn sie formal eine Chance erhalten, aufzusteigen in die herrschende Klasse? Die Monopolbourgeoisie und ihre sozialdemokratischen Verwalter im Staatsapparat bewirken durch Verschärfung der Arbeitshetze in den Betrieben, durch Lohnraub und Preistreiberei die immer größere Verelendung der Arbeiterklasse. Sie berauben damit die proletarischen Eltern der materiellen Mittel, die gerade notwendig wären, um ihren Kindern eine solche Schulausbildung zukommen lassen zu können.
Auf diesem Hintergrund müssen wir die Ausbildung der Studenten an den Pädagogischen Hochschulen betrachten.

Da die Lehrer an den Grund- und Hauptschulen keine andere Funktion haben sollen, als die Kinder und Jugendlichen aus der Arbeiterklasse für eine problemlose Ausbeutung zu präparieren, keine andere Funktion als sich als willfährige Handlanger der Bourgeoisie für die Spaltung der Arbeiterklasse einzusetzen, wird es klar, warum die Ausbildung an der PH eben kein nützliches Wissen vermittelt.

So wie die Ausbildungskosten für die Arbeiterklasse niedrig gehalten werden, so müssen auch die Kosten für die Ausbildung der Lehrer für die Kinder aus der Arbeiterklasse so gering wie möglich sein. Damit die Arbeiterkinder auch wirklich eine schlechte Ausbildung bekommen, müssen auch ihre Lehrer schon schlecht ausgebildet werden. Das zeigt sich in der totalen Überfüllung der Pädagogischen Hochschulen, in den Massenseminaren, das zeigt sich in der ungenügenden Anzahl von Dozenten, das zeigt sich in der unzureichenden Anzahl von Räumen usw.

So wie die materiellen Voraussetzungen zur Durchführung eines sinnvollen Studiums völlig fehlen, so sind es auch die reaktionären Inhalte, die einer gesellschaftlich nützlichen Ausbildung direkt entgegengesetzt sind. Die Studenten der PH Dortmund werden im Laufe von sechs Semestern mit sechs verschiedenen Wissenschaften - von Grundstudium über Wahlfach bis Stufenschwerpunkt - vollgestopft; sie erhalten in jedem Fach lediglich einen Wust von Informationen und allgemeine 'werftfreie' Überblicke über die verschiedensten bürgerlichen Theorien und didaktischen Modelle, was es ihnen ersparen soll, danach zu fragen, wem diese Informationen, Theorien und Modelle denn eigentlich nutzen.

Die Lehrerausbildung an den Pädagogischen Hochschulen ist völlig unfähig, die gesellschaftlichen Widerspräche und den Klassencharakter der Erziehung an den Grund- und Hauptschulen zu begreifen. Sie kann deshalb nicht den Widerspruch zwischen den proletarischen Eltern und Kindern, mit ihrem Wunsch nach einer gesellschaftlich sinnvollen Schulausbildung und dem Lehrer, der die Rolle des direkten Handlangers der Bourgeoisie spielt, sehen. genau das ist der Grund, weshalb die bürgerliche Lehrerausbildung kein richtiges Bild von der Realität der Klassenauseinandersetzungen geben kann, warum die Lehrer nach abgeschlossener PH-Ausbildung in der Bezirksseminarzeit und auch danach den Problemen der proletarischen Kinder und Jugendlichen hilflos und verständnislos gegenüberstehen, sie sich den Schwierigkeiten des Lehrerberufs in keiner Weise gewachsen fühlen.

Selbst die Didaktik, die ihnen während ihrer Studienzeit noch vorzugaukeln versuchte, der Unterricht ließe sich mit einigen methodologischen Tricks, durch klugen Medieneinsatz, sinnvoll und vielleicht sogar 'emanzipatorisch' gestalten, versagt vor den Widersprüchen zwischen proletarischen Schülern und Eltern und ihren kleinbürgerlichen Lehrern vollständig."

Zum Fach Erziehungswissenschaft, in dem das Seminar von Baer stattfindet, wird ausgeführt:"
Warum beginnen wir mit dem Aufbau des Sozialistischen Studiums in Erziehungswissenschaft?

Die bürgerliche Erziehungswissenschaft ist Teil des Grundstudiums an der PH Dortmund, das von allen Studenten absolviert werden muß. Zugleich erwarten die Studenten gerade von dieser bürgerlichen Wissenschaft Hilfe für ihre spätere Lehrertätigkeit, sie glauben lernen zu können, wie die erzieherischen Prozesse ablaufen und welche Stellung als Lehrer man den Schülern gegenüber einnehmen muß. Welche Antworten geben aber die bürgerlichen Hochschullehrer auf die Fragen der Studenten? - Das Lehrangebot in Pädagogik enthält zu über der Hälfte Seminare, deren Titel bereits politisches Programm ist; als Beispiel seien hier nur genannt:
'Brezinka: Erziehung als Lebenshilfe'
'Mensch und Erziehung'
'Bildungsbegriff und Bildungsgeschehen'

Was wird in diesen Seminaren gelehrt?
'Ausgehend von einer anthropologischen Grundlegung, soll die gegenwärtige Situation, in der Erziehung geschieht, beispielhaft aufgewiesen werden. Daraus leiten sich verschiedene Aspekte für den Begriff der Erziehung ab, u.a. Erziehung als Sozialisation, Erziehung als Enkulturation, Erziehung als Lebenshilfe, usw.' (Aus: Erläuterungen zu den Lehrveranstaltungen der Fächergruppe I, 'Brezinka: Erziehung als Lebenshilfe'). Die Bedingungen von 'Erziehung' in der kapitalistischen Klassengesellschaft werden hier gar nicht erst untersucht. Dem Individuum, dem einzelnen soll geholfen werden gegen seine 'Umwelt', für das Leben 'draußen', deshalb 'Erziehung als Lebenshilfe'.

Was steckt aber hinter diesen bürgerlichen Vorstellungen von 'Erziehung'?

Es ist die Lebensphilosophie der Bourgeoisie, die in den Schulen und Hochschulen lehrt, daß es keine Klassen in der Gesellschaft gibt, daß die Erziehung, die jeder einzelne erfährt, 'neutral' ist, dem Menschen, nicht dem Mitglied einer Klasse gilt, sei es der Bourgeoisie oder des Proletariats. Diese Ideologie von der Möglichkeit einer klassenneutralen Erziehung, einer Erziehung, die von den Interessen einer 'Gesamtgesellschaft' ausgeht, ist die Grundlage aller Zweige der bürgerlichen Erziehungswissenschaft.

Die herrschende Ideologie der Erziehungswissenschaften - die idealistische Philosophie - derer sich die Bourgeoisie bis in die sechziger Jahre hinein noch vorzugsweise bediente, kann heute den Widerspruch zwischen den Interessen der Arbeiterklasse und ihren Kindern an einer gesellschaftlich nützlichen Ausbildung und der menschenfeindlichen Ausbildung im Kapitalismus an den Grund- und Hauptschulen vor den Studenten nicht mehr verbergen. So wird den Studenten immer klarer, daß die Lehrinhalte der idealistischen Philosophie, 'Erziehung als Hinführung zu den allgemeingültigen Werten der abendländischen Kultur', Lehrinhalte sind, die nichts mehr mit der Realität der bürgerlichen Klassenerziehung an den Grund- und Hauptschulen zu tun haben.

Wenn auch diese Ideologie die Pädagogischen Hochschulen noch beherrscht, zeichnet sich doch jetzt schon eine Entwicklung ab, durch die es der Bourgeoisie leichter fällt, die Studenten an sich zu binden, als durch die alten moralischen Lehrsätze. Gerade die SPD hat es mit dem Ruf nach Chancengleichheit verstärkt in Angriff genommen, unter den Studenten die Illusionen zu verbreiten, daß der Kapitalismus durch Reformen grundsätzlich zu verbessern sei, und empfiehlt als Mittel dafür die 'Bildungsreform' mit der integrierten Gesamtschule als Kernstück. Für die Erziehung und die Erziehungswissenschaft bedeutet das die Einführung von 'progressiven' Sozialisationstheorien, unter anderem die Einführung solcher illusionärer Reformmodelle wie der kompensatorischen Erziehung.

Verschweigt die kompensatorische Erziehung das Vorhandensein von Widersprüchen in der Gesellschaft nicht, so sind die von ihr entwickelten Programme zur Lösung dieser Widersprüche aber Versuche der Monopolbourgeoisie und ihrer sozialdemokratischen Verwaltung im Staatsapparat, sie auf der Basis der bestehenden Gesellschaftsordnung zu lösen. Dies ist aber nichts als die alte Leier von der zu erstrebenden Klassenharmonie im Kapitalismus, die bürgerliche Lüge davon, daß der Klassenkampf nicht geführt werden muß."
Q: KSV:Erkämpft das Sozialistische Studium - Ruhruniversität Bochum/PH Dortmund WS 71/72,o.O. o.J. (1971),S.20ff

08.11.1971:
An der PH Dortmund findet vermutlich in dieser Woche eine Studentenvollversammlung (SVV) statt, von der der AStA (vgl. 18.11.1971) berichtet:"
Massen wie nie vorher waren auf dieser SV. Der RCDS (der CDU,d.Vf.) hatte kurz vor dieser SV ein Flugblatt verteilt, in dem (sinngemäß) stand, daß in dieser SV ein erneuter Streik beschlossen werden sollte. Daß keiner auf dieser SV eine Fortsetzung des Streiks für sinnvoll hielt, dürfte aber klar zu erkennen gewesen sein.

Bei der Diskussion über das HRG zeigte sich erst, wie perspektivlos die formale Abstimmung war. Es zeigte sich, daß die Information fehlte, daß der AStA trotz seiner Bemühungen nicht in der Lage war, Informationen zu liefern, was er jedoch nachhohlen wird.

Es zeigte sich weiterhin, daß der Kampf gegen das HRG Kern einer Reihe von Gesetzen (…) nicht einfach von der Studentenschaft zu führen ist, weil die Hintergründe dieser Gesetzgebung noch nicht klar sind. Hier noch einmal Dank den Formalisten und Stimmungsmachern, die Probleme mit schönen Worten, die jeder versteht (wie auch jeder die 'Bild-Zeitung' versteht) verschleiern. Soziale Fragen, die auf dieser SV besprochen wurden, sind in diesem Info nachzulesen.

Die Frage nach der Nominierung von Mandatsvertretern der Studentenschaft wurde eindeutig beantwortet: Beschlußfassendes Organ ist die SK, nur sie kann Mandatsträger bestimmen.

Es wurden von einigen Kommilitonen Beispiele des inneren Numerus Clausus (NC,d.Vf.) in den Fächern Erdkunde und Englisch genannt, in denen widerrechtlich Leistungsnachweise verlangt werden.

Wenn euch solche Fälle bekannt werden, teilt sie der Studentenschaft mit. Denn die SV ist die Möglichkeit, Probleme offenzulegen und zu diskutieren. Sie ist nicht das Forum ohnehin bekannter Leute.

Es ist das Forum, auf dem der Kampf gegen die Herrschenden vorbereitet wird, nicht der Kampf untereinander!"
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.1,Dortmund 18.11.1971,S.2

09.11.1971:
An der PH Dortmund will der KSV der KPD zu unbekannter Uhrzeit im Raum H 5 seine Semesteranfangsveranstaltung durchführen.
Q: KSV:Erkämpft das Sozialistische Studium - Ruhruniversität Bochum/PH Dortmund WS 71/72,o.O. o.J. (1971),Einlage

10.11.1971:
Die Zelle PH Dortmund des KSV der KPD will heute mit ihrer Arbeitsgruppe im Fach Deutsch, "Proletarisch-revolutionäre Romane: Die Kämpfe der Arbeiterklasse im Ruhrgebiet März 1920 und der Berliner Blutmai 1929 in Grünberg: 'Brennende Ruhr' und Neukrantz: 'Barrikaden am Wedding'" beginnen. Zum Fach Deutsch wird festgestellt:"
Deutsch ist eines der Fächer an den Grund- und Hauptschulen, das für die Bourgeoisie zur Vermittlung der reaktionären Ideologie wichtig ist. Die den Studenten zugedachten Aufgaben - als Deutschlehrer den proletarischen Kindern und Jugendlichen in der Form des 'literarischen Bildungsgutes' die Lügengebäude der Bourgeoisie aufzutischen, darüberhinaus ihnen nur noch Lesen und Schreiben beizubringen - schlagen sich nieder im bürgerlichen Lehrangebot.
So stellen die angebotenen literaturwissenschaftlichen Seminare zum größten Teil sinnlose Beschäftigungen mit 'Form- und Gattungsproblemen' der bürgerlichen Literaturwissenschaft dar, die die Studenten dazu verführen sollen, darüber die reaktionären Inhalte dieser Literatur und Literaturwissenschaft zu vergessen.

Wir werden im Kampf gegen die bürgerliche Literaturwissenschaft den Studenten klarmachen, daß nur die materialistische Betrachtung der Literatur, die das literarische Dokument als Dokument des Klassenkampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie begreift, es daraufhin untersucht, für welche Klasse es in diesem Kampf Partei ergreift, es von seiner Stellung zu den Kämpfen der Arbeiterklasse um den gesellschaftlichen Fortschritt beurteilt, in der Lage ist, dem Wunsch der Studenten nach einer gesellschaftlich nützlichen Ausbildung nachzukommen und ihnen ein Instrument an die Hand zu geben, ihren späteren Deutschunterricht vom Klasseninteresse des Proletariats zu bestimmen."
Q: KSV:Erkämpft das Sozialistische Studium - Ruhruniversität Bochum/PH Dortmund WS 71/72,o.O. o.J. (1971),S.23f

16.11.1971:
An der PH Dortmund will der KSV der KPD mit seiner Sympathisantenschulung beginnen.
Q: KSV:Erkämpft das Sozialistische Studium - Ruhruniversität Bochum/PH Dortmund WS 71/72,o.O. o.J. (1971),S.29

18.11.1971:
An der PH Dortmund erscheint erstmals die 'AStA-Information' (vgl. 24.11.1971) mit 8 Seiten DIN A 4. Redaktionsmitglieder sind Mitglieder des Projektbereichs Gesamthochschule (PGH). Im Vorwort heißt es:"
Der AStA der PH, der aus den Gruppen PGH, GEW und SHB besteht und vom PGH getragen wird, hat beschlossen, zwecks besserer und schnellerer Information der Studentenschaft wöchentlich (an jedem Mittwoch) diese Informationsschrift herauszugeben.

In ihr sollen aktuelle Probleme, die im Interesse aller Studenten liegen, publiziert und kommentiert werden, da SaW ('Schwarz auf Weiß',d.Vf.) dieser Aufgabe nicht gerecht wird. Es ist geplant, diese Informationsschrift auch an der Fachhochschule (FHS,d.Vf.) Dortmund zu veröffentlichen. Wir fordern alle Studenten auf, sich durch Beiträge an der Arbeit des Redaktionskollektivs zu beteiligen."
Als Kontaktadresse wird angegeben: ESG-Heim, Lindemannstraße 68 oder AStA. Redaktionsschluß soll sein am Freitag um 12 Uhr.

Inhalt der Zeitung ist:
1. SV (Studentenvollversammlung (vgl. 8.11.1971,d.Vf.)).
2. HRG (Hochschulrahmengesetz).
3. Studentenwerk.
4. Information der HPI (Heilpädagogisches Institut).
5. Kurzinformation aus dem sozialen Bereich.
6. Abkürzungskatalog.

Zum HRG heißt es:"
VERABSCHIEDUNG DES HRG (HOCHSCHULRAHMENGESETZ) NOCH IN DIESEM SEMESTER!

Ende November wird das HRG in der 2. Lesung im Bundestag behandelt; die Verabschiedung ist für März 1972 vorgesehen.

Es ist also wieder einmal, wie z.B. beim NRW-Hochschulgesetz, die Verabschiedung eines Gesetzes in die Semesterferien verlegt, um studentische Proteste abzublocken.

Das HRG ist der KERN einer Vielzahl von Gesetzen, die das Hochschulwesen betreffen: BAFÖG, Bundesstatistikgesetz (BSG), GraFÖG, Ausländergesetz, Hochschulbauförderungsgesetz etc. Kern deshalb, weil sich alle anderen Hochschulgesetze mehr oder weniger auf das HRG beziehen. Beispiel: HRG fordert dreijähriges Regelstudium. Das wird durchgesetzt durch das BAFÖG: Höchstförderungsdauer 3 Jahre!

Das HRG bedingt, daß nur einige Auserlesene nach GraFÖG weitergefördert werden. Dies sind zwei Beispiele für die staatliche Reglementierung, die durch das HRG und die anderen oben genannten Gesetze erreicht werden soll.

Gegen diese Reglementierung müssen wir uns zu Wort setzen!

Dies können wir aber nur erfolgreich durchführen, wenn wir genauestens über das HRG informiert sind. ZU DIESEM ZWECK WIRD IN DEN NÄCHSTEN AUSGABEN DES ASTA-INFO AUSFÜHRLICH WEITERBERICHTET WERDEN."

Zum Studentenwerk heißt es:"
DAS STUDENTENWERK DORTMUND - INFORMATION UND HINTERGRÜNDE

Ende des Sommersemesters 1971 wurde das Studentenhilfswerk der PH Mitgliedv des Studentenwerks der Uni Dortmund e.V., das daraufhin in Studentenwerk Dortmund e.V. umbenannt wurde.

Seit Beginn dieses Semesters hat das Studentenwerk Dortmund wesentliche Aufgaben, die die Studentenschaft der PH betreffen übernommen - nämlich die Förderung nach BAFÖG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) und die Mensa. Das Studentenwerk nimmt die Förderung für den gesamten Hochschulbereich Dortmunds wahr (PH, FH, HPI, Uni).

Da die Masse der Studenten im südlichen Stadtzentrum studiert und wohnt, sollte man meinen, daß zumindest die Förderungsabteilung sich auch dort befindet. Aber es scheint, daß es im Interesse der Studenten liege (denn nur diese sollte das Studentenwerk vertreten!) den umständlichen Weg nach Eichlinghofen auf sich zu nehmen, wenn Fragen zur Förderung auftauchen. Gewiß, es gibt die Möglichkeit für PH Studenten, jeden Montagmorgen im H II Fragen an Herrn Schütte (übrigens der einzige Mann im Studentenwerk, der über das BAFÖG und die Ausführungsbestimmungen Bescheid weiß, laut Auskunft des Geschäftsführers) zu richten, individuelle Beratung jedoch ist nicht möglich.

Die Zustände in der Mensa spotten jeder Beschreibung. Und wer glaubt, nach dem Umzug auf die Hauptbaufläche (sprich Acker) würden die Zustände besser werden, der irrt! Bis 1975 wird eine provisorische Mensa im PH-Gebäude eingerichtet, weil der Bau der Zentralmensa noch Jahre auf sich warten lassen wird.

Um die Zustände, wie wir sie derzeit antreffen, ein wenig zu mildern, hat der studentische Vertreter der PH (Ingrid Borek, gleichzeitig Vorsitzende des Vorstandes des Studentenwerkes) den Verkauf von Chips vorgeschlagen, um die Kasse an der Essensausgabe zu entlasten und den Durchlauf zu beschleunigen.

Auch in Fragen des Umzugs hat der studentische Vertreter der PH Initiative ergriffen und dem Studentenwerk Räume angeboten.

Soweit die Aufgaben des Studentenwerks, die die Studentenschaft der PH betreffen. Weiterhin untersteht dem Studentenwerk die Mensa und das Wohnheim der Uni.

Welche Perspektive ergibt sich für die Studentenschaft?

Der SVI (Studentenverband der Ingenieurschulen,d.Vf.) hat an die Studentenwerke NRW's einen offenen Brief gerichtet (im AStA erhältlich), in dem er die Tendenzen offenlegt, daß aus den Studentenwerken - bisher eingetragener Verein - Anstalten des öffentlichen Rechts werden sollen, denn nur diese können öffentliche Gelder verwalten und verteilen. Damit ist den Studenten jegliche Möglichkeit der Einflußnahme genommen. Weiterhin sind die Ausführungsbestimmungen des BAFÖG weder den studentischen Vertretern in den Studentenwerken noch den ASten bekannt.

Die Tendenz der Gesetzgeber geht dahin, den Studentenwerken alle bisherigen Aufgaben bis auf die Durchführung der Förderung nach BAFÖG zu nehmen.

Der AStA der PH Ruhr Abteilung Dortmund wird untersuchen, inwieweit die vom SVI aufgezeigten Tendenzen auf das Studentenwerk Dortmund zutreffen, inwieweit es sinnvoll und im Interesse der Studentenschaft ist, dort weiterhin einen Vertreter zu entsenden. Der PGH, als die den AStA tragende Gruppe arbeitet bereits an der inhaltlichen Klärung dieser Frage und wird das Ergebnis in Kürze veröffentlichen.

Anhand der anfangs festgestellten chaotischen Zustände in Dortmund läßt sich eine Studentenfeindlichkeit feststellen; aber ist diese Studentenfeindlichkeit auf widrige örtliche Zustände zurückzuführen, oder ist sie Bestandteil des Trends, der sich in der studentenfeindlichen Gesetzgebung (HRG, BAFÖG, Hochschulstatistikgesetz etc.) zeigt?

Der AStA, d.h. die Gruppen PGH, SHB und GEW werden diese Frage untersuchen und die Studentenschaft weiterhin informieren."

Als nächster Artikel erscheint eine:"
INFORMATION DES HPI (HEILPÄDAGOGISCHES INSTITUT)

Was geschah am Heilpädagogischen Institut (HPI)?

Im Wintersemester 1970/1971 führte der Landesrechnungshof an der PH Ruhr Abteilung für Heilpädagogik eine Haushaltsprüfung durch.

Bei dieser wurden erhebliche Fehlbestände festgestellt. Dieses hatte zur Folge, daß der Abteilung der Vorwurf gemacht wurde, die Haushaltsgrundsätze gröblich verletzt zu haben.

Weiterhin wurde der Haushalt um 2 X 20 000 DM gekürzt. Diese Kürzung wurde jedoch inzwischen wieder aufgehoben.

Dies ganz allgemein.

Bemerkenswert ist nun folgendes: Der Bericht trug das Datum des 4.2.1971 und traf am 11.2.1971 an der Hochschule ein. Ein Angehöriger der Verwaltung wurde vom Kanzler beauftragt, die Fehlbestände zu klären. Erst am 28.5. wurde die Abteilungskonferenz vom Dekan über diese Vorkommnisse unterrichtet.

Jedoch lag der Abteilung leider nur ein gekürztes Exemplar des Prüfungsberichtes vor, da jemand einen Teil desselben abgeschnitten hatte. Inzwischen wurde festgestellt, daß dieser Jemand der Kanzler war. Auf eine Anfrage an den Kanzler, Herrn Westermann, im Senat, aus welchen Gründen er den Bericht des Landesrechnungshofes gekürzt habe, wich dieser aus, daß diese Anfrage dem Senat schriftlich vorgelegt müsse.

Der AStA besorgte daraufhin den fehlenden Teil des Berichtes aus Düsseldorf. In diesem fehlenden Teil stand zu lesen, daß einem Seminarleiter aus Forschungsmitteln 3 000 DM zur Verfügung gestellt worden waren, eine mobile Funkanlage zu kaufen. Diese Anlage war auch vorhanden. Jedoch hatte dieser Seminarleiter aus Landesmitteln in seinem Wohnsitz eine weitere Funkanlage im Wert von mindestens 18 000 DM stationär errichtet. Der Landesrechnungshof machte ihm zur Auflage diese zu veräußern und den Differenzbetrag zwischen dem Neuwert und dem Verkaufswert aus eigener Tasche dem Lande wieder zuzuführen.

Der AStA des HPI betreibt eine Politik mit folgender Zielsetzung:

1) Die Verwendung von Forschungsmitteln und Seminargeldern aus dem Haushalt muß in der AK der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden.

2) Nach Beendigung des Forschungsvorhabens muß der AK ein Rechenschaftsbericht vorgelegt werden!"

Ebenfalls erscheint eine"
KURZINFORMATION AUS DEM SOZIALEN BEREICH

Um die beschissenen Verhältnisse in der Mensa zu verbessern, wird auf Forderungen des AStA die Essensausgabe umgestellt.

Bis spätestens zum 1. Dezember werden folgende Veränderungen vorgenommen:

- Studentische Hilfskräfte verkaufen während einer bestimmten noch festzusetzenden Zeit verschiedenfarbige Chips für die verschiedenen Essen.
- Die Barriere an der Essensausgabe wird somit überflüssig und entfernt.
- Die Kasse wird dann noch für den Cafeteriabetrieb zuständig sein.

Eine weitere Entlastung soll die Einrichtung eines Aufenthaltsraumes bringen.

Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit der Verwaltung ist es dem AStA gelungen, einen Raum zu bekommen, der für die gesamte Studentenschaft zentral zu erreichen ist.

Im Augenblick werden die notwendigen baulichen Veränderungen vorgenommen, um den Raum 115 im Hauptgebäude entsprechend herzurichten.

Die offizielle Gründung des Raumes wird noch durch den ASTA bekanntgegeben."

Ebenfalls enthalten ist ein:"
ABKÜRZUNGSKATALOG

AK Abteilungskonferenz
ASTA Allgemeiner Studentenausschuß
BAFÖG Bundesausbildungsförderungsgesetz
BSG Bundesstatistikgesetz
DKP Deutsche Kommunistische Partei
ESG Evangelische Studentengemeinde
FH Fachhochschule
GEW/HG Gewerkschaft für Erziehung u. Wissenschaft/Hochschulgruppe
GraFÖG Graduiertenförderungsgesetz
HPI Heilpädagogisches Institut
HRG Hochschulrahmengesetz
HSBFÖG Hochschulbauförderungsgesetz
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
KPD/ML Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten
KSG Katholische Studentengemeinde
KSB/ML Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten
KSV Kommunistischer Studentenverband
MSB Marxistischer Studentenbund Spartakus
PGH Projektbereich Gesamthochschule
RCDS Ring Christlich Demokratischer Studenten
SaW Schwarz auf Weiß
SHB Sozialdemokratischer Hochschulbund
SK Studentenkonferenz
SV Studentenvollversammlung
SVI Studentenverband der Fachhochschulen in NRW
VDS Verband Deutscher Studentenschaften
VIS Studentenverband der Fachhochschulen in BRD/Westberlin.

Dieser Abkürzungskatalog wird nötigenfalls erweitert."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.1,Dortmund 18.11.1971

23.11.1971:
An der PH Dortmund findet für das Fach Wirtschaftslehre eine Studentenversammlung (SV) statt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.3,Dortmund 1.12.1971,S.4

24.11.1971:
An der PH Dortmund tagt die Studentenkonferenz (SK), die u.a. den Entwurf für den Haushaltsplan des AStA's für das WS 1971/1972 annimmt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.3,Dortmund 1.12.1971,S.5

24.11.1971:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich heute die 'AStA-Information' Nr.2 (vgl. 18.11.1971, 1.12.1971), die uns leider noch nicht vorlag.***
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.1 und 3,Dortmund 18.11.1971 bzw. 1.12.1971

29.11.1971:
In der PH Dortmund will der MSB Spartakus der DKP von 10 - 13 Uhr einen Infostand durchführen.
Q: MSB Spartakus Dortmund:An alle Sympathisanten und Interessenten des Spartakus,Dortmund 26.11.1971

29.11.1971:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.12.1971) berichtet vermutlich aus dieser Woche von der Heilpädagogischen Hochschule:"
HPH - RÜCKTRITT EINES ASTA-REFERENTEN

Der Pressereferent des AStAs der HPH, Michael Schaup, ist zurückgetreten.

Auf der letzten Sitzung des SP (Studentenparlaments) verlas er seine Rücktrittserklärung, in der er einerseits Zeitmangel als Grund nennt, andererseits die Politik des AStA angreift.

Die Zugehörigkeit der AStA-Vorsitzenden und einer weiteren Referentin zum MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) charakterisiert seiner Meinung nach die Politik des AStA.

In einer Diskussion über die Frage der Mitbestimmung zeigte sich, daß die Meinung des AStAs identisch mit der des MSB Spartakus ist.

Durch den Ruf nach Mitbestimmung und Demokratisierung der Hochschule wird die Funktion der Gremien und der Hochschule verschleiert und den Studenten werden Illusionen in Bezug auf Mitsprache vorgesetzt.

Eine solche Politik mitzubetreiben ist der ehemalige Pressereferent nicht gewillt."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Info Nr.4,Dortmund 8.12.1971,S.6

Dezember 1971:
An der PH Dortmund findet die schriftliche Arbeit der Begabtensonderprüfung statt, bei der 51,8% der rund 130 KandidatInnen im Fach Deutsch eine 5 oder 6 erhalten (vgl. 27.1.1972, 9.2.1972).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972,S.6; Westfälische Rundschau,Dortmund 28.1.1972,S.* zitiert nach: AStA PH Dortmund: AStA-Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972,S.8; Ruhrnachrichten,Dortmund 28.1.1972,S.* zitiert nach: AStA PH Dortmund:AStA- Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972,S.8

01.12.1971:
An der PH Dortmund soll um 13 Uhr im Hörsaal I eine Studentenvollversammlung (SV) stattfinden mit folgender Tagesordnung:"
TOP 1: Einschätzung des HRG durch die Gruppen GEW, KSB/ML (der KPD/ML-ZK,d.Vf), KSV (der KPD,d.Vf.), MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.), PGH, RCDS (der CDU,d.Vf.), SHB.
TOP 2: Antrag des RCDS bezüglich der nächsten AStA-Wahlen.
TOP 3: Verschiedenes."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.3,Dortmund 1.12.1971,S.1

01.12.1971:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.12.1971) berichtet:"
FÄCHERGRUPPENVERSAMMLUNG PÄDAGOGIK

Am 1.12.1971 fand eine Sitzung der Fächergruppe I: Pädagogik statt. Es wurden u.a. folgende Beschlüsse gefaßt:
1. Für das Fach Pädagogik werden im SS 1972 der 18.2. und der 24.3. Termine für Klausurarbeiten sein.

2. Spätestens zum 1. Januar 1972 soll eine Grobplanung für das SS 1972 mit Angabe aller Lehrveranstaltungen im Fach Pädagogik vorliegen. Alle Studenten sollen durch ein Papier über diesen Plan informiert werden. Bis zum 15. Februar wird eine Feinplanung ausgearbeitet werden. Sie wird in der Fächergruppenbibliothek und in der Zentralbibliothek ausliegen.

3. Wie zu Beginn dieses Semesters soll ein Papier zur Erläuterung der einzelnen Veranstaltungen im Fach Pädagogik erstellt werden.

Am 23.11. stellte Herr Konrad in der Fachschaft einen Antrag zur Erprobung von Kompaktseminaren in der Woche vor Pfingsten. Wir werden diesen Antrag demnächst abdrucken und kommentieren."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.4,Dortmund 8.12.1971,S.6

01.12.1971:
Für den AStA der PH Dortmund (vgl. 8.12.1971) berichtet der Fachsprecher Englisch:"
FÄCHERGRUPPENVERSAMMLUNG - SPRACHEN

Am Mittwoch, dem 1.12.1971 fand eine Fächergruppenversammlung – Sprachen statt. Folgende Informationen scheinen mir wichtig zu sein: Deshalb gebe ich sie an die Studentenschaft weiter.

1.) Ein Diplom-Pädagoge wird bei der Anstellung an der PH, wenn er von der PH kommt, schlechter bezahlt, als wenn er von der Universität kommt.

2.) Wissenschaftliche Hilfskräfte, also Leute, mit der 1. Staatsprüfung, werden für nur 775 DM an der PH angestellt.

Neben der lächerlichen Bezahlung waren 1971 an der gesamten PH Ruhr nur 5 solcher Stellen ausgeschrieben.

3.) Wenn Bücherwünsche von seiten der Studentenschaft auftauchen, können sie im Fach Englisch vorher mit Herrn Sauer abgesprochen und bei Übereinstimmung zu Frl. Schlep in die Seminarbibliothek in der Kreuzstraße gebracht werden".
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.4,Dortmund 8.12.1971,S.6

01.12.1971:
An der PH Dortmund erscheint die 'AStA-Information - DOS (Dortmunder Studentenzeitung)' Nr.3 (vgl. 24.11.1971, 8.12.1971) mit 17 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1. An alle, die noch aus vollem Herzen an die Verwirklichung des Grundgesetzes in der BRD glauben.
2. Leserbrief (betr. Beitrag im 'Scheibenwischer': Informationssperre für Wirtschaftslehrstudenten.
3. Cartoons.
4. Stichmanns Stellungnahme zum Artikel im letzten AStA-Info.
5. Was geschieht mit unseren 15 DM Sozialbeitrag?
6. Büchertips für das Fach Englisch.
7. Einschätzung zum Hochschulrahmengesetz.

Auf dem Titelblatt finden sich die:"
TERMINE:

Mittwoch, 1.12.1971; 13 Uhr: SV
Mittwochs, 18 Uhr: Anfängerschulung des PGH im ESG-Heim, Lindemannstr.68
Donnerstags, 20 Uhr: Treff der ESG-Heilpädagogik (HPH,d.Vf.), Eichlinghofen, Stockumerstr.325
Dienstags, 20 Uhr: Treff der ESG/PGH im ESG-Heim, Lindemannstr.68"

Im ersten Artikel heißt es:"
AN ALLE, DIE NOCH AUS VOLLEM HERZEN AN DIE VERWIRKLICHUNG DES GRUNDGESETZES IN DER BRD GLAUBEN (Siehe auch VDS-Press vom 27.10.1971)

Folgende Paragraphen des Grundgesetzes sollen angeblich jedem Bundesbürger das Recht auf freie politische Meinungsäußerung und auf Freiheit in der Berufsausübung sichern.

Art. 3,3:
Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

Art. 33,2:
Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistungen gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.

Art. 33,3:
Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte, die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sowie die im öffentlichen Dienste erworbenen Rechte sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemand darf aus seiner Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Bekenntnis oder einer Weltanschauung ein Nachteil erwachsen.

Wie beurteilt Ihr die offensichtliche Tendenz der Regierung (in der BRD), politisch linksgerichtete Lehrer und Professoren, die der jetzigen Gesellschaft kritisch gegenüberstehen, an der Ausübung ihres Lehramts zu hindern?

Folgende Fälle sind bekannt geworden:
- Dem Kommunikationsforscher Prof. Horst Holzer wurde im August dieses Jahres vom Senat der Stadt Bremen die Ernennung zum Professor verweigert. Begründung: Holzers DKP-Mitgliedschaft.

- Der Lehrer Alfred Dreckmann wurde wegen seiner Mitgliedschaft in der DKP vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft aus der westdeutsch-schwedischen Kommission zur Demokratisierung des Bildungswesens abberufen.

- Dem Lehrer Peter Gohl (DKP) wurde vom Hamburger Amt für Schule die Tätigkeit als Seminarleiter in der Lehrerfortbildung untersagt.

- Dem Lehrer Karl-Heinz Henne (DKP) wurde vom nordrheinwestfälischen Kultusministerium die Einstellung in den Schuldienst verweigert.

- Dem Lehrer Bernhard Laux wurde wegen seiner Tätigkeit in der Referendarvertretung am Studienseminar vom Hamburger Amt für Schule die Einstellung in den Schuldienst verweigert.

- Der Lehrer Dietrich Lemke, Vorgänger von Bernhard Laux im Referendarausschuß, wurde vom Hamburger Amt für Schule nur mit einem halbjährigen Angestelltenvertrag eingestellt.

Wir glauben, daß diese Tatsachen für sich sprechen und keines weiteren Kommentars bedürfen."

Es erscheint auch ein:"
LESERBRIEF

Rolf Kluge, Studentischer Vertreter für Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik, 46 Dortmund, 23.11.1971, Kreuzstraße 28.

Betr.: Antwort auf RCDS (der CDU,d.Vf.) Krämer Beitrag im Scheibenwischer: 'Informationssperre für Wirtschaftslehrstudenten?'

Die inhaltliche Betrachtung dieses Artikels offenbart die schockierende Unkenntnis des RCDS-Verfassers Gerd Krämer über die diesen Bereich betreffenden Fragen. Allein die Tatsache, daß der ehemalige RCDS Vorsitzende W. Buß stellvertretender Studentensprecher bis Ende dieses Semesters ist (de jure nach Wahl im Okt. 1970), scheint unbekannt, weil unverständlich, daß nicht dann von dieser Seite aktiver Einsatz gezeigt wurde.

Die schlechte Mitarbeit des Stellvertreters in diesem Fach wurde durch den zeitlichen Aufwand für den RCDS entschuldigt.

Um so weniger verständlich sind die ungerechtfertigten Thesen des RCDS, da er sich hier praktisch selbst angreift und seinem bisher 'profiliertesten Vertreter' (Gänsefüßchen von der Red.) eine Rüge erteilt. Hier beißt sich der Hund in seinen eigenen Schwanz.

Inhaltlich muß Herrn Krämer gesagt werden, daß seine Arbeitslehre/Hinführung zur Wirtschafts- und Arbeitswelt die Vorstellungen des Lehrplanes von NRW (Blaues Wunder) sind.

Ein Hochschulstudium für diesen gesamten Komplex existiert nicht.

An unseres Hochschule kann
1.) Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik
2.) Technologie und Didaktik des techn. Werkens
3.) Haushaltswissenschaft für die Fächer des Blauen Wunders studiert werden.

Mit der irrigen Meinung einer Verknüpfung dieser Bereiche an der PH muß endlich Schluß gemacht werden. Das Studium an der PH kann jeweils einen oder höchstens zwei Bereiche des Lehrplanes abdecken.

1.) Wirtschaftslehre
2.) Technologie
3.) Hauswirtschaftswissenschaft
4.) Wirtschaftslehre und Technologie
5.) Wirtschaftslehre und Haushaltswissenschaft.

Wenn diese Regelung auch unbefriedigend ist, so existiert sie doch in der Prüfungsordnung und kann bis jetzt nicht umgangen werden. Nach meiner Vorstellung wäre die angemessenste Form die Fachlehrerausbildung an der FH für Technik und Wirtschaft.

Das Streben nach einem geschlossenen Studienangebot für das Fach Wirtschaftswissenschaft war immer die Tendenz der Koordinierungsgespräche zwischen den Lehrenden und den Studentenvertretern. Um dieses Ziel zu erreichen, ist intensivste Zusammenarbeit der Beteiligten nötig. Die Lehrbeauftragten waren hierzu bisher nicht bereit, zumal dem zukünftigen Lehrstuhlinhaber nicht vorgegriffen werden sollte. Sie haben aber Vorschläge zur Studienordnung von Platte und Hühner und die Studienordnung der PH Bremen von mir als Richtungshilfen erhalten.

Auch wurden diese Exemplare auf der letzten Studentenversammlung am 15.6.1971 verteilt (Zu den Fragen des RCDS an den Studentensprecher der Wirtschaftslehre: Anm. der Red.)
ad 1: Eine Studentenversammlung zu Beginn des Semesters wurde einberufen. Es mußten nur die Ergebnisse der letzten Berufungsausschußsitzung und die Entscheidung von Herrn John abgewartet werden. Dieses sind mit die wichtigsten Diskussionspunkte für eine Studentenversammlung. Der Berufungsausschuß mußte sich nochmals vertagen. Da die nächste Sitzung erst Anfang Dezember stattfindet, wurde die Studentenversammlung am 23.11.1971 einberufen. Sie mußte jedoch auf Ergebnisse des Berufungsausschusses verzichten.

ad 2: Die Berufungsveranstaltungen sind entgegen Herrn Krämers Meinung nicht beendet. Wohl die Probeveranstaltungen zur Besetzung des Lehrstuhls.

Auf der Studentenversammlung wurde über die Kandidaten Amrath, Decker, Katterle, Harloff, Hühner, Dedering, Golans, Torspecken, Schulz und Platte informiert.

ad 3: Die Gespräche sind nicht versandet. Aber es gab zwischenzeitlich keine. Das letzte fand am 5.2.1971 statt. Danach konnten durch 'Terminschwierigkeiten' der Lehrbeauftragten keine Gespräche mehr stattfinden. An diese Stelle trat vorläufig die Bitte an die Lehrbeauftragten, ihre Veranstaltungen in Kurzgliederung den Studenten zur Verfügung zu stellen. Das nächste Koordinationsgespräch ist für den 24.11.1971 geplant.

ad 4: Der Erlaß des Kultusministers vom 30. Juni 1969 - III A 40-11/0 Nr.3394 - liegt mir vor (müßte ebenfalls beim AStA der PH Ruhr - AStA der Abteilungen liegen). Die Wahlfachprüfung in Wirtschaftswissenschaften wird bisher nicht als Teilprüfung für das 2. Fach an der Realschule anerkannt, weil dieses Fach laut Erlaß nicht an der Realschule unterrichtet wird.

Die Wahlfachprüfungen für Hauswirtschaftswissenschaft und Werken (Technisches Werken) führen dagegen zur Fakultas an der Realschule.

Der RCDS erweist sich und den Studenten einen schlechten Dienst, wenn er mit unsachlicher Polemik den Studentenvertreter und nicht die katastrophalen Zustände des Faches angreift. Um hier etwas zu verändern, müssen sich die Studenten solidarisieren und gemeinsam Lösungen erarbeiten."

Es folgt:"
STICHMANNS STELLUNGNAHME ZUM ARTIKEL IM LETZTEN ASTA-INFO

Stellungnahme Stichmanns am 25.11.1971 vor den Praktikumsteilnehmern: 'Das (im Asta-Info, d. Red.) Geschriebene ist völlig richtig. Auch die Anmerkung der Redaktion bezüglich des arroganten Verhaltens trifft zu. Man könnte es vielleicht auch noch als zynisch bezeichnen. Wenn nämlich eine Diskussion auf ein Niveau herabsinkt, das ich als Dummheit oder Stupidität bezeichnen möchte, weigere ich mich, in so einem Fall karitativ aufzutreten. Insgesamt gesehen hat der Artikel bei mir und meinen Kollegen große Heiterkeit verursacht. Wenn der Artikel noch einen Punkt, den ich ungefähr folgendermaßen formuliert habe, 'Sie sollten sich vor Augen halten, daß die Werktätigen 8 Stunden intensiv arbeiten müssen, um unter anderen die Steuern aufbringen zu können, die den Studenten das Studium ermöglichen', enthalten hätte, wäre ich sogar bereit gewesen, 10 DM für den Abzug des Papiers zu spenden.'

ANMERKUNG DER REDAKTION:
Herr Stichmann hat recht, wenn er behauptet, daß die Werktätigen die Steuern für das Studium der Studenten aufbringen müssen. Wäre es dann jedoch nicht logisch, daß ihnen auch das Wissen der Ausgebildeten zugute käme?

Das ist keineswegs der Fall!

Die von dem Geld der Werktätigen Ausgebildeten werden in den Dienst des Kapitalisten genommen und müssen ihnen helfen, eben jene Werktätigen auszubeuten.

Ein Beispiel: Ein Student studiert auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung Werbepsychologie, wird dann in einem kapitalistischen Unternehmen angestellt und treibt mit Hilfe seines Fachwissens die Bevölkerung zu immer größerem Konsum an, indem er z.B. die Illusion erzeugt, man könne mit einer bestimmten Zigarettenmarke ein glücklicheres Leben führen.

D.h., das Wissen der Ausgebildeten kommt nicht den Werktätigen zugute, sondern dient der Profitvermehrung des Kapitalisten.

Herr Prof. Dr. W. Stichmann hat übrigens an diesem Donnerstag zum ersten Mal in diesem Semester für einige Zeit am Praktikum teilgenommen. Er gab eine Einführung, die in die Thematik bzw. Arbeit dieses Tages einführen sollte. Man fühlte sich dabei an seine Schulzeit erinnert, denn es wurde ein Frage und Antwort-Spiel praktiziert, daß die Anwesenden nur frustrieren, nicht aber zur Arbeit motivieren konnte."

Gefragt wird:"
WAS GESCHIEHT MIT UNSEREN 15 DM SOZIALBEITRAG?

Zu Beginn dieses Semesters wurden von jedem Studenten 15 DM Sozialbeitrag gefordert. Diesen Betrag setzte der Senat der PH Ruhr in der neuen Sozialbeitragsordnung vom 14. Juni 1971 fest, die im ASTA ausliegt.

Am Mittwoch, dem 24.11. legte Dieter Burg, der Finanzreferent des AStA's, der SK den Entwurf des Haushaltsplans für das WS 71/72 vor. Nach kurzer Diskussion wurde der Plan in der vorliegenden Form angenommen. In diesem wird u.a. aufgeschlüsselt, was mit den 12 DM geschieht, die für die studentische Selbstverwaltung vorgesehen sind.

Was geschieht mit den restlichen 3 DM?

In Paragraph 4 Absatz 25 der Sozialbeitragsordnung heißt es: 'Für die Förderung der sozialen Belange der Studenten.'

Zur Zeit überprüft der AStA, ob von diesen Mitteln ein Rechtsbeistand finanziert werden kann, der allen Studenten kostenlos zur Verfügung stehen soll."

Es folgen:"
BÜCHERTIPS FÜR DAS FACH ENGLISCH

Aufgrund mehrerer Semester Studienerfahrung möchte ich an dieser Stelle einige empfehlenswerte englische Fachbücher vorstellen:

1.) Harald Gutschow 'Englisch an Hauptschulen', Cornelsen Verlag Berlin und Bielefeld 1968 (6. Auflage).
2.) Robert Lado 'Moderner Sprachunterricht', Max Huebner Verlag, München 1969 (2. Auflage).
3.) Ernst Leise 'Das heutige Englisch', Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1967 (4. Auflage).
4.) Werner Tiggemann 'Unterweisungstechnik im mündlichen Englischunterricht - Moderner Englischunterricht, Arbeitshilfen für die Praxis (3), Hermann Schroedel Verlag KG Hannover - Verlag Lambert Lensing Dortmund, Hannover 1970 (2. Auflage).
5. Eleonore Cladder 'Englisch' (Didaktik - Schriftenreihe für den Unterricht an der Grund u. Hauptschule), Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf 1968 (1. Auflage).
6.) Helmut Heuer 'Die Englischstunde', Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsforschung, A. Henn Verlag, Wuppertal-Ratingen 1969, Band 17.
7.) Helmut Heuer 'Brennpunkte im Englischunterricht', A Henn Verlag, Wuppertal-Ratingen 1970, Band 22.

Diese Aufzählung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit."

In einem Kasten wird eine Studentenvollversammlung für den 1.12.1971 angekündigt und es folgt eine:"
EINSCHÄTZUNG ZUM HOCHSCHULRAHMENGESETZ

I. Nachdem nunmehr Gesetzestexte zum Hochschulrahmengesetz in genügender Anzahl im ASTA vorhanden sind, stellen wir im Folgenden eine Einschätzung dieses Gesetzes durch Kommilitonen aus dem SVI-Bundesvorstand zur Diskussion. Dieser erste Diskussionsbeitrag beschäftigt sich mit dem gesamten Gesetzeswerk und mit den flankierenden Maßnahmen der Bildungspolitik. Auseinandersetzungen mit einzelnen Paragraphen des Gesetzes und Stellungnahmen zu entsprechenden Ausführungsverordnungen werden folgen (vgl. die Information am Schluß der Einschätzung)."
Es folgt die HRG-Einschätzung aus dem SVI-Bundesvorstand (vgl. Nov. 1971) und als letztes folgender Artikel:"
ORDNUNGSRECHT BEI GREMIENBOYKOTT
NEUE INFORMATION ÜBER DAS HOCHSCHULRAHMENGESETZ

Nach dem neuesten Diskussionsstand zum HRG soll der Boykott der Gremien mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen gegenüber Studenten geahndet werden.

Härteste Maßnahme: AUSSCHLUß VOM STUDIUM.

In dem Text heißt es: (s. Materialien zur Bildungsplanung 8 des SVI, Seite 19).

Paragraph 19a:
'Verhalten der Mitglieder der Hochschule'
(1) Die Mitglieder der Hochschule haben, unbeschadet weitergehender Verpflichtungen aus einem Dienst- oder Arbeitsverhältnis, sich so zu verhalten, daß die Hochschule und ihre Organe ihre Aufgabe erfüllen können und die an der Hochschule tätigen Personen nicht gehindert werden ihre Rechte und Pflichten wahrzunehmen.

(2) Verletzen Mitglieder der Hochschule die ihnen nach Absatz I obliegende Pflicht, so trifft das zuständige Hochschulorgan nach pflichtgemäßem Ermessen die Maßnahmen, die der Schwere der Pflichtverletzung angemessen sind. Das Nähere über die Zuständigkeit, das Verfahren und die nach Satz I zu treffenden Maßnahmen wird durch Gesetz geregelt: als Maßnahmen sind insbesondere vorzusehen:
1. Verwarnung.
2. Befristete Versagung der Teilnahme an einzelnen Lehrveranstaltungen.
3. Für Fälle besonders schwerer oder wiederholter Pflichtverletzungen Ausschluß als Mitglied der Hochschule bis zu …Jahren.

(3) Absatz 2 gilt nicht, wenn beamten- oder arbeitsrechtliche Bestimmungen angewendet werden können.

(4) Ist jemand als Mitglied einer Hochschule nach Absatz 2 Nr.2 ausgeschlossen worden, so ist ihm für die Dauer des Ausschluß die Aufnahme als Mitglied einer anderen Hochschule zu versagen, wenn nach den Umständen des Einzelfalls anzunehmen ist, daß er die ihm nach Absatz I obliegende Pflicht auch an dieser Hochschule in gleich schwerwiegender Weise verletzen wird. Für Streitigkeiten nach Paragraph 19 a Absatz 2 und 4 ist der Verwaltungsrechtsweg gegeben.'

KAMPF DEM MITBESTIMMUNGSBETRUG!

FÜR DIE AUFRECHTERHALTUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFTEN IN ALLEN GREMIEN!"
Q: AStA der PH Dortmund:AStA-Information Nr.3,Dortmund 1.12.1971

06.12.1971:
Vermutlich in dieser Woche erscheint an der PH Dortmund ein Flugblatt der Aktion Spanienhilfe unter Verantwortung von Kolja Mydlak, 46 Dortmund, Rettenbacherstraße 29:"

Kommilitonen, Freunde, Genossen!

Während in diesen Tagen in der BRD die Metallarbeiter streiken, geht in Asturien/Spanien ein Streik weitaus schärferen Ausmaßes, DER STREIK VON TAUSENDEN VON BERGARBEITERN (vgl. 2.10.1971,d.Vf.), bereits in die 10. Woche. Die Bilanz der Streikwelle der letzten beiden Monate in Spanien bietet ein erschütterndes Bild vom TERROR UND GEWALT DER FASCHISTISCHEN MACHTHABER und ihres verbrecherischen Polizeiapparates: mindestens 6 Tote, zahlreiche Verletzte und eine nicht genau bekannte Zahl von Verhaftungen. SANKTIONEN VON SEITEN DER UNTERNEHMER, wie Aussperrungen, Entlassungen, sowie Zwang, Nötigungen und Erpressungen taten ein übriges - und das unter den Augen der ausländischen Presse, die es der herrschenden Klasse Spaniens bisher ermöglichte, unbesehen von einer ausländischen Öffentlichkeit zu agieren.

HIER EINIGE DATEN AUS DEM SOZIALEN ALLTAG SPANIENS: 10 - 12 Mark durchschnittlicher Tageslohn vieler Arbeiter; 10 - 14 Stunden durchschnittliche tägliche Arbeitszeit; völlig unzureichende Sozial- und Krankenversicherung: Invalidenrenten von ca. 150 DM monatlich, Renten, von denen oft die ganze Familie ernährt werden muß.

Die Streikenden sind finanziell völlig auf sich gestellt. Unterstützt werden sie nur von den illegalen Oppositionsbewegungen in Spanien und im Ausland. Die wenigen vorhandenen Mittel gehen nun zur Neige, viele Arbeiterfamilien sind in ihrer Existenz bedroht. SIE BRAUCHEN DESHALB AUCH UNSERE SOLIDARITÄT!

UNTERSTÜTZT DEN STREIK DER ASTURISCHEN BERGARBEITER!

SPENDET GELD ZUR AUFRECHTERHALTUNG DES STREIKS!

NIEDER MIT DER FRANCO-DIKTATUR, FÜR EIN FREIES SPANIEN!

Geldbeträge können jederzeit im Büro des AStA abgegeben werden. Als Konten stehen zur Verfügung: Stadtsparkasse Herne 209. 010. 560 (K. Mydlak) oder Postscheckkonto Essen 161319 (P. Kühne),Stichwort 'Spanienhilfe'."
Q: Aktion Spanienhilfe:Flugblatt,Dortmund o.J. (Dez. 1971)

08.12.1971:
Die Nr.4 der 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 1.12.1971, 15.12.1971) erscheint durch den AStA der PH Dortmund mit 8 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1. Das Studentenwerk Dortmund (StW - vgl. 29.11.1971)
2. Information für alle Englischstudenten
3. Zur Entstehungsgeschichte und zur Herstellung der DOS
4. HPH - Rücktritt eines ASTA-Referenten (vgl. 29.11.1971)
5. Fächergruppenversammlung Pädagogik (vgl. 1.12.1971)
6. Fächergruppenversammlung Sprachen (vgl. 1.12.1971)
7. Cartoon
8. Angela Davis

Auf dem Titelblatt finden sich - bis auf die SV - unveränderte Termine.

Zwischen Titelblatt und - laut AStA-Numerierung - Seite 2 findet sich folgende Ankündigung:"
Ab SOFORT GANZTÄGIG studentischer Aufenthaltsraum RAUM 115 im Hauptgebäude, 1. Stock, auf dem Gang zwischen H I und H II.

AUTOMATEN werden in Kürze aufgestellt.

Der ASTA bittet die Studentenschaft diesen Raum UNBEDINGT als AUFENTHALTSRAUM
zu benutzen, damit die MENSA entlastet und ihrer Funktion als Eßraum wieder gerecht wird!"

Zum Studentenwerk (StW) erscheint folgende:"
BERICHTIGUNG ZU ASTA-INFO NR.2

Die Behauptung, Klinkhammer gebe nur noch Informationen an den Vorstand, die er im Sinne des Studentenwerks vertreten kann, muß ergänzt werden. Bis auf Hammer, der das Vertrauen des Geschäftsführers nicht besitzt, können alle Mitglieder des Vorstands von Klinkhammer Informationen bekommen.

Anmerkung der Redaktion:
Na und? Welche Informationen er gibt, das bleibt weiterhin dem Geschäftsführer überlassen.

Gewiß, es gibt da feine Unterschiede. Gibt er die Informationen einzeln an die Vorstandsmitglieder, hat er die Möglichkeit, das Vertrauen, das er in den einzelnen setzt, graduell zu unterscheiden.

Wir korrigieren uns um ein weiteres, DER VORSTAND (!) hatte wirklich noch keine Gelegenheit, in dieser Zusammensetzung zu mauscheln."

Vom Fachsprecher Englisch folgt eine:"
INFORMATION FÜR ALLE ENGLISCHSTUDENTEN

In der Englischbibliothek in der Kreuzstraße (Fächerbibliothek Sprachen) liegen Abzüge mit dem Angebot für das Fach Englisch im SS 1972 aus."

In eigener Sache äußert man sich:"
ZUR ENTSTEHUNSGESCHICHTE UND ZUR HERSTELLUNG DER DOS

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Der AStA, der aus den Gruppen PGH (Projektbereich Gesamthochschule in Zusammenarbeit mit der ESG), SHB (Sozialdemokratischer Hochschulbund) und GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Hochschulgruppe) besteht, mußte im Laufe der Zeit bei den Ausgaben von SAW (Schwarz auf Weiß) feststellen, daß diese immer weniger den Interessen der Studenten, also der Information und Aufklärung dient.

Außerdem erschien SAW selten und unregelmäßig, so daß aktuelle Ereignisse in SAW nie gebracht wurden.

Im Oktober dieses Jahres beschloß der PGH, die tragende Gruppe des AStA dieser PH, zur schnellen, aktuellen und gründlichen Information der Studenten, wöchentlich ein 'ASTA-INFO', die DOS (Dortmunder Studentenzeitung) herauszugeben.

HERSTELLUNG

Jedes der mehr als 20 PGH-Mitglieder sammelt und schreibt aktuelle Informationen auf, die am Freitagnachmittag (Redaktionsschluß ist um 12 Uhr) von einem Redaktionskollektiv, das aus Mitgliedern des PGH besteht, redigiert werden.

Wir sind dankbar für jede Information und Beiträge von seiten der Studentenschaft, die das Informationsangebot ergänzen. In ASTA-Info Nr.3 z.B. druckten wir einen Beitrag von Rolf Kluge, dem Sprecher für Wirtschaftswissenschaften und ihre Didaktik ab.

Am Montagmorgen werden die fertigen Artikel abgetippt; d.h. die einzelnen Artikel, in der vorher festgelegten Reihenfolge, werden auf DIN A 4 Seiten geklebt.

Am Dienstagmorgen werden im AStA von den einzelnen Seiten auf fototechnischem Wege Matrizen hergestellt.

Je nach Seitenzahl wird dann während des Dienstagnachmittags gedruckt, d.h. Matrizen werden 1 200 mal abgezogen. Beim Info Nr.3 (17 Seiten) brauchten wir dazu sechs Stunden. Anschließend müssen noch sechs Leute die Seiten zusammenheften, was noch einmal etwa zweieinhalb Stunden Arbeit bedeutet.

Diese Ausführungen sind ein Beispiel dafür, wie der AStA seinen Etat anwendet."

Der letzte Artikel lautet:"
ANGELA DAVIS

Angela Davis ist 27 Jahre alt, Philosophie-Professorin, Mitglied der Kommunistischen Partei der USA, aktive Bürgerrechtskämpferin, sympathisiert mit der Black-Panther-Partei (BPP,d.Vf.).

Die Kommunistin Angela Davis wartet in den USA auf ihren Prozeß. Sie wird des Mordes und der erpresserischen Entführung angeklagt. Hierfür gibt es jedoch keinerlei Beweise. Dem amerikanischen System geht es nur darum, mit Hilfe der Justiz Andersdenkende auszulöschen.

Im folgenden eine Erklärung von Angela Davis: 'Die reaktionäre Justiz unseres Landes verfolgt mich, weil ich eine kommunistische Revolutionärin bin, die zusammen mit Millionen unterdrückter Menschen der ganzen Welt an einer revolutionären Bewegung teilnimmt und alle Bedingungen beseitigen will, die unserer Freiheit im Wege stehen.

REVOLUTIONÄR - VERBRECHER?

Weshalb fordert der amerikanische Staat mein Leben? Nicht, weil ich die gefährlichste Verbrecherin bin, als die er mich hinstellt, nicht weil die erlogenen Beschuldigungen, für die es keinerlei Beweise gibt, zutreffen, sondern deshalb, weil in seiner verdrehten Vorstellung ein Revolutionär von vornherein ein Verbrecher ist.

VÖLKERMORD

Unsere Feinde sehen sich mit der wachsenden Erkenntnis des Volkes konfrontiert, daß die konzentrierten Anstrengungen, Revolutionäre zu liquidieren, nur eine weitere Form des täglichen Völkermordes sind, der auf das Konto der Brutalität der Polizei und der elenden Lebensbedingungen in den Ghettos und den Wohngebieten an den Stadträndern kommt. Die Volksmassen werden ihre Verpflichtungen erfüllen, alle Männer und Frauen zu schützen und zu verteidigen, die ihr Leben dem Kampf für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Freiheit gewidmet haben. Möge es keinen Zweifel daran geben - der Sieg wird bald unser sein.'"

Aufgerufen wird auch zur Mitgliederversammlung der GEW-Hochschulgruppe (vgl. 13.12.1971).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.4,Dortmund 8.12.1971

13.12.1971:
Für die GEW-Hochschulgruppe an der PH Dortmund luden A. Merle und J. Brinkmann zur Mitgliederversammlung um 17 Uhr in der Westfalenschänke ein. Die vorgeschlagene Tagesordnung lautet:"
1. Neuformierung der Hochschulgruppe
2. Die GEW im ASTA
3. Vorbereitung für die SK-Wahl im Januar
4. Bericht von der Landesdelegiertenkonferenz der Fachgruppe 'Hochschule'
5. Verschiedenes"
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.4,Dortmund 8.12.1971,S.8

15.12.1971:
An der PH Dortmund erscheint die Nr.5 der 'AStA-Information - DOS (Dortmunder Studentenzeitung)' (vgl. 8.12.1971, 19.1.1972) durch ein Redaktionskollektiv aus Mitgliedern des PGH/ESG mit 10 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1.) Das Sozialreferat informiert: Betrifft Wohngeldfrage
2.) Inge Sollwedel: Das Bild der Frau in deutschen Lesebüchern, aus 'Betrifft Erziehung', 9/1971 (B:E - vgl. Sept. 1971).
3.) Cartoon
4.) Grundgesetz - auf Grund gesetzt
5.) Streik in Spanien
6.) Gar nicht (fast gar nichts)

Im ersten Artikel heißt es:"
DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: BETRIFFT WOHNGELDFRAGE

Nach Gerüchten in Dortmund soll den Studenten, die bisher trotz Förderung nach dem Honnefer Modell Wohngeld erhalten haben, nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz kein Wohngeld mehr gezahlt werden, mit der Begründung, daß im BAFÖG Höchstsatz ja schon 120 DM Wohngeld enthalten seien.

Auf Nachfrage des Sozialreferats beim Amt für Wohngeld wurde mitgeteilt, daß bis jetzt noch 'keine Weisung von oben' eingetroffen sei, wie nach BAFÖG mit dem Wohngeld verfahren werden soll.

Diese Tatsache wird bestätigt durch eine Information vom VDS (Verband Deutscher Studentenschaften), die wir im folgenden wiedergeben (vgl. 6.12.1971,d.Vf.). …

Wir bitten Euch, derartige Fälle dem AStA bekanntzugeben, damit wir einen Überblick darüber bekommen, wie die Situation in Dortmund aussieht, um evtl. mit anderen Hochschulen in dieser Sache gemeinsam etwas unternehmen zu können. Antragsformulare für Wohngeld sind übrigens im Dortmunder Stadthaus im Amt für Wohnungswesen zu erhalten."

Zu den späteren Berufsverboten (BV) bzw. zum GG wird gefragt:"
GRUNDGESETZ - AUF GRUND GESETZT?

Die wachsende Zahl von Fällen, in denen Menschen wegen ihrer politischen Gesinnung der Eintritt in den öffentlichen Dienst verweigert wird, hat zahlreiche Reaktionen (z.B. Bildung von Initiativkreisen, Herausgabe von Schriften) ausgelöst. Die Mißachtung der Grundrechte von Seiten der Herrschenden ist eindeutig (s. auch AStA-Info Nr.3 (vgl. 1.12.1971,d.Vf.)). Um diesem Bruch des Grundgesetzes entgegenzutreten, werden alle fortschrittlichen Kräfte aufgerufen, die im Grundgesetz verbrieften Grundrechte gegen die Angriffe der Bürokratie zu verteidigen.

Gegen diese Kräfte scheinen die bis jetzt getroffenen Maßnahmen der Regierung die ersten Schritte zu sein. Sie gehen gegen Lehrer, Studenten und Angestellte im öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.) vor. Soll hier die juristische Legitimation für weitere Schritte gelegt werden!? Entscheidet in Gegenwart und Zukunft die Einstellung über die Einstellung!?

So zeigt sich im Fall Bernhard Laux, der Mitarbeiter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist und, obwohl parteilos Kontakte zu Kollegen der DKP und der DFU pflegt, daß anscheinend schon aktives Eintreten für demokratische Rechte und Mitgliedschaft in der Gewerkschaft ausreichen, um unserer Schule einen fähigen Pädagogen vorzuenthalten.

Wenn jegliche prinzipielle Systemkritik für unvereinbar mit dem Grundgesetz erklärt wird, läßt sich mühelos eine generelle Unvereinbarkeit der Tätigkeit in einer progressiven Organisation mit der Tätigkeit im Staatsdienst konstruieren.

Erinnern wir uns an den Adenauer-Erlaß von 1950/51, der den Beamten verbot, Kommunist zu sein oder fortschrittlich zu denken."

Es folgen zwei Beschlüsse der Landesregierung NRW (vgl. 25.9.1950, 16.10.1950). Der AStA formuliert dazu:"
Zu diesem Erlaß bleibt noch das unscheinbare Wörtchen 'insbesondere' zu erwähnen, das wohl aussagen soll, daß ohne weiteres noch andere Organisationen zu den 'Geächteten' gerechnet werden können.

Fazit:
1.) Der Schlag gegen Kommunisten ist ein Schlag gegen alle Fortschrittliche (s. Laux).
2.) Der Antikommunismus bedeutet die Wiedereröffnung des kalten Krieges in unserem Lande.
3.) Offener Rechtsbruch ist ein Mittel des Faschismus."

Berichtet wird auch über den "Streik in Spanien" von den Bauarbeitern in Madrid (vgl. 13.9.1971) und u.a. vom 2.10.1971 bzw. 18.10.1971:"
Seit Anfang Oktober streiken Tausende von Bergarbeitern in Asturien. 2 Wochen später legten die Arbeiter des größten staatlichen staatlichen Automobilwerks (Seat), das italienische Fiat-Wagen in Lizenz baut, die Arbeit nieder. Überall im Lande brachen nun Streiks aus.

Das Regime reagierte mit Aussperrung, Entlassungen und brutalem Polizeiterror.

Resultat: mindestens 6 Tote, zahlreiche Verletzte und eine nicht genau bekannte Zahl von Verhafteten, auf die hohe Strafen warten, nach dem neuen Militärstrafrecht Spaniens sollen Aktionen von 'Terroristen' mit Todesstrafe oder 30 Jahren Haft bestraft werden.

Als terroristisch gelten bereits 'Organisationen oder Gruppen, deren Ziel es ist, die Einheit des Vaterlandes oder die Unverletztlichkeit seiner Institutionen zu attackieren').

UNTERSTÜTZT DIE STREIKENDEN!

Die Streikenden sind finanziell völlig auf sich gestellt. Unterstützt werden sie nur von den illegalen Oppositionsbewegungen in Spanien und im Ausland. Die wenigen vorhandenen Mittel gehen zur Neige, viele Arbeiterfamilien sind in ihrer Existenz bedroht. Sie brauchen deshalb auch unsere Solidarität.

UNTERSTÜTZT DEN STREIK DER SPANISCHEN ARBEITER!
SPENDET GELD ZUR AUFRECHTERHALTUNG DES STREIKS!
NIEDER MIT DER FRANCO-DIKTATUR!
FÜR EIN FREIES SPANIEN!

Im AStA steht eine Sammelbüchse für Eure Spenden bereit. Als Konten stehen zur Verfügung: Stadtsparkasse Herne 209. 010. 560 (K. Mydlak) oder Postscheckkonto Essen 161319 (P. Kühne), Stichwort 'Spanienhilfe'."

Angekündigt wird ein Teach-In des SHB (vgl. 22.12.1971) ansonsten sind die Termine unverändert und als letzter Beitrag folgt in der Rubrik "Gar nichts (fast gar nichts)" ein Gedicht:"
TANNE - SCHNAPS

WAS IST DENN BLOSS LOS?

Alle laufen sich die Füße wund,
kaufen ein und kommen auf den Hund.

WAS IST DENN BLOSS LOS?

Ein weißbärtiger Opa in roter Tarnfarbe
watzt von Schornstein zu Schornstein.
Schmeißt hier was rein,
dort läßt er's sein.

WAS IST DENN BLOSS LOS?

Ein paar Tage vergehn,
Ach das Fest war so schön!
Klaus bekam eine Eisanbahn,
jetzt sieht man sie Müllmänner nah'n.

WAS WAR DENN BLOSS LOS?

Alle rennen in die Läden.
kaufen Bomben, Molotows und
anderes Ballerzeug.

WAS IST DENN BLOSS LOS?

Kommt endlich die Revolution?
Es kracht und blitzt und jault!
- Und am Morgen spielen die Wiener den walzer

WAS WAR DENN BLOSS LOS?

Also die Revolution war's nicht!"

Auf der letzten Seite heißt es unter einem Bild von Karl Marx:"
I'm dreaming of a RED Christmas!!!
(Die Revolution 1917 fand im WINTER statt)

DOS WüNSCHT: FROHE OSTERN! FROHE PFINGSTEN! FROHEN 1. MAI!, FROHES STUDIUM!, FROHE TAGE!, FROHEN BEISCHLAF!, FROHEN STUHLGANG!, FROHE NÄCHTE!, FROHE MANIPULATION!

FREUT EUCH!"
Q: AStA PH Dortmund:AStA Information Nr.5,Dortmund 15.12.1971; DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.36

21.12.1971:
Für den Rektor der PH Ruhr protokollierte Dr. Wellmer die:"
Sitzung des Senatsausschusses für Tutorenfragen am 21.12.1971

Der vom Senat in seiner Sitzung am 13.12.1971 eingesetzte Ausschuß für Tutorenfragen hat am 21.12.1971 von 9 Uhr 15 - bis 13 Uhr 15 erstmals getagt. Teilgenommen haben:
Der Rektor (zeitweise)
Prof. Dr. Benkmann
Frau Dr. E. Nyssen
J. Tillmann
Frau H. Gall
Dr. Wellmer (berantend)

Die Beratungen des Ausschusses erstreckten sich hauptsächlich auf die von der WRK mit Rundschreiben Nr.662 vom 22.11.1971 gestellten Fragen bezüglich der Erfahrungen der Hochschule mit Tutoren.

Der Ausschuß hat die von der WRK gestellten Fragen wie folgt beantwortet:
1. ENTSPRICHT DIE BESCHREIBUNG DER AUFGABEN DER TUTOREN IN DEN KMK-RICHTLINIEN DEM TUTORENMODELL IHRER HOCHSCHULE?

Der Einsatz von Tutoren als ein hochschuldidaktisches Mittel in der Reform des Studiums hat zum Ziel, dem Studenten in vermehrtem Umfang Gelegenheit zu intensiver Kleingruppenarbeit anzubieten.
Tutorien sollen als Teil hochschuldidaktischer Experimente für kontrollierte Innovationsversuche eingesetzt werden.

Tutorien sollen weiterhin das angebotene Lehrprogramm intensivieren, inhaltlich ergänzen und eine kritische Auseinandersetzung mit ihm fördern und auch der Behandlung von Fragestellungen dienen, die von Studenten formuliert werden.

Tutorien dürfen nicht zur Erweiterung der Lehrkapazität im Rahmen des herkömmlichen Lehrangebots eingesetzt werden.

Mit dem Ziel hochschuldidaktischer Erneuerung kommen als Aufgaben für Tutoren insbesondere in Betracht:
Anleitung zum Studium,
Einführung in die Arbeit mit wissenschaftlicher Literatur,
Anleitung zur Technik des wissenschaftlichen Arbeitens,
begleitende Studienberatung,
Einrichtung von Tutorien als Teil hochschuldidaktischer Experimente, z.B. für interdisziplinäre Kooperation, Projektarbeit, systematische Beobachtung von Kleingruppenarbeit.

2. MIT WELCHEM GRAD VON SACHLICHER SELBSTÄNDIGKEIT SOLLEN TUTOREN ARBEITEN?

Tutorien können Lehrveranstaltungen beigeordnet, in sie eingeordnet oder selbständig sein.

Tutorien können beantragt werden von der zuständigen Fachvertretung der Studenten (Fachschaften) sowie von allen an der Hochschule Lehrenden.

Über die Anträge entscheidet im Rahmen der verfügbaren Mittel der vom Fachbereich für das betreffende Fach bzw. die betreffenden Fächer eingesetzte
Ausschuß.

Dieser Ausschuß ist zu gleichen Teilen mit Studenten und Lehrenden zu besetzen.

3. WIEVIEL SEMESTERWOCHENSTUNDEN SOLL DIE ARBEIT DER TUTOREN INSGESAMT (D.H. ARBEIT IN DER GRUPPE UND VORBEREITUNGSZEIT) UMFASSEN?

Der monatliche Zeitaufwand für den Tutor sollte maximal 50 Stunden in den Vorlesungsmonaten betragen.

Die vorlesungsfreie Zeit ist für die hochschuldidaktische Weiterbildung, die Vertiefung des für das Tutorium notwendigen Fachwissens und die organisatorische Vorbereitung bzw. Auswertung zu nützen.

4. IN WELCHEN PUNKTEN WIDERSPRECHEN DIE KMK-RICHTLINIEN DEN BEREITS DURCHGEFÜHRTEN ODER GEPLANTEN MODELLEN DER TUTORENARBEIT IN IHRER HOCHSCHULE?

Die Pädagogische Hochschule Ruhr ist der Meinung, daß
- Tutorien in allen Fächern eingerichtet werden sollen,
- die Größe der Tutorengruppen 8 Studenten nicht überschreiten soll,
- studentische Tutoren nicht zur Entlastung der Hochschullehrer eingesetzt werden sollen,
- studentische Tutoren in Abstimmung mit dem jeweiligen Hochschullehrer selbständig tätig sein sollen,
- studentische Tutoren nach Möglichkeit 2 Monate vor Beginn der Tutorien beauftragt werden sollen, um eine angemessene Vorbereitungszeit zu gewährleisten.

Anschließend weist der Ausschuß darauf hin, daß die Einrichtung von Tutorenstellen auf keinen Fall zu einer Einsparung von im Stellenplan ausgewiesenen Personalstellen führen darf."
Q: PH-Ruhr-Der Rektor:Betr.:Sitzung des Senatsausschusses für Tutorenfragen am 21.12.71,Dortmund 7.1.1972

22.12.1971:
An der PH Dortmund will der SHB vermutlich diesen Mittwoch ein Teach-In zum Thema "Alternative an den Hochschulen" durchführen.
Q: AStA PH Dortmund:AStA Information Nr.5,Dortmund 15.12.1971,S.1 und 7

23.12.1971:
An der PH Dortmund beginnen die Weihnachtsferien (vgl. 7.1.1972).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Info Nr.5,Dortmund 15.12.1971,S.1

Januar 1972:
An der PH Dortmund und der Ruhruniversität Bochum (RUB) führt der KSV der KPD, nach eigenen Angaben, vermutlich im Januar eine Kampagne gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes bzw. den Hamburger Erlaß (Berufsverbote - BV) durch (vgl. 3.2.1972). In dieser Kampagne habe der KSV "in Flugblättern und auf einem Teach-In den Studenten erklärt, daß nur die Front aller fortschrittlichen und sozialistischen Studenten, Angestellten und Proletariern an der Seite der Kommunisten gegen die ständigen Angriffe der Staats- und Hochschulbürokratie erfolgreich den Kampf aufnehmen kann."
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Wahlzeitung,Dortmund Feb. 1972,S.6

07.01.1972:
An der PH Dortmund enden die Weihnachtsferien (vgl. 23.12.1971).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Info Nr.5,Dortmund 15.12.1971,S.1

10.01.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt von der dortigen Studentenvollversammlung am 19.1.1972 einen:"
BERICHT VON DER SV AM 10.1.1972

Montag, 10.1.1972 an der PH Ruhr, Abt. Dortmund.

Der SK-Präsident eröffnet die Sitzung. Die von ihm vorgeschlagene Tagesordnung wird akzeptiert:
Wahl des Wahlausschusses
Nachwahl in den Ältestenrat
Verschiedenes

Folgende Kommilitonen wurden in den Wahlausschuß gewählt: Delkus, Bernikowski, Fietrich, Plischke und Ant.

Durch Exmatrikulation von drei Kommilitonen war es notwendig, eine Nachwahl in den Ältestenrat durchzuführen.

Es wurden gewählt:
Anne Schniederjoost, Anne Brinkmann und Manfred Krüger.

Der Kommilitone Springborn (RCDS (der CDU,d.Vf.)), der ebenfalls kandidierte und seine Wahlchancen sehr optimistisch einschätzte, wurde nicht gewählt.

Dann ging es um DOS (Dortmunder Studentenzeitung) und um SaW (Schwarz auf Weiß). Der AStA hatte beantragt, den Raum, der SaW beherbergt, auch DOS zur Verfügung zu stellen.

Er begründete dies damit, daß SaW den Anspruch, studentische Zeitung zu sein, seit dem Erscheinen von DOS nicht vertreten kann, da sie nur sporadisch erscheint und nicht über die aktuelle Hochschulpolitik informieren kann.

Es ging den AStA nicht darum, die 'einzige und unabhängige Zeitung', wie auf der SV behauptet wurde, zu vernichten.

Doch eines wollen wir klarstellen: SaW ist ebenso wenig unabhängig wie jede andere Zeitung. Sie kann keine wertfreien und objektiven Informationen liefern. Eine Zeitung, die sich durch Anzeigen finanziert, ist notwendigerweise gehalten, der Meinung der Inserenten zumindest nicht zu widersprechen.

Diese Ausgabe der DOS befaßt sich in mehreren Artikeln mit der 'Wertneutralität, Objektivität und Unabhängigkeit'.

Wir wollen mit DOS nicht fiktiven Ansprüchen (Wertneutral) gerecht werden.

Wir wollen weiterhin aktuell informieren.

Wir wollen weiterhin der Studentenschaft klarmachen, für welche spätere Funktion sie an der Hochschule ausgebildet wird."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.6,Dortmund 19.1.1972,S.2

17.01.1972:
Die DKP gibt vermutlich in dieser Woche ihren 'Blick auf Dortmund' (vgl. Nov. 1971, 31.1.1972) - Informationen, Hinweise, Ratschläge der DKP für demokratische Kommunalpolitik heraus.
In einer Spalte heißt es:"
SPOT(T)S ODER: SEITEN'BLICK'

WAHR IST, daß die Abteilung Heilpädagogik der Dortmunder PH in Eichlinghofen über 200 Studienplätze verfügt.

UNWAHR IST dagegen, daß man den eingeschriebenen 800 Studenten empfohlen hat, sich während der Seminare gegenseitig auf den Schoß zu nehmen (etwa: 1 Stuhl für 4 Studenten oder 1 Schoß für 3 Studentinnen)."
Q: Blick auf Dortmund Rat der Stadt Dortmund kein höheres Wesen,Dortmund o.J. (Jan. 1972)

19.01.1972:
An der PH Dortmund erscheint die Nr.6 der 'AStA-Information, DOS - (Dortmunder Studentenzeitung)' (vgl. 15.12.1971, 26.1.1972) mit elf Seiten DIN A 4 unter dem Generalthema "Was heißt schon 'wertneutral'?" mit folgendem Inhalt:"
1. Bericht von der SV am 10.1.1972 (vgl. dort)
2. 'Funktion der Erziehung in unserer Gesellschaft' von den SAG Bochum (vgl. 10.1.1972).
3. Der Tod von Georg von Rauch oder: Wie informiert die deutsche Presse?
4. Studentenheim soll für Bundeswehr zwangsgeräumt werden! (vgl. Braunschweig - 22.12.1971, 5.1.1972)
5. Kostenlose Rechtsauskunft
6. Pressespiegel aus der Hochschulwelt

Die Termine sind gegenüber der letzten Nummer unverändert.

Gefragt wird:"
DER TOD DES GEORG VON RAUCH ODER WIE INFORMIERT DIE DEUTSCHE PRESSE?

Im folgenden Bericht wollen wir nicht in erster Linie Licht in das Dunkel der Ereignisse um die Erschießung des Georg von Rauch bringen, sondern wollen aufzeigen, wie 'objektiv' und 'wertneutral' die deutsche Presse informiert. Gerade dieser Fall ist eines der krassesten Beispiele, wieviel Wertung in der Information liegt.

Versuchen wir, den Ablauf unter Zuhilfenahme mehrerer Zeitungen und Zeitschriften zu rekonstruieren:

Do/2/12/71
'stern': 'Baader-Meinhof-Gruppe - Wer stirbt als Nächster?'

Fr/3/12/71
'spiegel' 53/71:
'Die Westberliner Polizei ermittelte, von Rauch sei 'zum harten Kern der Meinhofgruppe gestoßen'. Er kommt auf die Fahnungsliste.'

Sa/4/12/71:
W-Berlin, Eisenacherstraße, ca. 17.25 Uhr: Der 24-jährige Georg von Rauch wird unter zunächst unklaren Umständen erschossen.

In den folgenden Tagen überstürzen sich Meldungen, die sich widersprechen.

Der angeblich schwerverletzte Kriminalobermeister Hans-Joachim Schultz entpuppt sich als Kriminalhauptmeister mit einem Streifschuß (er hat letzten Meldungen zufolge Rauch erschossen).

Plötzlich sollen es einige Genossen des Rauch gewesen sein, die die tödliche Kugel abschossen.

Die 'Berliner Morgenpost' schreibt noch sehr verhalten am 9/12/71, daß ein 'vierter Schütze von der anderen Straßenseite geschossen haben muß.'

Am 18/12/71 macht der 'Berliner Extra Dienst' (BED,d.Vf.) mit folgender Schlagzeile auf: 'Rauch-Tötung bei Feuergefecht - Verfassungsschutz gegen Polizei.'

Am 27/12/71 faßt der 'Spiegel' alle Gerüchte zusammen und fragt: 'Am 4. Dezember wurde in Westberlin der 24jährige Anarchist Georg von Rauch erschossen - von einem Gesinnungsgenosen, von einem Polizisten oder von einem Verfassungsschützer?'

Laut 'stern' 2/72 (vgl. 10.1.1972,d.Vf.) teilte der Chef des Berliner Verfassungsschutzamtes mit, 'zwei seiner Beamten hätten in 30 m Entfernung in einem Auto gesessen und bloß Mündungsfeuer gesehen. Wer geschossen hat, das wüßten sie leider auch nicht.'

Nach fünf Wochen, in denen eine Meldung die andere dementierte, taucht plötzlich 'Licht in das Dunkel':

Im 'Spiegel' 3/72 (vgl. 17.1.1972,d.Vf.) ist dann auch plötzlich zu lesen, daß die Brille Rauchs wieder aufgetaucht sei, anhand derer man das Kaliber der Todeskugel feststellen kann, da ist das Obduktionsergebnis bekannt (Todeskugel hat das Kaliber 7,65mm, also das bei der Polizei übliche) und vom Verfassungsschutz schon gar nicht mehr die Rede. Also, wer geschossen hat, ist klar, die Umstände bleiben unklar.

Das sind die Tatsachen um diesen verwirrenden Fall. Alle Zeitungen und Zeitschriften wollen informieren und auch die Hintergründe aufzeigen. Vergleichen wir einige Zeitschriften und das Schwergewicht ihrer Meldungen:

Der 'Spiegel', sonst das bestinformierte Blatt, fragt nur noch; der Stuhl
des Berliner Innensenators steht im Vordergrund.

Der 'stern', sozialliberal und Fast-Hauspostille der Regierung greift den Verfassungsschutz an und fordert mehr Durchblick und Demokratie.

Linke sozialistische Blätter wenden sich gegen den Polizeiterror und die Kriminalisierung der Linken.

Springers 'Morgenpost' wettert gegen die zunehmende Kriminalität.

Jeder schreibt über dieselbe Sache aus einer bestimmten Anschauung heraus und mit einer bestimmten Absicht. Jede Zeitung hat ihr Image.

Die Neutralität ist da schon nicht mehr gewahrt, wo Redakteure unter verschiedenen Informationen auswählen, welche sie veröffentlichen.

Ein Blatt, das sich unabhängig nennt, ist nicht unabhängig von den Presseagenturen, vom Verleger, von den Anzeigengebern, von den Lesern.

Wir ziehen nicht die Folgerung, Meldungen sollten 'neutral' und 'ohne Wertung' sein.

Uns allen muß vielmehr klar werden, wessen Interessen in welchem Blatt vertreten werden.

DOS INFORMIERT IM INTERESSE DER STUDENTEN. DAS IST EINE WERTUNG, EINE RICHTIGE, WIE WIR MEINEN!"

Informiert wird über die:"
KOSTENLOSE RECHTSAUSKUNFT

Alle Studenten der PH Dortmund können sich kostenlos Rechtsauskunft einholen. Der AStA der PH hat zwei Rechtsanwälte unter Vertrag genommen.

Rechtsanwälte: Marbach und Bönig, 46 Dortmund, Westenhellweg 2, Telef. 529657, Sprechstunden Mo.-Fr. ab 14 Uhr 30 - 17 Uhr.

Der AStA übernimmt die Beratungskosten.

Sollte es aufgrund der Beratung zu einem Prozeß kommen, muß die Kostenfrage mit dem AStA diskutiert werden.

Jeder der sich beraten läßt, erhält in der Anwaltspraxis gegen Vorlage des Studentenausweises eine Karte, auf der die Beratung vermerkt wird. Diese Karte gibt er im AStA ab.

Die Finanzierung der Rechtsanwälte erfolgt aus dem Teil der Semestergebühren, der für die sozialen Belange der Studenten vorbehalten war (drei DM)."

Unter dem Punkt "PRESSESPIEGEL AUS DER HOCHSCHULE", werden verschiedene ungekennzeichnete Artikel aus (Hochschul-) Zeitungen, u.a. aus 'Reflektor' abgedruckt, die sich u.a. mit 'Numerus Clausus' (NC) und 'Zurückstellung der Studenten vom Grundwehrdienst' beschäftigen.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.6,Dortmund 19.1.1972

26.01.1972:
U.a. der AStA der PH Dortmund (vgl. 26.1.1972) rief in den Hörsaal II (HII) der PH Dortmund zur:"
PROTESTKUNDGEBUNG GEGEN DIE MASSREGELUNG DER FRÖNDENBERGER GESAMTSCHULLEHRER

Im Oktober/November 1971 führten drei Fröndenberger Gesamtschullehrer eine UE 'Arbeit' durch, die im gesamten Umkreis viel Zustimmung und Ablehnung fand, und für die betroffenen Lehrer nicht ohne Folgen blieb (vgl. 'BE' 1/1972 und 'stern' 4/1972 (vgl. Jan. 1972 bzw. 24.1.1972,d.Vf.)). Zum Januar 1972 wurde die Referendarin Frau Kühn mit formal korrekten Ausbildungsgründen an eine Unnaer Hauptschule versetzt. Vor wenigen Tagen ist die Abordnung des Studiendirektors von Koerber an ein Gymnasium in Hemer zum 1.2.1972 verfügt worden.

Diese Maßnahme wird mit dem durch Herrn von Koerber 'gestörten Schulfrieden' begründet.

Aus diesem Anlaß treffen sich solidarische Gesamtschullehrer am Mittwoch, den 26.1.1972, 18 Uhr im H II der PH Dortmund.

Kommilitonen, unterstützt die fortschrittlichen Berufskollegen durch euer zahlreiches Erscheinen."

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 2.2.1972) berichtet:"
Die Gesamtschullehrer aus NRW trafen sich am 26.1.1972 um 18 Uhr im HII der PH DO. Um die Versetzung ihrer Kollegen rückgängig zu machen, verfaßten sie zusammen mit den anwesenden Studenten folgende Resolutionen:

'Dortmund, 26.1.1972

RESOLUTION I

Anläßlich der Abordnung des Kollegen von Koerber von der Gesamtschule an ein Gymnasium wenden sich die Unterzeichneten entschieden dagegen, daß Gesamtschullehrer auf Grund ihrer Femühungen, Ziele der Gesamtschule inhaltlich zu füllen - wozu sie im Schulversuch verpflichtet sind - mit dem Mittel kurzfristiger Abordnung und Versetzung persönlich gemaßregelt werden. Wir weisen nachdrücklich darauf hin, daß ein Festhalten der vorgesetzten Dienstbehörden an ihrer Entscheidung jede inhaltlich neue Unterrichtskonzeption als unerwünscht erscheinen läßt.

Jeder innovativ tätige Lehrer muß befürchten, daß er wegen seiner Arbeit beruflich bedroht ist.

Unabhängig davon werden die Unterzeichneten sorgfältig prüfen, ob die Unterrichtseinheit 'Arbeit', die zum Anlaß für die Abordnung des Kollegen von Koerber genommen wurde, nicht auch an anderen Gesamtschulen durchgeführt werden kann.

Wir fordern den Kultusminister (KuMi,d.Vf.) auf, die Abordnung des Kollegen von Koerber rückgängig zu machen.

65 Ja-Stimmen 3 Nein-Stimmen Keine Enthaltung

RESOLUTION II

Die Unterzeichneten verurteilen den Mißbrauch, der mit dem Erlaß zur Ausbildung von Referendaren an Gesamtschulen im Fall Jutta Kühn getrieben wurde.

Die Kollegin Kühn wurde unter Berufung auf diesen Erlaß GEGEN IHREN WILLEN von der Gesamtschule Fröndenberg entfernt und einer Hauptschule zugewiesen. Wir haben den Eindruck, daß man damit die Konsequenzen aus der Mitarbeit der Kollegin Kühn an der Unterrichtseinheit 'Arbeit' gezogen hat, und fordern, daß der Kollegin Kühn Gelegenheit gegeben wird, weiterhin an der Gesamtschule Fröndenberg zu verbleiben.'

Der Lehrer wird in der Auswahl der Lehrinhalte immer mehr eingeschränkt. Wenn er diese nicht nach den Richtlinien des Kultusministeriums behandelt, sondern kritisch hinterfragt, vielleicht mit den Schülern auf Widersprüche in unserem Gesellschaftssystem stößt, kann er damit rechnen, daß seine Mitarbeit an der betreffenden Schule nicht mehr unbedingt erwünscht ist.

Kommilitoninnen und Kommilitonen, SOLIDARISIERT euch mit den Lehrern, die die vorgegebenen Lehrinhalte nicht kritiklos übernehmen, sondern versuchen, gesellschaftliche Probleme in ihren Unterricht mit einzubeziehen.

Kommt in den AStA und unterzeichnet die dort ausgehängten Resolutionen!"
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.7 und 8,Dortmund 26.1.1972 bzw. 2.2.1972,,S.18 bzw. S.10f

26.01.1972:
An der PH Dortmund erscheint die Nr.7 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 19.1.1972 2.2.1972) mit 20 Seiten DIN A 4 unter dem Motto "Maulkorb für Studenten!?!" und mit folgendem Inhalt:
- VDS-Unterstützung verboten
- 'Reform des Lehrerstudiums'
- Stop der Studentenzahlen
- Bespitzelung an der Hochschule
- Verschärfung der Begabtensonderprüfung
- PGH/ESH stellt sich vor
- Die Machenschaften der Hamburg-Münchener
- Brief des Vaters Georg von Rauch.

Unverändert sind die Termine der ESG und ihrer PGH.

Ausgeführt wird:"
VDS-UNTERSTÜTZUNG VERBOTEN

Den Studenten, sowohl der verfaßten Studentenschaft (gleich AStA) als auch dem einzelnen Studenten wird allmählich die Ausübung der freien Meinungsäußerung eingeschränkt, sowohl durch Bespitzelung als auch durch Verbote aller Art. Wenn wir uns nicht dagegen wehren und unsere demokratischen Rechte verteidigen, werden wir bald vollends durch die verschiedenen Maulkörbe (gleich Repressalien) mundtot gemacht.

Als erstes ist die Kultusbürokratie als vorgeschobener Handlanger des Monopolkapitals schon seit Jahren dabei, unsere Rechte (freie Meinungsäußerung, Versammlungen, hochschulpolitische Arbeit etc.) einzuschränken.

Das Hauptziel ihrer Attacken, die unter dem Mäntelchen juristischer Notwendigkeiten und durch Paragraphenverdrehungen stattfinden, gilt dem AStA.

WARUM ANGRIFFE GEGEN DEN ASTA?

Der AStA ist das einzige Organ, das ausschließlich von Studenten besetzt ist und ihre Interessen nach AUSSEN hin vertritt.

Da die Behörden und damit das Kapital, das heißt die Herrschenden, die Meinung der Studenten und die daraus erwachsenden Konsequenzen fürchten, wird logischerweise die Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft (gleich AStA) also 'unserer Gewerkschaft' angestrebt.

Kommilitoninnen und Kommilitonen, in Baden-Württemberg ist folgendes schon geschehen:

1. DORT IST DER ASTA BEREITS VERBOTEN!
2. VOLLVERSAMMLUNGEN DER STUDENTENSCHAFT SIND VERBOTEN!
3. FLUGBLÄTTER MÜSSEN NAMENTLICH UNTERZEICHNET UND VON DER VERWALTUNG GENEHMIGT WERDEN!
4. PLAKATE SIND GENEHMUNGSPFLCHTIG!
5. VERSAMMLUNGEN VON STUDENTEN IM PH-GEBÄUDE SIND VERBOTEN, FALLS NICHT VORHER BEIM REKTORAT DIE GENEHMIGUNG EINGEHOLT WURDE!

Kommilitoninnen und Kommilitonen, das sind Tatsachen, keine Vermutungen!

Wo bleiben unsere im Grundgesetz (GG,d.Vf.) verankerten Rechte wie Versammlungs-, Meinungsfreiheit etc.??? (Wir möchten Euch an dieser Stelle auf unseren Artikel 'Grundgesetz - auf Grund gesetzt' in DOS-5 hinweisen).

Die ANGRIFFE richten sich natürlich nicht allein gegen den AStA. Fast Alle ASten sind im VDS (gleich Verband Deutscher Studentenschaften) zusammengeschlossen.

Damit dieser sogenannte Dachverband aller Studentenschaften arbeiten und unter anderem eine Koordinationsfunktion erfüllen kann, zahlen die ASten Beiträge (an der PH Dortmund für jeden Studenten pro Semester ca. 1,20 DM).

Um diesen festen Verband zu zerstören, richten sich die Aktionen der rechten Kräfte, besonders auch von CDU und RCDS-Leuten (siehe Frankfurter Rundschau (FR,d.Vf.) vom 18.1.1972), gegen den VDS. Wenn dieser Verband durch Verbot der Beitragszahlungen zerschlagen wird, können die dann isolierten und allein für unsere Interessen kämpfenden ASten umso leichter in ihrer Arbeit gestört, aufgelöst und verboten werden.

Nachfolgend haben wir Zeitungsartikel mehrerer bürgerlicher Zeitungen in chronologischer Abfolge, die die oben aufgezeigten Gefahren begründen, zusammengestellt".
Diese berichten aus Frankfurt (vgl. 3.12.1971), Göttingen (vgl. 20.12.1971), Tübingen (vgl. 13.1.1972) und vom VDS-Vorstand (vgl. 17.1.1972).

Der eigene Kommentar lautet:"
Kommilitoninnen und Kommilitonen, wir rufen Euch auf zu energischer Gegenwehr.

Verteidigt die Wahrnehmung Eurer Interessen durch einen STARKEN ASTA, indem ihr massenhaft am 8./9.2.1972 zur Wahlurne geht und in die SK (Studentenkonferenz) und damit auch in den AStA Gruppen wählt, die wirklich Eure Interessen vertreten.

Schaut Euch dazu vorher KRITISCH bei den verschiedenen Gruppen um.

Fragt sie nach ihren BISHERIGEN LEISTUNGEN, fragt sie nach ihrem ZUKÜNFTIGEN PROGRAMM und nach dem, was sie FÜR EUCH, nicht ohne und gegen Euch, erreichen wollen.

Wählt keine rechten Gruppen; denn wie ihr seht, versuchen diese, überregionale Verbände der Studentenschaften zu zerschlagen.

WIR WOLLEN EINEN STARKEN ASTA, DER FÜR UNSERE INTERESSEN KÄMPFT UND EINEN STARKEN DACHVERVERBAND, DEN VDS."

Es folgt:"
DIE NEUE LEHRERAUSBILDUNG

So soll das neue Lehrerausbildungskonzept aussehen, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll:
Semester Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II
1 Erziehungswissenschaft im sog. Kompaktseminar
2
-----------------------------------------------------------------------------
3
1 Fach (Wahlfach) 1. Wahlfach Hauptfach
4
-----------------------------------------------------------------------------
5
Differenzierung Didaktik und 2. Wahlfach Hauptfach
anderes für Grundschule Hauptschule
6
aufbauend auf dieses sechsemestrige Studium ein sogenanntes zweisemestriges Erweiterungsstudium:

7
ein 2. Wahlfach - Sek.stufe I 1. Wahlfach noch noch ein 2. Wahlfach
einmal - Sek.st.II Primarstufe und Sek.I
oder zwei Semester Heilpädagogik
8

Die Neuordnung der Lehrerausbildung schlägt allen Optimisten und auch denjenigen, die noch an 'rechte Reformen' glaubten, voll ins Gesicht. Alle EXPERTEN in sämtlichen Bereichen der Lehrerbildung waren sich darüber einig, daß die MINDESTZEIT für die Lehrerausbildung ACHT Semester betragen müsse.

Wie diese Stimmen von der Kultusbürokratie und den Behörden gehört wurden, beweist dieser Entwurf, den wir hier für Euch graphisch dargestellt haben.

HIER ZEIGT SICH WIEDER EINMAL, daß die Obrigkeit dieses Staates überhaupt NICHT an einer optimalen Ausbildung der Lehrerstudenten interessiert ist.

Diejenigen, die bisher noch acht Semester studiert haben (Realschullehrer - Sekundarstufe I und Gymnasiallehrer - Sekundarstufe II), werden in Zukunft AUCH NUR NOCH SECHS Semester studieren!

DIE AUSWIRKUNGEN AUF DIE LEHRERAUSBILDUNG UND VOR ALLEM AUF DIE SCHÜLER sind noch gar nicht abzusehen. Schlecht ausgebildete Lehrer haben in ihrem Beruf Schwierigkeiten jeder Art. Sie sind unfähig, auf die Bedürfnisse und die Probleme der Kinder einzugehen.

FOLGLICH…

…werden sie zu 'altbewährten' repressiven Maßnahmen greifen und sich hinter ihrer Amtsautorität verstecken.

SCHÜLER, die schlecht ausgebildet die Schule verlassen, haben immerhin noch die Möglichkeit, 'gute' Arbeiter zu werden. Diese Schüler werden sich einordnen und anpassen, so wie sie es von der Schule her kennen und kritiklose Untertanen dieses Staates werden.

Nach Informationen aus der Abteilungskonferenz der Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr plant die Kultusbürokratie

BIS 1980 (!) KEINE ERHÖHUNG DER STUDENTENZAHL AN DER PH RUHR!

Die Begründung für diese sensationelle Entscheidung:

ES IST DAVON AUSZUGEHEN, DASS GENÜGEND LEHRER VORHANDEN SIND.

Natürlich sind genügend Lehrer vorhanden, wenn man von der angeblichen Klassenfrequenz von 40 Schülern (in Schweden: 25!) ausgeht.

JEDER KOMMILITONE der in einer Schulklasse mit einer derartigen Klassenstärke schon einmal unterrichtet hat, kennt die chaotischen Zustände und die großen Anforderungen, die an jeden Schüler und auch an den Lehrer gestellt werden!

Nach Berichten aus dem Kultusministerium sollen die Studentenzahlen der Professoren nach Forschung und Lehre differenziert werden.

Die Profs sollen 24 Stunden maximal Vorlesungen halten, ihre Lehre betreiben.

Über eine Abstufung kommt man auf 8 Stunden, die den Herren vorbehalten werden, die primär forschend tätig sein sollen.

- Eine neue, zum Teil verkÜrzte, nicht ausreichende LEHRERAUSBILDUNG
- Keine Erhöhung deR STUDENTENZAHLEN bis 1980,
- Aufteilung der LEHRENDEN in 'Rezeptemacher' und 'Rezepteanwender' (für die Studenten im Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) schon längst vorgesehen).

DIESE TATSACHEN IM NOTWENDIGEN ZUSAMMENHANG GESEHEN ERGEBEN FOLGENDES:

Die Herrschenden unserer kapitalistischen Gesellschaft versuchen, das Bildungssystem für ihre Interessen (gleich Profitmaximierung) voll verwertbar zu machen.

Die Kapitalistenklasse braucht wenige Rezeptemacher und eine große Mehrheit von Rezepteanwendern.

Sie braucht notwendig Handlanger (und Lehrer), die mit einem Minimum an Kenntnissen ausgestattet der breiten Mehrheit unseres Volkes gerade soviel an Wissen vermittelt, wie es für die Systemerhaltung notwendig ist."

Gefragt wird:"
Wußtest Du schon,…
…daß Arbeiten des ersten Staatsexamens, die mit 5 oder 6 bewertet wurden, von keinem zweiten Prüfer nachgesehen werden müssen!?!
…daß Professoren für Prüfungen, die sie abnahmen, gestaffelt nach 1. Staatsprüfung, Vordiplom- und Diplomprüfung honoriert werden?!?!"

Eingeleitet wird:"
DOS veröffentlicht hier einen Bericht aus dem 'Roten Pfeil' (Nr.16 vom Juni 1971) über Maßnahmen der deutschen Kultusministerien gegenüber politisch aktiven Hochschulgruppen."
Es folgt der Artikel aus dem Organ der KSG/ML des KAB/ML und der Kommentar:"
Auch an dieser Hochschule werden wir bespitzelt. Auf fast jeder der letzten SV's (Studentenvollversammlungen) waren Leute zugegen, die für die politische Polizei (14. Kommissariat (K14,d.Vf.)) Informationen sammeln.

Wir können nichts gegen diese einzelnen Leute unternehmen, da sie meistens so klug sind, sich an der PH einzuschreiben.

Daher sind sie dann formal Studenten, die an jeder SV teilnehmen dürfen.

KOMMILLITONINNEN UND KOMMILITONEN, WIR WEHREN UNS GEGEN DIESE UND ÄHNLICHE REPRESSIVE MAßNAHMEN DER KULTUSMINISTER!

Wir möchten Euch noch auf folgendes Schreiben des Ministers für Wissenschaft und Forschung vom November 1971 hinweisen, in dem sich die oben aufgezeigten Tendenzen ankündigen". Es folgt ein Schreiben des o.g. Ministers von NRW vom 23.11.1971 mit folgender Anmerkung:"
Was ist wohl ein 'strafbarer Inhalt'?

Wir halten es für eine Gummiformel, die den Herrschenden jede Auslegung ermöglicht."

Der nächste Artikel berichtet über die:"
VERSCHÄRFUNG DER BEGABTENSONDERPRÜFUNG

Wenn die Begabtensonderprüfung so verschärft wird, daß über die Hälfte der Prüflinge durchfällt, so ist es doch wohl notwendig, sich über den Hintergrund dieser Prüfung einige Gedanken zu machen.

Die Sonderprüflinge der vergangenen Jahre nehmen eine besondere Stellung innerhalb der Hochschule ein: sie sind politisch aktiver als die Abiturienten und sie zeigen auch mehr Bereitschaft, sich für ihre Interessen einzusetzen.

Ein Beispiel dafür bietet der AStA, der in den letzten Jahren hauptsächlich aus Sonderprüflingen bestand.

Angesichts dieser Tatsache muß die Verschärfung der Sonderprüfung als der Versuch einiger Professoren gewertet werden, politisch aktive Leute von der Hochschule fernzuhalten.

HABEN EINIGE PROFESSOREN ANGST VOR POLITISCH ARGUMENTIERENDEN STUDENTEN?

Auch meinen wohl einige Profs., sie würden im Rahmen des Aufbaus der Gesamthochschule zu Profs zweiter Klasse, wenn an der PH im Verhältnis mehr Arbeiterkinder studieren als an der UNI.

So wird jetzt versucht, auch noch die letzten Lücken für Arbeiterkinder zu verschließen. Die Absicht, mit der Verschärfung der Sonderprüfung besonders die Kinder aus unteren sozialen Schichten zu treffen, wird im Fach Deutsch deutlich.

Auf Grund ihrer Umwelt und ihrer Erziehung haben diese Kinder eine andere Sprache als die Kinder aus der Mittelschicht (nämlich den 'restringierten Code', siehe Basil Bernstein u.a.).

Wenn nun allein in der Deutschprüfung 51,2% der Prüflinge eine '5' oder eine '6' haben, so ergibt sich daraus eine eindeutige Benachteiligung dieser Kinder.

WIR WEHREN UNS DAGEGEN, DASS NOCH MEHR ARBEITERKINDER VOM STUDIUM AUSGESCHLOSSEN WERDEN!

Unterstützt die Prüflinge und kommt zum Teach-In am Donnerstag, 27.1.1972, 13 Uhr im H I."

Der nächste Beitrag lautet:"
PGH/ESG STELLT SICH VOR

Der PGH/ESG ist die Gruppe, die den AStA trägt.

Und das ist die Entwicklung der Gruppe:

WS 1969/1970: Innerhalb der ESG besteht eine POLIT-AG.

SS 1970: Aus dem 'lockeren Haufen' entwickelt sich eine politisch stringent arbeitende Gruppe, die in der PH-Analyse und der Entwicklung der Berufperspektive ihre Aufgabe sieht.

WS 1970/1971: Durch zunehmenden Druck der Kultusbürokratie beschäftigt sich die Gruppe immer mehr mit der gesamten Hochschulpolitik. Im Zusammenhang mit Plänen zur Gesamthochschule nennt sich die Gruppe PROJEKTBEREICH GESAMTHOCHSCHULE. Kritische Reflexion, verstärktes Theoriestudium und Schulungen befähigte den PGH dazu, die Interessen der Studenten zu erkennen und zu vertreten.

SS 1971: Der PGH beteiligt sich an den SK-Wahlen, und übernimmt in einer Koalition mit den Gruppen GEW und SHB den AStA. Er stellt den AStA-Vorsitzenden, das Sozialreferat (mit drei Referentinnen) und den SK-Präsidenten, die gemeinsam mit dem PGH-Kollektiv die Arbeit leisten.

WS 1971/1972: Nach einer Einarbeitungszeit konzentriert sich die Hauptarbeit des PGH auf die Information der Studenten (DOS erscheint wöchentlich), die dazu dienen soll, die Struktur unserer Gesellschaft durchschaubar zu machen.

Das Sozialreferat setzte Schwerpunkte seiner Arbeit auf:
1. Verbesserung der Mensasituation
2. Kostenlose Rechtsberatung für Studenten
3. Bemühungen auf dem Wohnungssektor
4. Bereitstellung eines Aufenthaltsraumes.

Folgende Kandidaten stellt der PGH zur gesicherten Weiterführung der Arbeit zur Wahl:
…, 20, Sozialreferentin des AStA, seit Mitte Oktober Vorsitzende des Vorstands des Studentenwerks (StW,d.Vf.) Dortmund e.V., Mitglied des DOS-Redaktionskollektivs.
…, 18, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 20, enger Mitarbeiter des AStA (unregelmäßige Veröffentlichungen).
…, 21, Fachgruppensprecher, Sprachen, Fachsprecher Englisch, SK-Mitglied, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 24, SK-Präsident, Mitglied der Fächergruppe Pädagogik.
…, 21, Mitglied der Fächergruppe Biologie.
…, 21, Sozialreferentin des AStA - Hochschulgesetzgebung.
…, 20, SK-Mitglied.
…, 20, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 19, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 20, Mitglied der Fächergruppe Psychologie.
…, 21, Sozialreferentin des AStA - Krankenversicherung und Wohnungswesen."

Berichtet wird auch:"
ÜBER DIE MACHENSCHAFTEN DER HAMBURG MÜNCHNER KRANKENVERSICHERUNG AN UNSEREN HOCHSCHULEN

Die Misere der studentischen Krankenversicherung spitzt sich immer mehr zu. Obwohl die DSKV (Deutsche Studenten Krankenversicherung) spätestens bis zum SS 1972 aufgelöst wird, und damit 70 000 Universitätsstudenten ohne Krankenversicherungsschutz sind, ist die gesetzliche Regelung von der SPD/FDP-Regierung wieder hinausgezögert worden.

Als Begründung wurde angegeben, daß die Lösung der Krankenversicherungsfrage kein Wahlschlager für die Bundestagswahl 1973 sei, da die Studenten nur 1% der Bevölkerung darstellen.

Die Hamburg Münchner (HA-MÜ) Versicherung versucht nun in letzter Zeit, sich durch intensive Werbung an den Hochschulen, z.B. durch Aussetzen einer Kopfgeldprämie von 25 DM pro erworbenes Mitglied für die AStA-Referenten, vor dem drohenden Konkurs zu retten.

Doch schon der wirtschaftliche Aspekt einer Mitgliedschaft ist fragwürdig, denn die Leistungskosten für Studenten können nicht durch ihre Mitgliedsbeiträge gedeckt werden.

Der Mitgliederbestand der HA-MÜ ist jedoch rückläufig und hat mit 17% der Gesamtmitglieder den höchsten Rentneranteil. Somit ist es fraglich, ob bei diesem Finanzvolumen die Leistungen für Studenten längerfristig abgesichert sind.

Der ausschlaggebende Punkt ist jedoch, daß die HA-MÜ aufgrund ihrer Satzung überhaupt nicht berechtigt ist, Studenten aufzunehmen.

'Paragraph 2 Mitgliederkreise.
(1) Mitglieder der Kasse können werden:

1. Angestellte, Verwaltungs- und Angestelltenlehrlinge von öffentlichen Rechts- und öffentlich rechtlichen Anstalten, Stiftungen des öffentlichen Rechts.
2. Angestellte und Angestelltenlehrlinge in privaten Betrieben.
3. Angestellte Ärzte und Apotheker sowie fachliche Hilfskräfte, einschließlich der Angestelltenlehrlinge in diesen Berufen.'

Von der Mitgliedsberechtigung der Studenten ist also nichts zu lesen. Wie versucht die HA-MÜ nun, diese Klippe zu umgehen?

Offiziell nimmt sie nur Werkstudenten auf, die jedoch nach dem Angestelltenstatus nicht rentenversicherungspflichtig sind. Da jedoch eine Vielzahl von Werkstudenten einer arbeiterrentenversicherungspflichtigen Beschäftigung (Bau, Betrieb) nachgeht, sind diese Mitgliedschaften rechtsunwirksam und können bei Überprüfung annulliert werden.

Dabei sind die sozialen Folgen, z.B. Einstellung einer laufenden Behandlung, nicht abzusehen. Inoffiziell nimmt die HA-MÜ auch Studenten auf, die in ihrem Versicherungsantrag 'irgendeinen Arbeitgeber' angeben.

'Wer noch nicht Werkstudenten ist, besorgt sich kurzerhand einen Job, läßt sich die Bescheinigung ausstellen und macht dann mit dem Job, was ihm dazu einfällt.' (Aus einem Werbeblatt der HA-MÜ in Dortmund).

Da sich die Beschwerden gegen die Aktivität der HA-MÜ häufen, wird mit Sicherheit bei der nächsten Überprüfung durch die Aufsichtsbehörde die Mitgliedschaft dieser Leute annulliert werden.

Die Mitgliedschaft eines Studenten in der HA-MÜ stellt somit ein recht dubioses Abenteuer für ihn dar, einen Schritt in die soziale Unsicherheit!!

Doch solange unsere Bundesregierung soziale Aufgaben weiterhin nach dem Kriterium der Zugkraft im Wahlkampf auswählt, werden die HA-MÜ und ähnliche Unternehmen aus der sozialen Not der Studenten weiterhin Kapital schlagen können."

Enthalten ist auch der Brief des Vaters von Georg von Rauch an den FDP-Vorsitzenden Oxfort (vgl. Berlin - 6.12.1971). DOS merkt dazu an:"
Die Anzeige gegen Unbekannt des Georg von Rauch ist mittlerweile konkret. Nach letzten Ermittlungen stammt die Todeskugel aus der Dienstpistole des Kriminalobermeister Schultz."

Aufgerufen wird zur heutigen landesweiten Protestveranstaltung von Lehrern gegen die Disziplinierung der Fröndenberger GesamtschullehrerInnen.

Beigeheftet ist ein Aufrufflugblatt des SHB (vgl. 1.2.1972).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.7,Dortmund 26.1.1972

27.01.1972:
An der PH Dortmund soll um 13 Uhr im Hörsaal I, vom AStA einberufen, ein Teach-In zum Thema "Skandal um Begabtensonderprüfung" stattfinden.

Später berichtet der AStA:"
TEACH-IN ZUR SONDERPRÜFUNG

Am Donnerstag, den 27.1.1972, fand das angekündigte Teach-in zur Begabtensonderprüfung im vollbesetzten Hörsaal I statt. Trotz großer Schwierigkeiten - die meisten Kandidaten sind berufstätig - waren weit über die Hälfte der Betroffenen erschienen. Sie hatten - wie auch die übrigen Anwesenden - die Stellungnahme der Deutsch-Professoren zu der katastrophalen Notengebung erwartet, wurden jedoch schwer enttäuscht: Die Sektion Deutsch (ausschließlich Lehrende) ließ eine Stunde vor Beginn des Teach-in eine Stellungnahme verteilen, in der sie 'aus sachlichen Gründen keinen Anlaß sehen, vor dem Teach-in ihre Zensierung zu rechtfertigen.'

Im Namen der Anwesenden legte der AStA-Vorsitzende Gerd-Rüdiger Fischer schärfsten Protest gegen dieses Verhalten ein.

Anhand eines Artikels aus der B:E (betrifft Erziehung 7/1970) wurde noch einmal die Problematik der Zensurengebung gerade im Fach Deutsch aufgezeigt und ausdrücklich auf die Benachteiligung der unteren sozialen Schichten aufgrund ihrer Sprache hingewiesen.

'Was steckt dahinter, wenn 51,8% der Kandidaten, die meist aus den unteren sozialen Schichten stammen, in der Deutscharbeit eine 5 oder eine 6 bekommen? Was steckt dahinter, wenn 51,8% der Kandidaten, die meist aus den unteren sozialen Schichten stammen, im Fach Deutsch eine 5 oder 6 bekommen? Was steckt dahinter, wenn von der PH Rheinland (in Bonn, Köln, Mönchengladbach und Neuß - vgl. S6.**.197*,d*Vf.) sogar die Abschaffung der Begabtensonderprüfung erwogen wird?' (Fischer) Herr Professor Hülshoff (Pädagogik) konnte als Antwort lediglich geben: 'Wahrscheinlich haben sie eine schwache Stunde gehabt.'

Außerdem wurden Stimmen laut, daß im Rahmen der Gesamthochschule (GHS,d.Vf.) die Begabtensonderprüfung der PH an die Begabtenprüfung der Uni angeglichen werden solle - mit anderen Worten verschärft werden solle. Das bedeutet, daß dann ein noch engerer Personenkreis die Möglichkeit hätte, über den zweiten Bildungsweg (ZBW,d.Vf.) ein Studium an der PH aufzunehmen. Fürchten die Professoren, daß sie zu Professoren zweiter Klasse degradiert werden, wenn ein Teil ihrer Studenten nicht das Abitur abgelegt haben und an der Pädagogischen Hochschule im Verhältnis mehr Arbeiterkinder studieren als an der Uni? (…) Wie ein Kommilitone sehr treffend bemerkte, 'hängt das Prestige der Lehrenden davon ab, wen sie unterrichten.' Ein Vertreter der Volkshochschule (VHS,d.Vf.), der die Vorbereitungskurse zur Begabtensonderprüfung durchführt, berichtete, daß sich gerade Studenten, die über diesen Weg zur PH kommen, ausgezeichnet bewähren und daß bei der zweiten Staatsprüfung 'noch kein einziger wegen mangelnder Deutschkenntnisse durchgefallen' sei.

Ein Kommilitone, der vor einigen Semestern selbst die Begabtensonderprüfung abgelegt hat, betonte noch einmal die Fragwürdigkeit der Prüfungskriterien gerade im Fach Deutsch. 'Für einen, der keine 'humanistische Bildung' genossen hat, ist es sehr schwierig, das richtige Gespür dafür zu entwickeln, was die Professoren als 'wesentlich' erachten. Es kommen schließlich diejenigen durch, die sich am besten und konsequentesten an die bürgerliche Wissenschaft angepaßt haben.'

Einstimmig verabschiedeten die ca. 400 Anwesenden eine Resolution, in der eine Neuzensierung aller mit 5 oder 6 bewerteten Arbeiten durch Kommissionen, in denen neben Fachvertretern Vertreter anderer Fächergruppen und Vertreter der Studenten sitzen, gefordert wird. Außerdem wurde gefordert, die noch ausstehende mündliche Prüfung öffentlich zu machen. Einige Dozenten aus anderen Fächern haben sich bereits dazu bereit erklärt. Die Kandidaten der Begabtensonderprüfung werden gebeten, in ihrem eigenen Interesse schriftlich ihr Einverständnis dazu zu geben. Darüberhinaus erklärten sich die Sozialreferentinnen des AStA bereit, mit den Kandidaten Initiativgruppen zu bilden, um mit ihnen über weitere Maßnahmen zu diskutieren.

Der AStA der PH erklärt sich mit den Kandidaten der Begabtensonderprüfung solidarisch und wird nicht zulassen, daß der soziale Numerus Clausus (NC,d.Vf.) Triumphe feiert."

Die morgige 'Westfälische Rundschau' (WR) berichtet, laut AStA:"
STUDENTEN ERHEBEN SCHWERE VORWÜRFE GEGEN PRÜFER

'ARBEITERKINDER SCHEITERN AN ZU SCHARFER ZENSIERUNG'

Die Studenten der Pädagogischen Hochschule nennen es schlicht einen Prüfungsskandal: Bei der schriftlichen Arbeit der Begabtensonderprüfung im Dezember (vgl. Dez. 1971,d.Vf.) soll mehr als die Hälfte der rund 130 Kandidaten allein im Deutschaufsatz die Note '5' oder gar '6' bekommen haben. Damit aber hat sich die Chance der Prüflinge, über den zweiten Bildungsweg zum Studium zu gelangen, erheblich vermindert. In einem vom Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) veranstalteten Teach-in sollten gestern die Prüfer im Fach Deutsch ihre Zensierung öffentlich rechtfertigen. Die rund 400 Studenten warteten darauf jedoch vergebens. Die Professoren erschienen nicht.

Einstimmig verabschiedete die Versammlung eine Resolution, in der eine neue Zensierung der mit '5' und '6' benoteten Arbeiten gefordert wird. Diese Bewertung soll eine Kommission vornehmen, der neben Fachvertretern auch Vertreter anderer Fächergruppen und Vertreter der Studenten angehören. Außerdem will der AStA versuchen, an der Anfang Februar stattfindenden mündlichen Prüfung teilzunehmen, um zu verhindern, daß die Prüflinge Represssalien ausgesetzt werden.

Die Hintergründe dieses Skandals sind für den AStA klar. Er faßt sie in dem Satz zusammen: 'Der soziale Numerus Clausus feiert Triumph.' Denn mit der Verschärfung der Sonderprüfung werde versucht, auch noch die letzten Lücken für Arbeiterkinder zu verschließen. Diese Absicht werde vor allem bei der Deutschprüfung deutlich, zumal die Kandidaten - durchweg Kinder aus den unteren sozialen Schichten - auf Grund ihrer Umwelt und ihrer Erziehung eine andere Sprache hätten als Kinder aus der Mittelschicht. In diesem Zusammenhang weist der AStA auf die grundsätzliche Problematik und die Fragwürdigkeit der Kriterien bei der Bewertung von Deutschaufsätzen hin.

Und so zieht der Studentenausschuß aus den Prüfungsergebnissen den Schluß: Einige Professoren meinen wohl, sie würden im Rahmen des Ausbaus der Gesamthochschule zu Professoren zweiter Klasse, wenn an der Pädagogischen Hochschule im Verhältnis mehr Arbeiterkinder studieren als an der Universität."

Die morgigen 'Ruhrnachrichten' (RN) berichten:"
PH-STUDENTEN FORDERN ÜBERPRÜFUNG DER NOTEN

Mit einer einstimmig verabschiedeten Resolution fordern die Studenten der PH-Abteilung Dortmund die bei der Sonderprüfung mit den Noten 'fünf und sechs' zensierten schriftlichen Arbeiten durch eine Kommission zu überprüfen. Dieser Kommission sollen neben Fachvertretern auch Angehörige anderer Fächer sowie Studenten angehören. Außerdem wollen die Studenten die Kandidaten der Sonderprüfung anschreiben und ihre Zustimmung einholen, damit Vertreter der Studentenschaft an den mündlichen Prüfungen am 9.Februar teilnehmen können.

Das ist das Ergebnis des gestrigen 'Teach-in', zu dem der AStA aufgerufen hatte. In dem fast vollbesetzten Hörsaal I der PH begründete AStA-Vorsitzender Gerd-Rüdiger Fischer noch einmal die Einberufung der Protest-Versammlung. So hätten Professoren bei dem für alle Prüflinge verbindlichen Deutsch-Aufsatz 51,2 v.H. der Arbeiten mit 'fünf und sechs' beurteilt. In dem Fach nach Wahl seien sogar 51,8 v.H. der Arbeiten mit diesen Noten bewertet worden.

Als 'Unverschämtheit' wertete Fischer die in einem Flugblatt verbreitete Erklärung der Sektion Deutsch der Abteilung, in der die Prüfer 'aus sachlichen Gründen keinen Anlaß sehen, vor dem Teach-in ihre Zensierung zu rechtfertigen.' Die acht Unterzeichner (Professoren, Wissenschaftler, Assistenten und Räte) weisen in der Erklärung die AStA-Vorwürfe zurück und besonders die Unterstellung, soziale Kriterien seien für die Bewertung der Arbeit bestimmend gewesen.

In der Diskussion wies der stellvertretende Vorsitzende des Prüfungsamtes, Prof. Dr. Rudolph Hülshoff, darauf hin, daß die Sonderprüfung keineswegs erschwert worden sei. Die Erfolgsquote bei den Sonderprüfungen, die als Abitur-Ersatz zu betrachten sei, habe sich in den letzten Jahren nicht verändert. Auch bei der laufenden Prüfung sei ein vergleichbares Ergebnis zu erwarten.

Hartmut Schuh, Präsident der Studenten-Konferenz (SK,d.Vf.), hatte bei seiner Aufgabe als Diskussionsleiter keine Schwierigkeiten."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.7 und 8,Dortmund 26.1.1972 bzw. 2.2.1972,S.1 und 12 bzw. S.6f; Westfälische Rundschau,Dortmund 28.1.1972,S.* zitiert nach: AStA PH Dortmund: AStA-Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972,S.8; Ruhrnachrichten,Dortmund 28.1.1972,S.* zitiert nach: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972,S.8

31.01.1972:
Die Zelle PH Dortmund des KSV der KPD gibt vermutlich in dieser Woche ihre auf Februar datierte 'Wahlzeitung' unter den Parolen: "Unterstützt und wählt Liste 5 (SL): Kampf der kapitalistischen Ausbildung! Für eine Ausbildung im Dienste des Volkes!" mit einem Umfang von 14 Seiten DIN A 4 zu den Wahlen zur Studentenkonferenz (SK) an der PH (vgl. 8.2.1972) heraus.

Im ersten Artikel, "Kampfprogramm des KSV", wird u.a. eine Demonstration gegen den Hamburger Erlaß (Berufsverbote - BV,d.Vf.) am 3.2.1972 in Bochum angekündigt, die den Höhepunkt einer Kampagne gegen den Abbau demokratischer Rechte (vgl. Jan. 1972) sei.

Der zweite Artikel lautet:"
ISOLIEREN WIR DIE REAKTIONÄRE!
BEKÄMPFEN WIR ENTSCHIEDEN ALLE REFORMILLUSIONEN!

'Entschieden demokratisch' (RCDS), 'Vor extremen Experimenten warnen unabhängige Studenten', 'PGH/ESG, die Mannschaft, die den AStA macht!'. Mit diesen Werbesprüchen betreiben seit über einer Woche verschiedene Gruppen an der PH ihren Wahlkampf in der Hoffnung, die Mehrheit in der neuen SK zu erringen. Wir wollen im folgenden kurz auf einige ihrer Argumente eingehen und prüfen, ob sie tatsächlich das halten, was sie lauthals versprechen.

ENTSCHIEDEN REAKTIONÄR - RCDS:

Unter dem Deckmantel der Demokratie gibt sich der RCDS, die Studentenorganisation der reaktionärsten Teile des Monopolkapitals, der CDU/CSU, freiheitsliebend und staatserhaltend. Was sich aber hinter diesen leeren Phrasen verbirgt, wird klar, wenn man in den 'Demokratischen Blättern' vom WS 1971/72 Nr.1 (vgl. ***** 1971,d.Vf.) liest 'Im Wintersemester 1971/72 ging der RCDS an einer Reihe von Hochschulen in eine spürbare Offensive gegen antidemokratische Kräfte über, die ihn immer deutlicher als die entscheidende Alternative im Kampf gegen die Linksradikalen an den Hochschulen erscheinen läßt.'
Die Versuche des RCDS als reaktionärer Spähtrupp, den Boden für das Vorgehen der Hochschulbürokratie gegen fortschrittliche Studenten zu bereiten, seine in jeder Vollversammlung an der PH verbreiteten Denunziationen, seine Hetzkampagnen, die er fortgesetzt gegen Kommunisten entfacht, sind der Beweis dafür, daß er nichts weiter tut, als die Bourgeoisie bei der Ausbildung möglichst guter Handlanger an der PH nach allen Kräften zu unterstützen. Unter der Parole:
KAMPF DEN REAKTIONÄREN UND FASCHISTISCHEN ORGANISATIONEN AN DER HOCHSCHULE
entlarven die Kandidaten der Liste 5 (SL) die reaktionären Machenschaften des RCDS und führen einen entschiedenen Kampf dagegen.

ILLUSIONEN EINER 'FORTSCHRITTLICHEN' STUDENTENPOLITIK: PGH/ESG

Auf Seite 12 in der DOS 7 (vgl. ***** 197*,d.Vf.) steht zu lesen: 'Aus dem lockeren Haufen entwickelt sich eine politisch stringent arbeitende Gruppe, die in der PH-Analyse und der Entwicklung der Berufsperspektive ihre Aufgabe sieht.'

Was vielversprechend anfängt, nämlich als Versuch ein politisches Selbstverständnis zu finden, eine Grundlage für die Arbeit unter Studenten zu entwickeln, landet aber umgehend bei der Aufzählung von 'Erfolgen' studentischer Interessenvertretung ohne jegliche politische Aussage. Denn was hat die PGH/ESG nicht alles geleistet:
'1. Verbesserung der Mensasituation
2. Kostenlose Rechtsberatung für Studenten
3. Bemühungen auf dem Wohnungssektor
4. Bereitstellung eines Aufenthaltsraumes'
Dies sind die stolzen Ergebnisse verstärkter Schulung und Theoriestudiums, kritischer Reflektionen, die 'sie befähigen, die Interessen der Studenten zu erkennen und zu vertreten.' Was aber die PGH/ESG offensichtlich nur erkannt hat ist, wie man mit einem frischen antikapitalistischen Anstrich noch besser Reform-Illusionen ausstreut. Was anders bedeutet jener folgenschwere Satz: 'Auch meinen wohl einige Profs, sie würden im Rahmen des Aufbaus der Gesamthochschule zu Profs 2. Klasse, wenn an der PH im Verhältnis mehr Arbeiterkinder studieren als an der Uni. So wird jetzt versucht, auch die letzten Lücken für Arbeiterkinder zu verschließen.'
'Wir wehren uns dagegen, daß noch mehr Arbeiterkinder vom Studium ausgeschlossen werden!'
Treffend wird hier ausgedrückt, daß, gäbe es mehr Arbeiterkinder an den Hochschulen, manches den Arbeitern leichter fiele. Vielleicht meinen die Kommilitonen von der PGH/ESG, daß, wenn viele Arbeiter nur zu studieren anfingen, sie der kapitalistischen Ausbeutung in den Fabriken entfliehen würden, vielleicht könnten diese an den Hochschulen sich so ausbilden, daß vom Ausbildungsbereich her die Gesellschaft verändert wird. Diese Vorstellungen gleichen den illusionären Plänen der 'linken' SPD-Hochschul- und Schulreformer. Tatsache ist aber, daß mit dem Konzept der 'integrierten Gesamthochschule' in der Tasche die Lehrerstudenten gut trainiert werden, um den Arbeiterkindern noch besser das Denken der Bourgeoisie beizubringen. Es soll noch ausgetüftelter als bisher den Studenten die Hochschule und die gesamte Gesellschaft als reformierbar vorgespiegelt werden. Doch die 'linke' Reformpolitik der PGH/ESG kann die fortschrittlichen Studenten nicht von ihrem entschlossenen Kampf gegen die bürgerliche Wissenschaft abhalten, kann nicht verhindern, daß immer mehr Studenten die Perspektive darin sehen, ihren Kampf dem der Arbeiterklasse unterzuordnen, ihn unter die Leitlinie zu stellen:
KAMPF DER KAPITALISTISCHEN AUSBILDUNG!
FÜR EINE AUSBILDUNG IM DIENSTE DES VOLKES!

GEGEN REFORMISMUS UND REVISIONISMUS!
In diesem Jahr kandidiert zum ersten Mal der MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) zu den SK-Wahlen - und für viele Studenten ist es auch das erste Mal, daß sie etwas von dieser Organisation hören. Diese Tatsache ist nicht nur an der PH zu beobachten. Es gehört zur Strategie des Spartakus, sich auf allen möglichen Wegen in die Gremien zu manövrieren und fruchtlose Debatten hinter verschlossenen Türen zu führen.
Und wenn ein Spartakus-Funktionär bei Baer behauptet, man müsse sich den Studenten gegenüber taktisch verhalten, weil man von ihrem rückständigem Bewußtsein ausgehen müsse, dann ist das auch nur eines von zahlreichen Beispielen dafür, daß die Spartakus-Revisionisten nicht wirklich die Massen mobilisieren können und wollen, daß sie die Studenten nicht zu Verbündeten der Arbeiterklasse erziehen, sondern sie in ihrer Aktivität bestärken, indem sie falsche Hoffnungen über die Möglichkeiten der Studentenvertreter in den Gremien und über Mitbestimmung fördern.

Zur Wahl stellt sich auch die GEW-Hochschulgruppe. Zur GEW ist grundsätzlich zu sagen: die gewerkschaftliche Organisierung der Intelligenz dient dazu, die materiellen Interessen abzusichern und mittels der Gewerkschaft immer wieder ihre Privilegien zu verteidigen. Den Kommilitonen in der GEW-Hochschulgruppe muß klar sein, daß ihre Arbeit in dieser Organisation, auch wenn die Ansätze noch so kritisch sind, letzlich im Reformismus landet.
Dieser Weg ist schon angegeben im Flugblatt 'Zur Mitbestimmung' der GEW in der Forderung nach Studieninhalten 'die stärker auf die Praxis' bezogen sein sollen, die sich orientieren sollen an der späteren Lehrlingstätigkeit der Hauptschüler. Die GEW-Hochschulgruppe tut dabei so, als sei es möglich Theorie und Praxis im Kapitalismus sinnvoll zu verbinden, sofern man im Unterricht etwas näher auf die Lehrlingsausbildung eingeht. Letztlich vertritt sie damit das 'linke' SPD-Konzept, die Gesellschaft über den Ausbildungssektor zu verändern."

Ein weiterer Artikel lautet:"
DIE SK ZUR TRIBÜNE DES POLITISCHEN KAMPFES MACHEN!

Wir wissen - und das zeigt sich auch an dem Interesse, mit dem die Studenten an der PH den Wahlkampf verfolgen - daß sehr viele Studenten sich noch Illusionen darüber machen, daß ihre Interessen allein durch die Arbeit in den studentischen Selbstverwaltungsgremien durchgesetzt werden könnten. Wir wollen gerade auch diesen Studenten dadurch, daß wir ihnen klar machen, daß ihre Vorstellungen von der Möglichkeit einer tatsächlichen Interessenvertretung der Studenten in den Hochschulgremien Illusionen sind, gleichzeitig aufzeigen, welches die richtige Kampfperspektive für fortschrittliche PH-Studenten ist.
Es ist eine berechtigte Frage der Studenten, wie die Kommunisten die Arbeit in den Gremien grundsätzlich bestimmen und wie sie konkret den Kampf in der Studentenkonferenz und im AStA führen wollen. Diese Frage, die notwendig ist, allen Organisationen und Gruppen, die sich an der Wahl beteiligen, zu stellen, wird dieser Artikel beantworten.

Kommilitonen, dabei ist es zuallererst wichtig, noch einmal klar zu sagen, wo das Hauptkampffeld der Kommunisten liegt.
Ziel des KSV ist es, die Studenten zu Verbündeten der Arbeiterklasse zu erziehen. Deshalb ist die Hauptseite der Arbeit des KSV die Führung und Anleitung der Massenkämpfe. Um in diesen Kämpfen alle demokratischen und sozialistischen Studenten fest zusammenzuschließen hat der KSV die drei Pfeiler der Massenarbeit in seinem Kampfprogramm entwickelt, den Kampf für das sozialistische Studium, den antiimperialistischen Kampf und den Kampf gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes. Uns ist ganz klar, daß in diesen Kämpfen nur Erfolge errungen werden können, wenn sie von der Masse der Studenten getragen werden, denn nie in der Geschichte der Kämpfe an den Hochschulen wurde ein Erfolg durch Gremienarbeit durchgesetzt. Die Arbeit in den Gremien hatte immer nur unterstützende Funktionen.

Warum arbeiten die Kommunisten dann aber überhaupt in den Gremien? Unter der strategischen Leiltlinie des KSV:
KAMPF DER KAPITALISTISCHEN AUSBILDUNG!
FÜR EINE AUSBILDUNG IM DIENSTE DES VOLKES!
Die uns ja klar das Ziel des Kampfes, den Sozialismus zeigt, ist es notwendig, alle Möglichkeiten, die uns die bürgerliche Demokratie bietet, auszunutzen, sie als Stützpunkte für die Massenkämpfe zu benutzen, durch sie die Kämpfe zu flankieren. Auch die SK und der AStA können Stützpunkte in unserem Kampf sein. Die wichtigste Frage der Studenten ist aber, wofür setzen sich die Kommunisten in den Gremien ein. Weil wir die Studenten zu Verbündeten des Proletariats erziehen wollen, treten wir alle die Interessen der Studenten ein, die den Interessen der Arbeiterklasse nicht widersprechen. Wir kämpfen DESHALB nicht um die Privilegien der Studenten.
Durch die Privilegierung der Studenten vor der Arbeiterklasse, z.B. dadurch, daß die Studenten in ihrer Ausbildungszeit nicht wie das jugendliche Proletariat gezwungen sind in den Fabriken zu arbeiten und ausgebeutet zu werden, versucht ja gerade die Bourgeoisie die Studenten davon abzuhalten, den Kampf unter Führung der Arbeiterklasse aufzunehmen. Im Sozialismus wird die Intelligenz sicher keine Privilegien haben - deshalb heißt, den Kampf um studentische Privilegien führen immer, die Studenten vom Kampf für den Sozialismus abzuhalten - dient damit letzlich nur der Bourgeoisie.

Wenn wir sagen, daß die Arbeit in der SK und im AStA unsere Kämpfe flankieren soll, dann ist von daher schon klar, wofür wir uns einsetzen werden. Jeden Fall des Abbaus demokratischer Rechte wird der KSV aufgreifen und gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes mit der Masse der Studenten kämpfen. Gleichzeitig haben wir als Kommunisten in der SK die Aufgabe, immer wieder alle Organisationen darauf zu verpflichten, klar zu sagen, wie sie zu den Massenkämpfen stehen.
Dann nämlich wird es sich auch zeigen, was es mit dem demokratischen Getue der RCDS-Reaktionäre auf sich hat. Dann nämlich, wenn er seine demokratische Maske fallen muß und klar als Vertreter der Konterrevolution auftritt. Wir Kommunisten haben die Pflicht, permanente Enthüllungs- und Entlarvungskampagnen gegen die Reaktionäre zu führen, um den Studenten immer wieder zu zeigen, daß die, die sich als Vertreter der Interessen der Studenten aufspielen, in Wirklichkeit die Vertreter der Klasse sind, die z.B. durch die reaktionär-bürokratische Hochschulreform in immer größerem Maße den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes auch an den Hochschulen betreibt.
Indem wir alle anderen Organisationen an ihrem antikapitalistischen Anspruch packen, sie in der SK zwingen Stellung zu beziehen zu den Kämpfen der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Schichten des Volkes, machen wir die SK zu einer Tribüne des politischen Kampfes.
Auch in der SK wird sich bei wichtigen politischen Entscheidungen, wie der Verabschiedung von Resolutionen gegen politische Dsiziplinierung, bei Entschlüssen über einen Streik, bei Aufrufen zu Demonstrationen immer wieder zeigen, wer tatsächlich den proletarischen Standpunkt vertritt. So müssen wir, wenn wir die Reaktionäre isolieren, gleichzeitig den Kampf zweier Linien führen. Wir müssen immer wieder aufdecken, daß es den Revisionisten von MSB Spartakus gar nicht mehr darum geht, für den Sozialismus zu kämpfen, da - laut Ausspruch eines Spartakus-Funktionärs an der PH - es linkssektiererisch sei, immer wieder den Kampf gegen den Abbau der demokratischen Rechte mit dem Kampf für den Sozialismus zu verbinden. Gerade an dem Punkt wird sich auch erweisen, wie ernst es andere Gruppen (z.B. PGH) mit ihrem antirevisionistischen Anspruch meinen.
Für den AStA gilt, daß er für die Kommunisten ein wichtiges Instrument ist, die Kämpfe sowohl ideologisch als auch materiell zu unterstützen. Die Behauptung, der AStA sei aus sich heraus schon ein Kampfinstrument der Studenten - wie sie von der PGH aufgestellt wird - dient nur der Bestärkung der Studenten, in ihren Illusionen über Gremienarbeit. Daß diese Behauptung falsch ist, kann man sehen, wenn man die Frage stellt, ob ein RCDS-AStA etwa auch Kampfinstrument der Studenten sein kann. Allein durch die Arbeit der Kommunisten im AStA ist es möglich, ihn zu einem Instrument zu machen, das durch seine vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten ein wichtiger Stützpunkt für die Massenarbeit ist.

Kommilitonen und Genossen, es geht für jeden fortschrittlichen Studenten darum, welche Politik er in Zukunft unterstützen will. Perspektivlose, prinzipienlose Handwerkelei und den Kampf um studentische Privilegien oder die Entscheidung für eine Politik, die das Hauptkampffeld in der Massenarbeit sieht, die sich immer konsequent am schließlichen Ziel, am Sozialismus ausrichtet."

Im letzten Artikel wird neben Passagen, die uns schon aus der Broschüre "Erkämpft das Sozialistische Studium" (vgl. 1.11.1971) geläufig sind, u.a. ausgeführt:"
ZUR SITUATION AN DEN GRUND- UND HAUPTSCHULEN IN NRW
DIE AUSBILDUNG DER PH-STUDENTEN

An der PH werden hauptsächlich Lehrer ausgebildet, die später an den Grund- und Hauptschulen unterrichten sollen. … Wie sieht nun die Situation an der Hauptschule aus? Die Klassenfrequenz liegt zu 54% über 36 Schülern, wogegen an Gymnasien die Klassenfrequenz nur bei 29% über 36 Schülern liegt. 53% der Schulklassen an Gymnasien haben weniger als 30 Schüler. 1971 wurden in Dortmund von 94 Erneuerungsbauten für Grund-, Haupt- und Sonderschulen 67 gestrichen, weil der Etat von 2,8 Mio. auf 0,8 Mio. DM gesenkt wurde.
In den nächsten Jahren ist nicht damit zu rechnen, daß der Lehrermangel behoben werden kann. Die Behauptung von Kultusminister Girgensohn, daß wenn die Lehrer selbst entscheiden könnten, wo sie unterrichten wollen, der Lehrermangel behoben würde, ist geradezu lächerlich. Auch die Behauptung von Girgensohn, daß in fünf Jahren der Lehrermangel behoben sei, macht deutlich, daß es nicht um eine Verbesserung der Ausbildung geht; denn wenn tatsächlich 1977 der Lehrerbedarf gedeckt sein soll, so kann dies nur der Fall sein, wenn die jetzige Klassenstärke und der Frontalunterricht beibehalten werden.
Die lauthals verkündete sozialdemokratische Schulreform mit der integrierten Gesamtschule als Kernstück, bleibt dann wohl eine leere Versprechung.

Diese Zahlen zeigen deutlich, daß die Ausbildungskosten für die Kinder aus der Arbeiterklasse so niedrig wie möglich gehalten werden. … Die Hauptfunktion der Hauptschule ist es, für den ständigen Nachwuchs billiger und arbeitswilliger Arbeitskräfte zu sorgen. … Das Fach Arbeitslehre zeigt dies ganz deutlich. So gibt der Lehrplan von NRW als Lernziel für die 8. Klasse an: 'Unternehmung und Haushalt stehen miteinander in einem Arbeitergeber/Arbeitnehmerverhältnis'. Die Kapitalisten und die Arbeiterklasse werden hier als gleichwertige Partner nebeneinander gestellt; die Tatsache der Ausbeutung, d.h., daß der eine seine Arbeitskraft verkaufen muß, während der andere sich den produzierten Mehrwert aneignet, ohne auch nur einen Schlag getan zu haben, soll durch die Ideologie der gegenseitigen Verantwortung verschleiert werden. …

WIE SEHEN DIE AUSBILDUNGSBEDINGUNGEN FÜR DIE STUDENTEN AN DER PH DORTMUND AUS?

Gerade die wichtigsten Lehrveranstaltungen, vor allem die Erstsemester, sind teilweise total überfüllt - bei manchen Vorlesungen ist sogar in den Hörsälen kein Platz mehr zu bekommen, ganz zu schweigen von der Raumnot in der Kreuzstraße. Die Anzahl der Dozenten ist verschwindend gering gegenüber den ca. 2 500 Studenten - so kommt z.B. in Schulpädagogik ein hauptamtlicher Lehrender auf 400 Studenten, in allgemeiner Pädagogik beträgt dieses Verhältnis sogar 1 : 480! Für die Chemiestudenten sind keine Laborplätze vorhanden ('die Studenten an der PH sollten nicht erwarten, einen eigenen Laborplatz zu erhalten, an dem sie sich austoben können', wie akadem. Rat Günther von der Fächergruppe treffend formulierte), ebensowenig wie für die Biologiestudenten, denn hier genügt es, 'wenn die Studenten auf dem Niveau lernen, wie es auch an den Schulen herrscht, nämlich auf dem der elementaren Grundlagen der Tier- und Pflanzenkunde', so ebenfalls Günther.
Daran, daß ähnliche, oft noch schlechtere, Zustände wie in Dortmund an allen pädagogischen Hochschulen herrschen, erweist sich deutlich: die Ursachen hierfür sind im menschenfeindlichen imperialistischen System selbst zu suchen.

Wie einerseits die materiellen Voraussetzungen für ein sinnvolles Studium in jeder Beziehung fehlen, stehen andererseits die reaktionären Inhalte der Lehrveranstaltungen dem Interesse der Studenten nach einer gesellschaftlich nützlichen Ausbildung direkt entgegen. … Im Fach Deutsch wird z.B. von einem Professor die Interpretation des Satzbaus bei H. v. Kleist auf seine Ästhetik und 'inneren Werte' hin als die Grundlage für jegliches Literaturverständnis und - daraus folgend für die Fähigkeit, einigermaßen klar zu denken, schlechthin betrachtet. Diese Logik läßt es dann allerdings einsichtig erscheinen, daß Hauptschüler, die im allgemeinen weniger Begeisterung für derlei Theorien aufbringen, auch gar nichts anderes verdienen als in der materiellen Produktion - die 'eine zwar notwendige, aber doch eine der untergeordnetsten aller menschlichen Tätigkeiten darstellt' - zu arbeiten (bei zugegebenermaßen 'etwas schlechterer' Bezahlung).
Tritt an der zeitweise schon lächerlichen Absurdität dieser und ähnlicher Theorien offen zu Tage, daß sie keinem anderen Interesse als dem der Unterdrückung der werktätigen Masse durch eine verschwindende Minderheit von Ausbeutern dienen, so bemühen sich die sogenannten progressiven Vertreter des Modells der kompensatorischen Erziehung und der Soziolinguistik, wie z.B. Rolff, um so stärker, den Studenten, die verschärft den menschenfeindlichen Charakter des imperialistischen Systems zu spüren bekommen, Illusionen der Art einzupflanzen, daß die Erziehung der Arbeiterkinder und -jugendlichen im Sinn ihrer Ausbeuter nur ein besonders häßlicher Auswuchs dieses Systems sei. In einer integrierten Gesamtschule sei von gutgewillten Lehrern, gewappnet mit der Theorie der Soziolinguistik sowie den Methoden der kompensatorischen Erziehung, diese unangenehme Seite des Imperialismus leicht zu beseitigen, behaupten diese Reformer. Aber: auch diese 'Reform' der SPD - die auf Grund nicht bereitgestellter finanzieller Mittel zudem nur bruchstückhaft durchgeführt wird - beabsichtigt nichts anderes, als mit all diesen Methoden flexible und mobile Arbeiter zu produzieren".
Q: KSV-Zelle PH:Wahlzeitung,Dortmund Feb. 1972

01.02.1972:
An der PH Dortmund soll ein SHB-Treffen stattfinden, das sich mit der weiteren Arbeit des SHB beschäftigen will, und das zunächst bereits am 25.1.1972 stattfinden sollte. Dazu wird im 'SHB-Report - Informationen der SHB-Gruppe an der PH Dortmund', das als Flugblatt mit einer Seite DIN A 4 der 'AStA-Information - DOS' Nr.7 (vgl. 26.1.1972) beigefügt ist, ausgeführt:"
Kommilitoninnen und Kommilitonen!

Die SHB-Gruppe an der PH-Dortmund wird sich an der diesjährigen SK-Wahl nicht beteiligen.!

Nach mehr als 10-semestriger AStA-Arbeit läßt die Personalstärke nach Meinung der verbliebenen Mitglieder keine weitere Wahlbeteiligung mehr zu.

Es soll nunmehr mit allen Kräften versucht werden, den SHB an dieser PH wieder zu einer starken politischen Gruppe zu machen. Diese Neukonstituierung soll im nächsten Semester durch Seminare und Gruppendiskussionen verstärkt gefördert werden.

Wir fordern alle Studenten dieser PH, die an einer Arbeit IM und AM SHB interessiert sind, auf, sich am DIENSTAG, 25.1.1972, 14 Uhr im SHB-Raum, Keller Sozialforschungsstelle, zu treffen.

Zu diesem Treffen werden die theoretischen Grundlagen der letzten SHB-BDK (vgl. **.**.197*,d.Vf.) bereitliegen. Eine Zusammenfassung sollte anschließend veröffentlicht werden.

FÜr einen starken SHB!"

Der 'SHB-Report' ist unterzeichnet mit "SHB-PH Dortmund i.A. Kramer".
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.7,Dortmund 26.1.1972,S.1 und 19; SHB-PH Dortmund:SHB-Report,Dortmund o.J. (Jan. 1972)

02.02.1972:
An der PH Dortmund erscheint die 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' Nr.8 (vgl. 26.1.1972, 7.2.1972) mit 18 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1. Militarisierung an Schulen und Hochschulen
2. Teach-In zur Sonderprüfung (vgl. 27.1.1972)
3. Wer denkt, wird strafversetzt (vgl. Fröndenberg - Dez. 1971, NRW - 26.1.1972)
4. Dekan feuert 4 000 Studenten (vgl. Spanien - 15.11.1971, Jan. 1972)
5. Beitrag der Unabhängigen Studenten Liste (USL)
6. Weitere Beschneidung des 2. Bildungsweges in Württemberg (vgl. Ludwigsburg - 26.1.1972)

Im Leitartikel wird ausgeführt:"
MILITARISIERUNG AN SCHULEN UND HOCHSCHULEN

Die Militarisierung in der BRD verstärkt sich mehr und mehr. Unser Kriegsminister Schmidt (SPD,d.Vf.) und sein Ministerium haben erkannt, daß zur Stärkung des 'Verteidigungsapparates' das negative Bild von der Bundeswehr in großen Teilen der Bevölkerung abgebaut werden muß.

Um dies zu erreichen, sind der Regierung alle Mittel recht, sie nutzt ihre Machtpositionen in jeder Hinsicht aus. Besonders im Ausbildungsbereich werden durch Erlasse und Gesetze harte Maßnahmen getroffen, die zum Teil schon in die Praxis umgesetzt wurden."

Berichtet wird hierbei aus Baden-Württemberg (vgl. Dez. 1971), speziell von der Uni Stuttgart (vgl. Dez. 1971).

Enthalten ist auch der:"
BEITRAG DER UNABHÄNGIGEN STUDENTEN LISTE

Jeder Studierende wird sich inzwischen davon überzeugt haben, daß die Studienbedingungen an unserer Hochschule katastrophal sind:
- unzulängliche Räumlichkeiten
- totale Überfüllung in den Seminaren
- unwissenschaftliche Ausbildung, d.h. völlig unzureichende Qualifikation für den Beruf
- keinen Pfennig vom Ministerium für die unbedingt erforderlichen Tutorenstellen
- in sechs Semestern müssen sieben (!) Fächer 'studiert' werden
- unzureichende Studienberatung (gilt auch für Sonderprüflinge)
- unzureichende Absicherung der unbedingt notwendigen materiellen Bedürfnisse der Studierenden (BAFöG)
- schwindelerregend hohe Mieten für Studentenzimmer

Die UNABHÄNGIGE STUDENTEN LISTE, eine Initiativgruppe demokratischer Studenten, wird sich bei der kommenden SK-Wahl (vgl. 8.2.1972,d.Vf.) konsequent für die Realisierung der studentischen Interessen einsetzen!

Wir unterliegen dabei keinem Fraktions- oder Ideologiezwang, der uns hindern könnte, die objektiv notwendigen Interessen der Studentenschaft zu vertreten.

DIE USL VERSTEHT SICH ALS ECHTE ALTERNATIVE ZU DEN RECHTEN UND LINKEN GRUPPEN AN UNSERER PH

AUS DEM PROGRAMM DER USL

1. HOCHSCHULPOLITIK

Effektive Vertretung der studentischen Interessen in den Hochschulgremien; Koordinierung dieser Arbeit durch den AStA.

2. ASTA-POLITIK

- Umfassende Informationspolitik über Probleme der Hochschulpolitik, über die Arbeit in den Hochschulgremien, über die Studien- und Prüfungspraxis in den einzelnen Fächern, über die Politik der SK und des AStA.
- umfassende Studienberatung
- Auseinandersetzung mit der studentischen Wohnungsnot
- Koordinierung von Praktika und Referendarjahr

3. GEWERKSCHAFTSPOLITIK

Unterstützung und Forcierung der Arbeit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Das Programm der USL dient als Grundlage für die Arbeit in der SK und im AStA.

Wir sind uns darüber im Klaren, daß damit nur Teilbereiche der auf uns zukommenden Arbeit erfaßt sind.

Es gilt als Diskussionsgrundlage innerhalb der Studentenschaft.

Die USL wird deshalb bemüht sein, den jeweiligen Diskussionsstand reflektierend in ihre Arbeit einzubeziehen."

Eine ganze Seite füllt der Text der GEW:"
Für die gewerkschaftliche in der Hochschule auch hier", die auf einer weiteren Seite inhaltlich ausführt:"
GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT LISTE 4

DEINE KANDIDATEN:

1. …, 4. Sem., Wahlfach Geschichte
2. …, 4. Sem., Organisationsreferent des AStA; Theologie
3. …, 1. Sem., Wirtschaftslehre
4. …, 5. Sem., AStA-Referent für Fächergruppen/Berufungen
5. …, 4. Sem., Deutsch
6. …, 4. Sem., Geschichte
7. …, 4. Sem., Geschichte
8. …, 3. Sem., Englisch
9. …, 6. Sem., Geschichte
10. …, 6. Sem., Geschichte"
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972

03.02.1972:
In Bochum soll, laut und mit KSV der KPD, die Kampagne gegen den Hamburger Erlaß (Berufsverbote - BV) um 16 Uhr 30 mit einer Demonstration ab Husemannplatz "einen vorläufigen Höhepunkt" finden (vgl. Jan. 1972). Aufgerufen wird auch vom KSV an der PH Dortmund.

Laut KPD/ML-ZB, die kein Datum angibt, findet in Bochum eine Demonstration gegen die Berufsverbote (BV) mit ca. 2 000 Personen statt. Die Junge Garde (JG) berichtet, ebenfalls ohne Datum, von 2 000 Jugendlichen.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.11,Bochum 9.2.1972,S.11; KSV-Zelle PH Dortmund:Wahlzeitung,Dortmund Feb. 1972,S.6; Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972,S.17

07.02.1972:
An der PH Dortmund erscheint die 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' Nr.9 vermutlich heute (vgl. 2.2.1972, 17.4.1972) mit zehn Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1. AStA sorgt für Studentenkinder.
2. Die Chance zur Anpassung. Urs Jaeggi zum 'Zweiten Bildungsweg' (ZBW - vgl. Feb. 1972)
3. Wahlk(r)ampf an der PH.
4. Letzte Meldung. Studentische Krankenversicherung.
5. Die Kandidaten des PGH/ESG-Gruppe.

Unverändert sind die Termine der ESG und PGH, hingewiesen wird auf die SK-Wahl am 8. und 9.2.1972 in der Mensa und im Aufenthaltsraum Kreuzstraße.

Angekündigt wird:"
DOS meldet sich mit der 10. Ausgabe nach dem Semesterferien zurück. (Extrablätter sind nicht auszuschließen, sonst wären sie keine.)"

Zu 1 heißt es:"
ASTA SORGT FÜR STUDENTENKINDER

Hallo Studentenkinder! Hallo Angela, Michael, Frank, Sabine, Mirjam und Knut oder wie Ihr auch heißt! Ihr werdet bereits erwartet. Sechs Plätze im Kinderladen stehen für Euch bereit. Der AStA hat mit dem Aktionskreis Kritischer Kindergarten vereinbart: Ab sofort und so weiter stehen sechs Plätze für Kinder von PH-Studenten im Kinderladen bereit. Bei uns im Kinderladen ist was los! Erwachsene werden zwar geduldet, aber sie haben nicht viel zu sagen, zum Glück… Wir sind zur Zeit 13. Leider müssen ein paar von uns demnächst zur Schule, mit denen kann man dann nur noch nachmittags spielen. Aber deshalb freuen wir uns schon auf Euch. Kommt mal vorbei und guckt Euch unseren Laden an! Bald, wenn's geht, sonst sind die besten Plätze weg!

Nachdem in vergangenen Jahren bereits mehrfach Versuche gescheitert sind, einen Kindergarten speziell für die PH zu gründen, ist es dem gegenwärtigen AStA gelungen, in Verhandlungen mit dem Aktionskreis Kritischer Kindergarten e.V. eine Belegungsvereinbarung zu treffen. Danach können sechs Plätze in dem nach repressionsfreiem Modell arbeitenden Kinderladen des Vereins von PH-Studentenkindern belegt werden. Obwohl gegenwärtig bereits fünf Kinder von PH-Studenten dort betreut werden, hat der Aktionskreis dem AStA angeboten, auch die demnächst infolge Einschulung freiwerdenden fünf bis sechs Plätze schon jetzt übergangsweise mit Kindern von PH-Studenten zu besetzen.

Besonders günstig wären: ein Mädchen im Alter von ca. 2 3/4 Jahren, 4 bis 5 Kinder im Alter von 3 1/2 bis 4 1/2 bis 5 1/2 Jahren.

Der vom Aktionskreis Kritischer Kindergarten e.V. (AKK) betriebene und staatliche anerkannte Kinderladen befindet sich in PH-Nähe (Ecke Große Heimstraße 62/Essenerstraße). Der Laden wurde von den Eltern des Kreises in Selbsthilfe eingerichtet und zuletzt mit einer Gaszentralheizung und einer den Vorschriften für Kindergärten entsprechenden sanitären Einrichtung ausgestattet. Telefon des Ladens: 100929.

Die Kinder werden gegenwärtig vormittags von 8-13 Uhr von einem im Turnus wechselnden Elternteil und einer Fachlehrerin für Kunst und Werken betreut. Für die Nachmittage hat der Kreis das Modell der Familienbetreuung entwickelt, nachdem die Kinder in kleinen Gruppen zu vorher bestimmten Familien des Kreises gehen und dort bis gegen 16 Uhr betreut werden. In den Familien essen sie auch zu Mittag.

Für die Aufnahme von neuen Kindern hat sich der Elternkreis die folgenden Richtlinien gegeben:
'Grundsätzlich sollten die Eltern von Kindern, die in den Kinderladen aufgenommen werden von folgender Einstellung ausgehen: Wir akzeptieren das Kind als gleichwertigen Partner. Wir bemühen uns, dem Kind unser Verhalten und unsere Entscheidungen rational einsichtig zu machen.

Zwang wird nur dann in Kauf genommen, wenn ansonsten unmittelbarer Schaden für das Kind oder Dritte entstehen würde.

Wir sind für eine sexualbejahende Erziehung, die die Sexualität des Kindes weder herausstellt noch problematisiert.

Konflikte, Unsicherheiten, Erziehungsfehler versuchen wir gemeinsam mit anderen zu durchdenken und eine gemeinsame Erziehungskonzeption zu entwickeln.

Zu diesem Zweck treffen wir uns regelmäßig einmal in der Woche. Ehe ein Kind aufgenommen werden kann, müssen die Eltern bzw. ein Erziehungsberechtigter vorher am Treffen des Mitarbeiterkreises regelmäßig und aktiv teilgenommen haben. Über die endgültige Aufnahme entscheidet jedoch der Sozialisationsstand des Kindes. Selbstverständlich können Kinder nur soweit Plätze in den drei vertretenen Altersgruppen zur Verfügung stehen, aufgenommen werden.'

Die Teilnahme an den wöchentlichen Elternabenden Donnerstagsabends ab 20 Uhr 30 im ESG-Heim, Lindemannstraße 68, ist für Eltern verpflichtend und für Interessierte jederzeit offen. Hier wird die pädagogische Arbeit im Laden besprochen, werden alle Aktivitäten des Kreises geplant. Der Kreis entscheidet auch über Neuaufnahmen.

Die finanzielle Regelung sieht gegenwärtig vor, daß sich die Eltern mit 5% eines modifizierten Netto-Einkommens bis 800 DM und mit 10% vom modifizierten Netto-Einkommen über 800 DM an den Unkosten der Kinderbetreuung beteiligen. (Netto-Einkommen gleich Brutto minus Steuern und Soz. Vers. Modifiziert wird das Netto-Einkommen durch Abzug einer Pauschale von 250 DM, der Krankenversicherung und von 150 DM für das Zweitkind, das nicht im Laden betreut wird.)

Der AKK ist eine Elternselbsthilfeorganisation, die vor 2 1/2 Jahren auf Initiative der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) zu Stande kam. Er ist als gemeinnütziger Verein eingetragen und dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV,d.Vf.) angeschlossen. Der von ihm betriebene Kinderladen wird von Stadt- und Landesjugendamt gefördert. Der AStA der PH hat mit der Belegungsvereinbarung ebenfalls eine Förderung aufgenommen, die es dem AKK ermöglicht, bei hohem Betreuungskostenniveau (z.Zt. je Kind durchschnittlich über 100 DM Elternbeteiligung) auch Kinder von einkommensschwachen Studentenehepaaren aufzunehmen.

Mit der PH Dortmund arbeitet der AKK seit Beginn seines Bestehens pädagogisch zusammen. Die Zusammenarbeit drückte sich nicht zuletzt in dem einstimmigen Beschluß der Abteilungskonferenz vom 13.1.1971 aus, dem AKK die Räume der Ostdeutschen Forschungsstelle im ehemaligen Rektoratsgebäude zur Verfügung zu stellen.

Die Ausführung dieses Beschlusses scheiterte bisher an der allgemeinen Raumnot der PH. Der AStA wird sich jedoch weiterhin intensiv dafür einsetzen, daß die zugesagten Räume bald für den Kinderladen frei werden, damit die Kindergruppen erweitert und folglich mehr Studentenkinder einen Platz im Kinderladen bekommen können.

Anmeldungen und nähere Auskünfte entweder über den AStA (vormittags von 9 - 13 Uhr) oder direkt über den Aktionskreis Kritischer Kindergarten.
Büro: Lindemannstraße 68, Telef. 12 10 13.
Laden: Große Heimstraße 62,
Telef: 10 09 29.

Zusammenkünfte von Eltern und Interessenten jeden Donnerstag ab 20 Uhr 30 im ESG-Zentrum, Lindemannstraße 68.

Der AStA wird die Studentenschaft auch in Zukunft über die Zusammenarbeit mit dem Kinderladen unter- und ein Brett für alle Kinderladeninformationen neben dem AStA-Informationsbrett einrichten."

In einem Artikel heißt es zu den Studentenkonferenz (SK) Wahlen am 8./9.Feb. 1972:"
'WAHLK(R)AMPF AN DER PH'

Seit zwei Wochen tobt an der PH der Wahlkampf. Die Wände sind ihrer kahlen Pracht beraubt, bunte Plakate der sechs Gruppen, die um die Wählergunst buhlen, zieren die PH.

Emotionen werden geweckt, Popmusik ersetzt Argumente, 'Machenschaften' werden bloßgelegt. Kommunistenhaß und Abwehr der Rechten verdrängen Sachlichkeit der Arbeit.

Wo es um Bestehen der verfaßten Studentenschaft geht, ein Problem also, daß DOS als erste in die Mitte der Studenten trug, meldet sich jede Gruppe zu Wort, freilich ohne die Hintergründe offenzulegen.

Wo man während des Semesters nichts hörte, werden Stimmen laut, die glauben machen wollen, zu diesem AStA habe eine wirkliche Alternative bestanden. Der AStA, das heißt, die Gruppen PGH/ESG, GEW und SHB geben Rechenschaft über ihre Arbeit. Andere Gruppen fordern jedoch, was längst geschah (Beispiel: Kindergarten, Information zur Hochschulgesetzgebung).

Eine Papierflut ergießt sich über die Wähler, gerade von denen, die sich während des Semesters mit Informationen nicht hervorgetan haben (Wir rechnen den 'Scheibenwischer' nicht als solche, weil Buchauszüge von Spoerl und RCDS-Interna nicht dazu beitragen, über das Hochschulgeschehen zu informieren).

Die Wahl am 8. und 9. Februar wird zeigen, ob die Wirkung dieses Wahlk(r)ampfes über die geleistete Arbeit siegen wird.

Wir wünschen allen Gruppen, daß man ihre Wahlparolen an ihrer Arbeit messen wird."

Die Wahl soll am 8./9.2.1972 im Mensa-PH-Hauptgebäude (Kreuzsstraße - Kelleraufenthaltsraum) stattfinden."

Es erscheint auch die:"
LETZTE MELDUNG (STUDENTISCHE KRANKENVERSICHERUNG)

Es geht um die studentische Krankenversicherung.

Die Mitgliederversammlung der Deutschen Studenten Krankenversicherung (vgl. S8.2.1972,d.Vf.) hat mit 44 Stimmen bei 24 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen beschlossen, den Semesterbeitrag von 89 DM auf 115 DM anzuheben.

Dieser Mehrbetrag von 26 DM soll aber nicht von den Studenten getragen werden, sondern von den Studentenwerken, die zu diesem Zweck bezuschußt werden.

Bisher ist die PH-Dortmund nicht Mitglied der DSKV.

Zur Zeit besteht gar keine einheitliche Krankenversicherung für die Studenten der PH.

Wie sich das weiterentwickeln wird, muß in der nächsten Zeit geklärt werden.

Der zur Zeit amtierende AStA wird sich mit diesem Problem befassen und die Studenten weiterhin informieren."

Zu den SK-Wahlen werden die "Kandidaten der PGH/ESG-Gruppe auf Liste 2 vorgestellt:
- …, Sozialreferentin des AStA, Vorsitzende des Vorstands des Studentenwerks (StW) Dortmund;
- …, SK-Präsident, Mitglied der Fächergruppe Pädagogik;
- …, Sozialreferentin des AStA;
- …;
- …, Sozialreferentin des AStA;
- …, Mitglied der Fächergruppen Sprachen, Fachsprecher Englisch;
- …, Mitglied der Fächergruppe Psychologie;
- …;
- …, Mitglied der Fächergruppe Biologie;
- …;
- …, SK-Mitglied;
- ….
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.9,Dortmund o.J. (Feb. 1972)

08.02.1972:
An der PH Dortmund beginnen die zweitägigen Wahlen zur Studentenkonferenz (SK), zu denen die vom KSV der KPD unterstützte Sozialistische Liste (SL), der RCDS der CDU, der Projektbereich Gesamthochschule (PGH/ESG), die GEW-Hochschulgruppe und der MSB Spartakus der DKP kandidieren.
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Wahlzeitung,Dortmund Feb. 1972; AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.7, 8 und 9,Dortmund 26.1.1972, 2.2.1972 bzw. o.J. (Feb. 1972,S.6, S.1 bzw. S.2, 7 und 9

09.02.1972:
An der PH Dortmund soll die mündliche Begabtensonderprüfung stattfinden (vgl. Dez. 1971, 27.1.1972).
Q: Ruhrnachrichten,Dortmund 28.1.1972,S.* zitiert nach: AStA PH Dortmund:AStA- Information Nr.8,Dortmund 2.2.1972,S.8

April 1972:
Der KSV der KPD gibt vermutlich im April seine Berliner 'Dem Volke dienen' (DVD - vgl. 25.11.1971, 25.10.1972) heraus.

Berichtet wird auch über den Projektbereich Gesamthochschule (PGH) der ESG Dortmund, worauf dieser bzw. der AStA der PH antwortet (vgl. 2.5.1972).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.11,Dortmund o.J. (Mai 1972),S.5ff

17.04.1972:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich zu Beginn dieser Woche eine Sondernummer der 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 7.2.1972, 24.4.1972) mit neun Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1. Tips zum Studium,
2. Die Studentische Selbstverwaltung,
3. Sozialpolitik.

Zunächst wird eingangs ausgeführt:"
DOS begrüßt mit dieser Sondernummer alle Neuimmatrikulierten sowie die 'alten Hasen' an der PH.

Wir wollen euch in dieser Ausgabe einige Informationen und Tips geben, anhand derer ihr euch ein bißchen besser zurechtfinden könnt.

DOS meldet sich mit der Nr.10 in der nächsten Woche und wird dann nur noch alle 14 Tage erscheinen, um noch bessere und fundiertere Informationen liefern zu können.

DOS wünscht ein befriedigendes Sommersemester und ein kritisches Studium."

Bekanntgegeben werden die Termine von Wahlen (vgl. 20., 24. und 25.4.1972), Versammlungen (vgl. 19.4.1972) und Arbeitskreisen (vgl. 20.4.1972), u.a. der ESG (vgl. 19., 21. und 25.4.1972) sowie der GEW (vgl. 19.4.1972).

Zu Punkt 1 heißt es:"
TIPS ZUM STUDIUM

Im folgenden möchten wir den Erstsemestern helfen, eine Übersicht über den gegenwärtigen Studienablauf an der PH zu bekommen.

Weitere Informationen hierüber erhaltet ihr im AStA, wo Studienordnungen vorliegen. Prüfungsordnungen sind nur im Buchhandel erhältlich.

STUDIENFÄCHER.

PFLICHTFÄCHER:
1. Allgemeine Pädagogik ein Fach abwählbar durch Leistungsnachweis (LN),
2. Schulpädagogik das andere Prüfungsfach im Examen,

3. Psychologie ein Fach abwählbar durch LN;
4. Soziologie oder Politik oder Philosophie das andere ist Prüfungsfach im
Examen;

5. Wahlfach selbst zu wählen und Prüfungsfach;
6. Stufenschwerpunktfach selbst zu wählen und Prüfungsfach;
7. Stufenschwerpunktfach selbst zu wählen und Prüfungsfach.

Deutsch, Religion, Mathematik - eines dieser drei Fächer muß entweder als Wahlfach oder als Stufenschwerpunktfach studiert werden.

Stufenschwerpunkt I: Studium in Bezug auf die Grundschule - 1. bis 4.Schuljahr;

Stufenschwerpunkt II: Studium in Bezug auf die Hauptschule - 5. bis 9 Schuljahr.

Praktika: Während des Semesters (empfohlen) In den Semesterferien (Pflicht) 1. Semester - Einführung in die Schulwirklichkeit; 2. Semester - Wahlfachpraktikum
Blockpraktikum an Grund- oder Hauptschule
3. Semester - Stufenschwerpunktpraktikum
4. Semester - Wahlpraktikum pädagogisch relevantes Praktikum an Gymnasium, Realschulen, Gesamtschulen, Sonderschulen oder in Betrieben."

Berichtet wird auch über die VS:"
DIE VERFASSTE STUDENTENSCHAFT UND IHRE ORGANE

Die verfasste Studentenschaft - ein neuer Begriff. Nun, die Studentenschaft gab sich eine Verfassung, richtete ihre Organe ein - und so gibt es die verfaßte Studentenschaft.

Und das sind die Organe der studentischen Selbstverwaltung:

AStA:
Die Studentenkonferenz wählt den AStA-Vorsitzenden, seinen Stellvertreter und den Finanzreferenten.

Der Vorsitzende beruft nun Referenten für die einzelnen Aufgabenbereiche.

Von der Arbeit des Sozialreferats berichten wir in dieser Ausgabe im Kapitel Sozialpolitik.

Der AStA vertritt die Studentenschaft nach innen und nach außen - d.h. gegenüber der Verwaltung, dem Rektor, Dekan usw. und gegenüber überregionalen Organisationen wie dem Verband Deutscher Studentenschaften (VDS).

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der AStA-Arbeit ist die Informationspolitik.

Unter dem jetzt noch amtierenden AStA wurde DOS (Dortmunder Studentenzeitung) eingerichtet, die jetzt ins zweite Semester geht.

DOS ist die erste Studentenzeitung der PH, die kontinuierlich und aktuell Informationen an die Studenten gibt.

Der AStA wird von politischen Hochschulgruppen gestellt. Diese Gruppen sind mit einem politischen Programm an die Wähler herangetreten und werden in ihrer AStA-Politik immer dieses Programm vertreten.

ASTA-BÜRO:
Das AStA-Büro (Rheinlanddamm 203, Zimmer 42-44) ist täglich (Mo-Fr) von 10 bis 13 Uhr geöffnet!!

ORGANISATIONSSCHEMA DER STUDENTENSCHAFT.

SV - Studentenvollversammlung

Im Rahmen der studentischen Selbstverwaltung hat sich die Studentenschaft an der PH Ruhr, Abt. Dortmund mit der Satzung vom 3.2.1966 vier Organe geschaffen, die eine wirksame Interessenvertretung der Studentenschaft ermöglichen sollen.

Die Studentenvollversammlung (SV) ist das OBERSTE Organ aller Studenten, in der JEDER Student Sitz und Stimme hat. Die SV nimmt insbesondere folgende Aufgaben wahr:
a) sie berät die Studentenkonferenz (SK),
b) sie wählt die Mitglieder des Ältestenrates,
c) sie entscheidet über Satzungs- und Wahlordnungsänderungen und
d) sie wählt neuerdings die studentischen Vertreter der Grundwissenschaften in die Fächergruppenversammlung.

SK - Studentenkonferenz

Die Studentenkonferenz (SK) ist das BESCHLUSSFASSENDE Organ der Studentenschaft.

Der SK, die in unmittelbarer, geheimer, gleicher und freier Wahl gewählt wird, gehören 26 stimmberechtigte Mitglieder an.

Zwanzig Mitglieder ziehen über die Listenwahl in die SK ein, während 6 Mitglieder von den Fächergruppen entsandt werden.

Eine beratende Funktion haben AStA-Mitglieder, der Dekan und Ausschußmitglieder (z.B. Kassenprüfungsausschuß).

Zu den bedeutsamsten Aufgabe der SK gehört die Wahl des AStA-Vorsitzenden, seines Stellvertreters, des Finanzreferenten und die Bestätigung des vorgeschlagenen AStA-Referenten. Die SK gibt Empfehlungen für das Semesterprogramm und beschließt über dieses: sie berät und verabschiedet den vom AStA vorgelegten Haushaltsplan; nimmt die Rechenschaftsberichte entgegen und entlastet nach Anhören des Haushaltsausschusses den scheidenden AStA.

Die SK tagt GRUNDSÄTZLICH ÖFFENTLICH und kann mit einfacher Mehrheit der ÖFFENTLICHKEIT DAS REDERECHT einräumen.

Die gegenwärtige Fächergruppengliederung der Abteilung Dortmund ist wie folgt aufgebaut:
Fächergruppe I: Pädagogik (Allg. Pädagogik und Schulpädagogik);
Fächergruppe II: Psychologie, Soziologie, Arbeits- und Wirtschaftslehre, Hauswirtschaft;
Fächergruppe III: Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie, Theologie;
Fächergruppe IV: Sprachen (z.Zt. Deutsch, Englisch, Französisch);
Fächergruppe V: Mathematik und Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Geographie, Physik);
Fächergruppe VI: Bildende Kunst, Musik, Sport, Textilgestaltung).

Innerhalb der Fächergruppen sind die Organe drittelparitätisch zusammengesetzt, z.B. in der Gruppe III.

FÄCHERGRUPPENVERSAMMLUNG: alle hauptamtlich Lehrenden eine gleiche Anzahl von Angehörigen des 'Mittelbaus' eine gleiche Anzahl Studenten wählt den:
FÄCHERGRUPPENRAT: 3 Vertreter jedes Faches gleich 12 Miglieder wählen die:
FÄCHERGRUPPENSPRECHER: 3 Vertreter jeder Gruppe, der Sprecher der Dozentengruppe ist zugleich Dienstvorgesetzter im beamtenrechtlichen Sinne.

Die 6x3 gleich 18 Fächergruppensprecher bilden mit Dekan und Prodekan den Sprecherrat der Abteilung, der unterhalb der Abteilungskonferenz fungiert. Die Namen der studentischen Vertreter in den Fächergruppen sind im Vorlesungsverzeichnis zu finden."

Informiert wird auch über die:"
SOZIALPOLITIK

Wir wollen hier gleich unterscheiden zwischen der Sozialpolitik des AStA und dem, was der Staat studentische Sozialpolitik nennt. Fangen wir beim letzteren an:
BAFÖG

Das Bundesausbildungsförderungsgesetz gesteht jedem Studierenden eine staatliche Ausbildungsförderung zu, wenn er förderungswürdig ist, d.h. die Eltern dürfen nicht zuviel verdienen, das Zweitstudium muß ein aufbauendes etc. sein.

Wir wollen das nicht vertiefen.

Für die Förderung nach Bafög ist das Studentenwerk (StW,d.Vf.) Dortmund e.V. zuständig.
Adresse: 46 Dortmund-Eichlinghofen, Stockumerstraße 370.

Die Förderungsabteilung ist an folgenden Tagen geöffnet: Mo, Di, Fr 9 - 12
Uhr, Do 13 - 15 Uhr.
Formulare liegen im Sekretariat aus. Fragen, wenn sie nicht zu speziell sind, werden im AStA beantwortet.

KRANKENVERSICHERUNG

Die Hochschule ist laut Gesetz verpflichtet, die Studenten gegen Krankheit zu versichern. Diese Aufgabe nimmt die PH-Ruhr zur Zeit nicht wahr. Der AStA wird dem Senat empfehlen, der Deutschen Studentischen Krankenversicherung (DSKV) beizutreten. Das würde eine Erhöhung der Sozialbeiträge von z.Zt. 115 DM bedeuten. Diejenigen, die versichert sind - über die Eltern o.ä. können sich von dieser Erhöhung befreien lassen.

Wir raten den Studenten, die noch nicht versichert sind, sich in den billigeren Ersatzkassen zu versichern. Nähere Auskunft im AStA.

SOZIALBEITRÄGE

Der Sozialbeitrag pro Semester beträgt 15 DM. Davon sind 3 DM für das Studentenwerk, das die Ausbildungsförderung wahrnimmt und die Mensa betreut. Der Rest steht der studentischen Selbstverwaltung zur Verfügung.

Die Sozialbeitragsordnung steht im Vorlesungsverzeichnis.

Kommen wir nun zur Sozialpolitik, die der AStA betreibt.

Der AStA der zur Zeit noch im Amt ist, hat gerade auf diesem Gebiet einige
Neuordnungen geschaffen.

KINDERGARTEN

Der AStA hat mit dem Aktionskreis Kritischer Kindergarten e.V. (AKK) eine Belegungsvereinbarung getroffen. Danach können sechs Plätze in dem nach repressionsfreien Modell arbeitenden Kinderladen des Vereins von PH-Studentenkindern belegt werden.

Obwohl gegenwärtig bereits fünf Kinder von PH-Studenten dort betreut werden, hat der Aktionskreis dem AStA angeboten, auch die demnächst infolge Einschulung freiwerdenden 5 - 6 Plätze schon jetzt übergangsweise mit Kindern von PH-Studenten zu besetzen.

Anmeldung und nähere Auskünfte entweder über den AStA (10 - 13 Uhr vormittags) oder direkt über den Aktionskreis Kritischer Kindergarten, Büro: Lindemannstraße 68, Telef.: 12 10 13, Laden: Große Heimstraße 62, Telef.: 10 09 29.

Zusammenkünfte von Eltern und Interessenten jeden Donnerstag ab 20 Uhr 30 im ESG-Zentrum, Lindemannstraße 68.

Der AStA wird die Studentenschaft auch in Zukunft über die Zusammenarbeit mit dem Kinderladen unterrichten und hat ein Brett für alle Kinderladeninformationen neben dem AStA-Informationsbrett eingerichtet.

RECHTSANWALT

Kostenlose Rechtsberatung für Studenten!

Die meisten Studenten haben nicht das Geld, sich durch Rechtsberatung gegen Willkür der Bürokratie zu wehren. Der AStA hat mit dem Anwaltsbüro: Marbach u. Bönig, Dortmund, Westenhellweg Nr.2 einen Vertrag geschlossen, nach dem sich PH-Studenten kostenlos beraten lassen können (unter Vorlage des Studentenausweises).

WOHNUNGS- UND JOBVERMITTLUNG

Auf diesem Gebiet hat der AStA bisher noch keine systematische Vermittlung betrieben. Wir werden uns in nächster Zeit an die Öffentlichkeit wenden, uns Angebote zuzuschicken. Wir werden dann die Studenten bitten, die Nachfragen bei uns einzureichen.

Das war ein Überblick über die Sozialpolitik des AStA."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr. und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (Apr. 1972) bzw. o.J. (1972),o.S. bzw. S.25f

19.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund soll dort um 18 Uhr eine GEW-Versammlung in der Soz.-Forsch., Raum 24 stattfinden.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

19.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund soll um 18 Uhr die AG Hochschule im Kapitalismus im ESG-Heim Lindemannstraße 68 tagen.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

19.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund ist um 20 Uhr im ESG-Heim Lindemannstraße 68 eine Schulung über "Marxistische Philosophie" angesagt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

19.04.1972:
Die KPD (vgl. 19.4.1972) berichtet heute über ihren KSV:"
Dem Maiaufruf der Partei folgend hat der Kommunistische Studentenverband an … der PH Dortmund seine ganzen Aktivitäten auf die Mobilisierung der fortschrittlichen Studenten zu den Maidemonstrationen der KPD in Westberlin, Hamburg und Dortmund ausgerichtet."
Q: Rote Fahne Nr.41,Dortmund 19.4.1972,S.5

19.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund findet dort vermutlich heute um 13 Uhr im HI (vermutlich Hörsaal I) eine Studentenvollversammlung (SV) mit folgender Tagesordnung statt:"
1. Wahl der studentischen Vertreter im Fachbereich I.
2. Wahl der studentischen Vertreter im Fachbereich II.
3. Nachwahlen in den Ältestenrat.
4. Verschiedenes."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1 und 9

20.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund sollen dort heute die Fächergruppenwahlen für die studentischen Vertreter im Fachbereich IV stattfinden.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.9

20.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund soll um 20 Uhr der AK Heilpädagogen im Haus Grumnicke (Stockumerstraße) tagen.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

21.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund soll um 16 Uhr ein Jour fix im ESG-Heim stattfinden.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

24.04.1972:
In Bochum und Dortmund gibt der KSV der KPD vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt von einer Seite DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
DIE SYMPATHISANTENSCHULUNG DES KSV - TEIL DER MASSENARBEIT

'Die Theorie ist die Erfahrung der Arbeiterbewegung aller Länder, in ihrer allgemeinen Form genommen. Natürlich wird die Theorie gegenstandslos, wenn sie nicht mit der revolutionären Praxis verknüpft wird, genauso wie die Praxis blind wird, wenn sie ihren Weg nicht durch die revolutionäre Theorie beleuchtet.' (Stalin)

Auch im Sommersemester führt der Kommunistische Studentneverband wieder eine Schulung für Sympathisanten und alle interessierten Studenten durch. Sie ist ein wesentlicher Teil unserer Massenarbeit; ausgehend von der Tatsache, daß gerade das Fehlen einer eigenen klassenkämpferischen Erfahrung, die Entfernung der Studenten vom materiellen Produktionsprozeß das Studium der revolutionären Theorie erfordert, machen wir die Schulung zu EINEM wichtigen Hebel in der Umerziehung der Studenten zu Verbündeten der Arbeiterklasse. In ihr gilt es aufzuzeigen, daß auch die Studenten ihre fortschrittlichen Interessen nur im Kampf an der Seite der Arbeiterklasse und unter Führung der Kommunistischen Partei verwirklichen können. Das bedeutet zugleich, daß sie kein freischwebendes Theorie-Unternehmen ist, sondern vielmehr Anleitung zur organisierten Praxis. Gerade in der VERBINDUNG der organisierten Auseinandersetzung mit den Texten des Marxismus-Leninismus und der Teilnahme am Kampf des KSV gegen die kapitalistische Ausbildung wird klar, daß allein der Marxismus-Leninismus in der Lage ist, die gesellschaftliche Wirklichkeit in ihrer Bewegung zu analysieren.

Die Schulungshefte, auf deren Grundlage die Schulung durchgeführt wird und die die wichtigsten Texte leicht zugänglich machen, gliedern sich in drei Teile:

TEIL A deckt die kapitalistische Wirklichkeit in der BRD und Westberlin auf und zeigt, welche Rolle die SPD bei der Wahrnehmung der Interessen des Kapitals spielt. Die mit der Restauration des BRD-Monopolkapitals verbundene Verschärfung der Widersprüche schafft die Voraussetzung dafür, daß auch die Intelligenz sich von der Bourgeoisie lossagt und sich an die Seite der kämpfenden Arbeiterklasse stellt. Die Leitsätze des KSV formulieren ein Kampfprogramm, das die Studenten im Kampf gegen die kapitalistische Ausbildung organisiert und sie einreiht in den Kampf für den Sozialismus. Die Lektüre programmatischer Texte der Revisionisten an den Hochschulen wird zeigen, daß sie dieses Ziel völlig aufgegeben haben.

TEIL B legt die Grundlagen für das Verständnis der Entwicklung des Imperialismus als des letzten Stadiums des Kapitalismus und zeigt, wie die Zuspitzung der Widersprüche in der ökonomischen Mechanik des Kapitalismus die Basis ist für den Kampf um eine höhere Gesellschaftsform, den Sozialismus.

TEIL C stellt auf der Grundlage der ökonomischen Gesetze die Entwicklung der Wirtschaftsformen der Bourgeoisie dar. Hier rückt die Frage der Machtergreifung, die Frage nach der Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates in den Mittelpunkt. Diese Frage ist die Scheidelinie zwischen revolutionärer und revisionistischer Linie. Eine ausführlichen Stellungnahme zu den illusionären Theorien der modernen Revisionisten folgt deshalb die Darstellung der Politik der revolutionären Vorhutorganisation der Arbeiterklasse, der KPD."

Bekanntgegeben werden die Termine an der RUB Bochum und der PH Dortmund (jeweils 26.4.1972).
Q: KSV:Die Sympathisantenschulung des KSV - Teil der Massenarbeit,o.O. (Bochum/Dortmund) o.J. (Apr. 1972)

24.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund sind dort für heute Wahlen der studentischen Vertreter im Fachbereich V angesagt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.9

24.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund (vgl. 2.5.1972) bzw. Projektbereich Gesamthochschule (PGH) der ESG findet vermutlich spätestens in dieser Woche ein Teach-In des KSV der KPD zum 1.Mai statt, zu dem auch der PGH eingeladen wurde. Eine Auseinandersetzung sei zwischen KSV und 'Marxisten-Leninisten', vermutlich dem KSB/ML der KPD/ML-ZK, entbrannt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.11,Dortmund o.J. (Mai 1972),S.5

24.04.1972:
Der AStA der PH Dortmund hatte für heute seine 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' Nr.10 (vgl. 17.4.1972, 2.5.1972) angekündigt, die uns leider noch nicht vorlag.

Eingegangen wird, nach eigenen Angaben, auf Relegationen an der Uni Bonn.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.9; DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.36

25.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund sind dort für heute Wahlen der studentischen Vertreter im Fachbereich III angesagt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.9

25.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund soll um 12 Uhr der AK 'Politische Sozialisation', vermutlich im ESG-Heim, tagen.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

25.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund soll um 18 Uhr der AK 'Kirche und Sozialismus' im ESG-Heim tagen.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

25.04.1972:
Laut AStA der PH Dortmund ist für 20 Uhr ein allgemeiner Treff im ESG-Heim, Lindemannstraße 68 angesagt.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1972),S.1

26.04.1972:
An der PH Dortmund will der KSV der KPD mit seiner Sympathisantenschulung beginnen, zu der mit einem für Bochum und Dortmund gemeinsamen Flugblatt (vgl. 24.4.1972) aufgerufen wurde. Der Treffpunkt ist um 15 Uhr 30 im Foyer.
Q: KSV:Die Sympathisantenschulung des KSV - Teil der Massenarbeit,o.O. (Bochum/Dortmund) o.J. (Apr. 1972)

02.05.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich frühestens heute seine 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' Nr.11 (vgl. 24.4.1972, 12.6.1972) mit sieben Seiten DIN A 4 heraus.

Die regelmäßigen Termine von ESG, PGH und GEW sind unverändert, abgesehen von der Umbenennung des AK Heilpädagogen in Heilpädagogen AG und der Umlegung des AK Politische Sozialisation auf Donnerstag, 14 Uhr im ESG-Heim. Bekanntgegeben wird der Wahltermin in der Fächergruppe VI (vgl. 10.5.1972).

Im ersten Artikel heißt es zu den BV:"
BERUFSVERBOTE IN DER BRD

In den letzten Jahren häufen sich in der Bundesrepublik die Fälle, wo Lehrer, Juristen, Assistenten, Professoren usw. sowohl als Angestellte als auch als Beamte nicht in den öffentlichen Dienst (ÖD) aufgenommen werden bzw. wieder entlassen werden. Nicht nur Mitglieder und Sympathisanten sozialistischer Gruppen sondern auch Teilnehmer an Demonstrationen, sog. 'Demonstrationstäter' und Leute, die sich sonst irgendwie verdächtig gemacht haben, werden an Schulen und Universitäten diszipliniert.

Dem Berufsverbot ähnliche Maßnahmen werden auch in den Betrieben getroffen (siehe auch das neue Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 10.11.1971,d.Vf.), das den 'Arbeitsfrieden' sichern soll).

Arbeitgeberverbände legen 'schwarze Listen' von Kommunisten und fortschrittlichen Gewerkschaftern an. Kollegen, die sich bei Streiks hervorgetan haben, werden unter fadenscheinigen Gründen diffamiert, isoliert, versetzt und entlassen.

ANPASSUNG ODER RELEGATION HEISST DIE DEVISE!

Hier einige Beispiele für Disziplinierungsmaßnahmen:
Schur (Duderstadt - vgl. S2.**.197*,d.Vf.)) wurde als Vertrauenslehrer für einen Artikel in der Schülerzeitung verantwortlich gemacht; Sahm (Burgdorf (vgl. S2.**.197*,d.Vf.)) verteilte gesellschaftskritische Flugblätter an seine Schüler; Pauen (Viersen (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) führte das Buch 'Sexualinformationen für Jugendliche' von Claessons in den BERUFSschulunterricht ein.

Diese Beispiele zeigen eindeutig, daß nicht nur die Organisation in einer sozialistischen Partei oder Gruppe oder die offensichtliche Distanzierung vom Grundgesetz (GG,d.Vf.) für eine beliebige Disziplinierung entscheidend sind.

GRUNDGESETZ IST ZUR FARCE GEWORDEN!

Wo die Kriminalisierung von Demokraten oder Sozialisten nicht gelingt, und ihnen auch sonst nichts in ihrem Beruf nachzuweisen ist, genügt der bloße Verdacht auf mangelnde Verfassungstreue, um die Einstellung zu verwehren oder die Entlassung zu bewirken.

Daß schon Zweifel daran genügen, hat Brandt (SPD - vgl. S3.*.1972,d.Vf.) in einer kürzlich abgegebenen Erklärung ganz deutlich zum Ausdruck gebracht.

Helmut Kohl (CDU), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (vgl. S3.*.1972,d.Vf.), schlug vor, Lehrer sollten schriftlich erklären, daß sie sich auf 'die freiheitlich demokratische Grundordnung' (FdGO,d.Vf.) stellten. Die Ministerpräsidenten der Länder (vgl. S3.*.1972,d.Vf.) nahmen diesen Vorschlag dankbar an.

Mit dieser Erklärung, die die Lehrer abgeben sollen, werden sie an einen 'Gummiparagraphen' geknebelt, der mit Leichtigkeit jederzeit später gegen sie ausgelegt werden kann.

Es erweist sich also heute als eine Illusion, auf juristischem Wege mit Berufung auf das Grundgesetz sich vor irgendwelchen Disziplinierungsmaßnahmen schützen zu wollen.

Innenminister Genscher (FDP - vgl. S3.*.1972,d.Vf.) hat bereits eine VERFASSUNGSÄNDERUNG in Erwägung gezogen, um das an sich VERFASSUNGSWIDRIGE VORGEHEN DER REGIERUNG ZU LEGITIMIEREN.

Benda (CDU (vgl. S3.*.1972, S3.*.1972d.Vf.)), der ebenfalls eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen hat, ist zum Verfassungsrichter ernannt worden.

Der Staat, der eindeutig die Interessen der Herrschenden vertritt, geht so mit seiner Verfassung um, wie er es für seine volksfeindliche Politik gerade braucht.

INDUSTRIE UND MILITÄR AUF DEM VORMARSCH IN UNSEREN SCHULEN

Die Regierung hat längst erkannt, daß Erziehung nicht unpolitisch ist, wie es von vielen Erziehern heute noch geglaubt und gelehrt wird. Obwohl die Regierung gerade im Schulbereich die Ideen von Pluralismus und Demokratie propagiert, zeigt sich deutlich, daß die vorgeschriebenen Lehrinhalte die Schüler zu einem kritiklosen Übernehmen der jetzigen Gesellschaftsordnung zwingen. Z.B. zeigt sich dies daran, daß der Lehrer dazu verpflichtet ist, den Schülern im Wehrkundeunterricht (WKE,d.Vf.) die 'Notwendigkeit des Wehrdienstes' zur Landesverteidigung einsichtig zu machen. Im Fach Wirtschafts- und Arbeitslehre wird besonders deutlich wie die Lehrinhalte an den Interessen der Industrie orientiert sind.

Somit bleibt dem Lehrer keine Wahl mehr bei der Entscheidung, ob er die Schüler für die Interessen des Kapitals oder für die der Arbeiterklasse als der Masse aller Lohnabhängigen erzieht."

Zu den BV wird auch ein Zeitungsartikel über die SPD (vgl. 21.1.1972) verbreitet.

Zum KSV der KPD heißt es:"
DIE LAGE DES KSV IN DORTMUND

Verschiedene Teach-Ins und Publikationen, auf und in denen sich der Kommunistische Studentenverband (KSV) mit dem Projektbereich Gesamthochschule (PGH) auseinandersetzte, veranlassen uns, die Lage des KSV, die Entwicklung seiner Arbeit in Dortmund näher zu betrachten. Gedacht als Diskussionsbeitrag innerhalb der Auseinandersetzung, die unter den Linken stattfindet, kann dieser Artikel aber auf einige Richtigstellungen nicht verzichten.

Ende des Sommersemesters 1971 (vgl. Juli 1971,d.Vf.) versucht der KSV (Berlin-West) seine Arbeit im Ruhrgebiet aufzunehmen. Schwerpunkte sind die RU Bochum (RUB,d.Vf.) und die PH Dortmund. In Dortmund sucht der KSV erste Kontakte mit dem PGH. In mehreren Diskussionsrunden werden inhaltliche Auseinandersetzungen geführt. Eine wesentliche Kritik des PGH setzt an bei der vom KSV behaupteten Notwendigkeit des Sozialistischen Studiums in der gegenwärtigen Situation.

Im Sozialistischen Studium soll der Student für eine revolutionäre Berufspraxis ausgebildet werden. Es ist leicht einzusehen, was mit den Intellektuellen geschieht, die an ihrem Arbeitsplatz 'revolutionäre Berufspraxis' ausüben wollen, ebenso mit denen, die sich im Studium eine derartige Qualifikation aneignen wollen.

Sie sind für die Bourgeoisie nicht brauchbar und auf dem Markt für wissenschaftlich qualifizierte Arbeitskräfte werden sie vielleicht als Exoten bestaunt, aber nicht eingestellt.

Diese Kritik konnte nicht entkräftet werden. Inzwischen hat der KSV Konsequenzen gezogen. Das Sozialistische Studium wurde zu Beginn des Sommersemesters 1972 gestrichen.

Anläßlich des 1.Mai 1972 fand die Diskussion zwischen KSV und PGH ihre Fortsetzung. Auf dem Teach-In des KSV (vgl. 24.4.1972,d.Vf.), zu dem der PGH aufgefordert worden war, zu erscheinen, fand jedoch eine Auseinandersetzung zwischen den Marxisten-Leninisten (vermutlich KSB/ML der KPD/ML-ZK,d.Vf.) und dem KSV statt. Dieses wieder einmal auf einem Niveau, das für die Masse der Studenten unerreichbar war.

In der Zeitung 'Dem Volke Dienen' (DVD - vgl. Berlin Apr. 1972,d.Vf.) findet sich nun einiges über den PGH, das der Korrektur bedarf. Doch zunächst mal zum Titel der Zeitung.

Der Begriff 'Volk' hat in jeder Entwicklungsstufe eine andere Bedeutung. Der KSV macht nur dunkle Andeutungen zur konkreten Bedeutung der Parole.

Die Parole 'Dem Volke Dienen' kann ihren kämpferischen Inhalt erst im Stadium entfalteter Klassenkämpfe gewinnen, in einer wirklichen Bewegung aller im antagonistischen Widerspruch zur Bourgeoisie stehenden Teile der Bevölkerung.

Doch nun zum Artikel in genannter Zeitung mit der Überschrift 'Aktivitäten des KSV'. In diesem Artikel tauchen einige Unwahrheiten auf, die hier richtiggestellt werden sollen.

Es wird behauptet, der PGH habe die Diskussion mit dem KSV gescheut. Das wundert uns, denn die Diskussion, die zu Beginn des Sommersemesters 1971 (oben war noch vom Ende des Semesters die Rede,d.Vf.) begonnen hatte, wurde vom KSV abgebrochen.

Aus Scheu vor der Diskussion seien Genossen des KSV daran gehindert worden, an der Erstsemesterfreizeit (vgl. S6.**.197*,d.Vf.) teilzunehmen. Wir haben den Genossen klargemacht, daß eine solche Freizeit nicht der Ort für eine ideologische Auseinandersetzung zweier Gruppen ist. Dazu stehen wir immer noch.

Die Plenumsdiskussion, von der der KSV schreibt, hat nicht stattgefunden, weil der KSV anfänglich von einer solchen Diskussion nichts wissen wollte.

Dem PGH einen reformistischen Charakter zu unterstellen, ist einfach. Den Beweis für diese Unterstellung ist uns der KSV bislang schuldig geblieben.

Wenn der KSV schreibt, er habe einen großen Teil der Mitglieder für sich gewonnen, so ist das eine Anmaßung. Mehr nicht.

Welche Absichten verfolgt der KSV?

Zu Anfang der Diskussion zwischen PGH und KSV versuchte letzterer aus den Reihen des PGH Sympathisanten zu gewinnen. da dies nicht gelang, versuchte er es mit Massenarbeit an der Hochschule, daß auch dies wenig Erfolg zeitigt, liegt wohl auch am Unterschied zwischen Berliner Hochschulen und unserer PH.

Der Versuch der Spaltung des PGH ist nicht gelungen. Das lag wohl nicht zuletzt am nicht ausgewiesenen Führungsanspruch.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch das Neue Rote Forum (NRF - vgl. Okt. 1971,d.Vf.) Heidelberg zitieren:
'Es ist zu fragen, welchen Sinn es haben kann, wenn sich jeder örtliche Zirkel oder jede politische Strömung heute pathetisch zur 'Kommunistischen Partei' hochjubelt und seinen Führungsanspruch durchsetzen will. WEM NÜTZT DAS? Der Arbeiterklasse doch wohl kaum. Denn das Auftreten immer neuer Möchtegerne als 'Kommunistische Partei' ist nur geeignet, das prinzipielle Mißtrauen der Arbeiter zu verstärken gegen JEDE kommunistische Organisation. Aus dieser Entwicklung schlagen kurzfristig auch die Revisionisten Kapital, obwohl sie bei etwas mehr politischen Weitblick sehen müßten, daß sie sich mit ihrer Demagogie gegen die Zersplitterung der Linken langfristig selbst ins Kreuz treten.

Es wäre gut, wenn weniger vom 'FÜHRUNGSANSPRUCH' geschwätzt würde, sondern angegangen würde von der VERPFLICHTUNG der Kommunisten, sich als Führung zu erweisen. Anspruch also nicht an die Massen, sondern Anspruch an die Kommunisten selbst, sich in der Praxis für ihre Aufgabe zu qualifizieren.'

Die Diskussion innerhalb der Linken muß geführt werden. Sie muß in der gegenwärtigen Situation aber mit der Absicht geführt werden, ihre Einheit herzustellen. Wir sind bereit, die Diskussion fortzusetzen.

Sie muß aber inhaltlich und auf Argumenten aufgebaut sein. Lügen, Halbwahrheiten und Unterstellungen sind dafür keine Basis.

Wir haben diesen Artikel geschrieben, um die Lage zu klären. Die Diskussion muß und wird fortgesetzt werden. Wir sind auch der Meinung, daß sie vor den Studenten geführt werden soll, aber dann in einer Form, die den Studenten verständlich ist und ihnen die Notwendigkeit zur Veränderung unserer Gesellschaft aufzeigt."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.11,Dortmund o.J. (Mai 1972); DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.36

10.05.1972:
An der PH Dortmund sollen die Wahlen zur Fächergruppe VI um 13 Uhr im Hörsaal I (HI) stattfinden.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.11,Dortmund o.J. (Mai 1972),S.6

12.06.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche seine 'AStA-Information - DOS (Dortmunder Studentenzeitung) Nr.12 (vgl. 2.5.1972, 21.6.1972) mit acht Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
1. Zur Geschichte der verfaßten Studentenschaft
2. Das Gesamthochschulentwicklungsgesetz
3. Das Semesterprogramm des neuen AStA

Der Diskussionstreff der GEW-AG findet nun, immer noch in der Soz.-Forsch. Raum 24 aber Monatgs um 18 Uhr statt. Die anderen Termine sind unverändert, nur ein ESG Jour Fix der ESG wird nicht mehr erwähnt. Neu ist der Hinweis auf das täglich von 11 bis 13 Uhr geöffnete GEW-Büro.

In den beiden ersten Artikeln heißt es zur VS:"
1.) ZUR GESCHICHTE DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT (vgl. RPK Nr.170 (u.a. des KSV der KPD - vgl. 2.6.1972,d.Vf.))

Eine verfaßte Studentenschaft gibt es bereits seit 1920. Der Relevanz halber möchten wir uns hier auf die Geschichte nach 1945 beschränken.

Die ersten Studentenparlamente wurden nach dem 2.Weltkrieg von den Alliierten EINBERUFEN. Diese sahen in der studentischen Selbstverwaltung eine Möglichkeit, dem Faschismus in der BRD entgegenzuwirken (gemeint war aber nur der Faschismus nationalsozialistischer und hitlerischer Prägung).

Mit der Einsetzung der Studentenparlamente wollten die Besatzungsmächte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf der einen Seite sollten die Studenten 'demokratische Verhaltensweisen erlernen'. Auf der anderen Seite intendierte man aber, daß die Studenten ihre Kraft in die Gremien investieren und damit ihre Aktivitäten auf den Hochschulbereich beschränken würden.

Die Beschränkung der studentischen Arbeit auf die Hochschulpolitik bedeutet aber, daß gesamtgesellschaftliche Vorgänge von den Studenten nicht genügend reflektiert werden. Dadurch wird das kapitalistische System nur gestützt.

Daß die Hochschule nur als Absaugkanal für 'demokratische Bedürfnisse' gedacht war, hat sich klar gezeigt: Sobald die Studenten kritisch zu politischen Ereignissen in der Welt Stellung nahmen, wurde ihnen das Recht darauf abgesprochen mit der Begründung, die verfaßte Studentenschaft habe kein politisches Mandat.

Das Zunehmen von sozialistischen und fortschrittlichen Organisationen innerhalb der Studentenschaft gab den Herrschenden zu denken.

Sie fürchten die studierende Intelligenz als einen der wichtigsten stabilisierenden Faktoren des bestehenden Systems zu verlieren.

Damit war der verfaßten Studentenschaft eindeutig ein poliisches Mandat zugesprochen - aber im Sinne der Herrschenden.

2.) DAS GESAMTHOCHSCHULERRICHTUNGSGESETZ UND SEINE AUSWIRKUNGEN

Nach diesem kurzen Abriß der Geschichte der verfaßten Studentenschaft ist es notwendig, klarzumachen, weshalb die Ministerialbürokratie ein Interesse an der Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft hat und diese auch bereits in einigen Bundesländern abgeschafft hat.

Mit der zunehmenden Politisierung der Studenten - resultierend aus der Einsicht, daß in dieser Gesellschaft etwas faul ist - wurden die Studentenparlamente und ASten Kampfmittel gegen die Unterdrückung seitens Ministerialbürokratie etc.

Man versucht jetzt die Studenten in möglichst viele Gremien und Kommissionen hineinzubekommen, damit sie dort ihre Kraft verschwenden. Man isoliert diese Studenten von der Masse der Studenten, zu denen die Organe der verfaßten Studentenschaft noch direkten Kontakt haben. Eine Abwehrmaßnahme also einer Herrschaft, die sich bedroht fühlt. Wie die weiteren Maßnahmen aussehen zeigt unter anderem folgender Artikel über das Gesamthochschulerrichtungsgesetz (GHEG).

Das GHEG ist die Krönung der Bildungsreform an den Hochschulen. Es reiht sich nahtlos ein in die Gesamttendenz der Hochschulgesetzgebung.

Eine isolierte Betrachtung des Gesetzestextes ist wenig sinnvoll. Wichtiger ist die Untersuchung der Inhalte dieser Politik und die Offenlegung ihres Charakters. Wesentlich sind die Mechanismen (Numerus Clausus, Studienberatung, Verfahren bei Neugründungen), die die Verwirklichung der staatlichen Bildungsreform gewährleisten sollen.

Bei der Betrachtung des GHEG ist es wichtig, die Erfahrungen anderer Bundesländer heranzuziehen.

In Berlin und Baden-Württemberg wurden solche Vorschaltgesetze dazu benützt, die verfaßte Studentenschaft zu zerschlagen. Begründung: Die Studenten sind in allen Gremien vertreten, ergo erübrigt sich die Studentenvertretung in der bisherigen Form. Auch in NRW muß ständig mit der Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft gerechnet werden, ist der Minister befugt, solche Fragen per Erlaß zu regeln (Paragraph 18 GHEG).

Wie solche Gesetze zustande kommen, zeigt das GHEG mustergültig. Nach einem Hearing (vgl. S3.**.197*,d.Vf.) aller Beteiligten (Professoren, Studenten, Assistenten etc.) über die Gesetzesvorlage holte Herr Rau aus der Schublade einen neuen Entwurf und ließ ihn vom Landtag verabschieden (vgl. S4.**.197*,d.Vf.). Das alles innerhalb von wenigen Wochen. Soetwas nennt man dann 'demokratische Willensbildung'. Das sei allen Verfechtern der Mitbestimmungsideologie ins Stammbuch geschrieben.

Kommen wir nun zum Begriff 'Gesamthochschule':

Die formale Klassifizierung von FH (FHS,d.Vf.), PH und UNI wird abgeschafft. Was kommt??

Abgestufte Studienabschlüsse, Trennung von praxis- und forschungsorientierten Studiengängen, Kurzstudium von sechs Semestern für die Masse der Studenten.

Das heißt bei Rau (man möge ihn nicht verteufeln, wärs er nicht, wärs ein anderer Handlanger der Industrieinteressen) 'die Kapazitäten wirtschaftlich verwenden'.

Was verändert sich also?

Das Firmenschild! - Und die Möglichkeit der zentralen Steuerung für die Interessen der Kapitalseigner. Die wird besser!

Die Berufung auf gesamtgesellschaftliche Interessen ist in diesem Zusammenhang ein Hohn. Die Ware Arbeitskraft - in diesem Fall die der technischen und geistigen Intelligenz - optimal einzusetzen, ist erst dann im Interesse der Gesamtgesellschaft, wenn die Profite der Gesamtgesellschaft zu gute kommen und nicht einigen wenigen Kapitaleigentümern.

Kommen wir nun zum Stichwort: ZENTRAL.

Zentrale Studienberatung und zentrales Studienplatzverteilungsverfahren.

Genau wie der NC werden diese Maßnahmen zur Reglementierung und Bedarfsregelung eingesetzt. In diesem Zusammenhang weisen wir auch auf das Ordnungsrecht hin, das in Bayern bereits existiert.

Die Studienberatung ist verpflichtend für alle Studenten. Bei dieser Studienberatung wird den Studenten der Studiengang empfohlen, für den sie 'qualifiziert' sind. Der wird dann auch eingeschlagen.

Das zentrale Studienplatzverteilungsverfahren ist für die Fachhochschüler bereits Realität. Der umfassende Überblick über alle Hochschulen verschafft der Industrie besten Überblick und die Möglichkeit der Steuerung.

Die Aussicht für Neugründungen von Gesamthochschulen - wie es in Dortmund der Fall sein wird - ist erfreulich. Die Hochschule braucht sich keine Studienordnung zu erarbeiten. Die wird nämlich vom Minister zentral verordnet und dann zwei Jahre lang nicht geändert werden. Welche Aufgabe hat der Gründungssenat?

Die Verordnungen auszuführen! Denn neben der Studienordnung erläßt der Minister unter den gleichen Bedingungen die Verfassung der Hochschule.

Über Paritäten braucht hier kein Wort verloren zu werden. Stellen die Studenten 25% im Gründungssenat, so liegt das an den günstigen örtlichen Verhältnissen. Im Normalfall sind es weniger.

Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, das Modell der INTEGRIERTEN Gesamthochschulen sei abzulehnen. Unter integrierter Gesamthochschule ist nämlich nicht nur die formale und verwaltungsmäßige Kooperation zwischen den einzelnen Hochschulen, wie Fachhochschulen, PH's und Unis zu verstehen.

Wir wollen aber klarmachen, daß dieses Modell in unserer Gesellschaft nicht zu verwirklichen ist, da es nicht den Interessen der herrschenden Klasse entspricht. Die jetzt konzipierte Gesamthochschule befriedigt das Interesse der Industrie, nicht das der Bevölkerung.

Was müssen wir aus solchen Hochschulgesetzen lernen?

Diese Hochschulreform im Dienste unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist nicht durch Arbeit in Gremien oder Kommissionen zu unterlaufen.

Das haben die Erfahrungen gerade mit diesem Gesetz gezeigt. Die Arbeit, die im Moment zu leisten ist, liegt in der Aufklärung über den Charakter der Bildungsreform, die uns zur Zeit geboten wird. Sie ist auch nicht zu trennen von anderen Vorgängen in der Gesamtgesellschaft.

Ein Ordnungsrecht an der Hochschule, der Friedensparagraph im Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) und der Aufbau des Grenzschutzes (BGS,d.Vf.) zur Innenarmee, die Errichtung von bundeswehreigenen Hochschulen (BWHS,d.Vf.) - das alles ist nicht voneinander zu trennen. Das geschieht nicht nur zufällig zeitlich gleich.

Das ist eine Tendenz und eine Intention.

Eine Herrschaft, die sich bedroht fühlt und ihren Anspruch nicht mehr rechtfertigen kann, wehrt sich - und zwar mit allen Mitteln."

Bekanntgegeben durch den AStA und die Gruppen PGH und GEW-AG das:"
SEMESTERPROGRAMM DES ASTA

Die Funktion und die Aufgaben der Arbeit im AStA werden bestimmt durch verschiedene Faktoren.

Eine wichtige Rolle spielen die Hochschulgruppen, insbesondere ihre Analysefähigkeit und ihre Praxis als Gruppe, sowie das Verhältnis zwischen Gruppe und AStA. Hochschulpolitik ist nur im Hinblick auf die Entwicklung innerhalb der Gesellschaft möglich. Die Bestimmung der Hochschulpolitik erfolgt zum großen Teil durch Analyse des Charakters der Hochschule innerhalb der Gesellschaft, wobei eine der zentralen Fragen die nach dem Stand und dem Charakter des Klassenkampfes ist.

Es gilt, jede Unterdrückungsmaßnahme in die Entwicklung des gesellschaftlichen Widerspruchs einzuordnen. Dies, sowie die Konsequenzen und Alternativen, sollen den Studenten in einer breiten Informationsarbeit vermittelt werden. Diese Informationsarbeit wird vertieft durch die Studienbegleitung, in der vordringlich hochschul- und studienspezifische Probleme in Bezug auf ihre Bedeutung für die Interessen der Studenten und auf ihre Funktion und ihre Relevanz in der gesellschaftlichen Situation untersucht und vermittelt werden.

Aus der spezifischen Situation an der Hochschule ergeben sich Konsequenzen bei der Massenarbeit, denn sie muß bei den Interessen und Bedürfnissen der Studenten ansetzen, diese im Blick auf die Gesellschaft analysieren, sie vertreten und befriedigen und eine Perspektive aufzeigen.

Grundsätzliche Zusammenarbeit mit allen linken Gruppen, d. h. ein Optimum an Zusammenarbeit unter diesen Gruppen soll angestrebt werden.

KONKRETION DER EINZELNEN AUFGABEN

1.) Informationspolitik
a) DOS
Die Vermittlung von Informationen und Hintergründen hat im letzten AStA eine wichtige Rolle gespielt. Mit DOS ist ein Organ geschaffen worden, das von den Studenten anerkannt und gelesen wird. Es wird darauf ankommen, bereits herausgegebenen Informationen weitere Erläuterungen und Hintergründe anzufügen. Durch die Neugründung des Studienreferates sollte DOS in Zukunft mehr zur Ausbildungs- und Berufsproblematik bringen, diese in die gesellschaftlichen Verhältnisse einordnen und in einen Zusammenhang bringen.

Hierbei wird es notwendig sein, sich eingehender mit der Hochschulgesetzgebung und ihrer Analyse zu beschäftigen.

Des weiteren sollte versucht werden, mit den Lesern in direkten Kontakt zu kommen.

b) Pressereferat
Eine Archivierung eingehender Informationen ist unbedingt notwendig. In bestimmten Fragen soll auf bereits bestehende Stellungnahmen o.ä. zurückgegriffen werden.

Eine weitere Aufgabe ist die Sammlung und Weitergabe von Informationen an die einzelnen AStA-Referenten und an DOS.

Weiterhin ist die Kontaktaufnahme mit anderen Hochschulzeitungen (BSZ (an der RUB Bochum,d.Vf.) etc.) und mit der örtlichen Presse (z.B. Initiativkreis Kritische Presse) notwendig.

Um die kontinuierliche Arbeit des Pressereferates nicht zu gefährden, etwa durch Krankheit, Tagungen etc., übernimmt das Redaktionskollektiv der DOS die Vertretung der Pressereferentin.

2. Überregionale Arbeit
Eine engere Zusammenarbeit mit den Hochschulen im Geamthochschulbereich Dortmund sowie mit der Ruhruniversität Bochum muß angestrebt werden.

3. Die Vorsitzenden
Neben der überregionalen Vertretung gehören zu den Aufgaben der Vorsitzenden die Koordinierung der AStA-Arbeit und die Vertretung der AStA-Politik vor SV und SK.

Da in die Legislaturperiode dieses AStA und der Umzug der PH fällt, und aus diesem Grund mit zahlreichen Schwierigkeiten zu rechnen ist (Verkehrs- und Neubaufragen) erscheint es notwendig, daß sich die Vorsitzenden dieser Aufgabe widmen.

Aufgrund der im letzten Jahr gesammelten Erfahrungen ist es angebracht, daß diese Aufgaben von den Vorsitzenden wahrgenommen wird, da von Seiten der Verwaltung in der Regel nur Vorsitzende als Kompetente erachtet werden.

4. Finanzreferat
Vorrangige Aufgaben des Finanzreferenten sollen sein:

1.) Erstellung der Haushaltspläne in Zusammenarbeit mit dem gesamten AStA
2.) Die Buchführung jederzeit überprüfbar zu halten
3.) Forcierung der endgültigen Abrechnung der letzten Haushalte durch den Kanzler.

Zahlungsweisen sind vom 1. Vorsitzenden und von dem Finanzreferenten zu unterzeichnen.

5. Das Studienreferat
Das Studienreferat sollte am stärksten innerhalb der Studentenschaft verankert sein. Es nimmt Aufgaben wie Studienvorbereitung (Sonderprüfung, Information der Oberschüler), Studieneinführung, Studienablauf (Zusammenarbeit mit Studienkollektiven, Tutoren etc.) wahr.

Verstärkt sollte versucht werden, die Studenten zur inhaltlichen Kritik der Lehrinhalte zu befähigen. Diese Aufgaben sind selbstverständlich nur leistbar in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Gruppen, die den AStA tragen.

Da die verschiedenen Arbeitsgebiete nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, wird keine schematische Trennung vorgenommen.

Der Finanzreferent ist - soweit es seine Aufgaben zulasssen - Mitarbeiter im Studienreferat.

6. Sozialreferat
Das Sozialreferat setzt sich in erster Linie mit den sozialen und materiellen Bedürfnissen der Studenten auseinander. Dazu gehört in Zukunft auch die Wohnungs- und Jobvermittlung.

Weiterhin wird die studentische Sozialgesetzgebung etc. analysiert und weitergegeben werden.

7. Grundsatzfragen
Lösung AStA-interner Differenzen geschieht durch Diskussion nicht durch Abstimmung.

Es finden regelmäßige AStA-Sitzungen statt.

Außenvertretung des AStA und bindende Absprachen des Gesamt-AStA werden nur durch imperatives Mandat wahrgenommen. Die Art des Votums des Mandatsträgers legt die AStAsitzung fest.

Kommt kein Kompromiß zustande, werden beide beteiligten Gruppen den AStA auflösen."

Aufgerufen wird:"
Kommilitoninnen! Kommilitonen!

Die Verwaltung der PH bat uns, Euch folgendes bekanntzugeben:

Die Räume der PH in der Kreuzstraße sind von der Stadt Dortmund angemietet.

Die Stadt hat jetzt Geldforderungen wegen ungebührlicher Abnutzungen in den Räumen an die PH gestellt.

Brandlöcher im Fußboden und Fensterrahmen sind Punkte der Beanstandung.

Die Verwaltung bittet alle Studenten in Zukunft darauf zu achten, daß solche Schäden im erträglichen Maß bleiben. Wir meinen, kein Student erleidet Schaden, wenn er seine Zigarettenkippen in einen Behälter wirft und den Fußboden oder die Fensterrahmen verschont."
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.11 und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (Juni 1972) bzw. o.J. (1972),o.S. bzw. S.23

15.06.1972:
In Dortmund rief die KPD/ML-ZB im IGM-Bereich bei Hoesch Phoenix und Westfalenhütte (vgl. 12.6.1972, 19.6.1972) dazu auf, zu einer Versammlung um 18 Uhr in die Gaststätte Concordia am Borsigplatz zu kommen, auf der ein Aktionskomitee für den Freispruch von Klaus Dillmann (vgl. 26.4.1972, 20.6.1972) gegründet werden soll. Zu diesem Treffen wurden u.a. eingeladen:
- KPD Ortsleitung (OL) Dortmund,
- Kommunistischer Studentenverband (KSV) der KPD,
- Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund,
- KPD/ML-ZK,
- AStA der PH Dortmund,
- ESG Dortmund.
Q: KPD/ML-ZB-OG Dortmund, KJVD-OG Dortmund:Brief an alle revolutionären und demokratischen Organisationen,Dortmund 15.6.1972; Die Rote Westfalenwalze Freispruch für Klaus Dillmann!,Dortmund o.J. (Juni 1972),S.4; Das Rote Schwungrad Freispruch für Klaus Dillmann!,Dortmund o.J. (Juni 1972), S.4; KPD/ML-ZB, KJVD:Freiheit für den Roten Punkt - Polizisten leisten Meineid - Gerichtsverhandlung geplatzt,Dortmund o.J. (Okt. 1972),S.1

19.06.1972:
Der AStA der Abteilung Heilpädagogik der PH Dortmund (vgl. 13.11.1972) berichtet von seiner Vorgeschichte (vgl. 27.6.1972) über die StPW:"
Bei den Wahlen zum SP (19. - 22.6) wurden drei Mitglieder einer Gruppe von fortschrittlichen Studenten ins SP gewählt, die sich zu Beginn des letzten Semesters zusammengeschlossen hatten und bereit waren, die Interessen der Studenten im SP und AStA zu vertreten."
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.7

21.06.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 22.6.1972) berichtet in seiner morgigen 'AStA-Information' über deren Text bzw. die heutige Studentenkonferenz (SK):"
Der Text dieses Flugblattes wurde in der SK diskutiert und fand Zustimmung bei allen Gruppen außer dem RCDS (der CDU,d.Vf.), der die Abstimmung über dieses Flugblatt als Resolution durch vorzeitigen Auszug aus der SK boykottierte!"

Später (vgl. 26.6.1972) berichtet der AStA auch:"
Zur Frage der Verkehrsverbindungen legte der AStA auf der Studentenkonferenz vom 21.6. eine Resolution vor, die dort verabschiedet wurde:
'Der SK sind die skandalösen Zustände in Planung und Durchführung einer Verkehrsverbindung der PH in Dortmund-Dorstfeld

a) an das Verkehrsnetz der Innenstadt über Dorstfeld und
b) an die Verkehrsverbindungen vom Altbau der Hochschule über Palmweide (Barop) bekannt.

Sie fordert im Interesse der gesamten Studentenschaft der PH Ruhr, Abt. Dortmund:
- Einrichtung und Ausbau von durchgängigen Linien öffentlicher Nahverkehrsmittel über die Innenstadt sowie vom alten PH-Gebäude aus
- ausreichende Beförderungsmöglichkeiten über beide Strecken, d.h. mindestens viertelstündiger Einsatz von Verkehrsmitteln!
DENN, Einrichtung und Unterhaltung ausreichender Verkehrsverbindungen hat sich nicht nach Profitinteressen der Dortmunder Stadtwerke zu richten, mißt sich nicht an Gesichtspunkten der Rentabilität, sondern nach dem Kriterium der Notwendigkeit der Verkehrsverbindungen für die betroffene Bevölkerung.

Dieses Kriterium der Notwendigkeit heißt in diesem Fall, die Isolation der Bildungseinrichtung teilweise aufzuheben.

Dekan der Abteilung und Rektor der PH Ruhr werden aufgefordert, die Forderungen der Studenten mit allem Nachdruck bei der Dortmunder Stadtverwaltung und beim Staatshochbauamt der Stadt Dortmund zu vertreten.

Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, so wird die Studentenschaft Kampfmaßnahmen ergreifen.'"

Die KPD (vgl. 5.7.1972) berichtet vermutlich von der heutigen VV über die Vietnam-Solidarität, "daß die Studentenvollversammlung der PH nahezu geschlossen eine Solidaritätsresolution an die FNL verabschiedete. Bezeichnenderweise hatten sich die Studenten des MSB-Spartakus, der Studentenorganisation der DKP, vorher aus dem Saal verdrückt, sie wollten keiner Resolution zustimmen, in der die schändliche Rolle des Sozialimperialismus (SU,d.Vf.) angeprangert wurde."
Q: Rote Fahne Nr.50,Dortmund 5.7.1972,S.3; AStA PH Dortmund:AStA-Information Gegen die Bonner Notstandsgesetze und Nr. 13,Dortmund o.J. (Juni 1972) bzw. o.J. (Juni 1972),S.3 bzw. S.4f

22.06.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich heute seine 'AStA-Information', diesmal nicht als 'DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 12.6.1972, 26.6.1972) sondern als Flugblatt mit drei Seiten DIN A 4 zum Roter-Punkt-Prozeß gegen Klaus Dillmann (vgl. 21.6.1972) bzw. den neuen Gesetzen zur 'Inneren Sicherheit' (vgl. 22.6.1972) und der Bochumer Demonstration dagegen (vgl. 24.6.1972) heraus:"
GEGEN DIE BONNER NOTSTANDSGESETZE (NSG,d.Vf.)

Der Genosse Klaus Dillmann sollte am 21. des Monats vor dem Dortmunder Gericht verurteilt werden. Ihm wird Rädelsführerschaft, Nötigung, Widerstand gegen die Polizei in Tateinheit mit Körperverletzung und Aufforderung zur strafbaren Handlung vorgeworfen. Es handelt sich dabei um eine der vielen Anklagen im Zusammenhang mit dem Kampf der Dortmunder Bevölkerung gegen die unverschämte Fahrpreiserhöhung der Dortmunder Stadtwerke vor einem Jahr (vgl. 1.3.1971,d.Vf.).

Durch den Prozeß gegen Dillmann und andere soll der berechtigte Kampf der Bevölkerung zur kriminellen Handlung abgestempelt werden. Als Widersprüche in der Anklageschrift auftauchten, vertagte man kurzfristig den Prozeß auf September ((vgl. 13.9.1972,d.Vf.) Semesterferien) mit der offiziellen Begründung, die zwei Hauptbelastungszeugen - zwei Polizisten – seien unerreichbar im Urlaub.

Die Prozesse gegen die Demonstranten sind im Zusammenhang zu sehen mit den verschärften Bonner Notstandsgesetzen, die einen Eingriff in die demokratischen Rechte des Volkes bedeuten. Diese Gesetze sollen im Bonner Parlament bis zum 23.6. verabschiedet werden. Daß man damit rechnet, in dieser knappen Zeit alle fünf Gesetze durchzubringen, zeigt, daß in diesen Punkten zwischen den im Parlament vertretenen Parteien kein Unterschied festzustellen ist.

Was beinhalten diese Gesetze?

1) DAS BUNDESVERFASSUNGSSCHUTZGESETZ soll die Möglichkeit zur Bespitzelung fortschrittlicher Organisationen erweitern und dem Verfassungsschutz (VS,d.Vf.) größere Vollmachten zur 'Überprüfung' der Beschäftigten im öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.) geben. Dazu wird sogar das Grundgesetz (GG,d.Vf.) geändert. Außerdem wird das Verbot einer Reihe fortschrittlicher Organisationen vorbereitet.

2) DIE VORBEUGEHAFT, die 1969 (vgl. S2.**.196*,d.Vf.) wegen des großen demokratischen Widerstands im Volk nicht durchgesetzt werden konnte, soll jetzt wieder gesetzlich verankert werden, um neue Möglichkeiten zu haben, Widerstand gegen den Bonner Staat zu unterdrücken. Einzelne können auch ohne Gerichtsverfahren eingesperrt werden.

3) DAS OLYMPIA-GESETZ regelt unter dem Deckmantel des olympischen Friedens ein umfassendes Demonstrationsverbot.

4) WAFFENGESETZ: Zu diesem Gesetz bestehen noch keine genauen Untersuchungen. Nach dem 1968 (vgl. S3.**.1968,d.Vf.) verabschiedeten Waffengesetz dürfen Beamte des Bundes Waffen führen, die Anlagen oder Gegenstände sichern, die hoheitlichen Aufgaben dienen. Damit ist die Möglichkeit des bewaffneten Behördenschutzes gegeben, der z.B. bei Streiks in öffentlichen Betrieben einschreiten kann.

5) DAS BUNDESGRENZSCHUTZGESETZ soll den BGS zu einer 'Sonderpolizei' des Bundes machen, die gegen Streiks und Demonstrationen eingesetzt werden kann. Streiks sind jetzt nach dem Gesetz kriminelle Handlungen in Betrieben, die die sogenannte lebenswichtige Versorgung sichern, z.B. öffentlicher Verkehr, Strom und Wasser.

Diese Sonderpolizei erhält das Recht, Bürger vorzuladen und 'erkennungsdienstlich' (ED,d.Vf.) behandeln zu können. Nach diesem neuen Gesetz soll jeder Wehrpflichtige auch gegen seinen Willen zu dieser Bürgerkriegstruppe eingezogen werden können! Dieses Gesetz versucht, den Arbeitskampf der Bergleute, Stahlarbeiter (IGBE- bzw. IGM-Bereich,d.Vf.) etc. zu verhindern.

Es erhält einen aktuellen Bezug durch die gespannte Lage im Bergbau, die sich durch die unbefriedigenden Tarifverhandlungen (BETR - vgl. 20.6.1972,d.Vf.) ergeben hat. Ein großer Teil der Bergleute fordert Urabstimmung und nicht Schlichtung durch Arbeitsminister Figgen (SPD,d.Vf.) und die Gewerkschaftsführer. Daß man mit einem Streik rechnet, zeigt, daß sich die Hauptabnehmer der Zechen rechtzeitig mit genug Kohle eingedeckt haben. Sobald die Gesetze verabschiedet sind, ist in solcher Streik nicht legales Mittel, sondern krimineller Akt.

Diese neuen Gesetze betreffen in besonderem Maße die Arbeiter, aber auch andere Teile der Bevölkerung.

Für die Studenten wird diese Gesetzgebung Bedeutung erlangen, wenn sie demnächst gezwungen sind, gegen die Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft zu demonstrieren, und hat - gerade für Lehrerstudenten - schon Bedeutung erlangt durch den Ministerpräsidentenerlaß (BV vgl. 27.1.1972,d.Vf.) gegen 'Radikale' im öffentlichen Dienst.

Deshalb muß der Kampf gegen die Notstandsmaßnahmen ein solidarischer Kampf aller Teile der Bevölkerung sein.

Kommt zur Demonstration am Samstag, den 24.6.1972 in Bochum-Hordel um 16 Uhr, Platz zwischen Barbarastr., Finefraustr., Sonnenscheinstr.

WEG MIT DEM BUNDESGRENZSCHUTZGESETZ - DEM NEUEN BÜRGERKRIEGSTRUPPENGESETZ
WEG MIT DER WIEDEREINFÜHRUNG DER VORBEUGEHAFT
WEG MIT DEM BUNDESVERFASSUNGSSCHUTZGESETZ - DEM NEUEN SPITZELGESETZ
WEG MIT DEM DEMONSTRATIONSVERBOT ZU DEN OLYMPISCHEN SPIELEN
WEG MIT DEM KPD-VERBOT
FREISPRUCH FÜR KLAUS DILLMANN UND ALLE DEMONSTRANTEN DER ROTE-PUNKT-AKTION"

Berichtet wird von der Behandlung dieses Textes in der gestrigen Studentenkonferenz (SK).
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Gegen die Bonner Notstandsgesetze,Dortmund o.J. (Juni 1972); DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.36

24.06.1972:
In Bochum-Hordel findet eine Demonstration gegen Streikverbot und Notstandskurs um 16 Uhr ab dem Platz zwischen Barbarastr., Finefraustr. und Sonnenscheinstr. statt, zu der u.a. der AStA der Ruhruni durch seine 'Bochumer Studentenzeitung' (BSZ) aufruft. Aufgerufen wurde durch die KPD/ML-ZB auch bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 22.6.1972). Der Treffpunkt in Dortmund ist allerdings erst um 16 Uhr. Der AStA der PH Dortmund (vgl. 22.6.1972) bzw. die dortige Studentenkonferenz (SK - vgl. 21.6.1972) riefen ohne Angabe eines Dortmunder Treffpunktes zum Protest gegen die neuen Notstandsgesetze (NSG - vgl. 31.5.1968) auf.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Gegen die Bonner Notstandsgesetze,Dortmund o.J. (Juni 1972),S.3; Rote Fahne Extrablatt und Nr.13,Bochum Juni 1972 bzw. 28.6.1972,S.* bzw. S.*; Bochumer Studenten Zeitung Nr.97,Bochum 22.6.1972,S.1; Roter Morgen Nr.15,Hamburg 31.7.1972,S.5; Das Rote Schwungrad/Die Rote Westfalenwalze Bundesgrenzschutz darf auf Streikende schießen,Dortmund o.J. (Juni 1972),S.1

26.06.1972:
Die KPD (vgl. 5.7.1972) berichtet vermutlich u.a. aus dieser Woche von den VA des NVK in Dortmund (vgl. 7.7.1972):"
Auch in Dortmund veranstalteten die Vietnamausschüsse eine Solidaritätsdemonstration. Ungefähr einhundertfünfzig Menschen nahmen daran teil.

Die Ausschüsse in Dortmund hatten in den Tagen vorher eine Anzahl kleinerer Veranstaltungen durchgeführt. … Auch die Ausschüsse an der Pädagogischen Hochschule und der Universität hatten durch tägliche Agitation neue Mitglieder gewonnen. Ein Erfolg ihrer Arbeit war, daß die Studentenvollversammlung der PH (vgl. 21.6.1972,d.Vf.) nahezu geschlossen eine Solidaritätsresolution an die FNL verabschiedete."
Q: Rote Fahne Nr.50,Dortmund 5.7.1972,S.3

26.06.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich Anfang dieser Woche seine 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' Nr.13 (vgl. 22.6.1972, 16.10.1972) mit acht Seiten DIN A 4 heraus.

Die Termine von ESG, PGH und GEW bleiben unverändert, der Inhalt lautet:
1. Die BRD - Ein Polizeistaat
2. Umzug der PH
3. Bericht des Studentenkollektivs im Deutschseminar: 'Jugendbuchrezensionen'

Im ersten Artikel wird zu den NSG vom 22.6.1972 ausgeführt:"
DIE BRD - EIN POLIZEISTAAT

In der letzten Woche wurden neue Ausführungsgesetze zur Notstandsverfassung im Bundestag verabschiedet: Bundesgrenzschutzgesetz, Bundesverfassungsschutzgesetz, Vorbeugehaft und Demonstrationsgesetz zu den olympischen Spielen. Diese Gesetzesserie, die schon in der letzten AStA-Information 'Bonner Notstandsgesetze' erläutert wurde, dient dem 'Schutz der Inneren Sicherheit' laut Genscher (FDP,d.Vf.). Das heißt in der Praxis Kriminalisierung aller linken und fortschrittlichen Kräfte in der BRD, unterstützt von den Verfolgungskampagnen in Rundfunk, Fernsehen und Presse.

Wie konzentriert die Schläge gegen jegliche politische Arbeit Linker sind, zeigen einige Vorkommnisse der letzten Wochen und Tage.

Am 16.6. drangen einige mit MP's und durchladenen Pistolen in die Räume des Bochumer Schüler- und Lehrlingskollektivs ein. Ohne einen Hausdurchsuchungsbefehl vorzulegen, stellte man alles auf den Kopf. Unterlagen und Protokolle wurden beschlagnahmt, mehrere Mitglieder des Kollektivs wurden festgenommen, Stundenlange Verhöre, Verhaftung einiger Genossen und Beschlagnahme der Papiere wurden damit begründet, daß man diese Adresse bei Ulrike Meinhof (RAF,d.Vf.) gefunden hätte unter 50 anderen Adressen. Es bestehe der dringende Verdacht, daß die Genossen die BMG aktiv unterstützt hätten (ausführlicher Bericht hierüber in der BSZ (der RUB,d.Vf.) vom 22.6.1972).

Unter dem Vorwand ein Ausweis des BMG-Mitglieds Gudrun Ensslin sei auf ihre Adresse ausgestellt, wurden in Hamburg mehrere Mitglieder des Kommunistischen Bundes (KB - vgl. 7.6.1972,d.Vf.) verhaftet.

Ebenfalls aus Anlaß der Verhaftung Ulrike Meinhofs (vgl. Hannover 15.6.1972,d.Vf.) wurde in Stuttgart (vgl. 17.6.1972,d.Vf.) ein Büro der KPD/ML und ein politischer Buchladen sowie Wohnungen in Tübingen (vgl. 17.6.1972,d.Vf.) durchsucht.

Am Tage der Festnahme Gudrun Ensslins (vgl. Hamburg 7.6.1972,d.Vf.) wurde, wie allgemein bekannt, das Haus des Schriftstellers Heinrich Böll (in Köln,d.Vf.) umstellt und durchsucht. Allerdings galt diese Aktion nur Bölls Gästen, wie später von polizeilicher Seite verlautete.

Die Welle der politischen Unterdrückung ging weiter. Am 21.6. wurden in der Brelohstraße vier Genossen der Projektgruppe Brelohstraße (PGB Bochum,d.Vf.) verhaftet.

Am 25.6. wurde in Stuttgart der 34 Jahre alte Schotte Ian McLeod durch zwei Schüsse aus einer Maschinenpistole erschossen. Seine Wohnung war ebenfalls mit der Begründung, dies sei ein Treffpunkt der RAF, durchsucht worden.

Wie aus Polizeikreisen bekannt wurde, war McLeod unbewaffnet. Der Polizist gab zwei Schüsse ab, nachdem McLeod die Schlafzimmertür geöffnet und wieder zugeschlagen hatte. Die Schüsse trafen McLeod im Rücken. Es handelte sich natürlich um eine 'eindeutige' Notwehrsituation.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ähnliche Vorfälle bekannt werden. Der Staatsapparat greift täglich neu zu. Selbst die Bevölkerung wird aufgefordert, an der Bespitzelung und Verfolgung politisch Aktiver teilzunehmen.

Ein Fahndungsaufruf des BKA soll im sinngemäßen Wortlaut wiedergegeben werden: 'Folgende Wohnungen sind im Zusammenhang mit der Fahndung nach der Baader-Meinhof-Gruppe unverzüglich der nächsten Polizeidienststelle zu melden,

a) deren Inhaber unter 30 Jahre alt sind,

b) deren Inhaber den Kontakt zu den Nachbarn meiden,
c) deren Inhaber ihren Wagen abseits des Hauses oder in einer Garage abstellen,

d) deren Inhaber Meldepflichten zu übergehen versuchen,

e) deren Inhaber ihr Aussehen öfters wechseln.

Diese Angaben treffen auf weite Teile der Bevölkerung zu. Niemand ist davor sicher, als Anarchist verdächtigt zu werden.

Vorwände zu Hausdurchsuchungen und Festnahmen sind leicht zu beschaffen. Bei dem Adressbüchlein der Ulrike Meinhof scheint es sich um die Telefonbücher des Bundesgebiets zu handeln.

WEHRT EUCH!"

Als nächstes äußert man sich zum:"
UMZUG DER PH

Wann die PH ins neue Gebäude in der Nähe Dorstfelds umzieht, steht immer noch nicht fest (nach dem 1.9. und dem 1.11. werden jetzt als Termin die Wintersemesterferien genannt), daß umgezogen wird, ist sicher.

Mit diesem Umzug werden neue Probleme geschaffen.

Zur Frage der Verkehrsverbindungen legte der AStA auf der Studentenkonferenz vom 21.6. eine Resolution vor, die dort verabschiedet wurde: … (vgl. dort,d.Vf.)

Soweit die verabschiedete Resolution.

Die Stadtverwaltung bzw. die Stadtwerke sind zum Teil auf unsere Forderung eingegangen. Man plant die Einrichtung einer Buslinie, die zwischen Dorstfeld und Palmweide über die PH verkehrt.

In welchen Zeitabständen die Buslinie verkehren soll, steht noch nicht fest, die Stadtwerke verlangen Zahlen von der PH-Verwaltung über die sogenannten Spitzenzeiten.

Die Erfüllung unserer Forderungen darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß trotz neuer Räume und besserer Einrichtungen die Situation schlechter wird.

Wir haben mit unseren Forderungen wieder einmal nur REagiert und Selbstverständlichkeiten gefordert.

Wir hatten auch einmal gefordert, den Neubau der PH ins Stadtzentrum zu verlagern.

Doch die Situation heute ist diese: Nicht nur die Universität, sondern auch noch die PH sitzt auf dem Acker, den Akademiker 'Campus' nennen.

Das ohnehin schlechte Verhältnis der Dortmunder Bevölkerung zu den Studenten soll also dadurch verbessert werden, daß man die Studenten herauslagert und ihnen ein eigenes Stadtviertel gibt und neue Studentenwohnheime baut.

Doch nicht nur das: Unsere Forderung, die notwendigen Verkehrsverbindungen einzurichten war gekoppelt mit der Forderung, Verkehrsverbindungen hätten sich nicht nach dem Profitinteresse, sondern nach der Notwendigkeit der Verbindung für die betroffene Bevölkerung zu richten. Daß die Stadtwerke dies tun, ist ebenso unwahrscheinlich wie in unserem Gesellschaftssystem
unmöglich.

Forderungen der betroffenen Bevölkerung werden kriminalisiert statt befriedigt (siehe Aktion Roter Punkt (ARP - vgl. 1.3.1971,d.Vf.) im letzten Jahr und die jetzt fälligen Prozesse).

Daß die Isolation der Bildungseinrichtung nicht einmal duch gute Verkehrsverbindungen aufgehoben werden kann, muß jedem klar sein, der unter Isolation nicht die räumliche Trennung von Bevölkerung und Studenten versteht.

Und bei einer zunehmenden Verschulung des Studiums, die uns ja die Hochschulgesetze versprechen, ist es ja wohl besser, ungestört zu studieren auf dem Acker.

Randbemerkung: Da es auf dem Hauptgelände noch keine Mensa gibt, wird eine Cafeteria zu diesem Zweck umgebaut. Es wird nur eine Mahlzeit geben, da die Mensa der Uni in ihrer Kapazität beschränkt ist.

Mahlzeit!!!!"

Als letztes folgt der:"
BERICHT DES STUDIENKOLLEKTIVS IM DEUTSCHSEMINAR: 'JUGENDBUCHREZENSIONEN'

Zu Beginn dieses Semesters hatte die GEW-AG zusammen mit anderen Seminarteilnehmern eine Arbeitsgruppe im Seminar 'Jugendbuchrezensionen'
gebildet.

Die Arbeit der Gruppe sah folgendermaßen aus: in Diskussionen mit den übrigen Seminarteilnehmern wurde versucht, die politischen Implikationen der herkömmlichen Kinder- und Jugendliteratur aufzudecken - denn es gibt keinen unpolitischen Freiraum - und vom Standpunkt der Arbeitenden aus zu kritisieren.

Als zweites stellte die Gruppe eine neue Richtung von bewußt politischer Kinder- und Jugendliteratur vor, die gesellschaftliche Zwänge und Widersprüche aufzeigt. Zur Bewertung der herkömmlichen sowie der gesellschaftsorientierten Kinder- und Jugendbücher wurden folgende Kriterien erarbeitet:
- Darstellung der herrschenden gesellschaftlichen Zwänge und Widersprüche
- Aufzeigen von Veränderungsstrategien
- Anknüpfen an der konkreten Situation von Kindern und Jugendlichen, soweit es der Problemkreis des Buches zuläßt
- keine Rollenfixierungen und Rollenklischees
- Herstellen eines direkten Kontaktes zum Leser (Vorwort, Nachwort, Fragebogen)
- Die Vermittlungsträger (Sprache, Illustration) sollen auf Kommunikation abgestimmt sein
- Das Fehlen von gesellschaftlichen Widersprüchen und Zwängen, welches harmonische und stabile Gesellschaften vortäuschen (heile Welt)

Die Kritik an den herkömmlichen Kinder- und Jugendbüchern richtet sich besonders gegen das Unvermögen, Sozialisationsprozesse, d.h. Vermittlungs- und Erklärungszusammenhänge zwischen individuellem und gesellschaftlichem Sein aufzeigen zu können

Das Fehlen oft jeglicher Auswirkungen der Gesellschaftsordnung (Hunger, Krankheit, Aggression) auf die unterdrückten Menschen

Rollenfixierungen und Rollenklischees (Mädchen tun, denken dies, Jungen das; die Klassifizierung 'Mädchenbuch' deutet auf geschlechtsspezifische Vorurteile hin.)

Übertragung von Verhaltensweisen, die in der bürgerlichen Gesellschaft angelegt sind, auf andere Gesellschaftsformen (Indianerjunge hat z.B. einen spezifisch bürgerlichen Eigentumsbegriff)

das statische, genetisch fixierte Menschenbild, das in diesen Büchern vorherrscht.

Demgegenüber haben die politischen Kinder- und Jugendbücher durchweg gesellschaftliche Widersprüche zum Inhalt, und nehmen für die unterdrückten Klassen und Schichten Partei, wobei sie meistens auch Ansätze gesellschaftsverändernder Praxis aufweisen.

Sie unterscheiden sich lediglich in der Vermittlung ihrer Ziele. Einige Kinder- und Jugendbücher machen eine Geschichte aus einem Stück Gesellschaftsanalyse (z.B. 'Martin der Marsmensch'). Andere Kinder- und Jugendbücher knüpfen an den konkreten Interessen und Erfahrungsbereichen der Kinder und Jugendlichen an und vermitteln auf induktivem Wege eine Gesellschaftsvorstellung.

Einige der Bücher kann man auf Grund der Informationsfülle im Unterricht von Geschichte/Politik und Arbeitslehre verwenden (z.b. Good-bye, Onkel Sam). Allerdings ist die Anwendungsmöglichkeit wegen der politischen Disziplinierung begrenzt (s. Fall Fröndenberg)."

Zusätzlich wird noch folgende Literaturliste angegeben:
- Martin, der Marsmensch, Basis-Verlag;
- Die Fabrik gehört uns; Basis-Verlag;
- Krach auf Pohls Spielplatz, Basis-Verlag;
- Good-bye Onkel Sam, Weismann-Verlag;
- Von einem, der auszog und das Fürchten lernte, Weismann-Verlag.

Angekündigt wird:"
Im nächsten Semester Wintersemester 1972/1973 werden von der GEW-AG und anderen politischen Gruppen weitere Seminarkollektive gebildet, welche rechtzeitig publik gemacht werden. Die Gruppen werden nicht nur in den Seminaren arbeiten, sondern darüberhinaus der Information aller Studenten dienen. Deshalb werden auch von diesem Deutschkollektiv Skripte im AStA zu haben sein.

Wenn Studenten sich in Seminargruppen zusammenschließen und die Lehrinhalte auf ihren Praxisbezug und ihre Parteilichkeit für die Interessen der Arbeitenden (Hauptschüler) überprüfen, können sie mit der Unterstützung des AStA rechnen (Abdruck von Artikeln in der DOS, Erstellung von Papieren). Besucht unsere Arbeitsgruppen!"
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information Nr.13,Dortmund o.J. (Juni 1972)

27.06.1972:
Der AStA der Abteilung Heilpädagogik der PH Dortmund (vgl. 13.11.1972) berichtet von seiner Vorgeschichte (vgl. 19.6.1972, 24.10.1972) über die drei gewählten Kandidaten einer Gruppe fortschrittlicher Studenten:"
Sie legten auf der konstituierenden SP-Sitzung (27.6.1972) ein Programm für eine künftige AStA-Arbeit zur Diskussion vor. In der anschließenden Diskussion wurden grundsätzliche Meinungsunterschiede deutlich. Die übrigen SP-Mitglieder bestanden darauf, ihre politischen Vorstellungen ebenfalls schriftlich einbringen zu können. Doch auf der nächsten SP-Sitzung legten ehemalige AStA-Mitglieder, die dem Spartakus (MSB der DKP,d.Vf.) angehören, statt eines AStA-Programms eine neue Satzung für die Studentenschaft vor, um damit eine weitere Grundsatzdiskussion zu verhindern und die AStA-Wahl hinauszuzögern (s. Info Nr.5 (vgl. S7.**.1972,d.Vf.))."
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.7

September 1972:
Das Koordinierungskomitee (KoKo) zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung in NRW verfaßt in Bochum, laut Klapro der ML Dortmund, ML Hagen und der PL Hamm (vgl. Dez. 1972), die folgende, auf Bochum, Sept. 1972 datierte:"
ERKLÄRUNG ZUR SPALTUNG DER GEMEINSAMEN KAMPFFRONT GEGEN DAS REAKTIONÄRE AUSLÄNDERGESETZ DURCH DIE KPD

Die Erklärung ist u.a. unterzeichnet von:"
- AStA der PH Dortmund, …
- PGH (Projektbereich Gesamthochschule,d.Vf.) Dortmund".
Q: Klassenkampf und Programm Nr.1,Dortmund Dez. 1972,S.40f; Kooordinationskomitee zum Kampf gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die politische Unterdrückung in NRW:Erklärung zur Spaltung der gemeinsamen Kampffront gegen das reaktionäre Ausländergesetz durch die KPD,Bochum 14.9.1972

06.09.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 11.12.1972) berichtet von der heutigen Fachgruppensitzung Psychologie, in der u.a. die Klausurenordnung (vgl. 29.11.1972) behandelt wird.
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.11

02.10.1972:
An der PH Dortmund (vgl. 13.11.1972) berichtet eine Gruppe vermutlich aus dieser Woche über sich selbst:"
Seit Anfang Oktober arbeitet eine Gruppe von PH- und HPH-Studenten mit Kindern der Obdachlosensiedlung Dortmund-Bövinghausen."
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.9

11.10.1972:
Es findet ein 'Roter-Punkt-Prozess' gegen Klaus Dillmann in Dortmund (vgl. 9.10.1972, 20.10.1972) statt, von dem KPD/ML-ZB und KJVD Dortmund so berichten:"
POLIZISTEN LEISTEN MEINEID
GERICHTSVERHANDLUNG GEPLATZT

Diese Anklage des Genossen gegen den kapitalistischen Klassenstaat und seine Justiz wurde vom Beifall der Zuschauer unterstützt. Der Richter drohte mehrfach, den Saal räumen zu lassen, beschimpfte die Anwesenden (einige PH-Studenten waren gemeint, als er ausrief: 'Armes Deutschland!') und versuchte, den Genossen daran zu hindern, seine Anklage offen vorzutragen, indem er ihn unterbrach mit der Bemerkung, er solle aufhören, da er selbst (der Richter) immun dagegen sei."
Q: KPD/ML-ZB, KJVD:Freiheit für den Roten Punkt - Polizisten leisten Meineid - Gerichtsverhandlung geplatzt,Dortmund o.J. (Okt. 1972),S.1ff

12.10.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 12.10.1972) rufen auf:"
UNTERSTÜTZT DIE ARBEIT DER VORBEREITENDEN KOMITEES IN HUCKARDE UND IN DER NORDSTADT!

Bisher haben sich in diesen Komitees schon Genossen der Marxisten-Leninisten Dortmunds, der PGH (ESG-Projektbereich Gesamthochschule,d.Vf.), Mitglieder der GEW/AG, AStA PH Dortmund, Vertreter der KPD/ML Rote Fahne (KPD/ML-ZB,d.Vf.) und des KJVD mit etlichen ausländischen Arbeitern und Studenten zusammengeschlossen. Doch kann man keineswegs sagen, daß der Kampf schon breit geführt würde."
Q: Die Rote Front Nr.1,Dortmund Okt. 1972,S.4

14.10.1972:
Es beginnt eine zweitägige Tagung des SB in Frankfurt. Es geht um Fragen sozialistischer Organisation. U.a. hält Oskar Negt das Hauptreferat ("Nicht nach Köpfen, sondern nach Interessen organisieren!").

Teilnehmende Gruppen sind u.a. der Assistentenkreis PH Dortmund.
Q: Komitee für Grundrechte und Demokratie (Hg.): Tradition heißt nicht,Asche aufheben, sondern die Flamme am Brennen halten. Für und über Klaus Vack, Sensbachtal 1985, S.56f. und 208

16.10.1972:
Der AStA der PH Dortmund beginnt ab neun Uhr morgens in seinen Räumen mit der Studienberatung anläßlich des Semesteranfangs, die auch morgen fortgeführt werden soll.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.2 und 39

16.10.1972:
Der ESG-Projektbereich Gesamthochschule (PGH) an der PH Dortmund will von zehn Uhr morgens bis 18 Uhr in den Räumen der ESG eine Studienberatung anläßlich des Semesteranfangs durchführen.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.3 und 39

16.10.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt seine bisherige 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 26.6.1972, 23.10.1972) vermutlich heute erstmals in den uns vorliegenden Exemplaren nur unter dem Titel 'DOS' als Sondernummer "Einführung in das PH-Studium" mit 39 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
- Was? Wo? Ein kleiner Führer
- Was man beim Studium verlernen muß (vgl. PH Berlin - Okt. 1971)
- Studienziel: Lehrer
- Praktika
- Studienziel: Diplompädagoge
- Zur Geschichte der verfaßten Studentenschaft
- Die studentische Selbstverwaltung
- Ihre Organe
- Der AStA
- Das Semesterprogramm des AStA
- Informationspolitik
- Studienreferat
- Sozialpolitik
- AStA-Referenten
- Die politischen Gruppen an der PH
- Mitbestimmung an der PH
- Berufsverbot - Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.) - Politische Disziplinierung
- Studienziel: Heilpädagoge
- Nachwort und Termine

Bekanntgegeben werden Termine des AStA (vgl. 16.10.1972, 27.10.1972, 3.11.1972) sowie des PGH bzw. der ESG (vgl. 16.10.1972, 17.10.1972, 21.10.1972).

Zunächst aber findet sich ein:"
VORWORT

Diese Sondernummer der Dortmunder Studentenzeitung (DOS) wird vom Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) - der Interessenvertretung der Studenten an dieser Hochschule - herausgegeben.

Sie soll euch helfen, die Problematik des Studiums an der PH zu erfassen.

Doch nicht allein Studienprobleme werden hier angesprochen. Wir haben in unserer politischen Arbeit an der PH konkrete Erfahrungen gemacht, die wir hier weitervermitteln wollen (z.B. Gremienarbeit, studentische Selbstverwaltung etc.).

Da die Hochschulpolitik nicht isoliert von der Gesamtgesellschaft betrachtet werden kann, halten wir es für angebracht, bereits in dieser Schrift auf die politische Disziplinierung hinzuweisen, die sich im Hochschulbereich z.B. durch die massiven Versuche äußert, die Rechte der verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.) zu beschneiden.

Das ist aber wieder als Bestandteil der staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen zu betrachten, die uns als Programm zur 'Inneren Sicherheit' verkauft werden.

Wir verzichten auf gute Wünsche zum beginnenden Studium; sie richten nichts aus!"

Zu den Ausbildungsgängen an der PH heißt es:"
STUDIENZIEL LEHRER

Studienfächer:

1. Allgemeine Pädagogik als Fach abwählbar durch Leistungsnachweis (LN)
2. Schulpädagogik das andere Prüfungsfach im Examen
3. Psychologie ein Fach abwählbar durch LN, das andere ist
4. Soziologie Prüfungsfach im Examen oder Politik oder Philosophie
5. Wahlfach selbst zu wählen und Prüfungsfach
6. Stufenschwerpunktfach selbst zu wählen und Prüfungsfach
7. Stufenschwerpunktfach selbst zu wählen und Prüfungsfach

DEUTSCH, MATEHMATIK (IM STUFENSCHWERPUNKT II AUCH RELIGION):

eines dieser Fächer muß entweder als Wahlfach oder als Stufenschwerpunktfach studiert werden.

Stufenschwerpunkt I: Lehramt an Grundschulen
Stufenschwerpunkt II: Lehramt an Hauptschulen

Die Staatsarbeit muß nach dem 5.Semester angefertigt werden.

PRAKTIKA

Während des Semesters (EMPFOHLEN) In den Semesterferien (PFLICHT)
1.Semester Einführung in die
Schulwirklichkeit
(Unterrichtsmitschau)
2.Semester Wahlfachpraktikum
Blockpraktikum an Grund- oder Hauptschule
3.Semester Stufenschwerpunktpraktikum
4.Semester
Wahlpraktikum, pädagogisch relevantes Praktikum an
Gymnasien, Real-, Gesamt- oder Sonderschulen oder in
Betrieben

STUDIENZIEL: DIPLOMPÄDAGOGE (die Angaben zu diesem Punkt erscheinen in einem Kästchen, das aus dem mehrmals wiederholten Text 'Studium ins Ungefähre' besteht,d.Vf.)

Am 20.März 1969 beschloß die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) eine Rahmenordnung für die Diplom-Prüfung in Erziehungswissenschaft.

Das Diplom-Studium kann an der PH Dortmund studiert werden.

STUDIENGANG

Das erziehungswissenschaftliche Diplom-Studium erstreckt sich nach dieser Rahmenordnung auf acht Semester, in denen der Student Erziehungswissenschaft als Hauptfach belegt. Dazu kommen Psychologie oder Soziologie in der Vordiplomphase (1.-4.Semester) und - gegeneinander ausgewechselt - Soziologie oder Psychologie in der Haupt-Diplom-Phase (5.-8.Semester). …

STUDIENGANG DES DIPLOMPÄDAGOGEN

1.-4.Semester Erziehungswissenschaften (Pädagogik); Soziologie oder Psychologie

DIPLOM-VORPRÜFUNG

Voraussetzung:
1) vierwöchiges Praktikum
2) einfache Seminarscheine in
a) Pädagogik: 3 Scheine
b) Psychologie oder Soziologie: 2 Scheine

in der Prüfung:
Schriftliche Arbeit in Pädagogik (Zeit: 4 Stunden)
Mündliche Prüfung in Pädagogik (Zeit: 45 Min.)
Schriftliche Arbeit in Psychologie oder Soziologie (Zeit: 4 Stunden)
Mündliche Prüfung in Psychologie oder Soziologie (Zeit: 30 Min.)

5.-8.Semester Erziehungswissenschaften; Soziologie oder Psychologie (das
nicht im Vordiplom gewählte Fach)

DIPLOM-HAUPTPRüFUNG

Voraussetzung:
1) zwei vierwöchige Praktika (davon eines im Vordiplom)
2) einfache Scheine in jedem Prüfungsfach: 8 Scheine (Vordiplom-Scheine werden nicht angerechnet)
3) Zeugnis über bestandene Vordiplom-Prüfung bzw. Staatsexamen und Klausur in Psychologie

in der Prüfung:
a) Diplomarbeit (sechs Monate und zwei Monate Velängerung)
b) Klausurarbeit
c) mündliche Prüfung

PRÜFUNGSFÄCHER DER MÜNDLICHEN PRÜFUNG SIND

1. Pädagogik,

2. einer der folgenden, vom Kandidaten gewählten erziehungswissenschaftlichen Schwerpunkte, soweit dieser an der PH Ruhr vertreten ist:
a) Vorschulische Erziehung,
b) Pädagogik der Schule,
c) Berufs- und Betriebspädagogik,
d) Sondererziehung und Rehabilitation (behindertenspezifisch),
e) Sozialpädagogik und Sozialarbeit,
f) Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendbildung,

3. die Didaktik eines für den gewählten erziehungswissenschaftlichen Studienschwerpunkt bedeutsamen Faches,

4. von den Fächern Psychologie oder Soziologie das nicht für die Vorprüfung (Paragraph 9 Abs.2 Ziff. 2) gewählte Fach; Kandidaten, die die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an der Grund- und Haupt- … (mindestens eine Zeile nicht gedruckt,d.Vf.)

Eine zweite Wiederholung desselben Prüfungsfaches oder der ganzen Diplom- Vorprüfung ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Über Anträge auf Zulassung entscheidet das Prüfungsamt.

Wichtige Hinweise auf die Tätigkeitsbereiche des Diplompädagogen und die erforderlichen Qualifikationen ergeben sich aus einer inhaltsanalytischen Auswertung von Stellenanzeigen für Erziehungswissenschaftler (vgl. 'Analysen', Zeitschrift zur Wissenschafts- und Berufspraxis, Ausgabe B, Heft 7, Juli 1972 (vgl. Juli 1972,d.Vf.); Herausgeber: Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg).

Die Analyse erstreckt sich auf den Zeitraum vom 1.1.1971 bis zum 30.6.1971. Sie umfaßt 378 Stellenanzeigen. da der Studienabschluß des Diplom-Pädagogen noch weitgehend unbekannt ist und ausdrücklich von den Inserenten nur sehr selten verlangt wird, wurden ale Stellenanzeigen ausgewertet, deren Aufgabenstellung eindeutig pädagogischen Charakter hatte und zu deren Wahrnehmung pädagogische Qualifikationen sowie ein abgeschlossenes Hochschulstudium verlangt wurden.

Stellenanzeigen für Lehrer wurden nicht berücksichtigt.

'Die Analyse wertet folgende Daten aus: Tätigkeitsbereich, Umfsng der Arbeit, gewünschte Qualifikation und Ort (Bundesland). Unter diesen Gesichtspunkten wurden die folgenden Zeitungen und Zeitschriften durchgesehen: Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ,d.Vf.), Süddeutsche Zeitung (SZ,d.Vf.), Die Zeit, Deutsche Zeitung / Christ und Welt, Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung, Deutsche Universitätszeitung (DUZ,d.Vf.), Zeitschrift für Pädagogik, Bildung und Erziehung, Pädagogische Rundschau, Die Deutsche Schule, Sozialpädagogik, Betrifft: Erziehung (B:E,d.Vf.).'

LEHRER AN HOCH- UND FACHSCHULEN

Auf die Universitäten und Pädagogischen bzw. Erziehungswissenschaftlichen Hochschulen (EWH,d.Vf.) entfallen mehr als 40% der Stellenangebote. Diese Situation dürfte nach Meinung von Analysen jedoch nicht von Dauer sein, da die angebotenen Stellen bald mit jungem wissenschaftlichen Nachwuchs besetzt sein werden und dann das Stellenkontingent nur noch zögernd erweitert wird.

'Ähnliches gilt auf längere Sicht wahrscheinlich auch für das momentan günstige Stellenangebot im Bereich der Fach-, Fachober- und Fachhochschulen (FS, FOS bzw. FHS,d.Vf.). Mit 78 Anzeigen, von denen 30 von kirchlichen Unterhaltsträgern der genannten Ausbildungsstätten kommen, stellt diese Gruppe den zweitgrößten Arbeitsmarkt für Erziehungswissenschaftler dar.

Mit großem Abstand folgen die Behörden (Schul- und Kultusverwaltungen auf allen Ebenen) mit 30 Angeboten in der Reihe der für Erziehungswissenschaftler zugänglichen Arbeitsstätten. Volkshochschulen (VHS,d.Vf.) bieten 25 Stellen an. Industrie und Wirtschaft, worunter auch Schulbuchverlage fallen, inserierten 19 Arbeitsplätze.'

Erstaunlich wenige Angebote stammen aus dem Bereich der Gesamt- GS,d.Vf.) und Versuchsschulen sowie der Heime und Internate. Dort werden vor allem Diplom- Psychologen und Sozialpädagogen gesucht.

Die Diplom-Pädagogen werden offensichtlich auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie von Erziehungsschwierigkeiten bzw -störungen als nicht kompetent angesehen oder sind dem Diplom-Psychologen unterlegen.

ARBEITSPLATZ BEHÖRDE

Die Berufschance der Diplom-Pädagogen mit dem Studienschwerpunkt Schule liegen zur Zeit eindeutig im Bereich der Schul- und Kultusverwaltungen, nicht in den Schulen selbst.

Für die Diplom-Pädagogen mit dem Studienschwerpunkt Schule scheint die Fakultas in einem Lehrfach zu einem wichtigen Kriterium der Berufschancen zu werden.

'Die Fähigkeit zu lehren ist sowohl für den Schul- als auch für den Sozialpädagogen eine wichtige Voraussetzung für die Wahrnehmung von Berufschancen.'

Bei den Volkshochschulen tritt jedoch die Lehrbefähigung hinter die Fähigkeiten zurück, Studienpläne und Weiterbildungsmaßnahmen zu konzipieren. Die verwaltenden und planenden Aufgaben stehen im Vordergrund der Tätigkeiten.

'Sowohl die Art der angebotenen Tätigkeitsbereiche als auch die in ihnen wahrzunehmenden Aufgaben rechtfertigen drei von fünf in der Rahmenordnung vorgesehenen Studienschwerpunkte, nämlich Sozialpädagogik und Sozialarbeit, Schulpädagogik sowie Erwachsenenbildung. Diese Schwerpunkte werden von der Art und Häufigkeit der wahrzunehmenden Aufgaben bestätigt. Es ergibt sich die nachstehende Reihenfolge (ohne Hochschulen): Lehre in Sozialpädagogik, Verwaltungstätigkeiten, Curriculumentwicklung, Konzipierung und Organisation von Fortbildungsmaßnahmen, Konzipierung von Studienplänen, Unterrichtstechnologie, Schulpädagogik, Sonderpädagogik, Jugendhilfe, Vorschulpädagogik, Grundschulpädagogik, allgemeine Pädagogik.

Für den Studienschwerpunkt 'Betriebliches Ausbildungswesen' finden sich nur wenige Stellenangebote und Aufgabenstellungen. Das gleiche gilt für den Studienschwerpunkt Sonderpädagogik.'

Für den Diplom-Pädagogen mit dem Studienschwerpunkt Sozialpädagogik und Sozialarbeit bieten die Fach-, Fachober- und Fachhochschulen die meisten Tätigkeitsbereiche, für den Diplom-Pädagogen mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik sind es die Schul- und Kultusverwaltungen und für den Diplom- Pädagogen mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung die Volkshochschulen.

'Dabei handelt es sich allerdings nur um potentielle Arbeitsplätze, die von ihrer Aufgabenstellung her zwar am besten von einem Diplom-Pädagogen ausgefüllt werden könten, für die aber von den Inserenten häufig Akademiker mit einem Abschluß in Sozialwissenschaften (73 Nennungen) oder mit einem Hochschulabschluß ohne nähere Angaben (45 Nennungen) gesucht werden. Ein Abschluß in Erziehungswissenschaften folgt erst an dritter Stelle mit 32 Nennungen, gefolgt von der Lehrerprüfung, die sechsmal als Einstellungsvoraussetzung verlangt wurde.

Die Unbestimmtheit der geforderten Studienabschlüsse weist darauf hin, daß in der Vorstellung der Inserenten alle sozialwissenschaftlichen Studien für die Ausübung außerschulischer pädagogischer Aufgaben gleichermaßen geeignet sind.

Der Erziehungswissenschaftler muß sich die von ihm von den Studienschwerpunkten her zugedachten Berufsfelder noch erkämpfen. Dabei steht er in einem starken Konkurrenzverhältnis zu den Absolventen anderer sozialwissenschaftlicher Studien.'

'Aspekte' (Jan. 1972 (vgl. Jan. 1972,d.Vf.)) schreibt zur Berufsperspektive des Diplom-Pädagogen:

'Wer… das Diplompädagogikstudium wählt, muß wissen, daß er ein Langzeit-Studium absolviert, mit dem er sich zur Zeit keine verläßlichen Berufs- und Verdienstmöglichkeiten erschließt, wie sie etwa für einen Lehrer, Mediziner oder Juristen bestehen.'

Wer diese Sicherheit sucht, sollte eher eine Lehramtsausbildung durchlaufen und ihr erst dann das Diplom-Studium der Pädagogik - quasi als Aufbaustudium - anschließen.

'Die Perspektiven sind also offen. Und darin liegt für den künftigen Diplom-Pädagogen die Problematik, aber auch seine Aufgabe.'

Das Material, das diesem Artikel zugrunde liegt, war mehr als dürftig.

Trotz intensivster Bemühungen fanden wir nur Informationen in:
Blätter zur Berufskunde Band 3
Aspekte von Januar 1972
Analyse von Aug.-Sept. 1972
Artikel aus einer Illustrierten

Es ist also schwierig, eine Einschätzung dieses neuen Berufes zu bringen bzw. fundierte Kritik anzubringen. Ganz offensichtlich werden die ersten drei genannten Zeitschriften von der Bundesregierung herausgegeben. Die Zeitungen arbeiten in irgendeiner Form mit der Bundesamnstalt für Arbeit zusammen. D.h. mit den Artikeln wird versucht, gezielt Einfluß auf die Studienwahl und -motivation der Studenten zu nehmen. Für die Kommilitonen, die sich für die Aufnahme dieses Studiums entschließen, gilt der Rat:

Kritische Auswahl von Lehrinhalten und Seminaren sind von besonderer Bedeutung."

Es folgt eine Übersicht der möglichen Studienorte für dieses Fach (vgl. Juni 1972).

Zur VS heißt es:"
ZUR GESCHICHTE DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT

Eine verfaßte Studentenschaft gibt es bereits seit 1920. Das heißt, die Studentenschaft wurde als Körperschaft vom Staat anerkannt, ihr wurden konkrete Aufgaben übertragen und bestimmte Befugnisse verliehen; sie gab sich eine Verfassung und richtete ihre Organe ein. Der Relevanz halber möchten wir uns hier auf die Geschichte nach 1945 beschränken.

Die ersten Studentenparlamente wurden nach dem 2.Weltkrieg von den Allierten EINBERUFEN.

Diese sahen in der studentischen Selbstverwaltung eine Möglichkeit, dem Faschismus in Deutschland entgegenzuwirken (gemeint war aber nur der Fasachismus nationalistischer bzw. hitlerscher Prägung).

Mit der Einsetzung der Studentenparlamente wollten die Besatzungsmächte und der spätere Bonner Staat zweierlei erreichen:

Erstens sollten die Studenten ideologisch an das herrschende System gebunden werden, indem man von staatlicher Seite 'demokratische Spielwiesen' einrichtete.

Außerdem bot sich hier ein Übungsfeld für Politikernachwuchs und ein Instrument zur Verankerung des Revanchismus und des Antikommunismus in den Köpfen der Studenten. (Üblicherweise hatte damals jeder AStA ein Referat für gesamtdeutsche Fragen o.ä.) Zu diesem Zeitpunkt kam niemand auf die Idee, den ASten das politische Mandat abzusprechen, wenn sie z.B. Protestresolutionen gegen die Schließung der Staatsgrenze der DDR veröffentlichten.

Sobald die Studenten jeodch über die Hochschule hinaus Kritik am herrschenden Gesellschaftssystem übten, wurde ihnen ein allgemeinpolitisches Mandat abgesprochen.

Die Aufgaben der studentischen Selbstverwaltung beständen lediglich in der Wahrnehmung studentischer Interessen an der Hochschule (AStA gleich Dienstleistungsbetrieb).

Durch das Zunehmen von fortschrittlichen, insbesondere sozialistischen Organisationen innerhalb der Studentenschaft fürchtete die herrschende Klasse, die studentische Intelligenz als einen der wichtigsten stabilisierenden Faktoren des bestehenden Systems zu verlieren.

Das führte zu neuerlichen Versuchen des bürgerlichen Staates, die verfaßte Studentenschaft zu liquidieren: Fortfall der Beitragshoheit an einigen Hochschulen, Streichung der finanziellen Unterstützung des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) aus dem Bundesjugendplan, Absprechung des politischen Mandats durch die bürgerliche Justiz, die Kampagne, den VDS bankrott zu klagen, die von den studentischen Handlangern der herrschenden Klasse wie RCDS u.ä. betrieben wird (durch Gerichtsurteile wird den einzelnen ASten untersagt, ihre Beiträge an den VDS zu zahlen) sind die wichtigsten dieser Maßnahmen.

Aus diesen Gründen muß der Kampf für die Erhaltung der verfaßten Studentenschaft und ihrer Organe in der bisherigen Form wichtigster Bestandteil jeder AStA-Arbeit sein."

Offensichtlich nach einer eigenen Vorlage (vgl. 17.4.1972) wird berichtet über die studentische Selbstverwaltung an der Abteilung Dortmund der PH Ruhr (vgl. 3.2.1966). Zum AStA heißt es in diesem Zusammenhang:"
Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) ist das AUSFÜHRENDE Organ der Studentenschaft.

Der AStA wird von politischen Gruppen getragen, die sich an der Wahl zur Studentenkonferenz beteiligt haben. Die SK wählt den Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und den Finanzreferenten. Der Vorsitzende beruft die Referenten für die einzelnen Aufgabenbereiche, die wiederum von der SK bestätigt werden.

Der AStA bestreitet seinen Haushalt aus den Mitteln der Studentenschaft in Form der Sozialbeiträge (siehe Sozialpolitik).

Ebenfalls vertritt der AStA die Studentenschaft nach innen (Verwaltung, Dekan etc.) und nach außen (z.B. VDS).

Der jetzige AStA ist eine Koalition, gebildet von den Gruppen PGH (Projektbereich Gesamthochschule) und GEW-AG (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft-Arbeitsgemeinschaft) und hat sich folgendes Semesterprogramm gegeben:

SEMESTERPROGRAMM DES ASTA

Die Situation an der Hochschule kann nicht isoliert von dem Charakter und der politischen Entwicklung der Gesellschaft betrachtet werden.

Deshalb muß die Bestimmung der studentischen Hochschulpolitik zum größten Teil aus der Analyse des Charakters der Hochschule innerhalb der Gesellschaft erfolgen, wobei eine der zentralen Fragen die nach dem Stand und dem Charakter des Klassenkampfes ist.

Die Funktionsfähigkeit des AStA ist abhängig von den ihn tragenden Gruppen. Dabei spielt deren Analysefähigkeit und ihre Praxis sowie das Verhältnis der Gruppe zum AStA eine große Rolle.

Jeder Übergriff der Herrschenden - z.B. Gesamthochschulerrichtungsgesetz ((GHEG, d.Vf.) siehe DOS 12 (vgl. 12.6.1972,d.Vf.), im AStA erhältlich) - auf den Hochschulsektor muß in die Entwicklung der gesellschaftlichen Widersprüche eingeordnet werden und den Studenten in einer breiten Informationsarbeit vermittelt werden.

Weiterhein sollte versucht werden, Konsequenzen für die studentische Politik und mögliche Alternativen aaufzuzeigen.

Diese Informationsarbeit wird vertieft durch die Studienbegleitung, in der vordringlich hochschul- und studienspezifische Probleme in Bezug auf ihre Bedeutung für die Interessen der Studenten und auf ihre Funktion und ihre Relevanz in der gesellschaftlichen Situation untersucht und vermittelt werden.

Aus ser spezifischen Situation an der Hochschule ergeben sich Konsequenzen bei der Massenarbeit, denn sie muß bei den Interessen und Bedürfnissen der Studenten ansetzen, diese im Blick auf die Gesellschaft analysieren, sie vertreten und befriedigen und eine Perspektive aufzeigen.

Grundsätzliche Zusammenarbeit mit allen fortschrittlichen Gruppen, d.h. ein Optimum an Zusammenarbeit unter diesen Gruppen soll angestrebt werden."

Man äußert sich auch zur:"
INFORMATIONSPOLITIK

Die Vermittlung von Informationen und Hintergründen ist einer der Schwerpunkte der AStA-Arbeit.

Seit zwei Semestern (vgl. 18.11.1971,d.Vf.) gibt der AStA die Dortmunder Studentenzeitung (DOS) im Turnus von vierzehn Tagen heraus. Daneben erscheinen zu aktuellen Ereignissen Sondernummern.

Durch die Neugründung des Studienreferates wird DOS in Zukunft mehr zu Ausbildungs- und Berufsproblemen Stellung nehmen, die Vorgänge in die gesellschaftlichen Verhältnisse einordnen und in einen Zusammenhang bringen.

Einige der bisher erschienenen Ausgaben der DOS sind noch im AStA erhältlich.

(Alle in diesem Heft erwähnten Ausgaben sind in größerer Auflage vorhanden.)"

Vorgestellt wird das:"
STUDIENREFERAT

Ein besonderer Schwerpunkt der AStA-Arbeit liegt auf dem Studienreferat, das in diesem Semester eingerichtet wurde.

Das Studienreferat nimmt - grob umrissen - folgende Aufgaben wahr:

Studienvorbereitung und -einführung, studienbegleitende Arbeit, Auseinandersetzung mit der Berufsperspektive des Lehrers und des Diplom-Pädagogen.

Das Studienreferat setzt sich im Rahmen der Studienvorbereitung mit dem Problem des zweiten Bildungswegs (ZBW,d.Vf.), speziell mit der Begabtensonderprüfung auseinander (Der AStA wird hierzu in nächster Zeit eine Informationsschrift (vgl. S24.**.197*,d.Vf.) herausgeben.).

Darüberhinaus soll an den Oberschulen eine breite Informationsarbeit betrieben werden, bei der zukünftige Studenten sowohl über den Studienablauf als auch über die politische Situation an der Hochschule innerhalb der Gesellschaft informiert werden.

Mit der gleichen Zielsetzung führt der AStA auch Einführungsfreizeiten für Neuimmatrikulierte durch.

Außerdem bietet der AStA zu Anfang des Semesters eine Studienberatung an, die im Rahmen der Studienbegleitung auch während des ganzen Semesters weiterbetrieben wird.

Um die Studenten zur Kritik der Lehrinhalte zu befähigen, führt der AStA in Verbindung mit fortschrittlichen Hochschulgruppen Studienkollektive bzw. Seminargruppen durch (gemeinsame Reflexion und Kritik der in den Seminaren vermittelten Inhalte in Kleingruppen, Erlernen von kooperativem Arbeiten).

Interessierte Studenten finden im Anhang dieses Heftes sowohl die von uns angebotenen Studienkollektive als auch die Termine der Vorbesprechungen im AStA

Da das Studium lediglich als Übergangsphase zur späteren Berufspraxis zu betrachten ist, erscheint es ns unbdingt notwendig, daß sich ALLE Studenten über die Fragen des Studiums hinaus mit ihrer zukünftigen Berufsperspektive kritisch auseinandersetzen. Aus diesem Grunde wird der AStA Informationsmaterial zur Verfügung stellen (siehe Art. in diesem Heft zum 'Berufsbild des Diplompädagogen').

Eine Broschüre zur Funktion des Lehrers (vgl.S25.**.197*,d.Vf.) erscheint in naher Zukunft.

Außerdem soll die Zusammenarbeit mit fortscrittlichen Lehrern und Organisationen gesucht werden, um die Diskussion über die Problematik voranzutreiben.

Da der AStA und die ihn tragenden Hochschulgruppen bei der Bewältigung dieser zahlreichen Aufgaben auf die Unterstützung einer möglichst großen Zahl von Studenten angewiesen sind,

Forden wir jeden zu AKTIVER MITARBEIT auf."

Der Punkt Sozialpolitik ist zunächst im Vorwort und dem Abschnitt zum BAFöG identisch mit früheren Äußerungen dazu (vgl. 17.4.1972), dann aber heißt es:"
FÖRDERUNGSAUSSCHUSS

Für strittige Fälle - z.B. bei Studierenden, die älter als 35 Jahre sind - existiert ein Förderungsausschuß, dem neben dem Leiter der Förderungsabteilung ein Dozent der PH und ein studentisches Mitglied angehören.

Zur Zeit sind das Herr Schütte, Frau Prof. Dorndorf und Ulrich Klimmek.

Die Sprechstunden von Ulrich Klimmek hängen am AStA-Brett aus.

SOZIALBEITRÄGE

Der Senat der PH Ruhr wird bis zum Beginn des kommenden Semesters (Wintersemester 1972/1973) eine neue Soziabeitragsordnung (vgl. S24**.1972,d.Vf.) verabschieden.

Diese Änderung wird notwendig durch die Pflicht der Hochschule (Paragraph 47 HSchG), die Studenten gegen Krankheit zu versichern. Das bedeutet für die PH Ruhr den Beitritt zur DSKV (deutsche Studentische Krankenversicherung).

Der Sozialbeitrag wird wie folgt aussehen:
110 DM Beitrag an die DSKV
5 DM Allgemeine Gesundheitsfürsorge
12 DM studentische Selbstverwaltung
3 DM Beitrag an das Studentenwerk

Eine Unfallversicherung für den privaten Bereich (in der Hochschule ist jeder Student durch den Staat gegen Unfall versichert) haben wir abgelehnt; ohne Beschluß der Studentenversammlung kann eine solche Versicherung unserer Meinung nach nicht abgeschlossen werden.

Der Beitrag an das Studentenwerk wird unsere Zustimmung nur dann finden, wenn das StW die sozialen Verpflichtungen des AStA, wie Unterstützung des Kinderladens, kostenlose Rechtsberatung, sowie Wohnungs- und Arbeitsvermittlung übernimmt. Entsprechende Verhandlungen sind bereits im Gange.

Diese Erhöhung der Sozialbeiträge war unumgänglich, wir müssen dieser neuen Ordnung zustimmen, da sonst auf dem Wege der Verordnung durch den Minister jede Einflußnahme unmöglich geworden wäre.

KRANKENVERSICHERUNG

Der Eintritt in die DSKV hat für alle Studenten Folgen. Bei der Immatrikulation muß der Nachweis einer bestehenden Krankenversicherung erbracht werden, andernfalls wird man durch die Hochschule in der DSKV versichert.

Deshalb raten wir allen, die noch nicht versichert sind, zu versuchen, vor der Immatrikulation eine Krankenversicherung, z.B. bei den Ersatzkassen abzuschließen. Die Ersatzkassen nehmen Werkstudenten in ihre Versicherung auf, eine Bescheinigung des Arbeitgebers ist ausreichend.

Diejenigen, die den Nachweis einer Versicherung erbracht haben, sind von der Zahlung des Semesterbeitrages von 110 DM befreit, nicht aber von der Zahlung der 5 DM für die allgemeine Gesundheitsfürsorge, die im Tarif der DSKV enthalten ist. Der Tarif kann im AStA eingesehen werden.

Erkundigt euch bei euren Eltern, ob ihr krankenversichert seid! Versucht eine Krankenversicherung abzuschließen!

Zum Problem der studentischen Krankenversiucherung wird in der nächsten DOS ein Artikel sein!

KINDERGARTEN

Der AStA unterstützt einen Kinderladen, der vom Aktionskreis Kritischer Kindergarten (AKK,d.Vf.) e.V. getragen wird.

Der Verein ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV,d.Vf.) und vom Landesjugendamt als Kindergartenträger anerkannt.

Gegenwärtig sind in dem Kinderladen an der Großen-Heim-Str.62 rund 20 Kinder im Alter von 2 1/2 und 5 1/2 Jahren untergebracht, davon gut die Hälfte Kinder von PH-Studenten.

Der Kinderladen arbeitet in Elternselbsthilfe nach dem pädagogischen Konzept einer möglichst repressionsfreien Kindererziehung. Deshalb werden Eltern bevorzugt, die bereit sind, sich selbst und ihren Erziehungsstil in Frage zu stellen und tatkräftig bei allen akutellen pädagogischen und praktischen Aufgaben mitzuhelfen. Die Betreuungskosten werden prozentual vom Familiengesamteinkommen berechnet.

Der Kreis der Eltern und Mitarbeiter trifft sich regelmäßig pünktlich und öffentlich Donnerstags um 20 Uhr 30 in den Räumen der ESG, Lindemannstr.68. Dort kann man auch weitere Information erhalten. (…)

RECHTSBERATUNG

Kostenlose Rechtsberatung für Studenten!

Die meisten Studenten haben nicht genug Geld, um sich durch Rechtsberatung gegen Willkür der Bürokratie zu wehren.

Der AStA hat mit dem Rechtsanwalt Bönig, 46 Dortmund, Westenhellweg 2, einen Vertrag geschlossen, nach dem sich PH-Studenten unter Vorlage des gültigen Studentenausweises kostenlos beraten lassen können. Von dieser Möglichkeit haben schon viele Studenten Gebrauch gemacht.

Wohnungen, Zimmer und Gelegenheitsjobs, die dem AStA angeboten werden, findet Ihr in der Kartei des AStA.

Das war ein Überblick über die Sozialpolitik an der PH."

Vorgestellt werden die:"
ASTA-REFERENTEN

Die Arbeit der verschiedenen AStA-Referate haben wir im vorhergehenden beschrieben.

Im Folgenden möchten wir die Leute vorstellen, die diese Arbeit leisten.

Die Porträts der Referenten sowie deren Sprechstunden werden am Schwarzen AStA-Brett im Foyer und im AStA aushängen.

Die Referenten:
Hans-Otto Garling, 1.Vorsitzender, PGH;
Arnulf Merle, 2.Vorsitzender, GEW-AG;
Klaus Meininghaus, Finanzreferent, GEW-AG;
Marlies Baak, Studienreferat, PGH;
Roland Fink, Studienreferat, PGH;
Gerhard Buch, Studienreferat, GEW-AG;
Brunhilde Schmidt, Sozialreferat, PGH;
Ulrich Klimmek, Sozialreferat, GEW-AG;
Friedo Niehoff, Pressereferat, PGH.

Weiterhin besteht ein Redaktionskollektiv der DOS, das aus Mitgliedern des PGH und der GEW-AG besteht.

Ebenfalls möchten wir das Präsidium der Studentenkonferenz vorstellen:
Hartmut Schuh, SK-Präsident, PGH;
Roland Fink, stellvertretender SK-Präsident, PGH."

Ebenfalls vorgestellt werden:"
DIE POLITISCHEN GRUPPEN AN DER PH

Wir wollen im folgenden versuchen, die politischen Gruppen an der PH vorzustellen.

Die Gruppen PGH (Projektgruppe Gesamthochschule) und GEW-AG (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft-Arbeitsgemeinschaft), die in einer Koalition den AStA tragen, stellen sich vor.

Die Vorstellungen der anderen Gruppen sind Darstellungen von uns, die auf Publikationen und in erster Linie auf der konkreten Arbeit der Gruppen an der PH beruhen.

Diese Gruppen werden sich selbst vor- und darstellen, wir geben hier unsere Einschätzung ab.

PROJEKTBEREICH GESAMTHOCHSCHULE (PGH)

Aus einer politischen Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) entwickelte sich der PGH zu einem sozialistischen Zirkel an der PH.

Er sieht es als seine Aufgabe an, den Studenten ihre Stellung in dieser Gesellschaft aufzuzeigen und ihnen die Einsicht in die Notwendigkeit und Möglichkeit zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse klarzumachen.

So wie die theoretische Vermittlung der politischen, d.h. wirtschaftlichen Zusammenhänge geleistet werden muß, besteht die Notwnedigkeit zur politischen Praxis.

Diese stellt sich zur Zeit konkret so dar, daß der Kampf gegen die politische Disziplinierung in den Vordergrund gestellt werden muß, da wir durch die Welle der Unterdrückung dazu gezwungen sind (s. Artikel in diesem Heft 'Zur politischen Unterdrückung').

Wir werden in Flugblättern, Info-Ständen und Veranstaltungen auffordern, sich an der Arbeit des Komitees gegen die politische Unterdrückung und die reaktionäre Ausländergesetzgebung zu beteiligen.

Der AStA arbeitet in diesem Komitee ebenso mit wie die Mitglieder des PGH. Dieses Komitee bietet zur Zeit die besten Voraussetzungen, den Kampf gegen die politische Disziplinierung auf breiterer Ebene zu führen (siehe Flugblätter hierzu).

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit des PGH sind die Schulungen.

Seit mehreren Semestern führt der PGH Schulungen durch, insbesondere Schulungen zur Politökonomie.

Neben diesen Schulungen, die auch für Anfänger geeignet sind, wird eine weitere Schulung über Bildungsökonomie durchgeführt werden.

Auskunft dazu geben alle PGH-Mitglieder, Termin und Ort siehe letzte Seite dieses Heftes.

AStA-Arbeit des PGH

Der PGH betrachtet den AStA nicht in erster Linie als Dienstleistungsbetrieb, sondern als Kampfinstrument der Studenten gegen die Übergriffe der Herrschenden auf den Hochschulsektor.

Dabei ist die Berücksichtigung der materiellen Interessen der Studenten Ausgangspunkt und Bestandteil der Arbeit.

Durch die Einrichtung des Studienreferates hat der PGH einen wichtigen Akzent auf die AStA-Arbeit gesetzt (siehe Art. in diesem Heft 'zum Studienreferat').

Der PGH wird das Informationsangebot über die von ihm geschaffene DOS hinaus erweitern und wichtige Skripten vervielfältigen und verteilen.

Termine sind am PGH-Brett im Flur gegenüber der Bücherei zu finden.

Ständige Termine siehe letzte Seite dieses Heftes.

GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT-ARBEITSGEMEINSCHAFT (GEW-AG)

Die GEW-Arbeitsgemeinschaft ist eine Gruppe fortschrittlicher Gewerkschaftler an der PH, die die Hochschulpolitik als Bestandteil der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung sieht und sich für die demokratischen Rechte und für die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung einsetzt. Grundlage für die Verwirklichung dieser Interessen ist die konsequente Bündnispolitik mit allen fortschrittlichen Kräften sowohl in der Hochschul- als auch in der Gesellschaftspolitik. Diese Grundsätze werden in der AStA-Arbeit der GEW-AG in der Studieneinführung und Begleitung und der Sozialpolitik bestimmend sein. In der Studienbegleitung wird es darauf ankommen, daß man als Anfänger die nötigen Informationen zum Studium bekommt und sich mit Formen der kollektiven Arbeit vertraut macht. Die GEW-AG wird daher in diesem Semester - aufbauend auf Erfajrungen des Sommersemesters - in verschiedenen Seminaren Projektgruppen einrichten, in denen das Lehrangebot auf seine gesellschaftliche und berufliche Relevanz hin kritisch analysiert und eventuell konkrete Alternativen erarbeitet werden. Der Bezug zur beruflichen Praxis wird durch die Zusammenarbeit mit einer gewerkschaftlichen Gruppe von Lehramtsanwärtern (LAA,d.Vf.) am Bezirksseminar Dortmund hergestellt.

RING CHRISTLICH DEMOKRATISCHER STUDENTEN (RCDS)

Der RCDS ist der Studentenverband der CDU/CSU. Er vertritt eine Politik, die über emotionale Appelle und zusammenhanglose Forderungen nicht hinausgeht.

Seine Praxis an der PH besteht aus der Beteiligung an den Wahlen zur SK und aus der Teilnahme an den Sitzungen der SK und an Vollversammlungen.

Gefährlich ist der RCDS dadurch, daß er verbalen Bekenntnissen zur verfaßten Studentenschaft eine Politik gegenüberstellt, die die Rechte der Studentenschaft beschneidet (s. Artikel zur Geschichte der verfaßten Studentenschaft).

Einer Rattenfängerpolitik wie der des RCDS (Einführungsfreizeiten im Hotel mit Ponyreiten; wer das wohl zahlt?) sollte eine klare Absage erteilt werden.

MARXISTISCHER STUDENTENBUND (MSB) SPARTAKUS

Der MSB Spartakus ist eine Studentenorganisation, die der DKP nahesteht.

Der MSB hat seine Arbeit an der PH erst im letzten Jahr aufgenommen.

Anlaß zur Auseinandersetzung hat vor allem die Stellung zur Mitbestimmung geboten (siehe Artikel zur Mitbestimmungsillusion).

Widersprüche zeigen sich beim MSB und bei der DKP in ihrer Haltung zur 'Friedenspolitik' der SPD/FDP-Regierung.

Sie unterstützen die Außenpolitik dieser Regierung, die im Inneren Berufsverbote (BV,d.Vf.) verhängt und die politische Unterdrückung forciert.

Wir werden die Auseinandersetzung mit dem MSB fortsetzen.

KOMMUNISTISCHER STUDENTENVERBAND (KSV)

Der KSV ist der Studentenverband der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die aus der KPD/AO (Aufbauorganisation) hervorgegangen ist.

Die KPD/AO, die es 1970 (vgl. 28.2.1970,d.Vf.) in ihrer vorläufigen Plattform noch für angebracht hielt, zu schreiben: 'Gegenwärtig kann noch keine revolutionäre Organisation den Anspruch ereben, sich KPD zu nennen', hob dies im Juli 1971 (vgl. 7.7.1971,d.Vf.) mit folgender Begründung wieder auf: 'Die KPD/AO hat vom Tage ihrer Gründung an ihre revolutionäre Verpflichtung gegenüber der Arbeiterklasse und den anderen werktätigen Schichten des Volkes wahrgenommen'.

Von dieser selbsteinschätzung leitete ein kleiner Westberliner Zirkel den Anspruch ab, sich künftig K'P'D nennen zu müssen.

Da man jedoch bald einsah, daß eine revolutionäre Veränderung unserer Gesellschaft nicht von Berlin aus erreicht werden kann und mn endlich die Träume der westberliner Studentenbewegung realisieren wollte, hielt man es für angebracht eine neue Auflage der 'Ruhrkampagne' zu starten. Was darin seinen Ausdruck fand, daß die Parteizentrale nach Dortmund verlegt wurde (vgl. 1.3.1972,d.Vf.), um - vornehmlich - die Arbeiter und Studenten mit der Politik der K'P'D und ihren Unter- und 'Neben'-Organisationen (KSV, KJV, OSK, Liga gegen den Imperialismus (LgdI,d.Vf.)) bekannt zu machen.

Die Arbeit des KSV - als Studentenverband der K'P'D - an der Hochschule wird in erster Linie durch eine 'Liga-Politik' gekennzeichnet; d.h. wesentlich für diese Gruppe scheint es zu sein, kurzfristig Studenten für 'Kampagnen' zu mobilisieren, die nicht Ausdruck der Bewegung sind. Eine wesentliche Begleiterscheinung dieser Politik ist in stringent betriebener Ultimatismus; d.h. statt auf die Einheit der antirevisionistischen (d.h. - in erster Linie - revolutionären) Bewegung hinzuarbeiten, bläst man sich zur Partei auf, deren inhaltlich nicht ausgewiesenen Führungsanspruch jede Gruppe anerkennen muß, bevor man zur Zusammenarbeit bereit ist.

Das jüngste Verhalten anläßlich der nationalen Aktionseinheit zum 'Kampf gegen gegen das reaktionäre Ausländergesetz und die Verschärfung der politischen Unterdrückung' (Demonstration am 8.10. in Dortmund) sind ein erneuter Beweis dafür, daß eine derartige Politik selbst vor der Spaltung einer einheitlichen Kampffront nicht halt macht."

Der nächste Beitrag befaßt sich mit der:"
MITBESTIMMUNG AN DER PH

An der Hochschule gibt es keine Ausbeutung, da muß keiner seine Arbeitskraft verkaufen; klappt das denn da nicht mit der Mitbestimmung?

Nein!

Denn die Hochschule in ihrer jetzigen Form ist Ausdruck einer Gesellschaft, die durch kapitalistische Produktionsverhältnisse bestimmt wird. Wer die Hochschule verläßt, soll in dieser Gesellschaft arbeiten und muß dementsprechend darauf vorbereitet sein. Die Verhältnisse an der Hochschule sind vordergründig demokratisch. Da gibt es Gremien für alles: vom Senat bis zum Fächergruppenrat. Da wird von der Verabschiedung einer neuen Sozialbeitragsordnung bis zur Anschaffung einer Schreibmaschine alles diskutiert, und dann wird abgestimmt. Gehen wir nicht zu lange auf die Paritäten ein. Werden einmal Zugeständnisse in Bezug auf die Paritäten gemacht, steht es meist schlimm um die Entscheidungsbefugnis eines Gremiums. Also kommen wir zurück auf die Frage der Mitbestimmung.

Nehmen wir das Beispiel vom Senat und der Sozialbeitragsordnung.

Die frühere Sozialbeitragsordnung besagte, 15 DM Sozialbeitrag, davon 12 DM für die studentische Selbstverwaltung, 3 DM für soziale Belange der Studenten.

Nun steht im Gesetz, die Hochschule müsse die Studenten gegen Krankheit versichern. Eine Einbeziehung der Studenten in die gesetzliche Krankenversicherung der Arbeiter und Angestellten ist unmöglich, ebenso ein Gruppenvertrag mit einer Ersatzkasse. Übrig bleiben private Krankenkassen (sie sind zu teuer) und die ständische DSKV (Deutsche Studenten Krankenversicherung).

Hier wird eine Entscheidung, von der nur Studenten betroffen sind, von einem Gremium gefällt, in dem Studenten gerade 10% der Stimmen haben; aber diese 'wahl' ist nur eine Wahl zwischen verschiedenen Übeln. Echte Alternativen sind durch Gesetz und Krankenkassensatzungen ausgeschlossen.

Ein anderes Beispiel:

Betrachten wir das neue Hochschulrahmengesetz (HRG (S34f **.*.1972,d.Vf.)): Dort steht etwas von der Schweigepflicht der Vertreter in Gremien. Ein treffliches Mittel, sie von der Studentenschaft zu isolieren. Niemand kann kontrollieren, ob sie im Interesse der Studenten arbeiten. Eine Abberufung der Vertreter während einer Legislaturperiode ist im Gesetz nicht vorgesehen.

Mit dem Hinweis auf diese Möglichkeiten der Mitbestimmung werden die Rechte der Organe der studentischen Selbstverwaltung liquidiert. Übrig bleiben die ausgehöhlten Gremien wie SV (Studentenvollversammlung), SP (Studentenparlament) und AStA, mit der einzigen Aufgabe, das Funktionieren dieser Art von 'Mitbestimmung' zu überwachen.

Wir haben gesehen, welche Funktion die meisten dieser vom Gesetz her eingerichteten Gremien haben. Welche Möglichkeiten bleiben den Studenten, um die Angriffe der Regierung auf ihre demokratischen Rechte abzuwehren?

- Nicht auf die Scheindemokratie der 'Mitbestimmungsgremien' hereinfallen, sondern ihre Funktion klarlegen, das ist die Notwendigkeit!

- Studenten können nur Einfluß nehmen, wenn sie solidarisch und geschlossen vorgehen!

- Wesentlich ist, sich zu solidarisieren, Studienkollektive zu gründen, die Lehrinhalte auf ihre Funktion zu überprüfen und Partei zu ergreifen für die, die man später unterrichten soll, Kinder, die zu 80 - 90% einer unterprivilegierten Schicht angehören!"

Zu BV und NSG bzw. RAF-Fahndung heißt es:"
BERUFSVERBOTE - NOTSTANDSGESETZE - POLITISCHE DISZIPLINIERUNG

Wollte man eine Chronik der laufenden Ereignisse schreiben, es würde den Umfang dieses Heftes ins Unerträgliche steigern.

Die innenpolitische Szene in der BRD ist düster geworden; selbst bürgerliche Journalisten schrecken vor den 'Putativkillern' - diesen Notwehrmördern - zurück. (Der Mord an dem Schotten Ian McLeod durch einen Polizisten wurde von der Staatsanwaltschaft als Putativnotwehr - vermeintliche Notwehr - dargestellt; McLeod war nackt und unbewaffnet durch seine Schlafzimmertür hindurch erschossen worden (vgl. Stuttgart - 25.6.1972,d.Vf.).)

Was steckt dahinter?

Als eine Regierung der 'inneren Reformen' 1969 die 'Macht übernahm', glaubten große Teile der Arbeiterschaft, diese Regierung könne 'mehr Gerechtigkeit' und weniger Ausbeutung herbeiführen.

Daß keine Rgeierung so etwas in diesem System erreichen kann, liegt am System, nicht an den Regierungen.

Nach geweckten Hoffnungen sah sich die herrschende Klasse mit wachsenden Unruhen der Arbeiterschaft und anderer Gesellschaftsgruppen konfrontiert.

(Zum Beispiel: Metalltarifrunde (MTR der IGM,d.Vf.) in Baden-Württemberg, Demonstrationen gegen die unverschämten Fahrpreiserhöhungen, Streiks bei Krupp und anderen Firmen etc.)

Auch eine sogenannte Friedenspolitik, wie die herrschende Klasse ihre expansive Außenpolitik - besonders den osteuropäischen Ländern gegenüber - nennt, mit ihren Scheinerfolgen konnte die Unruhe und Unzufriedenheit nicht beseitigen.

Die Reaktion der herrschenden Klasse: eine Welle der politischen Unterdrückung und Disziplinierung.

Neue Notstandsgesetze wurden verabschiedet (vgl. 22.6.1972,d.Vf.), fortschrittliche Leute werden nicht in den Staatsdienst eingestellt, sozialistische Gruppen werden kriminalisiert etc.

Maßnahmen, die allen verbalen Wahlversprechungen wie 'mehr Demokratie wagen' etc. widersprechen. Mehr noch, Maßnahmen, die den Abbau der demokratischen Rechte, die von den fortschrittlichen Kräften erkämpft wurden, forcieren, sind der herrschenden Klasse und ihrer Handlanger-Regierung recht, um aufkommende Klassenkämpfe im Keim zu ersticken.

Wir können das Problem in dieser Schrift nur andeuten, aber nicht behandeln, wie es ihm zukommt. Wir verweisen deshalb auf Schriften, die bereits erschienen sind und noch erscheinen werden. Alle Schriften sind im AStA erhältlich:

DOS 5 - Artikel zum Berufsverbot (vgl. 15.12.1971,d.Vf.)
DOS 10 - Relegation Bonner Studenten (vgl. 24.4.1972,d.Vf.)
DOS 11 - Artikel zum Berufsverbot (vgl. 2.5.1972,d.Vf.)
AStA-Info: Gegen die Bonner Notstandsgesetze (vgl. 22.6.1972,d.Vf.)
'Kampagne von Rechts' - Nachdruck aus 'Ästhetik und Kommunikation' (Ä+K - vgl. S36*197*,d.Vf.) (erscheint zu Beginn des Semesters (vgl. S36***1972,d.Vf.)"

Dargestellt wird auch das:"
STUDIENZIEL: HEILPÄDAGOGE

In den ersten sechs Semestern studiert man sowohl an der Abteilung Heilpädagogik als auch an der allgemeinen Abteilung.

STUDIENFÄCHER:

Allgemeine Abteilung

I ERZIHUNGSWISSENSCHAFT

besteht aus folgenden zwei Schwerpunktbereichen:
1.
a) allgemeine Pädagogik
b) Schulpädagogik

2.
a) Psychologie
b) Soziologie
c) Politikwissenschaft
d) Philosophie

Aus der Gruppe 1 und 2 ist je ein Fach zu studieren.

II WAHLFACH

Es können nur solche Fächer gewählt werden, die an den Sonderschultypen Unterrichtsfächer sind. Kunst, Werken und Musik können an der HPH studiert werden.

Abteilung Heilpädagogik

III. 1.SONDERPÄDAGOGISCHE FACHRICHTUNG

bestehend aus:
a) Pädagogik und Didaktik der Fachrichtung
b) heilpädagogischer Psychologie (behinderungsspezifisch)
c) Medizin (behinderungsspezifisch)
d) Sozialpädagogik oder Soziologie der Behinderten

IV 2.SONDERPÄDAGOGISCHE FACHRICHTUNG

bestehend aus: siehe oben

V ÜBUNGEN

Es ist außerdem mindestens eine Übung abzuleisten in: Kunst, Werken, Musik, Hauswirtschaft oder Leibeserziehung (wahlweise)

PRAKTIKA

Vor Aufnahme des sonderpädagogischen Teils des Studiums, zweckweise zwischen dem 1. und 3.Semester, muß der Student ein INFORMATIONSPRAKTIKUM von mindestens je drei Wochen an zwei Sonderschulen, die den von ihm gewählten Fachrichtungen entsprechen, ableisten.

ACHTUNG: Die Organisation des Praktikums ist Aufgabe des Studenten und nicht der Hochschule. Es empfiehlt sich deshalb, frühzeitig mit den Schulen Kontakt aufzunehmen.

Nach dem 6. bzw. 7.Semester muß der Student ein ÜBUNGSPRAKTIKUM von je vier Wochen in den Sonderschulen der gewählten Fachrichtung ableisten. Diese PRAKTIKA werden von der HOCHSCHULE ORGANISIERT."

Abschließend findet sich ein:"
NACHWORT MIT TERMINEN VON TAGUNGEN UND ANDEREN VERANSTALTUNGEN

Viele Fragen müssen nach der lektüre dieser schrift auftauchen, Kritik wird laut werden, Zustimmung und Ablehnung, vielleicht auch Empörung werden die Reaktionen auf diese Sondernummer der DOS sein.

Wir wollen solche Reaktionen, wir brauchen sie, um in unserer Arbeit weiterzukommen.

Folgende Termine von Veranstaltungen verschiedener Art geben euch die Möglichkeit, eure Kritik zu äußern und unsere Arbeit kennenzulernen". es folgen die bereits eingangs genannten Termine sowie die Schulungstermine des PGH, Mittwochs 18 Uhr Einführung in die Politische Ökonomie, Mittwochs 20 Uhr Bildungsökonomie, jeweils in der ESG, Lindemannstr.68.

Hingewiesen wird auf die Möglichkeit, alle zierten 'AStA-Infos' im AStA zu bekommen, wo auch "Flugblätter zum Komitee gegen politische Unterdrückung und reaktionäre Ausländergesetze" erhältlich seien. Hingewiesen wird auf das Erscheinen der 'DOS' Nr.14 in der nächsten Woche (vgl. 23.10.1972).

Zum Wintersemester 1973/1974 wird eine zweite Auflage herausgegeben (vgl. 8.10.1973).
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium, Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73 und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (1972), o.J. (Apr. 1973) bzw. o.J. (Okt. 1973),o.S., S.2 bzw. S.3

17.10.1972:
Laut der 'Bochumer Studenten Zeitung' findet in der Ruhr-Universität Bochum ein Teach-in und anschließend in der Stadt eine Kundgebung über die Vorfälle bei Opel statt. Diese beiden Veranstaltungen wurden organisiert durch das Aktionskomitee für die Unterstützung des Opel-Streiks. Laut KPD besuchen 200 eine Kundgebung gegen die Entlassung des Betriebsrates der oppositionellen Liste 2 bei Opel. Laut der Zelle PH Dortmund des KSV der KPD weigert sich an der PH Dortmund der AStA bzw. der ihn mittragende PGH, eine Kundgebung vor Opel zu unterstützen, womit vermutlich die heutige gemeint ist.
Q: Rote Fahne Nr.65,Dortmund 18.10.1972; Bochumer Studenten Zeitung Nr.99,Bochum 1972,S.1; KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur VV,o.O. (Dortmund) o.J. (15.11.1972),S.3

17.10.1972:
Der ESG-Projektbereich Gesamthochschule (PGH) an der PH Dortmund will von 15 Uhr bis 20 Uhr in den Räumen der ESG eine Studienberatung anläßlich des Semesteranfangs durchführen.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.3 und 39

21.10.1972:
Eine von der GOG Opel Bochum organisierte Demonstration in der Bochumer Innenstadt gegen die Entlassung Laras (vgl. 11.10.1972) wird, laut Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse, von ca. 500 Menschen begleitet.

Laut KPD demonstrieren über 500 für den Opel-Betriebsrat Lara. Man selbst habe in einem 'starken Block' teilgenommen. Eine Kundgebung wird auf dem Husemannplatz durchgeführt. Laut der Zelle PH Dortmund des KSV der KPD demonstrieren 600 Menschen, obwohl sich an der PH Dortmund der AStA bzw. der ihn mittragende PGH geweigert habe diese zu unterstützen.
Q: Rote Fahne Nr.66,Dortmund 25.10.1972; Projektgruppe Ruhrgebietsanalyse Bochum:Opel streikt. Ausbeutung und Kämpfe bei Opel,Bochum 1973,S.30; KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur VV,o.O. (Dortmund) o.J. (15.11.1972),S.3

21.10.1972:
Der ESG-Projektbereich Gesamthochschule (PGH) an der PH Dortmund will heute mit einer zweitägigen Einführungstagung für neue StudentInnen an der PH beginnen.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.3 und 39

23.10.1972:
Vermutlich heute gibt der AStA der PH Dortmund seine 'DOS' – Dortmunder Studentenzeitung Nr.14 (vgl. 16.10.1972, 13.11.1972) mit 14 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
1. Das Gesamthochschulentwicklungsgesetz
2. Gesamthochschulbereich Dortmund
3. Umzug der PH an den Vogelpothsweg
4. Verkehrsverbindungen zur Hauptbaufläche
5. Raumaufteilung im PH - Neubau.

Bekanntgegeben werden Termine von Studentenkonferenz (SV - vgl. 8.11.1972) und Studentenvollversammlung (SV - vgl. 25.10.1972) sowie die regelmäßigen Treffs, wenn nicht anders angegeben im ESG-Heim, Lindemannstr.68:
Montags 18 Uhr Diskussionstreff der GEW-AG Soz. Forsch. Raum 24
Dienstags 18 Uhr (ESG-) Arbeitskreis Kirche und Sozialismus
Dienstags 20 Uhr (ESG-) 'Treff'
Mittwochs 18 Uhr Einführung des PGH in die politische Ökonomie
Mittwochs 20 Uhr Einführung des PGH in die Bildungsökonomie
Donnerstags 19 Uhr Arbeitskreis Heilpädagogen Stockumerstr.325

Im ersten Artikel heißt es zum GHEG (vgl. S3f**.1972):"
DAS GESAMTHOCHSCHULENTWICKLUNGSGESETZ

Das GHEG ist die Krönung der Bildungsreform an den Hochschulen. Es reiht sich nahtlos ein in die Gesamttendenz der Hochschulgesetzgebung. Eine isolierte Betrachtung des Gesetzestextes ist wenig sinnvoll. Wichtiger ist die Untersuchung der Inhalte dieser Politik und die Offenlegung ihres Charakters. Wesentlich sind die Mechanismen (Numerus Clausus, Studienberatung, Verfahren bei Neugründungen), die die Verwirklichung der staatlichen Bildungsreform gewährleisten sollen.

Bei der Betrachtung des GHEG ist es wichtig, die Erfahrungen anderer Bundesländer heranzuziehen.

In Berlin und Baden-Württemberg wurden solche Vorgeschaltgesetze dazu benützt, die verfaßte Studentenschaft (VS,d.Vf.) zu zerschlagen. Begründung: Die Studenten sind in allen Gremien vertreten, ergo erübrigt sich die Studentenvertretung in der bisherigen Form. Auch in NRW muß ständig mit der Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft gerechnet werden, ist der Minister befugt, solche Fragen per Erlaß zu regeln (Paragraph 18 GHEG).

Wie solche Gesetze zustande kommen, zeigt das GHEG mustergültig. Nach einem Hearing aller Beteiligten (Professoren, Studenten, Assistenten etc. (vgl. S3.*.1972,d.Vf.)) über die Gesetzesvorlage holte Herr Rau aus der Schublade einen neuen Entwurf und ließ ihn vom Landtag verabschieden. Das alles innerhalb von wenigen Wochen. Soetwas nennt man dann 'demokratische Willensbildung' oder 'praktizierte Mitbestimmung'. Das sei allen Verfechtern der Mitbestimmungsideologie ins Stammbuch geschrieben.

Kommen wir zum Begriff 'Gesamthochschule' (GHS,d.Vf.).

Die formale Klassifizierung von FH (FHS,d.Vf.), PH und Uni wird abgeschafft. Was kommt??

Abgestufte Studienabschlüsse, Trennung von praxis- und forschungsorientierten Studiengängen, Kurzstudium von sechs Semestern für die Masse der Studenten.

Das heißt bei Rau (man möge ihn nicht verteufeln, wärs er nicht, wärs ein anderer Handlanger der Industrieinteressen) 'die Kapazitäten wirtschaftlich verwenden'.

Was verändert sich also?

Das Firmenschild! Und die Möglichkeit der zentralen Steuerung für die Interessen der Kapitaleigner. Die wird besser!

Die Berufung auf gesamtgesellschaftliche Interessen ist in diesem Zusammenhang ein Hohn. Die Ware Arbeitskraft - in diesem Fall die der technischen und geistigen Intelligenz - optimal einzusetzen, ist erst dann im Interesse der Gesamtgesellschaft, wenn die Profite der Gesamtgesellschaft zu gute kommen und nicht einigen wenigen Kapitaleigentümern.

Kommen wir nun zum Stichwort: ZENTRAL.

Zentrale Studienberatung und zentrales Studienplatzverteilungsverfahren.

Genau wie der NC werden diese Maßnahmen zur Reglementierung und Bedarfsregelung eingesetzt. In diesem Zusammenhang weisen wir auch auf das Ordnungsrecht hin, das in Bayern (vgl. S4.**.197*,d.Vf.) bereits existiert.

Die Studienberatung ist verpflichtend für alle Studenten. Bei dieser Studienberatung wird den Studenten der Studiengang empfohlen, für den sie 'qualifiziert' sind. Das wird dann auch eingeschlagen.

Das zentrale Studienplatzverteilungsverfahren ist für die Fachhochschüler bereits Realität. Der umfassende Überblick über alle Hochschulen verschafft der Industrie besten Überblick und die Möglichkeit der Steuerung.

Die Aussicht für Neugründungen von Gesamthochschulen - wie es in Dortmund der Fall sein wird - ist erfreulich: Die Hochschule braucht sich keine Studienordnung zu erarbeiten. Die wird nämlich vom Minister zentral verordnet und dann zwei Jahre lang nicht geändert werden. Welche Aufgaben hat der Gründungssenat?

Die Verordnungen auszuführen! Denn neben der Studienordnung erläßt der Minister unter den gleichen Bediungungen die Verfassung der Hochschule.

Über Paritäten braucht hier kein Wort verloren zu werden. Stellen die Studenten 25% im Gründungssenat, so liegt das an den günstigen örtlichen Verhältnissen. Im Normalfall sind es weniger.

Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, das Modell der INTEGRIERTEN Gesamthochschulen sei abzulehnen. Unter integrierter Gesamthochschule ist nämlich nicht nur die formale und verwaltungsmäßige Kooperation zwischen den einzelnen Hochschulen, wie Fachhochschulen, PH's und Unis zu verstehen.

Wir wollen aber klarmachen, daß dieses Modell in unserer Gesellschaft nicht zu verwirklichen ist, da es nicht den Interessen der herrschenden Klasse entspricht. Die jetzt konzipierte Gesamthochschule befriedigt das Interesse der Industrie, nicht das der Bevölkerung.

Was müssen wir aus solchen Hochschulgesetzen lernen?

Diese Hochschulreform im Dienste unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist nicht durch Arbeit in Gremien oder Kommissionen zu unterlaufen.

Das haben die Erfahrungen gerade mit diesem Gesetz gezeigt. Die Arbeit, die im Moment zu leisten ist, liegt in der Aufklärung über den Charakter der Bildungsreform, die uns zur Zeit geboten wird. Sie ist auch nicht zu trennen von anderen Vorgängen in der Gesamtgesellschaft.

Ein Ordnungsrecht an der Hochschule, der Friedensparagraph im Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) und der Aufbau des Grenzschutzes (BGS,d.Vf.) zur Innenarmee, die Errichtung von bundeswehreigenen Hochschulen (BWHS,d.Vf.) - das alles ist nicht voneinander zu trennen. Das geschieht nicht nur zufällig gleich.

Das ist eine Tendenz und eine Intention.

Eine Herrschaft, die sich bedroht fühlt, und ihren Anspruch nicht mehr rechtfertigen kann, wehrt sich - und zwar mit allen Mitteln."

Berichtet wird auch über den:"
UMZUG DER PH AN DEN VOGELPOTHSWEG

Nachdem die Hochschulen in Essen, Paderborn, Siegen, Wuppertal und Duisburg zu GHS ernannt wurden, bekamen andere Hochschulorte den Namen GHS-Bereich. Das heißt für Dortmund: die Fachhochschule mit ihren neun Bereichen, die Uni, die PH Dortmund, die PH Hagen und die Abt. Heilpädagogik werden in den nächsten fünf Jahren GHS.

Am 2.11.1972 soll es soweit sein. Der Umzug der PH vom Rheinlanddamm auf die Äcker und Wiesen zwischen Dorstfeld und Barop (landwirtschaftlich reizvolle Gegend) soll an diesem Tag beginnen. Es ist der erste Schritt zur Verwirklichung der GHS in Dortmund, der künftigen Akdademikerkolonie am Vogelpothsweg.

Mehr Räume, alle Fächergruppen in einem Gebäude, ein Grund zum Jubeln?

Ganz bestimmt nicht!

Von Anfang an wehrten sich die Studenten dagegen, auf einem Acker konzentriert und isoliert zu werden. Mehrere Gutachten wurden eingeholt und Vorschläge gemacht, wie z.B. der Plan, die zukünftige Gesamthochschule auf dem alten Schlachthofgebäude in der Stadt zu errichten. Sie alle wurden abgelehnt bzw. überhaupt nicht beachtet.

Die Isolation der Studenten von der Bevölkerung durch die Errichtung der Bauten auf der jetzigen Hauptbaufläche wäre mit Sicherheit zu vermeiden gewesen. Wer hat ein Interesse an der Isolation, welche Kräfte haben sich stark gemacht und durchgesetzt? Vertreter der Studenten nicht, Vertreter der Bevölkerung nicht, warum sollten sie? Die Entscheidenden sind die Herrschenden, die durch gemeinsame Aktionen der Studenten und der Bevölkerung ihre Macht gefährdet sehen. Als ein Beispiel soll hier die 'Rote-Punkt-Aktion' (vgl. 1.3.1971,d.Vf.) gesehen werden, in der sich die Bevölkerung und die Studenten gemeinsame gegen die unverschämten Fahrpreiserhöhungen der Stadtwerke wehrten."

Es folgen Hinweise über die "Verkehrsverbindungen zur Hauptbaufläche", in denen es u.a. heißt:"
Die Busse aus Dorstfeld pendeln zwischen Dorstfeld Straßenbahnhaltestelle Wittener Straße (Linie 2 und 9) und Vogelpothsweg (PH-Neubau).
Die Busse, die aus Barop kommen, pendeln zwischen Barop, Haltestelle Palmweide (Linie 4) und dem PH-Neubau am Vogelpothsweg.
Gegenwärtig ist geplant, die Busse im Rhythmus von VORMITTAGS: alle 20 Minuten, MITTAGS: jede Stunde, NACHMITTAGS: alle 30 Minuten zwischen den genannten Haltepunkten verkehren zu lassen. Der letzte Bus wird vermutlich um 20 Uhr von der PH am Vogelpothsweg abfahren."

Bekanntgegeben wird auch die "Raumaufteilung im PH-Neubau", aus der u.a. hervorgeht, daß sich die Ostdeutsche Forschungsstelle im PH-Neubau befindet.
Q: DOS Nr.14,Dortmund o.J. (Okt. 1972)

23.10.1972:
In Dortmund erscheint spätestens in dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 im Offsetdruck unter Verantwortung von Erwin Bawulski, Dortmund, Von der Reckestr.40 (Roncalli-Heim):"
DIE CDU/CSU UNTERNIMMT GROSSE ANSTRENGUNGEN, UM DIE REGIERUNGSGEWALT WIEDER IN IHRE HAND ZU BEKOMMEN. ZU DIESEN ANSTRENGUNGEN GEHÖRT AUCH DAS AUFTRETEN VON F.J. STRAUSS AM 29.OKTOBER 1972 UM 14 UHR IN DER DORTMUNDER WESTFALENHALLE.

Anläßlich der Bundestagswahlen (BTWd.Vf.) am 19.November 1972 haben Dozenten, Studenten und Angehörige der Hochschulverwaltung der Pädagogischen Hochschule (PH,d.Vf.) Ruhr, Abt. Dortmund, folgenden Aufruf - dem sich u.a. auch der Schriftsteller und Nobelpreisträger HEINRICH BÖLL angeschlossen hat - unterzeichnet:

AUFRUF AN DIE DORTMUNDER WÄHLER
GEGEN STRAUSS, BARZEL UND DIE NPD!
KEINE STIMME DER CDU UND NPD!

Das Bestreben der Unterzeichner ist es, gemeinsam alle Anstrengungen zu unternehmen, bei diesen Bundestagswahlen den Kräften um Strauß und Barzel, der CDU/CSU und NPD eine Abfuhr zu erteilen.

Wir erinnern daran, daß es die CDU/CSU mit Strauß und Barzel an der Spitze und die NPD waren, die kein Mittel scheuten, um die Ratifizierung der Verträge von Moskau und Warschau (mit der SU bzw. Polen,d.Vf.) zu verhindern.

Mit Verleumdungen, Fälschungen und Versuchen des Abgeordnetenkaufs (Affäre Geldner) hat die CDU/CSU die unwürdigen Sitten einer 'Bananenrepublik' praktiziert.

Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit: die CDU/CSU-Regierung hat die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik betrieben, CSU-Strauß wollte die Bundeswehr mit Atomwaffenausrüsten. Unter der Regierung der CDU/CSU erlebten primitiver Antikommunismus und kalter Krieg ihren Höhepunkt. Demokratiefeindliche Praktiken standen auf der Tagesordnung: Organisationsverbote, Gesinnungsschnüffelei, Bespitzelung.

20 Jahre lang verhinderte die CDU/CSU, daß Arbeiter und Angestellte mehr Rechte in den Betrieben bekamen. 20 Jahre lang verhinderte die CDU/CSU die seit langem geforderte Herabsetzung des Wahlalters auf 18 Jahre. Die CDU/CSU war Haupteinpeitscher antidemokratischen Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.). Den in Jahren nicht aufzuholenden Rückstand auf dem Bildungssektor hat die CDU/CSU verursacht.

Auf Druck der CDU/CSU kam das Berufsverbot (BV - vgl. 27.1.1972,d.Vf.) für politisch Unbequeme im öffentlichen Dienst - also auch für Lehrer - zustande, das quer durch alle Parteien auf starke Kritik gestoßen ist.

Das hat uns die CDU/CSU in der Vergangenheit gebracht.

Und wie sieht es heute aus?

Die von der CDU oder CSU regierten Bundesländer sind die eifrigsten, wenn es darum geht, an den Schulen Wehrkundeunterricht (WKE,d.Vf.) durchzuführen. In Bayern setzte F.J. Strauß ein reaktionäres Rundfunkgesetz (vgl. 1.3.1972,d.Vf.) durch.

Lt. Spiegel vom 2.November 1970 (Nr.45, Seite 31) erklärte Strauß am 10. Oktober 1970 im Restaurant 'Wienerwald' in New York (in den USA,d.Vf.) in einem Tischgespräch folgendes: 'Wer mich daran hindern würde, an die Macht zu kommen, den würde ich umbringen.'
Solche und ähnliche Äußerungen des CSU-Vorsitzenden lassen darauf schließen, was uns erwartet, wenn die CDU/CSU wieder die Regierungsgewalt ausübt.

Mehr Rechte für die arbeitenden Menschen, Preisstabilität, mehr Geld für die Bildung, mehr Demokratie, Friedenspolitik nach außen - das kann nur gegen Strauß und Barzel, gegen die CDU/CSU und die NPD verwirklicht werden!

Wir Unterzeichner dieses Aufrufs vertreten unterschiedliche politische Auffassungen, und werden verschiedene Parteien wählen. Aber in dieser Frage sind wir uns einig: Strauß und Barzel dürfen nicht noch einmal eine Regierung bilden!

KEINE STIMME FÜR DIE CDU/CSU, KEINE STIMME FÜR DIE NPD, DIE OFFEN IHRE SYMPATHI FÜR DIE POLITIK DER CDU/CSU MEHRFACH ERKLÄRT HAT. (Z.B. bei der Wahl des letzten Bundespräsidenten (vgl. 5.3.1969,Vf.) gaben die NPD-Wahlmänner ihre Stimmen dem Kandidaten der CDU/CSU, Gerhard Schröder.)

Die Unterzeichner:
Barbel, Klaus, stud. päd.; Baer, Ulrich, wss. Ass.; Bawulski, Erwin, stud. päd.; Böll, Heinrich, Schriftsteller; Brinkschulte, Ulrich, Lehrer; Bracht, Manfred, wiss. Ass.; Böller, Jürgen, stud. päd.; Cremer, Christa, Dipl.-Päd; Deutsch, Wilhelm-Otto, wiss. Ass.; Dürdoth, Peter-H., stud. päd; Esser, Matthias, stud. päd.; Fehr, Jörn, wiss. Ass.; Frede, Michael, stud. päd.; Franke, Brigitte, stud. päd.; Dostal, Regine, stud. päd.; Hansen, Dirk, wiss. Ass.; Haase, Wolfgang, Lehramtsanwärter; Krüger, Manfred, stud. päd.; Klimmek, Ulrich, stud. päd.; Klehm, Wolf, Dipl.-Päd.; Kühne, Peter, wiss. Ass. Dr.; Kesting, Michael, stud. päd.; Koch, Nikolaus, Prof. Dr.; Linde, Ursula, stud. päd.; Laumann, Sylvia, stud. päd.; Müller, Hans, Dr. priv. Dozent; Merle, Arnulf, stud. päd.; Mertin, Friedhelm, Hochschulverw.; Märtens, Brigitte, stud. päd.; Meininghaus, Klaus, stud. päd.; Neuer, Stephan, stud. päd; Philip, Elmar, stud. päd.; Pleuser, Bernhard W. stud. päd.; Pfaff, Konrad, Prof. Dr.; Peter, Gisela, Hochschulverw.; Rolff, Hans G., Prof. Dr.; Reiffen, Bertke, stud. päd.; Rath, Peter, stud. päd.; Roemheld, Regine, wiss. Ass.; Schmidt, Hermann Josef, Dr. akad. Rat; Simon, Ursula, stud. päd.; Schuh, Harmuth, Lehramtsanwärter; Schwarzenau, Paul, Prof. Dr.; Schaumann, Fritz, Dipl.-Päd.; Storchmann, Ruth, stud. päd.; Störmer, Bernhard, Hochschulverw.; Stey, Dieter, wiss. Ass.; Tönnes, Hildegard, Hochschulverw.; Tilgner, Gerd, stud. päd.; Thom, Hildegard, stud. päd.; Voß, Liesel, Hochschulverw.; Wutke, Gerhard, Prof. Dr.; Wilke, Ulrike, stud. päd.; Zenker, Werner, stud. päd.; Zimmermann, Christoph, stud. päd.; Zuck, Amalie, stud. päd.; Boesing, Klemens, stud. päd.; Goebel, Elke, Hochschulverw.

DIESEM AUFRUF SCHLOSSEN SICH BISHER UNTER ANDEREM FOLGENDE DORTMUNDER BÜRGER AN:
Groß, Werner, Schlosser; Damberg, Josef, Lehrer; Jeuschnik, Rainer, Student; Lotz, Heidrun, Psychologin; Johannsmann, Horst, Rektor; Loyal, Manfred, kfm. Lehrling; Jerwing, Norbert, Lehrling; Schmidt, Detlef, Mechaniker; Bartels, Wolfgang, Redakteur; Hüwel, Norbert, Schüler; Dudda, Hans, kfm. Lehrling; Priemer, R.J., Schriftsetzer; Kluthe, Hans, Student; Hennecke, Hans-J., Journalist; Skott, Rudi, Ang.; Teska, Hans, Rentner; Reinhard, Kurt, Arbeiter (Betriebsrat); Reinhard, Lucie, Hausfrau; Gau, Willi, Blockzieher; Gau, Irmgard, Hausfrau; Oberthin, Fritz, Rentner; Grimme, Günter, Ofenmann; Schmidt, Hans-Jürgen, Ofenmann; Sprenger, Wilhelm, Maurer; Nusch, Kurt, Dreher; Rießland, Güntr, Maschinist; Lange, Kurt, Maschinist; Vogt, Ernst, Maschinist; Prinz, Winand, Maschinist; Marschall, Ewald; Ernst, August, Schlosser; Wilke, Ludwig, Schlosser; Funke, Lene, Rentnerin; Osthaus, Wolfgang, Kaufmann; Horn, Manfrd, Ofenmann; Oberthin, Hans, Maschinist; Raguse, Rüdiger, Metallarbeiter; Luplow, Joachim, Lehrling; Quiter, Renate, Lehrling; Schwakopf, Hildegard, Lehrling; Bendig, Angelika, Lehrling; Miegas, Roland, Lehrling; Donis, Brigitte, Lehrling; Kost, Hans-Jürgen, Lehrling; Müller, Klaus-Jürgen, Lehrling; Hoffmann, Klaus, Lehrling; Hoffmeister, Jürgen, Lehrling; Himmelmann, Petra; Klein, Jutta, Lehrling; Quabeck, Klaus, Praktikant; Meyer, Carsten, Schüler; Unland, Th., Auszubildender; Meyer, Olaf, Schüler; Schaub, Margot, Schülerin; Kapper, Uwe, Schüler; Bültemeier, Martin, Ang.; Venjakob, Klaus, Ersatzdienstleistender; Hunsotck, Irene, Schülerin; Korte, Hermann, Lehrer; Schäper, Willi, Lehrer; Völzke, Manfred, Lehrer; Frickenhaus, Gundula, Lehrerin; Heidenreich, Fred Lehrer."

Beigefügt ist ein Unterschriftencoupon, "Ich schließe mich vorstehendem Aufruf an."
Q: Bawulski,Erwin:Aufruf an die Dortmunder Wähler,Dortmund o.J. (1972)

24.10.1972:
Der AStA der Abteilung Heilpädagogik der PH Dortmund (vgl. 13.11.1972) berichtet von seiner Vorgeschichte (vgl. 27.6.1972, 31.10.1972) über seinen Programmvorschlag, zu dem auch auf der heutigen Sitzung des Studentenparlaments keine Alternativen vorgelegt worden seien.
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.7

25.10.1972:
An der PH Dortmund soll eine Studentenvollversammlung (SV) mit folgender Tagesordnung stattfinden:
1. Umzug,
2. Sozialbeitragsordnung,
3. Versicherungsfrage,
4. Wohnungsfrage.
Q: DOS Nr.14,Dortmund o.J. (Okt. 1972),S.8

27.10.1972:
Der AStA der PH Dortmund will heute mit einer zweitägigen Einführungstagung für neue StudentInnen an der PH beginnen.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.3 und 39

29.10.1972:
An einer Demonstration in Dortmund gegen den Auftritt von F.J. Strauß (FJS) von der CSU, mit, laut KPD, 200 Teilnehmern, beteiligen sich u.a. KPD und KPD/ML-ZB. Die Route führt zur Reinoldikirche.

Der Termin wird auch bekanntgegeben in einem von der PH Dortmund ausgehenden Aufruf, der auch in der Stadt verbreitet wird (vgl. 23.10.1972).
Q: KPD-OL Dortmund:Strauß raus aus Dortmund!,Dortmund o.J. (29.10.1972); KPD-OL Dortmund:Nur Volksfeinde stehen zur Wahl - ihnen keine Stimme!,Dortmund o.J. (Nov. 1972),S.1; Rote Fahne Nr.67,Dortmund 31.10.1972,S.*; Bawulski,Erwin:Aufruf an die Dortmunder Wähler,Dortmund o.J. (1972)

31.10.1972:
Der AStA der Abteilung Heilpädagogik der PH Dortmund (vgl. 13.11.1972) berichtet von seiner Entstehung (vgl. 24.10.1972, 7.11.1972) vermutlich über heute:"
Seit dem 31.10.1972 hat die Heilpädagogische Abteilung der PH Ruhr endlich einen neuen AStA, nachdem im SP (Studenten-Parlament) wochenlang versucht wurde, diese Wahl hinzuzögern. …

Bis zur letzten SP-Sitzung am 24.10.1972 existierten keine Alternativprogramme. Weil endlich die Notwendigkeit eines neuen AStAs den SP-Mitgliedern einsichtig wurde, wurde unser Programm (Info 4 (vgl. S7.**.1972,d.Vf.)) noch einmal diskutiert, in einigen Punkten konkretisiert und schließlich vom SP durch Mehrheitsbeschluß verabschiedet. Auf der Grundlage dieses Programms wurde

Michael Schaup, 1. Vorsitzender,
M.-L. Sundermeier, 2. Vorsitzender,
Mathias Esser, Finanzreferent.
in den AStA-Vorstand gewählt".
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.7

02.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet von der Abteilung Heilpädagogik u.a. über die heutige Vollversammlung (VV):"
Umzug: Die auf der SV am 2.11.1972 von der Studentenschaft verabschiedete Resolution gegen den Umzugstermin wurde vom AStA an die entsprechenden Stellen weitergeleitet. Diese Resolution wendet sich gegen den Umzugstermin am 18.12.1972, mit der Begründung, daß der ohnehin schon eingeschränkte Studienablauf (ausfallende oder überfüllte Seminare, keine Hörsäle etc.) durch einen Umzug mitten im Semester noch weiter beeinträchtigt bzw. gänzlich lahmgelegt wertde.

ERGEBNIS:
a) KULTUSMINISTER: Anstelle des KuMi antwortete der Wissenschaftsminister. Er schreibt, es sei durchaus genug Zeit für den Umzug und er sähe keine größeren Schwierigkeiten (Schreiben vom 13.11.1972).
b) DEKAN: In einem Gespräch mit dem Dekan stellte sich heraus, daß der Umzugstermin schon lange feststeht (September), daß die Speditionsfirmen schon bestellt sind und der Dekan ebenfalls keine größeren Schwierigkeiten sieht.
c) PRESSE: Die Forderungen der Studentenschaft wurden in einem Artikel der Westfälischen Rundschau (WR,d.Vf*) vom 5.11.1972 dargestellt.
d) STADTVERWALTUNG: Niemand zuständig.
Die Frage wird auf der nächsten SV (vgl. 6.12.1972,d.Vf.) noch einmal behandelt werden."
Q: DOS Nr.16,Dortmund o.J. (Nov. 1972),S.5

02.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet:"
ERSTEINRICHTUNG DES PH-NEUBAUS

Wie gehabt - für Bildung ist in unserer Gesellschaft das Geld knapp, und die PH, in der keine für die Wirtschaft unmittelbar verwertbaren Akademiker ausgebildet werden, rangiert dabei unter den Hochschulen so ziemlich an letzter Stelle.

Nach Aussagen der auf der Fächergruppenversammlung der Fächergruppe V vom 2. November anwesenden Dozenten ist die Ausstattung des PH-Neubaus mit technischen Geräten und Materialien für die Naturwissenschaften in Frage gestellt, nachdem die PH-Anträge auf Bewilligung von 5,1 Millionen DM für Ersteinrichtungen (gemessen an den für die Universitätsinstitute bewilligten Geldern ein bescheidener Betrag) vom Ministerium zurückgewiesen wurden, da im Landesetat nur 4 Millionen DM für diesen Zweck vorgesehen seien und auch lediglich zur Verfügung ständen. Die PH, und hier insbesondere die kostenintensiven Naturwissenschaften, wurden ersucht, ihre Anforderungen entsprechend zu reduzieren. Die 'Dummen' wären die Studenten, da lt. Auskunft der Dozenten die beantragten Geräte ausschließlich zur Ausstattung der studentischen Arbeitsplätze benötigt würden."
Q: DOS Nr.16,Dortmund o.J. (Nov. 1972),S.8

03.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund will heute mit einer weiteren zweitägigen Einführungstagung für neue StudentInnen an der PH beginnen.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium,Dortmund o.J. (1972),S.3 und 39

07.11.1972:
Der AStA der Abteilung Heilpädagogik der PH Dortmund (vgl. 31.10.1972, 13.11.1972) berichtet, daß auf der heutigen Sitzung des Studentenparlaments (SP) der Abteilung Marianne Hinken (Studienreferat), Frank Schmidt (Studienreferat), Wilma Kuhl (Sozialreferat) und Rolf Hausberg (Sozialreferat) als Referenten bestätigt wurden.
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.7

08.11.1972:
An der PH Dortmund soll eine Sitzung der Studentenkonferenz (SK - vgl. **.**.1972, **.1*.1972) stattfinden.
Q: DOS Nr.14,Dortmund o.J. (Okt. 1972),S.8

13.11.1972:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet:"
PH DORTMUND
DRAUSSEN SCHLAMM - DRINNEN SUMPF

Was die SPD-Landesregierung unter Hochschulreform und dem Aufbau von Gesamthochschulen versteht, haben wir PH-Studenten anläßlich des Umzugs der PH in ein neues Gebäude exemplarisch erfahren. Als wir am 13.11. nach Überwindung der Anfahrtsschwierigkeiten und des unseren neuen Studienort recht intensiv umgebenden Schlamms hoffnungsvoll die PH betraten, wurde klar, daß sich die Studienbedingungen gegenüber den ohnehin schon katastrophalen Verhältnissen in der alten PH eher noch verschlechtert hatten. Dekan Heuers Ankündigung wesentlich verbesserter Studienbedingungen in den neuen Räumlichkeiten entpuppte sich bei näherem Hinsehen als recht realitätsfremd.

Denn:

- es gibt keinen Seminarraum mit mehr als 120 Plätzen,
- in Veranstaltungen mit einer größeren Zahl von Teilnehmern werden diese auf mehrere Räume aufgeteilt. In einem doziert 'live' die Lehrperson, in die anderen Räume wird das dort angebotene per Fernsehen übertragen,
- auch gegenüber politischen Hochschulorganisationen herrschte ein 'neuer Wind': die Hausmeister rissen 'auf Anordnung' alle Plakate politischer Organisationen herunter.

In einem angesichts dieser Zustände von KSV und AStA am 13.11. erzwungenen Gespräch erklärte dann Dekan Heuer

- seiner Auffassung nach böte gerade die ('an sich' bedauerliche) Raumnot Gelegenheit für die Durchführung 'didaktischer Experimente';

- er behalte sich vor, Plakate und Wandzeitungen, deren Inhalt 'nicht mit dem Grundgesetz' (GG,d.Vf.) übereinstimme, abreißen zu lassen;

- es würden keine Räume für politische Organisationen zur Verfügung gestellt;

- er sei nicht bereit, alles dafür zu tun, daß die Vollversammlungen der Studentenschaft ordnungsgemäß abgehalten werden könnten."

Der KSV berichtet zentral (vgl. 22.11.1972) von heute und der VV (vgl. 15.11.1972):"
PH DORTMUND: DRAUSSEN SCHLAMM - DRINNEN SUMPF
GESAMTHOCHSCHULE DORTMUND: EINSPARUNG VON AUSBILDUNGSKOSTEN UND VERSCHÄRFUNG DER KAPITALISTISCHEN KLASSENERZIEHUNG.

Was die SPD-Landesregierung unter Hochschulreform und dem Aufbau von Gesamthochschulen versteht, läßt sich exemplarisch ablesen an dem kürzlich erfolgten Umzug der PH-Ruhr, Abt. Dortmund, in ein neues Gebäude, womit der Aufbau der Gesamthochschule Dortmund eingeleitet werden soll.

Dieselbe SPD-Regierung, die zunehmend jegliches Eingreifen etwa von Agitkolls, Agitprop-Trupps oder auch einzelnen fortschrittlichen Studenten in den Lehrveranstaltungen als 'Störung' und Beeinträchtigung des 'ordentlichen' Lehrbetriebs zu kriminalisieren versucht, hielt hier die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs offensichtlich für nicht so wichtig, als sie den Umzug auf die ersten drei Wochen dieses Semesters verlegte und dadurch den Lehrbetrieb für diese drei Wochen vollständig lahmlegte.

Konnte die daraufhin entstandene Empörung der PH-Studenten noch durch den Hinweis auf bedauerliche zeitliche Fehlplanungen und noch unvorhergesehene Verzögerungen halbwegs beschwichtigt werden, so wurde jedem Studenten spätestens nach Ablauf des Lehrbetriebs in dem neuen Gebäude klar, daß der Aufbau dieser Gesamthochschule alles andere, nur nicht eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen für die Studenten bezwecken sollte.

Denn die PH-Studenten, die noch voller Hoffnung auf verbesserte Studienbedingungen - wie es ihnen Dekan Heuer versprochen hatte - nach einem etwa einstündigen Anmarsch und nach erfolgreicher Überwindung der das neue Gebäude umgebenden Schlammfelder zum ersten Mal mit dem dortigen Lehrbetrieb Bekanntschaft machten, merkten nun spätestens, daß sich die Bedingungen selbst gegenüber der ohnehin schon katastrophalen Situation an der alten PH eher noch verschlechtert hatten. Denn sie mußten feststellen, daß auch dort aufgrund des Raummangels viele Seminare nicht planmäßig abgehalten werden können. Am schlimmsten traf es die Erstsemester:

Da der Bau von Vorlesungssälen, die mehr als 120 Studenten fassen, erst für 1975 'in Aussicht gestellt' ist, machte man aus dieser Raumnot eine 'Tugend' und erfand eine neue Form 'experimenteller Didaktik' (Dekan Heuer), indem man die Studenten einer Groß-Vorlesung auf mehrere Räume verteilte, um sie per Fernsehübertragung aus dem Zentral-Vorlesungsraum an den Ergüssen der vorwiegend reaktionären Profs teilhaben zu lassen.

Daß es sich hierbei nicht um eine, aus einer bedauerlichen Fehlplanung resultierende, nur kurzfristige Notlösung handelte, sondern daß die SPD-Hochschulreform-Strategen eine Ausdehnung dieser neuesten hochschuldidaktischen Errungenschaft auch auf andere Abteilungen fest einplanen, zeigen die Veröffentlichungen des Koordinationsausschusses für die Errichtung einer GHS-Dortmund. Diese Maßnahmen erscheinen der Bourgeoisie aus folgenden Gründen vorteilhaft: Zum einen bedeuten sie eine EINSPARUNG VON AUSBILDUNGSKOSTEN, da ja nun der Bau von Hörsälen nicht mehr in dem Maße notwendig erscheint oder zumindest auf Jahre verschleppt werden kann. Zum zweiten bedeuten die Fernseh-Vorlesungen eine Verschärfung der kapitalistischen Klassenerziehung: Durch die Aufteilung der Studenten auf mehrere Räume wird jede einheitliche Diskussion über die Inhalte der Vorlesung faktisch verhindert, die Unmöglichkeit zumindest für die Studenten in den Übertragungsräumen, in irgendeiner Weise in das Vorlesungsgeschehen durch Fragen oder Kritik einzugreifen, soll die vorwiegend Erstsemester-Studenten von Anfang an an den stupiden und schulmäßigen Ausbildungsdrill gewöhnen und sie auf eine möglichst widerspruchslose Aneignung der bürgerlichen Lehrinhalte verpflichten.

Und sollte es dennoch Studenten geben, die die Inhalte der jeweiligen Vorlesung in Fragen stellen oder gar in organisierter Form dagegen den Kampf aufnehmen, so bieten die Fernsehaufzeichnungen perfekte Beweismittel dafür, um aufmüpfige Studenten dingfest zu machen und sie - wie inzwischen schon wiederholt geschehen - wegen Störung des Lehrbetriebs - zu kriminalisieren.

Ein weiterer Vorteil besteht schließlich darin, daß die Mobilisierung der Studenten durch Vollversammlungen infolge der nicht vorhandenen Versammlungsräume eingeschränkt und damit die politische Arbeit des AStA und aller fortschrittlichen studentischen Organisationen insgesamt weiter erschwert wird.

Dekan Heuer versuchte zwar, sich durch scheinbar fortschrittliches Gerede bei den Studenten anzubiedern, indem er sein 'Verständnis' für deren Empörung und sein Bedauern über die 'Fehlplanungen' und die schlechte Raumsituation bekundete, er zeigte jedoch gleichzeitig, was sich hinter seiner liberalen Maske verbirgt: Der Dekan teilte mit, daß er KEINE RÄUME FÜR POLITISCHE HOCHSCHULGRUPPEN bereitstellen werde. Er drohte weiterhin mit einer ZENSUR DER WANDZEITUNGEN UND PLAKATE, DEREN ENTFERNUNG ER SICH VORBEHALTE, FALLS SIE SEINER MEINUNG NACH NICHT AUF DEM 'BODEN DES GRUNDGESETZES' (GG,d.VF.) stehen."

Berichtet wird auch durch den AStA der PH Dortmund (vgl. 9.4.1973).
Q: Dem Volke dienen Nr.3,Dortmund 22.11.1972,S.7; DOS Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Apr. 1973),S.10; Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.2

13.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich heute seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.15 (vgl. 23.10.1972, 27.11.1972) mit zwölf Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
1. Zur verfaßten Studentenschaft,
2. Reaktionäre Ausländergesetzgebung,
3. Neuer AStA bei den Heilpädagogen,
4. Achtung Biologen,
5. Arbeit mit Obdachlosen,
6. Seminargruppen, Tagungen.

Nachgedruckt wird ein ESG-Flugblatt vom 13.11.1972, aufgerufen wird zur regionalen Demonstration in Bochum (vgl. 15.11.1972), bekanntgegeben werden auch zwei ESG/PGH-Seminare (vgl. 30.11.1972, 2.12.1972) und folgende regelmäßigen Termine:
Montags 18 Uhr 30 Diskussionstreff der GEW-AG, Westfalenschänke Lindemannstraßee
Dienstags 20 Uhr 'Treff' ESG-Heim, Lindemamnstr.68
Donnerstags 19 Uhr Arbeitskreis Heilpädagogen, Stockumer Str.325

Weitere Termine finden sich in folgender Rubrik:"
SEMINARGRUPPEN, TAGUNGEN

GEW/AG:
Politische Ökonomie Schulung der GEW - auch für neue Teilnehmer (aller Semester) Donnerstags 20 Uhr bei Werner Zenker/Königslöw, Mentlerstraße 1 (Eckhaus Krückenweg, Bauernfachwerkhaus)

Vierke: Gesellschaftspolitische Einführung in die Politökonomie, Freitags 10 - 12 Uhr, R. 2.237 (auch für Wirtschaftslehrstudenten)

Gruppe Cramer: Soziale Bedingungen organisierter Lernprozesse, Donnerstags 16 - 18 Uhr, R. 3.310

Gruppe Einführung in die moderne Linguistik - Wagner - Donnerstag 11 ? 13 Uhr, R. 3.310

Grundbegriffe der emanzipatorischen Erziehungswissenschaft, Donnerstags 11 - 13 Uhr, R. 1.112 und 1.211

PGH UND ESG:
Grundlagen der politischen Ökonomie 'Mandel: Einführung in die marxistische Wirtschaftstheorie', Mittwochs 18 - 20 Uhr, ESG-Center

Grundlagen der Bildungsökonomie, Mittwochs 20 Uhr, ESG-Center

Arbeitsgruppe 'Heimerziehung' - Veröffentlichungen per Flugblatt folgen in Kürze - Mittwochs 20 Uhr ESG-Center

Arbeitskreis Kirche und Sozialismus, Dienstags 18 Uhr - ESG-Center

Seminar- bzw. Tutorengruppen:

'Nyssen - Auseinandersetzung mit den Grundlagen marxistischer Pädagogik' Donnerstags 11 - 13 Uhr / z.B. Arbeitsgruppe Karras - Interessenten mögen sich bitte gegen 10 Uhr 45 im AStA bzw. Dienstags 20 Uhr zum Treff im ESG-Center einfinden.

Baer/Kühne: 'Grundbegriffe emanzipatorischer Erziehungswissenschaft', Mittwochs 11 - 13 Uhr".

Im ersten Artikel heißt es:"
ZUR VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT

Innerhalb kürzester Zeit wurden Ende Juni (vgl. 22.6.1972,d.Vf.) vier Gesetze zur 'inneren Sicherheit' von allen Parteien des Bonner Bundestages verabschiedet, die in einer Reihe stehen mit z.B. Notstandsgesetzen (NSG - vgl. 31.5.1968,d.Vf.) und dem reaktionären Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 10.11.1971,d.Vf.). Im einzelnen geht es hierbei um - das Bundesgrenzschutzgesetz, das den Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) zu einer Bundespolizei macht, die auf Antrag der einzelnen Länder jederzeit zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit eingesetzt werden kann;

- die Einführung der Vorbeugehaft, die sich gegen 'Serientäter' wendet, zu denen mit Sicherheit auch Mitglieder fortschrittlicher und revolutionärer Organisationen gerechnet werden, die den Kampf gegen das bestehende Gesellschaftssystem führen;

- das Gesetz zur Änderung des Waffenrechts, durch das das staatliche Waffenmonopol erhalten und ausgebaut werden soll;

- das Gesetz zum Ausbau des Verfassungsschutzes (VS,d.Vf.), mit dem noch mehr 'legale' Möglichkeiten der Überwachung, Bespitzelung, Verfolgung fortschrittlicher und revolutionärer Menschen und Organisationen geschaffen werden;

- das sogenannte 'Querschnittsgesetz', das die politische Betätigung von fortschrittlichen und revolutionären ausländischen Arbeitern, Studenten und Organisationen einschränkt, ja fast unmöglich macht.

In den Rahmen dieser Unterdrückungsmaßnahmen reiht sich ebenfalls der Versuch ein, die VS zu zerschlagen. Die Studentenparlamente wurden nach dem 2. Weltkrieg von den Alliierten eingesetzt. Sie sollten ein Übungsfeld für 'demokratische Verhaltensweisen' sein, um dem Faschismus nationalsozialistischer Prägung entgegenzuwirken. So wurden die ASten quasi zu einer 'demokratischen Spielwiese' und einem Absprungbrett für Karrieristen.

Im Verlauf der Studentenbewegung entwickelten sich die Organe der VS (AStA, SVV, SP u.ä.), in vielen Fällen zu einem Instrument für die Masse der Studenten im gemeinsamen Kampf von Demokraten, Sozialisten und Kommunisten gegen
- den Imperialismus, so gegen die US-Aggression in Indochina;
- die politische Disziplinierung der kommunistischen, sozialistischen und fortschrittlichen Kräfte (Ausschluß vom Studium, Berufs- (BV,d.Vf.) und Lehrverbote seitens der herrschenden Klasse);

- die kapitalistische Hochschulreform (HRG, Länderhochschulgesetze), gegen bürgerliche Klassenerziehung - durchgesetzt z.B. durch Verschärfung der Prüfungen, Steigerung des Ausbildungsdrills, strengere Reglementierung der Studiengänge und NC (vor allem in den Fächern Medizin und Lehrerausbildung), der zu Lasten der medizinischen Versorgung und der Schulausbildung der Kinder der Werktätigen geht;

- die Verschlechterung der Lebensbedingungen der Studenten, wobei der wirtschaftliche Kampf der Studenten so geführt werden muß, daß die Studenten sich nur für solche Forderungen einsetzen, die den gemeinsamen Kampf mit den Werktätigen stärken und hervorheben, z.B. Mietwucher, Preistreiberei, Bodenspekulation.

Diese Ausweitung politischer Aktivitäten seitens der fortschrittlichen Studenten über den ihnen zugebilligten Freiraum der Hochschule hinaus (allgemeinpolitisches Mandat) führten zu neuerlichen Versuchen des bürgerlichen Staates, die Organe der VS aufzulösen (siehe Westberlin und Baden-Württemberg) bzw. ihre Rechte drastisch einzuschränken, d.h. den AStA zu einem bloßen Dienstleistungsbetrieb zu degradieren. Demagogisch wird dabei auf das 'Mitwirkungsrecht' der Studentenvertreter in den Gremien der Hochschule hingewiesen. Konkret bedeutet das: die Arbeit der Studentenvertreter beschränkt sich auf die fachspezifische Seite in den einzelnen Fächergruppen. Die politische Funktion des AStA, der SV und der SK wäre ausgeschaltet. Durch Schweigepflicht und Kooperationszwang sollen die Studentenvertreter als Funktionäre von der gesamten Studentenschaft isoliert und damit auch besser diszipliniert werden. Die Studentenschaft weigert sich, ihre Vertreter in solchen Gremien zu verheizen.

Ebenso wie in allen Teilbereichen der Gesellschaft die fortschrittlichen Kräfte den Kampf aufnehmen gegen Disziplinierungs- und Reglementierungsmaßnahmen, so setzt sich die Studentenschaft gegen die drohende Zerschlagung ihrer Organe und die Einschränkung ihrer Recht zur Wehr.

Zu diesem Zweck hat sich eine Aktionseinheit aller ASten NRW's gebildet, die den Kampf gegen die politische Disziplinierung des bürgerlichen Staates in Betrieb, Schule und Hochschule entschlossen aufnimmt. Bestandteil dieses Kampfes ist die

DEMONSTRATION AM MITTWOCH, 15.11.1972 UM 17 UHR IN BOCHUM AB HUSEMANNPLATZ

Wir fordern alle Studenten auf, ihr Engagement für die Erhaltung der VS durch die Teilnahme an dieser Demonstration zu dokumentieren."

Der zweite Artikel behandelt die:"
REAKTIONÄRE AUSLÄNDERGESETZGEBUNG UND IHRE HINTERGRÜNDE

In den letzten Monaten sind zahlreiche Ausländer aus der BRD ausgewiesen worden. Grund der Abschiebung war in den weitaus meisten Fällen die fortschrittliche Haltung der betroffenen Ausländer. Viele von ihnen kehren in reaktionären Staaten, z.T. Militärdiktaturen, zurück (Griechenland, Persien (Iran,d.Vf.), Spanien etc.), wo sie eine scharfe Verfolgung wegen ihrer oppositionellen Stellung zum jeweiligen Regime erwartet. Lt. WAZ vom 14.10.1972 wurden seit dem Attentat von München bis zum 30.10.1972 (? - vgl. 30.9.1972,,d.Vf.) Ausweisungsbescheide gegen allein 255 Araber erlassen. 98 von ihnen mußten die BRD sofort verlassen. Das im Grundgesetz (GG,d.Vf.) verankerte Recht, gegen jeden Akt öffentlicher Gewalt Rechtsmittel einzulegen (vgl. Grundgesetz, Artikel 19, IV), wurde ihnen nicht zugestanden. Dies ist ein erneuter Beweis dafür, daß rechtsstaatliche Prinzipien bei entsprechenden Erfordernissen unterlaufen werden.

Demagogisch wird behauptet, man müsse die innere Sicherheit vor terroristischen Ausländern schützen. In Wirklichkeit sind alle fortschrittlichen Ausländer betroffen. Das zeigen u.a. die Abmachungen Brandts mit der persischen Regierung. Brandt holte sich in Persien die Zusage von größeren Öllieferungen ab. Nach nicht dementierten Pressemeldungen vom 8. März des Jahres hat sich die von ihm angeführte Delegation als Gegenleistung Verschärfungen des Ausländerrechts in Aussicht gestellt (vgl. 5.3.1972,d.Vf.). Darunter ist wesentlich die weitere Einschränkung der politischen Betätigung von Ausländern zu verstehen (s.u.: 'Querschnittsgesetz').

Hauptgewinner in diesem Spiel sind die Kapitaleigner beider Länder: auf der einen Seite sind deutsche Unternehmer streikbewußte persische Arbeiter los, auf der anderen Seite wird eine sich formierende Bewegung gegen das reaktionäre Schah-Regime und damit gegen persische Unternehmerinteressen zerschlagen.

Rechtlich sind die bereits erfolgten Maßnahmen gegen fortschrittliche Ausländer abgesichert durch das Ausländergesetz von 1965 (vgl. 1.10.1965,d.Vf.) sowie die Grundgesetzänderung und das Verfassungsschutzänderungsgesetz von 1972. Noch schärfere Unterdrückung sieht das geplante Querschnittsgesetz vor, das Änderungen des Ausländergesetzes, des Versammlungs- und Vereinsgesetzes beinhaltet. 'Die verbietbare politische Betätigung von Ausländern umfaßt nun auch die Beeinträchtigung 'auswärtiger Belange' der BRD (Paragraph 6, Abs.2). Von vornherein verboten, ohne daß es einer besonderen Verfügung der Ausländerpolizeibehörde bedarf, soll eine politische Betätigung nun auch dann schon sein, wenn sie 'geeignet ist, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören! (Paragraph 6, Abs.3). Das wäre z.B. der Fall, wenn Ausländer in der Bundesrepublik die Notwendigkeit des Sturzes des Regimes in ihrem Herkunftsland propagierten.' (aus: Die Rote Robe 3/1972 (vgl. Baden-Württemberg - Juni 1972,d.Vf.)).

So soll der berechtigte Widerstand der Ausländer gegen ihre unterprivilegierte Lage in der BRD (menschenunwürdiges Wohnen, schlechte Ausbildung durch z.T. faschistische Lehrer, unsichere Arbeitsplätze etc.), gegen ihre reaktionären Heimatstaaten sowie allgemein gegen jegliche Unterdrückung und Ausbeutung gebrochen werden.

Nur die Solidarität von Arbeitern und Studenten der BRD kann den bedrängten Ausländern helfen. DARUM ARBEITET MIT IN DEM VORBEREITENDEN KOMITEE DORTMUND 'KAMPF DEM AUSLÄNDERGESETZ UND DER POLITISCHEN UNTERDRÜCKUNG'. In diesem Komitee arbeiten der AStA PH Do, KSB/ML Do (der KPD/ML-ZK,d.Vf.), der PGH, Mitglieder der GEW-AG und andere Gruppen mit.

Informiert euch am Brett des Ausländerkomitees über die aktuellen Ereignisse!

Schon jetzt weisen wir auf eine Informationsveranstaltung zu der Lage in Palästina hin, die für den 14.12. 1972 geplant ist."

Der neue AStA der Abteilung Heilpädagogik berichtet über seine Bildung (vgl. 19.6.1972, 7.11.1972) und stellt vor das:"
SEMESTERPROGRAMM DES ASTA

Die Situation an der Hochschule kann nicht isoliert von dem Charakter und der politischen Entwicklung der Gesellschaft betrachtet werden. Deshalb muß die Bestimmung der studentischen Hochschulpolitik zum größten Teil aus der Analyse des Charakters der Hochschule innerhalb der Gesellschaft erfolgen, wobei eine der zentralen Fragen die nach dem Stand und dem Charakter des Klassenkampfes ist. Jeder Übergriff der Herrschenden (GHEG, Berufsverbot, Ausländergesetz usw.) muß in die Entwicklung der gesellschaftlichen Widersprüche unserer Klassengesellschaft eingeordnet werden und den Studenten in einer breiten Informationsarbeit vermittelt werden, damit diese sich ihrer Stellung als Studenten und ihrer späteren Funktion als Lehrer innerhalb unserer kapitalistischen Gesellschaft bewußt werden. Deshalb ist die Vermittlung von Information und ihrer gesellschaftlichen Einordnung einer der Schwerpunkte unserer AStA-Arbeit.

STUDIENREFERAT

Ein weiterer Schwerpunkt der AStA-Arbeit liegt auf dem Studienreferat, in dem vordringlich hochschul- und studienspezifische Probleme in Bezug auf ihre Bedeutung für die Interessen der Studenten und ihre Funktion und Relevanz in der gesellschaftlichen Situation untersucht und vermittelt werden. Außerdem befaßt sich das Studienreferat mit Studienvorbereitung und Einführung, Änderung der Studien- und Prüfungsordnung.

Ein weiteres Arbeitsgebiet wird die Seminararbeit sein. Hierzu bietet der AStA ein Studienkollektiv zum Seminar 'Soziologie der Intelligenzgeschädigten' an (Treffpunkt jeden Donnerstag um 17 Uhr 30 - Stockumer Straße 325).

SOZIALREFERAT

Das Sozialreferat befaßt sich vorwiegend mit Problemen des BAFöG, der Sozialbeitragsodnung, Krankenversicherung sowie der Wohnungs- und Jobvermittlung. Außerdem versucht der AStA in Kürze einen Vertrag für eine kostenlose Rechtsberatung für alle Studierenden abzuschließen.

Der AStA hat feste Sprechstunden eingerichtet, und zwar montags bis freitags von 10 Uhr - 12 Uhr 30. In dieser Zeit stehen wir den Studenten zur Beantwortung aller ihrer Fragen zur Verfügung. Ebenso übernehmen wir auch weiterhin den Verkauf von Testbögen."

Gewarnt wird:"
ACHTUNG BIOLOGEN!

Wir verstehen Biologie keineswegs als eine 'wertfreie' Wissenschaft; sie hat durchaus gesellschaftliche Relevanz. Deshalb hat sich in diesem Semester eine AG gebildet zum Thema UMWELTSCHUTZ UNTER BIOLOGISCHEM UND GESELLSCHAFTSPOLITISCHEM ASPEKT.

Absicht ist u.a. die Umweltschutzmaßnahmen und -vorschläge der verschiedenen Parteien und Verbände kritisch zu analysieren und in den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang einzuordnen.

Wir haben die verschiedenen Problemkreise zunächst zusammengestellt und wollen nun exemplarisch einige ausführlich behandeln. Schwergewicht liegt dabei im ökonomischen und politischen Bereich.

Es ist weiter vorgesehen, das Thema Umweltschutz in diesem Sinne für die Schule aufzuarbeiten, wobei wir vorhandene Unterrichtseinheiten auf ihre Verwendbarkeit untersuchen werden. Wahrscheinlich wird dieses Programm mehr als ein Semester in Anspruch nehmen.

Ein Raum und Material wurde uns von Prof. Stichmann zur Verfügung gestellt. Damit ist die Möglichkeit gegeben, in dieser AG 'kritische Biologie' zu betreiben.

Wir bitten alle interessierten Studenten, also nicht nur Biologen, sich an der AG zu beteiligen. Umweltschutz betrifft auch die Wirtschaftswissenschaft, Politische Bildung, Chemie, Physik und Geologie.

Vorläufiger Termin: Dienstags von _ (?,d.Vf.) bis 10. Raum 4.428 (voraussichtliche Kontaktadresse: Bertke Reiffen, 46 Dortmund-Löttringhausen, Aufenangerstraße 13, Telef.: 7311232."

Berichtet wird auch über die:"
ARBEIT MIT OBDACHLOSEN

Seit Anfang Oktober (vgl. 2.10.1972) arbeitet eine Gruppe von PH- und HPH-Studenten mit Kindern der Obdachlosensiedlung Dortmund-Bövinghausen. Vorerst geben wir Schularbeitenhilfen für Vor-, Grund-, Haupt- und Sonderschulkinder, sind aber mit neun Studenten noch zu wenige, um sinnvoll arbeiten zu können. Wir sind also auf der Suche nach Studenten, die sich aktiv und engagiert beteiligen. Daß zu unserer Arbeit neben der konkreten Schulhilfe auch die Erarbeitung einer theoretisch-politischen Konzeption gehört, versteht sich von selbst.

Die Schularbeitshilfe verlangt von jedem Gruppenmitglied an je zwei Nachmittagen drei Stunden Zeitaufwand. Vorhandenes Auto wäre gut.

Kommt doch mal zu unserem ständigen Gruppentreff: dienstags 20 Uhr bei: Wolfram Königslöw, 46 Dortmund-Schönau, Mentlerstraße 2/Krückenweg 53, Telef.: 714048"
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972)

15.11.1972:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtete vom Umzug (vgl. 13.11.1972):"
Am 15.11. fanden dann die ersten Fernsehveranstaltungen statt. Nach Meinung der PH-Bürokratie sollte also (…) die Freude darüber, daß nunmehr – wenn auch aus einer angeblichen Notsituation heraus - die moderne Technik in entwickeltester Form selbst in der PH ihren Einzug hielt, ungetrübt sein. Denn: wer experimentiert nicht gern?
Im Folgenden drucken wir den Bericht eines Kommillitonen ab, der Gelegenheit hatte, an einem solchen Experiment teilzunehmen:

KORRESPONDENZ AUS EINER FERNSEHVORLESUNG

Am Mittwoch früh (15.11.) ging ich in das Seminar der Psychologiedozentin Dorndorf über 'Grundfragen der Psychologie'. Dort wurde mir sehr schnell klar, was es bedeutet, wenn Dekan Heuer von 'experimenteller Pädagogik bzw. Arbeit in Kleingruppen' als moderner hochschuldidaktischer Methode spricht.

Schon auf dem Flur drängte sich eine große Zahl von Kommillitonen. Beide Räume, also auch der, in dem die 'neue technische Errungenschaft' in Gestalt von zwei Fernsehern stand, waren überfüllt; und etwa 70 Kommillitonen gingen wieder, bevor das Seminar überhaupt angefangen hatte.

Wir anderen hockten uns eng zusammen, besonders im Fernsehraum, in dem kaum Stühle standen. Als dann die Dozentin im Nebenraum und im Fernsehen 'auftrat' und ihren Vortrag anhub, versuchten wir alle, auf engstem Raum irgendwie mitzuschreiben. Wir konnten der Vorlesung im Fernsehen nur folgen, wenn absolute Ruhe herrschte. Rücksichtsvollerweise meinte Frau Dozentin, man sollte doch Bescheid sagen, wenn sie zu schnell spreche. Gelächter und Murren waren die für sie allerdings unhörbare Reaktion im Fernsehraum. Weitere Kommillitonen zogen unzufrieden (von dannen,d.Vf.). Einer rannte dann doch mal rüber, um die 'Meldung' zu überbringen, daß wir im Fernsehraum nicht mitkämen.

Augenblicke später wurde im Vortragsraum allem Anschein nach eine Frage gestellt. Frau Dorndorf antwortete, aber wir im Fernsehraum hatten keine Ahnung, worum es ging. Denn wir hörten nur das, was von dem Mikrophon, das sich die Dozentin an ihren Busen geheftet hatte, übertragen wurde; nicht aber Diskussionsbeiträge der im anderen Raum sitzenden Kommillitonen. Also mußte wieder jemand rüberrennen und fragen, um was es derzeit überhaupt gehe.

Vorteile brachte diese neue Lehrmethode nur für die Raucher im Fernsehraum mit sich. Als Frau Dorndorf die Studenten im Vortragsraum aufforderte, das Rauchen im Vortragsraum einzustellen, meinte jemand im Fernsehraum, daß sie es hier wohl nicht sehen könne und alle rauchten belustigt weiter. Vielleicht besteht das von Herrn Heuer angekündigte Experiment in einer 'Untersuchung von Studenten in 'Kleingruppen', Gruppe A ohne und Gruppe B mit Nikotineinfluß'…

Alle Kommillitonen waren mit den neuen Lernbedingungen sehr unzufrieden und machten ihrem Unmut durch lautstarke Kritik Luft. Einer meinte, er sehe nicht ein, warum er überhaupt noch hier her komme; er habe zu Hause ein Tonbandgerät und DIESER Studiensituation ziehe er das Abspielen eines Bandes - Originalton Dorndorf oder andere - in häuslicher Bequemlichkeit entschieden vor.

Im Mittelpunkt der Kritik stand jedoch, einmal abgesehen von den unmöglichen räumlichen Bedingungen die Frage, wie denn jetzt aus dem Fernsehraum heraus eigentlich noch ein Eingreifen in den Ablauf von Lehrveranstaltungen möglich sei, wie man eigentlich unter diesen Bedingungen den angebotenen Lehrstoff noch hinterfragen, wie unter diesen Bedingungen eine einheitliche Diskussion aller Teilnehmer an einer Lehrveranstaltung noch möglich sei. Die Fernsehvorlesungen zwingen geradezu zu einer völlig kritiklosen Rezeption des dargebotenen Stoffes; sie sollen uns vom Beginn des Studiums an an den stupiden Ausbildungsdrill gewöhnen und uns auf eine möglichst widerspruchslose Aneignung der oft genug sehr reaktionären Ausbildungsinhalte verpflichten."
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.2

15.11.1972:
Die Zelle des PH Dortmund gibt vermutlich heute das folgende Flugblatt mit vier Seiten DIN A 4 ohne Impressum heraus:"
AUFRUF ZUR VV
PH-UMZUG - VERBESSERUNG DER AUSBILDUNG?

IN DER NEUEN PH WIRD ES BIS 1975 KEINE HÖRSÄLE MIT MEHR ALS 120 PLÄTZEN GEBEN!

VOR ALLEM IN DEN EINFÜHRUNGSVERANSTALTUNGEN IM FACHE MATHEMATIK UND ALLEN GRUNDWISSENSCHAFTEN WERDEN DIE VERANSTALTUNGEN AUF MEHRERE RÄUME AUFGETEILT!
DURCH FERNSEHÜBERTRAGUNGEN IN DIE VERSCHIEDENEN RÄUME WERDEN DIESE VORLESUNGEN DURCHGEFÜHRT!

Diese Maßnahmen im Rahmen des PH-Umzugs wurden bisher meistens verschwiegen. Welche Bedeutung haben sie für die PH-Ausbildung?

Die unhaltbare Überfüllung vieler Seminare in der alten PH wird sich weiter verschlechtern. Hoffnungslose Überbelegung der Räume wird zum Erscheinungsbild in den nächsten Jahren gehören. Die Ausbildung der späteren Lehrer der Kinder der Werktätigen wird noch weiter verschlechtert.

Für die meistbesuchten Veranstaltungen für Erstsemester sind Fernsehübertragungen geplant. Die Folge wird sein, daß die neuen Studenten, ohnehin ratlos vor dem PH-Studienbetrieb stehend, eingeschüchtert werden. Die kapitalistische Klassenerziehung wird weiter intensiviert, d.h. durch diese Maßnahmen können formalisierte Methoden verstärkt den neuen Studenten eingetrichtert werden. Der Zusammenhang zu den eigentlichen Studieninhalten wird gar nicht behandelt, geschweige denn der zur Berufspraxis. Auf die Frage nach der Bedeutung und der Anwendung der Wissenschaft wird keine befriedigende Antwort gegeben. Ziel dessen ist, die Ausbildung von Lehrern, die später in der Schule die ihnen eingetrichterte Ideologie den Kindern der Werktätigen sollen.

Zwar war dies schon die Praxis in den Einführungsveranstaltungen in den letzen Jahren, mit dem Mittel der Fernsehübertragung jedoch wird den Studenten die letzte Möglichkeit genommen, durch Fragen und Diskussionen in den Veranstaltungen sich gegen diese Indoktrination zu wehren, und zu fragen, wem nützt diese Ausbildung.

Kommillitonen,
Welch ein Hohn war da das Auftreten des Dekan Heuer auf der Studieneinführungsveranstaltung (vgl. S1*11.1972,d.Vf.), als er einer Vertreterin des Kommunistischen Studentenverbandes, die auf diese Absichten hinwies, antwortete 'Arbeit in großen Vorlesungen ist nicht mehr up to date, modern ist Kleingruppenarbeit'. Wie kann man den zwang bei einer Fernsehübertragung widerspruchslos mitschreiben zu müssen als Kleingruppenarbeit bezeichnen?

Zu den Folgen des PH-Umzugs versucht die PH-Bürokratie jedoch meistens sich auszuschweigen oder sie versucht mit lächerlichen Hinweisen auf die Verzögerung der Bauabschnitte durch die Baufirmen abzublocken! Sie befürchtet wohl Kampfmaßnahmen der Studenten gegen diese neue Variante der kapitalistischen Ausbildung. Diese Rechnung wird jedoch nicht aufgehen!

WIR FORDERN: SOFORTIGE OFFENLEGUNG ALLER PLÄNE ZUR EINRICHTUNG VON FERNSEHÜBERTRAGUNGEN IN GROSSEN VORLESUNGEN UND SEMINAREN!

Diese ersten Maßnahmen im Rahmen des PH-Umzugs sind Teil der von der SPD geplanten und durchgeführten Neuordnung der Hochschulen. Werden diese Maßnahmen noch als 'fortschrittlich' und im 'Interesse der werktätigen Bevölkerung' stehend dargestellt, so zeigt doch dieses eine Beispiel an der PH schon den reaktionären, gegen das Volk gerichteten Charakter dieser Umstrukturierung. Gezielter Numerus Clausus (NC,d.Vf.), obligatorische Studienberatung, zentrale Hochschulstatistik, niedergelegt im Gesamthochschulerrichtungsgesetz (GHEG), sowie die im Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) festgelegten Pläne, die verfaßte Studentenschaft zu zerschlagen, verbunden mit einem Ordnungsrecht, das fortschrittliche Studenten, die eine reibungslose Durchsetzung der reaktionär-bürokratischen Hochschulreform gefährden, politisch disziplinieren soll - das sind die beabsichtigten Schritte der Kapitalisten, ihres Staatsapparats und dessen Handlanger in der Unibürokratie. (Bekannt geworden ist z.B. schon, daß an der neuen PH keine Räume für politische Organisationen zur Verfügung gestellt werden!)

Der Kommunistische Studentenverband wird auf der heutigen Studentenvollversammlung einen Aktionsausschuß bilden, der die genauen Schritte zur Verwirklichung dieser Pläne untersuchen wird und auf einer nächsten Vollversammlung nach dem Umzug konkrete Kampfmaßnahmen gegen diesen Angriff auf die demokratischen Rechte des Volkes und die Schulausbildung der Kinder der Werktätigen vorschlagen wird.

WIR FORDERN DEN DEKAN HEUER AUF, AUF DER HEUTIGEN VOLLVERSAMMLUNG ÖFFENTLICH STELLUNG ZU BEZIEHEN ZU DIESEN NEUEN MASSNAHMEN!"

In einem zweiten Abschnitt wird gefragt:"
FORTSCHRITTLICHE ASTA-POLITIK?
'AUSLÄNDISCHE KOMMILITONEN, WENN IHR BEDROHT SEID, RUFT DIE ESG AN!'
'SOLIDARITÄT MIT DEN SPANISCHEN OPELKOLLEGEN!'

Der PGH und die PGH-Fraktion im AStA haben in der letzten Zeit durch Flugblätter und Klebezettel behauptet, sie würden die Kämpfe der ausländischen Arbeiter und Studenten gegen die Verschärfung der Ausländergesetze wirkungsvoll unterstützen wollen.

Gerade heute - in einer Situation, in der ausländische Arbeiter und Studenten ständig bedroht sind, aus der BRD ausgewiesen zu werden, teilweise in ihre faschistischen Heimatländer verschleppt zu werden - muß es uns gelingen einheitlich gegen diese Maßnahmen der SPD-Regierung vorzugehen. Das hat sogar der AStA selbst betont in seiner ersten Ausgabe der DOS (vgl. S2.**.1972,d.Vf.).

Wie sieht aber die praktische Politik und der Wunsch nach Einheit beim PGH aus?

Der AStA der PH hat die erfolgreiche Solidaritätsdemonstration (vgl. 21.10.1972,d.Vf.) für die Opelkollegen, die Protestkundgebung vor den Opelwerken (vgl. 17.10.1972,d.Vf.) nicht unterstützt, sondern vielmehr versucht, zu verhindern, daß auch die PH-Studenten sich aktiv für die Opelkollegen einsetzen!

Erster Schritt war die Verweigerung des Drucks eines Flugblatts, dessen Inhalt eine vom Bochumer Solidaritätskomitee zur Unterstützung des Opelstreiks ausgearbeitete Resolution war.
Begründung: SIE SEI VOM KSV, DER KSV WOLLE DEM ASTA EINE POLITISCHE LINIE UND AKTION AUFZWINGEN.

Zweiter Schritt: Die Weigerung des AStA, eine Solidaritätskundgebung zu unterstützen.
Begründung: SIE SEI IN BOCHUM UND HABE MIT DEN ÖRTLICHEN AKTIVITÄTEN IN DORTMUND NICHTS ZU TUN.

Dritter Schritt: Boykott der Demonstration von 600 Menschen für die Einstellung des entlassenen spanischen Kollegen bei Opel in Bochum.
Begründung: SIE ENTSPRÄCHE NICHT DER BEWEGUNG UNTER DEN OPELKOLLEGEN, SIE SEI 'SPONTANEISTISCH' UND 'AKTIONISTISCH'.

Unterstützung dieser Aktivitäten hätte aber gerade bedeutet, den AStA tatsächlich - wie es immer von dem PGH beschworen wird - als ein Kampfinstrument zu benutzen, durch ihn zu erreichen, daß die Solidaritätsbewegung auch in die PH-Studenten getragen worden wäre, daß die Opelkollegen sich auch auf die Abwehrfront an der PH hätten stützen können.

Zwölf spanische Kollegen wurden verhaftet, beim Streik gegen die Entlassung ihres Sprechers, des Kollegen LARA, die oppositionelle Liste 2 bei Opel kämpft mutig für die sofortige Wiedereinstellung dieses Kollegen, rief die Opelarbeiter durch ein Flugblatt auf, sich an der Demonstration zu beteiligen

- der PGH/GEW AStA weigerte sich konkrete Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen, den 'konkreten Kampf'' zu führen, den er so oft im Munde führt. Auf der heutigen Vollversammlung sind der AStA und alle anderen Organisationen, die im 'Vorbereitenden Komitee zum Kampf gegen die reaktionären Ausländergesetze' zusammengeschlossen sind und die Demonstration ebenfalls nicht unterstützt haben uns eine Erklärung für eine derartige Politik schuldig!

Diese Politik des PGH findet ihre Ergänzung in dem Versuch im AStA, die politische Arbeit des KSV zu unterbinden bzw. politisch zu zensieren.

1. Vor einem Semester hatte es der PGH bereits abgelehnt, daß Genossen des KSV an der AStA-Einführungsfreizeit teilnehmen.
Begründung: Der KSV wolle dort den ideologischen Kampf führen und das verstünden die Erstsemester überhaupt noch nicht!

2. Der PGH hat in der letzten Zeit den Beschluß gefaßt, dem KSV grundsätzlich keine Räume in der ESG zur Verfügung zu stellen.
Begründung: Der KSV spalte die Bewegung unter den Studenten und diene damit der Konterrevolution.

3. Inzwischen ist faktisch ein Druckverbot für den KSV durch die PGH-Fraktion im AStA verhängt.
Begründung: Die AStA-Drucker vom PGH sehen keine Veranlassung, den KSV in irgendeiner Weise zu unterstützen, indem sie Flugblätter drucken, deren politische Linie sie nicht selbst vertreten.

IM FALL DER UNTERSTÜTZUNG DES KAMPFS DER OPELKOLLEGEN HAT DAS KONKRET BEDEUTET:
VERHINDERUNG DES DRUCKS EINES FLUGBLATTES, WELCHES DIE STUDENTEN ZU EINER PROTESTKUNDGEBUNG IN BOCHUM AUFRIEF!
DAS WAR OFFENE SABOTAGE DER SOLIDARITÄTSBEWEGUNG FÜR DIE OPELKOLLEGEN IN BOCHUM!

Die Beschneidung der politischen Rechte, Maßnahmen der politischen Disziplinierung und der politischen Zensur - das sind die Mittel, mit denen die Kapitalisten durch ihre SPD-Regierung gegen Sozialisten und Kommunisten vorgehen.

Die Maßnahmen des PGH bedeuten faktisch das Gleiche: Verhinderung der Arbeit von Sozialisten und Kommunisten an der PH, zumindest der Versuch dazu!

Alle Beteuerungen des PGH, der AStA stelle seine Druckmaschinen den fortschrittlichen Studenten und ihren Organisationen zur Verfügung, haben ihren phrasenhaften Charakter mit den letzten Maßnahmen deutlich gezeigt.

Kommillitonen,

Es muß uns darum gehen, vom AStA zu erzwingen, daß er sofort und bedingungslos die Druckmaschinen für alle fortschrittlichen Studenten und ihre Organisationen zur Verfügung stellt, wollen wir in Zukunft verhindern, daß die Arbeit von fortschrittlichen Organisationen an der PH durch den AStA boykottiert wird!

Auf der heutigen Vollversammlung wird sich der AStA entscheiden müssen, Unterstützung der fortschrittlichen Organisationen an der PH durch die Bereitstellung von Druckmöglichkeiten - oder Boykott der politischen Arbeit von Sozialisten und Kommunisten!

SOFORTIGE AUFHEBUNG DES DRUCKVERBOTS FÜR DEN KOMMUNISTISCHEN STUDENTENVERBAND!

SOFORTIGE UND BEDINGUNGSLOSE BEREITSTELLUNG DER ASTA-DRUCKMASCHINEN FÜR ALLE FORTSCHRITTLICHE STUDENTEN UND IHRE ORGANISATIONEN!"
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur VV,o.O. (Dortmund) o.J. (15.11.1972)

15.11.1972:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich heute oder in den nächsten Tagen ein Flugblatt mit der Resolution der heutigen VV (vgl. 16.11.1972), zu deren Besuch u.a. der KSV der KPD aufrief (vgl. 15.11.1973), sowie einer weiteren, die von AStA, PGH, der GEW-AG und dem KSV unterzeichnet ist.

Der erste Text lautet:"
RESOLUTION DER SSV VOM 15.11.1972

Nach dem Wiederbeginn des Studiums am 13.11. im neuen PH-Gebäude wurden die bisher heruntergespielten Auswirkungen des Umzugs in aller Schärfe deutlich.

Es fehlen Seminarräume, die mehr als 120 Studenten fassen. Die Folge ist, daß in völlig überfüllten Räumen notdürftig der Stoff heruntergespult wird. Besonders in den Veranstaltungen für Erstsemester soll diesem Mißstand durch den Einsatz von Fernsehübertragungen in andere Räume abgeholfen werden. Die hier versammelten Studenten weisen die Äußerung des Dekans, daß man diese Raumlage zur Erprobung experimenteller Pädagogik benutzen kann, auf's schärfste zurück und erklären:

Mit den Mitteln der Fernsehübertragungen wird verhindert, daß die Studenten den Sinn der Veranstaltung hinterfragen, sich gegen reaktionäre Lehrinhalte zur Wehr setzen.

Ungestört soll besonders in den Einführungsveranstaltungen den Studenten die Ideologie der herrschenden Klasse eingepaukt werden. Diese Fernsehübertragungen bedeuten eine erneute Verschärfung der kapitalistischen Klassenerziehung an der PH und stellen letztendlich einen erneuten Angriff auf die Schulausbildung der Kinder der Werktätigen dar.

KAMPF DER STÄNDIGEN VERSCHLECHTERUNG DER SCHULAUSBILDUNG DER KINDER DER WERKTÄTIGEN!
WEG MIT DEN FERNSEHÜBERTRAGUNGEN ALS MITTEL DER VERSCHÄRFUNG DER KAPITALISTISCHEN KLASSENERZIEHUNG!

Diese Fernsehübertragungen sind weiterhin ein Mittel die Arbeit fortschrittlicher Studenten und ihrer Organisationen zu kontrollieren und zu bespitzeln. Die Möglichkeit von den Fernsehübertragungen Aufzeichnungen zu machen, bedeutet, daß die PH-Verwaltung und ihre Auftraggeber jederzeit nachprüfen können, wo und wann Studenten sich gegen die reaktionären Lehrinhalte zur Wehr gesetzt haben. Wir fordern deshalb:
SOFORTIGE OFFENLEGUNG DES VERWENDUNGSZWECKES FÜR DAS FERNSEH-MATERIAL!"

Im zweiten Text heißt es:"
VERSTÄRKTE POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG AN DER PH

Die Hochschule ist nicht bereit, den studentischen Hochschulgruppen Räume zur Verfügung zu stellen. Dies bedeutet eine erhebliche Einschränkung der Arbeit der politischen Hochschulgruppen. Hierbei handelt es sich besonders um die Beeinträchtigung der Seminararbeit; außerdem besteht keine Möglichkeit, Informationsmaterial und Bücher unterzubringen. Auch regelmäßige Sprechstunden können nicht abgehalten werden. Da außer der Cafeteria für die Studentenschaft keine Räume als Kommunikationszentrum zur Verfügung stehen, ist die Weigerung der Hochschule als Angriff auf das Recht der Studenten auf politische Aktivitäten und Information zu sehen.

Ebenfalls in diesem Zusammenhang ist die Stellungnahme des Dekans zur Plakatierung in der PH zu sehen.

Auf den 'erlaubten' Flächen dürfen nur Plakate hängen, deren Inhalt mit dem Grundgesetz (GG,d.Vf.) zu vereinbaren wäre. Das Grundgesetz wird jedoch durch Erlasse und andere Gesetze erheblich eingeschränkt (Berufsverbot (BV,d.Vf.)).

Dies bedeutet, daß politische Zensur ausgeübt wird.

KAMPF DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG FORTSCHRITTLCHER STUDENTEN UND DOZENTEN!
SOFORTIGE BEREITSTELLUNG VON RÄUMEN FÜR ALLE FORTSCHRITTLICHE ORGANISATIONEN!
KAMPF DER POLITISCHEN ZENSUR VON PLAKATEN FORTSCHRITTLICHER STUDENTEN UND IHRER ORGANISATIONEN!
WEG MIT DIESER ANWENDUNG DES REAKTIONÄREN RAU-ERLASSES!
GEGEN DIE ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!
FÜR DAS POLITISCHE MANDAT!
GEGEN DIE VERHINDERUNG DER SV's DURCH DAS FEHLEN EINES GEEIGNETEN VERSAMMLUNGSRAUMES!"

Veröffentlicht wird diese Resolution auch durch den AStA der PH (vgl. 11.12.1972).

Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet:"
1. VOLLVERSAMMLUNG AM 15.11.

Am Nachmittag des 15.11. fand die erste Studentenschaftsvollversammlung statt, auf der über den Umzug und die Einführung der Fernsehveranstaltungen diskutiert wurde. Der anwesende Dekan versuchte, den Umzug und die Fernsehveranstaltungen trotz allem als 'Fortschritt' auszuweisen und hielt auch sonst an seinen am 13.11. geäußerten Positionen fest. Er wurde ausgepfiffen und verließ (wegen einer Abteilungskonferenz) vorzeitig die VV.

KSV, AStA und die ihn tragenden Gruppen legten auf der VV eine Resolution vor, in der es hieß:

RESOLUTION
'Die hier versammelten Studenten weisen die Ausführung des Dekans, daß man diese Raumlage zur Erprobung experimenteller Pädagogik benutzen kann, aufs schärfste zurück und erklären: mit dem Mittel der Fernsehübertragung wird verhindert, daß die Studenten den Sinn der Lehrveranstaltung hinterfragen, sich gegen reaktionäre Lehrinhalte zur Wehr setzen. Ungestört soll besonders in den Einführungsveranstaltungen den Studenten die Ideologie der herrschenden Klasse eingepaukt werden. Diese Fernsehübertragungen bedeuten eine erneute Verschärfung der kapitalistischen Klassenerziehung an der PH und stellen letztendlich einen erneuten Angriff auf die Ausbildung der Kinder der Werktätigen dar.

KAMPF DER STÄNDIGEN VERSCHLECHTERUNG DER SCHULAUSBILDUNG DER KINDER DER WERKTÄTIGEN!
WEG MIT DEN FERNSEHÜBERTRAGUNGEN ALS MITTEL ZUR VERSCHÄRFUNG DER KLASSENERZIEHUNG!'

Diese Resolution wurde bei nur zehn Gegenstimmen (RCDS (der CDU,d.Vf.) und SLH, die behaupteten, die Fernsehvorlesungen seien das 'kleinere Übel') angenommen. Die Vollversammlung beschloß darüberhinaus, einen AKTIVEN FERNSEHBOYKOTT durchzuführen."

Der KSV (vgl. 13.11.1972, 16.11.1972) berichtet zentral (vgl. 22.11.1972):"
Auf einer kurzfristig einberufenen VV zeigten die PH-Studenten, daß sie den Charakter dieser 'Reformmaßnahmen' erkannt haben und daß sie nicht bereit sind, die Angriffe der SPD-Landesregierung und ihrer Gehilfen an der PH kampflos hinzunehmen. Der anwesende Dekan kam diesmal mit seinem 'Diskussionsbeitrag' nicht durch sondern wurde ausgepfiffen, worauf er es vorzog, schnell wieder die VV zu verlassen. Mit nur zehn Gegenstimmen (RCDS und der DSU - Dortmunder Studenten Union) verabschiedete die Studentenschaft eine Resolution der KSV-Zelle PH, des AStA und der ihn tragenden Gruppen. Es wurde beschlossen, unter folgenden Hauptparolen den Kampf aufzunehmen:
- KAMPF DER STÄNDIGEN VERSCHLECHTERUNG DER SCHULAUSBILDUNG DER KINDER DER WERKTÄTIGEN!
- WEG MIT DEN FERSEHÜBERTRAGUNGEN ALS MITTEL DER VERSCHÄRFUNG DER KAPITALISTISCHEN KLASSENERZIEHUNG!
- KAMPF DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG FORTSCHRITTLICHER STUDENTEN UND DOZENTEN!
- SOFORTIGE BEREITSTELLUNG VOM RÄUMEN FÜR ALLE FORTSCHRITTLICHEN ORGANISATIONEN!
- KAMPF DER POLITISCHEN ZENSUR VON PLAKATEN FORTSCHRITTLICHER STUDENTEN UND IHRER ORGANISATIONEN!
- GEGEN DIE VERHINDERUNG DER STUDENTISCHEN VV'S DURCH DAS FEHLEN EINES GEEIGNETEN VERSAMMLUNGSRAUMES!

Nahezu einstimmig wurde ein aktiver Boykott der Fernseh-Vorlesungen beschlossen, sowie die Forderung nach sofortiger Einrichtung eines Hörsaal-Schnellbaus aufgestellt. Die PH-Bürokratie wurde durch die Kampfentschlossenheit der Studenten so aufgeschreckt, daß sie die Fernsehveranstaltungen vorläufig absetzte. Obwohl dies schon als ein erster Teilerfolg anzusehen ist, versuchte die Unibürokratie mit diesem Schritt natürlich, dem Kampf der Studenten die Spitze abzubrechen und den Boykott ins Leere laufen zu lassen."

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 11.12.1972) veröffentlicht zum StW auch die:"
Resolution der SSV am 15.11.1972

Die SV möge beschließen, das Studentenwerk aufzufordern, ein zweites Essen in der Mensa bereitzustellen. Zu diesem Zweck schlagen wir vor, eine provisorische Küche in einem Anbau einzurichten. Das ist nach Aussage des staatlichen Hochbauamtes kein Problem. Die zusätzlich angebotenen Gerichte ersetzen kein warmes Mittagessen, und sind teurer als der Mittagstisch. Für Studenten und Angestellte, die regelmäßig in der Cafeteria zu Mittag essen, sind diese Preise nicht tragbar, gemessen an ihrem durchschnittlichen Einkommen.

Im letzten Jahr verminderte sich durch den allgemeinen Preisauftrieb im Durchschnitt um 6%, insbesondere durch Mietpreissteigerungen (im Studentenwohnheim in der Stockumer Straße 50%, im ESG-Wohnheim kosten 15qm 170 DM) und durch die Tatsache, daß bei der Berechnung der BAFöG-Beträge die Freibeträge nicht dynamisiert sind, das Einkommen der Studenten beträchtlich.

Außerdem fordern wir, daß die Öffnungszeiten der Cafeteria von 16 Uhr auf 18 Uhr ausgedehnt werden. Es würde ein/e Angestellte/r für die Bewirtung in diesem Zeitraum ausreichen.

Die Lage des PH-Gebäudes - weit entfernt von Ortschaften und Gaststätten - macht es erforderlich, daß den Studenten, Angesellten und Arbeitern für Pausen Getränke und kaltes Buffet angeboten werden.

Die halbtags beschäftigten Arbeiter und Angestellten im Haus müssen z.T. einen Preis von 2, 10 DM für ein Mittagessen bezahlen. Es ist nicht einzusehen, warum Angestellte und Arbeiter, die von der oben dargestellten Situation ebenso betroffen sind, einen höheren Preis bezahlen sollen.

Wir fordern daher
ausreichendes Essen (2.Essen) fÜr alle (Studenten, Arbeiter, Angestellte) zu gleichen Preisen!"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.3f; PH Dortmund:Resolution des AStA, der PGH, der GEW-AG und des KSV,Dortmund o.J. (1972); PH Dortmund:Resolution der SVV vom 15.11.1972,Dortmund o.J. (Nov. 1972); KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur VV,o.O. (Dortmund) o.J. (15.11.1972); Dem Volke dienen Nr.3,Dortmund 22.11.1972,S.7; DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.3, 13 und 15

16.11.1972:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet (vgl. 15.11.1972):"
Auf der VV am 16.11. wurden die Kampfmaßnahmen gegen die neuen Studienbedingungen weiter konkretisiert. Nahezu einstimmig wurde die Forderung nach dem sofortigen Bau einer Großbaracke sowie der Einrichtung von Tutorenkursen, die von fachlich unabhängigen, d.h. unabhängig von Kontrolle und Disziplinierung der Seminarleiter arbeitenden bezahlten Tutoren durchgeführt werden. Diese Tutoren werden von den Fachbereichsvollversammlungen gewählt.

Auf Antrag des KSV wird zudem ein Brief an das Kultusministerium ebenfalls fast einstimmig verabschiedet, in dem das KuMi aufgefordert wird, auf einer Vollversammlung in der nächsten Woche zu unseren Forderungen Stellung zu nehmen.

Schließlich wurde ein Aktiv gegründet, das bis zur nächsten VV den aktiven Fernsehboykott organisiert und die Entwicklung konkreterer Vorstellungen zum Tutorenwesen in Angriff nehmen soll.

AKTIVER BOYKOTT!"

Der KSV berichtet zentral (vgl. 22.11.1972) von gestern und heute:"
Auf einer zweiten Versammlung bekräftigen die Studenten jedoch ihren Willen, ihren Kampf bis zur endgültigen Abschaffung der Fernsehübertragungen und bis zur Bewilligung eines kurzfristig zu errichtenden Hörsaal-Schnellbaus fortzusetzen."

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet vermutlich von heute (vgl. 21.11.1972):"
ZUR MENSAFRAGE

Die Studentenschaft hat sich auf der letzten SV über die Zustände der Mensaversorgung beschwert. In der einstimmig angenommenen Resolution wurde darauf hingewiesen, daß die Versorgung mit nur einem Essen, die ungleichen Preise für Studenten, Arbeiter und Angestellte der PH und die frühe Schließung der Cafeteria (ab 15 Uhr 30) nicht tragbar seien.

Das Studentenwerk (StW,d.Vf.) wurde aufgefordert, konkrete Schritte zur Beseitigung der desolaten Lage einzuleiten."

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet auch (vgl. 23.11.1972):"
Aufgrund der unhaltbaren Situation an unserer PH verabschiedete die Studentenvollversammlung am 16.11.1972 eine Resolution, in der bezahlte studentische Tutoren und die Errichtung einer Baracke gefordert werden. Eine Arbeitsgruppe wurde beauftragt mit der Erarbeitung von Grundlagen für dieses Tutorenprogramm. In dieser Arbeitsgruppe arbeiten bisher Vertreter beider Gruppen des AStA, der PGH (Projektbereich Gesamthochschule), die GEW-AG (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft-Arbeitsgemeinschaft) sowie der KSV (Kommunistischer Studentenverband) und der MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) mit. Darüberhinaus sind alle Interessenten eingeladen, sich an der Arbeit dieser Tutorengruppe zu beteiligen."
Q: Dem Volke dienen Nr.3,Dortmund 22.11.1972,S.7; DOS Nr.16,Dortmund o.J. (Nov. 1972),S.3 und 6; Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.4

17.11.1972:
In Bonn wird, laut KSV der KPD, Hannes Heer vom Dienst an den Gewerblichen Bildungsanstalten nach einer Pressekampagne (vgl. 16.11.1972) suspendiert, womit sein Berufsverbot (BV) vorbereitet wird.
Neben anderen Resolutionstexten (vgl. NRW 27.11.1972) wird bundesweit vom KSV (vgl. 22.11.1972) und in NRW vom KOV auch der folgende verbreitet:"
SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG VON HANNES HEER
SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG

Ich verurteile die undemokratische und verleumderische Hetze gegen Hannes Heer, wie sie von der bürgerlichen Presse, dem Bund Freiheit der Wissenschaft (BFdW,d.Vf.), der Universitätsbürokratie, von Regierungsstellen und Gerichten betrieben wird.

Ich verurteile die Versuche der Universitätsbürokratie und der Justiz, Anklagen gegen fortschrittliche Studenten und Intellektuelle aus den Verleumdungen, Lügen und Meineiden reaktionärer Universitätsangehöriger und Spitzel zu konstruieren.

Ich verurteile die Kriminalisierungsversuche gegenüber fortschrittlichen Studenten und Intellektuellen und fordere deshalb:

- die sofortige Wiedereinstellung von Hannes Heer in den Schuldienst,
- die Beendigung der Kriminalisierung gegen fortschrittlichen Studenten und Intellektuellen
- und die Aufhebung des Hamburger Erlasses und der gegen fortschrittliche Lehrer gerichteten Innenminister-Beschlüsse."

Diesen Text verbreitet auch die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972), die aufruft:"
SOLIDARITÄT MIT HANNES HEER!

Am 17.November, gerade noch rechtzeitig vor der Wahl, suspendierte der Kölner Regierungsprräsident Heydecke (SPD) den Genossen Hannes Heer vom Schuldienst.

Hannes Heer unterrichtete seit dem 1.9.1972 in der Gewerbe- und Fachoberschule der gewerblichen Bildungsanstalt Bonn in den Fächern Deutsch und Geschichte. Ausgelöste wurde die Suspendierung durch eine Pressekampagne, die die erzreaktionäre 'Bonner Rundschsau' nach Absprache mit den örtlichen CDU-Führern und BFdW-Bundessprecher Scheuch gestartet hatte.

Die Bezirksregierung begründet die Suspendierung so: ein Mann, der wegen Körperverletzung, Landesfriedensbruch und Nötigung angeklagt ist, kann für die heranwachsenden jungen Menschen kein Vorbild sein. Richtig, Hannes Heer ist als Aushängeschild der NRW-Bildungsminister Rau und Girgensohn untauglich, er ist kein Propagandist des Reformismus, der Hetze gegen Kommunisten und andere fortschrittliche Menschen, der militaristischen Erziehung und der weltweiten Ausbeutung und Unterdrückung der Völker. Er infiziert die Schüler nicht mit diesem Gift, er ist kein Lakai der Bourgeoisie, sondern ihr entschiedener Gegner. Er ist vielmehr vielen Studenten, Professoren und Wissenschaftlern in Bonn und in allen Hochschulstädten der BRD und Westberlin als ein entschiedener Kämpfer und Verfechter der demokratischen Rechte des Volkes sowie durch seine schriftstellerische Tätigkeit bekannt. Viele Studenten und Intellektuelle haben gemeinsam mit ihm 1967/1968 wie heute gegen die imperialistische Politik der SPD/FDP Regierung und gegen einzelne reaktionäre Maßnahmen wie gegen den Hamburger Erlaß oder das Verbot des politischen Mandats der Asten gekämpft.

Ihrem gemeinsamen Kampf wird der Prozeß gemacht, indem Hannes Heer mit Berufung gerade auf diesen Kampf vom Schuldienst suspendiert wird! Die breite Solidarität und Unterstützung hat 1967/1968 die ersten Versuche von Unibürokratie und Klassenjustiz, den Genossen zu kriminalisieren, durchkreuzt. Heute darf es nicht anders sein!

SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG VON HANNES HEER IN DEN SCHULDIENST!
SCHLUSS MIT DER KRIMINALISIERUNG VON FORTSCHRITTLICHEN STUDENTEN!
KAMPF DER ILLEGALISIERUNG SOZIALISTISCHER UND KOMMUNISTISCHER ORGANISATIONEN!
WEG MIT DEM HAMBURGER ERLASS!
SOLIDARITÄT MIT HANNES HEER!"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.16; Schulkampf-NRW Einlage Nr.3,o.O. o.J. (Dez. 1972),S.1f und 7; KSV-RK NRW:Kommt zu den Tribunalen gegen die politische Disziplinierung,o.O. o.J. (Nov. 1972); KSV-RK NRW:Androhung des Berufsverbots für Hannes Heer,o.O. o.J. (Nov. 1972); Dem Volke dienen Nr.3,Dortmund 22.11.1972,S.1f

21.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtet von der Mensafrage, zu der auf der Studentenvollversammlung (SV - vgl. 16.11.1972) eine Resolution verabschiedet wurde:"
Der AStA hat die Resolution dieses Inhalts am Dienstag, 21.11., in einem Gespräch an den Geschäftsführer des StW, Herrn Klinkhammer, weitergeleitet und ihn gefragt, welche Schritte eingeleitet werden müssen, um diese mißliche Lage abzuschaffen.

Der Geschäftsführer erklärte daraufhin, daß die Studentenschaft sich selbst beim Wissenschaftsministerium (genauer: bei Herrn Rau) um die Beseitigung dieser Mißstände kümmern könne. Wie dieses 'Kümmern' aussieht, erklärte er nicht näher.

Die Bereitstellung eines zweiten Essens sei ohnehin aufgrund finanzieller Möglichkeiten des StW nicht möglich.

Auch zur Frage der verlängerten Öffnungszeiten der Cafeteria (von 15 Uhr 30 auf 18 Uhr) konnte der AStA keine Ergebnisse erzielen. Man wurde aufgefordert, auf einer der nächsten Vorstandssitzungen diese Frage vorzutragen.

Als Termin wurde später der 1.12. bekannt.

Die beschriebene Reaktion von Seiten des Studentenwerkes zeigt, daß diese institutionalisierte Interessenvertretung nicht einmal gewillt ist, die PRIMÄREN Bedürfnisse der Studentenschaft zu erfüllen.

Klinkhammer: 'Wir haben uns schließlich noch mit anderen Dingen zu beschäftigen.'

Wenn man wüßte, welche das alle wären!"
Q: DOS Nr.16,Dortmund o.J. (Nov. 1972),S.3

21.11.1972:
Von heute liegt uns von der PH Dortmund folgender Text vor:"
BESPRECHUNG DER TUTORENINITIATIVGRUPPE VOM 21.11.1972

1.0 Die studentischen Tutoren werden von den studentischen Vertretern des jeweiligen Fachbereichs vorgeschlagen.

2.0 Die Qualifikation der studentischen Tutoren.

2.1. erfolgreiche Teilnahme an einem Tutorentraining, das in Zusammenarbeit mit interessierten Prof. und Assistenten aus den jeweiligen Fachbereichen veranstaltet wird.
2.2. Zwei Tutoren übernehmen jeweils eine Gruppe, von denen einer mindestens 3 Semester in dem betreffenden Fach studiert haben sollte. Der andere sollte in einem niedrigen Semester sein, um mit Hilfe seines Kollegen Erfahrungen zu sammeln und um die Kontinuität der Arbeit zu garantieren.

2.3. Die Tutoren sollen in den fachwissenschaftlichen Tutorenstellen eingesetzt werden, wenn sie in dem betreffenden Fach als Wahlfach- oder Stufenschwerpunktfach-Student tätig sind.

2.4. In den grundwissenschaftlichen Tutorien ist das Studium in dem betreffenden Fach Voraussetzung.

3. Regelmäßiger Erfahrungsaustausch aller Tutoren ist verbindlich.

4. Eine weitere Verpflichtung ist die regelmäßige Besprechung mit dem Seminarleiter.

5. Die überfüllten Seminare haben Vorrang bei der Besetzung der Tutorenstellen."
Q: N.N.:Besprechung der Tutoreninitiativgruppe vom 21.11.1972,o.O. (Dortmund) o.J. (1972)

22.11.1972:
Laut KSV Zelle PH soll an diesem Tag an der PH Dortmund eine Studentenvollversammlung stattgefunden haben. U. a. soll auch über Fragen des "Einsatzes von Fernsehübertragungen" diskutiert worden sein (vgl. 23.11. 1972).

Vermutlich zu diesem Treffen wurde auch der folgende Text verfaßt:"
Resolutionsvorschlag der GEW-AG

Die GEW-AG fordert sofortige Einstellung von bezahlten Tutoren und zusätzlichen Lehrbeauftragten.

Dadurch soll erreicht werden, daß
- die Übertragungen von Seminaren und Vorlesungen durch Fernsehen abgeschafft werden. Da sonst nicht allein eine Fortsetzung der bisherigen Vorlesungspraktiken, sondern auch ein Verschärfung des rein rezeptiven und kritiklosen Lernens bewirkt wird.
- die Seminare auf hochschuldidaktisch vertretbare Größen (Aufteilung in Seminargruppen) reduziert werden
- Vorlesungen in anschließender Gruppenarbeit aufbereitet und kritisch hinterfragt werden
- kollektives Lernen durch studentische Tutoren initiiert werden kann bei entsprechender Gruppengröße
- die rapid steigenden Neuimmatrikulationen in kleinen Seminaren arbeiten können und sich das Verhältnis von Lehrenden und Studierenden verbessert.

Die Einstellungsbedingungen und Arbeitsbedingungen für studentische Tutoren müßten im einzelnen spezifiziert werden."
Q: GEW-AG PH Dortmund:Resolutionsvorschlag der GEW-AG,o.O. (Dortmund) o.J. (1972); KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur außerordentlichen Studentenvollversammlung heute 14 Uhr!,o.O. (Dortmund) o.J. (23.11.1972)

23.11.1972:
Der Kanzler der PH Ruhr erläutert, laut AStA der PH Dortmund (vgl. 31.10.1973), den sogenannten Paper-Erlaß des Wissenschaftsministeriums (WiMi) NRW (vgl. 12.9.1972) dahingehend, daß "Vervielfältigungen – insbesondere Skripten und Literaturauszüge - für Studienzwecke nicht mehr unentgeldlich hergestellt werden können".
Q: DOS Nr.23,Dortmund 31.10.1973,S.16

23.11.1972:
Vermutlich heute erscheint ein Flugblatt der Zelle PH Dortmund des KSV der KPD:"
AUFRUF ZUR AUSSERORDENTLICHEN STUDENTENVOLLVERSAMMLUNG HEUTE 14 UHR!

Kommillitonen!
Die Unhaltbarkeit der Zustände an der neuen PH ist in voller Schärfe deutlich geworden!
- die Seminarräume sind völlig überfüllt,
- es fehlen Seminarräume mit mehr als 120 Plätzen,
- vor allem in den Einführungsveranstaltungen wird mit dem Mittel des Einsatzes von Fernsehübertragungen versucht, den Studenten der Anfangssemester die bürgerliche Ideologie einzupauken, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
- es steht kein Raum für die ordnungsgemäße Durchführung einer Studentenvollversammlung zur Verfügung.
- die Arbeit von fortschrittlichen Studenten und ihren Organisationen wird massiv behindert durch die Verweigerung von Räumen und Androhung der Entfernung von Wandzeitungen und Plakaten, die strafbar sind. Was 'strafbaren Inhalts' ist, bestimmt das Kultusministerium und der Dekan.

Auf der gestrigen Studentenvollversammlung haben die dort versammelten Studenten bei nur 10 Gegenstimmen eine Resolution verabschiedet, in der sie ihren festen Willen ausdrückten, diese Maßnahmen nicht hinzunehmen.

Dem anwesenden Dekan Prof. Heuer, der sich vor klaren Stellungnahmen drückte und vorzeitig den Saal verließ, um zur Abteilungskonferenz zu gehen, erteilte die Versammlung eine klare Abfuhr. Es wurde beschlossen, aktiv gegen diese Angriffe vorzugehen, d. h. konkret:
- es wurde einstimmig die Vorlage eines Briefes an den Kultusminister Rau verabschiedet, die ihm mit der Resolution zugeschickt wird, und in dem er aufgefordert wird, in einer Woche auf einer Studentenvollversammlung an der PH zu den Forderungen der Studenten Stellung zu nehmen.
- es wurde beschlossen, ab HEUTE einen AKTIVEN FERNSEHBOYKOTT durchzuführen.

Kommillitonen,
um weitere Kampfmaßnahmen und die konkrete Stoßrichtung unseres Kampfes festzulegen, hat die Studentenvollversammlung einstimmig den Beschluß gefaßt, heute, am Donnerstag um 14 Uhr in der Mensa eine außerordentliche Studentenvollversammlung einzuberufen.

Der Kommunistische Studentenverband (KSV), der zusammen mit dem AStA, dem PGH und der GEW die Resolution ausgearbeitet und vorgelegt hat, wird zusätzlich als konkrete Forderung aufstellen:
SOFORTIGE AUFSTELLUNG VON GROSSRAUMBARACKEN!

Diese Forderung ist durch den umfassenden Kampf aller Studenten kurzfristig realisierbar. Sie bedeutet die vorläufige Beendigung der unhaltbaren Zustände in unserer neuen PH. Weiterhin hebt sie die beabsichtigte Zersplitterung der Studenten in einzelne Gruppen auf und ermöglicht das gemeinsame Vorgehen aller Studenten.

Kommillitonen,
kommt zur außerordentlichen Studentenvollversammlung heute in der Mensa und diskutiert über die Weiterführung des Kampfes gegen diesen unverschämten Angriff der SPD/FDP-Landesregierung und ihrer Handlanger in der Unibürokratie.

BETEILIGT EUCH AM AKTIVEN FERNSEHBOYKOTT!

KÄMPFEN WIR UNTER FOLGENDEN PAROLEN:
Kampf der ständigen Verschlechterung der Schulausbildung der Kinder und Werktätigen!
Weg mit den Fernsehübertragungen als Teil der Verschärfung der kapitalistischen Klassenerziehung!
Sofortige Offenlegung des Verwendungszwecks für das Fernsehmaterial!
Kampf der politischen Disziplinierung fortschrittlicher Studenten und Dozenten!
Sofortige Bereitstellung von Räumen für alle fortschrittlichen Organisationen!
Weg mit dieser Anwendung des reaktionären Rau-Erlasses!
Gegen die Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft!
Für das politische Mandat!
Gegen die Verhinderung der SV's durch das Fehlen eines geeigneten Versammlungsraumes!
(Forderungen sind aus der gemeinsamen Resolution von AStA, PGH, GEW und KSV).

Sofortige Aufstellung von 2 Großraumbaracken!"
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur außerordentlichen Studentenvollversammlung heute 14 Uhr!,o.O. (Dortmund) o.J. (23.11.1972)

23.11.1972:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet (vgl. 16.11.1972, 29.11.1972):"
VOLLVERSAMMLUNG AM 23.11. BESCHLIESST KONKRETE KAMPFMASSNAHMEN UND KAMPFZIELE:

Am 23.11. fand die dritte STUDENTENSCHAFTSVOLLVERSAMMLUNG zum Thema Fernsehen statt. Mit großer Mehrheit wurde eine Resolution verabschiedet (Gegenstimmen wie üblich von RCDS (der CDU,d.Vf.) und SLH), in der es heißt:
'WIR FORDERN DEN BAU EINER GROSSBARACKE MIT 1 000 PLÄTZEN BIS ZUM 8.JANUAR
(Studienwiederbeginn nach den Weihnachtsferien)'

Außerdem wurden auf dieser VV der AStA und die ihn tragenden Gruppen PGH und GEW scharf kritisiert, da sie während der bisherigen Auseinandersetzungen kaum etwas unternommen hatten, um den Kampf gegen die Verschlechterung der Ausbildung an der PH zu unterstützen. So
- wurde der auf der letzten VV verabschiedete Brief an das KuMi nicht abgeschickt;
- hatte der AStA versprochen, zur Vollversammlung ein Flugblatt herauszugeben, tat dies aber nicht;
- unternahmen AStA, PGH und GEW fast nichts, um die Kampffront an der PH zu vergrößern.

DER KSV SCHLUG DAHER VOR:
- Durchsetzen eines KAMPFTAGES an der PH in der nächsten Woche, an dem die PH-Studenten noch einmal umfassend über die 'neue' Ausbildungssituation und deren Hintergründe informiert werden sollen und die PH-Bürokratie aufgefordert wird, eindeutig und klar zu den Forderungen der Studenten Stellung zu nehmen;
- Auftrag der SVV an das AKTIV, Informationspolitik zu betreiben und SEMINARAGITATION durchzuführen;
- Auftrag der SVV an den AStA, seine materiellen Ressourcen umfassend dem Aktiv und den es tragenden Organisationen zur Verfügung zu stellen;
- Durchführung einer UNTERSCHRIFTENSAMMLUNG für den Bau der Baracke.

Diese Vorschläge wurden mit überwältigender Mehrheit angenommen und verabschiedet."

Aufgerufen wurde u.a. durch die Zelle PH des KSV (vgl. 23.11.1972).

In einer "Resolution zur SV am 23.11.1972" heißt es:"
I. auf der Vollversammlung am 15.11.1972 haben die Studenten eine Großraumbaracke gefordert, die in erster Linie für studentische Zwecke zur Verfügung stehen soll. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es nicht Ziel sein kann, die Baracken dazu zu benutzen, statt der Fernsehübertragungen wieder die alten Massenseminare zu institutionalisieren, sondern daß solche Veranstaltungen kurzfristig in Tutorengruppen aufgelöst werden müssen. Die Studenten fordern deshalb zunächst für die Veranstaltungen der Grundwissenschaften, die von Fernsehübertragungen betroffen sind, die sofortige Einsetzung von bezahlten studentischen Tutoren (keine akademischen Tutoren).

Dieses vorliegende Programm kann nur ein vorläufiges sein, das Grundlagen für ein umfassenderes sein muß.

1. Studentische Tutoren sind für die Studenten da. Einrichtungen von Tutorien dürfen auf keinen Fall zu einer Einsparung von im Stellenplan ausgewiesenen Planstellen führen.

Tutoren dürfen nicht als ausführendes Organ der Seminarleiter verstanden werden.

Tutoren bereiten gleichberechtigt mit Seminarleitern das Seminar inhaltlich und organisatorisch vor.

Tutoren sind dem Seminarleiter und dem Tutorenteam des jeweiligen Fachbereichs verantwortlich.

2.0. Die Qualifikation der studentischen Tutoren,

2.1. Erfolgreiche Teilnahme an einem Tutorentraining, das in Zusammenarbeit mit interessierten Prof. und Assistenten aus den jeweiligen Fachbereichen veranstaltet wird.

2.2. Zwei Tutoren übernehmen jeweils eine Gruppe, von denen einer mindestens 3 Semester in dem betreffenden Fach studiert haben sollte. Der andere sollte in einem niedrigen Semester sein, um mit Hilfe seines Kollegen Erfahrungen zu sammeln und um die Kontinuität der Arbeit zu garantieren.

2.3. Die Tutoren sollten in den Fachwissenschaftlichen Tutorenstellen eingesetzt werden, wenn sie in dem betreffenden Fach als Wahlfach- oder Stufenschwerpunktfach-Student tätig sind.

2.4. In den grundwissenschaftlichen Tutorien ist das Studium in dem betreffenden Fach Voraussetzung.

3. Regelmäßiger Erfahrungsaustausch aller Tutoren ist verbindlich.

4. Eine weitere Verpflichtung ist die regelmäßige Besprechung mit dem Seminarleiter.

3. - Die Tutorenstellen werden öffentlich ausgeschrieben.
- Zuständig für die Bewerbungen sind die studentischen Fachbereichsvertreter (SFV).
- Die SFV leiten die Bewerbungen an den Seminarleiter weiter.
- Die Tutoren werden von dem Seminarleiter berufen.
- Vorschlagsrecht haben Seminarleiter, studentische Tutoren und SFV.
- Es darf keine Berufung gegen den Willen der Mehrheit des SFV geben.
- Bewerber werden von der SFV angehört.
- Die Sitzungen der SFV sind öffentlich.

4. Seminarleiter, betroffene Tutoren und SFV können die Absetzung eines Tutors beantragen.

Beschließen die SFV nach Anhörung aller Betroffenen die Absetzung eines Tutors, ist der Seminarleiter verpflichtet, den Tutor abzuberufen.

5. Die studentischen Tutoren werden zunächst aus dem FONDS für studentische Hilfskräfte finanziert. Im zukünftigen Haushaltsplan ist ein besonderer Fonds für Bezahlung von studentischen Tutoren einzurichten."

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) berichtete von der Bildung der Arbeitsgruppe für ein Tutorenprogramm (vgl. 16.11.1972):"
Auf der VV vom 23.11.1972 berichtete die Gruppe über ihre bisherigen Arbeitsergebnisse. Sie sollen die Grundlage für das Tutorenprogramm bilden.

1) Tutorengruppen (oder Tutorien) sollen zunächst in den überfüllten Seminaren der Grundwissenschaften eingerichtet werden, da kurzfristig nicht genügend Tutoren für alle Fächer gefunden werden können. Da jedoch alle Studenten die Seminare der Grundwissenschaften besuchen müssen, hätte jeder die Möglichkeit, in einer solchen Tutorengruppe mitzuarbeiten.

2) Die Tutorengruppen sollten mit jeweils zwei studentischen Tutoren besetzt werden, von denen einer mindestens 3 Semester das betreffende Fach studiert haben sollte. Sinnvoll wäre es, wenn der 2.Tutor aus einem jüngeren Semester stammte, damit er mit Hilfe seines Kommilitonen Erfahrungen sammeln kann und die Kontinuität der Arbeit auch dann gewährleistet ist, wenn der ältere Tutor wegen seiner Examensarbeit ausscheiden muß.

3) Die Tutoren sollten von den studentischen Vertretern in den Fachbereichen gewählt werden und fachlich unabhängig sein. Das bedeutet auf keinen Fall, daß sie losgelöst vom eigentlichen Seminar arbeiten. Sie sollten gleichberechtigt mit dem Seminarleiter das Thema inhaltlich und organisatorisch vorbereiten und - abgesehen von regelmäßigen Besprechungen mit dem Dozenten - den im Seminar angesprochenen Fragenkomplex selbständig mit ihrer Gruppe erarbeiten.

D.h. z.B., daß sie zusätzliche Literatur nach eigener Wahl heranziehen können und vom Dozenten vermittelte Lehrinhalte nicht nur 'nachkauen', sondern auch kritisch reflektieren können.

Die Tutoren müssen unter Kontrolle und Verantwortung der Studenten, nicht der jeweiligen Dozenten stehen!

4) Selbstverständlich ist, daß die Tutoren angemessen bezahlt werden müssen. Sie sind keine billigen Hilfskräfte, die zu Stelleneinsparungen von Lehrbeauftragten dienen. Nicht zu vergessen bei unserer Forderung nach bezahlten Tutoren ist jedoch die Ambivalenz dieser Forderung. Denn auch das Kultusministerium ist sich über die katastrophale Lage an den Hochschulen im klaren und plant von sich aus ebenfalls ein Tutorenprogramm, das wir nach genauer Prüfung allerdings auf gar keinen Fall unterstützen können. Die dort ausgearbeiteten Richtlinien machen die Tutoren zu ausführenden Organen der Profs. An den Fachhochschulen (FHS,d.Vf.) besteht bereits ein Tutorenprogramm, in dem die studentischen Tutoren lediglich die Funktion von billigen Nachhilfelehrern haben, die über die Behandlung 'von Fachfragen' nicht hinausgehen dürfen. D.h. konkret, daß ihnen z.B. jede kritische Reflexion des angebotenen Stoffes untersagt ist. Ein solches Tutorenprogramm kann nicht in unserem Interesse sein!

Es muß noch einmal ganz deutlich gesagt werden:

Die studentischen Tutoren sind für die Studenten da und unterliegen IHRER Kontrolle. Die Studenten müssen die Möglichkeit haben, im Seminar angesprochene Fragenkomplexe gemeinsam mit den von ihnen gewählten Tutoren selbständig zu behandeln!

Wir fordern deshalb alle Studenten auf, die Forderung nach fachlich unabhängigen studentischen Tutoren konsequent zu vertreten und in ihrem eigenen Interesse die Einführung eines Tutorenprogramms, wie es das Kumist vorsieht, zu bekämpfen!

Nicht zu trennen von der Forderung nach bezahlten studentischen Tutoren ist die von der SSV ebenfalls aufgestellte Forderung nach einer Großraumbaracke unter studentischer Verwaltung. In dieser Baracke sollen in erster Linie die SVV's und die SK's sowie Teach-ins durchgeführt werden. Es ist eine Zumutung, diese Versammlung stets in der Mensa abzuhalten. (Am Rande sei bemerkt, daß seltsamerweise bei diesen Veranstaltungen regelmäßig nach einiger Zeit der Strom ausfällt). Es ist schließlich nicht unsere Schuld, daß keine Hörsäle existieren, und auf 1975 können wir uns nicht vertrösten lassen.

Außerdem sollen in dieser Baracke diejenigen Massenseminare durchgeführt werden, die kurzfristig noch nicht mit Tutoren arbeiten können und mit Fernsehapparaten einfach nicht arbeiten dürfen. Die Fernsehapparate bedeuten eine Verschärfung der Ausbildungssituation: Spontane Diskussion und Rückfragen sind nicht mehr möglich. Durch die Großraumbaracke wäre zumindest der Zustand an der alten PH wiederhergestellt. Auch Seminaren, die zwar mit Tutoren arbeiten, jedoch auch auf Plenumsveranstaltungen angewiesen sind, soll die Baracke zur Verfügung gestellt werden."
Q: DOS Nr.16,Dortmund o.J. (Nov. 1972),S.6ff; N.N.:Resolution zur SV am 23.11.1972,o.O. (Dortmund) o.J. (1972); Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.8; KSV-Zelle PH Dortmund:Aufruf zur außerordentlichen Studentenvollversammlung heute 14 Uhr!,o.O. (Dortmund) o.J. (23.11.1972)

27.11.1972:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund gibt ihre 'Kommunistische Studentenpresse' (KSP - vgl. 5.2.1973) Nr.2 mit 16 Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen unter der Schlagzeile "Kampf der ständigen Verschlechterung der Ausbildung der Kinder der Werktätigen" heraus.

Ob auch eine KSP als Nr.1 erschien oder ob die 'Erkämpft das Sozialistische Studium' (vgl. 1.11.1971) als solche gerechnet wird, die gemeinsam für die Ruhruniversität Bochum und die PH Dortmund erschien, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis.

Berichtet wird vom Umzug der PH (vgl. 13.11.1972), aus einer Fernsehvorlesung (vgl. 15.11.1972), von der 1. und 2. VV (vgl. 15.11.1972, 16.11.1972) und über:"
DIE REAKTION DER PH-BÜROKRATIE:
VORLÄUFIGE EINSTELLUNG DER FERNSEHVORLESUNGEN…

Die beiden Vollversammlungen am 15. und 16.November zeigten der PH- Bürokratie deutlich, daß wir Studenten nicht bereit waren, die neuen Studienbedingungen kampflos zu akzeptieren. Ihre Reaktionen waren von dem Versuch geprägt, dem Kampfeswillen der Studenten durch scheinbare Zugeständnisse und taktische Manöver die Spitze zu nehmen.

So fielen nach dem 16.11. bis heute sämtliche Fernsehveranstaltungen aus. Angebliche Gründe: Krankheit, der Professor habe den 'Zug verpaßt' etcetera. Wo es eben geht, werden wir Studenten in einen Raum zusammengepfercht – wer zu spät kommt, kann wieder gehen, viele Studenten machen den weiten Weg zur PH umsonst, da die Veranstaltungen zusätzlich serienweise ausfallen. Herr Lorenz, der Verantwortliche für das Fernsehwesen, erklärte gegenüber dem KSV: 'Wir können JEDERZEIT (bei Bedarf) die Fernseher wieder einsetzen.' Und darum wird und will die PH-Bürokratie solange nicht herumkommen, wie es keine geeigneten großen Hörsäle gibt.

FERNSEHVORLESUNG BRINGT DIE EINSPARUNG VON AUSBILDUNGSKOSTEN UND VERSCHÄRFUNG DER KAPITALISTISCHEN KLASSENERZIEHUNG.

Denn: daß es diese Hörsäle bisher noch nicht gibt, ist keineswegs die Folge einer 'bedauerlichen Fehlplanung'. Die SPD-Hochschulreformstrategen planen vielmehr den Einsatz dieser neuesten hochschuldidaktischen Errungenschaft auch auf andere Abteilungen fest ein. Dies beweisen die Veröffentlichungen des Koordinationsausschusses für die Errichtung einer Gesamthochschule Dortmund.

Diese Maßnahmen erscheinen der Bourgeoisie aus folgenden Gründen vorteilhaft:
- sie bringen eine EINSPARUNG VON AUSBILDUNGSKOSTEN, denn der Bau von Hörsälen erscheint beim Bau von Hochschulen nicht mehr im alten Ausmaß notwendig oder kann zumindest auf Jahre verschleppt werden.
- die kapitalistische Klassenerziehung wird, wie oben mehrfach erläutert, erheblich verschärft; und:
- sollte es auch bei dieser 'neuen' Vorlesungsform noch Studenten geben, die die Inhalte der jeweiligen Vorlesung in Frage stellen oder in organisierter Weise den Kampf dagegen aufnehmen, so bieten die Fernsehaufzeichnungen perfekte Beweise dafür, um aufmüpfige Studenten dingfest zu machen und sie - wie inzwischen schon wiederholt geschehen - zu kriminalisieren.

SIE SIND ALSO BESTANDTEIL DER REAKTIONÄR-BÜROKRATISCHEN HOCHSCHULREFORM; IHRE FOLGE IST EINE WEITERE VERSCHLECHTERUNG DER SCHULAUSBILDUNG DER KINDER DER WERKTÄTIGEN!

…UND VORSCHLÄGE ZUR EINRICHTUNG EINES TUTORENWESENS NACH DEN RICHTLINIEN DER KULTUSMINISTERKONFERENZ (KMK,d.Vf.)…

Aufgeschreckt durch die beiden VVs und den dort demonstrierten Kampfwillen der Studentenschaft beantragt die ABTEILUNGSKONFERENZ die nötigen Gelder für die Erstellung des Hörsaalbaus bis ENDE 1973! ('voraussichtlich', also mit fadenscheinigen Gründen beliebig verschiebbar, faktisch Absicherung der bestehenden Zustände für mehrere weitere Semester; aber 'wir haben ja alles getan, nur: die Kultusbürokratie…' Dekan Heuer im Dezember 1973).

Außerdem spricht sich die Abteilungskonferenz für die Einsetzung von Tutoren aus. Aber: diese Tutoren sollen auf der Grundlage der Richtlinien der Kultusministerkonferenz über die Einrichtung des Tutorenwesens arbeiten. In diesen Richtlinien ist verankert, daß
- die Tutoren vom jeweiligen Seminarleiter berufen werden,
- sie diesem verantwortlich sind und
- er das Recht hat, sie jederzeit wieder abzusetzen.

Also wird hier die Einrichtung eines Tutorenwesens beantragt, dessen Sinn die Verbesserung der kapitalistischen Ausbildung ist, das von Tutoren getragen wird, die im Auftrag der Dozenten und als deren Handlanger fachlich abhängig und jederzeit disziplinierbar arbeiten müssen."

Bericht wird auch über:"
DIE ARBEIT DES AKTIV:

Nachdem auf der Vollversammlung beschlossen worden war, ein Aktiv einzurichten, dessen Aufgabe die Organisierung des aktiven Fernsehboykotts und die Erarbeitung konkretisierter studentischer Vorstellungen zum Tutorenwesen war, die Aufgabe der Organisierung des Fernsehboykotts aber hinfällig wurde, als sämtliche Fernsehvorlesungen ausfielen, beschäftigte sich das Aktiv in seiner Arbeit vor allem mit der Tutorenproblematik.

Die Vollversammlung hatte beschlossen, daß die Tutoren fachlich unabhängig, d.h.: der jeweilige Seminarleiter darf dem Tutor nicht vorschreiben, wie er das Themengebiet des Seminars in den Tutorenkursen behandelt; er hat kein Recht, den Tutor wegen der Arbeit in seinem Tutorium auszuschließen oder zu reglementieren, arbeiten sollten. Sie hatte außerdem den Beschluß gefaßt, daß die Einstellung von Tutoren nicht gegen den Willen der Studenten nach den Vorstellungen von Assistenten erfolgen sollte.

EIN VORSCHLAG DES MSB SPARTAKUS…

In der Arbeit des Aktivs wurde sehr schnell deutlich, was die Kommillitonen vom MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) von diesen Vollversammlungsbeschlüssen hielten. Sie legten einen Entwurf zum Tutorenwesen vor, in dem es heißt:
'Tutoren sind dem SEMINARLEITER (!) und dem Tutorenteam des jeweiligen Fachbereichs verantwortlich'… und: 'eine weitere Verpflichtung (der Tutoren, Anm. d. Verf.) ist die regelmäßige Besprechung mit dem Seminarleiter.'… und: 'die Tutoren werden von den Seminarleitern berufen'.
Schließlich war in dem Entwurf des Spartakus NICHT EIN Absatz enthalten, der für den Fall, daß ein Seminarleiter einen studentischen Tutor ablehnt, Gegenmaßnahmen der Art vorsah, daß der Seminarleiter durch das Votum der Studenten gezwungen werden kann, den von ihm abgelehnten Tutor dennoch einzustellen.

Im Aktiv wurde sehr schnell klar, daß der vom Spartakus vorgelegte Entwurf ein 'besserer' Kultusminister-Entwurf war. Mit dem Argument 'wir können nicht immer mit einem Schild um den Hals herumlaufen, auf dem steht, wir sind gegen diese Ausbildung' oder 'wenn wir gleich offen alles fordern, ohne auf die KMK-Richtlinien wenigstens zum Schein einzugehen, bekommen wir nie etwas durch', versuchten die Kommillitonen vom MSB zu erklären, warum sie sich in ihrem Entwurf gegen die Beschlüsse der Vollversammlung stellten und dem Kultusministerium offen in die Hände arbeiteten.

…DER DIE BISHER GEÄUSSERTEN VORSTELLUNGEN DES KULTUSMINISTERIUMS IN ETWAS VERBESSERTER FORM BEINAHLTET…

Die Vertreter des KSV wiesen darauf hin, daß Tutoren 'an sich', also 'Kleingruppenarbeit', keinen Erfolg für uns Studenten bringen, sondern vielmehr nur dem KuMi und der PH-Bürokratie. Der alte, langweilige und oft genug reaktionäre Stoff wird von solchen Tutoren den Studenten nur noch 'besser' und 'intensiver' eingeübt. Nur Tutorien, die von fortschrittlichen Studenten durchgeführt werden und die ohne Kontrolle durch die meist reaktionären Profs arbeiten können, bedeuten einen Fortschritt in der Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen PH-Ausbildung. Alles andere, jeder 'Kompromiß', führt zu einem Verrat an den auf der Vollversammlung klar artikulierten Interessen, arbeitet der SPD-Regierung, die ja genau ein solches 'lernintensivierendes' Tutorenprogramm durchsetzen will, in die Hände.

…WIRD EINHELLIG ABGELEHNT (UND ZURÜCKGEZOGEN)

Durch den Widerstand des gesamten Aktivs gezwungen, mußte der MSB Spartakus seinen Vorschlag zurückziehen. Er wird - das beweist die Politik dieser Organisation auch in allen anderen Universitäten - jedoch weiterhin versuchen, den Kampf von uns PH-Studenten gegen die Einrichtung eines reaktionären Tutorenprogramms und seine Anwendung durch die PH-Bürokratie, für ein fortschrittliches Tutorenwesen, zu sabotieren. Uns Studenten versuchen die Spartakisten einzureden, wir könnten 'Kompromisse' schließen und dann innerhalb dieser Komrpomisse die Absichten der Landesregierung 'hintertreiben'. Daß dieses Konzept illusionär ist, daß es genau den Absichten der Kultusbürokratie, durch scheinbare 'Zugeständnisse' dem Kampf der Studenten die Spitze zu nehmen, entspricht, beweisen mit absoluter Eindeutigkeit die Erfahrungen mit dem Tutorenwesen in anderen Hochschulen: überall dort, wo Tutoren gegen die herrschende Lehrmeinung, gegen die kapitalistische Ausbildung gearbeitet haben, wurden sie herausgeworfen. Auf der 'legalen' Basis ähnlicher Tutorenordnungen, wie sie uns der MSB Spartakus jetzt auch hier anbietet…

In der Arbeit des Aktivs wurde weiter klar, daß der Kampf für
- fachlich unabhängige,
- von den Studentenvollversammlungen der jeweiligen Fachbereiche gewählte Tutoren nur ziemlich langfristig mit Aussicht auf Erfolg geführt werden kann. So wichtig dieser Kampf um Tutorien ist - kurzfristig, und gerade das ist notwendig, kann er an der momentanen Situation an der PH nicht viel ändern.
Deshalb beschloß das Aktiv, die Forderung des KSV nach einer GROSSRAUMBARACKE nicht allein für studentische Belange, sondern auch für die großen Lehrveranstaltungen, in denen derzeit auf Grund der Raumlage mit Fernsehübertragungen operiert wird, zu propagieren. Nur so kann es uns kurzfristig gelingen, die erneute Verschlechterung der PH-Ausbildung, bei der uns mit nur noch formalen Methoden das 'notwendige Wissen' für unsere spätere Berufstätigkeit eingepaukt werden soll, ohne daß wir die Möglichkeit haben, uns mit dem Inhalt dieses Unterrichts auseinanderzusetzen, abzuwehren.

KOMMT ZU DEN AKTIVSITZUNGEN!"

Berichtet wird auch von der 3. VV zur Fernsehfrage (vgl. 23.11.1972) und gefragt:"
KOMMILLITONEN, HABEN WIR ÜBERHAUPT EINE CHANCE, UNSERE FORDERUNGEN DURCHZUSETZEN?

Die Angriffe auf die Ausbildungssituation und die versuche der politischen Disziplinierung finden nicht allein an der PH statt:

- in Westberlin versucht die SPD-Kultusbürokratie für alle Lehramtsstudenten ein reaktionäres Prüfungsrecht durchzusetzen; fortschrittlichen Dozenten wird das Prüfungsrecht entzogen;
- an der PH Rheinland sind bereits seit einiger Zeit sämtliche Praktika gestrichen und durch FERNSEHÜBERTRAGUNGEN ersetzt worden;
- bei den Medizinern in Köln wurde ein generelles Raumverbot für alle Veranstaltungen politischer Gruppen ausgesprochen;
- in Bonn, Köln, Münster und auch an der hiesigen PH werden unter Berufung auf den reaktionären 'Rau-Erlaß' (Verbot von Plakaten 'strafbaren Inhalts') Agitationsmaterialien fortschrittlicher Organisationen abgerissen und verboten.

Diese Liste ließe sich beliebig verlängern (…). Sie macht deutlich, daß die Verhältnisse an der neuen PH einzuordnen sind in einen generellen Angriff der Bourgeoisie und ihrer SPD/FDP-Regierung (denn von niemand anderem werden ja diese Gesetze und Erlasse derzeit verabschiedet - dies all denen ins Stammbuch, die nicht müde werden, die SPD als 'kleineres Übel' zu propagieren), um mit allen Mittel der Brechung des Widerstandes der fortschrittlichen Studenten die Hochschulreform im Interesse der Kapitalisten zügig durchzusetzen.

Der Unterschied zum Vorgehen der Kultusbürokratie in anderen Städten besteht hier in Dortmund nur darin, daß der Dekan und seine Truppe nicht so offen vorgehen, wie in anderen Hochschulen. Hier wird versucht, abzuwiegeln, den Anschein zu erwecken, man gehe auf die Forderungen der Studenten ein. Das Absetzen der Fernsehveranstaltungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt, das 'Angebot' eines Tutorenwesens, das 'endlich die Möglichkeit der Arbeit in Kleingruppen für alle Studenten eröffnet' - aber, wie aufgezeigt, nach den inhaltlichen Vorstellungen der Profs und getragen von Kommillitonen, die deren bereitwillige Handlanger sein müssen - sind taktische Maßnahmen, deren Zweck einzig und allein die Brechung des eindeutig demonstrierten Kampfeswillen von uns Studenten ist. Wir sollen uns an die bestehenden Zustände gewöhnen, uns beruhigen. Dann, wenn die PH-Bürokratie mit ihren Maßnahmen ihre Zwecke erreicht, stehen sofort auch wieder die Fernsehapparate zur Verfügung, wird sie nichts unversucht lassen, die von ihr gerade auch LANGFRISTIG geplanten 'technischen Neuerungen des Studienbetriebs' auch durchzusetzen. Dies alles müssen wir, wenn wir unsere Forderungen vertreten, im Auge behalten, um uns durch derartige Scheinzugeständnisse und schöne Versprechungen nicht verwirren zu lassen.

LASSEN WIR UNS DURCH SOLCHE SCHÖNSCHWÄTZEREI NICHT VERWIRREN, KÄMPFEN WIR GEMEINSAM GEGEN DIE ANGRIFFE DER SPD/FDP-REGIERUNG AUF UNSERE AUSBILDUNGSSITUATION!

Kommillitonen,
1 300 westberliner PH-Studenten, die auf einer Vollversammlung (vgl. 10.11.1972,d.Vf.) fast einstimmig für einen AKTIVEN STREIK gestimmt haben, geben uns ein gutes Beispiel. Der Erfolg bei der Durchsetzung unserer Forderungen gegen die Angriffe auf unsere Ausbildungssituation hängt von der Geschlossenheit unserer Kampfmaßnahmen und damit von der aktiven Beteiligung ALLER an diesen Auseinandersetzungen ab. Die zahlreiche Teilnahme an den Sitzungen des Aktivs und vor allem der Aktionen ist der beste Garant für erfolgreiche Kampfmaßnahmen, für das Zurückdrängen solcher zurückweichlerischer Auffassungen, die meinen, Garant eines erfolgreichen Kampfes seien in erster Linie endlose Diskussionen und Mauscheleien in Gremien. (So behauptete z.B. eine Vertreterin des MSB Spartakus, daß wir einen 'optimalen' Erfolg nur dann erreichen könnten, wenn wir unsere Forderungen in den zuständigen SPD-Kultusgremien REIN FORMAL, OHNE DEN POLITISCHEN HINTERGRUND vortragen würden !!)

Kommillitonen, die KSV Zelle PH weist derartige Äußerungen des MSB Spartakus und einiger Vertreter der GEW-AG ('wenn man den Studenten etwas von SPD- Regierung im Dienste des Kapitals erzählt, fällt bei ihnen eine Klappe… Man muß viel tiefer in der Agitation einsetzen…') entschieden zurück. Für die Zustände an der neuen PH tragen die SPD/FDP-Landesregierung und ihre Handlanger in der PH-Bürokratie voll die Verantwortung. Nur eine Aktion, bei der sich alle Beteiligten in diesem Punkt einig sind, hat Aussicht auf Erfolg.

…GEGEN ALLE MASSNAHMEN DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG

Kommillitonen, die Durchführung des Kampftages am MITTWOCH, DEN 29.11., zu dem wir das Kultusministerium und die PH-Bürokratie aufgefordert haben, vor allen Studenten über ihre bisherigen Maßnahmen und weiteren Vorstellungen Rechenschaft abzulegen, bietet eine erste Gelegenheit, den Herrn Verantwortlichen klar zu machen, daß wir PH-Studenten nicht nur verbal gegen die bestehenden Zustände protestieren, sondern gewillt sind,
- gegen die Weiterführung der Fernsehvorlesungen
- gegen die Verschärfung der politischen Disziplinierungsmaßnahmen
fortschrittlicher Studenten und ihrer Organisationen,
gemeinsam mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, einschließlich des aktiven Warnstreiks, zu kämpfen.
Unsere Forderungen liegen auf dem Tisch:
BAU EINER GROSSRAUMBARACKE MIT 1 000 PLÄTZEN BIS ZUM 8. JANUAR!
BINDENDE ZUSAGE DER SPD/FDP-LANDESREGIERUNG BIS ZUM 10. DEZEMBER!
KEIN TUTORENPROGRAMM, DAS DIE FACHLICHE SELBSTSTÄNDIGKEIT DER TUTOREN ZERSCHLÄGT UND VON DEN DOZENTEN BESTIMMT WIRD!
WEG MIT DEN FERNSEHÜBERTRAGUNGEN ALS MITTEL ZUR VERSCHÄRFUNG DER KAPITALISTISCHEN KLASSENERZIEHUNG!

Wir sollten deutlich machen, daß wir nicht bereit sind, von diesen Forderungen Abstriche zu machen!

KAMPFTAG!!
MITTWOCH, 29.11. VOLLVERSAMMLUNG 14 UHR MENSA"

Berichtet wird von der PH Westberlin (vgl. 10.11.1972) und dem Berufsverbot (BV) von Hannes Heer in Bonn (vgl. 17.11.1972). Zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 19.11.1972) heißt es:"
NACH WIE VOR - VOLKSFEINDE

Der 'härteste und sachlichste' Wahlkampf seit Bestehen der BRD, der Wahlkampf, in dem angeblich nur Argumente zählten, ist vorbei. SPD und FDP heißen die strahlenden Sieger und weiter gehts mit Willy Brandt für Frieden, Sicherheit und eine bessere Qualität des Lebens.

'Wir Deutsche können stolz sein auf unser Land' lächelte uns 'Friedens'-Willy in den letzten Wahlkampfwochen von den Plakatsäulen entgegen; in der Wahlnacht dankte er dann seinen Wählern für das in ihn gesetzte Vertrauen. Die SPD hat in diesem Wahlkampf mit Sicherheit das von den Monopolen in sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt: ihr ist es noch einmal gelungen, all die volksfeindlichen Maßnahmen, die sie im Interesse des Monopolkapitals unter dem Deckmantel der 'inneren Reformen' seit Übernahme der Regierung durchgesetzt hat, mit Unmengen von sozialer Demagogie zu übertünchen. Das Credo Willy Brandts, 'welchem Unternehmer haben wir denn in den letzten drei Jahren weh getan?' stand nur im Spiegel - ansonsten setzt die Sozialdemokratie im Wahlkampf auf die Karte des 'demokratischen Sozialismus'. Ihr Bestreben, sich der Arbeiterklasse als Vertreterin ihrer Interessen darzustellen, sich volksfreundlich zu geben und sogar versteckte Angriffe gegen das Kapital zu starten, war erfolgreich. Denn im Wahlkampf geht es um die Stimmen der Mehrheit der Bevölkerung, um in der nächsten Legislaturperiode am 'Platz an der Sonne' - sprich der besten Ausgangsposition für Regierungspfründe, Beraterverträge und lukrative Staatsämter - zu bleiben.

'In der bürgerlichen Demokratie werden die Massen von den Kapitalisten mit tausenderlei Kniffen, die umso raffinierter und wirksamer sind, je entwickelter die 'reine Demokratie' ist, von der Teilnahme an der Regierung, von der Ausnutzung der Versammlungs- und Pressefreiheit usw. abgehalten.' (Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky)

Der Kniff 'Volksfeinde spielen Volksfreunde' wurde von den Sozialdemokraten überzeugend dargeboten. Sie haben einmal mehr bewiesen, daß sie derzeit die Partei sind, die, basierend auf dem starken Einfluß, den der Reformismus noch in der Arbeiterklasse und den anderen unterdrückten Schichten des Volkes hat, am besten in der Lage ist, die Aufgaben des 'geschäftsführenden Ausschusses der Bourgeoisie' zu führen.

Welchem Unternehmer wird die SPD denn in den nächsten vier Jahren 'weh' tun; was verbirgt sich denn hinter den Phrasen von 'Frieden, Sicherheit und einer besseren Qualität des Lebens'? Diese 'bessere Qualität' ist nichts anderes als eine 'bessere Qualität' der Ausbeutung, garniert mit unter der Maske der 'Rechtsstaatlichkeit' vorangetriebenem Abbau der demokratischen Rechte des Volkes, mit stetig sich steigernder Preistreiberei, mit leeren Versprechungen und Phrasen.

So heißt es z.B. im Wahlprogramm der SPD 'mit Willy Brandt für Frieden' im Abschnitt Bildung und Forschung (neben diesem Faksimile wird gefragt: "Bildungspolitik im Interesse der Werktätigen?",d.Vf.): 'UNSERE LEISTUNGEN FÜR EIN GERECHTERES BILDUNGSWESEN UND EINE MODERNE WISSENSCHAFT

ERHÖHUNG DER MITTEL für Bildung, Wissenschaft und Forschung: Finanzplan des Bundes für 1975: 9,5 Mrd. DM (1970: 3,2 Mrd. DM, 1972: 6,1 Mrd. DM).

CHANCENGLEICHHEIT für Kinder und Jugendliche aller Schichten: Das Dringlichkeitsprogramm von Bund und Ländern vom 7.7.1972 sieht vor:
- Ausbau der Vorschulerziehung - 1975 werden über 50 Prozent unserer Kinder einen Kindergartenplatz haben und besser auf die Schule vorbereitet werden;
- Orientierungsstufe bis 1976 - gerechtere Auswahl für die weiterführenden Schulen;
- Förderung der integrierten Gesamtschule in breit angelegtem Versuchsprogramm - Vorbereitung für eine leistungsfähigere und gerechtere Schule;
- Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAFöG,d.Vf.) vom August 1971: 400 000 Jugendliche erhalten Stipendien.

ABBAU DER ZULASSUNGSBESCHRÄNKUNGEN an den Hochschulen, Sicherung des Bedarfs an Lehrern, Ärzten, Ingenieuren und anderen Fachkräften:
Schnellbauprogramm 1970-1971 mit 39 000 neuen Arbeitsplätzen.
2. Rahmenplan zum Hochschulausbau Juli 1972:
Bis 1976 entstehen 240 000 zusätzliche Studienplätze.'

Soweit das Resumee sozialdemokratischer Bildungspolitik der letzten drei Jahre. Es gab also keine Zunahme der Zulassungsbeschränkungen an den Hochschulen, kein Anwachsen des Lehrermangels (der, laut WAZ vom 22.11., im Jahre 1977 mit 12,6% gleich 92 000 Lehrern einen bisherigen Höhepunkt erreichen wird), keinen selbstauferlegter Lehrermangel durch Berufsverbote (BV,d.Vf.) im öffentlichen Dienst etc.

Wie sieht es denn tatsächlich mit der Ausbildung der Kinder der werktätigen Bevölkerung aus?" Diese Frage wird beantwortet mit Hilfe der Broschüre der KPD zu den BTW (vgl. 2.10.1972).

Geworben wird für die 'Rote Fahne' (RF) der KPD.
Berichtet wird bundesweit vom BFdW (vgl. 22.11.1972) und fortgefahren:"
An der PH hier in Dortmund ist der BFdW bisher noch nicht offen aufgetreten. Allerdings ist anzunehmen, daß im Zuge der angekündigten Offensive auch der Ausdehnungswille der Organisation auf alle Hochschulen der BRD gewachsen ist. Wir Studenten sollten jedem Versuch dieser Reaktionäre, sich auch hier an der PH breit zu machen, von Anfang an eine entschiedene Absage erteilen."
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972

27.11.1972:
An der PH Dortmund gibt der SLH vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt mit mindestens einer Seite DIN A 4 ohne Impressum heraus:"
Wir halten das vorliegende Tutorenprogramm in den Hauptpunkten für annehmbar, sehen aber einige Schwierigkeiten in der Durchführung der Beschlüsse der Studentenvollversammlung.

ES STEHT FEST:
Nur kleine Gruppen können effektiv arbeiten; relevant ist ihre Arbeit für die Studenten nur, wenn sie Arbeitsziel, Arbeitstempo, Arbeitsstil und Niveau selbst bestimmen können.

D.h. Vorlesungen und Großseminare sind unbrauchbar. Deshalb sollten Skripten, herausgegeben von Dozenten, die Veranstaltungen ersetzen und Tutorengruppen als Arbeitsgrundlage dienen.

Den Tutorengruppen ist es freigestellt, am Text selbst zu arbeiten oder andere Auffassungen zum Thema zum Mittelpunkt ihrer Arbeit zu machen.

SCHWIERIGKEITEN TRETEN AUF

1. Bei der Festsetzung der Anzahl der benötigten Tutoren. Diese läßt sich erst nach Semesterbeginn bei den ersten Veranstaltungen absehen.

2. Bei der Vorbereitung der Tutoren für ihre Gruppenarbeit, da sie nach ihrer Wahl nur sehr wenig Zeit bis zu ihrem ersten Gruppentreffen haben. Oder sollen sich Studenten ihre Semesterferien für die Vorbereitung auf ein Seminar opfern, für welches sie dann nicht als Tutor eingesetzt werden!?

3. Bei der Wahl der Tutoren durch studentische Vertreter in der Fächergruppe, da fachliche Qualifikation und Engagement für die Interessen der Studenten gleichermaßen berücksichtigt werden müssen.

Wahl durch Professoren, Vollversammlungen oder den Fächergruppenrat ist aus offensichtlichen Gründen indiskutabel.

4. Bei der Bezahlung der Tutoren. Für die umfangreiche Vorbereitung und Arbeit der Tutoren in den Gruppen läßt sich schwer eine gerechte Bezahlung finden, wobei uns 280 DM auf die Dauer als zu wenig erscheinen.

Es muß weiterhin geregelt werden, wer über die Vergabe der Gelder an die Fächergruppen, an die einzelnen Fächer und weiter an die einzelnen Veranstaltungen entscheidet.

In einer Übergangsphase schlagen wir vor, Gruppen von zehn bis zwölf Studenten mit einem Tutor zu bilden."
Q: SLH:Wir halten das vorliegende Tutorenprogramm …,o.O. (Dortmund) o.J. (1972)

27.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich Anfang dieser Woche die Nr.16 der 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 13.11.1972, 1.12.1972) mit acht Seiten DIN A 4 und einem beigehefteten Flugblatt von der FHS, FB Sozialarbeit (vgl. 24.11.1972) sowie folgendem Inhalt heraus:
1. Zur Mensafrage (vgl. 16.11.1972, 21.11.1972)
2. 210 Wohnungen stehen leer
3. Neues von den Heilpädagogen
4. Zum Tutorenprogramm,

Bekanntgegeben werden die unveränderten Termine des Diskussionstreffs der GEW-AG, des Treffs der ESG, der PGH-Schulungen über Bildungsökonomie und politische Ökonomie, des ESG-Arbeitskreises Heilpädagogen und der Schulung politische Ökonomie der GEW-AG. Eingeladen wird auch zum ESG/PGH-Seminar (vgl. 2.12.1972).

Bekanntgegeben wird auch:"
210 WOHNUNGEN STEHEN LEER!!!

Wir wissen es alle: die Wohnraumnot ist bei allen enorm groß! Vor fast genau einem Jahr wurde von einem studentischen Mitglied im Vorstand des Studentenwerks eine Analyse der Sanierungsobjekte im Dortmunder Raum vorgenommen. Man überlegte, ob diese Wohnungen, die noch zwei und mehr Jahre vor dem Abbruch stehen, Studenten zur Verfügung gestellt werden können.

Diese Analyse ergab, daß im gesamten Dortmunder Raum 210 solcher Wohneinheiten verfügbar sind.

Auf diese Anregung hin wurden Verhandlungen zwischen der Gemeinnützigen Treuhandgesellschaft, der die Stadt Dortmund die Abwicklung dieses Projektes übergeben hat, und dem StW geführt.

Ziel: etwaige Übernahme von Wohneinheiten im Dorstfelder Raum durch das StW, das als Vermittler und Verwalter zwischen Treuhandgesellschaft und Studenten fungieren soll.

Diese Verhandlungen ziehen sich nun schon seit fast einem Jahr hin.

Dieser Zustand (preiswerter Wohnraum wird nicht genutzt) veranlaßte den AStA, in diesem Zusammenhang einige Fragen an den Geschäftsführer des StW zu stellen.

Hier einige der Fragen mit Stellungnahme des Geschäftsführers:
- Um welche Sanierungsprojekte handelt es sich bei den Verhandlungen und welche detaillierten Pläne zur Belegung der Sanierungsgebiete liegen vor?

Das StW verwandelt über Sanierungsprojekte im Dorstfelder Raum. Allerdings hat das StW keine Informationen darüber, welche Anzahl von Projekten vorhanden ist und in welchem Zustand diese sind.

MERKE: Das StW verhandelt also ohne jede grundlegende Information über die angebotenen Projekte.

- Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das StW bzw. die Stadt etwaige Verträge abschließt?

Das StW und die Stadt verhandeln über einen Vertragsentwurf, der einen Paragraphen enthält, der das StW zu einer Übernahme folgenden Versicherungsrisikos zwingt:

'Tritt durch nicht rechtzeitige Räumung der Nutzungsobjekte eine Verzögerung der Abbrucharbeiten ein, dann kann die Gesellschaft gegenüber dem StW Regreßansprüche geltend machen.'

Dies bedeutet nach Auskunft des Geschäftsführers ein dermaßen großes Finanzrisiko, daß die Realisierung für eine Übernahme der Sanierungsprojekte kaum in Aussicht steht.

Scheinbar fehlt es aber auch an Intensität, mit der das StW die Verhandlungen betreibt.

Es läßt sich in der Tat in dieser Frage keine Einigung erzielen, wenn man bedenkt, daß während eines Jahres immerhin 2 (in Worten: Zwei) Verhandlungstermine wahrgenommen wurden.

MERKE: Das Studentenwerk ist nicht nur für studentische Angelegenheiten da!"

In "Neues von der Heilpädagogik" wird berichtet von einer vergangenen Vollversammlung (vgl. 2.11.1972) und über eine geplante (vgl. 6.12.1972) sowie bekanntgegeben:"
RECHTSBERATUNG

Auch die Studenten der Heilpädagogik werden auf Vorlage des gültigen Studentenausweises vom Rechtsanwalt Bönig kostenlose Rechtsberatung erhalten."

In "Zum Tutorenprogramm" wird berichtet vom 16. und 23.11.1972 und angekündigt:"
In dieser Woche findet eine Unterschriftenaktion in den Seminaren statt. Bitte unterstützt durch Eure Unterschrift die Forderung nach bezahlten studentischen Tutoren und Errichtung einer Großraumbaracke unter studentischer Verwaltung."

Berichtet wird auch von der Fächergruppenversammlung der Fächergruppe V (vgl. 2.11.1972).
Q: DOS Nr.16,Dortmund o.J. (Nov. 1972)

29.11.1972:
An der PH Dortmund soll im Rahmen des Kampftages (vgl. 22.11.1972), zu dem u.a. die Zelle des KSV der KPD (vgl. 27.11.1972) aufrief, um 14 Uhr eine Vollversammlung in der Mensa stattfinden, was auch geschieht.

Beschlossen wird dort über ein Tutorenprogramm, zu dem uns drei Entwürfe vorliegen, die sich teilweise ähneln. Dabei decken sich der zweite (2T) und der dritte (3T) fast völlig, Anmerkungen zu T2 beziehen sich also – wenn nicht anders gekennzeichnet, auch auf T3. Bei T3 handelt es sich um die Fassung die - als letztlich wohl offizielle - auch durch den AStA der PH (vgl. 11.12.1972) verbreitet wird.

Im ersten Entwurf heißt es zunächst gleichlautend mit dem zweiten:"
1. Vorwort

Nach dem Umzug am 15.11.1972 zeigen sich die mangelhaften räumlichen Bedingungen und die mangelhafte personelle Ausstattung der PH was seinen Ausdruck in überfüllten Lehrveranstaltungen findet. Daß die geplanten und teilweise schon durchgeführten Fernsehübertragungen keine Lösungsmöglichkeiten bieten, wird deutlich, wenn man sich klar macht, daß auf diese Weise weder eine gründliche und kritische Aufarbeitung des Stoffes möglich wird, noch eine adäquate Betreuung der Studenten geleistet werden kann (2T: weder eine kritische Aufarbeitung noch eine kritische Reflexion des Stoffes möglich wird.).

Um hier wirksam Abhilfe zu schaffen, bietet sich die Einführung von Tutorengruppen bei Großseminaren an. Nur so kann (2T: ist) gewährleistet werden (2T: 'werden' nicht), daß die rezeptive Haltung der Studenten aufgelöst werden und an deren Stelle die umfassende und selbständige Erarbeitung des Stoffes durch die Studenten selbst tritt (2T: daß einer rezeptiven Haltung der Studenten entgegengewirkt werden kann. An deren Stelle tritt die umfassende und selbständige Erarbeitung des Stoffes durch die Studenten.). In kleineren Gruppen kann darüber hinaus intensiver auf die Problemstellungen der einzelnen Studenten eingegangen und dadurch ein tieferes und kritischeres (2T: nur 'kritisches') Verständnis des Stoffes erzielt werden. Einübung in gemeinschaftliche Arbeitsweise und wissenschaftliches Arbeiten stellen weitere Vorteile dar.

Es sollen vor allen Dingen (2T: nur) studentische Tutoren eingesetzt werden, (2T hier Satzende) da dies die Möglichkeit von Theorie und Praxis an der Hochschule direkt ergibt. Dies trägt dem Verlangen Rechnung, Lehrerstudenten frühzeitig mit der praktischen Auseinandersetzung mit pädagogisch-didaktischen Problemen (Gruppendynamik, Stoffvermittlung usw.) zu konfrontieren (2T: dieser Satz fehlt).

Das folgende Programm ist als ein kurzfristiges zu betrachten, das vorläufig auf die Grundwissenschaften beschränkt ist, das jedoch (2T: statt der letzten beiden Wörter: und) bereits in der nächsten Zukunft auf die Großveranstaltungen in den Fachwissenschaften ausgedehnt werden soll. Ein längerfristiges Programm soll von einem Ausschuß auf der Grundlage dieses Papiers und der mit ihm (2T: die letzten beiden Wörter fehlen) gemachten Erfahrungen erarbeitet werden.

2. Aufgaben der Tutoren

2.1. Studentische Tutoren sind für die Studenten da. Tutoren dürfen nicht als ausführende Organe der Seminarleiter verstanden werden.

2.2. Einrichtung von Tutorien dürfen auf keinen Fall zu einer Einsparung von im Stellenplan ausgewiesenen Planstellen führen.

2.3. Tutoren bereiten gleichberechtigt mit Seminarleitern das Seminar inhaltlich und organisatorisch vor.

2.4. Tutorien sollen das angebotene Lehrprogramm intensivieren, inhaltlich ergänzen und eine kritische Auseinandersetzung mit ihm fördern und der Behandlung von Fragestellungen dienen, die von Studenten formuliert werden.

(2T: 2.3.1. Die durch die Seminare angesprochenen Themenkomplexe werden von den Tutorengruppen selbständig erarbeitet, inhaltlich ergänzt und dienen der kritischen Auseinandersetzung und der Behandlung von Fragestellungen, die von Studenten formuliert werden.)

2.5. (2T: noch Punkt 2.3.1.) Als Aufgabe für Tutoren kommen (2T hier Einschub: , sofern der Wunsch in den Seminargruppen besteht,) weiterhin in Betracht (siehe BAK/WRK (2T: keine Klammer)):
- Anleitung zum Studium
- Einführung in die Arbeit mit wissenschaftlicher Literatur
- Anleitung zur Technik des wissenschaftlichen Arbeitens (2T hier Ende)
- Anleitung zum wissenschaftlichen Gespräch
- Anregung zur selbständigen Beschäftigung mit wissenschaftlichen Fachfragen

2.6. (2T: 2.4.) Gruppen unter Leitung von Tutoren (Tutorien) sind im Regelfall bestimmten Lehrveranstaltungen zugeordnet oder in sie eingeordnet.

2.7. (2T: dieser Punkt entfällt) Tutoren sind verpflichtet, an der Seminarvorbereitung teilzunehmen.

2.8. (2T: 2.5.) Tutoren sind verpflichtet, an einer didaktischen Schulung teilzunehmen, die von praxiserfahrenen Seminarleitern und/oder Studenten (2T nur: praxiserfahrenen Studenten (Tutoren)) durchgeführt wird.

2.9. (2T: 2.6.) Tutoren sind verpflichtet, an den regelmäßig stattfindenden Tutorenbesprechungen (innerhalb des Seminars) teilzunehmen.

2.10. (2T: 2.7.) Für intensive Teilnahme an der Gruppenarbeit werden vom Seminarleiter Leistungsnachweise ausgestellt (2T: Der Seminarleiter stellt für Gruppenleistungen jedem Teilnehmer einen Leistungsnachweis aus.).

2.11. (2T: 2.8.) Um eine intensive Gruppenarbeit zu ermöglichen, soll das Betreuungsverhältnis 1:8 (2T: 2:8) betragen.

3. Wahl der Tutoren
(2T hier: a) Vorschlag der Gruppen GEW, MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) und GIM - ganzer Abschnitt 3. fehlt in 3T)

3.1. Für die Wahl der studentischen Tutoren soll ein Gremium (2T: Berufungsgremium) zuständig sein, bestehend aus:
a) 2 (2T: 6) Seminarleitern, gewählt von allen Dozenten (2T: Seminarleitern) der beteiligten Fächergruppen. Davon sollte (2T: muß) die Hälfte schon Erfahrung mit Tutorenarbeit (2T: Tutoren) gesammelt haben. (2T: hier Ende von a))
Die beteiligten Fächergruppen sollen nach folgendem Schlüssel ihre Gremienmitglieder wählen:
4 Pädagogik
2 Soziologie
2 Philosophie
2 Psychologie
2 Politologie

Sollte sich herausstellen, daß einige Fächer noch keine Erfahrung mit Tutoren gemacht haben, kann die Wahl von Delegierten mit Tutorenerfahrung von anderen Fächern übernommen werden.

b) 12 (2T: 6) Studenten, gewählt von den studentischen Vertretern der beteiligten Fächergruppen. Davon sollte die Hälfte aus dem Kreis der schon tätigen Tutoren gewählt werden.

3.2. Die Tutorenstellen sollen (2T: werden) innerhalb der Fächergruppe (2T: öffentlich) ausgeschrieben (2T hier Satzende) werden.

3.3. Bewerbungen sind an das Berufungsgremium zu richten.

3.4. Die Betroffenen können die Abberufung von einem (2T: eines) Tutor beantragen. Das Gremium (2T: Berufungsgremium) entscheidet nach Anhörung aller Betroffenen über den Antrag.
(nur in 2T: b) Vorschlag des PGH)

(in 2T und 3T:
Die studentischen Tutoren werden in den Fächergruppen von den studentischen Vertretern gewählt.)

4. Finanzierung

4.1. Wir beantragen, daß (2T beginnt erst hier) in allen Seminaren, die von den Fernsehübertragungen betroffen (2T: oder überfüllt) sind, (2T: werden) sofort Tutoren eingesetzt (2T Satzende) werden. Als Tutoren können Teilnehmer des Tutorentrainings eingesetzt (2T: verwendet) werden. Sie sollten, sobald die Haushaltsmittel bewilligt sind, nachträglich bezahlt werden.

4.2. Die Sprecher der Fächergruppen werden beauftragt, den Haushaltsetat zu untersuchen, aus welchen Titeln die bestehenden und sofort einzurichtenden Tutorenstellen bezahlt werden (T2: Satzende) können.

(nur 2T: 4.3. Als Anhaltspunkt für die Finanzierung sollte die Regelung der Ruhr-Universität Bochum (RUB,d.Vf.) (Fachschaft Geschichte) dienen, die vorsieht, daß ein Tutor 280 DM im Monat erhält.)"
Q: N.N.:Entwurf eines Tutorenprogramms,o.O. (Dortmund) o.J. (1972); N.N.:Entwurf eines Tutorenprogramms,o.O. (Dortmund) o.J. (1972); Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.2,Dortmund Nov. 1972,S.10; DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.6f

29.11.1972:
Der AStA der PH Ruhr, Abteilung Dortmund (vgl. 4.12.1972) berichtet:"
DISKUSSION ÜBER DAS TUTORENPROGRAMM VERTAGT

Anschließend an die letzte SVV vom 29.11.1972 tagte die Fächergruppenversammlung der Fächergruppe I (Pädagogik,d.Vf.), wo das auf der SV verabschiedete Tutorenmodell eingebracht wurde.

Was geschah?

Eine ausführliche Diskussion wurde dadurch verhindert, daß der Behandlung des 'Tutorenprogramms' von vornherein nur 30 Minuten eingeräumt wurde. Und das bei vierstündiger Dauer der gesamten Sitzung! Bereits hier zeigt sich die Abwiegelungs- und Verzögerungstaktik von Seiten vieler Dozenten, die dann auch in Diskussionsbeiträgen (u.a. wurde vorgeschlagen, in der Abteilungskonferenz ein Gremium zu bilden, das bis zum Sommersemester Richtlinien erarbeiten soll, vor allem aber in folgendem Beschluß zum Ausdruck kam:

Die Stellungnahme der FG I zum Tutorenprogramm der Studenten wird bis zum 13.12. hinausgeschoben. Ein Ausschuß, bestehend aus 2 Dozenten und 2 Studenten, holt bis zu diesem Termin weitere Informationen zu Tutorenprogrammen ein. Wiederum eine Woche später tagt die AK, die als oberstes Gremium der PH Dortmund über die Erfüllung der in zahlreichen SVV's gestellten Forderungen nach BEZAHLTEN studentischen Tutoren zu entscheiden hat.

Wer sichert uns zu, daß auch dann nicht wieder ein neues Gremium gebildet wird, daß nicht vertagt und verzögert wird?

Und in all dieser Zeit der Beratungen und Ausschußwursteleien ändert sich nichts an den miserablen Studienbedingungen.

Auf Druck der Studenten, des VV-Beschlusses und der Seminaraufklärung werden Fernsehveranstaltungen nicht mehr abehalten. Aber die Misere ist geblieben.

Entweder werden Seminare abgehalten, die überfüllt sind - die Studenten sitzen und stehen bis auf den Gang -, oder den Studenten wurde nahegelegt, ein anderes Seminar zu besuchen.

Im Seminar Baer/Köhne (Grundprobleme der emanzipatorischen Erziehungswissenschaft) mußten Studenten auf das nächste Semester vertröstet werden, weil nicht genügend Tutoren zur Verfügung standen.

Viele Studenten, die eine Tutorentätigkeit ausüben könnten, arbeiten außerhalb der Hochschule, um ihr Studium zu finanzieren.

Aus diesen Gründen fordern wir, daß noch in diesem Semester die ärgsten Mißstände beseitigt werden und wir nicht - mit Hilfe eines Gremiums - auf das nächste - nächste - nächste Semester vertröstet werden.

Die Fächergruppensitzung am vorigen Mittwoch hat gezeigt, daß die Mehrheit der Dozenten nicht bereit ist, ihre Privilegien über Bord zu werfen."

An anderer Stelle berichtet der AStA (vgl. 11.12.1972):"
FÄCHERGRUPPE I VERTAGT ENTSCHEIDUNG ÜBER DAS TUTORENPROGRAMM

Anschließend an die letzte SSV vom 29.11.1972 tagte die Fächergruppenversammlung der Fächergruppe I, wo das auf der SVV verabschiedete Tutorenmodell eingebracht wurde.

Was geschah?

Bevor eine inhaltliche Diskussion über das unterbreitete Tutorenprogramm zustande kam, wurde von seiten einiger Dozenten versucht, die Tutorenfrage an einen Ausschuß zu verweisen und damit die Entscheidung darüber hinauszuzögern. Diese Abwiegelungs- und Verzögerungstaktik kam noch verstärkt in folgenden Beschlüssen zum Ausdruck:

Die Stellungnahme der FG I zum Tutorenprogramm der Studenten wird bis zum 13.12. hinausgeschoben. Ein Ausschuß, bestehend aus 2 Dozenten und 2 Studenten, holt bis zu diesem Termin weitere Informationen zum Tutorenprogramm ein. Wiederum eine Woche später tagt die AK, die als oberstes Gremium der PH Dortmund über die Erfüllung der in zahlreichen SVV's gestellten Forderungen nach bezahlten studentischen Tutoren zu entscheiden hat.

Die Fächergruppensitzung am Mittwoch, 29.11., hat gezeigt, daß die Mehrheit der Dozenten nicht bereit ist, ihre Privilegien über Bord zu werfen.

Jetzt kommt es darauf an, daß die Studenten gemeinsam und entschlossen auftreten. Nur so kann eine baldige Verbesserung der Studiensituation durchgesetzt werden.

Deshalb: Tretet mit eurer Unterschrift demonstrativ für das studentische Tutorenprogramm und die Errichtung einer Großraumbaracke ein. Unterstützt die Unterschriftenaktion, indem ihr andere Studenten informiert und sie zum Unterschreiben auffordert (Unterschriftenlisten liegen im AStA aus)."
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.10; AStA PH Dortmund:Info Diskussion über das Tutorenprogramm vertagt,o.O. (Dortmund) o.J. (1972),S.1f

29.11.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 11.12.1972) berichtet aus der Fachgruppe Psychologie (vgl. 7.12.1972):"
NEUE KLAUSURORDNUNG ERFOLGREICH ABGEWEHRT!

Wie der AStA auf der Studentenvollversammlung bereits berichtete, stand in Psychologie die Verabschiedung einer neuen Regelung zur Ablegung der Klausuren an. Auf der Fachgruppensitzung vom 29.11.1972 wurden verschiedene Konzepte diskutiert (im folgenden Auszüge aus dem Protokoll dieser Sitzung).

a) 'die bisher weitgehend geübte Praxis, die Themenstellung (Aufsätze) anzubieten,
b) das von Herrn Ferdinand und Herrn Bauer bislang praktizierte Verfahren jeweils 10 Fragen aus drei Bereichen zu stellen,
c) eine von Herrn Schaumann und Herrn Bauer entwickelte (Kompromiß-) Lösung, bei der aus den drei Gebieten (Allgemeine Psychologie, Entwicklungs- und Sozialpsychologie) jeweils drei kleinere Themenstellungen angeboten werden; der Kandidat hätte dann aus seinem Wahlgebiet zwei, von den Themen der übrigen zwei Gebiete ein Thema zu bearbeiten,
d) das in der Sitzung vom 6.9.1972 vorgesehene Modell, aus den drei Gebieten jeweils 25 Fragen vorzulegen.'…

'Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte wurden lebhaft erörtert. Von studentischer Seite wurden dabei insbesondere gegen das 25-Fragen Modell Einwände vorgebracht, die sich z.B. auf die Gefahr von Verschulung und reinem 'Einpaukens' von Detailwissen bezogen.' Soweit zunächst das Protokoll.

Es würde zu weit führen, wollte man alle Modelle hier noch einmal ausführlich erörtern (das geschah bereits auf der Vollversammlung).

Festzuhalten ist lediglich, daß wir uns ganz entschieden gegen den Versuch wenden, einen nicht oder nicht genügend an der Schulpraxis orientierten Studiengang durch verschärfte Prüfungsbedingungen zu 'reformieren'.

Welchen Sinn kann es haben, vor der Prüfung soviel Bücher wie möglich auswendig zu lernen, um dann wie ein Computer auf Knopfdruck die richtigen Antworten zu 25 Fragen auszuspucken???

Auch das Modell, DREI vorher unbekannte Themen zu bearbeiten, bietet hier keine Alternative. Unserer Meinung nach ist die beste Lösung immer noch, das alte Verfahren zunächst beizubehalten, das heißt, mit dem Dozenten der Wahl drei Themenstellungen abzusprechen, bzw. nach Möglichkeit ein Thema genau festzulegen. Bei der genauen Festlegung eines Themas hatten einige Dozenten übrigens moralische Skrupel, es fielen Worte wie 'unsauber' und 'Mauschelei'. Obwohl sie uns vorher versichert hatten, daß sie lieber heute als morgen die Klausuren abgeschafft sähen! Unserer Meinung nach ist es jedoch weder 'unsauber' noch eine 'Mauschelei', wenn man ein Thema genau abspricht und sich dann intensiv darauf vorbereitet."
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.10ff

30.11.1972:
An der PH Dortmund will der KSV der KPD um 16 Uhr ein Tribunal gegen die politischen Disziplinierungen anläßlich des Berufsverbotes (BV) gegen Hannes Heer in Bonn (vgl. 17.11.1972) durchführen, auf dem Heer selbst, die in Bonn "vom Ausschluß aus der Inneren Fakultät bedrohte Genossin" Doris Hommer und ein oppositioneller Gewerkschafter sprechen sollen.
Q: KSV-RK NRW:Kommt zu den Tribunalen gegen die politische Disziplinierung,o.O. o.J. (Nov. 1972); KSV-RK NRW:Androhung des Berufsverbots für Hannes Heer,o.O. o.J. (Nov. 1972)

30.11.1972:
An der PH Dortmund lud der AStA (vgl. 13.11.1972) zur viertägigen, heute beginnenden Einführung von PGH/ESG in das 'Kapital' von Karl Marx in Nordwalde ein.
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.11

01.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund verbreitet, laut einer handschriftlichen Datierung heute, den Aufruf des AStAs der RUB zur heutigen Demonstration in Dortmund in Form einer 'AStA-Information' von zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen, die als Sondernummer der 'DOS' (vgl. 27.11.1972, 11.12.1972) erscheint.
Q: AStA PH Dortmund:AStA-Information - DOS Sdr.Nr.,Dortmund o.J. (1.12.1972)

02.12.1972:
An der PH Dortmund lud der AStA (vgl. 13.11.1972) zur zweitägigen, heute beginnenden "Diskussionsschulung (Einführung in die Technik der Diskussions-Führung und -leitung)" der ESG/PGH in Eversberg ein.
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.11

04.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 11.12.1972) berichtet vermutlich aus dieser Woche vom StW:"
ZUR CAFETERIA

Auf der letzten Vorstandssitzung des Studentenwerks hat der AStA versucht, der Resolution der SVV (vgl. 15.11.1972,d.Vf.) mit der Forderung nach einem zweiten Essen und der Verlängerung der Öffnungszeiten der Cafeteria, Nachdruck zu verleihen.

Mit einigem Erfolg:
Die Verlängerung der Öffnungszeiten wurde auf der Vorstandssitzung bereits zugesagt. Der verantwortliche Sachbearbeiter Herr Öcking wird nun überprüfen, wie die technische Realisierung dieser Forderung zu bewerkstelligen ist.

Ein genauer Termin aber konnte nicht genannt werden. Spätestens bis nach den Weihnachtsferien, also Anfang Januar, will man in der Lage sein, die Cafeteria für eine Probezeit von mindestens drei Monaten länger geöffnet zu halten.

Nach neuester Information soll die Probezeit schon in dieser Woche eingeführt werden."
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.14

04.12.1972:
Der AStA der PH Ruhr, Abteilung Dortmund gibt vermutlich Anfang dieser Woche ein 'Info' mit zwei Seiten DIN A 4 heraus, in dem über die Versammlung der Fächergruppe I (vgl. 29.12.1972) berichtet und weiter ausgeführt wird:"
Jetzt kommt es darauf an, daß die Studenten gemeinsam und entschlossen auftreten. Nur so kann eine baldige Verbesserung der Studiensituation durchgesetzt werden.

Deshalb:
Tretet mit eurer Unterschrift demonstrativ für das studentische Tutorenprogramm und die Errichtung einer Großraumbaracke ein. Unterstützt die Unterschriftenaktion, indem ihre andere Studenten informiert und sie zum Unterschreiben auffordert (Unterschriftenlisten liegen im AStA aus).

Wir fordern die Vorverlegung der AK um eine Woche.

Kommt zur SSV am kommenden Mittwoch, auf der die Ergebnisse bisheriger Aktivitäten besprochen und weitere Schritte geplant werden.

Verleiht euren Forderungen Nachdruck durch einen eintägigen Warnstreik!
Dieser Punkt muß auf der geforderten SVV behandelt werden."
Q: AStA PH Dortmund:Info Diskussion über das Tutorenprogramm vertagt,o.O. (Dortmund) o.J. (1972)

06.12.1972:
Vermutlich zur heutigen Vollversammlung erscheint an der Dortmunder PH ein zweiseitiges Flugblatt der Zelle des KSV der KPD ohne Titel und Verantwortlichen:"
Die PH-Bürokratie gestand in der letzten Woche ein, daß die Fernsehübertragung von Vorlesungen und Seminaren einstweilen nicht mehr stattfinden. Ohne Frage - ein Erfolg unseres Kampfes!

Sieht man sich aber weiter um, so hat sich in allen anderen Fragen bisher nichts geändert.

- die Vollversammlungen müssen immer noch in der Mensa stattfinden, ebenso alle größeren Veranstaltungen!
- die Fernsehübertragungen finden nun meistens so statt, daß die 200 - 300 Mann-Vorlesungen entweder ganz ausfallen oder im Räumen stattfinden, in die normalerweise nur 80 Studenten hineinpassen!
- die angedrohte Plakatzensur ist nicht zurückgenommen!
- an der PH soll von seiten der Bürokratie ein reaktionäres - von der SPD-Regierung diktiertes - Tutorenprogramm duchgesetzt werden!
- es gibt immer noch keine Räume für fortschrittliche Studenten und ihre Organisationen an der PH!

Der Angriff der SPD-Regierung und der PH-Bürokratie auf uns Studenten und auf die Schulausbildung der Kinder der Werktätigen umfaßt weit mehr, als lediglich in einigen Seminaren Fernsehübertragungen einzuführen!

So zielt er doch einerseits darauf ab, innerhalb von 2 Jahren - möglichst ohne großen Widerstand von den Studenten - hier in Dortmund die Gesamthochschule zu errichten, in deren Satzung z.B. verankert werden soll, daß der AStA als Organ der Verfaßten Studentenschaft des politischen Mandats beraubt werden soll - als Kampfinstrument der Studenten praktisch zerschlagen wird! In deren Satzung desweiteren festgelegt werden soll (wie schon in Bonn bereits geschehen und praktiziert!), daß 'Agitation in Seminaren' 'ordnungsrechtlich' verfolgt werden kann, also von Hausverbot bis Relegation jede Maßnahme der politischen Disziplinierung per Hochschulsatzung verankert werden soll!

- Wenn also spätestens 1973 diese Satzung durch den Gesamthochschulrat erarbeitet werden soll,
- wenn jetzt bereits erste probeweise Maßnahmen durchgeführt oder auch nur angedroht werden (Raumverbot und Plakatzensur),
- wenn jetzt bereits die Verfaßte Studentenschaft eines wichtigen Teils ihrer Rechte beraubt ist, das Recht Vollversammlungen durchzuführen, ist durch das Fehlen eines geeigneten Versammlungsraumes erheblich beschnitten!
- wenn jetzt bereits die Hochschulbürokratie alle Anstrengungen unternimmt, um in den entscheidenden Gremien, z.B. der Abteilungskonferenz ihr reaktionäres Tutorenprogramm (in dem die Tutoren durch Seminarleiter eingesetzt werden sollen, in dem den Tutoren jedes Quentchen fachlicher Unabhängigkeit genommen wird), durchzupauken,

- WENN BEREITS IN BONN UND KÖLN DIE SPD-LANDESREGIERUNG UND DIE HOCHSCHULBÜROKRATIEN ZU DEN OFFENEN UND BRUTALEN MITTELN DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG GREIFEN:

- BERUFSVERBOT FÜR HANNES HEER!
- RAUSSCHMISS EINER FORTSCHRITTLICHEN GREMIENVERTRETERIN!
- PLAKATIERUNGS- UND RAUMVERBOT FÜR DEN KSV!
- PROZESSE GEGEN DIE FORTSCHRITTLICHEN STUDENTEN WEILAND UND FRITSCHE!

dann ist es hier an der PH bereits an der Zeit, die Maßnahmen, die von der SPD und Hochschulbürokratie an der PH geplant sind, gemeinsam abzuwehren,

UNSERE FORDERUNGEN, DIE WIR AUF DER 1. SSV GESTELLT HABEN, GEMEINSAM DURCHZUSETZEN!

SOFORTIGE ERRICHTUNG EINER BEHELFSBARACKE MIT 1 000 PLÄTZEN BIS ZUM 8. JANUAR FÜR VOLLVERSAMMLUNGEN UND GROSSE VORLESUNGEN!

BINDENDE ZUSAGE DER SPD-LANDESREGIERUNG BIS ZUM 10. DEZEMBER!

SOFORTIGE UND BEDINGUNGSLOSE BEREITSTELLUNG VON RÄUMEN FÜR ALLE FORTSCHRITTLICHEN STUDENTEN UND IHRE ORGANISATIONEN AN DER PH!

GEGEN DAS REAKTIONÄRE TUTORENPROGRAMM DER KULTUSMINISTERKONFERENZ UND SEINER ANWENDUNG AN DER PH!

FÜR VÖLLIGE FACHLICHE SELBSTÄNDIGKEIT DER TUTOREN!

KANN MAN ABER DIESE FORDERUNGEN ÜBERHAUPT DURCHSETZEN?

Wenn man dem MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) glauben will, dann allerdings nur so, indem man sich in die verschiedensten Gremien begibt und dort mit den entsprechenden Professoren Lösungen aushandelt und dabei auch Abstriche von unserem Programm macht.

Was dabei herauskommen wird, daß hat uns der MSB Spartakus schon einmal in Bochum gezeigt! Alle fortschrittlichen Organisationen an der RUB lehnten vor 2 Semestern die Arbeit in einem Uni-Parlament - das von einem Kommissar des Landes-Wissenschaftsministeriums als Schlichtungsvorschlag gegen die streikenden Studenten angeordnet wurde - ab; nur der MSB Spartakus war zur 'vertrauensvollen Zusammenarbeit' bereit und mauschelte auf dem Wege der Kompromisse und Zugeständnisse mit dem Staatskommissar gemeinsam eine neue, nicht weniger reaktionäre Satzung aus.

Demgegenüber:
Wie wir Erfolg haben werden, das lehren uns demgegenüber

- die Kämpfe der Berliner PH-Stundenten gegen ein reaktionäres Prüfungsrecht (die PH-Studenten streiken bereits seit 14 Tagen),
- die streikenden Fachhochschüler in NRW,
- Unsere 1. Vollversammlung, wo durch die Bereitschaft der Studenten ihre Forderungen durchzusetzen (die sich in der Vorlesungsagitation des auf die VV folgenden Tages manifestierte, als die durch die Vorlesungen gehende Gruppe auf zeitweise 50 aktiv beteiligte Studenten anwuchs), und dadurch die Hochschulbürokratie gezwungen wurde, die Fernsehveranstaltungen vorläufig abzusetzen.

Das zeigt deutlich, nicht Mauscheleien führen zum Ziel, sondern der von der Masse der Studenten getragene Kampf!

Zur Durchsetzung unserer Forderungen nach Räumen für fortschrittliche Studenten und ihre Organisationen und nach einer Großraumbaracke schlagen wir als ersten Schritt vor, daß wir gemeinsam nach der VV heute alle zur Sitzung des Sprecherrats um 16 Uhr gehen und folgende Resolution vorlegen:

Im ganzen Land NRW ist das SPD-Wissenschaftsministerium unter Rau in die Offensive gegangen. Überall werden reaktionäre Prüfungsordnungen eingesetzt, Studiengänge reglementiert und zu Mitteln wie innerem Numerus Clausus (NC,d.Vf.) gegriffen etc. Jedoch im ganzen Land haben die Studenten gezeigt, daß sie nicht bereit sind, diese Maßnahmen hinzunehmen. Die Demonstration der 10 000 Fachhochschüler in Düsseldorf war nur der Auftakt zu weiteren Kampfschritten.

In der Hoffnung, ihre reaktionären Maßnahmen reibungslos durchzusetzen zu können, greifen der Staatsapparat und seine Handlanger in den Unibürokratien zu dem Mittel der Verschärfung der politischen Disziplinierung fortschrittlicher Studenten und ihrer Organisationen. Berufs- (BV,d.Vf.), Plakatierungs- und Raumverbote sind an der Tagesordnung.

Die hier versammelten Angehörigen der PH Ruhr Abt. Dortmund wenden sich entschieden gegen diese Maßnahmen, und unterstützen daher die berechtigten Forderungen der PH-Studenten, wie sie in der Studentenvollversammlung verabschiedet worden sind.

Ein weiteres Kampfmittel ist die gezielte Agitation in den Lehrveranstaltungen von Dekan, Prodekan und Rektor, um ihre Hinauszögerungstaktik anzuprangern.

Kommillitonen, wir fordern euch zur Beteiligung an diesen weiteren Kampfmaßnahmen auf! Zeigen wir unsere Bereitschaft, für die Forderungen der 1.VV entschlossen einzutreten."
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:ohne Titel (Die PH-Bürokratie gestand …),o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972)

06.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.11.1972) kündigte für heute, 14 Uhr 15 in der Uni-Mensa eine studentische Vollversammlung (SV) der Abteilung Heilpädagogik (vgl. 2.11.1972) an, auf der als Haupttagesordnungpunkt die neue Satzung behandelt werden solle.

Befassen wolle man sich aber auch mit dem Umzug und:"
RAUMVERTEILUNG

Ebenfalls auf der nächsten SV wird der Punkt 'Raumverteilung nach dem Umzug' behandelt werden. Desgleichen in der nächsten AK (Abteilungskonferenz - vgl. S6.**.1972,d.Vf.).

Dabei geht es um die Frage, ob der AStA weiterhin unter unzulänglichen Bedingungen wird arbeiten müssen. Das heißt, daß er weiterhin nur einen Raum zur Verfügung hat, oder aber zwei, die zusammen die gleiche Quadratmeterzahl ergeben wie andernfalls der eine. Notwendig sind aber zwei Räume von jeweils ca. 20 qm. Wenn sich diese Forderungen nicht erfüllen lassen, wird es dem AStA unmöglich sein, alle seine Aufgaben mit der notwendigen Intensität wahrzunehmen. Der AStA sieht sich gezwungen, solche Maßnahmen der Hochschule, die seine Arbeit derartig behindern, im Zusammenhang mit der vom Minister geplanten Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.) zu stellen."

Zur Frage der neuen Klausurordnung, wie sie in Fachgruppe Psychologie (vgl. 29.11.1972, 7.12.1972) diskutiert wird, spricht sich die VV, lut AStA (vgl. 11.12.1972) mit großer Mehrheit gegen Neuerungen aus.
Q: DOS Nr.16 und 17,Dortmund o.J. (Nov. 1972) bzw. o.J. (Dez. 1972),S.5f bzw. S.12

06.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 11.12.1972) erstattet folgenden:"
BERICHT ÜBER DIE SITZUNG DES SPRECHERRATS AM 6.DEZ. 1972

Im Anschluß an die SSV fand am vergangenen Mittwoch eine Sitzung des Sprecherrats statt, der als vorbereitendes Gremium der Abteilungskonferenz (AK,d.Vf.) vorgeschaltet ist.

Um die in der SVV gefaßten Beschlüsse zum Tutorenprogramm, zur Frage der Zuweisung von Räumen für studentische Gruppen und zur Plakatierung nachdrücklich vertreten zu können und Öffentlichkeit herzustellen, forderte der ASTA die Studentenschaft auf, an dieser Sitzung teilzunehmen und stellte folgende Anträge zur Geschäfts- und Tagesordnung:

1. Beschluß des Sprecherrats auf Einberufung einer Sonderabteilungskonferenz am 14. oder 15.12. mit dem einzigen Tagesordnungspunkt 'Tutorenprogramm'.
2. Rederecht für alle anwesenden Studenten zu allen Tagesordnungspunkten der laufenden Sitzung.
3. Erweiterung der Tagesordnung um den Punkt 'Tutorenprogramm'.

Nach längerer Diskussion, in der die Wichtigkeit einer möglichst frühzeitigen und ausführlichen Befassung mit dem Tutorenprogramm eindringlich begründet wurde, konnte auf Druck der stud. Vertreter folgender Kompromiß erreicht werden:

Der Sprecherrat beschließt, den Punkt 'Tutorenprogramm' als TOP 1 OHNE ZEITBEGRENZUNG in der Abteilungskonferenz am 20.12. zu behandeln.

Der Antrag 2 (Einräumung des Rederechts) wird vom AStA mit der Notwendigkeit begründet, zu derart wichtigen TOPs auch den nicht im AStA vertretenen Studentengruppen die Möglichkeit zur Meinungsäußerung zu geben. Nach ausführlicher Erörterung nimmt der Sprecherrat diesen Antrag endlich mit 13 / 6 / 4 Stimmen an. Danach wird der Beschluß gefaßt, gem. Antrag 3 das Tutorenprogramm in die Tagesordnung aufzunehmen und zu beraten. In diesem Zusammenhang verliest der AStA-Vorsitzende die Resolution der SSV zum Tutorenprogramm und fordert dabei nachdrücklich die Errichtung einer Großraumbaracke bis 8.1.1973. Die Baracke soll für folgende Veranstaltungen zur Verfügung stehen: für studentische Großveranstaltungen (SVVs, Teach-ins etc.), für Plenumssitzungen der Tutorenseminare, für Massenveranstaltungen, die vorläufig noch nicht durch Tutoren abgedeckt werden können.

Unter dem Eindruck der Resolution und der kompromißlosen Haltung der stud. Vertreter beschloß der Sprecherrat schließlich folgende Stellungnahme:

'Der Sprecherrat unterstützt den Antrag der Studentenschaft, weil er der Auffassung ist, daß die Studentenschaft die Möglichkeit haben muß, eigene Großveranstaltungen durchzuführen.'

Auch beim TOP 5 (Plakatierung) zeigten sich wieder gravierende Unterschiede in den Auffassungen von Studentenschaft und Hochschulbürokratie.

Der Vorschlag, die Plakatierung aus psychologischen und ästhetischen Gründen auf die vorgesehene Anschlagflächen zu beschränken, wurde als Versuch der Einschränkung der freien Meinungsäußerung auf's schärfste zurückgewiesen.

Der Antrag der Studentenschaft, daß Plakate zu jeder Zeit an den Flächen im Foyer und an sämtlichen Metallwänden (mittels Tesakrepp) angebracht werden können, wird schließlich mit knapper Mehrheit (10 / 8 / 3) angenommen, während ein Erweiterungsantrag, mit der Forderung nach der Möglichkeit zur Plakatierung von Meinungsäußerungen jedweden Inhalts gegen die Stimmen der stud. Vertreter abgelehnt wird.

Diese Fakten sprechen für sich. Der AStA wird die Entwicklung sorgfältig beobachten, alle Versuche einer Zensur mit den notwendigen Gegenmaßnahmen beantworten und die Studentenschaft über alle weiteren Schritte in dieser Richtung ständig unterrichten.

Wir halten es für unsere Pflicht, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß die Vertreter von RCDS (der CDU,d.Vf.) und SLH trotz des eindeutigen Votums der SVV zu den anstehenden Problemen weder begründete Stellungnahmen abgaben noch sich an der Diskussion im Sinne dieses Votums beteiligten."
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.8f

07.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 11.12.1972) berichtet aus der Fachgruppe Psychologie (vgl. 29.11.1972):"
Die Vollversammlung am 6.12.1972 sprach sich mit großer Mehrheit gegen die Einführung neuer Verfahren in der Durchführung der Klausuren aus. Mit diesem Votum der Studentenvollversammlung gingen die studentischen Vertreter in die Fachgruppensitzung am 7.12.1972. Sie konnten durchsetzen, daß für die demnächst stattfindenden Klausuren die bisher geübte Praxis beibehalten wird. Das heißt, es müssen weder 25 Fragen beantwortet noch drei kleinere Aufsätze geschrieben werden.

Falls Fragen offen geblieben sind, wendet Euch bitte an die Studienreferenten des AStA bzw. an die studentischen Vertreter der Fächergruppe."
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.12

11.12.1972:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche an der PH Dortmund das vom Vietnamausschuss (VA des NVK der KPD) PH/Uni-Dortmund herausgegebene Flugblatt von einer Seite DIN A4 ohne presserechtlich Verantwortlichen:"
KOMMT ZUM TEACH-IN: 'ERZIEHUNGSWESEN IN DER DEMOKRATISCHEN REPUBLIK VIETNAM'

WAS BEDEUTET SOLIDARITÄT MIT DEM KAMPF DES VIETNAMESISCHEN VOLKES?

Gerade zur jetzigen Zeit ist es nach wie vor notwendig, die Protestbewegung gegen die US-Aggression in Vietnam und ganz Indochina weiter voranzutreiben.

Da die US-Imperialisten keineswegs aufhören, die Aggression fortzusetzen, und sich insbesondere weigern, das im Oktober veröffentlichte 9-Punkte-Abkommen ((vgl. 26.10.1972,d.Vf.) siehe Wandzeitung des Vietnam-Ausschusses in der PH-Eingangshalle) mit seinem Kernstück - dem sofortigen und bedingungslosen Abzug der US-Truppen - zu unterzeichnen, muß sich zur Zeit vor allem hiergegen unser Protest richten.

FÜR EINE SOLIDARITÄT DER TAT

Solidarität mit dem kämpfenden vietnamesischen Volk darf sich aber nicht nur auf der Ebene des Protestes bewegen, sie muß vielmehr zur praktischen Aktion werden. Das hängt nicht zuletzt davon ab, daß wir vom Kampf des vietnamesischen Volkes selbst lernen, daß wir lernen, wie das vietnamesische Volk den Kampf gegen die US-Imperialisten organisiert und was die Grundlage seiner großen Kampferfolge ist.

ERZIEHUNGSWESEN IN DER DRV: ORIENTIERUNGSPUNKT FÜR UNS ZUR ENTWICKLUNG UNSERER KAMPFPERSPEKTIVE

Zum Erziehungswesen in der DRV schreibt der 'Vietnam-Courier' (vgl. S1.**.19**,d.Vf.):
'25 Jahre lang haben Direktoren, Lehrer, Partei- und Jugendkader in den höheren Ausbildungseinrichtungen gemeinsame Anstrengungen unternommen, um der jungen Generation diese richtige Ausrichtung einzuschärfen: 'Lerne, um dem Vaterland und dem Volk zu dienen, lerne, um der revolutionären Sache des Volkes wirksam zu dienen'. Die vietnamesische Schule führt unsere Jugend von den Schulbänken und Hörsälen in die Fabriken, die Werkstätten und auf die Baustellen. Indem der Student an der Arbeit der werktätigen Massen teilnimmt und seinen Teil an der Produktion leistet noch bevor er die Schule verläßt, kann er in die Praxis umsetzen, was er in den Büchern gelernt hat, und sich mit Eifer und Enthusiasmus mit Studium und Forschung beschäftigen. Die Produktion und der Kampf des Volkes sind ein großes Prüfungsfeld für seine Fähigkeiten…'

Anhand der Art und Weise, wie in der DRV Erziehung und Wissenschaft in den Dienst des Volkes gestellt werden, können wir direkte Vergleiche zu unserer eigenen Ausbildungssituation ziehen.

Indem wir so erkennen, was die Grundlage für eine Ausbildung im Dienste des Volkes ist - die politische Macht des Volkes selbst - wird uns klarer, wie der Kampf im eigenen Land geführt werden muß, um imperialistische Ausbeutung und Unterdrückung zu beseitigen und gegenüber den unterdrückten Völkern praktische Solidarität zu üben.

DONNERSTAG, 14.12., 13 Uhr, RAUM 0.305"
Q: VA PH/Uni Dortmund:Kommt zum Teach-in 'Erziehungswesen in der demokratischen Republik Vietnam',o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972)

11.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich Anfang dieser Woche die Nr.17 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 1.12.1972, 15.12.1972) mit 15 Seiten DIN A 4 heraus.

Bekanntgegeben werden folgende regelmäßigen Termine:
Montags 18 Uhr Diskussionstreff der GEW-AG im AStA
Dienstags 20 Uhr 'Treff' ESG-Heim Lindemannstr.68
Mittwochs 18 Uhr Grundlagen der politischen Ökonomie - Mandel: Einführung in die marxistische Wirtschaftstheorie - Seminargruppe des PGH. ESG-Center
Mittwochs 20 Uhr Grundlagen der Bildungsökonomie - Aufsatz F. Huisken: 'Anmerkung zur Klassenlage der pädagogischen Intelligenz' - Seminargruppe des PGH. ESG-Center
Donnerstags 19 Uhr Arbeitskreis Heilpädagoggen Stockumer Str.325
Donnerstags 20 Uhr Politische Ökonomie. Schulung der GEW-AG. Ort: Werner Zenker/Königslow, DO-Barop, Mentlerstr.1

Der erste Artikel fordert:"
FÜR EIN FORTSCHRITTLICHES TUTORENPROGRAMM!

Im Rahmen der Hochschulreform wurde nun auch in Dortmund ein erster Schritt zur Errichtung einer Gesamthochschule unternommen (zum GHS-Entwicklungsgesetz empfehlen wir die nochmalige Lektüre von DOS Nr. 14 - im AStA erhältlich).

Vielen Kommilitonen, die sich durch den Umzug in die neue PH eine Verbesserung ihrer Studienbedingungen erhofft hatten, zeigte sich, daß dies nicht der Fall war. Nicht nur, daß die PH mitten in die Landschaft gesetzt wurde, fern von Wohnstätten und Kommunikationszentren, daß Hörsäle erst für 1975 vorgesehen waren und Studentenvollversammlungen in der Mensa (!) stattfinden müssen, weil keine geeigneten Räume für studentische Aktivitäten vorhanden sind etc., kennzeichnen die gegenwärtige Situation, sondern auch die Tatsache, daß die unhaltbare Überfüllung vieler Veranstaltungen trotz mannigfaltiger Versprechungen, daß im Neubau alles besser werde, bisher nicht aufgehoben wurde. Stattdessen wurden insbesondere die Studenten in den Einführungsveranstaltungen mit den neuen Pfaden der Hochschuldidaktik konfrontiert. Da in den größten Seminarräumen nur 120 Plätze vorhanden sind, viele Veranstaltungen aber bis zu 400 (!) interessierte Studenten aufweisen, wurden kurzerhand Fernseher in den anderen Räumen aufgestellt, um den betreffenden Studenten die Möglichkeit zu geben, 'ihren' Prof einmal live auf der Flimmerkiste erleben zu können.

Was steckt dahinter?

1. Mit dem Fehlen eines geeigneten Raumes für studentische Versammlungen setzt die Hochschulbürokratie einen ersten Meilenstein zur Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.) an der PH Dortmund. Da die verfaßte Studentenschaft im Zuge der neuen Hochschulgesetzgebung sowieso zerschlagen werden soll, um einen reibungslosen Ablauf des Ausbildungsbetriebs zu gewährleisten - wozu sollen da noch Räume für die Studenten zur Verfügung gestellt werden??!

2. Die Fernsehveranstaltungen ermöglichen es nicht nur, die Lehrinhalte UNDISKUTIERT und UNREFLEKTIERT in die Köpfe der Studenten einzutrichtern, sie ermöglichen es auch, Kosten zur Qualifizierung unserer Arbeitskraft einzusparen. Der Einsatz des Fernsehens ist bereits integraler Bestandteil der Rationalisierungstendenzen im Ausbildungssektor, die die Kosten für eine Ausbildungsreform im Interesse des Kapitals möglichst gering halten sollen, da jede Mark, die vom Standpunkt des Kapitals aus zuviel in die Ausbildung investiert wird, Kapital ist, das verschwendet wird und somit die Profitrate verkürzt.

DIE ANTWORT DER STUDENTEN:

Gleich auf der ersten SVV (vgl. 15.11.1972,d.Vf.) wurden die Konsequenzen und Probleme, die sich aus dem Umzug ergaben, diskutiert und eine Resolution verabschiedet, in der die umgehende Einrichtung einer Großraumbaracke gefordert wurde, die in erster Linie studentischen Angelegenheiten zur Verfügung stehen sollte. Um die Situation in den überfüllten Seminaren zu verbessern, wurde die Einstellung von bezahlten Tutoren gefordert und eine Arbeitsgruppe konstituiert, die die Aufgabe hatte, ein fortschrittliches Tutorenprogramm zu erarbeiten.

…UND DIE REAKTION DER HOCHSCHULBÜROKRATIE:

Um den Kampf der Studenten von vorneherein abzuwürgen, setzte die Hochschulbürokratie die Fernsehveranstaltungen kurzerhand ab, pferchte die Studenten in die zu kleinen Seminarräume und/oder vertröstete sie auf's nächste Semester. Doch wir dürfen nicht glauben, daß damit die Fernsehveranstaltungen für immer und ewig auf Eis gelegt worden sind. SIE KÖNNEN JEDERZEIT WIEDER EINGESETZT WERDEN, SOLANGE WIR KEINE ALTERNATIVE ERKÄMPFT HABEN (nach zuverlässigen Informationen sollen SPÄTESTENS mit Fertigstellung der GHS die Fernsehveranstaltungen zu einem Instrument der hiesigen Hochschulausbildung werden.)!

WARUM FüR EIN FORTSCHRITTLICHES TUTORENPROGRAMM KÄMPFEN? (…)

Über ein Tutorenprogramm haben sich allerdings nicht nur die Studenten an unserer PH, sondern auch die Kultusministerkonferenz (KMK,d.Vf.) Gedanken gemacht. Ihre Vorstellungen haben sie in den 'Richtlinien für die Durchführung der Tutorenprogramme der Länder' vom 27.5.1971 dargelegt und ausgeführt. Aufgabe DIESER Tutoren soll es sein 'dem Studenten innerhalb der Lehrveranstaltungen vor allem in den ersten Semestern in vermehrtem Umfange Unterricht in kleinen Gruppen zur intensiven Erarbeitung, Vertiefung und Ergänzung des Lehrstoffes anzubieten… Als Aufgabe der Tutoren kommen insbesondere im Betracht:

- Anleitung zum Studium
- Einführung in die Arbeit mit wissenschaftlicher Literatur
- Anleitung zur Technik des wissenschaftlichen Arbeitens
- Anleitung zum wissenschaftlichen Gespräch
- Anregung zur selbständigen Beschäftigung mit wissenschaftlichen Fachfragen
- Vertiefung und Ergänzung des in den Lehrveranstaltungen gebotenen Stoffes
- Vorbereitung auf den in künftigen Lehrveranstaltungen gebotenen Stoff (auch in der vorlesungsfreien Zeit)

Neben der Vermittlung von formalen Techniken sollen diese Tutoren nach dem Wunsch der Kultusbürokratie den Auftrag haben, den Lehrstoff zu INTENSIVIEREN und inhaltlich zu vertiefen. Bekanntlich ist dies in kleineren Gruppen nun eher möglich als in Großseminaren, wo der größte Teil der Studenten teilnahmslos herumsitzt und mehr oder weniger aufmerksam zuhört.

Welche Aufgabenstellung der Tutoren hier VÖLLIG unter den Tisch fällt - wohl nicht ganz zufällig - ist die KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG, die INHALTLICHE AUFBEREITUNG DES SEMINARSTOFFES.

Weiter heißt es in den Richtlinien des KMK:
'Der studentische Tutor nimmt seine Aufgaben unter Anleitung, Betreuung und Verantwortung eines Hochschullehrers wahr. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Vorkorrektur von Arbeiten seines Tutoriums.

Der studentische Tutor ist für die von ihm durchgeführten Tutorien gegenüber dem betreuenden Hochschullehrer verantwortlich' (Punkt 4b und 4c).

Somit wird dem Tutor eine Handlangerfunktion des Profs zugeordnet. Als studentischer Miniprof soll er - von den Wünschen und Interessen des Oberprofs abhängig - dessen Vorstellung von Pädagogik, Psychologie, Philosophie etc. den Studenten verbraten. Nicht uns, den Studenten, soll der Tutor verantwortlich sein für seine Tätigkeit, sondern seinem Herrn und Meister. Dementsprechend soll der Tutor nach den Vorstellungen der Kultusbürokraten auch nicht - entgegen unseren Vorschlägen - von den studentischen Interessenvertretern gewählt werden, sondern die nach Landesrecht zuständige Stelle bzw. die von ihr gewählte Kommission soll den Tutor wählen… und das sind in der Regel die Profs, die damit jeden mißbeliebigen Studenten von vornherein ausschalten können.

AUS DEM BISHER GESAGTEN LASSEN SICH VIER SCHLUSSFOLGERUNGEN ZIEHEN:

1. Die in trautem Einklang von SPD- und CDU-Ministern erarbeiteten Richtlinien entsprechen in keiner Weise unseren Interessen, sie stehen ihnen diametral entgegen.

2. Die Vorstellungen dieser Minister entsprechen dem Interesse des Kapitals nach maximaler Qualifikation bei gleichzeitigem Interesse, die Kosten für diese Qualifikation möglichst gering zu halten. Ein studentischer Tutor dürfte wohl kaum das Gehalt eines Profs bekommen (siehe dagegen den entsprechenden Punkt UNSERES Tutorenprogramms!)!

3. Die Richtlinien ermöglichen es, fortschrittliche, d.h. an den Interessen der Studenten und der arbeitenden Bevölkerung orientierte Tutoren zu disziplinieren.

4. Somit reihen sich diese Richtlinien ein in die ganzen Maßnahmen wie HRG, GHEG etc., mit dem Ziel, den Ausbildungssektor den Bedürfnissen einiger Weniger entsprechend umzustrukturieren.

Der Kampf gegen diese Richtlinien ist notwendig und muß im Zusammenhang mit diesen Gesetzen gesehen werden!

Obwohl die Richtlinien der KMK bald verwirklicht werden sollen, haben sie BISHER NOCH KEINE GÜLTIGKEIT. DAS HEISST FÜR UNS KONKRET, DASS DER KAMPF FÜR UNSER TUTORENPROGRAMM NOCH GEFÜHRT WERDEN KANN UND GEFÜHRT WERDEN MUSS!

WIE DEN KAMPF FÜHREN?

Sowohl die Erfahrungen mit der Arbeit in den Gremien (Fächergruppe, Sprecherrat etc.) generell, als auch die jetzige Arbeit zur Durchsetzung des Tutorenprogrammes zeigen, daß es nicht möglich ist, GRUNDLEGENDE INTERESSEN DER STUDENTEN durchzusetzen ohne eine breite Solidarität und Mobilisierung der Studenten. Nur gemeinsam und nicht im individuellen Kampf in den Gremien wird uns das möglich sein.

GEMEINSAM SIND WIR STARK!
BETEILIGT EUCH AN DEN AKTIONEN DES ASTA!
KOMMT ZUR FÄCHERGRUPPENSITZUNG AM 13.12. UM 16 UHR, Raum 1.211!
AUF DER FÄCHERGRUPPENSITZUNG SOLL DEN FORDERUNGEN DER STUDENTEN NACHDRUCK VERLIEHEN WERDEN!
KOMMT ZUR ABTEILUNGSKONFERENZ AM 20.12."

Es folgen ein "Entwurf eines Tutorenprogramms" (vgl. 29.11.1972), zwei Resolutionen der SVV vom 15.11.1972 zur Mensa bzw. zur politischen Unterdrückung und Berichte über die Sitzung des Sprecherrats (vgl. 6.12.1972), der Fächergruppe I (vgl. 29.11.1972) und der Fachgruppe Psychologie (vgl. 29.11.1972, 7.12.1972) sowie vom Studentenwerk Dortmund (StW - vgl. 4.12.1972).

In einem weiteren Artikel heißt es:"
SANIERUNGSWOHNUNGEN IN DORSTFELD

Der AStA berichtete in der letzten DOS über den Stand der Diskussion zwischen dem Studentenwerk und der Treuhand bzw. der Stadt Dortmund.

Um weitere Aktionen von seiten des AStA einleiten zu können, soll nun eine Umfrage gemacht werden.

Studenten, die bisher eine Bude unter unzumutbaren Zuständen und Bedingungen bewohnen, bzw. noch eine suchen und Wohngemeinschaften, die noch größere Wohneinheiten brauchen, sollen sich an den AStA oder das Sozialreferat wenden.

Das Sozialreferat wird eine Liste zusammenstellen, in die alle wohnungssuchenden Studenten unter Berücksichtigung ihrer Wohnbedürfnisse aufgenommen werden sollen.

Mit dieser Kurzanalyse, die aus diesen Ausgaben erstellt werden soll, wird der AStA den Forderungen der Studenten nach mehr Wohnraum im Studentenwerk Nachdruck verleihen und die Verhandlungen zu beschleunigen wissen.

Allein die Chance, kurzfristig genügend Wohnraum zu vernünftigen sprich tragbaren Mieten zu bekommen, sollten wir uns durch das StW nicht nehmen lassen.

KOMMT DESHALB IN DEN ASTA UND TRAGT EUCH IN DIE WOHNUNGSLISTE EIN!"
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972)

13.12.1972:
Der PGH an der PH Dortmund berichtet von der heutigen Vollversammlung:"
BESCHLUSS DER SV VOM 13.12.1972:

Die SV möge beschließen:
Die Studentenschaft lehnt die 'Beschlußvorlage für die Fachbereichsversammlung am 13.12.1972 zur Verbesserung des Lehrangebots' ab.
Die Studentenschaft stützt sich dabei auf das von der SV am 29.11.1972 verabschiedete Tutorenprogramm.

Dieses Tutorenprogramm beinhaltete als grundlegende Punkte:
1. Es dürfen nur studentische Tutoren eingesetzt werden.
2. Die Tutoren arbeiten selbständig.
3. Die Tutoren werden von den studentischen Vertretern der Fachbereiche gewählt.

DIE SV BINDET DIE STUDENTISCHEN VERTRETER DER FÄCHERGRUPPE I AN DIE BESCHLÜSSE DER VOLLVERSAMMLUNG VOM 29. 11.'

Diese Resolution wurde einstimmig auf der SV verabschiedet."
Q: PGH-Info Alle haben gelernt,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972),S.1

13.12.1972:
An der PH Dortmund erstattet der PGH (vgl. 14.12.1972) folgenden:"
BERICHT ÜBER DIE FACHBEREICHSVERSAMMLUNG DER FÄCHERGRUPPE I AM 13.12.1972

Der Fächergruppe lagen vor:
1. Das Tutorenprogramm der Studentenschaft, beschlossen auf der SV am 29.11.1972 und bestätigt auf der SV vom 13.12.1972 (siehe DOS 17 (vgl. 11.12.1972,d.Vf.)).

2. Tutorenprogramm einer Gruppe von Lehrenden (siehe Anlage), ABGELEHNT durch die oben aufgeführte Resolution der SV.

Auffällig war, daß viele Kommilitonen dem Aufruf der SV folgten, an der Sitzung teilzunehmen.

- Die Diskussion konzentrierte sich hauptsächlich auf die Frage QUALIFIKATIONSNACHWEIS und auf den WAHLMODUS der Tutoren (siehe Punkte 1.1.2., 1.2.3., 1.4 und 1.2.1, 1.2.2., 1.2.3.).
Diesen Ausführungen aus der Vorlage der Lehrenden stand das klare Votum der Studenten gegenüber: vgl. studentisches Tutorenprogramm Punkt 3.

Die studentischen Tutoren werden in den Fächergruppen von den studentischen Vertretern gewählt.

Voraussetzung für die Wahl zum studentischen Tutor ist ein mindestens 3-semestriges Studium in dem betreffenden Fach und die Vorstellung des Bewerbers in einer öffentlichen Diskussion innerhalb des Fachbereichs. Die Tutorenstellen werden grundsätzlich hochschulöffentlich ausgeschrieben.

Bei den Lehrenden zeigte sich bisher keine Kompromißbereitschaft; sie zogen sich immer wieder hinter die Richtlinien der KMK (Kultusministerkonferenz) zu einem Tutorenprogramm zurück, obwohl diese Richtlinien in keiner Weise verbindlich sind (es fehlt der Erlaß des Kultusministers von NRW).

Die studentischen Vertreter gingen mit der Erwartung in die FG-Versammlung, zu ihrem Programm eine klare Stellungnahme zu erhalten; einzige Antwort auf der Seite der Assis und Profs:
Unser Votum ist die Beschlußvorlage für die Fachbereichsversammlung! …

Zitate von Lehrenden aus der Fachbereichsversammlung:
- 'Tutoren schaden dem Mittelbau'
- 'Wissenschaft ist Trennung von Form und Inhalt.'
- 'In den Fächergruppen der fachdidaktischen Fächer kann man, im Gegensatz zu den Grundwissenschaften, durch Diskussion nichts erreichen; DORT braucht man Sachkompetenz.'
- 'wie kann ich mich gegen Tutoren wehren?'"

Bei dem von studentischer Seite auf der heutigen VV abgelehnten Dokument handelt es sich um eine von den Lehrenden Baer, Becker, Bosch, Brüne, Cloer, Heiland, Hülshoff, Konrad, Krause, Krohmann, Rolff und Vogt vorgelegte:"
BESCHLUSSVORLAGE FÜR DIE FACHBEREICHSVERSAMMLUNG AM 13.12.1972 ZUR VERBESSERUNG DES LEHRANGEBOTS

Die Mitglieder des Fachbereichs I sehen die Schwierigkeiten, die durch die räumlichen und personellen Verhältnisse in den Lehrveranstaltungen z.T. gegeben sind. Einige Seminarveranstaltungen sind in besonderer Weise betroffen; daneben gibt es kleine und kleinste Seminare, in denen günstige Gesprächssituationen bestehen. Um die in den großen Seminaren vorhandenen Schwierigkeiten auszuräumen, wird vorgeschlagen:

1. Einrichtung von studentischen Tutorien
2. Aufteilung von Großseminaren in Kleingruppen mit wechselnden studentischen Gesprächsleitern
3. Heranziehung von Stipendiaten (gem. Paragraph 9 GFG vom 2.9.1971) zu Tutorentätigkeit auf freiwilliger Basis
4. Vermehrte Vergabe von Unterrichtsaufträgen
5. Vermehrte Vergabe von Lehraufträgen
6. Beantragung neuer Planstellen
7. Verbesserte Planung und Koordination der Lehrangebote

Der Fachbereich I befürwortet die Einstellung von bezahlten studentischen Tutoren.

Unter Berücksichtigung der weiter unten angeführten hochschuldidaktischen Überlegungen schlägt der Fachbereich I vor:

1. Bei STUDENTISCHEN TUTOREN handelt es sich nach dem Beschluß der KMK vom 27.5.1972 'um fachlich qualifizierte Studenten, die in dem betreffenden Fach eine Vor- oder Zwischenprüfung erfolgreich abgelegt oder vergleichbare Studienleistungen nachgewiesen haben'.

1.1.1. Als Leistungen in diesem Sinne erkennt die FbV an:
Erstes Staatsexamen oder Vordiplom oder Absolvierung des Erziehungswissenschaftlichen Begleitstudiums oder qualifizierte Teilnahme an zwei Seminaren.

1.1.2. Die Auswahl der studentischen Tutoren erfolgt sachbezogen im Hinblick auf die Thematik von bestimmten Lehrveranstaltungen des jeweils kommenden Semesters, bei denen entweder mit einem großen Interesse der Studenten gerechnet werden kann, oder die unabhängig von der Teilnehmerzahl als Projekt- bzw. Gruppenseminare geplant werden.

Die Präzisierung der Aufgaben erfolgt im Rahmen der Grobplanung für die jeweilige Lehrveranstaltung.

1.1.3. Kein Seminarleiter darf genötigt werden, Tutoren in seinem Seminar mitarbeiten zu lassen.

Studentische Tutoren sollen keine Pflichten des Seminarleiters übernehmen müssen.

1.1.4. Gemäß der o.g. KMK-Vereinbarung werden studentische Tutoren 'in der Regel jeweils für ein Semester', insgesamt 'höchstens für 3 Semester beschäftigt. Die Arbeit der Tutoren in den Gruppen soll im Regelfall 2 bis 4 Wochenstunden' nicht überschreiten.

1.2. BERUFUNG DER STUDENTISCHEN TUTOREN

1.2.1 Der Fb. I bildet eine mit 6 Personen drittelparitätisch besetzte Tutorenkommission, die alle Fragen im Zusammenhang mit Lehr- und Unterrichtsaufträgen und Tutorien behandelt und für die Verabschiedung in der Fb-Versammlung vorbereitet. Dazu gehört beispielsweise: Überprüfung der Qualitäten der Bewerber, Koordination der verschiedenen Anträge, Anregung der Ausarbeitung von Grundsätzen für den Einsatz von Tutoren, Initiierung von Tutorentraining, Herbeiführung eines Erfahrungsaustausches innerhalb des Fb und der Abteilung im Semester und danach.

1.2.2. Der Ausschuß amtiert jeweils für ein Jahr.
(Einer der Autoren dieser Beschlußvorlage schloß sich in Bezug auf die Zusammensetzung der Kommission dem Senatsvotum vom 17.1.1972 an, wonach die Kommission 'zu gleichen Teilen mit Studenten und Lehrenden zu besetzen' ist.)

1.2.3. Der Seminarleiter schlägt der unter 1.2.1. genannten Kommission Studenten vor, bzw. die Studenten wenden sich an die Kommission oder an den Seminarleiter. Die Qualifikation der Studenten für die jeweilige Aufgabe ist nachzuweisen. Nur im Einvernehmen von Ausschuß und jeweiligem Seminarleiter können in den betreffenden Seminaren studentische Tutoren eingesetzt werden.

1.3. FINANZIERUNG DER ARBEIT STUDENTISCHER TUTOREN

Für die Arbeit der studentischen Tutoren sollte eine angemessene Vergütung gezahlt werden, deren Höhe sich nach der Wochenstundenzahl der Gruppe und dem zugeordneten Zeitaufwand für Beratungen etc. richtet.

1.3.1. Die Einrichtung von Tutorien darf auf keinen Fall zur Einsparung von im Stellenplan ausgewiesenen Planstellen führen; daher sollen studentische Tutoren nicht aus laufenden Haushaltsmitteln finanziert werden.

1.3.2. Um die nötigen Mittel für die Finanzierung des Tutorenprogramms so kurzfristig wie möglich beschaffen zu können, beantragt der Fb I bei der Abteilungskonferenz am 20.12.1972 einen ad-hoc-Ausschuß einzusetzen, der drittelparitätisch aus allen Fachbereichen zusammengesetzt ist. Dieser Ausschuß soll prüfen, ob und in welcher Weise Mittel des Landes und/oder aus dem Tutoren-Versuchs-Programm der VW-Stiftung bereitgestellt werden können. Als Gegenstand eines Versuches mit Tutoren an der PH Ruhr, Abteilung Dortmund empfiehlt die FbV I:

Das Erlernen von gerade im Lehrerausbildungsbereich relevanten Team-teaching-Veranstaltungen und der Simulation der Lehrer-Rolle in der differenzierten Kleingruppenarbeit.

1.4. LEISTUNGSNACHWEISE

Im Rahmen der geltenden APO kann eine erfolgreiche Tutorentätigkeit als Leistungsnachweis oder qualifizierter Seminarschein vom Seminarleiter anerkannt werden.

1.5. AUFGABEN DER TUTOREN

Aus dem Katalog möglicher Aufgabenbereiche für Tutoren erscheinen folgende als besonders vordringlich:

1.5.1. LEITUNG VON ARBEITSGRUPPEN im Rahmen überfüllter Seminare.
Im Hinblick auf diese Aufgabe sind folgende Verfahrensaspekte zu beachten:

1.5.1.1. METHODISCHE ASPEKTE: Die durch die Seminare bezielte Thematik wird in Zusammenarbeit mit dem Seminarleiter in Teilbereiche bzw. Problemansätze differenziert und von den Tutorengruppen im arbeitsteiligen Verfahren erarbeitet, in Arbeitspapieren (Literaturauszügen, Referaten u.a.) fixiert, kritisch reflektiert und diskutiert. Die Arbeitspapiere und Diskussionsergebnisse werden von allen dem Seminar zugeordneten Gruppen ausgetauscht und in Plenumssitzungen diskutiert. Vorbereitende und begleitende Beratungen der Tutoren mit den Dozenten sind erforderlich.

Effektivitätskontrolle der Gruppen ist neben der Diskussion der Arbeitspapiere auch durch schriftliche Tests möglich, deren Lernzielkatalog und Termine gemeinsam von allen Beteiligten bestimmt werden.

1.5.1.2. MÖGLICHE LERNZIELE (FUNKTIONSZIELE):
Neben inhaltlichen und methodischen Aspekten ist eine lernzielorientierte Funktion der Tutorien zu bedenken, die je nach der Thematik und Gruppenstruktur verschieden akzentuiert sein kann. Aus einer Vielzahl möglicher Ziele (Funktionen) seien hervorgehoben:
- AKTIVIERUNG DER GRUPPENTEILNEHMER (Abbau von Hemmmungen, Motivierung zu Mitsprache und Diskussion, zu selbständiger Arbeit etc.
- ANREGUNG UND ÜBUNG KRITISCHEN UND SELBSTÄNDIGEN DENKENS (Unterscheidung logischer und dialektischer Denkweise, Sachbezug, Ideologiekritik, Sprachprobleme etc.)
- FÖRDERUNG VON KOMMUNIKATION UND KOOPERATION
- INFORMATION ÜBER GRUNDWISSEN
- DISKUSSION VON INHALTEN, THEMEN, THESEN
- EINÜBUNG IN ARBEITSTECHNIKEN
- Kompensatorische Ziele (Ausgleich von Lücken, Integration bei unterschiedlicher Leistungsstruktur der Gruppe etc.)

Weitere Aufgaben studentischer Tutoren, bei denen die unter 1.5.1.1. und 1.5.1.2. genannten Aspekte analog berücksichtigt werden müssen, sind:

1.5.2. STUDIEN- UND EINFÜHRUNGSHILFE FÜR ANFANGSSEMESTER in Proseminaren (Technik wissenschaftlichen Arbeitens, Materialsammlung, Literaturbeschaffung, Erstellung von Protokollen, Hilfe bei der Anfertigung von Referaten etc.)

1.5.3. PRAKTIKUMSVORBEREITUNG (Ergänzung der theoretischen Grundlegung durch Erfahrungswissen aus dem Blockpraktikum, Einbringung allgemein- und fachdidaktischer Aspekte) Diese Tutorengruppe sollte entsprechend dem Wahlfach und dem Stufenschwerpunkt organisiert werden und unbedingt selbst die Blockpraktika absolviert haben.

1.5.4. PRÜFUNGSVORBEREITUNG (Hilfe bei der Zusammenstellung von Prüfungsschwerpunkten, Literaturauswahl, Wiederholung von Grundbegriffen, Simulation von Prüfungsgesprächen etc.)

1.5.5. FREMDSPRACHENÜBUNG (Übersetzungs- und Konversationsübung, insbesondere für ausländische Kommillitonen u.a.)

1.5.6. LEITUNG VON ÜBUNGSGRUPPEN IM BEREICH VON MATHEMATIK UND NATURWISSENSCHAFTEN (Gemeinsame Lösung bzw. Erklärung mathematischer Aufgaben, Hilfe zum Arrangement naturwissenschaftlicher Versuche und Versuchsreihen etc.)

1.5.7. LEITUNG VON ÜBUNGSGRUPPEN IN ANDEREN FACHDIDAKTISCHEN BEREICHEN

1.5.8. EINFÜHRUNG IN MEDIENTECHNISCHE PROBLEME (Umgang mit technischen Medien und Einrichtungen, Arbeit mit Unterrichtsprogrammen, Arbeit im Sprachlabor etc.)

2. AUFTEILUNG VON GROSSEMINAREN IN KLEINGRUPPEN MIT WECHSELNDEN STUDENTISCHEN GESPRÄCHSLEITERN

2.1. Lehrveranstaltungen sind grundsätzlich so zu konzipieren, daß eine generelle Verknüpfung von inhaltlichem und sozialem Lernen ermöglicht und Tendenzen einer Selbstorganisation des Studiums unterstützt werden. Von daher ist eine Beteiligung der Studenten an der Planung und Durchführung von Seminaren, Übungen und Kolloquien unerläßlich.

2.1.1. Große Seminare sollten - wie bereits vielfach üblich – in Arbeitsgruppen aufgeteilt werden, die von Zeit zu Zeit zu 'Plenarsitzungen' zusammengefaßt werden. Dabei ist es wünschenswert, möglichst vielen Studenten die Gelegenheit zu geben, durch die WAHRNEHMUNG VON GESPRÄCHSLEITER-FUNKTIONEN sich in soziale Arbeitsformen und in Verfahren, andere dazu anzuleiten, einzuüben. Dies bedeutet, daß ein häufiger Wechsel des Gesprächsleiters gewährleistet werden muß.

Dadurch wird ein Abbau leiter-zentrierter Einstellungen und die Entwicklung eines die Selbst- und Mitbestimmung des Einzelnen vorbereitenden sozialen Lernens in Gruppen befördert.

2.1.2. Eine gruppendynamisch reflektierte Seminararbeit setzt voraus, daß der Seminarleiter zusammen mit den studentischen Gesprächsleitern die jeweils anstehende Gruppenarbeit vorbereitet.

3. HERANZIEHUNG VON STIPENDIATEN GEM. PARAGRAPH 9 DES GRADUIERTEN-FÖRDERUNGS-GESETZES VOM 2.9.1971 ZU TUTORENTÄTIGKEIT AUF FREIWILLIGER BASIS

4. VERMEHRTE VERGABE VON UNTERRICHTSAUFTRÄGEN

4.1. Der Fb. I beantragt wie bisher die BERUFUNG VON UNTERRICHTSBEAUFTRAGTEN, die auch in Tutorenfunktion tätig sein können.

4.2. Qualifizierte Kandidaten für Unterrichtsaufträge lassen sich aus dem Kreis der hochschulverbundenen Lehrer und berufstätigen Diplom-Pädagogen gewinnen. Damit wird zugleich die Forderung nach engerer Bindung der Praxis an die Theorie berücksichtigt. Die Integration der 1., 2. und 3. Phase der Lehrerausbildung wird dadurch gefördert. Außerdem vergrößert sich der Kreis qualifizierter Mentoren für die Durchführung der Schul- und Wahlpraktika.

4.3. Die Auswahl der Unterrichtsbeauftragten erfolgt analog der Auswahl von studentischen Tutoren (vgl. 1.1.2, 1.2.1 und 1.2.2.)

5. VERMEHRUNG VON LEHRAUFTRÄGEN

Das Lehrangebot des FB ist wie bisher durch LEHRAUFTRÄGE zu erweitern, die im Hinblick auf bestimmte Themenstellungen nach dem üblichen Qualifikationsverfahren an dafür geeignete Personen zu vergeben sind.

6. BEANTRAGUNG NEUER PLANSTELLEN

Der Fb. I fordert den Senat der Pädagogischen Hochschule Ruhr auf, sich um NEUE PLANSTELLEN zu bemühen, damit das Lehrangebot erweitert werden kann.

7. VERBESSERTE PLANUNG UND KOORDINATION DER LEHRANGEBOTE

Durch eine verbesserte Planung und Koordination der Lehrangebote soll erreicht werden, daß möglichst wenige Großveranstaltungen zustandekommen."

Zu diesem Text gibt es auch noch Änderungs- bzw. Ergänzungsanträge (vgl. 16.12.1972).

Zum Besuch der Versammlung rief auch der AStA der PH (vgl. 11.12.1972) auf.
Q: DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.5; PGH-Info Alle haben gelernt,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972),S.1 und 3ff; Baer, Becker, Bosch u.a.:Beschlußvorlage für die Fachbereichsversammlung am 13.12.1972 zur Verbesserung des Lehrangebots,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972)

14.12.1972:
An der PH Dortmund soll, laut AStA (vgl. 13.11.1972), eine Palästina-Veranstaltung stattfinden.
Q: DOS Nr.15,Dortmund o.J. (13.11.1972),S.6

14.12.1972:
Vermutlich an der PH Dortmund will der Vietnamausschuss PH/Uni-Dortmund des NVK der KPD um 13 Uhr ein Teach-in "Erziehungswesen in der Demokratischen Republik Vietnam" (DRV) im Raum 0.305 durchführen, zu der u.a. mit einem Flugblatt (vgl. 11.12.1972) eingeladen wurde.
Q: VA PH/Uni Dortmund:Kommt zum Teach-in 'Erziehungswesen in der demokratischen Republik Vietnam',o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972),S.1

14.12.1972:
Vermutlich heute oder morgen erscheint an der Dortmunder PH ein 'PGH-INFO' mit 7 Seiten DIN A 4 unter der Überschrift:"
'ALLE HABEN GELERNT' (Hülshoff)
WIR AUCH!"

Berichtet wird von der studentischen Vollversammlung am 13.12.1972 und der Fachbereichsversammlung der Fächergruppe I am selben Tag, dokumentiert wird eine Beschlußvorlage für die Fachbereichsversammlung. Weiter ausgeführt wird:"
Der Vorwurf, die Studenten seien nicht kompromißbereit gewesen, trifft nicht zu, da diese ein imperatives Mandat aus der SV hatten und von diesem nicht abweichen konnten.

Andere Voten oder eine Veränderung des Programms können die studentischen Vertreter in der FG nicht vornehmen ohne vorherige Diskussion mit der Studentenschaft.

DAHER FORDERN WIR:
- am Dienstag, den 19.12.1972 um 12 Uhr eine AUSSERORDENTLICHE SV einzuberufen.
- alle Studenten auf, am Mittwoch, den 20.12.1972 in die Abteilungskonferenz zu kommen, da dort unter TOP 1 laut Beschluß der Fachbereichsversammlung beide Tutorenprogramme behandelt werden (Zeit und Ort werden noch bekanntgegeben)".
Q: PGH-Info Alle haben gelernt,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972)

15.12.1972:
Vermutlich Ende dieser Woche gibt der AStA der PH Dortmund eine Sonderausgabe seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 11.12.1972, 15.1.1973) mit 13 Seiten DIN A 4 unter dem Titel "Dokumentation Heidelberg" heraus.

Enthalten ist als Hauptbeitrag eine "Chronologie des AStA-Heidelberg", womit vermutlich der dortige Uni-AStA gemeint ist. Eingegangen wird darin auf die Vorgänge an der Uni Heidelberg (vgl. 13.11.1972, 7.12.1972).

Die Dokumentation wird ergänzt durch Artikel aus der Frankfurter 'Abendpost' vom 7.12.1972 sowie der WAZ vom 7. und 8.12.1972. Angekündigt wird die Rektorenwahl an der Uni Heidelberg (vgl. 18.12.1972).

Verbreitet wird auch eine Einladung der "vietnamesischen Studenten in Dortmund" (vgl. 22.12.1972).
Q: DOS Dokumentation Heidelberg,Dortmund o.J. (Dez. 1972)

16.12.1972:
An der PH Dortmund formulieren Prof. Dr. Pfaff und Dipl.-Päd Ulrich Baer folgende:"
ÄNDERUNGS- BZW. ERGÄNZUNGSANTRÄGE ZUR ABTEILUNGSKONFERENZ AM 20.12.1972, TOP 1. BEZUG: TISCHVORLAGE DER LEHRENDEN ZUM TUTORENPROGRAMM (vgl. 13.12.1972,d.Vf.)

ZU 1.1.1.
Statt 'qualifizierte Teilnahme' soll es heißen: 'erfolgreiche Teilnahme'.

ZU 1.2.1
Neue Formulierung für den Anfang des ersten Satzes:
'Der Fachbereich bildet eine mit 8 Personen (4 Studenten, 4 Lehrende des Fachbereiches) besetzte Tutorenkommission…'

ZU 1.2.3
Der zweite Satz ('Die Qualifikation… nachzuweisen.') ist zu streichen und durch folgende Formulierung zu ersetzen: 'Nach der Veröffentlichung der Seminarthemen geben interessierte Tutoren-Bewerber bei der Tutorenkommission (a) die Nachweise für ihre formale Qualifikation (siehe Punkt 1.1.1.) ab und machen (b) Angaben über zwei zu einem Seminarthema gelesene Texte. Die Tutorenkommission prüft in Zweifelsfällen, ob die Angaben hinreichen.'

ZU 1.4.
Der Punkt wird gestrichen.

ZU 1.5.1.1.
Der letzte Satz ('Effektivitätskontrolle… bestimmt werden.') wird gestrichen.

ANTRAG AUF ERGÄNZUNG
Als Punkt 1.1.5. soll ergänzt werden:
'Der Leiter von Seminaren mit Tutoren ist verpflichtet, rechtzeitig die Feinplanung der Veranstaltung mit den Tutoren zusammen vorzunehmen.'"
Q: Prof. Dr. Pfaff, Dipl.-Päd. Ulrich Baer:Änderungs- bzw. Ergänzungsanträge zur Abteilungskonferenz am 20.12.72, TOP 1. Bezug: Tischvorlage der Lehrenden zum Tutorenprogramm,o.O. (Dortmund) 16.12.1972

18.12.1972:
Heute sollte der Umzug der Heilpädagogischen Abteilung der PH Ruhr in Dortmund vom Universitätsgelände in die Gebäude der alten PH an der Kreuzstraße erfolgen.
Q: DOS Nr.16 und Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Nov. 1972) bzw. o.J. (Apr. 1973),S.5 bzw. S.10

18.12.1972:
Im Senat der PH Ruhr wird eine Einschreibungsordnung verabschiedet, die die mögliche Einführung des NC beinhaltet.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Sondernummer,Dortmund 3.4.1973,S. 1ff.; NC-Ausschuß:Einschreibungsordnung verankert NC!,o.O. (Dortmund) o.J. (Apr. 1973)

18.12.1972:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint an der PH Dortmund eine 'PGH-Information' mit 4 Seiten DIN A 4 ohne Impressum:"
Auf Grund der mangelhaften räumlichen und personellen Ausstattung der PH beschloß die Studentenschaft auf ihrer Vollversammlung die Forderung nach bezahlten studentischen Tutoren. Bei der Konkretisierung des Programms ergaben sich folgende unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der Wahl der Tutoren:
- Die GEW/Spartakus (MSB der DKP,d.Vf.):
Wahl soll durch ein halbparitätisch besetztes Gremium erfolgen.

- Der PGH stützte sich auf den Beschluß der SV, daß die Tutoren von Studenten gewählt werden sollen.

Bei der anschließenden Abstimmung stellte sich die SV mit eindeutiger Mehrheit hinter die Forderungen des PGH. Durch diesen Beschluß sprach sie sich entschieden gegen die Preisgabe studentischer Interessen aus, wie sie in den Richtlinien zum Tutorenprogramm der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Ausruck kommen. So sah sich auch der MSB Spartakus gezwungen, seine kompromißlerischen Positionen aufzugeben und sich an die vom PGH vorgelegte und von der SV angenommenen Resolution aufzuhängen.

Die Kommillitonen von der 'Gruppe Rote Fahne, Berlin' (KSV (der KPD,d.Vf.)) hielten ihre Erfahrungen im Anführen Berliner studentischer 'Massenbewegungen' für ausreichend, um in der Tutorensache außer einigen langatmigen Diskussionen die Hände in den Schoß zu legen.

Das studentische Interesse manifestierte sich in den drei Hauptforderungen:
- 1. Es dürfen nur studentische Tutoren eingesetzt werden.
- 2. Die Tutoren arbeiten selbständig.
- 3. Die Tutoren werden von den studentischen Vertretern in den Fachbereichen gewählt.

Auf der darauf folgenden Versammlung des Fachbereichs I versuchten die Professoren Zeit zu gewinnen und vertagten die Sitzung.

Auf der nächsten Sitzung legten sie dann ein eigenes Programm vor (Aus dem Inhalt: 'Die letzte Entscheidung über die Annahme der Tutoren liegt beim Seminarleiter, Qualifikation siehe PGH-Info zur Tutorenfrage (vgl. S2*.1*.1972,d.Vf.). Die studentischen Vertreter gingen mit der Erwartung in die Versammlung, zu ihrem Programm eine klare Stellungnahme zu erhalten; einzige Antwort von seiten der Assis und Profs: Unser Votum ist der vorliegende Entwurf der Lehrenden.

Bei den Lehrenden zeigte sich bisher keine Kompromißbereitschaft, sie zogen sich immer wieder hinter die Richtlinien der KMK zu einem Tutorenprogramm zurück, obwohl diese Richtlinien in keiner Weise verbindlich sind. Auch als fortschrittlich geltende Dozenten und Assistenten z.B. Rolff und Baer zogen sich zurück hinter Positionen, wie sie vertreten werden von reaktionären Profs. (z.B. Vogt und Brüne) und stellten sich damit eindeutig gegen die studentischen Interessen.

Der Vorwurf, die Studenten seien nicht kompromißbereit gewesen, trifft nicht zu, da diese ein imperatives Mandat aus der SV hatten und von diesem nicht abweichen konnten und wollten. Andere Voten oder eine Veränderung des Programms können die studentischen Vertreter in der Fächergruppe nicht vornehmen ohne vorherige Diskussion mit der Studentenschaft.

Am kommenden Mittwoch findet um 15 Uhr im Raum 3.310 eine öffentliche Abteilungskonferenz statt, auf die das Tutorenprogramm von der Fachbereichsversammlung verwiesen wurde. Aus diesem Grunde findet vorher um 13 Uhr eine SV statt, auf der verschiedene Vorschläge zur Sprache kommen werden.

Der PGH wird weiterhin konsequent die Interessen der Studenten vertreten.

Eine positive Stellungnahme der Abteilungskonferenz zum studentischen Tutorenprogramm könnte unseren Forderungen Nachdruck verleihen. Aufgrund unserer Erfahrungen kommen wir jedoch zu dem Schluß, daß schon allein wegen der bestehenden 'Paritäten' (7 Studenten, 7 Assistenten und ca. 60-70 Lehrende) ein solches Votum nicht zu erwarten ist.

Es gibt Gruppen an unserer Hochschule - in erster Linie wären zu nennen der 'M'SB Spartakus und außerdem Teile der GEW-AG - die glauben, durch eine 'realistische' - d.h. kompromißbereite Politik in solchen Gremien die studentischen Interessen wahrzunehmen. Letzten Endes zeigt es sich jedoch immer wieder, daß die Entscheidungen nicht in den Hochschulgremien fallen, wie uns dies Mitbestimmungstheoretiker weismachen wollen, sondern vom Ministerium und den dahinter stehenden Interessen aufoktroyiert werden.

Wir dagegen sind der Meinung, daß Kompromisse in derartigen Mauschelgremien den von den Studenten selbst formulierten Interessen zuwiderlaufen und den studentischen Kampf untergraben.

FÜR DAS TUTORENPROGRAMM DER STUDENTENSCHAFT!!!
GEGEN MAUSCHELPOLITIK IN GREMIEN!!!
KOMMT UNBEDINGT ALLE ZUR SV!!!
SEHT SELBST, WIE EURE INTERESSEN VERRATEN WERDEN!!! (KOMMT IN DIE AK)!!!"
Q: PGH-Information Auf Grund der mangelhaften …,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972)

18.12.1972:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint an der Dortmunder PH ein Flugblatt der Zelle des KSV der KPD mit zwei Seiten DIN A 4:"
Am kommenden Mittwoch hat der ASTA die ca. 7. Vollversammlung in diesem Semester einberufen.

Was ist auf diesen VV's bisher geschehen?

Auf der 1. und 2. Vollversammlung kurz nach dem Umzug haben wir den Fernsehboykott beschlossen, haben wir Seminaragitation und –diskussion durchgeführt, haben wir dadurch die Fernsehübertragungen verhindern können.

Inzwischen aber ist der AStA dazu übergegangen, die Vollversammlungen zu reinen 'Informationsveranstaltungen' zu degradieren, auf denen er sich bisher immer geweigert hat, die Kampfmaßnahmen zu diskutieren und zu beschließen, die wir ergreifen müssen, um gegen alle Angriffe die zur Zeit von der SPD/FDP-Landesregierung und der PH-Pürokratie gestartet werden (?,d.Vf.). Stattdessen hat der Asta die VV's lediglich dazu benutzt, hauptsächlich die verschiedenen Tutorenprogramme zu bereden, um uns dann in das nächste Kollegialgremium zu schicken, auf dem wir dann unsere Forderungen irgendwie durchsetzen sollten.

Ist das Tutorenprogramm des Kultusministers der Hauptangriff auf die Ausbildungsbedingungen an der PH?

Schauen wir uns an, was die SPD/FDP-Landesregierung und die PH-Bürokratie hier gemeinsam planen:

Als erstes: Die alte Prüfungsordnung für die Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen von 1968 ist durch neue Richtlinien an der PH Rheinland verschärft worden. Diese neuen Richtlinien versuchen die Zahl der staatlichen Prüfer gegenüber den wissenschaftlichen Hochschulprüfern zu erhöhen, ihnen die gleiche Berechtigung zur Notengebung bei der Prüfung wie den wissenschaftlichen Hochschulprüfern zu geben, versuchen weiter, die freie Wahl des Prüfers und des Themas abzuschaffen und einen inneren Numerus Clausus (NC,d.Vf.) einzuführen, dadurch, daß nur 70 Studenten pro Prüfer zugelassen sind.

Diese Richtlinien sind bisher für die PH Rheinland ausgearbeitet, können aber jederzeit für die PH Ruhr ebenfalls angewandt werden.

Als zweites und in diesem Zusammenhang der Verschärfung der Prüfungsordnung, sind verschiedenste Versuche von Seiten des Dekans, der PH-Bürokratie und reaktionärer Dozenten zu sehen, den fortschrittlichen Studenten, Dozenten und Organisationen die Grundlage ihrer Arbeit zu nehmen.

So wurden nach dem Umzug den Organisationen ihre Räume, die sie in der alten PH noch hatten, genommen - so wurde von Dekan Heuer die Möglichkeit frei zu plakatieren, eingeschränkt, so wurde der Dozentin Nyssen die politische Disziplinierung angedroht von einer reaktionären Dozentin. Fehlt bereits seit dem Umzug ein Raum für Vollversammlungen, sind wir gezwungen, die VV's in der Mensa durchzuführen, so ist jetzt bekannt geworden, daß ab 1973 alle PH-Asten von NRW die Beitragsho (heit verlieren und,d.Vf.) über den Staat und den Landesetat direkt bezahlt werden sollen. Damit hängt auch zusammen, daß wahrscheinlich schon im nächsten Semester ein Tutorenprogramm sowohl von Profs als auch vom Kultusministerium durchgesetzt werden soll, in dem unsere Forderung nach fachlich unabhängigen Tutoren nicht enthalten sein wird.

Solch einem groß angelegten Versuch, begegnen wir bestimmt nicht damit, daß wir uns wöchentlich zu einer VV zusammenfinden, um uns dann in das nächste PH-Gremium zu stürzen.

Wenn die Bonner Kommilitonen bereits gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung den Streik beschlossen haben, so ja gerade deshalb, weil sie die Erfahrung gemacht haben, daß nur die Aktivität der Studenten selber im Streik den nötigen Druck auf Kultusbürokratie und PH-Bürokratie ausüben kann, durch den unsere Forderungen durchgesetzt werden können.

Was bei der Strategie des AStA - wöchentliche VV's auf denen keine Kampfmaßnahmen beschlossen werden und Gremienarbeit, satt – bisher herausgekommen ist, sieht man daran, wie sich jetzt schon die GEW-Hochschulgruppe zu dem gegen die Forderungen der Studenten gerichteten Tutorenprogramm der Profs verhält - sie arbeitet 'Kompromißvorschläge' aus, die dann bedeuten, daß wir Studenten auf unsere Forderungen nach fachlich unabhängigen Tutoren verzichten sollen mit der Begründung 'wir kriegen unser Tutorenprogramm ja sowieso nicht durch'. Sicher - wenn wir uns auf Gremienarbeit beschränken, und die wirksamste Waffe der Studenten, die bereits in Heidelberg, Westberlin, Frankfurt, Bochum und anderen Städten mehr von den Studenten benutzt wird - den aktiven STREIK nicht organisieren,- dann allerdings werden wir gegen das gesamte Programm der Landesregierung und ihrer PH-Bürokratie hilflos sein.

Deshalb müssen wir zusammen mit den Kommilitonen und der PH Rheinland auf den aktiven Streik nach Weihnachten hinarbeiten, deshalb keine Kompromisse mit den Profs beim Tutorenprogramm.

KEINE VERSCHÄRFUNG DER BISHERIGEN PRÜFUNGSORDNUNG!
KAMPF DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG FORTSCHRITTLICHER STUDENTEN UND DOZENTEN!
GEGEN DIE LIQUIDIERUNG DER BEITRAGSHOHEIT DES ASTA!
KAMPF DER ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT - FÜR DAS POLITISCHE MANDAT!

AKTIVER STREIK IM JANUAR!"
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Am kommenden Mittwoch …,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972)

20.12.1972:
Von der heutigen Studentenvollversammlung (SVV) an der PH Dortmund berichten u.a. der RCDS der CDU (vgl. 22.12.1972), der KSV der KPD (vgl. 18.12.1972), der KSB/ML der KPD/ML-ZK (vgl. 8.1.1973) und der PGH (vgl. 10.1.1973):"
In der letzten Vollversammlung des Jahres 1972, kurz vor der AK, setzte die GEW-AG mit der Unterstützung des MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) in einer Kampfabstimmung ihre eigenen Vorstellungen knapp durch. Sie reduzierte so schon vor der AK die bisherigen Forderungen der Studenten um die Hälfte.

Vorher:
- Wahl der Tutoren durch die Studenten,
- Qualifikation: 3 semestriges Studium und öffentliches Kolloqium,
- kein Vetorecht für Profs.

Nachher:
- Wahl der Tutoren durch ein halbparitätisch besetztes Gremium,
- Qualifikation: es wurden weitgehend die Vorstellungen der Profs übernommen."

Aufgerufen wurde u.a. durch den PGH (vgl. 18.12.1972).

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 15.1.1973) berichtet von der Spendensammlung für die streikenden Studenten in Kiel, die 106,62 DM ergab.
Q: DOS Nr.18,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.11; RCDS der PH-Ruhr, Abteilung Dortmund:Mathe-Studenten,Dortmund o.J. (Dez. 1972); PGH-Information Auf Grund der mangelhaften …,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972); PGH-Information mit AK-Comic,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.1; KSB/ML:Mauschelpolitik! - Streik,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

20.12.1972:
An der PH Dortmund findet eine öffentliche Abteilungskonferenz (AK) statt. Aufgerufen wurde u.a. durch den AStA der PH (vgl. 11.12.1972) und durch den PGH (vgl. 18.12.1972), der auch berichtet (vgl. 10.1.1973):"
Der PGH teilte mit, daß er sich an der Diskussion nicht beteiligen könnte, da es für ihn unmöglich ist, eine Minimalforderung zu unterstützen, die von vornherein studentische Interessen verschenkt.

Wie zu erwarten war, fanden die Vorschläge der GEW-AG bei den Profs keine Unterstützung. Darüber hinaus konnten die Studenten nicht verhindern, daß das TP (Tutorenprogramm,d.Vf.) einem 1/3 paritätisch besetzten Gremium zur Bearbeitung übergeben wurde.

Damit ist das TP zum 4. Mal in ein Gremium abgeschoben worden!

'Herr Babel erklärt nochmals, daß es sich bei dem studentischen Tutorenentwurf um das Äußerste an Zugeständnissen seitens der Studentenschaft handele und teilt mit, daß es den Studenten daher nicht möglich sei, im Abteilungsausschuß mitzuarbeiten.' (Zitat aus dem Protokoll der AK, S.5)."
Q: PGH-Information Auf Grund der mangelhaften …,o.O. (Dortmund) o.J. (Dez. 1972); PGH-Information mit AK-Comic,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.1f; DOS Nr.17,Dortmund o.J. (Dez. 1972),S.5

22.12.1972:
Vermutlich erscheint gegen Ende der Woche ein Flugblatt des RCDS der CDU an der PH-Ruhr, Abteilung Dortmund mit zwei jeweils einseitig bedruckten Blättern ohne Impressum:"
MATHE-STUDENTEN!
WEIGERT EUCH, IM SCHULDIENST MATHEMATIK ZU UNTERRICHTEN!!!!!

IHR MACHT EUCH ZU HANDLANGERN DER US-IMPERIALISTEN UND ZU MASSENMÖRDERN!

Wer das bislang noch nicht wußte, der wurde auf der letzten SSV am 20.12.1972 aufgeklärt:
DAS MATHEMATIKSTUDIUM STEHT IM DIENSTE DER KRIEGFÜHRENDEN US-IMPERIALISTEN - denn - SINN UND ZWECK DER MATHEMATIK SIND EINZIG UND ALLEIN DIE ERMITTLUNG DER SCHNELLSTEN UND RATIONELLSTEN METHODEN ZUR AUSROTTUNG DES VIETNAMESISCHEN VOLKES!!!!!

Das heißt, daß alle Mathematiker (Professoren, Tutoren, Studenten) des Mordes bzw. der Beihilfe zum Massenmord anzuklagen wären?!

Die Diskussion begann relativ ruhig. Man begann zu diskutieren, ob bei der Auseinandersetzung um das Tutorenprogramm eine gewisse Kompromißbereitschaft gezeigt werden sollte. Diese Frage sollte für die einzelnen Punkte des TUTORENPROGRAMMS beantwortet werden.

Jedoch, sobald unsere 'lieben Genossen' konkret werden, werden ihre 'Diskussionsbeiträge' z.T. radikal und ihre 'Diskussionsleitung' autoritär (um nicht zu sagen: faschistisch).

Beweis:
Als sich bei der Auseinandersetzung um den Punkt Qualifikation ein Mathematiktutor (Student, nicht RCDS-Mitglied) zu Wort meldete und sagte, daß er es bisher als seine Aufgabe verstanden habe, den Studenten Mathematik beizubringen, und nicht ein Mathe-Seminar mit politisch-propagandistischen Parolen zu füllen, bekam er die Antwort:
'SIEHST DU, GERADE SOLCHE TUTOREN WIE DICH WOLLEN WIR EBEN NICHT!'
'HALT DIE SCHNAUZE, REAKTIONÄR!'

Ihm wurde autoritär das Wort entzogen - weitere Zwischenrufe mit einem Verweis geahndet - DAS SIND DIE METHODEN UNSERER 'LIEBEN GENOSSEN', WENN IHNEN NICHTS BESSERES MEHR EINFÄLLT! WER DIE MACHT HAT, BESTIMMT, WER WANN UND WIELANGE REDET!!!!!
- ES LEBE DIE DEMOKRATIE AN UNSERER HOCHSCHULEN -

Übrigens:
Wußtet Ihr schon, daß an unserer PH die Plakate einer Zensur unterworfen werden?! Nein?!
Seit kurzem konstatieren wir das Verschwinden unserer Plakate mit einem für unsere 'lieben Genossen' unliebsamen Inhalt.

Jedoch: Ob die Plakate nun hängen oder nicht
- WIR SIND GEGEN DIE DIKTATUR DER UNFÄHIGKEIT -"
Q: RCDS der PH-Ruhr, Abteilung Dortmund:Mathe-Studenten,Dortmund o.J. (Dez. 1972)

22.12.1972:
Die GEW-AG an der PH Dortmund berichtet von der Auseinandersetzung um das Tutorenprogramm:"
STATT ENTSCHEIDUNG IN DER AK WIEDER EIN AUSSCHUß

Auf der Abteilungskonferenz (AK) am 22.12.1972 wurde nach vierstündiger Diskussion schließlich von der Mehrheit der anwesenden Lehrenden (viele fortschrittliche Dozenten und Assistenten hatten die AK bereits verlassen) ein Tutorenausschuß (TA) eingesetzt.

WARUM WURDE ZU DEM ZEITPUNKT WIEDER EIN AUSSCHUß GEBILDET?

Ein TA der Fächergruppe I hatte sich schon einmal gebildet. Die GEW-AG hat bereits ihre Vorschläge zum Tutorenprogramm, die auf der Studentenvollversammlung (SVV) angenommen wurden, in der AK darzustellen und zu begründen versucht. Das wurde ihr nur zum Teil ermöglicht: Die Diskussionsleitung des Dekans Heuer war nicht darauf ausgerichtet, eine systematische Diskussion durchzuführen, mit dem Ziel die Vorschläge zum Tutorenprogramm abschließend zu behandeln. Das wurde deutlich, als mehrere Anträge der GEW-AG-Mitglieder das Professoren-Programm mit den Änderungen der Studentenschaft Punkt für Punkt zu diskutieren, von der AK abgelehnt, und statt dessen der Antrag des Dekans nur über Schwerpunkte zu diskutieren, angenommen wurde. Die Art der Diskussionsleitung des Dekans Heuer und Fragen des Pädagogen Becker, die sich zum Teil auf das von ihm selbst 'mitverfaßte' Prof.-Tutorenprogramms bezogen, zerrissen die Diskussion mehr und mehr und schlossen eine endgültige Entscheidung über die studentischen Vorschläge zum Tutorenprogramm aus, was offensichtlich beabsichtigt war. Schon die einführenden Worte des Dekans Heuer zum Thema Tutorenprogramm wiesen auf die Möglichkeit einen Ausschuß zu bilden hin.
Angeblich soll der Geschichtler Kirchhoff vor der AK-Sitzung auf die Profs eingewirkt haben, keine abschließende Entscheidung über die studentischen Vorschläge zum Tutorenprogramm zu treffen. Von ihm kam dann auch der Antrag dankbar auf, um sich nicht weiter mit den Studentenvorschlägen und den Vorschlägen von Pfaff und Baer befassen zu müssen.
Das Ziel dieses Antrages war, die sich mehrenden positiven Stellungnahmen für eine Halbparität des Tutorenausschusses und die studentischen Vorstellungen zur Qualifikation der Tutoren abzuwehren.
Die so erreichte Verzögerung bedeutet faktisch die Liquidierung der studentischen Forderungen, wenn, wie beabsichtigt, das Kultusministerium zum nächsten Semester ein 'Tutorenprogramm' verordnet. Aus diesem Grund haben die studentischen Vertreter spontan erklärt, in diesem Ausschuß nicht mitzuarbeiten."
Q: GEW-AG Dortmund:GEW-AG-Info I: Tutorenprogramm: Statt Entscheidung in der AK wieder ein Ausschuß,Dortmund o.J.

31.12.1972:
Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.26 (vgl. 18.12.1972, 14.1.1973) heraus. Eingegangen wird u.a. auf die PH Dortmund.
Q: Roter Morgen Nr.26,Hamburg 31.12.1972

Januar 1973:
Von einer Arbeitsgruppe des Seminars Marxismus und Psychoanalyse an der PH Dortmund herausgegeben, erscheint vermutlich im Januar ein vierseitiges Flugblatt ohne presserechtlich Verantwortlichen:"
DIE ENTSTEHUNG DES VIETNAM-KRIEGES

Was nicht in unseren Zeitungen steht! Auskunft über Ho Chi Minh, Dien Bien Phu, Genfer Indochina Konferenz, nationale Befreiungsfront (FNL), amerikanische Eskalation.

Das Land Vietnam ist ein mehr als 2 000 Jahre altes Staatsgebilde, dessen heutige Grenzen im 15. Jahrhundert festgelegt wurden. Einer über 1 000-jährigen chinesischen Herrschaft folgte eine formelle Unabhängigkeit; dennoch stand Vietnam bis ins 19. Jahrhundert unter den kulturellen Einflüssen Chinas. Die Bevölkerung Vietnams ist zum überwiegenden Teil buddhistisch, etwa 10% sind Katholiken. 80% der Bevölkerung sind Bauern. Nennenswerte Bodenschätze befinden sich nur im Norden.

Die französische Kolonialherrschaft.

Der vietnamesischen Abhängigkeit von China folgte 1884 die französische Kolonialherrschaft, die sich 12 Jahre später auf ganz Indochina - also auch auf Kambodscha und Laos - ausdehnte. Um zu verstehen, was in Vietnam geschieht, was in den übrigen Ländern der 3. Welt geschieht und warum Vietnam als Modellfall der 3. Welt angesehen werden kann, muß man wissen, was sich hinter dem Begriff eines Koloniallandes verbirgt.

Das Land wird durch die einseitige Kultivierung ganz spezieller Wirtschaftssektoren - in Vietnam Reis und Kautschuk - durch die Niederhaltung anderer Sektoren in totale Abhängigkeit vom Mutterland gebracht. Möglich ist dies nur, wenn das Kolonialland total vom Mutterland kontrolliert wird. Um diese Kontrolle zu ermöglichen, müssen die Herrschenden des Landes gewonnen werden. Man erteilt ihnen deshalb politische Rechte und beteiligt sie am wirtschaftlichen Profit. Es bildet sich so in dem betreffenden Land eine Führungsschicht, die sich immer mehr mit den Interessen des Mutterlandes identifiziert und - stellvertretend für das Mutterland - die arme und machtlose Bevölkerung rücksichtlos ausbeutet.

Die Intervention konkurrierender anderer imperialistischer Staaten wird dabei häufig - auch in Vietnam - durch eine extreme Schutzollpolitik verhindert. Diese Schutzzollpolitik und der Abzug der Profite, die kaum zu Neuinvestitionen in Vietnam selbst verwendet wurden, verhinderten eine industrielle Entwicklung und verstärkten die feudale Klasenstruktur ? reiche Großgrundbesitzer und völlig verarmte Kleinbauern und Pächter.

Während des 2. Weltkrieges, als japanische Truppen indochinesisches Territorium besetzt hielten, kam es zur Gründung der Viet Minh, einer Widerstandsbewegung gegen die französische und japanische Herrschaft, unter der Führung von Ho Chi Minh. Diese Befreiungsfront wurde bald von den USA mit Waffen beliefert, der Grund hierfür war der Krieg zwischen den USA und Japan. So also sah das erste Engagement der USA in Vietnam aus.

Der Beginn des Vietnam-Krieges.

Nach der Kapitulation der Japaner in Vietnam proklamierte Ho Chi Minh 1945 (vgl. 2.9.1945,d.Vf.) die Unabhängigkeit von ganz Vietnam. Weil der größte Teil der Bevölkerung hinter ihm stand, wurde diese Unabhängigkeit 1946 (vgl. 6.3.1946,d.Vf.) von den Franzosen in Fontainebleu bestätigt. Dennoch wollte der neu erwachte Kolonialismus die volle Unabhängigkeit der demokratischen Republik Vietnam (DRV) nicht zugestehen. Als bei einer großen Demonstration anläßlich der nach über 60-jähriger Sklaverei errungenen Unabhängigkeit 3 Europäer erschossen wurden, rächten sich die Franzosen mit dem Bombardement von Haiphong (vgl. 23.11.1946,d.Vf.), bei dem über 6 000 Menschen umkamen. Das war der Beginn des französischen Indochinakrieges. Dieser Krieg wurde eindeutig gegen das ganze vietnamesische Volk geführt; denn französische Asien-Experten schätzten im Jahre 1947, daß die Befreiungsfront von mindestens 84% aller Vietnamesen unterstützt wurde ('politique etrangere', Februar/März 1950). Schon in den ersten Kriegsjahren begann das zweite amerikanische Engagement in Vietnam, diesmal auf Seiten der Franzosen. 1949 wurde der Krieg bereits zu etwa 2/3 von den USA finanziert. Trotzdem zeichnete sich ab 1950 eine immer klarer werdende französische Niederlage ab. Da beschlossen die Amerikaner, taktische Atomwaffen einzusetzen (vgl. Apr. 1954,d.Vf.), was nur durch den allerletzten Einspruch Großbritanniens verhindert werden konnte (Lit.: J. Roy: Freund, hörst du den dumpfen Schrei? Dien Bien Phu, des weißen Mannes Stalingrad, München 1964; Spiegelserie Ende 1964).

Das Genfer Abkommen.

Im Mai 1954 endete dieser erste Vietnam-Krieg mit der französischen Niederlage bei Dien Bien Phu (vgl. 7.5.1954,d.Vf.). Gleichzeitig wurden im Genfer Abkommen (Teilnehmer: Großbritannien, Sowjetunion, Frankreich, USA, VR China, Kambodscha, Laos, Vietnam) folgende Punkte vereinbart (vgl. 20.7.1954, d.Vf.):
- Die Beendigung der Feindseligkeiten,
- Verbot jeglicher Verstärkung und Ausbreitung ausländischer Militärengagemente,
- Provisorische Teilung des Landes in eine Nord- und eine Südregion südlich des 17. Breitengrades,
- Gesamtvietnamesische Wahlen binnen 2 Jahren zur Errichtung eines einheitlichen, souveränen Staates,
- Bildung einer internationalen Kontrollkomission (Kanada, Polen, Indien), um die Einhaltung der Vereinbarungen zu überwachen.

Die USA haben das Abkommen nicht unterzeichnet, gaben jedoch von sich aus die Erklärung ab, seine Ergebnisse zu respektieren. Die für die Amerikaner fatalste Entscheidung des Genfer Abkommens war die Durchführung gesamtvietnamesischer Wahlen binnen 2 Jahren. Nach Schätzungen amerikanischer Experten standen zu dieser Zeit 80% der Bevölkerung auf Seiten Ho Chi Minhs: der Wahlausgang war also klar vorhersehbar. Die Amerikaner mußten, falls sie die westliche Freiheit in Vietnam retten wollten, freie Wahlen um jeden Preis verhindern. Die Politik, die sie zu diesem Zweck verfolgten, reichte von der Gründung der SEATO (vgl. 8.9.1954,d.Vf.); der Einsetzung der terroristischen Diem-Regierung (vgl. 16.6.1954,d.Vf.), der Kontrollierung des Landes durch CIA und FBI bis einschließlich zum offenen Wahlboykott. Auf Betreiben der USA wurde im September 1954 die SEATO gegründet, ein Verteidigungspakt, dem Australien, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland, Pakistan, die Philippinen, Thailand und die USA angehören. Der Vertrag legte fest, daß die Unterzeichnerstaaten ihr Verteidigungspotential erhöhen sollten, um jeglichen Angriff und jegliche Subversion auf ihre Gebiete zu bekämpfen. In einem weiteren Zusatz wurde der Geltungsbereich des Vertrages auf Kambodscha, Laos und Vietnam ausgedehnt, ohne daß die Regierungen gefragt worden wären. Laut New York Herald Tribune vom 17.9.1954 erklärten die USA zusätzlich, sie würden den Vertrag nur erfüllen, wenn es sich um eine kommunistische Aggression handelte. Dadurch wurden die asiatischen Vertragspartner geradezu aufgefordert, jeden Aufstand als kommunistische Aggression auszugeben. Schon damals bezeichnete der indische Verteidigungsminister Krishna Menen den SEATO-Pakt als ersten Bruch des Genfer Abkommens.

Mitte 1955 (vgl. 16.7.1955,d.Vf.) erklärte die südvietnamesische Marionettenregierung Diem, sie werde mit Nordvietnam nicht über die Abhaltung gesamtvietnamesischer Wahlen verhandeln ('Die Welt' vom 1.8.1955). US-Außenminister Dulles bestärkte diese Haltung: Die Regierung habe das Genfer Abkommen nicht unterzeichnet ('Die Welt' vom 11.8.1955). Unter der Zusammenarbeit von Diem-Regierung und CIA zog sich eine Terrorwelle über Südvietnam, in dere Zeitungen verboten, angebliche Kommunisten ermordet und oppositionelle Mitglieder der südvietnamesischen Nationalversammlung mit Waffengewalt an der Einnahme ihrer Parlamentssitze gehindert wurden. Das Schlimmste aber war die Rückgängigmachung der Landreform, die während des Krieges begonnen worden war. Dadurch fiel die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes immer weiter hinter Nordvietnam zurück.

Gründung der nationalen Befreiungsfront FNL.

Unter diesem Terrorregime bildete sich die südvietnamesische Widerstandsbewegung, die im Dezember 1960 (vgl. 20.12.1960,d.Vf.) die nationale Befreiungsfront FNL gründet. Um sie zu diffamieren und um die Verheißungen des SEATO-Paktes auf den Plan zu rufen, wurde diese Befreiungsfront von Anfang an als 'Vietcong' (südvietnamesischer Kommunist) bezeichnet. Diese Bezeichnung war eindeutig falsch; denn die Mehrheit der FNL rekrutierte sich aus nichtkommunistischen Gruppen und Parteien. Der 'Vietcong' hatte folgende Ziele: Demokratische Wahlen, Bodenreform, Neutralität Vietnams und schrittweise Wiedervereinigung.
Entgegen aller Lügenpropaganda der westlichen Presse wurde der 'Vietcong' weder von China noch von Nordvietnam unterstützt - US General Harkins in einer Rede vom 6.3.1963: 'Die Widerstandskämpfer werden offensichtlich von Nordvietnam, China oder irgend einer anderen Stelle weder verstärkt noch systematisch unterstützt. Sie hängen in erster Linie von dem ab, was sie selbst erobern.' (Washington Post 6.3.1963).

Wichtig ist in diesem Zusammenhang die von der amerikanischen Propaganda inszenierte und von fast der gesamten westlichen Presse übernommene Verdrehung der Tatsachen. Während hier immer wieder der nordvietnamesische Einfluß den Eingriff in Süd-, später in Nordvietnam rechtfertigen sollte, haben wir in Wirklichkeit genau das Gegenteil: die systematische Unterstützung der FNL durch Nordvietnam ging nicht der der amerikanischen Ausweitung des Krieges voraus, sondern folgte auf das massive amerikanische Eingreifen in Südvietnam. Die US-Politik in Südvietnam ist keine Antwort auf die angebliche nordvietnamesische Aggression, im Gegenteil: die Nordvietnamesen griffen verstärkt in den Krieg ein, als sich die Lage für die Befreiungsfront, die 1963/64 günstiger denn je war, merklich durch die amerikanische Intervention verschlechterte. Jahrelang wurde die Weltöffentlichkeit systematisch über diese tatsächlichen Zusammenhänge getäuscht.

Erst heute bringt die Veröffentlichung der geheimen Vietnam-Studie des Pentagon (vgl. **.**.197*,d.Vf.) massenhafte Bestätigung dessen, was die Studentenbewegung bei uns in ihren Vietnamkampagnen immer wieder behauptete. Aus der Vietnam-Studie wissen wir auch, daß bereits vor 1964 militärische Elite-Einheiten der Amerikaner in Nordvietnam operierten. Der tatsächliche Grund für das immer stärkere militärische Eingreifen der Amerikaner war die Tatsache, daß alle vorherigen Bemühungen mit Diem-Terror und CIA an dem immer stärker werdenden Vietcong zerbrach. Der Vietcong gewann seine Stärke hauptsächlich durch seine besondere 'Schlag-zu-und hilf' Strategie: Überall, wo er ein Gebiet für sich erobert hatte, begann er sofort mit dem Aufbau von Schulen, Krankenhäusern und Versorgungsanlagen und mit der Bodenreform. Auf diese Weise kontrollierte er bereits Ende 1961 3/4 der ländlichen Gebiete (FAZ 3.2.1962).

Die amerikanische Eskalation.

Die USA antworteten auf die zunehmende 'Gefahr' mit der 'Strategie der verbrannten Erde', mit der Errichtung 'freier Tötungszonen' und mit der Vernichtung ganzer Ortschaften, in denen Vietcongs vermutet wurden. Die Lüge von der nordvietnamesischen Aggression krankte schon daran, daß es dann nicht einzusehen war, warum Amerika nicht den eigentlichen 'Aggressor', nämlich Nordvietnam angriff.

Seit Beginn 1964 wurden Pläne zur Inszenierung eines solchen Angriffs entwickelt. Die bisher fehlende Gelegenheit ergab sich mit den Zwischenfällen im Golf von Tonking (vgl. 5.8.1964,d.Vf.). Diese Ereignisse sind inzwischen durch die Veröffentlichung der geheimen Vietnam-Studie aufgeklärt: zwei amerikanische Zerstörer kreuzten im Golf von Tonking innerhalb der 12-Meilen-Zone Nordvietnams auf, mit dem Befehl, einen Gegenangriff zu provozieren. Nach damaligen Angaben, die aber heute stark bezweifelt werden, eröffneten nordvietnamesische Torpedoboote das Feuer.

Die Amerikaner 'rächten' sich durch die ersten Bombardierungen Nordvietnams, damit hatte sich der 2. Vietnamkrieg ausgeweitet zu einem Krieg zwischen Gesamtvietnam und den USA. Kurz darauf erfuhr auch die Methodik der amerikanischen Kriegsführung eine weitere Eskalation: chemische Landvernichtung, Gaskrieg und Menschenverbrennung durch Napalm wurden im Riesenmaßstab organisiert und durchgeführt. Der vorläufige Höhepunkt dieser Eskalation war die totale Bombardierung nordvietnamesischer Städte zur Jahreswende 1972/1973. Bei diesen Bombardierungen kamen über 1 300 Zivilisten allein in einer Woche ums Leben."
Q: Arbeitsgruppe des Seminars Marxismus und Psychoanalyse an der PH Dortmund: Die Entstehung des Vietnam-Kriegs,Dortmund o.J. (1973)

Januar 1973:
Der SLH Dortmund gibt an der PH das folgende Flugblatt mit einer Seite DIN A 4 unter Verwantwortung von Bärbel Boudon und Detlef Maasch, Kohlenbankweg 15 heraus:"
WAHL ZUM SATZUNGSKONVENT

Kommilitoninnen und Kommilitonen,
heute, morgen und*übermorgen wird an der PH Ruhr der Satzungskonvent gewählt. Nach dem Paragraphen 52 des NRW-Hochschulgesetzes von 1970 beschließt dieser die zukünftige Hochschulsatzung.

In dieser Satzung muß geregelt werden:
- allgemeine Grundsätze über Studium und Prüfung (Möglichkeit von Projektstudium, Sukzessivprüfungen, Einrichtung von Tutorien, Studienberatung);
- Hochschullehrerqualifikation und Verbindung von Forschung und Lehre;
- Interdisziplinarität von Lehre und Forschung;
- Erhaltung der verfaßten Studentenschaft mit allen ihren Rechten.

Diese inhaltlichen Forderungen, die für die Wissenschaftlichkeit unseres Studiums und unsere spätere Berufsqualifikation von entscheidender Bedeutung sind, werden begleitet von der Durchsetzung der Mitbestimmung der Studenten, Assistenten und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern in der neuen Satzung. Diese Mitbestimmung muß sowohl auf Fachbereichs- wie auf Hochschulebene vernakert werden. Deshalb fordern wir für die allgemeinen Entscheidungsorgane Viertelparität.

Die Paritäten des Satzungskonventes (16 Hochschullehrer, 8 wissenschaftliche Mitarbeiter, 12 Studenten 4 nichtwissenschaftliche Mitarbeiter) machen nur dann eine fortschrittliche Satzung möglich, wenn ein Teil der Hochschullehrer zustimmt, weil das Hochschulgesetz eine Zweidrittelmehrheit für die Satzung fordert. Ob dies möglich wird, bleibt abzuwarten. Die Studentenschaft aber muß durch ihre Stimmen verhindern, daß Studenten in den Satzungskonvent kommen, die dort Boykott betreiben, denn dann sind alle Chancen für eine demokratische Satzung vertan.

SORGT DURCH EURE STIMMEN FÜR KONSEQUENTE UND KONSTRUKTIVE MITARBEIT IM SATZUNGSKONVENT!
WÄHLT DIE KANDIDATEN DES SOZIALLIBERALEN HOCHSCHULVERBANDES!"
Q: SLH Dortmund:Wahl zum Satzungskonvent,Dortmund o.J. (**.**.197*)

08.01.1973:
Vermutlich erscheint Anfang dieser Woche an der Dortmunder PH ein dreiseitiges Flugblatt der GEW-AG, "GEW-AG-INFO 1: TUTORENPROGRAMM", in dem zunächst von der Abteilungskonferenz am 22.12.1972 berichtet und fortgefahren wird:"
WAS WIR AUS DIESER AK-SITZUNG GELERNT HABEN!

Die Front zwischen jenen, die entweder kein oder ein Tutorenprogramm haben wollen, das ihre privilegierte Stellung festigt und jenen, die ein Tutorenprogramm wollen, das die Fragestellung der Studenten ins Blickfeld 'rückt' (und fachlich orientiert ist), verläuft quer durch die Professoren und Assistenten. Die demokratischen und sozialistischen Studenten müssen sich mit den demokratischen Wissenschaftlern verbünden, um einem vom Kultusministerium geplanten Tutorenprogramm zuvor zu kommen.

BESTEHT EINE CHANCE ZUR DURCHSETZUNG DES STUDENTISCHEN TUTORENPROGRAMMS?

Über den Weg des Tutorenausschusses als formaldemokratisches verbindliches Gremium, das eine Tutorenvorlage für Ende Januar erarbeiten soll, besteht nur die Chance die AK zu zwingen, Farbe zu bekennen und so auch für den wenig informierten Studenten sichtbar ihre reaktionären Positionen offenzulegen.

DIE EINSCHÄTZUNG DER GEW-AG IST:

Wenn auch im Tutorenausschuß Vorschläge für ein Tutorenprogramm an die AK verabschiedet werden, die für die Studentenschaft annehmbar sind, so ist es jedoch sehr unwahrscheinlich, daß die AK diesen Vorschlägen folgt.

Die Konsequenz aus dieser Einschätzung kann nur die sein, die Studentenschaft für einen Widerstand zu mobilisieren, der sich gegen jedes Tutorenprogramm richtet, an dessen Gestaltung sie nicht mitgewirkt hat und das dann zwingend den primären Interessen der Studenten entgegenstehen wird.

Wir schlagen vor, einen Informationstag in Form eines Großseminars durchzuführen. In diesem Seminar soll geleistet werden: Darstellung der unterschiedlichen Positionen zu den verschiedenen Tutorenprogrammen und die Entwicklung von Kampfmaßnahmen zur Durchsetzung eines den Interessen der STUDENTEN entsprechenden Tutorenprogramms."
Das Flugblatt hat kein Impressum und keine Kontaktadresse.
Q: GEW-AG Dortmund:GEW-AG-Info I: Tutorenprogramm: Statt Entscheidung in der AK wieder ein Ausschuß,Dortmund o.J.

08.01.1973:
Vermutlich erscheint in dieser Woche das Flugblatt des KSB/ML der KPD/ML-ZK an der Dortmunder PH mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Bartels, Dortmund:
MAUSCHELPOLITIK! - STREIK

KOMMILITONEN!

Auf der letzten Vollversammlung (vgl. 20.12.1972,d.Vf.) stand noch einmal das Tutorenprogramm auf der Tagesordnung. Da die SVV schlecht besucht war (ein Tag vor den Ferien), versuchten der MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) und die GEW-AG wieder ihren 'halbparitätischen' Tutorenvorschlag durchzusetzen! Und sie setzten diesen Vorschlag gegen KSB/ML, PGH und AStA durch ? entgegen ihren früheren 'persönlichen Erklärungen'! Diese Herrschaften wechseln ihre Überzeugung wie andere Leute die Socken - sie nennen sich Studentenorganisationen und verraten hinterrücks auf einer schlecht besuchten VV unsere Interessen. Sie machen schon beim Entwurf dieses Programms von vornherein Zugeständnisse - ihr sogenannter 'Verhandlungsspielraum' ? dabei arbeiten sie mit ihrer 'Halbparität' den reaktionären Professoren direkt in die Hände! Und für diesen Mist zimmern sie sich bürgerliche Mauschelmehrheiten zusammen, und das auch noch genau vor der entscheidenden Abteilungskonferenz (vgl. 22.12.1972,d.Vf.). Und wer schaut zu und enthält sich im entscheidenden Augenblick der Stimme? Na wer wohl? Unser großartiger KSV (der KPD,d.Vf.) - der immer ach so schön daherschwätzt, aber weder sich für einen der beiden Vorschläge entschied, noch imstande war etwas besseres vorzulegen!

Diesen unverschämten Boykott unseres vorher gefällten Votums dürfen wir nicht zulassen! Deshalb fordert mit uns:
- Rückgängigmachung dieses Mauschelbeschlusses. Wir müssen unseren Beschluß
durchsetzen.
- Daß die Führer von MSB-Spartakus, der GIM (Gruppe Internationaler Marxisten - Trotzkisten) und der GEW-AG Rechenschaft ablegen über ihre Zusammenarbeit mit der reaktionären Kultusbürokratie.

KOMMILITONEN! Bereits in einer solchen Angelegenheit wie dem Tutorenprogramm,
wo es nur darum ging, die studentischen Interessen gegenüber der Reaktion zu verteidigen, haben uns diese Führer verraten und im Stich gelassen. Und heute stehen viel wichtigere Aktionen auf der Tagesordnung, nämlich der Streik gegen die politische Disziplinierung der Studenten (Beschluß soll in der nächsten VV diskutiert werden).

Können wir denn diesen 'Studentenführern' in dieser wichtigen Situation Vertrauen schenken? NEIN!!! denn wer uns im kleinen schon so verrät, wird es im großen doppelt tun! Da helfen uns auch keine radikalen Phrasen, denn nur in der Tat zeigt sich, wer unser Freund und wer unser Feind ist.

Halten wir uns als konkretes Beispiel der politischen Unterdrückung den Versuch der Zerschlagung der Verfassten Studentenschaft vor Augen. Die verschiedenen Studentenvertretungen werden in Gremien aufgelöst. Der einheitliche organisatorische Apparat fehlt (z.B. keine VV mehr usw.). Wie sollen wir dann in der Lage sein, einheitliche Kampfaktionen gegen weitere Angriffe des Staates durchzuführen? Das zeigt uns doch klar, daß wir desorientiert und isoliert werden sollen, und zwar nicht nur unter uns, sondern auch von den anderen Volksmassen. Und warum?

Ja, Kommilitonen, schauen wir uns an, wie lange die Studenten schon erkannt haben, daß sie an der Seite des Fortschritts kämpfen müssen: 1968 noch recht isoliert von der revolutionärsten Kraft, der Arbeiterklasse. Daß diese Isolation aufgehoben wird, davor hat die Bourgeoisie Angst, denn diese Entwicklung bedeutet den Untergang ihrer Herrschaft.

Deshalb, Kommilitonen nehmen wir schon heute den Kampf auf.

Für jeden einzelnen von uns bedeutet das, am Mittwoch eine Stimme für den Streik abzugeben. Laßt euch dabei nicht von den Revisionisten des Spartakus einschüchtern, die natürlich versuchen werden vom einzig richtigen Kampfmittel, den Streik, abzuwiegeln. Waren es nicht Spartakus' Reden, daß ein Streik der Studenten die Bourgeoisie nicht erschrickt. (Warum wird aber dann den streikenden Kieler Kommilitonen für die Dauer des Streiks das Bafög gesperrt?) Dagegen schlagen uns diese Opportunisten RESOLUTIONEN vor! Jeder weiß, daß DAS uns überhaupt nichts bringt!
Deshalb: Nehmen wir den Kampf gegen die politische Unterdrückung auf, und nehmen wir diesen Kampf in unsere Hände!"

In einer Karikatur "Wir ziehen alle am selben Strick …nur an verschiedenen Enden!" ziehen an einer Seite vier Studenten, während am anderen ein Professor (mit Doktorhut), MSB und GIM kräftig ziehen sowie der KSV unentschlossen und erschrocken über das eigene Tun den Strick ebenfalls in Händen hält.

Aufgerufen wird noch dazu, den 'Roten Morgen' (RM) zu lesen.
Q: KSB/ML:Mauschelpolitik! - Streik,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

10.01.1973:
An der PH Dortmund wird der folgende Text verfaßt:"
BEKANNTMACHUNG

des Wahlausschusses zu den Wahlen für die Studentenkonferenz (SK) an der PH Ruhr/Abt. Dortmund.

Jeder an der PH Ruhr Abt. Dortmund ordentlich immatrikulierte Student hat das aktive und passive Wahlrecht.

Die Studentenkonferenz setzt sich nach Paragraph 1 Abs.6 der Wahlordnung vom 30.Mai 1968 aus insgesamt 26 Mitgliedern zusammen. Davon werden 20 durch Listenwahl und 6 über Fächergruppenwahl gewählt. Der Termin für die Listenwahl ist vom Wahlausschuß auf

Mittwoch, den 7.Februar 1973 i.d.Z. von 9 Uhr bis 17 Uhr
Donnerstag, den 8.Februar, i.d.Z. von 9 Uhr bis 17 Uhr

angesetzt. Der Raum wird noch bekanntgegeben.

Der Termin für die Fächergruppenwahl wird nach der Wahlordnung nach erfolgter Listenwahl am Anfang des darauffolgenden Semesters vom Wahlausschuß festgesetzt (in diesem Falle Anfang SS 73).

Nach Paragraph 13 Abs.1 der Wahlordnung müssen die Vorschlagslisten spätestens 14 Tage vor Wahlbeginn beim Wahlausschuß abgegeben werden. Später eingehende Listen werden nicht berücksichtigt.

Letzter Termin für die Abgabe der Vorschlaglisten ist:

Mittwoch, den 24.Januar 1973, 17 Uhr.

Die Listen müssen einem Mitglied des Wahlausschuß übergeben werden, oder per Einschreiben an den Vorsitzenden des Wahlausschusses: Erwin Bawulski, 463 Bochum, Marmelshagen 21 abgeschickt werden.

DER WAHLAUSSCHUSS FORDERT DIE STUDENTENSCHAFT AUF, VORSCHLÄGE EINZUREICHEN.

Jede Liste muß mindestens 10 Kandidaten (ordentlich immatrikulierte Studenten der PH Ruhr/Abt. Dortmund) aufweisen. Die Kandidaten müssen mit laufenden Nummern versehen sein und ihre Bereitschaft zur Kandidatur bekundet haben (durch Unterschrift). Neben dem Vor- und Zunamen muß auch die genaue Anschrift angegeben werden. Die Vorschlagsliste muß ein Stichwort oder eine Abkürzung tragen.

Die Vorschlagsliste muß von mindestens 30 Wahlberechtigten unterschrieben sein. Wir bitten, zum Zwecke der Überprüfung den Vor- und Zunamen deutlich zu schreiben. Jeder Student darf nur EINE Vorschlagsliste unterstützen.

Im Wahllokal selbst ist jegliche Wahlwerbung zu unterlassen.

Wählen darf nur, wer sich durch einen gültigen Studentenausweis als wahlberechtigt legitimiert.

Dortmund, den 10.1.1973

Der Wahlausschuß: gez. Alexander Melang, gez. Erwin Bawulski, gez. Klaus-Peter Nolte, gez. Birgit Rottmayer, gez. Johannes Menge"

Veröffentlicht wird dieser Text - außer vermutlich durch Anschlag - auch durch den AStA der PH Dortmund (vgl. 15.1.1973).
Q: DOS Nr.18,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.8f

10.01.1973:
Vermutlich heute erscheint an der Dortmunder PH eine 'PGH-INFORMATION' von drei Seiten DIN A 4 'mit AK-Comic', die u.a. berichtet von Studenten-Vollversammlung (SV) und Abteilungskonferenz (AK) am 20.12.1972:"
STUDENTISCHES TUTORENPROGRAMM AM ENDE!

Niederlage für das Tutorenprogramm (TP) der GEW-AG.
In der SV: …
In der AK: …

Daß die GEW-AG entgegen ihrer Erklärung es nun doch für notwendig erachtet, in dem Ausschuß mitzuarbeiten, darf nach deren bisheriger verfehlten Politik nicht verwundern. Durch ihr überstürztes Vorpreschen hat die GEW-AG die Chancen für ein TP, daß auch für die Studenten akzeptabel war, völlig vernichtet!

Da das Gremium ohne jede Entscheidungsbefugnis arbeitet, zudem 1/3 paritätisch besetzt ist, ist es dort unmöglich, studentische Interessen durchzusetzen.

Daher fordern wir die SV auf, sich deutlich gegen diese konzeptionslose Politik auszusprechen!

Die einzige Perspektive in der Auseinandersetzung um das TP: solidarisches und gemeinsames Handeln ALLER Studenten in gut vorbereiteten Aktionen.

Wie steht der PGH zur Forderung einiger Gruppen (KSV, KSB/ML (der KPD bzw. der KPD/ML-ZK,d.Vf.) nach Streik?

Die Erfahrungen, die die Studenten in vergangenen Streiks gemacht haben (z.B. Bafög-Streik 1971), haben gezeigt, daß ein Streik nur dann sinnvoll ist, wenn er gemeinsam mit anderen ASten gut vorbereitet durchgeführt wird.

Schlecht oder überhaupt nicht vorbereitete Aktionen sind den studentischen Forderungen abträglich. Ein von 50 oder 100 Studenten beschlossener Streik ist sinnlos!

Daher fordern wir alle Studenten auf:
KOMMT MASSENHAFT ZUR HEUTIGEN SV UM 13 UHR IN DER MENSA, UM WEITERE SCHRITTE GEMEINSAM ZU DISKUTIEREN UND ZU PLANEN!"
Q: PGH-Information mit AK-Comic,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973)

10.01.1973:
An der PH Dortmund findet vermutlich heute um 13 Uhr eine studentische Vollversammlung statt, zu deren Besuch u.a. der PGH (vgl. 10.1.1973) und der KSB/ML der KPD/ML-ZK (vgl. 8.1.1973) aufriefen.
Q: PGH-Information mit AK-Comic,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.2; KSB/ML:Mauschelpolitik! - Streik,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.2

15.01.1973:
An der PH Dortmund gibt, laut PGH (vgl. 22.1.1973), vermutlich in dieser Woche ein dem KSV der KPD nahestehender Kampfausschuß: Gegen die Verschärfung der PO - ein Flugblatt unter dem Titel "Was tun?" heraus, in dem gegen den AStA polemisiert wird.
Q: PGH-Information Aktionsplan des PGH,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.2

10.01.1973:
Prof. Dr. Nikolaus Koch von der PH Ruhr Abteilung Dortmund, Fächergruppe III, Fach Philosophie lädt heute mit einem Text von einer Seite DIN A4 zu Veranstaltungen über die SU (vgl. 16.1.1973) sowie mit einem Referenten aus Jugoslawien (vgl. 23.1.1973) ein.
Q: PH Ruhr-Abt. Dortmund-Fächergruppe III-Fach Philosophie-Prof. Koch:An den Dekan der PH Ruhr Abt. Dortmund,Dortmund 10.1.1973

15.01.1973:
Anfang bis Mitte dieser Woche gibt der AStA der PH Dortmund seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.18 (vgl. 15.12.1972, 29.1.1973) mit elf Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
1. Solidarität mit dem vietnamesischen Befreiungskampf
2. Bekanntmachung (Wahlaufruf zur Studentenkonferenz - vgl. 10.1.1973)
3. Zur Lage der DSKV

Im ersten Artikel heißt es:"
SOLIDARITÄT MIT DEM VIETNAMESISCHEN BEFREIUNGSKAMPF!

Seit dem 18.Dezember fliegen die USA die stärksten Angriffe gegen Nordvietnam, nachdem Nixon seine Zusage, das Neun-Punkte-Programm zu unterzeichnen, nicht gehalten hat. Nixon arbeitet also einem baldigen Frieden entgegen. So kam die entscheidende Wende auf einem Frieden hin auch nicht von Washington, sondern von Hanoi.

Als Nixon Berater Kissinger und das nordvietnamesische Politbüromitglied Le Duc Tho am 8.Oktober zu weiteren Friedensverhandlungen zusammentrafen, legte Tho einen neuen Plan vor, in dem Hanoi den Forderungen der USA in drei Punkten entgegenkommt.

- Nordvietnam verzichtet auf seine Forderungen nach Parallelverhandlungen über Waffenstillstand und politische Regelung.
- Auf den Rücktritt Thieus als Vorbedingung für eine Friedensregelung
- und auf eine südvietnamesische Koalitionsregierung unter Einschluß des Vietkong.

Diese Punkte entsprechen in großen Zügen dem Plan, den Nixon schon fünf Monate vorher vorgelegt hatte, der damals jedoch von Hanoi abgelehnt wurde. Vermutlich entstanden die Abstriche Hanois an seinen Forderungen unter dem Druck der Bombardements der USA und dem Bedüfnis den grausamen Krieg endlich beenden zu wollen.

Kissinger und Le Cuc Le Duc Tho benötigten nur noch wenige Tage, bis sie ein Neun-Punkte-Programm ausgehandelt hatten:

Vereinbarungen über die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam. Die wichtigsten Punkte dieses Programms sind:

- Anerkennung der Unabhängigkeit, Souveränität, Einheit und territorialen Integrität Vietnams, Laos und Kambodschas.
- Die USA stellen die Bombardierung und Verminung Nordvietnams ein und ziehen innerhalb von 60 Tagen alle eigenen und verbündete Truppen aus Südvietnam ab.
- Alle Kriegsgefangenen werden parallel zum amerikanischen Truppenabzug freigelassen.
- In Südvietnam finden freie und geheime Wahlen statt unter internationaler Kontrolle. Organisiert werden die Wahlen von einem Versöhnungsrat, der sich zu gleichen Teilen aus Vertretern des Thieu-Regimes, des Vietkong und der Neutralisten zusammensetzt.
- Eine internationale Kontrollkommission überwacht das Abkommen.

Es wurde auch schon detailliert festgelegt, wann und wo die USA mit ihrem Abzug beginnen und nach welchem Flugplan die US-Gefangenen heimkehren sollen.

Der Unterzeichnungstermin des Friedensvertrages wurde auf den 31.Oktober festgelegt. So konnte Nixon mit der glaubhaften Versprechung der Frieden in Vietnam sei 'greifbar nahe' in den Wahlkampf ziehen. Gleichzeitig verstärkte die USA jedoch die südvietnamesischen Truppen.

Thieu leistete Nixon gute Schützenhilfe, indem er dem Programm nicht zustimmte.

Nach seinem Wahlsieg (vgl. S3.1*.1972,d.Vf.) zeigte Nixon jedoch keine Eile mehr das Abkommen zu unterzeichnen. Im Gegenteil er stellte neue Forderungen. Insgesamt stellten die Amerikaner 126 Änderungsanträge. Die entscheidenden Punkte waren folgende:

- Hanoi sollte sich verpflichten, seine auf 300 000 geschätzten Soldaten aus Südvietnam abzuziehen,
- die entmilitarisierte Zone entlang dem 17. Breitengrad sollte wiederhergestellt werden.
- Im geplanten Versöhnungsrat sollten die drei Parteien keineswegs gleichberechtigt vertreten sein.

Daß Hanoi diese Forderungen nicht akzeptieren konnte, liegt auf der Hand. Denn Hanoi will nicht einen Frieden um des Friedens willen, sondern es will einen Frieden, der Freiheit und nationale Unabhängigkeit für ganz Vietnam garantiert. Am 13.Dezember wurden die Verhandlungen zwischen Le Duc Tho und Kissinger ergebnislos abgebrochen. Sorgsam vermied es die US-Regierung zu erwähnen, daß es die Amerikaner waren, die Änderungen an dem Neun-Punkte-Abkommen verlangt hatten und schoben die Schuld des Scheiterns auf Hanoi. Hier muß jedoch klar darauf hingewiesen werden, daß die Kompromißbereitschaft von Nordvietnam ausging und die US-Regierung das Friedensabkommen boykottierte. Nordvietnam will den Krieg beenden und die Bevölkerung durch freie Wahlen über die zukünftige Regierung entscheiden lassen.

Diese steht den Interessen Amerikas entgegen, das ein kommunistisches Vietnam verhindern und seine wirtschaftlichen und strategischen Interessen gewahrt sehen will. Durch die Nichtanerkennung der Souveränität Vietnams und des Versöhnungsrates zeigt sich deutlich, daß Amerikas Demokratieverständnis den Interessen der Herrschenden entspricht und nicht den Interessen der breiten Bevölkerung in Vietnam. Fänden freie Wahlen statt, dann würde das Thieu-Regime ausgeschaltet werden. Denn Thieu hat keine Basis in der Bevölkerung Südvietnams. Viele Persönlichkeiten, Senatoren, Buddhisten, Gläubige sind gegen Thieu. Thieu versucht durch Terrorakte das südvietnamesische Volk einzuschüchtern und unter Druck zu setzen. So werden in Saigon z.B. jede Nacht 200 bis 300 Personen unter dem Verdacht, Beziehungen zum Vietkong zu haben, festgenommen. Mehr als 300 000 Patrioten und Zivilisten sind in südvietnamesischen Gefängnissen eingesperrt. Weil die USA den Widerstand des vietnamesischen Volkes nicht brechen konnten, versucht Nixon nun, seine Niederlage durch eine Vernichtungsstrategie hinauszuschieben, deren Konsequenz jedoch die Vernichtung des vietnamesischen Volkes wäre. Der zukünftige Verteidigungsminister der USA, Clements, äußerte kürzlich (vgl. S4.**.197*,d.Vf.) sogar, daß die USA den Einsatz von nuklearen Waffen in Vietnam nicht ausschließen.

Nach Abbruch der Verhandlungen begannen die USA die stärksten Bombardements, die Nordvietnam seit Beginn des Krieges erlebt hat. Die USA sind zu Flächenbombardements übergegangen, bei denen ganze Stadtviertel in Hanoi durch Bombenteppiche dem Erdboden gleichgemacht werden. Vom 18. bis 25. Dezember wurden täglich 100 B-52 Bomber eingesetzt. Allein in der Vorweihnachtswoche fielen 40 000 Bomben auf die Gebiete Hanoi und Haiphong. In Hanoi gibt es täglich ca. 200 verletzte Zivilisten und vom 18. bis. 30.12. sind ca. 2 000 Zivilisten getötet worden. Strom- und Wasserzufuhr und Lebensmittelversorgung sind völlig ausgefallen. In Hanoi und in der Hafenstadt Haiphong sind bis zum 19.12. über 500 zivile Ziele angegriffen worden. Am 8.Januar wurden wieder neue Verhandlungen mit Nordvietnam aufgenommen. Doch es ist fraglich, ob noch irgendjemand ernsthaft an die Bekundung der USA glaubt, einen Frieden herbeiführen zu wollen. Denn die Flächenangriffe auf Nordvietnam sind keineswegs eingestellt worden.

Außerdem will die US-Regierung nicht von der Forderung, Vietnam bestehe aus zwei getrennten Staaten, abgehen.

Es ist die Pflicht aller Völker und friedliebenden Menschen, das vietnamesische Volk in seinem gerechten Kampf zu unterstützen. So haben in der ganzen Welt die US-Verbrechen Empörung verursacht. In Australien (vgl. S5.**.197*,d.Vf.) weigerten sich die Hafenarbeiter und die Seeleutegewerkschaft, amerikanische Schiffe, die Australien anlaufen, zu entladen. Sie haben Nixon ein Ultimatum gestellt, den Krieg zu beenden, sonst würden gegen alle US-Wirtschaftsinteressen in Australien, Industrieunternehmen und Waren ein totaler Boykott verhängt.

Mehr als 50 000 Menschen demonstrierten am 6.1. in Utrecht (in den Niederlanden,d.Vf.) gegen die amerikanische Politik in Vietnam. Sie forderten Nixon auf, Vietnam den Vietnamesen zu lassen und die Bombardierung einzustellen. Selbst der schwedische Regierungschef Olaf Palme (vgl. S5.**.197*,d.Vf.) hat sich gegen den Bombenterror der US-Regierung gewandt.

Auch in der BRD und Westberlin verurteilen große Teile der Bevölkerung die Verbrechen der USA. Dagegen hat sich 'unser Friedenskanzler' Brandt bisher noch nicht gegen den Völkermord der USA in Vietnam gewandt.

Die Bundesregierung verweigert sogar nach wie vor Vertretern der demokratischen Republik Nordvietnams und der Provisorischen Revolutionären Regierung der Republik Südvietnams die freie Einreise in die BRD. Damit wird verhindert, daß Informationen über die Lage in Vietnam an die Bevölkerung weitergegeben werden können. Außerdem bedeutet das eine klare Stellungnahme für das Marionetten-Regime in Südvietnam und Unterstützung der US-Politik.

Zu diesem Zeitpunkt kommt es darauf an, vor aller Welt und besonders der US-Regierung zu beweisen, daß die Mehrheit der Bevölkerung in der BRD die Bombardements der USA in Vietnam verurteilt und sich auf die Seite der DRV und PRV stellt. Dazu fand am 14.1. in Bonn eine zentrale Vietnamdemonstration statt, an der 20 000 Menschen teilnahmen.

Am 18.1. veranstaltet der Vietnamausschuß (VA des NVK der KPD,d.Vf.), der KSV (der KPD,d.Vf.), KSB/ML (der KPD/ML-ZK,d.Vf.), PGH, GEW-AG, MSB-Spartakus (der DKP,d.Vf.), GIM, AStA PH, und der AStA HPH einen Vietnamsolidaritätstag. Ab 14 Uhr können sich alle Studenten über die augenblickliche Lage in Vietnam und die internationale Protestbewegung informieren. Wir fordern alle Studenten und Dozenten auf, sich an diesem Solidaritätstag aktiv zu beteiligen.

SOFORTIGER BOMBENSTOP UND EINSTELLUNG ALLER ANGRIFFSHANDLUNGEN DER USA IN GANZ INDOCHINA!
SOFORTIGE UNTERZEICHNUNG UND ERFÜLLUNG DES 9-PUNKTE-ABKOMMENS!
SCHLUSS MIT DER ERMORDUNG DER POLITISCHEN GEFANGENEN IN SÜDVIETNAM UND DER LIQUIDIERUNG JEGLICHER OPPOSITION DURCH DAS THIEU-REGIME!
SCHLUSS MIT DER UNTERSTÜTZUNG DES US-KRIEGES IN VIETNAM DURCH DIE BUNDESREGIERUNG!"

Innerhalb dieses Artikels wird ein Schaubild beigefügt unter dem Titel 'Wenn Bonn Saigon wäre und München am Mekong läge…', das der 'Konkret' Nr.3 (vgl. 15.1.1973) entnommen ist.

Man äußert sich auch:"
ZUR LAGE DER DSKV

Mit dem Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) kam auf die Hochschulen das Problem der Versicherung ihrer Studenten zu.

Auch an der PH Ruhr wurde eine Zwangsversicherung in der DSKV von seiten des WiMi angedroht. In dieser Lage blieben drei Möglichkeiten offen:

a) einen Gruppenvertrag mit einer beliebigen Krankenkasse, von dem man sich nicht befreien lassen kann, abzuschließen, oder

b) Abschluß eines Versicherungsvertrages mit der DSKV, der die Befreiungsmöglichkeit einschließt, oder

c) Abwarten der Zwangsversicherung des WiMi mit einem Zwangstarif, der die Befreiung ausschließt.

Der Senat der Abt. Dortmund entschied sich für den Abschluß eines Versicherungsvertrages mit der DSKV mit der Befreiungsmöglichkeit.

Im Klartext:
Ab SS 1973 ist jeder Student verpflichtet, einer Krankenversicherung anzugehören, und zwar entweder über seine Eltern, z.B. in der AOK oder Knappschaft oder in einer öffentlichen Ersatzkasse. Bei der AOK haben alle Versicherten für unterhaltsberechtigte Kinder Anspruch asuf Leistungen bis zum vollendeten 18.Lebensjahr. Ihre Leistungspflicht erstreckt sich DARÜBERHINAUS auch auf Kinder, wenn sie sich in Schul- oder Berufsausbildung befinden.

Einer besonderen Anmeldung bei der Krankenkasse bedarf es nicht. Das Vorliegen der Voraussetzungen ist jeweils bei Eintritt des Versicherungsfalles bzw. bei Inanspruchnahme der Krankenkasse nachzuweisen.

Der einzige Unterschied zu den Bedingungen der AOK besteht bei der BUNDESKNAPPSCHAFT darin, daß sie Leistungen bei Schul- oder Berufsausbildung lediglich bis zur Vollendung des 25.Lebensjahres gewährt.

Bei der Immatrikulation legt er (?,d.Vf.) eine entsprechende Bescheinigung vor, und ist dann vom DSKV Tarif von 115 DM befreit.

Privatkassen sind von der Befreiung ausgeschlossen, der Student gilt dann an der PH als versicherunglos. Wird diese Bescheinigung nicht vorgelegt, ist der Student Versicherungsteilnehmer der DSKV und muß pro Semester 115 DM auf den Tisch des Hauses legen. Das sind 5% oder 19,16 DM pro Monat bei einem BAFöG-Höchstsatz von 420 DM. Dazu kommt, daß ab WS 1973/1974 eine weitere Beitragserhöhung auf 145 DM ins Haus steht. Das heißt 24,16 DM pro Monat oder 6,2% beim genannten bis 1975 festgeschriebenen BAFöG-Satz.

Umso bedauerlicher ist es, daß durch die unqualifizierte Politik des VDS dieser Erhöhung kaum entgegengearbeitet wird. Der VDS ließ immerhin in der DSKV-MV (vgl. S10**197*,d.Vf.) eine Resolution vom Stapel, in der festgestellt wird, 'daß die DSKV nicht mehr in der Lage ist, den Studenten einen ausreichenden Versicherungsschutz zu sozial tragbaren Beitragssätzen anzubieten'.

Der VDS hat zwar die Forderung der Pflichtversicherung aller Studenten in der gesetzlichen Krankenkassenversicherung aufgestellt, aber eine Realisierung dieser Forderung steht in weiter Ferne.

Letztlich ist somit jeder Student der DSKV mit ihren ungesicherten und mangelnden Leistungen ausgeliefert, wenn er sich nicht anderweitig versichert.

WIR EMPFEHLEN EUCH DAHER:
- Tretet in die öffentlichen Ersatzkassen ein, die einen Studententarif von derzeit 11 DM pro Monat anbieten.
- Bei diesem Tarif kommen Euch die Leistungen zu, die jeder Versicherungsteilnehmer auch in Anspruch nimmt.
- Besorgt Euch vor Eintritt in die Kassen eine Arbeitsbescheinigung; es ist bereits passiert, daß Studenten ohne Arbeitsbescheinigung die Leistungen verweigert werden.
- Folgende Kassen haben Studententarife:
1. Barmer Ersatzkasse (BEK,d.Vf.)
2. Techniker Krankenkasse ((TK,d.Vf.) beschränkte Aufnahme)
3. Deutsche Angestelltenkrankenkasse (DAK,d.Vf.)
4. Kaufmännische Krankenkasse (KK,d.Vf*)
5. Hamburg-Münchener Ersatzkasse (HMEK,d.Vf*)
- Studenten in anderen Kassen sollten prüfen:
a) ob die Befreiung garantiert ist,
b) bei Versicherung über die Eltern, bis zu welchem Alter versichert wird.
WEITERE AUSKÜNFTE IM SOZIALREFERAT!"

In einem Kasten ist noch folgende Meldung des AStA zu lesen:"
Auf der SV am 20.12.1972 wurde zu einer Spendenaktion für die streikenden Studenten in Kiel aufgerufen, denen vor einigen Monaten die BAFöG-Zahlungen entzogen wurden. Insgesamt wurde ein Betrag von 106,62 DM gesammelt, der vom AStA der PH für die sofortige Unterstützung der betroffenden Studenten zur Roten Hilfe 'Kiel' überwiesen wurde."

Aus der im Faksimile abgebildeten Überweisung geht hervor, daß die Überweisung auf ein Konto der Stadtsparkasse Bochum vorgenommen wurde, es sich also vermutlich um ein Konto der Roten Hilfe (RH) Bochum handelt. Tag der Einzahlung ist der 12.1.1973.
Q: DOS Nr.18,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

16.01.1973:
Prof. Dr. Nikolaus Koch von der PH Ruhr Abteilung Dortmund, Fächergruppe III, Fach Philosophie (vgl. 10.1.1973) lud zu heute mit dem folgenden Text ein:"
An
den Dekan der PH Ruhr Abt. Dortmund
die Mitglieder des Lehrkörpers der Abteilung Dortmund
die Studentengruppen der Abt. Dortmund

Herr Professor Dr. Anatoli MICHAILOW von der Lenin-Universität in Minsk wird
AM 16.JANUAR 1973 UM 16 UHR IM RAUM 2.438
über das Thema
'HAUPTRICHTUNG DER PHILOSOPHISCHEN FORSCHUNG IN DER SOWJETUNION'
sprechen.

Interessierte Gäste sind zu dieser Seminarsitzung herzlich eingeladen."
Q: PH Ruhr-Abt. Dortmund-Fächergruppe III-Fach Philosophie-Prof. Koch:An den Dekan der PH Ruhr Abt. Dortmund,Dortmund 10.1.1973,S.1

17.01.1973:
An der PH Dortmund findet vermutlich heute eine studentische Vollversammlung statt, mit der sich u.a. der PGH (vgl. 18.1.1973) befaßt.
Q: PGH-Information Ab Mittwoch STREIK an der PH?,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.2

18.01.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 15.1.1973) rief auf:"
Am 18.1. veranstaltet der Vietnamausschuß (VA des NVK der KPD,d.Vf.), der KSV (der KPD,d.Vf.), KSB/ML (der KPD/ML-ZK,d.Vf.), PGH, GEW-AG, MSB-Spartakus (der DKP,d.Vf.), GIM, AStA PH, und der AStA HPH einen Vietnamsolidaritätstag. Ab 14 Uhr können sich alle Studenten über die augenblickliche Lage in Vietnam und die internationale Protestbewegung informieren. Wir fordern alle Studenten und Dozenten auf, sich an diesem Solidaritätstag aktiv zu beteiligen."

Laut MSB Spartakus der DKP an PH und HPH Dortmund findet in der PH Dortmund "ein Vietnam-Solidaritätstag statt, zu dem der MSB-Spartakus, GEW, PGH, GIM, AStA-PH, AStA-HPH, KSV und der KSV-eigene-Vietnamausschuß aufgerufen hatten.

Ziel der Veranstaltung war es, die Kommilitonen über die Kriegsverbrechen Nixons und Thieus und über den Kampf der DRV und der südvietnamesischen Befreiungsstreitkräfte zu informieren und damit die Solidaritätsbewegung mit dem vietnamesischen Volk zu verstärken. Die hohe Zahl der Teilnehmer zeigte das große Interesse an Informationen über Vietnam. Die Solidarität mit dem vietnamesischen Volk fand ihren Ausdruck in einer Sammlung für ein EKG-Gerät, bei der eine Einnahme von 480 DM erzielt wurde. Der KSV und sein Vietnam- Ausschuß jedoch brachen das Aktionsbündnis. Im Widerspruch zu den zuvor getroffenen Abmachungen stellten sie sich einmal mehr als die vermeintlich einzig wahren Kommunisten dar und verwirrten viele politisch weniger gut informierten Studenten durch ihr Gequassel vom angeblichen 'Sozialimperialismus'. Sie machten Reklame für ihre eigene Veranstaltung und versuchten, die Kommillitonen durch 'Revisionismus'-Laberei von der Teilnahme an der Demonstration am 20.1. abzuhalten. Deshalb sprachen sich Vertreter aller anderen politischen Gruppen, die ebenfalls zu dieser Veranstaltung aufgerufen hatten, auf's schärfste gegen das Verhalten des KSV aus (ausgen. KSB/ML (der KPD/ML-ZK,d.Vf.)).

Der MSB-Spartakus wird weiterhin unbeirrt eine Politik des breiten Bündnisses verfolgen unter Einbeziehung aller fortschrittlichen und friedliebenden Kräfte!"
Diese habe sich auch bei der bundesweiten Aktion am 20.1.1973 bewährt.
Q: Spartakus Wahlzeitung,Dortmund Jan./Feb. 1973,S.*; DOS Nr.18,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.6

18.01.1973:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich frühestens heute die folgende 'PGH-Information' mit zwei Seiten DIN A 4 ohne Impressum:"
AB MITTWOCH STREIK AN DER PH?

Die Versuche der Kultusbürokratie, die demokratischen Kampfpositionen der Studenten (verfaßte Studentenschaft) zu zerschlagen, haben sich inzwischen weiter konkretisiert. Der studentische Widerstand soll gebrochen werden, um die notwendige Ruhe zur weiteren Durchsetzung der kapitalistischen Hochschulreform an den Hochschulen zu erlangen (z.B. forderte der bayerische Kultusminister in den letzten Tagen die Einrichtung einer hochschuleigenen Polizei). Gleichzeitig werden Einzelmaßnahmen der 'Reform' in Angriff genommen (vergl. BSZ Nr.103 (Bochumer Studentenzeitung - vgl. S1.**.197*,d.Vf.).

- VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG -

Der Wissenschaftsminister Rau ordnete eine Reihe neuer Regelungen für die 1. Staatsprüfung an, die eine Verschärfung der bestehenden Prüfungsordnung darstellen. Diese haben zwar bisher nur Gültigkeit für die PH Rheinland, sind aber in Kürze auch für die PH Dortmund zu erwarten. Wie sich gezeigt hat, werden derartige Angriffe auf die Rechte der Studenten nicht gleichzeitig an allen Hochschulen vorgenommen, um nicht den gemeinsamen Protest aller Betroffenen hervorzurufen.

Hier nur einige Punkte dieser Neuregelung:
- Vom Prüfungsamt eingesetzte Prüfer dürfen neben dem Hochschullehrer gleichberechtigt prüfen.
- Zur Prüfung sind mehr als drei Themenvorschläge anzugeben (in der Regel sechs).
- Festlegung von Form und Inhalt der schriftlichen Hausarbeit nach Maßgabe des Selbstverständnisses des Prüfers von seinem Fach.
- Beschränkung von 70 Kandidaten auf einen Prüfer.

Ein wirksames Mittel für die Studenten, um gegen diese Maßnahmen vorzugehen, ist die Verfaßte Studentenschaft, die daher konsequenterweise von der Kultusbürokratie zerschlagen werden soll.

- ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT -

Die Verfaßte Studentenschaft ist die politische Interessenvertretung der Studenten; und als solche ist sie besonders dort, wo sie von fortschrittlichen Gruppen getragen wird, konsequent als demokratische Kampfposition für die Interessen der Studenten im Kampf gegen die kapitalistische Hochschulreform eingesetzt worden. Um eine ungestörte Durchsetzung der kapitalistischen Reformvorstellungen zu gewährleisten, muß die Kultusbürokratie also diese demokratische Kampfposition der Studenten zerschlagen.

Die konkreten Angriffe der Kultusbürokratie richten sich dabei im Moment insbesondere gegen die Finanzhoheit der verfaßten Studentenschaft. Das zeigt sich am NRW-Haushalt 1973: In diesem Haushalt ist bereits ein Posten von 2 - 3 DM pro Student eingeplant (Einschränkung von 75% des bisherigen Beitrags). Nach Aussage des Ministers ist das SS 1973 das letzte Semester mit Beitragshoheit der ASten, deren Arbeit damit so gut wie lahmgelegt ist.

- DER STREIK ALS KAMPFMITTEL -

Das wirkungsvollste Mittel gegen diese angeblichen Reformen ist der Streik. Dieser ist jedoch nur sinnvoll, wenn er von der Mehrheit der Studenten getragen und überregional koordiniert wird. Um eine breite Mobilisierung der Studenten zu erreichen, ist eine umfassende Informationsarbeit und eine gründliche Vorbereitung des Streiks unumgänglich. Dieses wurde z.B. beim Bafög-Streik nicht ausreichend geleistet, so daß es zu keiner breiten Mobilisierung in der Studentenschaft kam.

KSV und KSB/ML (der KPD bzw. der KPD/ML-ZK,d.Vf.) fordern nun den Streikbeschluß am 24.1.1973 (SV). Wir jedoch halten es aus obengenannten Gründen zum jetzigen Zeitpunkt für aktionistisch, einen Streik, der nicht von der Mehrheit der Studenten getragen wird, zu beschließen. WIR fordern deshalb, wie schon auf der SV am vergangenen Mittwoch, alle Studenten auf, zur weiteren Information über die Maßnahmen des Kultusministeriums und zur Vorbereitung geeigneter Kampfmaßnahmen am 25.1.1973 am AKTIONSTAG des AStA teilzunehmen (Raum und Zeit werden noch bekanntgegeben).

KAMPF DER KAPITALISTISCHEN HOCHSCHULREFORM!
FÜR DIE ERHALTUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!
KAMPF DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG!"
Q: PGH-Information Ab Mittwoch STREIK an der PH?,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973)

22.01.1973:
An der PH Dortmund gibt die GEW-AG vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 ohne Impressum heraus:"
INFORMATIONEN ZUM SELBSTVERSTÄNDNIS DER GEW-AG

WAS IST DIE GEW-AG?

Die GEW-AG ist eine Arbeitsgemeinschaft an der PH-Dortmund, in der sowohl parteigebundene als auch parteilose Studenten eine Basis für allgemein- und hochschulpolitische Arbeit finden.

Die Bandbreite ihrer politischen Ausrichtung ist wesentlich bestimmt:
1. Durch eine positive Einschätzung der Arbeit in den Gewerkschaften.
2. Durch die Einsicht, allen fortschrittlichen Studenten, die keiner Partei angehören oder über ihre Parteibindung hinweg, die Möglichkeit zur Durchsetzung ihrer Interessen geben zu müssen. Diese Interessen sollen orientiert sein an der objektiven Interessenslage der lohnabhängigen Klasse, mit deren Kindern sie nach dem Studium vorwiegend arbeiten werden.
3. Durch die Einsicht, den Hochschulkampf von der studentischen Basis her entwickeln zu müssen, ihn aber nicht durch eine dünne Schicht von Kaderfunktionären aufstülpen zu lassen.
4. Durch die Einsicht, den fortschrittlichsten Teil der Arbeiterbewegung mit den Mitteln, die der Intelligenz zur Verfügung stehen, zu fördern, nicht aber diese Bewegung bestimmen und anleiten zu wollen.
5. Durch die Einsicht, mit den fortschrittlichen Lehrenden kooperieren zu müssen, um sie nicht über eine undifferenzierte kollektive Zuordnung und Behandlung in eine hochschulpolitische Emigration zu treiben.

WAS WILL DIE GEW-AG?

Als Arbeitsgemeinschaft der GEW haben wir die Möglichkeit, den Kontakt zwischen Lehrerstudenten und Schule aufrechtzuerhalten und auszubauen.

Diese Kontakte für Studenten und Schule fruchtbar zu machen, ist eines der wichtigsten Ziele der GEW-AG. An unserer PH gibt es viele Professoren und Dozenten, die unter einem äußerst fragwürdigen Wissenschaftsbegriff ihre reaktionären Ideologien verbreiten. Wir werden weiterhin in den Seminaren den Studenten - besonders den Erstsemestern - über eine gemeinsame Reflexion die Gelegenheit geben, sich politisch und ideologisch von der bürgerlichen Wissenschaft und ihren Verkürzungen zu lösen.

Vorrangig richten sich unsere hochschulpolitischen Aktivitäten auf folgende Ziele:
- GEGEN DIE ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT
- FÜR DIE BEIBEHALTUNG DER BEITRAGSHOHEIT DER ASTEN
- FÜR DAS POLITISCHE MANDAT DER ASTEN
- FÜR DIE SATZUNGSHOHEIT DER STUDENTENSCHAFT
- FÜR EIN FORTSCHRITTLICHES TUTORENPROGRAMM, DAS DEN BEDÜRFNISSEN DER STUDENTEN GERECHT WIRD
- GEGEN DIE VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG
- FÜR DIE FREIE WAHL DER PRÜFER UND PRÜFUNGSTHEMEN
- GEGEN DIE BESCHRÄNKUNG DER ZAHL DER PRÜFUNGSKANDIDATEN AUF 70 JE PRÜFER
- FÜR DIE SOFORTIGE AUFHEBUNG DER BERUFSVERBOTE (BV,d.Vf.) FÜR SOZIALISTISCHE UND DEMOKRATISCHE LEHRER DURCH ERSATZLOSE STREICHUNG DER INNENMINISTREBESCHLÜSSE VOM 28.1.1972
- FÜR DIE SOFORTIGE BEENDIGUNG DER POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG FORTSCHRITTLICHER UND AUSLÄNDISCHER STUDENTEN"
Q: GEW-AG:Informationen zum Selbstverständnis der GEW-AG,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

22.01.1973:
An der PH Dortmund gibt die GEW-AG frühestens in dieser Woche das folgende Flugblatt von vier Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
POLITISCHE DISZIPLINIERUNG IN DER BRD

Seit dem 1.10.1965 gilt in der BRD und in Westberlin das neue Ausländergesetz. Es löste die bis dahin geltende Ausländerpolizeiverordnung (APVO) vom 22.8.1938 ab. In der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Ausländergesetzes heißt es:
'Ausländer genießen alle Grudnrechte mit AUSNAHME der Grundrechte
der Versammlungsfreiheit (Art. 8, GG),
der Vereinsfreiheit (Art. 9, Abs. 1 GG),
der Freizügigkeit (Art. 11, GG),
der freien Wahl von Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte (Art. 12, Abs. 1 GG),
sowie des Schutzes vor Auslieferung an das Ausland (Art. 16, Abs. 2 GG).'

AUSLÄNDER GENIESSEN ALSO ALLE GRUNDRECHTE MIT AUSNAHME FAST ALLER GRUNDGESETZE!

Soweit die Verwaltungsvorschrift (eine sog. kann-Bestimmung).

In Paragraph 10 hat dieses neue Ausländergesetz dann ein breites Spektrum von Ausweisungsgründen geschaffen: von der 'Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung' (FDGO)' über 'die Gefährdung der öffentlichen Sittlichkeit' bis hin zur 'Beeinträchtigung erheblicher Belange der BRD'.

Was ist die 'FDGO'? Wann ist sie gefährdet? Was sind 'erhebliche Belange der BRD'? Wann sind sie beeinträchtigt?

Zum letzten ein Beispiel:
Persien (Iran,d.Vf.) ist - u.a. wegen seines Erdöls - für die BRD von erheblichem Belang. Als W. Brandt im Frühjahr 1972 (vgl. S1.*.1972,d.Vf.) den persischen Schah besuchte, forderte dieser Maßnahmen gegen die in der CISNU organisierten persischen Studenten in der BRD. Brandt versicherte dies geflissentlich. Die Folge ist der immer noch laufende Verbotsantrag gegen die CISNU. Die Verfolgung persischer Studenten auf dem Boden der BRD wird bald ähnliche Ausmaße annehmen wie die Verfolgung von GUPA und GUPS (Generalunion palästinensischer Arbeiter und Studenten). Die Unterdrückung der CISNU begann in der BRD allerdings schon lange vor dem Verbotsantrag. So ist z.B. auch die behördliche Kontrolle, der sich die CISNU unterwerfen muß, eine eindeutige Unterdrückungsmaßnahme: Sie muß die Namen und Adressen sämtlicher Mitglieder bekanntgeben, muß die Herkunft und Verwendung ihrer finanziellen Mittel melden und muß monatliche Tätigkeitsberichte abgeben.

Die palästinensischen Studenten und Mitglieder der persischen CISNU reagierten auf diese behördliche Kontrolle in Damaskus, Beirut, Bagdad, sowie in Frankfurt, Dortmund, Amsterdam und Wien mit Besetzungen der deutschen Botschaften und Hungerstreiks. Dies vollzog sich innerhalb von drei Tagen (vgl. S2.**.197*,d.Vf.).

Zur Verschärfung der Unterdrückungsmaßnahmen wurde am 22.6.1972 das Verfassungsschutzänderungsgesetz vom Bundestag verabschiedet. Danach können Bundesgrenzschutzbehörden (BGS,d.Vf.) und Zentralstellen für das polizeiliche Auskunfts- und Nachrichtenwesen eingesetzt werden, um ausländische Studenten zu beschatten, die unter anderem gegen andere Staaten und damit gegen die Belange der BRD vorgehen. Man denke dabei an die verfassungsmäßige Ordnung von Griechenland, Türkei, Spanien und Persien.

Betrachtet man die Maßnahmen, die gegen die ausländischen Studenten gerichtet sind, und erfährt man dann, daß der bayrische Kultusminister Maier eine Universitätspolizei für alle deutschen Universitäten fordert, so kann man sich ausrechnen, daß sich die Unterdrückungsmaßnahmen an unseren Universitäten immer mehr verschärfen werden (FR vom 19.1.1973).

Die ersten Maßnahmen sind schon dazu eingeleitet. In einigen Bundesländern (z.B. in Baden-Württemberg und Berlin) hat man den ASten die Beitragshoheit entzogen, d.h. die Gelder, die zur Aufrechterhaltung der studentischen Interessenvertretung verwendet wurden, sind für die ASten nicht mehr frei verfügbar.

Zur weiteren Disziplinierung der Studenten wurden in Bonn, Berlin und Heidelberg verschärfte PO (Prüfungsordnungen) eingeführt. Danach setzt sich die Prüfungskommission nicht wie bisher aus reaktionären und fortschrittlichen Profs zusammen, sondern es wird versucht, den fortschrittlichen Profs das Prüfungsrecht zu entziehen. Klare Gestalt nehmen diese vorbereitenden Bestimmungen bereits in West-Berlin an: Der reaktionäre Löffler-Plan für Lehrer-Prüfungen verstärkt die staatliche Kontrolle (die Zahl der hauptamtlichen Prüfer des wissenschaftlichen Landesprüfungsamtes wurde auf drei gegenüber einem Fachprüfer erhöht) und schränkt die freie Prüferwahl sowie das Recht, Prüfungen abzunehmen, ein.

DIE BETONUNG DER BEDEUTUNG DER ZWEITPRÜFER, AUF DESSEN KOMPETENZEN HIER AUSDRÜCKLICH HINGEWIESEN WIRD, ÖFFNET DER PRÜFUNGSWILLKÜR TÜR UND TOR!

Dieser Prüfer, der zunehmend nicht mehr aus dem Schuldienst kommt, ist in der Tendenz eindeutig Staatsprüfer. Fachliche Grundlagen bringt er also kaum mit, dennoch soll er zunehmend eingreifen.

HIER WIRD GESINNUNGSPRÜFUNG PERSONELL VERANKERT.

Aufgrund dieser Informationen stellen wir fest, daß es zwingend notwendig ist, den Interessen der Studenten entsprechend Maßnahmen einzuleiten. Dieses Ziel ist nur zu erreichen durch eine Solidarisierung ALLER Studenten.

Wir fordern Euch daher auf, die Aktionen der GEW-AG zu unterstützen.

Unsere Ziele sind:
FREIE POLITISCHE UND GEWERKSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG FÜR ALLE FORTSCHRITTLICHEN AUSLÄNDER UND IHRE ORGANISATIONEN!
UNTERSTÜTZT DIE FORDERUNGEN DER ASTEN NACH POLITISCHER BETÄTIGUNG UND FINANZIELLER SELBSTÄNDIGKEIT!
KEINE FESTLEGUNG VON FORM UND INHALT DER STAATSARBEIT ENTSPRECHEND DEM WISSENSCHAFTSVERSTÄNDNIS DES PRÜFERS!"
Q: GEW-AG:Politische Disziplinierung in der BRD,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

22.01.1973:
Vermutlich in dieser Woche gibt der PGH an der PH Dortmund den Teil 1 seiner "DSU/SLH-Dokumentation" (vgl. 29.1.1973) heraus, der uns leider noch nicht vorlag.
Q: PGH:DSU/SLH-Dokumentation Teil II,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

22.01.1973:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich Anfang dieser Woche folgende 'PGH-Information' mit zwei Seiten DIN A 4 ohne Impressum:"
AKTIONSPLAN DES PGH

Wie wir bereits in unserem Flugblatt 'Ab Mittwoch Streik an der PH/" (vgl. 18.1.1973,d.Vf.) vertreten haben, halten wir den von KSV und KSB/ML (der KPD bzw. der KPD/ML-ZK,d.Vf.) geforderten Streik ab Mittwoch für aktionistisch. Er wurde weder überregional koordiniert und vorbereitet, noch ist bisher eine breite Mobilisierung in der Studentenschaft für den Streik erreicht worden.

Da die Taktik der Kultusbürokratie darauf hinausläuft, Angriffe auf die Rechte der Studenten zu verschiedenen Zeitpunkten an den Hochschulen durchzuführen, würden vereinzelte Gegenmaßnahmen ein Hereinfallen auf eben diese Taktik bedeuten. Den Angriffen der Kultusbürokratie kann man nur durch eine breite solidarische Kampffront aller betroffenen Studenten wirkungsvoll begegnen.

Deshalb gilt es, auf einen Streik hinzuarbeiten, der überregional koordiniert und durchgeführt sowie von der breiten Mehrheit der Studentenschaft getragen wird.

Der PGH wird deshalb auf der nächsten SV am Mittwoch, den 24.1.1973, folgenden Aktionsplan als Alternative zur Streikforderung des KSV und KSB/ML zur Abstimmung bringen:

Donnerstag (25.1.):
Aktionstag des AStA zur Verfaßten Studentenschaft ab 13 Uhr in der Mensa (Informationen und Vorbereitung geeigneter Kampfmaßnahmen; es spricht u.a. ein Vertreter des AStA der UNI Bochum)

Dienstag (30.1.):
SV (Bericht von der Landes-Asten-Konferenz NRW am 29.1.; Beschlußfassung über die auf dem Aktionstag erarbeiteten weiteren Maßnahmen)

Mittwoch (31.1.):
Diskussion in den Seminaren

Donnerstag:
Eintägiger Warnstreik - Boykott aller Veranstaltungen - Einrichtung von zwei Arbeitsgruppen:

(1) Auswirkungen der vom Kultusministerium beschlossenen Maßnahmen auf das Studium
(2) Auswirkungen auf den zukünftigen Beruf als Lehrer

PERSPEKTIVE: Hinarbeit auf einen überregional koordinierten Streik zu Beginn des Sommersemesters 1973

Warum versucht der KSV gerade am kommenden Mittwoch, den 24.1.1973, in der SV einen Streikbeschluß durchzusetzen?

Während alle fortschrittlichen Kräfte und ASten in NRW eine kampfentschlossene Bewegung in der Studentenschaft aufzubauen versuchen, will der KSV diese Aktion untergraben und spalten, indem er zu einer KSV-Demonstration nach Düsseldorf aufruft.

Ein Streikbeschluß am Mittwoch soll also die Funktion haben, für diese Demonstration, die sich letztendlich (weil sie aktionistisch und spalterisch ist) gegen die objektiven Interessen der Studenten richtet, möglichst viele Mitläufer zu mobilisieren.

Kommilitonen, stimmt dem Aktionsplan des PGH zu!
Kämpft gemeinsam mit ALLEN Studenten in NRW gegen die drohenden Maßnahmen der Kultusbürokratie!

Seine Unsicherheit über das weitere Vorgehen und die richtige Perspektive im Kampf für die studentischen Interessen brachte der sogenannte Kampfausschuß: Gegen die Verschärfung der PO - in einem Flugblatt (vgl. 15.1.1973,d.Vf.) zum Ausdruck, das er bezeichnenderweise mit 'Was tun?' überschrieb. Aber statt wie Lenin, von dem die Überschrift entlehnt wurde, Antworten zu geben, erging sich der Kampfausschuß in Polemik gegen den AStA. Es bleibt zu hoffen, daß der Kampfausschuß in Zukunft nicht mehr Polemik mit Kampf verwechselt.

UNTERSTÜTZT DEN AKTIONSPLAN DES PGH!
KOMMT MASSENHATF ZUR SV!
KAMPF DER ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!"
Q: PGH-Information Aktionsplan des PGH,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973)

23.01.1973:
Prof. Dr. Nikolaus Koch von der PH Ruhr Abteilung Dortmund, Fächergruppe III, Fach Philosophie (vgl. 10.1.1973) lud zu heute mit dem folgenden Text ein:"
HINWEIS:

Am 23.Januar 1973 spricht um 18 Uhr im Fritz-Henßler-Haus (FHH,d.Vf.), Dortmund, Bornstraße 1, Raum 207,

Herr Professor Dr. Grlic, Zagreb, zum Thema:
'Versuch einer marxistischen Analyse der Philosophie Nietzsches'."
Q: PH Ruhr-Abt. Dortmund-Fächergruppe III-Fach Philosophie-Prof. Koch:An den Dekan der PH Ruhr Abt. Dortmund,Dortmund 10.1.1973,S.1

24.01.1973:
Nach eigenen Angaben wird heute in Dortmund das Solidaritätskomitee Freiheit für alle politisch Verfolgten konstituiert, ohne daß Angaben über die Beteiligten gemacht werden. Anlaß ist u.a. der heutige Prozeß gegen Klaus Dillmann.

Laut einer persönlichen Notiz von Klaus Dillmann waren für den heutigen Verhandlungstermin KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK darüber einig, "daß gemeinsam dazu Agitprop und Vorbereitungen stattzufinden haben.

Von den damals mitmischenden ML Dortmund will ich hier nicht weiter reden. Sie 'empfahlen' sich mal wieder rechtzeitig, indem sie unser 'Abenteuertum' beim Antikriegstag (RAKT - vgl. 2.9.1972,d.Vf.) schärfstens verurteilten und entsprechende Bemerkungen nicht in der Agitprop sehen wollten.

Schon beim Plattformentwurf im September hatten sie da ihre Einwendungen, ebenso wie die KPD, die das ja eineinhalb Jahre danach heftigst bestritt, die jedoch damals wegen dieser Frage und weil wir von Faschisierung redeten, Solidarität verweigerte. Die ML Dortmund zogen sich diesmal damit aus der Affäre, daß ich in der geplatzten Oktoberverhandlung nur revisionistischen Plundere von mir gegeben habe und sie keine Revisionisten unterstützen konnten.

Der AStA PH, ESG usw. wurden zwischen diesen Fronten immer hin- und hergerissen, waren selbst gutwillig und leisteten manche nützliche Kleinarbeit, aber blickten nicht durch."
Q: Dillmann, Klaus:Kritik an der Partei im Zusammenhang mit den Prozessen gegen mich sowie der Vernehmungen in Arnsberg 16.10.1973,o.O. o.J. (1973),S.4

24.01.1973:
An der PH Dortmund findet eine studentische Vollversammlung statt, zu der u.a. der PGH (vgl. 22.1.1973) aufrief.
Q: PGH-Information Ab Mittwoch STREIK an der PH?,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.1f

26.01.1973:
In Düsseldorf will der KSV der KPD um 11 Uhr ab Schauspielhaus eine NRW-weite Demonstration durchführen.
Aufgerufen wird in NRW auch durch den KOV der KPD (vgl. 22.1.1973).

Als spalterisch abgelehnt wird dieses Vorhaben u.a. durch den PGH an der PH Dortmund (vgl. 22.1.1973).
Q: KOV-Information,Dortmund o.J. (Jan. 1973); PGH-Information Aktionsplan des PGH,o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973),S.1

29.01.1973:
Die GEW-AG an der PH Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen aber in Kleinschrift (von uns korrigiert) heraus:"
WAHLAUFRUF

Die Situation an den Hochschulen wird bestimmt durch die Polarisierung der studentischen Interessen und derer, die über die staatlichen Organe als Anspruch in den Hochschulbereich eingebracht werden. Besonders im letzten Semester wurde deutlich, mit welcher Strategie der Widerstand der Studentenschaft gebrochen werden soll:
- EINERSEITS DIE VERFASSTE STUDENTENSCHAFT AUFZULÖSEN, WAS AUCH DIE LIQUIDATION IHRES POLITISCHEN MANDATS BEDEUTET -
- ANDERERSEITS 'MITBESTIMMUNGSORGANE' ZU INSTITUTIONALISIEREN, DIE EINE WIRKLICHE MITBESTIMMUNG NICXHT ZULASSEN!
(In der Fachgruppe gibt es die Drittelparität, im Satzungskonvent sitzen vier nichtwissenschaftliche Mitarbeiter, acht wissenschaftliche Mitarbeiter, sechzehn Hochschullehrer und zwölf Studenten; die Abteilungskonferenz setzt sich zusammen aus sechs Assistenten, sechs Studenten und siebzig Professoren)

Die Mitbestimmung ist hier geregelt als Zwang, gegen die eigenen Interessen mitwirken zu müssen. Als hervorragendes Element bürgerlicher Politik hat die Mitbestimmung denn auch zur Voraussetzung die Abschaffung des politischen Mandats und der Organe der Verfaßten Studentenschaft insgesamt.

'Die verfaßte Studentenschaft hatte ihre Berechtigung zu einer Zeit, da im Senat und den Fakultäten ausschließlich Professoren saßen. Eine eigenständige studentische Vertretung in der Universitätsverwaltung ist wegen der im nordrhein-westfälischen Hochschulgesetz vorgesehenen Mitwirkung entbehrlich.'
(Johannes Rau, Wissenschaftsminister)

Mit der Durchsetzung der verschärften Prüfungsordnung würde eine weitere Kette von Folgewirkungen heraufbeschworen, die jeden Studenten - auch den politisch inaktiven - zum hilf- und machtlosen Objekt scheinbar von der Sache her berechtigter Interessen machen würde.

DIE INTERESSEN DER LEHRERSTUDENTEN SIND BEDROHT - NICHT NUR IN DER HOCHSCHULSITUATION - SIE SIND ES EBENSO IN DER BERUFSPERSPEKTIVE!

Es kann sich also kein Student an den Folgen des breit angelegten Angriffs auf seine Interessen vorbeimogeln, auch nicht durch die Bereitschaft sich weitgehend anzupassen.

Wenn die nächsten SK-WAHLEN einen Sinn haben sollen, dann nur, wenn die Hochschulgruppen gewählt werden, die ausgewiesen haben, daß sie bereit sind, jede demokratische Position zu verteidigen und jede Möglichkeit neue zu erringen.

Es müssen die gewählt werden, die bereit sind, neben der Flugblattinformation auch die weniger spektakuläre, deswegen aber nicht unwichtigere, Kleinarbeit zu leisten!

DARUM WÄHLT!
WÄHLT DIE LISTE 1 DER GEW-AG"
Q: GEW-AG:Wahlaufruf,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

29.01.1973:
Vermutlich in dieser Woche gibt der PGH an der PH Dortmund den Teil 2 seiner "DSU/SLH-Dokumentation" (vgl. 22.1.1973) mit 6 Seiten DIN A 4 ohne Impressum heraus.

Auf dem Titelblatt heißt es:"
Auf ihrer a.o. MV am 16. und 17.4.1972 in Bonn änderte die Deutsche Studentenunion (DSU) ihren Namen in Deutsche Studentenunion/Sozialliberaler Hochschulverband (DSU/SLH).

Der SLH Dortmund hat sich laut Flugblatt vom 16.1.1973 dieser Organisation angeschlossen.

'Die Vorstellung von RCDS, DSU usw., Studentenbewegung politisch, d.h. mit dem Stimmzettel bekämpfen zu können, hat sich längst als Illusion erwiesen. Als einzige realistische Alternative verbleibt der gesetzgeberische Eingriff von außen.' (Koester, DSU, in DUZ 11/1971 (vgl. S1.*.1971,d.Vf.) Zitiert aus VDS-Press Jan. 1973"

Einleitend heißt es:"
Dieser Teil der Dokumentation erhebt - genau wie der erste - keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir werden unsere Dokumentation über den SLH durch Aufdeckung der finanziellen Hintergründe dieser Gruppe und aktuelle Informationen fortlaufend ergänzen.

Literatur:
'Contrapunkt' Zeitschrift der BSU/SLH, Nr.22-28
Schriftenreihe der DSU Band I, VII und X
VDS-Press Extra, Januar 1973"

Ausgeführt wird:"
ZUM LIBERALISMUSVERSTÄNDNIS DES SLH

Die plakative Darstellung durch Schlagworte findet ihren Wiederhall in der Wahlpropaganda. Der SLH fordert die Studenten auf 'sozialliberal' zu wählen, ohne eine inhaltliche Erklärung zu geben, was er mit sozialliberal meint.

Laut 'Contrapunkt' Nr.27 (vgl. S2.**.197*,d.Vf.), der Hauspostille der Bochumer Studentenunion/Sozialliberaler Hochschulverband (BSU/SLH) wird unter Sozialliberalismus folgendes verstanden:

'Sozialliberalismus stellt sowohl eine Fortsetzung von Traditionen des alten Liberalismus als auch einen Bruch mit vielen dieser Traditionen dar.'

Auch in dieser schwammigen Behauptung finden keine Erklärung des Begriffs 'Liberalismus'. Ebenso werden keine Aussagen gemacht, welche Traditionen gebrochen und welche beibehalten werden und zu welchem Zweck dieses geschehen soll.

ZUM GESELLSCHAFTSSYSTEM

'Herrschend ist eine verselbständigte wirtschaftliche und politische Techno-Struktur, die in den 'sozialistischen' mit ihren Tendenz zu immer weiterer Bürokratisierung genauso in Erscheinung tritt, wie in den parlamentarischen Demokratien des Westens'.

'Der Staat muß dem Bürger die tatsächliche Wahrnehmung der formal gegebenen Rechte gewährleisten, d.h. soziale Demokratie statt liberaler Staat'.

'Grundlage des sozialliberalen Konzepts ist das Bekenntnis zu einem Menschenbild, das vom autonomen Wertverständnis des Individualismus ausgeht und das Individuum nicht nur als Funktion der Gesellschaft begreift'.

'Der Sozialliberalismus greift die positiven Ansätze des Marxismus auf und verknüpft sie mit den genannten liberalen Prinzipien.'

Der SLH plädiert für eine Vermischung von Sozialismus und Liberalismus, der ganz entscheidend von den Normen des Kapitalismus geprägt wird. Ganz offensichtlich hat der SLH weder die sozialistische noch die kapitalistische Gesellschaft analysiert. Spätestens bei dem Versuch ihre Vorstellungen in die Praxis umzusetzen, hätte der SLH die Unvereinbarkeit dieser beiden Systeme feststellen müssen, da die Grundlage des kapitalistischen Systems der Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital (Vergesellschaftung der Produktion steht die private Aneignung gegenüber) ist, wohingegen gerade die Aufhebung dieses Grundwiderspruches die Voraussetzung des Sozialismus ist.

Bei der These, die formal gegebenen Rechte des Grundgesetzes realisieren zu wollen, ignoriert der SLH die Unmöglichkeit der praktischen Umsetzung innerhalb unseres Systems.

Auch der kleinste Versuch fortschrittlicher Menschen, ihre formal gegebenen Rechte tatsächlich wahrzunehmen, wird mit Unterdrückungsmaßnahmen des Staates beantwortet (z.B. Berufsverbot (BV,d.Vf.), Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft, verschärfte Prüfungsordnung).

Offensichtlich ist der SLH sich der Unmöglichkeit bewußt, da er sich zu den disziplinierenden Maßnahmen des Staates nicht äußert.

ZUM BILDUNGSWESEN

An ein fortschrittliches Bildungswesen stellt der SLH folgende Anforderungen:
1. 'Weckung eines kritischen Bewußtseins, das das Individuum befähigt, mit seinen Kenntnissen von der ihn umgebenden Gesellschaft seine Freiheitsrechte zu gebrauchen'.
2. 'Die Ausbildung muß den Anforderungen einer hochspezialisierten und mobilen Gesellschaft gerecht werden.'
3. 'Der soziale Rechtsstaat erfordert, daß die Chancengleichheit nicht nur formal, sondern auch inhaltlich verwirklicht wird.'

Wenn der SLH unter kritischem Bewußtsein eine Aufdeckung der gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge versteht, so wäre die notwendige Konsequenz des Individuums, die neugewonnenen Erkenntnisse zu gebrauchen, um sie in die Praxis umzusetzen (s. Pkt. 1).

Konkret würde dies für das Individuum bedeuten, sich mit den anderen Unterdrückten zu solidarisieren und gemeinsam an der Beseitigung der repressiven Herrschaft durch den kapitalistischen Staat zu arbeiten, um somit den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft voranzutreiben.

Oder versteht der SLH unter der Weckung des kritischen Bewußtseins eine noch gezieltere Anpassung an die 'Anforderungen einer hochspezialisierten und mobilen Gesellschaft' (s. Pkt. 2), was letzlich eine noch effektivere Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft durch das Kapital bedeutet.

Der SLH fordert weiter die Angleichung 'des häuslichen Anregungspotentials an sozio-kulturell weiterentwickelte Schichten'.

Mit diesem Abschnitt gibt der SLH zu, wenn auch mit feinen Worten umschrieben, daß unsere Gesellschaft eine Klassengesellschaft ist, in der es unterschiedlich weiterentwickelte 'sozio-kulturelle Schichten gibt.

Davon abgesehen, daß mit keinem Wort auf die Ursachen dieser unterschiedlichen Entwicklung eingegangen wird, bleibt die Frage offen, wie diese Angliederung der unterschiedlichen Entwicklungsstufen ohne die Beseitigung der Klassengesellschaft erreicht werden soll.

STRATEGIE UND TAKTIK AN DER HOCHSCHULE

Die DSU (Deutsche Studenten Union) versucht, auf der 'sozialliberalen Welle' mitzuschwimmen und ändert von daher ihren Namen bzw. ergänzt diesen.

'Die Namensänderung erfolgt in einzelnen, aufeinander folgenden Schritten. Dem Namen DSU wird zunächst der Zusatz SLH (Sozialliberaler Hochschulverband) beigefügt, den außerdem alle DSU-Mitgliedsgruppen in ihre Bezeichnung aufnehmen sollten. Der Verband trägt damit die Bezeichnung DSU/SLH.

Einhergehen muß mit dieser Umbenennung eine weitere Konsolidierung in inhaltlichen Aussagen sowie der Struktur des Verbandes.' (Contrapunkt 22 (vgl. S4.**.197*,d.Vf.), S.3)

Die Inhalte bleiben jedoch unverändert. Sie werden lediglich durch Anleihen an das Vokabular sozialistischer Gruppen ein wenig 'aufgemöbelt', um sie auf diese Art und Weise noch besser verkaufen zu können.

Auf die schönformulierten Texte fallen bedauerlicherweise häufig auch kritische Studenten herein. Sie erliegen der Illusion, mit dieser Gruppe eine fortschrittliche politische Perspektive zu finden. Durch das Aufsaugen dieser kritischen Kräfte dient der SLH letztendlich dazu, die bestehenden Herrschaftsverhältnisse zu zementieren.

SLH (oder auch DSU) haben für das Kapital deshalb einen relativ hohen Wert, weil Gruppen wie z.B. der RCDS (der CDU,d.Vf.) nicht ausreichend in der Lage waren, unsere gesellschaftlichen Verhältnisse zu verschleiern und die an der Hochschule ständig auftretenden Konflikte abzuwiegeln. Der RCDS trat für viele Studenten zu offensichtlich für die Interessen der Herrschenden ein.

Da die Dortmunder SLH-Gruppe außer dem Aufhängen von einigen zentral erstellten Plakaten und dem Verteilen eines knappen halben Dutzend Flugblättern bisher keine weitere Praxis vorzuweisen hat, wollen wir exemplarisch die Arbeit zweier anderer Gruppen darstellen:

DEUTSCHE STUDENTENUNION CLAUSTHAL ((Clausthal-Zellerfeld,d.Vf.) DSUC):

In dieser Studentenunion sind vorwiegend Studenten aus Verbindungen organisiert. Von hier aus wurde vor einigen Jahren der erste massive Versuch der Spaltung der Studentenbewegung unternommen. Einige der Gründer eines studentischen 'Gegendachverbandes' zum VDS (Verband Deutscher Studentenschaften), dem ADS (Aktion Demokratische Studenten), sitzen heute noch dort und versuchen über den SLH auch in Dortmund Politik zu machen.

Nur die Solidarität der großen Mehrheit der Studenten konnte damals diese Spaltung verhindern.

DIE BOCHUMER STUDENTENUNION (BSU/SLH):

Die Bochumer Studentenunion (BSU/SLH) gibt - wie eingangs erwähnt ? die Zeitschrift Contrapunkt heraus. In der Nummer 27 findet man u.a. die Vorstellungen der BSU/SLH für ein AStA-Programm an der Ruhr-Uni Bochum. Das ganze Programm läßt sich auf folgende Aussagen reduzieren: (vergl. Nr.27, S.2, II, Beziehung Hochschule - Gesellschaft)

Um die Trennung von Hochschule und Gesellschaft aufzuheben, soll nach Vorstellung der BSU/SLH durchgeführt werden:
1. Einrichtung von Universitätstagen.
2. Intensivierung der Arbeit der Uni-Pressestelle.
3. Darstellung der RUB-Situation in den Vororten mit Hilfe von Bürgervereinen und Parteien.
4. Einrichtung von Info-Ständen in der Bochumer Innenstadt.

Grundlegende Probleme wie Verfaßte Studentenschaft, Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) u.a. bleiben völlig unerwähnt. Offensichtlich sollen die Studenten von diesen Problemen und Konflikten abgelenkt und auf weniger relevante Probleme fixiert werden.

Während die DSU/SLH in allen ihren Schriften mehr oder weniger erfolgreich versucht, ihre wahren Absichten zu verschleiern, entlarvte folgender Ausspruch eines Mitgliedes der DSU, Koester, in der DUZ 11/1971 die eigentlichen Ziele dieser Gruppe:
'Die Vorstellung von RCDS, DSU usw., Studentenbewegung politisch, d.h. mit dem Stimmzettel bekämpfen zu können, hat sich längst als Illusion erwiesen. Als einzige realistische Alternative verbleibt der gesetzgeberische Eingriff von außen.'"
Q: PGH:DSU/SLH-Dokumentation Teil II,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

29.01.1973:
Vermutlich in dieser Woche gibt der MSB Spartakus Dortmund der DKP - Sektion PH/HPH (Pädagogische Hochschule/Heilpädagogische Hochschule) eine Ausgabe seines 'Spartakus' (vgl. 4.6.1973) für Januar/Februar, welches die erste uns bisher bekanntgewordene ist, mit 10 Seiten DIN A 4 als Wahlzeitung unter Verantwortung von Christop Zimmermann, Dortmund, mit dem Leitartikel "Was will der MSB-Spartakus?" heraus. Danach ist sein Hauptziel, "den Studenten aufzuzeigen, wie sie ihre eigenen Interessen durchsetzen können. Und daß dies bitter notwendig ist, wird jeder Student wissen, der z.B. mit dem viel zu geringen BAFöG-Betrag auskommen muß; der keine vernünftige Wohnung hat, der in 6 Semestern ein Studium durchhetzen muß, von dem er genau weiß, daß es ihn in keiner Weise für seinen Beruf qualifizieren kann. Diese Zustände aber sind nicht zufällig, sondern in einer Gesellschaft, deren Motor das Profitstreben einiger Weniger ist, die dadurch, daß sie einmal in den Besitz von Produktionsmitteln gekommen sind, nun über diejenigen, denen solcher Besitz nicht möglich ist, fast unbegrenzte Macht ausüben, eine vollkommen normale und natürliche Entwicklung. Denn Studenten dienen der Profitmaximierung der Kapitalisten dann am besten, wenn sie ihre Ausbildung möglichst schnell, kostensparend und eingleisig hinter sich bringen. Deshalb muß der Kampf der Studenten für ihre eigenen Interessen im letzten der Kampf für die Beseitigung des Kapitalismus sein. Dieser Kampf aber ist nicht von den Studenten allein zu führen, sondern er kann nur zusammen mit der Arbeiterklasse erfolgreich sein. Denn sie ist die stärkste, bestorganisierte und vom Kapital am meisten unterdrückte Klasse, und deshalb einzig fähig, eine wirklich grundsätzliche Veränderung unseres Gesellschaftssystems zu erreichen.

Deshalb will der MSB-Spartakus alle Studenten an die stärkste Organisation der Arbeiterklasse heranführen, damit sie sich entsprechend ihrem Beruf der jeweiligen DGB-Gewerkschaft anschließen bzw. schon während ihres Studiums der GEW beitreten, um ihre eigenen Interessen wirkungsvoll gemeinsam mit der Arbeiterklasse vertreten zu können. Dies kann natürlich aber nur der Anfang sein, auf dem Weg, der zum Sozialismus führen muß. Aus der gegenwärtigen historischen Situation in der BRD ergibt sich dazu nicht nur für die Arbeiterklasse die adäquate Kampfform, nämlich der Kampf um Erweiterung der demokratischen Rechte, für mehr Mitbestimmung, um den Einfluß des Kapitals so weit zurückzudrängen, daß der Übergang zum Sozialismus möglich wird, sondern diese Situation bestimmt auch direkt das Vorgehen der Studenten.

Das bedeutet für den MSB-Spartakus:

'Er verteidigt jedes demokratische Recht der Studentenschaft, jede demokratische Errungenschaft vor dem Zugriff der Reaktion. Er wirkt aktiv in den Organen der Studentenschaft und unterstützt die Weiterentwicklung des VDS als fortschrittlichen Dachverband aller westdeutscher Studentenschaften. Als politischer Studentenverband kämpft er zugleich beharrlich für die sozialen Interessen der Studenten, für eine umfassende Verbesserung der Studienbedingungen, für eine qualifizierte Ausbildung, die breite Disponibilität sichert.' (Aus der Grundsatzerklärung des MSB).

Als marxistische Organisation ist dem Spartakus klar, daß der Kampf für die eigenen Interessen, also der Kampf gegen den Kapitalismus, auch bedeutet, sich auf internationaler Ebene mit den Befreiungsbewegungen der unterdrückten Völker gegen den Imperialismus zu solidarisieren. Aus all dem ergibt sich unser Aufruf an alle Studenten in der Bundesrepublik:

Kämpft an der Seite der Arbeiterklasse! Gegen den Imperialismus! Für eine demokratische Hochschule! Für Frieden, Demokratie und Sozialismus!
KÄMPFT MIT SPARTAKUS! ORGANISIERT EUCH IM SPARTAKUS!"

Im Artikel "Weltweiter Protest gegen Kriegsverbrecher Nixon!" wird berichtet u.a. von Vietnamprotesten in der PH Dortmund (vgl. 18.1.1973) sowie von der bundesweiten Vietnamdemonstration in Dortmund (vgl. 20.1.1973).

Im Artikel "RCDS aus dem Winterschlaf erwacht!" wird berichtet, daß bei den Wahlen zur SK (Studentenkonferenz - vgl. 7.2.1973) auch der RCDS der CDU antritt, "der RCDS vertritt andere Interessen, nämlich die gleichen, die auch der 'Bund Freiheit der Wissenschaft' (BFdW,d.Vf.) vertritt. Zu diesem Bund gehören u.a: Heinz Kaufmann, Vorstandsmitglied der Farbwerke Hoechst, Franz Ludwig Graf von Stauffenberg, Direktionsassistent beim Panzerproduzent Krauss-Maffei, Leopold Bröker, Präsident der Landeszentralbank Hessen, CDU-MdB Dichgans, Vorstandsmitglied der Industrievereinigung Eisen und Stahl.Wessen 'Freiheit' diese Herren behüten wollen und wessen Interessen sie vertreten, ist nicht schwer zu erraten … Der RCDS gebärdet sich mitunter recht liberal (verbal zumindest). Er fordert zum Beispiel die Beibehaltung der Verfaßten Studentenschaft und verschweigt, daß seine CDU-'Freunde' in der Industrie sich schon längst von seinen studentischen Hiwis beraten lassen, wie AStA und Studentenparlament am besten zu liquidieren sind. Der RCDS fordert mehr Wohnungen für Studenten und verschweigt, daß in diesem 'pluralistischen Gesellschaftssystem' die CDU jene Gesetze durchpeitscht, welche die soziale Bedingung des Eigentums aushöhlten. Heuchelei und schöne Worte - das kann der RCDS den Studenten bieten. Dieser RCDS, von dem angesichts des organisierten Völkermordes des 'pluralistischen Gesellschaftssystems der USA' in Vietnam keinerlei Stellungnahme bekannt ist, der nichts über Portugal, Spanien, Persien (Iran,d.Vf.) und Südafrika (Azania,d.Vf.) zu sagen weiß, dessen Gönner und Strategen von der CDU vielmehr mit den Faschisten dieser Länder wärmste Beziehungen pflegen, dieser RCDS erweist sich durch seine politische Praxis an der Hochschule, durch seine Haßtiraden gegen den Sozialismus, alle fortschrittlichen Organisationen und durch seine engen Verbindungen mit den herrschenden Schichten als ein gefügiger Handlanger des Großkapitals.

Übrigens: Herr Langguth aus den Reihen des RCDS ist Mitglied des erweiterten CDU-Bundesvorstandes. Was den, dem RCDS in seiner Arbeitsweise sehr ähnlichen, SLH betrifft - auch er erwacht nur zu den Wahlen! So wollen wir uns nicht in langen Analysen ergehen, bewundern aber die Unverschämtheit, mit der diese völlig bedeutungslose Gruppe Stimmen der Studenten beansprucht".

Im Artikel "Die Rolle des KSV" heißt es:"
Nur noch einiges zum KSV, der Studentenorganisation der 'Studentenpartei KPD'. Eins der besonderen Merkmale des KSV ist sein absoluter Führungsanspruch. Seine KPD ist natürlich (wie alle anderen maoistischen KP's) die 'einzige konsequente, wirklich marxistische Partei der Arbeiterklasse'. So hat sie denn auch die offizielle Anerkennung Pekings als 'Kommunistische Partei Deutschlands' verlangt, aber die chinesischen Genossen lehnten ab. Wenn nicht durch Tatsachen, so durch Verdrehungen von Tatsachen kehrt der KSV seine Führungsposition heraus. Er behauptet z.B. 'Vertreter des vietnamesischen Volkes' hätten auf einer Veranstaltung ihrer KPD gesprochen - obwohl es erwiesenermaßen keine Kontakte Nordvietnams oder des Vietkong zu dieser Gruppe gibt. Auch hat das Informationsbüro der PRR Südvietnams kein Solidaritätstelegramm am 14.1. dem KSV zugesandt, sondern der Organisationsleitung der Bonner Demonstration, in der der KSV nicht vertreten war (er hat sich mit eigenem Block und eigener Abschlußkundgebung beteiligt).
Die politische Logik und Wahrheitsliebe dieser 'Maoisten' ist kaum zu überbieten. Der Sowjetunion (SU,d.Vf.) werfen sie vor, den Vietnamesen eine politische Lösung des Krieges aufzwingen zu wollen. 'Eine Lösung, die auf dem Schlachtfeld errungenen Siege des vietnamesischen Volkes am Verhandlungstisch in ihr Gegenteil zu verwandeln.' Offenbar stammen die Raketen, mit denen die B-52 vom Himmel geholt werden, aus dem Arsenal der westdeutschen Studenten-KPD. Wer - wenn nicht in erster Linie die Sowjetunion - liefert denn die materiellen 'Bedinungen' für den 'bewaffneten Kampf im gerechten Volkskrieg'?

Die politische Relevanz der Maoisten wird durch das Urteil des Klassengegners deutlich. Der ehemalige Präsident des 'Bundesamtes für Verfassungsschutz', Schribbers im Rhein-Ruhr-Club Düsseldorf vor Industriebossen: '…Darin unterscheidet sich die DKP (und der MSB, d. V.) von den Maoisten und Trotzkisten, die keine solche Phase eins (Kampf um mehr Demokratie etc., d. V.) kennen und unmittelbar zur sozialistischen Revolution aufrufen, was wenig Effektivität und Isolierung zur Folge hat.'

Übrigens: Auch die Wahl an unserer PH wird durch die Kandidatur der Trotzkisten bereichert, die nach bisherigen Informationen unter der Parole 'Für die Verfaßte Studentenschaft' zur Wahl antreten".

Der Artikel "Programm für das gemeinsame Handeln der Studenten" legt das Aktionsprogramm des Bundesvorstandes des MSB-Spartakus zugrunde und formuliert die Ziele des Programms wie folgt:"
I. Einen Ausweg aus der völlig unzureichenden materiellen Studiensituation aufzuzeigen.

II. Ein Kampfprogramm für eine demokratische Ausbildungs- und Berufspraxis, 'für eine Wissenschaft im Interesse der arbeitenden Bevölkerung, der Lehrlinge, Schüler und Studenten aufzuzeigen'.

III. Den Kampf gegen den Abbau demokratischer Rechte zu führen und eine Perspektive für Demokratie und Mitbestimmung an den Hochschulen aufzuzeigen.

IV. Den Beitrag der Studenten zum gesamtgesellschaftlichen Kampf für die Solidarität mit allen unterdrückten Völkern, für Frieden und Abrüstung zu entwickeln.

V. Zu einem Bündnis der Studenten mit der Arbeiterklasse beizutragen, die aus ihrer objektiven Klassenlage heraus die einzige entscheidende Kraft aller grundlegenden gesellschaftlichen Veränderung ist".

Eine kommende Studienreform sollte sich an folgenden Kriterien orientieren:"
1. Ausbildung, Wissenschaft und Forschung müssen dem Frieden dienen, dem Humanismus und dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet sein.

2. Die Studenten müssen zu schöpferisch tätigen Menschen ausgebildet werden, die durch Einsicht in die gesellschaftliche Wirklichkeit ihr Leben bewußt gestalten können und solidarisch am Kampf für den gesellschaftlichen Fortschritt teilnehmen.

3. Den Studenten ist ein breites Grundlagenwissen und ein qualifizierten Spezialwissen zu vermitteln, das ihnen ermöglicht, an der aktiven Gestaltung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts teilzunehmen.

4. Zu einer demokratischen Studienreform gehört auch, daß der Marxismus unbehindert und unverfälscht dargestellt werden kann".

Der MSB Spartakus ruft weiter dazu auf:"
Tretet für Eure Interessen ein! Nehmt die Zustände an Euren Hochschulen nicht kampflos hin! Im Bündnis mit der Arbeiterklasse liegt der Ausweg aus Bildungsnotstand und Hochschulmisere. Wer bereit ist zu kämpfen, kann die Verhältnisse auch ändern. Jeder Student ist aufgefordert, die Diskussion um das Programm mit uns zu beginnen. Kommt zu den öffentlichen Sektionsversammlungen des MSB, Donnerstags von 17 bis 19 Uhr im Raum 2. 447 der PH. Organisiert Euch im MSB Spartakus".

Auch eine Liste des MSB Spartakus für die anstehenden Wahlen wird veröffentlicht. Zur Wahl der "Liste des MSB-Spartakus" meint man:"
Kein AStA und keine Fachschaft darf von den Rechten, vom RCDS beherrscht werden.

Der RCDS ist gegen die Verfaßte Studentenschaft. Niemand sollte sich durch verbale Beteuerungen dieses Verbandes täuschen lassen: wo die CDU/CSU-Studenten nicht offen für die Liquidierung der studentischen Organe auftreten können, versuchen sie - im Bündnis mit reaktionären Professoren und der Kultusbürokratie - die Unabhängigkeit von AStA und Fachschaften einzuschränken.

KOMMILITONEN!

Stärkt den Organen der Verfaßten Studentenschaft den Rücken durch Eure Beteiligung an der Wahl! Der MSB-Spartakus sagt in seiner Grundsatzerklärung:
Der MSB verteidigt jedes demokratische Recht der Studentenschaft, jede demokratische Errungenschaft vor dem Zugriff der Reaktion, er wirkt aktiv in den Organen der Studentenschaft.

DESHALB: WÄHLT DIE LISTE DES MSB-SPARTAKUS!"

Aufgerufen wird letztlich dazu, die 'Roten Blätter' des MSB und die 'Unsere Zeit' (UZ) der DKP zu abonnieren.
Q: Spartakus Wahlzeitung,Dortmund Jan./Feb. 1973

29.01.1973:
An der PH Dortmund gibt die Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft (LVVS - vgl. 30.1.1973), laut PGH heute, ihr erstes Flugblatt zur Wahl zur Studentenkonferenz (SK - vgl. 7.2.1973) heraus. Hierbei handelt es sich vermutlich um das folgende zweiseitige Flugblatt unter Verantwortung von Hermann Schink:"
GEGEN POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG IN BETRIEB, SCHULE UND HOCHSCHULE!

Am 28.1.1972 wurde von der Ministerpräsidentenkonferenz ein Beschluß über 'Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im Öffentlichen Dienst' gefaßt. Nach nunmehr einjährigem Bestehen dieses Beschlusses wurden weit mehr als 200 Berufsverbote (BV,d.Vf.) für sozialistische und fortschrittliche Lehren, Dozenten und Juristen ausgesprochen. Daß diese Berufsverbote sich nicht nur gegen die Mitglieder sozialistischer und kommunistischer Organisationen richten, zeigt der jüngste Fall eines Lehrers, der aktives Mitglied der Gewerkschaft ist und dessen Nichteinstellung in den Öffentlichen Dienst damit begründet wurde, daß er 1968 an Aktionen der Außerparlamentarischen Opposition teilgenommen hatte, Aktionen wie gegen die Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.), an denen sich damals Zehntausende beteiligten. Die Berufsverbote erweisen sich somit als ein UNTERDRÜCKUNGSINSTRUMENT DER GESAMTEN FORTSCHRITTLICHEN BEWEGUNG IN DER BRD.

Sie reihen sich ein in die gesamten Maßnahmen des bürgerlichen Staatsapparates, diese Bewegung zu unterdrücken und einzuschüchtern, mittels Relegationen, Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft, Ausländerverfolgung, Ausbau des Spitzelwesens, Umwandlung des Bundesgrenzschutzes (BGS,d.Vf.) in eine Bürgerkriegsarmee etc.

DIE GEGENWÄRTIGE UNTERDRÜCKUNGSWELLE KENNZEICHNET EINE GESELLSCHAFTLICHE NTWICKLUNG IN DER BRD, DIE AUF ERRICHTUNG EINES TOTALITÄREN STAATES INAUSLÄUFT. Dazu gezwungen sieht sich die Bourgeoisie, seit sie sich aufgrund der SICH VERSCHÄRFENDEN VERWERTUNGSBEDINGUNGEN DES KAPITALS, die sich manifestieren in der sich verschärfenden innerimperialistischen Konkurrenz (USA-Japan-EWG), der Dollarkrise etc. dazu übergehen muß, der Tendenz zur Verringerung ihrer Profitrate massiv entgegenzuwirken mittels: Reallohnabbau, Preiserhöhungen, zunehmender Rationalisierung des Ausbildungssektors etc.

Gleichzeitig bekommt die westdeutsche Bourgeoisie die aufsteigende Wirkung der Klassenkämpfe zu spüren (Septemberstreik 1969, Metallerstreik in Baden-Württemberg 1971). Einher mit dieser Entwicklung geht eine zunehmende Verbindung von aus der antiautoritären Bewegungen hervorgegangenen kommunistischen Gruppen mit der sich rekonstruierenden Arbeiterbewegung. Da die Bourgeoisie sich der Konsequenz einer solchen Entwicklung bewußt ist, versucht sie gegenwärtig, die von der Arbeiterbewegung - und für den Hochschulbereich von der Studentenbewegung erkämpften Rechte abzubauen, um so eine sozialistische Praxis schon im Ansatz unmöglich zu machen und sich die 'Ruhe an der Front' zu schaffen, die notwendig ist, um ihr REFORMWERK durchzudrücken.

WAS TUN???

Der wachsenden Eskalation der repressiven Gesetzgebung durch den bürgerlichen Staat kann die sozialistische und fortschrittliche Bewegung in der BRD nur ihre GEMEINSAME UND SOLIDARISCHE MASSENAKTION entgegensetzen. Worauf es jetzt ankommt, ist, ein breites Bündnis aller fortschrittlichen Kräfte zu bilden und gegen JEDE ART VON REPRESSION UND DISZIPLINIERUNG in gemeinsamer Aktion zu kämpfen. Den progressiven sozialdemokratischen und liberalen Kommillitonen, die glauben, es gehe in diesem Kampf nur um die Interessen 'linksradikaler Gruppen', sei ein Zitat von Ernest Mandel gesagt: 'Verfallt nicht in die Illusion, daß, weil Ihr eine gemäßigtere Sprache sprecht, weil Ihr salonfähig geworden seid, weil Ihr Euch an die Sitten und an die Sprache der Herrschenden angepaßt habt, diese Euch lieben und umarmen. Sie lieben und umarmen Euch nur solange, wie Ihr ihnen dient. Wenn Ihr es zulaßt, daß die wachsende Repression die Kampfkraft schwächt, dann werden ihre wirklichen Gefühle und ihre wirklichen Gedanken Euch gegenüber früher oder später zutagetreten. Für sie seid Ihr alle Kommunisten, für sie seid Ihr alle Sozialisten, seid Ihr Teil dieser Arbeiterbewegung, die sie bedroht und die sie zerschlagen oder entmachten wollen. Vergeßt niemals, daß unter dem Vorwand, den Marxismus aus Deutschland zu vertreiben, auch die sozialdemokratischen Organisationen der Gewerkschaften durch Hitler verboten wurden. Was gestern geschah, kann morgen wieder geschehen, wenn Ihr Euch nicht in geschlossener Front der wachsenden Eskalation der Repression und der Anti-Arbeiterbewegung widersetzt.'

WEG MIT DEM BERUFSVERBOT!!!!!!!!

FÜR FREIE POLITISCHE BETÄTIGUNG IN BETRIEB, SCHULE UND HOCHSCHULE!!

WÄHLT LVVS!!!!"
Q: LVVS:Gegen politische Unterdrückung in Betrieb, Schule und Hochschule!,Dortmund o.J. (1973); PGH-Information Was ist, wer ist, was will LVVS,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

29.01.1973:
Vermutlich in dieser Woche gibt der AStA der PH Dortmund seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.19 (vgl. 15.1.1973, 9.4.1973) heraus, die uns leider noch nicht vorlag.

Enthalten ist, laut eigenen Angaben, ein Artikel "Kritik der kapitalistischen Hochschulreform".
Q: DOS Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Apr. 1973),S.5

30.01.1973:
An der PH Dortmund gibt die Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft (LVVS - vgl. 29.1.1973, 31.1.1973), laut PGH, heute ihr zweites Flugblatt zur Wahl der Studentenkonferenz (SK - vgl. 7.2.1973) heraus, bei dem es sich vermutlich um das folgende zweiseitige Flugblatt ohne presserechtlich Verantwortlichen handelt:"
VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG (PO)

Die Prüfungssituation an der PH soll verschärft werden durch: Beschränkung von 70 Prüflingen pro Prüfer, was einem PH-eigenen NC (Numerus Clausus) gleichkommt, keine freie Auswahl der Prüfer, keine freie Themenwahl.

Anlaß zu dieser verschärften Prüfungsordnung (PO) bietet eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Landesprüfungsamtes, die feststellte, daß z.B. in West-Berlin 25% der frei gewählten Prüfungen rein marxistischen Inhaltes waren. Daraufhin versuchte die Senatsverwaltung, auf die bestehende mit verschärfter Interpretation zurückzukommen.

Die 'neue' PO hätte z.B. für die Tutorien folgende Konsequenzen: der Plan, in Tutorien bürgerliche Wissenschaft auf ihre Grundlagen zu analysieren und in Frage zu stellen, wäre nur unter erhöhtem Zeitaufwand zu leisten, da die dort behandelten Themen nicht mehr als Prüfungsstoff angegeben werden können. Ist der erhöhte Zeitaufwand nicht mehr zu leisten, würden Tutorien zu Repetitorien degradiert und der Tutor würde den Status einer Hilfskraft der Professoren übernehmen.

Versuche, die freiheitlichen Rechte der Studentenschaft zu beschneiden, treffen ALLE Studenten. Der Widerstand läßt die Herrschenden und ihre Ideologen ein Wiederaufflackern der Studentenbewegung vorausahnen. Die politische Disziplinierung und Reglementierung soll den Widerstand brechen. Um aus dem Aufflackern der Studentenbewegung kein Strohfeuer werden zu lassen, muß eine breite Solidarität zum Kampf gegen die Verschärfung der PO angesterbt werden.

In der letzten Zeit wurde an einigen Hochschulen gegen die punktuelle Einführung der verschärften PO gestreikt. Die Studenten haben erkannt, daß die verschärfung der PO und der Angriff auf die Lehrerausbildung nur den Anfang der Reglementierung des Studiums durch die SPD/FDP-Hochschulreform darstellt. Wir unterstützen das Aktionsprogramm zum Warnstreik am 1.2.1973 an unserer PH und werden auf einen solidarischen Streik an allen Hochschulen der BRD im kommenden Semester hinarbeiten. Dieser Streik ist nur durch eine breite und kontinuierliche Informationspolitik zu erreichen.

Diese Informationspolitik wird die LVVS nach ihrer Wahl in die SK leisten, und so durch die Schaffung einer breiten Solidarität den Studenten die Mittel an die Hand geben, ihre Interessen gegen Kultusbürokratie und Staat gegen jegliche Unterdrückung durchzusetzen.

GEGEN DIE VERSCHÄRFUNG DER STUDIEN- UND PRÜFUNGSORDNUNG!!!
WEHRT EUCH GEGEN DIE VERSCHULUNG DES STUDIUMS!!
GEGEN DAS HOCHSCHULRAHMENGESETZ!!!
KAMPF DER KAPITALISTISCHEN HOCHSCHULREFORM!!!
WÄHLT: LVVS - LVVS - LVVS …
Liste 4
LISTE ZUR VERTEIDIGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!!!"
Q: LVVS:Verschärfung der Prüfungsordnung (PO),o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973)

31.01.1973:
An der PH Dortmund gibt die Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft (LVVS - vgl. 30.1.1973, 5.2.1973), laut PGH, heute ihr drittes Flugblatt zur Wahl der Studentenkonferenz (SK - vgl. 7.2.1973) mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Hermann Schink heraus:"
GEGEN DIE ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT

Von 1945 bis 1966/1967 befand sich das westdeutsche Kapital in einer Sonderstellung, in dieser Rekonstruktionsphase war es möglich durch riesige Wachstumsraten und relativ geringe Lohnsteigerungen ungeheure Profite zu machen. Nach innen gelang der Kapitalistenklasse die Beseitigung der Machtpositionen, die die Arbeiterklasse unmittelbar nach 1945 erworben hatte. Nach außen gelang die Integration in das imperialistische System der westlichen Welt. Das erste fand seinen Ausdruck in der Entfernung aller Mitglieder und Sympathisanten der KPD aus dem Staatsapparat (1950), dem Erlaß des reaktionären Betriebsverfassungsgesetzes ((BVG,d.Vf.) 1952) und schließlich im Verbot der KPD (1956); das zweite zeigt sich im Eintritt in die NATO und in der Gründung der EWG. Diese Maßnahmen und die anhaltende Konjunktur lähmten die Kampfkraft der Arbeiterklasse lange Zeit.

Die Krise 1966/1967 beendete das 'Wirtschaftswunder' und reihte das westdeutsche Kapital in den normalen Verwertungsablauf des internationalen Kapitals ein, dessen Verwertungsbedingungen sich entscheidend verschärften (innerimperialistische Konkurrenz EWG-USA-Japan – permanente Weltwährungskrise). Um unter diesen verschärften Bedingungen ihre Profitraten halten zu können müssen die Kapitalisten zum Angriff auf die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse übergehen - Lohnstop und Lohnabbau durch Inflation u.ä. drücken diesen Tatbestand aus. Die schon befriedet geglaubte westdeutsche Arbeiterklasse trat - wenn auch bisher nur ansatzweise – wieder aktiv für ihre Interessen ein und lernte ihre Kampfmittel zu gebrauchen.

Wie läßt sich nun der Versuch der Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft in diese Entwicklung einordnen?

Die ASten wurden nach dem zweiten Weltkrieg von den Allierten eingesetzt. Hier sollte dem Nachwuchs der Bourgeoisie Gelegenheit gegeben werden, sich in die parlamentarisch-'demokratischen' Spielregeln einzuüben. Tatsächlich waren die ASten dann auch staatskonform und ein Sprungbrett für Karrieristen.

In der Mitte der 60er Jahre begannen auch die Studenten sich zu formieren. Die Organe der VS (AStA, SVV, SK u.ä.) entwickelten sich zu Kampfinstrumenten. Aus dieser sich generell als antiautoritär und antikapitalistisch verstehenden Bewegung entstand die heutige Studentenbewegung, die sich z.T. auch als Avantgarde des Kampfes der Arbeiterklasse begreift.

Unter dem Aspekt der realen Chance der Vereinigung der fortschrittlichen Studentenbewegung mit der sich reorganisierenden Arbeiterbewegung sind die Angriffe auf die VS als Teil der Präventivmaßnahmen der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse zu verstehen. Diese Maßnahmen sehen im einzelnen den Entzug der Beitragshoheit, des politischen Mandats und die Änderungs des rechtlichen Status der Studentenschaft vor.

Noch ist die VS eine Zwangskörperschaft des öffentlichen Rechts, jeder Student ist Mitglied, jeder Student zahlt Beiträge, das Verfügungsrecht über die Beiträge hat der AStA. Noch ist der AStA das Kampfinstrument der Studenten. Wenn ihm - wie im Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) vorgesehen - alle diese Rechte genommen werden, wird er zu einem Dienstleistungsbetrieb degradiert, die Studenten verlieren die Möglichkeit zu organisiertem politischen Vorgehen, ihre fortschrittlichen Vertreter werden illegalisiert.

WAS IST ZU TUN?

Dieser konzentrierte Angriff des bürgerlichen Staates kann nur durch Massenaktionen, durch eine breite Einheitsfront abgewehrt werden.

Wir fordern alle Kommillitoninnen und Kommillitonen auf sich zu informieren, aktiv am Warnstreik am 1.2.1973 teilzunehmen und mitzuhelfen den Streik im Sommersemester 1973 vorzubereiten.

MIT ALLER KRAFT FÜR DIE VERFASSTE STUDENTENSCHAFT!!!
FÜR DIE ERHALTUNG DER BEITRAGSHOHEIT!!!
GEGEN POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG IN BETRIEB, SCHULE UND HOCHSCHULE!!!
WÄHLT LVVS - LISTE 4!! WÄHLT LVVS - LISTE 4"
Q: LVVS:Gegen die Zerschlagung der Verfassten Studentenschaft,Dortmund o.J. (Jan. 1973)

01.02.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 9.4.1973) berichtet von einem Berufsverbot (BV):"
Am 1.2.1973 sollte Rainer Birenheide in Dortmund als Beamter vereidigt werden; in letzter Minute wurde dies durch Einspruch des Regierungspräsidiums in Arnsberg verhindert. Obwohl Birenheide schon vier Jahre als Lehrer angestellt gewesen war, wurde er in das Beamtenverhältnis nicht übernommen. Begründung hierfür: seine Mitgliedschaft in der DKP!

Dies ist nur ein Beispiel für die ständig zunehmende Zahl von Berufsverboten für Lehrer, Arbeiter, Angestellte und Beamte im öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.)."
Q: DOS Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Apr. 1973),S.12

01.02.1973:
An der PH Dortmund wird der für heute geplante Warnstreik u.a. durch die Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft (LVVS - vgl. 30.1.1973, 31.1.1973) und den KSV der KPD (vgl. 1.2.1973) unterstützt.

Berichtet wird auch durch den AStA der PH Dortmund (vgl. 9.4.1973).
Q: DOS Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Apr. 1973),S.7; LVVS:Gegen die Zerschlagung der Verfassten Studentenschaft,Dortmund o.J. (Jan. 1973); LVVS:Verschärfung der Prüfungsordnung (PO),o.O. (Dortmund) o.J. (Jan. 1973); KSV-Zelle PH Dortmund:1-tägiger Warnstreik gegen die Verschärfung der bisherigen Prüfungsordnung an der PH!,Dortmund o.J. (1.2.1973)

01.02.1973:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich frühestens heute die folgende 'PGH-Information' mit 3 Seiten DIN A 4 ohne Impressum:"
WAS IST, WER IST, WAS WILL LVVS

Rechtzeitig zur Wahl Mitte Januar, tauchte ein neuer Name in der PH auf. Die 'Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft' stellte sich zur Wahl und begann am 29.1.1973 mit einer Flugblattserie, um die Stimmen der Studenten zu werben.

Viele Studenten glauben, daß sich nun mit dem neuen Namen auch eine neue Gruppe bei uns an der PH etabliert hat.
Nur wenigen Studenten fiel auf, daß mit dem Auftauchen der LVVS die Gruppe der Trotzkisten (GIM/RKJ) scheinbar von der Bildfläche verschwand.

Die Splittergruppe GIM führte bis jetzt ein Schattendasein an der PH-Do. Da sie kaum ein halbes Dutzend Mitglieder hat, bestand ihre Aktivität darin, sich an die GEW-AG zu hängen (u.a. Tutorenprogramm). Gleichzeitig begann sie damit, in die GEW-AG hineinzufiltrieren und sie zu unterwandern (Horst Delkus, Hermann Schink). Wie vorher der MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) will die GIM die fortschrittlichen Kräfte in der GEW-AG für sich gewinnen, um sie dann für die eigene Gruppe herauszubrechen.

Die Aktionen der GIM zur Problematik der Verfaßten Studentenschaft (VS) beschränkten sich auf verbale Äußerungen ihrer Vertreter während einiger Studentenvollversammlungen. Gleichzeitig veröffentlichet die GIM Parolenplagiate zum Thema VS, die jedoch völlig perspektivlos aneinandergereiht wurden. Die inhaltliche Aufarbeitung blieb die GIM den Studenten schuldig. Es ist nicht klar, was sie unter dem Begriff 'VS' versteht.

Die GIM war nicht in der Lage, mit eigenen Vorschlägen vor die Studenten zu treten, oder eigene Aktionen zu planen und durchzuführen.

Es ist offensichtlich, daß die GIM bei den Studenten mit dieser Politik keine großen Sympathien wecken konnte. So konnten auch kaum neue Mitglieder gewonnen werden.

Als nun die SK-Wahl vor der Tür stand, drohte die GIM an den formalen Satzungsbestimmungen (Liste: 10 Kandidaten, 30 Unterschriften) zu scheitern. So ließ sie sich einen formalen Trick einfallen, um Studenten als Listenkandidaten und Sympathisanten, die die Liste unterschreiben, zu gewinnen. AUSGERECHNET DIE GRUPPE, DIE SICH BISHER AM WENIGSTEN FÜR DIE VS ENGAGIERT HAT, TRITT NUN ALS 'LVVS' VOR DIE STUDENTENSCHAFT. Und die Rechnung der GIM scheint aufzugehen. Sie hatte keine Schwierigkeiten mehr, eine Liste zur SK-Wahl aufzustellen.

Die GIM/LVVS hat in ihren Flugblättern vom 29.-31.1.1973 folgende Perspektiven aufgezeigt:
- Die GIM/LVVS will im SS 1973 einen Solidaritätsstreik an allen Hochschulen in der BRD durchführen;
- der Streik soll durch eine breite und kontinuierliche Informationspolitik erreicht werden.

Mit der Informationspolitik will die GIM/LVVS NACH DER WAHL IN DIE SK beginnen. Es bleibt offen, ob sich die zukünftige Informationspolitik von der vergangenen wesentlich unterscheiden wird. Ebenfalls scheint es uns unerklärlich, warum man in der SK sitzen muß, um eine vernünftige Informationspolitik zu leisten.

Kommilitonen! Fallt nicht auf die Parole der GIM/LVVS herein! Wählt die Listen, die sich auch schon in der Vergangenheit für die VS aktiv eingesetzt haben!

WÄHLT LISTE 5!

Demokraten und Sozialisten, wählt die Vertreter des PGH in die Studentenkonferenz (SK), den AStA und in die Fachbereiche! Wählt Liste 5! Projektbereich Gesamthochschule"
Q: PGH-Information Was ist, wer ist, was will LVVS,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

01.02.1973:
Die Zelle PH Dortmund des KSV der KPD gibt vermutlich heute das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 ohne Impressum heraus:"
1-tägiger Warnstreik gegen die Verschärfung der bisherigen Prüfungsordnung an der PH!
Nützt der Streik überhaupt?

Der Streik ist dann sinnvoll, wenn wir mit ihm dokumentieren, daß wir PH-Studenten in Dortmund nicht bereit sind, ähnliche Veränderungen der Prüfungsregelungen wie an der PH Bonn und Köln vorgesehen, hinzunehmen. Der Streik hat dann einen Zweck, wenn wir ihn als Endpunkt unter die Kämpfe des Wintersemesters betrachten, wenn wir Bilanz ziehen und uns heute zusammenschließen und rüsten zur Weiterführung des Streiks im Sommersemester! Unser eintägiger Streik wird dem Kultusministerium zeigen, daß die PH Studenten in Dortmund nicht kampflos massive Verschlechterungen der Ausbildungssituation hinnehmen werden.

Deshalb: AKTIVER STREIK! Deshalb: KOMMT ALLE ZUR STREIKVOLLVERSAMMLUNG!
Deshalb: NÜTZT DER STREIK UNS!

Bisher ist das Kultusministerium keinen Zentimeter von seinem Vorhaben, uns die gewohnten Rechte in der Prüfung zu nehmen, abgerückt. Bisher ist es nicht gelungen, die Front des Streiks über ganz NRW auszudehnen. Allerdings hat sich an dem Flugblatt des Kultusministers (vgl. S1.*.1973,d.Vf.) – eigens herausgegeben zur beschwichtigung der Studenten - in dem er versuchte, die Verschärfung der Prüfungsordnung zu verharmlosen, gezeigt, daß die Landesregierung sehr wohl empfindlich auf Streiks der Studenten antwortet. Das Kultusministerium hat durch sein Flugblatt eindeutig versucht durch Verdrehung der Tatsachen die Streikkämpfe abzuwürgen.

Der geschlossene Kampf ALLER Studenten in NRW kann die SPD/FDP-Regierung zu Zugeständnissen zwingen!
Gerade darum ist die Perspektive für das kommende Semester:
GEGEN DIE VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSREGELUNGEN AN ALLEN PHs IN NRW REGIONALER STREIK ALLER PH-STUDENTEN, SOLIDARITÄTSSTREIKS AN DEN UNIS, FACHHOCHSCHULEN (FHS,d.Vf.) UND SCHULEN!

Wie können wir dieses Ziel überhaupt erreichen?
Entscheidend hierbei ist, wie nutzen wir die Organe der Verfaßten Studentenschaft, wie nutzen wir AStA und Vollversammlungen aus? Der PGH/GEW-AStA hat uns während des letzten Semesters ein negatives Beispiel gegeben. Seit Dezember war die verschärfung der Prüfungsordnung durch den KuMi bekannt - aber PGH und GEW haben erst in der letzten Woche begonnen, Informationen darüber unter die Studenten zu tragen, erst letzte Woche sich gefargt, wie kann man gegen die Verschärfung vorgehen.

Wir brauchen im nächsten Semester einen AStA, der sich DEN STUDENTEN verpflichtet, der sich in seiner Arbeit das Ziel setzt:
AUF KEINEN FALL EINE VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSREGELUNGEN AN DER PH!
Für dieses Ziel: Information der Studenten, Organisierung des Streiks, Widerstand gegen die undemokratischen Maßnahmen des Kultusministeriums.

Die Verfaßte Studentenschaft, AStA und Vollversammlungen sollen von der Landesregierung ihrer politischen Rechte beraubt werden, das schreiben alle Organisationen an der PH auf ihre Flugblätter.
Worauf sie aber noch keine Antwort gaben:
Wieweit existiert überhaupt noch die Verfaßte Studentenschaft an der PH? Es existieren AStA, Vollversammlung und Parlament (Studentenkonferenz). Ein WESENTLICHER BESTANDTEIL der Verfaßten Studentenschaft, Fachschaften, fehlt vollkommen.

In Biologie z.B. muß man, um überhaupt ein Praktikum besuchen zu dürfen, in einem theoretischen Seminar im Semester vorher eine erfolgreiche Klausur absolviert haben.

Die fehlende Verbindung von Theorie und Praxis im Studium wird damit noch weiter verschärft. Erst soll man sich theoretisch Lehrsätze einpauken, dann ist man 'vorbereitet' auf die Praxis. Erst wenn man Pflanzen- und Tierbezeichnungen nachkauen kann, soll man befähigt sein, praktische Erfahrungen machen zu können.

Aufgabe der Fachschaft ist es hier, für den ungehinderten Zugang zu den Praktika für alle Semester ohne Klausur einzutreten, zu erreichen, daß diese reaktionäre Regelung abgeschafft wird. Dann brauchen wir auch nicht weiter von 'Verschulung des Studiums in Biologie' zu reden, wie das PGH und GEW heute tun, sondern können uns im Fach zusammenschließen, um gemeinsam gegen diese Klausur zu kämpfen.

Zur Zeit werden überall in den Fächern neue Studienordnungen ausgearbeitet, z.B. Psychologie, wo vor einiger Zeit der Versuch gestartet wurde, eine Prüfungsklausur einzuführen, die sog. 25-Fragen-Klausur, die angeblich die Prüfung 'objektiviere'. In Wirklichkeit war es nur ein Vorstoß in der Richtung - statt inhaltliche Kritik an bestimmten Theorien von Psychologiedozenten (z.B. die Theorie von der 'angeborenen Begabungsschwäche') zu fördern, unser Studium auf das Pauken von Formeln und Methoden auszurichten. Nicht kritische Auseinandersetzung mit bürgerlichen Lehrinhalten - Nachbeten von Bezeichnungen und Begriffen aus dem Bereich Psychologie.

Auch im Fall Psychologie sind die gewählten Vertreter der Studenten des Fachbereichs, die unabhängig von den Mauschelgremien, allein legitimiert durch das Votum der Fachbereichsvollversammlungen – die FACHSCHAFTSVERTRETER-, notwendige Voraussetzung, um den Kampf gegen die Verschärfung der Studienbedingungen zu organisieren.

Wer es heute wirklich ernst meint, wenn er sagt - gegen die Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft (und das SAGEN inzwischen alle Organisationen an der PH), der muß es auch in Taten zeigen.

Wir treten dafür ein, daß noch im Sommersemester in jedem Fachbereich eine Vertretung der Studenten - eine Fachschaft - errichtet wird.

Die ersten Schritte zur Erreichung dieses Zieles müssen wir jetzt schon machen. Die KSV-Zelle PH schlägt vor:
EINE VOLLVERSAMMLUNG AM 7. FEBRUAR, AUF DER EINE INITIATIVGRUPPE AUS STUDENTEN GEWÄHLT WIRD, DIE DIE AUFGABE HABEN: VORBEREITUNG DER GRÜNDUNG VON FACHSCHAFTEN IM SOMMERSEMESTER!

KAMPF DER REAKTIONÄREN BILDUNGSPOLITIK DER SPD/FDP-REGIERUNG!
KEINE VERSCHÄRFUNG DER BISHERIGEN PRÜFUNGSORDNUNG!
FÜR DIE ERHALTUNG DER ORGANE DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!
FÜR DIE ERRICHTUNG VON FACHSCHAFTEN!
das muß das Programm eines 'starken' AStA für das Sommersemester sein. In diesem Semester haben wir am Beispiel der falschen Politik von PGH und GEW gelernt, wie wichtig es ist, daß die Organisationen im AStA auf der Seite der Studenten stehen!

Nicht die schönen Worte zur Wahl entscheiden, an der Politik der Organisationen in diesem Semester müssen wir ermessen, wer die Absicht hat, tatsächlich den Kampf gegen die reaktionäre Bildungspolitik der SPD/FDP-Regierung zu organisieren!

Bei der Wahl zur Studentenkonferenz (die dann den AStA wählt) am 7. Februar wird auch über unsere Kämpfe im Sommersemester entschieden!

Deshalb wählt jetzt den konsequenten Kampf gegen alle Versuche, Studium und Lehre reaktionär auszurichten!

WÄHLT KSV LISTE 3"
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:1-tägiger Warnstreik gegen die Verschärfung der bisherigen Prüfungsordnung an der PH!,Dortmund o.J. (1.2.1973)

05.02.1973:
An der PH Dortmund gibt der PGH eine 'PGH-Information' mit 4 Seiten DIN A 4 ohne Impressum zur heutigen Wahlzeitung der LVVS heraus, deren Titelblatt aus dem Titelblatt der LVVS-Zeitung sowie aus dem darin enthaltenen weinenden Lenin besteht. Zitiert wird zunächst die Kritik der LVVS an den AStA-Gruppen und ausgeführt:"
LVVS als ALTERNATIVE?

Am heutgen Montag, den 5.2.1973, beginnt die GIM (Gruppe Internationaler Marxisten), die Nachläufer Trotzkis an unserer PH, mit der Verteilung ihrer Wahlzeitung zur SK-Wahl, die so dürftig ist, daß der in ihr abgebildete schluchzende LENIN (S. 8) eigentlich auf das Titelblatt gehörte (siehe unsere Montage).

Anhand dieses 'Flugwerkes' läßt sich deutlich das Auftreten der Trotzkisten ablesen, die sich opportunistisch an jeden Zug anhängen, der ihnen zu fahren scheint.

- So sind beispielsweise die politischen Aussagen geschickt aus Aktionsvorhaben und durchgeführten Aktionen des PGH und anderer ernstzunehmender Gruppen bunt zusammengestellt.

- So wird verschwiegen, daß die GIM-Trotzkisten längst als getarnte Mitglieder der GEW-AG versuchen, Einfluß auf die Politik des AStA zu nehmen.

- So sind die Trotzkisten dreist genug, die ausgewiesene Praxis des PGH – so wurden u.a. auf Vollversammlungen, die als Bestandteil der AStA- und PGH-Informationspolitik anzusehen sind, die politischen Entscheidungen in den vergangenen Wochen und Monaten gefällt und nicht hinter verschlossenen AStA-Türen - mit der eigenen Praxis zu vergleichen, die wahrlich nirgends OFFEN aufzuspüren ist.

D.h. die GIM wird - wie RCDS (der CDU,d.Vf.) und SLH - erst zu den Wahlen aktiv und dann noch unter dem namen LVVS (Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft).

Mit diesem Namen soll angeblich größte Solidarität in der Studentenschaft erreicht und von seiten der Trotzkisten darauf verzichtet werden, ihr 'eigenes Parteisüppchen' zu kochen. Wenn dieses Anliegen ernst gemeint, warum versuchen die Trotzkisten dann nicht, die GEW-AG als breite Mobilisierungsbasis zu benutzen, da sie dort doch zu den führenden Köpfen gehören? Die GEW-AG wurde von den Trotzkisten bisher nur als Sprungbrett benutzt, um eine eigene Gruppe aufzubauen, die jetzt unter dem Namen LVVS der Studentenschaft angepriesen wird.

Besonders peinlich für die GIM muß aber die Aufstellung eines gewissen Doktoranden sein. Der PGH hat schon 1970 die bürgerlich-karrieristischen Tendenzen dieses ehemaligen AStA-Vorsitzenden angegriffen. Wie berechtigt diese Angriffe waren, zeigte die Tatsache, daß der Ex-AStA-Vorsitzende heute als Konrektor an der Gesamthochschule Wuppertal die verfaßte Studentenschaft in Dortmund 'verteidigt'.

EINE GEGENÜBERSTELLUNG DER VON DER GIM/LVVS ALS 'ALTERNATIVE' ANGEGEBENEN PERSPEKTIVEN UND DER PRAXIS DES PGH: … (zitiert wird aus der LVVS-Schrift der Punkt 5, "LVVS - die Alternative",d.Vf.)

- Der PGH hat als EINZIGE GRUPPE mit seinem Aktionsprogramm gegen die Verschärfung der prüfungsordnung die Perspektive von überregional koordinierten Kampfmaßnahmen aufgezeigt. Die Studenten stimmten diesem Aktionsplan in der SV zu; auf dieser Grundlage wurde die Aktionswoche mit dem Warnstreik am letzten Donnerstag (vgl. 1.2.1973,d.Vf.) durchgeführt. Als EINZIGE GRUPPE beteiligt sich der PGH an den Vorbereitungen von Maßnahmen für das SS 1973 auf Landesebene im Rahmen der LAK (Landes-ASten-Konferenz).

- Immer wieder wurden die Aktionen, Kampagnen und Informationen durch die Aussagen auf SVs u.a. durch den amtierenden AStA-Vorsitzenden und in Flugblättern gesamtgesellschaftlich eingeordnet.

LVVS - EINE WIRKLICHE ALTERNATIVE?

Warum versucht die GIM (oder auch LVVS) mit dieser Wahlzeitung, die nachgewiesenermaßen keine neuen Perspektiven aufzeigt, gerade jetzt aktiv zu werden?

Die Trotzkisten bemühen sich, auf der PGH-Linie mitzuschwimmen, weil sie glauben, auf diese Art und Weise die eine oder andere Stimme zur Wahl zu
bekommen.

In unserem Wahlaufruf (vgl. S4.*.1973,d.Vf.) haben wir bereits die Kommilitonen aufgefordert, alle politischen Gruppen an ihrem politischen Anspruch und die Umsetzung dieses Anspruchs in die Praxis zu prüfen.

Gruppen, die nur einen 'Anspruch' haben und keine Praxis ausweisen können, werden - besonders vor der Wahl - unglaubwürdig.

ÜBERPRÜFT AUSSAGEN UND PRAXIS DES PGH!
LEST DIE INFOS ZUR SK-WAHL!

DEMOKRATEN UND SOZIALISTEN WÄHLT DIE VERTRETER DES PGH IN DIE STUDENTENKONFERENZ (SK), DEN ASTA UND IN DIE FACHBEREICHE!!

PROJEKTBEREICH GESAMTHOCHSCHULE

Ferner verweisen wir auf die PGH-Information 'Wir über uns, eine Darstellung unserer Arbeit'" (vgl. S4.*.1973,d.Vf.).
Q: PGH-Information zur LVVS-Wahlzeitung,o.O. (Dortmund) o.J. (5.2.1973)

05.02.1973:
An der PH Dortmund gibt die GEW-AG vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen und mit von uns korrigierter Kleinschrift heraus:"
WARUM GEW-AG WÄHLEN?

Die GEW-AG arbeitet seit mehreren Semestern im AStA sowie in Hochschulgremien (Senat, Abteilungskonferenz, Fächergruppenversammlung etc.) mit.

Unsere Arbeit wird wesentlich durch den versuch bestimmt, die Interessen der Studenten nicht nur verbal, sondern durch eine konstruktive Praxis zu vertreten.

Dieser Anspruch wurde entscheidend durch unsere Mitarbeit im DOS-Redaktionskollektiv eingelöst.

DIE GEW-AG HAT FOLGENDES ERREICHT:

SOZIALES

- Unterstützung des AKTIONSKREISES 'KRITISCHER KINDERGARTEN'
- Information und Analyse über STUDENTISCHE KRANKENVERSICHERUNGEN (DSKV gegen öffentliche Ersatzkassen)
- Initiative zum SANIERUNGSBEREICH der 70 Wohneinheiten in DORSTFELD (durch Verzögerungen seitens der Stadt steht ein Vertragsabschluß mit den beteiligten Parteien noch aus)
- Mobilisierung der JOB- UND WOHNUNGSVERMITTLUNG
- Durchsetzung von Stipendienanträgen mittelloser bzw. sozial betroffener Studenten im BAFÖG-FÖRDERUNGSAUSSCHUSS

STUDIENANGELEGENHEITEN

- intensive STUDIENBERATUNG in Wochenendseminaren
- Durchführung einer SCHULUNG in politischer Ökonomie
- TUTORENPROGRAMM:
- Erarbeitung eines fortschrittlichen Tutorenprogramms
- in dem Tutorenausschuß der AK setzten die Vertreter der GEW-AG die studentische Vorlage (Forderungen der SV vom 20.12.1972) durch (Einschätzung dieser Arbeit siehe GEW-AG Info zum Tutorenausschuß)

DESHALB
Wählt die Vertreter der GEW-AG
Wählt Liste 1

Nehmt an Beschlüssen und Entscheidungen auf BREITER Basis teil!
GEW-AG -> Liste 1 (Studentenausweis mitbringen!!!)

ÜBRIGENS:
Bei der Wahl zum Satzungskonvent (vgl. S2.*.1983,d.Vf.) erhielten die Vertreter der GEW-AG sechs der sieben zu vergebenden Mandate!"
Q: GEW-AG:Warum GEW-AG wählen?,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

05.02.1973:
An der PH Dortmund gibt die GEW-AG, laut PGH (vgl. 6.2.1973) ein Flugblatt zur heutigen Abteilungskonferenz (AK) unter dem Titel "Tutorenausschuß beschließt fortschrittliches Tutorenprogramm" heraus, in dem es u.a. heißt:"
DER TUTORENAUSSCHUSS BESCHLOSS:

- die formalen Qualifikationsvoraussetzungen für Tutoren werden auf 3 Semester und 2 einfache Teilnahmebescheinigungen reduziert, wobei auch in Ausnahmefällen Studenten unter drei Semester zugelassen werden.

- Tutoren werden für alle Proseminare und Seminare, die auf das Blockpraktikum vorbereiten und in den Grundwissenschaften (Fächergruppe I und II), die über 80 Teilnehmer haben, verbindlich.

- Es wird eine halbparitätisches Tutorenkommission (TK) auf Fachbereichsebene gebildet (4 Studenten / 4 Lehrende), wobei die Hälfte der Studenten und der Lehrenden in der TK Praxiserfahrung als Tutoren bzw. Seminarleiter haben muß, die studentischen Tutorenkommissionsmitglieder werden von den studentischen Fächergruppenmitgliedern gewählt.

- Die Tutorenkommission prüft die fachlichen Voraussetzungen der Tutorenbewerber und benennt sie für bestimmte Seminare. Der Seminarleiter hat KEIN VETORECHT."
Q: PGH-Information:GEW-AG - Tutorenausschuß beschließt fortschrittliches Tutorenprogramm,o.O. (Dortmund) o.J. (6.2.1973),S.1ff

05.02.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund gibt eine Wahlnummer ihrer 'Kommunistischen Studentenpresse' (KSP - vgl. 27.11.1972, 3.4.1973) mit 14 Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus, auf deren Titel es heißt:"
GEGEN DIE REAKTIONÄRE BILDUNGSPOLITIK DER SPD/FDP-REGIERUNG

KEINE VERSCHÄRFUNG DER BISHERIGEN PRÜFUNGSORDNUNG
FÜR DIE ERHALTUNG DER ORGANE DER VERFASSTEN STUDENTSCHAFT
FÜR DIE ERRICHTUNG VON FACHSCHAFTEN

WÄHLT KSV LISTE 3"

Der erste Artikel lautet:"
ASTA!! PGH/GEW-AG???

Im Wintersemester 1972/1973 wurde auch an der PH Dortmund schlagartig deutlich, was die SPD/FDP-Regierung unter demokratischer Reform der Hochschule versteht.
- Umzug der PH in ein völlig unzureichendes Gebäude
- geplanter Umzug der PH Hagen an die PH Dortmund wegen 'katastrophaler Raumnot'
- Verschärfung der Prüfungsordnung an der PH Rheinland
- Versuche, in einzelnen Fachbereichen den Studiengang und die Prüfung reaktionär auszurichten (Psychologie, Mathe, Biologie, Kunst)
- Zerschlagung der Finanzhoheit in NRW
- politische Disziplinierung fortschrittlicher Organisationen (Raumverweigerung, Plakatierungseinschränkung)

Wie sich der AStA zu den verschiedenen Angriffen der Kultusbürokratie verhalten hat, muß der Prüfstein zur Beurteilung seiner Politik sein. Haben sich PGH und GEW-AG in der Lage gezeigt, die Aufgaben zu erfüllen, die einem AStA zukommen?

Die Erfahrungen mit diesem AStA waren jedoch: kaum Aufklärung und Information der Studenten in der alten PH über die Zustände im Neubau (Überfüllung, Fernsehvorlesungen). Sabotage des Kampfausschusses, dessen Aufgabe in der genauen Untersuchung der Veränderungen der Ausbildungssituation und dem Vorschlag konkreter Gegenmaßnahmen bestand. Passivität in den dann doch beschlossenen Aktivitäten wie Fernsehboykott, Seminaragitation, einzige angebotene Möglichkeit: jede Woche eine Vollversammlung.

Endlose Verhandlungen und Gremiensitzungen über ein 'fortschrittliches Tutorenprogramm' ohne von Anfang an klar auf den Tisch zu legen, daß unsere Forderung 'Völlige fachliche Unabhängigkeit der Tutoren' nur dann Aussicht auf erfolgreiche Durchsetzung haben wird, wenn wir Studenten dafür kämpfen. Außer leeren Appellen an die Studenten geschah nichts, um den Kampf zu organisieren. Endergebnis ist, daß jetzt die Profs - unbemerkt von vielen Studenten - in einem 'Tutorenausschuß' ein reaktionäres Tutorenprogramm ausarbeiten werden.

Die verschärfung der Prüfungsordnung an der PH Rheinland wurde von unserem AStA lange Zeit nicht als Angriff auch auf unsere Ausbildung gesehen, erst nach dem Auftreten einer Genossin des KSV von der PH Rheinland auf einer Vollversammlung, durch den Verkauf der Dokumentation des KSV über die Verschärfung der Prüfungsordnung und einer Reihe von Flugblättern, wurde auch vom AStA diese unverschämte Maßnahme der Kultusbürokratie erkannt. Der AStA hat jedoch nicht alle Kräfte für den geschlossenen Kampf aller PH-Studenten in NRW eingesetzt, sondern vielmehr von Vollversammung zu Vollversammlung versucht, die Bewegung zu bremsen. 'ZU FRÜH, ZU FRÜH' UND 'DIE STUDENTEN SIND NOCH NICHT MOBILISIERT', SO ERZÄHLTE ER DEN STUDENTEN JEDEN MITTWOCH, BIS ER DURCH EINEN VOLLVERSAMMLUNGSBESCHLUSS GEZWUNGEN WURDE, DIE ABSTIMMUNG ÜBER STREIK AUF DIE TAGESORDNUNG ZU SETZEN (vgl. 24.1.1973,d.Vf.).

Aber der AStA trat auch auf der Streikvollversammlung gegen die Studenten auf: 'Ihr seid alle noch nicht informiert' sagte er den 700 versammelten Studenten und 'deshalb könnt ihr noch gar nicht kämpfen.'

Inzwischen wurden aber an der PH Köln bereits 56 Studenten zur Prüfung nicht zugelassen, inzwischen hatten aber die Studenten an den PHs in Bonn, Köln und Neuss den Kampf durch Warnstreiks (vgl.*S1.1.1973,d.Vf.) aufgenommen. Statt den Vorschlag der KSV-Zelle - sofort in den Warnstreik zu treten - um die Kommillitonen an den anderen PHs zu unterstützen und den Kultusminister davor zu warnen, auch für die PH Dortmund die Prüfungsordnung verschärft auszulegen, aufzugreifen, blieb der AStA dabei gegen den Streik zu hetzen und setzte gegen den Streik seinen 'Aktionsplan' durch, der einen Tag Warnstreik vorsah, eine Woche später (vgl. 1.2.1973,d.Vf.).

So kam es dazu, daß es eine Woche später am Donnerstag nur noch knapp 100 Studenten waren, die den Warnstreik aktiv durchführten!

DAS - UND NICHT SCHÖNE WORTE VON PGH - AUF BUNT UMRAHMTEN FLUGBLÄTTERN – GILT ES ZU BEURTEILEN, WENN WIR UNS ENTSCHEIDEN, WER IM KOMMENDEN JAHR DEN ASTA BILDEN SOLL!

Der Warnstreik am Donnerstag war für uns Auftakt für die Kämpfe im Sommersemester. Der Kultusminister hat bisher noch nicht daran gedacht, seine Briefe an die Leiter der Staatlichen Prüfungsämter zurückzunehmen, deshalb heißt es im Sommersemester:

STREIK AN ALLEN PHs, WEG MIT DER VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG AN DEN PHs, SOLIDARITÄTSSTREIKS AN DEN UNIS UND FACHHOCHSCHULEN (FHS,d.Vf.) UND SCHULEN! DER AUF DER STREIKVOLLVERSAMMLUNG AM DONNERSTAG BESCHLOSSENE STREIKAUSSCHUSS WIRD ZUM ERSTEN MAL DIE MÖGLICHKEIT BIETEN, DIE VORBEREITUNG UND DURCHFÜHRUNG DES STREIKS IM SOMMERSEMESTER VON DEN STUDENTEN ZU TRAGEN!

Aufgabe des AStA ist es - bedingungslose Unterstützung des Streikausschusses!

Ausrichtung der AStA-Arbeit auf diese Aufgaben im Sommersemester bedeutet aber noch weiter:
Neuaufteilung der Referate im AStA. Nicht mehr wie bisher: ein Sozialreferat, dessen Aktivitäten lediglich in einer erfolglosen Wohnungskampagne und endlosen Kleinkriegen mit dem Studentenwerk bestand,
ein Studienreferat, von dessen Existenz man zu den entscheidenden Zeitpunkten (Verschärfung der Prüfungsordnung in Kunst, Versuch der Einführung einer Psychologieklausur) nur etwas ahnen konnte,
ein Pressereferat, das im letzten Semester lediglich eine Presseerklärung herausgab und keine Anstrengungen unternahm die Bevölkerung Dortmunds über Pressearbeit mit den Zuständen an der PH bekannt zu machen,
ein Finanzreferat,

sondern:
Im Gegensatz zum Studienreferat, das kaum in der Lage gewesen ist, auf die Studienkonflikte in einzelnen Fächern einzugehen, EINRICHTUNG EINES REFERATES FÜR HOCHSCHULPOLITIK. Durch ein solches Referat wird verhindert werden, daß der AStA von Verschärfungen der Prüfungs- und Studiensituation nichts 'merkt', dies Referat wird nicht allein 'Seminararbeit' organisieren, sondern gegen alle Versuche der Kultusbürokratie, Studium und Lehre reaktionär auszurichten, den Widerstand der Studenten organisieren. Dieses Referat wird sich mit den Fragen der Veränderung der PH-Ausbildung durch die Eingliederung in die Gesamthochschule (GHS,d.Vf.) beschäftigen müssen. Dieses Referat wird mit den Fachschaften so zusammenarbeiten, daß gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung in Kunst nicht allein die Kunststudenten kämpfen, sondern alle Studenten zur Unterstützung der Kunststudenten mobilisiert werden.

NEUEINRICHTUNG EINES AUSSENREFERATS, daß die Unterstützung der Kämpfe der Arbeiter und Werktätigen durch die Studenten organisiert, daß die materielle und moralische Unterstützung der Befreiungskämpfe in den unterentwickelt gehaltenen Ländern organisiert, daß z.Zt. sich konkret die Aufgabe stellen muß: Unterstützung der Vietnam-Hilfe: ALLES FÜR DEN SIEG, also Geldsammlungen durchführt für den Wiederaufbau von Vietnam.

Nicht die im AStA zur Zeit diskutierte Einrichtung einer 3. Sozialreferentenstelle, sondern nur die Veränderung der AStA-Referate wird die Möglichkeit schaffen, daß der AStA zum Kampfinstrument im kommenden Semester werden kann.

Kommillitonen, bisher haben PGH und GEW-AG noch nichts darüber gesagt, wie sie sich die AStA-Arbeit im kommenden Semester vorstellen. Im letzten Jahr haben sich diese beiden Organisationen sogar in den AStA wählen lassen ohne ihr Programm vorzulegen!

Die Wahl in diesem Semester müssen wir allerdings daran entscheiden, welche Praxis wir von den Organisationen kennengelernt haben, welche Vorstellungen die Organisationen von den Kämpfen im nächsten Semester entwickeln."

Abgedruckt wird der Aufruf der Vietnam-Hilfe Alles für den Sieg des NVK der KPD (vgl. 29.1.1973), eingeladen zum Vietnamfest (vgl. 9.2.1973).

Der nächste Artikel spricht sich aus:"
FÜR DIE ERRICHTUNG VON FACHSCHAFTEN

Mit den Versuchen seitens der SPD-Regierung, die Ausbildungsbedingungen an den Hochschulen zu verschlechtern, ging einher der Versuch, die Verfaßte Studentenschaft, AStA und Vollversammlungen ihrer politischen Rechte zu berauben. So plant die SPD/FDP-Landesregierung durch die Liquidierung der Kampfinstrumente in den Händen der fortschrittlichen Studenten die Bewegung gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung abzuwürgen. Mit Recht heißt darum unser Kampf im nächsten Semester auch 'Für die Erhaltung der Organe der verfaßten Studentenschaft'.

Aber es reicht nicht, dies zu sagen - wie kämpfen wir konkret an den PH für die Erhaltung der Verfaßten Studentenschaft?

Als erstes –
gilt es im Streik gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung auch für die Errichtung der Großraumbaracke mit 1 000 Plätzen zu kämpfen! In diesem Semester hat sich gezeigt, daß der fehlende Versammlungsraum für Vollversammlungen die gemeinsame Diskussion und das Fassen von Beschlüssen erheblich behindert.

Als zweites - Bei uns an der PH ist laut Satzung nicht die Vollversammlung oberstes beschlußfassendes Organ der Verfaßten Studentenschaft, sondern die Studentenkonferenz. Wenn wir im Sommersemester über den Streik auf der Vollversammlung abstimmen, ist es durchaus möglich, daß die Studentenkonferenz diesen Beschluß außer Kraft setzt! Gegen dieses undemokratische Verfahren fordern wir:
FÜR DIE ANERKENNUNG DER BESCHLÜSSE DER VOLLVERSAMMLUNG!
Die Vollversammlung soll oberstes beschlußfassendes Organ der Verfaßten Studentenschaft sein.

Als drittes -
nicht alle Mitglieder in der Studentenkonferenz werden durch die Studenten direkt gewählt! Die Vertreter der sechs Fachbereiche in der Studentenkonferenz werden von den studentischen Gremienvertretern der Fachbereichsversammlungen gewählt. Dabei kommt es sogar vor, daß im FB I Profs, Assistenten und Studenten gemeinsam einen Vertreter in die Studentenkonferenz wählen!
Wir fordern:
KEINE WAHL DER SK-MITGLIEDER DURCH GREMIENVERTRETER!
DIREKTE WAHL DER FACHBEREICHSVERTRETER NUR DURCH DIE STUDENTEN AUF FACHBEREICHSVOLLVERSAMMLUNGEN!

Als viertes -
Im letzten Semester sind in vielen Fächern an der PH neue Studienordnungen eingeführt worden, sind in einzelnen Fächern Versuche gestartet worden, die Prüfung zu verschärfen!
So in Psychologie: Unter dem Mantel der 'Objektivierung der Prüfung' versuchten einige Dozenten, eine neue Prüfungsklausur einzuführen. Diese 25-Fragen-Klausur war ein Vorstoß in der Richtung - statt inhaltlicher Kritik an bestimmten Theorien von Psychologiedozenten (z.B. die Theorie von der 'angeborenen Begabungsschwäche') zu fördern, unser Studium auf das Pauken von Formeln und Methoden auszurichten. Nicht kritische Auseinandersetzung mit bürgerlichen Lehrinhalten - Nachbeten von Begriffen und Bezeichnungen aus dem Bereich der Psychologie.

In Biologie z.B. muß man, um überhaupt ein Praktikum besuchen zu dürfen, in einem theoretischen Seminar im Semester vorher eine erfolgreiche Klausur absolviert haben.

Die fehlende Verbindung von Theorie und Praxis im Studium wird damit noch weiter verschärft. Erst soll man sich theoretische Lehrsätze einpauken, dann ist man vorbereitet auf die Praxis. Erst wenn man Tier- und Pflanzenbezeichnungen nachkauen kann, soll man befähigt sein praktische Erfahrungen machen zu können.

Bisher ist auf den Vollversammlungen kaum etwas davon zur Sprache gekommen. Bisher sitzen die gewählten Vertreter in den universitären Selbstverwaltungsgremien: Fachbereichsversammlungen - unkontrolliert von den Studenten. Bisher finden Fachbereichsvollversammlungen einmal im Jahr zur Wahl der Studenten in das universitäre Selbstverwaltungsgremium statt.

Kurz gesagt: BISHER GAB ES KEINE MÖGLICHKEIT UNS ORGANISIERT IN DEN EINZELNEN FÄCHERN GEGEN DIE VERSCHÄRFUNG DER STUDIEN- UND PRÜFUNGSORDNUNGEN ZU WEHREN!

Jüngstes Beispiel:
Am 14.2. findet eine Fachbereichsversammlung im FB II statt, um über eine neue Psychologiestudienordnung zu diskutieren. Welcher Student - außer den gewählten Vertretern - weiß überhaupt davon, geschweige denn, hat die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Psychologiestudenten sich gegen Verschärfungen der Studienordnungen zu wehren?

Deshalb - KÄMPFEN WIR IM NÄCHSTEN SEMESTER FÜR DIE ERRICHTUNG VON FACHSCHAFTEN, der gewählten Vertretung der Studenten im Fachbereich! Kämpfen wir dafür, daß das Organ der FACHBEREICHSVOLLVERSAMMLUNGEN wieder voll genutzt wird.

Die KSV-Zelle PH hat den AStA aufgefordert, am Mittwoch eine Vollversammlung einzuberufen, auf der über die Fachschaften diskutiert wird und eine Initiativgruppe gewählt wird, die die Gründung von Fachschaften im nächsten Semester vorbereitet.
Der AStA hat sich mit der Begründung geweigert, dies Problem sei zu UNWICHTIG!

Wir werden deshalb trotzdem am Mittwoch (vgl. 7.2.1973,d.Vf.) eine Veranstaltung durchführen, auf der wir mit interessierten Studenten über die Frage der Fachschaften und der Fachschaftsarbeit diskutieren wollen."

Aufgerufen wird:"
KEINE STIMME FÜR RCDS UND SLH

In diesem Jahr stellen sich zwei sogenannte demokratische, unabhängige Organisationen, SLH und RCDS (der CDU,d.Vf.) zur Wahl, um durch ihre Forderungen das Vertrauen der Studentenschaft zu erlangen.

RCDS - ENTSCHIEDEN DEMOKRATISCH?

Der RCDS ist uns allen noch vom letzten Jahr bekannt, damals war es ihm gelungen, 9 RCDSler in die Studentenkonferenz zu bekommen.

Was hatte der RCDS gefordert und getan innerhalb der letzten zwei Semester? Um die 'studentischen Interessen' aufzugreifen?

An unserer PH hat der RCDS es geschafft in seinen vier Flugblättern, die er innerhalb eines Jahres verteilte, außer Haßtiraden gegen fortschrittliche Studenten und Organisationen, nichts zur Verschlechterung der PH-Ausbildung zu sagen.

Vielmehr hat er in seinem Flugblätter (vgl.*S5.12.1972,d.Vf.) zum Teach-In des AStA gegen die Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft im Dezember (vgl.*S5.12.1972,d.Vf.) Forderungen aufgestellt, die eindeutig gegen die Finanzhoheit des AStA gerichtet waren, die eindeutig gegen das politische Mandat gerichtet waren!

Jetzt vor den Wahlen taucht der RCDS wieder auf und redet davon, nur ein RCDS-AStA könne eine demokratische Hochschulpolitik im Sinne aller Studenten durchführen, nur er könne aufgrund seines 'entschieden demokratischen' Auftretens ein 'Linkskartell' an der PH zurückdrängen.

Wo hat sich die Demokratie, die der RCDS meint, aber manifestiert? Z.B. an einem Plakat, das der RCDS zur Wahl verbreitet. 'GEGEN DIE DIKTATUR DER UNFÄHIGKEIT'. Es würde besser heißen: MIT ALLEN MITTELN GEGEN DIE STUDENTEN, DIE NICHT TATENLOS DER VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSSITUATION ZUSEHEN, SONDERN DAGEGEN DEN ENTSCHIEDENEN KAMPF AUFGENOMMEN HABEN! Das Plakat steht in einer Reihe mit dem Auftreten des RCDS auf der Streikvollversammlung: Dort hetzte der RCDS gegen alle Kampfmaßnahmen und stimmte nach der Diskussion geschlossen gegen alle Aktionsvorschläge!

Hetzt der RCDS hier noch in Worten und Plakaten und beschränken sich seine Taten noch auf Abstimmungen gegen den Streik, so hat er an anderen Hochschulen im Bundesgebiet bereits seine reaktionäre, gegen die Studenten gerichtete Politik offen dargelegt!

- In Bonn haben RCDS-Mitglieder durch Denunziationen und falsche Aussagen dazu beigetragen, daß die fortschrittlichen Studenten Weiland und Fritsche relegiert und ordnungsrechtlich verfolgt werden konnten
- Vor ca. einem Monat schlugen reaktionäre Studenten (in München,d.Vf.) - an der Spitze der RCDS-Landesvorsitzende - mit Stuhlbeinen auf fortschrittliche Studenten ein, die versuchten, dem rechtmäßig gewählten Vertreter der Studenten Zugang zur Inneren Fakultät zu verschaffen; damit unterstützte der RCDS eindeutig die in dieser Sitzung von KuMi Maier geforderte Uni-Polizei!

- Am 7.12. forderte der RCDS-Bundesvorstand, das HRG müsse so schnell wie möglich verabschiedet werden, nachdem der RCDS im letzten Semester noch scheinheilig behauptet hatte, das HRG könne keine 'echte Hochschulreform' bringen."

'Für alle, die es noch nicht wissen sollten, der RCDS ist für die Erhaltung der verfaßten Studentenschaft' – RCDS
Für alle, die es noch nicht wissen sollten, in Worten und zum Stimmenfang gibt sich der RCDS demokratisch -
in Taten und dort, wo es gegen kämpfende Studenten geht, arbeitet der RCDS mit Plakaten, denunziationen und notfalls mit Brachialgewalt gegen diese Studenten!

DER RCDS SPEKULIERT DARAUF, DASS WIR AN DER PH SEINE HETZFLUGBLÄTTER VERGESSEN, DASS WIR AN DER PH VON DEN MACHENSCHAFTEN DES RCDS AN ANDEREN HOCHSCHULEN NICHTS ERFAHREN!

DEM HALTEN WIR ENTGEGEN: ALLES BEHALTEN, NICHTS VERGESSEN!

Deshalb:
KEINE STIMME DEM RCDS!"

In einer Zeichnung unter dem Titel "Norbert Gurske und 'Mannschaft' – für euch ist kein Platz in der verfaßten Studentenschaft!" und der großgeschriebenen Unterzeile "Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant" ist eine männliche Person mit übergroßen Ohren zu sehen, aus deren Mund in einer Sprechblase eine Schlange, eine Kröte und ein Krokodil sowie 'Lügen', 'Diffamierung', 'Verleumdung' und 'Meineide' entströmen, während sie auf der anderen Seite von oben aus einer Hand ein Stück Papier mit der Auschrift "Ehrenämter, Versprechungen, Verbeamtung, Belobigung, Beförderung, Karriere" entgegennimmt.

Fortgefahren wird:"
SLH

'Der SLH wurde von engagierten Studenten gegründet, die mit keiner der bestehenden Gruppen konform gehen konnten. Wir sind der Überzuegung, daß in einer demokratischen Gesellschaftsordnung marxistische Gruppen mit ihren Absolutheitsansprüchen nicht einseitig das politische Bild prägen dürfen…' (1. Flugblatt des SLH an der PH (vgl.*S9.**.197*,d.Vf.))

Wofür engagieren sich diese Kommillitonen? Welche Antwort geben sie auf die Verschärfung der Prüfungsordnung, die Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft, die politische Disziplineirung fortschrittlicher Studenten?

Die einzigen Argumente des SLH zur Prüfungsordnung waren die: das sei doch alles spekulativ, es sei überhaupt nicht sicher, ob der KuMi solche Verschärfungen auch für unsere PH plane. Und das angesichts dessen, daß der KuMi schon ganz konkrete Schritte zur Verschärfung der Prüfungsordnung an allen PHs durch die Ausarbeitung einer neuen Rahmenprüfungsordnung angeht.

Dieser Haltung des SLH entspricht auch, daß er auf der StreikVV gegen jede Kampfmaßnahme stimmte und ein Kandidat ihrer Liste - Bernd Nolte - sich als Streikbrecher hervortat!

Der SLH ist selbstverständlich auch 'gegen die Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft' - nur - wie kämpft man seiner Meinung nach konkret an der PH dagegen?
'Für die Verfaßte Studentenschaft am effektivsten über die kommenden Beratungen des Satzungskonvents der PH Ruhr einsetzen.' (SLH-Flugblatt)
Was der SLH nicht erwähnt, was aber die Studenten an der Uni Köln bereits wissen:
Dort hat ein anderer Verein der Deutschen Studenten Union ((DSU,d.Vf.) der sich der SLH auch angeschlossen hat) - die KSU - ebenfalls im Satzungskonvent 'konstruktiv' mitgearbeitet.
Sein Satzungsentwurf sah z.B. folgendes vor:
- die Schweigepflicht, die den studentischen Gremienvertretern untersagt, die Studenten über die Geschehnisse in der universitären Selbstverwaltung zu informieren!
- das Ordnungsrecht, dessen Wirksamkeit gerade einige Wochen zuvor mit der lebenslänglichen Relegation des KSV-Sympathisanten Karl Weiland von der Bonner Uni demonstriert wurde.

So wie in Köln geschehen, so wird auch an anderen Hochschulen deutlich, wie der SLH zu den Studenten steht:

Natürlich ist er auch dagegen, daß Karl Weiland relegiert wurde, aber nicht aus Solidarität, nein:
'Diese Maßnahmen (Relegation und Hausverbot) sind schließlich dazu geeignet, eine Solidarisierung der Studenten mit denjenigen Kräften herbeizuführen, die durch die von den Maßnahmen Betroffenen repräsentiert werden.' Contrapunkt (Zeitung der Bochumer Studentenunion (BSU,d.Vf.)) 20.4.1972

Natürlich ist der SLH auch dagegen, daß Bundeswehrhochschulen (BWHS,d.Vf.) getrennt von den übrigen Hochschulen eingerichtet werden, aber:
'Die DSU begrüßt die Feststellung der Bildungskommission beim Bundesminister für Verteidigung, daß 'das Ausbildungssystem der Bundeswehr als Teil des allgemeinen Bildungswesens' anzusehen ist und daß den OFFIZIEREN DER BUNDESWEHR IM RAHMEN DER NEUORDNUNG DER AUSBILDUNG UND BILDUNG IN DER BUNDESWEHR EIN WISSENSCHAFTLICHES STUDIUM ERMÖGLICHT WERDEN SOLL.'

Zu einem Zeitpunkt, zu dem Bundeswehr und Polizei verstärkt aufgerüstet werden, um nach außen und nach innen gegen revolutionäre Befreiungskämpfe und die kämpfenden Arbeiter im eigenen Land vorzugehen, heißt Befürwortung der 'wissenschaftlichen Ausbildung' von Offizieren - Befürwortung von Imperialismus und Militarismus!

Natürlich, der SLH ist auch gegen den RCDS 'andererseits kann eine konservative Position wie die des RCDS für die notwendige Entwicklung der Gesellschaft nichts leisten.' (SLH-Flugblatt an der PH) aber gleichzeitig unterstützt der Bruderverein an der RUB die Wahl des RCDS in das Studentenparlament.

'Der RCDS hingegen setzt seine Ziele und Präferenzen anders: er will in erster Linie - DAS SOLLTEN ASTA UND SP AUCH SEIN - Vertreter der Studenten, VERTRETER IHRER SOZIALPOLITISCHEN INTERESSEN sein. Der RCDS will sich für Ziele einsetzen, die REALISIERBAR sind und DEM EINZELNEN STUDENTEN ZUGUTE KOMMEN!' Contrapunkt Nr.27, 23.6.1972

Jawohl,
DAS IST ES, was der SLH auch hier in Dortmund vorhat - GEMEINSAM MIT DEM RCDS IN DEN ASTA!
In erster Linie sich um die 'sozialen Belange' der Studenten kümmern und den Kämpfen gegen die Verschlechterung der Ausbildung den Rücken kehren, wo das nicht reicht organisiert dagegen auftreten!

Wenn er die geplante Verschärfung der Prüfungsordnung für spekulativ erklärt, Streikbruch begeht, mit allen Mitteln gegen kämpfende Studenten vorgeht - glaubt der SLH wohl auch noch damit Stimmen für sich und den geplanten RCDS/SLH-AStA zu fangen!

Auch er spekuliert darauf, daß wir Studenten nichts aus seinen Taten an anderen Hochschulen lernen können, auch er spekuliert darauf, daß wir auf sein Gerede von Sozialliberalismus hereinfallen und seine Taten nicht sehen!

STREIKBRECHER, DENUNZIANTEN, MILITARISTEN UND HANDLANGER DER SOZIALDEMOKRATISCHEN HOCHSCHULREFORM SIND NICHT DIE VERTRETER DER STUDENTEN!

KEINE STIMME DEM RCDS UND DEM SLH!

RCDS UND SLH RAUS AUS DEN ORGANEN DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!"

Mit Fotos werden die eigenen KandidatInnen vorgestellt. Gefragt wird:"
WER MACHT DEN HAUSMEISTERN ARBEIT?

Mehrmals schon gerieten fortschrittliche Studenten und Hausmeister der PH aneinander. Grund: Plakate am falschen Ort, Parolen gegen den Faschisten Nixon an der Wand, Klebezettel überall. 'Ihr macht uns noch mehr Arbeit, als wir sowieso schon haben.' 'Die Dummen sind wir, wir müssen in Überstunden notfalls alles wegmachen.' Von den Hausmeistern gesehen sind diese Argumente nicht unberechtigt.

Sehen wir uns die Arbeitssituation unserer Hausmeister an:
- in der 'kleinen, alten' PH gab es fünf Hausmeister, in der neuen drei!!!!
- in der neuen PH müssen diese drei Hausmeister mehr Arbeiten erledigen, als in der alten mit fünf!
- ein Hausmeister ist per Vertrag dazu gezwungen 54!!! Stunden in der Woche zu arbeiten.
- 'meine Familie weiß schon garnicht mehr wie ich aussehe.' (Zitat)

Kann die Lösung dieses 'Konflikts' so aussehen, daß die Studenten ihre Empörung über den Völkermord, auch jetzt noch, in Vietnam, über die reaktionäre Bildungspolitik der SPD/FDP-Regierung, nicht mehr öffentlich wann und wo sie wollen zum Ausdruck bringen?
Nein!!
Unsere Forderungen müssen sein:
FÜR FREIE POLITISCHE BETÄTIGUNG!
WEG MIT DEN REAKTIONÄREN ANORDNUNGEN DES DEKANS UND DER VERWALTUNG!
SOFORTIGE EINSTELLUNG WEITERER HAUSMEISTER!
FÜR DIE 40-STUNDENWOCHE OHNE ÜBERSTUNDEN FÜR DIE HAUSMEISTER!
NICHT DIE HAUSMEISTER SIND DIE GEGNER DER FORTSCHRITTLICHEN STUDENTEN, SONDERN DIE SPD/FDP-LANDESREGIERUNG UND IHRE HANDLANGER AN DEN HOCHSCHULEN!!!!"

Eingeladen wird zur morgigen eigenen Veranstaltung zum Stufenplan.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Wahlnummer,Dortmund 5.2.1973

05.02.1973:
Vermutlich Anfang dieser Woche gibt der RCDS der CDU an der PH Dortmund das folgende Flugblatt mit 4 Seiten DIN A 5 ohne ImÄressum heraus:"
NICHT VERGESSEN AM 7./8.2.1973 WÄHLEN

WIE DENN? X
WO DENN? FOYER
WAS DENN? RCDS

WOZU STUDENTENKONFERENZ (SK)?

Die Studentenkonferenz (SK) ist das Studentenparlament an der Pädagogischen Hochschule Ruhr Abt. Dortmund.

Die Studentenkonferenz (SK) wählt den AStA, die Vertretung der Studentenschaft.

Die SK ist das Kontrollorgan des AStA.

Dadurch bestimmt die SK die studentische Politik an der PH entscheidend mit.

Nur wenn der RCDS bei der Wahl zur Studentenkonferenz die Mehrheit erreicht, ist an dieser Hochschule eine AStA-Arbeit im Sinne ALLER Studenten gewährleistet.

Der RCDS ist die einzige Alternative zu den antidemokratischen Gruppen, die nur Minderheiten repräsentieren, aber sich als Vertreter der ganzen Studentenschaft ausgeben.

Gegen einen antidemokratischen AStA!
Gegen Radikalismus und Meinungsterror!
Gegen das Linkskartell an unserer PH!

Für eine demokratische Hochschulpolitik im Sinne ALLER Studenten!

Daher wählt am 7. - 8. Februar 1973 den

R eale C hancen D er S tudenten!

Am 7. - 8.2.1973 RCDS wählen!

DEINE KANDIDATEN FÜR DIE SK-WAHLEN:

1. NORBERT GURSKE 4. Semester Wahlfach Geschichte

2. MONIKA LINSENBRÖCKER 3. Semester Wahlfach: Mathematik

3. HELMUT SEIBEL 6. Semester Wahlfach: Wirtschaftslehre

4. Ottokar Dieter Bloch, 4. Semester
5. Beatrix Lernet, 3. Semester
6. Eberhard Strauß, 1. Semester
7. Reinold Grote, 1. Semester
8. Rudi Bruckmann, 1. Semester
9. Christa Quante, 1. Semester
10. Jürgen Kleimann, 6. Semester
11. Klaus Platenius, 2. Semester
12. Ralph Pytlik, 1. Semester
13. Hildegard Willeke, 3. Semester
14. Arnim Barkmann, 2. Semester
15. Reinhard Weißenberg, 2. Semester

RCDS

SEI KEIN WAHL SCHLAPP SCHLAPP SK-WAHLEN AM 7. - 8.2.
STUDENTENAUSWEIS!!!!!!!!!"
Q: RCDS:Nicht vergessen am 7./8.2.73 wählen,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

05.02.1973:
Vermutlich heute erscheint an der Dortmunder PH ein Flugblatt des MSB Spartakus der DKP mit einer Seite DIN A 4 unter Verantwortung von Christoph Zimmermann in Dortmund:"
ZUM TUTORENPROGRAMM

Kommillitoninnen und Kommillitonen!

Falls das Wort Tutorenprogramm schon fast wieder aus Eurem Gedächtnis verschwunden sein sollte, so ist das nur die natürliche Folge der Abwiegelungs- und Verschiebetaktik der Prof's, die dieses Problem in der letzten Abteilungskonferenz (AK (vgl. 20.12.1972,d.Vf.)) elegant in einen Ausschuß abgeschoben hatten. Wir haben das Tutorenprogramm allerdings nicht vergessen, und Eure Interessen im Tutorenausschuß vertreten, da wir der Meinung sind, daß die Studenten nicht tatenlos abwarten dürfen, bis ihnen von den Prof's ein Tutorenprogramm nach deren Vorstellung vor die Nase gesetzt wird (die studentischen Vertreter im Ausschuß kamen nur von GEW und MSB-SPARTAKUS).

Nach vier Sitzungen hat der Ausschuß nun ein Tutorenprogramm verabschiedet, daß exakt den auf den Studentenvollversammlungen beschlossenen Forderungen entspricht. Das bedeutet z.B.:
Alle potentiellen Fernsehveranstaltungen und überfüllten Seminaren werden durch Veranstaltungen mit Tutoren ersetzt
Die Tutorenarbeit wird bezahlt
Die Tutoren werden durch ein halbparitätisches Gremium (1/2 Seminarleiter - 1/2 Studenten) gewählt
Es findet keine obligatorische Leistungskontrolle durch Tests statt

Obwohl dieses Programm im mit 6 Prof's und Dekan, 6 Assistenten und 6 Studenten besetzten Ausschuß angenommen wurde, ist zu vermuten, daß die AK wieder mit langem Gerede das Problem abzuschieben versuchen wird (bezeichnender Weise soll das Tutorenprogramm Tagesordnungspunkt 7!!! der nächsten AK-Sitzung sein).

AK-Sitzungen allerdings sind öffentlich. Deshalb:

KOMMT ZUR AK-SITZUNG HEUTE 15 UHR, RAUM 3. 310"
Q: MSB Spartakus:Zum Tutorenprogramm,Dortmund o.J. (Feb. 1973)

05.02.1973:
Die Sektion PH/HPH der Gruppe Dortmund des MSB Spartakus der DKP gibt spätestens Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt von 4 Seiten DIN A 4 ohne Impressum heraus:"
DIE VERFASSTE STUDENTENSCHAFT: ANSPRUCH UND REALITÄT IN DER POLITIK DES PGH AM BEISPIEL SEINER MITARBEIT IM GESAMTHOCHSCHULASTA!!!

WIE HAT DER LETZTE ASTA (PGH/GEW) DIE ORGANE DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT (VS) - SPEZIELL IM KAMPF UM IHRE VERTEIDIGUNG?

Im SS 1972 hat die PGH-Fraktion des AStA die Arbeit im KOMMISSARISCHEN GESAMT ASTA (Zusammenschluß aller Dortmunder, Hagener und Iserlohner Asten) blockiert.

Einerseits hat der PGH eine politische Diskussion über eine Gesamtplattform befürwortet, dann jedoch abgewürgt, da er für seine individuelle Plattform keine Resonanz fand.

Am Rande bemerkt: Der PGH hielt es nicht für nötig, die GEW-Mitglieder im AStA zu informieren und zwar über die Vorgänge im GHS (Komm. Gesamt AStA).

Als sich die PGH-Fraktion des AStA durch ihre destruktive Politik isoliert hatte, suchte sie Rückendeckung beim AStA der Uni Bochum.

Entgegen den Beschlüssen der Landesasten-Konferenz (LAK) von Nordrhein-Westfalen enthielten sie den Studenten die Zeitung aller Asten von NRW vor und verließen die gemeinsam erarbeitete Plattform der Asten."

Berichtet wird von der Veranstaltung des GHS am 14.11.1972 und fortgefahren:"
Auch nach Meinung des AStA der Uni Dortmund hat der PH-AStA durch diese eigenartige Politik erheblich zum Scheitern des GHS-AStA-Konzeptes beigetragen und damit zugleich ein einheitliches Vorgehen (zumindest im Dortmunder Raum) gegen die Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft unmöglich gemacht.

Darf der PGH weiterhin den AStA und das SP als die wichtigsten Kampfinstrumente der verfaßten Studentenschaft majorisieren, wenn gerade er in dieser wichtigen Sache versagt hat und die Studenten bewußt irregeführt hat?

Zeigt sich hier 'nur' ein bewußter Mißbrauch der Organe der Verfaßten Studentenschaft durch den PGH oder äußert sich hier seine prinzipielle Unfähigkeit, die Funktion des AStA und des SP theoretisch richtig zu erfassen?

Unabhängig davon, für welche dieser beiden Alternativen der PGH sich entscheidet, analysiert der MSB-Spartakus die objektive gesellschaftliche Funktion der VS wie folgt:
GEWERKSCHAFTLICHE ORIENTIERUNG - DIE KONSEQUENTESTE INTERESSENVERTRETUNG!!!

Betrachtet man die Organisationsform 'Verfaßte Studentenschaft', so findet man, daß in ihrer besonderen FORM auch ein besonderer POLITISCHER INHALT steckt. Wir sind der Meinung, daß gerade das Besondere an der Verfaßten Studentenschaft sie als Angriffsobjekt prädestiniert:
- ausnahmslos ALLE Studenten sind Mitglieder;
- Sie bildet einen RAHMEN, in dem die verschiedensten politischen Anschauungen diskutiert werden können;
- in dem die Mehrheit Vertreter ihres materiellen und politischen Interesses wählen;
- in dem von AStA, SP und Fachschaftsräten eine EINHEITLICHE POLITISCHE STRATEGIE für die Gremien durchgesetzt werden kann;
- in dem nicht das bürgerlich-individualistische, sondern das imperative Mandat praktiziert werden kann;
- in der Aktionen für alle Studenten organisiert werden können.

Gerade ihr UMFASSENDER CHARAKTER, der trotz vorhandener Widersprüche ein gewisses Maß Geschlossenheit herstellt, gibt der Verfaßten Studentenschaft ihre POLITISCHE SCHLAGKRAFT. Politische Hochschulgruppen, die alle Studenten ohne oder mit gegensätzlichen Anschauungen nicht erfassen, können diese Geschlossenheit der Studentenschaft nicht erreichen. Das gleiche gilt von den politischen Parteien.

In gewisser Beziehung läßt sich die Funktion der Verfaßten Studentenschaft vergleichen mit der der GEWERKSCHAFTEN für die Werktätigen. Die Gewerkschaften sind die breiteste Klassenorganisation der Lohnabhängigen, ähnlich wie die Verfaßte Studentenschaft die breiteste Organisation der Studenten ist. Aber weiter ist der Vergleich nicht durchzuhalten. Die Studentenschaft bildet KEINE SOZIAL KLASSE, noch nicht einmal eine einheitliche Schicht. Das Gemeinsame aller Studenten ist lediglich, daß sie sich in einer ausgedehnteren Phase der Ausbildung befinden, einer Ausbildung, die beansprucht, wissenschaftlich zu sein, und daß sie keine eigenen Einnahmen haben (außer Nebenverdiensten). Die Klassenzugehörigkeit des einzelnen Studenten kann ganz verschieden sein vbon der anderer und ist von folgenden Faktoren abhängig:
- Herkunft, - eigenes Bewußtsein, - eigene materielle Lage, - Berufsaussichten (Stellung, Gehalt).

Deshalb kann es auch KEINE STUDENTENGEWERKSCHAFT geben, denn die Hauptaufgaben einer Gewerkschaft, die ökonomischen und politischen Interessen der LOHNABHÄNGIGEN zu vertreten, stellt sich so nicht, weil Studenten fast nie ausschließlich lohnabhängig sind, noch ein einheitliches politisches Klasseninteresse haben.

Die gemeinsamen materiellen und politischen Interessen, die die Studenten haben, sind nur durch ihre vorübergehende gesellschaftliche Situation als Lernende bedingt: Wohnheimbau, finanzielle Absicherung des Studiums (Bafög, Grafög), geeignete Unterrichtsformen und Lernbedingungen. Einzig das Interesse an einer langfristigen Qualifikation für den Beruf weist über dieses Durchgangsstadium hinaus und bildet die Parallele zu den Lohnabhängigen, die ebenfalls um eine dauerhafte Erhöhung des Werts ihrer Arbeitskraft kämpfen (Weiterbildung, Bildungsurlaub, bessere Lehrlingsausbildung).

Die besonderen Interessen der Studenten als Durchgangsschicht können also am besten in einer besonderen Organisation vertreten werden: der Verfaßten Studentenschaft. Ist diese erst zerschlagen, wird es schwierig, diese Interessen auch nur in Bruchstücken durchzusetzen. Wie wirksam ist ein einzelner Student, der für die Erhöhung seines Bafög-Satzes streikt?

Was aber aus dieser Besonderheit des materiellen Interesses der Studentenschaft und ihrer Organisationform AUCH folgt, ist die GEFAHR EINER 'STÄNDISCHEN INTERESSENVERTRETUNG'. Wie der Begriff bereits anzeigt, bedeutet daß, für den 'Stand' Studentenschaft materielle und politische Forderungen zu erheben (z.B. höhere Bafögsätze, FAMILIENUNABHÄNGIGE Ausbildungsförderung, höherer Etat für Hochschulbildung), ohne danach zu fragen, WOHER das Geld kommen soll und zu wessen Gunsten es letztendlich ausgegeben wird. Daß diese Gelder nicht von den Kapitalisten aufgebracht werden müssen (höhere Bildungskosten der Arbeitskraft mittels Inflation abgewälzt), sondern von den Werktätigen, gegebenenfalls über Bildungssteuern, und weil Studenten mit ständischem Bewußtsein später als wissenschaftliche Intelligenz die höheren und niederen Unterdrückungs- Manipulationsfunktionen ausüben weren, die die Kapitalisten ihnen aufgeben, deshalb ist ständische Studentenpolitik zu bekämpfen. ABER NICHT ETWA NUR DER ARBEITERKLASSE WEGEN! Eine derartige Politik würde das Vrhältnis von Arbeiterklasse und Studentenschaft zu einer Frage von subjektiver Zuneigung bis hin zur Verehrung oder auch umgekehrt von Verachtung machen. Tatsächlich gestaltet sich bei den meisten linken Opportunisten in der Studentenschaft dieses Verhältnis als REIN SUBJEKTIVES, SPONTANES. Der Opportunismus zeigt sich darin, daß keine Strategie für den Ausbildungs- und den Berufsbereich der Intelligenz aufgestellt werden kann, demnach ein rein bürgerliches Studium 'heruntergerissen' wird und für den Beruf der TOTALEN ANPASSUNG das Wort geredet wird. Folgerichtig muß der Intellektuelle, der in seiner Arbeitswelt die Arbeiter unterdrückt, sich in der Feierabendzeit von seinen 'Sünden reinwaschen'.

Für diese Studenten, die zukünftigen wissenschaftlichen Arbeiter, gilt die Politik der GEWERKSCHAFTLICHEN ORIENTIERUNG (GO,d.Vf.). Diese Politik opfert nicht die langfristigen für die kurzfristigen Interessen, sondern knüpft an der OBJEKTIVEN Lage der Mehrheit der wissenschaftlichen Intelligenz an und führt diese Schicht über die Organisation in den Gewerkschaften auch bewußtseinsmäßig an die Arbeiterklasse heran. Sobald jedoch die objektive Verbindung der wissenschaftlichen Arbeiter mit der Arbeiterklasse durch die subjektive gekoppelt ist (wie z.B. schon weitgehend in Frankreich bei der CGT), entsteht für die Kapitalistenklasse eine unübersehbare Gefahr: die Mauern der geistigen Manipulation, die um die Arbeiterklasse in jahrhundertelanger Müge gelegt wurden, werden durchbrochen, und die Arbeiterklasse wird mit Hilfe ihrer wissenschaftlich gebildeten Mitglieder objektiv in den Stand versetzt, die Produktion in eigene Hände zu nehmen.

Obwohl zur Gewerkschaftlichen Orientierung noch viel zu sagen wäre, ist doch soviel deutlich, daß diese Politik die verfaßte Studentenschaft zu einem viel gefährlicheren Instrument gegen die Herrschenden macht, als z.B. die Okkupation des AStA durch eine Hochschulgruppe wie den PGH, die darin nur eine EGOISTISCHE POLITIK betreibt und den Charakter dieser Institution mißachtet.

Der MSB SPARTAKUS redet nicht nur über die Verfaßte Studentenschaft, sondern ist in der Lage, durch seine Politik der gewerkschaftlichen Orientierung konsequent die Organe der Verfaßten Studentenschaft, nämlich AStA, SP und Fachschaften als Kampfinstrument zu nutzen.

MSB SPARTAKUS MSB SPARTAKUS MSB SPARTAKUS MSB SPARTAKUS MSB SPARTAKUS MSB
WÄHLT LISTE 7 WÄHLT LISTE 7 WÄHLT LISTE 7 WÄHLT LISTE 7 WÄHLT LISTE 7
SPARTAKUS
MARXISTISCHER STUDENTENBUND
FÜR DIE EIGENEN INTERESSEN KÄMPFEN - MIT ARBEITERKLASSE VERBÜNDEN LISTE 7"
Q: MSB Spartakus-Gruppe Dortmund-Sektion PH/HPH:Die Verfaßte Studentenschaft: Anspruch und Realität in der Politik des PGH,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

05.02.1973:
An der PH Dortmund gibt die Liste zur Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft (LVVS - vgl. 31.1.1973), laut PGH (vgl. 5.2.1973), heute ihre Wahlzeitung zur Wahl der Studentenkonferenz (SK - vgl. 7.2.1973) mit 11 Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus. Auf dem Titelblatt heißt es u.a.:"
Luftschlösser bauen wir nicht."

Genannt werden dDie Kandidaten der LVVS.

Es folgt die:"
PLATTFORM DER LVVS
(LISTE ZUR VERTEIDIGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT)

I.
Angesichts der sich ständig verschlechternden Studiensituation, des Versuches, der Studentenschaft das politische Mandat zu entziehen und der verschärften politischen Unterdrückung in den Betrieben hat sich eine Gruppe fortschrittlicher Studenten entschlossen, zu den anstehenden SK-Wahlen als 'Liste für die Verteidigung der Verfaßten Studentenschaft' zu kandidieren. Wir möchten unsere Arbeit konkret an der Situation in der PH festmachen und bitten alle fortschrittlichen und demokratischen Studenten, uns hierin zu unterstützen. Die folgenden Darlegungen und Einschätzungen sollen als Grundlagen dieser Arbeit dienen.

II.
Anläßlich der Jagd auf die BM-Gruppe (RAF) und Mitglieder der Gruppe 'Schwarzer September' hat der Deutsche Bundestag schnell und heimlich ein Gesetzes-Paket zur inneren Sicherheit verabschiedet, das den Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) zur Bürgerkriegstruppe ausbaut (Einsatz bei Streiks zur Wiederherstellung des Betriebsfriedens) und das Ausländern fast alle Grundrechte nimmt (freie Berufs- und Ortswahl, Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit).

Schon früher wurde ein Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) verabschiedet, in welchem die gewählten Arbeitervertreter zum Frieden und Schweigen, das heißt, zum Betrug an ihren Kollegen verpflichtet werden.

Auch im Ausbildungssektor ist eine Reihe von Maßnahmen getroffen worden, die die politische Aktivität von Schülern und Studenten unmöglich machen soll. Zahlreichen ASten ist die Beitragshoheit und das politische Mandat entzogen worden, die Studien- und Prüfungsordnungen sind verschärft worden (Kurzstudien, keine Auswahl des Prüfers und des Prüfungsthemas, Klausuren in Frage- und Antwort-Form).

Der Zugang zu den Unis wird - durch den Numerus Clausus (NC,d.Vf.) - erschwert und ist vermehrt nur für solche Schüler möglich, die in der Schulzeit durch kritikloses Einpauken den notwendigen Notendurchschnitt erreichen.

Der Zugang ins Berufsleben ist nun für diejenigen Studenten, die eine fortschrittliche politische Aktivität zeigen, gänzlich unmöglich gemacht worden (Berufsverbote (BV,d.Vf.)), sofern es sich um Lehrerstudenten oder andere Interessenten für eine Arbeit im Öffentlichen Dienst handelt.

III.
Im dritten Teil möchten wir versuchen, deutlich zu machen, inwiefern die PH Dortmund direkt von diesen Maßnahmen und Entwicklungen betroffen ist.

Sattsam bekannt ist ja die katastrophale Raumsituation, von der besonders die Studenten in den ersten Semestern betroffen sind. Diese Situation wird sich weiter verschärfen, wenn, wie angekündigt, die Abteilung Hagen nach Dortmund verlegt wird.

In den Fächern Biologie und Psychologie wird versucht, das Studium durch verschulung und Einführung von Prüfungen in Frage- und Antwort-Form so einzurichten, daß die Studenten diese Fächer nur noch erfolgreich belegen können, wenn sie bereit sind, sich unkritisch die bei den Prüfungen geforderten Lehrinhalte anzueignen.

Wir möchten in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß an der PH Rheinland bereits eine für alle Fächer gültige neue Prüfungsordnung besteht, die es den Studenten unmöglich macht, ihre Lerninhalte, ihre Lernziele und die sie prüfenden Professoren selber zu wählen.

Des weiteren soll schon im nächsten Semester auch unserem AStA die Beitragshoheit entzogen werden, das heißt, daß man den AStA je nach politischem Wohlverhalten Mittel bewilligen oder nicht bewilligen kann. Die Mittel werden auf ca. 1/5 reduziert.

Die ASten dürfen nur noch zu hochschulpolitischen Themen Stellung nehmen (konkret: sie dürfen sich weder zum Vietnam-Krieg noch zu Streiks äußern).

IV.
Wie können wir diesen Entwicklungen wirksam begegnen? Die LVVS ist nicht der Meinung, daß die Arbeit in den Gremien unnötig ist, sondern dazu benutzt werden kann, eine Politik hinter dem Rücken der Studenten zu verhindern. Was heißt das konkret? Wir können durch unsere Stimmabgabe in drittelparitätisch besetzten Gremien nicht verhindern, daß die Maßnahmen zur Verschulung des Studiums durchgesetzt werden. Aber wir können die Studentenschaft über den Verlauf der Sitzungen und das Zustandekommen von Beschlüssen informieren. So kann verhindert werden, daß studentenfeindliche Politik betrieben wird, ohne daß die Studenten rechtzeitig davon Kenntnis erhalten.

Ein umfassender Informationsfluß, der auch die ständige Unterrichtung über tagespolitische Ereignisse einschließt, ist also die erste Voraussetzung einer AStA-Politik die sich an den Interessen der Studenten orientiert.

Die Weitergabe von Informationen ist aber nur dann sinnvoll, wenn es gelingt, eine breite solidarische Unterstützung des AStA durch die Studentenschaft aufzubauen.

Unser Kampf gegen die Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft kann weder in Gremien noch hinter den Türen des AStA stattfinden. Er ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt, wenn die Studentenschaft sich nicht endlich aufgerufen fühlt, sich aktiv an den Maßnahmen und Aktionsbündnissen der fortschrittlichen Studentengruppen zu beteiligen.

Unsere Ziele können nur erreicht werden, wenn die Studentenschaft den AStA stärker als bisher ihren Interessen verpflichtet und sich selbst so strukturiert, daß sie sowohl den AStA durch kritische Solidarität stärkt als auch gegenüber der Kultusbürokratie zum realen Machtfaktor wird.

V.
Um zu einem tatsächlichen Fortschritt in der Politisierung der Studenten zu kommen, wird die LVVS - aufbauend auf einer umfassenden Informationspolitik - in Zusammenarbeit mit den Studenten Strukturen schaffen, die eine differenziertere Beteiligung der Studenten an den Aktionen des AStA möglich machen.

VI. Zur Durchsetzung unseres Konzeptes brauchen wir Eure breite Unterstützung bei den SK-Wahlen.

VERTEIDIGT EURE INTERESSEN!
VERTEIDIGT DIE VERFASSTE STUDENTENSCHAFT!
MACHT DEN ASTA STARK!
WÄHLT LVVS!"

Es folgt die:"
ERKLÄRUNG DER ORTSLEITUNG DER GIM ZUR WAHL DER STUDENTENKONFERENZ DER PÄDAGOGISCHEN HOCHSCHULE RUHR ABTEILUNG DORTMUND

Die Wahl zur Studentenkonferenz an der PH in Dortmund fällt in eine Periode, in der die kapitalistische Hochschulreform ihren durch und durch repressiven Charakter offenbart. Das Studium soll durch die 'Verschulung' rationalisiert werden - Verschärfungen der Studien- und Prüfungsordnungen werden nach und nach an den verschiedenen Hochschulen eingeführt.

Um die Möglichkeiten der Studenten, sich gegen diese Maßnahmen zu wehren, einzuschränken, sollen die verfaßten Studentenschaften als eigenständige funktionsfähige Körperschaften mit politischem Mandat durch den Entzug der Beitragshoheit zerschlagen werden.

Gleichzeitig werden die an den Hochschulen arbeitenden Gruppen der politischen Linken mit direkten Unterdrückungsmaßnahmen verfolgt, die vom Plakatierungsverbot bis zum direkten Verbotsantrag reichen.

All diese Maßnahmen, die einzuordnen sind in die allgemeine Offensive des Kapitals und die Tendenz zum starken Staat, bedrohen die Studien-, Arbeits- und Lebensbedingungen der Studenten so elementar, daß alle Kraft aufgewendet werden muß, diese Bedrohung abzuwenden. Dies kann nur geschehen, wenn alle Betroffenen solidarisch bereit sind, gemeinsam ihre Interessen und Rechte zu verteidigen.

Dieser Abwehrkampf gegen die Angriffe des kapitalistischen Staates kann und darf daher keine Sache sein, an der die verschiedenen Fraktionen und Gruppen ihr Süppchen wärmen, sondern muß eine solidarische Aktion aller derjenigen sein, die die Gefahr erkannt haben.

Die GIM hat daher darauf verzichtet, sich mit einer eigenen Liste zur Wahl zu stellen. Sie hat es vorgezogen, mit anderen fortschrittlichen Studenten zusammen eine 'Liste zur Verteidigung der verfaßten Studentenschaft' (LVVS) zu bilden. Diese Liste und ihre Plattform soll allen Studenten, die zur Verteidigung ihrer politischen Rechte bereit sind, die Möglichkeit bieten, sich aktiv an den Auseinandersetzungen mit der Kultusbürokratie zu beteiligen.

Nur die wirklich breite, solidarische Aktion, gibt die Möglichkeit, sich gegen die Angriffe des Staates zu verteidigen.

Die Ortsleitung Dortmund der Gruppe Internationale Marxisten ruft deswegen auf:
Macht die Abwehrfront gegen die Angriffe des Staates stark!
Beteiligt Euch an den Aktionen gegen die Verschärfung der Studienbedingungen und die Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft!

UNTERSTÜTZT DIE LVVS!!
Wählt LVVS (Liste 4)!!"

Der letzte Beitrag dient:"
ZUR KRITIK DER ZUR WAHL STEHENDEN HOCHSCHULPOLITISCHEN GRUPPEN

1. RCDS (der CDU,d.Vf.) und SLH

Immer kurz vor Wahlen geben der RCDS und seit neuestem auch die Neugründung SLH ihre sonstige politische Enthaltsamkeit auf, um sich auf Stimmenfang zu begeben. Während der sonstigen Zeit beschränken sie sich (klugerweise) auf Schweigen, das nur ab und zu unterbrochen wird, wenn es gilt, gegen Maßnahmen Stellung zu beziehen, die die Studenten zur Vertretung ihrer Rechte und Interessen in Angriff nehmen. Hier zeigt sich dann jeweils deutlich, daß sowohl RCDS als auch SLH nichts weiter darstellen, als die Verlängerung der Politik der etablierten, bürgerlichen Parteien an die Hochschule, deren Bildungspolitik nicht nur den Interessen der Studenten widerspricht, sondern auch die Bedürfnisse der Mehrheit der Bevölkerung mißachtet.

RCDS UND SLH SIND DAHER NICHT IN DER LAGE, ALTERNATIVE PERSPEKTIVEN ZUR OFFIZIELLEN HOCHSCHULPOLITIK (Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft, Verschärfung der Studien- und Prüfungsordnung, Verschärfung der Arbeitsbedingungen) ZU WEISEN UND SO DIE INTERESSEN DER STUDENTENSCHAFT AUSZUDRÜCKEN UND ZU VERTRETEN. Auch massenhaft veranstaltete Wahlfeten können darüber nicht hinwegtäuschen!

2. Die den bisherigen AStA tragenden Gruppen GEW-AG und PGH

Die Schwächen der den AStA tragenden Gruppen finden naturgemäß ihren Ausdruck in der Politik des AStA. Diese Politik zeichnet sich in der Regel durch eine weitgehende Loslösung von der studentischen Basis aus, was in der sowohl an Aktualität als auch an Perspektive mangelnden Informationspolitik mit seine Ursache haben dürfte. Daraus resultiert auch die Unentschlossenheit und geringe Durchschlagskraft dieser Politik.

Darüberhinaus ist bei der GEW-AG eine gewisse deutliche TRENNUNG ZWISCHEN DEN AKTIVITÄTEN DER ASTA-MITGLIEDER DER GEW UND DEN GRUPPENAKTIVITÄTEN (die als eigenständige praktisch nicht in Erscheinung treten) zu bemerken, was dazu führt, daß man sich eben auf GREMIENARBEIT ZURÜCKZIEHT und nicht mehr auf die solidarische Bereitschaft der Studenten zur Durchsetzung ihrer Interessen vertraut. Auch beim PGH ist zu beobachten, daß er NICHT IN DER LAGE ist, vernünftigen Vorschlägen eine PRAKTISCHE WENDUNG ZU GEBEN (Beispiel dieses Semesters: die wöchentliche Studentenvollversammlung ohne die Einleitung irgendwelcher Maßnahmen. Unzufriedenheit genügt nicht - soetwas muß auch Folgen haben!).

Entsprechend sollte man sich an die Forderungen des PGH-Wahlaufrufes halten und seine schönen Worte mit seiner dürftigen Praxis vergleichen. Es fehlt nicht nur eine programmatische Plattform, es fehlen auch positive Aussagen über die nächsten Aufgaben an der PH im Wahlkampf des PGH. Er beschränkt sich darauf, andere Gruppen zu kritisieren - das ist bezeichnend.

3. MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.)

Gäbe es nicht den großen Spartakus-Büchertisch jede Woche in der PH - man würde kaum bemerken, daß es diese Gruppe überhaupt gibt, denn außer einigen Aktivitäten zum Tutorenprogramm rührte sich der Spartakus praktisch nicht. Und genau diese Intervention in die Auseinandersetzung um das Tutorenprogramm zeigt einige bezeichnende Positionen des MSB. Er war nicht bereit, durch die breite Mobilisierung von Studenten für das studentische Programm die Auseinandersetzung zu führen, sondern wollte eine Kompromißlösung durch die Gremien schmuggeln, was natürlich auf eine weitgehende Aufgabe der Ziele der Studenten hinauslaufen mußte. Auch an der Aktionswoche beteiligte sich der Spartakus nur spärlich - er verläßt sich offensichtlich mehr auf die Mauschelpolitik mit den Profs.

4. KSV (der KPD - daneben findet sich eine Zeichnung eines weinenden Lenins,d.Vf.)

Die zahlreichen Aktivitäten des KSV wären sehr zu begrüßen, wären sie nicht alle mit schwerwiegenden Fehlern behaftet.
1. haben sie alle kampagnenhaften Charakter, also keine langfristige Perspektive und keine ausgewiesene Beziehung zueinander. 2. außerdem wird für die Aktionen meist ein absoluter Führungsanspruch gestellt, der das Zustandekommen breiter Aktionsbündnisse verhindert. Dadurch wird 3. verhindert, daß der Kampf solidarisch geführt wird, wodurch die Kampfkraft der Studenten geschwächt wird (z.B. die KSV-Demo in Düsseldorf am 26.1.). Durch seine ultimativ vorgetragene sektiererische Politik schadet der KSV den Interessen der Studenten mehr als er nützt.

5. LVVS - die Alternative

Die LVVS wird mit einer kontinuierlichen und aktuellen Informationspolitik an die Studenten herantreten und ihnen Perspektiven für ihren Kampf gegen die kapitalistische Hochschulreform aufzeigen. Es wird aber nicht bei schönen Worten und Aktionsvorschlägen bleiben, sondern die LVVS wird sich aktiv an Maßnahmen beteiligen. Sie ist davon überzeugt, daß nur das solidarische Auftreten ALLER Studenten (nicht nur der Studenten an der PH Dortmund) die Einführung reaktionärer Behinderungen des Studiums verhindern kann und wird daher auf einen überregionalen Streik aller fortschrittlichen Studenten gegen das Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) hinarbeiten. Sie wird es verstehen, den Studenten klarzumachen, daß Verschärfung der Studienbedingungen nicht isoliert von der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung in der BRD gesehen werden kann und von daher der Kampf gesamtgesellschaftlich ausgerichtet werden muß.

Wir fordern daher alle Studenten, die die Notwendigkeit der Verteidigung ihrer bisher erkämpften Rechte eingesehen haben, auf, die LVVS in die SK zu wählen.

KEINE STIMME DEN 'SPEZIAL'DEMOKRATEN VON RCDS UND SLH!!
GEGEN OPPORTUNISMUS UND SEKTIERERTUM!!
FÜR DIE BREITE, SOLIDARISCHE EINHEIT ALLER FORTSCHRITTLICHEN STUDENTEN!!
WÄHLT LVVS - Liste 4"

Geworben wird für:
- das 'Vietnam Info' des der GIM nahestehenden Vietnamkomitee-Initiativausschuß in Neustadt (heute Waiblingen);
- die 'Inprekorr', Internationale Pressekorrespondenz der IV. Internationale;
- das 'Freie Irland' des der GIM nahestehenden Solidaritätskomitees Freies Irland und die 'Was tun' der GIM.

Dazu heißt es:"
Sämtliche hier erwähnten Publikationen sind mittwochs von 10 bis 13 Uhr am Büchertisch der GIM zu erhalten."
Q: LVVS:Wahlzeitung,o.O. (Dortmund) o.J. (5.2.1973); PGH-Information zur LVVS-Wahlzeitung,o.O. (Dortmund) o.J. (5.2.1973)

05.02.1973:
An der PH Dortmund findet vermutlich heute eine Abteilungskonferenz (AK) statt, auf der u.a. über das Tutorenprogramm diskutiert wird.

Aufgerufen wird u.a. durch den MSB Spartakus der DKP (vgl. 5.2.1973), berichtet u.a. vom PGH (vgl. 6.2.1973).
Q: MSB Spartakus:Zum Tutorenprogramm,Dortmund o.J. (Feb. 1973); PGH-Information:GEW-AG - Tutorenausschuß beschließt fortschrittliches Tutorenprogramm,o.O. (Dortmund) o.J. (6.2.1973)

06.02.1973:
An der PH Dortmund erscheint eine 'PGH-INFORMATION' mit 4 Seiten DIN A 4 ohne Impressum:"
GEW-AG: TUTORENAUSSCHUß BESCHLIESST FORTSCHRITTLICHES TUTORENPROGRAMM
'FORTSCHRITTLICHES' TUTORENPROGRAMM DER GEW-AG IN DER AK GEPLATZT!

WAHLSCHLAGER ERWIES SICH ALS SEIFENBLASE!

Mit ihrem gestrigen Flugblatt '(Tutorenausschuß beschließt fortschrittliches Tutorenprogramm') versuchten die GEW-AG Vertreter, Wähler zu mobilisieren, indem sie ihre Illusion verbreiteten, in der Durchsetzung eines 'fortschritlichen' Tutorenprogramms ein erhebliches Stück weitergekommen zu sein.

Stolz verkündeten sie im ersten Teil des Flugblatts, daß der Tutorenausschuß folgendes beschlossen habe: … (es folgt ein Zitat von "Der Tutorenausschuß beschloß" bis "KEIN VETORECHT.",d.Vf.)

In der zweiten Hälfte allerdings mußten die GEW-AG Vertreter schon zugeben, daß dieser Beschluß in der Abteilungskonferenz am gleichen Tag 'nur geringe Chancen' (Zitat aus dem genannten Flugblatt) habe, angenommen zu werden.

In der Tat mußten die GEW-AG Vertreter hilflos zusehen, wie die Abteilungskonferenz einen 'fortschrittlichen' Beschluß des Tutorenausschusses nach dem anderen durch Abstimmungen (jedesmal mit großer Mehrheit) zunichte machte.

So wurde aus den von dem Tutorenausschuß gestellten Forderungen - nach einer Halbparität der Tutorenkommission durch die AK eine DRITTELPARITÄT,

- aus einer formalen Qualifikation durch 3 Semester Studium und 2 einfache Teilnahmescheine durch die AK eine formale Qualifikation, zu der VORDIPLOM, STAATSEXAMEN oder andere, gleichzusetzende Leistungsnachweise zu erbringen sind.

- aus einer verbindlichen Einrichtung von Tutorengruppen in allen Proseminaren und Seminaren, die auf das Blockpraktikum vorbereiten und in den Grundwissenschaften, die über 80 Teilnehmer haben, durch die AK eine FREIWILLIGE DURCHFÜHRUNG VON TUTORENPROGRAMMEN VON SEITEN DER DOZENTEN.

Damit hat sich die realistische Einschätzung des PGH als richtig erwiesen, daß in solchen Gremien auch mit Kompromissen keine studentischen Forderungen durchgesetzt werden können.

Wir begrüßen es, daß die Mitglieder der GEW-AG nach der Abteilungskonferenz unsere Einschätzung teilen. Allerdings geht es nicht an, daß die GEW-AG ihre Lernprozesse ständig auf Kosten der Studentenschaft macht, die dann ihre Fehler ausbaden muß.

- So erweckte sie in der Studentenschaft auf der SV die Illusion, daß durch einen Kompromiß in der Paritätenfrage das studentische Tutorenprogramm in seiner ursprünglichen Form durchzusetzen sei, obwohl sie die Mehrheitsverhältnisse in der AK (siehe Flugblatt) kannte,

- Trotz ihrer Beteuerungen vor der SV und noch während der AK, bei Ablehnung ihres Kompromißvorschlages (halbparitätisch besetzte Tutorenkommission) sich auf keine weiteren Zugeständnisse mehr einzulassen, arbeitete sie schließlich doch in einem drittelparitätisch besetzten Tutorenausschuß der AK mit und bekam gestern für ihre gesamte Politik in dieser Sache ihre Quittung.

Durch die Fehler der GEW-AG wurde
- Der Kampfeswillen der Studenten in diesem Punkt entscheidend geschwächt,
- Die Durchsetzung eines studentischen Tutorenprogramms verhindert,
- Die Richtlinien des Kultusministerium zum Tutorenprogramm vorzeitig angewandt.

Von Anfang an gab der PGH eine realistische Einschätzung des Tutorenprogramms und verbreitete keine Illusionen.

In der Fachbereichsversammlung I (vgl. 13.12.1972,d.Vf.) verteidigte er konsequent die Interessen der Studenten im Gegensatz zur GEW-AG, der diese Konfrontation mit den Professoren bald umheimlich wurde und die daraufhin versuchte, mit diesen 'Kompromisse' zu schließen.

Kommillitonen! Studentische Forderungen werden nicht in Mauschelgremien durchgesetzt!

Kampf der Gremienmauschelei!

Nur die breite Solidarität der Studenten und die Bereitschaft zu aktiven Maßnahmen bilden die Grundlage für die Durchsetzung unserer Forderungen!

ZUM VERHALTEN DES MSB SPARTAKUS (der DKP,d.Vf.) IN DER TUTORENFRAGE

Der Spartakus, der die Gremienarbeit zu einem seiner Grundpfeiler studentischer Politik gemacht hat, wird wahrscheinlich auch aus diesem traurigen Ende fehlgeleiteter studentischer Forderungen keine Konsequenzen ziehen. Gemeinsam mit der GEW-AG vertat er vor der Studentenschaft die aufgezeigte Position, die sich gestern als die falsche erwiesen hat.

ZUR KRITIK ANDERER HOCHSCHULGRUPPEN AN DER PRAXIS UND AN DEN AUSSAGEN DES PGH

Seit etwa zwei Wochen stellt der PGH seine Praxis und seine Perspektiven im Rahmen des Wahlkampfes zur Diskussion. Keine der anderen zur Wahl stehenden Hochschulgruppen hielt es für notwendig, in die Diskussion mit dem PGH einzutreten. Erst in dieser Woche (1 - 2 Tage vor dem Wahltermin) wurde von einigen ein Versuch der Kritik unternommen. Wir bedauern es außerordentlich, daß uns diese Gruppen durch ihr spätes Reagieren nicht die Gelegenheit gegeben haben, ihre Angriffe und Vorwürfe vor der Studentenschaft zu diskutieren.

DEMOKRATEN UND SOZIALISTEN, WÄHLT DIE VERTRETER DES PGH, WÄHLT LISTE 5!"
Q: PGH-Information:GEW-AG - Tutorenausschuß beschließt fortschrittliches Tutorenprogramm,o.O. (Dortmund) o.J. (6.2.1973)

06.02.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund will eine Diskussionsrunde über "die reaktionäre Bildungspolitik der SPD-Regierung" durchführen, auf der ein Genosse des KJV der KPD "über die Einführung des kapitalistischen Stufenplans" berichten soll. Aufgerufen wurde dazu gestern so:"
GEMEINSAM MIT DER ARBEITERJUGEND GEGEN KAPITALISTISCHE AUSBILDUNG

Als im November die PH an den Vogelpothsweg umzog, da zerflossen alle schönen Reden von Dekan Heuer über 'Verwissenschaftlichung der Ausbildung' an der Tatsache: der Neubau der PH ist bereits jetzt überfüllt!
Und im Januar dieses Jahres äußerte Wissenschaftsminister Rau, die Abteilung Hagen der PH Ruhr - 800 Studenten - werde 'aufgrund der katastrophalen Raumsituation' in Hagen an diese PH umziehen müssen. Das genaue Datum des Umzugs hat er bisher verschwiegen. Gleichzeitig ist in Dortmund bekannt geworden, daß 14 von 46 Hauptschulen Dortmunds geschlossen werden sollen! Die Überfüllung der PH wird ihren Teil dazu beitragen, daß die Schulmisere in Dortmund weiter besteht. Einführung des Numerus Clausus (NC,d.Vf.) - wie an der PH Neuss bereits angedroht, wird die Folge der Überfüllung der PH auch hier in Dortmund sein.

Und das in einer Situation, in der die SPD nach wie vor davon redet, daß 'unsere Kinder die Klügsten werden sollen', in einer Situation, in der Schüler, Eltern, Lehrer und Studenten: Senkung der Klassenfrequenzen, Erhöhung der Lehrplanstellen! fordern.

Und was erwartet die Kinder nach dieser Ausbildung an den Schulen im Betrieb?

Am 17.2.1972 trat der Stufenplan für die Lehrlingsausbildung in der Elektroindustrie durch eine Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums in Kraft. Für die feinschlosserischen Berufe der Metallindustrie soll er Anfang Februar verordnet werden. Was bringt der Stufenplan den Lehrlingen?
- Verkürzung der Lehrzeit auf zwei Jahre - eine Verschlechterung der Ausbildung!
- Zwischenprüfungen nach dem 1. und 2. Lehrjahr: Verschärfung der Konkurrenz zwischen den Lehrlingen, Einführung der Möglichkeit durch Prüfungen die fortschrittlichen Lehrlinge politische zu disziplinieren!

KAMPF DER STÄNDIGEN VERSCHLECHTERUNG DER SCHULAUSBILDUNG DER KINDER DER WERKTÄTIGEN!
… (mindestens eine Zeile unlesbar,d.Vf.) spricht die SPD von 'Intensivierung und Komprimierung der Ausbildung', von 'pädagogischen Experimenten'.

Kein Wort davon, daß Lehrlinge mit kürzerer Ausbildung in niedrigere Lohngruppen eingestuft werden! Kein Wort davon, daß seit der Einführung der Stufenausbildung 1968 der Anteil der Lehrlinge, die eine qualifizierte Ausbildung erhielten, um mehr als 50% sank, der Anteil derjenigen, die eine Kurzausbildung erhielten, um 89% stieg!

Die Quintessenz des Stufenplans: VERSCHLECHTERUNG DER ARBEITS-, LEBENS- UND AUSBILDUNGSBEDINGUNGEN FÜR DIE ARBEITERJUGEND!

Mit ähnlichen Worten und dem gleichen Propagandaaufwand setzt die SPD bei uns an den Hochschulen neue Hochschulgesetze, Prüfungsordnungen, Satzungen durch.

Wir Lehrerstudenten in Dortmund sollen durch die neue Auslegung der Prüfungsordnung dazu angehalten werden, dem Staat zu dienen, nicht den Interessen der Kinder an den Schulen.

In welchen Vorlesungen oder Seminaren erfahren wir etwas über die Veränderung der Lehrlingsausbildung?

Wo an der PH diskutiert man, wie wir als Lehrer gemeinsam mit den Kindern an den Schulen gegen die Einführung der Stufenausbildung vorgehen können?

Stattdessen:
Abschaffung der freien Wahl von Thema und Prüfer an den PHs Beschränkung der Hausarbeitsthemen in der Prüfung auf rein didaktische Bereiche 'Gleichberechtigung' des Staatsprüfers mit dem wissenschaftlichen Hochschulprüfer in Prüfungsverlaug und Notengebung

Nicht die Kritik an den Lehrinhalten an der PH, nicht die Fragen nach dem Nutzen unserer Lehrertätigkeit an den Schulen für die Kinder wird gefördert, nein, der Kultusminister beabsichtigt das Gegenteil:
PAUKEN DER BÜRGERLICHEN LEHRINHALTE, FÖRDERUNG DER STAATSLOYALEN HALTUNG, die Lehrer gegen die Interessen der Arbeiterkinder und Jugendlichen zu verwenden, das ist das erklärte Ziel der SPD/FDP-Landesregierung!

'Chancengleichheit', 'Demokratisierung' der SPD im Betrieb und an den Hochschulen heißt konkret: Verschlechterung der Ausbildung in beiden Bereichen, politische Disziplinierung von Kommunisten, Sozialisten und Demokraten!

Deshalb ist die richtige Antwort darauf: gemeinsamer Kampf gegen die reaktionäre Bildungspolitik der SPD-Regierung! Gemeinsam gegen die kapitalistische Ausbildung! Gemeinsam gegen die Einführung des
kapitalistischen Stufenplans!"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Wahlnummer,Dortmund 5.2.1973,S.11f

07.02.1973:
An der PH Dortmund beginnen die zweitägigen Wahlen zur Studentenkonferenz (SK), aus denen ein von der GEW-AG getragener AStA hervorgeht.

Der SLH erhält vier Sitze, der RCDS der CDU büßt fünf Mandate ein und erhält ebenfalls vier Sitze.
Q: DOS Nr.18 und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Jan. 1973) bzw. o.J. (Okt. 1973),S.8f bzw. S37f

07.02.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund will um 13 Uhr im Raum 0.304 ein Meeting zur Fachschaftsarbeit durchführen.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Wahlnummer,Dortmund 5.2.1973,S.5

09.02.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund will heute "zur Unterstützung der Vietnam-Hilfe ALLES FÜR DEN SIEG ein antiimperialistisches Fest mit Agitprop-Theater und Tombola" um 19 Uhr im Clubhaus in der Stockumer Str. veranstalten."
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Wahlnummer,Dortmund 5.2.1973,S.3

12.02.1973:
Vermutlich frühestens in dieser Woche gibt der AStA der PH Dortmund ein Extra 1 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 29.1.1973, 9.4.1973) mit zwölf Seiten DIN A 4 unter der Schlagzeile "Der neue AStA steht" und mit dem folgenden Editorial vom Pressereferat und dem DOS-Redaktionskollektiv heraus:"
Kommilitoninnen und Kommilitonen,

Mit der heutigen Ausgabe der DOS-Extra 1 stellt sich der neue AStA vor. Mit ihm ein neues DOS-Redaktionskollektiv.

DOS-Extra wird Euch in Zukunft schnell über aktuelles politisches Geschehen unterrichten.

In dieser Ausgabe findet Ihr
- die neue personelle Besetzung des AStA und
- die Plattform, auf der er seine politische Arbeit leisten wird.

Die DOS wird zunächst wieder in vierzehntägigem Abstand erscheinen. Sie wird, so wie bereits in den letzten Ausgaben, immer nur ein Thema aufgreifen und eingehend behandeln.

Daneben wird das DOS-REDKOLL in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Referaten zwei Sondernummern herausgeben:
- eine überarbeitete DOS-Einführungsschrift (vgl. 9.4.1973,d.Vf.)
- eine DOS-Sozialschrift, die sich mit der Einschätzung der sozialen Lage der Studenten beschäftigen wird."

Bekanntgegeben wird die:"
PERSONELLE BESETZUNG DES ASTA
1. Vorsitzender: Withold Sprengel
2. Vorsitzender: Horst Delkus
Finanzreferat: Bernhard Pleuser
Studienreferat: Hildegard Tönnes, Elmar Philip, Karin Schorning
Sozialreferat: Jochen Glörfeld
Pressereferat: Ulrich Klimmek
Organisationsreferat: Sylvia Laumann
AStAsekretär: Herbert Müller
DOS Redaktionskollektiv: Mechthild Lathegan, Horst Delkus

AStA-Drucker: Klaus Baron, Mechthild Lathegan, Rüdiger Fischer (die AStA-Drucker sind nur auf Widerruf bis zur Neuregelung des Astadrucks eingestellt)
Der AStA ist täglich von 11 bis 13 Uhr geöffnet."

Es folgt die:"
ASTA PLATTFORM

Mit der vorgelegten Plattform beabsichtigt die GEW AG nicht einen Katalog von fest fixierten Kampagnen und Versprechungen vorzulegen, sondern lediglich die unserer Meinung nach als notwendig erachteten Schwerpunkte einer zukünftigen AStA-Arbeit darzustellen. In dieser Plattform können nicht partikulare Interessen enthalten sein, ihre Funktion kann nur sein, die inhaltlichen Schwerpunkte unserer Arbeit aufzuzeigen. Ihre Konkretion wird durch die Praxis geleistet werden müssen. Diese wiederum ist nicht nur vom subjektiven Willen und Einsatz der AStA-Mitglieder, sondern auch von einer Reihe weiterer Faktoren wie politischer Konjunktur, Kampagnen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene usw. abhängig.

Hierbei wird der AStA zeigen müssen, inwieweit es ihm gelingt, sozialistisches Bewußtsein in weite Kreise der Studentenschaft zu tragen, wobei Teach-Ins, evtl. Streiks und Informationskampagnen eine hervorragende Rolle einzunehmen haben.

Dieser Vermittlungsprozeß wird nur dann geleistet werden können, wenn die Praxis des AStA nicht eine von Studenten isolierte ist, sondern von breiten Kreisen der Studenten unterstützt wird.

Seit der Studentenbewegung Ende der sechziger Jahre und den Septemberstreiks 1969 zeichnret sich in der BRD eine zunehmende Zuspitzung der gesellschaftlichen Widersprüche ab. An Schulen und Hochschulen und in den Betrieben setzen sich Schüler, Studenten und Arbeiter in immer stärkeren Maße für ihre Interessen ein, treten in den Streik oder schaffen durch spektakuläre Aktionen wie Unibesetzungen, Hausbesetzungen, Demonstrationen usw. eine Öffentlichkeit, die es dem Staat nicht mehr ermöglicht, über die dort artikulierten Interessen hinwegzusehen. Der bürgerliche Staat sieht sich immer mehr gezwungen, seine liberale Maske abzulegen, zur offenen politischen Unterdrückung dieser Bewegungen überzugehen und sich das rechtliche Instrumentarium dazu zu verschaffen. Den Notstandsgesetzen (NSG - vgl. 31.5.1968,d.Vf.) folgend die Verschärfung der Ausländergesetzgebung, das Bundesgrenzschutzerweiterungsgesetz (BGS - vgl. 22.6.1972,d.Vf.), der Ausbau des Polizei- und Spitzelapparates, die Berufsverbote (BV,d.Vf.), die Hetzkampagne einer gleichgeschalteten bürgerlichen Presse gegen die Linken, die Demonstrationsverbote gegen Organisationen links von der DKP u.a.

In den Betrieben steht die Entlassung fortschrittlicher Kollegen und die Disziplinierung, ja sogar der Ausschluß (UVB,d.Vf.) dieser Kollegen aus der Gewerkschaft auf der Tagesordnung. In konzertierter Aktion mit den Herrschenden leistet die Gewerkschaftsbürokratie ihren Beitrag zur politischen Unterdrückung und Disziplinierung.

Unsere Antwort darauf kann nur sein: die oppositionellen Bewegungen in Betrieben, Gewerkschafte, Schulen und Hochschulen zu stärken und zu verbreitern und jeden Schlag der Reaktion durch gemeinsames, solidarisches Handeln zurückzuweisen.

Hierbei ist Sektierertum nicht als Hinweis auf numerische Größen von politischen Gruppen, sondern auf eine politische Praxis hin bezogen, die sich in der Verhinderung von gemeinsamen Aktionen aus einem unabgeleiteten Führungsanspruch heraus offenbaren.

Einzig allein in der Solidarität liegt unsere Stärke.

Ein wichtiges Moment in der Mobilisierung der Studentenbewegung war ohne Zweifel die Solidarität mit der Kolonialrevolution. erade der Befreiungskampf der Völker Indochinas gegen die brutale Unterdrückung durch den Imperialismus und seine einheimischen Helfer schufen die Bedingungen für eine breite Solidaritätsbewegung. Sie darf heute, wo das Waffenstillstandsabkommen (vgl. 27.1.1973,d.Vf.) permanent von den Imperialisten und der Thieu-Marionettenregierung gebrochen wird und Kambodscha bis auf einige Städte befreit ist, nicht zum Stillstand kommen. Wir sind uns dessen bewußt, daß der Befreiungskampf der Völker Indochinas gegen imperialistische Ausbeutung, für Frieden und nationale Unabhängigkeit erst dann siegreich beendet sein wird, wenn er auch im Aufbau des Sozialismus in Indochina endet.

Weitere Brennpunkte, denen wir verstärkt unsere Aufmerksamkeit zukommen lassen müssen, sind die Befreiungskämpfe im Nahen Osten und in den portugiesischen Kolonien und der Kampf des irischen Volkes gegen den britischen Imperialismus. HIERBEI WIRD BESONDERS DIE SOLIDARITÄT MIT DEN AUSLÄNDISCHEN STUDENTENORGANISATIONEN IN DER BRD IM VORDERGRUND STEHEN, DIE NICHT NUR VON SCHERGEN IHRES LANDES, SONDERN AUCH VON DEN BEHÖRDEN DIESES STAATES VERFOLGT WERDEN."

Diese Plattform wird später (vgl. 8.10.1973) auch als "Semesterprogramm" des AStA verbreitet.

Es folgt ein Beitrag:"
ZUR EINSCHÄTZUNG DER SITUATION AN DEN PÄDAGOGISCHEN HOCHSCHULEN IN DER BRD

Charakteristisch für die gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungsphase ist, daß das Gesellschaftssystem der BRD vor die Aufgabe gestellt ist, die Entwicklung der Produktivkräfte zu beschleunigen, ohne jedoch die Gesellschaftsstruktur zu gefährden.

Dabei geraten die Pädagogischen Hochschulen als Produzenten von Ideologievermittlern in das Zentrum staatlicher Indoktrinationen, weil 'die Funktion des staatlich organisierten Erziehungswesens kurz als Qualifizierung der menschlichen Arbeitskraft nach Maßgabe ihrer Verwertbarkeit im Produktionsprozeß und gleichzeitig durch die Vermittlung ideologischer Inhalte (normative Orientierungen) als Loyalitätssicherung gegenüber der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung bestimmt werden kann' (Huisken).

Darum muß bei Lehrerstudenten im besonderen ein Bewußtsein durchgesetzt werden, das nicht in Widerspruch gerät zu den politischen und ökonomischen Voraussetzungen der Gesellschaftsordnung und ihrem kulturellem Selbstverständnis.

Aufgrund immer größer werdender Schwierigkeiten, Hochschulabsolventen über Berufspositionen und materielle Privilegien ideologisch so zu binden, daß sie die Verschärfung gesellschaftlicher Widersprüche in Kauf nehmen, wird es immer dringender für den Staat, die Innovationen in den Hochschulbereich einzugeben, die versprechen, daß in Teilen der Studentenschaft jetzt schon vorhandene Loyalitätsdefizit aufzuheben.

Eines der geeigneten Mittel dazu wird in der Verschärfung des Konkurrenzdrucks der Studenten untereinander gesehen:

'Mehr Chancengleichheit bedeutet auch mehr Wettbewerb' (Bildungspolitische These der SPD).

Weitere Mittel sind der Radikalenerlaß und der Versuch des Staates, Einfluß auf die Prüfungen zu gewinnen. Die Komprimierung und Spezialisierung des Studiums sin nicht nur unter dem Gesichtspunkt von finanzillen Einsparungen zu sehen, sie sollen auch Gleichgültigkeit gegenüber den vermittelten Inhalten erzeugen und den Lehrer zu einem wiligen Vermittler vorgefertigter Curricula an seinem späteren Arbeitsplatz machen.

Treffen diese Maßnahmen erstmal die Studiensituation von Lehrerstudenten, so sind sie doch primär gegen die objektiven Interessen der Kinder und damit vor allen Dingen gegen die Emanzipation der arbeitenden Bevölkerung gerichtet. Widerstand der Studentenschaft gebietet nicht nur legitimes Eigeninteresse, sondern resultiert auch aus der Verpflichtung gegenüber den objektiven Interessen der zu unterrichtenden Kinder.

Widerstand darf sich aber nicht auf die Proklamation ausgeklügelter linker Losungen reduzieren, sondern ist Einsicht in die Notwendigkeit eines langen, hartnäckigen Kampfes auf dem Boden des Kapitalismus."

Man äußert sich auch:"
ZUR GREMIENPOLITIK

Wir gehen davon aus, daß die Mitarbeit studentischer Vertreter in den Gremien nicht prinzipiell abgelehnt oder befürwortet werden kann. Prinzipiell kann nur gesagt werden, daß die Stärkung studentischer Positionen nicht von den Gremien aus geschieht, sndern daß von diesem Ziel aus unsere Politik in den Gremien zu bestimmen ist. Wir sind uns dabei bewußt, daß die Gremien im wesentlichen die Aufgbe haben, dem Widerstand der Studenten die Spitze abzubrechen, ihn zu kanalisieren und ihre Aktivitäten in regelbare Bahnen zu lenken (Je größer die Kompetenzen eines Gremiums, desto geringer die Anzahl der studentischen Vertreter im Verhältnis).

Wir werden daher die Entscheidung zur Mitarbeit in Gremin von Fall zu Fall zu treffen haben.

Orientiert, besonders im Widerstand gegen die kapitalistische Hochschulreform, an der Einsicht, daß studentische Positionen nicht in Gremien, sondern nur durch eine starke Bewegung sozialistischer und demokratischer Studenten erhalten und ausgebaut werden können (?,d.Vf.).

Die Gremien zu nutzen, kann nur heißen, durch Aufzeigen der wirklichen Fronten und durch die Zuspitzung der politischen Widersprüche in den Gremien, durch Verdeutlichung ihres Charakters, den Widerstand gegen eine Ausbildung, orientiert an den Interessen des Kapitals, zu stärken."

Es folgen Ausführungen:"
Zum Studienreferat

Die in der AStA-Plattform aufgezeigten politischen Perspektiven und Aufgaben konkretisieren sich für die Arbeit des Studienreferats in folgenden Schwerpunkten:

1. ANALYSE DER KAPITALISTISCHEN STUDIENREFORM UND DEREN VERMITTLUNG

NC
Verschärfung POS
Verschulungstendenzen
Sonderprüfungsverfahren

2. STUDIENEINFÜHRUNG UND BERATUNG

a. regelmäßige Studienberatung (SPRECHSTUNDEN) inhaltlicher und organisatorischer Art, sowie Einführungsfreizeiten
b. Organisation, Beratung und Koordination von Seminararbeitskollektiven
c. Kritik an Seminarinhalten und Organisation in Zusammenarbeit mit den Fächergruppen (Beispiel: karteimäßige Erfassung von Studenten)

3. STUDIENSITUATION UND BERUFSPERSPEKTIVE

a. Analyse der Berufsperspektive und des Berufsfeldes des Lehrers und Diplompädagogen
b. Kontakt zu Referendaren und Junglehrern (GEW; AjLE; SLB (Sozialistischer Lehrerbund - vermutlich derjenige des SBÜ und nicht der der SEW in Berlin,d.Vf.)

Zu 1.
In der Vermittlung der sich verschärfenden 'Reformtendenzen' (Beispiel: POS, Regelstudienzeit), liegt die Chance, einer breiten Studentenschaft den Zusammenhang zwischen Bildungsreform und kapitalistischen Produktionsverhältnissen aufzuzeigen. Klarzulegen wäre, daß Bildungsreform im Kapitalismus nicht den Interessen der Lohnabhängigen, sondern denen des Kapitals dient.Um diese Aufgaben wahrzunehmn und zu lösen wird das Studienreferat in Zusammenarbeit mit dem Pressereferat alle erreichbaren Publikationen, Stellungnahmen, Erlasse etc. sammeln und verwerten. es wird damit allen Studenten und politischen Hochschulgruppen Information (DOS) bereithalten."

Es folgen Äußerungen:"
ZUM PRESSEREFERAT

Das Pressereferat wird zusammen mit dem DOS-Redaktionskollektiv in der kommenden AStA-Periode zwei Schwerpunkte in seiner Arbeit setzen:

1. Der eine Schwerpunkt wird die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit sein. Nicht allein die Hochschulpolitik, sondern im wesentlichen die Stellungnahmen der Studentenschaft zu den allgemein-politischen Fragen wie zur politischen Unterdrückung, zur Befreiungsbewegung in Indochina usw. werden Teil des Presserefats sein.

Wir gehen davon aus, daß die breite Öffentlichkeit nicht nur ein Recht auf Informationen zur Einschätzung hochschul- und allgemein-politischer Entwicklung hat, sondern, daß es gerade unser Ziel sein muß, unsere Politik zu vermitteln. Daß uns die bürgerliche Presse dabei einen engen Rahmen setzen wird, ist klr, es wird aber kein Hinderungsgrund sein, die politischen Prozesse einer breiten Öffentlichkeit, wenn nicht anders, dann über Info-Stände, Flugblätter usw. zu vermitteln.

2. Der zweite Schwerpunkt der Arbeit wird die Weiterführung der Informationspolitik des AStAs durch die Dortmunder Studentenzeitung (DOS) sein. Die DOS als zentrales Vermittlungsinstrument des AStA und seiner Politik wird sich daher an den konkreten Aufgaben orientieren, die dieser AStA in Angriff nehmen wird. Mit den hochschul-politischen Themen wie den Tendenzen zur Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.), Verschärfung der Prüfungsordnung, Einschätzung des inneren und äußeren NC, Berufsbild und Rolle des Lehrers, werden eng verknüpft sein die Probleme der politischen Unterdrückung und Disziplinierung der fortschrittlichen Kräfte in der BRD. Gleichermaßen gewichtig sehen wir die Information der Studenten über die Kämpfe in Indochina, im Nahen Osten, Irland usw.; denn die Vermittlung von Informationen über die Befreiungsbewegungen, die durch die bürgerliche Presse einseitig geleistet wird, ist Voraussetzung für eine Solidarität mit diesen Befreiungsbewegungen.

3. Ausgehend von der Einschätzung der Greminpolitik, sie als feines Informationsfeld für den studentischen Kampf im Hochschulbereich zu benutzen, wird das Pressereferat die studentischen Vertreter in den Gremien verpflichten, kontinuierlich über die Arbeit in den Gremien zu berichten. Diese Berichte werden ihren Niederschlag in der DOS finden, um für alle Studenten die undurchsichtige Arbeit dieser Gremien transparent zu machen.

4. Um den neuimmatrikulierten Studenten wie bereits im letzten Semester einen Leitfaden für den beginn ihres Studiums an die Hand zu geben, wird eine üerarbeitete Neuauflage der DOS-Einführungsnummer (vgl. 9.4.1973,d.Vf.) herausgegeben.

5. Um die Vielfalt der Aufgaben bewältigen zu können, wird wieder ein DOS-Redaktionskollektiv eingerichtet, das in Teamarbeit diese Aufgaben lösen wird.

6. Um den AStA-Druck neu zu organisieren und allen Hochschulgruppen die Möglichkeit zum Druck zu geben, ist eine Kommission gebildet worden, die in allernächster Zeit einen organisatorischen Entwurf zur Neuregelung der Druckangelegenheiten vorlegen wird (vgl. S11*.1973,d.Vf.)."

Als letzter Beitrag erscheinen Ausführungen:"
ZUM SOZIALREFERAT

Die Arbeiten im Sozialreferat beschränken sich bisher auf einen überwiegenden Dienstleistungsbetrieb. Da jedoch gerade diese Aufgaben den Kontakt zur Studentenschaft fördern können, sollte diese Arbeit nicht auf karitativer, sondern auf politischer Ebene geführt werden. Konkrete Aufgaben liegen an:
1. Wohnungs- und Jobvermittlung
2. Rechtsberatung und Mietschutz
3. Studienfinanzierung (BAFöG, Stipendien)
4. Beratung und Aufklärung bei sozialen Angelegenheiten (Paragraph 218, Kindergarten, Krankenversicherung usw.)
5. Mitgliedschaft im Vorstand des Studentenwerks (StW,d.Vf.)
6. Mitgliedschaft im Förderungsausschuß
7. Mitgliedschaft im Graduiertenförderungsausschuß
8. Versuch einer zentralen Vermittlung von studentischen Hilfskräften an die einzelnen Fächergruppen

Bei der Wohnungsvermittlung kann es uns zum Beispiel niht allein darum gehen den Studenten mehr oder weniger gute Wohnungen zu organisieren, sondern das Sozialreferat wird seine politische oriorität darin sehen, auf regionaler Ebene den Kampf gegen Mietwucher, überhöhte Preise, gegen willkürliche Mietverträge, von denen auch die Dortmunder Bevölkerung betroffen ist, zu führen. Nicht minder wird die Unterstützung der Studenten in den Wohnheimen bei ihrem Kampf um steigende Mieten (?,d.Vf.) gewichtig gesehen. Das Sozialreferat wird sich daher einsetzen für die Forderung nach dem verstärkten Ausbau von Sozialwohnungen, die auch für Studenten zugänglich sind. Wir sind uns darüber im klaren, daß diese Aufgaben nicht nur im regionalen Raum zu bewältigen sind, sondern nur in der Zusammenarbeit mit den studentischen Dachverbänden, die bereits Initiativen gegen die steigenden Verschlechterungen der materiellen Ausbildungsbedingungn eingeleitet haben.

Ebenso werden wir alle weiteren Aufgaben des Sozialreferats, die im obigen Katalog aufgeführt worden sind, in einen geselschaftspolitischen Kontext stellen.

Mit der Mitgliedschaft im Vorstand des Studentenwerks, im Förderungsausschuß und Graduiertenausschuß werden wir versuchen, die materiellen Bedingungen der Studenten zu verbessern."
Q: DOS Extra Nr.1 und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (1973) bzw. o.J. (Okt. 1973),o.S. bzw. S.23ff

14.02.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet:"
Am 14.2. findet eine Fachbereichsversammlung im FB II statt, um über eine neue Psychologiestudienordnung zu diskutieren."
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Wahlnummer,Dortmund 5.2.1973,S.5

März 1973:
In den 'Ruhr-Nachrichten' (RN) erscheint im März, laut der Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund folgender Artikel zum NC:"
NUMERUS CLAUSUS BALD AN PH ERWARTET

Dortmund. (L. A.) Auch an den Pädagogischen Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen droht es in absehbarer Zeit zu einem Numerus Clausus zu kommen. Prof. Dr. Ulruch Freyhoff, Rektor der Pädagogischen Hochschule Ruhr, erklärte dazu in Dortmund: 'Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir bereits zum Wintersemester 1973/1974 an der PH Ruhr den Numerus Clausus einführen müssen.'

Die Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr, die zur Zeit rund 1 000 Studenten zählt, wird auch weiterhin im früheren Umfang Sonderschullehrer ausbilden können. Aus finanziellen Gründen waren seit Beginn des Wintersemesters 1972/1973 keine Grund- und Hauptschullehrer mehr zum Heilpädagogik-Studium abgeordnet worden.

Prof. Dr. Rudolf Pohl, Dekan der Abteilung Heilpädagogik, rechnet damit, daß spätestens zum kommenden Wintersemester wieder Lehrer zum Heilpädagogik-Studium abgeordnet werden können. Allerdings werden die Voraussetzungen verschärft: Die Bewerber müssen mindestens dreieinhalb Jahre nach der zweiten Prüfung an einer Grund- oder Hauptschule unterrichtet haben. Außerdem sollen sie sich verpflichten, nach dem Examen mindestens fünf Jahre im Schuldienst des Landes Nordrhein-Westfalen zu bleiben."
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Sondernummer,Dortmund 3.4.1973,S.1

März 1973:
Innerhalb des Projektbereichs Gesamthochschule (PGH) an der PH Dortmund erscheinen PGH-intern die "Materialien zur programmatischen Diskussion des PGH" mit folgendem Vorwort:"
In die Diskussion über das PROGRAMM DER WESTDEUTSCHEN KOMMUNISTEN (NRF-Sondernummer (vgl. Nov. 1972,d.Vf.)) erscheint es sinnvoll die folgenden Artikel mit einzubeziehen."

Bei den Artikeln handelt es sich um:
- "Ansatzpunkte sozialistischer Politik in der Bundesrepublik - Thesen der Arbeitsgruppe Sozialistische Büro" (SBü - vgl. Apr. 1971);
- "Für eine neue sozialistische Studentenbewegung" aus der 'Links' Nr.40 des SBü (vgl. Jan. 1973);
und "Wie sich das Zirkelwesen am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht" aus dem 'Arbeiterkampf' (AK) des KB (vgl. Dez. 1972, Jan. 1973).
Q: PGH:Materialien zur programmatischen Diskussion des PGH,o.O. (Dortmund) März 1973

April 1973:
Vom Sozialliberalen Hochschulverband (SLH) Dortmund erscheint vermutlich im April an der PH das folgende Flugblatt mit 5 Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen:"
SLH STELLUNGNAHME ZUM NUMERUS CLAUSUS

Die Zulassungsbeschränkungen an den meisten Hochschulen und in zahlreichen Studienfächern sind gegenwärtiges Zentralproblem der Hochschul- und Bildungspolitik.

An der PH Ruhr ist die Einführung des Numerus Clausus (NC) in der Diskussion. Auf den nächsten Sitzungen der einzelnen Gremien werden die studentischen Vertreter in der Frage des NC konkrete Entscheidungen treffen müssen.

Der SLH Dortmund legt deshalb folgende Stellungnahme vor.

'Als Gründe für den wachsenden Numerus Clausus müssen deutlich genannt werden:
- unzureichende Datenerhebung über die Entwicklung des Systems höherer und wissenschaftlicher Ausbildung
- mangelnde, falsche oder nicht abgestimmte Vorausschätzungen der Entwicklung der individuellen Nachfrage, der Ausbildungskapazitäten und der gesellschaftlichen Nachfrage
- Fehlplanungen in einzelnen Sektoren und ungleiche Verteilung der vorhandenen Mittel
- zu geringes Wachstum der Investitionen und laufenden Mittel, damit verbunden zu geringes Wachstum der räumlichen, apparativen und personellen Kapazitäten.' (Bundesassistentenkonferenz, NC, S.21)

Die tieferen Ursachen liegen in fehlenden oder unzureichend entwickelten Kooperationsmodellen zwischen Staat und Hochschule sowie in dem äußerst schwachen Bewußtsein großer Teile der Bevölkerung für die Notwendigkeit einer umfassenden Bildungspolitik.

So tritt in den Parlamenten und der Ministerialbürokratie die Bildungspolitik zurück vor 'werbewirksameren' Bereichen, besonders die Verwirklichung der Grundrechte auf Bildung, Chancengleichheit und Wissenschaftsfreiheit ohne Standesprivilegien.

MÖGLICHE ENTSCHEIDUNGEN IN DEN GREMIEN

a) DER NC WIRD ALS NOTWENDIG ANERKANNT.

Als Gründe sprechen für eine solche Entscheidung:
- die Aufrechterhaltung des Studienbetriebs
- die Garantie einer hohen Lehrqualität

Die Konsequenzen sind:
- Da die Studienplätze beschränkt werden, kann eine gewisse Anzahl von Studienbewerbern nicht studieren (Art. 12,1 GG wird verletzt).

b) DER NC WIRD ABGELEHNT!

Als Gründe für eine solche Entscheidung sprechen:
- 'Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.' (Art 12,GG)
- Es gibt keine gerechten Auswahlkriterien für die Entscheidung, wer einen Studienplatz bekommt und wer nicht.
- Der NC ist nicht mehr nur eine 'Notlösung', sondern ein Instrument der technokratischen Bildungsplanung geworden.

Die Konsequenzen sind:
- Die Studienplätze werden nicht beschränkt; jeder, der studieren will, wird aufgenommen.
- Die Lehrqualität verringert sich.
- Die Studienzeit des Einzelnen wird zwangsläufig verlängert.
- In letzter Konsequenz wird der Studienbetrieb zusammenbrechen aufgrund fehlender Räume und fehlenden Lehrpersonals.

SLH-DORTMUND ENTSCHEIDET SICH FÜR DIE ABLEHNUNG DES NC

Der SLH-Dortmund lehnt den NC grundsätzlich ab. Das Bundesverfassungsericht (BVG) hat in seinem Grundsatzurteil vom 18.7.1972 zwar den NC als 'am Rande des verfassungsmäßig Hinnehmbaren' bezeichnet, doch läßt sich damit die Einführung des NC politisch nicht rechtfertigen.

Es zeigt sich heute, daß der NC nicht mehr nur als 'Notbremse' zur Überbrückung von Engpässen angesehen wird. Er ist im Hochschulrahmengesetz (HRG) und in den Länderhochschulgesetzen institutionell abgesichert und damit zu einem ausgesprochenen Instrument der technokratischen Bildungsplanung geworden:
- Durch die künstliche Aufrechterhaltung einer scharfen Diskrepanz zwischen den zur Verfügung stehenden Studienplätzen einerseits und den Studienbewerbern andererseits kann die Anzahl der Hochschulabsolventen auf einem Niveau gehalten werden, das in erster Linie dem von der Wirtschaft bestimmten gesellschaftlichen Bedarf entspricht.
- Es können vorsätzlich 'Mangelerscheinungen' in bestimmten Berufen erzeugt werden (z.B. Medizin).
- Da ein Ausbau der Hochschulen nach Einführung des NC vordergründig als nicht mehr notwendig erscheint ( der NC richtet sich nach vorhandenen materiellen und personellen Kapazitäten, d.h. nach Hörsälen, Hochschullehrern etc.), bleibt der Bildungsetat unter Kontrolle und die dringend notwendige Bildungsreform wird verzögert.
- Der NC wird zusammen mit der Trennung in Langzeit- (8 Sem) und Kurzstudium (6 Sem.-Regelstudium) das wissenschaftliche Studium nur einer kleinen Elite möglich machen. Breite wissenschaftliche Ausbildung wird verhindert, indem viele Studenten aufgrund des NC ein Kurzstudium durchführen müssen, nur wenige aber ein Langzeitstudium absolvieren können.

WAS IST ZU TUN?

Das Ziel jeglichen studentischen Bemühens muß deshalb sein, zu verhindern, daß der NC von einer Notmaßnahme zu einer Dauerlösung und damit als Instrument technokratischer Bildungsplanung fortgeschrieben wird. Die Ablehnung des NC in den Gremien reicht nicht aus. Vielmehr müssen weitere Aktionen und Kampagnen folgen:
- Die Kapazitätsberechnungen, die die Entscheidungsgrundlage zur Festlegung des NC darstellen, müssen kritisch untersucht werden, indem ihre Ausgangsgrößen überprüft und ihre konkreten Durchführungen analysiert werden. Materialsammlungen müssen von den einzelnen Fächergruppen erstellt werden (Koordinierung im AStA).
- Über die Formen des versteckten Numerus Clausus (Aufnahmeprüfungen, Rausprüfen) ist in den einzelnen Fächergruppen eine Dokumentation zu erstellen.
- Im Kampf gegen den NC muß der AStA insbesondere mit Schülerorganisationen (SMV, politische Schülergruppen) zusammenarbeiten.

Ein solches Vorgehen hat allerdings bezüglich der Wirkung auf die Öffentlichkeit nur dann einen Sinn, wenn nicht nur die Studenten solidarisch zusammenarbeiten, sondern Studenten, Assistenten und Hochschullehrer gemeinsam auf die Straße gehen, die Öffentlichkeit durch Info-Stände und auch persönliche Gespräche aufklären und in den Massenmedien auf die katastrophale Lage der Hochschule hinweisen.

Im diesem Zusammenhang muß deutlich klargestellt werden, daß das Ziel der Aktionen nicht die Bestätigung der Notwendigkeit einer irgendgearteten 'Systemüberwindung' ist. Ziel ist vielmehr, der Öffentlichkeit die Lage der Hochschule zu vermitteln, Druck auf die Landesregierung auszuüben, durch bundesweite Aktionen auf die Bundesregierung einzuwirken und das Bewußtsein für die Notwendigkeit folgender Maßnahmen zu schaffen:
- Drastische Erhöhung des Anteils der Bildungsausgaben am Steueraufkommen und, falls die Änderung der Prioritäten in Haushalt nicht möglich ist, Steuererhöhungen zugunsten der Bildungsausgaben (z.B. steilere Progression der Einkommenssteuer, höhere Erbschaftssteuer).
- 'Neuverteilung der Finanzierung von Ausbau und Unterhalt der Universitäten, der durch Art. 91 GG und das Hochschulbauförderungsgesetz zu starr geregelt ist (Der gleiche Anteil von Bund und Ländern an den Investitionen kann in finanzschwachen Ländern schon den Ausbau verhndern. Die alleinige Finanzierung des Unterhalts durch die Länder belastet diese weit höher als den Bund, da sich die Investititonskosten im Laufe weniger Jahre als laufende Kosten wiederholen. Einzige Alternative wäre die Erhöhung des Länderanteils am Steueraufkommen).' (BAK, NC, S.30)
- Finanzierung einer intensiven Studienberatung vor und in der Universität.
- Reform der Lehrkörper- und Personalstruktur an den Hochschulen.

Wenn gemeinsame Aktionen zwischen Studenten, Assistenten und Hochschullehrern möglich sind, ist auch die Verwirklichung kurzfristiger Maßnahmen an der PH denkbar:
- entschiedener Widerstand gegen die Einführung von Zulassungsbeschränkungen durch Verweigerung der Mitarbeit bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung (Ablehnung bei Abstimmungen, Aufdecken unzutreffender Kapazitätsberechungen, gegebenfalls Streik).
- intensive Studienberatung in der Universität in Zusammenarbeit mit Arbeitsämtern, Fachschaften, Fächergruppen und Lehrstühlen."
Q: SLH-Dortmund:SLH Stellungnahme zum Numerus Clausus,Dortmund o.J. (Apr. 1973)

03.04.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund gibt eine Sondernummer ihrer 'Kommunistischen Studentenpresse' (KSP - vgl. 5.2.1973, 7.5.1973) mit vier Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
NEUE EINSCHREIBUNGSORDNUNG VERANKERT NUMERUS CLAUSUS!

Im März ging es durch die Presse: Freyhoff, Rektor der PH Ruhr, ließ durchblicken, daß zum Wintersemester 1973/1974 der Numerus Clausus an der PH in Dortmund eingeführt wird.

In aller Stille dagegen, unbemerkt von der Öffentlichkeit, unbemerkt auch von den Studenten, hat der Senat der PH Ruhr bereits im Dezember 1972 (vgl. 18.12.1972,d.Vf.) mit der Erlassung einer 'Einschreibungsordnung' die EINFÜHRUNG DES NUMERUS CLAUSUS JURISTISCH ABGESICHERT. Was damals beschlossen wurde, kommt jetzt mit dem Abdruck im Vorlesungsverzeichnis zum erstenmal ans Licht.

In dieser Einschreibungsordnung heißt es (Vorlesungsverz. S.23/24/25):

'Paragraph 3 Die Einschreibung kann versagt werden: (…) 6. wenn die für die gewählte Studienrichtung eine Zulassungsbeschränkung oder eine Anordnung über Studienplatzregelung besteht und der Bewerber keine schriftliche Nachricht über die Zuteilung eines Studienplatzes für die PH Ruhr besitzt.'

Zugleich bekommen alle Studienbewerber, die sich jetzt schon für das WS 1973/1974 immatrikulieren wollen, einen Brief, in dem die Einschreibunterlagen vorläufig verweigert werden, mit der Begründung, daß 'für das Wintersemester 1973/1974 (…) für die PH's in Nordrhein-Westfalen eine Neuordnung der Anmeldung und Verteilung der Studienbewerber angestrebt (wird).' (siehe der abgedruckte Brief)."

In dem als Faksimile abgebildeten Brief des Dekans der Abteilung Dortmund der PH Ruhr heißt es vor dem bereits zitierten Satz:"
Ich bestätige den Eingang ihrer Anfrage.

Aus organisatorischen Gründen ist es mir aber zur Zeit leider nicht möglich, Ihnen die gewünschte Auskunft zu geben bzw. die erbetenen Unterlagen zu übersenden."
Im Anschluß an den zitierten Satz heißt es:"
Ich stelle anheim, zu gegebener Zeit erneut Anfrage zu halten und bitte Sie auch, zwischenzeitlich auf entsprechende Veröffentlichungen in der Tagespresse zu achten."
Ebenfalls im Faksimile wird ein Artikel der 'Ruhr-Nachrichten' (RN - vgl.* März 1973) zum NC an der PH Ruhr abgedruckt. Im Text des KSV heißt es weiter:"
Doch der NC betrifft nicht nur die Kommillitonen, die sich neu an der PH immatrikulieren wollen. Gleichzeitig wird durch die neue Einschreibungsordnung auch der INNERE NC verankert.

Innerer NC heißt: Verschärfung von Prüfungsbestimmungen, Einführung von neuen Prüfungen, Klausuren, Colloquien und Tests sowie Seminarteilnehmerbeschränkungen, die teilweise, etwa bei Dorndorf in der Psychologie, schon jetzt an der PH bestehen. An der PH Rheinland wurde schon im letzten Semester die bisherige Prüfungsregelung verschärft. Das Resultat: Aufgrund der Beschränkung der Zahl der Prüfungskandidaten auf 70 pro Prüfer wurden an der Kölner PH 56 Kommillitonen erst gar nicht zur Prüfung zugelassen. Dies zeigt, wie durch den inneren NC die Zahl der PH-Absolventen 'reguliert' wird. Zugleich werden die Studenten durch die Beseitigung des Rechts auf freie Wahl des Prüfers und des Prüfungsthemas erschwerten Prüfungsbedingungen ausgesetzt und einem größeren Druck unterworfen.

An der PH Dortmund wird die PH-Bürokratie die Einführung neuer Prüfungsverschärfungen mit der miserablen Raumsituation begründen, die sich nach dem Umzug der PH Hagen nach Dortmund noch weiter zuspitzen wird.

Der Paragraph, der in der Einschreibungsordnung die Einführung dieses inneren NC's verankert, lautet:

'Paragraph 2 Die Einschreibung muß versagt werden: (…) 2. wenn der Studienbewerber eine nach der Prüfungsordnung vorgesehene Prüfung endgültig nicht bestanden hat, für den Studiengang, in dem die Prüfung nicht bestanden wurde.'"

In einem weiteren Artikel heißt es:"
38 HAUPTSCHÜLER AUF EINEN LEHRER: SPD-BILDUNGSPOLITIK!

Bei der Durchsetzung des NC arbeiten Kultus- und PH-Bürokratie Hand in Hand: der Beschluß über die neue Einschreibungsordnung erfolgt auf der Grundlage des 'Gesetzes über die wissenschaftlichen Hochschulen des Landes NRW' vom 7.4.1970 ((vgl. 17.3.1970,d.Vf.) s. Vorlesungsverz. S.23) und ist somit klarer Bestandteil der Bildungspolitik der SPD/FDP-Landesregierung.

Daß der Beschluß des Senats schon im Dezember 1972 gefaßt wurde, also noch lange vor der 'offiziellen' Einführung des NC an der PH beweist die Planmäßigkeit des Vorgehens, zeigt aber auch die Taktik: Möglichst unbemerkt von den Studenten sollen von vornherein die ganzen Durchführungsbestimmungen geschaffen werden, um dann, wenn der NC schließlich eingeführt wird und das Überrumpelungsmanöver geglückt ist, alle Mittel zu seiner Durchsetzung in der Hand zu haben.

Die Systematik dieses Vorgehens kann keinen Zweifel daran aufkommen lassen: DIE SPD/FDP-LANDESREGIERUNG MEINT ES ERNST DAMIT, DIE ZAHL DER PH-ABSOLVENTEN DRASTISCH ZU BESCHRÄNKEN. Wo es darauf ankommt, die Wahlversprechen einzulösen und etwas zu tun, zerstiebt das Geschwätz der SPD von den 'gleichen Bildungschancen für alle'. Die Nichtzulassung zum PH-Studium, die Einführung des äußeren und inneren NC's ist die Wirklichkeit. Wo die SPD vorher versprach: 'Unsere Kinder sollen die besten Schulen haben', tut sie jetzt alles, um die Schulausbildung der Kinder der Werktätigen zu verschlechtern. In den Hauptschulen kommen heute auf einen Lehrer 38 Schüler, an eine gute Schulausbildung ist schon unter diesen Bedingungen nicht mehr zu denken. Die Einführung des NC an der PH und damit die beschränkung der Zahl der Hochschulabsolventen wird diese Situation weiter verschlechtern.

DIESE BILDUNGSPOLITIK DER SPD, DIE SICH HEUTE NUR NOCH SCHLECHT HINTER IHREN VERSPRECHUNGEN VERSTECKEN KANN, ERWEIST SICH SOMIT ALS EINE REAKTIONÄRE POLITIK, DIE AUF DEM RÜCKEN DER MASSE DES VOLKES, INSBESONDERE DER ARBEITERKLASSE AUSGETRAGEN WIRD."

Im letzten Artikel heißt es:"
DER GESCHLOSSENE KAMPF ALLER STUDENTEN GEGEN DIE EINFÜHRUNG DES NC AN DER PH!

Der NC betrifft alle Studenten. Die einen werden erst gar nicht zum Studium zugelassen, die anderen werden über Verschärfungen der bisherigen Prüfungen und Neueinführung von studienbegleitenden Prüfungen, Testaten, Klausuren etc. ausgesiebt.

Im letzten Semester haben wir ebenso wie die Kommillitonen an der PH Rheinland gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung gestreikt, durch unseren eintägigen Warnstreik zum Ausdruck gebracht, daß wir diese reaktionären Maßnahmen der Landesregierung nicht widerstandslos hinnehmen werden. Diesen Kampf gilt es jetzt fortzusetzen:
DIE REAKTIONÄRE EINSCHREIBUNGSORDNUNG MUSS VOM TISCH!

Um den NC zu verhindern, müssen alle Studenten mobilisiert werden. Dies ist bisher nicht geschehen. Obwohl ein Vertreter des AStA im Senat sitzt, ist über den Beschluß der Einschreibungsordnung noch kein Student informiert worden.

UNTERSTÜTZT DAHER DIE UNTERSCHRIFTENSAMMLUNG DES KSV ZUR EINBERUFUNG EINER STUDENTENVOLLVERSAMMLUNG FÜR MITTWOCH, DEN 11.4.!
Unterstützt mit eurer Unterschrift die Forderungen:
WEG MIT DER REAKTIONÄREN EINSCHREIBUNGSORDNUNG!
KAMPF DER EINFÜHRUNG JEDER FORM DES NC AN DER PH!"

In der Unterschriftenresolution heißt es:"
Seit Dezember letzten Jahres hat der Senat an der PH-Ruhr eine neue Einschreibungsordnung erlassen.
Danach besagt Paragraph 2, Abs. 2: 'Die Einschreibung muß versagt werden, wenn der Studienbewerber eine nach der Prüfungsordnung vorgesehene Prüfung endgültig nicht bestanden hat, für den Studiengang, in dem die Prüfung nicht bestanden wurde.' und Paragraph 3, Abs. 6: 'Die Einschreibung kann versagt werden, wenn für die gewählte Studienrichtung eine Zulassungsbeschränkung oder eine Anordnung über Studienplatzregelungen besteht und der Bewerber keine schriftliche Nachricht über die Zuteilung eines Studienplatzes für die PH Ruhr besitzt.' Im März dieses Jahres wurde durch Rektor Freyhoff bekannt, daß im WS 1973/1974 der Numerus Clausus an der PH eingeführt werden soll. Diese Einschreibungsordnung bildet damit die gesetzliche Grundlage, um jederzeit an der PH Zulassungsbeschränkungen einzuführen!

Die erste praktische Auswirkung zeigt sich bereits jetzt: Der Dekan der PH in Dortmund hat alle Kommillitonen, die sich für das WS 1973/1974 einschreiben wollen, die Einschreibungsunterlagen verweigert und zwar mit der Begründung, daß '…Für das WS 1973/1974 wird für die PH's in NRW eine Neuordnung der Anmeldung und Verteilung der Studienbewerber angestrebt.'

In einer Situation, in der für 36 Grund- und Hauptschüler in NRW lediglich ein Lehrer vorhanden ist, muß die Einführung des Numerus Clausus an der PH zwangsläufig mit einer weiteren Verschärfung des Lehrersmangels, der Misere an den Grund- und Hauptschulen und damit einer weiteren Verschlechterung der Schulausbildung der Kinder der Werktätigen einhergehen! Diese undemokratische Maßnahme des Senats der PH-Ruhr ist kein Zufall. Die Einschreibungsordnung basiert auf dem Paragraphen 15 des Gesetzes über wissenschaftlichen Hochschulen des Landes NRW und ist somit Bestandteil der gesamten Bildungspolitik der SPD/FDP-Landesregierung! Die Unterzeichnenden wenden sich gegen jeden Versuch, den Numerus Clausus an der PH einzuführen!

WEG MIT DER REAKTIONÄREN EINSCHREIBUNGSORDNUNG!
KAMPF DER EINFÜHRUNG JEGLICHER FORM DES NUMERUS CLAUSUS AN DER PH!

Da der AStA, obwohl er die neue Einschreibungsordnung kannte, bisher keinen Schritt unternommen hat, die Studenten zu informieren und damit nicht einmal die Möglichkeit geschaffen hat, daß wir uns gegen diese reaktionäre Einschreibungsordnung wehren können, fordern wir:
EINBERUFUNG EINER STUDENTENVOLLVERSAMMLUNG AM MITTWOCH, 11. APRIL!
um dort die geeigneten Schritte gegen die Einschreibungsordnung unter der Studentenschaft beraten und beschließen zu können."

Eine Studienberatung des KSV soll täglich außer freitags von 12 bis 13 Uhr, ab 9.4.1973 gar von 12 bis 14 Uhr im Foyer der PH oder im Raum 0.305 stattfinden.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Sondernummer,Dortmund 3.4.1973

09.04.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt spätestens heute ein Extra bzw. eine Sondernummer seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 12.2.1973, 21.5.1973) mit dreizehn Seiten DIN A 4 unter dem Titel "Sondernummer Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 1973" heraus.

Zunächst erscheint ein:"
VORWORT

Die zu Beginn des WS 1972/1973 (vgl. 16.10.1972,d.Vf.) erschienene Sondernummer der Dortmunder Studentenzeitung (DOS) 'Einführung in das PH-Studium' entspricht in einigen Punkten nicht mehr dem aktuellen Stand. Aus diesem rund erschien es uns sinnvoll diese Ergänzungszeitschrift herauszugeben. Sie ist als Informationsgrundlage über die aktuellen politischen Tendenzen im Hochschulbereich (Verschärfung der Prüfungsordnung, drohender NC, Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.)) zu betrachten und enthält einige politische Überlegungen zum Berufsverbot (BV,d.Vf.) von Demokraten und Sozialisten.

Darüberhinaus werden weitere Informationen zum Studiengang des Sonderschullehrers gegeben.

Eine Informationsschrift, die sich mit den SOZIALEN FRAGEN DER STUDENTEN auseinandersetzt, wird in den nächsten Tagen erscheinen (vgl. S2*4.1973,d.Vf.).

Weitere Fragen zum Studium werden in der STUDIENINTENSIVBERATUNG, die der AStA am Mo. (9.4.) und Di. (10.) von 10 - 15 Uhr, Mi. (11.) und Do. (12.) von 10 - 14 Uhr durchführt, beantwortet werden (Hinweisschilder beachten).

Während des Semesters ist der AStA (R. 2.239, 2.Stockwerk, Teil B) täglich von 10 - 13 Uhr besetzt.

Außerdem verweisen wir auf die Einführungsfreizeiten des AStA am 19./20.4.1973 in Oberweries und 30.4./1.5. in Bochum-Querenburg (Anmeldung im AStA)."

Zum NC heißt es:"
NUMERUS CLAUSUS

'NRW habe als erstes Bundesland die gesetzlichen Voraussetzungen für die Steuerung des Studentenstromes geschaffen und überlasse dies den Hochschulen nicht allein.' (Minister Rau, Düsseldorfer Nachrichten, 29.7.1972)

Vor wenigen Tagen (vgl. 29.3.1973,d.Vf.) hat nun der Landtag dem umstrittenen Staatsvertrag der Bundesländer über die Vergabe von Studienplätzen zugestimmt. Der Staatsvertrag stellt eine vorläufige Lösung dar, die bis zur Verabschiedung eines Bundesgesetzes zur Regelung der Studienplatzvergabe verhindern soll, daß 'ein Vakuum (entsteht), das angesichts der drohenden Studentenlawine mangels ausreichender Regelung zum Chaos führen müßte.' (Landtag intern, 30.3.1973)

Die Einschreibungsordnung der PH Ruhr (die übrigens gemäß Paragraph 48 des HSG NRW grundsätzlich der Zustimmung des Ministers bedarf) regelt die Durchführung des NC im Paragraphen 3, der damit auch im WS 1973/1974 an der PH eingeführt werden könnte: 'Die Einschreibung kann versagt werden, wenn für die gewählte Studienrichtung eine Zulassungsbeschränkung oder eine Anordnung über Studienplatzregelungen besteht und der Bewerber keine schriftliche Nachricht über die Zuteilung eines Studienplatzes für die PH Ruhr besitzt.'

Am Beispiel dieser rechtlichen Voraussetzungen für die Beibehaltung des NC und die Einführung der obligatorischen Studienberatung (OSB,d.Vf.) zeigt sich deutlich der Widerspruch zwischen den Bedürfnissen von Individuen nach einer bestimmten Ausbildung und dem gesellschaftlichen Bedarf an bestimmter Qualifikation.

Dazu wird im Juli (vgl. 2.7.1973,d.Vf.) ein Referentenentwurf zum Hochschulrahmengesetz - das 1974 in Kraft treten soll - vorgelegt werden und aus der Pressemitteilung aus Anlaß der 158.Plenarsitzung der ständigen Konferenz der Kultusminister vom 220.3.1973 läßt sich entnehmen, daß die Beratungen für 'Rechtsverordnungen der Länder über Verteilungs- und Auswahlkriterien zum Staatsvertrag' weitgehend abgeschlossen sind. Mit dem baldigen Inkrafttreten dieser Rechtsverordnungen ist somit zu rechnen.

Sieht man diese Gesetze und Rechtsverordnungen im Zusammenhang mit der verschärften Anwendung der Bestimmungen der alten und der Verabschiedung neuer Prüfungsordnungen, mit den Maßnahmen zur Einstellung fortschrittlicher Schulversuche, zur Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft und zum Berufsverbot, so bleibt festzustellen, daß sich der Staat ein lückenloses Instrumentarium zur Reglementierung des 'autonomen' Hochschulbereichs geschaffen hat.

Das bedeutet nichts anderes als eine weitere Festschreibung der Bildungsmisere und eine Verschärfung des Gegensatzes zwischen den Bedürfnissen des Einzelnen nach bestimmter Bildung und dem gesellschaftlichen Bedarf an bestimmter Qualifikation.

Die von der kapitalistischen Produktionsweise bestimmten Widersprüche, die unter anderem aufgrund mangelnder Kapazitäten im Ausbildungssektor zu Tage treten, müssen aus dem Zwang des Staates erklärt werden, die unproduktiven Kosten (Verbesserung der Ausbildung und Erweiterung der Kapazitäten werfen keinen unmittelbaren Profit ab) möglichst gering zu halten. Zum anderen haben sie ihren Grund in der Nichtplanbarkeit des Ausbildungssektors.

Aufgrund des derzeitigen Systems, das sich nicht nach den Bildungsbedürfnissen einzelner Individuen richtet, sondern die Konkurrenz der Einzelkapitale um möglichst hohen Profit begünstigt, kann der Staat nur versuchen, die ständig auftretenden gröbsten Mängel zu beseitigen. Dabei kann er sich bei der Planung nur auf Daten beziehen, die vergangene Zustände beschreiben und in Trendextrapolationen sein künftiges Vorgehen ableiten.

Numerus Clausus-Regelungen werden daher stets zu unerträglichen Härten für den Einzelnen führen und darüber hinaus eine ständige Verschlechterung der Ausbildungssituationen bedeuten.

Unter dem Eindruck der neuen Gesetze und Rechtsverordnungen kann der NC nicht mehr nur als Ergebnis zufälliger Fehlplanung in der Hochschulpolitik, sondern muß als gesellschaftspolitisch gewolltes Instrument zur Steuerung des Bedarfs an Hochschulabsolventen gesehen werden.

Die notwendigen Reformen im Bereich des Bildungswesens im Sinne einer Verbesserung der Chancengleichheit und der Durchlässigkeit der Ausbildungs- und Studiengänge werden nicht durchgeführt - die Misere an den Grund- und Hauptschulen wird größer: eine weitere Verschlechterung der Schulausbildung ist die Folge dieser reaktionären Maßnahmen."

Berichtet wird auch über die:"
VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG AN DEN PÄDAGOGISCHEN HOCHSCHULEN

Im Rahmen der von der SPD/FDP-Koaltion angekündigten 'inneren Reformen im Bildungswesen' werden erneute Versuche unternommen, den Ausbildungssektor noch mehr den Interessen der Kapitaleigner zu unterwerfen. An der Hochschule sind Studienreform, Regelstudium und Prüfungsordnung die wichtigsten aktuellen Maßnahmen zur Durchsetzung der kapitalistischen Hochschulreform (siehe auch den Artikel in DOS Nr.19 (vgl. 29.1.1973,d.Vf.) 'Kritik der kapitalistischen Hochschulreform' - im AStA erhältlich). Die Studienreform beinhaltet eine systematische Verschulung und Kompression der Studieninhalt und wird auf mehreren Ebenen vorangetrieben:
- Die Institute der Hochschulen sollten nach dem HRG Studienordnungen in allen Fächern ausarbeiten. Es sollte bereits von den Regelstudienzeiten ausgegangen werden. Die meisten Institute haben jedoch zunächst in paritätischen Gremien Studienordnungen ausgearbeitet, die den Forderungen des Ministeriums nicht entsprachen.
- Auf bundeszentraler Ebene wird von Bund/Länderkommission und dem Wissenschaftsrat (WR,d.Vf.) an allgemeinen Fragen gearbeitet (Curricula-Forschung, Didaktik, Bildungstechnologie). In NRW arbeitet der Rau-Beirat an konkreten Plänen für eine Studienreform. Die Studenten haben sich geweigert, in diesem reaktionären Gremium Alibifunktion zu übernehmen. Ausgehend von den Arbeitsergebnissen dieses Beirates drohen die SPD-Länder, die Studienreform auch ohne die CDU-Länder in Angriff zu nehmen.
- Die Reform der Studiengänge ist eng verbunden mit der Einführung von Regelstudienzeiten und Prüfungsordnungen. Im PH-Bereich wurde eine Strukturkommission einberufen, die eine neue Rahmenprüfungsordnung (RPO) für die PHs in ganz NRW erstellen soll.

Darüberhinaus ordnete WiMi Rau eine Reihe neuer Regelungen für die erste Staatsprüfung an, die eine Verschärfung der bestehenden Prüfungsordnungen darstellen. Diese gelangen zwar erst an der PH Rheinland zur praktischen Anwendung, jedoch ist mit Sicherheit zu erwarten, daß sie auch uns ins Haus stehen. Die Kultusbürokratie wendet dabei einmal mehr eine 'Nadelstichtaktik' an, um ein gemeinsames Vorgehen aller Betroffenen - wie beim Streik von ca. 40 000 Fachhochschülern (vgl. 28.11.1972,d.Vf.) gegen die reaktionäre Rahmenprüfungsordnung - zu verhindern. Die wichtigsten Punkte der Neuregelung beinhalten:

1. DIE EINSCHRÄNKUNG DER ZAHL DER PRÜFLINGE PRO PRÜFER.
- Beschränkung auf 70 Kandidaten pro Prüfer z.B. an unserer PH wurden einige Prüfungskandidaten von Frau Honig abgelehnt, 53 Prüflingen wurde an der PH Köln (vgl. S6.**.197,d.Vf.) die Zulassung zur Prüfung aus 'formalrechtlichen Gründen' verweigert.

2. DIE EINSCHRÄNKUNG DER FREIEN PRÜFER- UND THEMENWAHL.

- Mehr als drei Themenvorschläge sind zur Prüfung anzugeben (in der Regel sechs)
- Inhalt und Form der schriftlichen Hausarbeit werden nach Maßgabe des SELBSTVERSTÄNDNISSES des jeweiligen Prüfers festgelegt, wobei dem Wissenschaftsverständnis dieses Prüfers eine zentrale Bedeutung beizumessen ist.
- Versuche werden verstärkt unternommen, fortschrittlichen Prüfern das Prüfungsrecht zu entziehen oder es ihnen erst gar nicht zu gewähren. Z.B. Prof. Domdey in Berlin (an der FUB - vgl. S6.**.197*,d.Vf.).

Darüberhinaus wird durch eine Ansammlung von 'kann-Bestimmungen' der Prüfungswillkür Tür und Tor geöffnet.

3. DIE BETEILIGUNG EINES 'STAATSPRÜFERS' AN DEN PRÜFUNGEN.

- Vom Prüfungsamt eingesetzte Prüfer dürfen neben dem wissenschaftlichen Hochschulprüfer GLEICHBERECHTIGT prüfen und zensieren. Dieser Zweitprüfer, der in zunehmendem Maße nicht mehr aus dem schuldienst kommt und deshalb kaum über fachliche Grundlagen verfügt, soll in Zukunft, nicht wie bisher nur Protokollantenfunktion ausüben, sondern an der Vorbereitung und Durchführung der Prüfung beteiligt werden.

Dadurch wird eine zusätzliche Möglichkeit zur 'Gesinnungsschnüffelei' geschaffen, um auf die politisch mißliebigen Prüfungskandidaten den VERFASSUNGSFEINDLICHEN Hamburger Beschluß der KMK (Kultusministerkonferenz) - 'Radikalen-Erlaß' - anzuwenden (bis hierhin wird der Artikel später (vgl. 8.10.1973) noch einmal veröffentlicht,d.Vf.).

ZUR WEITEREN INFORMATION VERWEISEN WIR AUF DIE IM ASTA ERHÄLTLICHE DOKUMENTATION (vgl. S7.*.1973,d.Vf.).

Im vergangenen Semester (WS 1972/1973) traten an vielen Hochschulen (z.B. in Berlin (vgl. 20.11.1972,d.Vf.) und Bonn (vgl. S7.**.197*,d.Vf.)) die Studenten in den Streik, um gegen diese ÜBergriffe zu protesieren.

Auch an unserer PH fand eine Informations- und Aktionswoche (Teach-in, Diskussion in Seminaren und Vorlesungen, Arbeit in Arbeitsgruppen) statt, die ihren Höhepunkt in einem eintägigen Warnstreik (vgl. 1.2.1973,d.Vf.) fand.

Im kommenden Semester werden dieser Aktion weitere überregional koordinierte Maßnahmen folgen, um der bereits erwähnten 'Nadelstichtaktik' entgegenzuwirken."

Stellung genommen wird auch zur:"
VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT

Die neuerlichen Versuche des bürgerlichen Staates, die Arbeit der legitimen Interessenvertretung der Studenten an der Hochschule - der VERFASSTEN STUDENTEN (VS) - zu sabotieren (Mieterhebung für die AStA-Räume an der Fachhochschule Münster (FHS - vgl. S7.**.197*,d.Vf.); drohender Entzug der Beitragshoheit in NRW - im neuen Haushaltsplan (vgl. S7.**.197*,d.Vf.) sind pro Student 2,50 DM (!!!) für die Aufgaben der studentischen Selbstverwaltung vorgesehen), reihen sich nahtlos in den Reigen von Disziplinierungsmaßnahmen ein, die in allen Bereichen der Gesellschaft - vornehmlich aber in Betrieb, Schule und ochschule - durchgeführt werden z.B. Berufsverbote, die vier Gesetze zur 'inneren Sicherheit' (vgl. 22.6.1972,d.Vf.) etc.).

Um auf die Ursachen für dieses Vorgehen gegen die Rechte der VS zu stoßen, ist es notwendig, die Entwicklung der Organe der VS kurz zu skizzieren ( - siehe auch den Artikel in der DOS-Sondernummer 'Einführung in das PH-Studium' - Zur Geschichte der VS).

Die Studentenparlamente wurden nach dem 2.Weltkrieg von den Allierten EINGESETZT. Sie sollten ein Übungsfeld für 'demokratische Verhaltensweisen' sein, um dem Faschismus NATIONALSOZIALISTISCHER PRÄGUNG entgegenzuwirken. So wurden die ASten quasi zu einer 'demokratischen Spielwiese' und einem Absprungbrett für Karrieristen (z.B. war Rainer C. Barzel (CDU - vgl. 8.**.19**,d.Vf.) im Kölner AStA).

Im Verlauf der Studentenbewegung entwickelten sich die Organe der VS (AStA, Studentenvollversammlung (SVV), Studentenparlament (SP bzw. SK) in vielen Fällen zu einem Instrument für die Masse der Studenten im gemeinsamen Kampf von Demokraten, Sozialisten und Kommunisten gegen
- den Imperialismus, so gegen die US-Aggression in Indochina;
- die politische Disziplinierung der fortschrittlichen und im Besonderen der sozialistischen und kommunistischen Kräfte (Ausschluß vom Studium, Berufs- und Lehrverbote seitens der herrschenden Klasse);
- die kapitalistische Hochschulreform (Hochschulrahmengesetzt (HRG), Länderhochschulgesetze); die bürgerliche Klassenerziehung, die z.B. durch Verschärfung der Prüfungen ( - siehe entsprechendne Artikel hierzu in dieser Ausgabe), Steigerung des Ausbildungsdrills, strengere Reglementierung der Studiengänge und Numerus Clausus (NC) (vor allem in den Fächern Medizin und Lehrerausbildung), der zu Lasten der medizinischen Versorgung und der Schulausbildung der Kinder der Werktätigen geht;
- die Verschlechterung der Lebenbedingungen der Studenten; wobei der wirtschaftliche Kampf so geführt werden muß, daß die Studenten keine weiteren STÄNDISCHEN PRIVILEGIEN 'erfechten', sondern sich nur für solche Forderungen einsetzen, die den gemeinsamen Kampf mit den Werktätigen stärken und hervorheben (z.B. Mietwucher, Preistreiberei, Bodenspekulation).

Diese Ausweitung politischer Aktivitäten seitens der fortschrittlichen Studenten über den ihnen zugebilligten Freiraum der Hochschule hinaus (gleich Wahrnehmung des ALLGEMEINPOLITISCHEN MANDATS) führten in West-Berlin (vgl. S9.**.19**,d.Vf.) und Baden-Württemberg (vgl. S9.**.1971,d.Vf.) zur Liquidierung der VS. Aufgrund des folgenden massiven Protests der Studenten verfährt die Ministerialbürokratie in NRW nach der sogenannten 'Salami-Taktik', das bedeutet, die Rechte der VS werden drastisch eingeschränkt und der AStA somit zu einem bloßen Dienstleistungsbetrieb degradiert. Demagogisch wird dabei auf das 'Mitwirkungsrecht' der Studentenvertreter in den Gremien der Hochschule hingewiesen. Konkret bedeutet das: die Arbeit der Studentenvertreter bescränkt sich auf die fachspezifische Seite in den einzelnen Fächergruppen. Die politische Funktion des AStA, der SVV und der SK wäre ausgeschaltet. Durch SCHWEIGEPFLICHT und KOOPERATIONSZWANG sollen diese studentischen Vertreter als Funktionäre von der gesamten Studentenschaft ISOLIERT und damit auch besser DISZIPLINIERT werden. Die Studentenschaft weigert sich, ihre Vertreter in solchen SCHEINDEMOKRATISCHEN Gremien zu 'verheizen' (BEISPIEL: 'Paritäten' in der Abteilungskonferenz (AK) - ALLE hauptamtlich Lehrenden (ca. 70) - jeweils sieben Assistenten und Studenten).

Ebenso wie in allen Teilbereichen der Gesellschaft de fortschrittlichen Kräfte den Kampf aufnehmen gegen Disziplinierungs- und Reglementierungsmaßnahmen (z.B. Initiativen gegen die Berufsverbote; Solidaritätsaktion breiter Teile der Bevölkerung gegen die Entlassung von acht aktiven Gewerschaftlern nach der spontanen Arbeitsniederlegung bei HOESCH (IGM-Bereich in Dortmund - vgl. 8.2.1973, 18.2.1973,d.Vf.)), so setzt sich die Studentenschaft gegen die drohende Zerschlagung ihrer Organe un die Einschränkung ihrer Rechte zur Wehr.

Zu diesem Zweck hat sich im vergangenen Semester (vgl. S9.**.197*,d.Vf.) WS 1972/1973) eine Aktionseinheit aller ASten in NRW gebildet, die Mitte November (vgl. 15.11.1972,d.Vf.) eine Aktionswoche durchführte, deren Höhepunkt in machtvollen Demonstration - an mehreren Hochschulorten - bestand.

Dieser Aktion werden im kommmenden Semester weitere folgen.

Da wir in diesem Kampf auf die Unterstützung einer möglichst großen Zahl von Studenten angewiesen sind, möchten wir es an dieser Stelle nicht versäumen, JEDEN VON EUCH ZUR AKTIVEN MITARBEIT AUFZUFORDERN."

Vorgestellt wird das:"
STUDIENZIEL HEILPÄDAGOGE

Im Wintersemester 1972/1973 (vgl. 18.12.1972,d.Vf.) ist die Abteilung für Heilpädagogik von dem Universitätsgelände an der Baroperstraße in die ehemaligen PH-Gebäude an der Kreuzstraße umgezogen. Die räumlichen Verhältnisse sind jedoch nach wie vor sehr unzureichend. Ungefähr 1 200 Studenten müssen sich mit einem Gebäude begnügen, das nur für ca. 500 Personen gebaut worden ist. Da keine Hörsäle vorhanden sind müssen größere Veranstaltungen in dem alten PH-Gebäude am Rheinlanddamm stattfinden, wo unserer Abteilung ein Hörsaal zur Verfügung steht. Zu Fuß braucht man 15 Minuten von einem Gebäude zum anderen.

Zum Essen muß man ebenfalls zum Rheinlanddamm, da im Gebäude an der Kreuzstraße weder eine Cafeteria noch eine Mensa vorhanden ist.

Die Allgemeine Abteilung ist im letzten Semester (vgl. 13.11.1972,d.Vf.) nach Barop auf das Gelände der Uni-Hauptbaufläche gezogen, folglich müssen grundständig Studierende auch noch ständig zwischen den beiden Abteilungen hin- und herpendeln (Linie 4 ab Lindemannstraße bis Palmweide, von da ab mit dem Bus bis zur PH).

An unserer Abteilung studieren etwa 60% Aufbaustudenten und 40% Grundständige. Daraus ergeben sich für das Studium einige Probleme. Zum Beispiel scheinen einige Dozenten (bis vor drei Jahren nur Arbeit mit ehemaligen Lehrern gewohnt) den anderen Studienanforderungen der achtsemestrig Studierenden nicht gewachsen zu sein.

Die studentische Selbstverwaltung an der HPH ist genauso organisiert wie an der Allgemeinen Abteilung. Studentische Gremien sind die Vollversammlung (SV), das Studentenparlament (SP, entspricht der SK an der PH), Ältestenrat und der AStA (Funktion und Aufgaben der Gremien siehe Allgemeine Abteilung).

Das Interesse der Studentenschaft an der Arbeit in ihrer eigenen Organisation ist bisher aber sehr gering. Dies zeigte sich z.B. an schwach besuchten Vollversammlungen, in denen wichtige Probleme der Studenten diskutiert werden sollten oder an der niedrigen Beteiligung an der Urabstimmung über die Erhaltung der verfaßten Studentenschaft (vgl. S10f**197*,d.Vf.). Dies politische Desinteresse der Studenten ist angesichts der drohenden Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft und einer ausstehenden reaktionären neuen Prüfungsordnung untragbar. Informiert Euch daher über Eure Einflußmöglichkeiten und beteiligt Euch an SV's und an den öffentlichen Sitzungen des SP.

Der AStA wird getragen von einer Gruppe, die sich vor zwei Semestern zu einer politischen Areitsgemeinschaft zusammenschloß. Der größte Teil dieser Gruppe gehört dem PGH (der ESG,d.Vf.) an, einige andere Mitglieder der GEW-AG. Der AStA befindet sich in der Baracke hinter dem Gebäude an der Kreuzstraße, Raum 403 und 404. Zur Information und Beratung sind täglich von 10 Uhr bis 12 Uhr 30 Sprechstunden eingerichtet. Die Referenten des AStA sind:
Michale Schaup (1. Vorsitzender PGH)
Marie-L. Sundermeier (2. Vorsitzende PGH)
Matthias Esser (Finanzreferat GEW-AG)
Marianne Hinken (Studienreferat PGH)
Frank Schmidt (Studienreferat PGH)
Rolf Hausberg (Sozialreferat PGH)
Wilma Kuhl (Sozialreferat PGH)

Der Studiengang an der HPH gliedert sich folgendermaßen:
1) Grundständiges Studium
2) Aufbaustudium
Näheres hierzu siehe Informationsblatt."

Berichtet wird vom Berufsverbot gegen Rainer Birenheide in Dortmund (vgl. 1.2.1973) und aus unbekannter Quelle wird der folgende Artikel übernommen:"
POLITISCHE ÜBERLEGUNGEN ZU DISZIPLINIERUNG UND BERUFSVERBOT IM KAPITALISTISCHEN STAAT

Man weiß nicht genau, ob man die verstärkte politische Unterdrückung der sozialistischen Opposition in der Bundesrepublik mehr als Stärke oder eher als Schwäche des Systems charakterisieren will. Nun hängt das sicherlich auch von der jeweiligen Betrachtungsweise ab, die man einnimmt, ob man beispielsweise Verfolgender oder Verfolgter ist. Aber eines scheint allen recht deutlich zu sein, mit der 'freiheitlichen demokratischen Grundordnung' (FdGO) ist es nicht weit her: die Verfolger wähnen sie ständig in Gefahr, oder zumindest das, was sie darunter verstehen, und die Verfolgten püren am eigenen Leibe, daß die FdGO niht einmal Freiheit und Recht garantieren kann, sondern leere Worte bleibt. Der Vorgang der Sozialistenverfolgung hat Tradition in Deutschland: über die kaiserlichen Erlasse des 19.Jahrhunderts und die Zerschlagung der rätedemokratischen Versuche nach 1918, die 'Rechts'- Justiz in der Weimarer Republik, die nationalsozialistischen Konzentrationslager (KZ,d.Vf.), das KPD-Verbot von 1956 (vgl. 17.8.1956,d.Vf.) bis zum neuesten Beschluß unserer Ministerpräsidenten vom 28.Januar des vergangenen Jahres über 'Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte in öffentlichen Dienst' (ÖD,d.Vf.). Darin heißt es:
'Nach den Beamtengesetzen in Bund und Ländern
- darf in das Beamtenverhältnis nur berufen werden, wer die Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit für die freiheitlich-demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes (GG,d.Vf.) eintritt,
- sind Beamte verpflichtet, sich aktiv innerhalb und außerhalb des Dienstes für die Erhaltung dieser Grundordnung einzusetzen…

Ein Bewerber, der verfassungsfeindliche Aktivitäten entwickelt, wird nicht in den öffentlichen Dienst eingestellt. Gehört ein Bewerber einer Organisation an, die verfassungsfeindliche Ziele verfolgt, so begründet diese Mitgliedschaft Zweifel daran, ob er jederzeit für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten wird. Diese Zweifel rechtfertigen in der Regel eine Ablehnung des Anstellungsantrages…'

Diesem Beschluß assistieren eine Reihe von administrativen und politischen Maßnahmen, um ihn effektiv zu machen: die Verdoppelung des Bundeskriminalamtes (BKA,d.Vf.) in den letzten zwei Jahren, die Ausrüstung der Polizei mit Explosivwaffen und ihr Training gegen Demonstranten und streikende Arbeiter, die neuen Gesetze über den Bundesgrenzschutz (BGS - S12* 22.6.1972,d.Vf.) und die Möglichkeit seines innerstaatlichen Einsatzes 'zur Unterstützung der Länderpolizei', die verschärfte Anwendung des Ausländergesetzes, das Verbot angeblicher 'Terror'-Organisationen, neuerliche Versuche, die Vorbeugehaft einzuführen (S12.*22.6.1972,d.Vf.) und manches mehr.

DIE SITUATION IN DER BUNDESREPUBLIK

Der Grund dafür ist kaum in bloßer Willkür der Herrschenden zu suchen, sondern in ihrer zunehmenden Unfähigkeit, ihre Herrschaft rational zu begründen und zu legitimieren. Die Studentenbewegung der 60er Jahre und die zunehmende Streik- und Kampfbereitschaft von Teilen der Gewerkschaften und der Arbeiterklasse führten zu einer Stärkung der sozialistischen und radikaldemokratischen Opposition. Gleichzeitig wurde durch das selbstverständliche öffentliche Agieren der Linken, die reale Kenntnis und auch Anerkennung der sozialistischen Staaten und durch die Akzeptierung des bewaffneten Befreiungskampfes in der dritten Welt in Kreisen des liberalen Bürgertums der bestehende Kommunistenschreck abgebaut. Das alte, wohlbekannte Feindbild kann nur noch schlecht aufrechterhalten werden.

Eng verknüpft damit ist die Tatsache, daß die innergesellschaftlichen Verhältnisse vor allem die des Produktionsbereichs immer komplizierter werden. Ein fortgeschrittenes kapitalistisches System mit seinem Trend zur ständigen Monopolisierung der wirtschaftlichen und politischen Entscheidungs- und Machtzentren, mit dem Zwang einer möglichst optimalen Organisation der Produktionsverhältnisse und Ausnützung der Produktivkräfte bedarf gleichzeitig einer immer stärkeren Qualifizierung seiner Arbeitskräfte. Unter diesen Bedingungen muß auch Teilen der Lohnabhängigen, vor allem eben den Qualifizierten, partielle Autonomie, relative Selbständig- und Selbsttätigkeit zugestanden werde. Daß die damit verbundene tendenzielle Rationalität - vermittelt durch die dann verstärkte Fähigkeit, auftretende soziale Konflikte auszutragen und aus dem Kampf wie aus der Lösung Rückschlüsse auf das Ganze zu ziehen - daß dies niht umschlägt in eine totale Durchleuchtung er Irrationalität und auch Inhumanität unseres Wirtschaftssystems, bedarf es einer stärkeren und neuen Identität mit diesem System. Deshalb sind die gesellschaftlichen Sozialisationsinstitutionen (Schule und Kirche), die Wissenschaftsinstitutionen (Universität), die Administration (Behörden und Verwaltung) und die Sanktionsgewalt (Justiz und Polizei) in ihrer Funktion für die ökonomische Basis von zentraler Bedeutung. Und deshalb muß verhindert werden, daß in diesen Institutionen systemsprengende oder auch nur systemüberwindende Alternativen entwickelt werden können.

Diese Institutionen sind in ihrer Funktion hauptsächlich dazu da, eine wirksame Massenloyalität zu entwickeln oder am Leben zu erhalten. Daß dies im Schul- und Ausbildungssektor allerdings nur mit Mühe gelingt, weil die ungenügenden finanziellen und pädagogischen Verhältnisse kaum die ständig zunehmende und höherwerdende Qualifikation garantieren können, braucht hier nicht zu interessieren, erklärt aber andererseits wiederum, daß Sozialisten gerade in den Schulen am heftisten diszipliniert und gemaßregelt werden. Gerade hier kann man sich am wenigsten Licht im Dunkel des Systems gestatten.

Gleichzeitig werden im und neben dem Produktionsbereich immer sublimere Mechanismen und Sozialtechniken entwickelt, die die direkten Schäden und Verletzungen auffangen, wenn nicht gar prophylaktisch verhindern sollen. Der Kapitalismus in einem Land wie der Bundesrepublik produziert heute ohnehin Verletzungen, die eher im psychischen als im physischen Bereich feststellbar sind. Damit jedoch wird die Rekreation der Ware Arbeitskraft durch Sozialhygiene (Sozialmedizin, Psychiatrie, Psychologie), Massenveranstaltungen (Sport, Medien, wahlen) oder auch individuelle Beglückungen (Konsum) zu einem Garanten der Aufrechterhaltung der Produktionsverhältnisse."
Q: DOS Extra Nr.1, Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73 und Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (1973), o.J. (Apr. 1973) bzw. o.J. (Okt. 1973),S.2 und 11, o.S. bzw. S.43ff

11.04.1973:
Vermutlich erscheint Mitte dieser Woche das folgende Flugblatt der Zelle PH Dortmund des KSV Dortmund mit einer Seite DIN A 4 ohne Titel und ohne Impressum:"
Die letzte Woche ist verstrichen, aber der PGH/GEW-AStA hat keine Anstalten unternommen, eine Vollversammlung aller PH-Studenten einzuberufen. Nicht einmal ein Teach-in (welches der AStA letzte Woche KSV-Vertretern angekündigt hatte) fand (angeblich aus organisatorischen Gründen) statt.

Aber:
- 4 Monate sind vergangen seit der Verabschiedung der Einschreibungsordnung, (die den Numerus Clausus an der PH juristisch absichern soll) durch den Senat der PH-Ruhr!

- 1 1/2 Wochen sind vergangen seit diese Einschreibungsordnung den Kommillitonen an der PH bekannt gemacht wurde (vgl. 3.4.1973,d.Vf.)!

Deshalb müssen jetzt alle Studenten die Möglichkeit erhalten, sich zu versammeln und gemeinsam Kampfmaßnahmen gegen die reaktionäre Einschreibungsordnung zu beraten und zu beschließen.

Es ist die Pflicht des AStA - als gewähltem Kampforgan der Studenten an der PH - gemeinsam mit den Studenten gegen die Einführung des NC vorzugehen und diese Vollversammlung sofort einzuberufen und nicht hinter dem Rücken von uns Studenten, ohne die Studenten auch nur mit einem Wort zu informieren, mit der Hochschulverwaltung in Verhandlungen zu treten!

Gerade zum jetzigen Zeitpunkt, wo die sozialdemokratische Landesregierung mit Wissenschaftsminister Rau an der Spitze, den entscheidenden Schritt tun will, um die Kampforgane der Studenten ihrer wichtigsten Funktion - des politischen Mandats - zu berauben,
gerade jetzt, da die SPD/FDP-Landesregierung vorhat, Anfang des kommenden Semesters, den ASten in NRW die Finanzhoheit zu nehmen,
gerade jetzt ist es die Aufgabe aller fortschrittlichen Organisationen (und gerade der den ASTA tragenden Gruppen!), die Verfaßte Studentenschaft zu stärken.

SOFORTIGE EINBERUFUNG EINER VOLLVERSAMMLUNG. DAS IST DIE FORDERUNG VON INZWISCHEN KNAPP 200 STUDENTEN, DIE DIE UNTRSCHRIFTENSAMMLUNG GEGEN DIE EINSCHREIBUNGSORDNUNG UNTERSCHRIEBEN!

Sofortige Einberufung einer Vollversammlung noch vor den Osterferien, damit stärken wir die Organe der Verfaßten Studentenschaft, damit haben wir Studenten die Möglichkeit, unser politisches Mandat zu praktizieren, damit ist der erste Schritt getan, um den Kampf gegen die reaktionäre Einschreibungsordnung aufzunehmen.

RESOLUTION

Bereits im Dezember letzten Jahres hat der Senat der PH-Ruhr eine Einschreibungsordnung verabschiedet, in der durch zwei Paragraphen eine Möglichkeit geschaffen wird, den Numerus Clausus hier an der PH einzuführen. Drei Monate später gab Rektor Freyhoff bekannt, daß der NC im WS 1973/1974 eingeführt werden soll. In einer Situation, in der für 36 Grund- und Hauptschüler in NRW lediglich ein Lehrer vorhanden ist, verschärft der Numerus Clausus an der PH weiter den Lehrermangel an den Schulen, wird er zwangsläufig die Schulausbildung der Kinder der Werktätigen verschlechtern.

Deshalb fordern wir: WEG MIT DER REAKTIONÄREN EINSCHREIBUNGSORDNUNG! SOFORTIGE EINBERUFUNG EINER VOLLVERSAMMLUNG NOCH VOR DEN OSTERFERIEN!"
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Flugblatt ohne Titel,o.O.(Dortmund) o.J. (Apr. 1973)

18.04.1973:
Vermutlich heute erscheint ein Flugblatt der Zelle PH Dortmund des KSV der KPD mit zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen:"
KOMMT ALLE ZUR VOLLVERSAMMLUNG! HEUTE 13 00 UHR MENSA!

Kommilitonen!

Die Protestresolution gegen die Einführung des NC und die Einberufung einer Studentenvollversammlung, hat Erfolg gehabt.

Der AStA hat für heute 13 Uhr die VV einberufen, auf der auf Tagesordnungspunkt eins die Maßnahmen gegen den NC beraten werden.

Der Senat der PH-Ruhr hat Ende letzten Jahres eine neue Einschreibeordnung verabschiedet, mit der der Einführung des inneren NC und Aufnahmebeschränkungen für Studienanfänger Tür und Tor geöffnet werden.

Und dies nicht ohne Grund!

Sind doch in den einzelnen Fachbereichen schon jetzt, wie z.B. in Psychologie, Vorbereitungen für die Neuordnung der Studiengänge und die Verschärfung der studienbegleitenden Prüfungen im Gange!

Geht doch aus Pressemeldungen der letzten Zeit 'NC an der PH-Ruhr für das Wintersemester erwartet' und nicht zuletzt aus den Briefen des Dekans ? in dem er Unterlagen für die Immatrikulation im Wintersemester mit dem ausdrücklichen Hinweis auf eine Neuregelung und zentrale Studienplatzvergabe verweigert - hervor, daß für das nächste Semester der NC hier an der PH ansteht!

Die neue Einschreibungsordnung, die Einführung des NC kann nicht als isolierter Willkürakt der Hochschulbürokratie angesehen werden. Dahinter steht das reaktionäre bildungspolitische Konzept der SPD-Landesregierung.

Diese geht zur Zeit daran, die Einführung des NC für das Wintersemester an allen Hochschulen des Landes vorzubereiten.

So wurde für Münster bereits der totale Zulassungsstop angedroht!

Durch die Verabschiedung des sogenannten Staatsvertrages hat die SPD-Landesregierung die Studienplatzvergabe aus dem Bereich der Hochschulen in die alleinige Entscheidungsgewalt des Wissenschaftsministeriums verlagert.

Wie geht das Wissenschaftsministerium nun bei der Durchsetzung des NC vor?

Um die zentrale Studienplatzvergabe und damit den NC tatsächlich durchführen zu können, fordert sie von den Hochschulen Kapazitätsberechungsgrundlagen an, läßt sie Kapazitätsberechnungen durchführen!

Mit diesen scheinbar 'wissenschaftlichen' Berechnungen versucht sie zugleich von dem undemokratischen Charakter dieser Maßnahmen abzulenken, um unter den Studenten Zustimmung für diese gerechte Handhabung des NC zu erhalten!

Der Staatsvertrag ist verabschiedet, seine praktische Durchführung aber ist noch nicht zu Ende geführt!

Wenn wir den NC verhindern wollen, dann gibt es nur eine Möglichkeit: die Kapazitätsberechnungen zu verhindern, und (einzutreten,d.Vf.) für die Forderung: Keine Kapazitätsberechnungen an der PH! Keine Berechnungsgrundlagen an das Wissenschaftsministerium!

Im letzten Semester haben wir gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung gekämpft. NC - Verschärfung der Prüfungsordnung - beides sind undemokratische Maßnahmen, beide führen zwangsläufig zu einem ungeheuren Drill und Pauken während des Studiums und der Konkurrenz der Studenten untereinander!

Dehalb ist es wichtig, daß alle Kommilitonen, die im letzten Semester gegen die Verschärfung der Prüfungsordnung gekämpft haben, sich in die Kampffront gegen die Einführung des NC an der PH einreihen!

Hier an der PH heißt das konkret: die Zurücknahme der Einschreibeordnung als ersten Schritt den Numerus Clausus durchzusetzen, zu bekämpfen.

DER KSV SCHLÄGT DESHALB ALLEN STUDENTEN VOR:
folgende Resolution und Forderungen an die Abteilungskonferenz zu richten:

'Der Senat hat im Dezember eine neue Einschreibungsordnung verabschiedet, die die Einführung des Numerus Clausus, der Verschärfung der Prüfungen in einzelnen Fächern und damit gleichzeitig der Auslese während des Studiums selbst Tür und Tor öffnet. Daß er dies nicht ohne Grund getan hat, darauf weisen sowohl Pressemitteilungen, als auch die Ankündigungen des Dekans auf eine Neuregelung der Studienplatzvergabe im Wintersemester hin. Die reaktionäre Maßnahme, den Numerus Clausus einzuführen, richtet sich nicht nur gegen uns Studenten, sondern in weitaus stärkerem Maße gegen die Schulausbildung der Kinder an den Grund- und Hauptschulen, denn durch das 'Einfrieren' der Lehrerzahlen wird sich die Schulausbildung der Kinder der Werktätigen weiter verschlechtern. Wir fordern deshalb:
EINDEUTIGE STELLUNGNAHME DER ABTEILUNGSKONFERENZ GEGEN DIE EINSCHREIBUNGSORDNUNG!
ZUSICHERUNG DER ABTEILUNGSKONFERENZ KEINE FORM DES NUMERUS CLAUSUS AN DER PH EINZUFÜHREN!
KEINE BERECHNUNGSGRUNDLAGEN AN DAS WISSENSCHAFTSMINISTERIUM!

Wir schlagen vor, daß diese Resolution zur nächsten Sitzung der Abteilungskonferenz, am 25.4., 15 Uhr der Abteilungskonferenz vorglegt wird, die Abteilunskonferenz von uns Studenten aufgefordert wird, diese Resolution als Tagesordnungspunkt zu behandeln und eine eindeutige Stellungnahme dazu abzugeben. Um unserer Forderung genügend Nachdruck zu verleihen, reicht es nicht, daß allein die studentischen Vertreter in der AK diese Resolution vorbringen, wir müssen der Forderung durch massive Anwesenheit der Studenten Nachdruck verleihen!

Wir schlagen weiter vor, daß die Vollversammlung ein Aktiv einsetzt, das folgende Aufgaben hat:
- Diskussion des politischen Konzepts, daß hinter der Einführung des Numerus Clausus steht.
- weitere Information der Studenten durch Seminardiskussion und Herausgabe einer Dokumentation über den Numerus Clausus in NRW.
- Kampf gegen jeden Versuch den inneren Numerus Clausus in Seminaren einzuführen, Vorbereitung des Vorgehens auf der Abteilungskonferenz.
- Durchführung einer Unterschriftensammlung unter Dozenten, gegen den Numerus Clausus!

In diesem Aktiv sollen alle interessierten Studenten und der AStA mitarbeiten!

Die Erfahrungen im letzten Semester während des Warnstreiks haben uns ja deutlich gemacht: um unsere Forderungen wirksam durchzusetzen, reicht es nicht, den AStA und fortschrittliche Organisationen damit zu beauftragen, den Kampf zu führen. Die Diskussionen am Tag des Warnstreiks haben eindeutig ergeben: Es kommt für jeden Studenten, der gegen die Einschreibungsordnung kämpfen will, darauf an, dies selbst aktiv zu tun. Deshalb ist das Aktiv notwendig!"
Q: KSV-Zelle PH Dortmund:Kommt alle zur Vollversammlung!,Dortmund o.J. (18.4.1973)

18.04.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund sammelte für die Durchführung einer VV an der PH gegen den NC am 11.4. Unterschriften, womit sie vermutlich erst heute erfolgreich war und auch zum Besuch um 13 Uhr in der Mensa aufrief (vgl. 18.4.1973).
Der NC-Ausschuß (vgl. 23.4.1973) berichtet vermutlich von dieser Versammlung:"
Auf der letzten SV wurde von den dort versammelten Studenten folgende Resolution verabschiedet:
'Der Senat hat im Dezember (vgl. 18.12.1972,d.Vf.) eine neue Einschreibungsordnung verabschiedet, die die Einführung des Numerus Clausus, der Verschärfung der Prüfungen in einzelnen Fächern und damit gleichzeitig der Auslese während des Studiums selbst Tür und Tor öffnet. daß er das nicht ohne Grund getan hat, darauf weisen sowohl Pressemitteilungen als auch die Ankündigungen des Dekans auf eine Neuregelung der Studienplatzvergabe im Wintersemester hin. Die reaktionäre Maßnahme, den NC einzuführen, richtet sich nicht nur gegen uns Studenten, sondern in weitaus stärkerem Maße gegen die Schulausbildung der Kinder an den Grund- und Hauptschulen, denn durch das 'Einfrieren' der Lehrerzahlen wird sich die schulausbildung der Kinder der Werktätigen weiter verschlechtern.

Wir fordern deshalb:
Eindeutige Stellungnahme der Abteilungskonferenz (AK) gegen die Einschreibungsordnung!!
Zusicherung der AK, keine Form des NVC an der PH einzuführen!!'"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Sondernummer,Dortmund 3.4.1973,S. 4; KSV-Zelle PH Dortmund:Kommt alle zur Vollversammlung!,Dortmund o.J. (18.4.1973); NC-Ausschuß:Einschreibungsordnung verankert NC!,o.O. (Dortmund) o.J. (Apr. 1973),S.2

19.04.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 9.4.1973) will eine erste zweitägige Einführungsfreizeit in Oberweries beginnen.
Q: DOS Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Apr. 1973),S.2

23.04.1973:
An der PH Dortmund erscheint vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt des NC-Ausschuß mit zwei Seiten DIN A 4:"
EINSCHREIBUNGSORDNUNG VERANKERT NC!

Die verschiedenen Stellungnahmen des Rektors der PH Ruhr, Freyhoff, (zeigen, d.Vf.), daß das, was schon seit Jahren wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Schüler und Studenten schwebt, nun auch bald an unserer Hochschule realisiert werden soll:
der NUMERUS CLAUSUS! Bereits am 18. Deze,ber 1972 verabschiedet der Senat der PH Ruhr eine Einschreibungsordnung, in der es u.a. heißt (Paragraph 3,6):

'Die Einschreibung kann versagt werden:
…wenn für die gewählte Studienrichtung eine Zulassungsbeschränkung oder eine Anordnung über Studienplatzregelungen besteht und der Bewerber keine schriftliche Nachricht über die Zuteilung eines Studienplatzes für die PH Ruhr besitzt.'

Diese Einschreibungsordnung ist ihrem Charakter nach nichts anderes, als eine Ausführungsbestimmung dessen, was bereits im NRW-Hochschulgesetz vom 17.3.1970 verankert ist. ABER:
SIE SOLLTE FÜR UNS EIN SIGNAL SEIN, FÜR DAS, WAS NOCH AUF UNS ZUKOMMT.

Deshalb wurde auf der letzten SV (VV - vgl. 11.4.1973,d.Vf.) ein Ausschuß eingesetzt, der die Aufgabe hat, bis zur nächsten SV, auf der dann weiteres beschlossen wird, die Studenten über den NC zu informieren und einen Diskussionsprozeß in Gang zu setzen. Der NC-Ausschuß bietet jedem Studenten die Möglichkeit der Mitarbeit; man sollte sie nuzten!

WAS IST DER NC? WAS BEDEUTET ER?

Der NC ist zunächst einmal nichts anderes, als ein Selektionsinstrument wie z.B. auch Schulleistungen, soziale Herkunft und diverse Prüfungs- und Leistungskontrollen an unserer Hochschule (innerer NC).
GERADE DIE AUSEINANDERSETZUNGEN IM LETZTEN SEMESTER UM DIE VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG AN DEN PH'S, ZEIGEN DEUTLICH, DASS DER NC KEINE SACHE IST, VON DER NUR DIE ABITURIENTEN UND STUDIENANFÄNGER BETROFFEN SIND.

Vom NC sind wir, die wir das Glück haben, einen Studienplatz zu besitzen, GENAUSO betroffen (wenn auch in anderer Form). Deshalb werden wir Studenten den Kampf gemeinsam mit den Schülern führen.

Ein zweiter Grund, warum wir gegen den NC kämpfen, ist der folgende: Jeder Kommillitone, der einmal vor einer Klasse mit 35, 40 und mehr Schülern gestanden hat, und sich bemühte, einen halbwegs vernünftigen Unterricht zu machen, mußte sich schon nach kurzer Zeit die Vergeblichkeit dieses Unterfangens eingestehen.

GERADE DIE KINDER AUS UNTEREN SOZIALEN SCHICHTEN, DIE KINDER ARBEITER KOMMEN 'NICHT ZUM ZUGE'. Ihre WQualifikationsbedingungen sind bedeutend schlechter als die anderer Kinder. Die Folge für unsere Unterrichtspraxis: Anpassung an den Stil, wie wir ihn selbst erlebt haben und wie er schon seit Jahren praktiziert wird.

NC AN DEN PH'S BEDEUTET:

Weniger Lehrer - größere Klassen - schlechtere Arbeitsbedingungen für die Lehrer - schlechtere Qualifikationsbedingungen für Arbeiterkinder und schließlich: billige Arbeitskräfte!!!

GERADE DER KAMPF GEGEN DIE VERSCHLECHTERUNG DER AUSBILDUNGSBEDINGUNGEN DER KINDER, DIE WIR SPÄTER ZU UNTERRICHTEN HABEN, WIRD UNS AUCH DIE SYMPATHIE BREITER KREISE DER BEVÖLKERUNG EINBRINGEN, DA ES HIERBEI NICHT NUR UM DIE UNMITTELBAREN INTERESSEN DER LEHRERSTUDENTEN, SONDERN AUCH UM DIE UNMITTELBAREN INTERESSEN DER LOHNABHÄNGIGEN BEVÖLKERUNG SELBST NACH EINER BESSEREN AUSBILDUNG GEHT."

Berichtet wird von der letzten VV, aufgerufen zur Abteilungskonferenz (AK - vgl. 25.4.1973) und zum eigenen Treff (vgl. 30.4.1973), aufgerufen "Kommilitonen, unterstützt uns in unserer Arbeit!" und angekündigt:" Demnächst erscheinen von uns herausgegebene 'Materialien zum Numerus
Clausus'".
Q: NC-Ausschuß:Einschreibungsordnung verankert NC!,o.O. (Dortmund) o.J. (Apr. 1973)

25.04.1973:
An der PH Dortmund soll um 15 Uhr im Raum 1.309 eine Abteilungskonferenz (AK) stattfinden, zu deren Besuch u.a. der NC-Ausschuß (vgl. 23.4.1973) und der KSV der KPD (vgl. 11.4.1973) aufriefen.
Q: NC-Ausschuß:Einschreibungsordnung verankert NC!,o.O. (Dortmund) o.J. (Apr. 1973),S.2; KSV-Zelle PH Dortmund:Kommt alle zur Vollversammlung!,Dortmund o.J. (11.4.1973),S.2

30.04.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 9.4.1973) will eine zweite zweitägige Einführungsfreizeit in Bochum-Querenburg beginnen.
Q: DOS Extra Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73,Dortmund o.J. (Apr. 1973),S.2

30.04.1973:
An der PH Dortmund will sich um 16 Uhr der NC-Ausschuß (vgl. 23.4.1973) treffen.
Q: NC-Ausschuß:Einschreibungsordnung verankert NC!,o.O. (Dortmund) o.J. (Apr. 1973),S.2

02.05.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet von der heutigen VV, daß wegen der vorrangigen Behandlung des 'Polizeiterrors' am 1.Mai kein Beschluß über die Sprengung der Senatssitzung (vgl. 4.5.1973) gefaßt wurde.

Auch der AStA der PH Dortmund (vgl. 21.5.1973) berichtet von der VV.

Laut KSV (vgl. mai 1973) findet an diesem Tag an der PH Dortmund eine Protestkundgebung statt:"
350 Studenten hatten sich am 2. Mai zur VV in der Mensa versammelt, ursprüngliche Tagesordnung: Fachschaftswahlen. Der Antrag des KSV und des AStA, den 1. Mai zu diskutieren, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Mit großem Interesse wurden die Augenzeugenberichte unserer Genossen aufgenommen. Der Versuch eines rechten GEWlers, uns die Schuld für den Polizeiüberfall in die Schuhe zu schieben, mißlang: er wurde ausgepfiffen.

Mit ellenlangen Beiträgen - angeblich zur ideologischen Auseinandersetzung mit der 'Gruppe Rote Fahne' schafften es die Zirkel-Anhänger ('ML Dortmund'), den Saal bis auf 150 Kommilitonen zu leeren. Dennoch konnten sie nicht verhindern, da diese 150 Kommilitonen 146, 70 DM für die Rote Hilfe spendeten! 30 folgten dem Aufruf unserer Zelle, in der Innenstadt an der Reinoldikirche eine Protestkundgebung gegen den Polizeiterror durchzuführen, darunter 10 Studenten, die bisher überhaupt keinen Kontakt zur Zelle gehabt hatten. Sie verteilten die Flugblätter der KPD an der Reinoldikirche und agitierten mutig mit, ebenso wie der AStA der Fachhochschule für Sozialarbeiter, der seine Solidarität demonstrierte."
Q: Dem Volke Dienen Nr.10,Dortmund Mai 1973,S.6; DOS Nr.20,Dortmund o.J. (1973),S.4; Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973,S.6

03.05.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet:"
FACHBEREICHSWAHLEN: MAUSCHELPOLITIKER AUF PÖSTCHENJAGD

Am Donnerstag und Freitag haben die Wahlen für die studentischen Vertreter in die Fächergruppen begonnen. Das komplizierte, undurchschaubare und undemokratische Wahlverfahren zeigte auch diesmal, wie in den vorangegangenen Jahren, seine Wirkung: KAUM EIN UNORGANISIERTER STUDENT WAR ANWESEND!

Vertreter von Hochschulorganisationen dagegen, die zu den entscheidenden, die PH betreffenden politischen Maßnahmen der Kultus-Bürokratie: Verschärfung der Prüfungsordnung, Einführung des NC, Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft, kaum den Mund aufgemacht, geschweige denn den Kampf dagegen organisiert haben - insbesondere MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.), GEW-AG und SLH - Vertreter dieser Organisationen traten plötzlich massiv auf wie sonst nie.

Sie sahen ihre Chance, fernab von der Masse der Studenten, konnten sie es sich erlauben, ohne Vorlage eines politischen Programms ihre Kandidaten 'durchzupeitschen'.

Das sah dann konkret so aus: Böller, Vertreter des MSB, kandidierte im Fach Geschichte. Da bekannt ist, daß unter anderem MSB-Leute sich für den Gesamthochschulrat zur Wahl gestellt hatten, wurde er von uns zu seiner Haltung zu diesem Gremium befragt. Zunächst drückte er sich um eine klare Antwort indem er weismachen wollte, diese Frage gehöre nicht hierher. Als er schließlich doch gezwungen war zuzugeben, daß der MSB für den Gesamthochschulrat kandidierte, sprang ihm der Wahlleiter BAWULSKI (JUSO (der SPD,d.Vf.) UND DGB-SCHLÄGER BEI DER 1.MAI DEMONSTRATION IN DORTMUND) zur Seite und erklärte, die Wahlordnung lasse nur eine Kandidatenbefragung zu, nicht aber eine Diskussion über die Kandidaten. So wurde mit formalen Tricks verhindert, daß die Zusammenarbeit des MSB mit der Kultus- und Hochschulbürokratie bei der Einsetzung des Gesamthochschulrates aufgedeckt werden konnte, - eine Zusammenarbeit, die bei der Gesamthochschule Wuppertal bereits zur Aushöhlung der Verfaßten Studentenschaft durch Aberkennung des politischen Mandats geführt hat.

Bei der Wahl in Deutsch besaß ein Vertreter des RCDS (der CDU,d.Vf.), angesprochen auf seine Haltung zur Verschärfung der PO, sogar die Unverschämtheit, zu erklären, DAS WÜRDE MAN SCHON MERKEN, WENN ER ERSTMAL GEWÄHLT WORDEN SEI.

Spektakel wie diese stärken lediglich die Chancen von Karrierepolitikern und Pöstchenjägern, bedeuten dagegen eine enorme Schwächung der Verfaßten Studentenschaft, - eine Schwächung, die angesichts der Versuche der SPD-Kultusbürokratie, die Verfaßte Studentenschaft ihrer entscheidenden Rechte zu berauben, nicht durchgehen darf!

GEGEN MAUSCHELPOLITIK - STÄRKUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!

Man muß sich Folgendes klar machen: Der Ausgang der zur Zeit stattfindenden Wahlen in den einzelnen Fächern bestimmt nicht allein darüber, welche studentischen Vertreter in den Kollegialorganen der Fächergruppen – den sogenannten Fächergruppenversammlungen - sitzen. Aufgrund der in den Fächergruppenversammlungen vorliegenden Paritäten zwischen Professoren, Assistenten und Studenten können diese Kollegialgremien niemals zum Instrument der Durchsetzung der fortschrittlichen Interessen der Studenten werden. Darum sind die Wahlen der Studenten für diese Gremien weniger wichtig als die Wahlen für die Organe der Verfaßten Studentenschaft, das heißt, für die eigenständige Vertretung und Organisierung der Studentenschaft. Die widerliche Komödie der zur Zeit stattfindenden wahlen der studentischen Vertreter in den einzelnen Fächern entscheidet aber eben gerade auch über die Zusammensetzung der Organe der Verfaßten Studentenschaft, insbesondere über die Zusammensetzng der Studentenkonferenz (SK), die den AStA bestimmt.

Nach dem augenblicklich gültigen Wahlverfahren sind dazu 28 (!) Wahlgänge erforderlich.

Allein diese Zahl erweist die Undurchschaubarkeit und den undemokratischen Charakter dieser Wahlen. Wer hier durchsteigen will, muß schon ein gewiefter Satzungsfuchs sein. Die Studenten, die dabei aus den einzelnen Fächergruppen in die SK kommen werden NICHT DIREKT von allen Studenten der Fächergruppe gewählt, sondern INDIREKT - je nachdem, wie stark die einzelnen Organisationen bei der Wahl in den einzelnen Fächern anwesend sind, werden von diesen ihre Kandidaten durchgepeitscht. Diese so gewählten Kollegialvertreter kungeln sich dann wiederum unter sich, nach Fächergruppen zusammengefaßt, einen aus, der in die SK geschickt wird und dort über die Zusammensetzung mitbestimmen darf.

Dieser Mauschelei muß ein Ende gesetzt werden!

Um die Verfaßte Studentenschaft zu stärken, muß darum die Forderung lauten:
TRENNUNG VON WAHL DER STUDENTISCHEN VERTRETER IN DIE KOLLEGIALORGANE UND WAHL DER STUDENTISCHEN FÄCHERGRUPPENVERTRETER IN DIE STUDENTENKONFERENZ!!
KEINE WAHL DER SK-MITGLIEDER AUS DEN FÄCHERGRUPPEN DURCH DIE STUDENTISCHEN KOLLEGIALVERTRETER DER FÄCHERGRUPPEN!!
DIREKTWAHL DER STUDENTEN AUS DEN FÄCHERGUPPEN IN DIE SK DURCH DIE FÄCHERGRUPPENVOLLVERSAMMLUNG!!

In diesem Semester ist es verpaßt worden, noch vor Beginn der Fächergruppenwahl entsprechende Änderungen an der Satzung und Wahlordnung der Verfaßten Studentenschaft durchzuführen.

Dennoch sollten wir in den derzeit laufenden Wahlen neben der Haltung der Kandidaten zum GSHR (Gesamthochschulrat - GHR,d.Vf.) ihre Haltung zu diesem undemokratischen Wahlverfahren zum Prüfstein machen, ob sie für die Stärkung der Verfaßten Studentenschaften eintreten oder für ihre Schwächung. Denn: Nur mit einer starken Verfaßten Studentenschaft, nur mit einem starken AStA werden wir etwas gegen die reaktionären Maßnahmen des GSHR ausrichten können, werden wir die Arbeit dieses Gremiums selbst verhindern können.

VERPFLICHTEN WIR DIE KANDIDATEN IN DEN WAHLEN DAZU, SICH DER INDIREKTEN WAHL DER SK-MITGLIEDER, DAS HEISST DER FÄCHERGRUPPENSPRECHER ZU WIDERSETZEN! STIMMEN WIR AUF DER AM MITTWOCH STATTFINDENDEN SSV FÜR EINE ÄNDERUNG DER SATZUNG UND WAHLORDNUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT GEMÄSS DEN OBEN ANGEGEBENEN FORDERUNGEN!"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973,S.8ff

03.05.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet u.a. von heute vom GHR:"
RAU'S PLÄNE MÜSSEN VOM TISCH!
AKTIVER BOYKOTT DEM GESAMTHOCHSCHULRAT!

In der letzten Woche sind vom Senat die Vertreter in den Gesamthochschulrat gewählt worden.

Lediglich durch wenige gelbe Zettel an den Wänden der PH angekündigt, sollte die Wahl - wenig spektakulär - unbemerkt von uns Studenten über die Bühne rollen.

Das ist SPD-Wissenschaftsminister Rau und Rektor Freyhoff nicht gelungen! Warum aber hat Dekan Heuer - der sich sonst gern das Image des diskussions- und informationsfreudigen Liberalen gibt - sich gehütet, auf einer SVV zu erscheinen, um die Sache zur Diskussion zu stellen?

Am Donnerstag letzter Woche noch weigerte er sich, dem Auftrag nachzukommen, auf einer spontan durchgeführten Informationsveranstaltung in der Cafeteria zum Gesamthochschulrat Stellung zu beziehen.

Warum war von SPD Rau ebenfalls nichts zu hören - obgleich er es war, der im letzten Semester Zehntausende von Flugblättern unter die Studenten warf, als die KSV-Dokumentationen seine Pläne zur Verschärfung der Prüfungsordnung aufdeckten?

DESHALB, WEIL DER GESAMTHOCHSCHULRAT DAS ENTSCHEIDENDE GREMIUM SEIN WIRD, DAS VON REAKTIONÄRER VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG BIS HIN ZUR ZERSCHLAGUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT UNS ALL DAS BRINGEN WIRD, WOGEGEN WIR IM LETZTEN SEMESTER GEKÄMPFT HABEN!

Was im Gesamthochschulerrichtungsgesetz (GHEG) unter 'Aufgaben des Gesamthochschulrates' heißt: 'Empfehlungen für die Schaffung und Einführung aufeinander bezogener Studiengänge, Empfehlung für die Schaffung und Einführung von nach Studiendauer gestuften Abschlüssen.'

WAS BEDEUTET DAS IN WIRKLICHKEIT?

- 'Durchlässigkeit' der Studiengänge, das ist die von der SPD-FDP Landesregierung längst geplante Einführung von Regelstudienzeit und Trennung in Kurz- und Langzeitstudiengänge.

Und das nicht etwa, weil die SPD uns eine 'qualifizierte' Ausbildung geben möchte!

Die Trennung von Kurz- und Langzeitstudium - beabsichtigt als Verbilligung der Ausbildung - wird weit mehr Studenten als bisher auf die Studiendauer der Fachhochschüler herabdrücken. Die bei den Fachhochschulen bereits 'bewährten' verschärften Prüfungsregelungen werden dabei - auf die Gesamthochschule übertragen - für den nötigen Druck zur Pressung der Studiengänge sorgen.

- Wenn heute bereits für Fachochschulen und PHs die Prüfungsordnungen verschärft werden durch:
- die Verweigerung des Rechts auf freie Wahl von Prüfer und Thema
- die Verstärkung des Staatseinflußes in den Prüfungsausschüssen
- durch die verstärkte Einführung von Zwischenprüfungen, Klausuren etc.

- Wenn heute an der PH in den naturwissenschaftlichen Fächern - voran das Fach Biologie - der Klausuren-, Exkursions- und Scheinedruck zunimmt, dann soll dies in der Gesamthochschule Dortmund seine Vollendung finden.

Der Gesamthochschulrat ist das Gremium, welches die Prüfungsordnungen der Uni, FHS und PH vereinheitlichen soll nach dem Maßstab der bereits vorhandenen reaktionären Richtlinien an den einzelnen Hochschulen.

- Und schließlich die Verfaßte Studentenschaft.

Nicht ihre Erhaltung - wie es Rau gegenwärtig verscuht in der Presse zu lancieren - ist das Ziel der SPD, sondern so wie bereits in der Satzung der Uni geschehen, die Aberkennung des politischen Mandats für die Verfaßte Studentenschaft. Was an der Uni geschehen, soll spätestens durch die Arbeit des Gesamthochschulrats in Dortmund auf alle Verfaßten Studentenschaften überall übertragen werden!

WEIL DAS GREMIUM DURCH UND DURCH REAKTIONÄRES BESCHLISSEN SOLL, RUFT DER KSV AUF:
BOYKOTTIERT DEN GESAMTHOCHSCHULRAT!!

Diesen Boykott gilt es auch gegen die Stimmen einiger Organisation - MSB (der DKP,d.Vf.), GIM und Teile der GEW - durchsetzen.

Haben sie doch - unter wüsten Beschimpfungen, der KSV sei 'aktionsgeil', wenn er den Gesamthochschulrat boykottiere - nach der gleichen Methode wie Dekan Heuer hinter dem Rücken der Studenten vier Kommillitonen zur Wahl aufgestellt: Merle und Babel (GEW), Rieger und Farle (MSB Spartakus).

Auch wenn sie gegenwärtig noch so sehr beteuern: sie wollten nur in den Gesamthochschulrat, um 'Informationen' heraus zu bekommen, haben sie doch bisher praktisch gezeigt, welches Ziel sie in Wirklichkeit verfolgen.

Unter der VDS Parole 'Für eine konsequente Durchsetzung der Gesamthochschule' hat der MSB sich im Uni-Satzungskonvent an der Abschaffung des politischen Mandats der Verfaßten Studentenschaft beteiligt.

Ihre Kandidatur zum Gesamthochschulrat heißt Zusammenarbeit mit den reaktionären Professoren und der Kultusbürokratie bei der Durchsetzung der Hochschulreform - angefangen von verschärften Prüfungsordnungen bis zur Zerschlagung der Verfaßten Studentenschaft

WEG MIT DEM GESAMTHOCHSCHULERRICHTUNGSGESETZ!
WEG MIT DEM GESAMTHOCHSCHULRAT!
KAMPF DER REAKTIONäREN FORMIERUNG DER AUSBILDUNG!"

Aufgerufen wird zur VV zum GHR (vgl. 9.5.1973).
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973,S.4f

04.05.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet vom Gesamthochschulrat (GHR):"
'BESUCH' BEIM SENAT:

Am Freitag, 4.5., war Senatssitzung und dort stand die Wahl des GHR an. Von unserer Einschätzung dieses Rates war es vollkommen klar: Man mußte diese Wahl verhindern, damit dieses reaktionäre Gremium erst überhaupt nicht mit der Arbeit beginnen kann.

Der Terror der SPD-Polizei am 1.Mai hatte jedoch auf der SVV am Mittwoch (vgl. 2.5.1973,d.Vf.) andere Prioritäten gesetzt. So war es nicht möglich gewesen, einen SVV-Beschluß herbeizuführen, in dem die Studentenschaft dieses Gremium entlarvt und durch den die Sprengung der Wahlen hätte vorbereitet werden können.

Der KSV sowie einige fortschrittliche Studenten haben sich daraufhin die Aufgabe gestellt, den Wahlvorgang zu verschieben und zwar ganz klar mit dem Ziel, mit breiten Teilen der Studentenschaft die Wahl zu verhindern.

Wir haben daraufhin am Freitag Morgen gemeinsam mit dem Senat den Sitzungssaal betreten und haben unser Kommen begründet.

Rektor Freyhoff hat daraufhin die Sitzung nicht eröffnet, sondern er versuchte, uns klarzumachen, diese Sitzungen seien nie öffentlich und es müsse erst ein Beschluß auf Öffentlichkeit gefaßt werden, dazu aber müßten wir rausgehen, denn erst dann könne die Senatssitzung anfangen. Wir haben in dem Augenblick leider nicht richtig geschaltet - denn wären wir drin geblieben, hätten wir die Wahl ja praktisch schon verhindert - und haben uns auf diese Formalien eingelassen. Während wir draußen gewartet haben, wurde drinnen beraten, wie man uns 'Störenfriede' schnell und ohne Aufsehen abfertigen könne. Es wurde sich dann auf fünfzehn Minuten Öffentlichkeit geeinigt, in denen wir dann unser 'Anliegen' vorbringen könnten. Erst einmal wieder im Sitzungssaal kümmerten wir uns um diese 'Frist' herzlich wenig.

Wir haben dann in mehreren Redebeiträgen klargestellt, welche Funktion dieses Gremium hat, warum die Studenten noch nicht genügend informiert werden konnten und daß es deshalb notwendig sei, die Wahl zu verschieben. Die Professoren gingen natürlich auf unsere Argumente überhaupt nicht ein, sie versuchten abzublocken und meinten immer wieder, es ginge nicht an, die Wahl zu verschieben, nur weil die Studenten noch nicht Bescheid wüßten und im übrigen könnten wir ja die Wahl der studentischen Vertreter verschieben.

Dadurch war eigentlich von vorneherein klar, daß der offizielle Antrag des AStA-Vorsitzenden auf Verschiebung nicht durchkommen würde.

Er ist mit 16:7 Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt worden, wobei Dekan Heuer - der sich tags zuvor noch geweigert hatte, der Studentenschaft auf einer Veranstaltung die Aufgaben des GHR aufzuzeigen - auch gegen diesen Antrag gestimmt hat. Nach dieser Abstimmung ist ein Assistent von seiner Kandidatur zurückgetreten und zwar, weil er inzwischen erkannt hatte, daß er in diesem Gremium überhaupt nichts Fortschrittliches machen könne, womit er eindeutig recht hat. Denn Wi. Minister Rau kann immer Einspruch erheben, wenn ihm etwas nicht paßt. Und dies müßte eigentlich auch langsam dem MSB und einigen GEW'lern klar werden, die ja der Meinung sind, man könne dort ggf. noch irgendetwas ausmauscheln. Die großartige Erklärung eines GEW-Vertreters im Senat, eigentlich sie ja dieses Gremium reaktionär, eigentlich kann man für die Studenten darin nichts erreichen, trotzdem sitzen wir drin, konnte diese Haltung nur notdürftig verschleiern. An folgenden Beispielen ist uns allen noch klarer geworden, daß der Senat überhaupt nicht demokratisch ist, sondern um schnell die Wahl durchziehen zu können, sich an falsch ausgelegten Wahlordnungen hochzieht. Der Dekan der Abteilung Heilpädagogik hatte fristgemäß seinen Wahlvorschlag abgegeben, diesen aber nicht richtig ausgefüllt, die Abteilung war dadurch von der Wahl ausgeschlossen. Obwohl es Pflicht des Wahlausschusses gewesen wäre, die Abteilung darauf hinzuweisen,
wurde der Antrag einfach abgewürgt. Sich dauernd den Schweiß von der Stirn upfend, assistiert von drei starken Profs, die sich um die Wahlurne geschart hatten, wurde die Wahl durchgepeitscht, gar nicht mehr versucht, uns rauszuwerfen. Die Wahl am Freitag zu verhindern ist uns nicht gelungen. Beim Verlassen der Senatssitzung haben wir jedoch eindeutig bekräftigt, daß wir es uns zur Aufgabe setzen werden, noch mehr Studenten zu informieren und die Aufnahme der Arbeit des Gesamthochschulrates zu verhindern.

KOMMT ZUR STUDENTENVOLLVERSAMMLUNG !!! MITTWOCH 13 UHR

WIR HABEN AUF DER SENATSSITZUNG DEN SENAT AUFGEFORDERT, GESCHLOSSEN ZU DIESER VOLLVERSAMMLUNG ZU ERSCHEINEN!"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973,S.6f

07.05.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund gibt ihre 'Kommunistische Studentenpresse' (KSP) Nr.4 (vgl. 3.4.1973, 4.6.1973) mit 13 Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus. Auf dem Deckblatt heißt um und auf Bildern von der Maidemonstration der KPD:"
Trotz Hetze und Illegalisierungsversuchen den Kampf verstärkt weiterführen!
'Trotz Verbot - der 1. Mai bleibt rot!'
Weg mit dem Gesamthochschulrat!
Für fortschrittliche Vertreter in die einzelnen Fachbereiche!
MSB raus aus den Organen der Verfaßten Studentenschaft!"

Der erste Artikel berichtet vom 1.Mai in Dortmund, der auch auf einer VV (vgl. 2.5.1973) behandelt wurde. Weitere Berichte befassen sich mit dem Gesamthochschulrat (GHR - vgl. 3.5.1973, 4.5.1973) und rufen zum Kampf dagegen auf (vgl. 9.5.1973). Berichtet wird auch von den Fachbereichswahlen (vgl. 3.5.1973).

Aufgefordert wird:"
DREHT EUCH NICHT UM - DER STICHMANN GEHT UM!

Professor Stichmann, Leiter der Biologie an der PH Dortmund, flitzt zur Zeit durch alle Biologieveranstaltungen bzw. läßt durch seine Untergebenen verkünden: 'Der KSV kandidiert bei den Fächergruppenwahlen in der Biologie. Verhindert, daß der KSV durchkommt, wählt keinen vom KSV!'

Dozentin Schäfer, die ein Seminar über Zell- und Gewebelehre leitet, appellierte in der letzten Seminarsitzung an die schweigende Mhrheit: 'Es sollten doch bitte alle Bio-Studenten zur Wahlversammlung kommen, damit verhindert werde, daß Studenten gewählt werden, die wegen des Fehlens der meisten Studenten dann gar nicht die eigentlichen Interessenvertreter der Bio-Studenten sein könnten.'

Stichmann geht bei seiner Anti-KSV-Propaganda sogar so weit, einzelne ausgesuchte, ihm besonders genehme Studenten aufzufordern, sich bei der Wahl gegen KSV-Kandidaten aufstellen zu lassen.

Was ist los?
Warum haben Stichmann und Co. solche Angst vor uns?

Stärker als in allen anderen Fachbereichen an der PH ist in der Biologie schon das verwirklicht, was der GSHR mit der Errichtung der Gesamthochschule überall konzentiert durchsetzen soll unter dem Titel 'Vereinheitlichung der Ausbildungs- und Prüfungsgänge' (GHEG): ein streng reglementiertes Studium, das den Studenten kaum mehr eine Auswahl erlaubt, festgesetzte Ausbildungsabschnitte, die von den Bio-Studenten innerhalb bestimmter Fristen absolviert werden sollten, wobei zu jeder Zeit, spätestens aber mit der Gesamthochschule, die 'Sollte'-Bestimmung durch eine Muß-Bestimmung ersetzt werden kann. Die Reglementierung des Ausbildungsganges wird erreicht durch Klausuren und Colloquien, durch deren Druck die Studenten dazu gezwungen sind, den Inhalt der Bio-Veranstaltungen bedenkenlos in sich hineinzustopfen.

Zwei KSV-Genossen arbeiten nun seit Semesterbeginn in zwei Pro-Seminaren. Sie haben natürlich diesen Drill angegriffen, dessen einziger Sinn darin besteht, die Bio-Studenten von der Frage abzubringen, was die Schüler, die wir später unterrichten, davon haben, wenn sie wissen, in wieviel Kreisen die Blätter der Tulpenblüte angeordnet sind. Diese Kritik war offensichtlich ein Stich ins Wespennest. Ein Stich ins Nest von Stichmann und Co., die sich schon damit brüsteten, daß die Organisierung des Studienbetriebs in Bio vorbildlich sei, daß sie dem Standard der THs nacheiferten und daß die anderen Naturwissenschaften an der PH sicherlich bald 'nachziehen' würden. In den Seminaren reagierten die Bio-Dozenten auf die Kritik prompt damit, daß sie behaupteten, man müsse sich eben in den Pro-Seminaren ein gewisses Grundlagen wissen aneignen, das ginge nicht anders als durch Pauken, basta. Den Studentenversuchen sie Angst zu machen: Wenn man nicht bereit sei, die Grundlagen zu büffeln, schaffe man die Klausur nicht.

Genau so, wie man auf diese Weise durch Einschüchterung der Studenten in den Seminaren versuchte, die KSV-Genossen zu isolieren, genauso versuchen Stichmann und Co. jetzt bei der Fächergruppenwahl die Wahl von KSV-Genossen zu verhindern, ohne auch nur mit einem Wort inhaltlich auf die Kritik einzugehen. Daß Stichmann und Co., statt inhaltlich zu argumentieren, jetzt nur noch das Schreckgespenst des KSV an die Wand malen und die Kommillitonen einzuschüchtern versuchen, zeigt ihre ganze Schwäche, ihre Angst vor der Stärke unserer Argumente.

Unser Programm für die Biologie ist klar, und wir uns mit diesem Programm auch zur Wahl stellen.

WEG MIT DEN FRAGENKATALOGEN IN DEN PRO-SEMINAREN!
WEG MIT DER AUFNAHMEKLAUSUR FÜR DIE BIOLOGISCHEN ÜBUNGEN!
FREIER ZUGANG FÜR ALLE STUDENTEN IN DIE BIOLOGISCHEN ÜBUNGEN!
RECHT FÜR ALLE STUDENTEN, IN DIE PROSEMINARE THEMEN EINZUBRINGEN, DIE DIE GESELLSCHAFTLICHE FUNKTION DER BIOLOGIE AUFDECKEN!

Wenn Stichmann angesichts dieses Programms die 'schweigende Mehrheit' mobilisiert, wird das uns und allen Studenten, die den Drill satt haben, zumindest langfristig nur nützen!

Gerade weil anzunehmen ist, daß die anderen Naturwissenschaften an der PH im Sinne von Stichmann nachziehen werden, wird der KSV auch in anderen naturwissenschaftlichen Fächern kandidieren. Dort wo ähnlich konkrete Programme wie in der Biologie noch nicht auf der TO stehen, werden wir, ebenso wie wir das auch in der Bio tun werden, kandidieren mit den Forderungen:

KEINE VERSCHÄRFUNG DER STUDIEN- UND PRÜFUNGSORDNUNG!
WEG MIT DEM GESAMTHOCHSCHULRAT!"

Der letzte Artikel lautet:"
FÜR EINEN STARKEN ASTA - KAMPF GEGEN DEN MSB SPARTAKUS!

Nach den Fachbereichswahlen, wenn die SK vollzählig ist, wird ein neuer AStA gewählt.
'STÄRKUNG DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!
WAHRNEHMUNG DES POLITISCHEN MANDATS!'
Diesen Anforderungen an einen AStA stimmt formal wohl jede politische Hochschulorganisation zu. Doch was ist die Praxis? Der gegenwärtige PGH-GEW AStA zeichnete sich in der letzten Woche dadurch aus, daß er an den entscheidenden Punkten schwieg. Kein Flugblatt, keine Veranstaltung, nichts. Die innere Zerrissenheit und Uneinheitlichkeit dieser Organisation bescherten einen AStA, dem man das politische Mandat gar nicht erst aus der Hand zu nehmen brauchte, er nahm es einfach nicht mehr wahr.

Zur neuen Wahl rüstet sich der MSB Spartakus gemeinsam mit rechten GEW-Führern den AStA an der PH Dortmund zu erobern. Was ist die Politik dieser Gruppe, was hätten wir von einem MSB-AStA zu erwarten?

Einige Beispiele der MSB Spartakus-Politik:

- Auf der letzten VDS-MV (vgl. 22.3.1973,d.Vf.) stellten einige MSB-Vertreter einen Satzungsänderungsantrag, der faktisch die Liquidierung des politischen Mandats der Verfaßten Studentenschaft, durch Beschränkung auf ein rein hochschulpolitisches Mandat bedeutete. Gleichzeitig brachten sie eine Resolution ein, in der sie den KSV als neofaschistisch bezeichneten.

- Am 1.Mai stellte sich die DKP und der MSB Spartakus voll auf die arbeiterfeindliche Linie der DGB-Führung. Sie stellten in vielen Städten die Schläger-Ordner der DGB-Demonstration, die fortschrittliche Kollegen von dieser Demonstration fernhalten sollten. Der faschistische Terror der SPD-Polizei in Dortmund ist ihrer Meinung nach 'Schuld dieser Chaoten'! Ihr heuchlerischer Protest richtet sich allein gegen die Form des Vorgehens der Polizei, kein Wort z.B. zum Verbot der Demonstration.

- Hier an der PH Dortmund hat der MSB hinter dem Rücken der Studenten einen Kandidaten für die Wahl in den GHSR aufgestellt. Dieser wird, der allgemeinen Linie des MSB folgend, seine Zustimmung, wenn es um die Zerschlagung des politischen Mandats der VS geht, nicht verweigern.

Diese wenigen Beispiele der Politik des MSB beweisen, für die Stärkung der
Verfaßten Studentenschaft kämpfen, bedeutet gegen die reaktionäre
Machtpolitik des MSB zu kämpfen.

MSB RAUS AUS DEN ORGANEN DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT - KOMMUNISTEN REIN IN DIE ORGANE DER VERFASSTEN STUDENTENSCHAFT!!"
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973

08.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet aus Dortmund von der heute oder morgen stattfindenden GEW-Jahreshauptversammlung über die Solidarität mit dem bei Hoesch entlassenen Rolf Strojec (vgl. 9.5.1973):"
Noch deutlicher traten die Vertreter des MSB-Spartakus an der PH auf. Nicht nur, daß sie den Kollegen Strojec, der auch hier persönlich auftrat, als 'linksradikalen Schwätzer und Gewerkschaftsspalter' beschimpften - Phrasen, die uns von dieser Seite nur allzu bekannt sind - sie versuchten auch jede Solidaritätsbewegung zu verhindern. So hatten sie auf der GEW-Jahreshauptversammlung die Reaktionäre unterstützt, die durch das Abdrehen des Mikrophons das Verlesen einer Solidaritätsadresse verhinderten.
Angesprochen von fortschrittlichen GEW-Vertretern, die das Zusammenspiel der Reaktionäre und Revisionisten selbst miterlebt hatten, versuchten die Spartakisten auf der VV an der PH ihr Verhalten mit dem Argument zu rechtfertigen, die Stimmung auf der GEW-Versammlung sei auf Grund der Wahl des Vorstandes sowieso sehr emotional gewesen, man hätte die Emotionen nicht noch mehr schüren dürfen."
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973

08.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet (vgl. 9.5.1973):"
GEGEN MONOPOLKAPITAL UND GEWERKSCHAFTSBONZEN!
SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG VON R. STROJEC!

Sofort, nachdem die Entlassung des Kollegen Rolf Strojec bekannt war (siehe DVD Nr. 11), entwickelte sich eine spontane Solidaritätsbewegung nicht nur im Betrieb und unter den Hoesch-Lehrlingen, sondern auch an den Hochschulen in Dortmund.

Noch am selben Abend unterschrieben fortschrittliche ASten die Solidaritätserklärung der KPD, so der AStA der Dortmunder PH, der AStA der FHS für Sozialarbeit, der AStA für Heilpädagogik und der AStA der PH-Hagen."
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973

09.05.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund rief zur heutigen VV auf, auf der über den Boykott des Gesamthochschulrates beraten und beschlossen werden solle. Angestrebt wird vom KSV auch eine Änderung der Satzung und Wahlordnung (vgl. 4.5.1973). Eingeladen wurde, u.a. vom KSV, auch der Senat der PH.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973,S.5, 7 und 10

09.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet von der Solidarität mit dem bei Hoesch entlassenen Rolf Strojec (vgl. 8.5.1973, 11.5.1973) u.a. von heute:"
Auf den VV's, die am letzten Dienstag an der PH und an der FHS für Sozialarbeit stattfanden, bekundeten die Studenten ihre Solidarität mit dem Kollegen Strojec. So wurde auf der VV der Sozialarbeiter ein Solidaritätsflugblatt gegen die Entlassung von Strojec als Resolution von noch 50 anwesenden Studenten einstimmig bei 2 Enthaltungen angenommen.
Enthalten hatten sich die Revisionisten, die in der Diskussion mit Rolf Strojec, der dort selbst anwesend war, ihm dummdreist zu erklären versuchten, seine Forderung nach vorfristiger Kündigung der Tarifverträge sei nicht durchführbar, das wüßten sie genau, sie würden gerade Arbeitsrecht studieren. Noch deutlicher traten die Vertreter des MSB-Spartakus an der PH auf. Nicht nur, daß sie den Kollegen Strojec, der auch hier persönlich auftrat, als 'linksradikalen Schwätzer und Gewerkschaftsspalter' beschimpften - Phrasen, die uns von dieser Seite nur allzu bekannt sind - sie versuchten auch jede Solidaritätsbewegung zu verhindern. So hatten sie auf der GEW-Jahreshauptversammlung (vgl. 8.5.1973,d.Vf.) die Reaktionäre unterstützt, die durch das Abdrehen des Mikrophons das Verlesen einer Solidaritätsadresse verhinderten.
Angesprochen von fortschrittlichen GEW-Vertretern, die das Zusammenspiel der Reaktionäre und Revisionisten selbst miterlebt hatten, versuchten die Spartakisten auf der VV an der PH ihr Verhalten mit dem Argument zu rechtfertigen, die Stimmung auf der GEW-Versammlung sei auf Grund der Wahl des Vorstandes sowieso sehr emotional gewesen, man hätte die Emotionen nicht noch mehr schüren dürfen.

Befragt, wie sie zur Schlägerei der DKP-Funktionäre stünden, die Rolf Strojec aus dem DKP-Büro bei Hoesch hinausgeprügelt hatten, als er sich informieren wollte, warum die Revisionisten keine Solidarität übten, meinten die MSB-Vertreter, davon wüßten sie nichts. Als sie sich schließlich von ihrem am selben Morgen verteilten Flugblatt nicht distanzierten, (in dem es heißt, es könne keine Solidarität mit den 'Chaoten' der KPD geben, die auch beim Breschnew-Besuch wieder die Polizei provoziert hätten), stieg die Wut der anwesenden PH-Studenten so an, daß sie eine Resolution einstimmig verabschiedeten, in der sie dieses Vorgehen der Revisionisten scharf verurteilten (100:2 Enthaltungen - natürlich die Revisionisten!). Die Studenten hatten an diesem Punkt konkret erfahren, auf welcher Seite die Revisionisten stehen: Auf der Seite der Hoesch-Kapitalisten und der Gewerkschaftsspitze, die die Kündigung von Rolf Strojec veranlaßt hatten!"
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973

09.05.1973:
Es findet eine Sitzung des Prüfungsamtes für die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an der Grundschule und Hauptschule in Dortmund statt, von der die Zelle PH Dortmund des KSV der KPD folgende Ergebnisniederschrift vom 29.5.1973 veröffentlicht, die uns leider bisher nur zum Teil vorlag:"
1.1 Der Leiter des Prüfungsamtes, Herr Strohmann, begrüßt die erschienenen Mitglieder des Prüfungsamtes und gibt zunächst kurze Hinweise auf die zu erwartende neue Prüfungsordnung. Er teilt mit, daß der Kultusminister den Hochschulen den Entwurf der neuen P.O. voraussichtlich noch im Sommersemester 1973 zur ausführlichen Diskussion und Stellungnahme gem. Paragraph 21 des HSchG zuleiten wird. Anschließend schildert Herr St. die derzeitige Situation des Leiters des Prüfungsamtes: Seine zeitliche Überbeanspruchung durch Einsatz in den verschiedensten Kommissionen, seine Tätigkeit als Vorsitzender von drei Prüfungsämtern, seinen Lehrauftrag in Duisburg u.a.m. Herr St. bemerkt, daß in absehbarer Zeit mit einer Besserung der derzeitigen Lage durch den Einsatz eines geschäftsführenden Pädagogen (vermutlich eines Schulrats) zu rechnen sei. Er weist dann auf die Unterbesetzung des Prüfungsamtes mit drei Sekretärinnen hin, deren Einstufung auf Grund ihrer Tätigkeitsmerkmale als unbefriedigend zu bezeichnen sei. Dieses erscheine besonders deutlich im Vergleich mit dem WPA. Eine Verbesserung ist hier für das Haushaltsjahr 1973 NICHT und für 1974 nicht wesentlich zu erwarten.

Die Unterbringung des Pr.A. kann als befriedigend bezeichnet werden, es fehlt jedoch ein Raum für die Aufbewahrung von Akten.

Die Dienstaufsicht für das Pr.A. (Haushalt) obliegt dem Regierungspräsidenten, die Fachaufsicht dem Kultusminister.

2. PRÜFUNGSAUSSCHÜSSE - ZUSAMMENSETZUNG - VORSITZ

In der Aussprache über die Zusammensetzung der Prüfungsausschüsse wird folgendes festgestellt:
2.1 Hochschullehrer von anderen Hochschulen sind bei Übergang zur hiesigen Hochschule zu berufen.

Hochschullehrer können auch als Mitglied des Lehrkörpers anderer Hochschulen Mitglied des Pr.A. bleiben. Die Mitgliedschaft erlischt mit dem Ausscheiden aus dem Hauptamt. Eine Übergangsregelung ist" leider in dem uns nicht vorliegenden Teil des Textes näher bestimmt.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Sondernnummer Prüfungsordnung jetzt auch an der PH Dortmund verschärft!,Dortmund o.J. (1973),S.2

21.05.1973:
In einer "Resolution am 21.5. bei einem Teach-in an der PH-Dortmund verabschiedet" wird, laut Komitee gegen die Demonstrationsverbote, formuliert:"
In allen gesellschaftlichen Bereichen schreitet die reaktionäre Formierung voran, werden demokratische Grundrechte abgebaut. Die letzten Wochen, vor allem das letzte Wochenende, haben aber gezeigt: Trotz verstärktem Knüppeleinsatz, trotz aller staatlichen Terrormaßnahmen - es gelingt der herrschenden Klasse und ihrer SPD/FDP - Regierung nicht, die politische Arbeit von Kommunisten und Sozialisten zu unterdrücken."
Q: Komitee gegen die Demonstrationsverbote:18./19. Mai 73 Dokumentation,Dortmund o.J. (Juni 1973),S.6

21.05.1973:
Vermutlich in dieser Woche gibt der AStA der PH Dortmund seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.20 (vgl. 9.4.1973, 27.6.1973) mit 17 Seiten DIN A 4 heraus.

Enthalten sind Artikel über eine Pressemitteilung des Wissenschaftsministeriums (WiMi) NRW vom 24.4.1973, eine Stellungnahme des Sekretariats des Projektbereichs Internationalismus (PBI) des VDS bezüglich der allgemeinen Situation am persischen Golf bzw. speziell bezüglich Oman und Dhofar (vgl. Mai 1973)

Zum 1.Mai heißt es:"
FASCHISMUS UND 1.MAI

Die Polizei nahm 51 Demonstranten vorläufig fest, nachdem zuvor – im Gegensatz zum Bonner Rathaussturm (vgl. 10.4.1973,d.Vf.) – diesmal unbewaffnete Demonstranten zum Teil mit Schlagstöcken brutal niedergeschlagen worden waren. Das NRW-Innenministerium, das 'noch nie solche Sicherheitsvorkehrungen getroffen' hatte, stoppte zudem rund zehn Busse mit KPD-Sympathisanten in Städten außerhalb des Reviers. In Gelsenkirchen, Witten und Kamen hielten sich linksradikale Kommunisten oder rechtsradikale 'Aktion-Widerstand'-Mitglieder (AW,d.Vf.) am Rande der Mai-Kundgebung auf (genau dieser Text findet sich auch in einem Faksimile eines Zeitungsartikels, vermutlich aus der 'WR', ist aber in keiner Weise als Zitat gekennzeichnet,d.Vf.).

Die Vorfälle am 1.Mai in Dortmund, über die schon in der SVV am Mittwoch, den 2.5.1973 und in einigen Flugblättern ausführlich berichtet wurde, zeigen, daß der Abbau demokratischer Rechte, hier insbesondere Demonstrations-, Rede- und Versammlungsfreiheit, von seiten des Staats verschärft vorangetrieben wird. Eine richtige Einschätzung der Ereignisse in Dortmund scheint uns die Resolution des Regionalen Mai-Komitees in Essen (vgl. S4f.5.1973,d.Vf*) zu geben:
'Die 1.Mai-Demonstration in Dortmund und anderen Städten der BRD, zu denen demokratische und kommunistische Gruppen aufgerufen hatten, sind verboten worden. Zur Begründung des Demonstrationsverbots der Gruppe 'Rote Fahne' (KPD) und der Gruppe 'Roter Morgen' (KPD/ML) heißt es, daß diese Organisationen zu einem 'kämpferischen 1. Mai' und gegen die arbeiterfeindliche Politik der Gewerkschaftsführung aufgerufen hatten.

Die politischen Anschauungen der Kommunisten, daß der bürgerliche Staat nur gewaltsam überwunden werden kann, wurde zum Verbotsgrund gemacht (vgl. Weyer in FAZ vom 30.4.1973).

Mit riesigen Polizeiaufgeboten wurde in Dortmund und anderen Städten versucht, jeden Protest gegen das Demonstrationsverbot niederzuschlagen.

Kommunisten wurden aus den gewerkschaftlichen Mai-Demonstrationen herausgegriffen, durchsucht und teilweise verhaftet. Die Polizei provozierte tätliche Auseinandersetzungen. Bei jeder Gelegenheit prügelten sie auf spontane Demonstrationsgruppen ein. Doch der Protest ließ sich nicht unterdrücken. Spätere Kundgebungen und Demonstrationen durchbrachen das Demonstrationsverbot. Der Protest muß weitergehen!'


Die zunehmende politische Unterdrückung findet ihren Ausdruck im verschärften Abbau demokratischer Rechte. Verschiedene Einzelmaßnahmen, die sich hier einreihen, der letzten Wochen, sind:
Hausdurchsuchungen in den Büros der Liga gegen den Imperialismus (Lgdi der KPD,d.Vf.) in mehreren Städten der BRD, Beschlagnahme von 'Beweismaterial' sowie Verhaftung von kommunistischen und anderen fortschrittlichen Menschen unter fadenscheinigen Gründen.

Wer glaubt, die Rathausbesetzung sei ausschließlich Ursache für all diese Maßnahmen gewesen, ist genau auf die Hetze der Presse gegen alle Gruppen, die links von den im Bundestag vertretenen Parteien stehen, hereingefallen. Die Bonner Rathausbesetzung der Gruppe 'KPD' am 10.4.1973 diente lediglich als Vorwand.

Weyer hat ein Demonstrationsverbot gefordert, das gegen alle Kommunisten gerichtet ist, gleich welcher Gruppierung sie angehören. Seit Monaten werden schon Verbotsanträge gegen einige kommunistische Organisationen wie Kommunistischer Bund Bremen (KBB), Gruppe 'KPD' und Gruppe 'KPD/ML' (Roter Morgen (KPD/ML-ZK,d.Vf.)) vorbereitet. Verschiedene Staatsanwaltschaften sind damit beauftragt worden, 'Beweismaterial' (Akten, Fahnen, Flugblätter etc.) zu sammeln, um auf ein baldiges Verbot hinzuarbeiten.

Die von der Regierung angestrebten Maßnahmen richten sich nicht nur gegen Kommunisten, sondern gegen jeden, der bei einer Demonstration versucht, mittels eines Megaphons oder eines Lautsprecherwagens zu agitieren (s. Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ,d.Vf.) vom 4.5.1973 (vgl. NRW - 3.5.1973,d.Vf.).

Am Tag der Rathausbesetzung empfing Bundespräsident Heinemann den Völkermörder Thieu in Bonn. Gegen diesen Besuch, der eine Provokation für alle fortschrittlichen Menschen darstellte, wurden verschiedene Demonstrationen durchgeführt. Anläßlich dieser Aktion hat eine Gruppe von Demonstranten, vorwiegend Mitglieder der Gruppe 'KPD', überraschend das Rathaus besetzt, verbunden mit einem Ultimatum, vermutlich an die Bundesregierung gerichtet, das die Aufhebung der Einreiseverbote gegen Vertreter der indochinesischen Völker und die sofortige Abreise Thieus forderte.

Hier wurde der Regierungssitz einer Kommune besetzt - nicht durch empörte Stadtbewohner, sondern durch angereiste Vertreter einer Organisation, die sich 'KPD' nennt, diese Besetzung ausdrücklich als die ihre proklamiert, der Regierung ein Ultimatum stellt und sich aufspielt, als wolle sie die Machtfrage stellen.

Wenn gewisse Leute innerhalb der kommunistischen Bewegung nicht begreifen können, daß die Kommunisten von sich aus und jenseits der Massenaktionen keine Politik der physischen Konfrontation mit der bürgerlichen Staatsmacht betreiben, dann gehören sie in den politischen Kindergarten.

Etwas anderes ist es, wenn in spontanen Massenbewegungen, z.B. bei Straßenbahndemonstrationen der Polizei Widerstand geleistet wird. Bleibt eine Massensolidarisierung und Massenmobilisierung aus, so ist es politisch sinnlos und schädlich, solche Widerstandsaktionen durchzuführen.

Obwohl wir die Bonner Rathausbesetzung für politisch falsch und schädlich halten, solidarisieren wir uns mit denen, die unter dem Vorwand dieser Aktion verfolgt und verhaftet werden.

Für Meinungs- und Demonstrations- und Versammlungsfreiheit!
Gegen politische Unterdrückung in Betrieb, Schule und Hochschule!
Weg mit dem KPD-Verbot!"

Nachgedruckt wird auch der erwähnte Artikel aus der 'SZ' und in einem weiteren Beitrag heißt es:"
POLIZEITERROR UND SEINE HINTERGRÜNDE

Seit der Fertigstellung des vorliegenden Artikels zur verbotenen 1.Mai-Demonstration der 'KPD' fanden der Abbau der demokratischen Rechte und die Illegalisierung kommunistischer Gruppen einen neuen Höhepunkt in den Vorfällen am 18. und 19.Mai.

Was ging dem offensichtlichen Polizeiterror voraus? Für den 18. und 19.Mai waren in Dortmund zwei Demonstrationen angemeldet worden. Die Demonstration am Freitag, dem 18.5., richtete sich gegen die Einschränkung der Demonstrations- und Meinungsfreiheit, wie sie z.B. in dem Verbot der 1. Mai-Demonstration der 'KPD' sichtbar geworden war, und wurde vom regionalen Komitee gegen das Demonstrationsverbot organisiert. Diesem Komitee gehörten bis dahin die Kommunistische Fraktion (KFR,d.Vf.), Arbeiter-, Schüler- und Studentengruppen an. Die 'KPD' und 'KPD/ML' hatten die Teilnahme an dieser Demonstration abgelehnt. Stattdessen veranstaltete die 'KPD' eine gesonderte Kundgebung gegen die Demonstrationsverbote vor der geplanten Demonstration des Komitees.

Die 2. Demonstration, am Samstag, dem 19.5. war gegen den Besuch Breschnews gerichtet und wurde von den Gruppen 'KPD' und 'KPD/ML' getragen. Beide Demonstrationen wurden verboten.

Man versuchte diese Verbote durch den massiven und überaus unberechtigten Einsatz von Polizei- und Bundesgrenzschutzkräften (BGS,d.Vf.), der in keinem Verhältnis zur Zahl der Demonstranten stand, durchzusetzen. Die Presse spricht von 4 000 eingesetzten 'Ordnungshütern', doch muß nach Augenzeugenberichten die Zahl erheblich höher eingeschätzt werden. Kennzeichnend für den Polizeiterror waren die Richtlinien, die der Polizeipräsident und Einsatzleiter Riwotzki ausgegeben hatte. Parolen, wie z. B. 'Knüppel frei', und der Wille, durch massenhafte Festnahmen die Innenstadt zu entvölkern (Zitat dem Polizeifunk entnommen: Festnehmen, was festzunehmen ist!), gaben jedem 'Schützer' der Bevölkerung das Recht, ihm verdächtige Personen, d.h. potentielle Demonstranten, willkürlich und unter Einsatz aller Machtmittel zu verhaften, und gegebenenfalls vorher kurz einmal zusammenzuschlagen. Daß dabei hauptsächlich Passanten getroffen wurden, störte die Polizei sehr wenig, was allerdings zur Folge hatte, daß große Teile der Bevölkerung sich mit den Demonstranten solidarisierten und sich zu zahlreichen Diskussionen bereitfanden. Die Festgenommenen wurden unter gesetzwidrigen Bedingungen festgehalten, und selbst ein Gespräch mit einem Rechtsanwalt wurde ihnen nicht gestattet.

Um das Vorgehen der Polizei während der beiden Demonstrationen richtig einschätzen zu können, muß man neben der Auswertung der Vorgänge am 18., 19. 5. und der Verbotsbegründung des Polizeipräsidenten auch die vorbereitende und begleitende Hetze der Landes- und Bundesregierung und der Zeitungen beachten. Für die Verbotsbegründung gegen die Demonstration des Komitees gegen die Demonstrationsverbote mußte die Behauptung herhalten, daß 'KPD'-Mitglieder und -Sympathisanten an dieser Demonstration teilnehmen könnten und damit eine Gefährdung der 'öffentlichen Sicherheit und Ordnung' gegeben sei. Außerdem wird gesagt, daß im Komitee die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet mitarbeitet, die die Revolution anstrebt und somit der 'KPD' gleichzusetzen ist. Diese beiden Begründungen lassen sich letztlich auf jede demokratische und kommunistische Demonstration anwenden, da an jeder Demonstration Mitglieder und Sympathisanten der 'KPD' teilnehmen können und alle Kommunisten letztendlich eine Revolution anstreben.

Der 1.Grund zeigt, daß erste Ansätze einer Beschneidung der freien Meinungsäußerung vorhanden sind, der 2., daß versucht wird, die Verbotsdrohung gegen die 'KPD' auf alle kommunistische Organisationen auszudehnen. Unterstützt wird diese Ausage durch die Äußerungen der Presse und Mitglieder der bürgerlichen Parteien, die immer mehr dazu übergegangen sind, nicht mehr das Verbot der 'KPD', sondern das der 'Maoisten', also der kommunistischen Organisationen, die nicht der D'K'P (DKP,d.Vf.) nahestehen, und in letzter Zeit verstärkt das Verbot der D'K'P einbeziehen.

Es muß eindeutig festgestellt werden, daß diese Verbotsdrohungen nicht aufgrund einer einzelnen und sinnlosen Aktion, wie es der Bonner-Rathaussturm war, ausgesprochen wurden, sondern aufgrund der sich in den letzten Jahren immer mehr verstärkenden Kämpfe der Arbeiterklasse. Zunehmende Arbeitshetze im Betrieb, brutale Rationalisierungsmaßnahmen, Massenentlassungen, allgemeine Teuerung, zunehmende Umweltverschmutzung und Erkrankungshäufigkeiten - es sind in erster Linie gar nicht die linken Studenten, sondern die Arbeiter selbst, die sich gegen diese Auswirkungen unseres Systems wehren. Von den Septemberstreiks 1969 bis hin zu den spontanen Streiks bei Mannesmann (MM, IGM-Bereich in Duisburg - vgl. 28.2.1973,d.Vf.) und Hoesch (IGM-Bereich in Dortmund - vgl. 8.2.1973,d.f.) ist in der Arbeiterklasse eine Bewegung entstanden, die für den kapitalistischen Staat tausendmal gefährlicher ist als eine verzweifelte Rathausbesetzung in Bonn. Darum, weil die Gefahr besteht, daß die kommunistischen Organisationen den Arbeitern in verstärktem Umfang diese Probleme durchsichtig machen können und die Gefahr besteht, daß die Arbeiter durch diese größere Information das bestehende System immer mehr in Frage stellen und dagegen angehen, sieht es das Kapital als notwendig an, die kommunistischen Organisationen zu verbieten. Um eine breite Solidarisierung aller Organisationen zu verhindern, werden diese Verbote nicht auf einen Schlag gegen alle ausgesprochen. Durch die einzelne Behandlung der Gruppen wird zudem die Möglichkeit geschaffen, das Verbot der folgenden propagandistisch vorzubereiten.

Darum, weil hier eindeutig mit fadenscheinigen Gründen das Recht auf freie Meinungsäußerung beschnitten wird und eine politische Opposition ausgeschaltet werden soll, ist es nötig, daß sich alle Demokraten, Sozialisten und Kommunisten dagegen wehren.

Wir möchten euch auffordern, an den Sitzungen des Hochschulkomitees des neukonstituierten regionalen Komitees gegen das Demonstrationsverbot teilzunehmen und es aktiv zu unterstützen! Dieses Komitee erarbeitet eine Arbeitsgrundlage, die eine möglichst breite Aktionseinheit ermöglichen soll.

KOMMT ZU DEN SITZUNGEN DES HOCHSCHULKOMITEES!
KAMPF DER EINSCHRÄNKUNG DER DEMONSTRATIONS- UND MEINUNGSFREIHEIT!
Q: DOS Nr.20,Dortmund o.J. (1973)

04.06.1973:
Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche eine Sondernummer ihrer 'Kommunistischen Studentenpresse' (vgl. 7.5.1973) als Dokumentation zum Preis von 20 Pfg. heraus, von der uns bisher nur die ersten beiden Seiten*vorlagen:"
PRÜFUNGSORDNUNG JETZT AUCH AN DER PH DORTMUND VERSCHÄRFT!

SCHON SEIT ANFANG MAI IST AN DER PH DORTMUND EINE VERSCHÄRFTE PRÜFUNGSORDNUNG (PO) IN KRAFT!
Dies geht aus einem Papier des staatlichen Prüfungsamtes Dortmund hervor, das wir hier als Dokumentation abdrucken. Die Kernpunkte der Prüfungsverschärfung entsprechen dem, was auf der Grundlage der Prüfungsordnung von 1968 an der PH Rheinland bereits im letzten Semester durchgesetzt wurde:
- BESCHRÄNKUNG DER ZAHL DER PRÜFLINGE AUF 70 PRO PRÜFER, damit Beseitigung des Rechts auf freie Wahl des Prüfers und Einführung einer neuen Form des Numerus Clausus (NC,d.Vf.),
- BESEITIGUNG DES RECHTS AUF FREIE WAHL DES PRÜFUNGSTHEMAS,
- VERSCHÄRFUNG DER STAATSAUFSICHT durch verstärkung des Einflußes des Staatsprüfers auf den Prüfungsablauf, Einbau der Gesinnungsschnüffelei in die Prüfung.

Die unmittelbare Folge der Prüfungsverschärfung an der PH Rheinland: im letzten Semester wurden in Köln wegen der Begrenzung der Prüflingszahl 56 Kandidaten nicht zur Prüfung zugelassen. Sie durften noch ein Semester warten.

Bei dem vorliegenden Papier handelt es sich um das Protokoll einer Sitzung der Mitglieder des Prüfungsamtes Dortmund vom 9.5.1973. Die Übereinstimmung der Verschärfung der PO, wie sie hier festgelegt ist, mit dem, was an der PH Rheinland bereits im letzten Semester von der SPD-Kultusbürokratie durchgesetzt wurde, geht sogar so weit, daß dieses Protokoll streckenweise textidentisch ist mit einem Papier, welches das Staatliche Prüfungsamt für Köln/Bonn 'Nur zum Dienstgebrauch für die Mitglieder des Prüfungsamtes' im letzten Semester verfaßt hat.

Beide Maßnahmen, hier wie in Köln und Bonn, sind Bestandteile einer wahren 'Ausrichtungsbewegung', die SPD-KuMi Girgensohn - unter strenger Geheimhaltung - in ganz NRW veranstaltet. Das ZIEL dieser Ausrichtung verraten die ersten Sätze des vorliegenden Protokolls: 'Er' (der Leiter des Prüfungsamtes, Strohmann) 'teilt mit, daß der Kultusminister den Hochschulen den Entwurf der neuen PO voraussichtlich noch im SS 1973 zur ausführlichen Diskussion und Stellungnahme gem. Paragraph 21 des HSchG zuleiten wird'.

DIE NEUE PO STEHT ALSO AN, UND DEREN REIBUNGSLOSE DURCHSETZUNG MUSS NATÜRLICH VORBEREITET WERDEN. Das geschieht dadurch, daß die 'Prüfungstradition', über deren laschheit sich Girgensohn im letzten Semester persönlich beklagt hat (siehe dazu auch weiter unten!), Schritt für Schritt beseitigt wird: ERST BONN UND KÖLN, JETZT DORTMUND - ANDERE PH'S WERDEN FOLGEN. So soll durch verschärfte Übergangsregelungen der Boden bereitet werden, auf dem sich dann das total reglementierte Studium, wie es die kommende neue PO bringen wird, durchsetzen läßt!

WIE DIE NEUE PO IN IHREN GRUNDZÜGEN AUSSEHEN WIRD, DAS ZEIGT DER LETZTE ABSCHNITT DES PROTOKOLLS der Sitzung des Prüfungsamtes. Hier offenbart sich vollends das reaktionäre Bildungsreformkonzept der SPD-Landesregierung, das die bedingungslose Unterwerfung der Studenten unter die bürgerlichen Lehrinhalte erzwingen will, den Lehrermangel verewigt und diejenigen politisch diszipliniert, die diese reaktionäre Bildungspolitik bekämpfen.

Diese reaktionären Maßnahmen des KuMi dürfen wir nicht kampflos hinnehmen! Die Antwort der Studenten der PH Rheinland auf die Verschärfung der PO war im letzten Semester STREIK. Daß es damals nicht zu einem gemeinsamen andauernden Kampf aller PH-Studenten NRW's kam, lag daran, daß es reaktionären Hochschulorganisationen, wie dem SLH hier an der PH, noch gelingen konnte, vielen Studenten weiszumachen, das betreffe sie noch gar nicht. Daß es uns genauso betrifft, wie alle anderen PH-Studenten, kann jetzt keiner mehr verleugnen!

Fordern wir als ersten Schritt zur Einleitung geeigneter Kampfmaßnahmen die Einberufung einer Vollversammlung in den ersten Tagen nach den Pfingstferien!!!!"

Es folgt das Dokument (vgl. 9.5.1973).

Unter derselben Überschrift erscheint auch ein einseitiges Flugblatt der Zelle des KSV, in dem zum Lesen dieser 'Kommunistischen Studentenpresse' aufgerufen und zu einer Informationsveranstaltung um 13 Uhr im Raum 0.305 eingeladen wird.
Q: Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Sondernnummer Prüfungsordnung jetzt auch an der PH Dortmund verschärft!,Dortmund o.J. (1973); KSV-Zelle PH Dortmund:Prüfungsordnung jetzt auch an der PH Dortmund verschärft,Dortmund o.J. (1973)

18.06.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.6.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
ZUR PRÜFUNGSORDNUNG

Bei einem Gespräch, daß der AStA mit dem Prüfungsamtsleiter Strohmann bezüglich der im Rahmen der 'Hochschulreform' zu erwartenden neuen Prüfungsordnung führte, konnten folgende Informationen eingeholt werden:
Strohmann betonte, eine Änderung der bisherigen Prüfungsgepflogenheiten hätten innerhalb dieses Semesters an unserer PH nicht stattgefunden. Die Einsetzung der neuen PO erfolgt voraussichtlich im Sommersemester 1974, wobei der Prüfungsordnungs-Entwurf auf alle Fälle während des Semesters, also nicht in den Semesterferien beraten und endgültig verabschiedet werden soll. Geprüft werden sollen nach der neuen PO nur die Studenten, die sich nach ihrem Inkrafttreten immatrikuliert haben. Zwecks dieser Handhabung ist ganz offensichtlich die Spaltung und Desolidarisierung der Studentenschaft, um ein gemeinsames Vorgehen aller Studenten zu verhindern.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs nahm Strohmann noch zu folgenden Punkten Stellung.

1. Beschränkung der Prüflingszahlen auf 70 pro Prüfer. Grundsätzlich ist Strohmann für die Beschränkung der Kandidatenzahl, da er den momentanen Zustand, nämlich die Tatsache, daß auf diverse Prüfer 120 - 140 Prüflinge kommen, für unzumutbar hält. Er will über einen längeren Zeitraum hin (1 – 1 1/2 Jahre) die Zahl von rund 70 Prüflingen je Prüfer anstreben. Dazu schlägt er folgende Maßnahmen vor: Ausdehnung des Prüfungsangebots durch die Einbeziehung von Assistenten in die Prüfungen.

Strohmann selbst hat nicht vor qua seines Amtes die Prüflingszahl zu begrenzen, sondern er überläßt diese Entscheidung den einzelnen Prüfern.

2. Einsetzen eines dritten Prüfers. Der dritte Prüfer soll als 'Mann der Praxis' aus dem Schuldienst kommen und die Praxisbezogenheit der Prüfungsinhalte messen. Unter dem 'Mann der Praxis' ist sowohl ein Lehrer als auch ein Schulaufsichtsbeamter zu verstehen. Strohmann hält es in der momentanen Schulsituation (Lehrermangel) für unverantwortlich, Lehrkräfte auf längere Zeit hin aus dem Schuldienst zu nehmen, sodaß wohl mit der Anwesenheit von Schulräten während der Prüfung zu rechnen ist. Er sieht in der Präsenz eines Schulaufsichtsbeamten keine Staatsaufsicht. Sein Anliegen ist es, 'fortschrittliche Praktiker' als dritte Prüfer einzusetzen, wobei er Vorschläge aus der Studentenschaft berücksichtigen würde. Auf Grund eines Erlasses sind die zuständigen Behörden verpflichtet, den vom Prüfungsamtsleiter gewünschten Praktiker zu Verfügung zu stellen.

3. Studieneinheiten. ES WERDEN FACHKOMMISSIONEN GEBILDET, DIE SICH AUS ANGEH;RIGEN DER PRÜFUNGSÄMTER ZUSAMMENSETZEN UND VORSCHLÄGE DER HOCHSCHULEN ZUR NEUORDNUNG DER STUDIENZIELE UND INHALTE AUSARBEITEN SOLLEN. DIESE FACHKOMMISSIONEN HABEN ALLERDINGS NUR EMPFEHLENDEN CHARAKTER, D.H. DIE LETZTE ENTSCHEIDUNG FÄLLT DAS KUMI. Die Studieneinheiten bestehen aus rund fünf Semesterwochenstunden. Die Zulassung zur Prüfung wird abhängig gemacht von der Absolvierung einer bestimmten Anzahl von Pflichteinheiten.

4. Themenbesprechung. Bei den Vorgesprächen zu den Klausurthemen ist darauf zu achten, daß nur Themenbereiche und keine festen Themen besprochen werden.

'Kernstück aller Maßnahmen zur Hochschulreforn ist die Neuordnung von Studium und Prüfungen', heißt es in der Begründung zum Hochschulrahmengesetz (HRG). Der Charakter dieses 'Kernstückes' wird in der obigen Darstellung deutlich.

Spaltung der Studentenschaft durch das allmähliche Einsetzen der PO, Abschaffung der freien Prüferwahl durch Beschränkung der Kandidatenzahl und Prüfung unter Staatsaufsicht durch den dritten Prüfer zeigen eindeutig weitere Repressions- und Disziplinierungsversuche des kapitalistischen Staates. Der AStA wird im kommenden Wintersemester, wenn die Diskussion der neuen PO ansteht, entsprechende Maßnahmen einleiten, um den Angriff der repressiven Kultusbürokratie abzuwehren."
Q: DOS Nr.21,Dortmund 27.6.1973

27.06.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt die Nr.21 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 21.5.1973, 8.10.1973) mit 17 Seiten DIN A 4 heraus.

Berichtet wird vom AStA-Teach-In zur Gesamthochschule (GHS - vgl. 20.6.1973), von der Prüfungsordnung (PO - vgl. 18.6.1973) und vom 'bayrischen Hochschulkampf' an der LMU München (vgl. 18.6.1973, 19.6.1973) bzw. in ganz Bayern (vgl. 18.6.1973, 19.6.1973).

Angekündigt wird eine Schulung der GEW-AG (vgl. 4.7.1973) und:"
Die GEW-AG hat soeben in 50seitiges Arbeitspapier für eine Politökonomie-Schulung erstellt. Die Texte sind für 1,50 DM im AStA erhältlich."

Geschildert wird zunächst:"
DIE LAGE DES DORTMUNDER STW

Die soziale Lage der Studenten im Dortmunder Raum spitzt sich weiter zu. Grund dafür ist die desolate Lage des Studentenwerks, das in keiner Weise mehr die nötige finanzielle und personelle Unterstützung zur Erfüllung seiner Aufgaben bekommt.

- In unzureichenden Räumlichkeiten und mit zu wenigen Mitarbeitern in der Förderungsabteilung wird das Studentenwerk im Wintersemester nicht mehr in der Lage sein, die Baföganträge schnell genug zu bearbeiten.
- In der Bauabteilung arbeitet nur EIN Mitarbeiter, der sich um das vorhandene Wohnheim kümmern soll, ein weiteres planen und nebenbei auch noch eine Zimmervermittlung betreibt.
- Die Mensasituation ist bestimmt durch die Überlastung des Personals, das in der AVZ Mensa 1200 Essen kochen soll, aber gut das Doppelte kochen muß und auch bisher bereit war, im Interesse der Studenten diese Überbelastung hinzunehmen.

Diese Fragen hat der Vorstand des Studentenwerks in einem ausführlichen Brief dem Wissenschaftsminister (WiMi,d.Vf.) vorgelegt und um Antwort gebeten. Diese Antwort blieb aus, wohl im Hinblick darauf, daß des Ministers neues Studentenwerkgesetz (StWG,d.Vf.) alles wieder ins Lot bringen werde."

Es folgen Auszüge aus dem Brief (vgl. 2.4.1973) und fortgefahren wird:"
Auf diese Schwierigkeiten hat nun der Vorstand auch in einer Pressekonferenz (vgl. 1.6.1973,d.Vf.) die Öffentlichkeit hingewiesen. Die Frage, welche politische Effektivität dies hat, sei dahingestellt. Fakten sprechen gegen den letzten Versuch, das Studentenwerk dem endgültigen Zugriff durch die Landesbürokratie zu entziehen. Gerade jetzt, wo dem Landtag der Studentenwerksgesetzentwurf (StWG - vgl. S7.*.1973,d.Vf.) vorgelegt wurde, wird das WiMi gerade mit dem Argument der dauernden Finanzschwierigkeiten der Studentenwerke hausieren gehen. Denn mit dem Studentenwerksgesetz sind der Formierung und Reglementierung der Hochschulen auf dem Sozialsektor Tür und Tor geöffnet. Eine Verbesserung der sozialen Situation der Studenten durch Umwandlung der STW's in Anstalten öffentlichen Rechts ist nicht zu erwarten. War doch in diesem Haushalt bereits kein Geld mehr da für Raus verfaßte Studentenschaft (VS,d.Vf.). So wird erst Recht kein Geld für den Sozialbereich vorhanden sein. So stellt sich das Gesetz als nichts anderes dar als der Versuch den sozialen Numerus Clausus (NC,d.Vf.) zu instrumentalisieren. Dies ist der flankierende Versuch, die Studentenströme den Notwendigkeiten der sich entwickelnden Produktivkräfte anzupassen.

Der AStA der PH Dortmund wird daher die Bediensteten des Dortmunder Studentenwerks im Kampf gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen unterstützen."
Q: DOS Nr.21,Dortmund 27.6.1973

28.06.1973:
Die Presse- und Informationsstelle der Universität Dortmund berichtet:"
STUDENTEN HABEN FÜR EINEN TAG KEIN MENSA-ESSEN
Studentenwerk Dortmund streikt

Dortmund, den 26.Juni 1973. 'Der Minister schweigt, das Studentenwerk streikt'. Unter diesem Motto steht der eintägige Streik des Studentenwerkes Dortmund. Am Donnerstag, den 28. Juni wird das Studentenwerk die Mensabetriebe und die Cafeterias an der Pädagogischen Hochschule Dortmund und an der Universität Dortmund für einen Tag schließen. 4 200 Studenten und über 1 000 Bedienstete beider Hochschulen werden am 28. Juni gezwungen sein, sich selbst mit Essen zu versorgen. Außerdem wird das Studentenwerk in Dortmund und in Hagen seine Wohnungsvermittlungsstelle, seine Förderungsabteilung (BaFöG) und die Krankenkassenstelle geschlossen haben.

Die Schließung der Mensen im Dortmunder Raum begründet das Studentenwerk mit der 'nachlässigen Behandlung' der Angelegenheiten des Studentenwerkes durch den Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (NW).

Das Studentenwerk Dortmund hatte zuletzt am 2.April 1973 dem Minister in Düsseldorf seine schwierige Lage mit ausführlichem Zahlenmaterial dargestellt. Im einzelnen klagte damals das Studentenwerk über 'unzureichende Räume, zu wenig Mitarbeiter und zu kleine Küchen, die kaum fähig seien, die Studenten mit ausreichenden und ernährungsphysiologisch richtigen Mahlzeiten zu beliefern.' Der Minister hat bis heute auf die Klagen des Studentenwerkes nicht geantwortet.

Die Studentenschaft der Universität Dortmund und der Pädagogischen Hochschule werden am 28.Juni, 11 Uhr 30, aus Anlaß des Streikes des Studentenwerkes vor der Mensa der Universität und in der Pädagogischen Hochschule ein sogenanntes Teach-in veranstalten."

Berichtet wird auch durch den AStA der PH Dortmund (vgl. 17.10.1973).

Laut KSV der KPD (vgl. 4.7.1973) verwirklicht der MSB-Spartakus an der PH Dortmund anläßlich des Streiks von Arbeiterrinnen gegen miserable Arbeitsbedingungen der Mensa-Betriebe sein Programm 'Für die eigenen Interessen kämpfen' auf folgende Weise:"
Als die Mensa-Arbeiterrinnen wegen miserabler Arbeitsbedingungen für die Erhöhung der Planstellen in den Streik traten, stellten sich die Spartakisten hin und verkauften (!) geschmierte Brötchen und Getränke. Von dem Bündnis mit der Arbeiterklasse war nicht mehr viel die Rede. Die empörten Arbeiterrinnen zwangen jedoch die MSBler wenn nicht zur Vernunft, so doch zum Rückzug. Der Verkauf mußte eingestellt werden."
Q: Dem Volke Dienen Nr.19,Dortmund 4.7.1973,S.6; DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973,S.17; Universität Dortmund:Monatsspiegel Nr.1,Dortmund 13.7.1973,S.8f

02.07.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.10.1973) berichtet von der heutigen Studentenkonferenz (SK - vgl. **.*.1973, **.**1973), daß diese beschloß, "in der ersten Studentenvollversammlung des Wintersemesters 1973/1974 einen Satzungsausschuß zu bilden, der einen neuen Satzungsentwurf erarbeiten wird."
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Okt. 1973),S.22

04.07.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 27.6.1973) kündigte an:"
SCHULUNG

Die GEW-AG führt vom 4. bis 6.Juli eine Politökonomieschulung durch. Es sind noch 15 Plätze frei. Nähere Auskünfte im AStA."
Q: DOS Nr.21,Dortmund 27.6.1973,S.7

27.08.1973:
Spätestens Anfang dieser Woche gibt der AStA der PH Dortmund das Flugblatt "Terrorjustiz in Dortmund" zum Prozeß gegen Klaus Dillmann (vgl. 29.8.1973) heraus, in dem auch auf den Spreti-Prozeß gegen u.a. Klaus Dillmann in Bochum (vgl. 30.8.1973) hingewiesen wird.
Q: AStA der PH Dortmund:Terrorjustiz in Dortmund,o.O. (Dortmund) o.J. (1973)

08.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt vermutlich Anfang dieser Woche eine Sondernummer "Einführung in das PH-Studium" seiner 'DOS' – Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 27.6.1973, 17.10.1973) mit 56 Seiten DIN A 4 heraus.

Enthalten ist zunächst folgendes:"
EDITORIAL

Kommilitoninnen und Kommilitonen,

diese Sondernummer der Dortmunder Studentenzeitung (DOS) wird zum Wintersemester 1973/1974 in zweiter Auflage (vgl. 16.10.1972,d.Vf.) vom Abteilungs-Studentenausschuß (AStA) herausgegeben.

Diese Einführungsschrift soll Euch helfen, einen, wenn auch kleinen, Einblick in die komplexe Situation an der PH Dortmund geben.

Im einzelnen beschäftigen wir uns in dieser Schrift zunächst mit einigen organisatorischen Gegebenheiten, die man wissen sollte.

Schwerpunkt dieser Einführungsschrift wird aber die Darstellung der einzelnen Studiengänge des Grund- und Hauptschullehrers, des Heilpädagogen und des Diplompädagogen sein.

Nicht minder bedeutsam scheint uns die hochschulpolitische Landschaft dieser PH. Wir stellen daher zum einen die politischen Gruppen und ihre Politik an dieser PH dar. Damit verbunden ist die Darstellung des Aufbaus der Verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.) sowie eine Einschätzung der studentischen Arbeit in den Hochschulgremien.

Hochschulpolitik ist aber nicht isoliert von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. Daher wird in dieser Einführungsschrift ebenso Stellung bezogen zu den Problemen politischer Disziplinierung und den Berufsverboten (BV,d.Vf.), auch dann, wenn man versucht, das allgemeinpolitische Mandat der ASten zu zerschlagen.

Da nicht alle Probleme in dieser Schrift angesprochen werden können, verweisen wir auf die ASTA-Studieneinführungen und die ASTA-Einführungsfreizeiten (sehe Ankündigungen am AStA-Brett)."

Bekanntgegeben werden:"
TERMINE

Da in dieser Einführungsnummer nur die Probleme und Fragen, die mit der Aufnahme des Studiums entstehen, angedeutet werden konnten, weisen wir, für die, die an der Vertiefung dieser Fragen interessiert sind, auf folgende Termine hin: …

ARBEITSREFFEN DER GEW-AG
Jeden Montag von 18 Uhr an.

ATSA-SITZUNGEN
Jeden Montag 13 Uhr."

Angekündigt werden auch die AStA-Einführungsfreizeiten (vgl. 13.10.1973, 18.10.1973) und eine Schulung der GEW-AG (vgl. 13.11.1973).

Der Beitrag "Studiengang: Lehrer" ist gegenüber der 1.Auflage nur unwesentlich verändert, dasselbe gilt für "Studiengang Diplompädagoge", wo allerdings folgende "Anmerkung" hinzugekommen ist:"
Studneten, die zunächst das erste Staatsexamen ablegen, können durch eine Nachklausur in einem grundwissenschaftlichen Fach das Vordiplom erhalten. Sie können dann anschließend bei entsprechendem Weiterstudium das Diplom machen."

Informiert wird auch über die:"
BERUFSAUSSICHTEN DES DIPLOMPÄDAGOGEN

Anzeigenteile großer Zeitungen haben einen zweifelhaften Informationswert; es wäre illusionär, ihnen Glauben schenken zu wollen. Was dort an Aufgaben des Dipl. Päd. angerissen wird, läßt vermuten, daß die Inserenten sich in gleicher Ratosigkeit befinden wie arbeitssuchende Diplompädagogen.

Es zeigt sich, daß hier ein neuer Studiengang entworfen wurde, der am tatsächlichen Bedarf und den ausgeschriebenen Stellen vorbeiorientiert wurde. In vielfacher Hinsicht sind die Dipl. Päds. ihrer akademischen 'Konkurrenz' - wie Psychologen und Soziologen - gegenüber stark benachteiligt. Der Diplompädagoge ist Lückenbüßer ihrer nicht abgedeckten Arbeitsgebiete.

In einer weitläufig verbreiteten Meinung stellt sich der Dipl. Päd. als diplomierter Lehrer dar. In der Tat steht ihm die Möglichkeit offen in den Schuldienst zu gehen. Er übernimmt dort Planung, Verwaltung und Organisation der entsprechenden Schulnotwendigkeiten. Und dies auch nur dann, wenn es Planstellen gibt - die gibt es aber kaum. Wenn also, macht er sich außerdem zum Handlanger einer verpfuschten Bildungsplanung im Schutz der Kultusbürokratie.

Ein weiteres Feld ist die Bildungsplanung und -beratung. 'Planung' ist hierbei sicherlich irreführend, denn die Ziele der Bildungsplanung sind bereits durch die Kultusbürokratie vorweggenommen.

Als Berater z.B. in Arbeitsämtern, als Studentenberater, erhebt sich die Frage, warum akademische Qualifikation. Vielleicht weil er sich bereits selbst durch den Wust von Bildungsmöglichkeiten hindurchgewunden hat und nun dafür prädestiniert ist?

Die Vorschulerziehung ist sehr ins Gerede gekommen. Dort zu arbeiten hieße für jeden Dipl. Päd. sein Studium im Nachhinein herabzuqualifizieren: er wird im besten Falle als 'hochqualifizierter' Kindergärtner angestellt. Seine Grenzen würden ihm von den 'Praktikern' in diesem Bereich gestellt.

Ein ähnliches Dilemma herrscht bei den Sozialpädagogen. Gerade hier wird der Dipl. Päd. ggenüber den Spezialisten wie den Sozialpsychologen benachteiligt.

Der Aufgaben der Diplom-Pädagogen im Bereich der Erwachsenenbildung hängen vom Engagement der Kommunen in diesem Bereich ab, besonders deutlich wird das in den sich immer wiederholenden Volkshochschulprogrammen (VHS,d.Vf.). Vielleicht werden hier die Möglichkeiten größer, wenn nach dem HRG die Erwachsenenbildung mit in die Hochschulen einbezogen wird. Aber dies steht noch in den bildungspolitischen Sternen.

Bei den derzeitigen wenigen Möglichkeiten wäre es sicherlich verfehlt, bei den Studenten große Hoffnungen in diesen Studiengang zu wecken. Die Möglichkeit seiner Ausbildung entsprechend arbeiten zu können, birgt ein großes Risiko in sich.

Gerade dieser Studiengang offenbart die Desorientierung der Kultusbürokratie und ihrer verpfuschten hochschulpolitischen Reformansätze, die es gilt entschieden zu bekämpfen."

Dargestellt wird auch das:"
STUDIENZIEL HEILPÄDAGOGE

Aus den Bestimmungen des Lehrerausbildungsgesetzes (S10. **.**.19**,d.VF.) ergeben sich drei verschiedene Wege zum Erwerb der Befähigung für das Lehramt an Sonderschulen:

a) das grundständige achtsemestrige Studium nach Erwerb der Hochschulreife;

b) ein viersemestriges Ergänzungsstudium nach dem Bestehen der 1. Staatsprüfung für ein Grundlehramt;

c) ein viersemestriges Ergänzungsstudium nach Bestehen der 2. Staatsprüfung für ein Grundlehramt.

Grundlehrämter sind die Lehrämter an der Grundschule und Hauptschule, an der Realschule, an berufsbildenden Schulen und am Gymnasium.

Der Studiengang bei einem grundständigen Studium bezieht sich bis zur 1. Staatsprüfung auf folgende Bereiche, wobei in den ersten sechs Semestern sowohl an der Abt. Heilpädagogik, als auch an der allgemeinen Abteilung studiert wird.

I. GRUNDWISSENSCHAFT
besteht aus folgenden zwei Schwerpunktbereichen:
1.
a) Allgemeine Pädagogik
b) Schulpädagogik
2.
a) Psychologie
b) Soziologie
c) Philosophie
d) Politikwissenschaft
Aus den Gruppen 1 und 2 ist jeweil nur ein Fach zu studieren.

II. DIDAKTISCHES FACH

Zum didaktischen Fach (Wahlfach) ist zu sagen, daß nur solche Fächer gewählt werden dürfen, die an den Sonderschultypen Unterrichtsfächer sind. Kunst, Werken und Musik können aber auch schon an der Abt. Heilpädagogik studiert werden.

III. EINE 1. SONDERPÄDAGOGISCHE FACHRICHTUNG

IV. EINE 2. SONDERPÄDAGOGISCHE FACHRICHTUNG

Die beiden sonderpädagogischen Fachrichtungen bestehen aus:
a) Pädagogik und Didaktik der Fachrichtung
b) heilpädagogische Psychologie (behinderungsspezifisch)
c) Medizin (behinderungsspezifisch)
d) Sozialpädagogik oder Soziologie der Behinderten

Die Unterschiede der 1. und 2. sonderpädagogischen Fachrichtung bestehen darin, daß für die erste 'Haupt'-Fachrichtung eine schriftliche Hausarbeit angefertigt werden muß, während in der 2.Fachrichtung eine Arbeit unter Aufsicht (Klausur) geschrieben werden muß.

Die sonderpädagogischen Fachrichtungen sind:
Sondererziehung und Rehabilitation der
1. Blinden
2. Erziehungsschwierigen
3. Geistigbehinderten
4. Körperbehinderten
5. Lernbehinderten
6. Sehbehinderten
7. Sprachbehinderten

V. ÜBUNGEN UND PRAKTIKA

Vor Aufnahme des sonderpädagogischen Teils des Studiums, zweckmäßigerweise etwa zwischen dem 2. und 3.Semester, leistet der Bewerber ZWEI INFORMATIONSPRAKTIKA von mindestens je drei Wochen an zwei Sonderschulen, die den von ihm gewählten Fachrichtungen entsprechen, ab. Jedes Praktikum steht unter der Leitung des zuständigen Schulleiters. Die Organisation des Info-Praktikums ist Aufgabe des Studenten und nicht der Hochschule. Es empfiehlt sich deshalb, frühzeitig mit den Schulen Kontakt aufzunehmen.

Nach dem 6. bzw. 7.Semester muß der Student ein ÜBUNGSPRAKTIKUM von je vier Wochen in den Sonderschulen der gewählten Fachrichtung ableisten. DIESE PRAKTIKA WERDEN VON DER HOCHSCHULE ORGANISIERT."

Es folgt der Beitrag "Was man beim Studium verlernen muß" von der PH Berlin (PHB - vgl. Okt. 1971).

Wieder einmal ein wenig überarbeitet wurde der 'klassische' AStA-Text über:"
DIE VERFASSTE STUDENTENSCHAFT

Eine verfaßte Studentenschaft gibt es bereits seit den zwanziger Jahren. Das heißt, die Studentenschaft wurde als Körperschaft vom Staat anerkannt, ihr wurden konkrete Aufgaben übertragen und bestimmte Befugnisse verliehen. Sie gab sich eine Verfassung und richtete ihre Organe ein. Der politischen Relevanz wegen beschränken wir uns auf die Darstellung nach 1945.

Die ersten Studentenparlamente wurden nach dem 2.Weltkrieg durch die Allierten einberufen.

Diese sahen in der studentischen Selbstverwaltung eine Möglichkeit, dem Hitler-Faschismus in Deutschland entgegenzuwirken. Zwei Ziele waren mit der Einsetzung der Studentenparlamente angestrebt:

Auf der einen Seite sollten die Studenten an das von den Allierten geschaffene politische System durch die Einrichtung demokratischer Spielwiesen gebunden werden. Zum anderen versuchte man das politische Engagement der Studenten in die hochschulpolitisch relevanten Gremien zu kanalisieren, um sie von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen zu isolieren und sie damit von der kritischen Reflektion dieser Entwicklungen fernzuhalten.

Solange die Studentenschaften ihr allgemeinpolitisches Mandat damit zum Ausdruck brachten, daß sie sich in die Front der Antikommunisten einreihten, wurde nie ein Zweifel am Recht zu politischen Stellungnahmen geäußert.

Mit der Studentenbewegung Mitte der sechziger Jahre wurde dies anders: als sich zeigte, daß die Kritik am kapitalistischen System der BRD aus den Reihen der Studentenschaft immer forcierter wurde und damit den Kern zur Verschärfung des Klassenkampfes in der BRD enthielt, reagierte der Staat entsprechend.

Durch die Hochschulreform (Hochschulrahmengesetz, Länderhochschulgesetze, Ordnungsrecht) versuchte der Staat nun sich direkten Einfluß auf dem Hochschulsektor zu verschaffen.

Durch Verschärfung der Prüfungsordnungen, strengere Reglementierung und Verschärfung des Numerus Clausus (NC,d.Vf.) und damit der Verschlechterung der Lebensbedingungen der Studenten versuchte man, den politischen Kampf der Studenten zu unterlaufen.

Die Ausweitung politischer Aktivitäten seitens der fortschrittlichen Studenten über den zugebilligtn Freiraum der Hochschule hinaus (allgemeinpolitisches Mandat) führte zu weiteren Versuchen des bürgerlichen Staates, die Organe der verfaßten Studentenschaft aufzulösen. Dies gelang bereits in Berlin (S20. **.**.19**,d.Vf.) und Baden-Württemberg (S20.**.6.1971,d.Vf.).

In NRW versuchte man zunächst durch den Entzug der Beitragsordnung und dann mit der endgültigen Auflösung der VS zu operieren. Durch massiven Protest und nicht zuletzt durch das Fehlen finanzieller Mittel für Raus (SPD,d.Vf.) verkrüppelte Studentenschaft, machte der Wissenschaftsminister einen 'Lernprozeß':

Er kündigte im April dieses Jahres (vgl. 24.4.1973,d.Vf.) an, daß er die Beitragshoheit der Studentenschaft erhalten wolle. Minister Rau versuchte damit, den bisherigen Kämpfen der Studenten die Spitze zu nehmen. Durch die Zusicherung, die volle Beitragshoheit zu erhalten, it eine wichtige Forderung der Studenten erfüllt worden. Allerdings wurde die wichtigste Forderung - nach dem allgemeinpolitischen Mandat - nicht erfüllt. Rau sprach der verfaßten Studentenschaft nur ein 'hochschulpolitisches' Mandat zu (siehe Auszug aus dem Studentenschaftsgesetz).

Hiermit wird erneut versucht, die Aktivitäten der Studenten auf den Hochschulbereich einzuschränken und sie von den gesamtgesellschaftlichen Vorgängen zu isolieren. Hochschule und Hochschulreform sind jedoch Bestandteil der kapitalistischen Gesellschaft. Alle ökonomischen Veränderungen finden ihren Niederschlag im Bildungssektor. Mit der Einschränkung der Rechte der verfaßten Studentenschaft wird versucht, die Aktivitäten der Studenten allein auf ihre ständischen Interessen zu reduzieren.

Der Kampf kann sich also nur um die Erhaltung einer verfaßten Studentenschaft mit einem ALLGEMEINPOLITISCHEN Mandat handeln."

Aus dem Studentenwerksgesetz (StWG - S21. **.**.19**,d.Vf.) wird sodann der Paragraph 47a zitiert:"
Studentenschaft

(1) Die Studentenschaft ist eine Gliedkörperschaft der Hochschule mit dem Recht der Selbstverwaltung im Rahmen dieses Gesetzes. Der Studentenschaft gehören die an der Hochschule eingeschriebenen Studenten an.

(2) Aufgabe der Studentenschaft ist es,
1. die gemeinsamen Interessen der Studenten als Angehörige der Hochschule wahrzunehmen,
2. für die wirtschaftlichen und sozialen Belange der Studenten einzutreten,
3. die kulturellen Belange der Studenten zu fördern,
4. den Studentensport zu fördern,
5. die Beziehungen zu den Studentenvertretungen deutscher und ausländischer Hochschulen zu pflegen.

Die Zuständigkeit der Hochschule und der Hochschulorgane für entsprechende Aufgaben bleiben unberührt. Die Studentenschaft hat das Recht, zu hochschulpolitischen Fragen Stellung zu nehmen.

(3) Organe der Studentenschaft sind
1. das Studentenparlament
2. der Allgemeine Studentenausschuß
3. die Organe der Fachschaften.

Die Zuständigkeit der Organe und die Vertretung der Studentenschaft sowie die Gliederung der Studentenschaft in Fachschaften sind in der Hochschulsatzung zu regeln. Im übrigen wird die Ordnung der Studentenschaft in einer Satzung geregelt, die vom Studentenparlament beschlossen wird und der Zustimmung des Senats und der Genehmigung des Ministers für Wissenschaft und Forschung bedarf.

(4) Die Studentenschaft erhebt von ihren Mitgliedern die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Beiträge nach Maßgabe einer Beitragsordnung. Die Beitragsordnung und die Höhe der Beiträge werden vom Studentenparlament beschlossen. Sie bedürfen der Genehmigung des Präsidenten oder des Rektorats. Der Minister für Wissenschaft und Forschung kann Höchstsätze festsetzen. Die Hochschule zieht die Beiträge für die Studentenschaft ein.

(5) Für die Haushalts- und Wirtschaftsführung der Studentenschaft gelten die Vorschriften der Landeshaushaltsordnung. Das Land wird aus Rechtsgeschäften und Handlungen der Studentenschaften nicht verpflichtet.

(6) Der Präsident oder das Rektorat der Hochschule übt die Rechtsaufsicht über die Studentenschaft aus.

(7) Die Studentenschaften, die aufgrund des bisherigen Paragraphen 24 Abs.5 HSchG errichtet worden sind, bestehen bis zum Erlaß neuer Satzungen aufgrund der vorstehenden Vorschriften in der bisherigen Rechtsform fort. Studentenschaften, die nicht aufgrund des Paragraphen 24 Abs.5 errichtet worden sind, bestehen bis zum Erlaß neuer Hochschulsatzungen in der bisherigen Rechtsform fort.'"

Es folgt ein Beitrag über die:"
STUDENTISCHE SELBSTVERWALTUNG

Die Studentenschaft der PH Ruhr Abteilung Dortmund gab sich am 3.2.1966 eine Satzung für die studentische Selbstverwaltung, in der die Aufgaben ihrer vier Organe - die im einzelnen noch vorgestellt werden - festegelgt wurden.

Diese Satzung hat allerdings in letzter Zeit immer wieder zu Auseinandersetzungen geführt, da sie in einigen Teilen überholt und problematisch geworden ist. Die Studentenkonferenz beschloß daher am 2.7.1973 in der ersten Studentenvollversammlung des Wintersemesters 1973/1974 einen Satzungsausschuß zu bilden, der einen neuen Satzungsentwurf erarbeiten wird.

Wie sehen die einzelnen Organe aus und weclhe Funktion haben sie?

STUDENTENVOLLVERSAMMLUNG

Die Studentenvollversammlung (SV) ist das oberste Organ aller Studenten, in der jeder Sitz und Stimme hat. Die SV hat folgende wichtige Aufgaben zu erfüllen:
a. sie berät die Studentenkonferenz
b. sie wählt die Mitglieder des Ältestenrates
c. sie entscheidet über Satzungsfragen
d. sie wählt die studentischen Vertreter der Grundwissenschaften in die Fächergruppen
e. sie entscheidet letzlich über alle wichtigen politischen Aktivitäten

STUDENTENKONFERENZ

Die Studentenkonferenz (SK)ist das beschlußfassende Organ der Studentenschaft.

Sie wird in unmittelbarer, geheimer und freier Wahl gewählt. Ihr gehören 26 Mitglieder an. 20 Mitglieder werden über die Listenwahl, die die politischen Hochschulgruppen bestreiten, gewählt. Sechs Mitglieder werden von den Fächergruppen entsandt.

Zu den Aufgaben der SK gehören:
a. Wahl des Astavorstands und Bestätigung der Astareferenten
b. Finanzprüfung und Entlastung des vorhergehenden AStA
c. Verabschiedung des Haushaltsplans des AStA
d. Empfehlungen für das Semesterprogramm des AStA

Deutlich wird dabei, daß die Studentenkonferenz das entscheidende Kontrollorgan des AStA ist.

Die SK tagt öffentlich. Jeder Student - dies ist Gewohnheitsrecht geworden - hat hier das Rederecht.

ÄLTESTENRAT

Der Ältestenrat ist das Schiedsorgan der Studentenschaft. Er besteht aus fünf Mitgliedern, die bereits ein Amt in der studentischen Selbstverwaltug innegehabt haben sollten.

Der Ältestenrat entscheidet in strittigen Satzungs- und Wahlordnungsfragen. Er nimmt Anfechtungen von Wahlen entgegen.

Mitglieder des ÄR sollten das 21.Lebensjahr erreicht haben.

ASTA

Der Abteilungsstudentenausschuß (AStA) ist das ausführende Organ der Studentenschaft.

Der AStA wird von den politischen Hochschulgruppen getragen, die sich an der Wahl zur Studentenkonferenz beteiligt haben.

Die SK wählt den Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und den Finanzreferenten.

Der gewählte Vorsitzende des AStA beruft dann die einzelnen Referenten für bestimmte Aufgabenbereiche. Zur Zeit hat der AStA vier Referate:

Sozialreferat, Studienreferat, Referat für Öfferntlichkeitsarbeit und ein Organisationsreferat.

Der AStA bestreitet seinen Haushalt aus den Mitteln der Studentenschaft in Form der Sozialbeiträge.

Neben den Serviceleistungen, die jeder AStA für seine Studenten erbringt, besteht die oberste Aufgabe darin, die politischen Aufgaben und Initiativen, die durch die Studentenschaft in Angriff genommen werden, zu unterstützen und auszuführen.

Der jetzige AStA, dessen Amtsperiode im Wintersemester 1973/1974 endet, wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW-AG).

Die Arbeitsschwerpunkte, die sich dieser AStA und die einzelnen Referate esetzt haben, sollen nun im einzelnen dargestellt werden."

Unter der Überschrift "Semesterprogramm" werden sodann zunächst erneut die bereits in einem 'DOS'-Extra (vgl. 12.2.1973) veröffentlichten Texte "AStA Plattform", "Zur Einschätzung der Situation an den Pädagogischen Hochschulen in der BRD" und "Zum Studienreferat" und "Zum Pressereferat" abgedruckt. Neu formuliert wurde der folgende Abschnitt:"
SOZIALREFERAT UND SOZIALPOLITIK

Es erscheint uns wichtig die staatliche Sozialpolitik von der Arbeit des AStA, die extrem gesagt in Serviceleistungen enden kann, zu unterscheiden.

DAS BUNDESAUSBILDUNGSFÖRDERUNGSGESETZ (BAFöG)

Jedem Studenten steht nach diesem Gesetz - zumindest auf dem Papier – eine individuelle Förderung zu. Realiter sieht es aber anders aus: Die Förderung ist familienabhängig, d.h. der Förderungsbetrag hängt von dem Einkommen der Eltern ab. Da aber in letzter Zeit die Löhne weiter gesteigen sind, der Freibetrag aber auch bei der Novellierung des BAFöG im Sommer 1973 (vgl. Juni 1973,d.Vf.) für weitere zwei Jahre festgeschrieben worden ist, senken sich die Förderungsbeträge kontinuierlich. Das Deutsche Studentenwerk errechnete einen durchschnittlichen Rückgang der Beträge zwischen 20 und 30%, ungeachtet der steigenden Lebenshaltungskosten. Selbst gegen massive Proteste strich die Bundesregierung den Haushaltsposten BAFöG um rund 200 Mio. DM zusammen.

Tür und Tor wurden damit der weiteren Verschlechterung der materiellen Ausbildungsbedingungen geöffnet.

Ungeachtet dessen sollte zunächst jeder Studenten einen Antrag auf Förderung nach dem BAFöG stellen.

Für die Förderung ist das Studentenwerk Dortmund e.V., 46 Dortmund-Eichlinghofen, Stockumerstraße 370, zuständig.

Die Förderungsbateilung ist geöffnet montags von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr.

Jeder Student hat dort das Recht zur Beratung, sollte aber ruhig bei nicht allzu speziellen FRagen zunächst sich im AStA beraten lassen.

Antragsformulare sind im Sekretariat oder direkt beim Studentenwerk zu bekommen.

WICHTIG!!!!!!!!!!!!!!!

Seit dem 1.August 1973 ist ein neuer Erlaß zum BAFöG herausgekommen: Studenten, die das Staatsexamen abgelegt haben und dann das Diplom nachmachen, sind bisher weitergefördert worden. Diese Weiterförderung fällt nun weg. Jeder Student sollte daher, wenn er nur die gerinsten Zweifel daran hat, nicht in den Schuldienst zu gehen, als Hochschulabschluß das Diplom angeben und nicht das Staatsexamen. Die Förderungsdauer für das Diplom dauert nämlich zehn Semester und für das Staatsexamen sieben Semester. Außerdem besteht die Möglichkeit, nach dem Diplom das Staatsexamen nachzuziehen. Der Vorteil liegt außerdem darin, daß die Staatsarbeit durch die Diplomarbeit anerkannt wird.

FÖRDERUNGSAUSSCHUSS

Für besondere Fälle, z.B. bei Überschreitung der Altersgrenze oder Beantragung eines Darlehens tritt der Förderungsausschuß in Aktion. Diesem Ausschuß gehören neben dem Leiter der Förderungsabt., Herrn Schütte, und einem Dozenten der PH, Frau Prof. Dorndorf, zwei studentische Mitglieder an.

Diese sind Jochen Glörfeld (Sozialreferent) und Ulrich Klimmek. Die Sprechstunden hängen aus.

KRANKENVERSICHERUNG

Auf Grund eines Senatsbeschlusses (S32. **.**.197*,d.Vf.) ist ab dem Sommersemester 1973 jeder Student verpflichtet, einer Krankenkasse anzugehören. Diese Versicherung kann noch über die Eltern geschehen (nicht in einer Privatkasse) oder in einer öffentlichen Ersatzkasse.

Bei der Immatrikulation legt der Student eine entsprechende Bescheinigung seiner Kasse vor und ist damit von der DSKV-Zwangsversicherung befreit. Privatkassen sind von der Befreiung ausgeschlossen, der Student gilt dann als versicherungslos.

Wird diese Bescheinigung nicht vorgelegt, ist der Student Versicherungsteilnehmer der DSKV und muß pro Semester 115 DM auf den Tisch des Hauses blättern. Für dieses Wintersemester sollte eine Erhöhung auf 145 DM vorgenommen werden. Diese ist aber von der Mitgliederversammlung (S32.**.**.197*,d.Vf.) abgelehnt worden und stattdessen die Auflösung der DSKV für den März 1974 beschlossen worden. Es ist abzuwarten, wie dann die Versicherungsfare gelöst wird. Von studentischer Seite wird die Eingliederung der Studenten in die gesetzlichen Krankenkassen gefordert. Die Aussichten dafür sind bisher gering.

Der AStA empfiehlt Euch daher in die öffentlichen Ersatzkassen einzutreten.

NÄHERE INFORMATIONEN BEKOMMT IHR IM ASTA.

RECHTSBERATUNG

Der AStA hat mit einem Rechtsanwalt einen Vertrag geschlossen, nach dem sich jeder Student der PH unter Vorlage seines Studentenausweises kostenlos beraten lassen kann.

Adresse: Bönig, 46 Dortmund, Westenhellweg 2.

KINDERGARTEN

Der AStA unterstützt einen Kinderladen, der vom Aktionskreis Kritischer Kindergarten e.V. (AKK) getragen wird. Er ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV,d.Vf.) und vom Landesjugendamt als Kindergartenträger anerkannt.

Gegenwärtig sind in dem Kinderladen an der Großen Heimnstraße 62 rund 20 Kinder im Alter von 2 1/2 bis 5 1/2 Jahren untergebarcht, davon über die Hälfte Kinder von PH-Studenten.

Der Kinderladen arbeitet in Elternselbsthilfe nach dem pädagogischen Konzept einer möglichst repressionsfreien Kindererziehung. Deshalb werden Eltern bevorzugt, die bereit sind, sich selbst und ihren Erziehungsstil in Frage zu stellen, und tatkräftig bei allen anfallenden pädagogischen und praktischen Aufgaben mitzuhelfen.

Weitere Informationen: Peter Höppgen, Lindemannstr.68 (ESG-Heim).

WOHNUNGS- UND JOBVERMITTLUNG

Wohnungen, möblierte Buden, Gelegenheitsjobs, die dem AStA angeboten werden, werden dort kostenlos vermittelt.

Informationen im Sozialreferat."

Mit Foto vorgestellt werden: Witold Sprengel, 1.AStA-Vorsitzender; Horst Delkus, 2.AStA-Vorsitzender; Bernhard Pleuser, Finanzreferent; Ulrich Klimmek, Pressereferent; Elmar Phillip, Studienreferent; Hildegard Tönnes, Studienreferent; Klaus Baron, verantwortlicher Astadrucker und Herbert Müller, Astasekretär.

Auf einem separaten Blatt fanden wir noch folgende:"
ERGÄNZUNG ZUM SEMESTERPROGRAMM DES ASTAT

ZIELE DER ASTA-ARBEIT

Der AStA ist der organisatorische Ausdruck der studentischen Interessenvertretung.

Der AStA sieht folgende Probleme als vordringlich an:
- Die weitere Auseinandersetzung mit dem Aufbau der Gesamthocschule (GHS,d.Vf.) Dortmund
- Information über Hochschulsatzung sowie einer Satzung einer Gesamtstudentenschaft und deren Organisierung
- Aufklärung der Studentenschaft über Berufsperspektiven und Berufsbilder
- Kommunikation mit Lehrern mit dem Ziel einer praxisnäheren Ausbildung an der Hochschule einerseits und einer kontinuerilichen politischen Arbeit nach Ende des Studiums andererseits
- Mobilisierung der Studenten für ihre Interessen, d.h. Entfaltung eiens demokratischen Massenkampfes
- Systematischere Ausnutzung der Gremien als Informationsquelle für Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Methoden bei Berufungen u.ä.)
- Weitergabe von Informationen der von Hochschulgruppen durchgefürhten Studienprojekte.

Der AStA: PGH / GEW-AG"

Der nächste Abschnitt wieder im Haupt-Heft behandelt:"
DIE POLITISCHEN HOCHSCHULGRUPPEN

Wir wollen im folgenden versuchen, die politischen Gruppen an der PH vorzustellen.

Die Vorstellung der Gruppen beruht auf ihren Publikationen und ihrer praktischen Arbeit an der PH. Die Einschätzung der Gruppen geschieht nicht durch sie selbst, sondern wird durch die GEW-AG geleistet.

Die Gruppen werden sich selbst vorstellen, wir geben hier nur unsere Einschätzung.

RCDS (Ring christlch demokratischer Studenten)

Der RCDS ist der Studentenverband der CDU/CSU. Seine Politik beschränkte sich an dieser Abteilug nur auf emotionale Appelle und Forderungen und Schlagworte wie 'entschieden demokratisch' im Wahlkampf.

Die politische Leere dieses Verbands zeigte sich besonders auf seiner letzten Landresdelegiertenkonferenz (S37. **.**.197*,d.Vf.), als der ehemalige Vorsitzende Lämper seinen Gesinnungsgenossen empfahl, sich zur GEW hin zu öffnen. Ein Studentenverband aber, der die Interessen der Unternehmer an der Hochschule vertritt, kann nicht einmal 'Bündnispartner' der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sein.

Seit X Semestern besteht die politische Praxis des RCDS an der PH darin, sich mit ungeheurem Materialaufwand an den Wahlen zum Studentenparlament zu beteiligen. Dies tat er meist mit recht hohem Erfolg - in der letzte SK hatte er noch neun Sitze - doch ist ihm bei der Wahl zum bestehenden Studentenparlament (vgl. 7.2.1973,d.Vf.) eine deutliche Absage seiner ausschließlichen Wahlaktivitäten gemacht worden. Er hat nun noch vier Sitze.

SLH (Sozialliberaler Hochschulverband)

Seit dem Sommersemester 1972 besteht an der PH der SLH, der dem Dachverband DSU (Deutsche Studentenunion) angeschlossen ist. Die Finanzierung dieser Dachorganisation, die sich als Konkurrenzunternehmen zum VDS versteht, kommt von Unternehmerseite.

Die Gruppe selbst bezeichnet sich als unabhängig und behauptete von sich, ich an den 'gesamtgesellschaftlichen' Zielen zu orientieren, welche sie aber nicht einmal umschreiben, nicht einmal theoretisch ableiten können und in die politische Praxis umsetzen. In seinen Flugblättern warf der SLH mit Begriffen wie 'Wissenschaftsverständnis auf der Grundlage des Kritischen Rationslismus' und 'Liberalismus' um sich. Vertreter dieser Gruppe zeigten sich unfähig, diese Begriffe abzuleiten.

Als Arbeitsschwerpunkt eines eventuellen SLH-AStA nannte der SLH die Errichtung von Fitneßcentern, Skatbänken und Flipperautomaten.

Trotz der politischen Impotenz dieser Gruppe gelang es ihr, auf Grund ihres Namens 'Sozial-liberal', vier Sitze in der Studentenkonferenz zu erlangen.

PGH (Projektbereich Gesamthochschule)

Der PGH stellte mehrere Semester zusammen mit anderen Gruppen den AStA, zuletzt zusammen mit der GEW-AG.

Zur Zeit ist es sehr schwierig, einiges zum Selbstverständnis der Gruppe zu sagen. Mit dem Ende des Wintersemesters 1972/1973 ging die politische Arbeit dieser Gruppe immer weiter zurück. Grund dafür dürfte eine Phase der Neuorientierung sein. Über sich selbst schrieb der PGH vor einem Jahr: 'Er sieht es als seine Aufgabe an, den Studenten ihre Stellung in der Gesellschaft aufzuzeigen und ihnen die Einsicht in die Notwendigkeit und Möglichkeit zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse klarzumachen.' Auch wenn sich der PGH neu orientiert, scheint uns dies eine unverrückbare Grundposition dieser Gruppe zu sein. Weitere Aussagen zu machen, wäre rein spekulativ.

MSB SPARTAKUS (Marxistischer Studentenbund)

Der MSB Spartakus ist die Studentenorganisation der DKP. Er zeichnete sich besonders dadurch aus, daß er, angelehnt an die DKP, die friedliche Koexistenz zwischen den kapitalistischen Staaten und den sogenannten sozialistischen Staaten bedingungslos unterstützt. Bezeichnend dafür war die Jubeldemonstration in Bonn (vgl. 19.5.1973,d.Vf.) anläßlich des Breschnew (SU,d.Vf.) Besuchs in der BRD.

Zur Hochschulpolitik: Der MSB Spartakus zeichnet sich in diesem Bereich durch seine Mitbestimmungsillusionen aus. Selbst bei den unmöglichsten Paritäten in den Hochschulgremien glaubt dieser Verband noch 'mitbestimmen' zu können. Diese illusionäre Haltung wurde besonders bei der Besetzung des Gesamthochschulrates (GHR,d.Vf.) in Dortmund deutlich. Gerade in diesem Gremium, das die reaktionären Inhalte der kultusbürokratischen Studienreform präjudizieren soll, fanden sich die Vertreter des MSB bereit, mitzuarbeiten.

Daneben vertritt der MSB Spartakus die Politik der 'Gewerkschaftlichen Orientierung' (GO,d.Vf.). Wie diese orientierung aussieht, hat die Gruppe an dieser Hochschule allerdings noch nicht aufzeigen können. Vielleicht kommts noch.

KSV (Kommunistischer Studentenverband)

Der KSV ist der Studentenverband der KPD. Die KPD ging aus der KPD/AO (Aufbauorganisation) hervor. 'Die KPD/AO hat vom Tage ihrer Gründung an ihre revolutionäre Verpflichtung gegenüber der Arbeiterklasse und den werkttigen Schichten des Volkes wahrgenommen'. So leitete ein kleiner westberliner Zirkel den Anspruch ab, sich künftig KPD zu nennen. Die Selbstüberschätzung dieser Partei liest sich dann in ihrem Parteistatut (S39. **.**197*,d.Vf.) so: '…Das grundlegende Programm der KPD besteht darin, die Arbeiterklasse und die anderen ausgebeueteten und unterdrückten Schichten des Volkes in den Kampf gegen die Monopolbourgeoisie zu führen, die Diktatur der Monopolbourgeoisie zu stürzen und die Diktatur des Proletariats zu errichten… Die KPD ist Teil der weltweiten kommunistischen Bewegung. Sie ist eng verbunden mit dem Proletariat und den unterdrückten Völkern der ganzen Welt im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Sie tritt bei wahrung ihrer vollständigen politischen und organisatorischen Unabhängigkeit dafür ein, die Einheit aller kommunistischen Parteien zu erkämpfen und politisch und organisatorisch zu sichern.'

Die studentische Organisation der KPD, der KSV, hat sich an dieser Hochschule besonders durch seinen Ultimatismus und Aktionismus ausgezeichnet.

Kennzeichnend war der Versuch, die Studentenschaft kurzfristig und kurzatmig zu allen möglichen Kampfmaßnahmen zu mobilisieren. Er ließ damit die kontinuierliche Arbeit gegen die kapitalitische Hochschulreform fallen zugunsten eines permanenten Wehgeschreis. Hinzu kam der Versuch - wie im Parteistatut nachzulesen - die linke Bewegung anzuleiten und dies ultimativ. Statt auf die Einheit der antirevisionistischen Bewegung hinzuarbeiten, bläst man sich zur Partei auf, deren inhaltlich nicht ausgewiesenen Führungsanspruch jede Gruppe anekrennen muß, bevor man zur Zusammenarbeit bereit ist.

DIE GEW-AG (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft-Arbeitsgemeinschaft)

Die GEW-AG ist eine Gruppe fortschrittlicher Studenten an der PH Dortmund, in der sowohl parteigebundene als auch parteilose Studenten eine Basis für allgemein- und hochschulpolitische Arbeit finden.

Hochschulpolitik wird als Bestandteil der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung verstanden, die sich an den Interessen der arbeitenden Bevölkerung in gewerkschaftlicher Organisierung orientiert.

Die Breite der politischen Arbeit und ihre Ausrichtung wird durch eine Reihe von Faktoren bestimmt:
- durch eine positive Einschätzung der Arbeit in den Gewerkschaften,
- durch die Einsicht, allen fortschrittlichen Studenten, die keiner Partei angehören oder über ihre Parteibindung hinweg, die Möglichkeit zur Durchsetzung ihrer Interessen geben zu müssen. Diese Interessen müssen orientiert sein an der objektiven Interessenlage der lohnabhängigen Klasse, mit deren Kindern sie nach dem Studium vorwiegend arbeiten werden,
- durch die Einsicht, den Hochschulkampf von der studentischen Basis her entwickeln zu müssen, ihn aber nicht durch eine dünne Schicht von Kaderfunktionären aufstülpen zu lassen,
- durch die Einsicht, den fortschrittlichen Teil der Arbeiterbewegung mit den Mitteln, die der Intelligenz zur Verfügung stehen, zu fördern, nicht aber diese Bewegung bestimmen und anleiten zu wollen,
- durch die Einsicht, mit fortschrittlichen Lehrenden kooperieren zu müssen, um sie nicht über eine undifferenzierte kollektive Zuordnung und Behandlung in eine hochschulpolitische Emigration zu treiben.

Als Arbeitsgemeinschaft der GEW haben wir die Möglichkeit, den Kontakt zwischen Lehrerstudenten und Schule herzustellen und aufrechtzuhalten. Diese Kontakte zwischen Studenten und Schule fruchtbar zu machen, ist eines der wichtigsten Ziele der GEW-AG.

An unserer PH gibt es viele Professoren und Dozenten, die unter einem fragwürdigen Wissenschaftsbegriff ihre reaktionären Ideologien verbreiten. Wir werden weiterhin in den Seminaren den Studenten - besonders den Erstsemestern - die Gelegenheit geben, sich politisch und ideologisch von der bürgerlichen Wissenschaft und ihren Verkürzungen zu lösen.

Außerdem stellt die GEW-AG den derzeitigen AStA an dieser Abteilung. Welche politischen Perspektiven die GEW-AG zu den einzelnen Fragen entwickelt hat, sind den folgenden Artikeln zu entnehmen."

Die Zwitterrolle der GIM, die innerhalb der GEW-AG arbeitet, wird daran deutlich, daß der folgende Beitrag als einziger nicht in der normalen Schrift gedruckt wurde, sondern in einer besonderen, die von der GIM bekannt ist:"
GRUPPE INTERNATIONALER MARXISTEN (GIM)

Die Gruppe Internationale Marxisten (GIM) ist die deutsche Sektion der 1938 von Leo Trotzki gegründeten IV.Internationale. Als Mitglied der IV. Internationale (VS,d.Vf.), der einzig existierenden, international funktionierenden marxistischen Organisation, ist sie mit über 50 Organisationen verbunden.

Die IV..Internationale, als deren bekanntester Vertreter hier Ernest Mandel erwähnt sei, ist entstanden aus der Linken Opposition unter Leitung Leo Trotzkis in der Sowjetunion und politisch gleichgesinnten Tendenzen in anderen Ländern. Diese internationale Linke Opposition, die sich nach dem Tode Lenins entwickelte, machte es sich zur Aufgabe, das Erbe der Ideen Marx' und Lenins gegen die stalinistische Verknöcherung und Dogmatisierung, gegen die bürokratische Degeneration der Sowjetunion und der III.Internationale zu verteidigen und auf der Grundlage der historisch-materialistischen Methode dieses Erbe schöpferisch weiterzuentwickeln.

Die Kontinuität dieser politischen Strömung in der Arbeiterbewegung verkörpert heute die IV.Internationale. Angesichts der internationalen Konzentration des Kapitals, der im internationalen Rahmen stattfindenden Entwicklung der Produktivkräfte, der Internationalität des Klassenkampfes wird die Notwendigkeit einer internationalen Organisation der Sozialisten notwendiger als je zuvor, um der internationalen Strategie des Kapitals die internationale Strategie und Solidarität der Sozialisten entgegenzusetzen.

DSa sozialistische Praxis zugleich auch eine gesamtgesellschaftliche Arbeit erfordert, ergibt sich für die GIM auch die Notwendigkeit einer Arbeit an der Hochschule, nicht zuletzt auch aufgrund des Potentials an sozialistischen Kräften. Hier an der PH arbeitet die Hochschulzelle der GIM seit Anfang des Jahres. Die Schwerpunkte bestanden bisher in der GEW-Arbeit, über die es der GIM gelang mit zwei Leuten im AStA vertreten zu sein, und Problemen allgemein-politischer Natur (politische Unterdrückung, Indochina, Irland usw.). In Zukunft wird sie sich auch stärker als bisher an der Auseinandersetzung um hochschulpolitische Probleme (Studentenwerksgesetz, PO usw.) beteiligen und ihre politischen Ziele darstellen. Hierbei wird es notwendig sein, entgegen dem impressionistischen Geschwafel und den eklektischen Verkürzungen der meisten linken Gruppen, den Studenten die Überlegenheit der revolutionär-marxistischen Theorie gegenüber allen bürgerlichen und pseudo-marxistischen Versuchen zur Erklärung und Lösung der Probleme und Konflikte der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu vermitteln und sie von einer grundlegenden Transformation des kapitalistischen Systems zu überzeugen."

Der nächste Beitrag, "Verschärfung der Prüfungsordnung", wurde bereits im letzten Semester veröffentlicht (vgl. 9.4.1973), ein weiterer befaßt sich mit dem vierten Referentenentwurf zum HRG (vgl. 2.7.1973) und kündigt an:"
In einer der nächsten Nummern der DOS (vgl. S48*.197*,d.Vf.) bringen wir eine ausführliche Einschätzung des Hochschulrahmengesetzes."

Stellung bezogen wird auch zu den Berufsverboten (vgl. 27.1.1972):"
BERUFSVERBOTE

Am 28.1.1972 hat die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder 'Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst' beschlossen. Wörtlich heißt es in diesen Beschlüssen:

'Nach den Beamtengesetzen in Bund und Ländern darf in das Beamtenverhältnis nur berufen werden, wer Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit für die freiheitlich-demokratische Grundordnung (FdGO,d.f.) im Sinne des Grundgesetzes (GG,d.Vf.) eintritt …sind Beamte verpflichtet, sich aktiv innerhalb und außerhalb des Dienstes für die Erhaltung dieser Grundordnung einzusetzen. Es handelt sich hierbei um zwingende Vorschriften. Jeder Einzelfall muß für sich geprüft und entschieden werden.

Von folgenden Grundsätzen ist hierbei auszugehen:

Bewerber: Ein Bewerber, der verfassungsfeindliche Aktivitäten entwickelt, wird nicht in den öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.) eingestellt. Gehört ein Bewerber einer Organisation an, die verfassungsfeindliche Ziele verfolgt, so begründet diese Mitgliedschaft Zweifel daran, ob er jederzeit für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten wird. Diese Zweifel rechtfertigen in der Regel eine Ablehnung des Anstellungsantrages.'

Diese Beschlüsse, die hier nur angedeutet sind, reihen sich nahtlos an berüchtigte Vorläufer an:

1. an das Sozialistengesetz von 1878 (vgl. 1878,d.Vf.), das besagt, daß mit allen staatlichen Mitteln, alle auf einen Umsturz des Staates gerichteten Tendenzen schon im Keime zu ersticken sind,

2. an das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von 1933 (vgl. 7.4.1933,d.Vf.). In dem Gesetz heißt es: 'Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, können aus dem Dienst entlassen werden. Zu entlassen sind auch Beamte, die sich in Zukunft im marxistischen (kommunistischen oder sozialdemokratischen) Sinne betätigen'.

3. An den Beschluß der Bundesregierung vom 19.9.1950, aufgrund dessen kommunistische Angehörige (?,d.Vf.) aus dem öffentlichen Dienst entfernt wurden.

Wie ist dieser neuerliche Angriff auf die demokratischen Rechte einzuschätzen?

Während die KPD-Verfolgung der fünfziger Jahre vornehmlich die organisierte Arbeiterschaft erfaßte, ist die heutige Linksopposition eher in akedemischen Kreisen zu finden: bei Anwärtern für Erziehungs-, Juristen-, Verwaltungslaufbahnen. Gegen diese Zielgruppe schlagen die Beschlüsse hart zu. Hier hat der Staat das Berufsmonopol und durch die Nichteinstellung verhängt er die schwersten Sanktionen: das Berufsverbot.

Wer es für übertrieben hält, diese Beschlüsse als Berufsverbot zu bezeichnen, der sollte folgendes überlegen:

Was sind denn igentlich verfassungsfeindliche Ziele? Dem Wort nach doch Ziele, die dem grundgesetz widersprechen. Dem Grundgesetz aber sind z.B. die Enteignung und Vergesellschaftung von Produktionsmitteln nicht widersprechend, wenn sie dem 'Wohle der Allgemeinheit' dienen.

Durch den Ministerpräsidentenbeschluß soll also eine Praxis legalisiert werden, die sich bereits früher eingeschlichen hat: nämlich die Gleichsetzung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Verfassungstreue wird uminterpretiert in ein Bekenntnis zu gegenwärtigen ökonomischen und politischen Realitäten, die vom Grundgesetz keienswegs als unabänderlich geschützt sind.

Es handelt sich also bei diesem Beschluß und seiner praktischen Anwendung um eine Politik des Verfassungsbruchs, welche darauf abzielt, die demokratische antikapitalistische Bewegung zu vernichten und die Produktionsverhältnisse zu restaurieren und zu verfestigen."

Stellung genommen wird auch:"
ZUM NUMERUS CLAUSUS

Abgesehen von der Regelung des Numerus Clausus (NC) durch den im Juli vorgelegten Neuentwurf des Hochschulrahmengesetzes, sollten hier kurz einig Worte zur Einschätzung dieses Reglementierungsinstruments gesagt werden.

1. Statt die Ausgaben für die Schaffung neuer Studienplätze drastisch zu erhöhen, haben die Bundesländer im Oktober 1972 (vgl. Okt. 1972,d.Vf.) den Staatsvertrag zum Numerus Clausus geschlossen, der eine gerechte Verteilung der Studienplätze vorgaukelt und von den Ursachen des NC, die in den Ursachen der kapitalistischen Hochschulreform zu suchen sind, ablenkt.

2. Das Verfahren, mit dem Kapazitäten festgelegt werden, dient nicht einer planvollen Nutzung der Hochschuleinrichtungen nach Bedürfnissen der Mehrheit der Bevölkerung. Sie braucht gerade in den Numerus Clausus Fächern (z.B. Medizin, Sozialpädagogik und demnächst Erziehungswissenschaften) mehr wissenschaftlich Ausgebildete, also Ärzte, Lehrer usw.

3. In Bezug auf die Hochschulreform bedeutet dieses, daß die bestehende Mangelsituation durchrationalisiert und festgeschrieben wird. Durch die veralteten Ausbildungsgänge sollten mehr Studenten denn je im Schnellverfahren durchgepeitscht werden.

Der AStA und die GEW-AG lehnen diese 'Bildungsplanung' ab. Die Bildungspolitik hat sich neben der Orientierung am individuellen Bedarf kompromißlos an drei Punkten zu orientieren:

1. Sie muß das Bildungsprivileg der Herrschenden brechen und die ungleichen Bildungschancen für Arbeiterkinder restlos beseitigen,
2. sie muß die Bevölkerung mit genügend Lehrern und Ärzten und all den Berufen versorgen, die sie braucht,
3. sie muß die Ausbildung am Bedarf der arbeitenden Bevölkerung orientieren und sie nicht an die Erwartungen der Unternehmer anpassen.

Der AStA wird sich daher entschieden gegen alle Versuche wehren, den NC an der PH einzuführen."

Der letzte Artikel lautet:"
SOZIALER NC

(Für ein demokratisches Ausbildungsförderungssystem)

Das sozialpolitische Referat des AStA vertritt die materiellen Belange und Interessen der Studentenschaft, die sich mit der Absicherung ihres Studiums befassen.

Im studentischen Sozialbereich kommt der Ausbildungförderung die zentrale Bedeutung zu.

Ein KOSTENDECKENDES Stipendienwesen ist mit ein entscheidender Faktor zur Aufhebung des sozialen Numerus Clausus.

Der Finanzbildungsrat in Bonn beschloß im September 1972 (vgl. Sept. 1972,d.Vf.) den Bildungsetat nicht - wie vorgesehen - auf 58 Mrd., sondern nur auf 53 Mrd. zu erhöhen. Bereits in diesem, dem laufenden Jahr, sind Einsparungen in Höhe von 120 Mio. DM vorgesehen. Der Schwerpunkt der Einsparungen liegt in dem Sektor der Ausbildungsförderung. Der Status quo (in der Ausbildungsförderung) wird bis 1975 erhalten bleiben, denn die Novellierung wird so aussehen, daß keinerlei gravierende Veränderungen vorgenommen werden. Es ist sicher, daß man auf die Vorschläge verschiedener Kommissionen eingehen wird. Das bedeutet für die momentan geförderten Studenten:

Die Förderungsbeträge werden nicht steigen, sondern sie werden permanent sinken, denn die Lohnerhöhungen der Eltern werden in der entsprechenden Relation vom Förderungsbetrag abgezogen.

Ohne materielle Not kann auch heute nur jemand studieren, der relativ reiche Eltern hat. Das verbale Gewäsch 'Chancengleichheit', das von der Bourgeoisie artikuliert ist, beinhaltet nur Lügen. Wer heute als Arbeiterkind die Uni besuchen will hat nebenbei zu jobben, denn ohne zusätzlichen Verdienst wird er nicht auskommen. Das ist die von der bürgerlichen Regierung so hochgelobte Chancengleichheit.

Das BAFöG ist in den Händen der Herrschenden zu einer scharf-geladenen Waffe geworden; es dient zur Zementierung der sozialen Misere, der Reglementierung des Studiums, der Beschneidung der studentischen Mitbestimmung, kurz: DER ALLGEMEINEN POLITISCHEN DISZIPLINIERUNG.

Der AStA fordert:

SCHAFFUNG EINER KOSTENDECKENDEN AUSBILDUNGSFÖRDERUNG FÜR ALLE STUDENTEN.

Nach Paragraph 35 sind alle zwei Jahre die Bedarfssätze und die Freibeträge des BAFöG zu überprüfen und gegebenenfalls - per Gesetz - neu festzulegen.

Die Lebenshaltungskosten für einen Durchschnittshaushalt (ca. 1 100 DM/Monat) erhöhten sich im vergangenen Jahr um 10 - 11%. In der entsprechenden Relation sind beim BAFöG-Höchstsatz die Kosten um etwa 13-14% gestiegen. Der Bedarf eines Studenten (für Essen, Kleidung, Wohnen und Lernmittel) liugt heute bereits nach einer Berechnung des Deutschen Studentenwerks (DSW – vgl. S54**.197*,d.Vf.) bei ca. 630 DM, ergo: 210 DM mehr als der BAFöG-Höchstsatz.

FACIT: Kostendeckende Ausbildungsförderung darf nicht länger das privileg von Kindern sein, deren Eltern zu den höheren Einkommensschichten gehören.

DER ASTA FORDERT:

Kostendeckende Ausbildungsförderung für alle bedürftigen Studenten.

Weg mit der politischen Disziplinierung über die Stipendien.

Die schon erwähnte Neuberechnung hat zum ersten Mal am 1.10.1973 zu geschehen. Jedoch kündigte Dohnanyi schon vor längerer Zeit (vgl. S55**.197*,d.Vf.) an, daß an eine Reform des BAFöG (mit entsprechenden Mehrkosten) nicht zu denken sei.

FÜR DIE SCHRITTWEISE ANHEBUNG DER AUSBILDUNGSFÖRDERUNG BIS ZUR KOSTENDECKUNG!!!!

FÜR EINE JÄHRLICHE ANPASSUNG DER BEDARFSSÄTZE AN DIE KOSTENENTWICKLUNG!!!!

Der AStA fordert weiterhin:
ANHEBUNG DER FREIBETRÄGE (DER ELTERN) VON 800 DM AUF 1 200 DM - UND FÜR ALLEINSTEHENDE ELTERNTEILE VON 500 DM AUF 800 DM.

Führt man sich vor Augen, daß im kommenden Semester weniger Studenten BAFöG erhalten, da die Elternteile mehr verdienen (durch Lohnerhöhungen), der Mehrverdienst jedoch noch nicht mal ausreicht um der Preistreiberei nachzukommen, so wird nochmals die Intention klar:

DIE STUDENTEN HABEN DIE SCHNAUZE ZU HALTEN, SIE HABEN ZU BÜFFELN UND IM SINNE DER HERRSCHENDEN AFFIRMATIVE STAATSBÜRGER ZU SEIN!!!!

JÄHRLICHE ANPASSUNG DER FREIBETRÄGE AN DIE DURCHSCHNITTLICHE LOHNENTWICKLUNG!!!!

Absolventen des Zweiten Bildungsweges (ZBW,d.Vf.) werden durch das BAFöG noch stärker diskriminiert, da ihnen z.T. nach jahrelanger Unabhängigkeit erneut das Einkommen ihrer Eltern angerechnet wird. In einer Novellierung des BAFöG muß folgendes beinhaltet sein.

DAS ELTERLICHE EINKOMMEN DARF NICHT BEI STUDENTEN DES ZWEITEN BILDUNGSWEGES ANGERECHNET WERDEN!!!!"

Auf der letzten Seite erscheint folgende Anzeige:"
DRINGEND - DRINGEND - DRINGEND - DRINGEND - DRINGEND

TREFFPUNKT SUCHT NEUEN PÄCHTER

Die meisten unserer alten Gäste sagten: Schade, daß Ihr aufhört.

Sie würden gern weiterhin in den TREFFPUNKT kommen. Dazu fehlt noch ein neuer PÄCHTER, der Lust hat in DORTMUND eine STUDENTENPINTE zu führen.

ÜBERNAHMEKOSTEN: 1 500 DM für kompl. Inventar!
MIETE: einschließlich 2 1/2 Wohnung 500 DM

Interessenten wenden sich bitte an:
Helmut Wulff oder Christel Wiedenstridt,
Dortmund, Robertstr.58, Tel.: 81 58 70

DRINGEND - DRINGEND - DRINGEND - DRINGEND - DRINGEND"
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Okt. 1973); AStA PH Dortmund:Ergänzung zum Semesterprogramm des AStA,o.O. (Dortmund) o.J. (1973),S.1

13.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.10.1973) möchte heute mit einer ersten zweitätigen Einführungsfreizeit (vgl. 18.10.1973) für ca. 50 Teilnehmer im Schloß Oberwerries beginnen. Der Teilnahmepreis beträgt 10 DM.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Okt. 1973),S.52

15.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.10.1973) will von heute bis zum 19.10.1973 täglich von 9 bis 14 Uhr eine individuelle Studienberatung in seinen eigenen Räumen durchführen.
Q: DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973,S.3

16.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund will heute, nach eigenen Angaben, eine Einführungsveranstaltung in das PH-Studium durchführen.

Ankündigungen dafür lagen uns allerdings bisher nur von morgen (vgl. 17.10.1973) vor.
Q: DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973,S.3

17.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund gbt die Nr.22 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 8.10.1973, 22.10.1973) mit 17 Seiten DIN A 4 heraus, mit folgendem Inhalt:
1. Statt einer freundlichen Begrüßung
2. Chronologie der Ereignisse in Chile (vgl. 6.9.1970, 11.9.1973)
3. Militärputsch in Chile oder vom bitteren Ende einer Illusion
5. Studentenschaftsgesetz - oder Täuschungsmanöver des WiMi
6. Der Herr befiehlt - die Knechte sollen folgen (vgl. PH Ruhr - 17.9.1973)
7. Studentenwerksgesetz - Der kalte Zugriff über den Sozialbereich.

Bekanntgegeben werden Termine von AStA (vgl. 15.10.1973, 16.10.1973), GEW-AG (vgl. 13.11.1973) und GIM (vgl. 24.11.1973) sowie Arbeitstreffen der GEW-AG monatgs um 18 Uhr und die öffentlichen AStA-Sitzungen monatgs um 13 Uhr.

Im ersten Beitrag wird ausgeführt:"
STATT EINER FREUNDLICHEN BEGRÜSSUNG

Der AStA der PH Dortmund und das Redaktionskollektiv der 'Dortmunder Studentenzeitung' (DOS) möchte an Euch, insbesondere die Erstsemester, einige Worte richten.

Mit dem Beginn von rund 1 000 neuen Studenten wird die Gesamtzahl an dieser Abteilung bei über 3. 000 Studierenden liegen. Diese Zahl wurde im Nordrhein-Westfalenprogramm (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) für das Jahr 1975 angestrebt. Die Abteilung ist daher in vielfacher Hinsicht nicht auf Euch vorbereitet:

RÄUMLICHE VORAUSSETZUNGEN

Zum einen fehlt es an räumlichen Voraussetzungen. Gemeint sind damit die fehlenden Hörsäle für Großveranstaltungen. Dies allein könnte einem noch nicht die Tränen in die Augen treiben, aber und obwohl der Großteil der Lehrenden eingesehen hat, daß diese Massenveranstaltungen hochschuldidaktisch keinen Sinn haben, werden sie immer noch in großer Zahl angeboten. Als 'Notlösung' wurden daher noch im letzten Wintersemester diese Veranstaltungen zerlegt und die Vorträge der Lehrenden per Fernsehen in mehrere Seminarräume übertragen. Gegen diese Veranstaltungen liefen die Studenten Sturm, da sie keine Möglichkeit zur kritischen Reflexion fanden.

Mit 'Erfolg', denn die Veranstaltungen wurden wieder zusammengelegt, sodaß sich in manchen Veranstaltungen über 150 Studenten in Seminarräumen für 80 Studenten zusammendrängelten und wahrscheinlich nicht zum Arbeiten kamen.

TUTORENPROGRAMM

Der AStA und eine Reihe von politischen Hochschulgruppen haben daher versucht, zusammen mit fortschrittlichen Professoren und Assistenten ein Tutorenprogramm zu verabschieden, das die Abschaffung der überholten Form der Vorlesung und damit ein intensiveres Arbeiten zur Folge gehabt hätte.

Die Studentenschaft forderte, daß ein solches Programm verpflichtend gemacht wird, was aber strikt abgelehnt wurde. So fühlt sich heute niemand der Lehrenden verpflichtet, das Restprogramm zu versuchen - von wenigen Ausnahmen abgesehen.

PERSONELLE VORAUSSETZUNGEN

Die andere Seite ist die personelle Ausstattung dieser PH. In einer Reihe von Fachbereichen, wie z.B. dem grundwissenschaftlichen Fach Soziologie, fehlt es an Planstellen, um einen halbwegs gesicherten Studiengang zu garantieren. Auch hier hätte die Durchführung des Tutorenprogramms die personellen Mängel zumindest ansatzweise beseitigen könnnen. Aber nicht genug damit; diese Abteilung läßt sich durch ministerielle Erlasse weitere Mittel für Lehraufträge, die den Personalmangel einschränken könnten, streichen. Die einzige Reaktion darauf besteht, einen Ausschuß zu bilden, der strengere Kriterien für die Vergabe von Lehraufträgen erarbeiten soll.

PAPERERLASS

Ein weiteres: Zu Beginn dieses Jahres (vgl. Jan. 1973,d.Vf.) kam vom Wissenschaftsministerium ein Erlaß, daß sogenannte Seminarpapiere, also Skripten, die von den Studenten in den Seminaren zur Arbeit an den Themen erstellt werden (, nicht mehr von der Hochschule bezahlt werden,d.Vf.) dürfen. Die Fächergruppen gingen einen Umweg und bezahlten diese Papiere auf Kosten der Bücheretats. Nun aber ist man soweit, daß fast nirgends neue Bücher angeschafft werden können. Folglich versucht man nun, die Kosten auf die Studentenschaft abzuwälzen. Wir haben uns dagegen gewehrt, weil die Förderung der Studenten auch immer weiter sinkt. Die endgültigen Entscheidungen, an denen sich die Abteilungskonferenz (AK,d.Vf.) immer noch vorbeidrückt, stehen noch aus.

WAS ERWARTET EUCH ALSO?

Euch erwartet ein Studium, das von den geringsten Voraussetzungen wie räumlicher und personeller Art her nicht gesichert ist; von der materiellen Abischerung durch das BAFöG ganz zu schweigen.

Euch bei diesen Startbedingungen einen guten Anfang und ein erfolgreiches Vorankommen zu wünschen, ist ein reiner Hohn - wir wollen es aber trotzdem tun."

Im auf die Chile-Chronologie folgenden Artikel wird u.a. berichtet vom 6.9.1970 und dem 11.7.1973 und außerdem ausgeführt:"
MILITÄRPUTSCH IN CHILE ODER VOM BITTEREN ENDE EINER ILLUSION


Am 11.9.1973 kam die Nachricht, daß die Oberkommandierenden der chilenischen Armee gegen die verfassungsmäßig gewählte Regierung ALLENDE geputscht haben. Mit Terror, Mord, Folter und Masseninhaftierungen versucht die Militärjunta nun, ihre Macht aufrechtzuerhalten und zu festigen. Durch sofort erlassene, scharfe Pressezensur, das Verbot der gesamten linken Presse gelangen nur spärliche Informationen ins Ausland. Eins scheint jedoch sicher zu sein: der Widerstand der chilenischen Arbeiter, Bauern und Studenten ist noch nicht vollends gebrochen, trotz des schweren Schlages, den die Junta den chilenischen Bauern, Arbeitern und Studenten zufügen konnte, und es werden fieberhafte Versuche unternommen, den Widerstand zu reorganisieren. Diesem Widerstand gehört unsere volle Solidarität (siehe Spendenaufruf des AStA). Doch diese Solidarität ist für uns auch gleichzeitig Verpflichtung, die Hintergründe der jetzigen Entwicklung in Chile aufzuzeigen und kritisch zu analysieren, nicht zuletzt auch deshalb, um am Beispiel Chile für die politische Auseinandersetzung in der BRD zu lernen.

Hauptsache, daß die Entwicklung in Chile unter der Regierung Allende von vielen fortschrittlichen Kräften in der BRD und in aller Welt mit viel Sympathie, aber auch mit Skepsis verfolgt wurde, ist um so mehr ein Grund für uns, sich kritisch mit der Entwicklung in Chile auseinanderzusetzen (?,d.Vf.).

Am 4.September 1970 (vgl. 6.9.1970,d.Vf.) gelang es der Unidad Popular (UP) mit ihrem Präsidentschaftskandidaten Allende über demokratische Wahlen mit Unterstützung der Christdemokraten die Regierung zu übernehmen. Die UP stellt ein relativ heterogens Bündnis verschiedener linker Gruppierungen dar, der Bewegung der vereinten Volksaktion (MAPU), einer Abspaltung der Christdemokraten; der Aktion Popular Independente (API), der Radikalenpartei und als wichtigster Träger die Sozialistische Partei unter Allende und die Kommunistische Partei Chile's.

Das Programm der Regierung beinhaltete im wesentlichen folgende Punkte:

1. Fortsetzung der von den Christdemokraten begonnenen Landreform
2. Beendigung der direkten imperialistischen Führungsgewalt über die Rohstoffe
3. Die Verstaatlichung einer Reihe von Industriezweigen
4. Nationalisierung der Banken

Die Durchsetzung dieser Maßnahmen bedeutete zwar nicht die Umwälzung der chilenischen Wirtschaft in eine sozialistische, doch führte sie zu einer nicht unwesentlichen Veränderung der ökonomischen Struktur Chiles (substantielle Beeinträchtigung der Profite, spürbare Umverteilung des Nationaleinkommens usw).

So gelang es z. B. im ersten Jahr
- die jährliche Inflationsrate von 35% (1970) auf 22% (1971) zu senken
- die Mindestlöhne um 66% zu erhöhen
- annähernd 80 000 Wohnungen zu bauen
- die Arbeitslosenquote in Großsantiago von 8,3% (Dez. 1970) auf 5,1% (Juni 1971) zu senken
- trotz des früh einsetzenden Boykotts die industrielle Produktion in den ersten neun Monaten um 8-10% zu erhöhen.

Hierbei muß hervorgehoben werden, daß die Maßnahmen der Regierung begleitet waren von hoher Mobilisierung der Arbeiter und Bauern, die mit ihren Aktionen oft weit über den von der Regierung gesetzten Rahmen hinausgingen. Dieser Aufschwung der Massenbewegung schlug sich nieder in einem erhöhten politischen Bewußtsein und Organisationsgrad, und war später Keim autonomer Machtstrukturen. Hierin ist auch der Grund zu suchen, wieso sich die ökonomisch Herrschenden der Volksfrontregierung nicht sofort entledigen konnten. Die Stärke der Arbeiter- und Bauernbewegung, die anfangs recht weitgehende Neutralität der Armee ließen der Bourgeoisie keine Möglichkeit, einen schnellen Entscheidungskampf herbeizuführen (an verschiedenen Versuchen, sich der Regierung zu entledigen, hat es selbstverständlich nie gefehlt; siehe auch Chronoloigie der Ereignisse).

Ein Teil der Bourgeoisie setzte sich samt seinem Kapital nach den Wahlen sogar gleich ins Ausland ab. Die einzige Aussicht der Bourgeoisie bestand darin, im Verlauf der nächsten Jahre das System ökonomisch so zu schwächen, daß sie auf der Grundlage der Unzufriedenheit von Teilen der Bevölkerung, vor allem des Mittelstandes, mit Hilfe faschistischer Organisationen wie 'Vaterland und Freiheit', des Militärs und ausländischer Unterstützung (man kann sich der bereitwilligen Unterstützung des amerikanischen Geheimdienstes CIA stets vergewissern), die Konfrontation suchen konnte.

Denn weder war es möglich, die Arbeiterberwegung zu reintegrieren, noch bot eine kurze, militärische Intervention des US-Imperialismus Aussicht auf Erfolg. So lief denn die Taktik der Bourgeoisie auf eine systematische, ökonomische Zermürbung hinaus. Die vom CIA finanzierten Streiks der 150 000 Kleinhändler und Fuhrunternehmer im Oktober 1972 (vgl. 12.10.1972,d.Vf.) verkündeten den Beginn der Großoffensive der Reaktion. Damals antwortete die Arbeiterklasse mit der Schaffung von Komitees zur Verteilung und Gemeinschaften, die die Lieferung an Industriebetriebe kontrollierten. Die politische Situation spitzte sich zu. Am 29.Juni 1973 wurde die zweite Offensive gestartet. Der Putsch, von Teilen der Armee getragen, scheitert. Die Betriebe werden von den Arbeitern spontan besetzt und weitere Machtorgane der Arbeiter gebildet. Die dritte Offensive war ein erneuter Fuhrunternehmerstreik, der exakt bis zur Machtübernahme andauerte.

Der Putsch am 11. September kam somit nicht unerwartet.

ER IST DIE KONSEQUENTE, VORAUSSEHBARE FORTFÜHRUNG DER STRATEGIE DER BOURGEOISIE, DER AKTUELLEN, POLITISCHEN SITUATION, DIE WEDER DURCH DIE HERRSCHAFT DES BÜRGERTUMS NOCH DER ARBEITER KLAR BESTIMMT WURDE, EIN ENDE ZU BEREITEN. WENN HEUTE DIE CHILENISCHE ARBEITER- UND BAUERNREGIERUNG IN IHREM EIGENEN BLUT ERSTICKT WIRD, SO KANN MAN DIE UNIDAD POPULAR, INSBESONDERE DIE KP CHILE'S NICHT VON DER MITSCHULD FREISPRECHEN; DENN DASS SOWOHL DIE MASSNAHMEN DER REGIERUNG ALLENDE ALS AUCH DIE DYNAMIK DER MASSENBEWEGUNG DEN ERBITTERTEN WIDERSTAND DER BOURGEOISIE HERVORRUFEN MUSSTEN, WAR VON ANFANG AN KLAR. DOCH WELCHE ANTWORT WURDE DARAUF VON DER UP-REGIERUNG GEGEBEN?

ALS DIE REAKTIONÄREN KRÄFTE IM OKTOBER 1972 DIE CHILENISCHE WIRTSCHAFT DURCH BOYKOTT ZERSTÖRT HATTEN, ALS DIESE SCHON OFFEN ZUM PUTSCH AUFRIEFEN, IN DIESER SITUATION HATTE DIE REGIERUNG NICHTS BESSERES ZU TUN, ALS IN 24 VON 25 PROVINZEN DEN AUSNAHMEZUSTAND ZU VERHÄNGEN UND EIN ALLGEMEINES AUSGEHVERBOT. SIE HÄLT DIE ARBEITERKLASSE VON WIRKSAMEN SELBSTVERTEIDIGUNGSMASSNAHMEN AB UND LEGT DIE MACHT IN DIE HÄNDE DER MILITÄRS, DAS SEINE SCHIEDSRICHTERROLLE BEI DER OFFENSIVE DER REAKTION NATÜRLICH NICHT AUF IMMER UND EWIG BEIBEHALTEN KONNTE. ZWAR HATTEN SIE SICH BIS DAHIN RELATIV NEUTRAL VERHALTEN, DOCH WAR ABZUSEHEN, DASS BEI EINER VERSCHÄRFUNG DES KONFLIKTS, SIE ZWISCHEN DEN LAGERN WÄHLEN MUSSTEN, NICHT ZWISCHEN ILLEGALITÄT ODER LEGALITÄT, SONDERN ZWISCHEN DER BOURGEOISIE UND DEM PROLETARIAT. DOCH DAS SCHICKSAL DER CHILENISCHEN ARBEITER UND BAUERN IN DIE HÄNDE DER ARMEE ZU LEGEN, BEDEUTETE GLEICHZEITIG AUCH DEN STRICK FÜR ALLENDE. BEREITS VOR SEINEM REGIERUNGSANTRITT HAT ER EINE SCHRIFTLICHE GARANTIEFORDERUNG HINTERLEGT, DASS ER 'KEINE VOLKSMILIZ BILDEN UND DIE ARMEE NICHT POLITISIEREN' WERDE.

ANGESICHTS DES IMMER STÄRKER WERDENDEN TERRORS UND DER OFFENEN PROPAGANDA DER RECHTEN FÜR EINEN PUTSCH, VERSUCHTE DIE REGIERUNG DURCH ZUGESTÄNDNISSE AN DIE BOURGEOISIE DIESE ZU BESÄNFTIGEN - MIT DEM ERFOLG, DASS DIE POLITISCHE SCHWÄCHE DER REGIERUNG DIE BOURGEOISIE NUR NOCH ERMUTIGTE, IMMER WEITREICHENDERE FORDERUNGEN ZU STELLEN UND IHRE VORBEREITUNGEN ZUM STURZ DER REGIERUNG ZU INTENSIVIEREN. WÄHREND DIE BOURGEOISIE SCHON LÄNGST EINE POLITIK AUSSERHALB IHRER EIGENEN LEGALITÄT BETRIEB, BEMÜHTE SICH DIE REGIERUNG ALLENDE IMMER NOCH, DIESE LEGALITÄT UM KEINEN MILIMETER ZU VERLASSEN.

Ihre kompromißlerische Haltung gegenüber der Reaktion, ihr Festhalten an der bürgerlichen Legalität als Folge der Illusion vom friedlichen Übergang zum Sozialismus macht sie unfähig, das Problem der Bewaffnung der chilenischen Arbeiter und Bauern zu lösen. In diesem Sinne ist die UP auch mitverantwortlich für die jetzige Niederlage der Arbeiterbewegung.

Doch angesichts der politischen Reife der chilenischen Arbeiterklasse ist kaum zu erwarten, daß diese ihren Kampf aufgibt. Dieser Kampf jedoch dürfte kaum enden mit der Wiedereinsetzung der alten Regierung, sondern mit der Errichtung der Macht der Arbeiter und Bauern. Das Militär hat heute die erste Schlacht gewonnen, jedoch noch nicht den ganzen Krieg."

Aus dem 'Spiegel' Nr.40 wird ein Bericht über Folterungen (vgl. 1.10.1973) zitiert und von SBü und KELA folgt ein:"
SPENDENAUFRUF

Kommilitoninnen und Kommilitonen!

Das Sozialistische Büro und das Komitee Europa-Lateinamerika haben einen
SOLIDARITÄTSFOND FÜR EIN SOZIALISTISCHES CHILE
eingerichtet.

Spendet massenhaft auf folgende Konten:
Girokonto Hannelore Vack, 605 Offenbach, bei: Bank für Gemeinwirtschaft (BfG,d.Vf.) Offenbach Nr.17439961, Kennwort: Chile-Solidarität.

Postscheckkonto Dr. Andreas Buro, Sonderkonto Braunschweig, Postscheckamt Hannover, Konto Nr. 2398848-309, Kennwort: Chile-Solidarität".

Zum Studentenwerksgesetz (StWG) bzw. dessen Zusatzparagraphen 47 a heißt es:"
STUDENTENSCHAFTSGESETZ - ODER TÄUSCHUNGSMANÖVER DES WIMI

War man sich noch zu Beginn des Jahres von Seiten der Regierungskoalition einig, die Studentenschaft besonders durch den Entzug der Beitragshoheit praktisch zu zerschlagen, so wurden die Studenten im Mai dieses Jahres (vgl. 24.4.1973,d.Vf.) durch ein neues Versprechen des Wissenschaftsministers Rau überrascht. Man habe einen Lernprozeß durchgemacht und die Koalition sei sich einig, die verfaßte Studentenschaft zu erhalten. Wie dieser Lernprozeß aussah, davon zeugt der Entwurf der Landesregierung (vgl. S11f*.1973,d.Vf.). Der Paragraph 47a, Absatz 2 des SPD-Entwurfs heißt:

'Aufgabe der Studentenschaft ist es,

1. Die gemeinsamen Interessen der Studenten als Angehörige der Hochschule wahrzunehmen,
2. für die wirtschaftlichen und sozialen Belange der Studenten einzutreten
3. die kulturellen Belange der Studenten zu fördern
4. den Studentensport zu fördern
5. die Beziehungen zu den Studentenvertretungen deutscher und ausländischer Hochschulen zu pflegen.

Die Zuständigkeit der Hochschule und der Hochschulorgane für entsprechende Aufgaben bleibt unberührt; die Studentenschaft hat das Recht, zu hochschulpolitischen Fragen Stellung zu nehmen.'

Im Kommentar zum Gesetzentwurf zu diesem Abschnitt heißt es:

'Der Gesetzentwurf berücksichtigt das sog. hochschulpolitische Mandat in der Weise, daß es zwar nicht zu den gesetzlichen Aufgaben der Studentenschaft gehört, hochschulpolitische Interessen der Studenten wahrzunehmen, daß ihr jedoch das Recht eingeräumt wird, zu hochschulpolitischen Fragen Stellung zu nehmen. Ausgeschlossen ist das von studentischer Seite vielfach geforderte sog. allgemeinpolitische Mandat'.

Nicht nur, daß der Studentenschaft das Recht auf ein allgemeinpolitisches Mandat abgesprochen werden soll, sondern auch das sog. hochschulpolitische Mandat der Studentenschaft soll so verkürzt werden, 'daß die Hochschulen einen legitimierten Gesprächspartner für studentische Fragen haben'. Das heißt, daß der Studentenschaft das Recht auf aktive Wahrnehmung, z.B. durch Streiks, Demonstrationen usw., selbst dieser Interessen abgesprochen werden und sich die Studentenschaft in Zukunft sich lediglich darauf beschränken soll, Resolutionen und Stellungnahmen zu verabschieden. Macht die Studentenschaft von IHREM Recht auf ein allgemein-politisches Mandat Gebrauch, drohen ihr gerichtliche Sanktionen. Interessant ist es, in diesem Zusammenhang auf die gegenwärtigen Vorgänge an der Universität Freiburg (vgl. 24.1.1973, Juli 1973,d.Vf.) hinzuweisen. …

Solange die Studentenschaften wie in den 50/60iger Jahren in den allgemeinen Tenor des Antikommunismus einstimmten und gesellschaftskritische Ansätze mit dem Mikroskop zu suchen waren, sah man sich nicht genötigt, das allgemeinpolitische Mandat der Studentenschaft in Frage zu stellen. Sobald aber sozialistische, kommunistische und andere fortschrittliche Strömungen in der Studentenschaft an Stärke gewannen, entfaltete der Staatsapparat seine Gegenoffensive; doch bei den Angriffen auf das allgemeinpolitische Mandat scheint bei den Vertretern des Staates selbst eine gewisse Unsicherheit laut geworden sein. Im Kommentar im Hochschulrahmengesetz (HRG - vgl. 2.7.1973,d.Vf.) der SPD/FDP-Regierung heißt es, daß 'aus der Einbindung der Hochschule in die Gesellschaft' folgt, 'daß zwischen hochschulpolitischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen fließende Übergänge bestehen; die Grenze wird mit Sicherheit dort überschritten, wo ein sachlicher Bezug zur Hochschulpolitik weder erkennbar noch beabsichtigt ist.'

Im Klartext: Die Entscheidung über das, was über den 'hochschulpolitischen' Rahmen hinausgeht, soll in Zukunft der Willkür der Gerichte ausgesetzt sein. Abschnitt 3 des Paragraphen 47a lautet: 'Organe der Studentenschaft sind:

1. Das Studentenparlament,
2. Der allgemeine Studentenausschuß,
3. Die Organe der Fachschaften.

Die Zuständigkeit der Organe und die Vertretung der Studentenschaft sowie die Gliederung der Studentenschaft in Fachschaften sind in der Hochschulsatzung zu regeln. Im übrigen wird die Ordnung der Studentenschaft in einer Satzung geregelt, DIE VOM STUDENTENPARLAMENT BESCHLOSSEN WIRD UND DER ZUSTIMMUNG DES SENATS UND DER GENEHMIGUNG DES MINISTERS FÜR WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG BEDARF'.

Hiermit wird dem Ministerium ein Mittel in die Hand gegeben, jede Satzung der Studentenschaft, die über den vom Ministerium gegebenen Rahmen hinausgeht, abzulehnen.

Die bisherige Regelung an unserer Hochschule ist in der Verfassung der PH Ruhr niedergelegt. Paragraph 56,2: 'Die Studentenschaft der Hochschule gibt sich eine Satzung, die der Genehmigung des Senats bedarf. Die Studentenschaft regelt ihre Angelegenheiten im Rahmen der Satzung selbständig.'

IMPERATIVES MANDAT

Mit dem Entwurf der Landesregierung wird nicht nur das imperative Mandat, das die studentischen Vertreter im AStA und Studentenkonferenz an die Beschlüsse der Basis bindet, um so eine Verselbständigung dieser Organe zu verhindern und demokratischer Kontrollen zu unterwerfen, liquidiert, sondern auch die Studentenvollversammlung als höchstes Organ der verfaßten Studentenschaft in der JEDER immatrikulierte Student Sitz und Stimme hat, und so auf die von SK und AStA gemachte Politik Einfluß nehmen kann, und nicht nur Studentenfunktionäre bestimmen, ist in diesem Entwurf nicht mehr vorgesehen.

Damit wird die Studentenschaft ihres wichtigsten Kontroll- und Entscheidungsorgans beraubt. Damit die Studentenschaft sich nicht einfach über diese ganzen reaktionären Bestimmungen hinwegsetzen kann, sollen letztlich die Hochschulverwaltung und das Wissenschaftsministerium über Höhe und Verwendungszweck der Studentenbeiträge entscheiden - das sicherlich beste Mittel, um die Studentenschaft fest im Griff halten zu können!

Daß diese Vorstellungen des Staates und der Landesregierung über Rolle und Funktion der verfaßten Studentenschaft den Interessen der verfaßten Studentenschaft diametral entgegengesetzt stehen, ist versucht worden, in diesem Artikel herauszustellen. Ein weiterer Artikel, der sich mit den Ursachen dieses Angriffs auseinandersetzen wird, erscheint demnächst.

Der beabsichtigten Aushöhlung der verfaßten Studentenschaft werden wir unseren gemeinsamen Widerstand entgegensetzen.

Von der Stärke dieses Widerstandes wird es abhängen, inwieweit es uns gelingt, die bisher im KAMPF errungenen Rechte (Satzungsautonomie, Beitragshoheit, imperatives Mandat und das allgemeinpolitische Mandat) zu verteidigen."

Zum StWG heißt es auch in einem ersten Teil einer Analyse (vgl. 22.11.1973):"
STUDENTENWERKSGESETZ - DER KALTE ZUGRIFF ÜBER DEN SOZIALBEREICH

Vorab: Das Studentenwerksgesetz für NRW ist noch in den Ausschüssen. Es wird aber damit gerechnet, daß das Gesetz noch in diesem Jahr den Landtag passiert.

Weiterhin: Zum STW-Gesetz gehört ein Zusatzparagraph 47a, der als Studentenschaftsgesetz die Verfaßte Studentenschaft (VS,d.Vf.) neu regeln soll. Hier soll nur der Teil des Gesetzes behandelt werden, der die Umwandlung der Studentenwerke (die noch eingetragenen Vereine e.V.) in Anstalten des öffentlichen Rechts vorsieht.

HISTORISCHE ENTWICKLUNG

'Die Studentenwerke sind von den betroffenen Studentenschaften, die durch sie genossenschaftliche Selbsthilfe leisten wollten, regelmäßig in der Rechtsform des Eingetragenen Vereins gegründet worden (STW-Zeitung, Düsseldorf, Januar 1973)'. Es zeigte sich aber, daß die Vereine finanziell ihren satzungsgemäßen Aufgaben nicht nachkommen konnten. Die soziale Lage der Studenten ließ sich nicht entscheidend verbessern. Die Arbeit blieb Flickwerk an den Stellen, an denen die angespannte soziale Lage am deutlichsten hervortrat. Auch die zaghafte Zuschußgewährung von staatlicher Seite konnte die offensichtlichen Mängel nicht beheben.

'Obwohl durch die Erhöhung der staatlichen Zuschüsse versucht wurde, den Leistungsumfang auszuweiten, war und ist aus den Kriterien der Zuschußgewährung keine geänderte Beurteilung des Sozialstatus der Studenten zu sehen (a.a.O.).' Deutlich wird dies an der familienabhängigen Förderung. 'Die Motivation zur und die Einflußnahme auf die Ausbildung wird in erster Linie durch die Eltern angelegt, gemäß deren finanziellen Möglichkeiten und deren spezifischen Bildungsmotivation. Dadurch findet ständig ein sozialer Ausleseprozeß statt, der die bestehenden schichtenspezifischen Ausbildungswege und die daraus resultierenden tendierten Berufsstandards reproduziert' (a.a.O.). Die Konsequenz ist dann: 'Da die Ausbildung (also auch das Studium) notwendige Arbeit für die Gesellschaft ist, muß auch deren materielle Absicherung von der Gesellschaft durch deren zuständige staatliche Institutionen gewährleistet werden' (a.a.O.).

'Als Rechtsform für die Studentenwerke bieten sich dafür rechtsfähige Anstalten des öffentlichen Rechts an. Aus dieser formalen Übereinstimmung mit der bisher auch vom Land NRW vorgesehenen Rechtsform kann noch keine Übereinstimmung über die inhaltliche Bestimmung dieser Anstalten abgeleitet werden' (a.a.O.).

DER ARGE ENTWURF

Die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der NRW-Studentenwerke erarbeitete deshalb einen eigenen Gesetzentwurf. Dieser enthielt z.B. im Punkt Aufgaben entscheidende Erweiterungen:

Paragraph 2 b: gesundheitliche Betreuung der Studenten, ihre Versicherung gegen Unfall und Krankheit, Maßnahmen der gesundheitlichen Vor- und Fürsorge einschließlich Einrichtung und Unterhaltung studentenärztlicher und psychohygienischer Dienste.

Paragraph 2 e: Mitwirkung an der Hochschulplanung soweit sie ihren Tätigkeitsbereich berührt, insbesondere bei der Bau- und Kapazitätsplanung.

Gerade solche entscheidenden Erweiterungen sieht der Gesetzentwurf des Landes aber nicht vor.

Außerdem wurde im Arge-Entwurf im Bereich der Organisation der Studentenwerke insbesondere die entscheidende Stellung des Vorstandes betont. Auch die Paritäten im Vorstand, dem im Arge-Entwurf die allgemeine Leitung zugesprochen wurde, sind zumindest diskutierenswert. Im Paragrapen 7, Abs.1, a-c sind vier Studentenvertreter, zwei andere Hochschulangehörige sowie zwei Vertreter der Bediensteten vorgesehen. Diese Paritäten gewährleisten in echter Halbparität die Mehrheit der Betroffenen. Im übrigen ist der Gesetzentwurf in den Übergangsbestimmungen im Gegensatz zum Landesentwurf durch Klarheit gekennzeichnet. Dieser Entwurf wurde dem WiMi zugeleitet mit der Bitte um Stellungnahme. Das Ministerium regierte aber nicht, sondern brachte einen Referentenentwurf auf den Tisch und verlangte nun seinerseits die Stellungnahme von den Studentenwerken. Die StW's kommentierten diesen Entwurf, aber ihre Bedenken blieben ungehört.

FORDERUNGEN DER STW'S

Folgende Forderungen wurden an das Ministerium gestellt:
a. Beschränkung der Staatsaufsicht auf Rechtaufsitz,
b. damit verbunden das Recht auf Selbstverwaltung und Satzungsautonomie,
c. Paritäten, die die Betroffenen absichern,
d. Wahl aller studentischen Vertreter durch die Studentenschaften,
e. Durchsetzung des Prinzips der sozialen Tragbarkeit und nicht das der Kostendeckung.

DER NRW-ENTWURF

Sämtliche Forderungen blieben ungehört und im Landtag wurde ein endgültiger Entwurf vorgelegt (vgl. S16**.1973,d.Vf.), der nun verabschiedet werden soll. Vor allem die Stellung der Organe in den Studentenwerken hat sich entscheidend gewandelt. Zum einen wird der Verwaltungsrat in seinen Kompetenzen dadurch erweitert, daß er den Vorstand wählt und dieser nicht von allen Beteiligten direkt gewählt wird.

Die Vertreter vor allen von studentischer Seite werden nicht mehr durch die Studentenkonferenz in den Vorstand gewählt, sondern vom Verwaltungsrat. Sie entziehen sich damit jeder demokratischen Kontrolle und laufen Gefahr, sich von der studentischen Basis zu lösen. Dieses Gremium obliegt außerdem der Erlaß einer Satzung, die bisher durch die Mitgliederversammlung genehmigt wurde und nur durch das WiMi entschieden wird.

Die Handlungsmöglichkeit des Vorstandes ist weiter eingeschränkt worden. Durch die exponierte Stellung des Geschäftsführers ist es für ihn möglich nach Paragraph 11, Abs.7 und 8 Vorstandbeschlüsse auszusetzen und der Aufsichtsbehörde, sprich WiMi zu melden, um durch sie entscheiden zu lassen. Dies kann und wird zur Mißachtung der Interessen der Studenten führen.

PARITÄTEN - IMPERATIVES MANDAT

In diesem Zusammenhang sei auf die Paritäten hingewiesen. Gerade die Studenten, die in dieser Institution um ihre materiellen Interessen kämpfen müssen, werden zugunsten der Hochschullehrer zurückgedrängt. Deutlich wird dies auch daran, daß ein Student nicht mehr Vorstandsvorsitzender sein kann. Insbesondere auf das imperative Mandat ist noch hinzuweisen. In Paragraph 7, Abs.2 und 7 wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Vertreter in den Organen der STW's nicht an 'Weisungen' gebunden sind. Für die Studentenvertreter bedeutet dies, daß man ihnen von Seiten der Studentenkonferenz keine bindenden Aufträge erteilen kann.

FINANZIERUNG

Der gravierende Punkt ist der der Finanzierung der Studentenwerke. Glaubte man doch dadurch, daß die Studentenwerke Anstalten öffentlichen Rechts werden, die Finanzhilfen von staatlicher Seite enorm ansteigen würden. Man sieht sich nun durch den Gesetzentwurf getäuscht. Zunächst soll finanziert werden, wie in Paragraph 13, Abs.1, S.1 zu 1 zu lesen ist, aus Einnahmen der Mensen und Wohnheime. An zweiter Stelle aus Einnahmen der studentischen Sozialbeiträge. Dies bedeutet, daß die Hauptfinanzierungsquelle die Studenten sind, diese sollen auch auch noch zur Verbesserung ihrer verschärften materiellen Situation Gelder aus dem Geldbeutel mit dem großen Loch aufbringen, und zwar mindestens 10 DM. Damit dies auch abgesichert ist, wurde dem Kostendeckungsprinzip der Vorrag gegenüber den sozialtragbaren Prinzip gegeben.

Weitere Finanzierung soll über Dritte geschehen. Wer aber wird einer Institution Geld zur Verfügung stellen, in der er bisher zumindest Einfluß über die Mitgliederversammlung auf die Verwendung der Mittel hatte, die nun ersatzlos zugunsten der staatlichen Aufsicht gestrichen wird.

Dann erst kommen die staatlichen Zuschüsse und zwar 'nach Maßgabe des Haushalts'. Welche Mittel bisher zur Verfügung gestellt wurden, ist bekannt. Sie reichten nicht aus die eklatantesten Probleme zu beseitigen (siehe DOS Nr.21 und Streik der STW-Bediensteten (vgl. 27.6.1973, 28.6.1973,d.Vf.)).

UNSERE FORDERUNGEN

Der AStA ist der Meinung, daß durch diese Gesetz eine weitere Verschärfung des sozialen Numerus Clausus ins Haus steht.

Zum einen sind die Studenten in den Gremien des STW unterrepräsentiert und haben nicht die Möglichkeit, ihre materiellen Interessen zu vertreten und durchzusetzen.

Mit der Staatsaufsicht des Landes werden keine weiteren Mittel zur Verfügung gestellt, sondern die bestehende Mängelsituation durch staatlichen Dirigismus perpetuiert.

Darüber hinaus wird noch verlangt, daß die Studenten, deren Förderungsbeiträge im Schnitt 250 DM betragen, für die Beseitigung ihrer materiellen Probleme finanziell herangezogen werden.

WIR FORDERN DAHER:

DAS RECHT AUF SELBSTVERWALTUNG UND SATZUNGSAUTONOMIE MUSS GEWÄHRLEISTET SEIN!
DIE PARITÄTEN MÜSSEN DIE INTERESSENVERTRETUNG DER STUDENTEN ABSICHERN!
DURCHSETZUNG DES PRINZIPS DER SOZIALEN TRAGBARKEIT!"
Q: DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973

18.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.10.1973) möchte heute mit einer zweiten zweitägigen Einführungsfreizeit (vgl. 18.10.1973) für ca. 40 Teilnehmer im Röttgershof in Marl beginnen. Der Teilnahmepreis beträgt 10 DM.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Okt. 1973),S.52

22.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt ein Extra Nr.7 seiner 'DOS' – Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 17.10.1973, 31.10.1973) mit drei Seiten DIN A 4 heraus, dessen Text - in dieser Reihenfolge - gemeinsam unterschrieben ist von der KHG des KBW, die den Text vermutlich formulierte, dem AStA Uni Dortmund, dem AStA PH Dortmund, dem AStA HPH (Heilpädagogische Abteilung der PH Ruhr), der GEW-AG und der GIM:"
FÜR EIN KOSTENDECKENDES BAFÖG

Das BAFöG wurde am 26.8.1971 verabschiedet, gegen den erklärten Widerstand der Studenten. Schon damals lag der Förderungshöchstsatz von 420 DM unter dem kostendeckenden Betrag. Das Deutsche Studentenwerk (DSW (StW,d.Vf.)) errechnete damals (vgl. S1.**.197*,d.Vf.) einen kostendeckenden Betrag von 550 DM. Seit 1971 haben wir nun eine Teuerungsrate von jährlich 7 - 9% zu verzeichnen. Dabei haben sich besonders die Grundnahrungsmittel enorm verteuert, z.B. Kartoffeln um 45%, Obst um 36%. Da gerade die Gebrauchsgüter, die jeder braucht, sich enorm verteuerten, wirkt sich die Teuerungsrate besonders auf die unteren sozialen Schichten aus. Das geht aus der folgenden Statistik hervor:". Bei uns ist vom Titel der ersten Statistik das erste Wort unlesbar, das zweite lautet "Preisanstieg", die zweite Statistik lautet, "Die Inflation speist mit" und stellt die Lebensmittelpreise in der BRD zwischen Mai 1972 und Mai 1973 dar. Fortgefahren wird:"
Auch Schüler und Studenten sind von dieser Preissteigerungsrate besonders betroffen, sowohl die BAFöG-Empfänger als auch diejenigen, die auf Grund der zu niedrigen Freibeträge keine Unterstützung erhalten, deren Eltern ihnen aber keine 400 DM monatlich zahlen können. Dabei sieht der Paragraph 35 eine Anpassung der Bedarfssätze und Freibeträge an die gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie die veränderten Vermögens- und Ausbildungsverhältnisse vor. Obwohl das DSW im Oktober 1972 (vgl. Okt. 1972,d.Vf.) in den 'Formulierungsvorschlägen zur Novellierung des BAFöG' einen Bedarfssatz von 600 DM errechnete, obwohl der Präsident des DSW, Professor Ellwein, am 17.9. in Bonn 'Wengistens eine 20%ige Anhebung der Stipendien von 420 DM auf mindestens 500 DM monatlich und eine Erhöhung der Elternfreibeträge von 800 auf 1 200 DM monatlich' forderte, obwohl verschiedene ASten, der VDS und die GEW bereits mehrmals eine Erhöhung gefordert haben und obwohl sogar die Kultusminister der Länder an die Bundesregierung appeilliert hatten (vgl. S1.**.197*,d.Vf.), die Ausbildungsförderung bis zum Frühjahr 1974 zu erhöhen und auch den Kreis der Berechtigten zu erweitern, erklärte Bundesminister von Dohnanyi (vgl. S1f**.1973,d.Vf.), es sei weder an eine Erhöhung der Bedarfssätze noch an eine Erhöhung der Freibeträge vor dem Wintersemester 1974/1975 zu denken. Angeblich sei kein Geld da, erklärte Dohnanyi trotz einer Steigerung des Staatsetats um 10%. Da gegenwärtig ca. 36% der Vollzeitschüler (1972 27%) und 47% der Studenten (1972 41%) BAFöG-Empfänger sind, die wenigsten aber den BAFöG-Höchstsatz erhalten, bleibt vielen kein anderer Ausweg als in den Ferien zu arbeiten.

Was das in Verbindung mit der im HRG festgelegten Regelstudienzeit, Kurzstudium und der Verschärfung der Prüfungsordnungen (PO,d.Vf.) bedeutet, ist nichts anderes als ein weiteres Mittel zur Disziplinierung der gesamten Studentenschaft. Für die BAFöG empfangenden Naturwissenschaftler wird sich die Situation besonders verschlechtern, da sie in der vorlesungsfreien Zeit notwendige Praktika ableisten müssen. Außerdem für die Kinder von Arbeitern und Angestellten, da diese von ihren Eltern keine Unterstützung erwarten können, da sie selber immer weniger im Portemonnaie haben.

Denn die 'stabilitätsbewußten Abschlüsse' der letzten zwei Jahre haben nicht einmal die Preissteigerungen aufgefangen. Zudem sind die Arbeiter und Angestellten durch unsoziale Steuerprogression in eine schlechtere Steuerklasse geraten, sodaß ein Teil der Lohnerhöhungen von vornherein durch die Steuern wieder aufgefressen wird. Der Anteil der Lohnsteuer am gesamten Steueraufkommen ist in diesem Jahr auf 60 Mrd. DM gegenüber 49,7 Mrd. DM 1972 gestiegen, ganz zu schweigen von den indirekten Steuern, die von der Masse der arbeitenden Bevölkerung bezahlt werden. Da zwar die Löhne nominell gestiegen sind - man kann freilich nicht mehr dafür kaufen - die Freibeträge aber festgeschrieben sind, haben wir BAFöG-Empfänger in diesem Jahr mit durchschnittlich 50 bis 100 DM weniger BAFöG zu rechnen. Wir stehen uns heute also noch schlechter als 1971, als das BAFöG verabschiedet wurde.

Gleichzeitg versucht sich aber der Staat doppelt abzusichern:

Mit Hilfe des Paragraphen 20, Abs.2, der streikenden BAFöG-Empfängern androht, gezahlte Beträge für die Zeit des Streiks zurückzahlen zu müssen, wird versucht die Kampfkraft der Studentenschaft zu zerschlagen.

Was ist zu tun? Selbst Minister Dohnanyi erklärte bereits, daß wir von der Regierung nichts zu erwarten haben. Die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Kapital und Staat auf der einen, und dem Volke auf der anderen Seite, hat gezeigt, daß eine geschlossene Kampffront zu bilden ist für unsere gemeinsamen Interessen. Von allein wird sich nichts rühren, bloßes Abwarten und Stillhalten wird nichts nutzen. Wir werden nur etwas erreichen, wenn wir uns alle zusammenschließen und für unsere Forderungen eintreten:

ERHÖHUNG DES BAFÖG AUF 600 DM BEI GLEICHZEITIGER ERHÖHUNG DER FREIBETRÄGE AUF 1 200 DM! WEG MIT DEM ANTI-STREIK-PARAGRAPHEN!

Die ausländischen Kommilitonen sind oftmals noch schlechter dran. Zwar kann jeder ausländische Student nach dem vierten (!) Semester 400 oder 500 DM BAFöG bekommen, dies jedoch nur, wenn er seine guten Leistungen und wenigstens zwei Gutachten von Professoren vorweisen kann. Wohlgemerkt, d.h., daß jeder ausländische Student, außer wenn er von Zuhause finanziert wird, sich die ersten drei bis vier Semester mit dem über Wasser halten muß, was er in den Semesterferien verdient hat. Dabei noch außergewöhnliche Leistungen zu vollbringen, damit er weiter durch BAFöG finanziert wird, erscheitn fast unmöglich.

Dshalb:

GLEICHE RECHTE FÜR DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE STUDENTEN1

Der entscheidende Hebel für den Erfolg unseres Protestes kann nur eine wesentliche Erfahrung aus den Kämpfen des gesamten Volkes sein:

Gemeinsam:
ob BAFöG-Empfänger oder nicht
ob Schüler oder Student
ob Ausländer oder Deutscher
den Kampf um die Erhöhung des BAFöG führen!

Ist es dem Staat und der herrschenden Klasse einmal gelungen, die Schüler-und Studentenschaft zu spalten und zu zersplittern, wird es leichtes für sie sein, ihre reaktionäre Politik auch auf anderen Gebieten durchzusetzen.

Daher:

FÜR EINE GESCHLOSSENE KAMPFFRONT ALLER STUDENTEN UND SCHÜLER ALS TEIL DER KÄMPFE DES GESAMTEN VOLKES!"
Q: DOS Extra Nr.7,Dortmund 22.10.1973

31.10.1973:
An der PH Dortmund soll, laut AStA (vgl. 31.10.1973), eine Studenten-Vollversammlung (SVV - vgl. **.**.1973, **.**.1973) stattfinden.
Q: DOS Nr.23,Dortmund 31.10.1973,S.4

31.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt die Nr.23 seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 22.10.1973, 22.11.1973) mit 16 Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt heraus:
1. Die ersten 'Gehversuche'
2. Rahmenlehrplan Gesellschaft und Politik (RLP - vgl. Dez. 1970, 25.10.1973)
3. Gespräch mit chilenischen Untergrundkämpfern (vgl. 1.10.1973)
5. Paper-Erlaß (vgl. NRW 12.9.1972, 7.11.1973)

Bekanntgegeben werden die Termine der Studentenvollversammlung (SVV - vgl. 31.10.1973) und der Abteilungskonferenz (AK - vgl. 7.11.1973), einer Schulung der GEW-AG (vgl. 13.11.1973) sowie die regelmäßigen montaglichen Sitzungen von AStA um 13 und der GEW-AG um 18 Uhr.

Im ersten Artikel heißt es:"
DIE ERSTEN 'GEHVERSUCHE'.

ERFAHRUNGEN EINES NEUIMMATRIKULIERTEN

Die ersten beiden Semesterwochen liegen hinter uns, für ca. 750 Kommilitonen die ersten Gehversuche als PH Studenten. Diese 'Gehversuche' sahen für die meisten so aus: Seminare waren überfüllt, fielen aus, wurden in Gruppen eingeteilt, fanden keine passenden Räume usw. Wollte man sich vom Seminarrummel in Mensa und Cafeteria erholen, sah man sich bitter enttäuscht: Auch dort Überfüllung, Anstehen, Warteschlangen bis auf die Gänge. Dachte man gar an das Ausweichen in vielleicht vorhandene Kommunikationsräume, so suchte man diese vergeblich. Selbst bei den öffentlichen Fernsprechern stand man Schlange. So etwa die Atmosphäre.

Derartig stellt sich nach zwei Wochen für einen neuimmatrikulierten PH-Studenten das Studium an einer Hochschule des Industriegiganten BRD dar. Die Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Armut und privatem Reichtum als Folge der privatkapitalistischen Wirtschaft, die es immer weniger Leuten ermöglicht, immer mehr Geld und Macht zu erlangen, wird hier unmittelbar erfahrbar. Hier könnte dann Unmut oder Verärgerung entstehen oder aber Abfindung mit derartig schlimmen Ausbildungsverhältnissen, weil man es von der Schule nicht anders kennt. Die Meinung vom 'schönen freien Studentenleben' muß man nicht nur wegen der miesen äußeren Verhältnisse an der PH aufgeben, sie wird auch brüchig, wenn man die Praxis der Ausbildungsförderung betrachtet: BAFöG-Sätze sind festgeschrieben, also trotz steigender Preise und Mieten noch weniger Geld, da die Berechnungsgrundlagen von 1971 von festgelegten Freibeträgen ausgehen.

Hier werden also ganz bewußt die Ausbildungskosten niedrig gehalten, da diese keine direkt gewinnbringenden Kosten darstellen. Ein Student arbeitet nicht, ist momentan unproduktiv, kann also nicht unmittelbar Profite für die Unternehmer erwirtschaften.

Die konkret erfahrbare materielle Verschlechterung hier an der PH kann gerade die Frage nach solchen Zusammenhängen provozieren.

Die Klärung der Zusammenhänge wäre der Anfang einer aktiven politischen Änderung solcher Zustände. Resignation oder kritiklose Anpassung an unsere Ausbildungssituation wäre das einfachste und leichteste. Zudem wäre es das, was solche Verhältnisse funktional in uns erwirken sollen: Abfinden mit der Situation, keine Frage nach Ursachen und Zusammenhängen. Hat man sechs Semester in dieser Ausbildungssituation bestanden, die materiell und inhaltlich derart unzureichend ist, wird man in seiner Praxis als Lehrer genau solche Verhältnisse als normal und gewohnt hinnehmen. Man wird überfüllte Schulklassen, zuwenig Arbeitsgeräte, keine Kopiermöglichkeiten usw. als Norm akzeptieren und nicht als entsetzliche Diskrepanz zu bekämpfen suchen. Den Mangel wird man als normal akzeptieren, weil er auch an der PH stetig akzeptiert wurde. Man wird gar nicht erst die Frage stellen, wer unter diesem Mangel zu leiden hat: die Kinder der arbeitenden Mehrheit dieser Gesellschaft.

Arbeitet man dementsprechend angepaßt in seinem späteren Beruf, dann hat sich die Funktion der PH-Ausbildung gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung schließlich erfüllt.

Das sollten wir verhindern."

Enthalten ist auch ein Lied:"
CHILE 11.9.1973

Wer hat auf Chile den Stiefel gesetzt, wer hat den Mord gebracht?
Wer hat denn diesen Brand gebracht in der Septembernacht?

Das waren die Herren Generäle, diese Schlächter der Nation,
die warteten schon auf die Schlächterei, drei Jahre warten sie schon.

Wer hat denn wohl die Stiefel geleckt, wer hat die Fahnen geweiht?
Wer hat für die Arbeitermörder gebetet im Namen der Christenheit?

Das waren die Faschisten und Christdemokraten, Frei, der Demokrat,
der deutsches Geld in der Tasche und Blut an den Händen hat.

Wer hat wohl denen die Stiefel gewichst mit seinem faulen Steiß?
Wer hat gesagt: 'Schlagz zu, General, schlag zu um jeden Preis!'

Das war die Bourgeoisie, die reichen Blutsauger der Nation.
Die haben drei Jahre nicht schlecht überlebt, drei Jahre warten sie schon!

Wer hat wohl denen die Stiefel gekauft, die Bomber, die Panzer, die Macht?
Wer hat mit Hunger und Terror bereitet die Septembernacht?

Das waren die Gangster in Washington, die haben den Hunger gemacht,
die haben den Finger am Abzug gehabt in der Septembernacht!

Drei Jahre dauerte der PROZESS, drei Jahre in Legalität,
Allende bewies, daß Revolution ohne Revolution nicht geht.

Da haben die Kapitalisten doch in der Septembernacht
mit ihrer eigenen Legalität kurzen Prozeß gemacht.

So geht das schon viele Leben lang, ein Jahrhundert und mehr,
die Ketten der Unterdrückung wiegen vier Jahrhunderte schwer.

Und macht das Volk das Maul auf, kriegt es Stiefel ins Gesicht.
Wer hat die geleckt, gewichst, gekauft? Das Volk, das Volk doch nicht!

Arbeiter in Santiago, Student in Concepcion,
Mapuche-Indianer und Bauern, seht, sie kämpfen schon.

Gekämpft wird nicht in Chile bloß, auch andere haben entdeckt:
daß man den Fuß abhauen muß, der in dem Stiefel steckt!

UND KEINE SCHONUNG DEN STIEFELLECKERN DER MILITÄRDIKTATUR!
UND KEINEN GLAUBEN DER BOURGEOISIE UND IHREM FRIEDENSSCHWUR!

UND MITTEN INS HERZ DEM IMPERIALISMUS, WO IMMER ER HAUST,
UND MITTEN IN SEIN DOLLAR-HERZ DIE BEWAFFNETE ARBEITERFAUST!

(Melodie: 'Dos anos me ando rodando…')

Don Juan Capra".

Dokumentiert wird auch die Werbung für einen Chile-Bericht der 'Praline' (vgl. Okt. 1973).
Q: DOS Nr.23,Dortmund 31.10.1973

04.11.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) berichtet über heute aus Griechenland und ohne genaue Datumsangabe:"
Der Aufstand der griechischen Studenten und Arbeiter gegen die seit dem 21. April 1967 existierende Militärdiktatur war begleitet von einer Welle spontaner Solidarität in ganz Europa. Auch der AStA der PH Dortmund übermittelte den Kämpfenden eine Solidaritätsadresse."
Q: DOS Nr.25,Dortmund 5.12.1973,S.10

07.11.1973:
An der PH Dortmund tagt, laut AStA (vgl. 31.10.1973) die Abteilungskonferenz (AK - vgl. **.**.1973, **.1*.1973). Vermutlich vom AStA wird dazu folgender Antrag formuliert:"
PAPER-ERLASS

Mit Beginn des Wintersemesters 1973/1974 wird den Studenten der PH Dortmund nicht nur durch die Raummisere ein sinnvolles Studieren unmöglich gemacht, sondern auch durch die Auswirkungen des sogenannten 'Papier-Erlasses' vom 12.9.1972. Bisher konnte der Erlaß, der vorsieht, daß 'Vervielfältigungen - insbesondere Skripten und Literaturauszüge - für Studienzwecke nicht mehr unentgeldlich hergestellt werden können' (Der Kanzler, 23.11.1972), durch Etatausgleiche in den Fächergruppen umgangen werden. Die Etats sind aber im WS 1973/1974 derart ausgelastet, daß z.B. in den Grundwissenschaften (Fächergruppen 1 und 2) keinerlei Papiere in den Seminaren ausgegeben werden können, es sei denn die Studenten stellen und bezahlen Matrizen und Papiere selbst.

Die Konsequenz liegt auf der Hand: Gruppenarbeit wird verhindert, hochschuldidaktische sinnvolle Arbeitsorganisation wird hintertrieben; die Haltung des fromm rezipierenden Studenten wird gefördert. Der 'Papier-Erlaß' ist nur ein Teil der materiellen Verschlechterung der Ausbildungssituation (s. Festschreibung des BAFöG, steigende Wohnheimmieten).

Als Versuch die Ausbildungskosten von der Ausbildungsinstitution auf die Studenten abzuwälzen, müssen der 'Paper-Erlaß' und seine Auswirkungen entschieden abgelehnt und bekämpft werden.

Die Studentenschaft der PH Dortmund fordert die AK auf, einen zusätzlichen Titel im zu beratenden Haushalt zu schaffen!"

Später (vgl. 22.11.1973) berichtet der AStA:"
ANTRÄGE DES ASTA AN DIE ABTEILUNGSKONFERENZ

a. Bei der Einsetzung von Berufungsausschüssen wird nun, um im AStA den Überblick über die anlaufenden Berufungsverfahren zu behalten, von den Fächergruppen an die studentischen Sprecher der FG und an den AStA die Information über die Anhängigkeit eines Berufungsverfahrens weitergeleitet. Damit ist gewährleistet, daß Berufungsausschüsse nicht mehr unter der Hand gebildet werden.

b. In diesem Zusammenhang stand ein weiterer Antrag, 'daß studentische Vertreter in Gremien und Ausschüssen nicht von Vertretern des Lehrkörpers bestimmt werden können, sondern ordnungsgemäß gewählt werden müssen.' (aus dem Antrag).

Damit ist sichergestellt, daß nur noch gewählte studentische Sprecher oder Studenten, die auf Fachvollversammlungen gewählt werden, in offizielle Kommissionen entsandt werden.

c. Für die Studienberatung im kommenden Semester wurde erreicht, daß nun ein voller Tag für Gruppenarbeit, wie es bisher die FG III praktizierte, für die gesamte Abteilung verpflichtend gemacht wurde.

d. Die letzte AK stellte fest, 'daß hochschuldidaktisch notwendige Vervielfältigungen Lehrmittel sind' (aus dem Protokoll). Der Verwaltungsausschuß wurde daher beauftragt, Reserven für Vervielfältigungen freizumachen."
Q: DOS Nr.23 und 24,Dortmund 31.10.1973 bzw. 22.11.1973,S.4 und 16 bzw. S.18

12.11.1973:
An der PH Dortmund findet vermutlich in dieser Woche eine studentische Vollversammlung (SVV - vgl. **.**.1973, **.**.1973) statt.

Der AStA (vgl.22.11.1973) dokumentiert zum Studentenwerksgesetz (StWG - vgl. **.**.1973) bzw. dem darin enthaltenen - als Studentenschaftsgesetz bezeichneten - Paragraphen 47 die folgende:"
RESOLUTION DER SVV

An den Wissenschaftsminister (WiMi,d.Vf.) von NRW Johannes Rau (SPD,d.Vf.)

Die Studentenschaft der PH Dortmund spricht sich gegen das vorgelegte Studentenschaftsgesetz aus und wird Kampfmaßnahmen einleiten, um die elementarsten politischen Rechte der Studentenschaft zu erhalten. Die Studentenschaft der PH Dortmund wird die politischen Reglementierungsversuche des Wissenschaftsministeriums, vor allem die Beseitigung des allgemeinpolitischen Mandats, zurückweisen.

Der AStA organisiert auf dieser Vollversammlung den ersten Schritt, die Propaganda in den Seminaren, und verpflichtet sich für die nächsten Vollversammlungen die Konkretisierung der möglichen Kampfmaßnahmen vorzubereiten.

Aus dem Studentenschaftsgesetz werden folgende Vorhaben schärfstens von uns zurückgewiesen:
1. Die Beschneidung des allgemeinpolitischen Mandats auf ein hochschulpolitisches Mandat bedeutet die politische Bevormundung und Niederhaltung aller fortschrittlichen Kräfte, die die hochschulpolitische Aspekte nicht isoliert sehen, sondern in die gesamtgesellschaftliche Entwicklung einordnen. Dies heißt, daß die Studentenschaften sich nicht in ihrem politischen Recht beschneiden lassen, Stellungnahmen gegen Berufsverbote (BV,d.Vf.) politische Disziplinierung und Unterdrückungsmaßnahmen seitens des Staatsapparates abzugeben. Aber genau dies impliziert der Gesetzentwurf.

2. In diesem Zusammenhang lehnen wir den unpolitischen Aufgabenbereich, den die verfaßte Studentenschaft (VS,d.Vf.) übernehmen soll, wie Förderung des Studentensports etc. ab.

3. In der Frage der Satzungsautonomie der Hochschulen und ihrer Studentenschaften geht man folgendermaßen vor: Das Recht auf demokratische Selbstverwaltung wird zugunsten von Satzungsoktrois seitens des Wissenschaftsministeriums abgeschafft. Wir sind nicht gewillt, uns dieses demokratische Recht auf Selbstverwaltung aus der Hand schlagen zu lassen.

4. Die Organe der Verfaßten Studentenschaft, wie im Gesetzentwurf vorgesehen, sollen das Studentenparlament, AStA und die Organe der Fachschaften sein. In dieser Aufzählung FEHLT DIE STUDENTEN-VOLLVERSAMMLUNG. Dadurch ist nicht gewährleistet, daß die Studentenvertreter durch das imperative Mandat an die Beschlüsse aller Studenten - sprich durch die Studenten-Vollversammlung - gebunden sind. Wir weisen deshalb dieses Vorhaben aufs Schärfste zurück.

5. Auch die Regelung der Beitragseinziehung der Mittel für die Verfaßte Studentenschaft wird nach diesem Entwurf abgelehnt. Der Entwurf sieht vor, daß das Wissenschaftsministerium die Maximalhöhe des Sozialbeitrags nach Gutdünken, also nach politischer Willkür, festsetzt.

Der AStA der PH Dortmund verpflichtet sich, das politische Mandat weiterhin auszuüben, und er wird von der VV verpflichtet, den Widerstand in den Seminaren aufzunehmen."

Dieser Text wird vermutlich noch heute ebenfalls dem WiMi NRW üermittelt, der darauf auch antwortet (vgl. 28.11.1973).
Q: DOS Nr.24 und 26,Dortmund 22.11.1973 bzw. 17.12.1973,S.6 bzw. S.5

13.11.1973:
Die GEW-AG an der PH Dortmund möchte, laut dem dortigen AStA, über den auch die Anmeldung möglich ist, heute mit einer zweitätigen Schulung "Grundlagen einer Gesellschaftskritik" im Röttgershof in Marl beginnen.

Laut späteren Ankündigungen soll die Schulung gar drei Tage dauern.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Nr.22 und 23,Dortmund o. J. (Okt. 1973), 17.10.1973 bzw. 31.10.1973,S.52, S.3 bzw. S.4

22.11.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr. 24 (vgl. 31.10.1973, 5.12.1973) mit 18 Seiten DIN A 4 heraus und folgendem Inhalt:
1. Studentenwerksgesetz (StWG)
2. Zur Lage der DSKV
3. Zum BAFöG
4. Bericht des Streikrats vom Mietstreik im Heim Stockumerstraße (vgl. 1.11.1973)
5. Hausbesetzung des AKJZ (vgl. 2.11.1973, 20.11.1973)
6. Kurzmeldungen

Der im Inhaltsverzeichnis angekündigte Artikel "Zur Reform der Lehrerausbildung" liegt uns leider nicht vor. Eventuell ist das uns zugängliche Exemplar unvollständig, ein Artikel zu diesem Thema wird aber später (vgl. 17.12.1973) verbreitet.

Erstmals findet sich eine Anzeige und zwar von der Buchhandlung C.L. Krüger, wo es progressive Literatur gibt.

Von der DSKV wird berichtet bundesweit (vgl. Sept. 1972, 13.11.1973) und aus NRW (vgl. 17.11.1973, 19.11.1973).

Zum Studentenwerksgesetz (StWG) wird eine vorherige Analyse (vgl. 17.10.1973) fortgeführt:
STW-GESETZ ANALYSE - ZWEITER TEIL (siehe auch DOS 22)
ANSTALTEN ÖFFENTLICHEN RECHTS

1. Die Umwandlung der Studentenwerke, die bisher eingetragene Vereine (e.V.) waren, in Anstalten öffentlichen Rechts, ist der einschneidendste Punkt dieser Gesetzesvorlage. Denn mit den Vereinen war es den Studenten zum Teil noch möglich, materielle Interessen der Studenten über den Vorstand des Studentenwerks (StW) zu vertreten. Mit den Anstalten öffentlichen Rechts aber, steht dem Studentenwerk direkt die Aufsichtsbehörde, sprich das Wissenschaftsministerium, vor, das die uneingeschränkte Rechts- und Fachaufsicht ausübt.

Damit besteht die unmittelbare Möglichkeit, jeden Vorstandsbeschluß, der nicht die unmittelbaren Interessen des WiMi durchsetzt, außer Kraft zu setzen und eigene Maßnahmen - 'juristisch legal' - einzuleiten. Jeder fortschrittlichen Politik wird damit ein Ende bereitet.

AUFGABEN DER STUDENTENWERKE

2. Die Aufgaben, die die Anstalten übernehmen wollen, sind unter anderem solche, die bisher die ASten im sozialen Bereich geleistet haben. Rau (SPD,d.Vf.) höhlt so einen wichtigen Teilbereich der verfaßten Studentenschaft (VS,d.Vf.) aus, nämlich den der politischen Inangriffnahme der materiellen Ausbildungssituation zu Gunsten iner administrativen Perpetuierung der materiellen Mängelsituation. Damit dieser Rahmen auch beschränkt werden kann, werden die Aufgaben der Studentenwerke als ausschließlich und unmittelbar gemeinnützig gesetzlich geregelt (Paragraph 3).

VERWALTUNGSRAT

3. Damit die Absicherung der ministeriellen regelbaren Aufgaben reibungslos vor sich geht, wurden die Organe des Studentenwerks neu festgelegt (Paragraph 4). Die Mitgliederversammlung, analog zur Abschaffung der Studentenvollversammlung (SVV,d.Vf.) im Studentenschaftsgesetz wird beseitigt und dafür ein Verwaltungsrat eingesetzt, der im wesentlichen ihre Aufgaben übernimmt. Im übrigen verweisen die Paritäten die Studenten in die Minorität.

BEISPIEL: MIETEN

Ein Beispiel: Mieterhöhungen sind in Aachen zunächst dadurch abgewendet worden, daß Studenten in das Studentenwerk e.V. eintraten und in der Mitgliederversammlung (vgl. S3.**.197*,d.Vf.) majorisiert Mieterhöhungen ausschlossen. Dies wird zukünftig nicht mehr möglich sein, weil der Verwaltungsrat allein schon von der Parität her eine Mieterhöhung nicht mehr ablehnen wird.

IMPERATIVES MANDAT

Die Wahl der studentischen Vertreter in den Verwaltungsrat, soll in den Studentenparlamenten geschehen (Paragraph 6 Abs.1 und 2). Vorsorglich von diesem Gremium, da im Studentenschaftsgesetz die Studentenvollversammlung abgeschafft werden soll. Der Grund liegt auf der Hand; denn die demokratische Kontrolle der studentischen Vertreter im Verwaltungsrat wird damit ungleich erschwert. Sie wird sogar aufgehoben, wenn es im Gesetzestext heißt, daß die Vertreter im Verwaltungsrat nicht an 'Weisungen' gebunden sind (Paragraph 7 Abs.2). Die Möglichkeit des mit Erfolg praktizierten imperativen Mandats wird damit ausgeschlossen und weiter dadurch abgesichert, daß die Öffentlichkeit mit einfacher Mehrheit ausgeschlossen werden kann (Paragraph 7 Abs.4).

Die Absicherung des kontaktfreien Raums Studentenwerk wird vorangetrieben durch die Wahl des Vorstandes im Verwaltungsrat (Paragraph 8, Abs.1).

Abgesehen von den Paritäten im Vorstand, die auch hier die Studenten nicht absichern, bedeutet die Wahl im Verwaltungsrat, daß der Vorstand, der über die laufende Geschäftsführung entscheidet, zum willfährigen Anhängsel des verwaltungsrates degradiert wird. Die Zementierung dieses Zustandes erfolgt über die Nichtöffentlichkeit der Sitzungen (Paragraph 9, Abs.9) und durch die Unterbindung des imperativen Mandats (Paragraph 9, Abs.8), sowie durch den Umstand, daß der Vorsitzende ausschließlich ein Prof sein kann (Pagraph 9, Abs.5).

Dieses ist für den Informationsfluß von entscheidender Bedeutung; denn der Vorstand kümmert sich in der Regel bisher um den Einblick in die laufende Geschäftsführung. Wenn den Studenten diese Möglichekit genommen wird – und dies war möglich, daß der orstandsvorsitzende Student war - wird auf dem Informationsweg ausgeschlossen, daß Studenten die Konflikte, die durch das Kostenbedarfsprinzip in der Wirtschaftsführung entstehen müssen, aufgreifen können.

GESCHÄFTSFÜHRER

4. Die Stellung des Gescäftsführers als Organ des Studentenwerks ist für die Einflußnahme des Ministeriums besonders gestärkt worden. Dies beginnt zunächst damit, daß die Anstellung bzw. Entlassung des Geschäftsführers der Zustimmung des Ministerium bedarf (Paragraph 11, Abs.1). Geschäftsführer, die in der Lage wären, studentische Interessen auch in die Geschäftsführung einfließen zu lassen, würden entlassen - auch eine subtile Variante des Berufsverbot (BV,d.Vf.) ist offen. Damit die Geschäftsführung nun endgültig in der Hand des Ministeriums liegt, über den verlängerten Arm des Geschäftsfführers, wurden seine Kompetenzen gegenüber dem Vorstand erweitert.

Er kann Vorstandsbeschlüsse mit entscheidender Wirkung beanstanden und dem Wissenschaftsministerium zur Entscheidung vorlegen (Paragraph 11, Abs.7 und 8). Sollte dann ein Studentenwerk immer noch versuchen Politik im Sinne der Betroffenen zu machen, so ist explizit die Fach- und Rechtsaufsicht im Gesetzentwurf noch einmal verankert. Danach kann das Ministerium dem Studentenwerk eine Frist setzen, in der es bestimmte ministerielle Verfügungen umzusetzen hat (Paragraph 17, 2).

Geschieht dies nicht - und das dürfte wohl nur noch theoretische Spekulation sein - kann das Wissenschaftsministerium die Befugnisse einzelner Organe, also des Verwaltungsrates, des Vorstandes oder Geschäftsführers außer Kraft setzen und einen Staatskommissar einsetzen (Paragraph A 2, 3 und 4).

KOSTENDECKUNG

5. Diese Absicherung der Funktioinsfähigkeit hat natürlich ihren Grund. Fortschrittliche Vorstände haben bisher versucht, die wichtigsten Forderungen nach sozial-tragbaren Mieten, Preisen in den Mesen etc. durchzusetzen. Dies führte zu permanenten Konflikten zwischen den Vorständen der StW's und dem Wissenschaftsministerium in der Art, daß man Auseinandersetzungen um das Prinzip der sozialen Tragbarkeit und das der Kostendeckung führte. Dies wird nicht mehr möglich sein, da im Gesetzentwurf das Kostendeckungsprinzip festgeschrieben wird (Paragraph 12, 1). Von unlatenter Bedeutung wird das Kostendeckungsprinzip, wenn man die Regelung der Finanzierung betrachtet: an erster Stelle stehen die Einnahmen aus den Wirtschaftsbetrieben Wohnheimen, Mensen etc. (Paragraph 13, 1). Am Ende stehen dann irgendwie die staatlichen Zuschüsse, nach 'Maßgabe des Haushalts'.

SOZIALBEITRAG / BEITRAGSHOHEIT DES ASTA

6. Daneben stehen zur Finanzierung der Aufgaben die Mittel aus den Sozialbeiträgen der Studenten bereit, die im Gesetzentwurf auf 10 DM festgelegt sind (Paragraph 13, 3). Entscheidend ist hierbei die Berücksichtigung entsprechender Paragraphen im Studentenschaftsgesetz. Dort ist nämlich die maximale Höhe des Betrages für die Studentenschaften festgelegt (Paragraph 47a, 4). Um das Problem zu verdeutlichen:

Der jetzige Sozialbeitrag von 22 DM an der PH Dortmund setzt sich zusammen aus 12 DM für die Studentenschaft, 5 DM für die Finanzierung der Aufgaben des StW's und 5 DM Sozialbeitrag für die versicherten Studenten in der DSKV. Das Problm der DSKV wird sich bekanntlich irgendwie lösen, sodaß diese Aufgabe entfällt, bleiben 17 DM zur neuen Verfügung. Nach Paragraph 13, 3 soll nun der Mindestbetrag 10 DM für das Studentenwerk betragen. Bleiben 7 DM für die Studentenschaft.

Aber: bekanntlich hatte Rau den Plan, die verfaßte Studentenschaft zu zerschlagen und bzw. ihre Beitragshöhen einzuschränken, daß im Landeshaushalt 2,50 DM pro Student im Semester eingeplant werden sollten (?,d.Vf.). Dieser Plan scheiterte aus finanziellen Gründen und führte zum Lernprozeß des Herrn Rau.

Nun könnten also die restlichen 7 DM an unserer PH nach Paragraph 7a, 4 zu viel sein und entsprechend gekürzt werden. Mit 2,50 DM im Semester läßt sich aber keine Politik mehr machen, nicht einmal mehr die genügenden oder notwendigen Service-Leistungen abdecken. Raus Plan zur Zerschlagung der VS auf finanziellem Wege erlebt damit seine Wiedergeburt, wenn es nicht gelingt diesen Angriff abzuschmettern.

Zur Begründung dieser Reglementierung schreibt Rau öffentlichkeitsfreundlich: 'Zur angemessenen Berücksichtigung der sozialen Verhältnisse der Studenten und zur Vermeidung erheblich voneinander abweichender Beitragssätze an den Hochschulen soll der zuständige Minister erforderlichenfalls Höchstsätze festsetzen' (VIS/SVI Schrift mit dem Entwurf des StW-Gesetz, S.37 (vgl. S5.**.197*,d.Vf.), im AStA erhältlich). Mit der sozialen Masche klingt dies hier sehr gut, warum denn dann mindestens 10 DM für das Studentenwerk gezahlt werden sollen, was also bedeutet, daß der Student für die Linderung seiner materiellen Misere berappt, ist uneinsichtig. Rau hat auch dafür keine offizielle Erklärung.

WARUM DIESE GESETZE???

Die historische Gewachsenheit der StWe ist bereits in der ersten Analyse (DOS 22) dargestellt worden. Die Forderung nach einer Neuordnung der Studentenwerke war einhellige Meinung auch vonseiten der Studenten. Wenn aber durch dieses Gesetz jede fortschrittliche Politik im Bereich der materiellen Versorgung der Studenten unmöglich gemacht wird und dieses Gesetz nahtlos alle Konflikte ausschließt zu Gunsten administrativer Steuerungsmechanismen und Willkürakte, dann kann dies nicht auf die Zustimmung von studentischer Seite treffen. Vielmehr noch: Dieses Gesetz sollte allen Reform- und Mitbestimmungsillusionisten die Rolle des Staates im Kapitalismus deutlich machen.

Kurz zur Verdeutlichung:
'Im Zuge der kapitalistischen Hochschulreform setzt ein breiter Angriff auf das Lebensniveau der Masse der Studenten ein, der sich aus den Maßnahmen des Staates zur Rationalisierung und Ökonomisierung des Ausbildungsbereiches ergibt. Das betrifft materielle Ausbildungsbedingungen, die Ausbildung selber und das allgemeine Lebensniveau überhaupt. Die staatliche Sozialpolitik ordnet sich sozial flau wirkende Maßnahme zur Sicherstellung der Reproduktion des Kapitalverhältnisses ein (?,d.Vf.), da ein bestimmtes Minimum an sozialer Stabilität sowohl im Produktions- als auch im Ausbildungssektor Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf des kapitalistischen Verwertungsprozesses ist (SVI-Antrag (vgl. S5.**.197*,d.Vf.)).

Die illusionäre Haltung des VDS und der Revisionisten MSB Spartakus (der DKP,d.Vf.) und SHB kann dieser AStA nicht teilen, wenn sie sich wie folgt artikuliert: 'Das deutlich erkennbare Ziel dabei ist, das Studentenwerk dem unmittelbaren Einfluß der Studentenschaft zu entziehen. Die studentischen Mitgliedre in Beirat und Vorstand haben demgegenüber inzwischen deutlich gemacht, daß der AStA im Studentenwerk eine politisch erkämpfte und politisch einzusetzende Stellung im laufend härter werdenden Kampf um die materielle Absicherung der Studenten und ihrer Familien sieht und weiterhin versuchen wird, im Studentenwerk eine offensive Sozialpolitik zu machen.

Die Frage der Rechtsform ist dabei sekundär. In jeder Rechtsform geht es um die Durchsetzung realer Mitbestimmungsmöglichkeiten durch die Verfaßte Studentenschaft. Diese Mitbestimmung kann sich nicht auf die Mitverwaltung des Mangels beschränken sondern hat im Studentenwerk dafür zu sorgen, daß die dringenden sozialen Probleme der Studenten so gut wie irgend möglich durchsetzbar gelöst werden.'

Dazu nur: Gerade die Rechtsform und ihre gesetzliche Ausfüllung wie beim vorliegenden StW-Gesetz macht es unmöglich, die sozialen Probleme der Studenten zu lösen. Der andere Aspekt ist angeklungen: Auf dem Wege der Änderungen der Studentenwerke werden in einem Abwasch - da ja Änderungen des Hochschulgesetzes erforderlich sind - entsprechende Paragraphen, nämlich 47, mitgeändert, ohne viel Aufsehen dabei zu erlangen. In dieser Gesetzesänderung (Studentenschaftsgesetz) werden so alle entscheidenden Rechte, die sich die studentische Bewegung erkämpft hat, wie Satzungs- und Beitragshoheit, unter den Tisch gekehrt. Diesen massiven Eingriffen gilt es solidarisch zu begegnen.

Unterstützt daher die von der SVV beschlossene Resolution und dokumentiert damit den ersten Schritt zum Kampf gegen die reaktionären Hochschulgesetze!"

Abgedruckt wird die Resolution der studentischen Vollversammlung (SVV – vgl. 12.11.1973).

Zum BAFöG heißt es:"
BAFÖG
BUNDESAUSBILDUNGSFÖRDERUNGSGESETZ

EINLEITUNG
Die BAFöG-Diskussion, die in der letzten Zeit an unserer Hochschule gelaufen ist, hat gezeigt, daß weder eine einheitliche noch eine zufriedenstellende Meinung erzielt werden konnte.

Das hat dazu geführt, daß das Sozialreferat es sich zur Aufgabe gemacht hat, nochmals die BAFöG-Problematik zu diskutieren. In diesem Zusammenhang kamen wir natürlich nicht umhin, zusätzlich auf die Rolle des Staates einzugehen. Den gefundenen Konsensus wollen wir in dem folgenden Artikel an die Studentenschaft und die politischen Gruppen vermitteln.

Im Zuge der kapitalistischen Hochschulreform setzt ein breiter Angriff auf das Lebensniveau der Studenten ein, der sich aus den Maßnahmen des Staates zur Rationalisierung und Ökonomisierung des Ausbildungsektors ergibt. Das betrifft die materiellen Ausbildungsbedingungen, die Ausbildung selber und das allgemeine Lebensniveau überhaupt.

Die staatliche Sozialpolitik ordnet sich als flankierende Maßnahme zur Sicherstellung der Reproduktion des Kapitalverhältnisses ein, da ein bestimmtes Minimum an sozialer Stabilität sowohl im Produktionsprozeß als auch im Ausbildungsektor Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf des kapitalistischen Verwertungsprozesses ist. Das läßt sich belegen beim Krankenversicherungschutz, Mutterschutz, Unfallschutz (es kommt nicht darauf an, ob jemand gesund ist, sondern lediglich, ob jemand arbeitsfähig ist).

Das BAFöG soll durch die Einschränkung der Förderungsdauer die Einführung der Kurzstudiengänge absichern und ist so im Zusammenhang zu sehen mit dem wachsenden Bedürfnis der Monopole nach einem relativ hohen Ausstoß an relativ gering qualifizierten Fachkräften. Zum anderen dient die staatliche Sozialpolitik als Steuer-, Selektions- und Disziplinierungsinstrument. Exemplarisch deutlich wird es an dem reaktionären Antistreikparagraphen (Paragraph 20) im BAFöG.

DIE SOZIALPOLITIK DES STAATES

a) Sozialstaatstheorie
Die politische Bedeutung der Sozialstaatstheorie finden wir in den verschiedenen Ansätzen in Theorie und Praxis wieder. ALL DIESEN AUFFASSUNGEN IST GEMEIN, DEN STAAT ALS EINE GEGENÜBER DEN WIDERSPRÜCHEN IN DER GESELLSCHAFT MEHR ODER WENIGER SELBSTÄNDIGE INSTITUTION ZU ERKLÄREN. Wesentlich für die Herausbildung dieser Einstellung ist die Erfahrung von 'sozialpolitischen' Gesetzen des bürgerlichen Staates, die bestimmte Formen der Ausbeutung der Arbeiter im kapitalistischen Betrieb einschränken und die materielle Existenz der Lohnabhängigen für Zeiten, in denen sie ihre Arbeitskraft nicht als Ware auf dem Markt verkaufen können (Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit), auf der Basis des Existenzminimums absichern (Arbeitsschutzgesetzgebung und Sozialversicherungssysteme). Diese Gesetze könnten leicht als Einschränkung der Herrschaft des Kapitals über die lebendige Arbeit erscheinen, zumal ihre Durchsetzung immer auch vermitteltes Ergebnis von Klassenkämpfen war.

Der Staat konnte so in den Augen der Arbeiterklasse, insbesondere aber ihren Organisationen (Einzelgewerkschaften, DGB) als ein Instrument erscheinen, mit dessen Hilfe man sich auf dem Wege der 'Salamitaktik' stückweise die politische und gesellschaftliche Herrschaft aneignen könne.

Zunehmende wirtschafts- und sozialpolitische Eingriffe des Staates, Konzentration des Kapitals und längere Prosperitätsphasen, vor allem nach dem 2.Weltkrieg, bilden die hauptsächliche Erfahrungsbasis für 'Theorien' von der Möglichkeit der schrittweisen Überführung des Kapitalismus MITTELS des staatlichen Apparats. Der Boden, auf dem der Staat sich als selbständig erweisen soll, ist die Sphäre der VERTEILUNG DES SOZIALPRODUKTS. Hier soll er seine Hebel als Verbesserung oder gar zur schrittweisen Überführung der kapitalistischen Gesellschaft in Richtung auf den Sozialismus ansetzen können. Eine solche Vorstellung schließt also die Annahme ein: DASS DIE DISTRIBUTION ALS SELBSTÄNDIGE, UNABHÄNGIGE SPHÄRE NEBEN DER PRODUKTION LÄUFT. Die Produktion und die sie beherrschenden Gesetze setzen aber der Verteilung GRUNSÄTZLICH Schranken! Die Verteilung ist nur ein notwendiges Moment des Produktions- und Zirkulationprozesses des Kapitals und nicht als Feld für politische Staatsakte anzusehen. Hier wird es wichtig, auf die Rolle des Staates einzugehen.

ROLLE DES STAATES

Einerseits ist der Staat Instrument in den Händen der Kapitalisten für deren direkte Interessenwahrung, andererseits hat er die Funktion der Vermittlung zwischen Einzelkapitalien, d.h. der Staat kann in der Rolle des ideellen Gesamt-Kapitalisten gegebenenfalls bestimmte Maßnahmen gegen die Interessen der Einzelkapital durchsetzen. In diesem Rahmen besitzt der Staat einen beschränkten Handlungsspielraum, innerhalb dessen - besonders bei entfalteten Klassenauseinandersetzungen - er begrenzt Forderungen der Arbeiterklasse gegen die Interessen der Einzel-Kapitale durchsetzen kann. Die Grenze des Handlungsspielraums liegt jedoch da, wo das kapitalistische System unmittelbar in seiner Existenz gefährdet wäre, explizit: wenn die Forderungen der Arbeiterklasse sich gegen die Interessen des Gesamtkapitals stellen.

SOZIALPOLITIK IM AUSBILDUNGSSEKTOR

Der Kampf für die materiellen Interessen der Studenten gegen die Politik des monopolkapitalistischen Staates kann, wenn er nicht zur ständischen Privilegienverteidigung werden soll, nur richtig geführt werden, wenn er dem Kampf der breiten Massen gegen die Angriffe des Kapitals untergeordnet wird und in der Perspektive des Bündnisses mit der werktätigen Bevölkerung im Kampf gegen das kapitalistische Ausbeutungssystem überhaupt geführt wird.

Um die Charakteristika der Sozialpolitik im Bildungsbereich und insbesondere im studentischen Bereich aufzuzeigen, muß man zunächst auf einige ökonomische Hintergründe in der Entwicklung der Produktivkräfte eingehen.

Zur Erzielung von Extraprofiten, aber auch zur Profitmaximierung unter sich erschwerenden Verwertungsbedingungen des Kapitals in der allgemeinen Entwicklung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse ist es für das Einzelkapital unumgänglich, in immer stärkerem Maße Wissenschaft, sei es als Inkorporation der Wissenschaft selbst oder als in die Arbeitskraft inkorporierte Qualifikation in den unmittelbaren Produktionsprozeß einzugliedern.

Da jedoch der gesellschaftliche Stand der Produktivkräfte nicht dem der Produktionsverhältnisse adäquat ist, bedarf es im Kapitalismus einer permanenten gezielten Steuerung und Selektion von Wissenschaft und Intelligenz, wenn dies auch prinzipiell nur kurzfristig möglich ist. Hierbei tritt dann noch die Differenzierung durch die Reproduktion der Kapitalverhältnisse auf, nämlich im Arbeits- und Verwertungsprozeß derselben (Unterscheidung in Produktions- und Herrschaftswissenschaften im Bildungsbereich).

Die heutige Bildungsplanung, die im Sinne der wichtigen Kapitalfraktionen durchgeführt wird, verfolgt notwendigerweise einen quantitativ und qualitativ differenzierten Aspekt. Neben der Subsumtion der qualifizierten Arbeitskraft unter das Kapital besteht das Problem der Rekrutierung dieser Arbeitskraft.

Die Veränderung der sozialen Herkunft der zu qualifizierenden Arbeitskraft bildet das wesentliche Moment im (Aus-) Bildungsbereich. In diesem Sinne liegt auch die Bedeutung der Absichten des Kapitals, z.B. mit dem BAFöG innerhalb einer im Kapitalismus möglichen Bildungsplanung (qualitative und quantitative Bedarfsplanung der Industrie) auf die Rekrutierung der Auszubildenden einzuwirken.

Es wird notwendig sein, solche Tendenzen aufzuzeigen, d.h. sie auf ihren ökonomischen Hintergrund zurückzuführen und gleichzeitig ihre ideologischen Absichten zu entlarven.

Die Sozialpolitik im Bildungsbereich bildet heute ein um so geeigneteres Selektions- und Steuerungsinstrument, je größer in der soziologischen Zusammensetzung der Studenten der Anteil aus den einkommensschwachen Schichten ist.

Das BAFöG hat eine Reihe von Teilförderungsmaßnahmen abgelöst und dient als zentrales Mittel zur Selektion und Steuerung, sowohl zur politischen Disziplinierung. Es reiht sich nahtlos in die anderen Maßnahmen der kapitalistischen Bildungsplanung ein. Deshalb ist ein isolierter Kampf gegen das Gesetz sinnlos und bedeutet, darauf zu verzichten, den Studenten den Zusammenhang aller Maßnahmen im Ausbildungssektor zu verdeutlichen. Wir müssen berücksichtigen, daß das BAFöG als Teil der 'Reformmaßnahmen' in erster Linie die Studenten betrifft, also den Teil der Auszubildenden, der durch seine relativ qualifizierte Ausbildung eine relativ qualifizierte Stellung in seinem späteren Beruf gegenüber der großen Masse der werktätigen Bevölkerung einnehmen wird. Forderungen im einseitigen Interessen einer Schicht - der Intelligenz - aufzustellen, würde heißen: DIE WIDERSPRÜCHE ZWISCHEN DER ARBEITERKLASSE UND DEN BREITEN MASSEN EINERSEITS UND DER INTELLIGENZ ANDERERSEITS ZU VERSCHÄRFEN UND SO SPALTERISCH ZU WIRKEN. SIE KÖNNEN SOMIT LÄNGERFRISTIG, WEIL SIE EIN BÜNDNIS MIT DER ARBEITERKLASSE VERHINDERN, AUCH DIE INTERESSEN DER INTELLIGENZ NICHT WIRKSAM VERTRETEN.

Wir müssen vielmehr in unserem Kampf folgende Schwerpunkte setzen: Das BAFöG zementiert den allgemeinen Angriff auf das Lebensniveau der Auszubildenden und ist vorwiegend auf die Förderung der Kurzstudiengänge ausgerichtet. Es schließt immer noch bestimmte Teile der Auszubildenden, wie z.B. Besucher der berufsbildenden Einrichtungen, aus. IM BAFÖG WIRD SOZIALE SITUATION DER WERKTÄTIGEN BEVÖLKERUNG VOLLKOMMEN AUSSER ACHT GELASSEN. Unsere Parolen müssen lauten:
FÜR KOSTENDECKENDE FÖRDERUNG ALLER MINDERBEMITTELTEN SCHÜLER UND STUDENTEN!!!
ANHEBUNG DER ELTERNFREIBETRÄGE AUF DEN DURCHSCHNITTLICHEN FACHARBEITERGRUNDLOHN!!!
WEG MIT DEM FORMBLATT 9!
NIEDER MIT DEM REAKTIONÄREN ANTISTREIKPARAGRAPHEN!!!
ENTLARVT DIE SELEKTION UND KONTROLLE IM KLASSENINTERESSE DER HERRSCHENDEN!!!"

Im Punkt Kurzmeldungen wird berichtet von der letzten Abteilungskonferenz (AK - vgl. 7.11.1973) und mitgeteilt:"
GEW GEWÄHRT RECHTSSCHUTZ

Studenten, die GEW-Mitglied sind und vom Diplom Erlaß betroffen sind, erhalten umgehend von der GEW Rechtsschutz. Bitte meldet Euch im AStA, damit Eure Bescheide sofort an die Rechtsschutzstelle weitergeleitet werden können und ein Musterprozß in die Wege geleitet werden kann."

Ebenfalls als Kurzmeldung erscheint der folgende Hinweis (vgl. Juni 1973):"
VORDIPLOM PRÜFUNG

Im Juni dieses Jahres kam an die Akademischen Prüfungsämter ein Runderlaß des KuMi, der Studenten mit der Begabtensonderprüfung durch das Bestehen der Diplomvorprüfung die allgemeine Hochschulreife zuerkennt. Nachstehend der Erlaß." Abgedruckt wird allerdings ein Erlaß vom 25.6.1970.
Q: DOS Nr.24,Dortmund 22.11.1973

24.11.1973:
Die GIM an der der PH Dortmund will, laut dem AStA (vgl. 17.10.1973), um 16 Uhr im Raum 2.237 mit ihrer Semesterschulung zum Thema "Spätkapitalismus und Hochschulreform" beginnen.
Q: DOS Nr.22,Dortmund 17.10.1973,S.3

28.11.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) veröffentlicht per Faksimile:"
WIMI'S ANTWORT AUF DIE RESOLUTION ZUM STUDENTENSCHAFTSGESETZ

Der Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
Düsseldorf, den 28. November 1973 …

An den
AStA der Pädagogischen Hochschule Ruhr
46 Dortmund
über den Rektor der Pädagogischen Hochschule Ruhr

BETR.: Stellung und Aufgaben der Studentenschaft
BEZUG: Ihr Schreiben vom (ohne Datum (vgl. 12.11.1973,d.Vf.)), hier eingegangen am 12.November 1973

Der Gesetzentwurf, durch den Aufgaben und Stellung der Studentenschaft geregelt werden, liegt dem Landtag NW zur Beratung vor. Zu welchem Ergebnis die parlamentarischen Beratungen führen werden, ist z.Zt. nicht abzusehen.

Im Auftrag

(Dr. Scheven)"

Das Faksimile trägt zwei Eingangsstempel vom 7.12.1973 (vermutlich des Rektors) bzw. vom 11.12.1973 (vermutlich des AStAs).
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.5

05.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.25 (vgl. 22.11.1973, 5.12.1973) mit 16 Seiten DIN A 4 unter der Redaktion von Ulrich Klimmek und Horst Delkus in einer Auflage von 1 000 Stück heraus.

Bekanntgegeben werden Termine der GEW-AG (vgl. 10.12.1973), der Abteilungskonferenz (AK - vgl. 12.12.1973), der Fachschaft Deutsch (vgl. 18.12.1973) und des Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ - vgl. 11.12.1973).

Ein Artikel zur Studienreform stützt sich wesentlich auf die BAK (vgl. 2.5.1973). Dokumentiert wird das BVG-Urteil (vgl. 28.5.1973).

Berichtet wird aus Griechenland (vgl. 4.11.1973) und aus NRW von den Stellungnahmen der GEW zur Diplomförderung (vgl. 19.11.1973, 26.11.1973) und über einen "Geheimerlaß des KuMi" (vgl. 27.9.1973), zu dem ausgeführt wird:"
Der AStA fordert daher die
SOFORTIGE OFFENLEGUNG DER ERGEBNISSE DER FACHAUSSCHÜSSE!!

P.S.:
Der Fachausschußerlaß ist zusammen mit dem noch nicht offiziell veröffentlichten Referentenentwurf zur neuen Prüfungsordnung im AStA erhältlich."

In einem Artikel heißt es:"
DOS - IN GEMÄSSIGTER KLEINSCHREIBUNG

Tag für Tag erleben die Eltern und Lehrer den verzweifelten Kampf der Kinder mit den unnötig komplizierten und anachronistischen Orthographieregeln des Jahres 1901. Dreißig Prozent der orthographischen Fehler stammen aus der Groß- und Kleinschreibung, bei drei von vier 'Sitzenbleibern' gibt mangelnde Rechtschreibefähigkeit den Ausschlag und Diktate entscheiden noch immer über den Besuch weiterführender Schulen und damit die soziale Zukunft der Kinder.

Seit über 100 Jahren wird über Möglichkeiten der Vereinfachung der Rechtschreibung diskutiert und der Kreis der Reformwilligen wird in den letzten Jahren ständig größer.

Nach einer Allensbach-Umfrage würden nunmehr 53 Prozent der Bundesbürger die Einführung der Kleinschreibung befürworten, während sie 23 Prozent ablehnen und 24 Prozent keine feste Meinung haben.

Trotz der tatsache, daß die Kultusminister und Senatoren auf iher 158. Plenarsitzung (vgl. S3.**.1973,d.Vf.), Verhandlungen mit den deutschsprachigen Ländern über eine Zusammenarbeit bei der Rechtschreibreform, daß die Frage einer Reform auf dem diesjährigen deutschen Germanistentag (vgl. S3.**.1973,d.Vf.) nicht mehr umstritten war und das nunmehr der Großteil der Eltern und Lehrer eine Reform befürworten, handeln die politisch Verantwortlichen nicht oder nur zögernd.

Der AStA der PH will mit der Umstellung der DOS auf die gemäßigte Kleinschreibung die Studenten mit den Zielen dieser Reform bekanntmachen und ihre Diskussion darüber herausfordern.

Kernpunkte der Reform sind:
- die Silbentrennung soll im wesentlichen den Sprachsilben folgen;
- das Komma soll Denk- und Sprechschritte kennzeichnen;
- ß soll durch ss ersetzt werden;
- Pronomen und Konjunktionen werden einheitlich 'das' geschrieben;
- bei den allgemein gebräuchlichen Fremdwörtern griechischen Ursprungs sollen ph, th, rh durch f, t, r ersetzt werden;
- Zusammen- und Getrenntschreibung sollen nicht normiert werden, sie sollen allein der besseren Sinnerfassung dienen;
- die jetzige Großschreibung der Hauptwörter soll durch die gemäßigte Kleinschreibung ersetzt werden, d.h. künftig werden nur noch:
- Satzanfänge
- Eigennamen und
- Anredewörter (in der 3. Person Plural)
- Abkürzungen wie bisher
großgeschrieben."
Q: DOS Nr.25,Dortmund 5.12.1973

10.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) kündigte, vermutlich u.a. zu heute (vgl. 17.12.1973), an:"
SITZUNGEN der GEW-AG: MONTAGS 18 Uhr Raum 2.237"
Q: DOS Nr.25,Dortmund 5.12.1973,S.4

12.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) kündigte die AK an:"
ABTEILUNGSKONFERENZ: AM 12.12.1973 15 UHR

Auf der Tagesordung steht u.a. das KARTEIWESEN!!"

Der AStA (vgl. 17.12.1973) berichtet:"
STUDENTEN UNTER VERFOLGUNGSWAHN!

BERICHT AUS DER ABTEILUNGSKONFERENZ

Seit die Reform der Hochschule in der Diskussion ist und bis jetzt zum neuesten Kabinettsentwurf des HRG gediehen ist, verstärken sich die Tendenzen der Verschulung des Studiums an unserer Abteilung immer mehr.

Das äußert sich an der Einrichtung von Karteien, in der Forderung nach Seminarnachweisen (Scheinen und Anwesenheitslisten), Zwischenklausuren und Tests in einigen Fächern.

In den Fächern Wirtschaftslehre, Hauswirtschaft, Geographie, Biologie, Chemie, Kunst, Musik und Sport werden schon diese Reglementierungsmaßnahmen eingeleitet. Das geschieht z.B. durch Führen von detaillierten Personalkarteien, die neben dem Paßbild teilweise auch Angaben über den Bildungsweg enthalten. Weiterhin werden (von Fach zu Fach unterschiedlich) Seminarlisten mit Erfolgskontrollen (Klausuren, Tests usw.) angelegt. Einige Profs haben zugegeben, diese Angaben bei den Prüfungen zu verwerten (Platte, Stichmann), das geht soweit, daß ohne die nachgewiesenen Veranstaltungen die Praktika nicht anerkannt werden sollen.

Diese Maßnahmen unterstützen die beabsichtigte Reglementierung und Kontrolle zwecks Effektivierung des Studiums nach den Entwürfen zum neuen HRG und wenden dieses noch nicht verabschiedete Gesetz teilweise schon im Vorgriff an. Die Begründung für das Anlegen der Karteien für statistische Zwecke oder zwecks Materialbestellung ist nicht stichhaltig, da die nötigen Informationen aus der Verwaltung eingeholt werden können, wo zu statistischen Zwecken Angaben über Studentenzahlen, nach Fächern aufgeschlüsselt, geführt werden.

Die Entwicklung in den angesprochenen Fächern ist darauf ausgerichtet, den Studienbetrieb zu ökonomisieren, das heißt ihn nach dem Gesichtspunkt effizienterer Vermittlung vermittlung verwertbarer Qualifikationen auszurichten.

Die Effizienz wird durch permanente Kontrollen (Zwischenklausuren) gesichert.

Ein Mittel der Kontrolle verschafft sich die Kultusbürokratie durch die neue Prüfungsordnung, den Fachausschußerlaß (vgl. 27.9.1973,d.Vf.).

Die gebildeten Fachausschüsse haben die Aufgabe, die inhaltlichen Bestimmungen der Prüfungsanforderungen zu erarbeiten. Diese Entwürfe haben nur empfehlenden Charakter, da sie zusammen mit den schon existierenden Entwürfen des KuMi überarbeitet werden sollen. Aus dem Fachausschußerlaß geht eindeutig hervor, daß ein großer Teil der Themenbereiche vorgeschrieben sein wird. Das bedeutet inhaltliche Festschreibung des Studiums und Einschränkung der Freiheit von Wissenschaft und Lehre sowohl für die Lehrenden als auch für die Studenten.

Aufgrund Eurer Willensbildung in den Fachschaftsversammlungen haben wir diese Problematik mit einer Tischvorlage in die AK gebracht mit dem Antrag:

'Die AK möge beschließen:

Das Führen der Studentenkarteien, sowie die Kontrolle durch Übungsscheine, Tests und Zwischenklausuren an dieser Abteilung ist abzuschaffen.'

Die AK gab ein bezeichnendes Bild wie die meisten der anwesenden Professoren zu unseren Interessen stehen. Von der Deklarierung unserer Interessen als Verfolgungswahn (Stuckenhoff) über Blödsinn (Schaumann) bis zur Bagatellisierung unserer Bedenken gingen die Argumentationen der Professoren.

Die mündete in einem Antrag von Konrad, der lautete: 'Karteien und Namenslisten dürfen nicht zum Nachteil der Studenten verwandt werden - was in die Karteien eingetragen wird, entscheiden die Fächergruppen.'

Dieser Antrag wurde mehrheitlich angenommen. Was solls - damit sind wir genau so weit wie vorher. Mit der Brisanz der Problematik der ins Haus stehenden Maßnahmen von Seiten des KuMi (inhaltliche und formelle Reglementierung) wollte die Mehrheit der Professoren nichts zu tun haben. Dazu ein Zitat von Garske: 'Für die inhaltliche und formelle Studienreform sind die Fachausschüsse, Studienreformkommissionen sowie das KuMi zuständig.'

Die studentischen Vertreter der einzelnen Fächer werden demnächst zu Fachschaftsversammlungen aufrufen, um die weiteren Maßnahmen gegen Kartei- und Scheinwesen zu diskutieren.

Um wirkungsvolle Gegenmaßnahmen zu ergreifen, bedarf es Eurer Mitarbeit in den Fachschaftsversammlungen.

KOMMT ALLE ZU DEN NÄCHSTEN FACHSCHAFTSVERSAMMLUNGEN!

NUR MIT EURER MITARBEIT KÖNNEN WIR EURE INTERESSEN WIRKSAM VERTRETEN!"

Zu obigem Bericht entspinnt sich auch ein Breifwechsel zwischen Schaumann und dem AStA (vgl. 17.12.1973).
Q: DOS Nr.25, 26 und 27,Dortmund 5.12.1973, 17.12.1973 bzw. 21.1.1974,S.4, S.3f bzw. S.2f

17.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund fragt heute (vgl. 18.12.1973) anläßlich der heutigen KMK-Sitzung:"
Was können wir PH-Studenten gegen die geplante Festschreibung der Lehrerausbildung, die der rigiden Erhaltung der Klassenschule gleichkommt, tun?

Wir sollten in Informationsveranstaltungen, Teach-Ins etc. die Konsequenzen diskutieren, die die Entwürfe (s.o.) für uns als künftige Lehrer und unsere künftigen Schüler, zum großen Teil Arbeiterkinder, haben. Eine Mobilisierung sollte mit dem Ziel betrieben werden, bei möglichen Streikaktionen uns mit unseren Kollegen in der Schule solidarisch zu zeigen und somit unsere eigenen Interessen, orientiert an den Interessen der Mehrheit dieser Gesellschaft, durchzusetzen.

Der AStA plant ein Teach-In und andere Aktivitäten zum Thema Lehrerausbildung. Verfolgt unsere Ankündigungen (Flugblätter etc.) aufmerksam. Informationsmaterial zu diesem Thema ist zudem im AStA erhältlich."
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.15

17.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 21.1.1974) berichtet u.a. über heute:"
VERSCHULUNG

In der letzten AK am 12.12.1973 stand der Top 'Verschulungstendenzen' zur Diskussion.

Wir machten auf die Problematik der Verschulung des Studiums wie sie in Zukunft geplant ist (HRG / PO / Fachausschußerlaß) aufmerksam.

Wie schon in der DOS 26 ((vgl. 17.12.1973,d.Vf.) Studenten unter Verfolgungswahn) berichtet, war bei den Teilnehmern der AK keine Bereitschaft vorhanden, diese Diskussion aufzunehmen. Es wurde nur einseitig über Karteien diskutiert. Hierzu bekamen wir einen Brief von Herrn Schaumann. Diesen und eine Richtigstellung drucken wir im Wortlaut ab.

'Pädagogische Hochschule Ruhr
Abteilung Dortmund
Dipl. Paed. F. Schaumann

Dortmund, den 17.12.1973


An den
AStA der PH Dortmund
- Pressereferat -
z.Hd. Herrn Horst Delkus

Lieber Herr Delkus,

in der Nr.26 der Dortmunder Studentenzeitung (DOS) vom 17.12.1973 wird auf Seite 2, linke Spalte, 1.Absatz eine Darstellung meiner Äußerung in der Abteilungskonferenz vom 12.12. gegeben, die unrichtig ist.

Richtig ist vielmehr: Ich habe ihre Interessen (gemeint sind die Studenten) nicht als 'Blödsinn' deklariert und auch nicht zur 'Bagatellisierung' ihrer Bedenken beigetragen. Vielmehr führte ich aus, daß es m.E. notwendig sei, der Gefahr der Reglementierung des Studiums dadurch zu begegnen, daß die Studenten sich verstärkt der Forderung nach gemeinsamer Bestimmung der Lehrinhalte zuwenden. Ich ging dabei davon aus, daß mit dem 'Aufhänger' Studentenkartei in keiner Weise dieser auch von mir gesehenen Gefahr begegnet werden kann und bezeichnete deshalb diese TAKTIK als 'blödsinnig'.

Ich weiß nicht, ob die DOS im Sinne des Presserechts verpflichtet ist, diese Gegendarstellung abzudrucken, möchte Sie aber im Sinne einer fairen Auseinandersetzung bitten, die entsprechende Passage Ihres Berichts vom 17.12. richtig zu stellen.

Mit freundlichem Gruß

F. Schaumann

P.S.: Ich halte es für außerordentlich schädlich, studentische Interessen dergestalt zu vertreten, daß man sich aus Personen, die dies bisher ziemlich oft getan haben, ohne Popanz aufbaut, um eine in der o.a. Sache irrationale politische Taktik zu legitimieren.'"

Dokumentiert wird auch die undatierte Antwort:"
'Lieber Herr Schaumann,

hinsichtlich ihres Briefes vom 17.12.1973 ist folgendes zu sagen:

1. dürfte aus dem Verlauf der Diskussion in der AK am 12.12. zum Top 'Verschulungstendenzen' deutlich hervorgegangen sein, daß wir nicht einfach die platte Forderung nach Abschaffung der Karteien allein gestellt haben. In den Fachschaftsversammlungen befassen sich die Studenten der einzelnen Fächer z.B. mit der Frage, in welchen Fächern zwecks Beschaffung von Material Karteien notwendig sind. Die Legitimation der Paßbilder auf Karteien ist allerdings keinem Lehrenden überzeugend gelungen.

Wir haben die Einrichtung von Karteien im Zusammenhang mit Maßnahmen wie dem Führen von Seminarnachweisen etc. auf dem Hintergrund der zu erwartenden Reglementierungen (HRG / PO / Fachausschußerlaß) abgelehnt, um diese nicht schon von vornherein zu sanktionieren.

Das haben wir in der Diskussion auch des öfteren herausgestellt, ohne daß Sie oder die anderen Lehrenden darauf eingegangen wären.

2. In der von Ihnen angebotenen Forderung nach gemeinsamer Mitbestimmung der Lehrinhalte sehen wir in keinster Weise eine Alternative zu unserer Taktik. Aber das nur nebenbei.

Interessant ist vielmehr, Ihre Vorstellung von Hochschulpolitik, nämlich die Illusion einer wirksamen Mitbestimmung. Sie sollten eigentlich aus eigenen rfahrungen gelernt haben!

(Wir erinnern z.B. nur an Ihre 'Mitarbeit' im Satzungskonvent.) Ober betrachtenSie sich nur einmal Arbeitsweise und Funktion der Fachausschüsse, die in drei Sitzungen inhaltliche Bestimmungen zur PO bearbeiten sollen, und Studienreformkommissionen (StRK,d.Vf.), die auch nur empfehlenden Charakter haben. Hier zeigt sich doch eindeutig die Alibifunktion dieser Gremien.

Dem von Ihnen unter PS aufgeworfenen Vorwurf halten wir folgendes entgegen: Erstens sollten eigentlich Personen, die sich für die studentischen Interessen einsetzen wollen, nicht als Gegenleistung kritikloses Verhalten der Studenten erwarten; und zweitens wüßten wir gerne, eben aufgrund unsererobigen Ausführung bezüglich unseres Vorgehens gegen Verschulungstendenzen an unserer Hochschule, inwiefern selbiges irrationalen Charakter hat.

Wenn Sie sich über Tendenzen und Funktionen der ganzen anlaufenden 'Hochschulreform' im Klaren sind (und das sollte man eigentlich von Ihnen erwarten können) und dazu noch Vertreter studentischer Interessen sein wollen, so können wir es nur als Zynismus interpretieren, dann noch Mitbestimmungsillusionen verbreiten zu wollen.

Mit freundlichen Grüßen

AStA PH Dortmund"
Q: DOS Nr.27,Dortmund 21.1.1974,S.2f

17.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte für heute 18 Uhr eine Sitzung der GEW-AG (vgl. 10.12.1973, 19.12.1973) an.
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

17.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte vermutlich u.a. für heute an:"
ASTA-SITZUNGEN
jeden Montag ab 13 Uhr"
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

17.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.26 (vgl. 5.12.1973, 21.1.1974) mit 17 Seiten DIN A 4 unter der Redaktion von Ulrich Klimmek und Horst Delkus in einer Auflage von 1 000 Stück heraus.

Bekanntgegeben werden Termine der GEW-AG (vgl. 17.12.1973, 9.1.1974) und der GF III (vgl. 19.12.1973), berichtet wird aus der Abteilungskonferenz (AK - vgl. 12.12.1973), von einem Antwort-Schreiben des WiMis (vgl. 28.11.1973) auf den eigenen Protest gegen das Studentenschaftsgesetz (vgl. 12.11.1973), über die Veränderung der Referendarausbildung in NRW (vgl. 27.11.1973) und bundesweit (vgl. 30.11.1973, 17.12.1973), gegen die es einen Warnstreik geben soll in Dortmund (vgl. 17.12.1973, 18.12.1973) sowie evtl. in Hessen (vgl. 13.12.1973), vom Berufsverbot (BV - vgl. 21.11.1972, 30.8.1973) in NRW, von den bundesweiten Grundschultagen (vgl. 1973) sowie aus dem Iran (vgl. 3.10.1973, 4.10.1972) und von der Dortmunder Teilnahme an der bundesweiten Iran-Demonstration (vgl. 1.12.1973).
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973

18.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) kündigte an:"
FACHSCHAFT DEUTSCH: Treffen aller Studenten am 18.12.1973 um 13 Uhr 30"
Q: DOS Nr.25,Dortmund 5.12.1973,S.4

19.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte für heute 18 Uhr eine Sitzung der GEW-AG (vgl. 17.12.1973, 2.1.1974) an.
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

19.12.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte an:"
SITZUNG DER FG III
Mi., 19.12.1973, 14 Uhr, Raum 2.438"
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

Januar 1974:
Der GEW-AjLE Berlin veröffentlicht spätestens im Januar eine Dokumentation über Berufsverbote-Anhörungsverfahren (BV).

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 21.1.1974) berichtet:"
SOZIALDEMOKRATISCHE INQUISITION
Abdruck eines Dokumentationsauszugs des AjLE Berlin

13 der ca. 200 Bewerber für den Vorbereitungsdienst des höheren Lehramtes sollten sich 'Gesprächen' unterziehen, da 'Zweifel' entstanden waren, ob die 'jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung (FdGO,d.Vf.) im Sinne des Grundgesetzes (GG,d.Vf.) und der Verfassung von Berlin' eintreten würden.

Das 'Gespräch' wurde in Anwesenheit der Behördenvertreter Bayer (Senatsdirektor), Buchholz (Oberschulrat), Hoffmann (leitender Oberschulrat), Mastmann (Oberschulrat) und Hausknecht (Jurist) geführt, wobei die 'Gesprächs'-Leitung bei Landesschulrat Bath lag.

Die Vertreter der Behörde wurden den Bewerbern trotz ihrer Bitte nicht vorgestellt. Rechtsbelehrung wurde niemandem erteilt. Ein offizielles Protokoll wurde abgelehnt, was einen der Senatsvertreter nicht davon abhielt, ständig Notizen 'zum eigenen Gebrauch' zu machen.

Die 'Gespräche' hatten eindeutig den Charakter von Verhören mit der Funktion, in diesen Verhören weiteres ''belastendes' Material gegen die Bewerber zu sammeln.

Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß der Schulsenator Löffler einen Verhandlungstermin mit der GEW über Lehrerausbildung platzen ließ, weil ein Vertreter der GEW die 'Gespärche' als Verhöre bezeichnete.

DIE PROTOKOLLE

1. GEDÄCHTNISPROTOKOLL

Frage: Haben Sie ein Flugblatt vom 1.Mai 1968 unterschrieben (Flugblatt wurde nicht vorgelegt)?
Antwort: Weiß ich nicht. Ich habe an Diskussionen teilgenommen, die den 1.Mai betrafen.

Frage: Waren Sie Mitglied der Basisgruppe Friedenau?
Antwort: Ich weiß nicht, ob man die Gruppe 'Basisgruppe' nennen konnte – es hatten sich Bürger in Friedenau getroffen, um Fragen der Resozialisierung von Strafgefangenen zu besprechen und Strafgefangene zu betreuen.

Frage: Haben Sie einen Polizeibeamten geschlagen?
Einspruch des Personalrats: Durch diese Fragestellung würden Beschuldigte durch die Amnestie Nachteile erleiden, was im Gegensatz zum Zweck der Amnestie stehe, da der Tatbestand nicht gerichtlich festgestellt sei, dennoch hier zur Grundlage gemacht würde.
Antwort: Dies sei nicht erheblich, da nur zu klären sei, ob Herr… einen Beamten geschlagen habe.
Antwort: Dies sei genau die Aufgabe des Gerichts.

Frage: Haben Sie einen Polizeibeamten geschlagen?
Antwort: ich habe in Nothilfe einem Gerichtsdiener eine 'Kopfnuß' gegeben. Dies geschah in Nothilfe (war auch meine Auffassung vor Gericht), da der Beamte rechtswidrig eine Person entgegen der Räumungsrichtung an den Haaren zerrte.

Antwort: Mitglied des SHB, solange der in Berlin existierte und Mitglied der SPD.
Frage: Seit wann?

Antwort: Seit 1969.

2.GEDÄCHTNISPROTOKOLL

Ich bestand darauf, daß geklärt würde, ob es sich um ein offizielles Gespräch handelt, Bath bejahte das. Auf die Frage des Personalrats, ob denn auch ein Protokoll geführt würde, verneinte Bath. Der Personalrat wies auf den Widerspruch hin, zu dem Bath dann Ausflüchte machte.

Frage: Haben Sie für Fachbereichsgremien kandidiert? Für welche Gruppen? (Danach rückte er mit dem Material heraus: drei Kandidaturen für Rote Zelle und später DVD, was vom KSV (der KPD,d.Vf.) unterstützt wurde.)

Frage: Wie sind Sie auf die erste Stelle dieser Liste gekommen, die vom KSV unterstützt wurde?
Antwort: Solche Listen werden vom KSV in öffentlichen Versammlungen begründet und der KSV spricht auch Studenten an, die er kennt, ob sie bereit sind, zu kandidieren. Ich bin dem KSV auch bekannt gewesen, als einer, der beispielsweise gegen die kapitalistische Ausbeutung auftritt.

Frage: Sind Sie Mitglied des KSV?
Antwort: Ich lehne es ab, auf diese Frage zu antworten, bevor ich mich mit einem Rechtsanwalt unterhalten habe, ob diese Frage zulässig ist. Sie hat meiner Ansicht nach nichts mit der Überprüfung der freiheitlich-demokratischen Grundordnungsgesinnung von mir zu tun.
Die Herren: Doch, sonst würden wir die Frage nicht stellen! Ja oder nein (dreimal)? Sonst nehmen wir zur Kenntnis, daß sie darauf nicht antworten wollen.

4. GEDÄCHTNISPROTOKOLL

Frage: Handelt es sich bei Ihrer Wohnung um eine Wohngemeinschaft (WG,d.Vf.)?
Antwort: Ich bin Untermieterin bei…

Frage: Haben Sie Kontakt zu den anderen Untermietern?
Antwort: Ich kenne die anderen Untermieter.

Frage: Wissen Sie, ob die Leute, die in ihrer Wohnung wohnen, in einer politischen Gruppe arbeiten?
Antwort: Nein, das weiß ich nicht.

Frage: Führen Sie politische Gespräche mit diesen Leuten?
Antwort: Nein. Ich bin selten zu Hause, habe wenig Kontakt zu den übrigen Untermietern, da ich… an der… Schule als Lehrer arbeite.

Frage: Haben Sie z.B. Plakate geklebt?
Antwort: Nein, ich bin nie mit der Polizei in Berührung gekommen.

Frage: Haben Sie in einer politischen Organisation gearbeitet?
Antwort: Nein.

Frage: Kennen Sie politische Gruppen?
Antwort: Ja, alle Gruppen. Als ich noch an der Universität studierte, habe ich mich umfassend informiert, auch Flugblätter gelesen.

Frage: Welche Gruppen kennen sie?
Antwort: Alle.

Frage: Kennen Sie eine Gruppe Internationaler Marxisten (Abkürzung GIM)?
Antwort: Ja, ich habe schon mal Flugblätter gelesen. Sonst weiß ich nichts von der Gruppe.

Frage: Kennen Sie prominente Mitglieder dieser Gruppe?
Antwort: Ja, Ernest Mandel.

Frage: Woher kennen Sie den?
Antwort: Von einer Fernsehsendung.

Frage: Was halten Sie denn von Wohngemeinschaften überhaupt, als Wohnform? Halten Sie Wohngemeinschaften für begrüssenswert?
Antwort: Ich habe keine Erfahrung. Aber angesichts der Wohnlage in Berlin für Studenten…

5. GEDÄCHTNISPROTOKOLL

Frage: Sie benützen auffallend häufig das Wort 'die Herrschenden', 'die herrschende Klasse'. Bitte erklären Sie uns, was Sie damit meinen.
Antwort: Der Begriff 'Herrschende' bezeichnet diejenigen, die in einem Staat die Macht ausüben.

Frage: Wer ist das bitte?
Antwort: Das wissen Sie doch so gut wie ich: das sind die Eigentümer der Produktionsmittel, die Parteien…

Frage: Meinen Sie die Bundestagsabgeordneten oder die Vorstände?
Antwort: Diejenigen, die die Macht ausüben.

Frage: Und wer sind die Beherrschten?
Antwort: Diejenigen, die nicht die Macht ausüben.

Frage: Wer ist das, bitte?
Antwort: Diejenigen, die nicht durch Besitz oder Amt an der Ausübung der Macht beteiligt sind, die Arbeiter, die Lehrer, die Krankenschwestern…

Frage: Sind Sie der Meinung, daß z.B. der Schulsenator zu den Herrschenden gehört?

Antwort: Das kommt darauf an, welche Politik ermacht. - Ich in nicht der Meinung, daß die Parteien einfach den Block der Herrschenden darstellen und die anderen den Block der Beherrschten. Gerade in der SPD wird doch darüber diskutiert, welche Interessen die Partei hauptsächlich vertreten will, da gibt es Widersprüche zwischen der Parteibasis und der Parteispitze…

Frage: Kennen Sie einen Jürgen Z.?
Antwort: Natürlich, der hat ja im selben Haus gewohnt.

Frage: Haben Sie mit Herrn Z. zusammengearbeitet?
Antwort: Nein.

Frage (blättert in seinen Unterlagen): Kennen Sie eine Gruppe namens PL/PI?
Antwort: Ja, von dieser Gruppe habe ich gehört.

Frage: Waren Sie Mitglied dieser Gruppe?
Antwort: Nein.

Frage: Können Sie uns den Begriff 'demokratischer Zentralismus' erläutern?
Antwort: Wieso?

Frage: Haben Sie einmal ein Papier verfaßt 'Die Klassenanalyse unter Führung der M-L Organisation in Angriff nehmen' (vgl. #)?
Antwort: Ja.

Frage: Sie wollten sich nur wissenschaftlich damit auseinandersetzen?
Antwort: ja.

Frage: Was halten Sie denn vom demokratischen Zentralismus, etwa wie er in der DDR gehandhabt wird?
Antwort: Wir sind zunächst einmal vom Begriff ausgegangen. Was in der Geschichte des Kommunismus daraus gemacht wurde, ist eine andere Frage."
Q: DOS Nr.27,Dortmund 21.1.1974,S.4ff

02.01.1974:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte für heute 18 Uhr eine Sitzung der GEW-AG (vgl. 19.12.1973, 7.1.1974) an.
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

07.01.1974:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte für heute 18 Uhr eine Sitzung der GEW-AG (vgl. 2.1.1974, 9.1.1974) an.
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

09.01.1974:
In der Nr.2 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 3.1.1974, 16.1.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit dem eigenen KSV, der wiederum ein Komitee Solidarität mit den politisch disziplinierten Studenten und Dozenten aufbaute, in dessen 'Infoblatt' von Vollversammlungen u.a. an der PH Dortmund berichtet wird.
Q: Rote Fahne Nr.2,Dortmund 9.1.1974

09.01.1974:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.12.1973) kündigte für die GEW-AG (vgl. 7.1.1974) an:"
SCHULUNG DER GEW-AG

Termin: 9.1.-11.1.1973
Ort: Marl/Röttgershof
Kosten: 20 DM

Themen:
1. Ökonomie
2. Erkenntnistheorie/Ideologiekritik
3. Warenstruktur und Entfremdung
4. Revisionismusstreit"
Q: DOS Nr.26,Dortmund 17.12.1973,S.4

14.01.1974:
Klaus Dillmann verfaßt folgende:"
Erklärung zur Niederlegung der Anleitungsfunktion der Roten Hilfe Dortmund

Ich lege die Anleitungsfunktion in der Rechtskommission nieder.

2. ist bisher nicht geklärt, welche Funktion die Rechtskommission künftig überhaupt noch haben soll. Bisher ist eine Abgrenzung der verschiedenen Tätigkeitsbereiche nicht erfolgt. Letztes Beispiel: Kampf gegen das Berufsverbot (BV,d.Vf.) von mir. Die Stadtteilgruppe sieht dabei eine besonder Zuständigkeit der PH-Gruppe, diese wiederum sieht eine besondere Zuständigkeit der Stadtteilgruppe. Im Vorstand existieren über diese Frage offenbar auch unterschiedliche Ansichten. Da die Rechtskommission ihrer Natur nach als 'Fachleute'gremium der Politik zu dienen hat, ist nicht ersichtlich, welche Aufgaben sie in diesem Bereich hat."
Q: Klaus Dillmann:Erklärung zur Niederlegung der Anleitungsfunktion der Roten Hilfe Dortmund,o.O. (Dortmund) 14.1.1974

21.01.1974:
Der AStA der PH Dortmund gibt seine 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung Nr.27 (vgl. 17.12.1973) mit 17 Seiten DIN A 4 unter der Redaktion von Ulrich Klimmek und Horst Delkus in einer Auflage von 1 000 Stück heraus.

Berichtet über einen Briefwechsel (vgl. 17.12.1973) zur letzten Abteilungskonferenz (AK - vgl. 12.12.1973) und aus Berlin von den Berufsverboten (BV - vgl. Jan. 1974).
Q: DOS Nr.27,Dortmund 21.1.1974

23.01.1974:
Die DKP Hochschulgruppe Dortmund will in der PH eine Veranstaltung durchführen, auf der u.a. der Sekretär des DKP-Parteivorstandes (PV) Robert Steigerwald sprechen soll.
Q: HZ Extrablatt,Dortmund Jan. 1974

März 1974:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 8.10.1973) berichtet vom Beschluß über die Auflösung der Deutschen Studentischen Krankenversicherung (DSKV) zum März 1974.
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium (2. Aufl.),Dortmund o.J. (Okt. 1973),S.32

24.05.1974:
In Dortmund wird von der KPD eine Ortsmitgliederversammlung (OMV) durchgeführt, beschlossen wird u.a.:
- durch die Stadteilzelle Nordstadt, unterstützt vom KSV an PH und Fachhochschule (FHS) für Sozialarbeit, die Arbeit mit Schülern sowie griechischen und türkischen Kindern zu betreiben.
Q: Rote Fahne Nr.23,Dortmund 5.6.1974

19.06.1974:
In der Nr.25 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 12.6.1974, 26.6.1974) berichtet die KPD über Parteitagsspenden u.a. durch die KSV Zelle PH Dortmund.
Q: Rote Fahne Nr.25,Dortmund 19.6.1974

24.07.1974:
In der Nr.30 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 17.7.1974, 31.7.1974) berichtet die KPD über Parteitagsspenden diese gingen ein aus Dortmund u.a. von der KSV-Zelle PH.
Q: Rote Fahne Nr.30,Dortmund 24.7.1974

08.03.1975:
Der KBW (vgl. 26.3.1975) berichtet, daß für eine heutige Gründungsversammlung des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) die folgenden, nicht von MSB und SHB der DKP getragenen ASten eingetreten seien, die sich aber vermutlich nicht durchsetzen konnten (vgl. 20.3.1975), u.a. PH Dortmund.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.12,Mannheim 26.3.1975,S.11

Juni 1975:
In der Nr.3 der 'ph öffentlich - Nachrichten und Meinungen aus der PH Ruhr' wird u.a. berichtet über die Berufsverbote (BV) gegen Johannes Menge, wegen Beteiligung an einer Roter-Punkt-Aktion gegen Fahrpreiserhöhungen und gegen Frau Bartels, die noch ein politisches Strafverfahren offen habe.
Q: ph öffentlich Nr.3,Dortmund Juni 1975

04.07.1975:
An der Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr in Dortmund enden die Wahlen zum Studentenparlament (StPW) mit einem Sieg der GEW-AG, die 80,3% der Stimmen (1974: 83,3%) und dadurch 13 Sitze erhält. Der MSB Spartakus der DKP bekommt 14,3% der Stimmen (1974: 16,4) und dadurch 2 Sitze.
Q: ph öffentlich Nr.4,Dortmund 1975

12.07.1975:
Innerhalb der heute beginnenden Indochinasammelwoche in NRW wird in Dortmund, laut KPD, vom Internationalen Volkskinderhort, der LgdI und dem KSV an der PH eine Veranstaltung mit vietnamesischen, palästinensischen, iranischen, griechischen und türkischen TeilnehmerInnen durchgeführt. Anwesend ist auch die Straßenzelle Borsigplatz bzw. Nordstadt der KPD.
Q: Rote Fahne Nr.29,Köln 23.7.1975

Februar 1976:
In Dortmund findet vermutlich im Februar eine Podiumsdiskussion gegen den Abbau demokratischer Rechte statt, auf der die KPD Ortsleitung (OL) Dortmund ein Flugblatt verteilt:"
Die KPD legt den Veranstaltern und Teilnehmern der heutigen Podiusmdiskussion die folgenden Fragen zur Diskussion vor.

Kann es Solidarität mit den Antidemokraten der DKP und des MSB geben, die an der PH offen das Ausbildungsverbot von dem Gen. Barthels befürworten, weil er 1971 dazu aufgerufen hatte bei der Rote Punkt Aktion (ARP - vgl. 1.3.1971,d.Vf.) die Schienen zu besetzen?

KAMPF DEM ABBAU DER DEMOKRATISCHEN RECHTE DES VOLKES!
WEG MIT DEN STAATSSCHUTZPARAGRAPHEN!
NIEDER MIT DEM MODERNEN REVISIONISMUS!"
Q: KPD-OL Dortmund:Die KPD legt den Veranstaltern und Teilnehmern der heutigen Podiumsdiskussion…,Dortmund o.J.

August 1976:
Die Nr.4 der 'ph öffentlich - Nachrichten und Meinungen aus der PH Ruhr' berichtet über die Aktion der Asten der Uni Dortmund, der Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr und einiger Fachhochschulbereiche, die Staeck-Plakate aufhängen, um damit gegen das Plakatierverbot des Studentenwerks Dortmund zu protestieren.
Q: ph öffentlich Nr.4,Dortmund 1976

15.11.1976:
An der PH Dortmund lehrt, laut KPD, in dieser Woche der Gastdozent Mylitzschenko aus der SU über "Demokratie in der Sowjetunion". Der KSV verteilt dagegen Flugblätter und führt Kundgebungen mit bis zu über 300 TeilnehmerInnen durch.
Q: Rote Fahne Nr.47,Köln 24.11.1976

03.02.1977:
An der PH Ruhr enden die ersten Studentenparlamentswahlen, die gemeinsam für die Dortmunder Abteilung Heilpädagogik und die PH-Abteilungen in Dortmund und Hagen durchgeführt werden mit einem Ergebnis von 15 Sitzen für die Jusos, 11 für die GEW-Hochschulprojektgruppe, 3 für den LHV, 5 für den MSB, 2 für die AKD (?,d.Vf.) und einem Sitz für die Kommunistische Hochschulgruppe (KHG) des KBW.
Q: ph öffentlich Nr.1,Dortmund 1977

23.05.1977:
An der PH Ruhr beginnt ein Streik gegen das HRG.
Q: ph öffentlich Nr.2,Dortmund 1977

15.11.1977:
Der KB gibt seinen 'Arbeiterkampf' (AK) Nr.117 (vgl. 31.10.1977, 28.11.1977) heraus. U.a. habe sich mit den vom Verbot bedrohten Organisationen KB, KBW, KPD und KPD/ML solidarisch erklärt das Studentenparlament der PH Dortmund.
Q: Arbeiterkampf Nr.117,Hamburg 15.11.1977

Januar 1979:
Vermutlich im Januar finden, laut KB, die Studentenparlamentswahlen an der PH Dortmund statt, bei denen die Institutsgruppe (KBW) einen Sitz erhält.
Q: Arbeiterkampf Nr.147,Hamburg 5.2.1979,S.46

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