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Die „Rote Presse-Korrespondenz“ mit dem Untertitel „der Studenten-, Schüler- und Arbeiterbewegung“ (später nur noch „RPK“) war ab Februar 1969 eines der wichtigsten Organe der linken und der außerparlamentarischen Gruppen der BRD und Westberlins. Sie erschien wöchentlich mit unterschiedlicher Anzahl von Seiten. Sondernummern und Doppelnummern hatten teilweise bis zu 30 Seiten und mehr. Außerdem gab es Sonderausgaben zu verschiedenen Anlässen. Zunächst war die „RPK“ überfraktionell (Nr. 1 vom 22.2.1969 bis zu Nr. 117 vom 28.5.1971). Mit der Ausgabe 118 (4.6.1971) wurde sie das Organ des „Kommunistischen Studentenverbandes“ der KPD. Ab der Ausgabe 190/191 (1.12.1972) fungierte die „RPK“ als „Presse Korrespondenz“ der KPD, des KSV und des KOV.
Mit der Ausgabe 1-2/1974 (14.1.1974) änderte die „RPK“ als „Pressedienst“ ihr Aussehen (rotes „RPK“-Embleme ) und erklärte, dass sie von nun an „in möglichst umfassender Form Meldungen aus der bürgerlichen Presse, aus den sozialistischen Ländern, vom Befreiungskampf der Völker und aus Partei- und Massenorganisationen etc. in Form von Kurzmeldungen und Kommentaren zusammenstellen will“ („Erklärung der Redaktion“, „RPK“, Nr. 1-2/1974). Das „Organ der KPD“ war wiederum mit der Nr. 1 (11.11.1974) der „Pressedienst der KPD“. Mit der Ausgabe 50 (November 1975) wurde die Zeitung eingestellt. Von Ende 1975 bis Anfang 1977 erschien der „Rote Fahne Pressedienst“ sozusagen als Fortsetzung.
Zunächst sollen die wichtigsten ideologischen Positionen der „RPK“ in der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Fraktionen bis zur Übernahme der „RPK“ durch den KSV (Nr. 118 vom 4. Juni 1971) knapp umrissen werden. Das bezieht die politischen, theoretischen und organisatorischen Abgrenzungen von Gruppen ebenso ein wie die eigentliche Organisationsdebatte, aus deren Gerüst sich u. a. die verschiedenen ML-Gruppen und Organisationen entwickelten. Wichtige Schlagworte hierzu sind hier:
Daran schließt sich die Erhebung neuer Daten für die Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO) an. Bereits erhobene Daten aus Datenbank werden aufgefüllt. Ein Überblick über die Inhalte der jeweiligen „RPK“ Ausgaben erfolgt in Kurzform. Es schließen sich die Scans an. Jeweils 20 Ausgaben der umfangreichen „RPK“ sollen, damit der Überblick nicht verloren geht, vorgestellt werden. Für jede Dekade gibt es ein eigenes Vorwort. Außerdem sollen die Redaktionsbeteiligung an der „RPK“ für die jeweiligen Zeiträume genannt werden.
„Rote Presse-Korrespondenz“, Nr. 1/1969 (22.2.1969) - Die Trennung vom „Extra-Dienst“
Mit der Nr. 1/1969 (22.2.) erfolgte die Trennung vom „Berliner Extra-Dienst“, die ein wichtiger Schritt für den zukünftigen Standort der „RPK“ (gegen jede autoritäre Herrschaft, antirevisionistisch, antiimperialistisch und antineokolonialistisch in Bezug auf die unterdrückten Länder der „Dritten Welt“) sein sollte. In der „Gründungserklärung“ „Warum eine neue Korrespondenz“ wurde eine Frontstellung gegen Carl L. Guggomos und Walter Barthel aufgebaut. Kritisiert wurde, dass der „Extra-Dienst“ „Geschichtsfälschung“ betreibe, „Barthel und Guggomos wollen durch ihre eigenwillige Sachverhaltsdarstellung ihren Anspruch auf die ausschließliche und redaktionelle, d. h. politische Verfügung über den EXTRA-Dienst herleiten“.
Der „Extra-Dienst“, der sich aus der „November Gesellschaft“ entwickelte und im Frühjahr 1967 „aus finanziellen Gründen sein Erscheinen einstellen musste“, sollte von Guggomos zu einem „Informationsdienst für die Außerparlamentarische Opposition“ umgestaltet werden. Diese „Idee sei von der November-Gesellschaft aufgegriffen worden“. Die Gesellschafter seien angewiesen worden, „diesen Nachrichtendienst herauszugeben und Karl-L. Guggomos zum Chef-Redakteur zu bestellen“.
Guggomos selbst soll eine andere Position bezogen haben, in etwa die: „Die hier oben genannten Mitglieder der ‚Heute‘ Redaktion beschließen für West-Berlin eine Publikation, auch ohne Rückhalt des Spiegel-Verlages, herauszugeben … Die erste Nummer des Berliner EXTRA-Blattes erscheint. In der Eile war übersehen worden, dass das Unternehmen ein rechtliches Gerüst braucht. Für die Redaktion bitten Walter Barthel und Guggomos drei Freunde um ihren formalen Beitritt als Gesellschafter einer GmbH. Es kommt so zur Gründung der später in ‚EXTRA-Dienst GmbH‘ umbenannten ‚West-Berliner Zeitung GmbH‘ …“.
Die „Gründungserklärung“ erklärte zu dieser „Lüge“: „Sie haben verschwiegen, dass die sich als Treuhänder der November-Gesellschaft begreifenden Gesellschafter der EXTRA-Dienst-GmbH bisher noch nie den Versuch gemacht haben, ihre juristische Stellung in eine politische Einflussnahme auf den EXTRA-Dienst auszuformen.“
Die Redakteure des EXTRA-Dienstes hätten „zu autonom das redaktionelle Programm gestaltet“. Sie haben „die politische Diskussion mit den Mitgliedern der November-Gesellschaft mehr und mehr vermieden und Diskussionen mit anderen Gruppierungen der Außerparlamentarischen Opposition, insbesondere mit dem SDS, über die Gestaltung des Extra-Dienstes von vornherein abgelehnt“.
Die „politische Trennung vollzog der EXTRA -Dienst auch organisatorisch durch die Privatisierung seiner Produktionsmittel, die er falsch als Vergesellschaftung und kurzsichtig als Sieg über die sozialistische Linke feierte“. „Aus den Erfahrungen einer manipulierten und gleichgeschalteten Öffentlichkeit entwickelte die linke studentische Bewegung, insbesondere nach dem 2. Juni das Konzept der Herstellung von Gegenöffentlichkeit durch Demonstrationen und Flugblattaktionen.“
Ein „Informationsorgan der sozialistischen Bewegung“ sei der „EXTRA-Dienst“ nicht mehr. Er „vertritt das Konzept der Verunsicherung der Apparate durch die Berichterstattung über Querelen und Widersprüche in den Apparaten selbst … Ein sozialistisches Informationsorgan aber sollte durch ständige Erfahrungsberichte aus den arbeitenden Gruppen den Lernprozess der Organisatoren fördern. Er kann durch die aktive Mitarbeit der arbeitenden Gruppen in der Redaktion eine organisierende Wirkung auf die einzelnen Gruppen und für die gesamte sozialistische Bewegung erzielen.“
Der „EXTRA-Dienst“ habe „durch die Aneignung der Produktionsmittel durch die Redakteure und die Absage an politische Kontrolle die Entfremdung der politisch Agierenden und der journalistisch Produzierenden manifest gemacht.“ Ein neues Organ habe schließlich „aus der Kenntnis der internationalen Strategie des Kapitals den Provinzialismus der Berichterstattung zu durchbrechen und den Internationalismus einer Klassenkampfstrategie zu fördern.“
Insgesamt sei der „EXTRA-Dienst“ in den bürgerlichen Apparat durch das Konzept der „Verunsicherung“ integriert. Der „EXTRA-Dienst“ verzichtet auf die „Förderung der organisierenden Wirkung einer Informationspolitik“, weil er „an der traditionellen Delegation des politischen Kampfes an bestehende linke Organisationen innerhalb des parlamentarischen Systems festhält. Ein sozialistisches Informationsorgan aber sollte durch ständige Erfahrungsberichte aus den arbeitenden Gruppen den Lernprozess der Organisation fördern“.
Nicht unwichtig war in diesem Zusammenhang für die 1. Ausgabe die Bestellung der Redaktion; denn eine Reihe der genannten Gruppen und der in ihr arbeitenden Genossen waren später in den maoistischen Parteien und Fraktionen wieder anzutreffen. Einige Autoren behaupten, so Margareth Kukuck in „Student und Klassenkampf“, dass die „RPK“ auf Initiative von Horst Mahler gegründet worden sei, weil es „über die politische Beurteilung militanter Aktionen zwischen den Gesellschaftern des „Berliner Extra-Dienstes” zu Differenzen” gekommen sei. Die Abgrenzung vom „Extra-Dienst“ schloss auch die Gewaltfrage (Klassenkampf in der Dritten Welt) ein und sollte sich später auch in den Debatten zur Machtfrage niederschlagen.
Ein erstes „Basisgruppentreffen“, das in der Zeit vom 25.1. - 27.1. stattfand, debattierte u. a. über die „Entwicklung einer kontinuierlichen Betriebsarbeit“. Der „studentischen Rebellion“ sollte „eine Klassenbasis“ gegeben werden. Mit anderen Gruppen aus England, Frankreich und Italien sollten u. a. folgende Schwerpunkte erörtert werden:
Dazu wurde ein Flugblatt „AEG-Turbine” veröffentlicht (vgl. „RPK“, Nr. 1/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ - März 1969
In der Ausgabe vom März 1969 erklärte sich die „RPK“ zum neuen Organ mit den Worten: „Sie will weder eine linke Reuter-Presse, noch ein Informationskorrektiv der bürgerlichen Presse sein. Sie ist deshalb auch nicht an deren Aktualitätsfetischismus orientiert … Ziel der RPK ist die Information über die sich an der Basis (Hochschulen, Schulen, Betriebe) organisierende sozialistische Bewegung in Westberlin, Bundesrepublik, den übrigen kapitalistischen Ländern und der sogenannten Dritten Welt … Die RPK wird schließlich durch politische Einordnung von Informationen, Analysen und Diskussionsbeiträgen immer mehr zu einem Kampfblatt der sozialistischen Bewegung werden“
Wohl ebenfalls aus dem März 1969 datiert ein 14-seitiges Papier zur Herausgabe der „RPK“. Auch in diesem wird im Vorspann die Trennung vom „EXTRA-Dienst“ bekannt gegeben (vgl. „RPK“, März 1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 5/1969 (21.3.1969)
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 7/1969 (3.3.1969)
Mit dem Beginn der Debatte um das „Konzept der Basisgruppen“ und der „Kampagne zum 1. Mai“ sollte die „Diskussion um eine zukünftige Strategie der Betriebsarbeit“ eröffnet werden. Die Konzeption zum 1. Mai beinhaltete den „Symbolwert des 1. Mai als eines Kampftages der Arbeiterklasse konstruktiv“ in das „Aktionskomitee zum 1. Mai“ einzubringen. „Als zentrale strategische Konzeption hat sich in der Diskussion der Westberliner-Betriebsbasisgruppen der Begriff der ARBEITERKONTROLLE herausgestellt“. Es gelte das „Konzept der ARBEITERKONTROLLE theoretisch zu entfalten und es auf seine konkrete Anwendbarkeit in der Betriebsarbeit zu überprüfen“.
Die Positionen zum 1. Mai mit der 1. Gründung eines „Maikomitees“ und dem Hinweis auf den „Kampftag der Arbeiterklasse“ sollten die Traditionen der (alten) Arbeiterbewegung wiederbeleben und ihn in die „Kampagne für die Gründung neuer Betriebs-Basisgruppen“ einbinden. Damit dürfte die politische Arbeit unter Arbeitern, Lehrlingen und Schülern, einen wichtigen Stellenwert erhalten haben, der später durch die „Ruhrkampagne“ weiter ausgebaut wurde. An der „Arbeiterkontrolle“ schieden sich zu Beginn der 1970er Jahre die Geister. Sie wurde zum ideologischen Bumerang, wenn etwa daran gedacht wird, dass in der kommenden K-Gruppen-Bewegung die „Arbeiterkontrolle“ schlichtweg als „trotzkistisch“ angesehen werden sollte, die angeblich dem Leninismus diametral entgegengesetzt sei (vgl. „RPK“, Nr. 5/1969; Nr. 7/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 8/1969 (11.4.1969)
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 9/1969 (18.4.1969)
„Rote Presse-Korrespondenz“ – „Sonderdruck“ (nach dem 18.4.1969)
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 10/1969 (25.4.1969)
In der Ausgabe 8/1969 wurde erstmalig auf das „Mitbestimmungskonzept der Gewerkschaften“, vertreten durch SEW und FDJ, eingegangen. Deren eigene Kampagne zum 1. Mai diene auch der „Anerkennung bzw. Stärkung der DDR“. Auch der „Spartakus“ wurde hier genannt, der sich am „Konzept einer bolschewistischen Kaderpartei“ orientiere. Das stehe im Widerspruch „zum Organisations- und Praxismodell der Basis- und Ad-hoc-Gruppen“. Dennoch, wie aus der „RPK“ Nr. 8/1969 hervorgeht, sei man weiter daran interessiert, eine gemeinsame „Abschlusskundgebung“ am 1. Mai mit der SEW durchzuführen, auf der „nur Arbeiter“ zu sprechen hätten, die „nicht ausdrücklich das Mitbestimmungskonzept der Gewerkschaften unterstützen“ (vgl. „RPK“, Nr. 8/1969).
In der Ausgabe 9/1969 wurde ein Brief des „Sozialistischen Maikomitees“ mit dem Datum 18.4.1969 an den „Parteivorstand der SEW“ veröffentlicht. Die SEW, die eine „Veröffentlichung ‚antisowjetischer‘ Ansichten in Plakaten und Sprechchören ausschließe“ und darauf eine „breite Einheitsfront“ aufbauen wolle, fände nicht die Unterstützung des „Maikomitees“, da das „keinen Begriff von Einheit akzeptieren“ könne, „dessen wesentlicher Inhalt im Dunkeln“ bleibe.
Die SEW wurde weiter kritisiert, da sie sich „weigert … die einzelnen Etappen der Revolutionierung des Klassenbewusstseins zu bestimmen“. Sie hoffe, mit ihrem „Entwurf einer erweiterten und qualifizierten Mitbestimmung an die Mitbestimmungsforderungen der Gewerkschaften anzuknüpfen“. Das „Maikomitee“ nahm in diesem Zusammenhang den Begriff der „Arbeiterkontrolle“ wieder auf, der bereits in der „RPK“ 5/1969 erörtert worden war, um „den integrativen Charakter der Mitbestimmungsparole bloßzustellen und dem Kampf der Arbeiter von der Betriebsebene aus eine Perspektive zu geben“. Die „Arbeiterkontrolle“ sei „ein Kampfinstrument der Arbeiterklasse … sie muss notwendige Kampfmaßnahmen zur Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates entwickeln“.
Die SEW habe auch „keine Theorie und Praxis des europäischen Klassenkampfes“, hieß es weiter. Sie meine, „während die NATO als Bürgerkriegsarmee sich auf die Zerschlagung von westeuropäischen Befreiungsbewegungen umgestellt hat“, im „Verein mit den ‚prosowjetischen‘ kommunistischen Parteien einen unverbindlichen ‚Internationalismus der Tat‘ propagieren zu müssen“. Die SEW beschränke sich auf „nichtssagende Solidaritätserklärungen, haltlose Beschimpfungen der Volksrepublik China und auf Wiederholung der sowjetischen Ansichten zur Intervention in der CSSR“ (vgl. „RPK“, Nr. 9/1969).
Für das „Sozialistische Maikomitee“ zeichneten u. a. verantwortlich: Tilman Fichter, Jürgen Horlemann, Peter Neitzke, Bernd Rabehl, Christian Semler.
Im „Sonderdruck“, der nach dem 18.4.1969 zu datieren ist, wurde erstmalig der Begriff „Revisionisten“ gebraucht: „Wie die Revisionisten die theoretische Diskussion der Bündnisfrage führen.“ Er richtete sich gegen die SEW und deren Politik bzw. „Bündnispolitik“. Den „Stil politischer Bündnispolitik und gemeinsamer Aktionen“ gelte es so zu bestimmen, „dass die inhaltliche Diskussion über die theoretischen Positionen nicht durch technische Diskussionen ersetzt werden“. Die „öffentliche Diskussion“ dürfe nicht „zugunsten einer geheimen Gruppendiplomatie auf Delegationsebene aufgegeben werden“. (vgl. „RPK, Sonderdruck“, nach dem 18.4.1969).
Die Ausgabe 10/1969 rief zum „Kampf gegen den Revisionismus“ auf. Im Artikel „Die ‚Bündnispolitik‘ der SEW in der Basisgruppe Zehlendorf“ wurden die „unvereinbaren Differenzen“ in wesentlichen Fragen benannt. Dies beziehe sich auf die „Mitbestimmung … die auf legalistischer Ebene durchgesetzt werden“ solle. Es würde „kein Kampf von der Basis aus geführt“. Die „Arbeiterkontrolle“ dagegen sei „eine Forderung, die bei jedem Betriebskonflikt erhoben werden kann … und tendenziell die Frage der Macht im Betrieb stellt“. Die „unterschiedlichen Perspektiven für die Arbeit in den Gewerkschaften“ entsprächen einer „Umarmungspolitik der Gewerkschaften, die die SEW betreibt“.
Dazu erschien in der Ausgabe ein Vorabdruck aus Bernd Rabehls Buch zur „Revisionismuskritik“: „Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Praxis“ (später erscheinen die Folgen zusammengefasst in: Bernd Rabehl (FU-Projektgruppe): „DKP - eine neue sozialdemokratische Partei.“).
Indem sich die „RPK“ eindeutig positionierte („Revisionismus“ als Schlagwort für die moskautreuen Gruppen), nahm sie eine entscheidende Kursänderung vor, wobei die theoretische Abgrenzung vom „Revisionismus“, oder das was darunter verstanden wurde, doch hier noch eher verhalten ausfiel, zunächst nur die Methode und das praktische Verhalten der SEW zum 1. Mai 1969 kritisiert wurden.
Erst mit den Aufsätzen von Bernd Rabehl konnte in der „RPK“ die „Revisionismus-Kritik“ auf eine gewisse theoretische Basis gestellt werden, wenngleich auch die „Anti-Revisionisten“ und „Anti-Dogmatiker“ die „revisionistische Irrlehre“ nur als eine besondere Spielart des Sozialdemokratismus verstanden. Den „Anti-Revisionisten“ ging es wohl um die Wiederherstellung des authentischen Marxismus, über den aber weitgehende Unklarheit bestand.
Die „Basisgruppe Zehlendorf“ schloss übrigens am 17.4.1969 die „Fraktion der SEW“ aus (vgl. „RPK“, Nr. 10/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“, Nr. 11/1969 (1.5.1969)
Die Ausgabe setzte ihre „Revisionismus -Kritik“, so die Formulierung des Leitartikels, fort. Dazu hieß es: „Die Auseinandersetzungen um eine gemeinsame Maidemonstration mit der SEW haben uns deren Methoden einigermaßen deutlich erkennen lassen. Ohne jeden Willen zu einer vorherigen Diskussion über Differenzen wird eine Einheitsveranstaltung proklamiert, werden verfälschende Plakate gedruckt. Der so zu einer dubiosen Einheit verdammte sozialistische Partner soll im Schlepptau des sogenannten friedlichen Weges zum Sozialismus abgewürgt werden. Beugt er sich der Manipulation nicht, diffamiert man ihn vor der entsprechenden Öffentlichkeit als Spalter … Die Notwendigkeit einer Revisionismuskritik kann nicht mehr übersehen werden.“ Mit dem 1. Mai beginnt dann auch eine bewusste und direkte Abgrenzung und Abwendung von der Politik der SEW statt, die das Werben um die SEW vergessen machen lässt.
In der Nummer wurde der 2. Teil des Beitrags von Bernd Rabehl zur „Revisionismuskritik“ „Reform und Revolution in der monopolkapitalistischen Gesellschaft der Gegenwart, eine Auseinandersetzung mit dem Programm der DKP“ veröffentlicht (vgl. „RPK“ Nr. 11/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“, Nr. 12/1969 (9.5.1969)
Der Leitartikel der Ausgabe („Lieber getrennt siegen als vereint mit der SEW unterliegen“) zeigte, wie sich in kürzester Zeit die Positionen der „RKP“ verändert hatten. Hatte sie sich noch vor dem 1. Mai in gewisser Weise für eine gemeinsame Demonstration mit der SEW ausgesprochen, ihre Vorgehensweise und ihren Parolismus jedoch mehr und mehr kritisiert, so wurde diese nun massiv in ihrem praktischen Verhalten am 1. Mai kritisiert. Hier „zeige sich erneut die Taktik der Revisionisten, die Existenz von sozialistischen Massenbewegungen zu verschweigen, weil sie der öffentlichen Auseinandersetzung ausweichen. Die sozialistische Bewegung in Westberlin dagegen wird diese Auseinandersetzung suchen und wird sowohl schriftlich in der RPK auf die ‚theoretischen‘ Darlegungen der ‚Wahrheit‘ eingehen, wie auch in Großveranstaltungen die Machenschaften des Parteivorstandes entlarven.“
Der Hinweis auf „die Einsicht in die Notwendigkeit der Lösung der Organisationsfrage“ und den „Beginn des Aufbaus einer revolutionären Organisation“ spiegelte deutlich den Meinungsumschwung vieler Gruppen und Fraktionen in den letzten Wochen wider. Dabei schien die Kritik am „Revisionismus“ zum tragenden Gerüst der „Organisationsfrage“ zu werden (vgl. „RPK“, Nr. 12/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ Nr. 13/1969 (16.5.1969)
Offenbar konnte sich die „RPK“ bzw. konnten sich die in ihr mitarbeitenden Gruppen nicht auf eine einheitliche Definition des „Revisionismus“ einigen. Zumindest schien es hier Differenzen gegeben zu haben. Anlass für diese Vermutung ist der Nachsatz der Redaktion zu Rabehls Artikel „Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik“ (3. Teil), in dem es hieß: „Auf dem Parteitag der DKP zeigte sich, dass innerhalb der Partei erhebliche Differenzen z. B. in der Frage der Mitbestimmung bestehen, sodass der Vorwurf des Revisionismus für die linke Fraktion in der DKP nicht uneingeschränkt erhoben werden kann. Bernd Rabehl stellt in seinem abschließenden Beitrag in der nächsten Nummer der Roten Presse Korrespondenz diese linke Position dar.“ (vgl. „RPK“, Nr. 13/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ Nr. 15/1969 (30.5.1969)
Mit der Diskussion um das „Sozialistische Zentrum in Westberlin“ schälte sich m. E. auch die Organisationsdebatte heraus, die fortan die „RPK“ und ihren politischen Standort bestimmen sollte. Im RC fand zu Pfingsten 1969 (25./26.5.) eine Tagung statt, an der u. a. verschiedene Basisgruppen des RC und des INFIs teilnahmen. Es ging um die „Schaffung eines sozialistischen Zentrums und die funktionale Neubestimmung des Republikanischen Clubs“. Die Antwort auf die mögliche Zerschlagung von AStA und Konvent durch „die Versuche des Senats“ sei die „Schaffung einer studentischen Massenorganisation“, die „alle Hoch- und Fachschulen zu umfassen“ habe. Einigkeit bestand darin, „dass die langfristig zu schaffende Kaderorganisation aus den proletarischen Grundorganisationen zu bilden sei“.
Die Auffassung wurde durch eine umgearbeitete Rede von Peter Neitzke flankiert, der der „Organisationsfrage“ entscheidende Bedeutung beimass. In der Ausgabe wird auch der 3. Teil von Bernd Rabehls „Revisionismuskritik“ („Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik“) veröffentlicht (vgl. „RPK“, Nr. 15/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“, Nr. 16/1969 (6.6.1969)
„Rote Presse-Korrespondenz“, Nr. 16/1969 (Sonderdruck, 6. 6.1969)
In dieser Ausgabe stand die Kritik der „revisionistischen Praxis der Friedlichen Koexistenz“ im Mittelpunkt. Kritisiert wurde die DDR, die „burmesische Studenten … an das reaktionäre Militärregime in Burma“ ausliefere. Dazu hieß es: „Uns scheint jedoch die Auslieferung der neun burmesischen Studenten in einzigartiger Weise die Gefährdung zu beleuchten, die dem internationalen Klassenkampf von der revisionistischen Auffassung und Praktizierung des leninistischen Prinzips der friedlichen Koexistenz durch die osteuropäischen Staaten unter Führung des ZK der KPdSU drohen. Mit dem Kampf gegen die Auslieferung der burmesischen Genossen eröffnen wir den Kampf gegen die gefährliche Behinderung des internationalen Klassenkampfes gegen den Imperialismus.“
Erstmalig nahm die „RPK“ in diesem Artikel Bezug auf die „Polemik“ bzw. die Auseinandersetzung zwischen der KP Chinas und der KPdSU in Fragen des Prinzips der „friedlichen Koexistenz“.
Auch im „Bericht über die Auslieferung“ wird diese „Eskalation der Niederträchtigkeit“ scharf kritisiert: „Dies zeigt sehr deutlich, dass eine Kritik am Revisionismus Resultat der klaren Analyse des internationalen Klassenkampfes sein muss … Eine Revisionismuskritik, die nicht aus der eigenen Praxis im internationalen Klassenkampf resultiert, ist notwendig dogmatisches Sektierertum, das von den praktischen Energien des bekämpften Revisionismus einiges zu lernen hätte.“
Die „RPK“ ging jedoch insgesamt noch von einem „sozialistischen Lager“ aus. In der Ausgabe wurde der letzte Teil von Bernd Rabehls „Revisionismuskritik“ („Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik (Kritik der Marburger Linken)“) veröffentlicht (vgl. „RPK“, Nr. 16/1969).
Der Text des „Sonderdrucks“, ebenfalls mit dem Datum 6.6.1969, “ glich dem der regulären Ausgabe, stellte aber zusätzlich fest: „Aber wie der Fall der Auslieferung der neun burmesischen Genossen zeigt, hat die DDR in ihrer europäischen Sicherheitspolitik die friedliche Koexistenz revisionistisch und nicht revolutionär verfolgt … Nicht ein theoretischer Dogmenstreit, sondern die in der Auslieferung der burmesischen Studenten zutage tretende Praxis der direkten Behinderung der Revolution in der Dritten Welt, veranlasst uns, den Boden der verschwommenen Revisionismuskritik zu verlassen und den Kampf gegen eine Anwendung des Prinzips der friedlichen Koexistenz aufzunehmen, die dem internationalen Klassenkampf in den Arm fällt.“ (vgl. „RPK“, Sonderdruck, 6.6.1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“, Nr. 17/1969 (13.6.1969)
Der Bericht über das S.A.L.Z. markierte eine Zäsur in der „RPK“. Erstmals berichtete eine nicht-universitäre Gruppe über ihren Organisationsaufbau und griff somit in die Debatte um die „Konstituierung einer revolutionären Massenorganisation“ ein. In „proletarischen Grundeinheiten“, so das Konzept, sollten zu allererst die „Voraussetzungen für Klassenbewusstsein“ durch Schulungen geschaffen werden.
Mit dem wichtigen Artikel „Was lehrt uns die Organisationsdebatte“ wurden die beiden wichtigsten Positionen in der bisherigen Auseinandersetzung in der „RPK“ dargestellt: „Die eine Position geht davon aus, dass auf den Versuch des Staatsapparates, die zentralen Gremien der Studentenschaft zu zerschlagen, mit der beschleunigten Gründung einer studentischen Massenorganisation zu antworten sei, um einmal die materielle Basis für den studentischen Kampf zu sichern, zum anderen, um eine organisatorische Verbindlichkeit zu schaffen, die Kader für den außeruniversitären Bereich freisetzt, und damit die Wiederbelebung des Klassenkampfes fördern hilft … Die andere Position geht davon aus, dass die Debatte über eine langfristig geplante Organisation nicht durch das Hochschulgesetz bestimmt sein sollte. Sie wendet sich darüber hinaus grundsätzlich gegen die Gründung einer studentischen Massenorganisation, um zu verhindern, dass dies eine langfristig zu schaffende sozialistische Massenorganisation vom studentischen Sektor her vorstrukturieren könnte.“
Den beiden Organisationsmodellen sei es „bisher nicht gelungen, eine überzeugende Strategie für den Kampf an der Basis zu entwickeln und von daher zu bestimmen, wie der Kampf an der Universität geführt werden muss, ob etwa der Realisierung des Hochschulgesetzes mit Militanz zu begegnen sei oder nicht“.
Abschließend hieß es: „Die Notwendigkeit einer Organisation ergibt sich daher nicht nur aus dem Schlag des Senats durch die Verabschiedung des Hochschulgesetzes, sondern zugleich als Notwendigkeit, den Partikularismus zu überwinden und zu einer Verallgemeinerung der strategischen Ansätze zu gelangen. Das würde bedeuten, dass die Praxis der Gruppen sich einer allgemeinen Diskussion zu stellen hätte.“
Mit der Bildung des „Politischen Beirats für die Rote Presse-Korrespondenz“ durch einen Beschluss der verschiedenen „sozialistischen Gruppen“ wurde eine gemeinsame Grundlage für die „Vorrangigkeit der Massenmobilisierung an der Basis, Funktionalisierung der Hochschulrebellion auf den Klassenkampf“ geschaffen. „Seine Kontrollfunktion über die redaktionelle Linie der RPK ist daher aufzufassen als ein Element des wechselseitigen Lernprozesses der arbeitenden Gruppe, in dem diese ihre Erfahrungen und theoretischen Hypothesen überprüfen und konkretisieren müssen.“
„Der Beirat kann nur ein vorläufiges Gremium sein, dessen Zusammensetzung sich in dem Maße zu verändern haben wird, in dem neue Organisationsformen aufgebaut oder neue wichtige Praxisbereiche der linken Bewegung erschlossen werden“ (vgl. „RPK“, Nr. 17/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 19/1969 (27.6.1969)
In der „RPK“ wurden „Kommentare zum Moskauer Weltkongress“ (1. Teil: „Einheit auf Kosten des Klassenkampfes“) veröffentlicht, die die sowjetische Position und die Position der SEW verdeutlichten.
Argumentiert wurde zur Frage der „Einheit der kommunistischen Weltbewegung“ mit der chinesischen „Polemik“ und mit Stalin. Der Artikel von Bernd Rabehl missbilligte die Invasion von 1968 in der CSSR, die mit „militärischer Gewalt“ durchgeführt wurde. Der „internationale Klassenkampf“ sei durch die „Einheit des Revisionismus“ diffamiert worden.
In einer ähnlichen Weise wurden auch die Positionen der SEW beleuchtet. Dazu wurde ausgeführt: „Die sozialdemokratischen Opportunisten vertreten heute offen die monopolkapitalistischen Interessen, während die modernen Revisionisten der D.K.P. und S.E.W. kaum noch Einfluss in der Arbeiterklasse haben und sich eher dem sozialdemokratischen Opportunismus anbiedern.“
Die „Organisations-Campagne“ erklärte, dass an der FU damit begonnen wurde, eine „Kampagne zur Vorbereitung einer sozialistischen Massenorganisation“ zu starten. Getragen werde sie vom AStA, der Sozialorganisation ‚Lokomotive‘, den WISO ad-hoc Gruppen, von der Roten Zelle Germanistik und den Aktionszentren der Mediziner. Die Kampagne, die sich auch gegen das HRG richte, solle sich auch im „außeruniversitären Praxisbereich“ niederschlagen. Schwerpunkt sei es, die „Zusammenarbeit mit den ausländischen Arbeitern“ zu fördern. Ein Ergebnis solle sein: „Der Aufbau eines politischen Zentrums für ausländische Arbeiter.“ (vgl. „RPK“, Nr. 19/1969).
„Rote Presse-Korrespondenz“ - Nr. 20/1969 (4.7.1969)
Ein „Bestandteil der neu zu gründenden Massenorganisation“ war die Gründung der „ROTZEG - Rote Zelle Germanistik“, die in der Frage der Massenorganisation“ davon ausging, dass sie „in ihrer ersten Etappe hauptsächlich aus Studenten bestehen wird“. Die beiden Positionen aus der „RPK“ 17/1969 wurden noch einmal gegenübergestellt. Für die Erfordernisse des Klassenkampfes“ sei es notwendig, dass die „Schulung studentischer Kader für die Betriebsarbeit vorangetrieben wird und noch mehr Genossen in die bestehenden Basisgruppen gehen.“ Das sei der Punkt, „an dem die in der Massenorganisation arbeitenden Studenten die Transformation in eine sozialistische Massenorganisation leisten können: die Berufspraxis“.
Das strategische Ziel der „ROTZEG“ sollte weiter der „Kampf an der Universität“ sein. Dazu wurden die „Statuten der Roten Zelle Germanistik“ veröffentlicht.
Zum zu gründenden „Sozialistisches Zentrum“ in Westberlin wurde festgehalten, dass die „Basisgruppen davon ausgehen, dass neben den organisatorischen Bedürfnissen der Gruppen Bedingungen geschaffen werden, die dazu beitragen, dass sich proletarisches Milieu, das von kapitalistischem Konkurrenz- und Leistungsprinzip zusehends zerstört wird, entwickeln kann.“ Der „Kommune I“ mit ihrer „rigiden Organisation und abstraktem Seminarbetrieb“ wurde entgegengehalten, dass das „sozialistische Zentrum … die proletarischen Bedürfnisse nach verbindlicher Organisation und gezielter Schulung zu gewährleisten“ habe. Erst „in der Herstellung eines proletarischen Milieus, wird das kostspielige des Zentrums gerechtfertigt“.
Sodann rief die „RPK“ dazu auf: „Genossen, helft alle mit, das Zentrum aufzubauen. Geht einen Tag in die Produktion und zahlt den Lohn dieses Produktionstages in die Kasse des sozialistischen Zentrums.“ (vgl. „RPK“, Nr. 20/1969).
Zur Redaktion der „RPK“, Nr. 1-20, gehörten: Solveigh Ehrler, Günter Mathias Tripp, Oskar Voigt, Ad-hoc-Gruppen an den Hochschulen, Berufsbasisgruppen im Republikanischen Club Berlin, Betriebsbasisgruppen, Internationales Forschungsinstitut (Infi), Zentraler Ermittlungsausschuss des AStA FU und TU (Justizkampagne).
Hinzu kam ab der Ausgabe 2 bis zur Ausgabe 6: der „Zentralrat der (sozialistischen) Kinderläden“. In der Ausgabe 7 zählte er nicht mehr zur Redaktion, war aber von der Ausgabe 8 bis zur Nr. 20 wieder mit dabei. Oskar Voigt schied wohl mit der Ausgabe 12 aus der Redaktion aus und wurde, nach den mir vorliegenden Ausgaben, auch später nicht mehr genannt.
Mai 1968:
Die Nr. 2 der „RPK” berichtet davon, dass im Mai 1968 die Kinderläden in den „Bezirken Neukölln und Schöneberg“ entstanden seien. „Im Laufe des Sommers kamen Charlottenburg I, Friedenau und Steglitz dazu“. Heute (März 1969) soll es bereits „15 Gruppen geben“.
Quelle: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 7.
August 1968:
Die Nr. 2 der „RPK” berichtet davon, dass im August 1968 der Zentralrat der Kinderläden gegründet wurde, „einmal um die Kommunikation der einzelnen Läden zu intensivieren, zum anderen, um eine gemeinsame politische Aktionsbasis zu entwickeln, die sich zuerst in den Finanzierungsverhandlungen mit dem Senat herstellte“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 7.
Januar 1969:
Laut „RPK“ 3/1969, findet in (West-)Berlin eine Aktion bzw. Demonstration „gegen die SPD“ statt. Die „Demonstration als Kampfdemonstration gegen die Sozialdemokratie“ sei „unter der Losung ‚Arbeiterkontrolle statt Mitbestimmung‘ propagiert worden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 3, (West-)Berlin, 8.3.1969, S. 10.
15.02.1969:
Laut „RPK“ 5/1969 hat sich am 15./16. Februar 1969 in Leverkusen „die DEMOKRATISCHE UNION als die ‚Antiautoritäre Sammlung der APO‘“ konstituiert. Hauptinitiatoren sind: Wilfried Heydt (RC Lörrach) und Peter Schilinsky (RC Sylt). Am 21. März soll dazu im RC eine Diskussion stattfinden. Thema: „Modelle einer freien sozialistischen Demokratie - Konzept der DU.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 21.3.1969, S. 12.
15.02.1969:
Auf Initiative von APO-Anwalt Horst Mahler wird in Berlin, laut M. Kuckuck, die „Rote Pressekorrespondenz” (RPK) gegründet. Grund: Anfang 1969 kam es über die politische Beurteilung militanter Aktionen zwischen den Gesellschaftern des „Berliner Extra-Dienstes” zu Differenzen. Dr. Klaus Meschkat und Horst Mahler versuchten dabei, ihre politischen Gegenspieler Carl L. Guggomos und Walter Barthel auszuschalten. Die Nummer 1 der „RPK” erscheint am 22.2.1969.
Q: Kukuck, Margareth: Student und Klassenkampf, 2. Auflage, Hamburg 1977, S. 100ff.
15.02.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 fand an diesem Tag „an der Hermann-Hollerith -Oberschule (Kaufmännische Berufsschule) ein allgemeiner aktiver Streik statt, der von der übergroßen Mehrzahl der 500 Schüler getragen wurde“. Ihre Forderungen „konzentrierten sich auf die 5-Tage-Woche und Wahlpflichtfächer”.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 3.
20.02.1969:
In Berlin veröffentlicht das „RC-Bulletin”, Nr. 4, auf der Titelseite eine Presseerklärung für den 22.2.1969 in der es heißt, dass die „Rote Presse Korrespondenz” (RPK) gegründet werden solle.
Q: RC-Bulletin, Nr. 4, (West-)Berlin, 20.2.1969.
22.02.1969:
Heute soll in Berlin eine Presserklärung über die Gründung einer neuen Zeitung namens „Rote Presse-Korrespondenz” (RPK) veröffentlicht werden. Ebenfalls veröffentlicht wird die Nr.1 der „Roten Presse-Korrespondenz der Studenten-, Schüler- und Arbeiterbewegung“. Die Redaktion bilden Solveig Ehrler, Günter Mathias Tripp, Oskar Voigt, Ad-hoc-Gruppen an den Hochschulen, Berufsbasisgruppen im Republikanischen Club Berlin, Betriebsbasisgruppen, Internationales Forschungsinstitut (INFI), Zentraler Ermittlungsausschuss der AStA FU und TU (Justizkampagne).
Das Erscheinen der „RPK” ist das Ergebnis politischer Differenzen innerhalb der APO, vornehmlich um die Zeitung „Berliner Extra-Dienst”. Die „RPK” soll „ständig Berichte über den aktiven Kampf an der Basis” geben, sie „sollte durch ständige Erfahrungsberichte aus den arbeitenden Gruppen den Lernprozess der Organisatoren fördern“, sie „hat schließlich aus der Kenntnis der internationalen Strategie des Kapitals den Provinzialismus der Berichterstattung zu durchbrechen und den Internationalismus einer Klassenkampfstrategie zu fördern”. All dies sehen die Verfasser im „Extra-Dienst” nicht mehr gegeben. Die „RPK” wird in der Folge, bis zu ihrer Übernahme durch die KPD/AO, zum Zentralorgan der antirevisionistischen Linken.
Inhalt der 1. Ausgabe ist:
- Warum eine neue Korrespondenz?
- Erfolge durch Selbstorganisation bei Pirelli
- Basisgruppentreffen in Berlin (Teil I)
- AEG-Turbine: Die Arbeiter nehmen den Kampf auf
- Basisgruppe DWM: Von der Theorie zur Praxis - oder wie linke Soziologen endlich links werden und dabei aufhören, Soziologen zu sein
- Spanien im Januar/Februar 1969. Ausnahmezustand und Streik
- Aus der Konterrevolution: Die Liberalen und die Revolution.
Verantwortlich für den Inhalt ist Solveig Ehrler, Geschäftsführer: Hermann von Rohde, Redaktion: 1 Berlin 30, Eislebener Straße 14. Auf der letzten Seite kann der Bestellschein für die „RPK” abgetrennt und der Redaktion zugesandt werden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 1, (West-)Berlin, 22.2.1969; RC-Bulletin, Nr. 4, (West-)Berlin, 20.2.1969.
26.02.1969:
Die „RPK“ 2/1969 veröffentlicht eine „Presseerklärung des Zentralrats der Sozialistischen Kinderläden Westberlin.“ In ihr wird gegen einen „Stern“-Artikel polemisiert, der über die Kinderläden behauptet haben soll: „die an dem Kinderladen beteiligten Eltern hätten ‚Frauentausch als Erziehungsmittel‘ vorgenommen“. Die 9. Zivilkammer des Landgerichts Berlin habe dagegen „eine einstweilige Verfügung gegen die Illustrierte ‚STERN‘ erlassen“. Die Journalisten, so der Zentralrat, hätten sich Informationen mit „unlauteren Methoden erschlichen”. Daher habe man eine „Informationssperre beschlossen“. Zunächst soll alsbald eine „erste Nummer einer Broschürenreihe über revolutionäre Erziehung“ erscheinen.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 5.
26.02.1969:
Die „RPK” 2/1969 berichtet: „Seit den Abendstunden des Mittwochs, den 26. Februar besitzt die Arbeiter-, Schüler- und Studentenbewegung einen eigenen Sender. Er sendet auf der UKW-Frequenz des SFB 1 zunächst alle Viertelstunde drei Minuten lang.” Laut „Agit 883” wird auf der Frequenz des SFB II (90,5) gesendet.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 2; Agit 883, Nr. 4, Berlin, 6.3.1969, S. 3.
27.02.1969:
Laut „RKP“ 1/1969 soll während des Nixon-Besuches im Charlottenburger Schloss „mittags auf dem Vorplatz eine Kundgebung stattfinden“. Reden sollen: „Genossen von Black Panther, vom amerikanischen SDS, Berliner Genossen zur US-Innenpolitik, zum amerikanischen Imperialismus und zur Funktion solcher Besuche in Westberlin“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 1, (West-)Berlin, 22.2.1969, S. 10.
März 1969:
Eine zweiseitige Ausgabe der „RPK“ erscheint zwar nicht als „Sonderausgabe“, aber mit dem Hinweis darauf, dass „in der letzten Woche eine neue, wöchentlich herauskommende Korrespondenz erschienen“ sei, die ‚Rote Presse Korrespondenz‘. Sie will weder eine Reuter-Presse, noch ein Informationskorrektiv der bürgerlichen Presse sein. Sie ist deshalb auch nicht an deren Aktualitätsfetischismus orientiert. Ziel der RPK ist die Information über die sich an der Basis (Hochschulen, Schulen, Betriebe) organisierende sozialistische Bewegung in Westberlin, Bundesrepublik, den übrigen kapitalistischen Ländern und der sogenannten Dritten Welt … Die RPK wird schließlich durch politische Einordnung von Informationen, Analysen und Diskussionsbeiträgen immer mehr zu einem Kampfblatt der sozialistischen Bewegung werden.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, (West-)Berlin, März 1969.
März 1969:
Ebenfalls auf dem März 1969 zu datieren, ist eine hektographierte Ausgabe der „RPK”, die ebenfalls darauf verweist, dass „in der letzten Woche eine neue, wöchentlich herauskommende Korrespondenz erschienen ist, die ROTE PRESSE KORRESPONDENZ”. Die Ausgabe ist 14 Seiten stark mit Artikeln aus der „RPK“ Nr. 1.
Abweichend von der Nr. 1., liest man hier die Artikel:
- Arbeitskonferenz des SDS vom 8.-14. April in Frankfurt - Arbeitsgruppe Afrika
- Rechtshilfe: Mahler und Eschen zur Verhaftung von Langhans/Kunzelmann. Haftgrund: Nötigung des Verfassungsorgans Bundesversammlung durch das Auftauchen von Sprengstoff hinterm Eisschrank
- Kiel: Auszug aus einem Gruppeninfo, der jetzt regelmäßig in Kiel erscheint
- Wolfgang Burckhardt: Zur Reorganisation der Gruppe Kiel nach dem Ausschluss von B. Achterbergs
- Ein Einladungsschreiben vom “Trikontinentalen Studentenbund Köln zu einem „Arbeitsseminar über die Rolle der Intelligenz/Studenten in der wirtschaftlich technisch zurückgebliebenen Gesellschaft - Studenten in den Befreiungsbewegungen.“
- Militärkommuniques der Al Fatah.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, (West-)Berlin, März 1969.
01.03.1969:
Die Nr. 2 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Zum Nixon-Besuch (1)
- Nixon in Berlin (2)
- Zum Nixon-Besuch (3)
- Zum Nixon-Besuch (4)
- Zum Nixon-Besuch (5)
- ZK und Zehnerrat
- AEG-Turbine (Hüttenstraße)
- AEG-Tarrasa (Spanien)
- Sternstunde der Kinderläden
- Kinderläden in Westberlin mit den Unterpunkten: Theoretische Grundlagen, Entwicklung der Läden, Gründung des Zentralrats, der Zentralrat als Organisationsmodell, das psychoanalytische Zentrum
- Gründung des Zentralrats
- Diskussion über Aktionen (1): Warenhausaktionen
- Spanien: Nachrichten zum Ausnahmezustand
- Konkrete Utopie: Nachtrag zum 10. Jahrestag der cubanischen Revolution.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969.
01.03.1969:
Die Nr. 2 der „RPK” berichtet davon, dass an der FU „zur Koordination und Organisation der langfristigen Arbeit“ ein „von den ad-hoc und anderen Gruppen gewähltes ZK gebildet worden“ sei. Zudem sei ein „Zehnerrat“ gebildet worden, „in dem je zehn Delegierte des ZK und der Basisgruppen (BG) die Formen und Inhalte der Zusammenarbeit Hochschule - BG diskutieren sollen“. Ein erstes Treffen habe bereits stattgefunden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969.
02.03.1969:
Im Republikanischen Club (RC) Berlin soll, laut „Agit 883”, um 20 Uhr eine Clubdiskussion mit den Mitarbeitern der „Roten Pressekorrespondenz“ (RPK) stattfinden.
Q: Agit 883, Nr. 3, Berlin, 27.2.1969, S. 3.
03.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 soll an diesem Tag im RC ein „Plenum der MARXISTISCHEN SCHULUNGSGEMEINSCHAFT2 stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
05.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 soll an diesem Tag im RC eine „Sitzung des Aktionsrat zur Befreiung der Frau“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
05.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 soll an diesem Tag im RC eine „Öffentliche Sitzung des Delegiertenrates“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
07.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 soll an diesem Tag im RC eine „Diskussion der Warenhausaktionen“ stattfinden. Motto: „Konsum und Klassenbewusstsein“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
08.03.1969:
Die Nr. 3 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Die Bundesversammlung des Revisionismus und die proletarische Linie
- Ausnahmezustand in Westberlin
- Konflikt Basis-Führung in der italienischen KP
- Nixon und der europäische Faschismus
- Die Aktionskomitees nach Mai mit den Unterpunkten:
- Die Aktionskomitees in den Bezirken
- Die AK in den Vororten
- Drink-in in Nanterre
- Die AK der Studenten (in der Universität)
- Die AK in den Betrieben
- Funktion
- Das Problem der Organisation
- Spanien im Ausnahmezustand
- Diskussion zur Aktion (II)
- AEG Turbine: Zwei Stunden Warnstreik.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 3, Berlin, 8.3.1969.
08.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 beginnt „ein Seminar des Ermittlungsausschusses“. Es wird am 9.3. fortgesetzt. „Auf diesem Seminar wurde die Weiterarbeit, die künftige Organisation und das Problem der Mobilisierung im Rahmen der Justizkampagne diskutiert.“ Dazu wird der „Bericht des Ermittlungsausschusses“ veröffentlicht.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969.
10.03.1969:
Laut „RPK” 4/1969 findet an diesem Tag in (West-)Berlin „die erste Westberliner Lehrlingsdemonstration statt. Etwa 250 Lehrlinge des Kraftfahrzeughandwerks verließen den Berufsschulunterricht, formierten einen Demonstrationszug und marschierten zum Charlottenburger Schloss”. „Die Demonstration selbst war seitens der Lehrlinge gekennzeichnet durch ihre gewerkschaftlichen Parolen (‚Gleichen Lohn für gleiche Arbeit’, ‚Handwerkslehrlinge - Lehrlinge 2. Klasse’) und durch ihren friedlichen Charakter.” U. a. nimmt Teil: der Initiativausschuss für eine revolutionäre Jugendorganisation (IAferJO).
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 3.
12.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 sollen an diesem Tag im RC Wolfgang F. Haug, Eike Hemmer, Reimut Reiche zugegen sein. Thema der Diskussion: „Sexualität und Klassenkampf.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
13.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 soll an diesem Tag im RC eine „Veranstaltung der Marxistischen Schulungsgemeinschaft“ stattfinden, mit Dietrich Wedepohl. Thema: „Kriminalität im spätkapitalistischen Herrschaftssystem“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
14.03.1969:
Laut „RPK“ 2/1969 soll an diesem Tag im RC Dr. Arno Klönne „Zur Organisationsproblematik der neuen sozialistischen Linken“ sprechen.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 2, (West-)Berlin, 1.3.1969, S. 12.
15.03.1969:
Die Nr. 4/1969 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Politische Justiz gegen Kommune I
- Schülerbewegung - Streik an der Hollerith-Oberschule
- Demonstration der Lehrlinge
- Zur Hochschulstrategie: ‘Erfahrungen aus der Berufspraxis‘. Bericht der Germanisten
- Fortsetzung des Arbeitspapiers der Germanisten
- Arbeiterzeitungen in Frankreich
- Überbaustrategie: Stadtsanierung in Kreuzberg
- Zur Justizkampagne
- Wichtiger Termin
- Liberale Öffentlichkeit.
In der Ausgabe erklären die Verfasser u. a.: „Mit der vierten Nummer der RPK müssen wir aus finanziellen Gründen den kostenlosen Probeversand an die Leser des Extra-Dienstes beenden.”
Berichtet wird von der Lehrlingsdemonstration in Berlin. Zur Mieterkampagne in Kreuzberg heißt es u. a.: „Der Ansatzpunkt für Mieterkampagnen ergab sich aus den Sanierungsprojekten des Bausenats für den Bezirk Kreuzberg. Der Westberliner Senat will … in den ehemals proletarischen Stadtteilen die objektiven Disparitäten (Ungleichheiten, d. Verf.) (vernachlässigte Bausubstanz, Unterversorgung mit Sozialeinrichtungen im vorhandenen Raumprogramm u. ä. Mängel) spektakulär abbauen. Diese Strategie erlaubt aber gleichzeitig neben den erst eingeleiteten Sanierungsprogrammen mit Durchführung des Weißen Kreises die sog. Chancengleichheit der Individuen auf den verschiedenen Märkten vorab zu unterstellen. Angesichts dieser Situation erhält der Kampf um emanzipatorische Lebensbedingungen in benachteiligten Stadtgebieten allgemein-politische Relevanz: Nicht nur werden die innerbetrieblichen Kriterien der Lohnfindung bei den absehbaren und angekündigten allgemeinen Steigerungen des Mietzinses zunehmend fragwürdiger; das Bündnis mit den vorherrschenden Profitinteressen lässt zudem die Chance eines planvollen Umbaus der sozialen Infrastruktur nach Maßgabe autonom-demokratischer Bedarfsbestimmung verfallen zugunsten einer kurzatmigen Krisen-Vermeidungs-Strategie auf dem Bausektor: Hinter der Fassade sozialpolitisch progressiver Stadterneuerung wird in Wirklichkeit mit der lokalen Umschichtung von Bevölkerung als solcher Nachfrage mobilisiert und das Angebot rigoros verknappt. In dieser allgemeinen Situation ist die kritische Intelligenz darauf verwiesen, Gegenstrategien aus der Perspektive der von Systemkonflikten betroffenen Gruppen zu entwickeln und die Bedingungen einer aufgeklärten Öffentlichkeit herzustellen, die geeignet sind, organisatorische Kerne zunehmender Selbst-Verwaltung in Schulen, Hochschulen und betrieben sich bilden zu lassen.”
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969; SC: Info, Nr.7, Frankfurt, 5.7.1969.
16.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 soll an diesem Tag im RC eine Veranstaltung zum Thema: „Stalinismus - Faschismus“ stattfinden. An einer Diskussion sollen teilnehmen: Olaf Torsten, Klaus Herrmann und Kurt Johannson.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 12.
17.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 soll an diesem Tag im RC eine Diskussion über „die Notwendigkeit einer revolutionär-marxistischen Jugendorganisation als strategisches Moment zur Schaffung der revolutionären kommunistischen Arbeiterpartei“ stattfinden. Es diskutieren Jochen Ebmeier, Hans-Joachim Schrankel.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 12.
19.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 soll an diesem Tag die „Hauptverhandlung gegen Dieter Kunzelmann“ stattfinden. Er ist des Delikts der „Versuchten Gefangenenbefreiung“ angeklagt. Es wird zur „Solidarität“ aufgerufen.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 11.
19.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 soll an diesem Tag im RC eine Diskussion zu: „Anerkennung der DDR - Anfang oder Ende einer Deutschland-Politik“ stattfinden. Die Diskussionsleitung hat Klaus Ehrler.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 12.
20.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969 soll an diesem Tag im RC die „Clubdiskussion mit den Kandidaten für den neuen Vorstand“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 12.
20.03.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 wurde im RC „ein Arbeitskreis für anarchistische Philosophie“ gegründet. „Die Herausgabe einer Zeitschrift für anarchistische Sozialphilosophie ist geplant“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 12.
21.03.1969:
Laut „RPK“ 4/1969, diskutieren an diesem Tag Wilfried Heydt und Peter Schilinski im RC über das Thema: „Modelle einer freien sozialistischen Demokratie - Konzept der DU.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 4, (West-)Berlin, 15.3.1969, S. 12.
21.03.1969:
Die Nr. 5/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Strategie zum 1. Mai - Konzept der Basisgruppen
- Arbeiterzeitungen in Frankreich (II)
- Zur Praxis der radikalen Linken in den USA
- Analyse des Streiks am Francisco State College
Berichtet wird aus den USA über ein Projekt des American Independent Movement (AIM), welches ein städtisches Wiederaufbau-Komitee in New Haven gründete. Dazu heißt es: „Diese Gruppe begann mit den Fragen: Wer profitiert eigentlich von den Wiederaufbaukonzepten der Stadtverwaltung? Und: Welche Alternativen existieren für die davon betroffene Bevölkerung? Zu ihrem Widerstand gegen die industrie-, kommerz- und universitätshörige Verwaltung entwickelte die Gruppe ein umfassendes Potential an Sachverstand und politischer Kraft. Sie gilt heute als der wesentliche Gegenspieler des städtischen Bauamtes, gerade in den Augen der bislang politisch hilflosen Slumbewohner … In den einzelnen Nachbarschaften der Slums formieren sich weiße und schwarze Arbeiter gegen die Mächtigen der Lokalpolitik. Hier liegt das wesentliche Betätigungsfeld der einzelnen AIM-Komitees. Im Vordergrund der Arbeit stehen Fragen des städtischen Wiederaufbaus, des Schulsystems, der Massenverkehrsmittel, Luft- und Wasserverschmutzung, Wohnungs- und Mietprobleme.”
Aus der französischen „Rouge” wird ein Artikel über die Agitation der Gruppe „Roter Maulwurf” zur Krankenversorgung in Aix und La Ciotat übernommen: „In der Stadt organisieren wir Aufklärungs- und Enthüllungskampagnen. Mit ihnen haben wir z.B. die Profite einer Klinik auf Kosten des Personals und der Kranken denunziert (keine Lohnstreifen, Entlassung ohne Vorankündigung, Anstellung von Frauen als Krankenschwestern; Kranken wurde angedroht, vor dem Abschluss ihrer Behandlung entlassen zu werden). Der ‚Rote Maulwurf'- Artikel über diesen Fall wurde als Flugblatt in 5 000 Exemplaren in der Stadt verbreitet, verbunden mit einer Flugblattkampagne … Auf dem Flugblatt haben wir die Einrichtung einer Untersuchungskommission der Sozialen Krankenfürsorge gefordert. Die Denunzierung dieses Skandals und anderer Affären war eine wichtige Etappe für die Verbreitung des ‚R.M.’ Sie hat der Bevölkerung (die uns zu unserer Aktion beglückwünschte) verdeutlicht, dass es Leute gibt, die den Kampf gegen eine Bande etablierter Haifische wagen.”
Informiert wird über das Erscheinen der „APO-Press: Informationsdienst für die Außerparlamentarische Opposition“. Sie erscheint wöchentlich „und wird herausgegeben im Auftrage des Redaktionskollektivs von Helmut Maringer im Verlag Brigitte Maringer“ mit dem Sitz in München.
Bekanntgegeben werden auch die Termine für die „Marxistische Schulungsgemeinschaft“. Zur Bildung neuer Gruppen wird aufgerufen.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 22.3.1969; SC: Info, Nr.7, Frankfurt, 5.7.1969.
21.03.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 fand an diesem Tag eine „Hausdurchsuchung im Republikanischen Club“ statt. Danach ging es „um eine Durchsuchung nach Rauschgift“. Die Polizei berief sich dabei „auf einen Hausdurchsuchungsbefehl vom 19. Februar, ausgestellt, also vor dem Nixon-Besuch und Bundesversammlung … Die Durchsuchung endete ohne positive Ergebnisse für die Polizei“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 7.
23.03.1969:
Laut „RPK“ 5/1969 soll im RC eine Debatte über „Das Ende des Republikanischen Clubs“ stattfinden. An der Diskussion soll teilnehmen: Claus Menzel „über sein in diesem RC-Bulletin abgedrucktes Sendemanuskript“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 21.3.1969, S. 12.
24.03.1969:
Laut „RPK“ 5/1969 soll heute ein „Informationsabend der Berufsbasisgruppe Regionalplanung im RC“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 21.3.1969, S. 12.
26.03.1969:
Laut „RPK“ 5/1969 soll an diesem Tag im Heim der ESG die „3. Ordentliche Mitgliederversammlung“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 21.3.1969, S. 12.
26.03.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll in der Zeit vom 26.3.-3.4. 1969 im „Schüler- und Lehrlingszentrum“ „eine Beratung für Sitzengebliebene“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 12.
27.03.1969:
Laut „RPK“ 5/1969 soll an diesem Tag, vermutlich im RC, Willi Huhn über „Marxismus und Rätedemokratie“ sprechen.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 21.3.1969, S. 12.
28.03.1969:
Laut „RPK“ 5/1969 soll an diesem Tag eine „Clubdiskussion mit Dietmar Ahrens (SEW): Zum Verhältnis von parlamentarischen und außerparlamentarischen Kampfformen“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 5, (West-)Berlin, 21.3.1969, S. 12.
28.03.1969:
Die Nr. 6/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Strategie zum 1. Mai
- Konzept für eine neue Perspektive der Basisgruppen (Bericht des Arbeitskreises Sexualität und Politik)
- Justizkampagne zum 1. Mai
- Notizen zu den Streiks in Frankreich
- Verwaltungsgericht Berlin liefert Polizeiterror rechtmäßig
- Arbeitsgerichtsprozess gegen die Buchhandlung Elwert & Meurer
- Hausdurchsuchung im Republikanischen Club Berlin
- Praktikum der Germanisten an Berliner Schulen
- Kampstrategie in den Metropolen
- Kollektiver Imperialismus im Kongo (Zum Besuch Mobutus in der BRD und Westberlin)
- Geldspenden für DISKUS
- Nachrichten.
Reklame wird in der Ausgabe für die „Sozialistische Politik“ gemacht.
Im Artikel „Strategie zum 1. Mai“ heißt es u. a.: „Die Basisgruppenarbeit im Betrieb im Rahmen der Kampagne zum 1. Mai konzentriert sich auf drei Bereiche:
1. Auf die Aufnahme innerbetrieblicher Konflikte und ihrer Politisierung in nicht traditionell gewerkschaftlichem Sinne, sondern mit dem Ziel der Durchsetzung von Arbeiterkontrolle im Betrieb
2. Auf Arbeiterschulung
3. Der Arbeitskreis Sexualität und Politik (Sex-Pol) beschäftigt sich mit den bisher vernachlässigten Bereichen in der Betriebsarbeit, wie die spezielle Unterdrückung der weiblichen Arbeiter, familiäre Konflikte, Sexualaufklärung und für die Emanzipation der Lehrlinge wichtigen Arbeiterkommunen… Als einen Teil der Kampagne zum 1. Mai sehen die Basisgruppen die Aufgabe, die bereits in der APO mitarbeitenden Arbeiter und Angestellten ‘zu schulen’.”
Dies wurde kritisiert. Doch: „diese Haltung sei falsch, da es für alle Genossen notwendig ist, zu lernen, die Einzelphänomene und Ereignisse ihres Alltags im gesamt-gesellschaftlichen Zusammenhang zu sehen“.
Zur Einschätzung der Mitbestimmung wird ausgeführt: „dass sie an der Situation am Arbeitsplatz nichts ändert. Sie verhindert die Bewusstwerdung des Arbeiters über seine gesellschaftliche Rolle und nützt nur der oberen Gewerkschaftsbürokratie, indem sie für die Bonzen einträgliche Aufsichtsratsposten schafft und die Disziplinierung der Masse der Gewerkschaftsmitglieder noch verstärkt. Die Ursache für diese Mängel liegen darin, dass 1. die Mitbestimmung durch Gesetz institutionalisiert ist (mit Friedenspflicht für die ‚Arbeitnehmervertreter‘), 2. eine öffentliche Kontrolle der Arbeitervertreter durch die Arbeiter nicht möglich ist, 3. die Vertreter nicht jederzeit abgewählt werden können.“
Demgegenüber wird festgehalten: „Arbeiterkontrolle ist nicht nur die ‚Weigerung der Arbeiter, die Betriebsverwaltung frei über Produktionsmittel und Arbeitskraft verfügen zu lassen‘ (Mandel). Arbeiterkontrolle bleibt solange ökonomistisch, solange sich die Arbeiter nicht auch weigern, weiterhin die Normen der bürgerlichen Kultur im Betrieb und Familie hinzunehmen.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 1ff.
29.03.1969:
Im Republikanischen Club (RC) Berlin soll, laut „Agit 883“, um 20 Uhr eine Diskussion mit den Mitarbeitern der „RPK” stattfinden.
Q: Agit 883, Nr. 6, Berlin, 20.3.1969, S. 5.
30.03.1969:
Laut „RPK“ 8/1969 soll „Ende März … die erste Nummer der SOZIALISTISCHEN POLITIK“ erscheinen. Sie begreift sich „als Organ kritischer Sozialwissenschaft und sozialistischer Praxis in Hochschule und Gesellschaft“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 8, (West-)Berlin, 11.4.1969, S. 12.
31.03.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll im RC das „Plenum der Marxistischen Schulungsgemeinschaft“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 12.
01.04.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll an diesem Tag ein Vorbereitungstreffen der „Justizkampagne zum 1. Mai“ stattfinden. Dazu heißt es in der Ausgabe: „Der Ermittlungsausschuss an der Technischen Universität, die ad-hoc-Gruppe der Juristen an der Juristischen Fakultät, die ad-hoc-Gruppe der Referendare, sowie die Arbeitsgruppe Strafvollzug, bereiten anlässlich der Verhaftung von Langhans und Kunzelmann eine Kampagne vor.“
Ein erster Schritt soll sein: „die Herausgabe einer Dokumentation durch den Ermittlungsausschuss über die Verfolgung ‚anarchistischer‘ Gruppen, die Zusammenarbeit von Innenministerium und Bundesanwaltschaft sowie die polizeilichen und verwaltungsgerichtlichen Praktiken während des ‚Ausnahmezustands‘ in Westberlin“. Geplant sei auch die Gründung von „Strafvollzugsgruppen“ in den „Städten der Bundesrepublik“.
Ihren vorläufigen Höhepunkt „wird die Kampagne zum 1. Mai” sein. „Ziel der Kampagne ist vorrangig, Druck auf die Justiz auszuüben, um eine Freilassung der inhaftierten Langhans und Kunzelmann zu erreichen. Die Demonstration vor den Zuchthäusern sollen zu einer Mobilisierung der Justizopfer beitragen. Darüber hinaus soll aber die Aktualisierung und Öffentlichkeit des Kampfes gegen die Justiz die Verdrängungsmechanismen der politischen Linken gegenüber den polizeilichen und juristischen Folgen ihrer Aktionen aufbrechen, um so politische Energien, die durch unbewusste Ängste gebunden sind, freizusetzen.”
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 3.
02.04.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll im RC eine Diskussion mit Eberhard Witte, Hans Wienecke und Norbert Schäfer von der „ad-hoc-Gruppe 3. Welt des Beethoven Gymnasiums“ stattfinden. Thema: „Imperialistische Ausbeutung und Unterdrückung der 3. Welt“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 3.
03.04.1969:
Die Nr. 7/1969 der „RPK“ erscheint. Das Datum de Ausgabe ist falsch. Es muss lauten: 3.4.1969. Die nächste Ausgabe, Nr. 8., datiert vom 11.4. Dies entspricht dem wöchentlichen Turnus. Im Original aber: „RPK“ Nr. 7, 3.3.1969.“
Inhalt der Ausgabe ist:
- Bundeswehrkampagne
- Antikriegsdemonstration der GI’s in den USA
- Kampagne zum 1. Mai
- Rote Kanzel: Perspektiven sozialistischer Berufspraxis kirchlicher Funktionsträger
- Personalrat der HiWis an der FU
- Das Pakistanische Schicksal
- Kampstrategie in den Metropolen
- Mitbestimmung der Lehrlinge: das heißt Treue- und Pflichtbewusstsein
Im Artikel zur „Bundeswehrkampagne“ wird von dem „Vietnamkongress im Berlin im Februar 1968“ ausgegangen. Seit dieser Zeit sei „die Kampagne gegen die NATO wichtiger Bestandteil des antikapitalistischen Kampfes für die sozialistische Bewegung in der Bundesrepublik“. Die „abstrakte Losung ‚Zerschlagt die NATO‘, hat in der Bundesrepublik inzwischen zu konkreter und bereits erfolgreicher Arbeit in der ‚Bundeswehrkampagne‘ geführt. Die Bundeswehrkampagne wird personell und organisatorisch vom SDS und einigen Gruppen des Verbandes der Kriegsdienstverweigerer (VK) getragen. Die wichtigsten Gruppen arbeiten z. Zt. In Frankfurt und Hamburg“.
„Zerschlagt die NATO beinhaltet zunächst vorrangig den Kampf gegen die Bundeswehr als aktiven Teil und Stütze des US-Imperialismus in Europa und der Dritten Welt.“ Die Agitation würde „ganz konkret die besonders autoritären Unterdrückungs- und Reglementierungsmethoden der Ausbildung aufgreifen“. Die „Strategie der BW-Kampagne“ sei durch die Agitation bestimmt: „Mittel der Verunsicherung, Zersetzung und Lähmung der BW.“
Im Einzelnen:
1. Die verstärkte Produktion von Kriegsdienstverweigerern in den Kasernen …
2. Systematische Schulung von Kadern- und Basisgruppenarbeit in der Truppe …
3. Permanente Aktion vor den Kasernen, die Kontakte nach innen erst schafft, aufrechterhält und aufbaut..”
„Sabotage in Form von menschengefährdenden Sabotageakten wurde von den Teilnehmern des Seminars scharf verurteilt. Sie wurde lediglich als Sabotage des inneren Dienstbetriebes bejaht!
Die „Anti-Bundeswehrkampagne“ wurde mit „Flugblattaktionen vor den Kasernen, in kleinen Garnisonstädten vor dem Bahnhof oder in der Stadt“ durchgeführt. Drei Punkte standen dabei im Mittelpunkt:
- Die Information über das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung
- Artikulation der Wehrunwilligen und Kritik an den militärpolitischen Ideologien
- Analyse der gesellschaftlichen Funktion der Bundeswehr. Aktivitäten fanden u. a. an der „PZ Gren Kaserne in Hamburg” statt.
In der „Kampagne zum 1. Mai“ wird festgehalten, dass sich am 1. April das „Aktionskomitee zum 1. Mai“ konstituiert hat. Ihm gehören folgende Gruppen an:
- Basisgruppe Moabit, Spandau, Tegel, Wedding, Wilmersdorf und Zehlendorf
- Aktionskomitee Siemens
- SC Neukölln
- Zentralrat der Kinderläden
- Sexpol - Nord
- Projektgruppen und Ad-hoc-Gruppen der Sektionen Betriebe und Politische Ökonomie
- Gruppe der Sektion Justiz.
Unterstützt werden sie „von dem AStA der FU und TU, dem Republikanischen Club, dem SDS, den Falken und vom Spartakus”.
„In dem Konzept des Aktionskomitees wird der Symbolwert des 1. Mai als eines Kampftages der Arbeiterklasse konstruktiv eingebracht in eine längere Kampagne, für die er selbst nicht Endpunkt sein kann.“ Geplant sei auch, „in allen größeren Betrieben Westberlins in Zusammenarbeit mit den Arbeitern Betriebszeitungen zu gründen … Ein weiteres Ziel der Kampagne ist die Gründung neuer Betriebsbasisgruppen“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 7, (West-)Berlin, 3.4.1969.
03.04.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll im RC eine „Diskussion mit Hubert Bacia über das Thema Psychoanalyse und Gesellschaft“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 12.
04.04.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll im RC „eine Diskussion mit Roland Reichwein zum Thema: Ist ein sozialistisches Westberlin nach den Vorstellungen der APO möglich - Ostintegration Ja oder Nein“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 12.
08.04.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll am 8.4. eine „Arbeitskonferenz des SDS“ stattfinden. Sie soll bis zum 15. April dauern. Ort: Frankfurt/M. Themen sind:
- Betriebs- und Lehrlingsarbeit
- Syndikalismus im Ausbildungssektor, Basisgruppenmodell
- Kinderländen
- Schüler
- Bundeswehrkampagne
- Justizkampagne
- Internationalismus
- Technologie.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S. 8.
11.04.1969:
Die Nr. 8/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Zum 1. Mai
- Strategie - Diskussion, Zentrale Campagnen
- SDS Contra Senghor. Presseerklärung
- Das Werk des Ali Özcüc
- Sprung im Spiegel
- Flugblatt an alle Redakteure im Spiegel - Verlag Rudolf Augstein GMBH
- RC Berlin
- PCI-Volte
- Trento.
Im Artikel „Zum 1. Mai“ wird auf die SEW und FDJ eingegangen, die ihre „eigene Kampagne vorbereiten mit den agitatorischen Schwerpunkten auf Werbung für das Mitbestimmungskonzept der Gewerkschaften und für die Anerkennung bzw. Stärkung der DDR“. Auch Spartakus vertrete „eigene Vorstellungen, die am Konzept einer bolschewistischen Kaderpartei orientiert im Widerspruch zum Organisations- und Praxismodell der basis- und Ad-hoc-Gruppen stehen“. Diese Organisationen „bekunden lediglich Interesse an einer gemeinsame Demonstration und einer gemeinsamen Kundgebung“. Es wird darauf insistiert, dass bei einem Gespräch am 7.4. Beide Gruppen „verbindlich mitteilen, ob sie mit dem Vorschlag der Basisgruppen einverstanden seien, auf der Abschlusskundgebung nur Arbeiter sprechen zu lassen … Da am 7.4. keine Vertreter der SEW und der FDJ erschienen, wurden zwei Genossen bestimmt, die eine verbindliche Erklärung insbesondere der SEW einholen sollen … Die Frage einer gemeinsamen Kundgebung und Demonstration soll abschließend auf einer großen öffentlichen Diskussion ca. 10 Tage vor dem 1. Mai entschieden werden.“
Es wurden folgende Arbeitsgruppen gebildet:
- Politökonomische Probleme oberhalb der Betriebsebene
- Probleme der unteren Betriebshierarchie
- Neue Arbeitsplatzbewertung
- Konzept zur Arbeiterkontrolle
- Lehrlingssituation
- Probleme der Arbeiterinnen
- Gastarbeiter
- Plakate etc.
Die Aufgabe der AGs sei es, „die theoretische Linie für die Maikampagne in den wichtigen Agitationsbereichen auszuarbeiten“.
Im Artikel „RC Berlin” werden die „Vorstellungen einer nicht-parlamentarischen Strategie, wie sie vom Republikanischen Club entwickelt worden sind“, erläutert. Dabei geht man davon aus, dass man sich in einer Phase befindet, „in der die Bewegung Kontinuität durch Organisation zu gewinnen hat“. „Aus ihrer Kritik am ED haben die arbeitenden Gruppen Konsequenzen gezogen und in der Roten Presse-Korrespondenz ein eigenes Informationsorgan geschaffen. Der Club sollte seine ihm ursprünglich zugewiesene Funktion den gekennzeichneten neuen Entwicklungen anpassen und für eine bestimmte Gruppe innerhalb der APO weiterhin eine organisierende Funktion wahrnehmen. Er sollte die Aufgabe übernehmen, als Kontaktstelle zwischen Basis,- Projekt- und ad-hoc Gruppen und den außerhalb dieser Gruppen Arbeitenden zu dienen, vor allem denen, die in den Institutionen arbeiten. Die Verwirklichung einer solchen Aufgabe würde in der Tat den Abschied vom Club als Sammelbecken aller linken Kräfte Westberlins bedeuten, sie könnte ihm gleichwohl in der neuen politischen und organisatorischen Situation, in der wir uns befinden, eine ähnliche Funktion geben, wie sie ihm ursprünglich zugedacht war: die Funktion der theoretischen und praktischen Vermittlung der Aktivgruppen mit der übrigen linken Öffentlichkeit. Wen wir solchermaßen daran gehen, dem Club eine bestimmte politische Funktion innerhalb der APO zu geben, dann wird sich bald noch deutlicher und jedermann bewusster zeigen, dass die Konstruktion des Clubs als bürgerlicher Verein mit einer strikt nach außen unterscheidbaren Vereinssphäre einer neuen Struktur zu weichen hätte, in der die Versammlung arbeitender Gruppen eine von der Mitgliederversammlung unterscheidbare Cluböffentlichkeit herstellen. Wie bald dies geschehen kann, wird von der Aktivität der Mitglieder abhängen.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 8, (West-)Berlin, 11.4.1969.
11.04.1969:
Laut „RPK“ 8/1969 soll heute (Freitag) eine Diskussion mit Otto Schily und Horst Mahler stattfinden. Thema: „Autoritäre Tendenzen in der jüngsten Rechtsprechung und Gesetzgebung“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 8, (West-)Berlin, 11.4.1969, S. 12.
14.04.1969:
Laut „RPK“ 8/1969 spricht heute Victor Paschkis (Philadelphia) über „Ethik im Zeitalter Technologischer Veränderung.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 8, (West-)Berlin, 11.4.1969, S. 12.
16.04.1969:
Laut „RPK“ 9/1969 findet heute in (West-)Berlin „die Revisionsverhandlung gegen Beate Klarsfeld statt“. Ihr Rechtsanwalt ist Horst Mahler, der Kiesinger als Zeugen hören möchte.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969, S. 8ff.
16.04.1969:
Laut „RPK“ 8/1969 findet heute mit Vertretern des Ermittlungsausschusses eine Debatte mit dem Thema „Bilanz und Perspektiven der Justiz-Kampagne“ statt.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 8, (West-)Berlin, 11.4.1969, S. 12.
17.04.1969:
Laut „RPK” Nr. 9/1969 soll an diesem Tag im RC „Über die Entwicklung der Unabhängigen Sozialistischen Linken in Frankreich“ debattiert werden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969, S. 12.
18.04.1969:
Laut „RPK“ 9/1969 verabschiedet das Berliner „Sozialistische Maikomitee“ einen Brief, in dem es mehrere Kritiken an den politischen Vorstellungen der SEW formuliert.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9,(West-)Berlin, 1969, S.2.
18.04.1969:
Die Nr. 9/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Maikampagne
- Zur Hochschulstrategie
- Zum Klarsfeld-Prozess
- Bericht aus Trento.
Im Artikel „Maikampagne“ wird auf den Brief vom 17.4.1969 eingegangen, der der SEW überreicht worden war. Dazu heißt es: „In dem Gespräch vertraten die Genossen der SEW die Grundlinie, dass das politisch Gemeinsame dem politische Trennenden übergeordnet werden müsse. Die SEW stelle sich eine breite Einheitsfront bis zu den Vertreter der linken Bourgeoisie vor. Dieses Vorgehen schließe die Veröffentlichung ‚antisowjetischer‘ in Plakaten und Sprechchören aus. Symbol des gemeinsamen Kampfes sollten die roten Fahnen sein.
Die SEW wird besonders in den Fragen:
- Der Bestimmung der Etappen der Revolutionierung des Klassenbewusstseins
- Der Mitbestimmung- und Mitbestimmungsforderungen
- Der Theorie und Praxis des europäischen Klassenkampfes
- Ihrer Haltung zur Gewerkschaftsbürokratie
- Von nichtssagenden Solidaritätserklärungen
- Der bürgerlichen Rechtsordnung und der Haltung zum Staatsapparat
- Der Intervention der CSSR kritisiert.
Dagegen gehalten wird die „Arbeiterkontrolle“, die „notwendige Kampfmaßnahmen zur Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparats entwickeln“.
Der „Brief an die SEW” ist von Tilman Fichter, Hans Jürgen Grune, Jürgen Horlemann, Dietrich Kreidt, Peter Neitzke, Bernd Rabehl, Christian Semler und Dieter Sturm unterzeichnet.
Im Artikel zur „Hochschulstrategie“ wird der Senat in „seiner Universitätspolitik“ kritisiert. Dazu werden 3 Punkte genannt:
- er muss die „von den Universitäten ausgehende Unruhe ausschalten“
- im Interesse der „Disziplinierung der Volksmassen … seine seit Ostern 1968 schwer angeschlagene Autorität wieder herstellen, um sich als die Ordnungspartei präsentieren können“. Die SPD in Berlin „als Agent der Kapitalisteninteressen“ muss „in der Modernisierung und Rationalisierung der Universitäten eine Avantgarderolle übernehmen“.
Für das neue Semester müsse die Parole: „Bereitet im Studium revolutionäre Berufspraxis vor“ und „Erlernt Euren beruf im Klassenkampf“ konkretisiert werden.
Auf eine „möglichen Schließung der Universität“, die in Gerüchten verbreitet werde, müsse man sich vorbereiten. „Die ad-hoc Gruppen müssen zum frühestmöglichen Zeitpunkt konzise Programme entwerfen, die durchgeführt werden können, auch dann, wenn uns der Campus und die Räume der FU nicht zur Verfügung stehen. Wir werden uns die Räume, die wir brauchen, in Berlins Schulen und Universitäten nehmen.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969.
18.04.1969:
Laut „RPK” Nr. 9/1969 soll an diesem Tag im RC eine „Clubdiskussion über die Kampagne zum 1. Mai“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969, S. 12.
20.04.1969:
Laut „RPK” Nr. 9/1969 soll im RC über die „Hochschulstrategie des SHB“ debattiert werden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969, S. 12.
20.04.1969:
Um den 20.4. herum dürfte der 4-seitige „Sonderdruck“ der „RPK“ mit der Überschrift „Wie die Revisionisten die theoretische Diskussion der Bündnisfrage führen“ erschienen sein. Erklärt wird, dass sich am 1. April „das Maikomitee zur Vorbereitung einer Kampagne zum 1. Mai konstituiert“ habe. Ihm gehören an:
- Die Basisgruppen Moabit, Spandau, Tegel, Wedding, Wilmersdorf und Zehlendorf
- Das Aktionskomitee Siemens
- Der SC Neukölln
- Der Zentralrat der Kinderläden
- Sexpol-Nord
- Die Projekt- und ad-hoc Gruppen der Sektionen Betriebe und Politische Ökonomie
- die Gruppen der Sektion Justiz
- AStA TU, FU
- Falken´
- Spartakus
- Rote Garden.
„Das Maikomitee war der Ansicht, dass sich alle Gruppen mit eigenen Parolen, einschließlich der SEW, an einer gemeinsamen Demonstration beteiligen sollten, dass einer gemeinsamen Kundgebung aber eine öffentliche theoretische Diskussion über das Konzept der Bündnispolitik der SEW, insbesondere über die konkrete Bestimmung der ‚einzelnen Etappen der Revolutionierung des Klassenbewusstseins“ vorauszugehen hätte.“ Der Brief des „Maikomitees“ sei in der „Wahrheit“ nicht veröffentlicht worden. „Wir meinen in der Tat, der Fehlleistung der SEW in ihrem eigenen Brief folgen zu können, dass unter diesen Voraussetzungen ‚das politisch Gemeinsame dem politisch Trennenden untergeordnet werden muss“. Im „Sonderdruck“ wird der „Brief des Maikomitees an die SEW“ veröffentlicht und die „Antwort des Parteivorstandes“ der SEW.
Aufgerufen wird zur 1. Mai-Demonstration.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Sonderdruck, (West-)Berlin (um den 20.4.69 herum).
21.04.1969:
Laut „RPK” Nr. 9/1969 soll an diesem Tag im RC über das „Politische Konzept der FDJ“ mit Peter Volker Jung und Walter Rudert diskutiert werden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969, S. 12.
23.04.1969:
Laut „RPK” Nr. 9/1969 soll im RC mit Morris Dobb über den „Monopolkapitalismus“ gesprochen werden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 9, (West-)Berlin, 18.4.1969, S. 12.
25.04.1969:
Die Nr. 10/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Mai-Demonstration, Treffpunkt 11. Uhr, Turmstraße/Stromstraße
- Die Situation in der Slawistik. Kampf gegen eine irrationale Wissenschaft
- Presseerklärung
- Arbeiterkontrolle (Protokoll)
- Die ‚Bündnispolitik‘ der SEW in der Basisgruppe Zehlendorf
- Die Bündnispolitik der SEW
- Presseerklärung der WUAS.
Parolen zum 1. Mai sind: „FÜR EIN ROTES VIETNAM“, „DELEGIERT DIE RELEGATEURE“, „GEGEN DIE KLASSENJUSTIZ“, „FÜR EINE ROTE UNIVERSITÄT“, „WIDERSTAND UND ORGANISATION DER BASIS“, „KAMPF DEM REVISONISMUS.“
Im Artikel zur „Arbeiterkontrolle“ wird das „Protokoll“ einer Beratung vom 18.4. mit verschiedenen Aspekten aus der Debatte veröffentlicht:
- Partielle Autonomie (laut Protokoll „zurückgewiesen“)
- Konfliktstrategie, analytische Arbeitsplatzbewertung (MTM)
- Arbeitsorganisation und Kampfformen
- Politisierung der Arbeiter und Störung der kapitalistischen Betriebsordnung
- Kern der „Arbeiterkontrolle“: „Die Forderung nach Investitions- und Produktionskontrolle.“
- Betriebsverfassungsgesetz
- Vorstellungen über Klassenbewusstsein
- Kaderfrage und betriebliche Agitation
- Basisgruppen als Massenorganisation auf Betriebsebene.
Im Artikel „Die ‚Bündnispolitik‘ der SEW in der Basisgruppe Zehlendorf“ wird über eine Debatte „der BG-Zehlendorf“ mit der SEW berichtet. Thema: „Die Frage der Mitbestimmung und Arbeiterkontrolle.“ Dabei vertreten die Vertreter der SEW „den Mitbestimmungsentwurf der Partei“. „Sie erklärten, im SEW-Entwurf sei mit Mitbestimmung letztlich Arbeiterkontrolle gemeint, es handele sich lediglich um eine Frage der Taktik. Es sei günstiger, den Begriff, der durch die Gewerkschaftspropaganda schon in der Diskussion ist, aufzugreifen; mit dem Begriff der Arbeiterkontrolle stoße man auf Unverständnis und Ablehnung.“
Die BG-Zehlendorf geht „in wesentlichen Fragen“ von „unvereinbaren Differenzen“ aus, die die Frage der „Mitbestimmung“ betreffen. Denn hieraus „ergibt sich eine vollkommen unterschiedliche Perspektive für die Arbeit in den Gewerkschaften“.
Die Vertreter der SEW versuchten weiter, „mit einigen bürokratischen Manövern… ihre Minderheitsposition… als offizielle Linie der BG durchzusetzen“. Ein nächster Konflikt schälte sich anhand eines Flugblatts heraus, das vom „Plenum angenommen wurde“. Für die Vertreter der SEW sei das „nicht akzeptabel“ gewesen. Vor allem „mehrerer Flugblätter mit den Köpfen der BG“, stießen auf Kritik. Damit habe die SEW „aus den politischen Differenzen die organisatorischen Konsequenzen gezogen: die Basisgruppe (Basisgruppe soll, laut Nr. 11, durch „Betriebsgruppe“ ersetzt werden, d. Verf.) gespalten“. Am 17.4. „hat die Basisgruppe Zehlendorf die Fraktion der SEW ausgeschlossen“.
Die Diskussion „über den Revisionismus“ wird „in dieser Nummer der RPK mit einem Auszug aus einem Aufsatz von Bernd Rabehl, der demnächst in einem Buch zur Revisionismuskritik und zur Strategie der Linken erscheint“, geführt („Außerparlamentarische Massenaktion und Parlamentarische Praxis“).
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 10, Berlin, 25.4.1969; FU-Projektgruppe DKP u. Bernd Rabehl (Hrsg.): DKP, eine neue sozialdemokratische Partei, Berlin (West) 1969.
25.04.1969:
Laut „RPK“ 6/1969 soll in der Zeit vom 25.-27.4. oder 2.- 4.5.1969 in Mainz „ein Kongress für kritische Mediziner“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 6, (West-)Berlin, 28.3.1969, S.12.
27.04.1969:
Laut „RPK“, „Sonderdruck“, soll an diesem Tag „in der Technischen Universität eine Lehrlingsveranstaltung“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Sonderdruck, (West-)Berlin (April 1969), S. 2.
30.04.1969:
Laut „RPK“, „Sonderdruck“, soll an diesem Tag „eine Großveranstaltung in de Hasenheide zum 1. Mai“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Sonderdruck, (West-)Berlin (April 1969),, S. 2.
30.04.1969:
In der „RPK” 12/1969 heißt es zur Maikampagne u. a.: „Wichtigstes Resultat der gemeinsamen Arbeit war die Vorbereitung und Durchführung der Großveranstaltung in der Hasenheide vom 30.4.1969, in deren Verlauf Sprecher fast aller Gruppen zum ersten Male ihre Vorstellungen zur Lösung der Organisationsfrage öffentlich erörterten. Der 1. Mai war insofern für uns alles andere als ein sozialistisches Fortschritts- und Friedensritual, der in organisatorische Einheiten gegliederte Demonstrationszug spiegelte bereits die Entschlossenheit und die Disziplin der sozialistischen Jungarbeiter-, Lehrlings-, Schüler- und Studentenbewegung wider, den Beginn des Aufbau einer revolutionären Organisation.”
U. a. ist an dem Treffen in der Hasenheide und am 1. Mai auch die Westberliner Rote Garde (RG) beteiligt.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 12, (West-)Berlin, 9.5.1969, S. 2.
01.05.1969:
Die Nr. 11/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Revisionismus-Kritik
- Offener Brief der Europäischen Organisation der iranischen Nationalfront an Kurt Georg Kiesinger
- Erklärung der Berliner Falken zum 1. Mai 1969. Aufruf zur Demonstration in Moabit und Wedding
- Zur Situation von Konkret
- Zur ‚Liquidation‘ des abstrakten Internationalismus
- Über eine besondere Form Pseudo-revolutionärer Berufspraxis.
Im Artikel „Revisionismus-Kritik“ wird die Auseinandersetzung „um eine gemeinsame Maidemonstration mit der SEW“ fortgesetzt. Herausgearbeitet wird, dass „uns deren Methoden einigermaßen deutlich erkennen lassen“. „Ohne jeden Willen zu einer vorherigen Diskussion über Differenzen wird eine Einheitsveranstaltung proklamiert, werden verfälschende Plakate gedruckt … Der so zu einer dubiosen Einheit verdammte sozialistische Partner soll im Schlepptau des sogenannten friedlichen Weges zum Sozialismus abgewürgt werden… Die Notwendigkeit einer Revisionismuskritik kann nicht übersehen werden.“
Veröffentlicht wird dazu „der 2. Teil des Beitrags von Bernd Rabehl zum Verhältnis von Reform und Revolution in der monopolkapitalistischen Gesellschaft der Gegenwart, eine Auseinandersetzung mit dem Programm der DKP“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 11, (West-)Berlin, 1.5.1969
01.05.1969:
In Berlin gibt es heute, laut RJ/ML, drei Demonstrationen. Neben Aktionen von Senat und SEW habe die APO einen Zug von 6. 000 Leuten organisiert. Mehr als 8 000 Lehrlinge, Jungarbeiter, Schüler und Studenten beteiligen sich, laut „RPK”, an der „Sozialistischen Mai-Demonstration” im Wedding. Ihre „Mailosung” lautet u. a.: „Lieber getrennt siegen, als vereint mit der SEW untergehen!”. Mit dieser Demonstration findet erstmals am 1.Mai eine bewusste Abgrenzung von der Politik der SEW statt. Waren noch etwa 40 000 Menschen an der 1.Mai-Demonstration 1968 beteiligt, so kommt es jetzt erstmals zu zwei linken Demonstrationen in Berlin. Der Landesverband der SJD - Die Falken rief die Mitglieder seiner Organisation dazu auf, am 1. Mai zusammen mit den Lehrlingen, jungen Arbeitern, Schülern und Studenten von Moabit zum Wedding zu demonstrieren.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr.11 und 12, Berlin 1969; Rebell, Nr.9, Mannheim, Mai 1969.
02.05.1969:
Laut „RPK” 11/1969 soll im RC an diesem Tag eine Debatte mit Ulrike Meinhof, Peter Homann und Reinhard Kahl stattfinden. Thema: „Verlagskontroverse: Erfahrungen mit der Gegenredaktion in konkret.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 11, (West-)Berlin, 1.5.1969, S. 12.
04.05.1969:
Laut „RPK” 11/1969 soll im RC eine Diskussion mit der ESG-FU und KSG stattfinden. Thema: „Zur Situation und Organisationsproblematik der neuen Linken in Westberlin und der BRD.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 11, (West-)Berlin 1.5.1969 S. 12.
05.05.1969:
Laut „RPK“ 11/1969 soll im RC über die „politische Konzeption der evangelischen Industriejugend“ diskutiert werden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 11, (West-)Berlin, 1.5.1969, S. 12.
09.05.1969:
Laut „RPK“ 12/1969 soll an diesem Tag im RC eine Debatte über den 1. Mai stattfinden. Thema: „Bilanz der Maikampagne und Situation im Republikanischen Club.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 12, (West-)Berlin, 9.5.1969, S. 12.
09.05.1969:
Die Nr. 12/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Lieber getrennt siegen als vereint mit der SEW unterliegen
- Gastarbeiter-Kampagne
- Streik an den Ingenieur-Akademien
- Streik am Berliner Kolleg
- Kampf an der Universität. Aussperrung der Denunzianten
- Drei Rote Banner. Zur revolutionären Berufspraxis der Lehrer
- Besetzung von ‚Konkret‘
- Der Irak und die DDR
- Psychologie-Kongress.
Im Artikel „Lieber getrennt Siegen als vereint mit der SEW unterliegen“ wird die SEW als „Revisionisten“ bezeichnet, die „noch nicht mal in der Lage ist, die in der eigenen Partei organisierten Mitglieder zu mobilisieren“. Zum 1. Mai haben sie in „Die Wahrheit“ vom 2. Mai „die Existenz von sozialistischen Massenbewegungen“ verschwiegen. Das zeigt, dass sie der „öffentlichen Auseinandersetzung ausweichen“. Die „sozialistische Bewegung in Westberlin dagegen wird diese Auseinandersetzung suchen und wird sowohl schriftlich in der RPK auf die ‚theoretischen‘ Darlegungen der ‚Wahrheit‘ eingehen, wie auch in Großveranstaltungen die Machenschaften des Parteivorstandes entlarven“.
Der Artikel „Besetzung von Konkret“ geht auf die Besetzung der Redaktion von „konkret“ ein und fordert den „Rücktritt von Klaus Rainer Röhl als Chefredakteur“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 12, (West-)Berlin, 9.5.1969.
11.05.1969:
Laut „RPK“ 12/1969, soll an diesem Tag im RC eine Diskussion mit „dem Arbeitskreis Politische Theorie“ stattfinden. Thema: „Sozialreform oder Revolution. Rosa Luxemburgs Thesen.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 12, (West-)Berlin, 9.5.1969, S. 12.
16.05.1969:
Die Nr. 13/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Der Streik geht weiter. Kampf und Repressionen an den Ingenieur-Akademien
- An unsere Lehrer
- Zur revolutionären Berufspraxis als Lehrer
- Kampf an der Universität
- Strategie des amerikanischen SDS
- Klassenkampf im Frankreich. Krise des Gaullismus - Krise des Kapitalismus
- Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik
- Der Untergang der Bild-Zeitung.
Der Artikel „Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik“ setzt die Artikelreihe von Bernd Rabehl aus den vorhergegangenen Ausgaben der „RPK“ fort.
Abschließend heißt es dort von der Redaktion der „RPK“ zum DKP-Parteitag: „Auf dem Parteitag der DKP zeigte sich, dass innerhalb der Partei erhebliche Differenzen z. B. in der Frage der Mitbestimmung besehen, sodass der Vorwurf des Revisionismus für die linke Fraktion in der DKP nicht uneingeschränkt erhoben werden kann. Bernd Rabehl stellt in seinem abschließenden Beitrag in der nächsten Nummer der Roten Presse Korrespondenz diese linke Position dar.“
In der Ausgabe wird eine Anzeige für eine Schrift geschaltet, die im „Oberbaum-Verlag“ erschien: „Arbeiterkontrolle und Shop Stewards.“
Zudem kann über den SDS-Heidelberg bezogen werden: „Demokratische Volksbefreiungsfront für Palästina. F.P.D.L.P.“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 13, (West-)Berlin, 16.5.1969.
23.05.1969:
Die Nr. 14/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Solidaritäts-Demonstration mit den streikenden Ingenieuren
- Zerschlag die kapitalistische Ausbildungshierarchie
- Kündigung der AEG Brunnenstraße verhindert
- Aktion bei Vorlo
- Gerichtsbeschluss über Kommune Kinder
- Revolutionäre Berufspraxis als Mediziner
- Zum Kampf der kurdischen und türkischen Völker
- IV Internationale benennt Präsidentschaftskandidat
- Zur Organisationsfrage
Der Artikel „Zur Organisationsfrage“ geht davon aus, dass im RC und in den sozialistischen Gruppen die Frage der „Schaffung eines Kommunikationszentrums“ vakant wurde. Die „Maikampagne“ habe zu „zwei Erkenntnissen“ geführt:
„1. Wir können mit Basisarbeit eine erhebliche Zahl von Jungarbeitern und Lehrlingen mobilisieren …
2. Die Kampagne hat schonungslos die Mängel der bisherigen dezentralisierten Betriebsarbeit aufgedeckt.“
Als vordringliche Aufgaben werden genannt:
- Verbesserung der organisatorischen Kooperation zwischen den einzelnen Basis- und Betriebsgruppen
- Die Einrichtung zentraler Schulungsmöglichkeiten
- Finanzielle und technische Erfordernisse
- Konstituierung gemeinsamer Arbeitskreise zu bestimmten Themen
- Organisierung internationaler Kampagnen.
„Wir haben in unserer Arbeit eine hier nicht weiter theoretisch zu diskutierende Voraussetzung: Danach ist die Hauptaufgabe der sozialistischen und kommunistischen Gruppen in der kommenden Phase des Kampfes die, mitzuhelfen und Organisierung von Teilen der Arbeiterklasse. Unser Ziel ist es, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen die Massen zu befähigen, selbständig den Kampf gegen den kapitalistischen Staatsapparat aufzunehmen, im Kampf ihre eigenen Organisationen auszubilden, um schließlich die Machtfrage stellen zu können.“
Die „Hauptperspektive des sozialistischen Kampfes“ ist „langfristig in der Produktionssphäre zu entwickeln“. Die „Betriebsbasisgruppen“ hätten die Aufgabe, „Initiierung und Ausbau von Betriebsgruppen“. Sie sollten „die Grundeinheiten einer zukünftigen Organisation“ bilden. Dort hätten sich „in der Produktionssphäre Arbeiterkader“ herauszubilden. Im praktischen Kampf müssen die „politisierten Massen ihre eigene Organisationsform“ bilden.
Die „Avantgarde-Organisation“ sei aber nicht „das Instrument zur Machtübernahme“. Die „Errichtung der proletarischen Macht und die Zerschlagung des kapitalistischen Staatsapparates kann nur durch von den selbsttätigen Massen im Kampf zu bildenden Organe (etwa Räte) geschehen. Die Aufgabe der Avantgarde-Organisation erschöpft sich in der Initiierung und Organisierung der Bewusstseinsprozesse, die die Massen zu diesem Kampf befähigen können.“
Die nächsten organisatorischen Schritte:
- Mobilisierung der Basisgruppen von weiteren Genossen, „um neue Betriebsgruppen zu bilden“,
- Bildung eines „Delegiertenrates“
- Wahl der Delegierten, damit „das zentrale Gremium funktionsfähig ist“.
Der „Delegiertenrat“ hat folgende Aufgaben:
- Kontinuierliche Diskussion der „langfristigen gemeinsamen Strategie der Betriebs- und Basisgruppen“
- „Bildung von zentralen Schulungsmöglichkeiten und Arbeitskreisen zu bestimmten Themen“
- Fragen einer „Arbeiterzeitung“
- Diskussion über die Funktion der „Roten Hilfe“ und „Rote Presse Korrespondenz“
- Universitäts-Organisationen
- Einrichtung eines sozialistischen Zentrums.
Zur „Politischen Bedeutung des Clubs“ heißt es: „Die Einschätzung des Republikanischen Clubs durch die politisch aktiven Gruppen zeigt sich derzeit darin, dass der Club weder vom INFI noch von den Basisgruppen als relevante politische Institution angesehen wird und in ein Organisationsmodell eingebaut wird.“ Der Club „laufe Gefahr, das Schicksal aller abstrakten Organisationen zu teilen, das heißt in politische Bedeutungslosigkeit abzusinken“. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Liberalen als größter Block innerhalb des Republikanischen Clubs nicht in der Lage gewesen sind, über eine Organisierung in Arbeitskreisen und Berufsgruppen eine eigene politische Kraft zu werden, das das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und dem Clubvorstand in der Vergangenheit strapaziert wurde … Für den Republikanischen Club würde sich folgende Neubestimmung ergeben: nicht mehr Auffangbecken, sondern vorgelagerte Durchgangsstation zur Basis zu sein. Erst so kann die Arbeit der Gruppen und Arbeitskreise im RC, die Funktion von Veranstaltungen von ihrer Perspektivlosigkeit gelöst und in neuem Umfang überhaupt erst politisch sinnvoll gemacht werden.
Als Aufgaben werden genannt:
- Sammlung politisierter Personen und Gruppen in Überbaubereichen
- Organisation der Überbauberufe
- Intensivierung der politischen Bildung und Fortbildung, „sowohl in Gruppen des Typs der Marxistischen Schulungsgemeinschaft, als auch durch die Durchführung von seminar-ähnlichen Veranstaltungen“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 14, (West-)Berlin, 23.5.1969.
30.05.1969:
Die Nr. 15/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Sozialistisches Zentrum in Westberlin
- Erfolgreiche Streikposten
- Betriebs-Aktionen bei Gillette
- Bericht über Vorlo-Aktionen
- Erklärung der Kommunistischen Liga
- Konzept der Gründung einer Massenorganisation an den Universitäten
- Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik
- Presseerklärung.
Im Artikel „Sozialistisches Zentrum in Westberlin“ heißt es: „Zu Pfingsten fand im Republikanischen Club eine Tagung statt, an der Genossen der verschiedenen Basisgruppen, des Republikanischen Clubs und des INFIs teilnahmen. Die Tagung war einberufen worden, um die Frage der Schaffung eines sozialistischen Zentrums und die funktionale Neubestimmung des Republikanischen Clubs zu diskutieren … Ausgangspunkt der Debatte war der Zustand der sozialistischen Bewegung im augenblicklichen Zeitpunkt, der noch immer von der Hochschulrevolte bestimmt ist. Es bestand Einigkeit darin, dass auf die Versuche des Senats, AStA und Konvent zu zerschlagen, als Antwort die Schaffung einer studentischen Massenorganisation gefunden werden muss, die alle Hoch- und Fachschulen zu umfassen hat und die über ein eigenes zentrales Entscheidungsgremium zu verfugen hat (siehe die in dieser Ausgabe veröffentlichte umgearbeitete Rede von Peter Neitzke) …
Einigkeit der Teilnehmer bestand auch darin, dass der Klassenkampfcharakter der sozialistischen Bewegung an der Universität nur dann garantiert wird, wenn er durch die bewusstesten Kader an der Universität ständig mit der Arbeit und dem Kampf an der Basis verbunden wird. Einigkeit bestand schließlich darin, dass die langfristig zu schaffende Kaderorganisation aus den proletarischen Grundorganisationen zu bilden sei. Daraus ergab sich als Hauptaufgabe, dass die studentischen Kader mithelfen bei der Schulung und Ausbildung von Arbeiterkadern, die in der Lage sind, den Kampf im Betrieb zu führen und eine vom Betrieb unabhängige Kaderorganisation aufzubauen. Als zentrale Aufgabe des sozialistischen Zentrums wurde daher das Problem der Schulung diskutiert.
Die Grundlagen des politischen Bewusstseins der Arbeiter und ihr Widerstandspotential ist zunächst durch die Aufnahme von Konflikten im Produktionsprozess und durch aufzugreifende Konflikte in Familie, Freizeit und Sexualität zu entwickeln. Dieses ist als erste Phase der Politisierung von den Basis- und Betriebsgruppen zu initiieren. Notwendig ist dann in einer zweiten Phase eine zentral organisierte Kaderschulung, die noch inhaltlich zu diskutieren ist. Die Schulung wurde projektiert als Räteschule oder Arbeiterschule. Nach Auffassung der Basisgruppen sollten nur die studentischen Kader die Schulung von Lehrlingen und Arbeitern übernehmen, die ein Problembewusstsein von den Konflikten der Arbeiter durch ihre Arbeit an der Basis gewonnen haben. Die inhaltliche Konzeption des Projekts einer Räteschule soll in den nächsten Wochen auf einem besonderen Seminar diskutiert werden. Beim Aufbau einer Kaderorganisation kommt daher den Basisgruppen eine zentrale Bedeutung zu. Trotz ihrer augenblicklichen theoretischen, strukturellen und personellen Schwäche fällt es sowohl von ihrem strategischen Konzept wie von dem Grad ihrer Organisation her den Basisgruppen zu, einem solchen Zentrum die politische Funktion zu geben.“
Im Artikel „Konzept zur Gründung einer Massenorganisation an den Universitäten“ heißt es abschließend: „Diese Ankündigung der Massenorganisation will in erster Linie den phantastischen Gespenstergeschichten und Gerüchten entgegentreten und kann kein Organisationsrezept anbieten, sie hofft die revolutionäre Phantasie angeregt zu haben, die in der Kritik und auch der Selbstkritik dieser sozialistischen Organisation das Prädikat sozialistisch und demokratisch verleihen kann, ohne der eigentlichen ‚Wahrheit‘ eines Prinzips zu huldigen. In der nächsten Woche finden zwei Arbeitskonferenzen statt, die von wichtigsten Gruppen an der Universität mit Delegierten beschickt werden und sich die Aufgabe stellen, den Entwurf eines Programms und eines Organisationsstatus zu erarbeiten. Dieser Entwurf wird dann in allen Gruppen diskutiert und verändert werden. Die Kampagne zur Schaffung einer sozialistischen Massenorganisation wird Anfang Juli beendet sein, damit die Studenten, organisatorisch gestärkt, den Ränken und Gewaltmaßnahmen des monopolkapitalistischen Staates gegenübertreten können.“
Der Artikel „Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik“ setzt die Artikelserie von Bernd Rabehl fort.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969.
30.05.1969:
Laut „RPK“ 15/1969 soll an diesem Tag im RC eine Debatte „Zur Strategie und Organisation der sozialistischen Opposition. Republikanischer Club“ stattfinden. Teilnehmen sollen: Vorstand, Delegiertenrat und andere.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969, S. 12.
02.06.1969:
Laut „RPK“ 15/1969 soll an diesem Tag im RC die „Vollversammlung des AK der Kindergärtnerinnen“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969, S. 12.
04.06.1969:
Laut „RPK“ 15/1969 soll an diesem Tag im RC die „Vollversammlung des Aktionsrates zur Befreiung der Frau“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969, S. 12.
05.06.1969:
Laut „RPK“ 15/1969 soll an diesem Tag im RC eine Debatte über die „Funktion von linkem Journalismus“ mit Vertretern der „RPK“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969, S. 12.
06.06.1969:
Laut „RPK“ 15/1969 soll an diesem Tag im RC, die Fortsetzung der Diskussion über den RC vom 30.5. stattfinden. Thema: „Zur Strategie und Organisation der sozialistischen Opposition“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969, S. 12.
06.06.1969:
Die Nr. 16/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- DDR liefert Burmesische Studenten aus. Die revisionistische Praxis der friedlichen Koexistenz
- AEG Ingenieure unterstützen Streik der Studenten
- Zum Brandstifter Prozess
- Anleitung für eine revolutionäre Erziehung
- Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik
- Zum Ausschluss Bremer Jungdemokraten
- Zur Kinderdemonstration der Kommune 99
- Frankreich: Die Basis setzt den Kampf fort. Peugeot Sochaux: Kampf den Bandgeschwindigkeiten
- Ausbruch der Revolte an der PH
- Bericht über die Auslieferung.
Im Artikel „DDR liefert Burmesische Studenten aus. Die revisionistische Praxis der friedlichen Koexistenz“ heißt es u. a.: „Die Gründe, warum sich die DDR zu diesem beschämenden Dienst für das burmesische Militärregime hergab, verraten uns einerseits die burmesischen Verhältnisse selbst und zum anderen die Grundlinie der internationalen Politik, die die SED in Anlehnung an die KPdSU verfolgt.
Die burmesischen Regierungen konnten seit dem Tage, da sich Burma 1948 formell von der britischen Kolonialherrschaft emanzipierte, noch keine Sekunde auf einen befriedeten innenpolitischen Zustand blicken, ja sie kontrollierten nicht einmal zu irgendeiner Zeit das gesamte burmesische Territorium. Der Bürgerkrieg in Burma ist permanent. Er wird geführt von Großgrundbesitz, der nationalen Bourgeoisie, der Militärkaste, peronistischen Teilen des Gewerkschaftsapparats auf der einen Seite gegen die Bauern, das Landproletariat und Teile des städtischen Proletariats auf der anderen Seite. Ethnische Konflikte verschärfen den Kampf. Die Grundfrage dieses Kampfes ist die Grundfrage der Entwicklung Burmas: Durch die restlose Beseitigung der halbfeudalen Agrarstrukturen die eigenen materiellen wie politischen Ressourcen für eine, von allem Neo-Kolonialismus befreite Industrialisierung freizulegen …
Seit dem Jahre 1956 gibt es eine grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen den kommunistischen Parteien der Welt über die ‚Generallinie‘ des internationalen Klassenkampfes, des engeren über die revolutionäre Anwendung des leninistische Prinzips der friedlichen Koexistenz in der gegenwärtigen Kampfphase. Übereinstimmend sagen alle Parteien, dass die wirtschaftliche und militärische Entfaltung des sozialistischen Lagers, insbesondere der UdSSR, Mitte der 50-er Jahre eine Stufe erreicht hatte, von der her die friedliche Koexistenz zwischen den imperialistischen Metropolen und den sozialistischen Ländern nicht mehr von der Gnade bzw. den inneren Widersprüchen des imperialistischen Lagers abhängt, sondern von der Stärke des sozialistischen Lagers erzwungen werden kann. Konnte sich damit erstmals das sozialistische Lager gegenüber bewaffneten Interventionen des imperialistischen Lagers weitgehend gesichert ansehen, so musste es zur entscheidenden Fragewerden, wie sich das sozialistische Lager zur den von nun an in den Mittelpunkt rückenden Klassenkampflinien in der Dritten Welt und in den Metropolen zu verhalten habe.
Die Auseinandersetzung der kommunistischen Parteien, die in den Konferenzen von 1957 und 1960 nur zu vieldeutigen Kompromissformeln führte, ging dementsprechend um die Frage, welche Form der Unterstützung revolutionärer Bewegungen in der Dritten Welt wie in den Metropolen möglich sei, ohne die aufrechtzuerhaltende Machtbalance zwischen imperialistisch und sozialistischem Lager in die Katastrophe eines Dritten Weltkrieges zu überführen. Diese Frage korrespondierte der Frage nach den einzugehenden Bündnissen in den Kämpfen in der Dritten Welt wie in den Metropolen.
‚Selbstverständlich‘ hielt 1966 der 23. Parteitag der KPdSU, nachdem seit 1963 die Auseinandersetzung, vor allem zwischen der KP Chinas und der KPdSU, öffentlich ausgetragen wurde, daran fest, dass ‚eine friedliche Koexistenz dort unmöglich (ist), wo es sich um innere Prozesse des Klassenkampfes oder des nationalen Befreiungskampfes in den kapitalistischen Ländern oder in den Kolonien handelt… ‘ und der 7. Parteitag der SED 1967 unterstützte ausdrücklich diese Formulierung de 23. Parteitages. Aber es ist klar, dass nicht Parteitagsformulierungen sondern die Praxis der Parteien für unser Urteil maßgebend sind …
Uns scheint jedoch die Auslieferung der neun burmesischen Studenten in einzigartiger Weise die Gefährdung zu beleuchten, die dem internationalen Klassenkampf von der revisionistischen Auffassung und Praktizierung des leninistischen Prinzips der friedlichen Koexistenz durch die osteuropäischen Staaten unter Führung des ZK der KPdSU drohen. Mit dem Kampf gegen die Auslieferung der burmesischen Genossen eröffnen wir den Kampf gegen die gefährliche Behinderung des internationalen Klassenkampfes gegen den Imperialismus… Dies zeigt sehr deutlich, dass eine Kritik am Revisionismus Resultat der klaren Analyse des internationalen Klassenkampfes sein muss … Eine Revisionismuskritik, die nicht aus der eigenen Praxis im internationalen Klassenkampf resultiert, ist notwendig dogmatisches Sektierertum, das von den praktischen Energien des bekämpften Revisionismus einiges zu lernen hätte.“
Der Artikel „Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik“ setzt die „Revisionismuskritik“ (letzter Teil) von Bernd Rabehl fort.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 16, (West-)Berlin, 6.6.1969.
06.06.1969:
Ein „Sonderdruck“ „RPK“ erscheint mit dem Datum 6.6., der den gleichen Text wie die reguläre Ausgabe Nr. 16 enthält: „DDR liefert burmesische Studenten aus. Die revisionistische Praxis der Friedlichen Koexistenz.“
Neben dem Artikel „Zur Hochschulstrategie“ heißt es zum „Kostenlosen Sonderdruck der Roten Presse Korrespondenz“: „Was nun die DDR betrifft, so weist ihr die geographische Lage sowie der besonders gefährliche Charakter des westdeutschen Kapitalismus die vordringliche Aufgabe zu, die friedliche Koexistenz an der europäischen Demarkationslinie, die zugleich die Demarkationslinie zwischen dem imperialistischen und dem sozialistischen Lager ist, allererst zu erzwingen. Angesichts der globalen Verschiebung der direkten Auseinandersetzungen des internationalen Klassenkampfes zum einen in die Länder der Dritten Welt und zum anderen in die Metropolen, ist eine europäische Sicherheitspolitik, zu der die Anerkennung der gegenwärtigen europäischen Grenzen und die Anerkennung der DDR als unantastbarer Staat gehören, nur dann Element einer revolutionären Anwendung des Prinzips der friedlichen Koexistenz, wenn sie die europäische Sicherheit nicht auf Kosten der Befreiungskämpfe der Dritten Welt und der Klassenkämpfe der Metropolen betreibt.
Es ist, wir denken auch in Bonn, kein Geheimnis, dass der diplomatischen Anerkennung der DDR durch Kambodscha, den Irak und den Sudan in allernächster Zeit weitere Staaten der Dritten Welt folgen werden. Unter ihnen mit größter Wahrscheinlichkeit auch Burma, Wir erachten - wie die DDR - diese Anerkennungen als wichtige Elemente zur Erzwingung des Prinzips der friedlichen Koexistenz in Europa. Aber wie der Fall der Auslieferung der neun burmesischen Genossen zeigt, hat die DDR in ihrer europäischen Sicherheitspolitik die friedliche Koexistenz revisionistisch und nicht revolutionär verfolgt, Sie hat es für den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen zu Burma und für di e diplomatische Anerkennung der DDR durch Burma auf sich genommen, nicht allein das konterrevolutionäre Regime Ne Wins irgendwie und allgemein zu unterstützen, sondern direkt zu unterstützen in dessen Unterdrückungspolitik gegen die revolutionären Kräfte Burmas. Nicht ein theoretischer Dogmenstreit, sondern die in der Auslieferung der burmesischen Studenten zutage tretende Praxis der direkten Behinderung der Revolution in der Dritten Welt, veranlasst uns, den Boden der verschwommenen Revisionismuskritik zu verlassen und den Kampf gegen eine Anwendung des Prinzips der friedlichen Koexistenz aufzunehmen, die dem internationalen Klassenkampf in den Arm fällt.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz (Sonderdruck), Nr. 16, (West-)Berlin, 6.6.1969.
13.06.1969:
Die Nr. 17/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Sozialistisches Arbeiter- und Lehrlingszentrum (S.A.L.Z.) der Basisgruppen im Sozialistischen Zentrum
- Der gewöhnliche Faschismus
- Fremdarbeiter in der Schweiz
- Kandidatur Krivine‘s: Ein Bumerang
- Was lehrt und die Organisationsdebatte
Im Artikel „Sozialistisches Arbeiter- und Lehrlingszentrum (S.A.L.Z.) der Basisgruppen im Sozialistischen Zentrum“ wird u. a. Kritik an den Basisgruppen und an der Basisgruppenarbeit geübt. Dazu heißt es: „Beginn des S. A. L. Z. war die kollektive Arbeit von Lehrlingen, jungen Arbeitern und Studenten an der ‚Zeitung zum 1. Mai der Lehrlinge und Jungarbeiter‚. Diese Arbeit war einerseits Selbstverständigung des Kollektivs, andererseits sollten auf breitester Basis Lehrlinge und Jungarbeiter agitiert werden. Die Lehrlinge und Jungarbeiter des Kollektivs waren alle in der Gewerkschaft organisiert. Ein großer Teil arbeitete zugleich in Betriebs- und Basisgruppen mit. Innerhalb der Bildungsarbeit der Gewerkschaft hatten sich die jungen Arbeiter einen Freiraum erkämpft, der von ihnen aber nur zur allgemeinen Aufklärung der Lehrlinge, nicht aber zu deren Organisierung genutzt wurde. Die folgenlose Aufklärungsarbeit führte zu einer Jugendkultur. Verblüffend war die bloße Parallelität von Gewerkschafts- und Basisgruppenarbeit.
Die Basisgruppen waren nicht fähig, die von den jungen Gewerkschaftlern immerhin angesprochenen Lehrlinge aufzunehmen. Das trifft besonders auf die Handwerkslehrlinge zu, denn die Basisgruppen sind bisher ausschließlich an Großbetrieben, und nicht branchenspezifisch orientiert. Weiterhin sine die Basisgruppen nicht in der Lage, jedem Hinzukommendem ausreichende Information über die bisherige Arbeit der Basisgruppe und der Betriebsgruppen zu liefern. Die notwendige Kontinuität der Arbeit in diesen Gruppen verbietet das. Das bedeutet für die Lehrlinge und Arbeiter, dass sie ihre spezifischen Bedürfnisse und Schwierigkeiten in diese Arbeit nicht einbringen können. Dies alles kann nur in einem den Basisgruppen zugeordnetem Zentrum geleistet werden.“
Das S.A.L.Z. hätte die Aufgabe: 1. Vorbereitung der jungen Arbeiter und Lehrlinge auf die Mitarbeit in Betriebs- und Basisgruppen bzw. auf die Gründung neuer Betriebsgruppen und, speziell für die Handwerkslehrlinge auf Berufsschulbasisgruppen (Die Berufsschulbasisgruppe orientiert sich nicht an der Berufsschulsituation der Lehrlinge, sondern fasst sie hier nur lokal und nach Branchen zusammen, um sie kollektiv für den Kampf in ihren Produktionsstätten zu stärken). Berufsschulbasisgruppen organisieren tendenziell alle Arbeiter im Handwerk, nicht etwa nur Berufsschüler. 2. Veränderung des Charakters der bisherigen Basisgruppenarbeit. Das S. A. L. Z besteht zur Zeit in seinem Kern aus zehn Jungarbeitern (davon zwei Lehrlingen) und zehn Studenten. Alle zwanzig sind in Betriebs- und Basisgruppen organisiert. Dieser ‚Kaderkern‘ muss einerseits die neu hinzukommenden Lehrlinge und Jungarbeiter auffangen können, andererseits muss er diejenigen Studenten, die sich für die Mitarbeiter am S. A. L. Z. interessieren, auf diese Arbeit vorbereiten. Dazu muss er sich festigen.
Die Lehrlinge und Jungarbeiter kommen zum S.A.L. Z. entweder als halbpolitisierte Jugendgruppen, als Kollektive und Einzelne aus Basisgruppen, oder als einzelne, die auf Grund unserer Kampagnen gewonnen wurden (Agitation durch Zeitungen, Flugblätter).“
Auf der Seite der Studenten handelt es sich um… Gruppen aus assoziierten Basisgruppen-Mitgliedern, d.h. Basisgruppen-Mitarbeiter, die auf Grund des Informationsmonopols anderer Genossen sich nicht entfalten können (zum Beispiel: Basisgruppe Tegel) … Gruppen wie die WiSo-Fraktion, die ihre revolutionäre Berufspraxis in einer T ätigkeit als Handelslehrer sieht …. Gruppen wie die Germanisten, die statt Gymnasial Volksschullehrer werden wollen … Einzelne Studenten, die Bildungsarbeit in der Gewerkschaft machen… Praktische Agitatoren wie die Filmer … Theoretisch arbeitende Kollektive (Rabehl-Seminar) und einzelne (OSI), die die Notwendigkeit von Basisarbeit erkannt haben.“
Zum Aufgabenbereich heißt es: „Die Lehrlinge und Jungarbeiter haben zunächst das Bedürfnis, ihre Betriebs-, Berufsschul- und Familienkonflikte zu artikulieren und zu diskutieren. Die Aufgabe der Delegierten des ‚Kader-Kerns‘ ist es, Informationen über die bisherige Basisgruppenarbeit in die Diskussion einzubringen, und zwar immer gemessen an den Bedürfnissen der Lehrlinge und Jungarbeiter. Besonders stark ist in dieser Anfangsphase die Forderung über Themen wie ‚Kommunismus‘, ‚Kommunen‘. ‚Gewalt‘ und ‚ob man Menschen verändern kann‘ zu reden.
Das abstrakte Bedürfnis nach Wissen und Aufstieg (Zweiter Bildungsweg muss aufgenommen werden). Dabei muss die Einsicht entstehen, dass Wissen nicht als Selbstzweck, sondern als Instrumentarium für den Klassenkampf zu gewinnen ist. Die Schulungsgruppen werden folgendermaßen organisiert:
Bereits in einem Betrieb zusammenarbeitende Kollektive bzw. Jungarbeiter und Lehrlinge aus demselben Betrieb werden gemeinsam geschult. Lehrlinge aus Handwerksbetrieben, die, wie es oft der Fall ist, nach der Lehre in einen Großbetrieb gehen wollen, schließen sich den entsprechenden Betriebsgruppen an oder werden branchenspezifisch geschult.
Das abstrakte Bedürfnis der Studenten nach Basisarbeit muss konkret gemacht werden. Aber nicht so, dass ganze ad-hoc-Gruppen sich voluntaristisch entscheiden, in den Sommerferien in irgendwelchen Betrieben zu arbeiten, sondern dass sie sich auf diese Arbeit vorbereiten in Basisgruppen. Basisgruppenarbeit heißt nicht nur abstrakte Diskussionen über Arbeiterkontrolle usw. oder lediglich Vorbereitung und Teilnahme an anstehenden Aktionen, sondern orientiert sich an dem, was in der Schulung im S. A. L. Z. auf die Studenten zukommt: Aufnahme und Aufrechterhaltung vor Kontakten zu arbeitenden Gruppen und Information über den jeweils vorliegenden Basisgruppen-Horizont hinaus. Zur Konstituierung einer revolutionären Massenorganisation ist es unerlässlich, dass deren Kader durch die proletarischen Grundeinheiten (die sich jetzt verändernden Basisgruppen) gehen …
Zur „Schulung“ wird ausgeführt. „Die erste Stufe der Schulung ist einerseits in den Basisgruppen selber, andererseits im S.A.L. Z. zu leisten. Sie ist Auseinandersetzung mit Betriebskonflikten und den Institutionen, die der Spätkapitalismus geschaffen hat, um diese Konflikte zu harmonisieren (Gewerkschaft, BVG, Arbeitsrecht, Ausbildungsgesetz, Manipulationsmedien etc.). In diese Schulung muss notwendig eingehen die Vergegenwärtigung der Geschichte des Proletariats durch Filme aus der alten und neuen Arbeiterbewegung, durch Arbeiterromane, kommunistische Kolportagen, Arbeiter-Illustrierte, Arbeiterzeitungen und durch praktische Anwendungen des Marxismus-Leninismus auf die Erziehung des Proletariats zur Klasse (Arbeiterkinder-Erziehung, Bildung von Arbeiterkommunen). Selbstbewusstsein als Voraussetzung für Klassenbewusstsein kann nicht allein durch Siege in aktuellen Aktionen (Betrieb, Straße) entwickelt werden, sondern durch agitatorische Arbeiterkultur. Die so geschulten proletarischen Grundeinheiten sind allererst klassenbewusst. Dieses Klassenbewusstsein muss gefestigt werden. Jeder Arbeiter muss fähig werden, durch marxistische Analyse die Schachzüge des Kapitalismus vorauszusehen, den Kampf nicht nur taktisch, sondern auch strategisch zu führen, muss fähig werden, in neu aufzubauenden Kollektiven initiierend wirken zu können, d.h. als Kader tätig zu werden. Darauf bereitet die erste Stufe der Schulung nicht genügend vor. Erst auf einer zweiten Stufe der Schulung, in einer Räteschule etwa, die von den theoretischen und praktischen Zusammenhängen der Geschichte der Arbeiterbewegung ausgeht, kann dies geleistet werden.“
Im Artikel „Was lehrt und die Organisationsdebatte?“ heißt es u. a.: „Die in den letzten Monaten in verschiedenen Gremien und Gruppen an der Universität geführte Organisationsdebatte war bestimmt von der Einsicht, dass die Umwandlung der radikal-demokratischen Studentenrevolte in eine sozialistische Massenorganisation notwendig ist. Dabei haben sich zwei unterschiedliche Positionen herausgebildet. Die eine Position geht davon aus, dass auf den Versuch des Staatsapparates, die zentralen Gremien der Studentenschaft zu zerschlagen, mit der beschleunigten Gründung einer studentischen Massenorganisation zu antworten sei, um einmal die materielle Basis für den studentischen Kampf zu sichern, zum anderen, um eine organisatorische Verbindlichkeit zu schaffen, die Kader für den außeruniversitären Bereich freisetzt und damit die Wiederbelebung des Klassenkampfes fördern hilft.
Die andere Position geht davon aus, dass die Debatte über eine langfristig geplante Organisation nicht durch das Hochschulgesetz bestimmt sein sollte. Sie wendet sich darüber hinaus grundsätzlich gegen die Gründung einer studentischen Massenorganisation, um zu verhindern, dass diese eine langfristig zu schaffende sozialistische Massenorganisation vom studentischen Sektor her vorstrukturieren könnte. In den Basisgruppen wurde die Organisationsdiskussion zunächst unabhängig von der Universität geführt. Sie ging von der Notwendigkeit aus, die Arbeit in den verschiedenen Basisgruppen zu koordinieren und die Arbeitsbereiche, die nicht von einzelnen Basisgruppen zu bewältigen sind (z. B. Schulungsarbeit) zentral in Angriff zu nehmen. Gleichzeitig hätte die Organisation auch Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Arbeit innerhalb der einzelnen Basis- und Betriebsgruppen wirksamer wird, zum Beispiel durch Einbeziehung von Genossen aus anderen Praxisbereichen (Mediziner, Lehrer, Kindergärtner). Diese Organisation betrifft bisher nur die in den Basisgruppen und anderen politischen Gruppen arbeitenden Genossen, nicht aber die Arbeitermassen, die erst in einem späteren Stadium aus den Betriebsgruppen eine sozialistische Massenorganisation zu bilden hätten.
Von den Ergebnissen der von den Basisgruppen eingeleiteten Untersuchung über die Wirksamkeit der bestehenden Organisationsansätze und Arbeitsschwerpunkte wird es auch abhängen, welche organisatorischen Lösungen an der Universität sich hemmend oder fördernd auf den Aufbau einer sozialistischen Massenorganisation auswirken werden. Den bestehenden Organisationsmodellen an der Universität haftet auch deshalb so viel an Abstraktheit an, entwickelt sich in den Köpfen vieler auch deshalb ‚Organisation‘ zur magischen Zauberformel, weil es bisher nicht gelungen ist, eine überzeugende Strategie für den Kampf an der Basis zu entwickeln und von daher zu bestimmen, wie der Kampf an der Universität geführt werden muss, ob etwa der Realisierung des Hochschulgesetzes mit Militanz zu begegnen sei oder nicht. Die Unsicherheit in der Strategie hat auch Folgen für die Bestimmung der organisatorischen Grundeinheiten einer studentischen Massenorganisation. Diese haben ja nicht nur die Ansätze von Selbstorganisation aufzunehmen, sie müssen zugleich auf eine richtige sozialistische Praxis an der Basis hin organisiert sein …
Nach vier Monaten politischer Aktivität, die nach außen hin wenig spektakulär war und ihre Brennpunkte kaum noch in der Universität hatte, ist zu fragen, wie diese Forderung nach organisatorischer Weiterentwicklung realisiert worden Ist. Eine positive Antwort scheint einzig das Modell der Sektionen zu sein, das von den Soziologen, teilweise auch von den Medizinern und Germanisten entwickelt wurde. Die Sektionen ‚Industrie - Betrieb - Technologie‚, ‚Sozialisation‘ und ‚Medizin-Soziologie‘ schienen einen Organisationsansatz darzustellen, der den Institutspartikularismus hinter sich zu lassen versprach und der strategisch wichtige Punkte außerhalb der Universität anvisierte und zur Grundlage der Arbeit innerhalb der Universität machte. Der Anspruch der Sektionen - Verbreiterung der Basis innerhalb der Universität durch Koordination der Fachbereiche und außerhalb der Universität durch Kooperation mit Lehrlingen, Arbeitern, Kindergärtnerinnen etc. - wurde aber bisher nicht eingelöst, weil sie sich zu sehr in ihrer Arbeit davon abhängig machen lassen, dass Forderungen aus der Praxis an sie herangetragen wurden, die bisher noch nicht gestellt werden konnten.
Die Sektionen konnten sich deshalb als organisatorische Initiative gegenüber den ad-hoc-Gruppen bisher nicht allgemein durchsetzen.
Die unentwickelte Organisationsform der ad-hoc-Gruppen und die unentwickelte Praxis der Sektionen machen die Kontroverse, die in den letzten Wochen geführt worden ist, ob Sektionen oder ad-hoc-Gruppen als auszubauende Organisationsmodelle zu gelten haben, zu einem Scheingegensatz. Das Problem besteht nicht darin, zu entscheiden, ob ad-hoc-Gruppen oder Sektionen die ideale Grundeinheit einer studentischen Massenorganisation sind, sondern darin, wie die politische und organisatorische Verbindung zwischen Universität und Basisarbeit bzw. Überbauberufen geschaffen werden kann.
Unter dieser Anforderung haben sich sowohl die ad-hoc-Gruppen als auch die Sektionen zu verändern. Dass die Organisation an der Universität nur so dürftige Fortschritte gemacht hat, erklärt sich auch daraus, dass die Konflikte in der Universität zunehmend anachronistische Züge tragen (siehe etwa Relegationskonflikt). Gemessen an diesen Konflikten standen die Sanktionsmaßnahmen des Staatsapparates, dem sich die Studenten als einzige gesellschaftliche Gruppe bisher direkt konfrontiert sahen, in keinem Verhältnis. In dem Maße, wie die Studenten die Bedeutung ausseruniversitärer Bereiche für den Klassenkampf erkannten, verlor für sie die Austragung rein universitärer Konflikte an politischer Notwendigkeit …
Um den Prozess der Organisierung einzuleiten, sind auf der Arbeitskonferenz der ad-hoc- und Basisgruppen am 7. 6.1969 drei Kommissionen für die Bereiche Produktion, Ausbildung und Verwaltung - Bürokratie gebildet worden …
Die Erkenntnis der Bedeutung außeruniversitärer Praxisbereiche führte zu einer Vielfalt von Praxisansätzen. Diese Aktivitäten waren durch eine starke Dezentralisierung charakterisiert. Die Notwendigkeit einer Organisation ergibt sich daher nicht nur aus dem Schlag des Senats durch die Verabschiedung des Hochschulgesetzes, sondern zugleich als Notwendigkeit, den Partikularismus zu überwinden und zu einer Verallgemeinerung der strategischen Ansätze zu gelangen. Das würde bedeuten, dass die Praxis der Gruppen sich einer allgemeinen Diskussion und politische. Kontrolle zu stellen hätte.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 17, (West-)Berlin, 13.6.1969.
20.06.1969:
Die Nr. 18/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Hannover: Radikale Forderungen sind die einzig Realistischen
- Eine Bewegung unter den Westberliner Kindergärtnerinnen
- Arbeitskampf bei Pirelli
-Technische Intelligenz und Klassenkampf
- Zwei Urteile gegen linke Juristen
- Presserklärung des Bundesvorstandes des SDS
- Solidaritätsdemonstration mit türkischen Gastarbeitern und Studenten
- ‚Dialektik der Aufklärung‘: S. Fischer droht mit Gerichten.
In der „Presseerklärung des Bundesvorstandes des SDS“ wendet sich dieser gegen „Propagandaveranstaltungen des israelischen Botschafters Asher Ben Nathan“, die in Frankfurt/M. und Hamburg gestört worden waren. Nun habe „eine Kampagne gegen arabische, jüdische und deutsche Gegner des Zionismus begonnen“. Die deutsche Presse „würde uns wahllos als Antisemiten beschimpfen“.
Die Front wird nun gegen den „Zionismus“ aufgebaut. „Der Zionismus, der wie jede autoritäre Ideologie gesellschaftliche Konflikte im eigenen Land nach außen lenkt, richtet sich rassistisch gegen die arabischen Palästinenser, die man, seit Zionisten in Palästina erschienen sind, mit unmittelbarer Gewalt zu vertreiben versucht und über die man seit der Gründung Israels mit Notstandsgesetzen regiert. Al Fatah ist eine ebenso berechtigte sozialrevolutionäre Organisation wie die Black-Panther-Party in den USA … Der Kampf gegen den Zionismus ist auch ein Kampf aller bewussten Juden - ob in Israel oder in Europa.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-)Berlin, 20.6.1969.
20.06.1969:
Laut „RPK“ 18/1969 soll an diesem Tag von den ad-hoc Gruppen der Germanisten „eine Diskussion zur Vorbereitung eines kollektiven Schulpraktikums“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-)Berlin, 20.6.1969, S. 12.
20.06.1969:
Laut „RPK“ 18/1969 soll an diesem Tag ein Teach-In aus Solidarität „mit den ausländischen Arbeitern“ im Audimax stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-)Berlin, 20.6.1969, S. 12.
20.06.1969:
Laut „RPK“ 18/1969 soll an diesem Tag im RC Berlin zu den Themen „Hannover, Juni 1969“ und „Verkehrsstreik, Massenbasis, DKP“ eine Veranstaltung stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-)Berlin, 20.6.1969, S. 12.
21.06.1969:
Laut „RPK“ 18/1969 soll an diesem Tag eine Solidaritätsdemonstration für türkische Gastarbeiter und Studenten in (West-)Berlin stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-) Berlin, 20. 6. 1969, S.12.
22.06.1969:
Laut „RPK“ 18/1969 soll an diesem Tag im RC eine Veranstaltung zum Thema „Opposition im Apparat - Die innerparteiliche Demokratie der SPD und die bürgerlichen Gerichte“ stattfinden. Teilnehmer sind u. a.: Rudi Schmidt, Agnoli, Gottschalch, Albertz, Kadritzke.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-) Berlin, 20.6. 1969, S.12.
26.06.1969:
Laut „RPK“ 18/1969 soll an diesem Tag im RC der „AK Bürokratie und Rätedemokratie: Leninismus“ eine Veranstaltung mit Matthias Pfüller stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 18, (West-) Berlin, 20.6. 1969, S.12.
27.06.1969:
Die Nr. 19/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Streik und Entlassungen bei ARWA. Griechische Arbeiter kämpfen gegen Erhöhung des Arbeitstempos
- Kampdemonstration
- Einheit auf Kosten des Klassenkampfes. Kommentar zum Moskauer Weltkongress (I. Teil)
- Der ÜSTRA Streik in Hannover und die Perspektiven des Klassenkampfes
- Sozialistisches Anwaltskollektiv
- Organisations-Campagne
- Privathochschule.
Im Artikel „Einheit auf Kosten des Klassenkampfes. Kommentar zum Moskauer Weltkongress“ werden zunächst die Positionen der Sowjetunion und der SEW dargestellt. Abschließend heißt es: „War in der Vergangenheit die Linke stets fixiert an die kommunistische Partei, die einen Teil der Arbeiterklasse repräsentierten, trotz der falschen Politik, und blieb diese Linke eine Sekte von Besserwissern, weil sie nicht die Arbeiterklasse mobilisieren konnten, so hat sich in Deutschland das Verhältnis heute gewandelt. Die sozialdemokratischen Opportunisten vertreten heute offen die monopolkapitalistischen Interessen, während die modernen Revisionisten der D.K.P. und S.E.W. kaum noch Einfluss in der Arbeiterklasse haben und sich eher dem sozialdemokratischen Opportunismus anbiedern. Hier liegt die Chance einer radikalen sozialistischen Bewegung. Wie die Ereignisse in Hannover beweisen, gelingt es den Linken, sich zu organisieren und verstärkt den Kampf aufzunehmen.“ Der Artikel ist von Bernd Rabehl.
Im Artikel „Organisations-Campagne“ heißt es u. a.: „An der Freien Universität hat ein Kollektiv begonnen mit einer ‚Kampagne zur Vorbereitung einer sozialistischen Massenorganisation. Sie wird zunächst getragen vom AStA, von der Sozialorganisation ‚Lokomotive‘, von der ad-hoc-Gruppe WISO, von der Roten Zelle Germanistik und von den Aktionszentren der Mediziner. Das Kampfziel der Kampagne ist die Durchsetzung ‚Antikapitalistischer Wissenschaft und Ausbildung‘ in den Universitäten und Akademien. Die Inhalte antikapitalistischer Wissenschaft sollen im Verlauf der Kampagne immer genauer erarbeitet werden. Die Unterlaufung und Sabotage des HGs muss unser erstes Etappenziel auf dem Wege zu einer sozialistischen Massenorganisation sein. Das Kollektiv hat die Agitation auf dem Campus begonnen und unterstützt die Kämpfe an den Instituten … Es gilt klarzumachen, dass das Hochschulgesetz nur organisiert bekämpft werden kann. Erste Schritte dazu sind die Ausweitung und Unterstützung der Sektionsarbeit und die Zusammenarbeit der Kader an den Instituten, die auch über die gemeinsame Praxis der Agitation zur Überwindung des Institutspartikularismus beitragen werden …
Es gilt klarzumachen, dass gegen das Hochschulgesetz nicht ‚Die Interessen der Studenten‘ gesetzt werden können. Der Widerstand ist nur dann kein Kampf für bürgerliche Privilegien, wenn die Studenten die Forderungen der Genossen in der Stadt zu ihren eigenen machen. Es gilt klarzumachen, dass die Arbeit in den Fachbereichen nur dann sinnvoll ist, wenn antikapitalistische Wissenschaft konkret wird in Gegenstudienplänen, die Fragen aus dem Kampf in den Betrieben und Bürokratien aufnehmen. Die Fragen müssen mit den Kommissionen erarbeitet werden. Die Agitation gegen das Hochschulgesetz bestimmt ihre Inhalte aus der Konkretisierung der Anforderungen der außeruniversitären Praxisbereiche. Daher wird ein Schwerpunkt der Kampagne die Zusammenarbeit mit den ausländischen Arbeitern sein, an der beispielhaft antikapitalistische Studiengänge und Praxismöglichkeiten für Studenten in folgenden Fachbereichen gezeigt werden könnten… Das Ergebnis der Arbeit kann sein der Aufbau eines politischen Zentrums für ausländische Arbeiter. Bis Ende des Semesters soll ein arbeitsfähiger Hochschulkader aufgebaut werden, der sich schult in der Zusammenarbeit mit den Genossen in Betrieben und Verwaltung. Symbol der Kampagne ist der ROTE STERN. Unterstützt die Kampagne, wo immer der ROTE STERN auftaucht.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 19, (West-) Berlin, 27.6.1969.
27.06.1969:
Laut „RPK“ 19/1969 soll an diesem Tag im RC Berlin eine Diskussion mit El Labadi (Generalunion Palästinensischer Studenten) zu dem Thema „Al Fatah: Terrorismus oder sozialrevolutionäre Befreiungsbewegung“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 19, (West-) Berlin, 27.6.1969, S.12.
28.06.1969:
Laut „RPK“ 19/1969 soll an diesem Tag im RC Berlin eine Debatte mit Vertretern der AK Angestellte, Technische Intelligenz (Automation) „Zur Situation der technischen Intelligenz“ stattfinden.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 19, (West-) Berlin, 27.6.1969, S.12.
29.06.1969:
Laut „RPK“ 19/1969 soll an diesem Tag im RC Berlin zur „Lage an der sowjetisch-chinesischen Landesgrenze“ referiert werden: „Präventivschlag oder verzögerter Krieg?“.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 19, (West-) Berlin, 27.6.1969, S.12.
04.07.1969:
Die Nr. 20/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- ROTZEG. Rote Zelle Germanistik gegründet
- Rolle der ausländischen Arbeiter
- Zum Streik bei ARWA
- Hannover: Unabhängige Lehrlingsgruppe gegründet
- Zum Ausländerrecht
- Cuba
- Sozialistisches Zentrum in Westberlin
- Presseerklärung.
Im Artikel „ROTZEG. Rote Zelle Germanistik gegründet“ heißt es u. a.: „Die ROTE ZELLE GERMANISTIK wird ein Bestandteil der neu zu gründenden Massenorganisation sein. Ihre Organisation kann daher nur im Zusammenhang mit den Aufgaben der Massenorganisation diskutiert werden. In der Frage der Massenorganisation, die in ihrer ersten Etappe hauptsächlich aus Studenten bestehen wird, werden zwei falsche Positionen vertreten:
1. Die eine Position vertritt die Auffassung: ‚Wir müssen die Massenorganisation jetzt bilden, weil das Hochschulgesetz verabschiedet und damit die zentralen studentischen Organe zerschlagen werden‘. Diese Position tendiert dazu, die Aufgaben der Massenorganisation in der syndikalistischen Vertretung studentischer Interessen gegenüber der Hochschul- und Staatsbürokratie zu sehen und damit den Kampf an der Universität zu fixieren.
2. Die zweite Position vertritt das andere Extrem. Sie sagt: Wir müssen die Arbeiterklasse organisieren. Deshalb ist der Kampf an der Universität anachronistisch‘. Dies ist eine falsche Konsequenz aus einer richtigen Einsicht. Aus zwei Gründen: 1. Im gegenwärtigen Vorbereitungsstadium des Klassenkampfes hat der Kampf an der Universität die Aufgabe, die radikale bürgerliche Intelligenz beständig zu mobilisieren und für ihre initiierende bzw. unterstützende Funktion im Klassenkampf vorzubereiten. 2. Der Klassenfeind ist durch die vielfältigen Vermittlungsinstanzen des Monopolkapitalismus so wenig als konkreter Gegner greifbar, dass der abstrakt festgehaltene Grundwiderspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital, der nach wie vor in der Fabrik seinen brutalsten Ausdruck findet, sich nicht ausschließlich aus Betriebskonflikten entfalten lässt.
Die Frage: Was ist Klassenbewusstsein? muss sich auf die Gesamtverfassung des proletarischen Lebens beziehen und neben der direkten Ausbeutung und Disziplinierung im Betrieb, neben den direkten Unterdrückungsinstanzen Bürokratie, Justiz, Polizei verstärkt auch die indirekten Unterdrückungsinstanzen Familie, Schule, Wohnverhältnisse, Ausbildung berücksichtigen. Veränderung des Kampfes an der Universität nach den Erfordernissen des Klassenkampfes kann deshalb nicht nur heißen, dass die Schulung studentischer Kader für die Betriebsarbeit vorangetrieben wird und noch mehr Genossen in die bestehenden Basisgruppen gehen. Die Arbeit an der Basis muss ebenso sehr unterstützt werden durch forcierte Anstrengung im Ausbildungssektor, durch den verstärkten Kampf in den Apparaten. Dies ist der Punkt, an dem die in der Massenorganisation arbeitenden Studenten die Transformation in eine sozialistische Massenorganisation leisten können: die Berufspraxis. Unter diesem Gesichtspunkt behält der Kampf an der Universität unvermindert strategische Bedeutung.“
Dazu werden auch „Statuten der Rote Zelle Germanistik“ veröffentlicht.
Der Artikel „Sozialistisches Zentrum in Westberlin“ führt u. a. aus: „In Westberlin soll ein Zentrum aller an der Basis arbeitenden Gruppen gegründet werden. Dass die Basisgruppen ein ständiges Büro brauchen, das die technische Koordination gewährleistet, dass die Gruppen über einen größeren Versammlungsraum für ihre Diskussionen verfügen müssen, bedarf keiner besonderen Begründung. Doch rechtfertigen die technisch organisatorischen Notwendigkeiten noch nicht ein so umfangreiches Projekt, wie es von den Basisgruppen in Zusammenarbeit mit dem RC entworfen worden ist. In der Tat wäre es möglich, von den Anforderungen eines technischen Apparates ausgehend, das derzeitige Provisorium noch zeitweilig beizubehalten.
In ihrem Konzept eines sozialistischen Zentrums gehen die Basisgruppen aber davon aus, dass neben den organisatorischen Bedürfnissen der Gruppen Bedingungen geschaffen werden, die dazu beitragen, dass sich proletarisches Milieu, das von kapitalistischem Konkurrenz- und Leistungsprinzip zusehends zerstört wird, entwickeln kann.
Die Kommune I, die in ihrem Fabrikgebäude schon einmal versuchte, rigider Organisation und abstraktem Seminarbetrieb ein spezifisches unverbindliches Milieu entgegenzusetzen, musste mit ihrem Vorhaben deshalb scheitern, weil sie dem individualistisch bürgerlichen Prinzip der Trennung von autoritär strukturierter Leistung und Lust ein nur negativ an bürgerlichen Normen orientiertes unverbindliches ebenfalls individualistisches Prinzip entgegensetzte. Das sozialistische Zentrum hätte aber die proletarischen Bedürfnisse nach verbindlicher Organisation und gezielter Schulung zu gewährleisten und in der Schulung nicht nur Formen kollektiver Arbeit und kollektiven Lernens zu entwickeln, sondern mit Schulung auch kulturelle Bedürfnisse mit aufzunehmen. Der unbestimmte Begriff des ‚proletarischen Milieus‘ müsste in Zusammenarbeit mit den Lehrlingen und Jungarbeitern konkreter bestimmt werden durch die Mobilisierung kultureller Phantasie …“
Reklame wird in der Ausgabe für die „SoPo 2“ gemacht.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 20, (West-) Berlin, 4.7.1969.
04.07.1969:
Laut „RPK“ 19/1969 soll an diesem Tag im RC Berlin eine Diskussion mit „Vertretern der Aktionszentren Produktionssphäre, Hochschule und Gesundheitswesen der medizinischen Arbeitern“ stattfinden. Thema: „Möglichkeiten und Schwierigkeiten der medizinischen Arbeiter beim Mitaufbau des sozialistischen Zentrums.“
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 19, (West-) Berlin, 27.6.1969, S.12; Rote Pressekorrespondenz, Nr. 20, (West-) Berlin, 4.7.1969, S. 12.
06.07.1969:
Laut „RPK“ 19/1969 lautet das Thema im RC Berlin für diesen Tag: „Journalismus - Prostitution der bürgerlichen Gesellschaft.“ Laut „RPK“ 20/1969 sollen an der Debatte teilnehmen: Meinhof, Ehrler, Schwenger u. a.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 19, (West-) Berlin, 27.6.1969, S.12; Rote Pressekorrespondenz, Nr. 20, (West-) Berlin, 4.7.1969, S. 12.
10.07.1969:
Laut „RPK“ 20/1969 lautet das Thema im RC Berlin für diesen Tag: „Entwicklung der KPD in der Weimarer Republik und deren Aufarbeitung durch die SEW“. Die Diskussion ist vom „AK Stalinismus und Revisionismus“ organisiert. U. a. referiert A. Johannsen.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 20, (West-) Berlin, 4.7.1969, S. 12.
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